Mit einem weinenden und einem lachenden Auge

Überfällig war es. Seitdem der FC Augsburg den Kauf von Arne Maier fixiert hatte, war es still geworden auf dem Transfermarkt um den Club aus der Fuggerstadt (Achtung Schreibweise liebe Kollegen). Zum einen ist das ok, da der Verein sich ordentlich Zeit genommen hatte, um den richtigen Trainer für die kommende Saison und hoffentlich darüber hinaus zu identifizieren. Und dieser wollte sich auch erst einmal die Spieler, die im zur Verfügung stehen selbst anschauen. Zum anderen wollen auch Spieler Planungssicherheit haben und wissen woran sie sind. Jeder Club mag auch gerne seine Hauptakteure im Trainingslager beinander haben, um Automatismen einzuüben und ein Team zu formen. Und da sind die paar Lücken im Kader des FCA, die es da schon noch gibt, nicht hilfreich. Insofern war es ganz grundsätzlich begrüßenswert am Freitag, dass der FCA seine Themen auf dem Transfermarkt angeht.

Zum Tauschgeschäft selbst

Ganz konkret hat man sich mit dem SC Freiburg auf ein Tauschgeschäft geeinigt. Michael Gregoritsch, der beim FC Augsburg noch einen Vertrag bis zum Sommer 2023 hatte, verlässt den Verein. Dafür erhält der FCA aus Freiburg mit Ermedin Demirovic einen anderen Stürmer im Tausch, der sich in Augsburg bis 2026 bindet. Demirovic ist ein 24jähriger Nationalspieler von Bosnien-Herzegowina, der in 61 Bundesligapartien 7 Tore erzielt und weitere 13 vorbereitet hat. In Freiburg war nun bisher seine längste Profistation mit 2 Jahren. Davor wurde er von Deportivo Alavés immer wieder an unterschiedliche Vereine ausgeliehen. Deutschkenntnisse sind vor allem vorhanden, da er bis zur U19 einige Jugendmannschaften beim HSV und in Leipzig durchlaufen hatte. Sein Geburtsort ist Hamburg.

Mit Michael Gregoritsch verliert der FCA auf der einen Seite seinen effektivsten Offensivspieler der letzten Bundesligasaison. In 25 Partien hatte er 9 mal getroffen. Insgesamt kann man Gregerl getrost als gestandenen Bundesligastürmer bezeichnen. In 188 Partien hat er mittlerweile 40 Tore erzielt und 14 Vorlagen gegeben. Wenn er in Augsburg geblieben wäre, hätte er mit gr0ßer Wahrscheinlichkeit Alfred Finnbogason in Kürze als Rekordschützen beim FCA in der Bundesliga abgelöst (so ihm André Hahn hier nicht in die Quere gekommen wäre). Nachdem sich der FCA mit Gregoritsch anscheinend in diesem Sommer nicht über eine Vertragsverlängerung seines bis 2023 datierten Kontrakts verständigen konnte, war nun die letzte Gelegenheit für den Verein gekommen für Gregoritsch (und seine gute Ausbeute gerade in der Rückrunde) einen Gegenwert zu erhalten.

Und dieser ist mit Falle von Ermedin Demirovic mehr als ok. In beiden Lagern gibt es Kritiker des Deals, so dass es sich um eine recht ausgewogene Angelegenheit auf dem Papier zu handeln scheint. Einerseits hat Demirovic sein Potential in der Liga schon gezeigt. Er kennt die Bundesliga und benötigt wenig Akklimatisationszeit. Dazu hat er das Potential im richtigen Umfeld sich in seinen Leistungen zu steigern, gerade weil er in Enno Maaßens System wohl auf mehreren Positionen (u.a. auch rechts) flexibel einsetzbar ist. Zusätzlich bindet er sich in Augsburg bis 2026 und der Verein hat nach dem Abgang von Alfred Finnbogason und im Zusammenspiel mit Gregerls Abschied die Stürmer-Position nachhaltig verstärkt. Andererseits ist es ok, dass der FCA nicht riskieren wollte, Gregotisch im nächsten Sommer ablösefrei zu verlieren. An sich gibt an dem Tauschgeschäft somit nichts zu meckern.

Mit Ermedin Demirovic stößt ein Offensivspieler zum FCA, der sich in der Liga mit 20 Scorerpunkten in 2 Jahren schon einen Namen gemacht hat. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Der Abschied tut weh

Und dennoch berührt mich dieser Transfer emotional. Einerseits ist dort Gregoritschs Wandel in der vergangenen Saison. Nachdem er schon einmal Augsburgs absoluter Leistungsträger im Sturm war, kam eine lange Durststrecke inkl. Leihgeschäft nach Schalke. Und vor der letzten Saison gab es doch einige, die Gregerl nicht mehr viel zugetraut hatten. Gregerl hatte sich nach Christoph Jankers Aussage im FuF-Poddy „neu erfunden“. Er hatte extrem hart daran gearbeitet, wieder in die Erfolgsspur zurück zu finden. Mit seiner Abschlussstärke und diesem bewiesenen Mentalitätswechsel wird er sportlich der Maaßenschen Elf fehlen. Ich persönlich hätte mir sehr gewünscht, dass um ihn herum die Mannschaft der nächsten Jahre Form angenommen hätte.

Auf der anderen Seite ist Gregerl einfach ein guter, offener Typ. Da ist zuforderst die offensichtliche, die humorvolle Seite, die er in vielen Interviews und „Was Woisch?“ Clips gezeigt hat. Ich werde es vermissen, wie er „Stimmt’s oder stimmt’s nicht“ sagt. Das Leben ist halt nicht nur bierernst und Gregerl hat Humor. Dieser Humor hat auch dazu geführt, dass er einer gemeinsamen Aktion zugestimmt hat, in der wir ihn mit dem Slogan „Neigschaut“ auf T-Shirts gepackt hatten. In diesem Zusammenhang kam eine seiner weiteren positiven Seiten zum Tragen, denn Gregerl hat mit Tor.Chance einen Spendenverein, dessen vier Eckpfeiler die Integration, Inklusion sowie Förderung und Unterstützung von vermeintlich benachteiligten und schwächeren Kindern und Jugendlichen sind. Wir haben hier sehr gerne mit unterstützt und über die T-Shirt-Aktion für den Verein Geld gesammelt.

Hinter alle dem steht der Mensch Michael Gregoritsch. Gerne wird er als „sensibel“ bezeichnet. Ich liebe es an ihm, dass er seine Emotionen nicht hintern eine Fassade verbirgt, sondern offen über sie spricht. Wie sehr ich ihm den Treffer, in der Nationalmannschaft gegönnt habe zum ersten EM-Sieg der Österreicher überhaupt. Bei ihm merkt man sehr direkt, was ihm der Fußball bedeutet. Und er hat kein Problem z.B. im Interview mit Tiziana Höll sich zu öffnen und diese Emotionalität offen und authentisch einzugestehen. Dort hatte er auch kein Problem damit zu thematisieren, dass er psychologische Unterstützung an Bord hat, oder auch seine ablehnende Haltung ggü. der WM in Katar offen zu kommunizieren. Ich selbst durfte mich mit Gregerl über seine österreichische Heimat unterhalten und habe selten so einen offenen Interviewpartner erlebt. Die Tour nach Graz würde ich immer noch gerne jederzeit mit ihm machen.

Gregerl werde ich nicht nur auf dem Platz vermissen. Einfach ein guter Typ! (Photo by Alexandra Beier/Getty Images)

Wehmut und Neubeginn

Insofern trifft mich der Verlust von Gregerl als Mensch und Persönlichkeit mehr, als die sportliche Komponente des Transfers. Gregerl ist ein Juwel in Zeiten, in denen viele Profis, aus Angst sich angreifbar zu machen, möglichst wenig bzw. nur glatt geschliffenes über sich preis geben. Mit Gregerl kann man sich auf einer menschlichen Ebene identifizieren. Dabei muss man ihn nicht mögen, auch wenn das sehr leicht fällt, wenn man ihm zuhört und sich auf ihn einlässt.

Nun ist das Geschäft, wie es ist. Es bleibt mir nichts anderes übrig als Gregerl auf diesem Weg die besten Wünsche für seinen weiteren Weg mitzugeben. Ich bin davon überzeugt, dass er diesen auf dem Platz und abseits davon gehen wird. Und an 32 von 34 Spieltagen werde ich ihm die Daumen drücken. International mit dem Sport Club sowieso.

Daneben heißen wir Ermedin Demirovic in Augsburg herzlich willkommen. Gerade die nächste Saison bietet eine große Chance überraschend fett durchzustarten. Lass es uns gemeinsam angehen!

Die RoGaz Awards 2022: Die Sieger

Auch in diesem Jahr hattet ihr die Chance, für eure Spieler der Saison abzustimmen. An den letzten drei Sonntagen haben wir euch jeweils eine Handvoll Jungs zur Wahl gestellt und ihr durftet entscheiden. Wer war für euch der wichtigste Spieler? Welcher hat sich am meisten weiterentwickelt? Und welcher Rookie konnte euch am Ende vollends überzeugen? Hier sind sie, die Ergebnisse der RoGaz Awards 2022:

Euer MVP

Begonnen haben wir mit der Wahl zum wichtigsten Spieler, der in der Saison 2021/22 auf dem Platz stand. Nach unserer Vorauswahl, konntet ihr euch zwischen Niklas Dorsch, Arne Maier, Michael Gregoritsch, André Hahn und Reece Oxford entscheiden. Ein jeder von ihnen hätte es aus meiner Sicht verdient gehabt, diesen Titel zu gewinnen, denn alle fünf konnten mit ihren Leistungen überzeugen. Doch leider kann es ja immer nur einen geben.

Und gewonnen haaaaaat… *Trommelwirbel*

REECE OXFORD!!!

Ihr habt gewählt: Euer wichtigster Spieler ist Reece Oxford
(Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Insgesamt haben 56 von euch abgestimmt. Dabei konnte unser junger englischer Innenverteidiger 23 Stimmen (= 41%) für sich verbuchen. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen Michael Gregoritsch mit 15 (= 27%) und Niklas Dorsch mit 10 Votes (= 18%). Nur ganz knapp verpasste André Hahn das Podium, doch 8 Stimmen reichten leider nur für den 4. Rang. Was mich traurig stimmt, ist, dass niemand für Arne Maier das Knöpfchen gedrückt hat. Na ja, dann halt nächstes Jahr. Immerhin bleibt der gebürtige Ludwigsfelder uns ja erhalten.

Herzliche Glückwünsche gehen aber natürlich an dieser Stelle raus an Reece, der sich diese Ehre wahrlich verdient hat. In allen 30 Partien, in denen er auf dem Feld stand, hat er eine herausragende Leistung gezeigt und durfte sogar seine ersten Treffer für unsere Fuggerstädter verbuchen. Wir alle hoffen sehr, dass er auch in der kommenden Saison das rot-grün-weiße Trikot überstreifen und uns weiterhin so viel Freude bereiten wird.

Der am meisten verbesserte Spieler

Auch in dieser Kategorie hat euch das Team der RoGaz 5 Kandidaten zur Wahl gestellt, die unserer Ansicht nach im Vergleich zur Vorsaison den größten Sprung in ihrer Weiterentwicklung gemacht haben. Neben MVP Reece Oxford hatten Mads Pedersen, Iago, Noah Joel Sarenren Bazee und Robert Gumny die Chance, den Award für sich zu gewinnen. Verdient hätten es meiner Meinung nach auch hier alle 5.

Ihr habt gewählt und euer Sieger iiiiiiiist… *Trommelwirbel, die Zweite*

REECE OXFORD!!!

Wirklich überrascht hat es mich nicht, denn Air Ox war in dieser Spielzeit unser Fels in der Abwehr – Brandung. Dass er solch eine starke Entwicklung an den Tag gelegt hat, hat uns Mädels natürlich besonders gefreut. Immerhin sind wir bekennende Ox-Fans! Deswegen gratulieren wir auch hier Reece sehr herzlich, dass er seinen Titel, den er schon im letzten Jahr errungen hat, in dieser Saison verteidigen konnte.

An der Abstimmung in dieser Kategorie haben insgesamt 90 von euch teilgenommen. Reece Oxford erreichte dabei den ersten Rang relativ unangefochten. Mit 78 Stimmen bekam er satte 87% aller Klicks. Immerhin 6 Mal wurde Mads Pedersen gewählt und bekommt dafür die Silbermedaille verliehen (= 7%). Mit nur einer Stimme weniger (= 6%) landet unser zweiter Linksverteidiger Iago auf dem 3. Rang. Noah Sarenren Bazee und Robert Gumny konnten sich bei dieser sehr starken Konkurrenz leider nicht durchsetzen. Sie bekamen eine bzw. keine Stimme .

Der Rookie der Saison

Eines kann ich euch vorab verraten: Reece Oxford gewinnt in dieser Kategorie nicht. Klar, den haben wir euch auch nicht zur Wahl gestellt, da er kein Neuling mehr ist. Und auch Robert Gumny, der im letzten Jahr diesen RoGaz Award bekam, stand nicht zur Verfügung. Wer wird also sein Nachfolger?

In meinem Artikel letzte Woche hätte ich euch gerne auch einen 5. Spieler präsentiert, dem ihr eure Stimme geben könnt. Doch das ging leider nicht, da das der Kader und die eingesetzten Spieler leider nicht hergaben. Und so konntet ihr für Niklas Dorsch, Lasse Günther, Frederik Winther und Ricardo Pepi abstimmen.

In dieser Kategorie ist das Ergebnis nicht unbedingt knapp ausgefallen, was Rang 1 angeht. Insgesamt nahmen 47 Leser*innen an unserer Wahl teil. Und der Titel „Rookie der Saison 2021/22“ geht aaaaaaan… *Trommelwirbel, der Letzte*:

NIKLAS „DORSCHI“ DORSCH!!!

Applaus für euren Rookie der Saison: Niklas Dorsch
(Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)

77 % aller Stimmen – also 36 insgesamt – gingen an den gebürtigen Lichtenfelser, der uns in dieser Spielzeit wirklich große Freude bereitet hat. Ich kann natürlich nur für mich selbst sprechen, aber ich für meinen Teil fand Dorschis Einsatz auf und auch neben dem Platz mehr als sehr gut. Und auch sein Tor gegen den 1. FC Köln hat uns wohl alle vom Stuhl gehauen. Das Team der RoGaz gratuliert daher ganz herzlich!

Auf den übrigen Plätzen ging es dagegen ziemlich heiß her und so hat es mich nicht verwundert, dass sich am Ende Lasse Günther und Frederik Winther den zweiten Platz teilen. Beide bekamen jeweils 4 Stimmen und somit je 9 % aller Klicks. Nur eine Stimme weniger und somit 6 % aller Wähler*innen wollte Ricardo Pepi auf dem ersten Platz sehen.

Ein paar Worte zum Schluss

Die Saison 2021/22 war für uns alle keine leichte. Sportlich gesehen hatten sich mit der Rückkehr von Markus Weinzierl sicherlich einige Fans deutlich mehr erhofft. Doch am Ende hieß es wieder einmal Abstiegskampf und Zittern bis zum Ende. Ich schätze mal, dass das für jeden einzelnen Spieler nicht einfach war, denn wir dürfen nicht vergessen, dass auch sie mit anderen Erwartungen auf den Platz gehen. Keiner von ihnen will absteigen und doch war es zum Schluss wieder einmal sehr eng.

Auch den Knall vor und am letzten Spieltag hätten wir sicher alle nicht gebraucht, doch wer weiß, wofür es letztendlich gut war. Vielleicht wird alles besser, vielleicht aber auch nicht. Das wird die Zukunft zeigen. Wir als Fans können da leider nicht viel tun, außer unser Team auch weiterhin zu unterstützen. Wie dieses aussehen wird, das werden wir in den kommenden Wochen zu sehen bekommen.

Ich persönlich freue mich schon auf die sehr spannende Phase, die jetzt beginnt, denn da wir jetzt endlich einen Trainer haben, können wir ja mit den Transfers loslegen. Diese können viele Fans schon kaum mehr erwarten. Auch das Team der RoGaz blickt bereits erwartungsvoll der Transferperiode entgegen, die uns hoffentlich für das nächste Jahr neue Kandidaten gibt, die wir euch für unsere RoGaz-Awards-Wahl zur Verfügung stellen können.

Vielen herzlichen Dank an alle, die in diesem Jahr an unserer Abstimmung teilgenommen haben!

What the Gregerl?!

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de. Zudem möchte ich gerne auf unsere laufende T-Shirt Aktion #Neigschaut hinweisen und für eure Teilnahme werben!

2:0 gegen Union Berlin zu Hause. Was wie ein hehrer Wunsch vor dem Wochenende klang, wurde am Samstag Wahrheit. Dem FC Augsburg gelang durch den souveränen und verdienten Heimsieg gegen ein in dieser Saison erneut beeindruckendes Berliner Team der erhoffte Befreiungsschlag. Und während Dietmar Hamann André Hahn zum Spieler des Spieltags ernannte, stach aus meiner Sicht ein anderer Spieler noch mehr hervor: Michael „Gregerl“ Gregoritsch. Zeit für einen kurzen Blick darauf, wie es hierzu kommen konnte.

Explosion und Niedergang

Es ist schon paradox. Michael Gregoritsch wirkte für eine Saison lang wie der beste Offensivspieler in der Augsburger Mannschaft. Direkt nach seiner Ankunft im Sommer 2017 sah es so aus, als ob er eines der fehlenden Puzzleteile im Augsburger Spiel wäre. 13 Tore im ersten Jahr waren eine Hausnummer. Aber nach diesem ersten Honeymoon-Jahr ging es bergab, wenn auch zuerst schleichend. Neben den Leistungen litten später auch die Einsatzminuten und Gregerl zog es vor, dem Augsburger Chaos im Winter 2019/20 zu entfliehen und sich in Schalke ins dortige Chaos zu stürzen. Im Sommer 2020 kehrte er nach Augsburg zurück. Mit mäßigem Erfolg. Und auch in dieser Saison hielt sich die Euphorie lange in Grenzen. Und die Hoffnung auf Besserung hatte ich schon fast aufgegeben.

Zwar durfte Gregerl vor der Winterpause Einsatzzeiten sammeln und gerade mit dem späten Ausgleich gegen die Hertha seine Vollstreckerqualitäten unter Beweis stellen. Die Einsätze kamen allerdings zu einer Zeit, als Markus Weinzierl in der Sturmspitze keine Alternativen mehr hatte. Allesamt vielen die weiteren Kandidaten für einen Einsatz in der Mitte aus. Und selbst zu diesem Zeitpunkt musste sich Gregerl auch noch hinten anstellen und durfte z.B. gegen Fürth erst von der Bank ran. Mir persönlich kam es zudem so vor, als ob – nach der Verpflichtung von Andi Zeqiri im Sommer und Ricarcdo Pepi im Winter – und der Genesung von Niederlechner und Finnbogason seine Einsatzchancen im Winter auf dem Tiefpunkt angelangt wären. Selten habe ich eine Situation fälscher eingeschätzt.

Das „Comeback“

Umso größer war die Überraschung, als zum Auftakt der Rückrunde gegen Hoffenheim der Name Gregoritsch in der Startaufstellung auftauchte. Und dort in den folgenden Partien nun immer wieder zu finden war. 60, 68, 74 und nun gegen Union Berlin die kompletten 90 Minuten durfte Gregerl jeweils ran. Die 90 Minuten gegen Union waren seine ersten 90 Minuten seit dem vierten Spieltag der Vorsaison. Und Gregerl zahlte immer zurück. Durch ihn wurde es nicht nur gefährlich, er besitzt im Moment die in Augsburg heißeste Währung nach defensiver Stabilität: eine ordentliche Chancenverwertung. Auf kaum etwas ist ein Team wie der FCA mehr angewiesen, dem es in dieser Saison äußerst schwer fällt, eigene Chancen zu erspielen. 5 Tore in den letzten 9 Partien, teilweise nur mit Kurzeinsätzen, sind in diesem Zusammenhang nicht nur überragend sondern unverzichtbar.

Gregerl liefert ab und macht sich unverzichtbar. (Photo by Alexandra Beier/Getty Images)

Für Markus Weinzierl sind sie allerdings wohl nur die Spitze des Eisbergs. Das Spiel seiner Offensivkräfte ist sehr von deren Verhalten gegen den Ball geprägt. Hier fällt Gregerl in keinster Weise ab gegenüber Kollegen wie Niederlechner und Co. wenn im aggressiven Pressing die gegnerischen Abwehrspieler und Torhüter aus dem Konzept gebracht werden. Das erste Tor gegen Union wurde auf diese Weise erzwungen. Dazu kommt Gregerls Rolle im Spiel mit dem Ball. Hier ist er ein einflussreicher Faktor auf mindestens zwei Arten. Einerseits hat er die ehemalige Rolle Caiubys in Weinzierls System eingenommen. Bei langen Bällen leitet er diese per Kopf weiter. 6 Kopfballduelle gewann er gegen Union. Kein Spieler gewann bei den Augsburgern nur annähernd so viele. Wenn der Ball am Boden gespielt wird, kommt seine spielerische Klasse zum Tragen. 43 Ballkontakte bei zwei Torschussvorlagen waren es am Samstag. Kein Offensivspieler des FCA hatte hier mehr vorzuweisen. Nicht nur kann der FCA im Moment auf Gregoritschs Tore nicht verzichten, auch aus dem Offensivspiel des FCA ist er kaum mehr wegzudenken.

Harte Arbeit zahlt sich aus

Andere Beobachter des FCA sind über die jetzige Entwicklung wenig verwundert. Sie hätten sie vielleicht nur schon früher vermutet (und haben nicht wie ich jetzt im Winter die Hoffnung aufgegeben). Gregoritsch konnte im Sommer mit der Nationalmannschaft Selbstvertrauen tanken und mit seinem Siegtreffer gegen Nordmazedonien ein weiteres persönliches Highlight seiner Vita hinzufügen. Er sah selbst keinen Grund sich lange darauf auszuruhen. Beim FCA stieg er im Sommer früher wieder ins Training ein, als er hätte müssen. Wechselgerüchten erteilte er eine Absage, in dem er klar machte, dass er seine Chance in Augsburg suchen wolle.

Und nicht nur in der zurückliegenden Hinrunde sondern grundsätzlich seit seiner Rückkehr nach Augsburg gab es keinerlei nach außen getragene Unruhe mehr zu verzeichnen. Markus Weinzierl machte erst vor kurzem klar, dass er Gregerl klar kommuniziert hatte, welche Anforderungen seinerseits zu erfüllen sind und das Gregerl hart gearbeitet hat, um diese nun erfüllen zu können. Gregerl und der FCA ernten nun die Früchte dieser Arbeit.

Und jetzt?

Wichtig ist nun auch, dass seit Samstag seine Leistungen auch endlich deutlichst mit dem sportlichen Erfolg der Mannschaft verknüpft sind. Dies hilft auch Trainer Markus Weinzierl, der selbst vertraglich nur bis zum Sommer gebunden ist und spätestens nach dem Spiel gegen Leverkusen wieder ordentlich in der Kritik stand. Es zeigt, dass er es immer noch versteht, Spieler wie Gregoritsch in die Erfolgsspur zurückzuholen und darauf basierend ein funktionierendes Team auf den Platz zu schicken.

Gregerl kann noch lange in Augsburg herausragen. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Und so ist Gregoritschs Zukunft in Augsburg auch etwas mit der von Weinzierl verknüpft. Noch bis 2023 läuft sein Vertrag und im Sommer kann der FCA letztmalig eine Ablöse kassieren. Meine Hoffnung wäre, dass sowohl die Mannschaft im allgemeinen und Gregoritsch im speziellen in den nächsten Wochen die gute Leistung gegen Union Berlin bestätigen. Weinzierl genau wie Gregoritsch verlängert. Und im Falle von Gregoritsch in Augsburg erkannt wird, was man an diesem Menschen hat. Die Leidenschaft und Emotionalität, die Gregoritsch mitbringt, sollten wir ihm nicht vorwerfen sondern als positives Merkmal anerkennen. Es ist ihm eben nicht scheißegal. War es ihm wohl noch nie.

Und wenn sie nicht gestorben sind…

In Augsburg brauchen wir Spieler, die nicht schon an den Ruhestand oder direkt den nächsten Wechsel denken, sondern bereit sind sich langfristig in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Michael Gregoritsch hat für mich das Zeug dazu, in diesem Team über die nächsten Jahre ein Führungsspieler zu sein, der diese Truppe zusammenhält. Er ist im besten Alter dafür. André Hahn hat am Samstag Alfred Finnbogason als Top Scorer des FCA in der Bundesliga abgelöst. Gregerl hat hier das Potential beide in den kommenden Jahren zu überholen. Es könnte insgesamt eine der wundersamsten und schönsten Karrierewendungen werden, an die ich mich erinnern kann. Und sie würde so wundervoll nach Augsburg passen. Aber egal, was nach dem Spiel gegen Union Berlin auch noch passieren wird: über das Leistungsvermögen des Michael Gregoritsch sollte sich keiner mehr wundern.

Das lässt mich heimisch fühlen

Es ist zwischen Union und Freiburg. Nachdem ich schon früher mit Jan Moravek und Alfred Finnbogason über ihre Heimat gesprochen hatte, bin ich heute mit Michael Gregoritsch verabredet, um virtuell über seine österreichischen Wurzeln zu reden. Gregerl ist stolzer österreichischer Nationalteamspieler und konnte sich im Sommer bei der EM ins Geschichtsbuch seiner Fußballnation eintragen. Das alles hat uns während unseres Gesprächs derweil gar nicht interessiert. Aber lest selbst, was ich gelernt habe, außer wie man am besten von Augsburg nach Graz kommt.

Andy: Es ist Sonntagmittag, 11 Uhr. Der FCA hat am Samstag um 15:30 Uhr gespielt, gewonnen und ich weiß nicht, irgendein Österreicher wird das Siegtor geschossen haben. Ich hatsch‘ relativ zerknautscht vor der Arena rum, weil ich mein Handy verloren habe beim Spiel und ich eben am Suchen bin, wo es denn rumliegt. Dann laufen wir ineinander und kommen so ein bisschen ins Quatschen. Dann sagst du: „Ach weißt was, Andy? Jetzt machen wir mal was ganz anderes. Ich fahre jetzt in die Heimat. Kommst du mit?“ Und jetzt hoffe ich, dass du nicht mit der Vespa unterwegs bist…

Gregerl:  An einem sonnigen Sonntag schwer, aber okay. Erstmal fahren wir nach Graz. Wir fahren über die A8 über München, bleiben noch in Dachau kurz beim McDonald’s stehen und holen uns was zum Essen und Trinken. Dann weiter auf der A8 nach Salzburg. Walserberg, nochmal in die Tankstelle, eine Kleinigkeit zum Trinken holen, ein Eis vielleicht, und natürlich eine Vignette kaufen. Und dann geht die Phase los, wo wir ein bisschen österreichische Musik anmachen. Wir fahren entweder über Schladming oder über Oberösterreich. Und sind, wenn wir um 11:00 Uhr wegfahren um gut 15:30 Uhr daheim in Thal bei Graz bei meinen Eltern und setzen uns da erst einmal in den Garten und machen uns was zum Essen.

Andy: Gegessen wird viel, gell?

Gregerl: Gegessen wird viel.

Andy: Eins hast du schon erwähnt: Dass wir irgendwann mal Musik an machen. Österreichische Musik, um uns ein bisschen einzustimmen. Was machst du genau an?

Gregerl: Da gibt’s auf Spotify eine super Austropop-Playlist. Die höre ich öfter, wenn ich Heimweh habe oder wenn ich das Gefühl habe, ich würde jetzt gerne zuhause sein. Das ist dann entweder Austropop Klassiker oder normaler Austropop. Die Playlist ist ganz einfach zu finden, weil Albert Einstein die Zunge auf dem Foto bei Spotify rausstreckt. Es laufen die Klassiker von Fendrich, S.T.S, Danzer, Ambros, auch Wanda mittlerweile und Seiler und Speer.

Andy: Wird mitgesungen oder bist du still?

Gregerl: Zumindest wenn ich alleine bin, wird laut mit geschrien. Und wenn du dabei bist, wird mit gesummt.

Andy: Vielleicht würden wir gemeinsam laut mitschreien. Bei McDonalds: Ein-Euro-Cheeseburger oder komplettes Menü?

Gregerl: Big Mac-Menü, Pommes, Cola, Fish Mac, zwei Cheeseburger, 6 Chicken Nuggets und Currysoße. Das sollte für uns beide reichen. Ich lade dich ein.

Andy: Großartig. Und dann im Garten: Was gibt’s daheim zu Essen, wenn du nach Hause kommst? Was weiß die Mama schon, dass sie das auf den Tisch stellen muss?

Gregerl: Zu Hause gibt es einen Klassiker. Das gibt’s gefühlt, seit ich auf der Welt bin: Hähnchenbrust mit einer etwas schärferen Rama Cremefine-Paprika-Soße mit Lauch. Dazu Reis und einen Himbeersirup. Das war’s. Ganz einfach. Ganz leicht zum Nachkochen auch in Deutschland. Das kriegt man überall her.

Andy: Das machst du dir auch selber?

Gregerl: Ja, natürlich mache ich mir das selbst. Das war, glaub ich, das erste Essen, was ich mir jemals selbst gekocht habe. Hähnchenfleisch anbraten, ein bisschen gewürzt mit Paprikapulver, ein bisschen Chili dazu. Hähnchen raus, Rama Cremefine dazu mit dem Öl und mit dem Hähnchensaft vermengen und ein bisschen Paprika, Lauchzwiebeln rein und fertig ist das Ding.

Andy: Mega. Und ich denk mir so, irgendein schöner Strudel oder…?

Gregerl: NA! Meine Mama kann einen Kuchen sensationell. Den Rest kriegen wir von Nachbarn oder sonst woher. Aber einen Kuchen gibt’s. Das ist ein ganz leichter Joghurt – Becherkuchen mit ein paar Aprikosen dabei. Marillen sagen wir in Österreich. Das ist der einzige Kuchen, den es bei uns gibt. Oder ein Erdbeertiramisu. Aber das ist ein Rezept von Rani Khediras Mama.

Andy: Gut, dann sind wir angekommen, haben gegessen. Dann sitzen wir da und sind in sehr positiver Laune, weil es lief ja am Samstag super und der Trainer hat euch länger frei gegeben. Bleiben wir sitzen oder ziehen wir nochmal in die Grazer Innenstadt?

Gregerl: Gut, am Sonntag ist in der Grazer Innenstadt noch weniger los als in Augsburg. Wenn es ein Samstag wäre, dann ja, ziehen wir ein bisschen rein und treffen meine Jungs, gehen wieder was Schönes essen und bleiben dort auch sitzen und trinken ein bisschen was. Und dann geht’s entweder ab ins Univiertel oder man bleibt dort im Restaurant oder in der Bar sitzen.

Andy: Aber ganz geschmeidig.

Gregerl: Ja, ganz gemütlich. Das ist völlig unaufgeregt in Graz. Da gibt’s keinen Riesenclub. Es gibt ein paar Lokale, da kennt man sich und da geht man auch gerne rein.

Andy: Das ist jetzt – da musst du mir weiterhelfen – von der Größe her schon einen Ticken größer als Augsburg?

Gregerl: Alles sehr vergleichbar. Die Innenstädte sind sehr vergleichbar. In Graz ist die Uni sehr nahe an der Innenstadt. Vom Hauptplatz zu Fuß zu erreichen. Dort spielt sich eigentlich das meiste ab im Univiertel. Die ganzen Lokale und Bars sind da. In der Innenstadt kannst du aber auch gut essen gehen. Und es hat eine Hauptstraße, vergleichbar mit der Maxstraße. Die ist aber bei uns eine reine Fußgängerzone. Da gibt’s ein riesiges Shoppinghaus, so eine Art Galeria Kaufhof. Das ist der Kastner. Da gibt’s ganz oben eine super Dachterrasse, wo man wunderschöne Fotos machen kann mit dem Uhrturm, weil der Kastner direkt am Fuße des Schlossbergs steht, unserem Wahrzeichen. Und ja, es ist sehr vergleichbar.

Ausgelassenster Jubler im fragwürdigsten Kit – fast so schlimm wie der FCA in neongelb (Photo by Justin Setterfield/Getty Images)

Andy: Das passt jetzt super, weil jetzt haben wir ja den Sonntag abgeschlossen. Jetzt haben wir den Montag beide frei. Und jetzt sagst du: „Andy ein paar Sachen muss ich dir jetzt noch zeigen, damit du hier die offizielle Tour bekommen hast.“

Gregerl: Ich zeige dir den Schlossberg. Auf jeden Fall hoch, entweder mit der Gondel – also mit der Schlossbergbahn – oder eben zu Fuß. Wobei zu Fuß hoch, wenn ich gespielt habe, eher nicht. Aber wenn du möchtest, können wir auch zu Fuß hoch gehen. Dann gehen wir an der Mur entlang, die Murinsel anschauen. Das Kunsthaus. Das reicht aber teilweise, wenn man das von außen sieht. Und die Altstadt zeige ich dir und die Spargasse. Und dann sind wir in Graz nach gut drei Stunden durch und gehen am Hauptplatz zum Würstelstand und essen ein Käsekrainer-Hotdog.

Andy: Das klingt ganz nach meinem Geschmack. Jetzt bin ich ja so ein bisschen ein Fußballnerd. Jetzt möchte ich eigentlich schon gerne mal den Platz sehen, wo du dich wirklich zuhause fühlst, beim Grazer AK.

Gregerl: Dann müssen wir wieder in Richtung meiner Eltern rausfahren und kommen dann zum 2004 damals größten Trainingsgelände Europas. Das war damals wirklich unfassbar. Es ist auch heute immer noch unfassbar riesig mit, glaub ich, 6 Rasenplätzen, einem Kunstrasenplatz, einem Sprinthügel und einem Basketballplatz. Aber eigentlich noch wichtiger: Ich zeig ich dir den Platz, an dem jetzt leider Wohnungen stehen, wo ich immer mit meinem besten Kumpel gekickt habe. Da haben wir wirklich Stunden verbracht – morgens bis abends – und haben Gas gegeben. In Graz waren in meiner Jugendzeit auch Trainingslagermannschaften zu Gast und haben Testspiele im neuen Stadion, das dann damals gebaut wurde, ausgetragen. Da hat zum Beispiel mal Schalke gegen die Nationalmannschaft aus Bahrain gespielt. Im Jahr 2008. Und da sind dann halt auch Bälle geklaut worden. Wenn da ein Ball drüber geflogen ist, dann war der halt weg.

Andy: Der ist ja nicht geklaut worden. Der ist einfach verloren gegangen.

Gregerl: Der ist verloren gegangen. Also ich weiß jetzt mittlerweile, wo unsere Bälle landen. Oder ich hoffe es zumindest, dass viele Kinder sich daran dann erfreuen.

Andy: Wenn man sich deine fußballerische Reise anguckt, dann bist du aber ja trotzdem dann von Graz weg gegangen. Du hast ja nicht beim Grazer AK den Sprung zu den Herren gemacht, sondern du bist mit dem Papa mit gegangen. Nach Kapfenberg, das mir überhaupt nichts sagte. Was ja aber gar nicht weit weg ist.

Gregerl: Das ist circa 60 Kilometer nördlich.

Andy: Genau. Und das ist ja auch immer noch alles Steiermark. Also bist du sehr lange in der Steiermark verhaftet geblieben.

Gregerl: Ja, ja. Also bis ich 18 war. Ich bin ja mit 14 vom GAK nur weg, weil die in Konkurs gegangen sind und die Akademie kurz davon war, sich aufzulösen. Und dann sind wir nach Kapfenberg. Sechs, sieben Spieler aus der steierischen Auswahl, die eigentlich zum GAK hätten gehen sollen. Wir haben eine super Mannschaft gehabt. Es sind aus den Jahrgängen einige Bundesligaspieler geworden. Der Prietl ist ja ein bisschen älter, aber der war da. Der spielt jetzt in Bielefeld. Dann gab’s Ylli Sallahi, der hat bei Bayern gespielt. Das einzige Spiel, das der gute Pep Guardiola damals verloren hat hier in Augsburg. Dann Albert Vallci, das ist einer meiner besten Freunde bis heute noch, der in Salzburg spielt. Bei Red Bull Salzburg. Und das war damals eine ganz unscheinbare Akademie. Aber wir haben damals slowenische und kroatische Jugendtrainer gehabt. Die haben uns ein technisches Spiel beigebracht, wie das damals Ajax Amsterdam gespielt hat. Ein Kontakt und mit 3 Stürmern und einem offensiven Mittelfeldspieler dazu. Und dann war das für mich damals so sicher die beste Ausbildung. Zusätzlich dazu natürlich, dass mein Papa (Anm.: Werner Gregoritsch) dort gearbeitet hat. Aber mit dem hatte ich eigentlich die ersten zwei Jahre kaum was zu tun. Außer wir haben zufällig gleichzeitig trainiert, dann habe ich ihn halt gesehen. Ich war im Internat wie alle anderen. Doch ich durfte relativ früh mit 2, 3 anderen oben mit trainieren. Und dann gab’s ja irgendwann den Tag, an dem sich meine Karriere komplett verändert hat.

Andy: Ja faszinierend. Der Internatsweg wurde in Österreich teilweise extrem früh eingeschlagen.

Gregerl: Ich musste ja die Schule wechseln. Ich konnte nicht in der 9. Schulklasse – bei uns ist es die Fünfte – sagen: „Okay, ich bleibe jetzt noch zwei Jahre in Graz und gehe dann erst in eine andere Schule.“ Ich musste zur 9. Klasse in eine andere Schule gehen. Ich hatte im ersten halben Jahr Heimweh deluxe. Ich bin jeden Mittwoch nach Hause gefahren und am Donnerstag in der Früh wieder hoch. Aber es war die mit Abstand beste Zeit, die ich hatte.

Andy: Ja, Endphase Schule. Wenn man da die richtige Gruppe hat, dann ist es eine super Phase.

Gregerl: Ja, Wahnsinn. Von 14 bis 18 waren dort gut 60 verrückte Jugendliche. Und ich habe sicher noch ungeschaut – also in Österreich sagt man ungeschaut – mit 10 regelmäßig Kontakt so alle zwei Wochen. Mit 20 zumindest alle drei Monate. Mit 50 Prozent von der Gruppe habe ich mit Sicherheit noch Kontakt. Die waren ja teilweise 4 Jahre älter und am Ende dann 3 Jahre jünger. Und das ist schön. Kürzlich haben wir gesagt, wir müssen jetzt mal ein Internatstreffen haben. Und mein Abitur jährt sich auch zum zehnten Mal, das heißt, da stehen demnächst einige Treffen an für mich.

Andy:  Eine Frage so zur kulturellen österreichischen Verhaftung. Skifahren?

Gregerl: Seitdem ich 14 bin, bin ich nicht mehr gefahren.

Andy: Das ist ja mal was außergewöhnliches. Darf man das in Österreich laut sagen?

Gregerl: Ja, dort wo ich herkomme – in Graz – sind nicht so viele Berge. Ich fahre eineinhalb Stunden bis zum nächsten Skigebiet. Aber das hab ich mit 14 abgeschlossen. Erstmal sind mir die alle um die Ohren gefahren, meine Jungs. Die sind ja dann, als ich eben ins Internat gegangen bin, weil sie aus der Obersteiermark kommen, quasi mit den Skiern in die Schule gefahren. Da hatte ich überhaupt keine Chance mehr mitzuhalten. Und es war mir zu gefährlich. Ich wollte mir nie vorwerfen lassen, ich falle ein halbes Jahr oder 3 Monate aus, weil ich beim Skifahren blöd gestürzt bin.

Andy: Und du hast dich nicht einfach nur auf die Hütte mitnehmen lassen, ne?

Gregerl: Nein, nein, nein. Da bin ich lieber nach London Boxing Day – Spiele anschauen gegangen.

Andy: Nach der Schule ging es dann weg aus der Steiermark. Nach Hoffenheim. Wie ging es dir da so? Wie bist du da angekommen?

Gregerl: Heidelberg war ein Kulturschock, als ich mir beim allerersten Mal, nachdem ich eine Wohnung hatte, raus gegangen bin und ein Schnitzel bestellt habe und die mir eine Jägersoße gebracht hat. Das war ein Kulturschock! Ich war ein Landei. Ich war einfach unerfahren,. Für mich gab’s bis ich 18 war nur Kürbiskernöl zum Salat. Ich wusste nicht, dass man zum Salat theoretisch auch ein Joghurtdressing essen kann. Das hat mich nicht interessiert. Und dann hab ich mit 18 das erste Mal alleine gelebt und bin auch wirklich teilweise richtig einsam gewesen.

Zusammen mit Takashi Usami einer der Neuen bei Hoffenheim damals (Photo by Thomas Niedermueller/Getty Images)

Andy: Ja, Anschluss finden und…

Gregerl: Das war brutal schwer. Da hab ich auch gelebt, wie es nicht mit Fußball zusammen passt. Bis 04:00 Uhr morgens mit den Leuten geskypt und geschrieben und PlayStation gespielt. Dann bis 08:00 Uhr geschlafen. In Hoffenheim im Trainingsgelände gefrühstückt und trainiert und Mittag gegessen und dann wieder heim und 5, 6 Stunden Mittagsschlaf gemacht. Und dann wieder bis 2, 3, 4 Uhr nachts wach gewesen. Ich war– vielleicht war’s auch gut – schlecht vorbereitet. Ich habe das einfach auf mich zukommen lassen. Ich bin nach Heidelberg und einfach naiv gewesen. Und dann habe ich irgendwie Glück gehabt. Die erste Wohnung, die ich gesehen habe, ist im Nachhinein eine Weltklasse–Wohnung gewesen. Direkt auf den Rhein geschaut und auf die alte Brücke in Heidelberg.  Es waren nur drei Minuten zu Fuß in die Fußgängerzone. Und 15, 20 Minuten zum Trainingsgelände nach Hoffenheim, wo ich dann die ganzen 20 Minuten Weg telefonieren konnte mit meinen Eltern oder sonst jemandem. Ich dachte auch, ich komm da raus und spiele hier mal das Spiel in der Bundesliga. Da war ich fest überzeugt davon, da gab’s für mich keine andere Möglichkeit. Und dann bin ich da hin und dann sind die mir um die Ohren gelaufen wie vom anderen Stern. Ich war schwerst überfordert. Im Nachhinein gesehen muss ich „Danke“ sagen an Markus Babbel und Andy Müller, den Sportdirektor damals, dass die mich überhaupt so lange bei den Profis trainieren haben lassen.

Andy: Und dann geht ja die Geschichte weiter. Dann bist du nach St. Pauli und von St. Pauli aus nach Bochum.

Gregerl: Genau. Bochum war dann so, dass ich gesagt habe „Gut, das ist jetzt fürs Erste einmal meine letzte Chance in Deutschland und wenn nicht, dann müsste ich eigentlich zurück nach Österreich gehen.“ Zu irgendeinem mittelmäßigen Club in Österreich. Weil die Guten hätten mich ja damals auch noch nicht direkt geholt. Doch dann hat es funktioniert. Peter Neururer war mit Christian Hochstätter zusammen in Bochum verantwortlich. Christian Hochstätter ist ja ein gebürtiger Augsburger. Die waren wie Ziehväter für mich. Christian Hochstätter hatte auch einen Sohn, der in meinem Alter war. Die haben mich auch so ein bisschen bei sich aufgenommen. Auch Peter Neururer hat mir richtig geholfen.

Andy: Oder hast du über deine Karriere entdeckt, wie Routinen vieles erleichtern?

Gregerl: Ja, ich glaube, man entwickelt sich einfach immer wieder weiter. So ist das halt und da muss man echt sagen, auch Profi sein muss man lernen. Mal behandeln lassen, mal länger da bleiben, dann nachmittags nochmal zum Training zu gehen, ohne dass Training ist. Das lernt man dann im Laufe der Zeit und ich hatte immer gute Hilfe.

Andy: Jetzt bist du ja quasi nach dieser ganzen Reise und mit Unterbrechung auf Schalke wieder in Augsburg zurück. Was ist in Augsburg so, dass du dich daheim fühlst und dass du mittlerweile sagst nach der ganzen Zeit, dass es jetzt erst einmal nicht weg geht und dass du die Chance nochmal suchst? Was löst das in Augsburg bei dir aus?

Gregerl: Also erst einmal muss man sagen, meine Freundin ist dabei eine Riesenunterstützung. Dazu habe ich in Augsburg alles. Also wenn jetzt ein neuer Spieler nach Augsburg kommt, dem könnte ich eine Stunde lang erzählen, was und wo er wie machen könnte. Jetzt hab ich einen kleinen Hund – einen Welpen –  und dadurch weiß ich sogar, welche Wälder schön sind und an welche Seen ich kann und wo man mit dem Fahrrad hin kommt. Zusätzlich weiß ich, wo kann man gut essen gehen kann. Ich kenne mich einfach aus. Ich habe jetzt schon ein paar Mal gesagt, Augsburg ist eine zweite Heimat geworden für mich. Ich kenne mich in Augsburg teilweise besser aus als in Graz. Einfach weil sich in Graz ja auch Dinge verändern, wenn man dann wieder hin fährt und ich fahre in Augsburg weniger mit Navi als in Graz.

Andy: Definitiv. Kann ich sehr gut nachvollziehen.

Gregerl: Wie schon gesagt, Augsburg und Graz sind ähnlich, das lässt mich heimisch fühlen. Und da haben wir noch nicht über Fußball geredet. Hier beim FCA begleiten mich ja auch viele Personen schon über Jahre. Also Dominik ist ja seit Beginn weg hier, Marlene, Salva, Martin Miller, ein Physio ebenfalls. Dazu viele Kollegen der Geschäftsstelle wie Evi. Das ist ein tolles Umfeld und sind Leute, mit dem man mal ein bisschen quatschen kann und auch mal fragt „Wie läuft es zuhause?“ und „Wie geht es daheim?“ oder „Wie läuft es da“. Das macht es ebenfalls wertvoll und sorgt dafür, dich heimisch zu fühlen.

Andy: Dir scheint es ja gut zu gehen und Du scheinst da deinen Platz gefunden zu haben und bist ja auch jemand, der dann zurück gibt mit deinem Spendenverein. Ich möchte da gerne mal drauf aufmerksam machen. Was hat dich dazu bewogen, das zu machen und da deine Zeit rein zu stecken?

Gregerl:Erst einmal war Andi Luthe ein Riesenvorbild mit „In safe hands“. Als damals „Common Goal“ startete begannen ja einige Spieler 1 Prozent ihres Jahresgehaltes zu spenden. Und ich wollte dann auch bei „Common Goal“ spenden. Doch dann sagt Andi „Du, pass mal auf, ich frag dich jetzt ganz blöd: Warum spendest du das nicht bei mir? Wäre doch cool, wenn wir da ein bisschen was zusammen kriegen.“ Dann hab ich gesagt: „Alles klar, finde ich super.“ 5 Tage später war Weihnachten, ich sitze mit meinem Bruder abends zusammen – ein, zwei Wein getrunken gehabt – und dann sagen wir: „Was könnten wir machen?“ Die Idee war immer, wir bringen ins Kinderkrankenhaus Spielzeuge und Bälle. Es ist aber nicht so einfach, dass du zum Sportgeschäft gehst und ein paar Bälle und Spielzeuge kaufst und fertig. Aber an dem Abend haben wir beschlossen selbst etwas für sozial benachteiligte Kinder in Graz auf die Beine zu stellen. Und dann haben wir das irgendwann ausgeweitet auf Kinder mit Down-Syndrom, weil in meinem Bekanntenkreis jemand ein Kind mit Down-Syndrom hat. Und der Vater des Kindes hatte erzählt, dass es zum Beispiel keinen Schwimmkurs für Kinder mit Down-Syndrom gibt. Die können das aber eigentlich nur unter sich lernen. Wir haben dann eine Woche Camp innerhalb von zwei Wochen organisiert, weil die Sommerferien ja dann schon vor der Tür standen. Und da waren wir auch wieder völlig naiv. Wir haben geglaubt, drei Betreuer reichen für 12 Kinder. Reicht halt nicht, sechs brauchst Du mindestens. Das hat sich jetzt auch weiterentwickelt. Ich war letztes Jahr da. Sonst geht es sich leider nie zeitlich aus, dass ich da sein kann. Es war einer der besten Tage, die ich in meinem Leben je hatte. So viel Liebe, die sie einem Menschen zurück geben, so bedingungslos. Da läuft man mit ihnen eine Runde und dann nehmen die dich bei der Hand und sagen „Komm, wir laufen noch eine“ oder man quatscht mit denen. Da haben wir uns jetzt weiterentwickelt und versuchen das auszuweiten, und gleichzeitig weiter familiär zu bleiben. Wir wollen das so machen, dass es allen Spaß macht. Wenn ich sehe, wie viele Leute sich da mittlerweile beteiligen, das ist schon was besonderes. Viele Spieler unterstützen uns mit ihren Trikots oder spenden auch selbst. Das ist schon eine Hausnummer. Ein großes Dankeschön an alle, die uns unterstützen.

Andy: Ja, das ist doch super und es ist, glaube ich, auf einer ganz anderen Ebene befriedigend zu sehen, dass man eine positive Auswirkung selbst schaffen kann. Wenn man Sachen anpackt und versucht, in die richtige Richtung zu lenken. Einerseits, wenn Leute spenden und unterstützen, dann ist das auch wichtig. Selbst sich einfach auch zu trauen, Projekte umzusetzen Jahr um Jahr konstant, nicht einfach aus einer Laune heraus, weil man denkt, das ist wichtig, halte ich für sehr beeindruckend und sehr toll!

Gregerl: Dankeschön! 

Ich glaube, dem Gregerl und mir wäre auf der Fahrt nach Graz nicht langweilig im Auto geworden und vielleicht kommt irgendwann die Gelegenheit. Insgesamt habe ich mich einfach irrsinnig gerne mit ihm unterhalten und jegliche Debatten über Körpersprache auf dem Platz hin oder her, muss man diesen Kerl einfach gerne haben. Er hat eine tiefe Verbundenheit zu seiner Heimat, für seine Karriere hart gearbeitet und seine Lektionen gelernt. Dazu trägt er ein großes Herz am rechten Fleck. Wenn er morgen hier vor meiner Tür steht und mir zuruft: „Andy, steig ein.“ dann mache ich genau das.

Randnotizen:

  • Wer die Spotify Playlist gefunden hat und an so etwas gefallen findet, der sollte direkt auch bei Roy Bianco und die Abbrunzati Boys rein hören. Mitsingen garantiert.
  • Bei der passenden Gelegenheit einen Ball mitgehen zu lassen hat ja Tradition bei Augsburger Spielern. Ihr wisst, was ich meine.
  • Wer den Cliffhanger nicht aushält, welcher Tag Gregerls Karriere verändert hat, der findet dies und einiges mehr in diesem tollen Interview von Jochen Tittmar mit ihm bei Spox.
  • Wäre es zu viel verlangt gewesen, auf Herausgabe des Erdbeertiramisu-Rezepts von Rani Khediras Mama zu pochen?
  • Wenn wir schon dabei sind: Gregerls Top3 Lieferdienste und Restaurants würde ich auch nehmen.
  • Im Gegenzug sollte der FCA die Erlöse aus Gregerls Flock direkt seinem Spendenverein zukommen lassen. Ich würde mir sofort ein Heimtrikot kaufen. Und warum sollte sich nicht jeder Spieler eine Charity raussuchen, für die er die Saison über spielt? Das hätte mal Vorbildcharakter und gibt es so ähnlich in der NFL an einem Spieltag der Saison.

Kaderanalyse: Sturm

Nach der frisch verstärkten „Beton“-Festung im Augsburger Tor wollen wir uns jetzt die Abteilung genauer ansehen, die in der 11. Bundesligasaison fürs Überwinden der gegnerischen Tormänner zuständig sein wird: den Sturm und die offensive Zentrale des FCA. Dabei gibt es ein vielversprechendes Comeback zu bejubeln. Aber auch eine lichte Stelle, die womöglich noch geflickt werden muss, um uns keine größeren Sorgen zu bereiten.

Sturmspitze: Alte Hasen und junge Hüpfer

Dass Markus Weinzierl zum Ende der letzten Saison an den Lech zurückgekehrt ist, dürfte Florian Niederlechner ganz besonders freuen. Hatte sich der gebürtige Oberbayer unter Martin Schmidt mit seinen 19 Scorerpunkten noch im Eilverfahren in unsere Herzen geschossen, verlor er unter Heiko Herrlich sogar seinen Stammplatz. Ohne anhaltenden Torerfolg und auf der Bank hatte Flo in seinem zweiten FCA-Jahr nicht mehr viel zu lachen. Der neue alte Trainer sprach ihm dagegen gleich nach seinem Amtsantritt das Vertrauen aus. Umgekehrt machte Niederlechner auch keinen Hehl daraus, dass er nun wieder positiver in die Zukunft schaut, die er auch über 2022 hinaus beim FCA sieht:

„Markus Weinzierl spielt nun einen offensiveren Fußball, das passt perfekt zu mir. Diese Saison war für den Kopf richtig schwer. Ich hoffe, dass die nächste viel besser wird und ich selbst auch wieder mehr Hütten mache als die vier in dieser Saison.“

Flo Niederlechner in der Sportbild vom 2.6.2021

Wie der 30-Jährige selbst hofft, ist definitiv auch zu erwarten, dass er in der kommenden Saison weiter aufblüht. Sofern er von Verletzungen verschont bleibt, wird er im Weinzierl‘schen 4-2-3-1-Lieblingssystem als Sturmspitze gesetzt sein. Das hatte sich schon in den letzten drei Ligaspielen abgezeichnet, in denen Flo dann auch gleich zwei Hütten zimmerte. Zwar stünde auf der 9 auch Dauerbrenner André Hahn bereit. Ihm hatte Herrlich gerade im Schlussspurt den Vortritt vor seinem Sturmkollegen gelassen. Doch unser aktueller Trainer dürfte Hahn, der mit acht eigenen Ligatreffern und fünf Assists eine bärenstarke Saison gespielt hat, künftig eher auf dem rechten Flügel einplanen. In allen bisherigen Pflicht- und Testspielen unter Weinzierl lief er dort von Beginn an auf.

Finnbo, der Zerbrechliche

Alfred Finnbogason ist ein weiterer Kandidat in der Sturmspitze – aber nur wenn, ja WENN ihm seine körperliche Verfassung nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht. Die letzte Saisonvorbereitung hatte der Isländer endlich einmal uneingeschränkt mitmachen können, sodass er sich berechtigte Hoffnungen auf mehr Einsätze machen durfte. Doch erneut wurde er zum Unglücksraben. 14 Mal musste er in der Saison 20/21 verletzungsbedingt aussetzen, beging nur ein Spiel über die gesamte Länge und schoss: 0 Tore. Oh Finnbo…

Für die kommende Saison wünschen wir dir vor allem körperliche Konstanz, Finnbo! (Foto: xkolbert-press/ChristianxKolbertx via imago).

Im diesjährigen Trainingslager am Walchsee in Österreich absolvierte der 32-Jährige einzelne Einheiten zur Belastungssteuerung individuell. Dafür sammelte er in den Testspielen ordentlich Einsatzminuten und sorgte, wenn schon nicht mit eigenen Treffern, mit feinen Anspielen für seine Offensivpartner für Aufsehen. Angesprochen auf seine Einzelaktionen vor den beiden FCA-Toren im Spiel gegen den aserbaidschanischen Testgegner Qarabag (2:2) entgegnet Finnbogason:

„Wie gesagt, ich fühl‘ mich sehr gut. Wir sind jetzt die zweite Woche im Training und mit jeder Einheit aufm Platz und mit jeder Woche fühlt man sich besser und stärker und kommt dann langsam in die alte Stärke.“

Finnbo im FCA TV vom 15.7.2021

Als er „alte Stärke“ sagt, muss er selbst ein bisschen grinsen. Denn im Grunde ist klar, dass er nicht instant an die Zeiten anknüpfen kann, in denen er noch der mächtige „FinnTORgason“ war. Viel eher wird wohl daran gearbeitet, ihn behutsam und mit Blick auf seinen fragilen Gesundheitszustand als einigermaßen stabiles Backup aufzubauen. Und zwar so, dass er Niederlechner im Sturm ersetzen könnte, sollte der mal verletzt oder abgekämpft vom Platz müssen. Oder mit ihm ein Sturmduo in der Doppelspitze bilden. Diese Variante hat Weinzierl z.B. in der ersten Hälfte gegen Qarabag getestet. Und war mit Niederlechners Ausgleich zum 2:2 nach gemeinsamer Vorarbeit Hahn/Finnbogason gleich von Erfolg gekrönt.

Youngsters auf dem Sprung?

Spannend wird auch die Frage, was der Trainerstab bzw. die Führungsriege mit den jungen Leihgaben vorhat, die kürzlich zum FCA zurückgekehrt sind. Mit dem 20-jährigen Maurice Malone kommt ein echter Augsburger Jung‘ zurück. Er hat in der letzten Saison beim Drittligisten Wehen Wiesbaden vor allem auf dem linken Flügel auf sich aufmerksam gemacht. Malone ist aber vielseitig einsetzbar. Er kann z.B. auch als Mittelstürmer oder hängende Spitze agieren. In seinen vier Wehener Einsätzen hinter der Spitze brachte er es auf, sage und schreibe, vier Tore und eine Vorlage. Damit hat Weinzierl ihn – neben dem linken Flügel – sicherlich auch als Alternative im Sturm auf dem Zettel.

Auch wegen seiner Schnelligkeit dürfte Maurice Malone in der kommenden Saison beim FCA eine Rolle spielen. Wo genau, kommt noch auf. (Foto via imago)

Fraglicher ist da der Verbleib des Venezolaners Sergio Córdova. Wegen der Teilnahme seines Nationalteams an der Copa América stieß er erst nach dem Trainingslager zur Mannschaftsvorbereitung. Bei der Arminia, an die er letzte Saison verliehen war, lief es für den 23-Jährigen nur halbrosig. Auch wegen einer Coronainfektion, die ihn die letzten sechs Spiele außer Gefecht setzte. Nun musste der Mittelstürmer auch beim letzten Testspiel des FCA gegen Cagliari (3:1) pausieren, angeblich wegen muskulärer Probleme. Doch weil „bislang nicht bekannt“ ist, wann er ins Training zurückkehrt, darf durchaus darüber spekuliert werden, ob er zurückkehrt. Angesichts ansehnlicher Alternativen in der Sturmspitze wäre ein Abgang Córdovas jedenfalls verschmerzbar.

Definitiv vom Tisch ist dagegen ein Wechsel des Dänen Nikolai Baden Frederiksen nach Augsburg. Der Mittelstürmer der Turiner Reserve, der letzte Saison in die Österreichischen Bundesliga an Tirol verliehen worden war, hatte mit seinen starken 22 Scorerpunkten das Interesse von so manchem Club geweckt. Eben auch das des FCA. Mittlerweile hat der 21-Jährige aber einen Drei-Jahres-Vertrag bei Vitesse Arnheim unterschrieben. Nach wie vor kein Thema dürfte schließlich auch der Einsatz von Nachwuchsspieler Seong-Hoon Cheon bei den Profis sein. Er stürmt seit 2019 für den FC Augsburg II.

Offensives Mittelfeld: Schwachstelle im System?

Von der relativ soliden Besetzung der Augsburger Sturmspitze(n) geht’s jetzt nach hinten zur hängenden Spitze und ins offensive Mittelfeld. Hier ist die Personaldecke zwar längst nicht mehr so dick wie noch zu Zeiten von Koo, Ji oder Altintop. So schlecht sieht es auf den ersten Blick aber auch nicht aus. Wenn da nicht einige gravierende Wenns und Abers wären…

Das erste Wenn ist Michael Gregoritsch in Person. Der 27-Jährige Grazer, der das gesamte zentrale Offensivspektrum beherrscht, legte mit seiner Auswahl bei der EM ein sehenswertes Turnier hin und leitete mit seinem Treffer den ersten Sieg Österreichs bei einer Europameisterschaft ein. Früher als andere Nationalspieler stieß er zum FCA-Trainingslager hinzu und machte dort einen gelösten, ausgeglichenen und hochmotivierten Eindruck. Dass er in der kommenden Saison voll angreifen will, bekräftigte der geläuterte Profi auch kürzlich:

„Wir haben ein gutes, ehrliches Gespräch geführt und sind klar der Meinung, dass wir jetzt gemeinsam Gas geben. Es gibt nichts, was im Weg steht. Wir wollen wieder nach oben, als Mannschaft und ich persönlich.“

Gregerl im Fußballeck vom 19.7.2021

Dazu passt dann auch die jüngste Vertragsverlängerung um ein Jahr bis 2023. Die hatte sich für Gregerl, der seit 2017 an den FCA gebunden ist, wegen einer an Einsatzzeiten geknüpften Klausel automatisch ergeben. Alles beste Voraussetzungen für einen Neustart, finde ich. Ausschlaggebend wird jetzt aber sein, ob Gregerl die eigenen Erwartungen und die des Trainers auf dem Platz erfüllen kann. Dass die höher sind als das eine mickrige Tor in der letzten Saison, versteht sich von selber. Dabei mischt Gregoritsch weniger im Kampf um die Stammplätze mit. Vielmehr wird der Trainer auf ihn weiterhin als Joker setzen, der für Flo oder Finnbo kommen oder sie in einer offensiven Ausrichtung aus dem Rückraum mit Bällen versorgen kann.

Wackelkandidaten

Wo es genau wackelt, ist bei den nächsten beiden Kandidaten unterschiedlich. Da ist einmal Eigengewächs Marco Richter, der 2017 zu den FCA-Profis gestoßen ist. Seine Lieblingsposition ist eigentlich auf den Außen. Fast genauso oft wurde er in der vergangenen Spielzeit aber auch in der Offensivzentrale eingesetzt. Ein Hinweis darauf, dass man eher dort mit dem 23-Jährigen plant, könnte das jüngste Interesse des FCA an MLS-Flügelstürmertalent Tajon Buchanan sein. (Wobei hier der SC Freiburg aktuell vorne liegen soll.) Dazu braucht es aber einen Verbleib von Richter in Augsburg. Und da wackelt es eben. Zu oft schon gab es Wechselwünsche und auch handfeste -verhandlungen. Jüngstes Beispiel ist der geplatzte Tausch zwischen Richter und Ex-Augsburger Dominik Kohr nach bzw. von Frankfurt. Die Liste ließe sich leicht noch fortsetzen. Ich will aber der Mittelfeld-Kaderanalyse, in der Marco sicher nochmal auftaucht, nicht weiter vorgreifen.

Beim finnischen EM-Fahrer Freddy Jensen, der seit drei Jahren bei uns am Lech ist, ist es eher die Gesundheit, die wackelt. In der letzten Saison kam er wegen Sprunggelenks- und Oberschenkelproblemen gerade einmal auf 13 Bundesligaeinsätze. Dass er trotzdem das Zeug dazu hat, Spiele mitzuentscheiden, zeigte er im Spiel gegen Köln (2:3). Da kam er in der zweiten Hälfte für Finnbogason rein und bediente Gumny und Vargas mustergültig bei ihren Treffern. In einer solchen Rolle, als offensive Verstärkung, die das Spiel nach vorne belebt, zugleich aber auch nach hinten absichert, sehe ich den 23-Jährigen in der kommenden Saison auch. Dass er auch selbst Tore schießen kann, hat er im Testspiel gegen Cagliari gezeigt. Da erzielte er das 2:0 nach Hahn-Vorlage.  

Huh, das 2:0 im Testspiel gegen Cagliari. Freddy, wir wollen mehr davon! (Foto: Sven Beyrich/SPP Friendly via imago)

Sollte Marco Richter (diesmal) wirklich gehen, sähe es im offensiven Mittelfeld des FCA also ziemlich dünn aus. Dass das bis zum Schließen des Transferfensters Ende August kein unrealistisches Szenario ist, zeigen die bisherigen Bemühungen der Club-Verantwortlichen. So wurde schon laut über einen Tausch Richters mit dem gleichaltrigen Lászlo Bénes nachgedacht, der letzte Saison von Gladbach ausgeliehen war und die 10er-Position bekleidete. Zudem bekundete der FCA kürzlich sein Interesse an Frankfurts zentral offensivem Mittelfeldmann Rodrigo Zalazar. Beide Offerten zerschlugen sich inzwischen aber. Bénes ist zurück bei der Borussia und Zalazar hat bei Schalke angeheuert.

Fazit

So wie sich die Transferaktivitäten im Sturm bisher gestalten, stehen die Zeichen aktuell mehr auf Kontinuität anstatt auf großer Veränderung. Flo Niederlechner hat das Vertrauen des Trainers zurück. Für sein Selbstbewusstsein und seine Durchschlagskraft ist das ganz wichtig. Im Vergleich zu unserem „Sorgenkind“ Finnbo hat er die Nase vorn. Doch sollte der (ausnahmsweise, muss man leider fast sagen) verletzungsfrei bleiben, wäre der Konkurrenzkampf zwischen den beiden erfahrenen Angreifern wieder eröffnet. Maurice Malone, zur Not aushilfsweise denkbar, oder Sergio Córdova, womöglich schon auf dem Absprung, werden damit nichts zu tun haben.

Turbulenzen könnte es dagegen noch hinter den Sturmspitzen geben. Für den Fall, dass Richters so oft schon geäußerte Wechselabsichten wirklich wahr werden. Denn dann hätte man mit Jensen ‚nur‘ eine Wechseloption fürs offensive Mittelfeld, die aber gesundheitlich wackelt. Gregerl wird je nach Besetzung der 10 wahrscheinlich weiter vorne als Joker auflaufen und muss – trotz Aufbruchsstimmung – außerdem seine Leistungsschwankungen in den Griff kriegen. Zwar könnte auch Daniel Caliguiri in der Offensivzentrale aushelfen, das aber eben nur behelfsweise. Heißt: Aufgrund all dieser Unsicherheitsfaktoren wäre es wohl nicht schlecht, wenn der FCA die kommenden Wochen noch dazu nutzt, vor allem erst einmal Klarheit in die Angelegenheit Richter zu bringen. Und dann, sollte es nötig sein, nochmal seine Fühler auf dem Transfermarkt auszustrecken.

Lassen wir uns überraschen, was hier passiert! Ich denke aber, der FCA wird für die womöglich sich lichtende Stelle in der Offensivzentrale einen passenden Flicken finden. Unser grundsolider Sturm um Flo und Co. steht derweil wie ne 1!

Die Elf des Jahrzehnts – Offensives Mittelfeld

Nach den defensiven und zentralen Parts im Mittelfeld machen wir die Bühne frei für das offensive Mittelfeld. Die Spieler, die wir für das Voting ausgewählt haben, sind zwar nicht immer ‚waschechte‘ offensive Mittelfeldspieler. Sie übernahmen – je nach übertragener Rolle oder gewählter Grundformation – manchmal auch Aufgaben in der Zentrale oder im Sturm. Trotzdem finden wir, dass wir mit unserer Vorauswahl doch die Akteure erwischt haben, die in den letzten zehn Jahren am prägendsten auf der Zehner-Position waren. Und spielen jetzt an euch ab: Wer ist euer offensiver Mittelfeldspieler des Bundesligajahrzehnts?

Dong-Won Ji

Dong – Won – Jiiiiiiiiiiiii (so dröhnt’s in meinen Ohren noch wie damals in der Arena) durften wir in Augsburg gleich vier Mal begrüßen. Zum ersten Mal, als er 2013 für sechs Monate vom AFC Sunderland ausgeliehen wurde. Zum zweiten Mal genau ein Jahr später, wieder vom damaligen Premier League-Club. 2015 wurde er dann für drei Jahre fest vom BVB verpflichtet, bevor er nach einem kurzen Leih-Ausflug nach Darmstadt zur Saison 2018/19 ein viertes Mal für den FCA auflief. So stand Ji, der auf Koreanisch auch den Spitznamen „Thunfisch“ trägt, wie er einmal verriet, insgesamt fünf Jahre lang in den Diensten des FCA.

Tja, da hat Jeffrey Gouweleeuw, damals noch beim AZ Alkmaar, den abziehenden Dong-Won Ji nicht mehr am 3:1 hindern können. (Foto: DeFodi502 via imago)

Vor allem in seiner ersten Zeit schlug er im offensiven Mittelfeld ein wie eine Bombe. Trug mit fünf Toren allein in der Rückrunde 2012/13 maßgeblich zum Klassenerhalt bei. Sein Doppelpack am 29. Spieltag zu Hause gegen Frankfurt (2:0) war ein ungemein wichtiger Schritt dorthin. Auch beim 4:1 gegen den AZ Alkmaar in der EL-Gruppenphase 2015 steuerte er zu Raul Bobadillas legendärem Dreierpack eine Vorlage bei. Und dieses Hammer-Tor zum 3:1 nach explosivem Antritt von links ins lange Eck. Auch wenn Ji vor allem in seiner letzten Saison u.a. wegen Verletzungspech nie mehr so ganz an seine goldenen Anfangszeiten rankam, so behalten wir den offensiven Alleskönner mit seinen 125 Spielen und 16 Toren für den FCA doch in bester Erinnerung. 

Halil Altintop

Der gebürtige Gelsenkirchener stieß zur Saison 2013/14 zu unserem FCA. Vorher hatte er zwei Jahre in der türkischen Süper Lig bei Trabzonspor verbracht, wo er auch Champions League spielte. Frühere Stationen waren u.a. Frankfurt, Schalke und Kaiserslautern (damals noch erstklassig), wo Altintop im Sturm der endgültige Durchbruch gelang und er sich mit seinen damals 23 Jahren auf Platz 3 der Torschützenliste der Bundesliga katapultierte.

Halil Altintop war immer für Gefahr im Strafraum gut, aber auch für gute Laune. (Foto via imago)

Beim FCA agierte Altintop vor allem auf der offensiven Mittelachse. Dort glänzte er in 128 Spielen nicht nur mit seinem ausgeprägten Torriecher (22 Tore), sondern auch mit seinen Qualitäten als Vorbereiter (14 Vorlagen). In den Augsburger Geschichtsbüchern verewigte sich der ehemalige türkische Nationalspieler außerdem, weil er im Auftaktspiel bei Athletic Bilbao am 17. September 2015 mit seiner 1:0-Führung das erste FCA-Tor in einem Europapokalwettbewerb erzielte. Nach vier Jahren, in denen er sich mit seiner Abgeklärtheit zur festen offensiven Größe entwickelt hatte, war dann aber Schluss:

„Ich hatte in den letzten vier Jahren eine wunderbare Zeit beim FCA. Dennoch sehe ich es nun als notwendig an, diesen Schritt zu machen und den FCA zu verlassen. Ich möchte eine neue Herausforderung annehmen, um auch jungen Nachwuchsspielern beim FCA den Weg frei zu machen.“

Halil Altintop über seinen Wechsel zu Slavia Prag (Quelle: Sport1)

Nach Beendigung seiner Spielerkarriere beim FCK traf Altintop als Individualtrainer beim VfB Stuttgart noch einmal auf Markus Weinzierl als Cheftrainer. Das ist er mittlerweile selber – als Teil eines Trainer-Duos bei der U17 des FC Bayern. Und neben Simon Jentzsch als Torwarttrainer übrigens 😊.

Ja-Cheol Koo

Mit der Leihe von Ja-Cheol Koo zur Rückrunde 2012 vom VfL Wolfsburg legte der FC Augsburg den Grundstein für die „Südkorea-Achse“, die Koo zusammen mit Innenverteidiger Hong und Offensivkraft Ji später bilden sollte. Nachdem sich Koos Dienste zuvor noch Mainz gesichert hatte, klappte der Transfer zu uns schließlich zur Europa League-Saison 2015/2016. Gerade in dieser Spielzeit zeigte Ja-Cheol, was er im offensiven Mittel drauf hatte. Ihm selbst gelangen acht Tore und für seine Mitspieler legte er vier Mal auf. Ein ganz besonders wichtiges war der 1:0-Siegtreffer gegen den Ligakonkurrenten aus Hannover, mit dem Koo den FCA vorzeitig von größeren Abstiegssorgen befreien konnte.

Ja-Cheol Koo bejubelt mit Caiuby und Alex Esswein seinen Schlenzer zum 1:0-Sieg in Hannover. (Foto: DeFodi502 via imago)

Obwohl der Südkoreaner ein ähnliches fußballerisches Profil wie sein Landsmann Ji hat (beide gelten als „in der Offensive universell einsetzbare Spieler“), gab es zwischen ihnen nie Konkurrenzkämpfe. Vielmehr ersetzten sie sich gegenseitig und harmonierten sehr gut, wenn sie gemeinsam auf dem Platz standen. Daher setzte sich Manuel Baum auch für ihren Verbleib über die Saison 2018/19 hinaus ein. Leider vergeblich. Koos Abschiedsnachricht vor seinem Wechsel nach Doha zeigt auch seine tiefe Verbundenheit zum Verein und seine so große (Spiel-)Freude und Herzlichkeit, die ich persönlich sehr gerne an ihm mochte.

„Liebe Fca Fans! Nun habe ich fast 6 Jahre für fca gespielt und war und bin heute immer dankbar und glücklich, Euch jede Woche hinter mir zu haben! Es war eine große Unterstützung im Stadion und Euer lautes Singen ein geiles Gefühl! Dafür möchte ich Euch Danke sagen und bin sehr stolz auf Euch und auch auf mich, dass ich ein fca Spieler war.“

Ausschnitt aus Ja-Cheols Abschiedsnachricht an uns Fans (Quelle: Instagram)

Michael Gregoritsch

Den gebürtigen Grazer verschlug es 2017 an den Lech, wo sich er und der scheidende Altintop die Klinke in die Hand gaben. Dessen Nachfolger sollte er werden, das offensive Spiel hinter den Spitzen machen. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte der damals 23-Jährige eine – im wahrsten Sinne – wechsel-hafte Laufbahn hinter sich. Aus Kapfenberg in Österreich holte ihn die TSG Hoffenheim 2012 zu sich in die zweite Mannschaft. Es folgten Leihen zu den Zweitligisten nach Bochum und ans Hamburger Millerntor. Beim HSV kam er 2015 am Ziel seiner Träume an, in der Bundesliga. Doch dass er dort nur (noch) als Joker zum Einsatz kam, wurmte ihn. Beim FCA wollte er, ausgestattet mit einem 5-Jahres-Vertrag, zur Stammkraft werden.

Vielleicht überwiegen die Glücks- die Frustmomente für Gregerl beim FCA bald wieder. (Foto: Christian Kolbert/kolbert-press/Pool via imago)

Die wurde er zuerst auch. Vor allem in seiner ersten Zeit unter Manuel Baum. Fast immer stand er da über die vollen 90 Minuten auf dem Platz, erzielte 16 Tore und fünf Vorlagen. Spätestens unter Martin Schmidt wurden Gregerls Einsätze dann aber immer kürzer, seine Unzufriedenheit stieg.

„Der Österreicher hat offenbar das Gefühl, dass Schmidt ihn zu einem Spieler machen möchte, der er nicht sein will – ein Achter beinahe, mit weitem Weg zum Tor.“

Sebastian Fischer zu Gregerls schwerem Stand beim FCA (Quelle: SZ vom 21.11.2019)

Aus seiner Unzufriedenheit machte er keinen Hehl und erklärte öffentlich, dass er nur noch „weg will“ vom FCA. Das gefiel den Verantwortlichen (und auch uns Fans) natürlich gar nicht. Prompt wurde er für ein Spiel suspendiert und nach der Winterpause 2020 nach Gelsenkirchen verliehen. Seit Mitte letzten Jahres läuft Gregoritsch wieder in Rot-Grün-Weiß auf, sucht aber immer noch nach seiner alten Form. Dass er sie nur irgendwo tief vergraben, aber nicht ganz verloren hat, zeigte er kürzlich bei der EM im Dress seiner Nationalmannschaft gegen Nordmazedonien. Da legte er mit seinem Treffer zum 2:1 den Grundstein für den ersten Sieg Österreichs bei einer Europameisterschaft und gab danach ein nicht minder bewegendes Interview, in dem er seine Tränen nicht zurückhalten konnte.

Das von Tränen gezeichnete Gregerl im Interview nach dem 3:1-Sieg Österreichs gegen Nordmazedonien bei der EM 2020.

Ich finde, da hat sich gezeigt, wie sehr es den ehrgeizigen und manchmal vielleicht auch ein bisschen selbstüberschätzten Gregoritsch selbst mitnimmt, wenn es bei ihm nicht läuft. Und WENN es wieder läuft, darüber würden wir uns in der kommenden und vorerst letzten Saison mit ihm doch alle ziemlich freuen, oder?

Piotr Trochowski

Mit dem gebürtigen Polen, der im Alter von fünf Jahren mit seiner Familie nach Hamburg umsiedelte, kam zur Saison 2015/16 ein Ex-Nationalspieler nach Augsburg. 35 Einsätze hatte Trochowski bis dahin in der Nationalelf gesammelt, wurde mit ihr Vize-Europameister 2008 und Dritter bei der WM 2010. Gelernt hatte er das Handwerk als offensiver Mittelfeldmann in der Bayernjugend, wechselte 2005 aber zum HSV, wo er –anders als in München – auf dieser Position einen Stammplatz ergattern konnte.

Doch bei Trochowski lagen Licht und Schatten stets nah beieinander. „Großartige Auftritte und schwache Leistungen wechselten sich permanent ab.“ Das war in Hamburg so, beim FC Sevilla, der dessen laufenden Vertrag fristlos kündigte, und auch bei uns in Augsburg. In seiner einzigen Bundesligasaison stand er wegen Knie- und Wadenproblemen nur sechs Mal auf dem Platz. In unsere Auswahl zum besten offensiven Mittelfeldspieler haben wir ihn wegen seiner brillanten Auftritte in der Europa League trotzdem aufgenommen. So erzielte er in Alkmaar per Traumfreistoß nicht nur den 1:0-Siegtreffer und machte damit den ersten Triumph des FCA in der Gruppenphase perfekt. In Belgrad legte er auch zum 1:1 für Hong auf und ebnete so den Weg zum historischen Einzug in die Zwischenrunde.

Leider viel zu oft musste Piotr Trochowski seinen Mitspielern von der Tribüne aus zuschauen. (Foto via imago)

Stefan Reuter zog die vereinbarte Option auf Vertragsverlängerung nach Ablauf der Saison 2015/16 bei Trochowski nicht. Und trotzdem spielt der 37-Jährige nach einer dreijährigen Fußballpause mittlerweile wieder. In der Hamburger Oberliga, beim HSV.     

Abstimmung

Jetzt aber ran an eure Computermäuse und Handytasten! Klickt nachfolgend einfach wieder auf einen der Spieler, der aus eurer Sicht die ultimative Antwort auf die Frage ist:

Wer ist für euch der offensive Mittelfeldspieler des Jahrzehnts?

  • Halil Altintop (58%, 90 Votes)
  • Ja-Cheol Koo (33%, 51 Votes)
  • Michael Gregoritsch (5%, 8 Votes)
  • Dong-Won Ji (4%, 6 Votes)
  • Piotr Trochowski (1%, 1 Votes)

Total Voters: 156

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The Good, the Bad and the Funny

Am vergangenen Samstag (10.07.2021) ging für die Jungs des FCA gemeinsam mit dem kompletten Staff ins Trainingslager an den Walchsee in Österreich. Ein gutes Omen, könnte man sagen, denn in Markus Weinzierls erster Amtszeit bezog die Mannschaft das Aktivotel „Seehof“ in Kössen bereits in den Jahren 2013 bis 2015. Daraufhin legte man zwei der besten Spielzeiten der Vereinsgeschichte hin. Nun könnte man meinen, dass es gerade in dieser heißen Phase der Saisonvorbereitung eher ruhiger zugehen sollte. Weit gefehlt! Wir haben wohl eine der medial aktivsten Wochen des Jahres hinter uns. Gerüchte, Vertragsverlängerungen und ein Testspiel standen neben zahlreichen Highlights unserer Medienabteilung auf dem Programm. Aus diesem Grund möchten wir euch gerne eine kleine Zusammenfassung davon geben, was in den letzten Tagen beim FCA alles passiert ist, da man bei dieser Vielzahl an Themen doch leicht den Überblick verlieren kann.

Unser Beton bleibt!

Kollektives Aufatmen ging durch die Augsburger Fangemeinschaft, als unsere Wand Rafal Gikiewicz am Dienstag, den 13.07.2021, seinen Vertrag bei den Fuggerstädtern um ein weiteres Jahr bis 2023 verlängerte. Ich kann nur für mich selbst sprechen, aber ich war mindestens genauso sehr erleichtert wie nach der Bekanntgabe des Dorsch-Transfers in der Woche zuvor. Wochenlang hat man bereits auf diese Nachricht gewartet, denn es hätte durchaus passieren können, dass Rafal den FCA bereits in diesem Sommer verlassen hätte. Nach einer wirklich herausragenden Saison hätte er laut eigener Aussage auch andere Optionen gehabt. Doch der gebürtige Pole entschied sich dafür, in unserem schönen Schwabenländle zu bleiben.

Ich fühle mich mit meiner Familie richtig wohl in Augsburg und im Verein, sodass der FCA immer der erste Ansprechpartner für mich war. Ich freue mich sehr auf die weitere Zeit in Augsburg, denn es ist immer noch mein großer Traum, einmal vor unseren fantastischen Fans in der ausverkauften WWK Arena zu spielen.

Rafal Gikiewicz über seine Vertragsverlängerung

Laut einem Interview im Kicker ist es sogar das erste Mal, dass Giki überhaupt einen Vertrag bei einem Verein verlängert, denn bisher suchte er nach zwei Jahren immer eine neue Herausforderung. Doch dass er sich nun dafür entschieden hat, bei uns zu bleiben, lässt nicht nur eine große Erleichterung sondern auch große Sicherheit zurück.

Beton bleibt!!!

Gefühlt war Rafal in der gerade abgelaufenen Saison die große Konstante in der Augsburger Mannschaft. Seine Präsenz auf dem Platz, seine Art die Mitspieler immer wieder zu motivieren und auch seine sehr guten Leistungen im Tor können wir gar nicht genug würdigen. In allen 34 Ligaspielen stand er über die vollen 90 Minuten auf dem Platz. Mit 129 Paraden lag er sogar auf Rang 1 unter allen Bundesliga-Torhütern.

Nach dem Transfer von Niklas Dorsch war das die zweite große Glanztat des Stefan Reuter in diesem Sommer. Wir von der Rosenau Gazette sind überglücklich, dass Rafal sich so wohl bei uns fühlt und weiterhin bei uns bleibt. Für ihn wünschen wir uns, dass er an seine Topleistungen der letzten Saison anknüpfen kann und dass sich sein Traum, vor einem ausverkauften Stadion zu spielen, sobald wie möglich erfüllt. Und wir werden natürlich dabei sein!

Ein Österreicher will die Welt zerschießen

Am Sonntagabend stieß Michael Gregoritsch nach nur 14 Tagen Urlaub zu der Mannschaft im Trainingslager. Der Österreicher war am späten Abend des 26.06.2021 mit seinem Nationalteam im Achtelfinale der Europameisterschaft gegen den späteren Meister Italien ausgeschieden. Zwar hätte ihm der FCA sicher noch länger frei gegeben, doch Gregerl hatte keine Lust alleine in Graz laufen zu gehen. Stattdessen kam er lieber an den Walchsee, um gemeinsam mit der Mannschaft zu trainieren. Etwas, was man ihm sehr hoch anrechnen muss.

Nun berichtete der Kicker am Mittwochabend, dass sich aufgrund einer gewissen Einsatzzeit der Vertrag des Österreichers automatisch bis 2023 verlängert hat. Das sah die Fangemeinde teilweise leider sehr kritisch, denn noch immer haben sie ihm seinen Fehltritt aus dem Jahre 2019 nicht verziehen, als er in einem öffentlichen Interview seinen Arbeitgeber schwer kritisierte.

Für mich ist klar, dass ich im Winter unbedingt von Augsburg weg will, damit ich die Möglichkeit habe, regelmäßig zu spielen und mich fürs Nationalteam zu empfehlen… Hauptsache weg!

Michael Gregoritsch am 14.11.2019

Das war ein Fehler, wie der Grazer mittlerweile eingesehen hat. In einem Gespräch mit dem Kicker offenbarte er, dass er „mal einen großen Scheiß gebaut habe“, der ihm immer noch nachhängt. Doch genau das möchte er jetzt wieder gut machen, indem er mit Mut, Selbstvertrauen und Power in die Vorbereitung startet und sich komplett einordnen möchte. Markus Weinzierl gibt ihm „ein unglaubliches Gefühl. Der Umgang war schon in der letzten Saison super, obwohl ich nicht viel gespielt habe. Er glaubt an mich, fordert etwas. Damit ist das für mich die beste Möglichkeit, wieder durchzustarten.“ Mit Ex-Coach Heiko Herrlich sei er auf keinen grünen Zweig gekommen.

Die letzten zwei Spielzeiten waren für Gregerl sicher nicht einfach. Nachdem er in der Saison 13 Tore schoss und damit der Bundesliga-Rekordtorschütze des FC Augsburg wurde, konnte er danach nicht mehr mit solchen Leistungen aufwarten. Das sieht er auch selbst und ist sich durchaus bewusst, dass er an sich arbeiten und mehr Gas geben muss. Auch dass er an seiner Körpersprache etwas ändern sollte, ist dem Österreicher klar.

Das erste Mal auf dem Platz im Trainingslager

Ich kann nur für mich selbst sprechen, doch für Gregerl wünsche ich mir, dass er genau das schafft und seine Ziele erreicht. Jeder hat eine zweite Chance verdient und wir sollten in diesem Punkt dem Trainer und seinem Team vertrauen. Vielleicht schafft es Markus Weinzierl, Michael Gregoritsch zu alter Stärke zu verhelfen. Er selbst hat seine Fehler erkannt und ist bereit, alles für den Verein zu geben. Das sieht man auch ganz deutlich in den vielen Videos und Posts, die wir von der Medienabteilung zu sehen bekommen. Gregerl wirkt viel gelöster und motivierter, als man in den letzten beiden Jahren gesehen hat. Drücken wir ihm die Daumen, dass er sich bei uns durchbeißen kann und einige Tore für unseren FCA wandelt, damit er „die Welt zerschießen“ kann.

Noch ein Eigengewächs erobert Hessen

Am Dienstag war anscheinend der „Tag der Vertragsverlängerungen“ beim FCA. Auch unser Eigengewächs Jozo Stanić unterzeichnete ein weiteres Arbeitspapier bis 2024, bevor er an den Drittligisten SV Wehen Wiesbaden verliehen wurde. Dort spielte in der letzten Saison bereits unser Offensivtalent Maurice Malone.

Auch der gebürtige Augsburger mit kroatischen Wurzeln durfte 2020/21 bereits Drittligaluft schnuppern. Vom 22.08.2020 bis 30.06.2021 war er an den FSV Zwickau ausgeliehen. Bei den Sachsen war er stets gesetzt. Zwickau setzte den gelernten Innenverteidiger gerne in der Rechtsverteidigung ein. Insgesamt sammelte Jozo hier sehr viel Spielzeit, denn er durfte in 38 Partien – 36 in der 3. Liga, 2 im Sachsenpokal – aufspielen. Hierbei traf er sogar einmal in den gegnerischen Kasten.

Viel Glück in Wiesbaden, Jozo!

Spielpraxis ist es auch jetzt, was man dem jungen Kroaten gewähren möchte. Bei uns hat er mit Robert Gumny und Raphael Framberger eine zu große Konkurrenz auf der rechten Seite. Und auch in der Innenverteidigung könnte er sich mit größter Wahrscheinlichkeit noch nicht durchsetzen.

Jozo hat durch die Spielzeit in Zwickau einen großen Schritt gemacht. Daher ist es unser gemeinsames Ziel, dass er diese Entwicklung durch die erneute Ausleihe fortsetzt, um dann seinen Traum zu verwirklichen, für seinen Heimatverein in der Bundesliga aufzulaufen.

Sportdirektor Stefan Reuter über die erneute Ausleihe von Jozo Stanić

Diese Leihe kann man nur als absolut vernünftig ansehen, denn beim FCA hätte unser Eigengewächs noch nicht die größten Chancen. Doch in der 3. Liga konnte er bereits zeigen, was in ihm steckt. Wir wünschen ihm daher viel Erfolg und hoffen, dass er gesund und vor allem auch weiterentwickelt zu uns zurück kommt.

Die Causa Danso

Mit im Trainingslager des FCA war bis Donnerstag auch Kevin Danso, der seit dem 01.07.2021 wieder zurück in der Fuggerstadt war. Im Gepäck hatte er herausragende Leistungen während seiner Leihe zu Fortuna Düsseldorf. In der Kicker-Rangliste landete er sogar auf Rang 4 aller betrachteten Innenverteidiger in der Kategorie „Herausragend“.

Kein Wunder also, dass die Fortuna ihn gerne behalten hätte. Auch Neu-Erstligist Greuther Fürth hatte seine Fühler nach dem gebürtigen Voitsberger ausgestreckt. Doch Coach Markus Weinzierl erteilte dem Ganzen eine Absage nach der anderen, da er selbst mit Danso plante.

Er ist ein Eigengewächs, das super in unsere Mannschaft passt.

Markus Weinzierl über Kevin Danso

Zudem stellte er klar, dass ein Abschied definitiv kein Thema sei, da der FCA jetzt keinen Innenverteidiger abgeben könnte. Immerhin darf man nicht vergessen, dass sein „Konkurrent“ Felix Uduokhai derzeit bei den olympischen Spielen weilt und wir alle nicht wissen, ob bei ihm nicht ein großer Verein anklopfen wird. Sollte das der Fall sein, bräuchte man den Österreicher ganz dringend selbst, denn er kennt nicht nur den Verein sondern hat auch schon selbst neben Kapitän Jeffrey Gouweleeuw in der Innenverteidigung gespielt. Und durch seine wirklich sehr guten Entwicklungsschritte könnte er Udo im Falle seines Abgangs bestimmt ersetzen.

Am Mittwoch ging jedoch ein Gerücht durch die italienischen Medien, dass auch der AC Florenz Kevin Danso gerne verpflichten würde. Die Lila-Weißen, bei denen Franck Ribéry bis zum Sommer noch gespielt haben, müssen in der Abwehr dringend etwas tun. Dabei sind sie auf Danso aufmerksam geworden. Doch so einfach wird es Stefan Reuter keinem Bieter machen. Sollten die Gerüchte stimmen, fordert unser Geschäftsführer Sport satte 8 Millionen für Kevin Danso. Das wären 3 Millionen Euro über Marktwert, denn der Vertrag des Innenverteidigers läuft auch noch bis 2024.

Am Donnerstag kam jedoch der absolute Hammer: Kevin Danso verließ das Trainingslager am Walchsee. Anscheinend gab es ein weiteres Angebot – neben einer potentiellen Leihe nach Fürth bzw. der Anfrage von Florenz. Der RC Lens, der die letzte Saison auf Rang 7 der Ligue 1 landete, möchte den gebürtigen Österreich gerne verpflichten. Und Kevin möchte gerne wechseln. Nachdem er um seine Freigabe gebeten hatte, schickten die Verantwortlichen ihn nach Hause. Wir sind uns sicher, dass da mehr vorgefallen muss. Doch allein die Aussage, dass er weder für den FCA auflaufen oder gar mit ihm trainieren möchte, hat uns doch sehr schockiert.

Ob sie da wohl schon über einen Wechsel diskutiert haben? (Foto via imago)

Natürlich kann man verstehen, dass jeder Spieler gerne Stammspieler sein möchte. Etwas, was der FCA Kevin Danso jetzt noch nicht zusichern kann, da man noch nicht weiß, was mit Felix Uduokhai passieren wird. Doch die Art und Weise, wie dieser Wechsel erzwungen werden soll, ist keinesfalls akzeptabel. Gerade von einem Eigengewächs hätte man etwas anderes erwartet. Vor allem auch, weil er durch die Verletzung Oxfords und der Olympiateilnahme Uduokhais sehr gute Chancen gehabt hätte, sich in Szene zu setzen. Wobei dazu auch zu sagen ist, dass wir alle nicht bei diesem Gespräch dabei waren.

In einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen zeigte sich Geschäftsführer sichtlich schockiert über den Vorfall. Er bestätigte auch das Angebot des RC Lens, das aber nicht marktgerecht sei, weswegen man es ablehnte. Die Verantwortlichen seien sich bereits darüber einig, wie man vorgehen wolle. Ein Fall wie der von Martin Hinteregger oder Michael Gregoritsch solle sich in keinem Fall wiederholen. Dennoch wird man sich in der kommenden Woche noch einmal mit Kevin Danso und seinem Berater – Dansos Bruder Emmanuel – zusammen setzen und noch einmal über die Sache sprechen.

Wie die Causa Danso enden wird, ist noch vollkommen offen. Wir werden zu gegebener Zeit berichten.

Ein Comeback in Sicht?

Mit der Verpflichtung von Niklas Dorsch wurde eine große Baustelle im Augsburger Kader geschlossen. Doch kaum ist das eine Problem gelöst, taucht gerne mal das nächste auf. Und das scheint bei uns seit dem Abgang von Philipp Max ständig die linke Abwehrseite zu sein. Auch in diesem Jahr deuten sich bereits die ersten Probleme an. Iago ist zwar im Trainingslager mit dabei, trainiert aber individuell, da er immer noch über Knieschmerzen klagt. Der Däne Mads Pedersen ist aufgrund einer Leistenverletzung und körperlicher Defizite gar nicht erst mitgefahren.

Nun stellt sich die Frage, ob nicht auch auf dieser Position noch einmal Handlungsbedarf besteht. Trainer Markus Weinzierl sieht unseren FCA gut aufgestellt, wenn Iago und Pedersen zu einhundert Prozent fit sind. Wenn nicht, dann sollte man doch noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden.

Der Kicker bringt hier einen alten Bekannten ins Spiel, der bei den Augsburger Fans in guter Erinnerung geblieben sein dürfte. Dieser Jemand ist kein Geringerer als Abdul Rahman Baba, der bereits in der Saison 2014/15 für die Rot-Grün-Weißen aufgelaufen ist. Trainer damals: Markus Weinzierl.

Bei uns zeigte der Ghanaer damals Topleistungen. Er wirbelte auf der linken Seite, war spiel- und zweikampfstark und brachte alles mit, was ein guter Verteidiger mitbringen muss. Doch nach seiner Augsburger Zeit wurde er wahrlich vom Pech verfolgt. So zog er sich in der Saison 2017/18 einen Kreuzbandriss samt Meniskusschaden und in der Saison 2019/20 eine weitere Knieverletzung zu. Bei seinem Arbeitgeber Chelsea kommt er daher nicht zum Zug und ist dadurch zum Leihobjekt geworden.

Genau das könnte für den FC Augsburg interessant sein – eine Leihe mit möglicher Kaufoption. Baba bringt einige Vorteile mit. Er kennt nicht nur den Verein, die Abläufe und den Trainer, sondern könnte uns theoretisch mit seinem Können auch weiterhelfen. Vorausgesetzt er bleibt fit. Er ist erst 27 Jahre alt, weswegen er voraussichtlich noch mindestens 8 Jahre Karriere vor sich hat. Zudem blieb er in der abgelaufenen Spielperiode verletzungsfrei und legte eine sehr gute Rückrunde bei PAOK Saloniki hin. Für die Griechen stand Baba 17 Mal auf dem Platz, schoss ein Tor, bereitete eines vor und verhalf ihnen zum Gewinn des griechischen Pokals.

Natürlich handelt es sich hierbei erst einmal um einen Gerücht, doch ich könnte mir gut vorstellen, dass dieses Wagnis aufgehen könnte. Natürlich wäre das ganze aber aufgrund der Verletzungshistorie mit einem gewissen Risiko behaftet. Geschäftsführer Sport Stefan Reuter sagte hierzu folgendes:

Baba ist ein toller Spieler, wir haben mit ihm gigantische Erfahrungen gemacht. Aber er hatte viele Verletzungen und ist gehaltsmäßig in einer anderen Liga angekommen. Ob das dann funktioniert, ist immer die Frage.

Stefan Reuter über einen möglichen Transfer von Baba

Es klingt zwar erst einmal so, als würde Reuter einen Transfer von Baba ablehnen. Doch wir alle wissen auch, dass sich unser Sportdirektor nicht gerne in die Karten schauen lässt. Zu einem Transfer äußert er sich immer erst, wenn die Tinte schon trocken ist. Wir werden uns also gedulden müssen, was die Transferphase auf der Linksverteidigerposition noch so mit sich bringen wird.

Testspiel gegen Qarabag FK

Am Donnerstagabend traf unser FCA in Kufstein auf den aserbaidschanischen Erstligisten, der in der Saison 2020/21 nur knapp die Meisterschaft verpasste. Folgende Startelf schickte Coach Markus Weinzierl ins Rennen.

Gikiewicz - Framberger, Gouweleeuw, Strobl, Jakob - Morávek, Dorsch - Hahn, Caligiuri - Finnbogason, Niederlechner

Um 18 Uhr pfiff der Schiedsrichter die Partie in der Kufstein Arena an, bei der Neuzugang Niklas Dorsch sein Debüt feiern durfte. Leider fand die Mannschaft nicht so gut ins Spiel, wie man es sich gewünscht hätte. Dabei ist aber zu beachten, dass sich die Jungs erst seit zwei Wochen im Training befinden und zudem noch einige Leistungsträger wie Felix Uduokhai, Marko Richter oder Ruben Vargas fehlen.

Einige Zuschauer sahen zu Beginn ein recht ausgeglichenes Spiel, bevor Qarabag zwei Abwehrfehler eiskalt bestrafte. In der 26. Spielminute kam Patrick Andrade frei zum Abschluss und traf per Flachschuss zum 0:1. Und nur zwei Minuten später erhöhten die Aserbaidschaner sogar. Romeros abgefälschter Schuss schlug zum 0:2 im langen Eck ein. Giki war bei beiden Gegentreffern chancenlos.

Doch der FCA ließ sich nicht hängen und nahm den Kampf trotzdem weiter auf. Durch die lauthalsen Anfeuerungen von der Seitenlinie beflügelt, gaben unsere Jungs nun ordentlich Gas. Und das sollte belohnt werden. In der 36. Spielminute blockte ein aserbaidschanischer Spieler Caligiuris Freistoß mit dem Ellenbogen, woraufhin der Schiri auf Elfmeter für den FCA entschied. Kein geringerer als unser Abwehr-Jeff trat an und verwandelte mit einem platzierten Schuss ins (von ihm aus gesehen) linke untere Toreck.

Die Fuggerstädter drängten noch vor der Halbzeit auf den Ausgleich, der ihnen auch gelingen sollte. Nach zwei brandgefährlichen Chancen von Cali, flankte André Hahn nach einer tollen Kombination über Morávek und Finnbogason in den 16er. Dort stand Flo Niederlechner vollkommen frei und brauchte den Ball nur noch einnicken. Der Halbzeitstand war wie auch schon gegen den HSV 2:2.

Zu Beginn der 2. Hälfte standen fünf neue Gesichter auf dem Platz. Auch Neu-Torhüter Daniel klein durfte seinen ersten Auftritt für die Fuggerstädter feiern. Zudem kamen Robert Gumny für Frami, Maurice Malone vor Jan Morávek, Noah Sarenren Bazee für André Hahn und Michael Gregoritsch für Florian Niederlechner in die Partie.

Halbzeit 2 startete recht flott, flaute aber aufgrund mehrerer Wechsel immer wieder ab. Für den FCA durften noch Frederik Winther, Franjo Ivanović, Aaron Zehnter und Davide Dell’Erba Spielminuten sammeln. Die Augsburger Jungs standen sehr kompakt und baten Qarabag somit wenige Gelegenheiten. Doch der FCA hatte den Siegtreffer mehr als einmal auf dem Fuß. So scheiterte Gregerl in der 67. Minute am gegnerischen Keeper und auch die beiden Eigengewächse Malone und Ivanović konnten ihre Chancen in den letzten Spielminuten nicht nutzen.

Noah Sarenren Bazee sorgte in Hälfte 2 für ordentlich Dampf auf der rechten Seite (Foto: Markus Fischer via imago)

Insgesamt kann man mit dem Test aber dennoch sehr zufrieden sein. Man sah bereits deutlich die Handschrift von Markus Weinzierl an der Augsburger Spielweise. Gerade die Umschaltmomente haben mir persönlich sehr gut gefallen.

Am Mittwoch, den 21.07.2021, steht das nächste Testspiel unserer Jungs an. Es geht gegen niemand geringeren als die französische Topmannschaft Paris Saint Germain. Ob Neymar und Co auflaufen werden ist noch sehr fraglich, denn Paris hat doch sehr viele Nationalspieler in ihren Reihen. Dennoch bin ich mir sicher, dass wir von Thomas Tuchels Spielweise einiges lernen und mitnehmen können. Und gegen große Mannschaften sorgt der FCA ja auch gerne mal für eine Überraschung.

Ein Gruß an die Social-Media-Abteilung

Ein großes Lob und auch ein großer Dank geht an die Verantwortlichen in der Medienabteilung des FC Augsburg. Seit Wochen denken sie sich die tollsten Dinge aus und übertreffen sich bei jedem Video beinahe selbst. Bestimmt habt ihr in der letzten Woche die Vorstellung von Niklas Dorsch gesehen oder auch die Präsentation des Spielplans am 25.06.2021. Mit diesem kleinen Filmchen im Retro Style landete der FCA im Übrigen einen viralen Hit, denn der Clip wurde über 2 Millionen Mal angeklickt.

Auch in dieser Woche werden wir gerade via Twitter und Instagram mit Posts, Bildern und Filmchen überschüttet. Sei es nun, um uns bezüglich des Trainingslagers auf dem Laufenden zu halten oder auch um den Fans kleine Einblicke in den Alltag zu geben. Besonders amüsiert haben uns bereits die Zimmer-Challenge oder auch das Quiz zwischen André Hahn und Alfred Finnbogason. Eine kleine Anmerkung hierzu: Lieber Gregerl, solltest du mal deine Karriere beenden, kannst du auch gerne Armin Assingers Job bei der „Millionenshow“ übernehmen. Du hast das wirklich toll gemacht! Auch das FIFA-Duell zwischen Gregoritsch und Dorsch war wirklich sehr sehenswert.

Hier haben wir einmal die tollsten Videos und Bilder der letzten Woche für euch heraus gesucht. Wir wünschen euch viel Spaß beim Anschauen!

Quizduell
Fifa Challenge zwischen Dorschi und Gregerl
Die Zimmer-Challenge
Weinzierl vs. Schäfer
Torwarttraining mal anders….

Liebe Social-Media-Abteilung, bitte macht weiter so! Ihr macht das wirklich spitze! Liebe Grüße von eurem RoGaz-Team

Neues aus Europa

Es ist das erste und wahrscheinlich auch für lange Zeit einzige Mal, dass man mit dieser Überschrift zu einem großen Turnier einen Text beginnen kann. Trotz Corona hat die UEFA nicht darauf verzichtet, die Euro 2020 (was ein Wahnsinn, noch nicht einmal die Jahreszahl anzupassen) in vielen Städten über den Kontinent verteilt spielen zu lassen. Es ist Sommerpause, ich habe einen Hang die Nationalmannschaft besser zu finden, als ich sollte (eine typische Fußballfanangewohnheit) und schaue doch ab und an mir Spiele des Turniers an. Dabei kamen mir ein paar Gedanken, die ich gerne festhalten will.

Beste Wünsche für die eigenen Spieler

Drei Spieler, die für nächste Saison vertraglich momentan beim FCA gebunden sind, spielen bei diesem Turnier mit. Die größte Rolle für seine Mannschaft hat dabei wahrscheinlich Michael Gregoritsch. Nach Einwechslung und Treffer in Spiel 1 durfte er in Spiel 2 von Beginn an ran, bevor er in Spiel 3 von außen verfolgte, wie die österreichische Mannschaft ins Achtelfinale des Turniers einzog. Wie wäre es mit einem entscheidendem Treffer in einem K.O.-Spiel? Freddy Jensen und Ruben Vargas wurden beide in Spiel 2 eingewechselt, nachdem es in der ersten Partie nicht zum Debüt gelangt hatte. Ich bin dabei immer hin und her gerissen. Einerseits würde ich die Jungs am liebsten in Watte packen, damit sie sich bei der Nationalmannschaft nicht verletzen. Andererseits wünsche ich Ihnen nur die besten Erfolgsmomente und Erfahrungen.

Gregerl freut sich über seinen Treffer (auch wenn er gezwungen wurde ein Trikot zu tragen, dass überhaupt nicht zu Hose und Stutzen passt)(Foto: GEPA pictures/ Christian Walgram via Imago)

Gregerl ist zudem eine der spannendsten Personalien in diesem Sommer. Gregerls letzte Saison war eine große Enttäuschung. Herrlich und Gregerl passte nicht so richtig. Gregerl in Topform und mit Selbstvertrauen wäre ein Gewinn fürs Team. Einen ordentlichen Transfererlös würde er jetzt im Sommer wohl nicht einbringen. Evtl. würde er trotzdem gerne eine neue Perspektive bei einem anderen Club suchen. Markus Weinzierl kann auch mit Spielern, um die man sich aktiv kümmern mudd. Caiuby und Raul Bobadilla spielten teilweise übermenschlich. Wenn Weinzierl Gregerl mal nicht auf die rechte Spur zurückführen könnte?

Die Gesamtgemengelage

Dieses große Turnier fühlt sich trotz allem komisch an. Das liegt nun nicht nur an der Zuschauerbegrenzung in vielen Stadien. Das liegt auch daran, dass es keine öffentlichen Events und Public Viewing gibt. Martin Hinteregger hat das vor Turnierbeginn so ausgedrückt:

„Dass das ein großes Turnier ist, ist schwer vorstellbar, aber vielleicht kommt mit dem Anpfiff das Feeling, wenn zumindest ein paar Zuschauer im Stadion sind“

Martin Hinteregger

Auch bei mir lief das ähnlich. Als dann erstmal der Fernseher lief, war die EM-Stimmung dann schon etwas gefunden. Naja, zumindest dann wenn das Spiel denn regulär übertragen wurde. Ein Teil der Spiele ist ja bei Magenta TV gelandet. Und die Server hielten natürlich nicht. Es sollte irgendwo möglich sein, einen EM-Pass zu kaufen und alle Spiele sehen zu können. Mit diesen vielen Quellen verliert doch jeder den Überblick und der Spaß geht verloren. Mit diesen vielen Übertragungspartnern macht sich die UEFA das Produkt langfristig kaputt. Unverständlich, wo man doch eigentlich nur aufs Geld schaut.

Spieler als Helden

Wie mit den Spielern indes umgegangen wird, ist weiterhin überaus kritikwürdig. Während Christian Eriksen Herz still stand, hielten die Kameras der Zentralregie voll drauf und es waren die dänischen Spieler, die eine Sichtbarriere um ihren Mannschaftskameraden bildeten. Es waren auch die Mannschaftskameraden, die am schnellsten zur Stelle waren und Eriksen das Leben retteten.

Simon Kjaer, Thomas Delaney, Andreas Christensen und Jonas Wind bangen um das Leben ihres Teamkameraden Christian Eriksen und schaffen selbst Privatsphäre für diesen. Kurz danach musste es weitergehen, denn verbindliche Regelungen für solche Fälle gibt es weiterhin nicht (Foto: Ritzau/Scanpix Liselotte Sabroex via Imago)

Die UEFA hatte schon kurz darauf ein Ultimatum für diese Spieler: entweder spielt ihr heute zu Ende oder morgen um 12 Uhr mittags. Ernst jetzt? Aber ja. Und obwohl medizinische Zwischenfälle immer mal wieder vorkommen im Rahmen von Wettbewerbspartien gibt es keine Regelung wie dann verfahren wird. Kein „ab dieser Schwere brechen wir ab und nachgeholt wird nach mindestens X Tag (en) Pause und dem Angebot psychologischer Betreuung“. Derweil zum Beispiel mögliche Werbeaktivitäten von Spielern genau geregelt sind, gibt es für den Fall eines medizinischen Notfalls kein Protokoll (genau wie Spieler nach Kopfverletzungen weiterhin keinem Protokoll unterliegen und geschützt werden).

Spieler finden ihre Vorbildrolle

Spannend ist sehr wohl zu beobachten, wie manch Spieler seine Vorbildrolle findet. Christiano Ronaldo, der Colaflaschen zur Seite stellt und sagt: „Trinkt Wasser“ (und wer Ronaldo sagt, sollte ich bitte auch die Folge 004 FRÜF zu den Vergewaltigungsvorwürfen gegen ihn anhören). Paul Pogba, der die Flasche Heineken entfernt. Auch hierfür wird es jetzt schleunigst eine Regelung geben, die den Spielern das verbietet. Manchmal ist man eben schnell im Regeln. Die UEFA sieht die Spieler noch lange nicht als Partner auf Augenhöhe. Obwohl es weiterhin die Spieler sind, die ihre Knochen hinhalten und die Arbeit auf dem Platz machen. Ohne Spieler keine Spiele. Man fragt sich, wie lange, sie das überhaupt noch mitmachen, dass ein Verband sich auf ihre Kosten die Taschen vollmacht und das Geld irgendwo in der Intransparenz versickert. Dass es noch keine Spielerberater gibt, die Spieler dagegen aufgebracht haben.

Und so kommt es nun, dass ich zwar die UEFA und ihre Haltung in vielen Dingen für schwierig halte, die fortschreitende Kommerzialisierung kritisiere und dennoch mit diesen Spielern fiebere. Mit den Kimmichs und Goretzkas, die es da gibt und die positiv vorangehen in dieser Welt. Mal schauen, wie lange ich das durchhalte und wie sich meine Laune entwickelt. Zumindest momentan bin ich zuversichtlich, dass ich am Mittwoch wieder mit Spannung dabei bin, wenn es gegen die Ungarn geht. Auch, weil man sich bei manchen Spielen etwas mehr wünscht, dass man gewinnt. Und, dass die Arena in München in Regenbogenfarben leuchtet.

Vertragsverlängerungen: Reuter ist gefordert

Der 2:1-Sieg gegen Union Berlin hat dem FC Augsburg etwas Luft im Abstiegskampf verschafft, die auch durch die Niederlage in Dortmund – der Konkurrenz sei Dank – nicht verpuffte. Nach dem 18. Spieltag waren es sieben Zähler auf den Relegations- und angenehme zehn auf den ersten Abstiegsplatz. Kann der FCA seinen Punkteschnitt halten, wird es auch im Jahr 2022 Bundesligafußball in der Fuggerstadt zu sehen geben. Bleibt die Frage: mit welchem Personal? Demnächst laufen nämlich einige Spielerverträge aus. Im Sommer enden zwar nur drei Kontrakte, ein Jahr später aber satte neun. Die Verantwortlichen um Manager Stefan Reuter müssen also bereits nach dieser Saison überlegen, mit wem man in die Zukunft gehen möchte und bei wem die womöglich letzte Chance auf eine Ablösesumme genutzt werden soll. Mit welchen Spielern soll der FCA verlängern? Wir machen den Check.

Julian Schieber (Vertrag bis 2021, Marktwert: 500 Tsd. Euro)*

Dass Julian Schieber keine sportliche Zukunft beim FC Augsburg hat, ist mehr als offensichtlich. Eine echte Verstärkung war der Stürmer nie, so ehrlich muss man sein. Das rechtfertigt jedoch nicht den Umgang mit seiner Person. Im Sommer beorderte ihn der FC Augsburg zur U23, ließ seinen Spint räumen und vergab seine Nummer neu an Daniel Caligiuri: „Der Trainer hat mir knallhart gesagt, dass er nicht auf mich bauen wird und er – auch auf meinen Körper bezogen – nicht glaubt, dass ich konstant auf Bundesliga-Niveau spielen kann“, resümierte Schieber gegenüber dem Kicker.

Ob dieser Offenheit habe der Ex-Dortmunder „erst mal schlucken müssen“ und emotional eine „Mischung aus Entsetzen, Enttäuschung und Wut“ erlebt. Die wenigen Angebote, die er in der Folgezeit erhalten habe, hätten ihn „emotional nicht gepackt“, weswegen Schieber weiterhin auf Vereinssuche ist.

RoGaz-Prognose: Eine Verlängerung ist ausgeschlossen. Schieber wird kein Spiel mehr für den FCA machen und bei einem passenden Angebot auch schon im Winter wechseln. Nach wie vor reizt ihn das Abenteuer Asien. Ein Wechsel nach Thailand, von dem der 31-Jährige im Oktober sprach, kommt vorerst aber nicht mehr infrage. Das Transferfenster in der Thai League ist seit dem 10. Januar geschlossen.

Auf dem Rasen hat man Julian Schieber schon lange nicht mehr gesehen. Sein letztes Pflichtspiel für den FC Augsburg ist mehr als 14 Monate her. Insgesamt kam der Stürmer zwölf Mal für Rot-Grün-Weiß zum Einsatz (ein Tor). Es werden keine weiteren Spiele hinzukommen. (Foto via imago)

* Die Angaben zum Marktwerkt entsprechen den Schätzungen von transfermarkt.de, die Verträge enden stets zum 30. Juni.

Marek Suchy (Vertrag bis 2021, Marktwert: 1 Mio. Euro)

Von Marek Suchy haben sich wohl einige FCA-Fans mehr erhofft. Der frühere Kapitän der tschechischen Nationalmannschaft blieb in Augsburg vieles schuldig und konnte sich nicht nachhaltig für eine Vertragsverlängerung empfehlen. In seinen insgesamt nur zehn Einsätzen war der Innenverteidiger vielmehr Unsicherheitsfaktor als Stabilisator. In der kommenden Saison bekommt der 32-Jährige zudem Konkurrenz von Neuzugang Frederik Winther und Leihrückkehrer Kevin Danso.

RoGaz-Prognose: Ein weiteres Engagement in Augsburg käme mehr als überraschend. Suchy wird den FC Augsburg daher ablösefrei verlassen und womöglich in seine tschechische Heimat zurückkehren.

Keine wirkliche Verstärkung: Dass Marek Suchy seine besten Zeiten offenbar hinter sich hat, wurde leider nicht nur beim Spiel in Sinsheim deutlich. Dem Tschechen mangelt es an Spritzigkeit. (Foto via imago)

Rani Khedira (Vertrag bis 2021, Marktwert: 8 Mio. Euro)

Die Personalie Rani Khedira ist zweifelsohne die schwierigste in dieser Auflistung. Der Vertrag des Mittelfeldspielers endet in wenigen Monaten. Sportlich wäre ein Abgang des 27-Jährigen (mittlerweile) wohl verschmerzbar. Unter Heiko Herrlich ist der gebürtige Stuttgarter keineswegs mehr so gesetzt wie etwa unter Martin Schmidt, wo Khedira quasi unumstrittener Stammspieler war. Es wirkt so, als habe ihm Carlos Gruezo etwas den Rang abgelaufen.

Hätte Khedira noch länger Vertrag und gebe es dann ein lukratives Angebot, würde ihn der FCA also vermutlich verkaufen. Immerhin wird sein Marktwert auf acht Millionen Euro geschätzt. In Corona-Zeiten würde freilich weniger für ihn bezahlt werden, aber mit vier bis fünf Millionen Euro könnte der FCA durchaus rechnen.

Khedira konnte 2017 ablösefrei an den Lech gelotst werden – und hat seinen Marktwert seitdem von 750.000 Euro auf zwischenzeitliche 10,5 Millionen Euro gesteigert. Ein ablösefreier Abgang aus Augsburg wäre daher vor allem finanziell betrachtet sehr schmerzlich. Wohl auch deshalb wollte der FCA in der Vergangenheit mit dem zentralen Mittelfeldspieler verlängern.

Obendrein ist Khedira natürlich weiterhin ein absolut solider Bundesligaspieler, für den man im Falle eines Wechsels Ersatz bräuchte, was grundsätzlich für eine Verlängerung spricht. Weil die Gespräche zuletzt allerdings zum Ruhen gekommen sein sollen und Khedira jüngst selbst offen über einen Wechsel ins Ausland sprach, scheint es insgesamt aber seine letzte Saison für Rot-Grün-Weiß zu sein.

RoGaz-Prognose: Khedira verlängert nicht und wechselt im Sommer ablösefrei den Verein. Wie sein Bruder ist der Mittelfeldspieler großer Fan der Premier League. Möglich scheint eine Backup-Rolle bei einem Mittelklasse-Team wie dem von Ex-Coach Ralph Hasenhüttl trainierten FC Southampton, realistischer ein Engagement bei einem weniger ambitioniertem Klub wie etwa Norwich City. Die Canaries stehen vor dem Aufstieg und sollen bekanntlich ein Fable für deutsche Spieler haben.

Musste sich in dieser Saison des Öfteren in ungewohnter Rolle wiederfinden: Rani Khedira ist zwar jeden Spieltag eine Option für die Startelf, aber längst nicht mehr gesetzt. (Foto via imago)

Rafal Gikiewicz (Vertrag bis 2022, Marktwert: 1,5 Mio. Euro)

Mit Rafal Gikiewicz hat der FC Augsburg endlich das Problem auf der Torhüterposition gelöst. Der Pole ist absoluter Führungsspieler und scheut nicht davor, auch einmal ungemütlichere Töne anzustimmen – auf und nebem dem Platz. Weil zudem die sportliche Leistung stimmt (Gikiewicz wehrt ligaweit die zweitmeisten Schüsse ab), spricht eigentlich nur wenig gegen eine Vertragsverlängerung.

RoGaz-Prognonse: Gikiewicz ist bereits 33 Jahre – ein für einen Torwart gehobenes, aber nicht zwingend leistungsabfallendes Alter. Dennoch wird der FCA Gikiewiczs Entwicklung aufmerksam beobachten und daher wohl nicht voreilig mit seinem ältesten Spieler im Kader verlängern. Bringt der Keeper aber auch in der Folgesaison gute Leistungen, steht einer Verlängerung nichts mehr im Weg.

Der konstanteste Profi in dieser FCA-Saison: Rafal Gikiewicz war von Anfang an ein sicherer Rückhalt einer oft von Leistungsschwankungen gezeichneten Augsburger Mannschaft. Wie lange bleibt der Pole in Schwaben? (Foto via imago)

Jan Moravek (Vertrag bis 2022, Marktwert: 600 Tsd. Euro)

Es ist sehr schwierig, die Leistungen von Jan Moravek fair zu bewerten. Blickt man auf die reinen Fakten, so kam der Tscheche seit 2013 nicht mehr über 16 Einsätze pro Saison hinaus. Viele davon als Joker. In dieser Spielzeit steht die Null in der Statistik. Keine Frage, Moravek ist im Augsburger Kader nur Ergänzungsspieler – und dementsprechend verzichtbar.

Man kann nur spekulieren, welche Rolle der frühere Nationalspieler in Augsburg eingenommen hätte, wenn er denn einmal konstant verletzungsfrei geblieben wäre. Wir sind uns sicher, dass Moravek sein Leistungspotential nie richtig ausschöpfen konnte – dieses aber nun auch mit 31 Jahren nicht mehr ausschöpfen wird.

RoGaz-Prognose: Eine Verlängerung hat für den FC Augsburg keine große Priorität. Weil Angebote für einen verletzungsanfälligen Ü30-Spieler rar sind, deutet derzeit vieles daraufhin, dass Moravek seinen Vertrag erfüllt und den Verein 2022 ablösefrei verlässt. Denkbar auch, dass es den Tschechen zurück in seine Heimat zieht, eventuell zu Ex-Klub Bohemians Prag.

Auch in dieser Saison vielmehr Rekonvaleszent als ernstzunehmende Alternative für den Kader. Jan Moravek erholt sich derzeit von einer Muskelverletzung. (Foto via imago)

Tim Civeja (Vertrag bis 2022, Marktwert: 300 Tsd. Euro)

Zur Vertragslaufzeit Tim Civejas machte der FC Augsburg im Sommer keine Angabe. Bei der Beförderung zum Profi hieß es lediglich, der 19-Jährige erhalte einen „langfristigen Vertrag“. Nach Informationen von transfermarkt.de soll das Arbeitspapier des gebürtigen Dachauers bis 2022 gelten. Bis dahin will der zentrale Mittelfeldspieler, der in Bremen sein Debüt feiern durfte, weiter näher an die erste Mannschaft heranrücken.

RoGaz-Prognose: Der FC Augsburg ist sich dem Potential Civejas bewusst und wird vorzeitig dafür sorgen, dass der Mittelfeldspieler langfristig am Lech bleibt.

Vom eigenen Nachwuchs in die Bundesliga: Tim Civeja steht sinnbildlich für den Weg, den der FCA einschlagen möchte – und genießt daher wohl noch länger das Vertrauen der Verantwortlichen. (Foto via imago)

Felix Götze (Vertrag bis 2022, Marktwert: 725 Tsd. Euro)

Felix Götze konnte bislang nicht nachhaltig auf sich aufmerksam machen. Immer wieder warfen den zentralen Mittelfeldspieler, der auch als Verteidiger agieren kann, Verletzungen zurück. Seit seinem Wechsel 2018 kam der 22-Jährige neun Mal für die Profis des FCA zum Einsatz. Zuletzt sollte der Ex-Münchner eigentlich verliehen werden, doch eine Corona-Infektion verhinderte den nächsten Karriereschritt.

RoGaz-Prognose: Entscheidend wird sein, was Götze selbst willl. Der FC Ausgburg würde ihm bei einem Wechselwunsch gewiss keine Steine in den Weg legen. Tendenz: Abschied im Sommer.

Eines der wenigen Highlights für Felix Götze im Augsburger Dress: Der Bruder von Weltmeister Mario trifft im September 2018 zum 1:1-Ausgleich gegen den FC Bayern. (Foto via imago)

André Hahn (Vertrag bis 2022, Marktwert: 1,8 Mio. Euro)

André Hahn schien in dieser Saison seinen zweiten Frühling zu erleben. Der 30-Jährige spielte sich mit starken Leistungen in die Startelf, wurde im Dezember dann aber durch eine Covid-Erkrankung ausgebremst. Wieder fit, knüpfte der einfache Nationalspieler nun direkt an seine guten Auftritte an und war zuletzt gegen Union an beiden Treffern beteiligt, bevor er gegen den BVB selbst traf.

Hahn steht insgesamt wenig für Spektakel, dafür aber umso mehr für Kampfgeist und Laufbereitsschaft. Der mannschaftsdienliche Außenspieler mag kein unumstrittener Stammspieler sein, ist aber gegen jeden Gegner eine Option für die Anfangsformation. Gerade solche Spieler braucht man.

RoGaz-Prognose: Der FC Augsburg verlängert noch einmal mit Hahn, wenn ihn die Verantwortlichen von der Rolle als Bindeglied zwischen Startelf und Joker überzeugen können.

André Hahn gehört zu den lauffreudigsten Spielern im Augsburger Kader und spult Spieltag für Spieltag mit die meisten Kilometer ab. Ein Prunkstück, das sich der FCA erhalten sollte. (Foto via imago)

Michael Gregoritsch (Vertrag bis 2022, Marktwert: 4,5 Mio. Euro)

Michael Gregoritsch erlebte nach seinem Wechsel aus Hamburg eine brillante Premierensaison in Rot-Grün-Weiß. 13 Tore und vier Vorlagen sorgten prompt für das Prädikat Königstransfer. In der Folgezeit ließ der zweifelsohne über fußballerisches Talent verfügende Offensivmann seine Klasse aber nur noch selten aufblitzen, bis jetzt kamen nur noch neun weitere Treffer hinzu.

2019 hatte Reuter die Chance, Gregoritsch zu verkaufen. Weil der als harter Verhandlungspartner bekannte Manager aber wohl zu viel Ablösesumme forderte, kam es nicht zu einem Wechsel nach Bremen. Anschließend haben der mehr oder minder erzwungene Leih-Wechsel zum FC Schalke sowie seine dürftige aktuelle Saison (ein Tor, zwei Vorlagen) Gregoritschs Standing in Augsburg nicht gerade verbessert.

RoGaz-Prognose: Den Moment der höchsten Ablösesumme hat der FC Augsburg verpasst. Weil Gregoritschs sportlicher Mehrwert (um den Klinsmann-Sprech zu verwenden) mittlerweile überschaubar ist, spricht wenig gegen einen Wechsel im Sommer – sofern denn die Ablösesumme stimmt.

Die Momente des Jubelns sind seltener geworden. Michael Gregoritsch erzielte in dieser Saison nur einen Treffer und ist immer seltener ein Kandidat für die Startelf. (Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Maurice Malone (Vertrag bis 2022, Marktwert: 500 Tsd. Euro)

Derzeit ist Maurice Malone an Drittligist SV Wehen verliehen. Beim Zweitligaabsteiger sorgt der Stürmer dabei für ordentlich Furore und steuerte in 17 Spielen bereits acht Tore und sechs Vorlagen bei. Im Sommer kehrt der 20-Jährige wieder nach Ausgburg zurück und will sich in der Bundesliga beweisen. Ob eine gute Saison in Wiesbaden für die Beletage reicht, bleibt vorerst abzuwarten.

Das Vertrauen in das Eigengewächs (seit 2008 im Verein) ist definitiv gegeben. Nicht ausgeschlossen scheint eine weitere Leihe – vielleicht zu einem Bundesligaaufsteiger wie bei Sergio Cordova. Dann müsste der FCA Malones Vertrag aber verlängern, denn Spieler mit nur noch einem Jahr Restvertrag können nicht mehr verliehen werden.

RoGaz-Prognose: Die Sommervorbereitung sowie die generelle Situation im Augsburger Angriff werden darüber entscheiden, ob Malone Chancen auf Einsatzzeiten hat. Kommen die Verantwortlichen zu dem Entschluss, dass dies nicht der Fall ist, kommt es zur Vertragsverlängerung sowie einer Leihe zu einem mittelstarken Verein. Ein endgültiger Abschied aus Augsburg ist unwahrscheinlich.

Maurice Malone zeigt aktuell, dass er eine ernstzunehmende Option für die Zukunft sein kann. Der Linksfuß könnte der nächste Ausgburger Bundesligadebütant aus dem eigenen Nachwuchs sein. (Foto via imago)

Florian Niederlechner (Vertrag bis 2022, Marktwert: 10 Mio. Euro)

Florian Niederlechner wechselte im Sommer 2019 hauptsächich wegen zwei Gründen nach Ausgburg. Der Familienmensch wollte näher an seine oberbayerische Heimat heranrücken – und obendrein seine Einsatzzeiten in der Bundesliga erhöhen. Beides ist dem früheren Freiburger gelungen.

In Augsburg kommt Niederlechner regelmäßig zum Zug und ist gewissermaßen Stürmer Nummer Eins. Der gebürtige Ebersberger genießt auch in sportlich schlechteren Zeiten wie jüngst während seiner 997 Minuten andauernden Torflaute das Vertrauen und wird vom Team geschätzt. Aktuell gibt es wenige Gründe, die gegen eine Zusammearbeit über 2022 hinaus sprechen.

RoGaz-Prognose: Der FC Augsburg setzt auch in Zukunft die Dienste des Topstürmers der abgelaufenen Saison. Weil Niederlechner den FCA sehr schätzt, sollten die Verhandlungen nicht allzu schwierig werden.

Lang ersehnter Torschrei: Florian Niederlechner jubelt über das 1:0 gegen Union Berlin. Wie viele Treffer steuert der Angreifer in seiner Karriere noch für den FC Augsburg bei? (Foto via imago)

Alfred Finnbogason (Vertrag bis 2022, Marktwert: 2,5 Mio. Euro)

Alfred Finnbogason war vor seinem Engagement in Augsburg ein regelrechter Wandervogel. Der Isländer kickte bereits in Belgien, Schweden, den Niederlanden, Spanien und Griechenland. Seit Januar 2016 ist er in Augsburg zu Hause, wo auch seine beiden Kinder zur Welt kamen. In der Fuggerstadt fühlt sich der 31-Jährige pudelwohl, was etwa daran deutlich wird, dass er sich noch während der Weltmeisterschaft 2018 zum FCA bekannte.

Wie die Situation in einem Jahr aussieht, ist allerdings unklar. Finnbogason steht womöglich vor der letzten Möglichkeit auf einen großen Vertrag. Dass er diesen nicht längst schon unterschrieben hat, liegt paradoxerweise am gleichzeitig größten Vor- und Nachteil für den FC Augsburg: seiner Verletzungsanfälligkeit.

Denn wäre Finnbogason in der Vergangenheit längere Zeit verletzungsfrei geblieben, würde er jetzt wohl nicht mehr in Augsburg spielen. Der Isländer ist eigentlich ein Europa-League-Stürmer. Mindestens. Das ist aber nunmal nicht der Fall und somit ist Finnbogasons Wert für die Mannschaft in den letzten Monaten gesunken. Was also will der FC Augsburg? Ein letztes Mal eine Ablösesumme für den 31-Jährigen kassieren oder ihn weiter an den Verein binden? Finnbogasons Zukunft entscheidet sich wohl im Sommer.

RoGaz-Prognose: Eine Sturmspitze mit Niederlechner und Finnbogason kann sich eigentlich mehr als sehen lassen. In Anbetracht der Situation um Sergio Cordova und Maurice Malone könnte sich der FCA bei einem passenden Angebot aber wohl dennoch für einen Verkauf entscheiden. Wir finden allerdings, dass mit dem Publikumsliebling zwingend verlängert werden sollte, wenn sich die Chance dazu bietet und hoffen darauf, dass Finnbogason selbst in der Rückrunde Argumente für einen Verbleib liefert. Ausgang völlig offen.

Was hat Heiko Herrlich noch vor mit Alfred Finnbogason? Die Entscheidung über seine Zukunft hängt auch vom Wohlbefinden des Coaches ab. (Foto via imago)

Fazit

Stefan Reuter steht vor einem anstrengendem Transfer-Sommer. Aufgrund der Vielzahl an Spielern, deren Arbeitspapier im Jahr 2020 ausläuft, werden die Weichen für die Zukunft schon in wenigen Monaten gestellt. Im Einzelfall gilt es dann abzuwägen: letzte Chance auf einen Verkauf mit Ablösesumme oder langfristige Verängerung? Dass die Beantwortung dieser Frage elementar sein kann, zeigt derzeit das Beispiel Rani Khedira.

FCA-Profis auf Reisen: Die Sorge spielt mit

Das nächste Pflichtspiel des FC Augsburg findet erst am Samstag in einer Woche statt. Dann gastiert Rot-Grün-Weiß bei Borussia Mönchengladbach. Dazwischen steht ein Test gegen den Karlsruher SC (12.11.) und einmal mehr einige Länderspiele auf dem Programm, auf die niemand so recht Lust zu haben scheint. Angesichts des aktuellen Pandemiegeschehens sowie des oft überschaubaren sportlichen Werts bleibt die Frage nach dem Sinn. Mehrere FCA-Profis sind in den kommenden Tagen mit ihren Nationalmannschaften im Einsatz. Zwei Spieler dürfen sich dabei auf ihr Debüt freuen. Ein Überblick.

Haller, Biesinger, Hahn – Uduokhai?

Felix Uduokhai ist am Freitag das erste Mal für die deutsche A-Nationalmannschaft nominiert worden. Der 23-Jährige hat sich die Berufung redlich verdient. In Fußball-Deutschland gibt es zwar etliche Stimmen, die lieber einen Mats Hummels oder Jerome Boateng statt Uduokhai oder auch Niklas Stark und Robin Koch in der Innenverteidigung gesehen hätten, doch der Zug für die beiden Weltmeister scheint abgefahren. Bundestrainer Jogi Löw will auf andere, jüngere Spieler setzen.

Also bekommt der beste Zweikämpfer der abgelaufenen FCA-Saison, der auch in dieser Spielzeit überzeugt, die Chance auf seine ersten Minuten im DFB-Dress und die Schwaben womöglich ihren vierten Nationalspieler. Nach Helmut Haller, Ulrich Biesinger und André Hahn. Uduokhais Chancen auf Einsatzminuten sind wohl am größten, wenn es im Testspiel gegen Tschechien (11.11.) geht. Darüber hinaus spielt Deutschland in der Nationas League gegen die Ukraine (14.11.) und Spanien (17.11.). Ebenfalls mit dabei ist auch Philipp Max. Endlich. Der Zeitpunkt der Nominierung untermauert klar und deutlich, dass sich Löw eigentlich nicht für Spieler des FC Augsburg interessiert. Umso schöner, dass es nun für Uduokhai geklappt hat.

Vergangene Saison noch gemeinsam für den FCA auf dem Platz – und bald auch in der Nationalmannschaft. Felix Uduokhai und Philipp Max hoffen auf ihr Debüt. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Am Mittwoch könnte es unter Umständen auch zu einem internen FCA-Duell kommen. Denn Tomas Koubek ist für die tschechische Auswahl nachnominiert worden. Realistische Einsatzchancen hat der Keeper jedoch nicht. Der zehnfache Nationalspieler ist im Team der Tschechen nur Torwart Nummer vier. Gegen Deutschland wird wohl Bremens Jiri Pavlenka oder Sevillas Tomas Vaclik zwischen den Pfosten stehen. Selbiges gilt für die Nations-League-Duelle gegen Israel (15.11) und die Slowakei (18.11).

Gumny vor A-Nationalmannschaftsdebüt

Wie Uduokhai träumt unterdessen auch Robert Gumny von seinem ersten Einsatz im Trikot der A-Nationalmannschaft. Der polnische Rechtsverteidiger könnte im Testspiel gegen die Ukraine (11.11.) zum Einsatz kommen. Zudem steht der Neuzugang aus Posen im polnischen Junioren-Aufgebot für das U21-EM-Quali-Spiel gegen Lettland (17.11).

Gegen Hertha BSC feierte Robert Gumny sein Startelfdebüt für Rot-Grün-Weiß. Jetzt will er auch in der polnischen Nationalelf Einsatzminuten sammeln. (Photo by Stefan Puchner – Pool/Getty Images)

Ruben Vargas ist mit der Schweizer Auswahl im Einsatz. Der quirlige Flügelspieler startet mit einem Freundschaftsspiel in Belgien (11.11) in die Länderspielpause und bestreitet zwei Partien in der Nations League gegen Spanien (14.11.) und die Ukraine (17.11).

Ebenso drei Mal im Einsatz sein könnte Michael Gregoritsch. Der Österreicher reist zu einem Freundschaftsspiel nach Luxemburg (11.11) und ist bei den zwei Partien in der Nations League gegen Nordirland (15.11) und Norwegen (18. 11.) mit dabei.

Die vergangene Länderspielpause verlief für Michael Gregoritsch mehr als positiv. Gegen Griechenland und Nordirland gelangen dem Offensivmann ein Tor und eine Vorlage. (Photo by Charles McQuillan/Getty Images)

Áfram Ísland – Mach es, Alfred!

Während die bisher genannten Spiele von sportlich überschaubarem Wert sind, wird es für Alfred Finnbogason und Island richtig ernst. Der Inselstaat kämpft um eines der letzten verbliebenen Tickets für die Europameisterschaft 2021. Nach dem 2:1-Sieg im Playoff-Halbfinale gegen Rumänien wartet im Finale Ungarn. Setzt sich Island durch, ist die erneute Qualifikation für die EM in trockenen Tüchern. Dann träfen Finnbogason & Co. in Gruppe F auf Deutschland, Portugal und Frankreich. Zudem stehen zwei Partien in der Nations League in Dänemark (15.11.) und England (18.11.) auf dem Spielplan. Damit es etwas mit der dritten Teilnahme an einem großen Turnier in Serie wird, bereiten sich die Isländer übrigens in Augsburg vor.

Ab in den Süden – Gruezo in der WM-Quali im Einsatz

Während die bisher genannten Spiele alle in Europa stattfinden, steht Carlos Gruezo vor kräftezehrenden Reisen nach Südamerika. Der ecuadorianische Nationalspieler ist in zwei WM-Qualifikationsspielen im Einsatz. Zunächst ist „La Tri“ im hoch gelegenen La Paz gegen Bolivien gefordert (12.11.). Mehr als 10.000 Kilometer von Augsburg entfernt. Dann steht noch ein Heimspiel gegen Kolumbien auf dem Programm (17.11.).

Übrigens sind auch zwei Leihspieler des FC Augsburg mit ihren Juniorenmannschaften unterwegs. Für den bei Fortuna Düsseldorf geparkten Kevin Danso geht es in der U21-EM-Quali mit Österreich gegen die Türkei (13.11.) und Andorra (17.11). Neuzugang Frederik Winther, der direkt nach seiner Verpflichtung im Sommer an seinen Verein Lynby BK zurückverliehen wurde, ist erstmals für die dänische U21-Auswahl nominiert worden und könnte im EM-Qualispiel in Rumänien zum Einsatz kommen (17.11.). Fredrik Jensen wurde wegen einer Sprunggelenksverletzung übrigens nicht für die finnische Auswahl nominiert.

Auch um seine Chancen auf die anstehende EM zu wahren, ließ sich Kevin Danso im Sommer nach Düsseldorf verleihen. Dort läuft es sportlich gesehen suboptimal: Maue Punktausbeute und persönliche Patzer. In der österreichischen A-Nationalmannschaft hat der Innenverteidiger momentan keine Chance, darf aber zumindest bei den Junioren ran. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Länderspielreisen während Corona: Sinnvoll?

Nun sind die aufgelisteten Spiele mit Ausnahme Islands und Ecuadors sportlich gesehen ziemlich irrelevant. In Zeiten der Corona-Pandemie bedeuten sie obendrein auch noch ein Risiko für den Verein. Dabei geht es nicht nur um die hohe Belastung sowie Verletzungen, wie jüngst von Finnbogason, sondern auch um die Gesundheit. Während sie bei ihren Nationalmannschaften weilten, wurden im Oktober etwa BVB-Profi Manuel Akanji (Schweiz), die beiden Hoffenheimer Andrej Kramaric (Kroatien) und Kasim Adams (Ghana) sowie Herthas Mattéo Guendouzi (Frankreich U21) positiv auf Covid-19 getestet. Das Unverständnis ist bei einigen Vereinen daher groß, wenn ihre Spieler in Risikogebiete reisen.

Die Abstellungspflicht der Bundesligisten ist von der FIFA aktuell ausgesetzt. Geht es in ein Risikogebiet, haben die Vereine das letzte Wort. Werder Bremen entschied sich daher dazu, ihre Nationalspieler bis auf Jiri Pavlenka und Jean-Manuel Mbom nicht freizugeben. Eine Verordnung der Bremer Gesundheitsbehörde schreibt vor, dass sich Spieler, die aus internationalen Corona-Risikogebieten in die Hansestadt zurückkehren, in eine fünftägige häusliche Quarantäne zu begeben haben. Für Werder würde das bedeuten, dass die entsprechenden Akteure unter Umständen in der Bundesliga fehlen. Ähnlich agiert Arminia Bielefeld, wo vier Profis nicht für die Länderspiele freigestellt werden. Venezuelas FCA-Leihgabe Sergio Cordova wurden die Spiele gegen Brasilien und Chile beispielsweise verweigert. Wie sieht die Situation in Augsburg aus?

Wäre eigentlich in der WM-Qualifikation im Einsatz gewesen, bleibt stattdessen aber in Bielefeld: Sergio Cordova, seit 2017 in Augsburg und aktuell nach Ostwestfalen verliehen. (Photo by Thomas F. Starke/Getty Images)

FCA-Profis in Risikogebieten aktiv: Quarantänepflicht entfällt

Bolivien, Dänemark, Ecuador, England, Luxemburg, Österreich, Schweiz, Tschechien, Ungarn – all diese Länder werden vom Robert-Koch-Institut als Risikogebiet eingestuft. Vonseiten des Augsburger Gesundheitsamtes heißt es eigentlich: „Wer sich in einem Risikogebiet aufgehalten hat, muss sich in häusliche Quarantäne begeben und das für den Wohnort zuständige Gesundheitsamt kontaktieren.“ Die Dauer der Quarantäne kann nach der neuesten Verordnung des Bundes bis zu zehn Tage betragen. Ein Corona-Test darf frühestens am fünften Tag nach der Einreise durchgeführt werden, sodass die Quarantäne verkürzt wird. Strenge Regeln, die das Gastspiel des FC Augsburg in Mönchengladbach entscheidend gefährden können? Oder ist der FCA von dieser Regel ausgenommen?

Auf Anfrage der Rosenau Gazette verweist ein Sprecher des Augsburger Umweltreferats auf eine Sonderregelung, nachzulesen in der etwas sperrig formulierten „Verordnung über Quarantänemaßnahmen für Einreisende zur Bekämpfung des Coronavirus“ des Freistaats Bayern. Dort heißt es in §2 Absatz 3 Satz 2 Nummer 5 zu etwaigen Ausnahmen: Personen, „die zur Vorbereitung, Teilnahme, Durchführung und Nachbereitung internationaler Sportveranstaltungen durch das jeweilige Organisationskomitee akkreditiert werden oder von einem Bundessportfachverband (wie beispielsweise dem DFB, d. Red.) zur Teilnahme an Trainings- und Lehrgangsmaßnahmen eingeladen sind“, sind von der Quarantäneverordnung ausgenommen.

Das Spiel des FCA in Gladbach ist also nicht gefährdet. Weil bei Länderspielen aber irgendwie immer Bedenken einer Verletzung und mittlerweile auch einer Corona-Infektion mitschwingen, darf man nur hoffen, dass alle Profis unversehrt in die Fuggerstadt zurückkehren. Wenn sie das mit einem Erfolgserlebnis wie dem ersten A-Länderspiel oder der geglückten EM-Quali tun, umso besser.

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