Jeff-Sache

Wenn der FC Augsburg am Sonntag gegen den SC Freiburg spielt, wird ein Mann fehlen, der fast unverzichtbar ist: Jeffrey Gouweleeuw. Der Innenverteidiger ist gelbgesperrt.

Dabei ist es alles andere als selbstverständlich, dass man im Jahr 2024 vor einem FCA-Spiel noch über die Qualitäten des langjährigen Kapitäns schreiben darf. Seine Zeit in Augsburg schien abgelaufen. Doch dann kämpfte sich der 32-Jährige zurück, verlängerte seinen Vertrag – und ist mittlerweile gesetzt.

Im Sommer hieß es, der FCA werde den auslaufenden Vertrag mit Gouweleeuw nicht verlängern. Damals war noch Stefan Reuter für die Kaderplanung verantwortlich. Der einstige Manager erklärte öffentlich, man wolle „eine neue Struktur und Hierarchie.“ Ohne Gouweleeuw. „Deswegen haben wir Jeff frühzeitig mitgeteilt, dass sein 2024 auslaufender Vertrag nicht verlängert wird.“ Gleichzeitig verlor der Niederländer das Kapitänsamt an Ermedin Demirovic.

Eine Zukunft in Augsburg über 2024 hinaus schien ausgeschlossen. Bis September fehlte Gouweleeuw wegen einer Sprunggelenksverletzung. Thorup-Vorgänger Enrico Maaßen setzte in der Defensive auf Maxi Bauer und Patric Pfeiffer. Am 4. Spieltag wechselte er dann gegen Leipzig Gouweleeuw ein und der Innenverteidiger überzeugte. Fortan stand er in jedem Spiel in der Startelf. Daran änderte auch der Trainerwechsel nichts.

Vertrag verlängert

Gouweleeuw bildet gemeinsam mit Felix Uduokhai eine sattelfeste Defensivzentrale. Der FCA hat zwar schon 40 Gegentore. Davon gehen aber mehr auf das Konto von FCA-Keeper Finn Dahmen als auf das des Niederländers. Egal bei welchem Statistikportal man nachsieht, Gouweleeuw zählt überall zu den Top 3 Augsburgern in puncto Zweikampf- und Passquote. Allen voran seine langen Bälle auf Demirovic, Vargas oder Jensen können eine Waffe sein. Darüber hinaus schaltet sich der 32-Jährige diese Saison immer wieder in die Offensive ein. Meist über rechts geht es in Richtung Grundlinie oder direkt ins Zentrum. Dieser zusätzliche Offensivdrang gefällt sehr gut, gegen Wolfsburg bereitete er so einen Treffer vor.

Dementsprechend kam es wenig überraschend, dass der FCA im Januar den auslaufenden Vertrag mit Gouweleeuw verlängerte. Das neue Arbeitspapier gilt bis 2025, mit Option auf ein weiteres Jahr. FCA-Sportdirektor Marinko Jurendic sagte damals: „Jeff hat in der Hinrunde mit konstant sehr guten Leistungen dazu beigetragen, dass sich das Team stabilisieren konnte und unsere Mannschaft einen Schritt nach vorne gemacht hat. Jeff soll auch in Zukunft ein wichtiger Eckpfeiler unserer Mannschaft sein.“

Beim letzten Augsburger Heimspiel gegen Freiburg im August 2022 war Gouweleeuw noch Kapitän (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

„Habe nie Hehl daraus gemacht, dass ich mich beim FCA sehr wohl fühle“

Seit Januar 2016 ist Jeff bei Rot-Grün-Weiß. Er ist nach Raphael Framberger der dienstälteste FCA-Profi. „Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich mich beim FCA und mit meiner Familie hier in Augsburg sehr wohl fühle“, so Gouweleeuw bei seiner Vertragsverlängerung.

Von 2020 bis 2023 war er FCA-Captain. Viel Verantwortung, die nun abfällt. Man hat das Gefühl, dass es ihm guttut, nicht mehr in vorderster Front das Team zu repräsentieren. Das merkt man unter anderem an seinen gelben Karten. In den Vorsaisons war es als Kapitän stets der erste beim Schiedsrichter. Die Folge: etliche Gelbe Karten wegen Meckerns. Von den fünf in dieser Saison gab es zwei wegen Beschwerden, zuletzt recht unnötig in der Nachspielzeit in Mainz.

Deshalb fehlt Gouweleeuw gegen Freiburg. Maxi Bauer wird für ihn spielen. Unabhängig davon, wie gut der Ersatzmann seinen Job machen wird: Jeff wird dem Augsburger Spiel vermutlich fehlen.

Erster großer Thorup-Rückschritt

Vor den Spielen in Bochum und Mainz haben der Kollege Andy und ich zwei ähnliche Artikel veröffentlicht: Quo vadis, FCA? Was ist diese Saison drin? Europa oder Abstiegskampf?

Die Kernaussage: Geht es gut, darf man nach oben schauen. Wirds nichts, dann war’s das vorerst. Nun sollte man die Saison nicht an einzelnen Spielen festmachen, aber klar ist: Der FCA hat beide wegweisenden Duelle verpatzt. In Bochum rettete die Thorup-Elf der Videoassistent mit einem Elfmeter in der Nachspielzeit zum Remis, in Mainz verlor man verdient mit 0:1.

Diese beiden Spiele sind ein herber Dämpfer in dieser Saison und ein erster großer Rückschritt unter Thorup. Der neue Coach hatte im Klub eine Euphorie entfacht. Die Mannschaft spielte für Augsburger Verhältnisse attraktiv. Das Publikum honorierte das, was man etwa an der guten Zuschauerquote in dieser Saison sieht. Der FCA schien auf einem richtig guten Weg.

Gegen Leverkusen, Bayern und Leipzig machten die Augsburger ein tolles Spiel. Aus diesen drei Duellen hätte man mehr als nur einen Punkt verdient gehabt. Die beiden letzten Auswärtsspiele haben die Stimmung allerdings sehr getrübt.

Der FCA kann ein Spiel (noch) nicht spielerisch prägen

Klar ist nun: Auch Jess Thorup gelingt es nicht, gegen vermeintlich schwächere Gegner zu überzeugen. Muss der FC Augsburg das Spiel machen, versagt er. „Der FC Augsburg, der nur lange Bälle geschlagen hat, gehört der Vergangenheit an.“ Dieser Satz stammt von Philipp Tietz, im Nachgang an das Leipzig-Spiel. Letztlich wurde der FCA dann doch recht schnell von dieser vermeintlich überwundenen Vergangenheit eingeholt.

Gegen Mainz wirkten die Schwaben vollkommen ideenlos. Elvis Rexbehcaj hatte zwar einen schönen Abschluss aus der Distanz, aber nicht einen guten Pass in der Offensive. Sein Mittelfeldkompagnon Arne Engels – eigentlich einer der talentiertesten Spieler im Kader – tat es ihm gleich und hielt sich aus dem Augsburger Angriffsspiel ebenso raus. Er verbuchte am Ende die zweitmeisten langen Bälle im Spiel (8). Die Statistiker zählen einen langen Ball ab 30 Meter. Die meisten davon spielte einmal mehr Jeffrey Gouweleeuw. Er brachte von seinen zehn Versuchen aber auch nur zwei an den Mann. Und wo wir schon bei gruseligen Passquoten sind: Kevin Mbabu spielte fast jeden dritten Pass zum Gegner oder ins Aus.

Die Augsburger kamen in Mainz laut Kicker auf eine Passquote von 71 Prozent, schlechter war man unter Thorup nur zweimal: In Köln (70) und in Bochum, wo unterirdische 62 Prozent aller Pässe an den Mitspieler gelangten. Bedeutet: Der FCA ist nach wie vor kein Team, das einem Spiel seinen Stempel aufdrücken kann. Zu oft reagiert die Mannschaft, statt zu agieren. Zur Wahrheit gehört ja, dass dieses Konzept gegen viele Teams in der Liga funktioniert. Umso bitteres ist es, dass es dann genau gegen die schwächeren Konkurrenten nicht klappt.

Am Ende eines gruseligen Spiels gab es dann noch einen echten Aussetzer. (Photo by Neil Baynes/Getty Images)

Jetzt kommen die entscheidenden Spiele

Wie ist das Auftreten in Mainz nun einzuordnen? Rückschritte sind in einer Entwicklung normal und sogar nötig, um langfristig Erfolg zu haben. Aber wenn man vor der Saison laut über die Conference-League orakelt (Demirovic), muss man sich irgendwo auch daran messen lassen. Nicht falsch verstehen, niemand erwartet Tabellensphären à la Rang Sieben. Das wäre nach dem Fast-Abstieg der vergangenen Spielzeit vermessen. Wenn man allerdings sieht, wer aktuell so zwischen Rang sieben und zehn platziert ist, muss man sich als FC Augsburg vor niemandem verstecken. Die Mannschaft ist gut genug, um vor Bremen oder Heidenheim in der Tabelle zu stehen. Sie muss es nur regelmäßig zeigen. Auch und vor allem gegen vermeintlich schwächere Gegner.

Die Chance dazu hat der FCA in den kommenden Spielen. Freiburg, Darmstadt, Heidenheim, Wolfsburg, Köln. Noch immer ist die Chance da, aus der aktuellen Saison eine gute zu machen. Mit dem Abstiegskampf hat Rot-Grün-Weiß nach wie vor wenig zu tun. Sieben Punkte vor dem Relegationsplatz sind nicht ohne. Ausruhen sollte sich der FCA aber keineswegs. Denn dass die Lage vergleichsweise entspannt ist, liegt (mal wieder!) mehr am Unvermögen anderer als an der eigenen Leistung. Denn tatsächlich hat der FCA aktuell weniger Punkte als zum selben Zeitpunkt der Vorsaison …

Europa oder Abstiegskampf?

Wo landet der FC Augsburg am Ende der Saison? Aktuell ist diese Frage sehr schwierig zu beantworten. Ist doch nicht mal klar, wo der FCA momentan steht. Rein nüchtern betrachtet: 21 Punkte, Platz 13. Tabellenmittelfeld. Nur: Was ist diese Platzierung wert? Steckt der FCA im Abstiegskampf oder darf man schon (leicht) nach oben schauen? Diese Antwort ist gar nicht so leicht zu beantworten.

Einerseits hat die Thorup-Elf komfortable neun Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz 16 und nur vier Zähler Rückstand auf Rang acht, der diese Saison für Europa reichen könnte. Denn die beiden europäisch besten Länder erhalten einen zusätzlichen Champions-League-Startplatz – plus die zwei Plätze für die Europa League & Conference League. Derzeit liegen Italien und Deutschland vorn. Laut aktueller Bundesligatabelle wären damit die achtplatzierten Hoffenheimer in der Conference-League-Quali.

Andererseits hat der FCA tatsächlich genau so viele Punkte auf dem Konto als zum selben Zeitpunkt der Vorsaison. Und da war es bis in die letzten Minuten der Saison unklar, ob es für den Klassenerhalt reicht. Es ist immer noch surreal, dass es die aktuell so brillant aufspielenden Stuttgarter nicht geschafft haben, zu Hause die schon geretteten Hoffenheimer zu schlagen.

Die Vier-Klassen-Bundesliga

Um die Leistung des FCA ein bisschen einzuordnen, lohnt der Blick auf die Konkurrenz. Die Bundesliga ist zurzeit eine Vier-Klassen-Gesellschaft, die sich wie folgt zusammensetzt.

  • 1. Die Titelkandidaten: Leverkusen, Bayern
  • 2. Die Europaanwärter: Stuttgart, Dortmund, Leipzig, Frankfurt, Freiburg
  • 3. Das Mittelfeld: Hoffenheim, Bremen, Heidenheim, Wolfsburg, Gladbach, Augsburg, Bochum, Union Berlin
  • 4. Die Kellerkinder: Köln, Mainz, Darmstadt

Die Grenzen sind fließend. Union Berlin blickt freilich eher gen Keller als Hoffenheim. So oder so liegen im Mittelfeld zwischen Platz 9 und 14 nur drei Punkte. Einige dieser Mittelfeldteams orientieren sich eher am Abstiegskampf. Für Bremen, Heidenheim, Bochum und den FCA geht es gewiss erst mal um den Klassenerhalt. Mit dem wollen Gladbach, Hoffenheim und Wolfsburg eigentlich gar nichts zu tun haben, sie schielen auf die europäischen Plätze. Diese hatte Union die letzten Jahre im Dauerabo, da wirkt Abstiegskampf fern.

Gegen Mittelfeldkonkurrent Gladbach gab es zuletzt einen Sieg: Phillip Tietz köpft zum zwischenzeitlichen Ausgleich. (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Wegweisende Partie in Bochum

Nun geht es für den FCA nach Bochum. Eine Mannschaft, die ich vor der Saison klar zu den Abstiegskandidaten gezählt habe. Und die für mich auch noch nicht wirklich raus ist aus dem Abstiegskampf. Aber: Ist das der FC Augsburg? Das Spiel in Bochum ist bei dieser Frage ein wegweisendes. Ein Sieg gegen den VfL und man darf träumen. Vom Klassenerhalt. Von einer entspannten Saison. Oder von mehr. Eine Niederlage und man sollte gar nicht erst anfangen, von mehr zu reden.

Das schöne dabei: Der FCA hat es selbst in der Hand, was das diesmal für eine Saison wird. Passend dazu hat RoGaz-Kollege Andy fünf Faktoren für eine spaßige Rückrunde ausgemacht.

Hier ist Thorup schon besser als Maaßen

Jess Thorups Einstand ist geglückt. Das erste Mal seit Martin Schmidt 2019 gelingt einem FCA-Trainer bei seinem Bundesligadebüt ein Sieg. Beim wilden 5:2 in Heidenheim lief zwar bei Weitem noch nicht alles glatt. Dennoch lassen sich bereits ein paar positive Beobachtungen ausmachen. Was läuft anders im Vergleich zu Enrico Maaßen? Das erste Spiel mit neuem Trainer im RoGaz-Check.

  • Startelf: Vier Wechsel im Vergleich zur Darmstadt-Niederlage. Am überraschendsten gewiss die Entscheidung pro Fredrik Jensen. Der Finne stand zuletzt Anfang April in der Startelf, übernahm die Standards und zahlte das Vertrauen prompt mit drei Vorlagen zurück. Außerdem: Thorup-Landsmann Mads Pedersen vor Iago, der unter Maaßen (und Reuter) degradierte Ex-Kapitän Jeffrey Gouweleeuw neben Uduokhai (Patric Pfeiffer Bank) und Finn Dahmen weiterhin im Tor. Thorup wollte dem jungen Keeper zuvor keine Stammplatzgarantie aussprechen. Diese scheinen ohnehin nur wenige Spieler zu haben (Dorsch, Demirovic).
Auch unter Thorup ist Ermedin Demirovic der Kapitän (der hier Mads Pedersen nach dessen Ausgleichstreffer feiert) (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)
  • Kader: Erstmals nach seiner Verletzung war Neuzugang Masaya Okugawa dabei. Bedeutet auch: Die schon unter Maaßen unberücksichtigen Flügelspieler Nathanael Mbuku und Irvin Cardona haben es wohl auch unter dem neuen Coach schwer, ebenso die Defensivakteure Frederik Winther und David Colina.
  • Wechsel: Thorup brachte nach einer Stunde Iago für Michel, um die Defensive zu stärken, nach dem 4:2 kam Arne Engels. Interessant: Der junge Belgier agierte erstmals im FCA-Trikot auf Rechtsaußen. Diese Position spielte er zuvor auch in Brügge. Später brachte Thorup noch Bauer und Breithaupt, was für etwas Verwirrung bei Dion Beljo sorgte. Nachdem Tietz angezeigt hatte, ausgewechselt zu werden, machte sich Beljo mit auf den Weg zur Bank – musste dann aber draußen bleiben. Thorup wechselte nur viermal.
  • System: Vierer- statt Dreier- beziehungsweise Fünferkette in einem 4-2-2-2-System, das in ein 4-2-3-1 und 4-2-4 überging. Sven Michel agierte als der etwas defensiv versetztere Part hinter Phillip Tietz, Ermedin Demirovic wich vermehrt auf die Außen aus. Das Augsburger Spiel war sehr rechtslastig über den agilen Jensen. Demirovic ließ sich öfter nach links fallen und beteiligte sich so am Spielaufbau. Die Verlagerung von links auf rechts ging über die zentralen Elvis Rexhbecaj und vor allem Niklas Dorsch. Ihm kommt unter Thorup die Rolle des Spielgestalters zu. Im Spielaufbau agiert er als Box-to-Box-Spieler, der auch tief in der eigenen Hälfte anspielbar ist. Dorsch kennt Thorup noch aus Belgien, machte aber nur ein Spiel unter ihm, da der Trainer schon nach dem 2. Spieltag entlassen wurde.

Nun ist es schwer, aus einem Spiel große Rückschlüsse abzuleiten. Der FCA zeigte sich in der Anfangsphase in Heidenheim defensiv überfordert und bis zum 2:1 offensiv ideen- und harmlos. Danach machten die Augsburger aber ein richtig gutes Bundesligaspiel und gingen verdient als Sieger vom Platz. Das lag an ein paar Punkten, die unter Maaßen noch anders waren.

  • Hallo-Wach-Effekt genutzt: Wie so oft spielte der FCA erst nach einem Rückschlag auf. Anders als etwa gegen Darmstadt kam dieser nun aber rechtzeitig. Und anders als gegen Gladbach, als man ein 1:3 in ein 4:3 gedreht hatte, ließ der FCA nicht nach und hatte die Partie bis auf einen gefährlichen Heidenheimer Abschluss in der zweiten Hälfte im Griff.

  • Laufleistung: Der FCA lief gegen Heidenheim 126 Kilometer. Das ist mit Abstand der beste Saisonwert. Gegen Darmstadt waren es zehn Kilometer weniger, gegen Bochum sogar nur 108. Die meisten Kilometer in Heidenheim spulte übrigens Rexhbecaj (12,2) ab. Er war sehr präsent im Augsburger Mittelfeld.

  • Passquote: 80 Prozent sind für Augsburger Verhältnisse ein guter Wert. Unter Maaßen lag man hier meist drunter (in dieser Saison aber auch schon drüber).

Fazit

Ein gelungener erster Thorup-Auftritt, der freilich nicht makellos war – aber insgesamt Lust auf mehr macht. Wir freuen uns.

FCA-Startelf: Was, wenn alle Spieler fit sind?

Der FC Augsburg hat offiziell 32 Spieler im Profikader. Stammspieler wie Kapitän Ermedin Demirovic, Ergänzungsakteure wie Flügelspieler Nathanael Mbuku, Nachwuchsprofis wie der 18-jährige Dachauer Mert Kömür und Dauerverletzte wie Innenverteidiger Reece Oxford. Aus diesem Pool muss Trainer Enrico Maaßen Woche für Woche 11+9 Akteure für den Spieltagskader nominieren. Oft stellt sich die Mannschaft von selbst auf, doch was ist, wenn jeder fit ist?

5-2-2-1-System mit drei Neuzugängen

Heute spielen wir mal Chefcoach und stellen unsere Wunschelf vor. Taktisch entscheiden wir uns für ein 5-2-2-1-System. Die beiden Neuzugänge zum Ende der Transferperiode machen es möglich. Kevin Mbabus Stärken kommen für uns am stärksten in einer Dreier- beziehungsweise Fünferkette zur Geltung, Japhet Tanganga ist diese Formation bereits aus seiner Tottenham-Zeit vertraut.

In der Zentrale ist links für uns Felix Uduokhai gesetzt. Nach aktuellem Stand verteidigt er mit Neuzugang Patric Pfeiffer. Ein fitter Reece Oxford (Rückkehr leider unbekannt) wäre aber unsere Wunschlösung. Links hat sich Mads Pedersen klar vor den wechselwilligen Iago gespielt.

In der Zentrale gibt es eigentlich kein Vorbeikommen an Arne Engels. Der Shootingstar der Rückrunde musste in dieser Saison auf der Rechtsverteidigerposition ran. Hier ist er unserer Meinung nach verschenkt. Ein Duo aus Engels und Niklas Dorsch verspricht Passqualität und Übersicht. Das braucht es in der Zentrale.

Für uns klar kein Rechtsverteidiger: Arne Engels. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Wir entscheiden uns für zwei Flügelspieler: Kapitän Ermedin Demirovic und Ruben Vargas, der diese Saison vielleicht ja mal wieder an seine Bestform anknüpfen könnte. Im Sturm macht der interne Berisha-Ersatz Dion Beljo die Bälle fest. Neuzugang Sven Michel hätte in der offensiven Dreierreie ebenfalls Ambitionen, nimmt aber zunächst auf der Bank Platz.

Startelf: Dahmen – Mbabu, Tanganga, Oxford, Uduokhai, Pedersen – Engels, Dorsch – Vargas, Demirovic – Beljo

Bank: Koubek, Gumny, Pfeiffer, Breithaupt, Maier, Rexbehcaj, Okugawa, Mbuku, Michel

Gilbert, Estephan, Bernd – So heißen die FCA-Profis mit zweitem Namen

Der FC Augsburg bastelt am Kader für die Saison 2023/24. Das Grundgerüst der Mannschaft steht, es könnte noch zu einem neuen Rechtsverteidiger sowie einigen Abgängen kommen. Stand 15. August hat der FCA 33 Spieler im Profikader. Die Namen von ihnen sind eingefleischten Fans hinlänglich bekannt, doch kennt ihr auch die Zweitnamen der Profis? Ein Einblick in die Geburtsurkunden der Rot-Grün-Weißen.

  • Finn Gilbert Dahmen
  • Ohis Felix Uduokhai
  • Reece Joel Oxford
  • Frederik Franck Winther
  • Iago Amaral Borduchi
  • Mads Giersing Valentin Pedersen
  • Niklas Bernd Dorsch
  • Hans Fredrik Jensen
  • Ruben Estephan Vargas Martinez
  • Noah Joel Sarenren Bazee
  • Dion Drena Beljo

K-Frage: Führung gesucht

Jung, jünger, FCA: Im Winter haben die Verantwortlichen den Kaderumbruch schon eingeleitet, nun folgten weitere entscheidenden Personalien. Neben den auslaufenden Verträgen der Ü30er-Fraktion um André Hahn und Rafal Gikiewicz steht auch Jeffrey Gouweleeuw vor dem Aus in Augsburg, spätestens nächstes Jahr. Sein Vertrag endet 2024 und wird nicht verlängert. Ob der Innenverteidiger überhaupt noch für Rot-Grün-Weiß aufläuft, ist unklar. Er darf den Verein auch in diesem Sommer verlassen, aktuell ist er verletzt.

Seit dem Baier-Abgang war Gouweleeuw Kapitän, in Zukunft werden andere Verantwortung übernehmen. Denn es ist doch schwer vorstellbar, dass die Klubverantwortlichen in ihm eine tragende Säule sehen, wenn ihre Saisonanalyse doch nach eigener Aussage etwas anderes ergeben hat. Zudem soll sich Gouweleeuw dem Team laut SportBild schon via Whatsapp sein Kapitänsende mitgeteilt haben. Wer also schlüpft in die Rolle des Jeff-Nachfolgers, wie sieht der Mannschaftsrat aus?

Im Trainingslager sollen diese Fragen geklärt werden. Mit einem Ergebnis ist zur Generalprobe gegen Ajax (29.7.) zu rechnen. Die Rosenau Gazette sieht folgende Spieler als aussichtsreiche Antworten auf die K-Frage.

Niklas Dorsch

Seuchensaison für den U21-Europameister: Mehrere Verletzungen warfen Niklas Dorsch zuletzt zurück – und zeigten, wie sehr er dem Augsburger Spiel fehlte. Der FCA braucht Spielertypen wie Dorsch. Bissig im Spiel gegen den Ball ist der 25-Jährige ein Anführertyp. Vergangene Saison war er bereits im Mannschaftsrat. Als zentraler Mittelfeldspieler ist er prädestiniert für die Kapitänsrolle. In solcher führte er den FCA auch in den ersten zwei Testspielen gegen Türkspor und Besiktas aufs Feld.

Gegen Besiktas übernahm zur zweiten Hälfte Felix Uduokhai die Binde von Dorsch, ebenso wie im zweiten Durchgang gegen Kufstein. Der Innenverteidiger war auch in der Bundesliga schon FCA-Kapitän. Da er den Verein aber womöglich noch verlassen wird, fehlt er in unseren Vorschlägen. Oder kann ihn Maaßen mit der Kapitänsbinde doch noch zur Verlängerung bewegen? Neben Uduokhai war nur ein Spieler in der abgelaufenen Saison Gouweleeuw-Vertreter:

Elvis Rexhbecaj

Der Neuzugang aus Wolfsburg blickt auf eine ordentliche Premierensaison in Augsburg. Mit 33 Pflichtspielen war er Stammspieler unter Enrico Maaßen. Im Hinspiel gegen Köln führte er die Mannschaft als Kapitän aufs Feld. Gouweleeuw und seine Stellvertreter fehlten. Auch im Test gegen Kufstein war der 25-Jährige Kapitän. Darf er künftig öfter die Binde tragen?

Rexhbecaj mag auf den ersten Blick nicht die erste Wahl sein, doch er scheint sich tatsächlich sehr für den FC Augsburg aufzureißen. Regelmäßig konnte man vergangene Saison beobachten, wie er Mannschaft pushte und Publikum animierte. Eigenschaften, die ein Kapitän braucht. Wir sehen ihn allerdings eher als Stellvertreter.

Ermedin Demirović

Ermedin Demirović hat seinen Wert für den FC Augsburg in seiner Debütsaison deutlich unter Beweis gestellt. Er geht als Führungsspieler voran, ruft auch einmal höhere Ziele aus („Am letzten Tag vielleicht mal um die Conference-League spielen“) und gehört nach RoGaz-Informationen zu den beliebtesten Spielern im Team. Beim Stürmer passen Einstellung und Leistung zusammen. Acht Tore und vier Vorlagen wecken freilich auch Begehrlichkeiten. Doch Demirović erteilte Wechselgerüchten jüngst eine Absage und bekannte sich zum Verein. Weil er beim FCA zum Kapitän aufsteigen will?

Das genannte Trio gehört für uns zu den Topkandidaten auf die Kapitänsbinde. Wir sehen sie auch im Mannschaftsrat. Er besteht in der Regel aus fünf Spielern. Neben Gouweleeuw und seinem Vize Daniel Caligiuri bestand er zuletzt aus Felix Uduokhai, André Hahn und Niklas Dorsch.

Den Mannschaftsrat wählten zuletzt die Spieler selbst. Wir sehen folgende Namen in der engeren Auswahl:

  • Arne Maier: Maaßen-Liebling, Stammspieler
  • Sven Michel: Mit 33 Jahren aktuell der älteste im Kader. Seine Erfahrung tut dem jungen Team gut
  • Tomas Koubek: extrem beliebt in der Mannschaft, gut fürs Teamklima
  • Mads Pedersen: beliebt im Team, bekennt sich mit Vertragsverlängerung zum Klub
  • Raphael Framberger: mit Abstand am längsten im Verein (seit 2004). Identifikationsfigur, aber (wie bei Koubek) Zukunft ungewiss.

Wer von den genannten Spielern sollte künftig FCA-Kapitän sein. Stimmt ab?

Nach Köln-Pleite: 4 Mutmacher für die restliche Saison

Chance wieder einmal nicht genutzt. In den vergangenen drei Partien hätte der FC Augsburg einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt gehen können. Gegen Schalke und Wolfsburg verhinderten vermeidbare Gegentore in der Nachspielzeit den Sieg, beim 1:3 gegen Köln ließ die Mannschaft Kreativität und Entschlossenheit vermissen: eine der schlechteren Saisonleistungen, nach der auch aufgrund der Ergebnisse der Konkurrenz die Luft im Abstiegskampf dünner wird.

Sieben Spieltage vor Saisonende steht der FCA mit 29 Punkten auf Rang 13. Der Relegationsplatz ist sechs, der Abstiegsrang sieben Punkte entfernt. In den verbleibenden Partien geht es gegen Leipzig (A), Stuttgart (H), Frankfurt (A), Union (H), Bochum (A), Dortmund (H) und Gladbach (A). Kein leichtes Programm, zumal in den direkten Duellen gegen VfB und VfL die Gefahr besteht, dass die Konkurrenten näher an die Schwaben heranrücken. Dennoch gibt es einige Dinge, die dem FC Augsburg Mut machen können. Ein Überblick.

Abstiegskampferprobt

Der FCA kann Abstiegskampf. Seit der Europa-League-Saison ist die Mannschaft mal mehr, mal weniger gefährdet. Der Verein weiß eigentlich, mit dem Druck umzugehen. Die aktuelle Stimmung im Club ist ruhig, Chefcoach Enrico Maaßen wirkt auf den Pressekonferenzen bedacht. Und: die Ausgangslage ist immer noch vergleichsweise entspannt. Was auch an Mutmacher Nummer zwei liegt.

Schwache Konkurrenz

Wer dieses Jahr aus der Bundesliga absteigt, lässt sich noch nicht sagen. Stuttgart setzt auf Trainer Nummer Vier, während Hertha BSC trotz Platz 17 an Chefcoach Sandro Schwarz festhält. Am Freitag gehts zum Abstiegsgipfel auf Schalke. Die Knappen schöpfen nach Zwischenspurt trotz Katastrophen-Hinrunde wieder neuen Mut, kommen aber auch nicht wirklich von den Abstiegsplätzen weg. Aktuell drei Punkte vor dem Relegationsrang liegt Bochum, deren Leistungsvermögen normal schlechter als das des FCA sein sollte. Auch Hoffenheim ist schlechter platziert als Augsburg, verschaffte sich nach drei Siegen in Serie aber etwas Luft im Keller.

Fünf Teams hinter Augsburg. Es liegt nahe, dass es auch diese Saison wieder zwei (+1) Teams geben wird, die hinter den Schwaben landen. Das liegt auch an der Qualität des FCA und Mutmacher Nummer drei.

Gegen die direkte Konkurrenz sah der FCA diese Saison nicht immer gut aus: Gegen Hertha etwa setzte es zwei Niederlagen. Dennoch rangieren die Fuggerstädter vergleichsweise komfortabel vor den Berlinern. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

FCA-Kader

Die Chefetage des FCA entschied sich in der Winterpause für einen ungewöhnlichen Umbruch: Sieben Neuzugänge, fünf Abgänge. Zwar haben nicht alle neuen Spieler gleichermaßen eingeschlagen, insgesamt erhöhte sich aber die Qualität im Kader, allen voran durch Toptransfer Arne Engels.

Sperren und Verletzungen dünnen den Kader zuletzt allerdings aus. Immerhin: Nach Reece Oxford kehrt Mitte April auch Ermedin Demirovic von seiner Rotsperre zurück. Er wird im Schlussspurt mit Mergim Berisha den Angriff bilden. Der Neu-Nationalspieler plagte sich zuletzt mit Sprunggelenkproblemen. Er befindet sich aber ebenso vor der Rückkehr zur Mannschaft wie Felix Uduokhai, der gegen Köln sogar im Kader stand.

Sturmduo mit 24 Torbeteiligungen: Ermedin Demirovic und Mergim Berisha. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Auch bei Kelvin Yeboah geht es leicht bergauf. Der Winterneuzugang (Leihe) trainiert nach Außenbandriss derzeit individuell und soll in den letzten Spielen bei der Mission Klassenerhalt helfen. Das erhoffen sich die Verantwortlichen auch von Niklas Dorsch, den zuletzt eine Nasen-OP zurückwarf.

Die Kaderrückkehrer erhöhen in jedem Fall die Qualität der Mannschaft und sind ein zusätzliches Pfund im Abstiegskampf. Zu einem solchen können auch die Fans avancieren.

Unterstützung

Die Augsburger Anhängerschaft hat derzeit Bock auf den FCA. In den jüngsten drei Heimspielen war das Stadion jeweils ausverkauft, auch für die Partien gegen Stuttgart und Dortmund gibt es keine Karten mehr und auswärts stieg der Kartenverkauf ebenso an. Der Verein wirkt attraktiver als noch in Präcorona-Zeiten. Die Unterstützung für den FCA ist also gegeben – und kann in den letzten Spielen noch wichtig werden. Das alles macht Mut für die verbleibenden sieben Bundesligaspiele. Nun muss der FCA seine Chance nur noch nutzen.

Der Unterschätzte sagt Adiós

Carlos Gruezo fällt nicht gerne auf. Auf Instagram zeigt sich der Ecuadorianer fast ausschließlich im Fußballtrikot. Kein Posieren in ausgefallenen Klamotten oder mit teuren Autos, kein Zurschaustellen des eigenen Reichtums, keine Skandale. Auch in seinen 75 Spielen für Augsburg blieb Gruezo eher unauffällig. Kein Tor, eine Vorlage, ein paar gelbe Karten. Auf dem Papier scheint sein Wechsel nach San Jose für den FCA verkraftbar. Schließlich bekommt der FCA noch ein paar Millionen für einen Mann, der 2023 noch nicht im Kader stand. Dennoch verliert der Klub einen Spieler, der in der Außenwahrnehmung eher unterschätzt wurde.

Carlos Gruezo ist ein solider Bundesligakicker – und das ist keineswegs negativ gemeint. Der Duden definiert den Begriff als “ohne Ausschweifungen, Extravaganzen und daher nicht zu Kritik, Skepsis Anlass gebend”. Bei Gruezo wusste man, was man bekommt – und was nicht. Auf seiner Position im zentralen Mittelfeld fiel der Ecuadorianer als bissig, lauffreudig und zweikampfstark auf.

Ein Gruezo in Höchstform konnte für den FCA in der Vergangenheit sehr wertvoll sein. Wie beim 1:1 gegen Dortmund gegen Ende der vergangenen Saison. Augsburgs Sechser eroberte leidenschaftlich per Grätsche den Ball von Axel Witsel, der FCA konterte sich über vier Stationen zum Ausgleichstreffer. Seine bisher einzige direkte Torvorlage sicherte in einer sportlich schwierigen Phase einen 1:0-Sieg gegen Mainz. Insgesamt sah man aber zu wenige offensive Akzente vom 27-Jährigen.

In diesen Statistiken überzeugte Gruezo

Gruezos Stärken liegen positionsbedingt im Passspiel sowie in der Zweikampfführung. In beiden Kategorien lieferte der Kapitän seines Heimatlandes in dieser Saison. Laut bundesliga.de brachte Gruezo an den ersten 15 Spieltagen 79,3 Prozent seiner Bälle an: das ist der beste FCA-Wert, ligaweit gleichzeitig aber auch nur Rang 70. Auf den Plätzen 69 und 71 liegen Rani Khedira und Tom Krauß. Der eine spielte jahrelang auf der Sechs in Augsburg, der andere wurde als Neuzugang gehandelt, ging aber zum FC Schalke. Ein guter Marker also.

Zudem gewann Gruezo 55 Prozent seiner Zweikämpfe. Das entspricht teamintern Rang 4 hinter Bauer (61), Gouweleeuw (58) und Rexhbecaj (55,5) und ligaweit Rang 66.

Diese ordentlichen Statistiken zeigen, dass Gruezo in dieser Saison wichtig für den FCA war. Nur fünf Spieler standen bis zur Winterpause öfter auf dem Platz als er (Gouweleeuw, Rexhbecaj, Demirovic, Iago, Bauer).

Ist ein Gruezo-Wechsel sportlich verkraftbar?

12-Mal begann Gruezo in der Startelf. Zu Beginn als zentraler Abräumer hinter den Achtern Rexhbecaj und Maier, nach Maaßens Systemwechsel auf drei Stürmer in der Regel als defensiver Part der Doppelsechs. Dank seiner Zweikampfstärke spielte er anstelle von Maier, aufgrund seiner Fitness startete er vor Baumgartlinger.

Das Mittelfeld in den bisherigen Spielen bildeten Elivs Rexhbecaj und Neuzugang Arne Engels. Eine offensive Ausrichtung, die bisher überzeugte. Außerdem baut der FCA auf Niklas Dorsch. Der Neuzugang von 2021 verpasste die gesamte Saison aufgrund von zwei Mittelfußbrüchen, gegen Gladbach feierte er in der Schlussphase sein Comeback. Ein Dorsch in Topform ist gesetzt. Somit wären auch Gruezos Einsatzzeiten zurückgegangen. Zumal Youngster Engels ebenso ernsthafte Ansprüche auf die Startelf anmeldet. Dass Gruezo den FCA mit Blick auf künftige Einsatzzeiten verlassen will, ist daher nachvollziehbar.

Insgesamt stand Gruezo 75-mal für den FC Augsburg auf dem Platz. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Holt der FCA noch einen Ersatz?

Kann der FC Augsburg in der Rückrunde aus dem Vollen schöpfen, braucht es wohl gar keinen zwingenden Eins-zu-Eins-Ersatz. “Wir haben mit Elvis (Rexhbecaj, d. Red.), Baumi (Julian Baumgartlinger), Dorschi (Niklas Dorsch) und Arne (Maier) vier Spieler für diese Position, wobei ich Arne eher ein bisschen weiter vorne sehe”, sagte Maaßen im Trainingslager dem Kicker. Aber: “Wenn wir Carlos abgeben, wollen wir natürlich Ersatz holen.” Zu diesem Zeitpunkt war jedoch noch nicht absehbar, wie stark Engels aufspielt.

Als Gruezo-Ersatz wurden die Zweitligaprofis Tim Breithaupt (Karlsruhe) und Ron Schallenberg (Paderborn) genannt. Ihre Klubs wollen die Leistungsträger allerdings nicht abgeben. Der FCA soll jedoch nach wie vor interessiert sein, die Personalien könnten im Sommer interessanter werden. Bis zum nächsten Winter hat der FCA nun erstmal das nächste Talent ausgeliehen. Der portugiesische U20-Kapitän Renato Veiga wird die entstandene Lücke vorerst schließen und ist wohl zumindest zu Beginn mit den geringen Einsatzzeiten zufrieden.

Dass Carlos Gruezo den Verein verlässt, ist daher sportlich verkraftbar und wirtschaftlich sinnvoll. Sein Vertrag wäre nächstes Jahr ausgelaufen. Gruezos Zeit in Augsburg war insgesamt dennoch positiv. Ein sympatischer Typ, der sich im Gespräch mit der Rosenau Gazette sehr bodenständig gezeigt hat – und ein Spieler, der seinen Job ordentlich erledigte.

Adiós, Carlos, hasta pronto.

Neue FCA-Strategie: Talent statt Erfahrung

Der FC Augsburg bastelte in der Winterpause am Kader für die Rückrunde. So wechseln gleich vier Juniorennationalspieler nach Schwaben. Arne Engels (19, Belgien), Kelvin Yeboah (22, Italien) sowie David Colina (22) und Dion Beljo (20, beide Kroatien). Außerdem kommt Irvin Cardona (25). Dass der nicht unbedingt für Wintertransfers bekannte FCA gleich fünf Spieler in der Bundesligapause verpflichtet, überrascht. Dass es dann auch noch vier Talente sind, erstaunt umso mehr. Ändert der FC Augsburg gerade seine Transferstrategie?

Bisher galt: Alt und erfahren

In der Vergangenheit war für Sportdirektor Stefan Reuter bei Transfers vor allem ein Kriterium wichtig: Erfahrung. Julian Baumgartlinger (34), Rafal Gikiewicz (32), Daniel Caligiuri (32), Tobias Strobl (30), Stephan Lichtsteiner (35), Marek Suchy (31), Piotr Trochowski (31) oder Halil Altintop (30) waren alle älter als 30 Jahre alt als sie in die Fuggerstadt wechselten.

Setzte der FCA auf jüngere Spieler, waren es meist Mitzwanziger. In der Regel mit Erstligaerfahrung. Allein in der letzten Transferperiode etwa Ermedin Demirovic, Arne Maier oder Elvis Rehxbecaj. Zuvor Felix Uduokhai, Florian Niederlechner, Michael Gregoritsch, Martin Hinteregger oder Jonathan Schmid. Reuters Muster war vorhersehbar. Ein Bundesligaprofi, der seine Qualitäten bereits gezeigt hat, aktuell bei seinem Klub aber nicht so recht klar kommt.

Ein ähnliches Kalkül verfolgt man bei Cardona. Der 25-jährige Franzose spielte bei seinem Ex-Verein Brest zuletzt keine große Rolle: Nur ein Startelfeinsatz in der Hinrunde, letztes Tor im April. Im Laufe seiner Karriere hatte er jedoch auch bessere Phasen. Insgesamt bringt er es in 106 Spielen für Brest auf 19 Tore und 7 Vorlagen. Zum Vergleich: Florian Niederlechner erzielte in 107 Spielen für den FCA 30 Tore und 21 Vorlagen. Cardona soll das FCA-Spiel variabler machen.

Cardonas Debüt für den FCA verlief kurios. Der Neuzugang aus Brest kam früh für den verletzten Ruben Vargas, musste dann jedoch selbst verletzungsbedingt ausgewechselt werden. (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Neue Devise: Jung und unbekannt?

In der Regel funktionierten diese beiden Strategien, die auch der finanziellen Situation und dem Gebot des soliden Wirtschaftens geschuldet waren. Ältere oder unzufriedene Spieler kosten kein Vermögen. Für Cardona zahlte man dem Vernehmen nach 500.000 Euro Ablöse.

Nun die offenbare Kehrtwende. Junge Talente, die zuvor kaum ein Fan kannte. Von Vereinen wie NK Osijek oder der Jugendakademie des FC Brügge.

Die Neuzugänge müssen sich daher erst beweisen. Es ist positiv, dass sie kein allzu großes Preisschild mitschleppen müssen. Yeboah kommt inklusive Kaufoption per Leihe. Für Engels zahlte man quasi nichts, für Colina einen mittleren sechsstelligen Betrag. Beljo soll 3 Millionen Euro gekostet haben. Ein guter Deal bei einem Marktwert von 6,5 Millionen Euro laut transfermarkt.de.

Sofort mittendrin: Arne Engels (27) und Dion Beljo (7) durften gegen Dortmund in der Startelf ran – und zahlten das Vertrauen mit Vorlagen zurück. (Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Die neue Strategie macht Lust

So oder so ist das bisher aber eine (unerwartet) gute Transferperiode. Schlagen die Neuzugänge ein, kann dem mitunter in der Kritik stehenden Manager Stefan Reuter nur gratuliert werden. Falls nicht, ist es – anders als beim Milliontransfer Ricardo Pepi – gleichzeitig kein Drama.

Die ersten Eindrücke sind positiv. Im Dortmund-Spiel spielten die Neuzugänge eine prägende Rolle. Engels, Beljo und Yeboah leiteten die Treffer ein, Colina traf gar wenige Sekunden nach seiner Einwechslung. Anschließend lief er an die Augsburger Bank und umarmte Trainer Enrico Maaßen.

Bei den Transfers soll der Coach, so hört man, eine tragende Rolle gespielt haben. Maaßen gilt als Förderer von Talenten und könnte mit dafür verantwortlich sein, dass der FCA seine alte Transferstrategie überdenkt. Dass gleich vier Talente verpflichtet werden, spricht daher auch dafür, dass der Verein langfristig mit seinem aktuellen Trainer plant. Reuter traut dem 38-Jährigen zu, etwas in Augsburg aufzubauen. Ein gutes Zeichen, das Lust auf Mehr macht.

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