Wie soll es werden?

Hätte, wenn und aber. Im Nachhinein sind immer alle schlauer. Man mag sich fragen, welche Pläne der FC Augsburg sportlich für die kommende Saison hat. Heute spielen wir „Wünsch Dir was“ basierend auf folgendem Ausgangsszenario: Der FC Augsburg hat unter Jess Thorup eine respektable Saison gespielt. Thorup hat zuvorderst Erfolg gehabt, als er mit Viererkette und Raute hat spielen lassen. Im Schlussabschnitt der Saison hat er leidlich versucht eine Dreierkette auf den Rasen zu zaubern und es ist kläglich misslungen. Defensiv ging die Stabilität mal wieder verloren und offensiv war der FCA zu harmlos. Auf Grund der erfolgreichen Saison werden Ermedin Demirovic, Ruben Vargas und Felix Uduokhai voraussichtlich den Club verlassen. Ihr seid für den sportlichen Bereich der Augsburger verantwortlich und müsst euch entscheiden: Welche sportliche Ausrichtung (3er Kette / 4er Kette / etc.) strebt ihr in der kommenden Saison an und welche 3 Spieler verpflichtet ihr hierfür?

Ich habe mir die Mühe gemacht und neben meiner eigenen Meinung auch drei ausgewiesene Experten zu diesem Thema befragt, bevor es in der kommenden Woche für den FCA in die Saisonvorbereitung geht, und die Antworten nun einmal gebündelt zusammengestellt. Viel Spaß beim Lesen!

Jakob Kort (zirbelnews):

Basierend auf den Erkenntnissen der vergangenen Saison habe ich den Entschluss gefasst, den Kader nicht ausschließlich auf die hauptsächlich verwendete Raute anzupassen. Stattdessen hat aus meiner Sicht insbesondere der Saisonendspurt offenbart, dass man sich in puncto taktischer Grundausrichtung variabler aufstellen sollte. Ich plane deshalb mit einem 4-2-3-1 mit Hängender Spitze. Die drohende Demirović-Lücke hätte ich am liebsten mit Armindo Sieb geschlossen, der jedoch leider unmittelbar vor einem Wechsel zu Mainz 05 steht. Als Alternative fände ich Meschack Elia von Young Boys Bern spannend, wenngleich dieser wohl weitaus teurer wäre.

Noch offensichtlicher ist der Bedarf an neuen Außenverteidigern – die Betonung liegt hierbei auf dem Plural. Sowohl links als auch rechts hinten muss der FCA dringend nachlegen. Meine Wahl fällt in diesem Fall auf Killian Sardella vom RSC Anderlecht. Dort ist der 22-jährige, beidseitig einsetzbare Außenverteidiger absoluter Stammspieler und besitzt noch ein Jahr Restvertrag.

Ich schließe die Liste mit einem offensiven Flügelspieler ab. Um die große Auswahl dabei zumindest etwas einzuschränken, fokussiere ich mich hierbei auf Jan-Niklas Beste von Heidenheim. Der Vertrag des 25-jährigen Standardspezialisten läuft nächstes Jahr aus, finanziell dürfte der FCA reizvoller als der FCH sein. Ein Schnäppchen wäre Beste keineswegs, vom Spielertyp passt er jedoch perfekt ins System. Wie gut das Zusammenspiel mit großen Mittelstürmern wie Tietz, Essendé (oder Mounié) funktionieren könnte, ließ sich am Beispiel von Kleindienst eindrucksvoll erkennen.

Florian (Augsburger Allgemeine):

Die Frage, ob der FC Augsburg in Vierer- oder Dreierkette antreten soll, stellt sich meines Erachtens nicht so richtig. Viererkette isses – und das nicht nur, weil es dazu einen recht passablen FCA-Podcast gibt. Tatsächlich war Rot-Grün-Weiß in der jüngeren Vergangenheit aber immer dann am besten, wenn der jeweilige Trainer auf das Modell der zwei Innen- und zwei Außenverteidiger gesetzt hatte. Eine Dreier- beziehungsweise Fünferkette geriet dann recht schnell recht destruktiv, weil aus dem geschröpften Mittelfeld dann auch nicht mehr die großen Impulse kamen.

Diese Abwehrreihe muss aber mit Leben gefüllt werden – soll heißen: mit den richtigen Spielern. Der Transfer von Keven Schlotterbeck ist der Vorgriff auf den Abgang von Felix Uduokhai gewesen und könnte ein richtiger guter Griff gewesen sein. Kollegen, die den VfL Bochum begleiten, haben mir erzählt, dass die Enttäuschung über dessen Abgang beim alten Klub ganz schön groß war. Stichwort: emotional leader.

Bleibt der Wunsch nach zwei offensivstarken Außenverteidigern. Denn eine Konstante aus FCA-Sicht seit der Bundesligazugehörigkeit lautet: Hat Augsburg gute Außen, läuft es. Das war zu Zeiten von Verhaegh so – und das war bei Baba, Max oder zuletzt bei Mbabu nicht anders. Weil mit Iago der vielleicht am häufigsten unterschätzte Spieler der vergangenen Jahre weg ist, gibt es auf beiden Seiten hohen Handlungsbedarf. Wenn ich mir was wünschen könnte, würde ich für die linke Seite Tom Rothe holen. Der war in der vergangenen Saison bei Holstein Kiel der beste Außenverteidiger der zweiten Liga, ist erst 19 Jahre alt und gehört eigentlich Dortmund. Ist also kein klassischer Geheimtipp und nicht gerade billig. Gerne auch den zuletzt ausgeliehenen Mbabu halten – auch nicht kostengünstig, ich weiß.

Aber hey, Demirovic und Vargas spülen ja Geld in die Kassen. Stichwort Demi: Dessen Abgang wiegt schwer, sportlich wie menschlich. Gerne dafür einen Glatzel vom HSV, aber auch einen Spieler mit ähnlich ausgeprägtem Sozialverhalten noch bitte holen. Aus emotionaler Sicht wünsche ich mir seit Jahren eine Rückkehr des gebürtigen Augsburgers Gabriel Vidovic. Der steht bei den Bayern unter Vertrag, wird seit Jahren nur verliehen, ist im dortigen Starensemble ohne Chance und hat es in der vergangenen Saison in Zagreb gut gemacht. Deswegen: come home, Gabriel!

WOLFSBURG, GERMANY – MAY 14: Gabriel Vidovic of Bayern Munich in action during the Bundesliga match between VfL Wolfsburg and FC Bayern München at Volkswagen Arena on May 14, 2022 in Wolfsburg, Germany. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Tom Scharnagl (a.tv):

Stabilisierung. Das war nach dem Auf- und Ab unter Enno Maaßen das Gebot der Stunde. Jess Thorup hat genau das geliefert. Mit klaren Anweisungen hat er der Mannschaft Sicherheit gegeben, Laufwege führten (endlich) zu Ergebnissen. Und es scheint, als ginge es darum immer häufiger. Die meisten Mannschaften laufen viel, die Guten laufen noch dazu effizient und perfekt abgestimmt. Die technische Qualität im Kader lässt sich für mich im Moment nicht wirklich vorhersagen, zu unsicher ist der Verbleib prägender Spieler wie Engels, Vargas oder Demirovic. Ohnehin  wird aber auch in der kommenden Saison beim FCA vieles im athletischen Bereich entschieden. Zweikämpfe, Tempo, Laufbereitschaft – daran führt in Augsburg nichts vorbei.

Die taktische Grundordnung ist für mich da eigentlich eher weniger entscheidend, aber für eine 3-er Kette braucht es dominante Schienenspieler, die athletisch, technisch und taktisch hohes Bundesliga-Niveau haben. Das sehe ich derzeit nicht, deshalb wäre die 4-er Kette mein Favorit. Schlüsselpositionen bleiben für mich die Außenverteidiger und das Sturm-Zentrum. Vorne braucht es in dieser Liga Wucht und Cleverness, auf den (defensiven) Außen ist Tempo, Zweikampfhärte und Passqualität gefragt. Kreativität und Nervenstärke hingegen braucht es auf dem Transfermarkt. Es scheint ein größerer Umbruch im Kader zu werden. Jess Thorups Stabilisierungsqualitäten könnten erneut sehr gefordert sein.

Andy (Rosenau Gazette):

Warum sollte man etwas ändern, was gut funktioniert hat? Ich habe es schon am Ende der letzten Saison nicht verstanden, warum Jess Thorup die 4er Kette eingemottet hatte und ich verstehe es auch weiterhin nicht. Eine 3er Kette hat in Augsburg nicht mehr funktioniert seit Rainer Hörgl. Und manch eine(r) wird jetzt googeln müssen, wer das war. In der Innenverteidigung ist man da schon topp aufgestellt und für die Viererkette wird es nun wichtig werden, auf beiden Außenverteidigerpositionen nachzulegen und Spieler zu verpflichten, die eindeutig Bundesligaqualität haben.

Wenn man dann nach vorne schaut, dann sollte der FCA nicht zu verkopft an die Sache heran gehen. Im Mittelfeld bin ich dann gerne bereit, Variabilität zuzugestehen. Ich glaube allerdings prinzipiell, dass der FCA mit zwei Stürmern spielen will, wovon einer mit Tietz oder Essende Zielspieler wird und Räume als auch Ablagen für einen Demirovic-Nachfolger schaffen soll. Und hier gilt es zu klotzen und nicht zu kleckern. Der FCA muss jemand verpflichten, der schon in einer großen Liga und in einem ähnlichen Setup seine Treffsicherheit unter Beweis gestellt hat.

Am Ende sorgen dann die neuen Außenverteidiger mit für die defensive Stabilität und unser neuer Topscorer schießt uns nach Europa. Der FCA spielt dabei hauptsächlich in einem 4-1-3-2 System.

Mitten im Prozess

Die EM läuft und parallel bastelt der FC Augsburg am Kader für die neue Saison. Bei bis zu 4 EM-Spielen am Tag, verliert man dabei den FCA gerne mal aus den Augen. Nachfolgend versuche ich euch deswegen einen Überblick zu geben, was hier in der nächsten Zeit zu erwarten ist.

Bisherige Transfers

Vorweg, auch wenn es nicht direkt Transfers sind: Die Verträge von Tomas Koubek und Iago wurden nicht verlängert. Beide Spieler verlassen den Club. Iago kehr zu EC Bahia nach Brasilien zurück. Tomas Koubeks Ziel ist noch nicht bekannt.

Auf der Zugangsseite konnte der FCA bisher schon vier Spieler verpflichten. Bei Kristijan Jakic wurde – nach den Leistungen fast schon selbstverständlich – die Kaufoption gezogen. Dazu hat der FCA mit Nediljko Labrovic den zweiten Torhüter der kroatischen Nationalmannschaft verpflichtet. Für den Sturm kommt Samuel Essende von Vizela und für die Innenverteidigung Keven Schlotterbeck vom SC Freiburg (der in der letzten Saison nach Bochum ausgeliehen war).

Dazu gibt es acht Spieler die von ihren Leihen zum FCA zurückkehren. Auf der anderen Seite kehren auch Kevin Mbabu und Pep Biel zu ihren Heimatvereinen zurück. Für die neue Saison hat der FCA Lasse Günther (zum KSC inkl. Kaufoption) und Marcel Lubik (zu GKS Tychy) bereits verliehen.

Anstehende Abgänge

Der Zugang von Keven Schlotterbeck bestätigt den Stand der Planungen beim FCA. In der Innenverteidigung hat Felix Uduokhai erneut signalisiert, dass er gerne den nächsten Schritt in seiner Karriere vollziehen würde. Der FCA ist in der Innenverteidigung mit dem Duo Gouweleeuw und Schlotterbeck und den bisherigen Ersatzspielern gut auf diese Situation vorbereitet. Interessierte Clubs sind bei Uduokhai noch keine bekannt, dessen Vertrag in 2025 ausläuft.

Ähnliches gilt für die Offensive bei Ruben Vargas. Vargas ist bereit für eine neue Herausforderung und auch sein Vertrag läuft in 2025 aus. Bei Vargas wird es allerdings noch ein bisschen dauern, bis er sich mit seinen Optionen konkret auseinandersetzt. Vargas war gerade erst Spieler des Spiels, mit einem Tor und einer Vorlage, als die Schweiz Italien bei der Europameisterschaft 2:0 besiegte. Sowohl der FCA als auch Vargas warten gerne, wenn danach für beide Seiten die Aussichten rosiger sind, weil Vargas seinen Marktwert steigern konnte.

Realistisch wohl als Uduokhai-Ersatz eingeplant: Keven Schlotterbeck (Photo by UWE KRAFT/AFP via Getty Images)

Die Herausforderung EM hätte Ermedin Demirovic gerne mitgenommen in diesem Sommer, alleine mit Bosnien-Herzegowina reichte es leider nicht für die Qualifikation. Demirovic saß dafür nun schon 2mal bei der Schweiz im Publikum um seinen Bro Ruben Vargas anzufeuern. Und bei ihm gibt es auch einige Gerüchte zu einem Abgang. Neben portugiesischen und italienischen Clubs wurde zuletzt der VfB Stuttgart genannt. Demirovic’ Abgang wird für den FCA gerade wirtschaftlich für den FCA enorm bedeutend sein. Der Club hat schon 14 Mio. EUR in Summe ausgegeben und muss refinanzieren.

Da passt es dann ganz gut ins Bild, dass es einen weiteren Stürmer gibt, der dem FCA ein paar Millionen in die Kasse spielen könnte. Die Rede ist von Irvin Cardona der den AS St.-Etienne fast im Alleingang in die erste französische Liga geschossen hat. St.-Etienne würde ihn gerne behalten, der FCA veranschlagt in diesem Falle gerüchteweise ca. 5 Millionen EUR. Auch diese Personalie bleibt entsprechend spannend.

In dieser Gemengelage fällt dann kaum mehr ins Gewicht, dass Sven Michel den FCA wohl in den nächsten Tagen in Richtung Paderborn verlassen wird. Michel ist ein guter Kerl, wäre aber mit Sicherheit nicht über eine Reservistenrolle hinausgekommen. Ich drücke ihm die Daumen für ein paar letzte gute Jahre als Aktiver in Paderborn. Und auch Dion Beljo ist wohl auf der Suche nach einem Club, bei dem er in der kommenden Saison regelmäßig spielen wird. Von einer möglichen Leihe ist hier die Rede.

Anstehende Zugänge

Geld in der Kasse braucht es nämlich unbedingt. Der FCA muss zwingend noch Spieler verpflichten, die Bundesliganiveau haben und direkt weiterhelfen. Lücken im Kader gibt es einerseits auf den beiden Außenverteidigerpositionen. Hier braucht es links und rechts jeweils einen hochkarätigen Zugang.

Auch weiter vorne besteht zwingend Handlungsbedarf. Vargas und Demirovic haben in der abgelaufenen Saison über 30 Torbeteiligungen beigetragen. Hier wird es sowohl im Sturm als auch auf den Flügeln offensiv Verstärkungen brauchen. Gerade im Sturm muss geklotzt und nicht gekleckert werden.

Achja, ein paar weniger bedeutende Personalien gibt es dabei auch noch. Aber über die Frage, wer Marcel Lubik als dritten Torhüter ersetzt, brauche ich wohl keinen eigenen Post zu verfassen. In diese Kategorie fällt auch die Verpflichtung von Yusuf Kabadayı als Perspektivspieler auf dem Flügel, die in der Presse schon als fix gilt.

Ausblick

Ich hätte schon fast vermutet, dass sich viele Transfers erst nach der EM ergeben. Auf der anderen Seite war klar, dass der FCA handeln muss und es gerade auch durch die schon realisierten oder anstehenden Abgänge bei einigen Spielern viel Handlungsbedarf gibt.

Es freut mich, dass der FCA die ersten Pflöcke eingeschlagen und wichtige Qualität dazu gewonnen hat, die direkt von Beginn der Saisonvorbereitung an, an Bord sein wird. Es sollte aber niemanden verwundern, wenn in den nächsten Wochen noch viel passiert und wir uns vielleicht bald bei der Gesamtanzahl der Meldungen die Augen reiben werden. Bis jetzt sieht das alles nach einem gut ausgeführten Plan aus, obwohl die vielen Wechsel im Kader Jess Thorup und Co. fordern werden. Es gilt auch in der kommenden Saison aus allen Spielern ein schlagkräftiges Team zu formen.

Frage der Woche: Egal was kommt, diese Spieler müssen bleiben

Der FC Augsburg befindet sich in einer spannenden Phase. Enno Maaßen steht als Cheftrainer vor seiner zweiten Saison. Im August erhält er Unterstützung von einem neuen Sportdirektor, Marinko Jurendic, der vom FC Zürich an den Lech kommt. Die sportlichen Hoffnungen steigen, auch aufgrund dessen, dass der Club mit Finn Dahmen, Patric Pfeiffer, Sven Michel, Masaya Okugawa und Tim Breithaupt schon fleißig auf dem Transfermarkt war. Abgänge werden sich nun anschließen. Wir haben in der letzten Woche laut überlegt, bei welchen Spielern das vielleicht ein sinnvoller Schritt wäre.

Der Verein, gerade auch in Persona von Präsident Max Krapf, hat in den letzten Monaten auch immer wieder klargestellt, dass der FCA sich zum Ausbildungsverein entwickeln soll. Dies ist auch von den Mitgliedern so gewünscht, wie eine Umfrage ergab. Sportlich wertvolle Spieler müssen hierfür zum richtigen Zeitpunkt abgegeben werden. Manche Spieler haben dementgegen für den FCA und dessen mannschaftliche Struktur einen besonders hohen Wert. Bei folgenden Spielern sollte auch bei guten Angeboten ein Abgang vermieden werden. Unsere Kandidaten in dieser Sache sind:

Ermedin Demirovic

Demi hat in Augsburg schnell eine tragende Rolle übernommen und soll diese bitte behalten (Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)

(Birgit) Fast ein Jahr ist es nun her, dass bekannt wurde, dass sich der FCA und der SC Freiburg auf ein Tauschgeschäft eingelassen hatten. So wechselte Michael Gregoritsch in den Breisgau, während Ermedin Demirovic zu uns ins schöne Augsburg kam. Zum damaligen Zeitpunkt nicht ganz unumstritten, heutzutage meines Erachtens eine goldrichtige Entscheidung, denn ich für meinen Teil kann mir den Kader ohne den in Hamburg geborenen Mittelstürmer nicht mehr vorstellen.

In nur einer Saison hat es der heute 25Jährige geschafft, sich vom Backup zu einem absoluten Stammspieler in der Bundesliga zu entwickeln. In wettbewerbsübergreifend 32 Saisoneinsätzen kommt er auf insgesamt 14 Scorerpunkte – aufgeteilt in acht Tore und sechs Torvorlagen. Damit ist Demi bester Scorer der Saison 2022/23. Auf dem Platz zeigt er regelmäßig vollen Einsatz, kämpft, ackert, beißt und geht mit gutem Beispiel voran. Kurz: Ermedin vereinigt viele Tugenden, die ein Führungsspieler mitbringen muss.

Dies zeigt er auch neben dem Platz. Wie man zuletzt lesen konnte, ist es Demi, der beispielsweise regelmäßig Treffen unter den Spielern organisiert und damit für ein sehr gutes Klima innerhalb des Teams sorgt. Zudem hat er es sich selbst zum Ziel gemacht, neu verpflichteten Spielern bei der Integration in den Verein zu helfen. Dies verriet zuletzt Innenverteidiger Patric Pfeiffer in einem Interview mit Transfermarkt.

Hört man sich in Fankreisen um, dann ist es immer wieder Demi, der den Leuten besonders positiv aufgefallen ist. Sie beschreiben ihn als „Leader“, den sie sich nicht nur im Mannschaftsrat sondern auch als potentiellen Kapitän vorstellen könnten. Mit seiner ruhigen Art und dennoch sehr starken Mentalität, hat er es geschafft, sich in die Herzen der Fans zu spielen. Wenn ich wählen müsste, dann wäre Ermedin Demirovic mein persönlicher Spieler der Saison, der eine sehr gute Entwicklung an den Tag gelegt hat und es immer wieder schafft, seine Mitspieler mitzuziehen. Ihn gehen zu lassen, wäre für mich daher ein Fehler und ich hoffe sehr, dass sich die Gerüchte um einen potentiellen Wechsel zu Eintracht Frankfurt nicht bewahrheiten werden. Er ist ein Spieler, der sich in Augsburg nicht nur wie zuhause fühlt, sondern der nahezu alles mitbringt, was einen „Augschburger“ ausmacht.

Arne Engels

Arne Engels war wohl die positive Überraschung der Rückrunde. Der überraschende Weg soll gern in Augsburg weitergehen. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

(Irina) Der Shootingstar der vergangenen Saison muss bleiben – sage ich. 19 Jahre ist der Rookie (noch) und für dieses junge Alter hat er seine Bundesligatauglichkeit schon mehr als nachweisen können. Natürlich hatte der Belgier gegen Ende der Saison ein Leistungstief, wie all seine Teamkameraden – all dies ist aber verschmerzbar, denn Arne Engels steht noch ganz am Anfang seiner Karriere.

Der FCA holte Engels in der Wintertransferphase 2022/23 eigentlich für die Position auf dem Flügel. Schnell wurde der belgische Nationalspieler aber ins Zentrum gezogen, auch aufgrund der Personalknappheit im Mittelfeld. Der Jungspund erledigte die ihm auferlegten Aufgaben dann so gut, sodass er in seiner Prämieren-Halbsaison auf 18 Partien kam. Hierbei gelangen ihm vier Assists. Auf eine durchschnittliche Passquote von 72 Prozent kommt Engels ebenso wie auf 777 Ballkontakte. Die Passquote ist besser als die seiner Nebenmänner Elvis Rexhbecaj und Arne Maier. Gemäß dem Kicker erlief er 193,27 Kilometer.

Der Youngster setzte zu 325 Sprints an, sechs mehr als Elvis Rexhbecaj in der ganzen Saison absolvierte. Wenn Arne Engels in der kommenden Saison noch an seiner Zweikampfführung arbeitet und körperlich etwas robuster wird (er wiegt 71 Kilogramm bei 1,84m Körpergröße), dann wird er dem FC Augsburg noch viel Freude bereiten. Schon in der Rückrunde überzeugte er mit klugen Pässen und tollen Standards. Insbesondere die Eckbälle trat der Belgier mit einem feinen Füßchen.

Der FCA hat mit Arne Engels einen Überraschungscoup gelandet im Winter – das hatte kaum einer so auf dem Schirm. Die läppischen 100.000 € Ablöse an Brügge sind quasi geschenkt, wenn man auf die sonstigen Ablösesummen im Fußballkosmos blickt. Schon im Laufe der ersten Saison konnte er seinen Marktwert von 500.000 € auf nunmehr 7,5 Mio. € steigern. Dies war nun erst der Anlauf. Wir können gespannt sein, wohin der (steile) Weg des Arne Engels noch führt. Einen kleinen Vorgeschmack haben wir bereits bekommen. In der neuen Saison kann er ein Eckpfeiler der Mannschaft werden und zu einem Bundesligaspieler reifen. Und dann, irgendwann, kann der FCA Arne Engels an einen der großen (und geldigen) Top-Clubs verkaufen – und sich auf ein Transferplus freuen.

Niklas Dorsch

Wenn Niklas Dorsch sein Potential ausschöpft, dann sollte er ein wichtiger Bestandteil in Augsburg sein. Nächste Saison ist es hoffentlich so weit. (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

(Andi) Als der FC Augsburg vor zwei Jahren Niklas Dorsch verpflichtet hat, war die Euphorie groß. Von einem Transfer-Coup war die Rede. Der Kicker schrieb, der FCA habe sich „gegen zahlungskräftigere Konkurrenz durchgesetzt“ und so mancher FCA-Fan rieb sich erstaunt die Augen, dass der U21-Europameister tatsächlich am Lech unterschrieb. Dementsprechend hoch waren auch die Erwartungen.

Nun lässt sich gewiss streiten, ob Dorsch sie erfüllt hat. Für ein Urteil ist es aber definitiv zu früh. Der zentrale Mittelfeldspieler fiel einen Großteil der Saison aus, stand nur fünfmal in der Startelf. Nicht aber aus sportlichen Gründen, sondern verletzungsbedingt.

In seiner ersten Saison war Dorsch unumstrittener Stammspieler, machte 30 Spiele und lenkte das Augsburger Mittelfeld. Dabei ging der gebürtige Oberfranke stets als Leaderfigur voran. Auf und neben dem Platz. Der FCA braucht Kämpfertypen wie Dorsch, gerade nach der Verjüngung des Kaders. Eine Mittelfeldachse aus Dorsch und Engels würde zu den besseren der Liga zählen und ordentlich Lust auf die kommende Saison machen. Der FCA sollte Niklas Dorsch unter keinen Umständen verkaufen.

Mads Pedersen

Mads Pedersen möchte man in Augsburg nicht mehr missen. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

(Franzi) Einer, den ich derzeit unter keinen Umständen bei unserem FCA missen möchte, ist Mads Pedersen. Obwohl (oder gerade weil) der 1,74 Meter kleine „Mini“ oft viel weniger auf dem öffentlichen Radar erscheint wie ‚große‘ Namen wie Demi oder Dorsch. 2019 kam Pedersen als 22-Jähriger für 800.000 € vom FC Nordsjælland an den Lech, um beim FCA erstmals Bundesligaluft zu schnuppern. Die Verantwortlichen statteten den talentierten Linksverteidiger und dänischen U21-Nationalspieler gleich mit einem Fünf-Jahres-Vertrag aus.

Weil Iago verletzt war, feierte Pedersen als Backup gleich am ersten Spieltag 2019/2020 in Dortmund sein Debüt. Danach trat er, wie für Nachwuchsspieler üblich, erst einmal ins zweite Glied, wurde, um Spielpraxis zu sammeln, für ein halbes Jahr nach Zürich ausgeliehen. Zurück in Augsburg, musste er dann selbst wochenlang verletzungsbedingt pausieren. Bei Iago und Pedersen ist das aber fast wie beim Ping-Pong: Als sich der Brasilianer im Frühjahr 2021 länger verletzt, springt wieder sein Ersatzmann ein. Macht ab da aber so nachhaltig auf sich aufmerksam, dass er aus dem Team nicht mehr wegzudenken ist.

Gerade in der vergangenen Spielzeit hat Pedersen gezeigt, dass er mit seinem Tempo und Biss in den Zweikämpfen auch auf der rechten Seite für den dauerformschwachen Gumny bestehen kann. In Leipzig fand er sich gar im offensiven Mittelfeld wieder. So eine Flexibilität ist unter Maaßen gefragt. Zwar hatte der heute 26-jährige selbst öfter mal Probleme beim Stellungsspiel. Die versuchte er aber mit seinem unermüdlichen Einsatz wettzumachen. Die Gesundheit ist’s auch, die ihn regelmäßig triezt. Allerdings ist Mads weit davon entfernt, sich unterkriegen zu lassen. Fast immer am Grinsen, versucht er, seinen positiven Spirit auf seine Mitspieler zu übertragen, sie zu bestärken (Tomáš Koubek 😊) und auch an uns Fans weiterzugeben, wie er es nach dem wichtigen 1:0-Heimsieg gegen Union Berlin auf Instagram getan hat. Mit Mads will ich in die Verlängerung! Über 2024 hinaus! Gerade auch, wenn Iago das Feld räumen sollte.

Jeffrey Gouweleeuw

Gouweleeuw im Spielaufbau weiterhin tragend. (Photo by Reinaldo Coddou H./Getty Images)

(Andy) Enno Maaßen hätte in der letzten Saison schon lieber mehr mit Dreierkette gespielt. Oftmals war die Personaldecke in der Innenverteidigung einfach zu dünn. Jetzt kommt mit Patric Pfeiffer jemand für die rechte Position dazu. Wann und ob Reece Oxford nach seiner langen Pause wieder zu Form kommt, steht wohl in den Sternen. Und bei Felix Uduokhai wird spekuliert, ob er den FCA nicht in diesem Sommer verlässt, nachdem sein Vertrag in 2024 ausläuft. Einen ablösefreien Abgang in 2024 kann sich der Club schier nicht leisten und so wird zwangsweise überlegt, in diesem Jahr noch Transfereinnahmen zu generieren.

Umso wichtiger ist es, dass Jeffrey Gouweleeuw bleibt und als Leuchtturm in der Innenverteidigung dient. Meiner Meinung nach hat er die Kapitänsrolle in der Rückrunde sehr gut ausgefüllt. Es wird wichtig sein, dass er eine Achse bildet und auch dem neuen Keeper Finn Dahmen mit Ruhe und Souveränität hilft. Jeff ist gerade durch seine eher geringe Verletzungsanfälligkeit und seine Erfahrung in der Augsburger Jungspund-Elf kaum zu ersetzen. Es wird ihn in der kommenden Saison und darüber hinaus brauchen, um eine gesunde Mischung im Kader zu finden. Jeff sollte entsprechend nicht nur bleiben sondern auch verlängern.

Aaron Zehnter

AUGSBURG, GERMANY – JULY 21: Aaron Zehnter of FC Augsburg poses during the team presentation at WWK Arena on July 21, 2022 in Augsburg, Germany. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

(Andy) Der FC Augsburg will ein Ausbildungsverein sein. Dabei will er auch auf Spieler aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum setzen. Aber auf wen? Maurice Malone will den FCA wohl dauerhaft verlassen, um anderswo Stammspieler zu werden. Die Leihe von Lukas Petkov nach Fürth wurde gerade erst um 1 Jahr verlängert. Tim Civeja hat den Sprung erstmal nicht geschafft und wechselte in diesen Tagen fest nach Saarbrücken. Da bleibt dann nur noch Aaron Zehnter, der als aufstrebender Jungprofi den Sprung bei den Profis realistisch schaffen könnte, nachdem er zumindest in der letzten Saison herangeführt wurde, wenn man Mert Kömür in der kommenden Saison mit Hoffnungen nicht überfrachten will.

Aaron muss entsprechend bleiben und Spielzeit bekommen. Wenn Iago geht, hoffe ich dass er als Ersatz für Mads Pedersen fest eingeplant wird. Es braucht endlich wieder ein Vorbild, dass den anderen Jugendspielern den Beweis der Durchlässigkeit liefert. Kann man es in Augsburg aus der eigenen Jugend zu den Profis schaffen? Viel hängt hier in der nächsten Saison von der Entwicklung von Aaron Zehnter ab.

Frage der Woche: Für beide Seiten besser, wenn er geht

4 Neuzugänge hat der FCA schon verkündet, 1 weiterer folgt wohl in den nächsten Tagen. Die sportliche Leitung schraubt fleißig am Kader für die kommende Saison. Derweil werden auch Abgänge folgen müssen, damit Enno Maaßen im Training nicht mit 40 Spielern arbeiten muss und eigene Jugendspieler eine Chance auf Einsatzzeiten haben. Grundsätzlich fällt es immer schwer, sich von Spielern zu verabschieden. In der Rückschau färben Potential und Highlight-Momente ein positives Bild. Dennoch haben wir uns dieser Woche an die Frage getraut, bei welchen Spielern ein Abschied für beide Seiten der beste Pfad wäre. Nachfolgend unsere Vorschläge:

Niklas Dorsch

Wenig Erfolgserlebnisse in der abgelaufenen Saison: Niklas Dorsch (Photo by Alex Grimm/Getty Images)

(Andy) Dorschi wurde ordentlich gehypt, als er im Sommer 2021 den Weg aus Gent zum FCA fand. Die Hoffnungen entstanden auch durch das Karriereende von Daniel Baier. Lange hatte der FCA mit ihm eine Konstante im defensiven Mittelfeld, der das Spiel lenkte und prägte, wie niemand in Augsburg zuvor. Die Hoffnungen, in die großen Fußstapfen des Maestros zu treten, konnte Dorsch bisher zu keinem Zeitpunkt erfüllen.

Dorsch ist derweil kein schlechter Fußballer. Allerdings tendiert zu Ballverlusten im Spielaufbau, die eine Mannschaft wie den FCA Spiele kosten können. Seine Entscheidungen sind teilweise zu riskant, manchmal auch die Ausführung schlampig. In der abgelaufenen Saison, der ersten unter Trainer Enno Maaßen, kam er auf gerade einmal 11 Bundesligapartien und 478 Minuten. Seine drei Spiele von Beginn an verlor der FCA allesamt. Zweimal brach er sich den Mittelfuß, dazu wurde er von einer Krankheit und einer Nasen-OP zurück geworfen. Verfügbarkeit, gerade im zentralen Mittelfeld so wichtig.

Dorsch verabschiedete sich in die Sommerpause, in dem er sich mit den Fans im Fanblock in Gladbach anlegte, die die unterirdische Leistung der Mannschaft nach Spielende kritisierten. Sein Ego und sein Anspruch sind groß. Der FCA im Mittelfeld mit Rexhbecaj, Engels und Breithaupt zukunftssicher aufgestellt. Für Dorsch stellt sich die Frage, ob er sich in den Dienst der Mannschaft stellen kann und die Augsburger Werte verkörpert. Für den FCA könnte es ein guter Moment sein, sich vor der kommenden Saison von Dorsch zu trennen, bevor er hinter der Konkurrenz auf der Bank versauert und Unruhe entsteht. Noch war die letzte Saison eine unglückliche Aneinanderreihung von Zufällen. Ein Abschied könnte für alle Seiten das Beste sein.

Robert Gumny

Robert Gumny nach seinem Platzverweis gegen Gladbach im letzten Spiel der Saison: wie unglücklich könnte ein Abgang sein (Photo by Neil Baynes/Getty Images)

(Irina) Auch auf der Abgangsseite wird sich sehr sicher beim FCA zeitnah etwas tun. Ein Abschied, den ich persönlich verschmerzen könnte, ist auf der Rechtsverteidigerposition beheimatet. Die Rede ist von Robert Gumny. 25 Jahre alt ist der polnische Nationalspieler vor kurzem geworden, aber in der Bundesliga angekommen ist er weiterhin noch nicht. 29 Bundesligaspiele konnte „Rogu“ in der vergangenen Saison bestreiten, hier stehen ein Tor und zwei Vorlagen zu Buche. Die letzte Saison absolvierte Gumny überwiegend als Stammspieler auf der rechten defensiven Abwehrseite. Der Kicker-Notendurchschnitt liegt bei 3,96, dies ist einer der schlechtesten Werte beim FCA. Eine Weiterentwicklung konnte der geneigte Fan letzte Saison (leider) weiterhin nicht erkennen.

Mangels Alternativen wurde Robert zwar eingesetzt, konnte aber kaum überzeugen. Vielmehr war der Pole meist defensiv überfordert, zeigte viele individuelle Fehler und kam offensiv kaum zur Entfaltung. Gewünscht hätten wir es ihm alle, schließlich kam Gumny 2020 für rund zwei Mio. Euro Ablöse von Lech Posen und mit ihm einige Vorschusslorbeeren. Gegebenenfalls kann RoGu in die zweite Bundesliga abgegeben werden oder an einen Club seines Heimatlands. Dies wäre wohl eher seine Kragenweite.

Auf der rechten Seite sucht der FCA sowieso einen Starter mit nachgewiesenem Bundesliga-Niveau, sodass mit dem zurückkehrenden Framberger ein ähnlich veranlagter Spieler noch als Backup zur Verfügung stünde. Nur mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass Framberger eine absolute Identifikationsfigur als gebürtiger Augsburger ist und somit wichtig für das Binnenklima der Mannschaft. Ansonsten würde ich persönlich einen Blick in die zweite Liga werfen, um einen erfahrenen Routinier als Ergänzungsspieler zu verpflichten. Einen Spieler wie beispielsweise Sei Muroya (Hannover 96) oder Cedric Brunner (Schalke 04).

Iago

Seit 2019 beim FC Augsburg: Iago Amaral Borduchi (Photo by Carsten Harz/Getty Images)

(Andi) Iago hat beim FCA noch einen Vertrag bis 2024. Eine vorzeitige Vertragsverlängerung scheint aktuell nicht im Raum zu stehen – und so sollten die Verantwortlichen darüber nachdenken, den Brasilianer zu verkaufen. Die Einnahmen sollte man mitnehmen, Iago hat einem Marktwert von 5,5 Millionen Euro. Es gibt Interesse aus der Türkei.

Keine Frage, der 26-Jährige, der 2019 aus Porto Alegre kam, kann für den FCA sehr wertvoll sein. Seine Leichtfüßigkeit gepaart mit Offensivdrang tun dem Augsburger Spiel gut. 13 Vorlagen und vier Tore für Rot-Grün-Weiß belegen das, wenngleich Iago nicht an die Werte von Vorgänger Philipp Max herankommt.

Im Kerngeschäft eines Linksverteidigers hat Iago aber deutlich Luft nach oben. Zu oft agiert er in Zweikämpfen zu fahrig, ist mit seinen nicht mal 70 Kilo schlicht nicht robust genug für die Bundesliga. Hinzu kommen Mängel im Stellungs- wie zwangsläufig auch im Kopfballspiel sowie Unkonzentriertheiten wie falsche Einwürfe oder sein Blitz-Gelb-Rot gegen Leipzig. Eine Trennung im Sommer scheint bei einem guten Angebot verkraftbar. Auch, wenn der FCA dann wohl noch einmal auf dem Transfermarkt tätig werden müsste.

Noah Sarenren Bazee

Auch bei Noah Sarenren Bazee läuft der Vertrag im kommenden Jahr aus. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

(Birgit) An dieser Stelle muss ich offen und ehrlich zugeben, dass mir das Thema der Woche einiges an Kopfzerbrechen bereitet hat. Dies möchte ich auch ganz kurz erklären: Für mich hat jeder Spieler seine Berechtigung im Kader zu stehen und jeder von ihnen hat durchaus zum Erfolg der letzten Jahre beigetragen – sei es jetzt auf oder neben dem Platz. Doch eine Wahl musste her und so habe ich mich kurzerhand für jemanden entschieden, dessen Vertrag 2024 ausläuft, sodass der Verein somit noch ein letztes Mal die Chance hätte, eine Ablöse zu generieren. Zudem wurde derjenige in den letzten Jahren sehr vom Verletzungspech verfolgt. Die Rede ist von Noah Sarenren Bazee.

Der gebürtige Celler wechselte im Jahr 2019 von Hannover 96 zu uns in die Fuggerstadt. Seitdem bestritt er gerade einmal 683 Einsatzminuten in 32 Einsätzen für die Profimannschaft. Hier steuerte er zwei Tore und eine Torvorlage bei. Tatsächlich war er in unserer U23, für die er sieben Mal auflief, erfolgreicher, denn hier traf er drei Mal und bereitete zwei Treffer vor. Insgesamt trug der schnelle Rechtsaußen das Trikot mit der Zirbelnuss für insgesamt 1.183 Spielminuten. Sogar unsere Neuverpflichtung des Winters Arne Engels spielte in der Rückrunde mehr als Sarenren Bazee in seiner gesamten Zeit in Augsburg.

Dies ist natürlich der ellenlangen Verletzungshistorie geschuldet, die den heute 26Jährigen immer wieder zurück geworfen hat. 44 Spiele verpasste er aufgrund von kleineren Verletzungen und natürlich auch wegen seines Kreuzbandrisses, den er sich im März 2022 zuzog. Doch diese schwere Blessur sorgte dafür, dass er sich unter Trainer Enno Maaßen erst sehr spät präsentieren und auch nicht durchsetzen konnte. Die Konkurrenz um Arne Maier, Kelvin Yeboah und Co war einfach zu stark.

Bestimmt hat es sich Noah auch ganz anders gewünscht, als er 2019 beim FC Augsburg unterschrieben hat, aber die Faktenlage ist leider eindeutig. Natürlich findet man auch positive Aspekte über ihn. Seinen Einsatz zum Beispiel, wenn er doch einmal ran durfte, oder auch seine Geschwindigkeit, mit der er auch in den letzten Spielminuten mal für Wirbel sorgen konnte. Sein Tor gegen Borussia Dortmund zum 1:1-Endstand am 24. Spieltag der Saison 2021/22 werde ich auch nicht so schnell vergessen. Trotzdem muss ich im Großen und Ganzen gestehen, dass ich für Noah Sarenren Bazee keine Zukunft im Augsburger Kader sehe und würde es ihm persönlich sehr wünschen, dass er woanders sein Können unter Beweis stellen kann und dabei verletzungsfrei bleibt.

Bei welchem Spieler könntet ihr euch eine Trennung gut vorstellen?

Sommerträume

Sommerpause und es ist warm draußen. Es ist die Zeit der Träume. Als Fan eines Fußballvereins hat man momentan noch den absoluten Glauben, dass der eigene Verein in der kommenden Saison mit einer Traumelf auflaufen und sportlich vollkommen überzeugen wird. Noch ist alles möglich. Auf Instagram wurde in der letzten Woche die Frage gestellt, welchen Spieler – dessen Verpflichtung finanziell realisierbar ist- man sich in dieser Transferperiode als Zugang wünschen würde. Dies hat mich zum Grübeln und Träumen gebracht. Bei welchem Transfer würde ich zum Fanshop laufen, um mir das Trikot desjenigen zu kaufen? Wir haben in der Redaktion Meinungen gesammelt. Hier sind unsere Vorschläge:

Marco Richter

(Andy): Jeder, der hier schon etwas länger mitliest, kennt meinen Richter-Boycrush. Ich mag diesen Kerl einfach und habe seinen Abschied sehr bedauert. In Augsburg musste er schon unter vielen Trainern auf unterschiedlichen Positionen, in Berlin überstand er eine Krebserkrankung und erlebte den Abstieg mit. Auch hier wurde er wieder von Position zu Position geschoben. Trotzdem war er ein integraler Bestandteil der Berliner Mannschaft und sorgte mit 6 Toren und 5 Vorlagen für positive Momente in einer ansonsten verkorksten Saison. Dies sieht man nun auch am Meinungsbild aus der Berliner Fanszene, das deutlich zeigt, wie wichtig die Fans ihn für die Mannschaft halten. Richter sollte sich als vielseitiger Offensivspieler, der es gewohnt ist im Pressing mitzuarbeiten, in Ennos System pudelwohl fühlen. Enno sollte ihm helfen können, sein Potential auszuschöpfen. Sportlich macht dieser Transfer viel Sinn.

Reifer und auf der Suche nach Stabilität: Eine Rückkehr nach Augsburg wäre für Marco Richter evtl. die richtige Zukunftsentscheidung. (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Mit Richter käme zudem ein Eigengewächs zurück, das als Vorbild für die nachrückenden Jugendspieler dienen kann. Der nun auch eine Führungsrolle in der Mannschaft einnehmen kann, nach all den Berliner Erfahrungen. Mit dem man zusammen als FCA sportlich einen Schritt nach vorne machen könnte. Marco Richter ist weiterhin erst 25 Jahre alt. Wie der FC Augsburg selbst, wird es Zeit sportlich nach Höherem zu streben. Zusammen. Weil uns allen der Club am Herzen liegt. Marco, ich will deine Tacklings und Torbeteiligungen wieder feiern. Komm zurück! Es ist noch genügend Zeit, um in Augsburg zur Legende zur werden.

Valentino Lazaro

(Andi) Robert Gumny konnte einem wirklich leidtun, als er nach seiner roten Karte im letzten Saisonspiel gegen Gladbach mit Tränen in den Augen vom Platz schlich. Mini-Kontakt gegen Fallobst Thuram, kein böses Foul, nur eben ungeschickt. Ein Sinnbild für Gumnys wahrlich nicht glückliche Saison. Auch im dritten Jahr in Augsburg konnte der Pole nur selten überzeugen, weswegen sich der FC Augsburg schon nach neuen Rechtsverteidigern umschaut. Doch der Markt ist überschaubar. Wenn ich mir einen Spieler wünschen würde, wäre es James Tavernier von den Glasgow Rangers. Er war in mehr als 400 Spielen für die Rangers an über 200 Toren direkt beteiligt, ist Kapitän und Mentalitätsmonster, wie er dem deutschen Publikum in den Europa-League-Spielen gegen Dortmund und Frankfurt gezeigt hat. 31 Jahre, Marktwert 8 Millionen. Bleibt nur die Frage, warum er die Rangers für Augsburg verlassen sollte… 

Kennt die Liga und würde auf einer Problemposition helfen: Valentino Lazaro. (Photo by Simone Arveda/Getty Images)

Etwas realistischer scheint da ein Milan van Ewijk, 22 Jahre alt, beim SC Heerenveen unter Vertrag und niederländischer Juniorennationalspieler. Laut niederländischen Medien sollen FCA-Scouts bereits vor Ort gewesen sein, um van Ewijk zu beobachten. Ein Transfer würde zur aktuellen FCA-Strategie passen, vermehrt auf junge Spieler zu setzen. Doch: Auch Gumny kam als Talent, die Wette ist riskant. Ich würde mir daher für den FCA einen etwas gestandenen Spieler wünschen. Jemanden wie Valentino Lazaro, den man noch aus seiner Zeit in der Bundesliga kennt (Hertha, Gladbach). Lazaro, 27, steht bei Inter Mailand bis 2024 unter Vertrag, war zuletzt aber an den FC Turin ausgeliehen. Turin besitzt eine Kaufoption in Höhe von sechs Millionen Euro. Sollten sie die nicht nutzen, kann vielleicht der FCA aktiv werden. 

Konstantinos Stafylidis

(Franzi) Ich plädiere dafür, dass der FC Augsburg für die Links- bzw. Rechtsverteidigerposition einen alten Bekannten zurück an den Lech holt. Konstantinos „Stafy“ Stafylidis verlängert seinen Vertrag beim VfL Bochum im beiderseitigen Einvernehmen nicht und wäre ab 01.07.2023 für überschaubares Geld zu haben. Nach allem, was man liest, für eine Summe zwischen 250.000 und 1,8 Mio. Euro.

Für den inzwischen 29-jährigen Griechen spricht eine ganze Menge. Gerade in der Hinrunde hat Stafy mit den Bochumern gezeigt, was es heißt, sich nicht aufzugeben und als Team zusammenzuhalten. Er selbst hat sich – wie so oft – nach einer langwierigen Verletzung zurückgekämpft, seine Mannschaft sich im Laufe der Saison nach und nach aus dem Tabellenkeller befreit. In der Rückrunde ist der nominelle Linksverteidiger auf der rechten Abwehrseite eingesprungen und hat seine Sache auch dort nicht schlecht gemacht. Sollte der FCA auf dem leergefegten Rechtsverteidigermarkt also nicht fündig werden (was ich nicht hoffe), hätte er neben (oder besser vor) Robert Gumny für die rechte Seite noch jemanden in der Hinterhand, der gerade in der Rückwärtsbewegung seine Stärken hat.  

Stafy hat man lieber auf seiner Seite als gegen sich. (Photo by Alexandra Beier/Getty Images)

Außerdem kennt sich Kostas beim FCA, bei dem von 2015 bis 2019 inklusive einer sechsmonatigen Leihe zu Stoke City gekickt hat, bestens aus und bräuchte wohl kaum Eingewöhnungszeit. Was aus meiner Sicht aber am meisten für den Mann aus Thessaloniki spricht: Er verkörpert mit seiner Zweikampfhärte, seiner Robustheit und seinem unbedingten Willen die „alten“ FCA-Tugenden, die dem Verein spätestens seit dem Ausfall von André Hahn im Herbst 2022 abhandengekommen sind. Er wäre quasi die wandelnde Erinnerung an unseren FCA in Europa, an #keineSau und den Beinahe-Ausgleich, den er in der 89. Minute an der Anfield Road per Freistoß erzielt hätte. Das wäre doch bestimmt auch für die „Neuen“ ein Ansporn?!

Gegen Stafy spricht, wie schon angedeutet, seine beträchtliche Verletzungshistorie. Ob in Augsburg, Hoffenheim oder eben jüngst Bochum – immer wieder bremsten ihn gesundheitliche Probleme aus, ein Rippenbruch war besonders hartnäckig. Ob die im Vergleich zum ebenfalls verletzungsanfälligen Iago, den er bei einem Abgang ersetzen würde, ins Gewicht fallen würden, wage ich jetzt mal zu bezweifeln. Gerade die häufigen Ausfälle führten auch dazu, dass Stafylidis seiner Konkurrenz oft den Vortritt lassen musste, beim FCA z.B. Philipp Max. Damit kam er nicht immer gut klar, sorgte vereinsintern mit Wechselwünschen für Unmut. Er lernte aber, mit den Rückschlägen umzugehen. Nicht umsonst wurde er vom VfL mit „Danke, Kämpfer!“ verabschiedet. Genau so einen wünsche ich mir für unseren FCA!

Christopher Antwi-Adjei & Masaya Okugawa

(Irina)  Persönlich wünsche ich mir für das heiße Sommertransferfenster ein paar qualitativ hochwertige Neuzugänge. Im Hinblick auf benötigtes Spielermaterial tun sich “Problempositionen” auf, die dem FCA insbesondere in der Rückrunde der mittlerweile vergangenen Saison deutlich aufgezeigt wurden. Andi hat bereits die Rechtsverteidiger-Rolle genannt, die für einen Bundesligisten nicht adäquat (genug) besetzt ist. Daher konzentriere ich mich auf die schwächelnde Kreativabteilung, sprich: das offensive Mittelfeld und die Flügel. Insbesondere die beiden Flügelpositionen könnten bei einem Abgang vom dynamisch-agilen Ruben Vargas noch zusätzlich geschwächt werden, bei eh schon wenig qualitätsversprechenden Optionen. 

Unterschiedsspieler in der Offensiv: mit Okugawa ist einer günstig zu haben. (Photo by Martin Rose/Getty Images)

Insbesondere der bereits kommunizierte und somit feststehende Abgang von André Hahn tut hier weh, gehen mit ihm doch ganz besondere Fähigkeiten und Tugenden von Bord. Explizit meine ich die sogenannte “Augsburg DNA”; laufen, kratzen, beißen, 1907% Einsatz eben.

Für die Flügel wünsche ich mir daher (nach Trennung von nicht benötigten Spielertypen wie Noah-Sarenren Bazee) Neuzugänge wie Tiago Tomas (21) und/oder Christopher Antwi-Adjei (29), beide sind den Abstiegskampf in der Bundesliga bei ihren aktuellen Arbeitgebern gewöhnt. Beide sind schnell, kreativ und torgefährlich. Zudem könnten beide sofort weiterhelfen und brauchen wohl kaum Zeit zur Akklimatisierung in der Fuggerstadt. Dass mindestens einer der beiden (vermutlich Tomas) zu höherem berufen ist und derzeit mit Wolfsburg liebäugelt, macht einen Wechsel zum FCA nicht gerade wahrscheinlich. Aber Christopher Antwi-Adjei wäre alleine schon ein richtiger “smart deal”. Und auch ein deutliches Upgrade zu derzeitigen Bankspielern wie ebenjener Bazee, Jensen oder Caligiuiri (der den FCA sowieso verlässt). Antwi-Adjei wäre mir auch lieber als ein (teuerer) Transfer von Yeboah. 

Für die – seit Ja-Cheol Koo verwaiste – Position des offensiven Mittelfeldspielers wünsche ich mir überraschend-unüberraschend Masaya Okugawa von Arminia Bielefeld. Der Japaner (27) ist aufgrund des Abstiegs der Arminia in die dritte Liga ablösefrei und ab 01.07. vertragslos. Okugawa kann neben seiner Stammposition in der Zentrale auch auf beiden Flügeln spielen. Im Zentrum ist Okugawa sowohl abschlussstark als auch ein guter Vorlagengeber (5 Tore, 10 Vorlagen in der vergangenen Zweitligasaison). Hinter Okugawa könnte dann Eigengewächs Mert Kömür in die Rolle langsam hineinwachsen. Dies würde ich für meinen Teil jedenfalls sehr begrüßen!

Yukinari Sugawara

(Birgit) Wie so viele Augsburger Fans sehe auch ich eine große Problematik unseres Kaders in den Außenverteidigerpositionen. Sollten sich die Gerüchte um einen Abgang von Iago bewahrheiten, dann hätte man auf der linken Abwehrseite mit Mads Pedersen derzeit nur einen Spieler, der in der abgelaufenen Saison vollständig mit seiner Leistung überzeugen konnte. Allerdings traue ich es beispielsweise David Colina, der in der kroatischen HNL fast 100 Spiele gemacht hat, durchaus zu, auch schon bald in der Bundesliga sein Können unter Beweis zu stellen.

Daher sehe ich, wie wir auch schon in unserer RoGaz-Kaderanalyse des letzten Jahres festgestellt haben, die Rechtsverteidigerposition als die Baustelle, die am dringlichsten behoben werden muss. Seit dem Abgang von Paul Verhaegh im Jahr 2017 wurde hier nicht mehr adäquat nachgerüstet und sowohl Robert Gumny als auch Raphael Framberger konnten in den letzten Spielzeiten nicht überzeugen. Daher hoffe ich sehr, dass sich hier in der Sommertransferperiode etwas tun wird. Es gab bereits Gerüchte um Milan van Ewijk oder auch Mitchell Weiser. Gerade letzterer würde mir persönlich gut gefallen, dennoch könnte ein Transfer nur schwer zu realisieren sein, da auch ein Topclub aus der Bundesliga sowie mehrere Vereine aus dem Ausland an ihm dran sein sollen.

Vieles konzentriert sich auf rechts hinten. Auch Sugawara wäre hier eine Alternative. (Photo by Kenta Harada/Getty Images)

Eine Alternative hierzu, die ich mir sehr gut bei uns vorstellen könnte, spielt derzeit in der Eredivisie – genauer gesagt bei AZ Alkmaar, dem Tabellenvierten der niederländischen Liga. Die Rede ist vom 22jährigen Yukinari Sugawara, der seit der Saison 2020/21 bei AZ unter Vertrag steht. In diesem Zeitraum hat er bereits 156 Spiele für den ehemaligen Club von Kapitän Jeffrey Gouweleeuw bestritten und hat sich dabei auch auf dem internationalen Parkett sehr ordentlich präsentiert. Allein wenn man auf diese Saison schaut, kommt der Japaner auf wettbewerbsübergreifend 15 Torbeteiligungen – aufgeteilt in vier eigene Treffer und elf Torvorbereitungen. Insgesamt steht er trotz seines jungen Alters schon bei zehn Toren und zwanzig Assists. Und Sugawara kann nicht nur defensiv, sondern auch offensiv, denn Trainer Pascal Jansen setzte ihn auch das eine oder andere Mal auf Rechtsaußen ein, wo wir ja auch das eine oder andere Problem haben.

Der junge japanische Nationalspieler wäre daher eigentlich genau das, was man beim FC Augsburg sucht und gerne auch verpflichtet. Er ist jung, dynamisch und hat noch dazu noch ein gewaltiges Entwicklungspotenzial Sein derzeitiger Wert bei Transfermarkt liegt bei sechs Millionen Euro und wäre daher schätzungsweise durchaus im Bereich des Finanzierbaren, auch wenn Yukinaris Vertrag noch bis 2025 Gültigkeit besitzt. Und sind wir mal ehrlich: Würde er nicht auch perfekt in die Schiene der unaussprechlichen bzw. schweren Namen passen? 😉  

Welchen Zugang wünscht ihr euch für den FCA?

Neue FCA-Strategie: Talent statt Erfahrung

Der FC Augsburg bastelte in der Winterpause am Kader für die Rückrunde. So wechseln gleich vier Juniorennationalspieler nach Schwaben. Arne Engels (19, Belgien), Kelvin Yeboah (22, Italien) sowie David Colina (22) und Dion Beljo (20, beide Kroatien). Außerdem kommt Irvin Cardona (25). Dass der nicht unbedingt für Wintertransfers bekannte FCA gleich fünf Spieler in der Bundesligapause verpflichtet, überrascht. Dass es dann auch noch vier Talente sind, erstaunt umso mehr. Ändert der FC Augsburg gerade seine Transferstrategie?

Bisher galt: Alt und erfahren

In der Vergangenheit war für Sportdirektor Stefan Reuter bei Transfers vor allem ein Kriterium wichtig: Erfahrung. Julian Baumgartlinger (34), Rafal Gikiewicz (32), Daniel Caligiuri (32), Tobias Strobl (30), Stephan Lichtsteiner (35), Marek Suchy (31), Piotr Trochowski (31) oder Halil Altintop (30) waren alle älter als 30 Jahre alt als sie in die Fuggerstadt wechselten.

Setzte der FCA auf jüngere Spieler, waren es meist Mitzwanziger. In der Regel mit Erstligaerfahrung. Allein in der letzten Transferperiode etwa Ermedin Demirovic, Arne Maier oder Elvis Rehxbecaj. Zuvor Felix Uduokhai, Florian Niederlechner, Michael Gregoritsch, Martin Hinteregger oder Jonathan Schmid. Reuters Muster war vorhersehbar. Ein Bundesligaprofi, der seine Qualitäten bereits gezeigt hat, aktuell bei seinem Klub aber nicht so recht klar kommt.

Ein ähnliches Kalkül verfolgt man bei Cardona. Der 25-jährige Franzose spielte bei seinem Ex-Verein Brest zuletzt keine große Rolle: Nur ein Startelfeinsatz in der Hinrunde, letztes Tor im April. Im Laufe seiner Karriere hatte er jedoch auch bessere Phasen. Insgesamt bringt er es in 106 Spielen für Brest auf 19 Tore und 7 Vorlagen. Zum Vergleich: Florian Niederlechner erzielte in 107 Spielen für den FCA 30 Tore und 21 Vorlagen. Cardona soll das FCA-Spiel variabler machen.

Cardonas Debüt für den FCA verlief kurios. Der Neuzugang aus Brest kam früh für den verletzten Ruben Vargas, musste dann jedoch selbst verletzungsbedingt ausgewechselt werden. (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Neue Devise: Jung und unbekannt?

In der Regel funktionierten diese beiden Strategien, die auch der finanziellen Situation und dem Gebot des soliden Wirtschaftens geschuldet waren. Ältere oder unzufriedene Spieler kosten kein Vermögen. Für Cardona zahlte man dem Vernehmen nach 500.000 Euro Ablöse.

Nun die offenbare Kehrtwende. Junge Talente, die zuvor kaum ein Fan kannte. Von Vereinen wie NK Osijek oder der Jugendakademie des FC Brügge.

Die Neuzugänge müssen sich daher erst beweisen. Es ist positiv, dass sie kein allzu großes Preisschild mitschleppen müssen. Yeboah kommt inklusive Kaufoption per Leihe. Für Engels zahlte man quasi nichts, für Colina einen mittleren sechsstelligen Betrag. Beljo soll 3 Millionen Euro gekostet haben. Ein guter Deal bei einem Marktwert von 6,5 Millionen Euro laut transfermarkt.de.

Sofort mittendrin: Arne Engels (27) und Dion Beljo (7) durften gegen Dortmund in der Startelf ran – und zahlten das Vertrauen mit Vorlagen zurück. (Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Die neue Strategie macht Lust

So oder so ist das bisher aber eine (unerwartet) gute Transferperiode. Schlagen die Neuzugänge ein, kann dem mitunter in der Kritik stehenden Manager Stefan Reuter nur gratuliert werden. Falls nicht, ist es – anders als beim Milliontransfer Ricardo Pepi – gleichzeitig kein Drama.

Die ersten Eindrücke sind positiv. Im Dortmund-Spiel spielten die Neuzugänge eine prägende Rolle. Engels, Beljo und Yeboah leiteten die Treffer ein, Colina traf gar wenige Sekunden nach seiner Einwechslung. Anschließend lief er an die Augsburger Bank und umarmte Trainer Enrico Maaßen.

Bei den Transfers soll der Coach, so hört man, eine tragende Rolle gespielt haben. Maaßen gilt als Förderer von Talenten und könnte mit dafür verantwortlich sein, dass der FCA seine alte Transferstrategie überdenkt. Dass gleich vier Talente verpflichtet werden, spricht daher auch dafür, dass der Verein langfristig mit seinem aktuellen Trainer plant. Reuter traut dem 38-Jährigen zu, etwas in Augsburg aufzubauen. Ein gutes Zeichen, das Lust auf Mehr macht.

Immer noch das Sommerloch


Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Im Sommer ist beim FCA ein etwas größerer Umbruch passiert. Und an vielen Stellen würde ich über das Wort “passiert” etwas länger nachdenken. Aber sowohl der Abgang von Präsident Klaus Hofmann kurz vor dem letzten Spieltag als auch das Abschiedsinterview von Markus Weinzierl direkt nach dem letzten Spiel kamen über den FCA, wie ein Gewitter an einem Sommerabend. Und so stand man da wie ein begossener Pudel und musste sich erst einmal orientieren.

Und so dauerte es dann auch eine ganze Weile bis man mit Enno Maaßen einen neuen Trainer identifiziert und überzeugt hatte. Und dann basierend auf dessen Vorstellungen versuchte den Kader so umzugestalten, wie es für seine Spielweise vorteilhaft wäre. Alleine, es wurde eng. Die Zeit des Transferfensters verstrich, ohne dass der FCA in der Breite genügend Spieler überzeugen konnte. Und so war nun in der Hinrunde der Kader manchmal arg notdürftig bestückt, um auch über die gesamte Spielzeit Gegnern Paroli bieten zu können.

Abgänge

Dies liegt in erster Linie daran, dass man im Sommer eine zu große Anzahl an Spielern abgehen hat lassen. Hier ist es müßig, über jeden einzelnen Fall zu debattieren. Einerseits hat man die Verträge von Alfred Finnbogason und Jan Moravek nicht verlängert. Andererseits sah Michael Gregoritsch seine Zukunft nicht mehr in Augsburg, und da sein Vertrag ein Jahr später ausgelaufen wurde, war im Sommer eine letzte Möglichkeit gegeben, eine Ablöse für ihn zu erzielen.

Dazu kommen einige Spieler die man auf Leihbasis hat ziehen lassen. Ricardo Pepi, Maurice Malone, Tim Civeja und Lasse Günther, der im letzten Jahr sehr nahe dran am Bundesligakader war, sind hier zu nennen. Gerade im Sturm gab es eine Vielzahl von Abgängen.

Kompensation über Zugänge

Auch auf der Zugangsseite ist im Sommer etwas passiert. Arne Maier konnte man fest verpflichten (er kompensiert allerdings auch keinen der obigen Abgänge). Mit Rexbehcaj, Berisha, Demirovic und Bauer kamen vier entwicklungsfähige Spieler, im besten Alter, die beim FC Augsburg nochmal einen Sprung machen können. Bei allen sieht es nach der ersten Halbserie auch so aus, als ob ihnen das gelingen kann. Julian Baumgartlinger kam als erfahrener Ergänzungsspieler dazu.

Gerade offensiv sieht man allerdings, dass die Neuzugänge die aufgerissenen Löcher nicht stopfen können. Demirovic wurde 1:1 gegen Michael Gregoritsch getauscht. Berisha soll in diesem Szenario Finnbogason, Pepi und Co. ersetzen. Da darf dann aber auch nichts mehr schief gehen.

Maxi Bauer hat direkt seine Qualität gezeigt in der Hinrunde. Die Gegner waren teilweise auch nicht ohne. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Verletzungen und andere Ausfälle

Berisha verpasste dann schon mal ein Spiel in der Hinserie auf Grund seiner gelb-rot Sperre. Dazu kamen andere Sperren auf Grund nicht allzu großer Diszipliniertheit auf dem Platz und daraus resultierend vieler gelber Karten.

Was dann in diesem Szenario doppelt bitter ist, wenn Spieler langfristig verletzt ausfallen. Dies waren beim FCA dann doch einige. Bei Tobi Strobl und Noah Sarenren Bazee muss klar gewesen sein, dass sie in der Hinrunde keine Rolle spielen können. Auch Reece Oxfords Ausfall riss, genau wie die Verletzungsprobleme von Felix Uduokhai, große Lücken. Oxford startete genau wie Niklas Dorsch verletzt in die Saison. Und mit Fredrik Winther viel auch ein Ersatzspieler für 5 Spiele aus. Letzterer verletzte sich beim Comebackversuch erneut. Und in der Hinrunde kam dann André Hahn mit einem doppelten Knorpelschaden dazu. Von 25 Feldspielern im Kader starteten 4 langzeitverletzt in die Saison.

Und während man bei Oxford, Uduokhai und Winther optimistisch sein kann, dass die Probleme überwunden sind, ist bei Sarenren Bazee und Hahn vollkommen unklar, wann sie wieder zur Verfügung stehen können.

Spielweise

Und vielleicht führte auch dieser zwischenzeitliche Engpass in der Innenverteidigung dazu, dass Enno Maaßen auf 4er Kette umstellte. Dafür erhöhte sich der Bedarf an Offensivspielern. Demirovic rutschte, auch weil Ruben Vargas ausfiel und seine Form suchte, nach außen. Insgesamt waren ab dem Bremen-Spiel regelmäßig 4 Offensivspieler in der ersten Reihe auf dem Feld. Ein Bedarf den, der Kader auf die Dauer so nicht hergab.

Dazu kommt die intensive Spielweise, die Maaßen seiner Mannschaft verordnet. Neben gelben Karten kostet sie auch viel Kraft. Derweil Maaßen allerdings auf der Bank gar nicht mehr die Möglichkeiten vorfand, mehr zu wechseln und auch in der Schlussphase für mehr frischen Wind auf dem Platz zu sorgen.

Rennen, rennen, rennen. Rexhbecaj und Demirovic direkt immer mit dabei. Beide mit einem Top-Einstand beim FCA. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Notwendige Transferaktivitäten

Und so steht nun auch im Winter einiges an Arbeit für Stefan Reuter und sein Team. Im Sturm und auf den offensiven Außen braucht es Alternativen. Gerne geliehen, um die Lücken bis in den Sommer zu überbrücken. Rechts hinten könnte ich mir auch vorstellen, dass man qualitativ den Bedarf eines Zugangs erkannt hat, wenn Enno Robert Gumny eher in der 3er Kette sieht. Mit der Mannschaft ohne Verstärkungen in die Rückrunde zu gehen, wäre allerdings fahrlässig.

Dazu gilt es jetzt schon über Vertragsverlängerungen und perspektivische Maßnahmen das Fundament zu legen, damit man im Sommer nur noch gezielt zu suchen braucht. Während sich Rafal Gikiewicz Vertrag bei einer gewissen Anzahl an Spielen von selbst verlängert, laufen bei Tobi Strobl, Julian Baumgartlinger, Fredrik Jensen, Daniel Caligiuri, André Hahn und Florian Niederlechner im Sommer die Verträge aus.

Gerade bei Freddy Jensen würde ich stark befürworten, jetzt schon zu verlängern. Er ist mindestens ein perfekter Ergänzungsspieler und hat in seinem Alter noch Entwicklungspotential. Florian Niederlechner hat den Schalter in der Hinrunde irgendwann umgelegt. Gegen Union Berlin hat er den Punkt maßgeblich mit geholt. 5 Torbeteiligungen in 14 Spielen sind eine tolle Quote. Und nachdem das Loch im Sturm schon groß genug ist, würde ich ihn auch gerne mit einem leistungsbezogenen Vertrag noch länger in Augsburg sehen. Und zu André Hahn kennt die Welt die Sicht dieses Mediums. Der Hahn muss laufen. Auch in der nächsten Saison.

Licht und Schatten

Die Transferaktivitäten des FC Augsburg seit diesem Sommer sind dann auch entsprechend zweigeteilt zu bewerten. Einerseits haben die Neuzugänge die Erwartungen mehr als erfüllt. Rehxbecaj, Demirovic, Berisha und Bauer waren absolute Leistungsträger in der Hinrunde. Tore wären ohne sie deutlich weniger gefallen. Und Rehxbecaj durfte sogar einmal schon die Binde tragen.

Andererseits waren auf Grund der vielzähligen und auch hochkarätigen Abgänge Top-Neuzugänge notwendig. Was man sportlich an Michael Gregoritsch verloren hat, sieht man Woche um Woche in Freiburg. Und die Lücken im Kader konnte man schon vor der Saison nicht ganz schließen. Sowohl Malone als auch Pepi kurz vor Ende der Wechselperiode noch ziehen zu lassen, ist im Nachhinein eine zweifelhafte Entscheidung gewesen. Die Verletzung von Hahn und auch die wechselhaften Leistungen von Ruben Vargas verstärken auf den offensiven Außen und im Sturm die Notwendigkeit von Neuzugängen. Nicht nur, wenn es zu 100% passt.

In Abkehr zur letzten Saison gilt es daher jetzt in dieser Phase, zu akzeptablen Bedingungen Spieler zu verpflichten, die uns sofort weiterbringen. Dazu braucht es frühe Richtungsentscheidungen in Richtung Sommer, um die dann nicht schon wieder – wie jetzt im Sommer im Sturm – zum Handeln gezwungen zu sein.

Transferfenster zu – doch die Arbeit endet nicht, Herr Reuter

Gegen Ende der Transferperiode hat der FC Augsburg noch einmal auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Mergim Berisha verstärkt die Schwaben im Sturm. Der U21-Europameister (mit Dorsch und Maier) wird zunächst von Fenerhbahce Istanbul ausgeliehen, der FCA hat jedoch eine Kaufoption.

Damit verpflichtete Rot-Grün-Weiß für diese Saison insgesamt 6 Spieler: Maxi Bauer (Fürth), Julian Baumgartlinger (vereinslos, zuletzt Leverkusen), Ermedin Demirovic (Freiburg), Arne Maier (Hertha, nach Leihe fest verpflichtet), Elvis Rexhbecaj (Wolfsburg) und Mergim Berisha (Fenerbahce). Außerdem bekamen die Nachwuchsspieler Henri Koudossou und Aaron Zehnter einen Profivertrag und einige Leihspieler wie Lukas Petkov kehrten nach Augsburg zurück.

Die Augsburger Transfers in diesem Sommer

Auf der Gegenseite steht mit Michael Gregoritsch nur ein wirklicher Abgang. Die Verträge von Jan Moravek und Alfred Finnbogason liefen aus, Perspektivspieler wie Tim Civeja (Ingolstadt), Lasse Günther (Regensburg) und allen voran Ricardo Pepi (Groningen) ließen sich verleihen. Der Leihvertrag Andi Zeqiris lief planmäßig aus, er kickt jetzt übrigens beim FC Basel.

Mittlerweile in Freiburg am Ball: Michael Gregoritsch (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Auslaufende Verträge

So weit, so in Ordnung. Die Transferperiode des FC Augsburg wurde an anderer Stelle bewertet. In diesem Artikel geht es um die Zeit danach. Denn die Arbeit für Manager Stefan Reuter ist mit dem Ende des Transferfensters keineswegs getan. Die Entscheidungen im Frühjahr 2023 werden den Kader dieser Mannschaft entscheidend beeinflussen.

Nach der Saison laufen gleich acht Verträge aus. Von aktuellen Stammspielern bis zu Kaderleichen ist alles dabei.

  • Rafal Gikiewicz, André Hahn, Florian Niederlechner, Fredrik Jensen, Daniel Caligiuri, Julian Baumgartlinger, Tobias Strobl, Benjamin Leneis

Die Arbeit ist noch nicht getan

Der FC Augsburg um Manager Reuter muss sich die Frage stellen, wie mit diesen Spielern umgegangen werden wird. Das unrühmliche Ende von Moravek und Finnbogason ohne direkte persönliche Verabschiedung in Augsburg und langem Hinhalten ist in den Köpfen der Fans nach wie vor präsent. Dieses Mal braucht es schneller Klarheit – was im Übrigen durch sportlichen Erfolg erleichtert werden sollte.

Ferner steht der FCA natürlich vor der bedeutenden Frage, welche der genannten Spieler den Verein nächstes Jahr noch weiterbringen. Womöglich stellt sich der FCA neu im Tor auf. Ließe man Gikiewicz ziehen, käme etwa der zuletzt gehandelte Finn Dahmen ins Spiel. Der Vertrag des Mainzer Ersatzkeepers läuft nächste Saison aus. Wie sieht es bei Identifikationsfigur André Hahn aus? Wie beim dann auch schon 32-jährigen Florian Niederlechner? Beim Altersargument werden zwangsläufig auch die Argumente für Tobias Strobl (32), Julian Baumgartlinger und Daniel Caligiuri (beide 34) weniger. Und was ist eigentlich mit Fredrik Jensen? Gelingt ihm in Augsburg endlich der Durchbruch?

Das alles sind Fragen, die mitunter nicht sofort beantwortet werden müssen. Dass gleich acht Verträge auslaufen, birgt jedoch ein gewisses Konfliktpotential. Es braucht zeitnahe Klarheit und die richtigen Entscheidungen. Manager Reuter hat also auch in Zukunft einiges zu tun.

Mit einem weinenden und einem lachenden Auge

Überfällig war es. Seitdem der FC Augsburg den Kauf von Arne Maier fixiert hatte, war es still geworden auf dem Transfermarkt um den Club aus der Fuggerstadt (Achtung Schreibweise liebe Kollegen). Zum einen ist das ok, da der Verein sich ordentlich Zeit genommen hatte, um den richtigen Trainer für die kommende Saison und hoffentlich darüber hinaus zu identifizieren. Und dieser wollte sich auch erst einmal die Spieler, die im zur Verfügung stehen selbst anschauen. Zum anderen wollen auch Spieler Planungssicherheit haben und wissen woran sie sind. Jeder Club mag auch gerne seine Hauptakteure im Trainingslager beinander haben, um Automatismen einzuüben und ein Team zu formen. Und da sind die paar Lücken im Kader des FCA, die es da schon noch gibt, nicht hilfreich. Insofern war es ganz grundsätzlich begrüßenswert am Freitag, dass der FCA seine Themen auf dem Transfermarkt angeht.

Zum Tauschgeschäft selbst

Ganz konkret hat man sich mit dem SC Freiburg auf ein Tauschgeschäft geeinigt. Michael Gregoritsch, der beim FC Augsburg noch einen Vertrag bis zum Sommer 2023 hatte, verlässt den Verein. Dafür erhält der FCA aus Freiburg mit Ermedin Demirovic einen anderen Stürmer im Tausch, der sich in Augsburg bis 2026 bindet. Demirovic ist ein 24jähriger Nationalspieler von Bosnien-Herzegowina, der in 61 Bundesligapartien 7 Tore erzielt und weitere 13 vorbereitet hat. In Freiburg war nun bisher seine längste Profistation mit 2 Jahren. Davor wurde er von Deportivo Alavés immer wieder an unterschiedliche Vereine ausgeliehen. Deutschkenntnisse sind vor allem vorhanden, da er bis zur U19 einige Jugendmannschaften beim HSV und in Leipzig durchlaufen hatte. Sein Geburtsort ist Hamburg.

Mit Michael Gregoritsch verliert der FCA auf der einen Seite seinen effektivsten Offensivspieler der letzten Bundesligasaison. In 25 Partien hatte er 9 mal getroffen. Insgesamt kann man Gregerl getrost als gestandenen Bundesligastürmer bezeichnen. In 188 Partien hat er mittlerweile 40 Tore erzielt und 14 Vorlagen gegeben. Wenn er in Augsburg geblieben wäre, hätte er mit gr0ßer Wahrscheinlichkeit Alfred Finnbogason in Kürze als Rekordschützen beim FCA in der Bundesliga abgelöst (so ihm André Hahn hier nicht in die Quere gekommen wäre). Nachdem sich der FCA mit Gregoritsch anscheinend in diesem Sommer nicht über eine Vertragsverlängerung seines bis 2023 datierten Kontrakts verständigen konnte, war nun die letzte Gelegenheit für den Verein gekommen für Gregoritsch (und seine gute Ausbeute gerade in der Rückrunde) einen Gegenwert zu erhalten.

Und dieser ist mit Falle von Ermedin Demirovic mehr als ok. In beiden Lagern gibt es Kritiker des Deals, so dass es sich um eine recht ausgewogene Angelegenheit auf dem Papier zu handeln scheint. Einerseits hat Demirovic sein Potential in der Liga schon gezeigt. Er kennt die Bundesliga und benötigt wenig Akklimatisationszeit. Dazu hat er das Potential im richtigen Umfeld sich in seinen Leistungen zu steigern, gerade weil er in Enno Maaßens System wohl auf mehreren Positionen (u.a. auch rechts) flexibel einsetzbar ist. Zusätzlich bindet er sich in Augsburg bis 2026 und der Verein hat nach dem Abgang von Alfred Finnbogason und im Zusammenspiel mit Gregerls Abschied die Stürmer-Position nachhaltig verstärkt. Andererseits ist es ok, dass der FCA nicht riskieren wollte, Gregotisch im nächsten Sommer ablösefrei zu verlieren. An sich gibt an dem Tauschgeschäft somit nichts zu meckern.

Mit Ermedin Demirovic stößt ein Offensivspieler zum FCA, der sich in der Liga mit 20 Scorerpunkten in 2 Jahren schon einen Namen gemacht hat. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Der Abschied tut weh

Und dennoch berührt mich dieser Transfer emotional. Einerseits ist dort Gregoritschs Wandel in der vergangenen Saison. Nachdem er schon einmal Augsburgs absoluter Leistungsträger im Sturm war, kam eine lange Durststrecke inkl. Leihgeschäft nach Schalke. Und vor der letzten Saison gab es doch einige, die Gregerl nicht mehr viel zugetraut hatten. Gregerl hatte sich nach Christoph Jankers Aussage im FuF-Poddy “neu erfunden”. Er hatte extrem hart daran gearbeitet, wieder in die Erfolgsspur zurück zu finden. Mit seiner Abschlussstärke und diesem bewiesenen Mentalitätswechsel wird er sportlich der Maaßenschen Elf fehlen. Ich persönlich hätte mir sehr gewünscht, dass um ihn herum die Mannschaft der nächsten Jahre Form angenommen hätte.

Auf der anderen Seite ist Gregerl einfach ein guter, offener Typ. Da ist zuforderst die offensichtliche, die humorvolle Seite, die er in vielen Interviews und “Was Woisch?” Clips gezeigt hat. Ich werde es vermissen, wie er “Stimmt’s oder stimmt’s nicht” sagt. Das Leben ist halt nicht nur bierernst und Gregerl hat Humor. Dieser Humor hat auch dazu geführt, dass er einer gemeinsamen Aktion zugestimmt hat, in der wir ihn mit dem Slogan “Neigschaut” auf T-Shirts gepackt hatten. In diesem Zusammenhang kam eine seiner weiteren positiven Seiten zum Tragen, denn Gregerl hat mit Tor.Chance einen Spendenverein, dessen vier Eckpfeiler die Integration, Inklusion sowie Förderung und Unterstützung von vermeintlich benachteiligten und schwächeren Kindern und Jugendlichen sind. Wir haben hier sehr gerne mit unterstützt und über die T-Shirt-Aktion für den Verein Geld gesammelt.

Hinter alle dem steht der Mensch Michael Gregoritsch. Gerne wird er als “sensibel” bezeichnet. Ich liebe es an ihm, dass er seine Emotionen nicht hintern eine Fassade verbirgt, sondern offen über sie spricht. Wie sehr ich ihm den Treffer, in der Nationalmannschaft gegönnt habe zum ersten EM-Sieg der Österreicher überhaupt. Bei ihm merkt man sehr direkt, was ihm der Fußball bedeutet. Und er hat kein Problem z.B. im Interview mit Tiziana Höll sich zu öffnen und diese Emotionalität offen und authentisch einzugestehen. Dort hatte er auch kein Problem damit zu thematisieren, dass er psychologische Unterstützung an Bord hat, oder auch seine ablehnende Haltung ggü. der WM in Katar offen zu kommunizieren. Ich selbst durfte mich mit Gregerl über seine österreichische Heimat unterhalten und habe selten so einen offenen Interviewpartner erlebt. Die Tour nach Graz würde ich immer noch gerne jederzeit mit ihm machen.

Gregerl werde ich nicht nur auf dem Platz vermissen. Einfach ein guter Typ! (Photo by Alexandra Beier/Getty Images)

Wehmut und Neubeginn

Insofern trifft mich der Verlust von Gregerl als Mensch und Persönlichkeit mehr, als die sportliche Komponente des Transfers. Gregerl ist ein Juwel in Zeiten, in denen viele Profis, aus Angst sich angreifbar zu machen, möglichst wenig bzw. nur glatt geschliffenes über sich preis geben. Mit Gregerl kann man sich auf einer menschlichen Ebene identifizieren. Dabei muss man ihn nicht mögen, auch wenn das sehr leicht fällt, wenn man ihm zuhört und sich auf ihn einlässt.

Nun ist das Geschäft, wie es ist. Es bleibt mir nichts anderes übrig als Gregerl auf diesem Weg die besten Wünsche für seinen weiteren Weg mitzugeben. Ich bin davon überzeugt, dass er diesen auf dem Platz und abseits davon gehen wird. Und an 32 von 34 Spieltagen werde ich ihm die Daumen drücken. International mit dem Sport Club sowieso.

Daneben heißen wir Ermedin Demirovic in Augsburg herzlich willkommen. Gerade die nächste Saison bietet eine große Chance überraschend fett durchzustarten. Lass es uns gemeinsam angehen!

Episode 10: #Pausengschwätz

Wir drei Mädels, das sind Birgit, Franzi und Irina, haben uns über die Rosenau-Gazette kennengelernt und pflegen seit jeher eine rege Diskussionkultur in und um Spieltagen zum sportlichen Geschehen des FCA. Irgendwann, so kurz vor Weihnachten des zurückliegenden Jahres, kam dann die Idee auf, warum nicht dieses #Gschwätz vertonen? Die Puppn, das sind wir drei und steht zudem für unsere altehrwürdige Augsburger Puppenkiste. Und Gschwätz? Das bedeutet dann doch einfach nur Klatsch und Tratsch im schwäbischen Sprachgebrauch. Zusammen ergibt es das Puppngschwätz, den FCA Podcast von drei Augsburger Mädels – zum Reinhören, für alle die es mit dem geilsten Club der Welt halten oder einfach nur Lust auf einen Plausch unter Sportskameradinnen haben.

In der zehnten Folge unseres Podcasts “Puppngschwätz” – unter der Woche feierte der Podcast übrigens sein einmonatiges Bestehen (HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!) – berichten wir von den Ereignissen rund um den FCA in der Länderspielpause. Birgit war zuletzt bei der Presserunde mit Trainer Weinzierl zugegen und weiß daher aus erster Hand zu schildern, was dort alles kundgetan wurde. Unter anderem wurden zwei Problemkinder ermittelt, denen aktuell der Mut und – wie der gesamten Mannschaft generell – die Mentalität fehlt. Am Spielsystem lag das (defensive) Desaster gegen Bayer 04 Leverkusen laut Markus Weinzierl übrigens nicht. Ahja!

Weiterhin testeten die Augsburger am heutigen Donnerstag um 14:00 Uhr gegen den Zweitligisten Jahn Regensburg. Bis auf die (süd-)amerikanischen Länderspielreisenden Gruezo und Pepi sowie die angeschlagenen Iago, Pedersen, Jensen und Cordova standen alle Mann zur Verfügung. Zu erwähnen ist sicherlich die Corona-Erkrankung von “Giki”, dies verkündete die Augsburger Allgemeine kurz vor der Partie. Daher spielten die beiden Ersatzkeeper Klein und Koubek je 45 Minuten.

Interessant vor allem die ungewohnte Rolle von Jensen und Pedersen: Die beiden standen abwechselnd als Co-Kommentatoren im Fan TV zur Seite. Das Endergebnis (3:3) spiegelt eine muntere Partie wieder, die beide Parteien offen gestalteten. Der FCA zeigte dabei alte Schwächen in der Defensive, spielte aber offensiv mutig auf – das kam den Augsburger Jungs zuletzt etwas abhanden. Es wirkte schon etwas, als würde hier der Druck fehlen und man könne daher alles Können auf den Platz bringen. Wollen wir viel mehr in den Bundesligapartien so sehen – das war phasenweise schon sehr gefällig.

Die beiden Länderspielreisenden Gruezo und Pepi sind jedenfalls heute Nacht erstmals im Einsatz und dann nochmals Mitte der kommenden Woche in der WM-Qualifikation. Sie werden dann vermutlich erst spät in der Woche zurück in Augsburg sein. Der Deadline Day steht kurz bevor, am Montag, den 31.01., schließt abends der Transfermarkt in Deutschland. Ob sich in Sachen personelle Zugänge beim FCA noch was tut? Hört doch mal in die aktuelle Folge rein, um unsere Einschätzung zu erfahren.

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