Der FC Augsburg bastelte in der Winterpause am Kader für die Rückrunde. So wechseln gleich vier Juniorennationalspieler nach Schwaben. Arne Engels (19, Belgien), Kelvin Yeboah (22, Italien) sowie David Colina (22) und Dion Beljo (20, beide Kroatien). Außerdem kommt Irvin Cardona (25). Dass der nicht unbedingt für Wintertransfers bekannte FCA gleich fünf Spieler in der Bundesligapause verpflichtet, überrascht. Dass es dann auch noch vier Talente sind, erstaunt umso mehr. Ändert der FC Augsburg gerade seine Transferstrategie?
Bisher galt: Alt und erfahren
In der Vergangenheit war für Sportdirektor Stefan Reuter bei Transfers vor allem ein Kriterium wichtig: Erfahrung. Julian Baumgartlinger (34), Rafal Gikiewicz (32), Daniel Caligiuri (32), Tobias Strobl (30), Stephan Lichtsteiner (35), Marek Suchy (31), Piotr Trochowski (31) oder Halil Altintop (30) waren alle älter als 30 Jahre alt als sie in die Fuggerstadt wechselten.
Setzte der FCA auf jüngere Spieler, waren es meist Mitzwanziger. In der Regel mit Erstligaerfahrung. Allein in der letzten Transferperiode etwa Ermedin Demirovic, Arne Maier oder Elvis Rehxbecaj. Zuvor Felix Uduokhai, Florian Niederlechner, Michael Gregoritsch, Martin Hinteregger oder Jonathan Schmid. Reuters Muster war vorhersehbar. Ein Bundesligaprofi, der seine Qualitäten bereits gezeigt hat, aktuell bei seinem Klub aber nicht so recht klar kommt.
Ein ähnliches Kalkül verfolgt man bei Cardona. Der 25-jährige Franzose spielte bei seinem Ex-Verein Brest zuletzt keine große Rolle: Nur ein Startelfeinsatz in der Hinrunde, letztes Tor im April. Im Laufe seiner Karriere hatte er jedoch auch bessere Phasen. Insgesamt bringt er es in 106 Spielen für Brest auf 19 Tore und 7 Vorlagen. Zum Vergleich: Florian Niederlechner erzielte in 107 Spielen für den FCA 30 Tore und 21 Vorlagen. Cardona soll das FCA-Spiel variabler machen.
Cardonas Debüt für den FCA verlief kurios. Der Neuzugang aus Brest kam früh für den verletzten Ruben Vargas, musste dann jedoch selbst verletzungsbedingt ausgewechselt werden. (Photo by Lars Baron/Getty Images)
Neue Devise: Jung und unbekannt?
In der Regel funktionierten diese beiden Strategien, die auch der finanziellen Situation und dem Gebot des soliden Wirtschaftens geschuldet waren. Ältere oder unzufriedene Spieler kosten kein Vermögen. Für Cardona zahlte man dem Vernehmen nach 500.000 Euro Ablöse.
Nun die offenbare Kehrtwende. Junge Talente, die zuvor kaum ein Fan kannte. Von Vereinen wie NK Osijek oder der Jugendakademie des FC Brügge.
Die Neuzugänge müssen sich daher erst beweisen. Es ist positiv, dass sie kein allzu großes Preisschild mitschleppen müssen. Yeboah kommt inklusive Kaufoption per Leihe. Für Engels zahlte man quasi nichts, für Colina einen mittleren sechsstelligen Betrag. Beljo soll 3 Millionen Euro gekostet haben. Ein guter Deal bei einem Marktwert von 6,5 Millionen Euro laut transfermarkt.de.
Sofort mittendrin: Arne Engels (27) und Dion Beljo (7) durften gegen Dortmund in der Startelf ran – und zahlten das Vertrauen mit Vorlagen zurück. (Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)
Die neue Strategie macht Lust
So oder so ist das bisher aber eine (unerwartet) gute Transferperiode. Schlagen die Neuzugänge ein, kann dem mitunter in der Kritik stehenden Manager Stefan Reuter nur gratuliert werden. Falls nicht, ist es – anders als beim Milliontransfer Ricardo Pepi – gleichzeitig kein Drama.
Die ersten Eindrücke sind positiv. Im Dortmund-Spiel spielten die Neuzugänge eine prägende Rolle. Engels, Beljo und Yeboah leiteten die Treffer ein, Colina traf gar wenige Sekunden nach seiner Einwechslung. Anschließend lief er an die Augsburger Bank und umarmte Trainer Enrico Maaßen.
Bei den Transfers soll der Coach, so hört man, eine tragende Rolle gespielt haben. Maaßen gilt als Förderer von Talenten und könnte mit dafür verantwortlich sein, dass der FCA seine alte Transferstrategie überdenkt. Dass gleich vier Talente verpflichtet werden, spricht daher auch dafür, dass der Verein langfristig mit seinem aktuellen Trainer plant. Reuter traut dem 38-Jährigen zu, etwas in Augsburg aufzubauen. Ein gutes Zeichen, das Lust auf Mehr macht.
Beliebte Webseiten und (Online-)Magazine bringen des Öfteren Formate wie “Stadtauswahlen” oder “Regionalauswahlen” heraus. Mittendrin sind dort Spieler, die aus der Region stammen oder eine längere Zeit (z.B. seit der Kindheit) dort verbracht haben. Da stellt sich mir doch direkt die Frage: Wie sähe die aktive Auswahl bayerisch Schwabens aus? Dies hat bis dato keine*r näher betrachtet. Unsere schöne Region steht wie so oft im Windschatten des “großen Nachbarn” aus München. Aber ich finde, unsere Auswahl kann sich sehen lassen. Seht selbst:
Torwarttrio
Im Tor stünde dann vermutlich ein gebürtiger Augsburger: Ioannis Gelios. Der 30jährige Deutsch-Grieche steht heute bei Bandırmaspor in der Türkei unter Vertrag, zuvor unter anderem bei Hansa Rostock und Holstein Kiel. Als dritter Torhüter war Gelios beim FCA oftmals Teil des Bundesligakaders, gespielt hat er jedoch nur für die “Zwote” (111 Einsätze). Gelios absolvierte für Holstein Kiel 63 Zweiligaspiele sowie für Hansa Rostock 37 Drittligapartien im Tor.
Als Ersatz steht mit dem gebürtigen Augsburger Kevin Malone (19), zuletzt bei den A-Junioren des 1. FC Nürnberg unter Vertrag, bereit. Kevin Malone, jüngerer Bruder von Maurice Malone, spielte zuvor in der Jugend des FC Augsburg. Aktuell ist er – seit Sommer 2022 bereits – ohne festen Verein.
Abgerundet wird die Zunft der Torhüter durch Raif Husic (26): Der gebürtige Zusmarshauser (Lkr. Augsburg) spielt seit 2019 in seiner Heimat beim TSV Zusmarshausen in der Bezirksliga. Husic galt einst als großes Torwart-Talent, wechselte nach zwei Jahren in der Augsburger Jugend zum FC Bayern. Dort spielte er sowohl in der U17 als auch in der U19. Zudem durfte er acht Einsätze für die Zwote des FCB in der Regionalliga bestreiten. In der Saison 2013/14 saß Husic an mehreren Spieltagen auf der Ersatzbank der Profis des FC Bayern, da Neuer und Starke zum damaligen Zeitpunkt verletzt waren. Für rund 100.000 € wechselte er sodann zum SV Werder Bremen, dort kam er jedoch nur in der Regionalliga Nord zum Einsatz, sodass er 2016 zum Drittligisten VfR Aalen wechselte. Seine letzte Station war der damalige Regionalligist Wacker Burghausen. Aufgrund nicht genügender Trainingsleistung wurde der Vertrag jedoch im selbigen Wechselfenster noch aufgelöst.
Ioannis Gelios wäre in der Augsburger Regionalelf die erste Wahl im Tor. (Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)
Abwehrverbund
Vor Gelios im Abwehrverbund spielt eine Viererkette, angeführt von Raphael Framberger (27, derzeit verliehen an den SV Sandhausen) auf dem rechten defensiven und Simon Asta (21, Greuther Fürth) auf dem linken Flügel. Asta hat sich mittlerweile beim Zweitligisten aus Fürth durchgesetzt und spielt dort überwiegend als rechter Verteidiger. Der ebenso wie Asta gebürtige Augsburger Raphael Framberger, dessen Bruder Daniel schon einst beim FCA kickte, wurde zuletzt für eine Halbrunde an den Zweitligisten SV Sandhausen verliehen.
Die Innenverteidigung bilden Jozo Stanic (23) und Marco Thiede (30). Stanic ist in Augsburg geboren und steht beim FCA unter Vertrag, derzeit aber an den kroatischen Club NK Varazdin verliehen. Marco Thiede spielt eigentlich als rechter Verteidiger beim Karlsruher SC in der zweiten Bundesliga. Der gebürtige Augsburger hat zwischen 2004 und 2011 beim FCA im Nachwuchs gekickt, entstammt aber ursprünglich der Jugend des SSV Dillingen. Zudem durchlief Thiede die U17 und U19-Auswahlen des FCA, stand darüber hinaus 37 Mal für den FCAII auf dem Platz und sogar einmal für die Profis im DFB Pokal. Am 25.10.2011 durfte Thiede stolze 84 Minuten als Rechtsaußen gegen RB Leipzig agieren.
Als Ergänzungsspieler steht der gebürtige Augsburger Arif Ekin (27) vom TSV Rain bereit, der in der Regionalliga Bayern als Linksverteidiger aufläuft. In der Innenverteidigung können Oliver Merkel (31) vom Regionalligisten Bischofswerdaer FV 08 und Maik Uhde (28) vom TSV Schwabmünchen als Ersatz fungieren. Uhde wurde in Schwabmünchen geboren und schnürte die Fußballstiefel zwischen 2007 und 2016 für den FC Augsburg. Merkel indes spielte nie für einen Augsburger Club, sondern stammt aus der Jugend von Dynamo Dresden.
Marco Thiede ist eine ernsthafte Option in der Abwehr dieser Elf. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)
Offensive Flügel
Im Mittelfeld bieten sich mehr Alternativen als in der Defensive. Auf Linksaußen fällt die Wahl auf den gebürtigen Münchner Lasse Günther (19), der jedoch schon länger in Augsburg wohnhaft ist und dort in der Jugend ausgebildet wurde. Aktuell ist Günther an den Zweitligisten Jahn Regensburg verliehen, wird aber zum Sommer 2023 wieder in der der Fuggerstadt erwartet. Sein Ersatz auf dem linken Flügel ist der Altöttinger Bastian Kurz (30), der beim Bayernligisten Schwaben Augsburg kickt. Zwischen 2013 und 2017 spielte Kurz beim FCA in der Jugend und in der zweiten Mannschaft.
Auf dem rechten Flügel findet sich der gebürtige Ulmer Erik Thommy (28) wieder. Fußballerisch aufgewachsen ist der Mittelspieler in Kleinbeuren (Landkreis Günzburg) beim hiesigen SV Kleinbeuren. 2010 wechselte Thommy in die Jugendabteilung des FCA und schaffte 2014 sogar den Sprung in den Profikader. Aktuell spielt er bei Sporting Kansas City in der amerikanischen MLS. Sein Backup ist Manuel Feil (28), geboren in Augsburg und derzeit beim SV Elversberg in der dritten Liga tätig. Beim FCA spielte er nie, dafür u.a. beim TSV Gersthofen in der Jugend. Der Günzburger Dennis Chessa (30) spielt derzeit als rechter Mittelfeldspieler beim SSV Ulm in der Regionalliga, bei einem Augsburger Club war er indes nie zugegen.
Manuel Feil ist doch wohl ein klasse Backup auf den Flügeln. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)
Defensives und offensives Mittelfeld
Im zentralen Mittelfeld führt kein Weg an Florian Neuhaus (25, Borussia Mönchngladbach) vorbei. Der gebürtige Landsberger ist aktueller deutscher Nationalspieler und entstammt der Jugend des VfL Kaufering. Eine Option zu Neuhaus, ggf. etwas defensiver ausgerichtet, spielt der aus dem schwäbischen Rögling (Lkr. Donau-Ries) stammende Marco Schuster (27). Schuster spielt derzeit in der zweiten Liga für den SC Paderborn. Zwischen 2010 und 2017 spielte er für den FCA, u.a in der zweiten Mannschaft.
Marco Schuster hat sich beim SC Paderborn einen Namen gemacht und ist daher eine hochwertige Alternative in dieser Auswahl. (Photo by Martin Rose/Getty Images)
Ein möglicher Ersatz ist im defensiven Mittefeld der gebürtige Dachauer Tim Rieder. Rieder (29) ist derzeit beim TSV 1860 München unter Vertrag und spielte zwischen 2010 und 2020 beim FCA. Dort gehörte er auch zeitweise dem Profikader an. Eine weitere Alternative zu Neuhaus und Co. ist der gebürtige Augsburger Felix Schwarzholz (23), der überwiegend im defensiven Mittelfeld spielt und dies heute für den 1. FC Schweinfurt in der Regionalliga Bayern. Zudem steht der gebürtige Dachauer Tim Civeja (22) noch als Option zur Verfügung: Der derzeit an die Schanzer in die dritte Liga ausgeliehene Mittelfeldspieler kann diese Position sowohl defensiv als auch offensiv bekleiden. Sein Vertrag beim FCA läuft noch bis 30.06.2024 .
Im offensiven Mittelfeld spielt ein echter Weltmeister: Mario Götze, geboren 1992 in Memmingen im Allgäu. Derzeit kickt der 30 Jahre alte Mittelfeldspieler bei Eintracht Frankfurt. Mit dem gebürtigen Friedberger Lukas Petkov (22) schafft es ein aktueller Spieler des FCA-Profikaders in diese Auswahl. Der polyvalente Mittelfeldspieler kann sowohl zentral als auch auf den offensiven Flügeln spielen.
Eine weitere Option ist hier der gebürtige Neu-Ulmer Romario Rösch, der derzeit in der Heimat für den SSV Ulm aufläuft. Zwischen 2013 und 2019 spielte Rösch für diverse Mannschaften des FCA. Zuletzt sei als an dieser Stelle der gebürtige Augsburger Gabriel Vidovic (19) als vielversprechende Option genannt, der aus der Augsburger Jugend stammt und derzeit beim FC Bayern unter Vertrag steht. In dieser Saison wurde er leihweise zu Vitesse Arnheim transferiert.
Ein Weltmeister in der Augsburger Regionalelf: Mario Götze ist wohl der klangvollste Name der Auswahl. (Photo by Ina Fassbender / AFP) (Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)
Sturm
Im Sturm spielen zwei richtige Granaten: Der Marktoberdorfer (Lkr. Ostallgäu) Kevin Volland (30) und der gebürtige Friedberger Marco Richter (25). Während Volland seine Jugendjahre überwiegend beim TSV 1860 München verbrachte, erlernte Richter das Fußballspielen in der Akademie des deutschen Rekordmeisters. Aber noch zu Jugendzeiten wechselte er in seine schwäbische Heimat in den Nachwuchs des FCA. Dort konnte er sich durchsetzen und schaffte sogar den Sprung in den Profikader. Dort erspielte er sich auf dem offensiven Flügel einen Stammplatz, bevor er 2021 zu Hertha BSC Berlin wechselte.
Als Backup Stürmer fungiert Christoph Daferner (24) aus Pöttmes (Lkr. Aichach-Friedberg). Der Mittelstürmer stammt aus der Jugend des TSV Pöttmes und verweilte zwischen 2012 und 2014 beim FCA. Nach Stationen beim SC Freiburg, Erzgebirge Aue und Dynamo Dresden spielt er heute beim 1. FC Nürnberg in der zweiten Liga. In der Saison 2022/23 gelangen ihm in 17 Einsätzen drei Tore.
Neben Daferner könnte Jonas Greppmeier (23) vom TSV Rain in einer zweiten Elf auflaufen. Der gebürtige Friedberger spielte zwischen 2014 und 2019 für den FCA. Zu guter letzt sei an dieser Stelle der gebürtige Augsburger Maurice Malone (22) genannt. Er steht derzeit beim FCA unter Vertrag, ist aber an den österreichischen Erstligisten Wolfsberger AC ausgeliehen.
Daferner ist definitiv ein super Sturmbackup für die Regionalelf. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)
Trainer
Für die Auswahl(en) stehen der gebürtige Augsburger Armin Veh zur Verfügung, der derzeit ohne Anstellung im Fußballgeschäft ist. Der Name Veh wird immer eng mit dem FCA verknüpft sein. Veh spielte einst selbst aktiv beim FCA und übernahm anschließend zweimal die Rolle des Trainers bei den Augsburgern. Schon fast überheblich klingt, dass die B-Auswahl von Julian Nagelsmann, geboren in Landsberg am Lech, gecoacht wird. Im echten Leben ist dieser seit 2021 Trainer beim FC Bayern München. Seine ersten Gehversuche im Fußballgeschäft (genauer gesagt als Scout und Co-Trainer) tätigte Nagelsmann in den 2000er Jahren beim FCA. Dort war er auch selbst als Fußballspieler aktiv (1999-2002 sowie 2007-2008), musste jedoch verletzungsbedingt früh seine Karriere beenden. Oder soll doch lieber der derzeit beschäftigungslose Thomas Tuchel, gebürtiger Krumbacher (Lkr. Günzburg), die B-Elf coachen? Der heute 49jährige stand selbst einst als Libero für die Augsburger Jugend auf dem Platz und coachte den FCA zwischen 2005 und 2008 gleich selbst. Zeit hätte der Weltklasse-Coach jedenfalls nun reichlich.
Fazit an dieser Stelle: Die Qual der Wahl auf dem Trainerposten!
Thomas Tuchel, erhöre uns und coache diese fiktive Elf bitte 😉 (Photo by DENIS LOVROVIC / AFP) (Photo by DENIS LOVROVIC/AFP via Getty Images)
Eure Meinung?!
Aber was ist das bitte für eine coole Auswahl mit einer richtigen Trainerelite an der Spitze!? Schade, dass es vermutlich nie eine bayerisch-schwäbische Elf dieser Art geben wird. Das hätten wir doch gerne mal auf dem Platz gesehen. Und einen Thomas Tuchel am Seitenrand in bayerisch Schwaben. Nun seid aber ihr gefragt: Wie sieht eure aktive bayerisch-schwäbische Traumelf aus den obengenannten Spielern aus? Fällt euch sonst noch jemand ein, den wir nicht auf dem Schirm hatten? Wer schafft es in eure Aufstellung? Wer ist euer favorisierter Trainer? Schreibt es sehr gerne in die Kommentare.
Hinweis: Dies ist eine Auswahl aus aktiven Spielern, daher wurden Ehemalige wie Haller, Biesinger und Co. nicht berücksichtigt. Aber das schreit doch nach einem weiteren Artikel zu einer Legenden-Elf, oder? 🙂
Zum neuen Jahr ist man ja schnell dabei mit den Vorsätzen. Wie könnte das neue Jahr besser werden als das Alte und warum ist das überhaupt notwendig? Auch der FC Augsburg startete gerade schon frisch im Trainingslager in Spanien in das Jahr 2023. Bevor ich den Blick Richtung 2023 richten mag, will ich 2022 einmal abschließen. Was bleibt vom FCA aus diesem Jahr hängen?
Pepi und andere Abgänge
Für den FCA ist das Jahr 2022 mit gemischten Gefühlen zu Ende gegangen. Einerseits begann das Jahr mit einem Coup. Der FCA verpflichtete Sensations- und Wahnsinnstransfer Ricardo Pepi, der dann bis in den August beim FCA nicht heimisch wurde und den FCA auch während seiner Leihe nach Groningen nachrichtlich begleitete. So waren im Herbst und gerade wieder Gerüchte zu lesen, dass er den FCA im Sommer sicher verlassen würde. Kurz vor Weihnachten tauchten dann weitere Spekulationen auf, dass der FCA zwar keinen engen Kontakt halten würde, aber dennoch bei weiter voranschreitender sportlicher Entwicklung einer Rückkehr und zweiten Chance im Sommer positiv gegenüber stehen würde. Ob diese Geschichte in 2023 endet? Diese Hoffnung kann man getrost vergessen. Ricardo Pepi ist die größte “Was wäre, wenn…”-Saga, selbst wenn er den FCA in 2023 dauerhaft verlassen sollte.
Dauerhaft verlassen hat im Sommer Markus Weinzierl den FCA. Als Präsident ausgestiegen war kurz vorher auch Klaus Hofmann. Beiden wird in der Stadt momentan nicht nachgeweint. Klaus Hofmann ist weiterhin Investor des FC Augsburg. Über seine weiteren Pläne in Hinblick auf den Verein ist nichts bekannt. Weinzierl ist nun beim Glubb aktiv und will dort wieder attraktiv werden für die erste Liga. Aber von Klaus Hofmann werden wir mit Sicherheit nochmal hören. Wenn es in 2023 noch nicht so weit ist, dann kann ich das gut verschmerzen.
Ricardo Pepi am Ball für den FCA.. Kommt es zu einer Wiedervereinigung in 2023? (Photo by Daniel Kopatsch/Getty Images)
Alles neu macht der August
Seit diesen Abschieden gibt sich der FCA runderneuert. Derweil die Verantwortlichen, die mit Klaus Hofmann eng abgestimmt gearbeitet haben, weiterhin die Geschehnisse des Clubs lenken. Fragwürdige Transfers (15 Mio. für einen US Youngster) als auch Vorgehensweisen (“Wir sprechen nach der Saison”) haben sie mitgetragen. Für eine offenere Kommunikation wurde später geworben. Am ersten Heimspieltag hat man der organisierten Fanszene trotzdem erstmal mitgeteilt, dass Choreografien vom Club freizugeben sind.
Sportlich kam mit Enno Maaßen nach einer gefühlten Ewigkeit ein neuer Cheftrainer. Dieser konnte nach einigen Abgängen mit Maxi Bauer, Elvis Rexhbecaj, Ermedin Demirovic und Mergim Berisha Neuzugänge begrüßen, die in der Hinrunde gleich richtig einschlugen. Andere liebgewonnene Spieler wie Michael Gregoritsch, Alfred Finnbogason und Jan Moravek verließen den Verein dahingegen. Berechtigterweise kann von einem Umbruch gesprochen werden. Enno Maaßen gewann mit seinem Team gegen Leverkusen (zum ersten Mal in der Augsburger Bundesligageschichte) und gegen den FC Bayern (mal wieder). In einigen Spielen reichte es hinten raus nicht mehr ganz. Trotzdem steht man sportlich okay da.
Tightes Sneakergame und klare sportliche Vorstellungen: Mit Enno Maaßen landete der FCA einen Treffer auf der Trainerpositionen für den sportlichen Neuanfang. (Photo by Leonhard Simon/Getty Images)
Der Alt-Herren-Club beim sportlichen Aufschwung
Der sportliche Aufschwung fiel dabei zufällig zusammen mit der Neubesetzung des Präsidentenpostens durch Max Krapf. Der Augsburger Fußballwirt mit eigener Historie als Geschäftsführer beim FCA öffnete erst einmal die Kommunikationskanäle in alle Richtungen. In der Landschaft der immer weiter fortschreitenden Kommerzialisierung des Fußballs wird aber auch er sich an Ergebnissen messen lassen müssen. 2023 wird dabei ein Jahr, in dem sich zeigen wird, ob es unter ihm ein reines “weiter so” mit Grinsegesicht oder ob es vielleicht doch die ein oder andere hoffnungsvolle strukturelle Änderung und Initiative gibt. Nachdem mit Raphael Brandmiller ein weiterer Mann in den Vorstand eingezogen ist, ist es für den FCA noch ein ganzes Stück, um aus der Alte-Herren-Klüngel-Ecke wieder raus zu kommen. Hoody hin oder her.
Was uns allen dabei in die Karten spielen dürfte? Sportlich sollte die Rückrunde und dann auch die neue Saison unter positiven Sternen stehen (ich weiß, ich lehne mich aus dem Fenster). Wie kein anderer Verein litt der FCA in der Hinrunde unter Verletzungspech. Dazu kamen Sperren auf Grund von disziplinarischen Unzulänglichkeiten und fragwürdigen Schiedsrichterentscheidungen. Insgesamt war Enno Maaßen so einiger Möglichkeiten beraubt und es hätten schon in der Hinrunde mehr Punkte werden können. In der Rückrunde ist nun die Zeit gekommen. Die Mannschaft wird die an sie gestellten Erwartungen erfüllen und uns alle auf eine positive sportliche Reise mitnehmen. Am Ende wird das nächste Jahr Bundesliga stehen. Zu dessen Beginn können wir alle den Blick endlich und berechtigt etwas höher richten. Ach, das alleine wäre schon schön. Frohes Neues!
Viel hat sich beim FC Augsburg getan, seitdem Klaus Hofmann und Markus Weinzierl selbst ihre Abschiede im Sommer kommuniziert haben. Mit Enno Maaßen gibt es einen neuen, jungen, hungrigen Cheftrainer, der den FC Augsburg zwischenzeitlich zum bis dato besten Saisonstart der Bundesligajahre geführt hat. Das Schließen der Lücke an der Spitze des FC Augsburg 1907 e.V. hat etwas länger gedauert. Dem Verein steht mittlerweile Markus Krapf vor, der seit seiner Ernennung als Vorstandsvorsitzender versucht, Impulse zu setzen und Entwicklungen anzustoßen.
Und dennoch gibt es Bereiche, in denen noch Luft nach oben ist in der Entwicklung des FCA. Augen auf: Heute geht es darum, was immer noch nicht besser geworden ist, rund um den FC Augsburg.
Fanrechte
Nach den Pyroeinsätzen in der ersten Pokalrunde, gab es eine restriktive Ansage von Seiten des Vereins, dass Choreografien von offizieller Seite freizugeben wären. Es war nicht die erste solcher Ansagen in den letzten Jahren. Das miteinander aller Beteiligten rund um den Fußballplatz ist ein wackeliges Gerüst. Es scheint in der letzten Zeit weiterhin so, als ob gerade die Polizei kein Problem damit hat, die Lage eskalieren zu lassen. In Mainz wurde vor kurzem beim Spiel gegen Köln Pfefferspray eingesetzt. Beim Derby zwischen HSV und St. Pauli zeigen Videobilder, wie ein Polizist auf einen Fußballfan einprügelt.
Trotz vieler Kontrollen konnte die Pyro-Aktion der Augsburger Fans nicht verhindert werden. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)
Gerade beim Auswärtsfahren kann es einem die Laune schon mal verhageln. Schon recht früh in der Saison haben FCA Fans berichtet, wie sie in Bremen von Werder Fans attackiert wurden. Und auch beim Auswärtsspiel gegen Stuttgart verlief bei weitem nicht alles reibungslos. Eine geplante Choreografie der Augsburger Fanszene wurde verhindert. Die Kontrollen am Stadioneingang wurden mit absurder Langsamkeit durchgeführt, so dass einige der Anhänger trotz rechtzeitiger Anreise den Anpfiff und einen Teil der ersten Halbzeit verpassten. Von den Schlangen am Getränkestand gar nicht erst zu sprechen, derweil der Gästebereich nicht ausverkauft war. Die grundsätzliche Behandlung von Fußballfans lässt weiterhin zu wünschen übrig und es ist auch beim FCA Zeit, dass sich hier was tut.
Einstellung auf dem Platz
Wenn dann auf dem Rasen der Ball rollt, hat sich der FCA eine eklige Spielweise angeeignet, die ich befürworte und die Gegner schon mal an den Rand des Wahnsinns treiben kann. Diese Spielweise hat allerdings auch eine Rückseite der Medaille. Nicht jeder Zweikampf wird mit Sinn und Verstand geführt. Nicht jedes Einsteigen ist in dieser Form notwendig. Beispielhaft möchte ich das Spiel gegen RB Leipzig hervorheben. Klar, der Iago-Platzverweis ist die Spitze des Eisbergs. Die gelbe Karte von Mergim Berisha war allerdings auch nicht gerade schlau. Der Ellbogen war da einfach drüber in dem Kopfballduell und führte dann dazu, dass auf Grund dieser gelben Karte Florian Niederlechner auf dem Platz blieb, als es darum ging, dass nach dem Iago-Platzverweis defensiv gewechselt werden musste.
Insgesamt führt der FCA die Liga in der Kartenstatistik an. Und eben nicht, weil die Spielweise das erfordert. Sondern auch, weil man teilweise undiszipliniert in der Zweikampfführung und im Verhalten auf dem Platz ist. Weil man zu viel und zu deutlich mit dem Schiedsrichter diskutiert. Ganz klar ist an dieser Stelle auch, dass nicht alle Entscheidungen der Schiedsrichter korrekt waren. Es hätte dem Team und den Verantwortlichen trotzdem nicht geschadet, in der ein oder anderen Situation mehr einen kühlen Kopf zu bewahren. Und es braucht hier auch klare Ansagen von Trainerseite.
Auswechslungen und Einsätze der Jugendspieler
Und in mancher Situation wäre es gut vom Trainer gewesen, Spieler vor ihrem Schicksal zu bewahren. Hätte Enno Maaßen Elvis Rexhbecaj gegen Stuttgart, nachdem schon feststand das Carlos Gruezo gegen Frankfurt gelb-gesperrt fehlen würde, vor seiner gelben Karte vom Platz genommen, hätte das die Lage gegen die Frankfurter Eintracht verbessern können. Andererseits ist schlicht nachgewiesen, dass frühe und vermehrte Wechsel die Siegchancen erhöhen können. Gegen Stuttgart, bei offensichtlichem Kräfteverschleiß, Arne Maier nicht früher zu bringen, ist mir ein Rätsel. Maaßen wechselt grundsätzlich viel weniger als sein Vorgänger Weinzierl.
Nicht jede Veränderung ist in diesem Zusammenhang positiv. Bei der durch Ausfälle und Verletzungen geprägten Kadersituation hätten zwangsläufig mehr Spieler aus dem eigenen Nachwuchs auf Minuten kommen müssen. Hier wurde in der Hinrunde bisher nur Lukas Petkov öfter eingesetzt. Gerade einen Aaron Zehnter vermisste man in der Bundesliga auf dem Platz bisher. Und das gerade wo Enno Maaßen zum FC Augsburg kam, um diese Jungs zu entwickeln und ihre Perspektiven zu verbessern. Zumindest an den Einsatzzeiten ist das momentan (noch?) nicht zu erkennen.
Kader und Vertragsverlängerungen
Die wenigen Auswechselungen haben aber vielleicht in der Mehrzahl mit dem an manchen Stellen sehr dünn besetzten Kader zu tun. Wollte man vor der Saison noch einen Stürmer dazu nehmen und klappte das mit der Berisha-Leihe grundsätzlich, so gab man dann aber auch noch dem Drängen von Ricardo Pepi nach und ging im Sturm schon dünn besetzt in die Saison. Auch auf den offensiven Außen fehlte angesichts der Verletzungen von Noah Sarenren Bazee und Ruben Vargas zu Saisonbeginn schon immer die Tiefe. Auf die Verpflichtung eines Neuzugangs verzichtete man trotzdem. Nach dem Ausfall von André Hahn schmerzte das umso mehr. In der Innenverteidigung hatte man zwischenzeitlich schlicht gr0ßes Verletzungspech. Aber es ist eben auch so, dass die nicht gemachten Hausaufgaben aus dem Sommer gerade nach der Systemumstellung vor dem Spiel gegen Bremen deutlich zu Tage traten, wo jetzt deutlich mehr offensive Kräfte zum Einsatz kommen. Die Augen richten sich mit Spannung auf die Winterpause.
Rafal Gikiewicz’ Zukunft hängt an einer Vertragsoption. Warum nicht jetzt schon Nägel mit Köpfen machen? (Photo by Adam Pretty/Getty Images)
Hier könnte sich der FCA neben dem ein oder anderen Zugang auch schon mit den Weichen für die kommende Saison beschäftigen. André Hahns Vertrag läuft aus, und gehört verlängert, zumindest um 1 Jahr. Freddy Jensens Vertrag läuft aus und Jensen sollte bleiben. Dazu hat man für Rafal Gikiewicz eine Vertragsoption. Welche Gründe sollte es hier geben, diese nicht zu ziehen? Im Falle einer Neuverpflichtung könnte man so zumindest eine Ablöse erzielen. Die Zeiten, in denen wir gute Spieler ziehen lassen – wie zuletzt im Falle von Rani Khedira – und nichts im Gegenzug erhalten, sollten vorbei sein. Hier hätte auch längst etwas passieren können. Die TSG Hoffenheim hat seit der Sommerpause mit 3 Spielern Verträge verlängert. Auch andere Bundesligisten waren nicht untätig. Man fällt hier mal wieder etwas zurück.
Abseits der rosa Brille
Was am Ende verbleibt sind die unerfüllten Hoffnungen. Ja, die Saison verlief zeitweise super. Aber am Ende ist es so oft wie im Heimspiel gegen RB Leipzig: es hätte noch besser sein können. Die personellen Sorgen waren zeitweise groß und hemmten die Möglichkeiten. Dies ist dabei auch ein selbstgemachtes Problem durch die Kaderzusammenstellung und das Verhalten auf dem Platz. Und dennoch kam die Jugend nicht zum Zug und hat es rund ums Stadion nicht immer Spaß gemacht.
Als Fußballfan gibt man die Hoffnung ja nicht auf. Wer weiß es schon, vielleicht erleben wir die Rückrunde unseres Lebens. Dann muss sich an manchen Stellen aber definitiv noch etwas tun. Und die Veränderungen beim FCA haben ja die Managementpositionen nur bedingt betroffen. Die Augen richten sich so zumindest seit Abpfiff der Partie gegen den VfL Bochum auf Stefan Reuter. Was passiert in der ersten gut vorbereiteten Transferphase seit dem Abschied von Klaus Hofmann? Es bleibt spannend.
Der FC Augsburg spielt eine solide Saison. Vier Siege nach 13 Spielen sind in Ordnung. Hochgerechnet wären das 10 Siege nach 34 Spieltagen. Das reicht in der Regel für den Klassenerhalt. Womöglich eine zu einfache Rechnung, aber doch ein Beleg für die bisher gute Arbeit von Neucoach Enno Maaßen.
Wie gut ist der FCA im Ligavergleich?
Mehr als ein Drittel der Saison ist gespielt. Man kann das Leistungsvermögen der 18 Bundesligateams mittlerweile etwas einschätzen. Die Einschätzung des FCA ist allerdings nicht ganz so einfach.
Wo stehen die Schwaben diese Saison? Aktuell: im eher sicheren, unteren Mittelfeld.
Bleibt der FCA auf Rang 13, ist das eine passable erste Maaßen-Saison, auf der man aufbauen kann. Klettert der FCA in der Tabelle sogar noch ein paar Plätze, kann dem Verein um dem mitunter in der Kritik stehenden Manager Stefan Reuter nur gratuliert werden. Wird der FCA in den Tabellenkeller gezogen, steht der neue Trainer vor seiner bisher härtesten Aufgabe seiner Karriere. Quo vadis, FCA?
Jubel beim FCA: Maximilian Bauer und Robert Gumny nach dem 3:2-Sieg auf Schalke. Drei Big Points im bisherigen Saisonverlauf. (Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)
Mit welchen Vereinen kann der FCA mithalten? Siege gabs gegen die Aufsteiger Bremen und Schalke sowie die die Champions-League-Teams Bayern und Leverkusen. Dazu zwei Remis gegen Wolfsburg und Leipzig. In der Summe: Platz 13 mit 14 Punkten.
Statistik vs. Realität
Nun kann man im Internet sehr viele Statistiken zur Fußball-Bundesliga finden. Auch solche, die die statistische Leistung von Teams mit dem tatsächlichen Ertrag vergleichen. Expected Goals zum Beispiel. Augsburg sollte diese Saison statistisch 13,8 Tore erzielt haben, hat de facto aber 16. Die Chancenverwertung passt. Gleichzeitig erspielen sich aber auch nur zwei Teams weniger statistische Tore. Union Berlin und Bochum. In dieser Statistik liegt der FCA also vergleichsweise gleich auf mit dem Tabellen-17. und dem Dritten. Expected Goals sollten also nicht überbewertet werden.
Dann gibt es noch die Expected Points: Sie messen, wie viele Punkte eine Mannschaft aus den bisherigen Spielen hätte holen “müssen” – basierend auf Statistiken wie den Exptected Goals. Hier liegt der FCA auf einem Abstiegsplatz, hätte statt der 14 nur 9 Punkte “verdient”. Der VfB Stuttgart übrigens doppelt so viele.
Diese neumodischen Parameter mögen ihre Berechtigung haben – beißen sich aber an der Realität. Überinterpretieren sollte man sie nicht.
Ja, Statistiken. Aber welche Statistik stimmt schon? Nach der Statistik ist jeder vierte Mensch ein Chinese. Aber hier spielt gar kein Chinese mit
Kommentatorenlegende Werner Hansch während eines Fußballspiels.
Bremen, Köln, Mainz: Ein Trio als Marker
Dann kann man es ja auch mit subjektivem Beobachten probieren. Bremen, Mainz und Köln sind meiner Meinung nach drei Teams, an denen es sich zu orientieren lohnt. Sie liegen in der Tabelle vor Augsburg.
Drei Teams: Ein Aufsteiger, ein Europapokalteilnehmer und ein langjähriger Bundesligist. Nicht der schlechteste Marker.
Bremen, Köln und Mainz spielen bisher eine mehr als ordentliche Saison. Mitunter an den europäischen Plätzen kratzend, aber auch potentiell gefährdet für schlechtere Phasen. Vielleicht kann der FCA davon profitieren, denn er liegt keineswegs weit von ihnen entfernt. Nach aktuellem Stand kann der FCA mit diesen Teams absolut mithalten, auch wenn zweimal verloren wurde. Das 1:2 gegen Mainz war vermeidbar, der Sieg in Bremen dramatisch.
In Bremen gewann der FCA mit 1:0. Ermedin Demirovic verwertet eine Vorlage von Mërgim Berisha (Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)
In einigen Statistiken wie der Passquote oder dem Ballbesitz liegen diese Teams vor dem FCA. In anderen Bereichen hat der FCA die Nase vorn, etwa bei den gewonnenen Kopfballduellen oder den Sprints. Insgesamt scheint das Leistungsvermögen des Trios für die Maaßen-Elf nicht unerreichbar.
Warum also nicht diese Klubs als Orientierung nehmen? Prognose: Steht der FCA am Ende in der Tabelle vor mindestens einem dieser Teams, war es eine sehr starke Saison.
Eine ambitionierte Aufgabe, die der FCA für den Klassenerhalt wohl nicht zwingend erfüllen muss – an der es sich aber lohnt zu orientieren.
Während zu Wochenbeginn der neue Präsident des FC Augsburg e.V. medial verkündet wurde (wir berichteten), bereiteten sich die Profis des Clubs auf die wichtige Auswärtspartie gegen Bundesligaaufsteiger Werder Bremen vor. Neu-Präsident Markus Krapf gab sogleich die Marschroute vor: “Man muss wieder zusammenrücken” – ergo: es geht nur gemeinsam! Schön zu sehen daher, dass rund 500 FCA-Fans die über 700 Kilometer und sieben Autofahrtstunden gen Norden in Kauf nahmen. Und dies an einem Freitagabend um 20:30 Uhr – absolut fanunfreundliche Anstoßzeit auswärts im weit entfernten Weserstadion.
Vor dem Spiel
Außer den Langzeitverletzten (Strobl, Uduokhai, Oxford, Dorsch) waren alle Mann an Bord und traten die Reise nach Bremen an. Leicht angeschlagen war vor der Partie lediglich Arne Maier, der immerhin auf der Bank Platz nahm. Auch Freddy Jensen und Iago kehrten pünktlich vor dem Spiel zurück und stellten daher ernsthafte Optionen für die Startaufstellung dar.
Geburtstagskind Jensen blieb zu Beginn jedoch erstmal auf der Bank, stattdessen starteten Gruezo und Rexbecaj im zentralen Mittelfeld. Vorne in der Sturmzentrale begannen – recht ungewohnt – gleich drei Angreifer mit Niederlechner, Berisha und Demirovic. André Hahn ersetzte Daniel Caligiuri auf dem rechten Flügel. Enno Maaßen verwarf gedanklich vor der Partie also sein obligatorisches 3-5-2 und besann sich vielmehr auf ein 4-4-2 mit starkem Offensivdrang.
“Es wird auch aufgrund der Wetterbedingungen ein sehr intensives Spiel.”
FCA-Trainer Maaßen am DAZN-Mikro vor dem Spiel
Werder-Coach Ole Werner nahm eine Veränderung im defensiven Mittelfeld vor: “Königstransfer” Jens Stage, an dem vor nicht allzu langer Zeit auch der FCA konkretes Interesse hatte, startete für Niklas Schmidt. Dies begründete der Bremen-Trainer vor der Partie wie folgt:
„Augsburg wird vermehrt auf lange Bälle setzen. Da wird es zu vielen Duellen in der Luft und um zweite Bälle kommen.”
Es regnete Freitagabend ziemlich stark im Bremer Umland – dementsprechend nass und rutschig war auch das Geläuf. Trotz dessen kamen 41.000 Fans ins Weserstadion. Die Augsburger Mannen zeigten sich direkt von Beginn an engagiert und hatten in Minute zwei die erste Chance des Spiels. Berisha suchte mit der flachen Hereingabe Sturmpartner Niederlechner, doch Werder-Goalie Pavlenka konnte den Ball parieren. Auch die nächsten Chancen in den ersten zehn Minuten verzeichneten die Augsburger, doch entweder stand ein Mitspieler im Abseits (Hahn, Niederlechner) oder ein Bremer konnte noch klären. In der achten Minute ergab sich so die beste Chance bis dato für den FCA: Flo Niederlechner, einmal nicht im Abseits, legte sich die Kugel am Hintermann der Bremer vorbei, verstolperte diese jedoch ins Toraus.
Werders erste richtige Chance ereignete sich in Minute zehn, Ducksch und danach Stage per Kopf, doch Gikiewicz im Augsburger Kasten hatte keine Mühe, diese beiden Abschlüsse zu parieren. Gefühlt war dies aber ein Hallo-Wach-Effekt für die Bremer, die sodann mutiger nach vorne spielten und die Abschlüsse suchten. So in Minute 14, als Stage auf Ducksch spielte, der direkt abziehen konnte, aber in Gikiewicz seinen Meister fand. Wenn der FCA gefährlich wurde, dann waren entweder Berisha oder Demirovic entscheidend beteiligt. In der 26. Minute brachte Augsburgs letzter Neuzugang eine zielgenaue Ecke an den ersten Pfosten, der aufgerückte Innenverteidiger Bauer kam an die Kugel, aber Füllkrug konnte (mit der Schulter) schlimmeres verhindern.
Gruezo gegen den Bremer Jung – es ging schon ordentlich zur Sache! (Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)
Bremen musste sodann in Minute 30 erstmals wechseln: Der angeschlagene Pavlenka musste mit bandagiertem Oberschenkel vom Platz, Zetterer kam mit 27 Jahren zu seinem Bundesligadebüt. Dieser Wechsel schadete den Bremern nicht, ganz im Gegenteil: In der 31. Minute erzielten die Grün-Weißen das vermeintliche 1:0 – jedoch wurde das Tor aufgrund einer Abseitsstellung per Videobeweis zurückgenommen. Der Bremer Jung befand sich einen Schritt im Abseits und blockte bei der Torerzielung durch Füllkrug zwei Augsburger entscheidend. Danach schienen beide Mannschaften ein wenig den Fuß vom Gaspedal nehmen zu wollen und es ging nicht mehr ganz so viel nach vorne. Einzig Florian Niederlechner köpfte kurz vor der Halbzeit eine Bogenlampe auf die Bremer Torlatte. Nach vier Minuten Nachspielzeit ging es für alle 22 Mannen verdientermaßen in die Kabinen zum Pausentee.
Eine Führung der Augsburger wäre – aufgrund der vielen Chancen – nicht unverdient gewesen, jedoch muss man die eklatante Chancenverwertung hier bemängeln und sich freuen, dass die Bremer das vermeintliche Führungstor nicht anerkannt bekommen hatten. Das wäre wohl ein deftiger Nackenschlag für offensiv deutlich bemühtere Augsburger gewesen. Eine von Zweikämpfen geprägte Partie war es bis dato allemal. Der verletzte Bremer Leonardo Bittencourt urteilte in der Halbzeitpause im DAZN-Interview: “Augsburg hatte schon die eine oder andere Aktion mehr im Strafraum, deswegen ist das 0:0 gerade noch gerecht.”
Zweite Halbzeit
Beide Mannschaften kamen unverändert aus den Kabinen und der FCA gab direkt Vollgas. Erst schloss Berisha – etwas übereilt – nach Ballgewinn ab, setzte den Ball aber deutlich über das Bremer Gehäuse, dann zog Niederlechner aus rund 18 Metern ab, Zetterer hatte damit aber keine Mühe. Wieder Niederlechner und Berisha, die jeweils etwas zu übereilt Schüsse aus der zweiten Reihe abgaben und nicht ihr Ziel fanden. Auch Bremen versuchte, die Offensivmannen im Sturmzentrum einzubinden, dies gelang jedoch nur selten, aber wenn, dann gefährlich. Erst konnte Weiser in Minute 59 einen Abschluss wagen, jedoch hatte Gikiewicz den Ball sicher. Dann kam Ducksch am zweiten Pfosten zum Kopfball, es war wieder Gikiewicz, der den Ball über die Latte lenkte.
Der bis dato beste Angriff der noch jungen Halbzeit führte zur Augsburger Führung: Gruezo auf Berisha, der mustergültig nach innen in den Strafraum gab, dort war Demirovic mitgelaufen und musste nur noch einschieben. Augsburg führte – und Bremen wechselte. Unter anderem kam Burke – der Bremer Superjoker – für Schmid. Jensen ersetzte beim FCA Torschütze Demirovic. In Minute 76 eine Großchance für den FCA. Berisha lupfte nach Fehlpass von Jung den Ball über Zetterer hinweg, aber der Ball ging nur an die Latte. Auch Bremen kam zu Chancen: Weiser auf Schmidt im Strafraum, doch Gikiewicz kam aus dem Kasten und parierte.
Die letzten knapp zehn Minuten der Partie waren dann kurios und rasant zugleich: Erst gab es einen umstrittenen Handelfmeter für Bremen. Bauer bekam ein Zuspiel von Ducksch aus kürzester Distanz an den Arm, die Szene wurde per Videobeweis aber nicht überprüft. Die Augsburger protestierten heftig, in Folge dessen sahen sowohl Gouweleeuw als auch Gruezo die gelbe Karte. Der in dieser Saison noch torlose Ducksch trat den Elfmeterschuss an – und Gikiewicz hielt. Nach einer angeblich provozierenden Armbewegung von Gikiewicz nach dem gehaltenen Elfmeter stürmten Bremer Fans in den Innenraum des Weserstadions, die Partie war sodann kurzfristig unterbrochen. Gikiewicz sah wegen der Geste in Richtung Fans die gelbe Karte. Caligiuri kam dann noch in der siebten Minute der Nachspielzeit für Berisha, keine Minute später dann der erleichternde Abpfiff einer intensiven Partie. Zum Elfmeter sagte Bauer nach dem Spiel: “Ganz ehrlich, was soll ich bei der Situation aus kürzester Distanz machen. Das ist für mich kein Elfmeter.” Wohl wahr!
Enno Maaßen war überaus aufgebracht ob des umstrittenen Foulelfmeters in letzter Sekunde… (Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)
Erkenntnisse
Enno Maaßen wich von seiner bevorzugten Formation ab – und gewann prompt. Es war aber nicht alles gold, was glänzt(e). Am Ende der Partie hatte der FCA auswärts mehr Torschüsse (15:12 aus Augsburger Sicht), aber eine katastrophale Passquote (53 (!!) Prozent) sowie eine schlechtere Zweikampfquote (47 Prozent) als die Bremer. Besonders in puncto Ballbesitz war zu merken, dass das nicht das Maaßensche System darstellte, nur 30 Prozent Ballbesitz gegen einen Gegner auf Augenhöhe sprachen Bände. Das ist in dieser Saison die niedrigste Quote in Sachen Ballbesitz. Zum Vergleich: Gegen die Hertha und auch gegen Hoffenheim hatte der FCA mehr Ballbesitzanteile zu verbuchen. Gegen Freiburg (bei der 0:4 Niederlage) hatte der FCA gar mehr Ballbesitz (53 Prozent) als der Gegner selbst
Intensiv geführt wurden die Zweikämpfe, hier war der FCA in der ersten Halbzeit etwas bissiger als in der zweiten. Zudem war die Laufintensität und das Tempo konstant hoch. André Hahn lief beispielsweise 12,14, Iago 11,35 und Rexbecaj 11,29 Kilometer. Die Innenverteidiger hatten zum Teil ihre liebe Not mit den beiden agilen Bremer Angreifern, die Zweikampfquote sprach hier Bände: Während Marvin Ducksch und Niclas Füllkrug jeweils 67 Prozent ihrer Zweikämpfe gewannen, kam Jeffrey Gouweleeuw beispielsweise nur auf 25 Prozent. Maximilian Bauer kam immerhin auf 58 Prozent Zweikampfquote.
Die Torgefährlichkeit bzw. die Qualität der Abschlüsse lassen sich zum Teil auch auf den sogenannten xG-Wert zurückführen (“expected goals”): “Das xGoals-Modell weist die Torerzielungs-Wahrscheinlichkeit für jeden Abschluss aus. Die Torwahrscheinlichkeit wird hierbei nach jedem Torschuss in Echtzeit berechnet, sodass Informationen über den Schwierigkeitsgrad des Schusses und die Wahrscheinlichkeit eines Treffers vorliegen.” Für Bremen stand dort Freitagabend nach Abpfiff 1,84 zu Buche, für den FCA 1,78. Der Elfmeter, der den Bremern zugestanden wurde, schlägt beispielsweise mit 0,77 zu Buche. Das heißt im Umkehrschluss, Bremen hätte statistisch gesehen zwei Tore machen können, hat jedoch keinen Treffer erzielt. Das ist dann nicht besonders effizient. Auch der FCA hätte gut und gerne ein Tor mehr erzielen können.
Der FCA stand fünfmal im Abseits (gefühlt vier von fünf Mal war dies Florian Niederlechner). Bremen hingegen nur einmal. Durch das häufige Abseitsstehen nimmt man sich selbst gute Torchancen! Natürlich sagt das auch was über die Qualität der Hintermannschaft der Bremer aus, denn da saß die Abseitsfalle halt besonders gut. Aber es sagt auch was über das Stellungsspiel des Angreifers aus. Ggf. muss Niederlechner so Geschwindigkeitsnachteile kompensieren. So oder so, das häufige “im Abseits stehen” wird einem schon bei den Junioren abtrainiert. Wenn ein Spieler im Speziellen da solche Probleme zu haben scheint, muss man da baldigst mal gegensteuern.
Deutliche Freude bei den Augsburger Jungs über die drei Punkte an der Weser! (Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)
Fazit & Ausblick
Ein Drittel der Hinrunde ist nun ausgespielt. Sechs Punkte hat der FCA nun auf der Haben-Seite. Dieser Sieg – wenn auch knapp und etwas dreckig – war wichtig für die Mannschaft und deren Selbstbewusstsein. War wichtig für die geschundene Fanseele. Und war natürlich wichtig für FCA-Funktionäre und den Coach selbst. Geforderte und in Augsburg gern gesehene Attribute wie Galligkeit, Giftigkeit, Leidenschaft und Kampfgeist hat man in großen Teilen wieder auf dem Platz sehen können. Zudem hat man vorne in der Offensive nun gefühlt so viele qualitativ hochwertige Torabschlüsse gehabt, wie in den ganzen anderen Partien zuvor zusammen. Ggf. ist diese Formation halt doch passender für den existierenden Kader, als das von Enno Maaßen bevorzugte System mit dem Ziel Ballbesitzfußball. Der Ansatz war wichtig und richtig, die Umsetzung zum Großteil auch.
Werder und Augsburg Fans werden wohl aber keine Freunde mehr: Gikiewicz wurde eigenen Aussagen zu Folge die ganze Partie über beleidigt, zum Teil war das auch in den Interviews danach noch zu hören. Nach dem gehaltenen Elfmeter zeigte Gikiewicz eine “Pssst”-Geste Richtung Bremen Fans, die diese sichtlich gegen ihn aufbrachte. Auch wenn “Giki” da sicherlich im und nach dem Spiel etwas über die Stränge geschlagen hat: Er hat den – unberechtigten – Elfmeter überragend halten können. So langsam entwickelt Rafa sich zum “Elferkiller”, denn das ist nun schon der zweite dieser Saison, den er bravourös hält.
Das Malträtieren des Elfmeterpunktes vor Ausführung durch Ducksch hätte er aber auch gut und gerne sein lassen können. Insgesamt hatten die Bremer Offiziellen dann ziemliche Wut auf die Augsburger Vertreter, so mochte Werder-Coach Werner Enno Maaßen gar nicht erst verabschieden und nach der Partie sagte Clemens Fritz, dass das Verhalten der Augsburger Bank in manchen Szenen alles andere als respektvoll war. Zuletzt blieb der FCA der obligatorischen Pressekonferenz nach dem Spiel fern, angeblich, um den Flieger gen Heimat noch zu erwischen. Ganz schön viel Trubel.
“Auf die Emotionen im ganzen Stadion war der gehaltene Elfmeter eine perfekte Reaktion. Ich freue mich, dass ich jetzt zwei von zwei Elfern in dieser Saison gehalten haben, und wir nun sechs Punkte auf dem Konto haben. Aus dem Spiel können wir viel Selbstvertrauen tanken.”
Bemühungen, offensiv wie defensiv hat man gegen Bremen eindeutig sehen können, der Aufwand wurde belohnt. Etwas Glück gehört immer dazu im Fußball. Generell sind wichtige Werte endlich mal wieder auf dem Platz zu sehen gewesen, das freut den Fan! Gegen den FC Bayern am kommenden Samstag wird sich nun zeigen, wie gut die Mannschaft wieder diese Werte wie mannschaftliche Geschlossenheit und Giftigkeit auf den Platz bekommt. Lehrmaterial haben die Augsburger von den Stuttgartern erhalten, die am sechsten Spieltag den Bayern ein 2:2 (in letzter Sekunde) abtrotzten.
Es wird wichtig sein, hier nicht offensiv ins Verderben zu rennen, aber auch nicht Beton anzurühren. Am wichtigsten wird wohl sein, sich nicht die Tordifferenz (die eh schon miserabel ist mit -6) weiter zu verderben. Ergo: Nicht zu viele Gegentore zu kassieren. Man hoffe nun, dass der Sieg der Mannschaft Aufwind gibt und sie sich gegen die schier übermächtigen Bayern so weit motivieren können, dass man zumindest nicht mit einer Vielzahl an Gegentreffern in die angrenzende Länderspielpause geht. Das wäre wohl wichtig für Club und Fans, Stichwort Zusammenhalt. Den neuen Präsidenten dürfte dies nun durchaus freuen: Zum Antritt gleich drei Punkte, ihm wichtige Attribute bei Fans und Mannschaft gesehen, drei Präsente für “El Presidente”.
Zuletzt wollen wir als Rosenau Gazette noch Danke sagen: Danke an E-Sportler Philipp, der nach fünf Jahren Zugehörigkeit zur eSport-Mannschaft des FCA seine Karriere beendet. Danke für alles Philipp und alles Gute!
Heute war wohl ein kleiner Premierentag im heimischen Augsburg. Während ich, Irina, das erste mal auf der Pressetribüne in der WWK-Arena saß, beorderte FCA-Coach Enno Maaßen direkt das erste mal Neuzugang Mergim Berisha in die erste Elf! Er sollte ein gefährliches Angriffsduo mit Ermedin Demirović bilden, der anstelle des zuletzt verliehenen Pepi stürmte . Zudem spielten Gumny, Gruezo und Caligiuri von Beginn an – sie ersetzten Iago, Framberger und Jensen. Iago und Jensen mussten beide verletzungsbedingt aussetzen.
Ein Wiedersehen gab es vorallem mit Ex-Augsburger und Eigengewächs Marco Richter, der unlängst nach überstandener Krebserkrankung wieder Bundesligaminuten sammeln durfte. Eine Schweigeminute wurde für die Opfer des Terroranschlags der olympischen Spiele von München im Jahr 1972 abgehalten. Ein emotionaler Moment, die ganze Pressetribüne stand und so auch der Rest des Stadions.
Erste Halbzeit – Durchaus gefällig
Und dann ging es auch schon los: Das 21. Duell zwischen der alten Dame und dem FCA begann hierbei durchaus druckvoll. Die Heimmannschaft gab vor tosender Kulisse direkt Vollgas und so auch die Gäste aus der Hauptstadt. Die erste Chance des Spiels durften die Herthaner durch Kanga für sich verzeichnen. Viele kleine Nickligkeiten prägten das Spiel, dies fand seinen Höhepunkt in der Szene des Spiels in Minute 23: Berisha auf Demirovic, der Uremovic umkurvte und von diesem gehalten wurde. Demirovic kam sodann zu Fall, dies alles rund 20 Meter vor dem Berliner Tor.
Vielerorts wurde diese Szene als Notbremse gesehen und folgerichtig wäre dies dann eine rote Karte für Hertha gewesen. Schiri Osmers gab aber nur gelb. Warum nur gelb? Man könnte hier nun argumentieren, dass der Herthaner Plattenhardt noch in Ballnähe stand, also hätte eingreifen können. Ob dies in Realgeschwindigkeit tatsächlich so funktioniert hätte, ist zumindest zu bezweifeln. Zudem wäre ein weiterer Augsburger in Schlagweite gewesen, der im Zweifel ebenso hätte abschließen können. So bleibt hier leider ein fader Beigeschmack. Den daraus resultierenden Freistoß schoss Berisha in die Mauer. Da war eindeutig mehr drin!
Colinas Erben argumentieren in ihrer Kolumne für ntv:
“Die Fernsehbilder sprechen insgesamt eher für eine Rote Karte als für eine Verwarnung, aber sie widerlegen die Entscheidung des Unparteiischen auf dem Feld nicht eindeutig. Das Foulspiel nur als Unterbindung eines aussichtsreichen Angriffs zu bewerten und nicht als Vereitelung einer offensichtlichen Torchance, war daher zumindest kein klarer und offensichtlicher Fehler, sondern eine Entscheidung im Ermessensbereich von Harm Osmers. Dass der Video-Assistent nicht intervenierte, war deshalb korrekt – zumal auch ein On-Field-Review die Zweifel nicht beseitigt hätte. Bei einer Roten Karte hätte der VAR aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls nicht eingegriffen. Bisweilen ist eben nicht nur eine Entscheidung möglich und vertretbar.”
Vor dem Halbzeitpfiff wurde es noch ein wenig munterer: Erst kam Berisha zum Abschluss, traf aber nur den linken Pfosten, dann brachte dieser in der nachfolgenden Szene eine Flanke in den Fünfer, die Kempf vor Demirovic klären konnte. In Minute 31 die erste Verwarnung für den FCA: Carlos Gruezo sah gelb für eine Grätsche. Aber auch die Hertha blieb nicht untätig: Ejuke schlenzte den Ball knapp am Pfosten der Augsburger vorbei. Enno Maaßen wechselte kurzerhand Gruezo, immerhin gelb vorbelastet aus, der wohl bei seiner nächsten Aktion mit gelb-rot vom Feld geschickt worden wäre. Für ihn kam Julian Baumgartlinger ins Spiel.
Ohne weitere nennenswerte Aktionen ging es in einem spielerisch limitierten, aber durchaus phasenweise hitzigen Spiel in die Halbzeitpause. Ein kurzes Zwischenfazit: Der FCA zeigte gute Ansätze, kam wenige Male gefährlich vor den gegnerischen Kasten. Hertha spielte offensiv etwas gefälliger, hatte jedoch viel Glück in der Bewertung der Zweikampfszene zwischen Uremovic und Demirovic. Ein Unentschieden war zu diesem Zeitpunkt ein äußerst gerechtes Resultat.
Carlos Gruezo hatte mal wieder seine liebe Not mit seinen Gegenspielern und musste wegen einer frühen Verwarnung ebenfalls früh raus. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)
Zweite Halbzeit – Planlos & harmlos
Arne Maier musste sodann in der Kabine bleiben, ist weiterhin wohl angeschlagen. Wir hoffen auf schnelle Genesung und nur eine kleine Blessur. Für ihn kam Ruben Vargas in die Partie. Mal wieder hatte zum Start die Hertha die ersten Chancen: Lukebakio wagte den Schuss aus der Distanz und prüfte damit Goalie Gikiewicz im Augsburger Kasten. Auch Tousart befand dies ein paar Minuten später als ein geeignetes Mittel und zog aus rund 18 Metern einfach mal ab, zielte nur knapp rechts daneben.
In Minute 57 dann der Nackenschlag für die Augsburger Elf: Außenverteidiger Plattenhardt durfte unbedrängt flanken und fand dort Lukebakio, der keine Mühe hatte, die Flanke per Kopf zu verwerten. 1:0 – Führung für die Hertha – und aufgrund der Drangphase der Berliner seit Beginn der zweiten Halbzeit war dies nicht mal unverdient. Hier hat insbesondere aber beim FCA die Zuordnung mal wieder nicht gepasst, Mads Pedersen war der Bewacher vom Torschützen und ist knapp zehn Zentimeter kleiner als ebenjener. Der Videobeweis besagte hier in der Szene übrigens, dass Lukebakio bei seinem Kopfball nicht im Abseits stand.
Wieder lief der FCA also einem Rückstand hinterher, vor 25789 Zuschauer*innen in der WWK Arena tat sich die Maaßen-Elf weiterhin sehr schwer, spielerische Mittel zu finden. Offensive Momente? Größtenteils Fehlanzeige. Rexhbecaj mit einem harmlosen Kopfball aus rund 15 Metern, Christensen konnte jedoch abwehren, ebenso wie Caligiuris Eckball. Im Gegenteil: Vielmehr setzte die Hertha alles drauf und dran, mit einem Tor zum 2:0 nachzulegen. In der 69. Minute wurde auf Seiten der Berliner Marco Richter unter Applaus eingewechselt, er kam für den agilen Ejuke.
Enno Maaßen versuchte noch, mit den beiden Oldies Hahn und Niederlechner (für Berisha und Demirovic) Erfahrung und Abgeklärtheit in die Partie zu bringen. Dies fruchtete aber nicht so wirklich, wie Enno Maaßen hinterher in der Pressekonferenz quasi zugeben musste. Die positionsgetreuen Wechsel bei Rückstand muteten allerdings ein wenig risikoarm an. Die spielerischen Impulse, die die beiden Eingewechselten einbrachten, waren tendenziell auch eher marginal. Ein Lichtblick: In Minute 82 verlies Elvis Rexhbecaj, wie immer unermüdlich rackernd, den Platz und Jungspund Lukas Petkov kam in die Partie. Immerhin ein Nachwuchsspieler, der aufgrund der Personalengpässe und Verletzungssorgen nahe an der ersten Mannschaft zu sein scheint!
Ein ganz großes Manko zeigte sich insbesondere in Halbzeit zwei: Immer wieder wurde deutlich, dass Pässe nicht ankamen oder zu ungenau waren. Dies erschwerte Offensivmomente immens und / oder diese verpufften komplett. Der FCA war anfällig für Fehler im Spielaufbau, diese nutzten die Herthaner für schnelle Gegenangriffe. So auch in der dritten der vier Minuten Nachspielzeit: Erst kam der FCA zu einer Torchance, konnte diese jedoch nicht verwerten, weil Christensen ein Eigentor seines Vordermanns Uremovic vereitelte. Dann strömten die Herthaner zum letzten Gegenangriff aus, allen voran Davie Selke, der auf den mitgelaufenen Marco Richter abgab. Dieser hatte dann kaum Mühe, Gikiewicz zu umspielen und zu verwandeln. 2:0 – Messe gelesen, danach direkt Abpfiff.
Marco Richter als Matchwinner – für das falsche Team möchte man sagen. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)
Gesamtfazit
Was bleibt war und ist der schlechteste Saisonstart des FCA in der Bundesliga seit 2012/13. War die erste Halbzeit hierbei noch gefällig, nahm dies in der zweiten Halbzeit kontinuierlich ab. In der ersten Halbzeit konnte Neuzugang Berisha sein Können im Ansatz unter Beweis stellen und kombinierte trotz nur kurzer Akklimatisierung ansehnlich mit Sturmpartner Demirovic, beide jeweils ohne einen eigenen Treffer beizusteuern. In Halbzeit zwei kam von beiden – wie von der gesamten Mannschaft – jedoch nur noch wenig. Berisha konnte man hier noch die Eingewöhnungsphase in Augsburg zu Gute halten. Demirovic bemängelte hinterher im Gespräch mit den Medien, dass der letzte Pass nicht ankam. Florian Niederlechner wurde noch deutlicher: Es läge nicht am Sturm, dass man offensiv so harmlos war. Auch ein Robert Lewandowski würde beim FCA derzeit keinen Treffer erzielen, da zum Beispiel zielgenaue Flanken fehlten, um sich Großchancen vor dem gegnerischen Tor zu erarbeiten.
Pech hatte man auch bei der Bewertung der Zweikampfszene in Minute 23. So auch bei den Auswechslungen von Gruezo, der sich eine frühe gelbe Karte einfing und Maier, der mal wieder angeschlagen zu sein scheint. Ohne Maier fehlte eindeutig das strukturierende Element im Mittelfeld, ohne ihn ging nach vorne gefühlt gar nix. In der Verteidigung musste erneut improvisiert werden, denn Iago stand kurzfristig nicht zur Verfügung. So begann Bauer als linker Innenverteidiger in der Dreierkette, vor ihm Mads Pedersen. Auf der anderen Seite begann Gumny als rechter Innenverteidiger, davor Daniel Caligiuri. Insbesondere Bauer gefiel und bestach mit seiner starken Zweikampfquote, aber auch seine Passquote konnte sich sehen lassen. Kapitän Gouweleeuw fiel hierbei ein wenig ab, verlor unter anderem den Zweikampf vor der Flanke auf Lukebakio, die zum 1:0 für die Hertha führte.
Beim 2:0 für Hertha zeigte sich das FCA-Dilemma dann in voller Pracht: Verpasste man es vorne in der Szene zuvor, den Ball im Hertha-Kasten unterzubringen, kassierte man quasi im Gegenzug das Tor zum Endstand durch Richter. Den entscheidenden Zweikampf verlor Baumgartlinger im Mittelfeld, dem hier einfach das Tempo fehlte, um mit Selke mitzusprinten. Allerdings für mich auch die Frage, ob diese Absicherung das Gelbe vom Ei ist, hierfür sollte doch ein etwas schnellerer Spieler ausgewählt werden?! Ebenso bezeichnend, wie offen die Augsburger standen, sodass drei Herthaner nur zwei Augsburgern gegenüberstanden, die auch noch läuferisch unterlegen waren. Wie uneigennützig Selke dann auf Richter ablegte, war dann einfach ein Beispiel an Teamgeist und gegenseitiger Gönnung. Wenns läuft, dann läufts halt einfach.
Beim FCA war aber nicht zu spüren, dass sie das Spiel noch rumreißen wollten und – noch viel schlimmer – es gab einfach keine Ansätze, die untermauern konnten, dass der FCA noch Möglichkeiten hatte, das Spiel zu seinen Gunsten zu gestalten. Bei einem xG Wert von 0,31 auch kein Wunder – und das gegen einen direkten Konkurrenten. Gegen ein Team, das vermutlich wie der FCA lange um den Abstieg spielen wird. Gegen ein Team auf Augenhöhe sind wir also derzeit immer noch nicht in der Lage, gegenzuhalten und zumindest hier noch unentschieden zu spielen. Fehlt hier ggf. auch ein wenig das Mindset der Mannschaft? Man spricht ja oft von Galligkeit, von Gierigkeit. Ich finde, davon sieht und spürt man nicht sonderlich viel derzeit. Florian Niederlechner resümierte, dass dieser schwache Start in die neue Saison auch das Selbstvertrauen der Mannschaft gesenkt hat. Das kann man zumindest als (berechtigtes) Argument werten.
Was fehlt derzeit noch?
Ein Blick auf die Statistik zeigte, dass die Gastmannschaft die Oberhand hatte. 15 Torschüsse zu 7 (pro Hertha), 80% Prozent Passquote, 52 % Ballbesitz. Der FCA hatte eine marginal bessere Zweikampfquote (51:49 %) und legte die etwas bessere Laufleistung an den Tag. In den entscheidenden Szenen war die Hertha heute jedoch bissiger, williger und griffiger. Sie scheinen in der Teamentwicklung einfach schon einen Schritt weiter zu sein als der FCA und konnten Selbstbewusstsein für die weiteren Spiele tanken.
Der FCA rutscht auf den Relegationsrang mit nur drei Punkten und steht vor schwierigen Spielen, auswärts in Bremen am kommenden Freitag sowie das Wochenende darauf gegen Bayern zuhause. Niederlechner schlug medial vor: “Es täte uns gut, wenn wir uns auf die Basics zurückbesinnen. Das Spiel auf die zweiten Bälle etwa.” Er nannte auch Beispiele der Ligakonkurrenz, wie Mainz oder Union etwa, die einen passenden Spielstil an den Tag legen und letzten Endes auch erfolgreich damit sind.
Weiterhin bin ich etwas ratlos bezüglich des In Game Coachings von Enno Maaßen. Es ist mir ein Rätsel, warum nicht nach der Führung von Hertha konsequent umgestellt und etwas mutiger gewechselt wurde. Womöglich ist die Antwort die, dass wir derzeit nichts adäquates auf der Bank sitzen haben. Als Krönung dieses unschönen Augsburger Nachmittags ergab sich als Zweitligarundenpaarung im DFB-Pokal die Ansetzung FC Augsburg gegen den FC Bayern. Schwieriger geht’s wohl kaum.
Mein finales Fazit: Es fehlt nach wie vor die Kreativität sowie ein offensiver Plan. Geht Maier aus der Partie, gibt es kaum mehr offensive Struktur. Dorsch fehlt derzeit einfach immens. Schade, dass die Transferphase nun zu Ende ist und ein Spieler ala Okugawa nicht den Weg an den Lech gefunden hat. Für mich sind die Stürmer bei uns die ärmsten Spieler, da sie kaum gefüttert werden mit passablen Vorlagen. Berisha hat sich beispielsweise in dieser Partie sehr viel selbst erlaufen und erarbeitet.
Eins bleibt Fakt: Enno Maaßen hat noch viel Arbeit vor sich und das braucht weiterhin Zeit. Zeit, die dem FCA teuer zu stehen kommen könnte im Abstiegskampf. Zeit, die der FCA ggf. gar nicht haben kann. Ob Enno die richtigen Spieler für sein System zur Verfügung stehen, ist nach wie vor die große Frage. Eine T-Frage ist aber auch weiterhin und zu so einem Saisonzeitpunkt nicht sinnvoll. Die Augsburger Fans äußerten jedenfalls ganz laut nach dem Spiel ihren Unmut mit Pfiffen und dies muss man auch nachvollziehen können.
Es wird sich zeigen, in welche Richtung diese Saison verläuft und wie arg man in Augsburg zusammenhält, schließlich hat man sich dies einst als Mantra auferlegt. Es wäre schön, wenn man diesen Zusammenhalt ganz bald auch wieder auf dem Feld sehen dürfte.
Wir zwo Mädels, das sind Birgit und Irina, haben uns über die Rosenau Gazette kennengelernt und pflegen seit jeher eine rege Diskussionkultur in und um Spieltagen zum sportlichen Geschehen des FCA. Irgendwann, so kurz vor Weihnachten des zurückliegenden Jahres 2021, kam dann die Idee auf, warum nicht dieses #Gschwätz vertonen? Die Puppn, das sind wir und der Begriff steht zudem für unsere altehrwürdige Augsburger Puppenkiste. Und Gschwätz? Das bedeutet dann doch einfach nur Klatsch und Tratsch im schwäbischen Sprachgebrauch. Zusammen ergibt es das Puppngschwätz, den FCA Podcast von original Augsburger Mädels– zum Reinhören für alle, die es mit dem geilsten Club der Welt halten oder einfach nur Lust auf einen Plausch unter Sportskameradinnen haben.
Puuuuh… Unsere Nerven haben es momentan nicht gerade leicht. Zuerst dieses Desaster in der zweiten Halbzeit gegen den SC Freiburg, die wir natürlich auch noch einmal thematisieren, und dann steht auch noch unser Angstgegner Bayer 04 Leverkusen vor der Tür. In unserem Vorbericht werfen wir einen genauen Blick auf unseren Gegner, von dem wir heute auch mit Vanessa eine Anhängerin herzlich begrüßen dürfen, die uns ihre Einschätzung zur morgigen Partie verrät. Auch unsere Tipps, auch bezüglich einer potentiellen Aufstellung dürfen wie immer nicht fehlen.
Doch auch über andere Themen gibt es viel zu berichten. Was sind denn das eigentlich für Auflagen, von denen unsere Ultras am vergangenem Wochenende berichtet haben? Gibt es irgendwelche heißen Gerüchte? Wie sieht es bei unserer U23 aus? Fragen über Fragen und wir haben für euch die Antworten.
Auch den Namen unseres NLZ haben wir im Gepäck. Immerhin wird dieses nächste Woche mit einem U15-Turnier eingeweiht, bei dem viele namenhafte Vereine in Augsburg zu Gast sind.
Wir haben euch neugierig gemacht? Dann hörte gerne rein. Ihr findet uns bei:
Wir zwo Mädels, das sind Birgit und Irina, haben uns über die Rosenau Gazette kennengelernt und pflegen seit jeher eine rege Diskussionkultur in und um Spieltagen zum sportlichen Geschehen des FCA. Irgendwann, so kurz vor Weihnachten des zurückliegenden Jahres 2021, kam dann die Idee auf, warum nicht dieses #Gschwätz vertonen? Die Puppn, das sind wir und der Begriff steht zudem für unsere altehrwürdige Augsburger Puppenkiste. Und Gschwätz? Das bedeutet dann doch einfach nur Klatsch und Tratsch im schwäbischen Sprachgebrauch. Zusammen ergibt es das Puppngschwätz, den FCA Podcast von original Augsburger Mädels– zum Reinhören für alle, die es mit dem geilsten Club der Welt halten oder einfach nur Lust auf einen Plausch unter Sportskameradinnen haben.
⚽️ Servus zusammen – die Puppn sind back und mit uns auch der FCA. Und wie lange haben wir darauf gewartet, die vier magischen Worte aussprechen zu dürfen?! Die Bundesliga geht eeeeendlich wieder los! 🤙 Was für ein herrliches Gefühl, dass die lange Zeit des Wartens endlich vorbei ist. Wir sind richtig heiß auf eine neue Bundesligasaison und der Start hat es für den FCA gleich richtig in sich.
Ein paar Highlights aus der Vorbereitung haben wir noch mit im Gepäck – unter anderem die DFB-Pokal Partie gegen BW Lohne letzten Sonntag und den Tag der Vielfalt gegen Stade Rennes zuvor. Doch das bringen wir ebenso wie ein paar kleine News aus der Gerüchteküche schnell hinter uns, bevor wir in den Vorbericht zur morgigen Partie gegen den SC Freiburg eintauchen.
Nicht nur wir haben unseren Gegner genau unter die Lupe genommen, sondern auch unser heutiger Gast Julian vom Freiburger Podcast namens “Spodcast”. Auch über die U23 und die Damen gibt es viel neues zu berichten. Seid ihr neugierig geworden? Dann sperrt die Lauscher auf und hört sehr gerne rein. Ihr findet die neue Folge auf folgenden Plattformen:
So langsam steigt die Spannung und die Vorfreude auf das erste Pflichtspiel der Saison. Am morgigen Sonntag geht es im niedersächsischen Lohne gegen Blau-Weiß Lohne – einem Vertreter der Regionalliga Nord. Doch bevor wir uns endgültig auf die Partie der ersten Runde des DFB Pokals einstimmen, soll noch die Kaderanalyse des Sommers 2022 abgeschlossen werden. Was noch fehlt? Eigentlich die Paradeposition eines jeden Bundesligisten. Denn wer sorgt für Spektakel und schießt die Tore? Genau, der Sturm. Wer kreiert gefährliche Momente und spielt Chancen heraus? Das offensive Mittelfeld. Warum eigentlich? Weil beim FCA hier (schon seit geraumer Zeit, möchte man fast sagen) der Schuh drückt. Mit diesen Worten steigen wir nun ein in die Detailbetrachtung:
Offensives Mittelfeld
Stammspieler
Das offensive Mittelfeld ist quasi seit Abgang von Ja-cheol Koo im Jahr 2019 verwaist. Seither wurde noch keine Idealbesetzung gefunden. Dieses geforderte Profil kann am ehesten Fredrik Jensen erfüllen. Seit Sommer 2018 spielt der Finne schon beim FCA, sein Vertrag läuft noch bis Sommer 2023. Der Offensivspieler wäre längst unumstrittener Stammspieler, wenn ihm nicht immer eine Blessur oder gar hartnäckigere Verletzung dazwischen käme. Daher verwundert es nicht allzu sehr, dass der 24jährige in seinen vier Jahren in Augsburg bis dato nur 41 Bundesligaspiele absolvieren konnte (1 Tor, 4 Assists). Für den holländischen Club Twente Enschede kam Jensen in 42 Spielen auf der “Zehn” zum Einsatz. Er erzielte hierbei neun Tore und gab fünf Vorlagen. Drücken wir Freddy die Daumen, dass seine Knochen heile bleiben und er in der kommenden Saison eine tragende Rolle in Augsburg spielen kann.
Eine potenzielle Stammkraft könnte hier auch Arne Maier sein, obwohl dieser nun wohl kurzfristig – nach der Verletzung von Dorsch – erst einmal auf der “Sechs” gefordert sein wird. Der 23jährige zentrale Mittelfeldspieler hat definitiv Offensivpotenzial, dies bewies er zuletzt im Testspiel gegen Stade Rennes. Dort konnte er den ein oder anderen tollen Steckpass spielen und seine Mitspieler in Szene setzen, so auch die Vorlage für Demirovic zum 1:1 aus Augsburger Sicht. In seiner noch kurzen Bundesligakarriere kam er zwar bisher nur dreimal im offensiven Mittelfeld zum Einsatz, seine Performance zuletzt auf der Position macht jedoch Lust auf mehr.
Ergänzungsspieler
Auf der zehner Position könnte ebenfalls Maurice Malone spielen. Das Augsburger Eigengewächs ist polyvalent veranlagt und kann daher ohne große Qualitätseinbußen sowohl im Zentrum als auch auf den Flügeln eingesetzt werden. Seine Qualitäten sind hier sicherlich der Antritt und die Schnelligkeit ebenso wie Torgefährlichkeit. Diese konnte er in der Saison 20/21 schon beim Drittligisten Wehen-Wiesbaden unter Beweis stellen (35 Einsätze, 12 Tore, 9 Vorlagen).
Ebenso flink und agil wie Maurice Malone ist Ruben Vargas – eigentlich gelernter Außenbahnspieler – unterwegs. Der derzeit verletzte Schweizer ist aber auch schon auf der offensiven Mittelfeld-Position getestet worden. Zum Beispiel beim 1:1 gegen Arminia Bielefeld in der Vorsaison – und wusste zu gefallen. Wenn der quirlige Linksaußen wieder fit zur Verfügung steht, wird er zu aller Erst natürlich auf den Flügeln benötigt – aber er scheint auch eine denkbare Alternative auf der “Zehn” zu sein.
Augsburger Abteilung Attacke: Vargas, Maier, Niederlechner und Bazee jubeln gegen den BVB! Wünschen wir uns auch für die Saison 22/23… (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)
Perspektivsspieler
Zwei Talente aus den U-Mannschaften sind hier noch als Perspektivspieler geführt, da sie in der kommenden Saison vermutlich eher keine tragende Rolle innehaben werden. Doch man sage niemals nie: Wenn sich weiterhin so viele Ausfälle ergeben, kann ein kurzfristiges Bundesligadebüt doch ganz schnell in greifbare Nähe rücken. Zum Beispiel Franjo Ivanovic könnte dies gelingen: Der 18jährige Kroate ist sowohl auf dem linken Flügel als auch im offensiven Mittelfeld beheimatet. Dies bewies er zuletzt in der U19 des FCA, zum Sommer 2022 ist er in die Augsburger U23 aufgerückt. In der vergangenen Saison spielte er zweimal auf der “Zehn”. Auch für die kroatische U19-Juniorennationalmannschaft durfte er auf dieser Position schon mehrfach starten.
Teamkollege Dion Berisha ist diese Position ebenfalls zuzutrauen. Der 19jährige spielt derzeit in der U23 des FCA und wird hauptsächlich auf beiden Flügeln eingesetzt. In der vergangenen Saison absolvierte er 14 Spiele für die höchsterfolgreiche U19, er steuerte acht eigene Treffer bei und legte weitere drei Tore auf. In der Saison 20/21 spielte er hauptsächlich im zentralen und offensiven Mittelfeld, in sechs Partien gelangen ihm sechs Scorerpunkte (fünf Treffer, eine Vorlage). Dion Berisha wird in der laufenden Regionalliga Bayern Saison sicherlich ein Leistungsträger der Augsburger U23 sein und wer weiß, vielleicht bekommt man ihn auch das ein oder andere mal bei den Profis zu sehen.
Mit Mert Kömür könnte ein richtiger Senkrechtstarter entdeckt worden sein. Der vor kurzem 17 Jahre alt gewordene U19-Spieler durfte zuletzt ins Trainingslager der Profis nachreisen. Der beidfüßige Offensivspieler ist hauptsächlich auf der Zehn zuhause. In der vergangenen Saison spielte Kömür, der auch deutscher U-Nationalspieler ist, 16 Partien für die U17 des FCA. Hierbei gelangen ihm fünf Tore und vier Vorlagen. Ein ziemlich interessanter Spieler und einer für die Zukunft. Kann man nur hoffen, dass man ihn nicht – wie einige andere hochveranlagte Nachwuchstalente – zu Konkurrenten ziehen lassen muss.
Mert Kömür (#10) im Dienste der deutschen U17-Nationalmannschaft (Photo by Martin Rose/Getty Images for DFB)
Sturm
Stammspieler
André Hahn ist eine echte Maschine – wird Jahr für Jahr älter und bleibt doch konstant (gut) in seinen Leistungen. Der einmalige Nationalspieler Deutschlands wird im August 32 Jahre alt und ist dennoch ein wichtiger Leistungsträger in Augsburg. Im Mannschaftsrat ist er auch diese Saison wieder präsent, ebenso wie auf dem Rasen. Dort beackert er wahlweise den rechten Flügel oder besetzt das Sturmzentrum. Letzte Saison stürmte Hahn 13 Mal für den FCA, hierbei erzielte er drei Tore und gab zwei Assists. Bei Hahno magelt es nie an Einsatzwille, Kampfgeist und Gier, ausschließlich die Geschwindigkeit nimmt langsam ab.
Florian Niederlechner ist wohl der typische Mittelstürmer im Augsburger Kader, der entweder zentral oder als hängende Spitze agieren kann. In 142 Bundesligapartien traf der 31jährige 33 mal und gab 19 Torvorlagen. In der vergangenen Saison wurde die Offensivkraft in 21 Partien als Stürmer eingesetzt und einmal als hängende Spitze. Dem gebürtigen Ebersberger gelangen hier zehn Scorerpunkte (5 Tore, 5 Assists). Nach den MLS-Gerüchten um Niederlechner war dem Stürmer anzumerken, dass er nicht mehr so befreit aufspielen konnte. Auch an seine glorreichste Augsburger (Anfangs-)Zeit konnte er auch nicht mehr anknüpfen.
Ermedin Demirovic war zuletzt Gegenstand des Tauschdeals zwischen Augsburg und dem SC Freiburg. Während der beste Augsburger Torschütze der Vorsaison, Michael “Gregerl” Gregoritsch nach Freiburg weiterzog, reiste “Demi” direkt nach Scheffau zu seinen neuen FCA-Teamkollegen. Der 24jährige ist hauptsächlich im Sturm zuhause, kann aber auch auf Rechtsaußen spielen. Während seine letzte Saison in Freiburg nicht so glücklich verlief (31 Partien, 2 Tore, 3 Vorlagen) konnte er in seiner Debütsaison aufmerksam auf sich machen. In 30 Spielen gelangen ihm fünf eigene Treffer und zehn weitere legte er Teamkameraden auf. In den Testspielen in der Saisonvorbereitung war zu merken, der Nationalspieler Bosniens muss sich noch in der Fuggerstadt akklimatisieren. Gegen Stade Rennes gelang ihm aber ein Treffer in Abstaubermanier, dort hat er sein Stürmer-Gen definitiv aufblitzen lassen.
Ergänzungsspieler
Kommen wir nun zur Kategorie Ergänzungsspieler: In dieser tummeln sich einige Spieler, die eher auf anderen Positionen beheimatet sind und dort schon näher vorgestellt wurden. Unter anderem Maurice Malone, der bei Wehen-Wiesbaden in der Saison 20/21 im Sturm mehrfach aufgestellt wurde. Als Mittelstürmer spielt er hierbei sechsmal (drei Assists: ein Tor, zwei Vorlagen) und als hängende Spitze insgesamt viermal (vier Tore, eine Vorlage). Auch bei Zweitligist Heidenheim spielte er dreimal im Sturm, ein Tor gelang ihm jedoch nicht.
Freddy Jensen ist im Zentrum zuhause und deshalb ist er auch für die Stürmerposition so interessant. Für die finnische Auswahl spielt er häufiger im Sturmzentrum, beispielsweise gelangen ihm in der Nations League im Jahr 2020 in drei Spielen als Mitteltürmer drei Tore und dies, obwohl er gegen Irland und Bulgarien nur 25 respektive 27 Minuten eingesetzt wurde. Neben Jensen scheint auch Noah-Sarenren Bazee eine interessante Sturmoption zu sein, wenn auch nicht die naheliegendste. Der derzeit verletzte Offensivallrounder kann auf beiden Flügeln und in der Spitze eingesetzt werden. Hier primär als hängende Spitze: In seiner Karriere spielte er zweimal als Mittelstürmer und 13 mal als hängende Spitze. Es gelangen ihm in 15 Partien neun Scorerpunkte (sechs Tore, drei Vorlagen). Bei Bazee sind sicher die interessantesten Aspekte seine enorme Schnelligkeit und der rasante Antritt.
Zwei mit Ambitionen und Startelfansprüchen: Hahn und Jensen! (Photo by JOHN MACDOUGALL/AFP via Getty Images)
Zuletzt muss hier natürlich noch Rekordtransfer und US-Boy Ricardo Pepi genannt werden. Der Stürmer weilt seit Januar 2022 beim FCA, konnte sich bisher jedoch auf dem Platz kaum nennenswert in Szene setzen. Der 19jährige ist hauptsächlich im Sturm zuhause, kann aber auch auf den Außenbahnen eingesetzt werden. Als Mittelstürmer gelangen ihm in 52 Partien 23 Treffer und vier Torvorlagen. In der Bundesliga spielte er in der vergangenen Saison elfmal, er stand hierbei 475 Spielminuten auf dem Platz. Ich glaube, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass Pepi die Zukunft gehört. Erste gute Ansätze waren und sind zu sehen, man muss auch bedenken, dass der Youngster mit einem gewaltigen 13-Mio.-Euro-Rucksack auf dem Rücken herumläuft. Das geht nicht spurlos an einem vorbei.
PERSPEKTIVspieler
Alem Japaur ist hier sicher ein kleiner Geheimtipp. Er war Teamkollege von Simic und Pejcinovic, deren Namen (medial) in aller Munde waren, nicht zuletzt aufgrund deren Transfers zu Ligakonkurrenten des FCA. Einer der in Augsburg verblieb war besagter Alem Japaur: Der 18jährige muss sich bei seiner Torausbeute aber gar nicht verstecken, denn ihm gelangen in der vergangenen U19-Bundesligasaison in 18 Spielen neun Treffer und drei Vorlagen. Der ehemalige U17-Nationalspieler Bosniens ist hierbei überwiegend im Sturmzentrum zuhause. Ein definitiv und überaus interessanter Akteur, der in der kommenden Saison für die U19 auflaufen wird.
Fazit
Beim FCA herrscht derzeit in der Zentrale eigentlich auf den ersten Blick kein Personalmangel. Wenn dann ist es ein Mangel qualitativer Natur, denn quantitativ stehen – wie die vorhergehende Auflistung beweist – genügend Spieler zur Verfügung auf den betrachteten Positionen. (Wobei Bazee und Vargas aber noch verletzt fehlen bzw. noch Trainingsrückstand haben!) Was sich jedoch zeigt ist eine Stürmerflaute: Gegen Stade Rennes fiel nach drei Wochen und einigen Testspielen Abstand das erste Stürmertor durch Demirovic. In den Testspielen richteten es überwiegend die treffsicheren Verteidiger.
Im offensiven Mittelfeld hat Arne Maier seine Ambitionen untermauern können. Enno Maaßen war nach dem Spiel gegen Rennes auch voll des Lobes. Jedoch – und das wird die kurzfristige Lösung sein – muss Arne Maier wohl den Ausfall von Niklas Dorsch kompensieren, ohne dies 1:1 zu können. Zu unterschiedlich sind die beiden Akteure in ihren Veranlagungen. Maier wird dies naturgemäß etwas offensiver interpretieren als der verletzte Dorsch. Gruezo wird dem Jungspund zur Seite stehen, Freddy Jensen stünde als erste Option eine Position weiter vorne zur Verfügung, sofern verletzungsfrei. Interessant für mich die beiden Personalien Ivanovic und Kömür!
Im Sturm gibt es eine engere Auswahl und einige Perspektivspieler. Enno Maaßen kann sich derzeit – sofern nicht weitere Zu- oder Abgänge erfolgen – zwischen erfahrenen (Hahn, Niederlechner) oder jungen-wilden Spielern (Pepi, Demirovic) entscheiden. Perspektivspieler hier für mich Malone und Japaur. Wobei man sogar Pepi als Perspektivspieler bezeichnen könnte, denn er wird Zeit brauchen. Das werden auch Augsburger Funktionäre nicht müde zu betonen. Was auch betont wird – nicht zuletzt im Rahmen der Pressekonferenz vor dem DFB Pokal Erstrundenmatch gegen Lohne – ist die Suche nach Zugängen in der Offensive. Hier hofft der FCA wohl auf die zunehmende Dynamik des Transfermarkts.
Für mich hat die Kombination Hahn und Demirovic gegen Rennes ganz ordentlich ausgesehen. Florian Niederlechner als Joker – es gibt schlechteres. Insgesamt wird es weiterhin Zeit brauchen, das Maaßsche System zu verinnerlichen und ein gepflegtes Offensivspiel aufzuziehen. Daher müssen sich insbesondere die Spieler, die zuletzt andere Spielweisen gewöhnt waren wie Hahn und Co., definitiv umgewöhnen. Es wird spannend sein, zu sehen, wem die Umstellung gelingt und bei wem als erstes der Torknoten platzt. Und es wird interessant sein zu beobachten, ob der FCA die Einschätzung hier teilt und ob ggf. noch externe Neuzugänge mit qualitativer Eignung folgen. Ich würde sagen: ja!
Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen
Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.