Wiederstart

Es wurde nicht der erhoffte Auftritt des FCA in Mainz. Nach neun Spieltagen mit sechs Punkten auf den Relegationsplatz, der Gedanke an eine sorgenfreie Saison scheint weit weg.

Es mag verschiedene Möglichkeiten geben den sportlichen Stand des FCA zu analysieren, aber, es stehen eben auch noch 25 Spieltage an.

Verschiedene Positionen, die Qualität einzelner Spieler, die Ausrichtung der Mannschaft mit Umsetzung, Systemfragen, bis hin zu den sportlich Verantwortlichen – alles und jeder wird hinterfragt.

Einerseits keine ungewöhnlichen Prozesse in vergleichbaren Situationen, andererseits oft auch nicht immer ergebnisorientiert, wenn zeitgleich von außen weitere Unruhe ins Team kommt.

Der FCA spielt das elfte Jahr in der obersten Liga und die Entwicklung muss über den gesamten Zeitraum gesehen werden. Dies mag auch mit verschiedenen Aspekten und Persönlichkeiten zusammenhängen, entbindet aber nicht vor einer Einschätzung der aktuellen Lage und Folgerungen.

In der Mannschaft sind sowohl einige Spieler mit großer Erfahrung wie auch mit Perspektive. In den Abwehrpositionen sollte der FCA besser als die Konkurrenten in der zweiten Tabellenhälfte besetzt sein, und hat doch bereits die zweithöchste Zahl an Gegentoren erhalten.

In keinem der bisherigen Spiele gelang über 90 Minuten ein einheitliches Auftreten. Es hat sich auch noch keine Mannschaft gefunden, die konsequent eine Spielidee verfolgt oder konstant umsetzen kann.

Hinzu kommt aktuell noch die mit schwächste Torausbeute in der Offensive.

Auch wenn es dringend erforderlich erscheint sich die verschiedenen Entwicklungen in den letzten Jahren in Erinnerung zu rufen, stehen der aktuelle Stand und mögliche Perspektiven im Vordergrund. Vermutlich mehrere Stellschrauben, ist es aktuell schwer zu erkennen, wie sich das Momentum schnell beeinflussen lässt.

Wesentlich scheint aber auch hier sich wieder bestimmter, für Augsburg über lange Zeit typischer Vorgehensweisen zu erinnern. Dies bedeutet die Themen intern anzugehen, und gemeinsam nach Lösungen zu suchen – Geschlossenheit ist immer der erste Schritt zu Neuem. Zu schnelles, kurzfristiges Denken schafft dabei zumeist keine Perspektiven.

Sportlich gilt es als Einheit aufzutreten, und schrittweise wieder aus der aktuellen Situation herauszukommen. Zwei Spiele innerhalb von fünf Tagen, im Pokal und gegen Stuttgart, bieten dazu Gelegenheiten.

Knapp sechs Wochen vor dem ersten Aufeinandertreffen in der Liga spielt der FCA in der zweiten Runde des DFB-Pokals in Bochum. Im 66. Spiel bei 27 Teilnahmen als FC Augsburg ist dies der 45 Gegner.

Im DFB-Pokal erreichten die Bochumer bei bisher 150 Spielen bereits zweimal das Finale: 1968 gegen den 1. FC Köln im Ludwigshafener Südweststadion und 1988 gegen die Eintracht.

Der in der ersten Runde des DFB-Pokal erst in der Verlängerung gegen den Wuppertaler SV erfolgreiche VfL hat durch den Sieg gegen Frankfurt am Sonntag in der Liga den Anschluss ans Mittelfeld herstellen können.

Dies ist die 35. Spielzeit für die Bochumer in der Bundesliga, die an neunter Stelle in der ewigen Tabelle, der aktuell in der Liga spielenden Vereinen stehen. Viele Geschichten über die ehemals Unabsteigbaren, das Image als Graue Maus sowie zwei Europapokalteilnahmen.

Erst eine Saison waren die beiden Vereine 2010/ 11 in der gleichen Liga, wobei dabei jeweils die Auswärtsmannschaft erfolgreich war. Das letzte Aufeinandertreffen war das Spitzenspiel des 20. Spieltags, als bei winterlichen Temperaturen in einer hektischen Schlussphase der Siegtreffer für Bochum fiel.

Vielleicht hält diese Serie an. Der FCA hat am Mittwoch nicht nur die Chance die Runde der letzten 16 im DFB-Pokal zu erreichen, sondern als Mannschaft einen neuen ersten Schritt zu machen. Wenn es gelingt sich wieder mancher Tugenden, auch in kämpferischer Hinsicht, zu besinnen, könnte ein Erfolg gegen einen Ligakonkurrenten neue Impulse für die nächsten Spiele freisetzen. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Lage der Liga

Der tabellarische Blick auf den FCA ist derzeit nicht ganz so angenehm. Daher möchte ich mich – während derzeit DFB Pokal Partien anstehen – dem Rest der Liga widmen. Ein Club fällt in der Tabelle derzeit immer mehr zurück, der erste Club hat seinen Trainer entlassen und Erling Haaland fällt erneut verletzungsbedingt aus. Eine kurze Zusammenfassung des Ligageschehens:

VfL Wolfsburg entlässt Mark van Bommel

Der erste Trainerwechsel in der Liga bahnt sich an – der VfL hat am vergangenen Sonntag Mark van Bommel entlassen. Nach acht sieglosen Partien in Folge zog man in Wolfsburg die Reißleine und stellte den 44 Jahre alten Übungsleiter mit sofortiger Wirkung frei. Geschäftsführer Schmadtke gegenüber dem Kicker: “Es gab unter dem Strich mehr trennende als verbindende Faktoren. Die Überzeugung, in dieser Konstellation aus der sportlich schwierigen Situation herauszukommen und schnellstmöglich die Kehrtwende herbeizuführen, hat gefehlt und uns zu dem Entschluss kommen lassen, die Zusammenarbeit zu beenden. Wir wünschen Mark sportlich wie privat alles Gute.”

Mark van Bommel zeigte sich jedenfalls äußerst enttäuscht über das abrupte Aus: “Ich bin überrascht und enttäuscht von der Entscheidung, weil ich überzeugt davon bin, dass wir es gemeinsam geschafft hätten, in die Erfolgsspur zurückzukehren. Ich wünsche der Mannschaft, dass sie es schnell schafft, das Ruder wieder herumzureißen.” Der Nachfolger ist derweil auch schon bekannt geworden: Michael Frontzeck übernimmt vorerst das Ruder in Wolfsburg.

Mark van Bommel ist nicht länger Trainer der Wolfsburger. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Haaland erneut verletzt – BVB jubiliert

Trotz des erneuten verletzungsbedingten Ausfalls von Weltklasse-Stürmer Erling Braut Haaland jubilierte der BVB am Samstag gegen Bielefeld. Mit 3:1 setzte man sich gegen die Arminia durch, die Tore erzielten Emre Can per Foulelfmeter, Mats Hummels und Jude Bellingham. Die Dortmunder festigten durch den Sieg den zweiten Rang und sicherte sich die direkte Verfolgerposition auf den FC Bayern.

Erling Haaland ist eigentlich die Dortmunder Lebensversicherung. Schon neun Tore – in nur sechs Partien – erzielte der 21jährige in dieser Saison. Der Stürmer steht vor seinem 50. Bundesligaeinsatz (und seinem 50. Bundesligatreffer) – muss sich derzeit aber gedulden. Eine Verletzung des Hüftbeugers setzt ihn wohl für mehrere Wochen außer Gefecht! Für den jungen Norweger schon die zweite Verletzung in der laufenden Spielzeit, gegen Gladbach, Augsburg und Lissabon musste er ebenfalls pausieren. “Es ist derselbe Oberschenkel, nur eine andere Stelle”, äußerte sich Trainer Rose vor kurzem zur Verletzung. Er tat die Einschätzung des Teamarztes der norwegischen Nationalmannschaft kund:  “Die Verletzung braucht Zeit. Mindestens drei, vier Wochen, vielleicht länger.”

Erling Haaland ist sicherlich nicht erfreut über seinen erneuten Ausfall – und den Dortmundern wird er schmerzlich fehlen. (Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Review zum neunten Spieltag

Mainz schlachtete (unerwartet) den FC Augsburg mit 4:1 ab und die Augsburger verbleiben somit auf dem Relegationsplatz. Mainz klettert hingegen munter in der Tabelle – derzeit sind sie Siebter. Bielefeld verliert mit 3:1 gegen den BVB und bleibt hinter dem FCA auf Platz 17. Stuttgart kommt gegen Union Berlin nicht über ein 1:1 hinaus und rutscht auf Platz 13 ab. Die Berliner sind derzeit hingegen etwas überraschend Fünfter.

Im rheinischen Derby ringt Köln Leverkusen einen Punkt ab (Endergebnis: 2:2). Die Hertha gewinnt durch ein spektakuläres Richter-Tor mit 1:0 gegen Gladbach. Mit zwölf Punkten stehen die Berliner auf Platz 10, Gladbach rutscht tabellarisch ab und ist mit elf Punkten nur noch Zwölfter. Durch den 4:1-Sieg gegen Fürth klettert RB Leipzig auf den sechsten Platz, während Fürth mit einem einzigen mageren Pünktchen weiterhin Tabellenletzter ist.

Der FC Bayern bleibt – auch ohne den Corona-erkrankten Cheftrainer Julian Nagelsmann an der Seitenlinie – Tabellenführer. Mit 4:0 fertigten die Münchner Hoffenheim ab. Die TSG rutscht dadurch auf Rang elf ab. Freiburg gewinnt mit 2:0 gegen Wolfsburg, was in der Entlassung von Trainer van Bommel mündete. Freiburg ist damit derzeit sensationell Dritter. Wolfsburg steht auf einem soliden neunten Tabellenplatz. Den Spieltag abgeschlossen hat die Partie Bochum gegen Frankfurt. Der kommende Pokalgegner der Augsburger gewann verdientermaßen mit 2:0. Somit sind die Bochumer mittlerweile Tabellenvierzehnter und haben mit dem Sieg sogar die Frankfurter überholt. Diese stehen mit acht Punkten auf Rang 15.

Die Bochumer befinden sich derzeit spürbar im Aufwind – und stellen den nächsten Gegner des FCA (im DFB Pokal) dar. Wir zittern jetzt schon! (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Veh zum FCA? Reuter wackelt

Stefan Reuter ist beim FCA nicht mehr unumstritten, dies berichten diesertags zahlreiche Medienberichte. Präsident Klaus Hofmann sagte auf der JHV zuletzt: „Wenn man fünf Trainer in fünf Jahren hatte, hat man sicher nicht alles richtig gemacht.“ Diese Worte werden als Spitze in Richtung Sportdirektor verstanden, in dessen Tätigkeitsfeld die Trainerbesetzung fällt. Der kicker berichtet zudem, dass schon in der zurückliegenden Saison Spannungen zwischen Reuter und Hofmann herrschten. Auch seitens der Mannschaft werden von Differenzen mit dem Sportdirektor berichtet.

Ein möglicher Nachfolger könnte der Augsburger Armin Veh sein. Der 60jährige lebt in Augsburg, war Spieler des Vereins und trainierte den FCA bereits zweimal. Kommt es noch zu einem dritten Engagement? Zuletzt war er in der Saison 2003/2004 Trainer in der Fuggerstadt. Zuletzt war Veh zwischen Dezember 2017 und November 2019 Geschäftsführer Sport beim Ligakonkurrenten 1. FC Köln. Der Stuhl von Reuter wackelt, Trainer Weinzierl genießt derzeit aber wohl (noch) Rückendeckung. Auf der zurückliegenden JHV nahm Hofmann die letzten Trainer – vor Markus Weinzierl – in die Kritik, schloss den Niederbayern hierbei jedoch aus. Und dies trotz des eklatanten Punkteschnitts unter Weinzierl: Seit seiner Rückkehr im April hat er den schlechtesten Punkteschnitt aller FCA-Trainer in der Bundesliga (0,75).

Rafal Gikiewicz lederte schon mächtig im Interview nach dem Spiel, nun zog zuletzt auch Kapitän Jeffrey Gouweleeuw nach: “Wenn wir so spielen, holen wir keine Punkte”, so der Niederländer. Zu kritisieren hat der 29jährige die mangelnde Konstanz: “Der Unterschied zwischen den Spielen ist viel zu groß. Wir haben ein paarmal zu null gespielt, da waren wir richtig stabil. In anderen Spielen bekommen wir die Tore viel zu einfach.” Gouweleeuw berichtete von mangelnder Kommunikation in der Mannschaft: “Manchmal ist das Problem, dass wir zu wenig reden untereinander. Auch auf dem Platz kommunizieren wir viel zu wenig.”

Fazit

Während es im oberen Tabellendrittel relativ eng zugeht, wird der Abstand im unteren Tabellenabschnitt immer größer. Der FCA steht mit sechs Punkten derzeit auf dem Relegationsrang. Frankfurt auf Platz 15 und Bochum auf Platz 14 haben schon zwei bzw. vier Punkte Vorsprung und die (deutlich) bessere Tordifferenz. Bielefeld liegt auf dem ersten direkten Abstiegsplatz und ist dem FCA mit fünf Punkten recht nah. Auch die Arminia hat eine bessere Tordifferenz als die Augsburger. Nur Fürth ist derzeit schon recht abgeschlagen. Gladbach, Hoffenheim und Hertha liegen auf den Plätzen 12-10. Die Hertha lag zu Saisonbeginn lange Zeit gleichauf mit dem FCA und hat nun schon doppelt so viele Punkte (12). Mainz, Köln und Wolfsburg runden das Tabellenmittelfeld ab.

Leipzig ist derzeit ein wenig abgeschlagen von der Spitzengruppe. Der gehört unweigerlich der SC Freiburg an. Auch Union Berlin mischt derzeit munter mit. Leverkusen liegt mit einer fulminanten Offensive auf dem vierten Platz. Der BVB und die Bayern schreiten vorne weg und bilden die obere Tabellenspitze. Bayern mit einer sensationellen Tordifferenz von +25, bereits 33 Tore hat der FCB in der laufenden Saison erzielt. Ligabestwert und zwar mit Abstand! Bemerkenswerte die Performance der Freiburger, die als einzige Mannschaft noch kein Ligaspiel verloren und bisher die wenigsten Gegentore aller Bundesligateams kassiert hat (6). Chapeau!

…und der FCA?

Stefan Reuter fordert von seinen Mannen: “Wie wir es von der Mannschaft fordern, so müssen wir es vorleben: Sehr geschlossen, klar und gemeinsam gegen die Situation ankämpfen.” Und gibt hier die Marschroute der nächsten Wochen klar vor.

Weinzierl unter Druck?

Der FC Augsburg hat vor Kurzem seine Jahreshauptversammlung abgehalten. Auf die finanziellen wie vereinspolitischen Aspekte der Veranstaltung soll in diesem Blog noch genauer eingegangen werden. Nun soll es aber um die Äußerungen von Klaus Hofmann gehen.

Der Vorstandschef des FCA nutzt derartige Veranstaltungen gerne, um deutlich Partei zu ergreifen. Hofmann spricht dabei das aus, was die Fanseele hören will. Die Aussagen haben nicht selten einen populistischen Touch – kommen in der Regel aber gut bei den Mitglieder an. So ätzte er etwa gegen den bei der Mehrheit unbeliebten Videobeweis und stichelte gegen “den einen oder anderen Schlaumeierkollegen aus der Bundesliga”, der den FCA als Investorenklub bezeichnet hatte. Namen nannte Hofmann keine, meinte aber wohl Union Berlins Präsident Dirk Zingler, der den FCA als “das kleine RB” kritisiert hat. Hofmann räumte mit diesem Irrglauben auf und sprach außerdem über die aktuelle Spielweise.

“Haben uns das Fußballspielen abgewöhnt”

Dabei zeigte Hofmann Verständnis für Kritik an der spielerischen Entwicklung der Schwaben. “Ich verstehe die Stimmen, die uns vorwerfen, dass die Entwicklung stagniert”, sagte Hofmann, nachdem er die nunmehr elf Jahre andauernde Ligazugehörigkeit als “unglaublichen Erfolg” lobte. “Ich kann beide Seiten der Medaille erkennen. So richtig schön ist unser Fußball in den letzten zweieinhalb bis drei Jahren nicht mehr.” Daran Schuld haben laut Hofmann auch die beiden Trainer Martin Schmidt und Heiko Herrlich.

“Wir haben uns systematisch das Fußballspielen abgewöhnt in den letzten zwei, drei Jahren. Es gab eine Phase, da haben wir nur auf Konter gespielt, und eine Phase, da waren wir nur defensiv und haben versucht, mit Glück ein Tor zu schießen.” Erstere Phase ist auf Umschalttrainer Schmidt zuzuschreiben, zweitere auf die destruktive Zeit unter Herrlich. Beide Coaches verpassten es, die spielerische Entwicklung voranzubringen. Die Kritik an beiden Trainern ist angebracht und berechtigt. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Hofmann als Klubboss die Installation des Duos direkt mitgetragen und damit auch zu verantworten hat.

Klaus Hofmann hatte auf der vergangenen JHV einiges zu bemängeln. (Photo by Stefan Puchner – Pool/Getty Images)

Vertrauen in Weinzierl: “passt zum FCA”

Nun stellt sich die Frage, ob unter dem neuen, alten Coach Markus Weinzierl alles besser ist. Der Saisonstart lässt diese Frage zumindest offen. Sechs Punkte nach neun Spielen sind deutlich zu wenig. Zur Wahrheit gehört zwar auch, dass der FCA ein schwieriges Auftaktprogramm mit Europapokalteilnehmern und -anwärtern hatte. Aber selbst gegen vermeintliche Teams auf Augenhöhe überzeugten die Schwaben nicht. Gegen Bielefeld (1:1) spielte man nur eine Halbzeit ansehnlichen Fußball, gegen Freiburg (0:3) und Mainz (1:4) war die Partie bereits nach einer halben Stunde entschieden.

Nachdem ein Viertel der Saison gespielt ist, wächst der Druck auf Mannschaft und Trainer. An anderen Bundesligastandorten wäre es bereits deutlich unruhiger. In Augsburg, wo es in den letzten fünf Jahren fünf unterschiedliche Trainer gegeben hatte, will man Personaldiskussionen offenbar vermeiden. Hofmann stellte sich demonstrativ hinter Weinzierl: “Ich halte ihn für einen erstklassigen Trainer und einen Menschen, der zum FCA passt.” Mit Weinzierl hatte man bereits Erfolg, das “wird man auch jetzt schaffen”. Gleichzeitig nahm Hofmann die Mannschaft in die Pflicht und sagte er sei “auch schon mal mit größerer Vorfreude zu Heimspielen gefahren”. Wer den 54-Jährigen schon einmal live im Stadion erlebt hat, weiß, dass da auch einmal deutlich schärfere Worte fallen.

Weinzierl muss liefern

Wie ist das Bekenntnis zu Weinzierl nun zu verstehen? Zunächst einmal spricht es nicht für die Leistung des FC Augsburg, dass ein solches Bekenntnis überhaupt notwendig ist. Den Saisonstart hatte man sich anders vorgestellt. Dass die sportliche Führung an Weinzierl festhalten will, ist nachvollziehbar. Den in Augsburg noch immer sehr beliebten Straubinger nach wenigen Monaten wieder zu schassen, wäre manchem Fan wohl schwer vermittelbar. Zumal es auf dem Trainermarkt derzeit nicht wirklich viele Alternativen gibt. Ein Domenico Tedesco zum Beispiel wäre allerdings interessant.

Bis Weihnachten trifft der FC Augsburg noch auf Stuttgart, Hertha, Bochum, Köln und Fürth. Spiele, in denen ein anderes Gesicht gezeigt werden muss, als am Freitag in Mainz. Der Auftritt der Mannschaft war schlicht bodenlos. Die Mainzer Fans sangen den FCA während der Partie sogar in die 2. Bundesliga.

Am Boden: Daniel Caligiuri und der FCA haben in Mainz sang- und klanglos verloren. (Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Die Situation ist ernst, keine Frage. Dass nun aber von einigen Fans bereits erste Forderungen nach einem Trainerwechsel laut werden, ist keineswegs hilfreich. Markus Weinzierl hat eine ernsthafte Chance verdient. Dass ihm Hofmann den Rücken stärkt, ist daher richtig. Klar ist aber auch: Weinzierl und die Mannschaft sollten dieses Vertrauen allmählich zurückzahlen und wieder zurück in die Spur kommen. Auch ein Einzug ins Pokalachtelfinale kann auf diesem Weg helfen.

Zeit, die eigenen Stärken zu erkennen

Mir brummt immer noch etwas der Kopf. Ich war am Freitagabend in Mainz und habe die Katastrophe hautnah erlebt. 1:4 verlor der FC Augsburg zu Beginn des Spieltags in Mainz, war über die gesamte Partie die schlechtere Mannschaft und verlor zu Recht in dieser Höhe und Deutlichkeit. Die Niederlage kommt, nachdem schon in anderen Partien zu Beginn der Saison (z.B. gegen Freiburg) wenig zusammenpasste, und gerade unter der Woche Klaus Hofmann öffentlich Markus Weinzierl den Rücken gestärkt hatte.

Hofmann kritisiert zwei Ex-Trainer: “Wir haben uns das Fußballspielen abgewöhnt” – Das kommt nicht von mir, sondern war kurz nach der Jahreshauptversammlung eine Überschrift beim kicker. Und nach dem Spiel in Mainz fragt sich wahrscheinlich auch Klaus Hofmann, welche Trainer er mit dieser Aussage genau gemeint hat. Ich war damals unter Martin Schmidt in Gladbach vor Ort, als es in der ersten Halbzeit 4 Gegentore gab. Auch Gumnys Slapstick ist mit dem von Koubek damals vergleichbar. So lange habe ich diese Mannschaft schon nicht mehr so schlecht spielen sehen. Die Entwicklung ist besorgniserregend.

Nach dem Spiel in Mainz wies Manager Reuter darauf hin, dass es auch beim ersten Mal unter Markus Weinzierl eine Weile gedauert habe, bis sich die Mannschaft gefunden hatte. Eine ganze Hinrunde des Grauens war das damals gewesen, bevor die Truppe ihre Identität fand und sich ab diesem Moment für nichts mehr zu schade war. Und was ab diesem Moment möglich ist, das haben wir damals und das hat Mainz letzte Saison gezeigt. Jetzt kommt es schlicht darauf an, diesen Wendepunkt zu finden. Auf die Suche geht der FCA mal wieder intern geschlossen. Eine Trainerdebatte gibt es nicht. Es kommt jetzt darauf an, dass es in der bestehenden Konstellation vorwärts geht. Raus aus dem sportlichen Loch.

Unsere sportliche Identität

Und nachdem mein Brummschädel nun lange genug darüber gegrübelt hat, wie der Weg zur Besserung aussehen könnte, möchte ich hier an dieser Stelle auch als Eigentherapie meine Gedanken einmal festhalten. Ich glaube, wir sollten alle gemeinsam einmal in den Spiegel schauen. Was ist unsere sportliche Identität? Was ist die Basis? In der Rückschau scheint mir das etwas verklärt zu sein. Der Fußball in der ersten Phase unter Markus Weinzierl war nicht immer attraktiv. Und die Attraktivität entstand mit Sicherheit nicht dadurch, dass wir Gegner im Ballbesitz dominieren konnten.

Ich möchte denn auch einmal Klaus Hofmann korrigieren. Wir haben uns nicht das Fußball spielen abgewöhnt. Wir haben uns abgewöhnt, dahin zu gehen, wo es weh tut und uns unbeliebt zu machen. Wir sind auch deshalb die graue Maus der Liga geworden, weil wir den Gegnern gleichgültig sind. Vor ein paar Jahren, wurden wir respektiert und man begegnete dem Team mit Antipathie, weil wir so unangenehm zu spielen waren, wie kein Team außer uns. Diesen Ruf haben uns andere Teams wie die Frankfurter Eintracht oder auch Union Berlin in der Zwischenzeit abgenommen.

System hin, System her wird es in den nächsten Spielen darum gehen, zu diesen Grundtugenden zurückzukehren. Defensiv stabil zu stehen, die Räume eng zu machen und den Gegner in die Zweikämpfe zu zwingen. Und in den Zweikämpfen zu tun, was nötig ist. Fast als Fußnote möchte ich anmerken, dass wir ohne Felix Uduokhai vielleicht nicht das geeignete Personal haben, um dies erfolgreich mit 3er Kette umzusetzen. Robert Gumny wackelt mir persönlich zu sehr und ist vielleicht als klassischer Rechtsverteidiger besser aufgehoben (und kann sich dann auch offensiv einschalten). Ich könnte mir vorstellen, dass auch eine klassische Doppelsechs vor einer Viererkette in dieser Phase helfen könnte, stabiler zu werden und den Gegner ab dem Mittelfeld weniger Raum zu geben. Der Kern meiner Gedanken ist allerdings, dass wir uns wieder bereit sein müssen, uns unbeliebt zu machen. Nicht mit dem Gedanken zu verletzen, sondern um uns Respekt zu verschaffen.

Bereitschaft zum Notwendigen

Insgesamt ist es mir dabei vollkommen egal, welche 11 auf dem Platz stehen, so lange sie bereit sind, ihre Defensivaufgaben zu erledigen und sich in die Zweikämpfe zu werfen. Es ist dies vielleicht auch der Moment, an Tobi Werner zu erinnern. Tobi Werner, der Tore und Assists sammelte, allerdings mir nicht nur dafür im Gedächtnis blieb. Denn zu Zeiten von Tobi Werner sahen die Linksverteidiger regelmäßig alle gut aus. Er war so gut in der Rückwärtsbewegung und im Spiel gegen den Ball. Wir brauchen wieder diese Bereitschaft bei den Spielern, das Notwendige zu tun und sich für die Mannschaft aufzuopfern.

Für mehr Reinwerfen (Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Nebenbei braucht es dann einen besser ausgeführten offensiven Plan. Und auch hier sollten wir ehrlich in den Spiegel blicken. Lange Bälle nach vorne, werden immer ein Teil davon sein. Wir brauchen gerade deshalb offensive Zielspieler, die die Bälle festmachen und weiterleiten können und ich bin mir persönlich nicht sicher, ob diese Position mit Sergio Cordova optimal besetzt ist. Caiuby blühte hier früher auf. Alfred Finnbogason ist fit und wäre für mich ein geeigneter Kandidat. Genauso wie Gregerl Luftduelle kann. Aber auch an der Stelle ist mir scheißegal, wer es denn nun macht. Nur wir sollten diesen festgemachten langen Ball wieder als den Erfolg sehen, den wir brauchen, um dann auf die Außen zu spielen und mit Vargas und Hahn mit Wucht nach vorne zu stoßen.

Wo ist der Zusammenhalt?

Ein Teil dieses Plans sollte es auch sein, mit Fehlern umgehen zu lernen. Momentan ist es so, dass wir einknicken, sobald wir uns ein Gegentor fangen. Fehler sind notwendiger Teil des Fußballs. Sie werden immer wieder passieren. Es gilt sich auf diese Momente vorzubereiten und dann die Ruhe zu behalten. Mir ist es unbegreiflich, wie man sich selbst so aus dem Konzept bringen lassen kann. Warum man sich nicht gegenseitig bestärkt und am Plan festhält. Genügend Zeit gegen Mainz wäre allemal gewesen.

MAINZ, GERMANY – OCTOBER 22: Reece Oxford of FC Augsburg looks dejected after the Bundesliga match between 1. FSV Mainz 05 and FC Augsburg at Opel Arena on October 22, 2021 in Mainz, Germany. (Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Hierfür braucht es wieder mehr positive Unterstützung von Spieler zu Spieler als auch von den Rängen. Weniger Schuldzuweisungen und Zurechtweisungen. Mehr wir als ich. Und dafür braucht es die richtigen Charaktäre und die richtige Mischung auf dem Platz. Und den Support von den Rängen, jetzt wo es wieder möglich ist. “Augsburg hält zusammen” war das Mantra und sollte es wieder sein. Es braucht wieder eine Wagenburgmentalität, in der wir uns gegenseitig den Rücken stärken. Und an uns glauben, alle gegenseitig aneinander und jeder an sich selbst. Natürlich ohne sofort den Trainer oder die sportliche Leitung zu hinterfragen.

Rückbesinnung auf die Stärken

Das elfte Jahr spielen wir nun in der Bundesliga. Am Anfang war uns allen bewusst, dass wir mit einfachen Mitteln zum Klassenerhalt kommen müssen. Mittlerweile wurde von uns allen angenommen, es müsste eine sportliche Entwicklung geben. Bei den Renovierungsarbeiten am sportlichen System haben wir im übertragenden Sinne eine Leitung angebohrt und die Sicherung ist geflogen. Unser Spiel ist weniger körperlich geworden und hat seine Klarheit verloren. Der Zusammenhalt ist etwas verloren gegangen. In dieser sportlich schwierigen Phase kommt es nun darauf an, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen. Wir sollten uns daran erinnern, was wir sportlich gut können und wie wir uns gegenseitig so unterstützen können, damit wir dieses Potential abgerufen bekommen.

Und mit Fokus auf diese sportlichen Stärken, und unsere Grundtugenden sollte der Trainer für Mittwoch eine Mannschaft identifizieren, die das vornehmliche Ziel hat, dem VfL Bochum einen möglichst unangenehmen Abend zu bereiten. Zu kratzen, zu beißen, zu kämpfen. Auf die eigenen Möglichkeiten zu lauern und diese zu nutzen. Denn als erstes sollten wir erkennen, wer wir sind. Wir sind der großartige FC Augsburg, der reihenweise Ziele erreicht hat, von denen keiner zu träumen wagte. Der das Anfield auf dem Lechfeld erschuf, nach Anfield fuhr und im Gegensatz zu Teams wie Mainz 05 noch nie aus der ersten Liga abgestiegen ist. Widerstände sind unsere DNA. Wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Denn wir sind Augsburger und ihr nicht.

Katastrophenbericht aus Mainz

Den Saisonstart des FCA durchwachsen zu nennen, wäre vielleicht vor der Partie gegen Mainz 05 noch beschönigend gewesen. Jetzt danach ist es schlciht falsch. Ein komisches Gefühlswirrwarr hatte mich die Tage vor dieser Partie erfasst. Für mich persönlich sollte es die erste Paarung seit langem wieder im Stadion sein und es hatte sich über die Zeit vorher ein gewisses Gefühl der Entwöhnung eingestellt. Ich hatte einerseits privat einiges um die Ohren. Andererseits war das Beobachtete auf dem Rasen nicht dazu geeignet, Euphorie zu entfachen. Mainz zudem ist ein Bundesligastandort, der bei mir kein Event-Feeling aufkommen lässt. Andererseits ist der Stadionbesuch ein Teil meiner Identität und es wurde einfach mal wieder Zeit.

Dabei war die Ausgangslage trügerisch. Mainz wartete auf ein eigenes Erfolgserlebnis. Man könnte aus der Entfernung eine schwächere Phase attestieren. Dennoch hatte sich die Mannschaft der 05er seit der Winterpause der vergangenen Saison prächtig gefunden und in der Rückrunde eine wahre Erfolgsserie hingelegt (und den unmöglichen Klassenerhalt geschafft). Auswärts am Freitagabend: es gibt in der Bundesliga sowohl schwerere als auch einfachere Aufgaben. Nach unserem “durchwachsenen” Saisonstart war eine gesunde Portion Pessimismus daher vollends angebracht. Und dies nicht nur wegen dem kalauer-geprägten Stadionsprecher der Mainzer, dessen Humor sehr unserem Offensivspiel gleicht (gewollt und nicht gekonnt. Hust.)

Sportlich befand sich der FC Augsburg vor der Partie gegen Mainz 05 in einer schwierigen Phase. Die Punkteausbeute zuletzt gegen Bielefeld war ungenügend. So kann keine Ruhe reinkommen. Nun bot sich gegen Mainz 05 die Chance auswärts zu punkten, bevor nach dem Pokalspiel unter der Woche, auch im Heimspiel gegen Stuttgart zählbares herausspringen sollte. Danach wird es gegen Wolfsburg und die Bayern erstmal wieder schwieriger mit realistischen Punkteerwartungen. Um erfolgreicher Fußball zu spielen, bedarf es einiger Verbesserungen. Gegen Mainz sollte es sie nicht geben.

Aktiv und gierig

In die Zweikämpfe kommen. Längere Ballbesitzphasen haben. Die Kontrolle über das Spiel übernehmen. Zumindest hatte sich das Markus Weinzierl so gedacht und in der Pressekonferenz vor dem Spiel kommuniziert.

Zweite Minute direkt ein kleiner Schreckmoment. Ball nach innen zuglassen. Vargas mit dem Ballgewinn nach Mainzer Fehlpass in der vierten Minute war ein Fünkchen Hoffnung bevor die Fassade bröckelte. Mainz mit drei Torabschlüssen in den ersten 7 Minuten. Oxford zu spät im Zweikampf in der 10 Minute am Mittelkreis und direkt mit gelb verwarnt. Ein schwacher unkonzentrierter Start in die Partie und mit Sicherheit erstmal nicht der erhoffte aktive Beginn. Für die Krönung sorgt Robert Gumny, der slapstickartig über den Ball schlug und so den Gegentreffer in Minute 11 erst ermöglicht. Fehler, die auf diesem Niveau nicht passieren dürfen und bestraft werden. Und natürlich ging es viel zu schnell.

Reaktion auf Rückschläge

Was mich sofort danach interessierte: Wie reagierte die Mannschaft? Schon mehrmals in dieser Saison fielen Gegentore in Serie. So auch diesmal. Minute 14 und es geht schon wieder zu leicht. Mainz kommt erneut zum Abschluss. Minute 15 und das 2:0 für Mainz 05 fällt. Vorausgegangen durften sich die Mainzer erneut durch die Augsburger Abwehr kombinieren. Jeff saß zwar zwischenzeitlich auf dem Hosenboden, konnte allerdings nicht klären. Direkt nach dem zweiten Gegentreffer stellte Weinzierl das System um, in dem er André Hahn instruiert und dieser die Kollegen informiert. Trotzdem: keine Besserung in Sicht.

Alles Umstellen hat nichts gebracht. (Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Die Staffelung mit Caliguiri, Vargas und Cordova offensiv passte in manchen Situationen überhaupt nicht. Und mehr braucht man zum Offensivspiel dann auch nicht zu sagen. Der FCA wirkt zeitweise wie ein Team, das einen neuen Coach bekommen hat und gerade in die Vorbereitung startet. Markus Weinzierl wird auf der Pressekonferenz nach dem Spiel davon sprechen, dass ein anderer Plan fürs Spiel kommuniziert war, als er von den Spielern umgesetzt wurde. Und so ging es munter weiter, zumindest von Mainzer Seite. Oxford lässt Flanken. Gumny lässt einköpfen. Augsburg lässt Mainz das 0:3 machen. Im Gegenzug legt sich Cordova den Ball zu weit vor. In der nächsten Szene lässt sich Gouweleeuw im Mittelfeld den Ball abnehmen. Cali mit dem Ballverlust in der 40. Auch vorher gab es weitere Gelegenheiten für Mainz. Meist reicht ein Pass und die Augsburger Abwehr ist ausgehebelt. Mainz könnte noch deutlicher führen. Die Augsburger Spieler haben sich in die vollständige Passivität verabschiedet und sehnen die Halbzeit herbei.

Über Verantwortung

Der geneigte Leser wird es wissen: meine Anreise ist nicht ganz so weit. Aber selbst ich beginne mich verarscht zu fühlen, bei dem was ich dort sehe. In der zweiten Hälfte kommt Strobl als Mann in der Mitte der 3er Kette für Gumny. Zeqiri darf für Cordova ran. Der Ball läuft auch mal etwas länger in den Augsburger Reihen. Es bleibt absolut harmlos. Gouweleeuw spielt weiter unbedrängt Bälle zur gegnerischen Ecke. Es wirkt, als ob Mainz den Fuß vom Gas genommen hätte. Wir können weiterhin nichts ausrichten. Als Mainz dann doch mal kurz auch aufhört gegen den Ball zu arbeiten, schießt Zeqiri den Ehrentreffer. Mainz stellt direkt den alten Abstand wieder her.

Frustriertes Hinterherschauen (Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Und auch heute zeigt sich wieder: am Ende müssen es die Spieler auf dem Platz richten. Die sportliche Verantwortung hat Markus Weinzierl inne. Und heute können wir ganz deutlich sagen: die Honeymoon Phase nach der Rückkehr ist zu Ende. Das ist der schlechteste Fußball, den diese Mannschaft seit langem gespielt hat. Ich zumindest bin bedient.

Wendepunkte

Lange Zeit zum Grübeln bleibt nicht. Am Mittwoch geht es im Pokal nach Bochum. Am folgenden Wochenende kommt der VfB Stuttgart nach Augsburg. Danach wird das Programm wie angesprochen deutlich schwerer. Vor diesen Begegnungen gegen Wolfsburg und die Bayern bráucht es ein Erfolgserlebnis und Bundesligapunkte, sonst ist die erste Krise der Saison da. Wobei man sich an diesem kalten Mainzer Abend fragen muss, ob dieser Begriff nicht jetzt schon angebracht wäre. Ab wie vielen Partien mit mindestens vier gegnerischen Treffern man hiervon sprechen sollte? Oder ist der Gradmesser die Anzahl der Partien ohne mehr als einen eigenen Treffer? Ach, ihr könnt euch eine beliebige statistische Kategorie aussuchen, das Team spielt schlicht schlechten Fußball. Markus Weinzierl pickte sich bei der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Mainz die Zweikampfquote in der ersten Halbzeit heraus. Und das im Oktober live und in der Kälte mit eigenen Augen zu sehen entlockt mir gerade nur noch lautes Loslachen, nachdem Mainz den Ball in der Endphase neben das leere Tor schießt anstatt hinein und die Mainzer Fans von Augsburg und zweiter Liga singen.

Sportlich und mental braucht es jetzt Ansatzpunkte. Es braucht einen Wendepunkt. Dringend. Und auch wenn mir heute der Glaube dafür fehlt, so ist doch morgen wieder ein neuer Tag. Ach, wie möchte ich dieses Spiel schnell vergessen (getippt, während die Mainzer Fans die Laola-Welle durchs Stadion schicken). Und im DFB-Pokal am Mittwoch weiter kommen. Da ist er wieder der naive Fanglaube. Hoffentlich wie der FCA, einfach nicht unterzukriegen.

Zusammen

Eben durch die Spielweise in der ersten Halbzeit waren Entwicklungsansätze erkennbar. Ein nächster Schritt wäre diese möglichst über die gesamte Spieldauer beizubehalten. Nächste Gelegenheit dazu am Freitagabend in Mainz.

Nach der Vorrunde der vergangenen Saison standen die 05er mit 6 Punkten, und acht Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz, auf Platz 17 der Tabelle. Bereits zu Beginn des Jahres wurde die sportliche Leitung gewechselt.

Mit neun Siegen und 32 Punkten, Platz 5 in der Rückrundentabelle, reichte es am Ende zu Platz 12 mit sechs Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz.

Auch in die neue Ligasaison startete das Team von Bo Svensson gut mit einem Sieg zum Auftakt gegen Leipzig und Tabellenplatz 5 mit 10 Punkten nach fünf Spieltagen. Zuletzt allerdings wurden gegen besser platzierte Mannschaften drei Spiele in Folge verloren. Wohin der weitere Weg führt wird sich dann nach den nächsten fünf anstehenden Spielen gegen vergleichbar und schwächer platzierte Vereine zeigen

Der FCA hat eine positive Bilanz gegen Mainz und dabei die letzten fünf Spiele gewonnen. Vor dem 1: 0 – Auswärtssieg im Februar dieses Jahres lagen auch vier Spiele ohne Erfolg.

Ein Unikum auch die diesjährige Mitgliederversammlung des FCA auf der Gegentribüne des Stadions. Abseits formeller Regeln und Rahmen wäre hier auch mehr tatsächlicher Austausch unter allen Anwesenden wünschenswert.

Themen unabhängig steht vor der Entwicklung einer Außendarstellung die Stärkung des inneren Zusammenhalts – ein WIR-Gefühl lässt sich immer nur gemeinsam erreichen.

Die Entwicklung des Vereins über einen Zeitraum von zwanzig Jahren ist mehr als bemerkenswert. Noch dazu in fast allen Bereichen. Und alle die in der Verantwortung sind haben einen kleineren oder auch größeren Beitrag dazu geleistet.

Nur hilft die stetige Wiederholung allein bei der Zukunftsausrichtung nur bedingt. Es wird auch weiterhin alle Kräfte, wie auch immer wieder neue Impulse bei der Umsetzungen der Ideen benötigen.

Im Vordergrund wird zumeist der sportliche Erfolg, in Form der weiteren Etablierung in der Bundesliga, gesehen. Dazu der perspektivische Aufbau als Ausbildungsverein. Dennoch gibt es noch einige Bereiche, die wichtig für die Identifikation mit dem Verein, nicht nur in der Region, sind.

Auch hier zeigt der FCA teilweise sehr gute Ansätze – und doch darf am Bild der Geschlossenheit noch weiter gearbeitet werden. Eine Stadt – ein Verein ist mehr als ein Slogan, und der FCA mehr als ein Fußballverein.

Videobeweise, neue Gedanken an eine Super League und wieder Bestrebungen den Turnus von Weltmeisterschaften zu verkürzen – vieles das vom eigentlichen Sport ablenkt.

Eine Demonstration am letzten Spieltag in der Liga und die Frage nach dem Reiz der Bundesliga.

Aus Augsburger Sicht nicht nur das dabei sein, sondern die Entwicklung einer Mannschaft aus dem vorhandenen Kader mit eigener Spielidee und -umsetzung. Unabhängig der tatsächlichen taktischen Aufstellung der schnelle Übergang aus einer gesicherten Defensive. Wenn dann noch im vorderen Bereich die Genauigkeit bei den letzten Pässen zunimmt, wäre ein nächster Schritt wieder erreicht. In einigen Spielen nun immer wieder auch gute Ansätze, fehlte bisher immer noch die Konstanz.

Zehn Jahre nach dem ersten Bundesligasieg wäre ein guter Moment, um mit einem erfolgreichen Auftritt den Relegationsplatz wieder zu verlassen. Neunzig Minuten als Mannschaft auftreten und in jeder Phase erkennen lassen, das die Saison nun langsam beginnt. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Die Causa Koubek

Er ist wohl einer der umstrittensten Zugänge der jüngeren Augsburger Transferhistorie. Und das, obwohl seine Vita stellenweise wirklich beeindruckend ist. Doch viele FCA-Fans haben sich auf den 1,98 Meter großen Hünen Tomas Koubek eingeschossen, da er bei uns seine vorherigen Leistungen nicht abrufen konnte. In 24 Bundesligaspielen kassierte er sage und schreibe 51 Gegentore. Das bedeutet durchschnittlich 2,13 Tore pro Partie. Nur vier Mal konnte er dabei seinen Kasten komplett sauber halten. Doch warum verpflichtete Sportdirektor Stefan Reuter ausgerechnet Koubek? Hätte es vielleicht einen besseren Kandidaten gegeben? Wir haben uns mal Koubeks Lebenslauf ein bisschen genauer angeguckt und uns dabei natürlich vor allem auf die Leistungsdaten konzentriert. Vielleicht steckt ja doch mehr in ihm, als manche meinen.

Die Vorgeschichte

Am 01.07.2018 verließ die große Konstante zwischen den Augsburger Pfosten den Verein. Stammtorhüter Marwin Hitz wechselte zu keinem Geringeren als Ligakonkurrent Borussia Dortmund, um sich dort – vorerst zumindest – hinter Nummer 1 Roman Bürki auf die Bank zu setzen. Insgesamt bestritt der gebürtige Schweizer 157 Partien über 14.157 Spielminuten für die Fuggerstädter und spielte dabei hervorragende 47 Mal zu Null. Das bedeutet, dass er in knapp 30 Prozent aller Spiele keinen Gegentreffer hinnehmen musste. Aber ich will euch die Anzahl der Gegentore der Vollständigkeit halber nicht verschweigen. Es waren 212 an der Zahl, was einer durchschnittlichen Torquote von 1,35 Toren pro Partie entspricht. Das ist ein ziemlich guter Wert, den nur Simon Jentzsch im Augsburger Tor unterbieten konnte.

Die Saison 2018/19 überbrückte man in der Hinrunde mit den beiden vorhandenen Keepern Fabian Giefer und Andreas Luthe. Giefer stand seit einem und Luthe seit zwei Jahren beim FCA unter Vertrag. Das Duell um die Nummer 1 gewann zunächst der von Schalke gekommene Giefer. Doch nachdem dieser in den ersten 4 Partien der Bundesliga deutliche Unsicherheiten zeigte und gleich 7 Gegentreffer hinnehmen musste, entschied sich Trainer Manuel Baum in den restlichen Partien Andi Luthe ran zu lassen. Der machte seine Sache eigentlich recht ordentlich, denn in den darauffolgenden 15 Ligaspielen ließ er gerade einmal 22 Gegentore zu. 3 Mal hielt er seinen Kasten sogar komplett sauber.

Ziemlich groß war daher meine Überraschung, als der FC Augsburg am 03.01.2019 einen erneuten Wechsel auf der Torhüterposition ankündigte. Von der TSG Hoffenheim kam der damals 21jährige Gregor Kobel auf Leihbasis in unser schönes Schwabenländle.

Die Verpflichtung von Gregor Kobel ist keine Entscheidung gegen unsere drei Torhüter. Vielmehr erhöhen wir durch dieses Leihgeschäft die Konkurrenzsituation und sind überzeugt, dass dies für alle leistungsfördernd sein wird.

Sportdirektor Stefan Reuter über die Verpflichtung des Schweizers

Kobels Ziel war ganz klar, die bisherige Nummer 1 Andi Luthe von seinem Posten zu verdrängen. Das schaffte er auch, allerdings waren seine Leistungen auch eher durchwachsen. Er strahlte im Tor zwar eine große Selbstsicherheit aus, die jeder Keeper mitbringen sollte, doch 44 Gegentore in insgesamt 18 Partien sind halt nicht ohne. Doch wie man an seiner jetzigen Position sehen kann, hat er sich zu einem gestandenen Bundesliga-Torhüter entwickelt. Gerne hätte der FCA den heutigen Torhüter des BVB behalten, doch Hoffenheim stimmte einem festen Transfer nicht zu. Stattdessen verlieh man Kobel weiter nach Stuttgart.

Doch für den FC Augsburg bedeutete das, dass man sich auf die erneute Suche nach einem Torwart begeben musste, der die alte Konstanz endlich wieder herstellen sollte. Warum man nicht gleich auf den ruhigen Luthe setzte, weiß ich leider nicht. Wahrscheinlich trauten die Verantwortlichem ihm nicht genug zu. Warum auch immer, denn ich bin der Meinung, dass Luthe immer einen sehr gelassenen und auch sicheren Eindruck zwischen den Pfosten machte. Aber wir stecken ja alle nicht drin und wissen vor allen Dingen auch nicht, was intern alles abläuft. Vielleicht gab es Probleme mit dem Trainer oder innerhalb des Teams. So etwas dringt selbstverständlich nie nach außen.

Die Kandidaten

Man suchte sich also einen neuen Keeper – den vierten neben Andreas Luthe, Fabian Giefer und Eigengewächs Benjamin Leneis. Neben Tomas Koubek standen noch 3 weitere Kandidaten auf dem Augsburger Gerüchtezettel.

Jonas Omlin: Der gebürtige Schweizer stand zum damaligen Zeitpunkt beim FC Basel unter Vertrag. Für den Schweizer Erstligisten hatte der 1,90m große Omlin in der vorangegangenen Saison 2018/19 insgesamt 35 Spiele bestritten. 27 (von 36) in der Superleague, 2 im Schweizer Cup, 2 in der Europa League – und 2 in der Champions League – Qualifikation. Dabei stand er insgesamt über insgesamt 3.180 Spielminuten auf dem Platz und kassierte in allen Partien lediglich 38 Gegentreffer. Das bedeutet einen Schnitt von 1,09 Gegentoren pro Partie, was einem hervorragenden Wert entspricht. 13 Mal konnte der damals 25jährige seinen Kasten sogar komplett sauber halten. Das sind 37% aller Partien. Heute spielt Jonas Omlin in der französischen League 1 beim derzeitigen Tabellen-Dreizehnten HSC Montpellier.

Jonas Omlin kannte im Testspiel gegen RB Leipzig kein Risiko (Foto: Ronny Hartmann/Getty Images)

Sergio Rico: Der damals knapp 26jährige Spanier spielte in der Saison 2018/19 für den FC Fulham in der englischen Premier League. Dorthin wurde er vom spanischen Topclub FC Sevilla verliehen. In England absolvierte Rico 29 Partien im Oberhaus, in welcher er 56 Gegentreffer hinnehmen musste. Das bedeutet durchschnittlich 1,93 Gegentreffer pro Partie. Lediglich 5 Mal blieb Fullham während seiner Amtszeit ohne Gegentreffer. Trotzdem wurde, nachdem das Gerücht Augsburg im Sand verlief, kein Geringerer als Paris Saint-Germain auf ihn aufmerksam. In der Spielzeit 19/20 wechselte er ebenfalls per Leihe von Sevilla an die Seine, ehe er 2020 schließlich fest verpflichtet wurde. Für Paris durfte Sergio Rico bisher 23 Partien abliefern, in denen er 14 Mal keinen Treffer hinnehmen musste. In den übrigen 9 Partien kassierte er 15 Gegentore.

Yvon Mvogo: Bei Young Boys Bern noch gesetzte Nummer 1, landete der Schweizer 2017 bei RB Leipzig auf der Bank. Für die Sachsen durfte der in Kamerun geborene Keeper in 3 Spielzeiten (2017 – 2020) nur 19 Partien bestreiten. Hierbei kassierte er 24 Gegentore und hielt seinen Kasten 4 Mal komplett sauber. Um also wirklich eine Einschätzung seiner Leistung liefern zu können, habe ich mir zusätzlich seine Zeit in Bern genauer angesehen. Für den heutigen Schweizer Champions League – Teilnehmer absolvierte Mvogo insgesamt 154 Spiele. In 45 davon blieb er ohne Gegentreffer, sprich in 29,22 Prozent aller Partien. Insgesamt landete die Kugel 209 Mal in seinem Netz. Auf 90 Minuten umgerechnet bedeutet das einen Torschnitt von 1,36 Gegentoren. Heute spielt Yvon mit Philipp Max zusammen bei PSV Eindhoven und war dort in der letzten Saison als Nummer 1 gesetzt.

Und dann… kam Koubek

Warum die oben genannten Kandidaten nicht zu uns wechselten, ist leider nicht bekannt. Entweder wollten sie nicht oder ihnen winkte ein besseres Angebot. Oder aber unsere Verantwortlichen hielten den Tschechen für den besseren Mann. Fakt ist auf jeden Fall, dass man am 06.08.2019 die Verpflichtung des tschechischen Nationaltorhüter bekannt gab.

Mit Tomas Koubek bekommen wir einen international erfahrenen, sehr guten Torhüter und freuen uns sehr, dass der Wechsel nun geklappt hat. Tomas hat bereits seine Klasse in der Nationalmannschaft Tschechiens, in der Europa League sowie in der Ligue 1 unter Beweis stellen können. Wir sind absolut davon überzeugt, dass er sehr gut in unser Team passt und uns verstärken wird

Stefan Reuter über die Verpflichtung Koubeks

Koubeks Vita ist auf jeden Fall beeindruckend, wenn man einen genaueren Blick darauf wird. Nach seiner Ausbildung bei Hradec Kralove, für die er insgesamt 75 Spiele absolvierte, wechselte er 2015 zum tschechischen Erstligisten Sparta Prag. Der auf internationaler Bühne bekannte Verein verlieh ihn sofort für ein Jahr an Ligakonkurrent Slovan Liberec. Hier stand Tomas 35 Mal im Tor, sowohl in der Synot Liga, als auch in der Europa League und den vorangegangenen Qualifikationsspielen. In insgesamt 3.180 Spielminuten ging er 13 Mal ohne Gegentreffer vom Platz. Nur 38 Mal musste der 1,98 Meter große Hüne überhaupt hinter sich greifen. Auf ein einzelnes Spiel gesehen bedeutet das lediglich 1,09 Gegentore. Das ist eine sehr gute Leistung, die Liberec am Ende der Saison Platz 3 in der Tabelle hinter Viktoria Pilsen und Sparta Prag bescherte.

Für Sparta Prag lief er in der Saison 2016/17 und Anfang der Saison 2017/18 als Nummer 1 auf. Auch hier zeigte „Katze Koubek“ ein sehr starkes Abwehrverhalten. In 37 Spielen für den Hauptstadtclub kommt er auf gerade einmal 35 Gegentore und somit auf einen Schnitt von 0,95 pro Spiel. Einen solchen Wert unter eins erreichen in der Regel nur Keeper auf Topniveau. Auch 17 Zu-Null-Spiele von Koubek sprechen für sich.

Nach dieser Leistung war es kein Wunder, dass schließlich ein Club aus dem Ausland auf Tomas aufmerksam wurde. Am 28.08.2017 wechselte er zum französischen Erstligisten Stade Rennes, die mit Koubeks Hilfe in die Europa League einzogen. In 83 Spielen für die Franzosen wurde der Torhüter insgesamt 107 Mal überwunden. Das heißt durchschnittlich 1,29 Mal in 90 Spielminuten. Das ist alles andere als ein schlechter Wert.

Bei seinen anderen Vereinen hatte Koubek oftmals Grund zum Jubeln (Foto: Matej Divizna/Getty Images)

Hinzu kam, dass unsere heutige Nummer 2 auch für seine Nationalmannschaft auflief. Der gebürtige Tscheche durchlief sämtliche Nationalteams Tschechiens ab der U19. Im Mai 2011 überstand er die zweite Qualifikationsrunde mit der U19 und musste dabei in 3 Spielen nur ein Gegentor hinnehmen. Bei der Endrunde schaffte es Tschechien sogar ins Finale, wo man leider mit 2:3 gegen Spanien verlor. Auch für das heutige A-Team wurde er schon nominiert. Dort kam er in 11 Spielen zum Einsatz. Sein größter Erfolg dürfte wohl die Berufung in den EM-Kader 2020 gewesen sein. Zwar stand er dort nicht im Tor, aber auf diversen Videos und Bildern war zu sehen, dass Koubek auch dort für das Teamgefüge unwahrscheinlich wichtig war. Er sorgte für gute Stimmung, freute sich mit den anderen über den Einzug ins Viertelfinale und massierte auch seine Teamkollegen nach einem anstrengenden Match.

Es sollte nicht sein

Aufgrund der vorangegangenen Leistungen war die Hoffnung der Augsburger Fans also groß, dass Koubek die Lücke, die Marwin Hitz hinterlassen hatte, endlich stopfen könnte. Aber wir wissen leider alle, wie diese Sache ausging. In wettbewerbsübergreifend 25 Spielen bekam der FC Augsburg 54 Gegentore eingeschenkt, ehe Trainer Martin Schmidt Koubek auf die Bank setzte und Andreas Luthe wieder ins Tor stellte.

Doch woran könnte es gelegen haben, dass Tomas bei anderen Vereinen liefern konnte und bei uns nicht? Da ist einmal die Tatsache, dass er wohl schon von Beginn an unter großem Druck stand. Mit einer Ablösesumme von ca. 7,5 Mio. Euro war der Tscheche der zweitteuerste Zugang der Augsburger Vereinsgeschichte. Zudem hatte man ihn gleich einmal mit einem 5-Jahres-Vertrag ausgestattet. Er wusste also von vorneherein, dass man viel von ihm erwartete. Das kann einen durchaus unruhig und unsicher werden lassen. Ja, auch ein Profi, der mit solch einem psychischen Druck eigentlich umgehen können sollte, ist Angestellter und vor allem auch ein fühlendes Individuum. Nur dass bei einem „normalen“ Arbeitnehmer nicht wöchentlich hunderttausende Fans über deine Leistung diskutieren und dich medial durch den Dreck ziehen.

Ein weiteres Problem könnte auch die neue Umgebung, eine sehr anspruchsvolle Liga und die neue Sprache gewesen sein. Natürlich kommt man auf dem Platz auch mit Englisch weiter, aber da Kommunikation in einem Teamsport das A und O ist, könnte ich mir vorstellen, dass das nicht immer ganz einfach gewesen ist. Auch die Körpersprache und die Spielart Koubeks war ganz anders als die, die man von seinen Vorgängern Hitz und Luthe kannte. Darauf musste sich die Hintermannschaft erst einmal einstellen. Und da man schon von Beginn an zu viele Gegentore hinnehmen musste, hat eventuell das Vertrauen der Beteiligten einen kleinen Knacks bekommen, bevor es überhaupt richtig los ging. Nun müssen aber Torhüter und Abwehr eine Einheit auf dem Platz bilden. Das hat man leider nicht immer gesehen.

Schwer wieder raus zu kommen

Alles in allem bin ich der Meinung, dass Tomas Koubek in einen Teufelskreis geraten ist, aus dem er einfach nicht mehr heraus kam. Der Kopf kann ein A…. sein und wenn die mentale Stärke erst einmal im Keller ist, dann hat man ein Problem. Das sieht man recht oft bei Stürmern, die über mehrere Spiele hinweg eine Torflaute haben und nicht mehr treffen. Bei Torhütern verhält es sich ähnlich, nur dass sie dann kleine (oder große) Patzer machen, die blitzschnell von der gegnerischen Mannschaft bestraft werden. Fehler, die sie in keinem einzigen Training machen würden. Die aber eben genau dann passieren, wenn es drauf ankommt und alle sie sehen.

Hier mal ein paar Kostproben, wie die Verantwortlichen auf ihn aufmerksam wurden

Bei Tomas Koubek könnte es ähnlich gewesen sein. Von Beginn an stand er bei einigen Fans in der Kritik, da sie der Meinung waren, seine Ablöse sei viel zu hoch für einen Torwart. Das mag stimmen, doch sieht man sich seine vorherigen Leistungen an, dann kann man schon nachvollziehen, warum die Verantwortlichen so viel für ihn ausgegeben haben. Immerhin war er ein international erfahrener Spieler. Ich persönlich halte den Tschechen für keinen schlechten Keeper, denn er konnte in einigen Spielen sein Können auch bei uns unter Beweis stellen. Man sehe sich bitte einmal das 2:2 gegen Bayern München an. 22 der 24 Torschüsse des späteren Sextuble-Champions gingen nicht ins Tor. Und einige davon hielt Koubek. Auch in den letzten Testspielen konnte er immer wieder zeigen, dass er seinen Job auch sehr gut machen kann.

Um zurück auf den Teufelskreis zu kommen. Man kann darüber spekulieren, ob sich Koubek vielleicht selbst immens unter Druck setzte. Dadurch machte er natürlich Fehler und kassierte Treffer um Treffer, was ihn natürlich erst recht in die Bredouille brachte. Auch die ständigen Kritiken in den Medien bezüglich seiner Person, dürften nicht gerade an ihm abgeprallt sein. Doch ein Torhüter ist nie alleine schuld an der Misere eines Vereins. Auch die Abwehr ist hier nicht fehlerlos geblieben und patzte für meinen Geschmack zu oft. Und zu einem Gegentor gehören in schätzungsweise 90 Prozent der Fälle immer zwei Parteien. Natürlich war Koubeks Stellungsspiel teilweise fragwürdig und seine Bewegungen des Öfteren zu langsam und fahrig. Doch er hat seine „Strafe“ erhalten, denn nun sitzt er hinter Rafal Gikiewicz auf der Bank.

Ich will damit nicht sagen, dass ich nun über einen Wechsel auf der Torhüterposition nachdenke. Das tue ich nicht, nur um das mal klar zu stellen. Ich wollte mit diesem Artikel lediglich aufzeigen, dass auch Tomas zu unserem Team gehört und es genauso verdient hat, als Teil der Mannschaft angesehen zu werden wie jeder andere Spieler auch. Noch immer gibt es in den sozialen Medien den einen oder anderen, der über ihn herzieht, was ich sehr unfair finde. Seit nunmehr 1,5 Jahren nimmt er es hin, nur noch die Nummer 2 zu sein. Habt ihr ihn darüber schon mal darüber meckern gehört wie beispielsweise einen Alexander Nübel? Auch das macht einen Profi aus, dass er seine Position innerhalb des Vereins nicht anzweifelt, sondern diese akzeptiert. Er vertraut den Verantwortlichen und unterstützt stattdessen die Mannschaft so gut wie er kann.

Er sorgte für das Allerwichtigste an jenem Tag (Quelle: FC Augsburg – https://www.facebook.com/FCAugsburg/posts/10157897285446994/)

Tomas Koubek muss ein unglaublicher Teamplayer sein, wie ich schon öfter gelesen und gehört habe. Gut zu sehen war das beispielsweise am 33. Spieltag der Saison 2020/21, als man gegen Werder Bremen den Klassenerhalt fix machte. Tomas sorgte nicht nur für die notwendige Verpflegung in Form von Bier, sondern feierte danach noch ausgelassen mit den Fans auf dem Balkon. Auch das gehört zum Fußball mit dazu und macht den Tschechen für mich sehr sympathisch.

WIR

Fassen wir also noch einmal zusammen. Natürlich lässt sich über die Ablösesumme streiten, aber einen Keeper, der nicht nur mit seiner Nationalmannschaft sondern auch mit sämtlichen anderen Vereinen die internationale Bühne betreten hat, gibt es nun einmal nicht umsonst. Und auch wenn es bei uns zwischen den Pfosten nicht so geklappt hat, wie er es sich selbst sicher gewünscht hat, so bin ich doch froh, dass Tomas Teil der FCA-Familie ist. Im Fußball zählt nämlich nicht nur die Leistung auf dem Platz – auch wenn diese natürlich im Vordergrund steht – sondern auch das Miteinander hinter den Kulissen und der Zusammenhalt des Teams. Es heißt ja nicht umsonst „Augsburg hält zusammen“ oder „WIR der FCA“. Und zu diesem WIR gehört Tomas Koubek ebenfalls mit dazu.

Spielerisch nicht in Topform

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Es ist doch misslich. Nach der Niederlage in Dortmund ist man auf der einen Seite nicht überaus frustriert. 2:1 gegen ein Team verloren, das einen Kader mit dem vielfachen Wert unseres Teams hat. Das abliefern muss, um oben dran zu bleiben. Wir haben uns verbessert gezeigt im Vergleich zur Partie gegen Freiburg. Weniger unkonzentriert. Spielerisch mit besseren Ansätzen auch in Richtung gegnerisches Tor. Mit Gelegenheiten für mehr als einen Treffer.

Zur zweiten Länderspielpause fällt das Urteil über den FC Augsburg in der Saison 2021/22 dennoch bisher ernüchternd aus. 5 Punkte stehen zu Buche. In sieben Partien schlug es 13 mal hinter Rafal Gikiewicz ein. 3 mal konnte der FCA selbst treffen. Während ersteres zumindest nicht komplett desaströs ist, bedeutet zweiteres das Tabellenende. Kein Club hat bisher weniger Tore erzielen können als der FCA. Mit Platz 15 ist man dann zu diesem Zeitpunkt noch gut bedient.

Nicht zu 100% da

Auch am Samstag nahm das Unheil in der Verteidigung des FC Augsburg seinen Lauf. Gerade Kapitän Jeffrey Gouweleeuw verursachte den Elfmeter, der zum frühen Rückstand führte. Der FCA kam dann zwar wieder in die Partie und konnte ausgleichen. Nicht lang nach der Halbzeit war es dann Rafal Gikiewicz, der den Brandtschen Fernschuss nicht parieren konnte. Muss er vielleicht nicht. Der Gike der letzten Saison hätte uns an der Stelle den Punkt vielleicht länger festgehalten. Am Samstag eben nicht.

Im Strafraum volles Risiko und auch ein bisschen mehr (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Neben den Momentaufnahmen von Samstag fällt schnell auf, dass das Team manchmal geschlossen neben sich steht. Gegen Freiburg hat man sich in der ersten Halbzeit schlicht auseinandernehmen lassen. In den ersten Heimspielen ließ man in der Endphase der Partien noch Gegentore zu.

Offensiv harmlos

Dazu kommt offensive Harmlosigkeit. Selbst, wenn man defensiv ordentlich steht, geht nach vorne zu wenig. Statistischer Tabellenführer in Bezug auf Torschüsse ist zu diesem Zeitpunkt der Saison der FC Bayern München mit 128 Torschüssen. Schon auf Platz 3 folgt der FC Köln mit 108 Torschüssen. Wir hängen am Tabellenende mit 58 Versuchen. Wer nicht schießt, der nicht trifft, oder so. Einzig in einer torrelevanten Kategorie führen wir im momentan das Feld an: bei den Eigentoren (2).

Und so saß ich am Samstag vor dem Fernseher und habe in der Endphase der Partie auf den späten Ausgleich gehofft. Die Hoffnung hatte wenig Begründung außerhalb meiner fußballfan-begründeten Naivität und dem Glauben an den Lucky Punch. In der Realität auf dem Rasen gab es reihenweise Verstolperer und schlecht gespielte Pässe anstatt gefährlich vorgetragener Angriffe. Selbst bei nicht aussichtsloser Lage reichte das am Ende zu keinem Punkt mehr.

Wenig intensiv

Dabei ist die Spielweise des Teams manchmal nicht intensiv genug. Es werden die notwendigen Wege nicht gemacht. Der FCA sticht mit niedriger Passquote und geringen Ballbesitzwerten heraus. Dennoch rangiert man bei der Laufleistung nur im unteren Mittelfeld der Tabelle. Der FCA absolvierte laut kicker 788,82 km. Bielefeld lief im gleichen Zeitraum 831,65km, der FC Köln 823,32 km. Der FCA läuft eben hinterher, oder eben noch nicht mal.

An die eigenen Grenzen gestoßen. Jetzt dann mal so richtig durchstarten? (Photo by Andreas Schaad/Getty Images)

Dies zeigt auch die Anzahl der gewonnenen Zweikämpfe. Hier liegen wir mit 644 auf dem vorletzten Platz. Man darf an dieser Stelle einmal feststellen, dass das Team von Markus Weinzierl deutlich mehr Defensiv- als Offensivzweikämpfe führen muss. Und hier kommen wir im Ablaufen der langen Liste von Problemen vielleicht zur Ursache des meisten Übels.

Wohin mit dem Ball?

Über die Intensität heraus, besticht die Mannschaft damit, dass sie – genau wie unter Heiko Herrlich auch – mit dem Ball zu wenig anzufangen weiß. Die Ballbesitzquote von 41 % bedeutet -genau – den letzten Platz.

Das Problem liegt aus meiner Sicht am meisten im Spiel mit dem Ball. Die Entlastungsperioden sind zu kurz. Die Pässe nicht genau genug. Gerade einmal 74,7 % der Pässe erreichen ihr Ziel. Auch das ist statistisch schon wieder der letzte Platz.

Gerade im Spiel mit dem Ball sollte Weinzierl für Besserung sorgen. Auch schon unter Martin Schmidt lag das Problem in einem zu großen Fokus auf dem schnellen Gegenstoß ohne längere Ballbesitzphasen kreieren zu können. Heiko Herrlich schaffte keine Abhilfe. Unter Weinzierl sind es die Schmidtschen Probleme, die wieder auftauchen.

Noch gibt es Hoffnung

Und wie schon unter seinen Vorgängern bin ich auch jetzt wieder unter Markus Weinzierl als Fan etwas ratlos. Erneut fällt die Mannschaft immer wieder auseinander. Erneut gewinnt sie zu wenig Zweikämpfe und läuft ungewohnterweise zu wenig.

Weinzierls Kommandos müssen jetzt dann auch zu den richtigen Aktionen führen. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Was macht Hoffnung? Weinzierl hat es in seiner ersten Amtszeit geschafft, über einstudierte offensive Abläufe zu Sicherheit zu kommen. Kernpunkt sind aus meiner Sicht die Umschaltmomente ins Ballbesitzspiel und das Gegenpressing der Gegner. Hier gilt es kühlen Kopf und den Ball auch mal in den eigenen Reihen zu bewahren. Auch zur Hoffnung beitragen kann an dieser Stelle, dass sich der Kern der Mannschaft – das zentrale Mittelfeld – noch nicht gefunden hat. Am Samstag konnte Dorsch nicht spielen. Dafür zeigte Arne Maier, warum in der FCA geholt hat. In diesem wichtigen Mannschaftsteil wäre zeitnah Stabilität gefragt.

Und so warten wir eine weitere Länderspielpause darauf, dass die Puzzlesteine an ihren Platz fallen und sich diese Mannschaft findet. Der abklingenden Weinzierlschen Honeymoon-Phase täte dies nur allzu gut. Meinem Fanherz dazu.

#FCADSC: Sechs-Punkte-Spiel voraus!

Nach der Länderspielpause ist (mal wieder) vor dem Bundesligaspieltag. In der noch jungen Spielzeit war das nun schon die zweite Länderspielpausen-bedingte Unterbrechung. Sowohl der FCA als auch der kommende Gegner Arminia Bielefeld nutzten diese (Zwangs-)Pause zu einem Testspiel unter der Woche.

Überhaupt, die Arminia aus Bielefeld ist tabellarisch mit vier Punkten – und somit nur einem Punkt weniger – noch hinter dem FCA zu finden. Dies könnte sich gegebenenfalls am kommenden Sonntag ändern. Verhindern möchten das die bayerischen Schwaben, in dem sie auf der gezeigten Leistung gegen den BVB aufbauen. Doch personelle Fragezeichen machen eine Vorbereitung auf das so wichtige Spiel gegen den direkten Tabellennachbarn sehr schwer.

Um euch dennoch auf das Spiel einzustimmen, haben wir auf Twitter nach Arminia-Fans gesucht, die uns ein wenig von ihrem Herzensverein erzählen. Auch ein FCA-Fan gibt sich die Ehre, um einen Hauch Augschburgerisches in die Spieltagsvorschau zu bringen. Lest nachfolgend nun selbst:

Unser Gegner

Erst einmal möchten wir unseren kommenden Gegner kurz vorstellen: DSC Arminia Bielefeld (vollständig: Deutscher Sportclub Arminia Bielefeld e.V.) ist ein Sportverein aus dem nordrhein-westfälischen Bielefeld. Der Verein hat bis dato etwas mehr als 14.000 Mitglieder und ist somit der größte Verein in Ostwestfalen-Lippe. Interessanter Fakt: Der Name Arminia leitet sich von dem Cheruskerfürsten Arminius ab.

Seit der Saison 20/21 spielt die Arminia wieder in der 1. Bundesliga, nach zuvor vier Jahren zweiter Liga. Die Bielefelder gelten als Fahrstuhlmannschaft, sind sie doch zusammen mit dem 1. FC Nürnberg Rekordaufsteiger in die Bundesliga mit insgesamt acht Aufstiegen. Die Arminia trägt ihre Heimspiele in der Schüco Arena aus, die liebevoll auch “Alm” genannt wird und für 26.515 Personen Platz bietet. (Quelle: TM)

Cheftrainer ist seit März diesen Jahres der gebürtige Memminger Frank Kramer, der zuvor schon Greuther Fürth und Fortuna Düsseldorf trainierte. Der (regionale) Nachbar (und derzeitige Zweitligist) SC Paderborn ist einer der größten Rivalen der Arminia, der größte Rivale – so munkelt man zumindest – ist jedoch der SC Preußen Münster. Auch zu Bochum und Osnabrück gibt es nicht gerade freundschaftliche Beziehungen.

Fanfreundschaften existieren hingegen zum HSV und zu Hannover 96. Den HSV und die Arminia verbindet u.a. die gemeinsamen Vereinsfarben – dies ist Grundlage für den Schlachtruf  „Schwarz-Weiß-Blau, Arminia und der HSV“.

Die “Alm” in Bielefeld – ein wahres Schmuckstück! (Foto via Christof Koepsel/Getty Images)

Unsere Interviewgäste

Doch nun zu unseren Interviewgästen: Eva-Lotta (Twitter @eva_bohle), 23, ist seit ihrem fünften Lebensjahr Arminia Fan – und ist Co-Host des englischsprachigen Zweitliga Podcasts “The 2. Bundesliga Podcast”. Tim (@1905_tim), gebürtiger Bielefelder, wohnt seit 2018 der Arbeit wegen in München und hält seither im Süden die Arminia-Flagge hoch. FCA-Fan Vincent (@VK_FCA1907), 22, ist beruflich Kirchenmalermeister und betreibt den “MLS Podcast” auf meinsportpodcast. Alle drei haben sich am vergangenen Montag virtuell den Fragen der RoGaz Autorin Irina (@missfoxx91) gestellt.

Was die beiden Arminia-Fans vom FCA halten? Eva-Lotta möchte es nicht als Neid bezeichnen, sieht den FCA aber als Vorbild für die Arminia, die ein wenig als “Fahrstuhlmannschaft” gilt.

Auch Tim schlägt hier in eine ähnliche Kerbe, erachtet die beiden Clubs sogar als vergleichbar. Der FCA ist ein wenig die graue Maus der Liga – dieses Image pflegte auch die Arminia sehr lange. Vincent beantwortet aus Augsburger Sicht, dass man die Bielefelder aufgrund ihrer langen Tradition respektiert und er die Arminia – von den Rahmenbedingungen und dem Umfeld her – als klaren Erstligisten erachtet.

Autorin Irina möchte hier noch ergänzen, dass die lange Bundesligazugehörigkeit und Tradition die Arminia definitiv auszeichnet. Zudem steht in Bielefeld die sagenumwobene “Alm”, ein Stadion, das oft dem Tollhaus gleicht. Hier eine Kneipe nach dem Spiel – rund ums Stadion – zu finden, ist nicht schwer. Das ins Stadtgebiet integrierte Stadion zeichnet die Schüco-Arena aus und ermöglicht eine rege Kneipenszene in der näheren Umgebung.

Transfers, Taktik, Träume

Warum tun sich beide Mannschaften in der Liga (noch) so schwer? Die Arminia rangiert derzeit mit nur einem Punkt weniger als der FCA auf Rang 16. Bei den Bielefeldern und den Augsburgern zeigen sich hier definitiv Parallelen. Beide Teams erzielten in Summe bisher zu wenig Tore – drei Saisontore an der Zahl. Das Umschaltspiel beider Teams ist definitiv noch ausbaufähig, die Torerfolge fehlen – so könnte man die Probleme kurz zusammenfassen. Halbes Leid ist geteiltes Leid?

Eva-Lotta ist jedoch der Meinung, dass die Arminia sich mehr Chancen als noch in der Vorsaison erarbeitet und das sei grundsätzlich positiv zu sehen. Die Bielefelder haben eine neue und relativ junge Mannschaft, die sich noch finden muss. Oft mangelt es hierbei an der Konstanz. Tim führt noch an, dass die Spielkontrolle und der Zugriff auf das Spiel von Zeit zu Zeit fehlen. Auch die defensive Stabilität wird derzeit noch gesucht. Beide Fans der Arminia sind sich jedoch einig: Es braucht einfach nur ein Erfolgserlebnis und dann platzt der Knoten ganz bestimmt.

Dieses Erfolgserlebnis möchte Augsburg-Fan Vincent nicht gegen den FCA sehen. Auch er sieht beim FCA das große Problem des Toreschießens. Mit Ausfall der beiden nominellen Spitzen Niederlechner und Finnbogason mangelt es derzeit an Alternativen. Andi Zeqiri ist noch jung, zeigt gute Ansätze, aber ob er schon komplett in Florian Niederlechners Fußstapfen treten kann? Zumindest fraglich.

Sergio Cordova gilt immer noch als vielversprechendes Talent, aus dem Talentalter wächst er jedoch so langsam raus. Auch er zeigt ordentliche Ansätze, konnte das Jahr abseits des Lechs bei der Arminia nicht nutzen, um den nächsten Schritt in der Entwicklung zu nehmen. Zudem war er in der Länderspielpause für Venezuela (wenn auch nur kurz) im Einsatz und dürfte dementsprechend auch ein wenig strapazierter sein.

An Sergio Cordova erinnern sich die beiden Arminen-Fans nicht so gut, denn er ist bei Arminia sportlich nicht wirklich heimisch geworden letzte Saison. Ob der junge Venezolaner beim FCA nochmal richtig zündet? (Foto via Lars Baron/Getty Images)

Beide Mannschaften sind nicht gerade bekannt dafür, das Spiel an sich zu reißen und zu dominieren. Es wird spannend sein, zu sehen, wer die Spielkontrolle übernimmt. Der FCA als gastgebender Verein müsste diese Rolle eigentlich annehmen, zeigt in der laufenden Saison aber ziemliche Probleme, kultiviert das Spiel aufzuziehen. Vincent wünscht sich am Sonntagabend eine Doppelspitze, auch wenn ihm dies zumindest fraglich erscheint aufgrund der zahlreichen offensiven Verletzungsausfälle.

Gesetzt für ihn in Abwesenheit von Flo Niederlechner ist Andi Zeqiri, den er im Kommen sieht. Neben ihm könnte zum Beispiel Freddy Jensen starten, den Vincent persönlich als Spieler sehr schätzt. Gegen Arminia als direkten Konkurrenten müssen bestenfalls drei Punkte her, resümiert er.

Die Arminia hat unter der Woche ein Testspiel gegen Almelo bestritten und dort mit einer Dreierkette agiert – Eva sieht dies jedoch nicht als System der Wahl gegen den FCA. Eher schon in Vorbereitung auf das nachfolgende schwere Spiel gegen den BVB. Generell sei es aber schwer, eine Startelfprognose gegen den FCA abzugeben, da die Arminia kadertechnisch einfach sehr gut besetzt ist.

Das 4-2-3-1, das man gegen Leverkusen aufbot, wird’s laut Tim auch nicht. Eher ein 4-4-2 mit Raute. Arminias Dauerbrenner heißt Fabian Klos. Der heute 33 Jahre alte Angreifer spielt seit zehn Jahren für die Arminia und hat auch in dieser Saison schon zwei Scorerpunkte erzielen können. Bielefelds Keeper Ortega war mit einer der besten Keeper in der vergangenen Saison und verblieb (überraschend-unüberraschend) in Ostwestfalen. Ein toller Rückhalt, der nahtlos an die starke Vorsaison anknüpft (Kicker-Notendurchschnitt aktuell: 2,79).

Andi Zeqiri feierte sein erstes Bundesligator im Spiel gegen Borussia Dortmund. (Foto via Lars Baron/Getty Images)

“Spielerwünsche”

Welchen FCA-Spieler man gerne in Bielefeld sehen würde? Die Antwort der beiden ist eindeutig: Maier und Dorsch. Arne Maier hat letztes Jahr sogar bei der Arminia verbracht, doch die Hertha wollte ihn nicht noch länger dort parken. So hat der FCA bekanntermaßen am Ende der Transferperiode noch zugeschlagen, um den “Tauschdeal” mit Marco Richter zu finalisieren. Insgesamt sind Eva und Tim jedoch sehr zufrieden mit der Kaderzusammenstellung, denn die Balance ist ausgewogen und auch die doppelte Besetzung einzelner Position ist gelungen.

Vincent war sich auf der anderen Seite gar nicht so sicher, welchen Spieler der Arminia er gerne am Lech sehen würde. Die Wahl fiel nach intensiver Überlegung auf den österreichischen Mittelfeldspieler Patrick Wimmer. Ebenjenen Wimmer nannten die beiden Arminia Fans, als die Frage nach dem gefährlichsten DSC-Spieler derzeit gestellt wurde.

Patrick Wimmer ist vermutlich der Shootingstar der Arminia in der aktuellen Saison. Auf diesen jungen Spieler muss der FCA definitiv Obacht geben. (Foto via Christof Koepsel/Getty Images)

Arminia-Damen und Sightseeing

Stolz ist man bei der Arminia auch insbesondere auf seine Fußballdamen, die in der Regionalliga West spielen. In den Jahren zuvor gab es zeitliche Abschnitte, in denen die Damen höherklassiger spielten als die Herren. In der Regionalliga West rangieren die Arminia Damen derzeit auf dem achten Tabellenplatz mit acht Punkten aus sechs Spielen. Das junge Team, rund um wichtige Eckpfeiler wie Sandra Hausberger, Giustina Ronzetti, Grit Bender und Lisa Lösch muss sich erst noch finden. Der langjährige (Erfolgs-)Trainer Markus Wuckel wurde erst im Frühjahr aufgrund fehlender sportlicher Entwicklung freigestellt. Eine sehr schwere Entscheidung, da Markus Wuckel sinnbildlich für den steilen Aufstieg der Arminia Damen in den letzten Jahren stand (obwohl der Abstieg zuletzt eher ein Tiefschlag war). Die RoGaz wünscht viel Erfolg bei der Mission Wiederaufstieg!

Was – neben der Leistung der beiden Senioren-Teams – aber weit mehr als nur erstklassig ist, sind die Arminia- Fans aller Couleur!

Arminia Fans sind absolut erstligareif! Man sieht sich dann beim Rückspiel in Bielefeld. Und hoffentlich noch lange zusammen in Liga eins. (Foto via Christof Koepsel/Getty Images)

Zum Rückspiel hofft man in Bielefeld auf viele Auswärtsfans. Empfehlenswert bei einer geplanten Sightseeing Tour ist insbesondere die Sparrenburg, von der aus man eine grandiose Aussicht über die Stadt und darüber hinaus hat. Auch die Altstadt kann man getrost empfehlen, um einen langen Fußballtag in Bielefeld ausklingen zu lassen. Vom Stadion aus ist es nicht weit Richtung Stadtmitte, da findet sich definitiv immer eine Kneipe oder eine illustre Bar. Vom Bahnhof Bielefeld kann man übrigens sehr gut zu Fuß zum Stadion laufen und auch dort passiert man “im Vorbeigehen” ziemlich viele Kneipen! Wir sagen dann mal: Prost!

Warum beide Vereine in der Liga bleiben

Die Arminia hält die Liga, so die beiden Fanvertretenden, weil sie Kampfgeist, Mentalität und Comeback-Qualitäten vereint. Das Team gibt sich nicht auf, so gesehen beim letzten Spiel vor der Länderspielpause gegen Bayern 04 Leverkusen, weiß Tim. Zudem brauche man immer auch eine gewisse Portion Glück, so Eva, um zwei bis drei Teams hinter sich lassen zu können. Bessere Karten als in der Vorsaison habe man allemal. Ein (Geheim-)Tipp von Eva: Hertha BSC Berlin könnte das neue Bremen der ersten Liga werden.

Vincent glaubt an den FCA und an Trainer Markus Weinzierl. Unter Weinzierl sind fußballerisch bessere Ansätze zu sehen als unter Vorgänger Heiko Herrlich. Aktuell kriegt man die PS, die man definitiv intus hat, nur nicht auf auf das Spielfeld. Junge Spieler wie Gumny, Zeqiri und insbesondere der zuletzt herausragende Oxford kommen so langsam ins Rollen und zeigen, dass sie nach und nach Verantwortung übernehmen können. Darauf kann man aufbauen. Er persönlich wünscht sich eine Saison ohne Abstiegsgespenst und mit Weinzierl am Seitenrand. Am Ende steht 2022 aber der Klassenerhalt, dessen ist er sich sicher.

Einen kleinen Kritikpunkt kann sich der 22jährige jedoch nicht verkneifen: Die Transferpolitik der Arminia beneidet er, wie eingangs schon angedeutet. Krüger, Wimmer, Hack sind alles Spieler, die auch dem FCA gut zu Gesicht gestanden hätten.

Voraussichtliche Aufstellungen

Serra und Krüger sollen laut Kicker mögliche Startelf-Kandidaten bei der Arminia sein. Schöpfs Zustand nach Länderspielreise bleibt abzuwarten, für ihn könnte Kunze in die erste Elf rutschen. Auf Bryan Lasme sollte der FCA aufpassen, dieser Mann ist unfassbar schnell. Er hat mit 36,08 km/h einen der schnellsten Läufe der Saison absolviert.

Die Gäste könnten daher mit folgender Aufstellung beginnen:

Ortega - Brunner, Pieper, Nilsson, Czyborra - Prietl, Kunze - Hack, Wimmer, Okugawa - Klos

Beim FCA fallen Niederlechner und Uduokhai definitiv aus. Bei Finnbogason, Maier, Moravek und Iago bleiben noch Fragezeichen. Gruezo und Cordova kommen erst kurz vor dem Spiel von ihrer Länderspielreise zurück. Der FCA könnte daher mit folgender Startelf dagegenhalten und einen Heimsieg einfahren – es bleibt abzuwarten, ob Markus Weinzierl sein überzeugendes Team vom BVB-Spiel großartig umbaut. Möglicherweise wird der Coach auch zur Vierer-Abwehrkette zurückkehren, dies ist sicherlich auch abhängig davon, welche Spieler ihm schlussendlich zur Verfügung stehen:

Gikiewicz - Oxford, Gouweleeuw, Gumny - Pedersen, Strobl, Dorsch, Caligiuri - Maier - Zeqiri, Hahn 

Anstoß der Partie in der WWK-Arena ist um 17:30 Uhr. Die Live-Übertragung übernimmt DAZN.

Tipps fürs Spiel

  • Tim wird am Sonntagabend den kurzen Weg von München nach Augsburg in Kauf nehmen, um bei diesem “6-Punkte-Spiel” in der WWK-Arena zugegen zu sein. Er tippt optimistisch auf einen 2:1 – Auswärtssieg für seine Arminia. Natürlich möchte er vor Ort einen Auswärtssieg feiern.
  • Eva-Lotta lehnt sich sogar ein wenig weiter aus dem Fenster und wagt die Prognose eines gegentorlosen 2:0-Sieges. Wäre für die Arminia jedenfalls sehr wichtig!
  • Vincent hält mit einem 1:0 für den FCA dagegen. Der Schütze des goldenen Tores könnte Andi Zeqiri sein.
  • Und Irina tippt abschließend auf ein leistungsgerechtes 1:1 – Remis. Denn schließlich ist Irina gebürtige Augsburgerin, die aber seit 2014 in Ostwestfalen – also in der näheren Bielefelder Umgebung – lebt. Mit dem 1:1 sind auch meine Arbeitskolleg*innen zufrieden, hoffe ich. 🙂

Auf ein gutes und faires Spiel und eine entspannte Restsaison für beide Clubs. Danke an Eva-Lotta, Tim und Vincent für das angenehme Interview und allen viel Spaß beim Spiel!

Identifikation

Zwei Wochen sind es seit dem letzten Spiel in Dortmund, wo der FCA mit veränderter Aufstellung einen, im Vergleich zum Spiel in Freiburg, verbesserten Auftritt, einschließlich des ersten Tors von Zeqiri, lieferte.

Weit größere Bedeutung kommt am Wochenende dem Aufeinandertreffen mit Bielefeld zu.

Als Abstiegskandidat Nummer 1 gehandelt, hat die Arminia in der vergangenen Saison mit zwei Unentschieden, und dem Sieg in Stuttgart, in den letzten drei Spielen den direkten Klassenerhalt erreicht. Dies mit den zweitwenigsten Toren, nur Schalke traf seltener, und fünf 1: 0- Siegen.

Nach dem Leihende von Ritsu Doan ist mit Fabian Klos nur noch einer der zwei Torschützen, die öfter als zweimal getroffen haben im Team. Neu im Sturm sind in dieser Spielzeit bei den Ostwestfalen Janni Serra, Florian Krüger und Bryan Lasme.

Mit bisher vier Unentschieden, noch ohne Sieg und mit den mit wenigsten geschossenen Toren stehen die Bielefelder nach dem siebten Spieltag mit vier Punkten direkt hinter dem FCA in der Tabelle.

Wo steht der FCA in der elften Bundesligasaison in Folge? Sportlich werden die nächsten drei Spiele genauere Hinweise liefern. Wie aber ist die Wahrnehmung des Vereins von innen und außen, welches Gesamtbild oder auch Image wird mit ihm verbunden?

In der ersten Bundesligajahren als Aufsteiger, der mit starken Rückrunden überzeugte, und mit der Zeit auch durch eine eigene Spielweise. Dazu die Ruhe im Verein und die Atmosphäre im Stadion. Etablierung in der Liga, die Reise durch Europa, vieles das sich auch nach außen transportieren ließ

Immer schon sind mit Vereinen Bilder und Geschichten verbunden, die sich in der äußeren Wahrnehmung manchmal auch unterscheiden, und in unterschiedlicher Form dann vom jeweiligen Marketing genutzt oder auch beeinflusst worden sind: Von Rekord-Konstellationen bis zum Grauen-Maus-Image.

Oft werden auch Vergleiche mit der nicht immer so korrekten, vermeintlichen Herkunft als Arbeiterverein oder regionaler Verwurzelung bemüht. In Zuge der fortschreitenden Kommerzialisierung sollten dann Gründungsjahre den Nachweis tradierter Fußballkultur bestätigen.

Bei einigen Vereinen hat sich die Markenbildung auch durch die Dualität von sportlichen oder wirtschaftlichen Erfolg und der Pflege tatsächlicher Herkunft und gepflegten Brauchtums verstärkt. Dies betrifft, wie auch die einhergehende Mythenbildung, nicht nur die großen Vereine.

Genau genommen alles Prozesse, die immer vorhanden, und durch zunehmend mediales Interesse weiter verstärkt wurden. Was aber könnte ein zeitgemäßes Erscheinungsbild sein, wie lässt sich dieses beeinflussen, und wie wird es wirklich von außen wahr genommen?

Sportliches Auftreten, Verein und Umfeld ergeben ein Gesamtbild, an dem sich allgemeine Sympathien orientieren, und das die Identifikation mit Zielen und Werten in den eigenen Reihen verstärkt.

Viele andere Fragen auch zur Fußballkultur in den letzten beiden Wochen, in denen die Nations League zum zweiten Mal beendet wurde, und es keiner Blitzumfrage bedarf um festzustellen, das ein Großteil aller Fußballinteressierter den Modus dieser Veranstaltungsreihe, einschließlich dem Zusammenhang mit der WM-Qualifikation, ohne Hilfsmittel nicht erklären könnte. Wer war nochmal der erste Titelträger?

Nach der Länderspielpause ist vor der Länderspielpause, und nach der Nations League ist vor dem nächsten unsinnigen Wettbewerb. Vielleicht läge der Vorteil eines Übermaß an Formaten auch darin, dass sich einzelne Ligen irgendwann wieder auf den eigentlichen Sport konzentrieren könnten.

Aus organisatorischer Sicht weiterhin unterschiedliche Voraussetzung beim Corona-Management und der Auslastung der Stadien an den verscheiden Standorten. In Augsburg zum ersten Mal nach langer Zeit wieder ohne Hindernisse auf dem Stehwall, sollte es auch weiterhin für alle möglich sein ins Stadion gehen zu können.

102 Siege hat der FCA bisher in der Bundesliga erreicht, 49 davon mit Markus Weinzierl auf der Trainerbank. Mit einem erfolgreichem Auftritt am Sonntag könnte der FCA nicht nur den Abstand zu den direkten Abstiegsplätzen ausbauen, sondern im ersten von drei anstehenden Spielen gegen Gegner auf Augenhöhe, den Nachweis weiterer Entwicklung in der elften Bundesligasaison liefern. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

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