Neue FCA-Strategie: Talent statt Erfahrung

Der FC Augsburg bastelte in der Winterpause am Kader für die Rückrunde. So wechseln gleich vier Juniorennationalspieler nach Schwaben. Arne Engels (19, Belgien), Kelvin Yeboah (22, Italien) sowie David Colina (22) und Dion Beljo (20, beide Kroatien). Außerdem kommt Irvin Cardona (25). Dass der nicht unbedingt für Wintertransfers bekannte FCA gleich fünf Spieler in der Bundesligapause verpflichtet, überrascht. Dass es dann auch noch vier Talente sind, erstaunt umso mehr. Ändert der FC Augsburg gerade seine Transferstrategie?

Bisher galt: Alt und erfahren

In der Vergangenheit war für Sportdirektor Stefan Reuter bei Transfers vor allem ein Kriterium wichtig: Erfahrung. Julian Baumgartlinger (34), Rafal Gikiewicz (32), Daniel Caligiuri (32), Tobias Strobl (30), Stephan Lichtsteiner (35), Marek Suchy (31), Piotr Trochowski (31) oder Halil Altintop (30) waren alle älter als 30 Jahre alt als sie in die Fuggerstadt wechselten.

Setzte der FCA auf jüngere Spieler, waren es meist Mitzwanziger. In der Regel mit Erstligaerfahrung. Allein in der letzten Transferperiode etwa Ermedin Demirovic, Arne Maier oder Elvis Rehxbecaj. Zuvor Felix Uduokhai, Florian Niederlechner, Michael Gregoritsch, Martin Hinteregger oder Jonathan Schmid. Reuters Muster war vorhersehbar. Ein Bundesligaprofi, der seine Qualitäten bereits gezeigt hat, aktuell bei seinem Klub aber nicht so recht klar kommt.

Ein ähnliches Kalkül verfolgt man bei Cardona. Der 25-jährige Franzose spielte bei seinem Ex-Verein Brest zuletzt keine große Rolle: Nur ein Startelfeinsatz in der Hinrunde, letztes Tor im April. Im Laufe seiner Karriere hatte er jedoch auch bessere Phasen. Insgesamt bringt er es in 106 Spielen für Brest auf 19 Tore und 7 Vorlagen. Zum Vergleich: Florian Niederlechner erzielte in 107 Spielen für den FCA 30 Tore und 21 Vorlagen. Cardona soll das FCA-Spiel variabler machen.

Cardonas Debüt für den FCA verlief kurios. Der Neuzugang aus Brest kam früh für den verletzten Ruben Vargas, musste dann jedoch selbst verletzungsbedingt ausgewechselt werden. (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Neue Devise: Jung und unbekannt?

In der Regel funktionierten diese beiden Strategien, die auch der finanziellen Situation und dem Gebot des soliden Wirtschaftens geschuldet waren. Ältere oder unzufriedene Spieler kosten kein Vermögen. Für Cardona zahlte man dem Vernehmen nach 500.000 Euro Ablöse.

Nun die offenbare Kehrtwende. Junge Talente, die zuvor kaum ein Fan kannte. Von Vereinen wie NK Osijek oder der Jugendakademie des FC Brügge.

Die Neuzugänge müssen sich daher erst beweisen. Es ist positiv, dass sie kein allzu großes Preisschild mitschleppen müssen. Yeboah kommt inklusive Kaufoption per Leihe. Für Engels zahlte man quasi nichts, für Colina einen mittleren sechsstelligen Betrag. Beljo soll 3 Millionen Euro gekostet haben. Ein guter Deal bei einem Marktwert von 6,5 Millionen Euro laut transfermarkt.de.

Sofort mittendrin: Arne Engels (27) und Dion Beljo (7) durften gegen Dortmund in der Startelf ran – und zahlten das Vertrauen mit Vorlagen zurück. (Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Die neue Strategie macht Lust

So oder so ist das bisher aber eine (unerwartet) gute Transferperiode. Schlagen die Neuzugänge ein, kann dem mitunter in der Kritik stehenden Manager Stefan Reuter nur gratuliert werden. Falls nicht, ist es – anders als beim Milliontransfer Ricardo Pepi – gleichzeitig kein Drama.

Die ersten Eindrücke sind positiv. Im Dortmund-Spiel spielten die Neuzugänge eine prägende Rolle. Engels, Beljo und Yeboah leiteten die Treffer ein, Colina traf gar wenige Sekunden nach seiner Einwechslung. Anschließend lief er an die Augsburger Bank und umarmte Trainer Enrico Maaßen.

Bei den Transfers soll der Coach, so hört man, eine tragende Rolle gespielt haben. Maaßen gilt als Förderer von Talenten und könnte mit dafür verantwortlich sein, dass der FCA seine alte Transferstrategie überdenkt. Dass gleich vier Talente verpflichtet werden, spricht daher auch dafür, dass der Verein langfristig mit seinem aktuellen Trainer plant. Reuter traut dem 38-Jährigen zu, etwas in Augsburg aufzubauen. Ein gutes Zeichen, das Lust auf Mehr macht.

Immer noch das Sommerloch


Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Im Sommer ist beim FCA ein etwas größerer Umbruch passiert. Und an vielen Stellen würde ich über das Wort “passiert” etwas länger nachdenken. Aber sowohl der Abgang von Präsident Klaus Hofmann kurz vor dem letzten Spieltag als auch das Abschiedsinterview von Markus Weinzierl direkt nach dem letzten Spiel kamen über den FCA, wie ein Gewitter an einem Sommerabend. Und so stand man da wie ein begossener Pudel und musste sich erst einmal orientieren.

Und so dauerte es dann auch eine ganze Weile bis man mit Enno Maaßen einen neuen Trainer identifiziert und überzeugt hatte. Und dann basierend auf dessen Vorstellungen versuchte den Kader so umzugestalten, wie es für seine Spielweise vorteilhaft wäre. Alleine, es wurde eng. Die Zeit des Transferfensters verstrich, ohne dass der FCA in der Breite genügend Spieler überzeugen konnte. Und so war nun in der Hinrunde der Kader manchmal arg notdürftig bestückt, um auch über die gesamte Spielzeit Gegnern Paroli bieten zu können.

Abgänge

Dies liegt in erster Linie daran, dass man im Sommer eine zu große Anzahl an Spielern abgehen hat lassen. Hier ist es müßig, über jeden einzelnen Fall zu debattieren. Einerseits hat man die Verträge von Alfred Finnbogason und Jan Moravek nicht verlängert. Andererseits sah Michael Gregoritsch seine Zukunft nicht mehr in Augsburg, und da sein Vertrag ein Jahr später ausgelaufen wurde, war im Sommer eine letzte Möglichkeit gegeben, eine Ablöse für ihn zu erzielen.

Dazu kommen einige Spieler die man auf Leihbasis hat ziehen lassen. Ricardo Pepi, Maurice Malone, Tim Civeja und Lasse Günther, der im letzten Jahr sehr nahe dran am Bundesligakader war, sind hier zu nennen. Gerade im Sturm gab es eine Vielzahl von Abgängen.

Kompensation über Zugänge

Auch auf der Zugangsseite ist im Sommer etwas passiert. Arne Maier konnte man fest verpflichten (er kompensiert allerdings auch keinen der obigen Abgänge). Mit Rexbehcaj, Berisha, Demirovic und Bauer kamen vier entwicklungsfähige Spieler, im besten Alter, die beim FC Augsburg nochmal einen Sprung machen können. Bei allen sieht es nach der ersten Halbserie auch so aus, als ob ihnen das gelingen kann. Julian Baumgartlinger kam als erfahrener Ergänzungsspieler dazu.

Gerade offensiv sieht man allerdings, dass die Neuzugänge die aufgerissenen Löcher nicht stopfen können. Demirovic wurde 1:1 gegen Michael Gregoritsch getauscht. Berisha soll in diesem Szenario Finnbogason, Pepi und Co. ersetzen. Da darf dann aber auch nichts mehr schief gehen.

Maxi Bauer hat direkt seine Qualität gezeigt in der Hinrunde. Die Gegner waren teilweise auch nicht ohne. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Verletzungen und andere Ausfälle

Berisha verpasste dann schon mal ein Spiel in der Hinserie auf Grund seiner gelb-rot Sperre. Dazu kamen andere Sperren auf Grund nicht allzu großer Diszipliniertheit auf dem Platz und daraus resultierend vieler gelber Karten.

Was dann in diesem Szenario doppelt bitter ist, wenn Spieler langfristig verletzt ausfallen. Dies waren beim FCA dann doch einige. Bei Tobi Strobl und Noah Sarenren Bazee muss klar gewesen sein, dass sie in der Hinrunde keine Rolle spielen können. Auch Reece Oxfords Ausfall riss, genau wie die Verletzungsprobleme von Felix Uduokhai, große Lücken. Oxford startete genau wie Niklas Dorsch verletzt in die Saison. Und mit Fredrik Winther viel auch ein Ersatzspieler für 5 Spiele aus. Letzterer verletzte sich beim Comebackversuch erneut. Und in der Hinrunde kam dann André Hahn mit einem doppelten Knorpelschaden dazu. Von 25 Feldspielern im Kader starteten 4 langzeitverletzt in die Saison.

Und während man bei Oxford, Uduokhai und Winther optimistisch sein kann, dass die Probleme überwunden sind, ist bei Sarenren Bazee und Hahn vollkommen unklar, wann sie wieder zur Verfügung stehen können.

Spielweise

Und vielleicht führte auch dieser zwischenzeitliche Engpass in der Innenverteidigung dazu, dass Enno Maaßen auf 4er Kette umstellte. Dafür erhöhte sich der Bedarf an Offensivspielern. Demirovic rutschte, auch weil Ruben Vargas ausfiel und seine Form suchte, nach außen. Insgesamt waren ab dem Bremen-Spiel regelmäßig 4 Offensivspieler in der ersten Reihe auf dem Feld. Ein Bedarf den, der Kader auf die Dauer so nicht hergab.

Dazu kommt die intensive Spielweise, die Maaßen seiner Mannschaft verordnet. Neben gelben Karten kostet sie auch viel Kraft. Derweil Maaßen allerdings auf der Bank gar nicht mehr die Möglichkeiten vorfand, mehr zu wechseln und auch in der Schlussphase für mehr frischen Wind auf dem Platz zu sorgen.

Rennen, rennen, rennen. Rexhbecaj und Demirovic direkt immer mit dabei. Beide mit einem Top-Einstand beim FCA. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Notwendige Transferaktivitäten

Und so steht nun auch im Winter einiges an Arbeit für Stefan Reuter und sein Team. Im Sturm und auf den offensiven Außen braucht es Alternativen. Gerne geliehen, um die Lücken bis in den Sommer zu überbrücken. Rechts hinten könnte ich mir auch vorstellen, dass man qualitativ den Bedarf eines Zugangs erkannt hat, wenn Enno Robert Gumny eher in der 3er Kette sieht. Mit der Mannschaft ohne Verstärkungen in die Rückrunde zu gehen, wäre allerdings fahrlässig.

Dazu gilt es jetzt schon über Vertragsverlängerungen und perspektivische Maßnahmen das Fundament zu legen, damit man im Sommer nur noch gezielt zu suchen braucht. Während sich Rafal Gikiewicz Vertrag bei einer gewissen Anzahl an Spielen von selbst verlängert, laufen bei Tobi Strobl, Julian Baumgartlinger, Fredrik Jensen, Daniel Caligiuri, André Hahn und Florian Niederlechner im Sommer die Verträge aus.

Gerade bei Freddy Jensen würde ich stark befürworten, jetzt schon zu verlängern. Er ist mindestens ein perfekter Ergänzungsspieler und hat in seinem Alter noch Entwicklungspotential. Florian Niederlechner hat den Schalter in der Hinrunde irgendwann umgelegt. Gegen Union Berlin hat er den Punkt maßgeblich mit geholt. 5 Torbeteiligungen in 14 Spielen sind eine tolle Quote. Und nachdem das Loch im Sturm schon groß genug ist, würde ich ihn auch gerne mit einem leistungsbezogenen Vertrag noch länger in Augsburg sehen. Und zu André Hahn kennt die Welt die Sicht dieses Mediums. Der Hahn muss laufen. Auch in der nächsten Saison.

Licht und Schatten

Die Transferaktivitäten des FC Augsburg seit diesem Sommer sind dann auch entsprechend zweigeteilt zu bewerten. Einerseits haben die Neuzugänge die Erwartungen mehr als erfüllt. Rehxbecaj, Demirovic, Berisha und Bauer waren absolute Leistungsträger in der Hinrunde. Tore wären ohne sie deutlich weniger gefallen. Und Rehxbecaj durfte sogar einmal schon die Binde tragen.

Andererseits waren auf Grund der vielzähligen und auch hochkarätigen Abgänge Top-Neuzugänge notwendig. Was man sportlich an Michael Gregoritsch verloren hat, sieht man Woche um Woche in Freiburg. Und die Lücken im Kader konnte man schon vor der Saison nicht ganz schließen. Sowohl Malone als auch Pepi kurz vor Ende der Wechselperiode noch ziehen zu lassen, ist im Nachhinein eine zweifelhafte Entscheidung gewesen. Die Verletzung von Hahn und auch die wechselhaften Leistungen von Ruben Vargas verstärken auf den offensiven Außen und im Sturm die Notwendigkeit von Neuzugängen. Nicht nur, wenn es zu 100% passt.

In Abkehr zur letzten Saison gilt es daher jetzt in dieser Phase, zu akzeptablen Bedingungen Spieler zu verpflichten, die uns sofort weiterbringen. Dazu braucht es frühe Richtungsentscheidungen in Richtung Sommer, um die dann nicht schon wieder – wie jetzt im Sommer im Sturm – zum Handeln gezwungen zu sein.

Transferfenster zu – doch die Arbeit endet nicht, Herr Reuter

Gegen Ende der Transferperiode hat der FC Augsburg noch einmal auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Mergim Berisha verstärkt die Schwaben im Sturm. Der U21-Europameister (mit Dorsch und Maier) wird zunächst von Fenerhbahce Istanbul ausgeliehen, der FCA hat jedoch eine Kaufoption.

Damit verpflichtete Rot-Grün-Weiß für diese Saison insgesamt 6 Spieler: Maxi Bauer (Fürth), Julian Baumgartlinger (vereinslos, zuletzt Leverkusen), Ermedin Demirovic (Freiburg), Arne Maier (Hertha, nach Leihe fest verpflichtet), Elvis Rexhbecaj (Wolfsburg) und Mergim Berisha (Fenerbahce). Außerdem bekamen die Nachwuchsspieler Henri Koudossou und Aaron Zehnter einen Profivertrag und einige Leihspieler wie Lukas Petkov kehrten nach Augsburg zurück.

Die Augsburger Transfers in diesem Sommer

Auf der Gegenseite steht mit Michael Gregoritsch nur ein wirklicher Abgang. Die Verträge von Jan Moravek und Alfred Finnbogason liefen aus, Perspektivspieler wie Tim Civeja (Ingolstadt), Lasse Günther (Regensburg) und allen voran Ricardo Pepi (Groningen) ließen sich verleihen. Der Leihvertrag Andi Zeqiris lief planmäßig aus, er kickt jetzt übrigens beim FC Basel.

Mittlerweile in Freiburg am Ball: Michael Gregoritsch (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Auslaufende Verträge

So weit, so in Ordnung. Die Transferperiode des FC Augsburg wurde an anderer Stelle bewertet. In diesem Artikel geht es um die Zeit danach. Denn die Arbeit für Manager Stefan Reuter ist mit dem Ende des Transferfensters keineswegs getan. Die Entscheidungen im Frühjahr 2023 werden den Kader dieser Mannschaft entscheidend beeinflussen.

Nach der Saison laufen gleich acht Verträge aus. Von aktuellen Stammspielern bis zu Kaderleichen ist alles dabei.

  • Rafal Gikiewicz, André Hahn, Florian Niederlechner, Fredrik Jensen, Daniel Caligiuri, Julian Baumgartlinger, Tobias Strobl, Benjamin Leneis

Die Arbeit ist noch nicht getan

Der FC Augsburg um Manager Reuter muss sich die Frage stellen, wie mit diesen Spielern umgegangen werden wird. Das unrühmliche Ende von Moravek und Finnbogason ohne direkte persönliche Verabschiedung in Augsburg und langem Hinhalten ist in den Köpfen der Fans nach wie vor präsent. Dieses Mal braucht es schneller Klarheit – was im Übrigen durch sportlichen Erfolg erleichtert werden sollte.

Ferner steht der FCA natürlich vor der bedeutenden Frage, welche der genannten Spieler den Verein nächstes Jahr noch weiterbringen. Womöglich stellt sich der FCA neu im Tor auf. Ließe man Gikiewicz ziehen, käme etwa der zuletzt gehandelte Finn Dahmen ins Spiel. Der Vertrag des Mainzer Ersatzkeepers läuft nächste Saison aus. Wie sieht es bei Identifikationsfigur André Hahn aus? Wie beim dann auch schon 32-jährigen Florian Niederlechner? Beim Altersargument werden zwangsläufig auch die Argumente für Tobias Strobl (32), Julian Baumgartlinger und Daniel Caligiuri (beide 34) weniger. Und was ist eigentlich mit Fredrik Jensen? Gelingt ihm in Augsburg endlich der Durchbruch?

Das alles sind Fragen, die mitunter nicht sofort beantwortet werden müssen. Dass gleich acht Verträge auslaufen, birgt jedoch ein gewisses Konfliktpotential. Es braucht zeitnahe Klarheit und die richtigen Entscheidungen. Manager Reuter hat also auch in Zukunft einiges zu tun.

Mit einem weinenden und einem lachenden Auge

Überfällig war es. Seitdem der FC Augsburg den Kauf von Arne Maier fixiert hatte, war es still geworden auf dem Transfermarkt um den Club aus der Fuggerstadt (Achtung Schreibweise liebe Kollegen). Zum einen ist das ok, da der Verein sich ordentlich Zeit genommen hatte, um den richtigen Trainer für die kommende Saison und hoffentlich darüber hinaus zu identifizieren. Und dieser wollte sich auch erst einmal die Spieler, die im zur Verfügung stehen selbst anschauen. Zum anderen wollen auch Spieler Planungssicherheit haben und wissen woran sie sind. Jeder Club mag auch gerne seine Hauptakteure im Trainingslager beinander haben, um Automatismen einzuüben und ein Team zu formen. Und da sind die paar Lücken im Kader des FCA, die es da schon noch gibt, nicht hilfreich. Insofern war es ganz grundsätzlich begrüßenswert am Freitag, dass der FCA seine Themen auf dem Transfermarkt angeht.

Zum Tauschgeschäft selbst

Ganz konkret hat man sich mit dem SC Freiburg auf ein Tauschgeschäft geeinigt. Michael Gregoritsch, der beim FC Augsburg noch einen Vertrag bis zum Sommer 2023 hatte, verlässt den Verein. Dafür erhält der FCA aus Freiburg mit Ermedin Demirovic einen anderen Stürmer im Tausch, der sich in Augsburg bis 2026 bindet. Demirovic ist ein 24jähriger Nationalspieler von Bosnien-Herzegowina, der in 61 Bundesligapartien 7 Tore erzielt und weitere 13 vorbereitet hat. In Freiburg war nun bisher seine längste Profistation mit 2 Jahren. Davor wurde er von Deportivo Alavés immer wieder an unterschiedliche Vereine ausgeliehen. Deutschkenntnisse sind vor allem vorhanden, da er bis zur U19 einige Jugendmannschaften beim HSV und in Leipzig durchlaufen hatte. Sein Geburtsort ist Hamburg.

Mit Michael Gregoritsch verliert der FCA auf der einen Seite seinen effektivsten Offensivspieler der letzten Bundesligasaison. In 25 Partien hatte er 9 mal getroffen. Insgesamt kann man Gregerl getrost als gestandenen Bundesligastürmer bezeichnen. In 188 Partien hat er mittlerweile 40 Tore erzielt und 14 Vorlagen gegeben. Wenn er in Augsburg geblieben wäre, hätte er mit gr0ßer Wahrscheinlichkeit Alfred Finnbogason in Kürze als Rekordschützen beim FCA in der Bundesliga abgelöst (so ihm André Hahn hier nicht in die Quere gekommen wäre). Nachdem sich der FCA mit Gregoritsch anscheinend in diesem Sommer nicht über eine Vertragsverlängerung seines bis 2023 datierten Kontrakts verständigen konnte, war nun die letzte Gelegenheit für den Verein gekommen für Gregoritsch (und seine gute Ausbeute gerade in der Rückrunde) einen Gegenwert zu erhalten.

Und dieser ist mit Falle von Ermedin Demirovic mehr als ok. In beiden Lagern gibt es Kritiker des Deals, so dass es sich um eine recht ausgewogene Angelegenheit auf dem Papier zu handeln scheint. Einerseits hat Demirovic sein Potential in der Liga schon gezeigt. Er kennt die Bundesliga und benötigt wenig Akklimatisationszeit. Dazu hat er das Potential im richtigen Umfeld sich in seinen Leistungen zu steigern, gerade weil er in Enno Maaßens System wohl auf mehreren Positionen (u.a. auch rechts) flexibel einsetzbar ist. Zusätzlich bindet er sich in Augsburg bis 2026 und der Verein hat nach dem Abgang von Alfred Finnbogason und im Zusammenspiel mit Gregerls Abschied die Stürmer-Position nachhaltig verstärkt. Andererseits ist es ok, dass der FCA nicht riskieren wollte, Gregotisch im nächsten Sommer ablösefrei zu verlieren. An sich gibt an dem Tauschgeschäft somit nichts zu meckern.

Mit Ermedin Demirovic stößt ein Offensivspieler zum FCA, der sich in der Liga mit 20 Scorerpunkten in 2 Jahren schon einen Namen gemacht hat. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Der Abschied tut weh

Und dennoch berührt mich dieser Transfer emotional. Einerseits ist dort Gregoritschs Wandel in der vergangenen Saison. Nachdem er schon einmal Augsburgs absoluter Leistungsträger im Sturm war, kam eine lange Durststrecke inkl. Leihgeschäft nach Schalke. Und vor der letzten Saison gab es doch einige, die Gregerl nicht mehr viel zugetraut hatten. Gregerl hatte sich nach Christoph Jankers Aussage im FuF-Poddy “neu erfunden”. Er hatte extrem hart daran gearbeitet, wieder in die Erfolgsspur zurück zu finden. Mit seiner Abschlussstärke und diesem bewiesenen Mentalitätswechsel wird er sportlich der Maaßenschen Elf fehlen. Ich persönlich hätte mir sehr gewünscht, dass um ihn herum die Mannschaft der nächsten Jahre Form angenommen hätte.

Auf der anderen Seite ist Gregerl einfach ein guter, offener Typ. Da ist zuforderst die offensichtliche, die humorvolle Seite, die er in vielen Interviews und “Was Woisch?” Clips gezeigt hat. Ich werde es vermissen, wie er “Stimmt’s oder stimmt’s nicht” sagt. Das Leben ist halt nicht nur bierernst und Gregerl hat Humor. Dieser Humor hat auch dazu geführt, dass er einer gemeinsamen Aktion zugestimmt hat, in der wir ihn mit dem Slogan “Neigschaut” auf T-Shirts gepackt hatten. In diesem Zusammenhang kam eine seiner weiteren positiven Seiten zum Tragen, denn Gregerl hat mit Tor.Chance einen Spendenverein, dessen vier Eckpfeiler die Integration, Inklusion sowie Förderung und Unterstützung von vermeintlich benachteiligten und schwächeren Kindern und Jugendlichen sind. Wir haben hier sehr gerne mit unterstützt und über die T-Shirt-Aktion für den Verein Geld gesammelt.

Hinter alle dem steht der Mensch Michael Gregoritsch. Gerne wird er als “sensibel” bezeichnet. Ich liebe es an ihm, dass er seine Emotionen nicht hintern eine Fassade verbirgt, sondern offen über sie spricht. Wie sehr ich ihm den Treffer, in der Nationalmannschaft gegönnt habe zum ersten EM-Sieg der Österreicher überhaupt. Bei ihm merkt man sehr direkt, was ihm der Fußball bedeutet. Und er hat kein Problem z.B. im Interview mit Tiziana Höll sich zu öffnen und diese Emotionalität offen und authentisch einzugestehen. Dort hatte er auch kein Problem damit zu thematisieren, dass er psychologische Unterstützung an Bord hat, oder auch seine ablehnende Haltung ggü. der WM in Katar offen zu kommunizieren. Ich selbst durfte mich mit Gregerl über seine österreichische Heimat unterhalten und habe selten so einen offenen Interviewpartner erlebt. Die Tour nach Graz würde ich immer noch gerne jederzeit mit ihm machen.

Gregerl werde ich nicht nur auf dem Platz vermissen. Einfach ein guter Typ! (Photo by Alexandra Beier/Getty Images)

Wehmut und Neubeginn

Insofern trifft mich der Verlust von Gregerl als Mensch und Persönlichkeit mehr, als die sportliche Komponente des Transfers. Gregerl ist ein Juwel in Zeiten, in denen viele Profis, aus Angst sich angreifbar zu machen, möglichst wenig bzw. nur glatt geschliffenes über sich preis geben. Mit Gregerl kann man sich auf einer menschlichen Ebene identifizieren. Dabei muss man ihn nicht mögen, auch wenn das sehr leicht fällt, wenn man ihm zuhört und sich auf ihn einlässt.

Nun ist das Geschäft, wie es ist. Es bleibt mir nichts anderes übrig als Gregerl auf diesem Weg die besten Wünsche für seinen weiteren Weg mitzugeben. Ich bin davon überzeugt, dass er diesen auf dem Platz und abseits davon gehen wird. Und an 32 von 34 Spieltagen werde ich ihm die Daumen drücken. International mit dem Sport Club sowieso.

Daneben heißen wir Ermedin Demirovic in Augsburg herzlich willkommen. Gerade die nächste Saison bietet eine große Chance überraschend fett durchzustarten. Lass es uns gemeinsam angehen!

Episode 10: #Pausengschwätz

Wir drei Mädels, das sind Birgit, Franzi und Irina, haben uns über die Rosenau-Gazette kennengelernt und pflegen seit jeher eine rege Diskussionkultur in und um Spieltagen zum sportlichen Geschehen des FCA. Irgendwann, so kurz vor Weihnachten des zurückliegenden Jahres, kam dann die Idee auf, warum nicht dieses #Gschwätz vertonen? Die Puppn, das sind wir drei und steht zudem für unsere altehrwürdige Augsburger Puppenkiste. Und Gschwätz? Das bedeutet dann doch einfach nur Klatsch und Tratsch im schwäbischen Sprachgebrauch. Zusammen ergibt es das Puppngschwätz, den FCA Podcast von drei Augsburger Mädels – zum Reinhören, für alle die es mit dem geilsten Club der Welt halten oder einfach nur Lust auf einen Plausch unter Sportskameradinnen haben.

In der zehnten Folge unseres Podcasts “Puppngschwätz” – unter der Woche feierte der Podcast übrigens sein einmonatiges Bestehen (HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!) – berichten wir von den Ereignissen rund um den FCA in der Länderspielpause. Birgit war zuletzt bei der Presserunde mit Trainer Weinzierl zugegen und weiß daher aus erster Hand zu schildern, was dort alles kundgetan wurde. Unter anderem wurden zwei Problemkinder ermittelt, denen aktuell der Mut und – wie der gesamten Mannschaft generell – die Mentalität fehlt. Am Spielsystem lag das (defensive) Desaster gegen Bayer 04 Leverkusen laut Markus Weinzierl übrigens nicht. Ahja!

Weiterhin testeten die Augsburger am heutigen Donnerstag um 14:00 Uhr gegen den Zweitligisten Jahn Regensburg. Bis auf die (süd-)amerikanischen Länderspielreisenden Gruezo und Pepi sowie die angeschlagenen Iago, Pedersen, Jensen und Cordova standen alle Mann zur Verfügung. Zu erwähnen ist sicherlich die Corona-Erkrankung von “Giki”, dies verkündete die Augsburger Allgemeine kurz vor der Partie. Daher spielten die beiden Ersatzkeeper Klein und Koubek je 45 Minuten.

Interessant vor allem die ungewohnte Rolle von Jensen und Pedersen: Die beiden standen abwechselnd als Co-Kommentatoren im Fan TV zur Seite. Das Endergebnis (3:3) spiegelt eine muntere Partie wieder, die beide Parteien offen gestalteten. Der FCA zeigte dabei alte Schwächen in der Defensive, spielte aber offensiv mutig auf – das kam den Augsburger Jungs zuletzt etwas abhanden. Es wirkte schon etwas, als würde hier der Druck fehlen und man könne daher alles Können auf den Platz bringen. Wollen wir viel mehr in den Bundesligapartien so sehen – das war phasenweise schon sehr gefällig.

Die beiden Länderspielreisenden Gruezo und Pepi sind jedenfalls heute Nacht erstmals im Einsatz und dann nochmals Mitte der kommenden Woche in der WM-Qualifikation. Sie werden dann vermutlich erst spät in der Woche zurück in Augsburg sein. Der Deadline Day steht kurz bevor, am Montag, den 31.01., schließt abends der Transfermarkt in Deutschland. Ob sich in Sachen personelle Zugänge beim FCA noch was tut? Hört doch mal in die aktuelle Folge rein, um unsere Einschätzung zu erfahren.

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Hinten zwickt es immer noch

Weihnachten ist vorbei und im neuen Jahr sind wir auch alle angekommen. Pünktlich am 01.01. bis zum Ende des Monats hat das Transferfenster in Deutschland wieder geöffnet. Wie ist die Lage im Kader? Wie wird der FC Augsburg agieren? Abseits natürlich von Ricardo Pepi, der den FCA in die bundesweite Öffentlichkeit katapultiert hat. Viel wird nun auch davon abhängen, wie viel Zaster nun noch auf dem Festgeldkonto schlummert. Aber träumen wird man wohl trotzdem noch dürfen.

Der Kader

Es lässt sich wohl ausschließen, das im Tor etwas passiert (außer Tomas Koubek erhält ein Monsterangebot, um uns zu verlassen). Giki hat zwar keine Paradehinrunde gespielt, bleibt aber als Nummer 1 unumstritten. Koubek dahinter hat sich zum perfekten Ersatzmann entwickelt. Und hinter den beiden lauert das ein oder andere Talent auf seine Chance. Somit ergibt sich momentan kein Handlungsbedarf.

Anders sieht es dann schon in der Abwehr aus. Einerseits gab es in kaum einem Mannschaftsteil so viele Ausfälle und Verletzungen. Felix Uduokhai stand kaum auf dem Feld. Auch Jeff Gouweleeuw und Reece Oxford mussten immer wieder pausieren. Andererseits traten hier auch die meisten größeren Fehler auf. Gerade Robert Gumny wirkt manchmal fehl am Platze, auch weil er ungewohnte Rollen, entweder in der Innenverteidigung oder in einer 3er Kette, bekleiden musste. Nur links hinten waren Iago und Mads Pedersen stabile Ankerpunkte.

Robert Gumny ist eine Kernpersonalie. Sieht in Weinzierl eher hinten oder rechts? Entsprechend ergibt sich der Bedarf auf dem Transfermarkt. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Im Mittelfeld wurde nun zum Ende der Hinrunde das große Lob über Niklas Dorsch ausgeschüttet. Dorschi fehlte allerdings auch viel in der Hinrunde, ihn setzte eine Grippe länger außer Gefecht. Auch Arne Meier neben ihm musste des Öfteren passen. Mit Dorsch und Meier auf 6 und 8 scheint der FCA allerdings seine 1A Besetzung gefunden zu haben. Dahinter wird es allerdings dünn. Moravek ist wie immer oft verletzt. Strobl hat sich das Kreuzband gerissen. Und Carlos Gruezo findet seine Rolle und Form nicht.

Mit Blick auf die Offensive sind dem FCA immer wieder Stürmer ausgefallen. Niederlechner, Finnbogason und auch Zequiri kämpften mit der Gesundheit. Der Kader war trotzdem tief genug, um die Ausfälle immer wieder auffangen zu können. Am Ende hat sogar Gregerl wieder getroffen. Insgesamt ist es dem Team allerdings immer wieder schwer gefallen Tore zu erzielen.

Was der FCA tun sollte

Der FCA sollte einen Innenverteidiger verpflichten. Weinzierl scheint die 3er Kette fest im Repertoire behalten zu wollen. Gumny ist für mich rechts besser aufgehoben. Mit Kevin Vogt war man im Sommer schon recht weit. Wenn Weinzierl Gumny eher hinten zentral, z.B. in einer 3er Kette, sieht, dann braucht es eine Verstärkung rechts (z.B. Danny da Costa). Ich würde präferieren, Gumny wieder auf rechts einzusetzen und einen erfahrenen Innenverteidiger dazuzuholen. Wenn es jetzt im Winter mit Vogt klappen sollte, dann würde ich diesen Transfer befürworten.

Die offensive Harmlosigkeit ist das größte Problem des FCA in der Hinrunde gewesen, nachdem man die großen Zusammenbrüche wie u.a. in Mainz abgestellt hatte. Gegen Fürth konnte man zum Abschluss der Hinrunde gegen das schlechteste Team der Liga kein Tor erzielen. Dem FCA fehlt es offensiv an Unterschiedsspielern, die an einem solchen Tag das eine, entscheidende Tor erzielen können. Auch hier hatte man im Sommer grundsätzlich schon den richtigen Riecher. Ritsu Doan jetzt im Winter zu verpflichten, wäre weiterhin eine sehr gute Idee, auch deshalb weil bei Ricardo Pepi Geduld trotz des Hypes eine gute Idee wäre. Pepi muss sich in Deutschland akklimatisieren. Und mit Vorlagen gefüttert werden.

Ritsu Doan könnte offensiv den Unterschied machen. Eindhoven weiß das und hat entsprechende Preisvorstellungen. (Photo by Koji Watanabe/Getty Images)

Dem Club wäre zudem nahezulegen, direkt am Anfang der Transferperiode Gas zu geben. Es geht ja bekanntlich schon am 08. Januar weiter. Sollten Neuzugänge dem Club noch in dieser Saison helfen sollen, dann müssten sie gleich zu Anfang kommen. Auf der Abgangsseite könnte man auf die Idee kommen, den Kader bei Gelegenheit etwas auszudünnen. Hier würde ich zu Vorsicht raten. Omikron könnte Personalprobleme in der Rückrunde deutlich verschärfen und hier wäre vielleicht am falschen Ende gespart.

Umsetzung

In der Realität ist die Lage leider etwas komplexer. Auch andere Vereine werden Corona-bedingt zurückhaltend bei Transferabgängen sein. Dazu kommen die aufgerufen Ablösesummen und Gehaltswünsche. Deshalb wäre es sehr gut nachvollziehbar, wenn der FCA die oben dargestellten Wünsche nicht einfach umsetzen könnte. Der FCA hat für Pepi nun schon einen großen Batzen Kohle investiert. Wirtschaftlich besteht daher wahrscheinlich nicht mehr allzu viel Handlungsspielraum. Dies könnte es notwendig machen, Spieler abzugeben oder mit den Neuzugängen etwas zu warten, bis sich die Preise in notwendige, realisierbare Regionen bewegen.

Allerdings ist es gerade im Winter so, dass der FCA schon den ein oder anderen schlauen Schachzug gemacht hat. In dieser Phase weiß Stefan Reuter meist besonders genau, wie er vorzugehen hat. Ich bin daher zumindest vorsichtig optimistisch, dass der FCA in der Rückrunde nicht nur durch die anhaltende sportliche Entwicklung sondern auch durch den ein anderen Transfer noch stärker aufgestellt sein wird als in der Hinrunde. Nicht nur durch Ricardo Pepi. Wenn das mal nicht Hoffnung macht für 2022.

2022 wird unser Jahr!?

2022 wird alles besser. Neues Jahr, neues Glück. 365 Tage, 365 neue Chancen. So oder so ähnlich klingen viele Motto-Sprüche, die man sich des guten Vorsatz Willens zu Herzen nimmt. Beziehen wir dies mal auf den FCA: 2022 wird alles besser, neue Rückrunde, neues Glück, 17 Spiele, 17 neue Chancen. Und damit 51 mögliche Punkte.

Von 51 möglichen Punkten in der Hinrunde haben wir magere 18 Pünktchen geholt. Dies bedeutet tabellarisch Platz 15 mit einer Tordifferenz von -9. Umgerechnet sind dies vier Siege, sechs Remis und sieben Niederlagen. Vier Siege, darunter ein überraschender und unkalkulierbarer wie der 2:1 Sieg gegen den FC Bayern und ein knappes 1:0 gegen Gladbach. Aber auch deftige Klatschen wie das 0:4 gegen Hoffenheim direkt zu Saisonauftakt. Oder das 0:3 aus Sicht des FCA gegen den SC Freiburg.

Was aus 2021 bleibt, haben Birgit und ich zuletzt schon in einem Zweiteiler erörtert. Heute stelle ich mir die Frage, was 2022 auf uns zukommt. Lest selbst fünf Punkte, die 2022 so (oder so ähnlich) passieren könnten:

#1: Defensive wird Trumpf sein!

Im Januar wird Felix Uduokhai zurückkehren und Markus Weinzierl die Qual der Wahl haben. Mit dem zuletzt brillanten Reece Oxford und Kapitän Jeffrey Gouweleeuw hatte sich zuletzt ein Duo eingespielt. Auch Frederik Winther konnte positive Argumente für sich selbst sammeln. Gegen Hoffenheim zum Rückrundenauftakt fehlt Reece Oxford jedoch gelb-gesperrt. Hier sind wir schon ganz aufgeregt, weil “Udo” nach (viel zu) langer Zeit möglicherweise in die Startformation zurückkehrt.

Es wird generell in der Rückrunde spannenden sein, zu sehen, auf wen Weinzierl setzt. Und was er mit dem Rest anfängt.

Diese beiden machten es zuletzt im Abwehrverbund ganz hervorragend: Reece Oxford und Jeffrey Gouweleeuw. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Unser defensives Mittelfeld mit Niklas “Dorschi” Dorsch und Arne Maier wird sich weiter einspielen. Um diese beiden Jungspunde wird uns die ganze Liga – mit Ausnahme der Bayern vielleicht – beneiden. Während Niklas Dorsch vertraglich noch langfristig an den FCA gebunden ist, wurde Maier nur geliehen. Sein Vertrag wird sich aber definitiv verlängern, davon gehen wir persönlich aus. Wenn jetzt noch auf der rechten Außenverteidiger-Position personell nachgelegt wird (Hallooo, Danny da Costa!?), dann sehen wir uns in diesem Mannschaftsteil sehr gut aufgestellt.

#2: Offensiv wird nachgelegt werden

Offensiv sieht’s hingegen ein wenig mau aus. Finnbogason und Niederlechner häufig verletzt, Gregoritsch wenig konstant, Cordova nicht nachweislich bundesligatauglich. Und ein Zeqiri alleine kann es dann auch nicht richten.

Unterstützung bekommt der Jungspund von Oldie André Hahn, der sich da vorne im Offensivbereich noch am meisten aufreibt. Caligiuri fehlte zuletzt die Spritzigkeit, wird zudem auch nicht jünger. Vargas ist in einem Formtief und Jensen, Bazee sowie Lasse Günther sind schlichtweg bis dato nur passable Ergänzungsspieler. Haben sie das Zeug zu mehr? Man weiß es nicht. Man sollte hier die ein oder andere Leihe in Betracht ziehen. Und einen Hochkaräter verpflichten, der die Flaute in der Offensive schleunigst beheben kann.

Im Sommer laufen dann einige Verträge aus, es wird sich also schon bald zeigen, mit wem der FCA in die nächste Saison geht. Ob Andi Zeqiri länger in der Fuggerstadt verweilen wird? Unwahrscheinlich, da er nur einen einjährigen Leihvertrag hat. Und sein englischer Stammclub ggf. einiges verlangen wird für den Neu-Nationalspieler der Schweiz.

Andi Zeqiri konnte nur zu Beginn der Saison überzeugen, dann tauchte er mehr und mehr ab. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

#3: Weinzierl wird verlängern

Der Kontrakt von Übungsleiter Markus Weinzierl läuft nur noch bis 30.06.2022. Sollte der FCA – und das hoffen wir doch alle – den Klassenerhalt frühzeitig sichern, steht einer Vertragsverlängerung des Augsburger “Urgesteins” nichts mehr im Wege. Der nun mittlerweile 47 Jahre alte gebürtige Straubinger konnte Heiko Herrlichs Trümmertruppe neues Leben einhauchen und hatte eine schon lang nicht mehr dagewesene Euphorie am Lech ausgelöst. Wir sagen: Bitte verlängern!

#4: Nachwuchsspieler wird debütieren

Mit Salifou und Pejcinovic sind zwei Jugendspieler aus dem FCA-Nachwuchsleistungszentrum nah dran am Profikader. Salifou gab zuletzt den Lückenfüller und stand sogar gegen Ende der Hinrunde mehrfach im Spieltagskader.

An Dzenan Pejcinovic, Kapitän der Augsburger U17, sollen Serie A Clubs dran sein. Diesen potenziellen Abgang würden wir gerne verhindern. Auch Salifou, Kapitän der U19, gilt als vielversprechendes Talent. Ich plädiere für ein baldiges Profidebüt und die ersten Profiverträge. Ich meine, was sollen die beiden noch kaputt machen, in einem Spiel wie gegen Fürth? Da wünsche ich mir doch mehr Mut und Jugendwahn wie bei den Freiburgern. Dort zahlt sich dieser Weg mehr und mehr aus.

#5: Fans werden wieder ins Stadion dürfen

So, nun kommen wir zum schmerzlichsten und sehnlichsten Punkt zugleich. Heute wünsche ich mir das und ich glaube, vielen anderen geht es auch so. Dass wir bald einen Haken hinter das leidige Thema Corona machen dürfen. Wir bald wieder ins Stadion und ohne große Bedenken die Stadionwurst verspeisen dürfen. Jubeln, dem Gegenüber ohne Scham in die Arme fallen und endlich wieder genießen dürfen. Das wäre schön.

Ich wünsche mir das wirklich ganz gewaltig für 2022, ob es nun schon in der Rückrunde möglich ist oder erst in der neuen Hinrunde. Hauptsache, wir müssen nicht noch ein weiteres Jahr auf den Stadiongang und unser zweites Wohnzimmer verzichten. Wichtig für mich jedoch, dass das alles erst möglich ist, wenn wir für die Gesundheit aller sorgen können. Das ist das oberste Gebot.

So einen Anblick wünschen wir uns baldigst wieder! (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Frohes neues Jahr und guten Rutsch!

Was uns bleibt, ist nun, euch einen guten Rutsch zu wünschen. Viel Gesundheit und viele gute Vorsätze fürs neue Jahr 2022. Bedanken möchten wir uns für eure Likes, eure Kommentare und die Unterstützung über das komplette Jahr 2021 hinweg.

Wir haben sehr viel Spaß und Freude daran, euch die neuesten Entwicklungen rund um den geilsten Club der Welt näherzubringen. Wir hoffen daher, dass dieser “Aufwärtstrend” auch im neuen Jahr anhält und der FCA zudem sportlich frühzeitig die Klasse hält. Das wäre doch was! Und eines hoffe ich ganz arg: 2022 wird unser aller Jahr!?

Transferperiodencheck

Seit gestern Abend ist nun das Sommer-Transferfenster geschlossen und die meisten Clubs haben nochmals personell aufgestockt. So auch der FCA: Der Schweizer Mittelstürmer Andi Zeqiri wurde am Montag als Neuzugang präsentiert. Am “Deadline Day” schlug der FCA – trotz anderslautender Gerüchte – nicht mehr zu. Auch, weil ein Transfer in letzter Sekunde platzte. Aufgrund des versiebten Saisonauftaktes wurde dennoch mit der Verpflichtung eines Stürmers personell reagiert.

Nach einer kuriosen Vorsaison, die mit dem knappen Nicht-Abstieg durch den “Retter” Markus Weinzierl endete, folgte dann die ernste Aufarbeitung. Diese schonungslose Analyse förderte unter anderem einige Problemstellen zu Tage, die es neu- oder nach zu besetzen galt. Ein probates Mittel hier, externe Neuzugänge an Bord zu holen, um Lücken zu schließen. Um freie Ressourcen zu schaffen, müssen auch Spieler (temporär oder permanent) abgegeben werden. Die Zusammenfassung eines turbulenten Sommers aus FCA-Sicht:

Abgänge – die “Profis”

Ein schwerwiegender Abgang für den FCA ist definitiv Rani Khedira. Er war zuletzt Teil des Mannschaftsrats, hat sich in Augsburg zum Bundesligaspieler gemausert. Dies blieb der Konkurrenz nicht verborgen und Khedira schloss sich bekanntlichermaßen ablösefrei Union Berlin an. Und riss damit eine neuerliche Problemstelle im Augsburger Kadergerüst auf, nachdem Daniel Baier in der Saison zuvor schon nicht adäquat ersetzt werden konnte. Khediras Wechsel zu kompensieren wird sportlich und menschlich jedenfalls nicht leicht werden, so viel steht fest. Zu solide und umsichtig agierte der gebürtige Stuttgarter in der Augsburger Schaltzentrale die letzten Jahre. Nie vergessen werden wir das wichtige 1:0 durch Rani Khedira am vorletzten Spieltag der vergangenen Saison gegen Werder Bremen, das uns alle in einen kollektiven Freudentaumel versetzt hat und zeitgleich den Klassenerhalt bedeutete.

Mit Marco Richter wechselte eine Augsburger Identifikationsfigur in die deutsche Hauptstadt, um sich sportlich weiterzuentwickeln. Dies ist einerseits traurig, weil die Augsburger Fans natürlich gerne einen gebürtigen Augsburger in der Stammelf sehen möchten. Diese “Local Heroes” gehen dem FCA allerdings so langsam aus. Mit Framberger spielt derzeit nur noch ein gebürtiger Augsburger bei den Profis und dies zuletzt nur als Teilzeitkraft. Oft wirkte es bei Richter so, als wäre diese Erwartungshaltung eine Bürde, die der gebürtige Friedberger mit sich trug. Und die er gefühlt nie ablegen konnte. Unmut zog der flinke Flügelspieler weiterhin auf sich, weil er oft aus zweiter Reihe (teilweise zu überhastet) abschloss und dabei leider den ein oder anderen besser postierten Nebenmann übersah. Das Tor traf er bei diesen Versuchen äußerst selten.

Trotzdem verehren wir Marco Richter alle sehr, so wie RoGaz-Gründer Andy, der ihm einen virtuellen Liebesbrief widmete. Wir wünschen ihm viel Erfolg und man kann wohl sagen, dass er abseits der Heimat den nächsten Entwicklungssprung packen kann, nachdem er beim FCA lange stagnierte. Mach einfach den Kopf aus Marco und zieh dein Ding durch.

Weitere Abgänge, wie die von Leihrückkehrer Kevin Danso oder Ersatzmann Marek Suchy, fallen höchstens quantitativ ins Gewicht. Und sind nur zum Teil nachbesetzt worden. Gerade Marek Suchy merkte man an, dass der Bundesligafussball oft zu schnell für ihn war. Kevin Danso hat sich beim FCA nicht mehr in der Lage gesehen, für den Verein Fußball zu spielen. Ein unrühmliches Ende einer eigentlichen Success Story. In ihm hatten wir eigentlich alle einen künftigen Leader in der Augsburger Defensive gesehen.

Marek Suchy war ein solider Ersatzmann und verstärkte den FCA in der Breite. Sein Abgang schmerzt daher nicht ganz so sehr, wie die von Khedira und Richter. (Foto:  kolbert-press Christian Kolbert)

Abgänge – die “Nachwuchshoffnungen”

Der FCA hat einigen Jungspunden aus dem Nachwuchs per Leihe die Möglichkeit gegeben, Spielpraxis zu sammeln und Profiluft fernab des Lechs zu schnuppern. So wurden die folgenden Spieler seit Anbeginn der Transferperiode an Clubs aus der zweiten, dritten und vierten Liga verliehen:

  • Lukas Petkov (20): Konnte am letzten Spieltag gegen den FC Bayern sein Bundesligadebüt feiern, wurde dann Anfang Juli zum Drittligisten SC Verl (NRW) verliehen.
  • Benjamin Leneis (22): Der Keeper absolvierte zu Beginn der Vorbereitung erst ein Probetraining bei den Magdeburgern und wurde dann für eine Saison zum Drittligisten verliehen. Leider zog sich der 1.95 Meter große Schlussmann vor kurzem einen Innenbandriss zu, Rückkehr unbekannt.
  • Felix Götze (24): Der defensive Mittelfeldspieler wurde auf eigenen Wunsch hin erneut zum 1. FC Kaiserslautern in die dritte Liga verliehen. Auch Felix Götze erwischte es vor kurzem knüppeldick: Er zog sich in einem Ligaspiel eine Kopfverletzung zu und musste sogar ins Krankenhaus. Den beiden Verletzten auch weiterhin gute Besserung!
  • Jozo Stanic (22): Kam beim FCA nicht zum Zuge und wurde zum Drittligisten Wehen-Wiesbaden verliehen. Dort konnte in der Vorsaison Maurice Malone brillieren.
  • Maurice Malone (21): Apropos, Maurice Malone verlies den FCA auf den letzten Drücker für eine weitere Leihsaison. Er wird in der aktuellen Saison für den Zweitligisten Heidenheim auflaufen.
  • Seong-Hoon Cheon (20): Der Südkoreaner wurde am “Deadline Day” noch in die Regionalliga Südwest zum FC Homburg verliehen. Der Stürmer soll hier insbesondere Spielpraxis sammeln.

Die beiden Augsburger Eigengewächse Tim Civeja und Dominic Schmidt hingegen wurden nicht verliehen. Während der Mann mit der tollen Haarpracht dieses Jahr das Abitur ablegen will, hat sich “Dodo” Schmidt in der Saisonvorbereitung mangels Innenverteidiger ins Rampenlicht gespielt. Beide sind nahe dran am Team. Gerade bei Tim Civeja muss man sicher auch darauf achten, wie er nach seiner langwierigen Verletzung wieder in Tritt kommt. Dominic Schmidt hingegen spielt eigentlich bei der U23 des FCA in der Regionalliga Bayern eine gewichtige Rolle.

Zugänge – Die “U21 – EM-Helden”

Kommen wir nun zu den neuen Spielern in der Fuggerstadt, die die Abgänge kompensieren sollen: Zum einen ist hier sicher der Königstransfer in Person des U21-Europameisters Niklas Dorsch zu nennen. Der Transfer des 23jährigen Mittelfeldspielers zog sich in die Länge wie Kaugummi – sehr zum Leidwesen vieler FCA-Fans. Jedoch wurde der Dorsch an Land gezogen und ganz Fußballdeutschland beneidete uns um diesen tollen Fang. Gegen Greifswald versprühte der gebürtige Franke leichte Baier-Vibes, als er akkurate Außenristpässe an den Mann brachte. Jedoch leistete er sich auch eklatante Fehlpässe. Kurzum, gebt dem jungen Mann Zeit, denn er hat bisher – trotz aller Vorschusslorbeeren – kaum Bundesligaluft geschnuppert.

Sein kongenialer U21-Nebenmann Arne Maier konnte via Tauschdeal mit der Hertha eingetütet werden. Tauschobjekt seitens der Augsburger war hierbei Marco Richter. Maier wechselt erstmal per Leihe für ein Jahr an den Lech und fiel die letzten zwei Partien direkt aus. Noch ist es zu früh, den beiden defensiven Mittelfeldspielern eine glorreiche Zukunft zu prognostizieren. Im Hier und Jetzt ist hier noch ganz viel Abstimmungsarbeit nötig und die Erfahrung in der Bundesliga wird mit jeder gespielten Minute anwachsen. Seitens des FCA sieht man in den beiden aber wohl ggf. die künftige Augsburger Schaltzentrale, die seit den beiden Abgängen von Stammhalter Baier und Thronfolger Khedira qualitativ unterbesetzt ist. Weder Gruezo noch Strobl konnten dies Lücken füllen und der, der es am ehesten kann, ist dauernd verletzt. Die Rede ist hier natürlich von Jan Moravek.

Zugänge – die “No-Names”

Nachdem der FCA in den ersten drei Saisonspielen nur ein Tor selbst erzielen konnte, war man quasi zum Handeln auf dieser Position gezwungen! In Andi Zeqiri (22) fand man einen Spieler mit einem Profil, das es so in Augsburg derzeit noch nicht gibt. Ein schneller Stoßstürmer, pressingstark, guter Torabschluss – allerdings wenig erfahren. Zuletzt in England bei Brighton & Hove Albion unter Vertrag und nun für ein Jahr zum FCA transferiert. Er ist Schweizer Nationalspieler und kennt daher seinen Landsmann Ruben Vargas bereits, mit dem er auch in dieser Länderspielpause im Einsatz ist für die “Nati”. Markus Weinzierl klang aber zuletzt im Interview der Augsburger Allgemeinen so, als würde er in Zeqiri nicht sofort den benötigten Knipser sehen. Zeqiri sei aber defintiv weiter vom Entwicklugsstand als bspw. Maurice Malone.

Andi Zeqiri ist Schweizer Nationalspieler und somit Teamkollege von Ruben Vargas (Foto: xJustPictures.ch VedranxGalijasx)

Andi Zeqiri ist also nicht der Spieler, der sofortige Tore en masse verspricht. Man kann wohl auch bezweifeln, dass dieser Spielertyp für ein angemessenes Entgelt am Ende der Transferperiode noch zu bekommen war. Ein Zeqiri ist eher ein vielversprechendes Talent, das den nächsten Schritt machen will und muss. Parallelen zu Landsmann Vargas sind durchaus vorhanden. Es wird spannend sein, wie Weinzierl und Co. mit ihm planen. Flo Niederlechner ist sein Herausforderer, sein Torknoten ist gegen Leverkusen geplatzt. Finnbogason kehrte gerade von seiner Verletzung zurück und stand im Kader. Cordova ist seit kurzem wieder im Mannschaftstraining. Und alle drei sind andere Spielertypen als Zeqiri. Dies könnt ihr im unten beigefügten Video gerne selbst bestaunen.

Hier an dieser Stelle möchten wir Andi Zeqiri noch herzlich in Augsburg begrüßen!

Herzlich Willkommen, Andi. Gute Skills scheint er zu haben. Wir hoffen, wir werden sie auch in Augsburg besser früher als später bestaunen dürfen.

Zwei Ergänzungsspieler kamen im Sommer zum FCA: Mit Lasse Günther konnte man einen ehemaligen Augsburger zurück an den Lech lotsen und dem FC Bayern ein Schnippchen schlagen. Gilt der 18jährige doch als absolutes Juwel innerhalb seines Jahrganges! Beheimatet ist der Jungspund auf Rechtsaußen, dort kann er seine Schnelligkeit optimal einbringen. Ein Mann für die Zukunft – gerade ob der Tatsache, dass die beiden Platzhirsche Hahn und Caligiuri schon über 30 Jahre alt sind. Ein Zukunftsspieler ist sicherlich auch Daniel Klein, U-Nationalspieler Deutschlands und bei der TSG Hoffenheim ausgebildet. Der Keeper konnte sich bereits in Testspielen und bei der U23 beweisen und man kann sagen, der hat was auf dem Kasten! 🙂

Daniel Klein kam von der TSG Hoffenheim zum FCA. In der U23 konnte er sein Können schon unter Beweis stellen. Gehört ihm die Zukunft beim FCA? (Foto via imago)

Prognose 1 – “Augsburger Schaltzentrale”

Nur zwei Leistungsträger verließen den Club (Khedira und mit Abstrichen Richter) – und diese Positionen wurden nachbesetzt. Ob dies qualitativ gelungen ist, lässt sich jetzt noch schwer abschätzen. Mit Dorsch und Maier hat man jedenfalls zwei “Nachwuchstalente” für sich gewinnen können, die (fast) in der ganzen Bundesliga und auch darüber hinaus begehrt waren. Nur müssen sich diese natürlich einspielen und in der Liga endgültig Fuß fassen. Maier hat bei Arminia Bielefeld letzte Saison schon andeuten können, welch Gewinn er für eine Mannschaft sein kann. Dorsch muss dies noch nachweisen, in Gent hatte er letzte Saison einen schweren Stand aufgrund vieler Trainerwechsel in einem eher unruhigen Umfeld.

Fazit: Zusammen könnten diese beiden die nächsten Jahre das defensive Mittelfeld des FCA bilden und in die Fußstapfen von Baier und Khedira treten.

Prognose 2 – “Wer dirigiert hier?”

Marco Richters Abgang wird wohl eher im Kollektiv aufgefangen werden müssen – hier hätten viele Augsburger Anhänger sicher gerne Maurice Malone gesehen. Leider wurde dieser von den Verantwortlichen als noch zu leichtgewichtig empfunden. Mein Blick wird nun auch häufiger gen Heidenheim wandern. Mit dem Augsburger Evergreen Hahn, dem Schweizer Wirbelwind Vargas und dem Corona-Genesenen Caligiuri hat man jedenfalls (noch für diese Saison) die beiden Flügel qualitativ ausreichend besetzt. Dahinter lauern Freddy Jensen und Noah Sarenren Bazee. Die Außenseiterrolle nimmt Lasse Günther ein, der zuletzt einige Male bei der U23 in der Startformation stand und hier gute Ansätze zeigte.

Im offensiven Mittelfeld hat man bisher noch keine richtige Lösung gefunden, Freddy Jensen galt hier lange als Kronprinz. Hinkt den Erwartungen bislang jedoch hinterher. Gregoritsch kann diese Position ebenfalls spielen, wirkt auf dem Platz – abhängig der Tagesform – sehr häufig wie ein Fremdkörper. Hier hätte ein externer Zugang ggf. gut getan. Im Sturm wird es zunächst auf einen Zweikampf hinauslaufen – zwischen Niederlechner und Zeqiri. Außer Weinzierl stellt das System um, sodass beide Stürmer Platz haben. Finnbogason kann also in Ruhe fit werden nach erneuter Verletzung. Cordova hätte man eigentlich abgeben können oder zumindest verleihen. Ein Schritt zurück in die zweite Liga, so wie bei Maurice Malone geschehen, wäre bestimmt sinnvoll gewesen. Arminia Bielefeld in der letzten Saison war möglicherweise zu früh ein Regal zu hoch gegriffen.

In der Offensive war zuletzt der Japaner Ritsu Doan beim FCA im Gespräch. Leider hat sich in den letzten Stunden des “Deadline Days” der Wechsel zerschlagen, der FCA war jedenfalls laut Medienberichten nah dran an einer Verpflichtung. Aus unserer Warte kann hier nur gesagt werden: Das ist sehr schade. Der wuselige Flügelspieler hat letzte Saison bei Aufsteiger Bielefeld brilliert und wäre eine absolute Bereicherung für die Offensive gewesen – böse Zungen behaupten, er wäre ein Upgrade für den abgewanderten Richter gewesen.

Fazit: Der Dirigent des Augsburger Offensivfußballs wird weiterhin dringend gesucht.

Ritsu Doan war das Objekt der Begierde am Deadline Day – leider kam es zu keiner Einigung. Der Japaner hat letzte Saison bei der Arminia für Furore gesorgt und wird wohl in der laufenden Saison nur Ergänzungsspieler bei seinem Club PSV Eindhoven sein. (Foto via imago)

Prognose 3 – “Eher schlank, als breit “

In der Innenverteidigung und im Sturm bestand tatsächlich der dringendste Handlungsbedarf. Jeffrey Gouweleeuw verletzte sich im Testspiel gegen Cagliari Ende Juli schwer an den Adduktoren, kam gegen Hoffenheim mehr schlecht als recht zurück und fällt seither auf unbestimmte Zeit aus. Danso hat sich mit ein wenig Drama nach Frankreich verabschieden können und Leihrückkehrer Winther machte seine Sache gegen Greifswald im DFB Pokal ausgezeichnet. Braucht allerdings noch Zeit. Der Langzeitverletzte Reece Oxford kehrte triumphal gegen Frankfurt auf den Platz zurück und war unser Man of the Match! Seither heißt das IV-Duo Uduokhai und Oxford. Mit dem Ausfall von Moravek, der wohl auch einige Zeit lang nicht zur Verfügung stehen wird und dem weiterhin verletzten Strobl, sieht es auch im Defensiven/Zentralen Mittelfeld nicht allzu rosig aus.

Einer, dem diese Rolle liegen sollte, ist eigentlich Carlos Gruezo. Der Ecuadorianer konnte aber auch gegen Leverkusen den verletzten Moravek nicht ersetzen und zeichnete sich primär durch viele unnötige Ballverluste aus. Zudem wird er wegen einer Nominierung für seine Nationalmannschaft sicher gegen Union Berlin fehlen. Dies kritisierte Reuter zuletzt übrigens medial. Mit der zerschlagenen Verpflichtung von Kevin Vogt hat man hier die Chance verpasst, die personelle Lage etwas entspannen zu können. Gerade Ex-Augsburger Vogt hat sich bereits nachhaltig in der Liga bewiesen und kennt den FCA aus der Vergangenheit. Die Erfahrung und Klasse des heute 29jährigen hätte der Defensive sicher gut zu Gesicht gestanden. Zudem kann der Innenverteidiger auch auf der “Sechs” spielen, dies hat er zum Beispiel beim FCA anno dazumal recht erfolgreich getan.

Fazit: Der Kader in diesem Mannschaftsteil eher schlank, als breit.

Chance – Vertragslose Spieler

Spieler könnte der FCA dennoch verpflichten, wenn diese vertrags- und vereinslos sind. Hierfür gilt die Regel, dass bis Ende des Wintertransferfensters noch vereinslose Spieler unter Vertrag genommen werden dürfen. Hier gibt es einige interessante Namen, die für den FCA ggf. noch interessant wären, um sich in der Breite noch kurzfristig zu verstärken. Vorbehaltlich, die Spieler ziehen hier mit. Ich liste nachfolgend einmal die interessanten Spieler auf unseren “Problempositionen” auf, wohlwissend, dass die Spieler noch oder maximal kurzfristig weiterhelfen (gerade auch aufgrund des teilweise hohen Alters):

  • Neven Subotic (32, Innenverteidiger): Der Ex-Dortmunder ist derzeit vereinslos, in der Bundesliga war er vor einiger Zeit zuletzt für Union am Ball. Könnte den FCA kurzfristig in der Innenverteidigung verstärken, hier plagt den FCA derzeit Spielermangel und die Backups sind tendenziell alle eher unerfahren (Winther, Schmidt, mit Abstrichen auch Oxford) oder keine gelernten Innenverteidiger (Strobl, mit Abstrichen auch hier Oxford).
  • Sebastian Langkamp (33, Innenverteidiger): Der Ex-Augsburger ist ebenfalls vertragslos und auf der Suche nach einem neuen Verein. Die Begründung ist dieselbe wie bei Neven Subotic. Der Vorteil bei Langkamp wäre hier zusätzlich, dass er das Augsburger Umfeld von früher noch kennen sollte. In der Bundesliga war Langkamp zuletzt in der Saison 2019/2020 für Werder Bremen am Ball.
  • Shkodran Mustafi (29, Innenverteidiger): Auch der Weltmeister von 2014 ist derzeit vereinslos. Zuletzt war der Innenverteidiger, der auch auf der Rechtverteidiger-Position spielen kann, bei Schalke 04 im Einsatz. Lange Zeit kickte der ehemalige deutsche Nationalspieler höchst erfolgreich in der Premier League für den FC Arsenal. Diese Glanzzeiten sind längst vorbei, aber Mustafi ist erst 29 junge Jahre alt und könnte sicher noch 2-3 Jahre durchschnittlichen Bundesligafußball spielen. Warum dann nicht beim FCA als Backup?
  • Jack Wilshere (29, Zentrales Mittelfeld): Der ehemalige englische Nationalspieler ist erneut vertragslos. Seine Karrierehöhepunkte hatte er bei Arsenal, Bournemouth und West Ham. Hierbei generierte er über 70 Mio. Euro an Ablösen. Der aus der Arsenal Jugend stammende Mittelfeldspieler kann sowohl defensiv als auch offensiv agieren. Ggf. könnte es hier mit dem Gehaltswunsch von Jack Wilshere eng werden, ohne genau zu wissen, was dieser zuletzt bei seinem letzten Club Bournemouth verdient hat. Gute Stats hat er für einen Mittelfeldspieler jedenfalls: In 182 Premier League Spielen war er an 29 Toren direkt beteiligt, in der Champions League lief er 22 Mal auf und erzielte je vier Tore und Assists.
  • Max Meyer (25, offensives Mittelfeld): So jung, so talentiert und trotzdem vereinslos – das trifft auf den ehemaligen deutschen Nationalspieler voll zu. 2018/19 noch mit einem Marktwert von 18 Mio. Euro ausgestattet, verzockte sich der Offensivspieler mit seinem Wechsel zu Crystal Palace. Statt großer Karriere ging es seither eher bergab für ihn. Bei seinem Jugendclub Schalke 04 ist er seit seinem Abschied alles andere als beliebt. In der Bundesliga kommt er insgesamt auf 156 Einsätze (17 Tore, 16 Vorlagen). Zuletzt war Meyer beim 1. FC Köln im Einsatz. Bei den Geißböcken kommt er in der Rückrunde 20/21 auf vier Startelfeinsätze und acht Einwechslungen. Für einen neuen Vertrag konnte er sich nicht empfehlen. Könnte Markus Weinzierl den “kopferten” Max wieder hinbiegen?
  • Gonzalo Castro (34, Zentrales Mittelfeld): Der Ex-Stuttgarter kann auch im offensiven oder rechten Mittelfeld sowie in der rechten Verteidigung spielen, ist nun aber auch schon 34 Jahre alt. In seiner Blütezeit spielte der Deutsch-Spanier bei Leverkusen und Dortmund, kommt auf stolze 409 Bundesligapartien. Hierbei erzielte er 37 Tore und 79 Assists. Für eine Saison wäre er durchaus eine Möglichkeit für den FCA – aufgrund seiner Polyvalenz und der massigen Erfahrung. In der letzten Saison absolvierte er beim VfB in der Bundesliga 26 Partien (4 Tore, 2 Assists). Ich sag dann mal: Why not? Mach uns den Trochowski, Gonzalo!
  • Daniel Sturridge (32, Sturm): Der ehemalige englische Nationalspieler ist schon seit Frühjahr 2020 vereinslos. Zuletzt war er für Trabzonspor in der Türkei am Ball, hierfür verlies er 2019 den FC Liverpool. Einige englische Topclubs zieren seine Vita, sein Marktwert lag 2018 noch bei 20 Mio. Euro. In der Premier League kommt er auf 218 Partien. 77 Tore und 29 Assists klingen beeindruckend. Ob er wohl fit und einsatzbereit wäre aufgrund mangelnder Spielpraxis? Erfahren genug ist er jedenfalls. Treffsicher nachweislich auch. Und die Bundesliga fehlt noch in seiner Vita. Übrigens hat er heute Geburtstag, ebenso wie Mads Pedersen (Happy Birthday!) und ist damit auf den Tag genau sieben Monate jünger als Alfred Finnbogason. Obendrein etwas weniger verletzungsanfällig als dieser. Happy Birthday, Daniel. Stefan Reuter, übernehmen Sie, der Mann hat ein Geburtstagsgeschenk verdient!

Weitere bekannte Spieler, wie Marko Marin, Ribéry, Maicon und Falcao, sind derzeit auf der Suche nach einem Verein. Dürften jedoch aufgrund ihres Renommees gehaltstechnisch in einer anderen Liga spielen oder schlichtweg schon zu alt sein. Einige Ex-Augsburger sind ebenfalls vereinslos – darunter Caiuby, Marcel Heller, Shawn Parker, Fabian Giefer und Ibrahima Traore.

Marin und Traore sind eher Flügelspieler – und hier sehen wir uns in Augsburg für diese Saison noch ordentlich besetzt. Sonst hätte man auch auf diese beiden noch ein Auge werfen können. Ich möchte dem FCA keineswegs unbedingt einen vertragslosen Spieler ans Herz legen, schlussfolgere jedoch, dass der ein oder andere temporär weiterhelfen könnte. Spieler wie Subotic oder Castro kennen die Liga, kennen das Business und wären sicherlich schnell startklar. Ob dies jedoch die auch die Ansicht unserer Verantwortlichen ist, bleibt abzuwarten. Der Verlust durch solch ein Geschäft ist jedenfalls gering.

Schlussworte

Sicher hätten wir gerne noch den ein oder anderen qualitativ hochwertigen Neuzugang am Lech gesehen. Doch leider sollte es nicht mehr sein. In der Innenverteidigung und im offensiven Mittelfeld wäre noch eine Planstelle zu besetzen gewesen – auch, wegen dem derzeitigen Verletzungshochstand. Man hatte am “Deadline Day” laaaange das Gefühl gehabt: Da passiert heute noch was beim FCA! Das Social Media Team hat dies auch noch mächtig angeteasert. Doch passiert ist zum Leidwesen der Fans eben gar nix. Das hatten wir dann so nicht unbedingt erwartet.

Rufe nach dem japanischen Nationalspieler Doan wurden – nach Hochkochen der Gerüchte – zwischenzeitlich in den Foren so laut, dass diese sicherlich auch in Japan ankamen. Umso trauriger natürlich dann die finale Absage. Hierzu zähle ich auch das Scheitern des Deals mit Vogt. Wobei natürlich auch allgemein gilt, dass – neben dem Spieler – auch der abgebende Verein mitspielen und die Rahmenbedingungen für beide Parteien passen müssen. Spekulieren könnte man hier jetzt über das späte Interesse, die fehlenden Plan B’s – oder hätte man die Spieler nur aufgenommen, um die Kaderbreite zu verstärken? Bei beiden Aspekten bin ich mir hier relativ unsicher.

Trotz einiger Abstellungen zu den Nationalteams kann der FCA die Länderspielpause für sich nutzen und einige Abläufe auf den Prüfstand stellen. Ein Test gegen Heidenheim ist hier für den heutigen 1.9. (18 Uhr) anberaumt. Die große Aussagekraft wird dieses Freundschaftsspiel jedoch nicht haben, sondern es gilt hier primär, einige Dinge ohne Druck und Pflichtspielambiente auszuprobieren.

Wir sind gespannt, wie sich die Empörkömmlinge und Neuankömmlinge weiterhin in der Fuggerstadt schlagen und wünschen allen eine rasche Akklimatisierung.

Probezeit

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de. Seit der Veröffentlichung dort hat Jozo Stanic seinen Vertrag beim FCA verlängert und wurde für die kommende Saison zum SV Wehen Wiesbaden verliehen.

Seit Anfang Juli läuft der Trainingsbetrieb wieder beim FC Augsburg. Seitdem hat nun Markus Weinzierl die Chance, auch Spieler im Training zu begutachten, die er bisher nicht kannte. Und während der FC Augsburg bisher nur drei Neuzugänge präsentieren konnte (Niklas Dorsch von KAA Gent, Lasse Günther vom FC Bayern und Daniel Klein von der TSG Hoffenheim), sind es vor allem die zurückgekehrten Leihspieler, die im Moment einige Aufmerksamkeit des Cheftrainers in Anspruch nehmen. Während bisher nur Lukas Petkov nach Verl. Benjamin Leneis nach Magdeburg und Felix Götze erneut nach Kaiserslautern verliehen wurden, kehren eine ganze Reihe von Spielern erstmal zum FCA zurück. Dies sind namentlich: Kevin Danso, Frederik Winther, Jozo Stanic, Maurice Malone und Sergio Cordova. Es gilt jetzt zu entscheiden, mit wem der FC Augsburg selbst plant und wo vielleicht eine erneute Leihe oder sogar eine Trennung mehr Sinn macht.

Derweil die Spieler wohl auch gespannt sind, wie der neue Coach arbeitet und ob sie eine Chance bekommen. Manch Erfahrener wird sich fragen: Welche Rolle ist für mich vorgesehen und wie hoch wären meine Spielanteile wohl? Dazu kommt in jedem Fall die persönliche Komponente: wie komme ich mit dem Neuen klar?

Und so hat der neue Chef der Lizenzspielerabteilung, Christoph Janker, seine Arbeit im Moment zusammen mit Manager Stefan Reuter auf einem Berg getürmt vor sich liegen. Welche Aspekte spielen hierbei eine Rolle?

Positionen

Markus Weinzierl war an einer der wichtigsten Positionsverschiebungen der Augsburger Historie mit beteiligt. Daniel Baier war eine längere Phase in seiner Karriere offensiv im Mittelfeld unterwegs. Unter Weinzierl entwickelte er auf der 6 internationale Klasse. Auch im Augsburger Kader gibt es momentan einige Spieler, deren Postion nicht final festgelegt ist. Fangen wir in der Innenverteidigung an: sieht Weinzierl einen der Innenverteidiger eher im defensiven Mittelfeld im kommenden Jahr? Ist bei Reece Oxford und Jeffrey Gouweleeuw final geklärt, dass die Innenverteidigung ihre stärkste Position ist? Wie sieht das bei Jozo Stanic aus, der während seiner abgelaufenen Leihe oft rechts zum Einsatz kam? Im defensiven Mittelfeld ist Bedarf (auch jetzt wo Dorsch da ist). In der Innenverteidigung gibt es ein Überangebot.

Jeff hat auch in der Vergangenheit schon auf der 6 gespielt. Kommen diese Zeiten wieder? (Foto: Passion2Press/Markus Fischer via Imago)

Spannend ist es allerdings auch in der Offensive. Wo sieht Weinzierl Marco Richter (rechts oder in der Mitte), Freddy Jensen oder Maurice Malone (links oder ganz vorne)? Welche Rolle hat er für Daniel Caliguiri vorgesehen? Viele Gedanken, die man sich machen kann. Vieles das ausprobiert gehört.

Reicht es schon?

Bei manchen der Leihspieler ist die wichtigste Frage, ob es schon reicht. Oder ob man einen erneut einen Verein findet, bei dem sich die Jungs richtig noch ein weiteres Jahr weiterentwickeln können, in dem sie auf hohem Niveau Spielpraxis sammeln können. Bei Kevin Danso wäre meine Ferndiagnose, dass er eine sinnvolle Verstärkung für die Innenverteidigung wäre, wenn wir dort einen Abgang zu verzeichnen hätten (Felix Uduokhai?). Bei Jozo Stanic, Frederik Winther und evtl. auch Sergio Cordova würde ich spontan für eine weitere Leihe plädieren.

Sergio Cordova zuletzt bei der Copa America – Wie sieht die Zukunft beim FCA aus? (Foto: MB Media via Imago)

Dazu haben wir ein paar Jungs im Kader, die über Spielpraxis auch nicht klagen würden und für die eine Leihe eventuell ein wertvoller Schritt wäre. Noah Joel Sarenren Bazee wäre hier zuallererst zu nennen.

Zeit für den Abschied?

Damit sind die diskussionswürdigen Kaderpositionen allerdings noch nicht abschließend bearbeitet. Es gibt dann doch ein paar erfahrene Kräfte, deren Rolle entweder geklärt, aber für diese wohl unzufriedenstellend ist, oder aber durch Markus Weinzierl geklärt gehört. In die erste Kategorie fällt definitiv Tomas Koubek. Die Keeper-Rekordverpflichtung wird über die Rolle als Nummer 2 hinter MVP Rafal Gikiewicz nicht hinauskommen. Wenn Koubek weg wöllte und sich ein Verein fünde, zu dem es ihn zöge, dann würde man ihm wohl keine Steine in den Weg legen. Viele Konjunktive.

Ein Abschied von Alfred Finnbogason würde mich doch überraschen, ist aber nach der letzten Saison zumindest etwas, was sich nicht ausschließen lässt (Foto via Imago)

In der zweiten Gruppe finden sich Spieler wie Tobias Strobl, Michael Gregoritsch und Alfred Finnbogason. Strobl durfte letzte Saison viel spielen, spielte aber eher schlecht. Gregoritsch durfte erst gar nicht viel ran. Und außer Verletzungspausen und verschossenen Elfmetern ist auch bei Finnbo nichts von der letzten Saison hängen geblieben. Bei allen dreien wird es spannend zu sehen, welche Rolle Markus Weinzierl für sie vorgesehen hat.

Die Abwesenden

Es zeigt sich: Die Vorbereitung ist gerade durch den Trainerwechsel dieses Jahr so spannend wie kaum jemals. Und die Spannung kommt dabei gar nicht durch die vielen anstehenden Neuzugänge. Der Kader des FC Augsburg ist momentan mal wieder groß und Unzufriedenheit ist vorprogrammiert. Bei einigen Spielern verzögert sich der Saisoneinstieg zudem oder wird auf Sicht unterbrochen. Marco Richter und Felix Uduokhai dürfen zu Olympia. Ruben Vargas, Tomas Koubek, Freddy Jensen und Michael Gregoritsch sind noch nicht aus dem Sonderurlaub nach der EM zurückgekehrt.

Als Fan des FCA heißt es, Geduld zu bewahren. Die Transferperiode geht noch lange und auf Grund der vielen Turniere in diesem Sommer verzögern sich doh einige Entscheidungen. Tröpfchenweise und eine nach dem anderen, wird es zu diesen kommen. Der FCA ist gut darin beraten, sich die notwendige Zeit zu nehmen und nichts zu überstürzen. Aber wann hätte er das auch jemals gemacht?

Augsburg angelt Dorsch – Chapeau, FCA!

Herzlich willkommen in Augsburg, Niklas Dorsch. Der FC Augsburg hat mit dem U21-Europameister seinen dritten Neuzugang für die neue Saison bekanntgegeben – und dabei einen richtig dicken Fisch an Land gezogen. Dem gesamten FCA ist zu diesem Transfer nur zu gratulieren.

Dorsch hat in Augsburg einen Vertrag bis 2026 unterschrieben und kommt aus Belgien in die Fuggerstadt. Nachdem er sich beim FC Bayern nicht durchsetzen konnte, wechselte der gebürtige Oberfranke 2018 zum FC Heidenheim. Nach zwei starken Zweitligasaisons entschied er sich im Sommer zu einem Wechsel zum belgischen Erstligisten KAA Gent. Die Dienste des Mittelfeldspielers waren dem Meister von 2015 rund 3,5 Millionen Euro wert. Wie Felix Uduokhai und Marco Richter wurde er für die Olympischen Spiele nominiert.

Dorsch löst DIE Problemstelle im Augsburger Team

Die Ablösesumme soll sich auf sieben bis acht Millionen Euro belaufen. Viel Geld für den in puncto Marktwert und TV-Erlösen immer noch als Abstiegskandidat deklarierten, “kleinen” FC Augsburg – gerade in Zeiten von Corona. Hier sei zunächst erwähnt, dass sich der FCA finanziell deutlich sattelfester durch die Krise manövrieren konnte als andere Klubs. Zudem sei an die Verpflichtung Felix Uduokhais erinnert, dessen kolportierte sieben Millionen Euro Ablöse mancher Fan als zu hoch ansah. Nach einer starken Saison des Innenverteidigers sollte allen klar sein, dass sich diese Investition gelohnt hat. Nun ist freilich nicht gesagt, dass Dorsch ähnlich stark performen wird. Es spricht jedoch eine Palette an Argumenten für einen Transfer.

Dorsch ist zentraler Mittelfeldspieler und löst damit die Baustelle im Augsburger Kader. Dass auf der Sechs beim FCA etwas passieren muss, ist spätestens seit dem Abgang Rani Khediras klar. Im Grunde genommen herrschte schon seit der – für die Rosenau Gazette immer noch unfairen – Degradierung Daniel Baiers Handlungsbedarf. Tobias Strobl konnte den langjährigen Capitano leider nicht adäquat ersetzen. Das zentrale Mittelfeld, eigentlich das Herzstück einer jeden Mannschaft, verpasste es in der abgelaufenen Bundesligasaison, das Spiel zu lenken. Die vor der Abwehr positionierte Kette wurde oft und viel zu leicht überspielt. Der defensive Zugriff fehlte ebenso wie die Ausgewogenheit zwischen Rückwärtsbewegung und Angriffsspiel.

Zweikampfstark, ballsicher, Führungsspieler – das ist Niklas Dorsch

Dorschs Stärke ist, dem Spiel Stabilität zu geben. Er ist zudem ein Spielertyp, der proaktiv Zweikämpfe sucht. In der abgelaufenen Saison kommt er auf die ligaweit vierthäufigsten erfolgreichen Tacklings. Dass sich Dorsch in jeden Zweikampf schmeißt, war zuletzt bei der U21-Europameisterschaft zu sehen. Als Stammspieler hatte er entscheidenden Anteil am Titel und bekam daraufhin viele Lobeshymnen. Sogar Vergleiche mit Bastian Schweinsteiger oder Joshua Kimmich wurden gezogen. Das liegt auch an Dorschs Auftreten auf dem Platz. Der 23-Jährige ist ein Leader und übernimmt Verantwortung. In der U21 ist zwar Mittelfeldkompagnon Arne Maier Kapitän, doch die Kommandos kommen von Dorsch. Der 1,78-Meter-Mann übernahm auf dem Rasen seit jeher Verantwortung. In der Jugend des FC Bayern trug er die Kapitänsbinde, in der U17 übrigens unter einem gewissen Heiko Herrlich. Zudem scheint der Oberfranke äußerst sympatisch und bodenständig zu sein. Das zeigen etwa seine bedachten Wechsel nach Heidenheim und Gent sowie sein Interview nach dem gewonnen EM-Titel.

Darüber hinaus punktet Dorsch außerdem mit seinen Passwerten. Eine Passquote von 88,2 ist hervorragend – erst recht, wenn man bedenkt, dass der FCA in dieser Kategorie mit durchschnittlich 78,1 Prozent einen Abstiegsplatz belegt. Um es drastisch auszudrücken, Ballsicherheit erzeugte im Augsburger Mittelfeld in der abgelaufenen Saison lediglich Jan Moravek. Er stand in fünf Partien auf dem Platz.

Mit seiner leidenschaftlichen Spielweise sollte Niklas Dorsch gut nach Augsburg passen. (Foto via imago).

Erste Liga Belgien – unter dem Radar, aber deswegen schlecht?

Der Schritt in die in der öffentlichen Wahrnehmung eher schwächere Jupiler Pro League schien für einige Beobachter etwas ungewöhnlich, zahlte sich jedoch vollends aus. Dorsch war in Gent absoluter Stammspieler und kam in 43 Spielen zum Einsatz. Dabei gelangem dem Rechtsfuß je vier Tore und Assists. Dorsch blickt auf eine persönlich starke, gleichzeitig aber auch turbulente, unbefriedigende Spielzeit zurück. Der Vorjahreszweite Gent schied sang- und klanglos aus der Europa League aus (0 Punkte, 4:15 Tore) und wurde am Ende der Saison – unter der Regie von insgesamt vier verschiedenen Trainern – nur Siebter. Dorsch zog im Interview mit Transfermarkt.de daher auch ein etwas gespaltenes Fazit. “Es war ein Wechselbad der Gefühle. Sportlich war es nicht das beste Jahr, aber für meine persönliche Entwicklung sehr wichtig.”

Dorsch kam in fünf der sechs Europa-League-Spiele Gents zum Einsatz. Das krachende Aus der KAA in einer Gruppe mit Hoffenheim, Belgrad und Liberec konnte aber auch der deutsche U21-Nationalspieler nicht verhindern. (Foto via imago)

“Liga steht absolut im Fokus”

Die belgische Liga als schwach abzustempeln, zeigt nur, dass man sich nicht wirklich mit ihr auseinandersetzt. Die Division 1A hat sich in den letzten Jahren zu einer Anlaufstelle für junge Talente entwickelt. Dorsch: “Wenn man die Transfers aus der belgischen Liga heraus in den letzten Jahren betrachtet, steht sie aus meiner Sicht absolut im Fokus der großen Fußballnationen.” Gent etwa hat vor einem Jahr den kanadischen Mittelstürmer Jonathan David für 27 Millionen nach Lille transferiert – nun wurde er französischer Meister mit dem LOSC. Leverkusens Leon Bailey lernte das Fußballspielem beim KRC Genk. Die Liste der Profis, die in jüngster Vergangenheit aus der Jupiler Pro League zu europöischen Spitzenklubs gewechselt sind, ist lang. Gemein haben viele Transfers die enorme Marktsteigerung der Profis. Belgiens Erstligisten sind zwar regelmäßig in den europäischen Pokalwettbewerben vertreten, spielen im Konzert der Großen jedoch keine große Rolle. Das wissen die Klubs. Sie positionieren sich bewusst als Ausbildungsvereine und sind dahingehend mit der niederländischen Eredivisie vergleichbar. Genk etwa verpflichtete Mittelfelmann Sergej Milinković-Savić für rund 400.000 Euro. Nach einer guten Saison war der serbische Nationalspieler Lazio Rom 18 Millionen Euro wert.

Jugend forscht

Dass man mit Dorsch nun auf einen 23-Jährigen setzt statt einen Ü30-Mann ablösefrei an den Lech zu lotsen, ist nur zu begrüßen. Ja, Erfahrung ist viel Wert und es ist nach wie vor wichtig, Spieler wie Strobl im Kader zu haben. Der FC Augsburg ist aber nunmal ein Ausbildungsverein und muss auch die Zukunft im Blick haben. Die Investition in junge Talente ist die vollkommen richtige Strategie, um langfristig in der Bundesliga mithalten zu können. Spieler wie Felix Uduokhai oder Ruben Vargas zeigen den allmählichen Kurswechsel in der Augsburger Transferphilosophie, auch wenn die Mannschaft immer noch zu den ältesten in der Bundesliga zählt Den FCA-Fans muss bewusst sein, dass beide nicht mehr allzu lange in Augsburg unter Vertrag stehen werden. Was sportlich wie aus Gründen der Verbundenheit schmerzt, ist finanziell lukrativ. Beide Spieler werden den Verein mit einem Transferplus verlassen.

Pauls und Reuter als Pluspunkt

Die Installation von Timon Pauls als Kaderplaner vor zwei Jahren scheint sich allmählich auszuzahlen. Der 29-Jährige war zuvor Chefscout im Nachwuchsleistungszentrum des FC Bayern und begleitete dort Spieler wie Alphonso Davies oder Jamal Musiala – und eben auch Niklas Dorsch. Pauls war von 2015 bis 2019 “Head of Academy Recruitment” beim FCB. Dorsch spielte bis 2018 im Münchner Nachwuchs. Dass der Mittelfeldspieler nun nach Augsburg wechselt, dürfte zwangsläufig auch am für seine kommunikativen Fähigkeiten und sein starkes Netzwerk geschätzten Kaderplaner liegen.

Lobend erwähnt werden muss hier allerdings auch Stefan Reuter. Dem Manager, der zuletzt wegen der erneuten Entlassung eines von ihm installierten Trainers wieder in die Kritik geraten war, gelang der nächste Transfer-Coup. Dabei scheint sich der langfristige Kontakt zu den Spielern auszuzahlen. Schon zu Dorschs Heidenheimer Zeiten war der FC Augsburg interessiert. Ein Wechsel kam nicht zustande, die Drähte zu Dorschs Beraterfirma blieben aber bestehen. Ähnlich agierte der FCA bei Alfred Finnbogason, den Reuter und Weinzierl schon 2013 statt erst 2016 verpflichtet hätten sowie bei Florian Niederlechner. Dorschs Management berät übrigens auch Felix Uduokhai und Tobias Strobl. Christian Nerlinger ist zudem Gründer der CN Sports GmbH. Nerlinger hat engen Kontakt zu Reuter, beide spielten zusammen bei Borussia Dortmund. Man kennt sich also. Dass Dorsch trotz anderer, nahmhafter und finanziell besser aufgestellten Interessenten nach Augsburg wechselt, ist dem Führungsduo hoch anzurechnen.

2019 lotste Reuter Pauls nach Augsburg – auch um die Kaderausrichtung jünger zu gestalten. (Foto via imago)

Unterhält man sich mit Augsburg-Fans, so löst die Verplfichtung Niklas Dorschs eine regelrechte Euphorie aus. Auch die Rosenau-Gazette ist begeistert von diesem Transfer und möchte diese Freude nicht trüben. Aber man sollte sich einerseits klar sein, dass Dorsch den Verein nach womöglich zwei guten Saisons wieder verlassen könnte und andererseits die Erwartungen an einen jungen Spieler nicht zu hoch ansetzen. Wir freuen uns dennoch sehr über diesen Wechsel und sehnen den Tag herbei, an dem Rolf Störmann Augsburgs neue Nummer 30 das erste mal in einem vollen Stadion ausruft. Herzlich willkommen bei Rot-Grün-Weiß, Niklas!

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