Gar nicht selbstverständlich

Vor kurzem hatte ich ja schon darüber geschrieben, von welchen Transfers ich im Sommer fest ausgehe. Daneben gibt es einige weitere spannende Personalien. Spieler, die nicht immer sportlich überzeugt haben, deren Verträge auch in 2025 auslaufen. Was soll der FCA in diesen Fällen machen: verlängern oder einen Transfer anstreben? Und was wollen die Spieler? Konkret geht es um die folgenden Fälle:

Arne Maier

Maier ist mittlerweile seit 2,5 Jahren beim FCA. Davon war er 2 Halbserien quasi abgeschrieben, 3 Halbserien trat er wie ein absoluter Leistungsträger auf. Was soll man nun daraus machen? Maier war bei Enno Maaßen am Ende genau so außen vor, wie am Anfang bei Jess Thorup. Bei beiden Trainern hat er – teilweise in ungewohnten Rollen – überzeugt. Wäre Maier ein konstanter Leistungsträger, könnte ihn der FCA im Sommer nicht halten, weil Maier das Interesse anderer Clubs geweckt hätte.

In der derzeitigen Situation sollten beide Parteien von einer Verlängerung profitieren. Der FCA wird genügend personelle Wechsel im Sommer zu verarbeiten haben und es liegt nun an Jess aus Maier einen konstanten Leistungsträger zu machen. Maier auf der anderen Seite wird – sollte er konstant performen – ein Jahr später bessere Angebote bekommen, so er denn überhaupt aus Augsburg weg will. Warum der ganzen Sache nicht noch etwas mehr Zeit geben? Aber nur weil es Sinn macht, muss es ja nicht unbedingt passieren.

Robert Gumny

Bei Robert Gumny darf sich der FCA die folgende Frage stellen: Ist Gumny die erste Wahl für die Nachfolge von Kevin Mbabu, wenn dieser nach dieser Saison nach England zurückkehrt (und außerhalb der Gehaltsmöglichkeiten des FCA liegt)? Die Beziehung mit Gumny ist durchwachsen. Er hat einerseits sehr gute Partien gespielt, andererseits aber auch mächtige Böcke geschossen und nur phasenweise Bundesligaqualität abgeliefert.

Auch Gumny muss sich fragen, was er in seiner professionellen Karriere noch erreichen will. In Augsburg wäre er ein Luxus Backup, der rechts hinten und im Notfall in der Innenverteidigung aushelfen könnte. Was ist aber seine Ambition? Ich würde mich freuen, wenn der FCA – ähnlich den Verlängerungen mit Pedersen und Jensen im letzten Sommer – mit Gumny verlängert, so lange die Erwartungen und Möglichkeiten klar abgesprochen sind. Könnte Sinn machen, wenn beide Parteien es wollen.

Hoffentlich brüllt Jensen hier: “Ja, klar verlängern wir erneut.” (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Freddy Jensen

Jensen ist mittlerweile einer der dienstältesten Spieler in Augsburg. Er ist seit 2018 beim FCA und hat in Augsburg schon viele Trainer kommen und gehen sehen. Jensen war – auch immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen – meist nur Ergänzungsspieler. Mit der Ankunft von Jess Thorup hat sich für ihn viel verändert. Er ist auf einer der beiden 8er Positionen eine feste Kraft und dankt mit Torbeteiligungen.

Die Frage bzgl. Jensen ist: kann er konstant weiter diese Leistungen bringen? Selbst wenn offensiv weitere Neuzugänge im Sommer in Augsburg dazustoßen, müssen diese erst einmal Jensens Niveau erreichen. Sollte man mit Jensen nicht verlängern, müsste man bei einem möglichen Abgang einen adäquaten Ersatz finden (und gleichzeitig offensiv ja auch andere Lücken stopfen). Auf der anderen Seite könnte man für Jensen wohl eine Ablöse erhalten (wer hätte das letzten Sommer gedacht). Alles in allem fallen mir allerdings keine Gründe ein, warum man Jensens Vertrag nicht direkt wieder um 2 Jahre verlängern sollte.

Bonus

Wenn wir über Spieler mit unsicherer Zukunft sprechen, dann möchte ich auf zwei weitere Spieler zusätzlich eingehen. Einerseits wäre hier Sven Michel zu nennen. Michel ist 33 Jahre alt und hat auch noch bis 2025 Vertrag. Über eine Verlängerung brauchen wir hier aus meiner Sicht nicht sprechen. Ob Michel im Sommer überhaupt bleiben sollte? Der FCA wird eine gewisse Kadertiefe brauchen und Michel ist ein guter Typ. Da braucht man nun die Pferde nicht scheu machen.

Als letztes komme ich auf Niklas Dorsch zu sprechen, bei dem ich schon im Sommer einen Abgang für sinnvoll erachtet hätte. Dorsch kommt diese Saison erneut gesundheitsbedingt nicht so zum Zuge, wie er gerne würde. Daneben ist die 6er Position mit Kristijan Jakic seit dem Winter sehr gut besetzt. Dorsch müsste wohl – im jetzigen System – auf eine der 8er Positionen ausweichen. Ob das passt? Dorsch bleibt eine der größten unerfüllten Hoffnungen in der jüngeren Transfervergangenheit und ich könnte sowohl den FCA als auch Dorsch im Sommer verstehen, wenn sie einen Abschied als die beste Option für die Zukunft sehen würden.

Viel zu tun

Insgesamt bleibt viel zu tun für Jurendic, Ströll und alle Beteiligten beim FCA. Neben Transfers, die wie selbstverständlich wirken, gibt es eben auch einige offene Enden, bei denen noch nicht ganz so klar ist, wie es weitergeht. Der FCA hat einige Spieler an Bord, die sich durch ihre Leistungen weitere Vertragsjahre verdient hätten, so sie denn bleiben wollen. Bei diesen Spielern wird sich zeigen, wie groß der Umbruch im Sommer sein wird. Wenn sie gehen sollten, müssten Jurendic und Co. mächtig auf die Tube drücken, um die Abgänge zu kompensieren. Während wir auf den Rängen das letzte Saisondrittel nun so richtig genießen können, laufen beim FCA wohl schon längst die Vorbereitungen auf die kommende Saison in der ersten Liga. Was das wohl wird.

Thorups Lieblinge?

Nicht einmal drei Wochen ist es her, seit Jess Thorup die Nachfolge von Enrico Maaßen als Trainer beim FC Augsburg angetreten hat. Trotzdem hat sich in der Zeit schon etwas getan. Vor allem Positives. In den beiden Spielen unter dem neuen Chef-Coach hat der FCA acht Tore erzielt, zwei Rückstände gedreht und sechs Punkte eingesammelt. Über so viel Action, die am Ende auch noch von Erfolg gekrönt ist, durfte man als FCA-Fan schon lange nicht mehr jubeln. What a feeling!

Auch beim Personal gab es mittlerweile Veränderungen. Die aber nicht ganz so ins Auge stechen wie die Tatsache, dass unser Verein nach wochenlanger Durststrecke plötzlich wieder gewinnt. Thorup hat an der Aufstellung gebastelt. Akteuren sein Vertrauen geschenkt, von denen man es nicht unbedingt erwartet hat. Und Stammplatzgarantien aus früheren Tagen bekräftigt bzw. ins Wackeln gebracht. Welche Spieler profitieren individuell vom Trainerwechsel? Das haben wir uns angeschaut.   

Feinfuß Jensen

Auf dem Platz ist er ein Tausendsassa und neben dem Platz immer für einen Spaß zu haben: Freddy Jensen stand in den beiden Matches unter Thorup jeweils überraschend in der Startelf und wurde mit seinen drei Vorlagen in Heidenheim völlig zurecht zu unserem Man of the Match gewählt. In 41 Spielen, die Vorgänger Enrico Maaßen leitete, startete der Finne, der seit 2018 Mitglied der FCA-Familie ist, lediglich acht Mal von Beginn an.

Sicherlich profitierte Jensen davon, dass Ruben Vargas, der seit Saisonbeginn verstärkt die Rechtsaußen-Position besetzt, verletzungsbedingt fehlte. Allerdings ist der Schweizer schon seit Längerem nicht mehr unersetzlich und Irvin Cardona hat als weitere Alternative derzeit Probleme, überhaupt ins Aufgebot zu kommen. Sofern die Gesundheit hält, was in der Vergangenheit leider nicht immer der Fall war, dürften wir künftig häufiger in den Genuss von Jensens feinen Qualitäten, u.a. technischer Art (die Ecken!), kommen. Ich hätte absolut nichts dagegen. 

Emotional und lautstark feierte Phillip Tietz seine ersten beiden Treffer für den FCA. (Foto: FC Augsburg auf Twitter/X)

Erste Tietz-Treffer

Mit Phillip Tietz, der für die neue Saison aus Darmstadt geholt worden war, hat Dion Beljo, selbst zur Winterpause an den Lech gekommen, auf der Mittelstürmerposition Konkurrenz bekommen. Zwar gibt es etwa mit Kapitän Ermedin Demirović und Sven Michel weitere Kollegen im Sturm. Doch letztlich konkurrieren Tietz und Beljo am härtesten untereinander um Einsatzminuten. Unter Maaßen war die Bilanz der beiden noch recht ausgeglichen, allerdings schon mit leichter Tendenz zu Tietz, der öfter beginnen durfte. (Was aus Zuschauersicht manchmal nicht ganz nachvollziehbar war, weil dem Blondschopf außer einem Assist bis dahin noch nicht viel gelungen war…)

Unter Thorup verfestigte sich diese Tendenz nun. Den wilden Fight auf dem Heidenheimer Schlossberg konnte der 21-jährige Kroate nur von der Bank aus verfolgen, während der 26-jährige gebürtige Braunschweiger seinen ersten Treffer für den FCA feiern durfte. Da der nächste prompt daheim gegen Wolfsburg folgte, sieht es so aus, als wäre bei der Tietz der Knoten geplatzt. Das dürfte seine Aktien beim Cheftrainer wohl weiter steigen lassen. Sehr gerne! Aber nur, wenn er noch ein wenig mehr an seinen Abschlüssen arbeitet…   

Dorsch mit Kredit

Arne Engels war DIE Entdeckung der abgelaufenen Rückrunde. Ohne Wenn und Aber. Ich will an diesen Satz vom Januar erinnern, als der damals 19-Jährige vom Farmclub des FC Brügge zum FCA stieß:

„Allerdings ist nicht zu erwarten, dass sich der ‚hochveranlagte Mittelfeldspieler‘, wie Stefan Reuter von ihm schwärmt, auf der Stelle zur Stammkraft im Mittelfeld aufschwingen wird.“

Auszug aus meinem Text für die RoGaz vom 09.01.2023
Siegtreffer zum 3:2 gegen den VfL Wolfsburg! Was für eine Aktion von Arne Engels. (Foto: FC Augsburg)

Doch genau das hat der mittlerweile 20-jährige getan. Sein Marktwert ist von 100.000 Euro, die der FCA mutmaßlich nach Belgien überwiesen hat, auf schwindelerregende 7,5 Mio. Euro gestiegen. Seine Beorderung ins zentrale Mittelfeld, das er meist zusammen mit dem defensiver eingestellten Elvis Rexhbecaj bespielte, hatte aber auch damit zu tun, dass die ursprünglich dafür vorgesehenen Kandidaten Niklas Dorsch und Arne Maier durch langwierige Verletzungen bzw. ein langanhaltendes Leistungstief dem Trainer nicht oder nicht voll zur Verfügung standen.

Dorsch, den Thorup noch aus seiner Zeit beim KKA Gent kennt, hat sich mittlerweile zurückgearbeitet und will seine Führungsansprüche, die er u.a. als neuer Vize-Kapitän angemeldet hat, nun einlösen. Der Däne lässt ihm auch die Chance dazu. Zuungunsten von Engels, der beim FCH und gegen die Wölfe nur als Ersatzspieler fungierte. Gegen den VW-Club machte dieser mit einem Assist und seiner ersten eigenen Bude innerhalb von nur zwei Minuten aber so dröhnend auf sich aufmerksam, dass Thorup auch in dem jungen Belgier durchaus einen potentiellen Startelfkandidaten sieht, wie er auf der Pressekonferenz vor Köln schmunzelnd eingestanden hat. Wie dieser Fight ausgeht? Bleibt abzuwarten. Allerdings bin ich, sorry Dorschi, zugegebermaßen ein kleines Engels-Fangirl…

Dahmen auf Bewährung

Als Jess Thorup vor seinem ersten Spiel mit dem FCA mitteilte, dass auch Finn Dahmen im Tor keine Startplatzgarantie erhält, war ich erst überrascht. Und dann nicht mehr ganz so. Schließlich wollte der Däne in den ersten Wochen alles auf den Prüfstand stellen. Und dazu gehört eben auch der 25-jährige Ex-Mainzer, der in den ersten sieben Partien (noch unter Maaßen) im Schnitt fast 2,5 Gegentore kassierte. Klar, nicht ohne Zutun unserer oft wackeligen Defensive. Trotzdem sehen viele in ihm noch nicht den Dirigenten, der er hinter der Abwehr sein müsste.  

Mads Pedersen ist nach dem 1:0 gegen Union sofort auf seinen Teamkollegen zugestürmt und hat ihm zum lang ersehnten Sieg gratuliert. (Photo: Christof Stache/AFP via Getty Images)

Thorup ließ ihm trotzdem den Vortritt, auch wenn er sich aktuell auf Bewährung befindet. Dadurch kann sich Tomáš Koubek Hoffnung auf mögliche weitere Einsätze machen. Im Frühjahr hatte Augsburgs Nr. 2 den verletzten Rafał Gikiewicz für sieben Spiele würdig vertreten und diese Zeit – vor allem den 1:0-Sieg gegen Union – extrem genossen. Koubek, dessen erste Zeit beim FCA bekanntlich ja gehörig in die Hose ging, ist bekannt als jemand, der jeden Tag hart arbeitet und Teamplayer durch und durch ist. Ganz egal, auf welchem Rang in der Torhüter-Hierarchie er gerade steht. Daher würde ich mich über ein paar Spielminuten, die ihm Thorup verschafft, sehr freuen.

Erfrischend gleich

Enorme personelle Umstellungen hat Jess Thorup in der Kürze der Zeit (noch) nicht vorgenommen. Und doch hat er Präferenzen aufblitzen lassen und in seiner Wunschaufstellung umgesetzt. Was unter dem neuen Mann beim FC Augsburg gerade passiert, finde ich extrem spannend und lässt mich mit Vorfreude auf die nächste Zeit blicken. Allein, dass der Coach für Samstag gegen Köln in Erwägung gezogen hat, seinem linksfüßigen Landsmann Freddy Winther mal wieder eine Chance zu geben und ihn auf die Position des gelb-rot gesperrten Felix Uduokhai zu stellen, ist erfrischend. Oder ob doch Japhet Tanganga zu seinem Debüt für den FCA kommt, obwohl er Rechtsfuß ist? Thorup wird es wissen. Ihm ist vieles zuzutrauen. Und das mag ich.   

Gilbert, Estephan, Bernd – So heißen die FCA-Profis mit zweitem Namen

Der FC Augsburg bastelt am Kader für die Saison 2023/24. Das Grundgerüst der Mannschaft steht, es könnte noch zu einem neuen Rechtsverteidiger sowie einigen Abgängen kommen. Stand 15. August hat der FCA 33 Spieler im Profikader. Die Namen von ihnen sind eingefleischten Fans hinlänglich bekannt, doch kennt ihr auch die Zweitnamen der Profis? Ein Einblick in die Geburtsurkunden der Rot-Grün-Weißen.

  • Finn Gilbert Dahmen
  • Ohis Felix Uduokhai
  • Reece Joel Oxford
  • Frederik Franck Winther
  • Iago Amaral Borduchi
  • Mads Giersing Valentin Pedersen
  • Niklas Bernd Dorsch
  • Hans Fredrik Jensen
  • Ruben Estephan Vargas Martinez
  • Noah Joel Sarenren Bazee
  • Dion Drena Beljo

K-Frage: Führung gesucht

Jung, jünger, FCA: Im Winter haben die Verantwortlichen den Kaderumbruch schon eingeleitet, nun folgten weitere entscheidenden Personalien. Neben den auslaufenden Verträgen der Ü30er-Fraktion um André Hahn und Rafal Gikiewicz steht auch Jeffrey Gouweleeuw vor dem Aus in Augsburg, spätestens nächstes Jahr. Sein Vertrag endet 2024 und wird nicht verlängert. Ob der Innenverteidiger überhaupt noch für Rot-Grün-Weiß aufläuft, ist unklar. Er darf den Verein auch in diesem Sommer verlassen, aktuell ist er verletzt.

Seit dem Baier-Abgang war Gouweleeuw Kapitän, in Zukunft werden andere Verantwortung übernehmen. Denn es ist doch schwer vorstellbar, dass die Klubverantwortlichen in ihm eine tragende Säule sehen, wenn ihre Saisonanalyse doch nach eigener Aussage etwas anderes ergeben hat. Zudem soll sich Gouweleeuw dem Team laut SportBild schon via Whatsapp sein Kapitänsende mitgeteilt haben. Wer also schlüpft in die Rolle des Jeff-Nachfolgers, wie sieht der Mannschaftsrat aus?

Im Trainingslager sollen diese Fragen geklärt werden. Mit einem Ergebnis ist zur Generalprobe gegen Ajax (29.7.) zu rechnen. Die Rosenau Gazette sieht folgende Spieler als aussichtsreiche Antworten auf die K-Frage.

Niklas Dorsch

Seuchensaison für den U21-Europameister: Mehrere Verletzungen warfen Niklas Dorsch zuletzt zurück – und zeigten, wie sehr er dem Augsburger Spiel fehlte. Der FCA braucht Spielertypen wie Dorsch. Bissig im Spiel gegen den Ball ist der 25-Jährige ein Anführertyp. Vergangene Saison war er bereits im Mannschaftsrat. Als zentraler Mittelfeldspieler ist er prädestiniert für die Kapitänsrolle. In solcher führte er den FCA auch in den ersten zwei Testspielen gegen Türkspor und Besiktas aufs Feld.

Gegen Besiktas übernahm zur zweiten Hälfte Felix Uduokhai die Binde von Dorsch, ebenso wie im zweiten Durchgang gegen Kufstein. Der Innenverteidiger war auch in der Bundesliga schon FCA-Kapitän. Da er den Verein aber womöglich noch verlassen wird, fehlt er in unseren Vorschlägen. Oder kann ihn Maaßen mit der Kapitänsbinde doch noch zur Verlängerung bewegen? Neben Uduokhai war nur ein Spieler in der abgelaufenen Saison Gouweleeuw-Vertreter:

Elvis Rexhbecaj

Der Neuzugang aus Wolfsburg blickt auf eine ordentliche Premierensaison in Augsburg. Mit 33 Pflichtspielen war er Stammspieler unter Enrico Maaßen. Im Hinspiel gegen Köln führte er die Mannschaft als Kapitän aufs Feld. Gouweleeuw und seine Stellvertreter fehlten. Auch im Test gegen Kufstein war der 25-Jährige Kapitän. Darf er künftig öfter die Binde tragen?

Rexhbecaj mag auf den ersten Blick nicht die erste Wahl sein, doch er scheint sich tatsächlich sehr für den FC Augsburg aufzureißen. Regelmäßig konnte man vergangene Saison beobachten, wie er Mannschaft pushte und Publikum animierte. Eigenschaften, die ein Kapitän braucht. Wir sehen ihn allerdings eher als Stellvertreter.

Ermedin Demirović

Ermedin Demirović hat seinen Wert für den FC Augsburg in seiner Debütsaison deutlich unter Beweis gestellt. Er geht als Führungsspieler voran, ruft auch einmal höhere Ziele aus („Am letzten Tag vielleicht mal um die Conference-League spielen“) und gehört nach RoGaz-Informationen zu den beliebtesten Spielern im Team. Beim Stürmer passen Einstellung und Leistung zusammen. Acht Tore und vier Vorlagen wecken freilich auch Begehrlichkeiten. Doch Demirović erteilte Wechselgerüchten jüngst eine Absage und bekannte sich zum Verein. Weil er beim FCA zum Kapitän aufsteigen will?

Das genannte Trio gehört für uns zu den Topkandidaten auf die Kapitänsbinde. Wir sehen sie auch im Mannschaftsrat. Er besteht in der Regel aus fünf Spielern. Neben Gouweleeuw und seinem Vize Daniel Caligiuri bestand er zuletzt aus Felix Uduokhai, André Hahn und Niklas Dorsch.

Den Mannschaftsrat wählten zuletzt die Spieler selbst. Wir sehen folgende Namen in der engeren Auswahl:

  • Arne Maier: Maaßen-Liebling, Stammspieler
  • Sven Michel: Mit 33 Jahren aktuell der älteste im Kader. Seine Erfahrung tut dem jungen Team gut
  • Tomas Koubek: extrem beliebt in der Mannschaft, gut fürs Teamklima
  • Mads Pedersen: beliebt im Team, bekennt sich mit Vertragsverlängerung zum Klub
  • Raphael Framberger: mit Abstand am längsten im Verein (seit 2004). Identifikationsfigur, aber (wie bei Koubek) Zukunft ungewiss.

Wer von den genannten Spielern sollte künftig FCA-Kapitän sein. Stimmt ab?

RoGaz Kaderanalyse 2022: Mittelfeld zentral

Schon bevor wir uns mit der Thematik der Kaderanalyse näher beschäftigt hatten, gab es Positionen bei denen wir mehr Handlungsbedarf gesehen hatten, als bei anderen. Direkt ins Auge stach hier der Bereich des zentralen Mittelfelds. Zwar hatte der FCA bei Arne Maier die Option auf eine feste Verpflichtung gezogen, was durch dessen Leistungen in der vergangenen Saison auch überaus gerechtfertigt war. Auf der anderen Seite ging Niklas Dorsch mit einem Schlüsselbeinbruch in die Sommerpause und musste diesen erstmal auskurieren. Zudem entschied man sich den auslaufenden Vertrag mit Jan Moravek nicht zu verlängern und auch mit Tim Civeja ein Talent aus der eigenen Jugend für eine Saison nach Ingolstadt zu verleihen.

Als Enno Maaßen nach der Generalprobe gegen Stades Rennes auf die personelle Lage angesprochen wurde, fiel der Satz: “Die Spieler schwinden”. Gemeint war hier v.a. auch das zentrale Mittelfeld und kurzfristige Entwicklungen bzgl. dieser Positionsgruppen, auf die wir im folgenden eingehen werden. Vielleicht einmal vorweg: die Positionsgruppen die damit gemeint sind, sind die der 6er, 8er und 10er. Hier gibt es eine gewisse Variabilität. Gegen Rennes waren es vom Start weg 3 Spieler die sich die Aufgaben in diesem Bereich teilten. Mit dieser Größenordnung ist grundsätzlich zu rechnen.

Stammspieler

Niklas Dorsch

Die Stammspieler, die der FC Augsburg im zentralen Mittelfeld zur Verfügung hat, verleiten etwas zum Träumen. Nun hatte Niklas Dorsch etwas Probleme in seine erste Bundesligasaison hineinzufinden. Danach konnte er sein enormes Potential mehrfach zeigen. Er ist ein Rhythmusgeber. Er kann das Spiel beschleunigen oder verlangsamen. In diesem Zusammenhang ist er essentiell für den FC Augsburg, und es gibt im Kader niemanden, der ihn gleichwertig ersetzen könnte. Umso tragischer ist nun der angebrochene Mittelfuß, den er sich gegen Stades Rennes zugezogen hat. 6 Wochen Trainingspause, ca. 8 Wochen bis zum nächsten Einsatz erklären, warum “die Spieler schwinden”.

Arne Maier

Arne Maiers feste Verpflichtung beim FC Augsburg wäre eigentlich ein Selbstläufer gewesen, wenn er nicht geschlaucht von U23 und Olympia beim FCA angekommen wäre und ihn dann sukzessive kleinere Verletzungen und eine Corona-Erkrankung immer wieder zurückgeworfen hätten. Gerade offensiv hat Maier immer wieder entscheidende Impulse gegeben durch seine 8 Scorerpunkte, so dass ich ihn auf der 8/10 stärker sehe, als auf der 6. Insgesamt ist der FC Augsburg allerdings nun schon sehr früh darauf angewiesen, dass Arne Maier fit und in Form bleibt. Er ist ein echter Stützpfeiler des Teams.

Ergänzungsspieler

Freddy Jensen beim FCA nun eher zentral und etwas defensiver. Die Kernfrage bleibt doch aber, ob er dauerhaft gesund bleiben kann. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Carlos Gruezo

Gruezo ist ein klassischer 6er, der stark darauf spezialisiert ist, gegen den Ball zu arbeiten. In 17 Partien spielte er in der abgelaufenen Saison knapp 1000 Minuten für den FCA. Zu mehr kam es auf Grund einer Verletzung nicht und auch weil er im Spiel mit dem Ball limitiert ist. Gruezo sollte beim FCA eher jemand für die Kadertiefe sein, auch um vielleicht zu helfen eine Führung abzusichern. Den Beweis, dass er die Qualität zum Stammspieler hat, ist er trotz seiner Erfolge mit der Nationalmannschaft in der Bundesliga bisher schuldig geblieben.

Fredrik Jensen

Fredrik Jensen war lange jemand, den man beim FCA offensiver gesehen hat, entweder auf außen, im Sturm oder auf der 10. Enno Maaßen scheint ihn nun eher zentraler und vielleicht auf der 6 zu sehen. Seine stärkste Position sollte die 10 bleiben, wo er – wenn gesund – ein toller Backup für Arne Maier wäre. Gerade die Gesundheit hat ihm aber immer wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht und unter Markus Weinzierl kam es am Ende der abgelaufenen Saison noch nicht einmal mehr zu Kadernominierungen. Seine 12 Einsätze bei 410 Minuten in der letzten Saison zeigen, dass Jensen momentan nicht mehr als ein Ergänzungsspieler sein kann. Auch wenn wir gerne von mehr träumen würden.

Tobias Strobl

Kommen wir zum nächsten, der von Verletzungen außer Gefecht gesetzt wurde. Es war es eine Sprunggelenksverletzung, die Tobias Strobl zum Start der abgelaufenen Saison außer Gefecht gesetzt hatte. Dann folgten genau 5 Einsätze in der Bundesliga, bevor er sich das Kreuzband riss und weiterhin nicht auf dem Trainingsplatz zu finden ist. Ob der 32jährige dem FC Augsburg in der Bundesliga überhaupt noch einmal helfen kann, bleibt dahin gestellt. So dünn, wie die Positionen besetzt sind, hoffen wir auf die schnellstmögliche aller vollständigen Genesungen.

Perspektivspieler

Fabian Wessig im Halbfinale der U19 Deutschen Meisterschaft gegen Hertha BSC Berlin. Viele Einsätze für die U23 letztes Jahr machen Hoffnung auf mehr beim 19jährigen. (Photo by Matthias Kern/Getty Images)

Felix Götze

Felix Götze ist ein Rückkehrer. Er war nun zweimal zum 1. FC Kaiserslautern ausgeliehen und konnte in der abgelaufenen Saison mithelfen, dass die Roten Teufel über die Relegation in die zweite Liga aufsteigen. Unumstrittener Stammspieler war nach seiner Kopfverletzung zu Saisonbeginn nicht mehr, auch weil ihn immer wieder kleinere Wehwehchen außer Gefecht setzten. Für 23 Partien und ca. 1200 Minuten reichte es dennoch. Ob es für die Bundesliga reicht? Ich mag es bezweifeln. Bei einer etwas dickeren Personaldecke würde ich tippen, dass Felix Götze uns noch in dieser Sommerpause fest verlässt. Beim derzeitigen Personalstand wird er uns eventuell als Notnagel erhalten bleiben und seine Chance auf Einsätze gerade zu Saisonstart fast zwangsläufig bekommen.

Mahmut Kücüksahin

Außer man sieht Mahmut Kücüksahin schon so weit, dass man ihm den direkten Sprung zu den Profis zutraut. Kücüksahin hatte letzte Saison als Stützpfeiler die U19 ins Halbfinale um die deutsche Meisterschaft geführt. Daneben bekam er erste Einsatzchancen in der U23. Für diese Saison ist er dort nun voll eingeplant und stand in den ersten beiden Partien direkt auf dem Platz. In der Vorbereitung durfte er bei den Profis reinschnuppern und Enno Maaßen sich ein Bild von ihm machen. Die Einsätze bei der U23 deuten nun an, dass er die Saison dort wohl brauchen wird, um sich weiter zu entwickeln. Der Name sollte uns allerdings dann vielleicht im Winter oder auch in der Saison 2023/24 nicht überraschen.

Fabian Wessig

Auch den 19jährigen Fabian Wessig hat sich Enno Maaßen angeschaut. Wessig kam in der letzten Saison schon im Stamm der U23 des FC Augsburg auf 31 Einsätze. Parallel spielte er um die deutsche U19 Meisterschaft mit. Ein aufregendes Jahr liegt somit hinter ihm. Im Profikader scheint er sich nun vorerst nicht hat festbeißen können. Mal schauen, ob der Name im Profibereich des FC Augsburg noch einmal auftaucht.

Fazit

Enno Maaßen hat auch Mads Pedersen als eine Möglichkeit für die zentralen Positionen ins Spiel gebracht. Pedersen ist allerdings auch auf links oder rechts gefordert und kann nun mal nur einmal spielen. Er wird irgendwo zum Einsatz kommen und sich den Arsch aufreißen, wie wir es von ihm gewohnt sind.

Dennoch braucht es gerade auf den zentralen Positionen Spezialisten, die genau wissen, was dort zu tun ist. Und die Anzahl der Spezialisten für diese Positionen ist schlicht und ergreifend gerade zu gering. Für 3 Positionen gibt es gerade 4 fitte Spieler und der gegen Rennes erkrankte Fredrik Jensen ist hier schon mitgerechnet. Gerade weil Dorsch und Strobl länger ausfallen werden und auch weil es im Kader gerade einmal zwei Spieler mit Stammelf-Qualität gibt, muss hier unbedingt nachgelegt werden. Meine Forderung wäre hier, dass zwei weitere Spieler kommen sollten, auch weil die Ergänzungsspieler nicht so weit zu sein scheinen, dass sie hier helfen können. Ein Neuzugang sollte den Kader in der Spitze verstärken. Ein weiterer eine Ergänzung darstellen. Kandidaten habe ich an anderer Stelle schon früher vorgestellt. Nicht mehr alle sind mittlerweile verfügbar, weil auch andere Vereine nicht untätig bleiben.

So sehr auch ich eine Verkleinerung des Kaders für sinnvoll halte, so hat sie den FC Augsburg im zentralen Mittelfeld an die Grenzen gebracht, bevor die Saison überhaupt gestartet ist. Auf keiner Position sind Neuzugänge gerade so dringend wie dort. Hier wird sich in den nächsten Wochen zeigen, wie Stefan Reuters Transfersommer zu beurteilen ist.

Die RoGaz Awards 2022: Die Sieger

Auch in diesem Jahr hattet ihr die Chance, für eure Spieler der Saison abzustimmen. An den letzten drei Sonntagen haben wir euch jeweils eine Handvoll Jungs zur Wahl gestellt und ihr durftet entscheiden. Wer war für euch der wichtigste Spieler? Welcher hat sich am meisten weiterentwickelt? Und welcher Rookie konnte euch am Ende vollends überzeugen? Hier sind sie, die Ergebnisse der RoGaz Awards 2022:

Euer MVP

Begonnen haben wir mit der Wahl zum wichtigsten Spieler, der in der Saison 2021/22 auf dem Platz stand. Nach unserer Vorauswahl, konntet ihr euch zwischen Niklas Dorsch, Arne Maier, Michael Gregoritsch, André Hahn und Reece Oxford entscheiden. Ein jeder von ihnen hätte es aus meiner Sicht verdient gehabt, diesen Titel zu gewinnen, denn alle fünf konnten mit ihren Leistungen überzeugen. Doch leider kann es ja immer nur einen geben.

Und gewonnen haaaaaat… *Trommelwirbel*

REECE OXFORD!!!

Ihr habt gewählt: Euer wichtigster Spieler ist Reece Oxford
(Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Insgesamt haben 56 von euch abgestimmt. Dabei konnte unser junger englischer Innenverteidiger 23 Stimmen (= 41%) für sich verbuchen. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen Michael Gregoritsch mit 15 (= 27%) und Niklas Dorsch mit 10 Votes (= 18%). Nur ganz knapp verpasste André Hahn das Podium, doch 8 Stimmen reichten leider nur für den 4. Rang. Was mich traurig stimmt, ist, dass niemand für Arne Maier das Knöpfchen gedrückt hat. Na ja, dann halt nächstes Jahr. Immerhin bleibt der gebürtige Ludwigsfelder uns ja erhalten.

Herzliche Glückwünsche gehen aber natürlich an dieser Stelle raus an Reece, der sich diese Ehre wahrlich verdient hat. In allen 30 Partien, in denen er auf dem Feld stand, hat er eine herausragende Leistung gezeigt und durfte sogar seine ersten Treffer für unsere Fuggerstädter verbuchen. Wir alle hoffen sehr, dass er auch in der kommenden Saison das rot-grün-weiße Trikot überstreifen und uns weiterhin so viel Freude bereiten wird.

Der am meisten verbesserte Spieler

Auch in dieser Kategorie hat euch das Team der RoGaz 5 Kandidaten zur Wahl gestellt, die unserer Ansicht nach im Vergleich zur Vorsaison den größten Sprung in ihrer Weiterentwicklung gemacht haben. Neben MVP Reece Oxford hatten Mads Pedersen, Iago, Noah Joel Sarenren Bazee und Robert Gumny die Chance, den Award für sich zu gewinnen. Verdient hätten es meiner Meinung nach auch hier alle 5.

Ihr habt gewählt und euer Sieger iiiiiiiist… *Trommelwirbel, die Zweite*

REECE OXFORD!!!

Wirklich überrascht hat es mich nicht, denn Air Ox war in dieser Spielzeit unser Fels in der Abwehr – Brandung. Dass er solch eine starke Entwicklung an den Tag gelegt hat, hat uns Mädels natürlich besonders gefreut. Immerhin sind wir bekennende Ox-Fans! Deswegen gratulieren wir auch hier Reece sehr herzlich, dass er seinen Titel, den er schon im letzten Jahr errungen hat, in dieser Saison verteidigen konnte.

An der Abstimmung in dieser Kategorie haben insgesamt 90 von euch teilgenommen. Reece Oxford erreichte dabei den ersten Rang relativ unangefochten. Mit 78 Stimmen bekam er satte 87% aller Klicks. Immerhin 6 Mal wurde Mads Pedersen gewählt und bekommt dafür die Silbermedaille verliehen (= 7%). Mit nur einer Stimme weniger (= 6%) landet unser zweiter Linksverteidiger Iago auf dem 3. Rang. Noah Sarenren Bazee und Robert Gumny konnten sich bei dieser sehr starken Konkurrenz leider nicht durchsetzen. Sie bekamen eine bzw. keine Stimme .

Der Rookie der Saison

Eines kann ich euch vorab verraten: Reece Oxford gewinnt in dieser Kategorie nicht. Klar, den haben wir euch auch nicht zur Wahl gestellt, da er kein Neuling mehr ist. Und auch Robert Gumny, der im letzten Jahr diesen RoGaz Award bekam, stand nicht zur Verfügung. Wer wird also sein Nachfolger?

In meinem Artikel letzte Woche hätte ich euch gerne auch einen 5. Spieler präsentiert, dem ihr eure Stimme geben könnt. Doch das ging leider nicht, da das der Kader und die eingesetzten Spieler leider nicht hergaben. Und so konntet ihr für Niklas Dorsch, Lasse Günther, Frederik Winther und Ricardo Pepi abstimmen.

In dieser Kategorie ist das Ergebnis nicht unbedingt knapp ausgefallen, was Rang 1 angeht. Insgesamt nahmen 47 Leser*innen an unserer Wahl teil. Und der Titel “Rookie der Saison 2021/22” geht aaaaaaan… *Trommelwirbel, der Letzte*:

NIKLAS “DORSCHI” DORSCH!!!

Applaus für euren Rookie der Saison: Niklas Dorsch
(Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)

77 % aller Stimmen – also 36 insgesamt – gingen an den gebürtigen Lichtenfelser, der uns in dieser Spielzeit wirklich große Freude bereitet hat. Ich kann natürlich nur für mich selbst sprechen, aber ich für meinen Teil fand Dorschis Einsatz auf und auch neben dem Platz mehr als sehr gut. Und auch sein Tor gegen den 1. FC Köln hat uns wohl alle vom Stuhl gehauen. Das Team der RoGaz gratuliert daher ganz herzlich!

Auf den übrigen Plätzen ging es dagegen ziemlich heiß her und so hat es mich nicht verwundert, dass sich am Ende Lasse Günther und Frederik Winther den zweiten Platz teilen. Beide bekamen jeweils 4 Stimmen und somit je 9 % aller Klicks. Nur eine Stimme weniger und somit 6 % aller Wähler*innen wollte Ricardo Pepi auf dem ersten Platz sehen.

Ein paar Worte zum Schluss

Die Saison 2021/22 war für uns alle keine leichte. Sportlich gesehen hatten sich mit der Rückkehr von Markus Weinzierl sicherlich einige Fans deutlich mehr erhofft. Doch am Ende hieß es wieder einmal Abstiegskampf und Zittern bis zum Ende. Ich schätze mal, dass das für jeden einzelnen Spieler nicht einfach war, denn wir dürfen nicht vergessen, dass auch sie mit anderen Erwartungen auf den Platz gehen. Keiner von ihnen will absteigen und doch war es zum Schluss wieder einmal sehr eng.

Auch den Knall vor und am letzten Spieltag hätten wir sicher alle nicht gebraucht, doch wer weiß, wofür es letztendlich gut war. Vielleicht wird alles besser, vielleicht aber auch nicht. Das wird die Zukunft zeigen. Wir als Fans können da leider nicht viel tun, außer unser Team auch weiterhin zu unterstützen. Wie dieses aussehen wird, das werden wir in den kommenden Wochen zu sehen bekommen.

Ich persönlich freue mich schon auf die sehr spannende Phase, die jetzt beginnt, denn da wir jetzt endlich einen Trainer haben, können wir ja mit den Transfers loslegen. Diese können viele Fans schon kaum mehr erwarten. Auch das Team der RoGaz blickt bereits erwartungsvoll der Transferperiode entgegen, die uns hoffentlich für das nächste Jahr neue Kandidaten gibt, die wir euch für unsere RoGaz-Awards-Wahl zur Verfügung stellen können.

Vielen herzlichen Dank an alle, die in diesem Jahr an unserer Abstimmung teilgenommen haben!

RoGaz Awards 2022: Der Rookie der Saison

In den letzten beiden Wochen durftet ihr bereits den wichtigsten sowie den Spieler küren, der sich in der abgelaufenen Spielzeit im Vergleich zur Vorsaison am meisten weiterentwickelt hat. Heute stellen wir die Rookies der Saison zur Wahl. Der Begriff “Rookie” wird überwiegend im US-Sport verwendet und bedeutet so viel wie Neuling oder Frischling. Leicht gemacht es der FCA uns in dieser Kategorie wahrlich nicht, denn besonders viele Debütanten bekamen wir leider nicht zu sehen. Doch 4 Stück haben wir trotzdem für euch gefunden. Deswegen heißt es für euch jetzt: An die Knöpfe, fertig, los! Wählt euren Newcomer der Saison 2021/22!

Ricardo Pepi

Viele wollten ihn, wir haben ihn bekommen. Ricardo Daniel Pepi, 18 – heute 19 – Jahre jung und bester U22-Spieler der MLS der Saison 2021. Der junge Mittelstürmer war auf dem europäischen Fußballmarkt heißbegehrt. Mannschaften wie der FC Chelsea, Manchester City, der FC Liverpool, Manchester United, der VfL Wolfsburg und der FC Bayern München wollten den damaligen Spieler des FC Dallas unter Vertrag nehmen. Doch Ricardo entschied sich für unseren FCA und wurde damit zu unserem neuen Rekordtransfer. Über die genaue Ablösesummen sind sich die Medien nicht einig. Sie liegt irgendwo zwischen 13 und 16 Millionen.

Der US-Boy dürfte wohl derzeit der umstrittenste Spieler des FC Augsburg sein. Immer wieder liest man kritische Stimmen, die von “Verschwendung” und sogar jetzt schon von “Flop” reden. Ich jedoch sage, man sollte den Jungen jetzt mal eine ordentliche Vorbereitung machen lassen. Dann, bin ich mir sicher, kann er uns schon in der nächsten Saison weiterhelfen und erfreuen. Am besten lernt ein Fußballer immer noch in der Praxis und die hat er viel zu wenig bekommen. Das ist aber aus meiner Sicht wie beim Autofahren. Das lernt man auch erst, wenn man sich hinter das Steuer setzt.

Zurück zu Ricardo Pepi. Trotz gerade einmal 475 Spielminuten verteilt über 11 Einsätze, zeigte der Mittelstürmer für mich schon sehr gute Ansätze. Seine Laufwege waren sehr präzise und sein Einsatzwillen unbestritten. Seine gemessene Schussgenauigkeit liegt laut Ligainsider bei 75 Prozent. Damit sortiert er sich neben Jae-sung Lee, Thorgan Hazard, Jacob Laursen, Kevin Kampl und Konstantinos Stafylidis auf Rang 9 ein. Das ist im Übrigen der beste Wert eines Augsburger Spielers in dieser Kategorie.

Eine weitere Eigenschaft, die der US-Amerikaner mit sich bringt, ist seine Geschwindigkeit. In jedem Spiel, in dem er für den FCA auflaufen durfte, brachte er aus meiner Sicht ordentlich Schwung mit rein. Und mit 34,61 km/h erreicht er vereinsintern auch den viertschnellsten Wert. Nur Noah Sarenren Bazee, Iago und Ruben Vargas liefen in dieser Saison schneller als Ricardo.

Looooos Ricardo!!!
(Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Zwar wartet Pepi noch auf sein erstes Tor und seine erste Vorlage im Augsburger Trikot, doch 3 von 4 Spielen, in denen er in der Startelf stand, hat der FCA nicht verloren. Gegen Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund gab es je ein 1:1. Die Partie gegen den VfL Wolfsburg konnten die Jungs sogar 3:0 gewinnen.

Ich weiß, dass sich viele Fans mehr von dem amerikanischen Talent erwartet haben und dass es ein Fehler des Vereins war, ihn so sehr zu hypen. Aber man darf nicht vergessen, dass der heute 19Jährige sein Leben einmal komplett auf den Kopf stellen musste, um in der Bundesliga spielen zu dürfen. Neues Land, neues Team, fremde Sprache, fremde Liga mit einem komplett anderen Spielsystem. Sich da zu akklimatisieren ist nicht so einfach.

Doch mit dem richtigen Trainer, der ihm auch die notwendige Praxis gibt, wird er das schaffen, davon bin ich überzeugt. Das Potenzial dazu hat er auf jeden Fall, weswegen er für uns auch absolut die Berechtigung hat, hier zur Wahl zu stehen.

Niklas Dorsch

Ich glaube, ich habe hier schon mehrfach gesagt, was für ein großer Dorschi-Fan ich bin. Um genau zu sein, hätte ich ihn zu Heidenheimer Zeiten schon gerne mit der Zirbelnuss auf der Brust gesehen. Doch es brauchte zuerst einen Ausflug ins belgische Gent, bevor sich die Augsburger Fans über diesen “Königstransfer” der letzten Sommertransferperiode freuen durften.

Zwar hat der gebürtige Lichtenfelser mit 69 Einsätzen für den 1. FC Heidenheim und 43 Partien für KAA Gent bereits einige Erfahrungen auf Profiebene machen dürfen, doch in der Bundesliga brachte es Dorschi zu Saisonbeginn auf gerade einmal einen Einsatz. Das zeichnet ihn daher für diese Kategorie aus, denn im deutschen Oberhaus ist er schon noch ein “Neuling”.

Aber was für einer! Irina hat euch in unserem MVP-Artikel ja schon einige der herausragenden Daten geliefert, die der defensive Mittelfeldmann in dieser Saison erzielt hat. Zum Beispiel die wirklich sehr gute Passquote von 83,3%, die ihn vereinsintern als besten Passgeber auszeichnet. Doch nicht nur in dieser Kategorie holt er sich die Krone. Auch in puncto Balleroberungen ist kein Spieler des FC Augsburg besser als er. Auf durchschnittlich 1,74 kommt er hier während einer Partie, was ihn gleichzeitig auf Rang 5 in der Bundesliga katapultiert.

Ich könnte nun ewig so weiter machen und mit Zahlen um mich werfen, doch das will ich gar nicht. Was für mich eigentlich viel wichtiger ist, ist das Auftreten auf dem Platz. Und da können sich manche Spieler wirklich eine Scheibe von Dorschi abschneiden. Unser Mann mit der Nummer 30 ist einer, der voran geht und sich in jeden Zweikampf wirft. Auch scheint er immer aufmunternde Worte für Teamkollegen zu finden und zeigt die vollen 100 Prozent, bis der Schiedsrichter die Partie abpfeift.

Auch von uns gibt’s Applaus zu dieser Leistung
(Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)

Kurz: Niklas Dorsch ist ein Führungsspieler, der uns mit seinem Kampfeswillen, seinem Einsatz für das Team und seiner Leidenschaft auf dem Platz auch in der nächsten Saison sehr weit bringen kann und wird. Ich freue mich schon sehr darauf, ihn bald wieder im rot-grün-weißen Trikot sehen zu dürfen und hoffe, dass er seinen Schlüsselbeinbruch schnell auskurieren kann. An dieser Stelle wünscht ihm das Team der Rosenau Gazette noch einmal alles Gute. Werd’ schnell wieder fit, Dorschi. Die Mannschaft braucht dich!

Lasse Günther

Vor relativ genau einem Jahr – am 28.05.2021 – gab der FCA die Rückkehr des gebürtigen Münchners zurück. Warum ich Rückkehr schreibe? Weil der heute 19Jährige seine Jugend beim FC Augsburg verbracht hat, bevor er 2016 zum FC Bayern München gewechselt ist.

Es hat mich sehr beeindruckt, wie die Verantwortlichen beim FC Augsburg sich um mich bemüht haben. Wir haben sehr viele Gespräche darüber geführt, welchen Weg ich beim FCA gehen kann und ich freue mich schon jetzt sehr auf die Mannschaft und auf den Moment, wenn ich das erste Mal in der WWK ARENA vor den FCA-Fans auflaufen werde.

Lasse Günther bei seiner Vorstellung am 28.05.2021

Den ersten Profieinsatz mit Zirbelnuss auf der Brust bekam Lasse im DFB-Pokal, als Markus Weinzierl ihn in Greifswald für 6 Minuten aufs Feld schickte. Sein Debüt in der Bundesliga durfte er am 02.10.2021 in Dortmund feiern. Hier wurde er in der 86. Minute für Mads Pedersen auf der linken Außenbahn eingewechselt.

Leider musste der heute 19Jährige bis zum 23. Spieltag warten, bis er das erste Mal vor heimischen Publikum in der Bundesliga auflaufen durfte, denn die meiste meiste Praxis bekam Lasse Günther tatsächlich in unserer U23. Hier kommt er auf insgesamt 10 Einsätze über 809 Spielminuten. Dabei erzielte er zwei Tore und legte eines auf. Bei den Profis reichte es lediglich für insgesamt 5 Partien, in denen er für mich schon zeigen konnte, dass sehr viel Potenzial in ihm steckt. Gegen RB Leipzig am 33. Spieltag wurde dies auch mit seinem ersten Startelfeinsatz honoriert.

Von der Bibliothek zur Vertragsunterschrift

Auch hier möchte ich noch einen kurzen Blick auf die erzielten Statistiken werfen, auch wenn das bei 5 Einsätzen natürlich schwer zu bewerten ist. Doch gerade was den Punkt Balleroberungen angeht, zeigt Lasse ein sehr starkes Ergebnis. Er kommt hier nämlich auf einen Wert von 2,57 in diesen 5 Spielen, was theoretisch ein besserer Wert ist wie der von Danilo Soares. Dieser konnte diese Kategorie mit 2,38 Eroberungen pro Spiel bei Ligainsider für sich entscheiden. Allerdings in 30 Partien.

Eine weitere Eigenschaft, die Lasse Günther trotz seines jungen Alters bereits auszeichnet, ist seine Geschwindigkeit. 34,60 km/h war sein Bestwert während der 157 Ligaminuten. Das ist gleich mal Rang 5 von allen betrachteten FCA-Spielern. Es steckt also ordentlich Feuer in dem jungen Linksaußen, das er in der neuen Spielzeit hoffentlich öfter zeigen kann.

Frederik Winther

Der junge Däne wurde zwar bereits im Oktober 2020 verpflichtet, doch im Anschluss an seinen Heimatclub Lyngby BK ausgeliehen. Deswegen durfte er erst in dieser Saison die Zirbelnuss auf der Brust tragen.

„Es macht mich stolz, dass der FC Augsburg mir die Chance geben wird, mich in der Bundesliga zu beweisen.  Ich sehe den FCA langfristig als den Verein an, bei dem ich mich optimal entwickeln kann. Doch nun werde ich das kommende Jahr in Lyngby nutzen, um mich weiterzuentwickeln und im kommenden Jahr die sportliche Herausforderung in der Bundesliga anzutreten.“

Frederik Winther zu seinem Wechsel zum FCA

Die 20 Partien für den damaligen dänischen Erstligisten haben dem jungen Innenverteidiger auf jeden Fall gut getan. So konnte er nämlich gleich mal in seinem ersten Profieinsatz zeigen, dass er die Kugel auch glatt eiskalt mal verwandeln kann. Er war es nämlich, der in der Pokalpartie gegen den Greifswalder FC den so wichtigen Ausgleichstreffer zum 1:1 machte. Hier durfte er aufgrund von Verletzungssorgen über die vollen 90 Minuten ran und zeigte hierbei, warum er regelmäßig für die U21-Nationalmannschaft Dänemarks im Einsatz ist.

Winther is coming

Auf Einsatzzeit in der Bundesliga kommt er aber aufgrund der zahlreichen und vor allem auch namenhaften Konkurrenz in der Innenverteidigung leider auch nur sehr wenig. Neben zwei Partien für unsere “Zwote”, hat er insgesamt 327 Einsatzminuten in der Bundesliga auf dem Zettel stehen. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich nicht eine Sekunde irgendwelche Ängste und Zweifel gehabt habe, denn Winther machte durch die Bank weg einen sehr sicheren Eindruck. Auch die Abstimmung mit den Teamkollegen und Keeper Rafal Gikiewicz funktionierte einwandfrei.

Gerade in puncto geklärte und abgefangene Bälle konnte er zu einhundert Prozent überzeugen. Zwar hat er wie auch schon Lasse Günther zu wenig Einsatzminuten, um es direkt mit der Konkurrenz aus der Bundesliga vergleichen zu können. Trotzdem können sich diese Werte durchaus sehen lassen. Mit 4,89 abgefangenen Bällen pro Partie würde Winther nämlich auf Platz 6 aller betrachteten Bundesligaspielern landen. Damit ist er nur knapp schlechter als Reece Oxford, der mit 5,48 geklärten Bällen auf Rang 2 in dieser Kategorie steht.

Auch im Abfangen der Kugel hat der Däne eindeutig Stärke vorzuweisen. Mit 2,06 angefangenen Bällen erreicht er einen Wert, der ihm Rang 14 in der Liga einbringen würde. Vereinsintern ist das auch wieder das zweitbeste Ergebnis nach Reece Oxford.

Für Frederik Winther würde ich persönlich mir es auch wünschen, dass er mehr Praxis erhält. Natürlich ist die Konkurrenz in der Innenverteidigung mit Jeffrey Gouweleeuw, Reece Oxford, Felix Uduokhai und jetzt auch noch Maxi Bauer sehr groß, doch ich bin davon überzeugt, dass der 21Jährige den Kampf annehmen und durchaus von sich überzeugen kann.

Aussicht aufs neue Jahr

Leider haben in diesem Jahr für unseren Geschmack viel zu wenige junge Spieler ihren Einsatz im Augsburger Trikot erhalten. Vielmehr wurde auf Erfahrung gesetzt. Dies könnte sich aber hoffentlich in der neuen Saison und auch mit einem neuen Trainer an der Seitenlinie ändern.

Was mich so hoffnungsfroh stimmt ist die wirklich hervorragende Leistung unserer U19, der wir hiermit noch einmal recht herzlich zur Staffelmeisterschaft gratulieren möchten. Zu gerne hätten wir ein paar von ihnen schon in diesem Jahr in dieser Kategorie mit aufgeführt. Beispielsweise einen Aaron Zehnter, der bereits seinen Profivertrag erhalten hat.

Doch auch Fabian Wessig, Davide Dell’Erba, Franjo Ivanovic, Dzenan Pejcinovic usw. Sie alle haben gezeigt, dass sie es verdient hätten, Trainings- oder auch Einsatzzeit bei den Profis zu bekommen. Wenn wir, das Team der Rosenau Gazette, einen Wunsch für die neue Saison frei hätten, der nichts mit dem Klassenerhalt zu tun hat, dann würden wir uns wünschen, dass wir im nächsten Jahr ein paar Eigengewächse in dieser Kategorie aufführen dürften.

Abstimmung

Und nun seid ihr gefragt. Wer war für euch der Rookie der abgelaufenen Saison? Der Rekordtransfer? Der große Fang? Der Heimkehrer? Oder doch das dänische Talent? Wir sind schon ganz gespannt auf eure Wahl. An die Knöpfchen, fertig, LOOOOOS!!!

Wer war der beste Rookie der Saison 2021/22

  • Niklas Dorsch (75%, 40 Votes)
  • Frederik Winther (11%, 6 Votes)
  • Lasse Günther (8%, 4 Votes)
  • Ricardo Pepi (6%, 3 Votes)

Total Voters: 53

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Den Daten nach ein dicker Fisch?

Was haben wir auf diesen Wechsel hingefiebert. Knapp sechs Wochen ist es jetzt her, dass der FC Augsburg stolz den Fang von Niklas Dorsch vom belgischen KAA Gent verkündet hat. Für fünf Jahre und sieben Millionen Euro kommt „Dorschi“ an den Lech. Dabei war er nur der erste dicke Fisch in einer bemerkenswerten Transferserie, die unserem Sportdirektor den Spitznamen „Don Reuter“ eingebracht hat. Denn auf den Dorsch-Coup folgte kürzlich noch ein (von uns nicht ausnahmslos gefeiertes) Tauschgeschäft mit der Hertha. Aus Berlin kam Arne Maier, leihweise. Nach Berlin ging Marco Richter, fix. Dass dann urplötzlich auch noch unser ehemaliger Capitano, Daniel Baier, auf dem Tableau erschien, der den FCA ab 1.9. beim internationalen Scouting unterstützt, setzte dem Ganzen noch das Sahnehäubchen auf. Was soll bei DER Besetzung bitte noch schiefgehen, wollte man meinen.

Tagelang spannte uns die Social Media-Abteilung des FCA mit Andeutungen auf die Folter, bis Strichmännchen Reuter endlich die „30“ aus dem Teich angelte. Wahnsinnsaktion, Jungs und Mädels!

Am Wochenende wurden wir eines Besseren belehrt. Gegen Hoffenheim ging vieles gehörig schief. All unsere (durchaus begründeten) Träume von einer sorgenfreieren Saison mit frischerem Fußball sind fürs Erste zerplatzt. 0:4 zu Hause. Plopp. An einem dieser vielen Gegentore war Niklas Dorsch nicht unbeteiligt. Und auch im DFB-Pokal gegen Greifswald sah unser neuer Sechser mit einem folgenschweren Fehlpass nicht gut aus. Haben wir uns also zu viel von unserem vermeintlichen Königstransfer versprochen? Ist Dorsch am Ende noch gar nicht reif fürs knallharte Oberhaus? Ziemlich ernüchternde Fragen, wenn ihr mich fragt…

Wir wollen sie aber trotzdem stellen und mithilfe von Daten, erneut bereitgestellt von Createfootball, herausfinden, was dran sein könnte. Oder vielleicht auch nicht. So viel sei aber schon mal gesagt: Verzweifeln müssen wir FCA-Fans mit und an Dorschi keinesfalls. Im Gegenteil.

Was Dorschi stark macht

Die Createfootball-Crew sieht in dem 23-jährigen gebürtigen Lichtenfelser vor allem einen Spielertyp verkörpert: einen sogenannten Deep Lying Playmaker, der das Spielgeschehen aus einer defensiven Mittelfeldposition heraus diktiert. Als solcher konzentriert er sich vor allem auf den Spielaufbau, er verfügt über exzellente Übersicht und hohe technische Fertigkeiten am Ball. Was Dorsch zudem von anderen Sechsern unterscheidet, ist sein herausragendes Passspiel. Anders als sie versucht er nicht, das Spiel mit dem Ball einfach zu halten. Sondern es vor allem mit kurzen, flachen Pässen in die für den Gegner gefährliche Zone zu verlagern.

Zeigen lässt sich das, indem man ein paar Passwerte von Dorsch mit denen der anderen zentralen Mittelfeldspieler in der belgischen Pro League vergleicht. So kam der Neuaugsburger in der Saison 2020/21 auf 53 Pässe pro Spiel, von denen er 90% an den eigenen Mann brachte. Bei seinen Ligakollegen waren es weniger (43; 83%). Auch bei Pässen ins letzte Drittel (8.6), von denen 78% beim Mitspieler landeten, hatte Dorsch im Vergleich zu seinen Ligakollegen im zentralen Mittelfeld die Nase vorn (6.9; 71%).

Neben dem progressiven Passspiel liegen Dorschs Stärken laut Createfootball-Daten aber noch woanders. Nämlich darin, dass er eng in die Defensivarbeit eingebunden ist. Konkret heißt das: Er kommt auf extrem viele Balleroberungen. Bei Gent letzte Saison pro Spiel auf durchschnittlich 9.1, während die anderen zentralen Mittelfeldleute im Ligaschnitt nur 7.2 schafften. Insofern zeigt der U21-Europameister hier auch gewisse Eigenschaften eines Ball Winning Midfielders, der proaktiv verteidigt und so das gegnerische Spiel mit Balleroberungen und (taktischen) Fouls stört. Laut den Datenscouts verkörpert der Franzose N’Golo Kanté vom diesjährigen Champions League-Sieger FC Chelsea diesen Spielertypus mustergültig.  

Beim KAA Gent konnte sich Niklas Dorsch in den Schlüsselkategorien eines Deep Lying Playmakers verbessern. (Foto: Matteo Cogliati / Hans Lucas via imago)

Wichtiger Entwicklungsschritt in Belgien

Dass sich Niklas Dorsch zu einem tief stehenden Spielmacher mit guten Balleroberungsqualitäten entwickeln konnte, ist auch dem Jahr in Gent zu verdanken. Denn Trainer Hein Vanhaezebrouck ließ den damals 22-Jährigen bei dessen insgesamt 43 Einsätzen für den belgischen Erstligisten hauptsächlich in dieser Rolle auflaufen. Von der Sechserposition aus konnte Dorsch das Spiel lenken, Seitenverlagerungen und damit Torgefahr erzeugen.

Beim FC Heidenheim, wo Dorsch von 2018 bis 2020 spielte, bekleidete er dagegen eher die Achterposition. Hier war er pro Spiel noch viel häufiger in Dribblings (3.3) und Offensivzweikämpfe (9.8) verwickelt als später in Gent (1.9; 6.9). Auch konnte er vor allem in seiner zweiten Saison beim deutschen Zweiligisten die fürs Offensivspiel so wichtigen Schnittstellenpässe (0.8) und Torschussvorlagen (0.6) noch nicht ganz so stark ausspielen wie dann im Jahr darauf in der belgischen Pro League (1.5; 1.1).

Wo er schwächelt

Ob es nun am Positionswechsel vom zentralen ins defensive Mittelfeld liegt oder nicht. Schwächen sieht Createfootball beim Neuaugsburger noch im Dribbling. In Gent dribbelte er nicht nur weniger, sondern kam dabei auch nur zu 45% zum Erfolg. Der Schnitt in der Pro League lag dagegen höher bei 57%. Auch wenn bei Dorsch am Ende eine hohe Zahl an Balleroberungen steht, so kommt diese doch durch eine geringe Quote an gewonnenen Zweikämpfen zustande. Zwar führte er pro Spiel mehr Defensiv- wie Offensivzweikämpfe (9.6; 6.9) als die anderen Mittelfeldkräfte der belgischen Liga (7.4; 5.7), er gewann davon aber auch weniger (Dorsch: 56 bzw. 36%; Liga: 58 bzw. 44%). Entsprechend tut sich Dorschi noch schwer, Zweikämpfe effektiv und vor allem erfolgreich zu Ende zu führen.

Was die Daten nicht verraten (das können sie auch nicht, Createfootball hat sie uns schon vor Saisonbeginn zukommen lassen): Wie oben schon kurz angesprochen, hatte unser neuer Mann mit der Nummer 30 sowohl gegen Greifswald als auch gegen Hoffenheim Probleme mit dem Passspiel. Obwohl darin ja gerade seine große Stärke liegt. Allerdings galt das nicht in der Breite. Gegen die TSG hatte er die beste Augsburger Passquote mit 89%. Er verlor den Ball „nur“ eben an entscheidender Stelle. Etwa im Vorfeld des 0:2, als er einen Pass von Iago nicht wieder zu diesem zurückbrachte und Hoffenheim aus der anschließenden Ballbesitzphase das Gegentor erzielte. Auch beim 4:2-Arbeitssieg in Greifswald resultierte aus einem misslungenen Vertikalpass von Dorsch auf Niederlechner der frühe Rückstand zum 0:1. Und das bei einer Passquote, die sonst wieder ganz passabel aussah (87%).

Noch unterlaufen Dorschi Passfehler. Mit besserer Kontrolle und Abstimmung mit EM-Mittelfeld-Buddy Arne Maier bekommt er die sicherlich noch in den Griff. (Foto via imago)

Optimistische Prognose

Das klingt jetzt vielleicht erstmal nicht besonders rosig. Dorsch, der neue Lenker und Playmaker im defensiven Mittelfeld, verpatzt die entscheidenden Pässe und geht in viele, gewinnt aber nicht genügend Zweikämpfe. Doch in der Finalrunde der U21-EM, so Createfootball, hat er gerade auch durch solche Aktionen auf sich aufmerksam gemacht, die eigentlich nicht zu seinen Stärken gehören (stark im Defensivzweikampf, Dribblings, progressive Läufe). Das stimmt (mich) doch optimistisch! Außerdem denke ich, dass der junge Dorsch smart und selbstkritisch genug ist, um in den kommenden Spielen auch noch die wenigen Pässe abzustellen, bei denen er zuletzt ins zu hohe Risiko gegangen ist. Womöglich wollte er, wenn auch einen Tick zu überengagiert, damit gleich zu Beginn demonstrieren, wofür man ihn nach Augsburg geholt hat.   

Den Datenscouts zufolge ist ein Spielertyp wie Dorsch auf der Doppelsechs auch besonders gut mit einem Achter oder einem zweikampfstarken Abräumer kombinierbar. Wie gut, dass Neuzugang Arne Maier genau SO einen zentralen Mann auf der Acht darstellt! Zwar haperte es nach dessen Einwechslung im letzten Drittel gegen die Hoeneß-Elf noch so manches Mal an der Abstimmung zwischen den beiden Nachwuchseuropameistern. Mit FCA-Urgestein Jan Morávek klappte das besser. Doch ich gehe auch hier davon aus, dass sich das legen wird, je länger Maier im Augsburger Mannschaftstraining ist. Im Moment ist das ja gerade einmal eine Woche.

Insofern würde ich in jedem Fall sagen, dass wir uns mit Niklas Dorsch einen richtig dicken Fisch geangelt haben. (Tschuldigung für die bestimmt tausendste Verwendung dieses Wortspiels.) Das geben auch die Daten her. Um sich beim FCA zu akklimatisieren und mit seinen Nebenmännern (ob jetzt Maier oder Moravek) für echten Wirbel zu sorgen, braucht er vielleicht nur noch ein Weilchen. Bei der Frankfurter Eintracht (15:30 Uhr) gibt’s die nächste Chance. Schnapp sie dir, Dorschi! Hejaaa!

Kaderanalyse: Mittelfeld

Der FC Augsburg hat den nächsten Transfer vollzogen. Arne Maier wechselt zunächst auf Leihbasis von Hertha BSC nach Schwaben, im Gegensatz schließt sich FCA-Eigengewächs Marco Richter den Berlinern an. Der FC Augsburg kann Maier langfristig an sich binden, wenn er eine gewisse Anzahl an Einsätzen macht. Davon, dass der Achter auf ausreichend Spielzeit kommt, ist auszugehen. Wie sieht die Lage im Mittelfeld darüber hinaus aus? Der Kadercheck.

Zentrales Mittelfeld

Das zentrale Mittelfeld ist das Herzstück einer jeden Mannschaft. Umso schwerwiegender ist es, dass der FCA auf dieser Position zuletzt eher schwach besetzt war. Im Mittelfeld herrschte vor der Saison der größte Handlungsbedarf, auch weil Sechser Rani Khedira den Verein nach vier Jahren verlassen hat. Manager Stefan Reuter war also gefordert – und scheint seine Hausaufgaben mehr als ordentlich gemacht zu haben.

Dorsch und Maier – U21-Duo als Schaltzentrale

In der Zentrale scheint Neuzugang Niklas Dorsch gesetzt. Der 23-Jährige deutete im Pokal gegen Greifswald bereits an, wie sehr er dem FCA mit seiner Spielintelligenz weiterhelfen kann. Das 4:2 war mustergültig per Chipball vorbereitet. An ihm werden die Fans noch viel Freude haben.

Da hat Stefan Reuter schon einen großen Fisch an Land gezogen (Foto via imago)

Neben ihm könnte Arne Maier auflaufen. Der Olympia-Fahrer gewann vor wenigen Wochen die U21-Europameisterschaft – zusammen mit Niklas Dorsch. Das Duo bildete das zentrale Mittelfeld mit Dorsch als defensiveren Part sowie Maier als Achter und harmonierte perfekt. Beide waren ein Garant für den Titel. Hier könnte der FCA einen echten Transfercoup hingelegt haben.

Gegen Greifswald startete Jan Moravek neben Dorsch im Mittelfeld. Der Tscheche, mittlerweile seit neun Jahren im Verein, spielte eine gute Vorbereitung und genießt das Vertrauen von Markus Weinzierl. Schon zu Europa-League-Zeiten arbeiteten die beiden zusammen. Ist Moravek fit, ist er fast gegen jeden Gegner eine Option für die Startelf. Seine Ballsicherheit kann dem FCA-Spiel nur guttun.

Moravek scheint derzeit der erste Kandidat zum Durchrotieren zu sein. Carlos Gruezo ist in der Vorbereitung hingegen etwas aus dem Blickfeld geraten. Das liegt auch an seiner Corona-Infektion bei der Copa America. Vergangene Saison schien er den Sprung zum Stammspieler zu packen. Jetzt, samt neuer Konkurrenz, werden die Karten neu gemischt.

Eine weitere Optionen auf der Sechs ist Tobias Strobl. Der Routinier konnte vergangene Saison nicht in die Fußstapfen von Daniel Baier treten und laboriert derzeit an einer Sprunggelenksverletzung. Wenn der frühere Gladbacher zum Team zurückkehrt, wird es schwierig, auf Einsatzzeiten zu kommen.

Das gilt auch für Tim Civeja. Das Eigengewächs feierte vergangene Saison seine ersten Einsätze im Profibereich. Dem 19-Jährigen wird in Augsburg viel zugetraut, aber ob er diese Saison sonderlich viele Einsatzminuten sammelt, ist fraglich.

Für Tim Civeja wünschen wir uns auch einiges an Einsatzzeit (Foto via imago)

Insgesamt ist der FC Augsburg im zentralen Mittelfeld mehr als gut aufgestellt. Von den Namen brauchen sich die Schwaben hier auch nicht vor der Bundesligakonkurrenz verstecken. Sollten Spieler verletzt oder gesperrt sein, gebe es mit den Innenverteidigern Reece Oxford und Jeffrey Gouweleeuw weitere Optionen für die Sechs. Der FCA-Kapitän bekleidete die Position bereits in Alkmaar und kann im Mittelfeld seine Spielstärke und Übersicht ideal ausspielen. Wäre Gouweleeuw nicht so wichtig für die Defensive, würden ihn die FCA-Fans bestimmt öfter weiter vorne sehen.

Rechtes Mittelfeld

Auf der rechten Außenbahn scheint Daniel Caligiuri gesetzt. Es ist zwar auch vorstellbar, dass der 33-Jährige unter Markus Weinzierl defensiver agiert, doch wir sehen ihn aktuell (noch) in der Offensive. Der Deutsch-Italiener, der sich derzeit von einer Coronainfektion erholt, will an die gute vergangene Spielzeit anknüpfen.

Gegen Greifswald spielte André Hahn auf rechts. Der gebürtige Niedersache spielte sich vergangene Saison in den Fokus, zeigte seine besten Leistungen allerdings in zentralerer Rolle. Es bleibt spannend, wie Weinzierl mit ihm plant.

Der derzeitige Topscorer (Foto: Eibner-Pressefoto via imago)

Konkurrenz erhält das Duo unter anderem von Neuzugang Lasse Günther. Der 18-Jährige, der bereits in der Jugend beim FCA kickte und nun vom FC Bayern an den Lech zurückgekehrt ist, soll allerdings behutsam an die Profis herangeführt werden. Stammspieler ist Günther nicht, eine vielversprechende Alternative jedoch allemal.

Linkes Mittelfeld

Im linken Mittelfeld deutet alles auf den im Pokal gesperrten Ruben Vargas hin. Der Schweizer EM-Fahrer hat seinen Vertrag in Augsburg erst verlängert und könnte unter Weinzierl eine tragende Rolle einnehmen. Der flinke 23-Jährige hat schon einige hervorragende Ansätze gezeigt. Sein Potential scheint allerdings noch nicht vollends ausgeschöpft. Dem FCA kann dies nur recht sein.

Konkurrenz auf links hat Vargas derzeit eher wenig. Gegen Greifswald setzte Weinzierl auf einen starken Fredrik Jensen. Wir sehen den Finnen aber eher in der Zentrale. Das offensive Mittelfeld haben wir bereits in unserem Offensiv-Check unter die Lupe genommen.

Eine positive Überraschung in dieser Saison könnte Maurice Malone sein. Das FCA-Eigengewächs ist frisch von seiner Leihe aus Wiesbaden zurückgekehrt und soll eine Chance im Profikader bekommen. Zwölf Tore und neun Vorlagen für den SV Wehen lesen sich stark. Nun muss der 20-Jährige jedoch zeigen, dass er auch in der Bundesliga mithalten kann. Die Veranlagungen dazu hat der gebürtige Augsburger.

Wir gratulieren herzlich zum ersten Pflichtspieleinsatz für die Profis! (Foto via imago)

Wie Weinzierl mit Noah Joel Sarenren Bazee plant, ist noch unklar. Der Deutsch-Nigerianer kann beide Außenbahnen bekleiden, gilt allerdings als extrem verletzungsanfällig. Bleibt der frühere Hannoveraner und Wunschtransfer von Martin Schmidt fit, kann er zu einem wichtigen Puzzleteil im Augsburger Spiel werden. Wenn auch nur als Joker.

Fazit: Der FC Augsburg ist auf den Außenbahnen im Prinzip ordentlich aufgestellt. Gerade die Startelfkandidaten versprechen einiges. In der Tiefe wird es allerdings dünn, zumal Sarenren Bazee sehr verletzungsanfällig ist und sich Günther wie auch Malone erst noch beweisen müssen. Nach dem Abgang Marco Richters könnte der FCA daher noch einmal nachjustieren. Hier gilt allerdings das Credo: Nur etwas machen, wenn es die Mannschaft wirklich weiter bringt.

Augsburg angelt Dorsch – Chapeau, FCA!

Herzlich willkommen in Augsburg, Niklas Dorsch. Der FC Augsburg hat mit dem U21-Europameister seinen dritten Neuzugang für die neue Saison bekanntgegeben – und dabei einen richtig dicken Fisch an Land gezogen. Dem gesamten FCA ist zu diesem Transfer nur zu gratulieren.

Dorsch hat in Augsburg einen Vertrag bis 2026 unterschrieben und kommt aus Belgien in die Fuggerstadt. Nachdem er sich beim FC Bayern nicht durchsetzen konnte, wechselte der gebürtige Oberfranke 2018 zum FC Heidenheim. Nach zwei starken Zweitligasaisons entschied er sich im Sommer zu einem Wechsel zum belgischen Erstligisten KAA Gent. Die Dienste des Mittelfeldspielers waren dem Meister von 2015 rund 3,5 Millionen Euro wert. Wie Felix Uduokhai und Marco Richter wurde er für die Olympischen Spiele nominiert.

Dorsch löst DIE Problemstelle im Augsburger Team

Die Ablösesumme soll sich auf sieben bis acht Millionen Euro belaufen. Viel Geld für den in puncto Marktwert und TV-Erlösen immer noch als Abstiegskandidat deklarierten, “kleinen” FC Augsburg – gerade in Zeiten von Corona. Hier sei zunächst erwähnt, dass sich der FCA finanziell deutlich sattelfester durch die Krise manövrieren konnte als andere Klubs. Zudem sei an die Verpflichtung Felix Uduokhais erinnert, dessen kolportierte sieben Millionen Euro Ablöse mancher Fan als zu hoch ansah. Nach einer starken Saison des Innenverteidigers sollte allen klar sein, dass sich diese Investition gelohnt hat. Nun ist freilich nicht gesagt, dass Dorsch ähnlich stark performen wird. Es spricht jedoch eine Palette an Argumenten für einen Transfer.

Dorsch ist zentraler Mittelfeldspieler und löst damit die Baustelle im Augsburger Kader. Dass auf der Sechs beim FCA etwas passieren muss, ist spätestens seit dem Abgang Rani Khediras klar. Im Grunde genommen herrschte schon seit der – für die Rosenau Gazette immer noch unfairen – Degradierung Daniel Baiers Handlungsbedarf. Tobias Strobl konnte den langjährigen Capitano leider nicht adäquat ersetzen. Das zentrale Mittelfeld, eigentlich das Herzstück einer jeden Mannschaft, verpasste es in der abgelaufenen Bundesligasaison, das Spiel zu lenken. Die vor der Abwehr positionierte Kette wurde oft und viel zu leicht überspielt. Der defensive Zugriff fehlte ebenso wie die Ausgewogenheit zwischen Rückwärtsbewegung und Angriffsspiel.

Zweikampfstark, ballsicher, Führungsspieler – das ist Niklas Dorsch

Dorschs Stärke ist, dem Spiel Stabilität zu geben. Er ist zudem ein Spielertyp, der proaktiv Zweikämpfe sucht. In der abgelaufenen Saison kommt er auf die ligaweit vierthäufigsten erfolgreichen Tacklings. Dass sich Dorsch in jeden Zweikampf schmeißt, war zuletzt bei der U21-Europameisterschaft zu sehen. Als Stammspieler hatte er entscheidenden Anteil am Titel und bekam daraufhin viele Lobeshymnen. Sogar Vergleiche mit Bastian Schweinsteiger oder Joshua Kimmich wurden gezogen. Das liegt auch an Dorschs Auftreten auf dem Platz. Der 23-Jährige ist ein Leader und übernimmt Verantwortung. In der U21 ist zwar Mittelfeldkompagnon Arne Maier Kapitän, doch die Kommandos kommen von Dorsch. Der 1,78-Meter-Mann übernahm auf dem Rasen seit jeher Verantwortung. In der Jugend des FC Bayern trug er die Kapitänsbinde, in der U17 übrigens unter einem gewissen Heiko Herrlich. Zudem scheint der Oberfranke äußerst sympatisch und bodenständig zu sein. Das zeigen etwa seine bedachten Wechsel nach Heidenheim und Gent sowie sein Interview nach dem gewonnen EM-Titel.

Darüber hinaus punktet Dorsch außerdem mit seinen Passwerten. Eine Passquote von 88,2 ist hervorragend – erst recht, wenn man bedenkt, dass der FCA in dieser Kategorie mit durchschnittlich 78,1 Prozent einen Abstiegsplatz belegt. Um es drastisch auszudrücken, Ballsicherheit erzeugte im Augsburger Mittelfeld in der abgelaufenen Saison lediglich Jan Moravek. Er stand in fünf Partien auf dem Platz.

Mit seiner leidenschaftlichen Spielweise sollte Niklas Dorsch gut nach Augsburg passen. (Foto via imago).

Erste Liga Belgien – unter dem Radar, aber deswegen schlecht?

Der Schritt in die in der öffentlichen Wahrnehmung eher schwächere Jupiler Pro League schien für einige Beobachter etwas ungewöhnlich, zahlte sich jedoch vollends aus. Dorsch war in Gent absoluter Stammspieler und kam in 43 Spielen zum Einsatz. Dabei gelangem dem Rechtsfuß je vier Tore und Assists. Dorsch blickt auf eine persönlich starke, gleichzeitig aber auch turbulente, unbefriedigende Spielzeit zurück. Der Vorjahreszweite Gent schied sang- und klanglos aus der Europa League aus (0 Punkte, 4:15 Tore) und wurde am Ende der Saison – unter der Regie von insgesamt vier verschiedenen Trainern – nur Siebter. Dorsch zog im Interview mit Transfermarkt.de daher auch ein etwas gespaltenes Fazit. “Es war ein Wechselbad der Gefühle. Sportlich war es nicht das beste Jahr, aber für meine persönliche Entwicklung sehr wichtig.”

Dorsch kam in fünf der sechs Europa-League-Spiele Gents zum Einsatz. Das krachende Aus der KAA in einer Gruppe mit Hoffenheim, Belgrad und Liberec konnte aber auch der deutsche U21-Nationalspieler nicht verhindern. (Foto via imago)

“Liga steht absolut im Fokus”

Die belgische Liga als schwach abzustempeln, zeigt nur, dass man sich nicht wirklich mit ihr auseinandersetzt. Die Division 1A hat sich in den letzten Jahren zu einer Anlaufstelle für junge Talente entwickelt. Dorsch: “Wenn man die Transfers aus der belgischen Liga heraus in den letzten Jahren betrachtet, steht sie aus meiner Sicht absolut im Fokus der großen Fußballnationen.” Gent etwa hat vor einem Jahr den kanadischen Mittelstürmer Jonathan David für 27 Millionen nach Lille transferiert – nun wurde er französischer Meister mit dem LOSC. Leverkusens Leon Bailey lernte das Fußballspielem beim KRC Genk. Die Liste der Profis, die in jüngster Vergangenheit aus der Jupiler Pro League zu europöischen Spitzenklubs gewechselt sind, ist lang. Gemein haben viele Transfers die enorme Marktsteigerung der Profis. Belgiens Erstligisten sind zwar regelmäßig in den europäischen Pokalwettbewerben vertreten, spielen im Konzert der Großen jedoch keine große Rolle. Das wissen die Klubs. Sie positionieren sich bewusst als Ausbildungsvereine und sind dahingehend mit der niederländischen Eredivisie vergleichbar. Genk etwa verpflichtete Mittelfelmann Sergej Milinković-Savić für rund 400.000 Euro. Nach einer guten Saison war der serbische Nationalspieler Lazio Rom 18 Millionen Euro wert.

Jugend forscht

Dass man mit Dorsch nun auf einen 23-Jährigen setzt statt einen Ü30-Mann ablösefrei an den Lech zu lotsen, ist nur zu begrüßen. Ja, Erfahrung ist viel Wert und es ist nach wie vor wichtig, Spieler wie Strobl im Kader zu haben. Der FC Augsburg ist aber nunmal ein Ausbildungsverein und muss auch die Zukunft im Blick haben. Die Investition in junge Talente ist die vollkommen richtige Strategie, um langfristig in der Bundesliga mithalten zu können. Spieler wie Felix Uduokhai oder Ruben Vargas zeigen den allmählichen Kurswechsel in der Augsburger Transferphilosophie, auch wenn die Mannschaft immer noch zu den ältesten in der Bundesliga zählt Den FCA-Fans muss bewusst sein, dass beide nicht mehr allzu lange in Augsburg unter Vertrag stehen werden. Was sportlich wie aus Gründen der Verbundenheit schmerzt, ist finanziell lukrativ. Beide Spieler werden den Verein mit einem Transferplus verlassen.

Pauls und Reuter als Pluspunkt

Die Installation von Timon Pauls als Kaderplaner vor zwei Jahren scheint sich allmählich auszuzahlen. Der 29-Jährige war zuvor Chefscout im Nachwuchsleistungszentrum des FC Bayern und begleitete dort Spieler wie Alphonso Davies oder Jamal Musiala – und eben auch Niklas Dorsch. Pauls war von 2015 bis 2019 “Head of Academy Recruitment” beim FCB. Dorsch spielte bis 2018 im Münchner Nachwuchs. Dass der Mittelfeldspieler nun nach Augsburg wechselt, dürfte zwangsläufig auch am für seine kommunikativen Fähigkeiten und sein starkes Netzwerk geschätzten Kaderplaner liegen.

Lobend erwähnt werden muss hier allerdings auch Stefan Reuter. Dem Manager, der zuletzt wegen der erneuten Entlassung eines von ihm installierten Trainers wieder in die Kritik geraten war, gelang der nächste Transfer-Coup. Dabei scheint sich der langfristige Kontakt zu den Spielern auszuzahlen. Schon zu Dorschs Heidenheimer Zeiten war der FC Augsburg interessiert. Ein Wechsel kam nicht zustande, die Drähte zu Dorschs Beraterfirma blieben aber bestehen. Ähnlich agierte der FCA bei Alfred Finnbogason, den Reuter und Weinzierl schon 2013 statt erst 2016 verpflichtet hätten sowie bei Florian Niederlechner. Dorschs Management berät übrigens auch Felix Uduokhai und Tobias Strobl. Christian Nerlinger ist zudem Gründer der CN Sports GmbH. Nerlinger hat engen Kontakt zu Reuter, beide spielten zusammen bei Borussia Dortmund. Man kennt sich also. Dass Dorsch trotz anderer, nahmhafter und finanziell besser aufgestellten Interessenten nach Augsburg wechselt, ist dem Führungsduo hoch anzurechnen.

2019 lotste Reuter Pauls nach Augsburg – auch um die Kaderausrichtung jünger zu gestalten. (Foto via imago)

Unterhält man sich mit Augsburg-Fans, so löst die Verplfichtung Niklas Dorschs eine regelrechte Euphorie aus. Auch die Rosenau-Gazette ist begeistert von diesem Transfer und möchte diese Freude nicht trüben. Aber man sollte sich einerseits klar sein, dass Dorsch den Verein nach womöglich zwei guten Saisons wieder verlassen könnte und andererseits die Erwartungen an einen jungen Spieler nicht zu hoch ansetzen. Wir freuen uns dennoch sehr über diesen Wechsel und sehnen den Tag herbei, an dem Rolf Störmann Augsburgs neue Nummer 30 das erste mal in einem vollen Stadion ausruft. Herzlich willkommen bei Rot-Grün-Weiß, Niklas!

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