Was nun Stefan Reuter? Entgegen der nahezu einhelligen Expertenmeinung spielte der FCA keine nennenswerte Rolle im Meisterschaftsrennen. Wenige Tage nach dem Ende dieser Saison im Ausnahmezustand macht sich langsam auch die Enttäuschung bemerkbar. Zeit für eine Bestandsaufnahme und einen Ausblick auf die beginnende Transferperiode.
Stefan Reuter stellt aus dem Hintergrund die Weichen für die neue Saison. (Photo by Sascha Steinbach/Pool via Getty Images)
Wie gut, dass sich der umtriebige Augsburger Manager auch nicht lange mit Wehklagen und Schiedsrichterschelte aufgehalten hat und sogleich zur Fehleranalyse geschritten ist. Neue Spieler braucht die Stadt. Und der Ansatz ist auch frappierend einleuchtend. Alter bringt Punkte.
Mehr Erfahrung, mehr Punkte?
Stefan Reuter ist in diesem Blog nicht gerade wohl gelitten. Kaum ein verbaler Fehltritt wird ihm verziehen, jeder Missgriff genüsslich seziert. Aber als zum ersten Mal der Name Daniel Caligiuri als Neuzugang durch die Gazetten geisterte, zückte man schon ehrfurchtsvoll den Hut. Und mit der Bestätigung des Transfers muss ich eingestehen: Stefan Reuter, es tut mir leid. Ich werde nie wieder unken und zweifeln. Vielleicht. Für einen Absatz.
Daniel Caliguiri ist aus Augsburger Sicht schon fast ein Transfer-Hammer (Photo by RALPH ORLOWSKI/POOL/AFP via Getty Images)
Ablösefrei vom ehemals großen Schalke gekommen, steht Daniel Caligiuri für mehr als guten Fußball. Bei den Comunio Managern dieser Republik ist er als solider Punktelieferant gefragt und auch in der Realität hat er schon eine hohe Qualität unter Beweis gestellt, selbst in dieser Schalker Katastrophensaison. Man darf gespannt sein auf den zweifachen Vizemeister, DFB Pokalsieger und Fast-Nationalspieler. Auch Tobias Strobl kommt von einem Verein mit höheren Ambitionen und darf durchaus als große Verstärkung bezeichnet werden. Den hätte ich auch gekauft. Beim Fußballmanagerspiel. Dass ich da in schöner Regelmäßigkeit verliere, sollte kein Grund zur Sorge sein.
Mehr Torhüter, weniger Gegentore?
Der dritte Neuzugang wird dagegen weit kontroverser diskutiert. Mit Rafal Gikiewicz wurde wieder ein Torwart mit Ambitionen auf einen Stammplatz verpflichtet, nur wohin mit ihm? Es ist ja nicht so, als habe Andi Luthe seine Sache mehr als souverän gemacht oder als habe man einiges an Geld für Tomas Koubek ausgegeben. Und dann gibt es ja noch Fabian Giefer und Benjamin Leneis. Gikiewicz mag kein schlechter Torhüter sein, aber ob er seine Konkurrenten in den Schatten stellen wird, ist mehr als offen. Anstatt bei den Torhütern auszumisten, kam der findige Reuter allerdings auf den Gedanken, FCA Urgestein Zdenko Miletic vor die Tür zu setzen. Es ist schon abenteuerlich, den hoch geachteten Torwarttrainer für das Missmanagement der letzten Jahre auf dieser Position verantwortlich zu machen. Welche aberwitzige Idee kommt wohl als nächstes? Jens Lehmann als neuer Torwarttrainer? Oh.
Mehr Transfers, mehr Erfolg?
Die millionenschwere Kaufoption für Felix Uduokhai wurde ebenfalls bereits gezogen, als Abgänge stehen Tin Jedvaj und Stephan Lichtsteiner fest. Einstweilen zurück kehren werden Tim Rieder, Mads Pedersen, Michael Gregoritsch, Kevin Danso und Nachwuchstalent Romario Rösch. Die Parkplätze vor dem Stadion könnten knapp werden.
Kevin Danso kehr nach einer verkorksten Leihe aus Southampton zurück. Wie bei anderen Spielern stellt sich die Frage, was aus ihm wird. (Photo by Dan Istitene/Getty Images)
Natürlich wird etwas im Torwartbereich passieren und vermutlich werden Fabian Giefer und Andi Luthe gehen (müssen). Und auch viele Spieler aus der viel zitierten zweiten Reihe, wie Felix Götze oder Julian Schieber, aber auch einige der Rückkehrer werden den Verein wieder verlassen. Aber wie üblich um diese Jahreszeit ist das nur der Blick in eine noch recht trübe Glaskugel. So ist auch noch vollkommen unklar, ob dieses Jahr nun Philipp Max gehen darf oder nochmals ein Jahr bleibt. Etwas mehr Substanz haben die Gerüchte um eine Leihe von Sergio Cordova und angeblich stocken die Verhandlungen mit Rani Khedira, dessen Vertrag in einem Jahr ausläuft.
Als möglicher Neuzugang ist der zentrale Mittelfeldspieler Maximilian Thalhammer aus Ingolstadt im Gespräch. In Polen wurde offenbar der junge Flügelspieler Kamil Jozwiak von Lech Posen beobachtet. Und auch das Gerücht um Kevin Rüegg vom FC Zürich ist noch nicht vom Tisch. Gemein ist allen diesen Spielern der junge Elan, was sicherlich eine sinnvolle Ergänzung der bislang verpflichteten älteren Haudegen darstellen würde.
Der Wasserstand
Aus der laienfussballerischen Perspektive betrachtet hat man genug Alternativen in allen Bereichen um auch den Abgang des ein oder anderen Stammspielers wie Philipp Max und Rani Khedira abzufangen. Es sind derzeit fast schon zu viele Spieler, die sich um die wenigen Plätze streiten und viele hiervon, wie Fredrik Jensen und Felix Götze, haben ihre Bundesligatauglichkeit und vor allem Potential gezeigt. Man darf gespannt sein, ob dies alles zu der neuen Spielphilosophie von Heiko Herrlich passen wird oder ob noch tiefer greifende Veränderungen zu erwarten sind. Aber im Prinzip ist dies eine frühe Wasserstandsmeldung. Einen großen Umbruch wird es trotz der sehr wechselhaften Saison hoffentlich nicht geben.
Die ungewöhnlichste Bundesligasaison der Geschichte ist passé und es ist Zeit, ein Fazit zu ziehen. Nachdem wir uns zuletzt mit den Gewinnern und Verlierern der FCA-Saison beschäftigt haben, starten wir nun mit unseren Abstimmungen zum „Spieler der Saison“. Die ausgewählten Kategorien bleiben gleich, sodass wir den wertvollsten und meistverbesserten Spieler sowie den Newcomer der abgelaufenen Spielzeit küren wollen. Los geht es mit dem wertvollsten Spieler. Wichtig dabei ist, dass „wertvoll“ nicht zwingend gleichzusetzen ist mit „bester“. Wir suchen den Spieler, der mit seiner Leistung auf seiner Position einen bedeutenden Anteil am Erfolg des FC Augsburg hatte. Infrage kommt jeder Profi, der in dieser Saison mindestens einmal für Rot-Grün-Weiß auf dem Platz stand. Nach reiflicher Überlegung steht nun eine Shortlist, bestehend aus fünf Spielern, aus der ihr den wertvollsten wählen könnt. Nachfolgend die Kandidaten in alphabetischer Reihung:
Rani Khedira
Seit der Bruder von Weltmeister Sami 2017 an den Lech wechselte, entwickelte er sich zu einer immer wichtiger werdenden Konstante im Kader des FC Augsburg. Auch in dieser Spielzeit war Khedira unumstrittener Stammspieler, stand in 32 Partien auf dem Platz. Teilweise führte der defensive Mittelfeldspieler die Mannschaft sogar als Kapitän auf den Platz. Khediras sportliche Leistungen schwankten in dieser Saison zwar etwas, doch als Führungsspieler war der 26-Jährige quasi unverzichtbar. Der Deutsch-Tunesier könnte die zentrale Achse des FC Augsburg wohl noch für lange Zeit prägen.
Nach seiner enorm starken Saison 2018/19 flachten die Leistungen Rani Khediras in dieser Spielzeit etwas ab. Dennoch ist er unumstrittener Stammspieler – und als Führungsspieler wichtig für den FCA. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)
Andreas Luthe
Es sagt vieles über das Torwart-Problem beim FC Augsburg aus, wenn nun schon wieder ein neuer Keeper verpflichtet wird. Giefer, Koubek, Gikiewicz – alle drei sollten beziehungsweise sollen endlich für Ruhe im FCA-Kasten sorgen. Gelungen ist dies in den ersten beiden Fällen jedoch nicht, mit anderen Worten, die Transfers sind krachend gescheitert. Wie gut, dass man mit Andreas Luthe eine solide Nummer Zwei im Kader hat. Luthe liefert, wenn er gebraucht wird. Und das auch in dieser Spielzeit. Nach dem Torwartwechsel strahlte der 33-Jährige die geforderte Ruhe aus und hatte mit starken Paraden einen großen Anteil am Klassenerhalt. Mit ihm im Tor kassierte der FC Augsburg 12 Tore in 10 Spielen. Koubek musste in 24 Spielen 51-mal hinter sich greifen. Das reichte aber offenbar nicht, um die Verantwortlichen von sich zu überzeugen.
Philipp Max
Dass Martin Schmidt bis April 2020 als Trainer für den FC Augsburg arbeiten durfte, hat er gewiss auch Philipp Max zu verdanken. Wer weiß, ob Reuter & Co. die Reißleine gezogen hätten, wenn Max im November nicht sehenswert zum 1:0-Siegtreffer in Paderborn getroffen hätte. Es folgte eine spektakuläre Aufholjagd zum Jahresende – und Schmidt durfte erstmal bleiben. Darüber hinaus war Max einer der wenigen Konstanten im Kader, auf dessen Leistungen man sich Woche für Woche verlassen konnte. Seine Mängel in der Rückwärtsbewegung sind immer seltener zu beobachten und in der Offensive überzeugt Max ohnehin. Acht Tore und sechs Vorlagen belegen dies eindrucksvoll.
Philipp Max blickt einmal mehr auf eine starke Saison zurück. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images)
Florian Niederlechner
Was für eine Saison vom Neuzugang des SC Freiburg. Der Stürmer erzielte starke 13 Tore und bereitete neun weitere Treffer vor – Augsburger Bundesligarekord. Niederlechner sei Dank erlebten die FCA-Fans ein sorgenfreies Weihnachtsfest, denn gegen Ende der Hinrunde drehte der gebürtige Ebersberger so richtig auf. Beim 4:2 gegen Hoffenheim war er an allen Toren direkt beteiligt. Hinzu kommt der wichtige Siegtreffer gegen Mainz sowie etliche weitere starke Leistungen für den FCA. Im Jahr 2020 flachte seine Form etwas ab, doch gegen Ende der Rückrunde war er mit seinen wichtigen Toren in Mainz und Düsseldorf ein Garant für den Klassenerhalt.
Felix Uduokhai
Es sind immer wieder kritische Stimmen über Felix Uduokhai zu hören. Die gezogene Kaufoption von kolportieren 7 Millionen Euro sei zu viel für den Ex-Löwen. Ja, die Summe ist hoch, gerade in Corona-Zeiten, aber sportlich gesehen ist der Sachse mit nigerianischen Wurzeln jeden Cent wert. Ein souveränes Stellungsspiel, eine ordentliche Passquote und hohe Pressingressitenz sowie hart geführte Zweikämpfe sprechen für sich. Der statistisch gesehen beste Zweikämpfer im Kader lieferte nach kurzer Anlaufzeit starke Auftritte im FCA-Dress. Gerade als der etatmäßige Abwehrchef, Jeffrey Gouweleeuw, verletzt war, übernahm Uduokhai den Part als Taktgeber in der Defensive. Und das, obwohl er immer noch erst 22 Jahre alt ist. Wir freuen uns auf Udos Zukunft in Schwaben. Man wird noch viel Freude mit ihm haben.
Fels in der Brandung: Felix Uduokhais Premierensaison für die Fuggerstädter machte definitiv Lust auf mehr. (Photo by MATTHIAS HANGST/POOL/AFP via Getty Images)
Die Abstimmung
Das war es nun mit den Kandidaten der ersten Kategorie. Schon bald werden wir auch den meistverbesserten Spieler sowie den Newcomer der Saison küren. Über die getroffene Auswahl lässt sich gewiss diskutieren. Haben wir jemanden vergessen? Wer ist eurer Meinung nach der wertvollste Spieler der Saison? Stimmt ab.
Wer war in der Saison 2019/20 der wertvollste Spieler des FC Augsburg?
Der FC Augsburg hat es mal wieder geschafft. Auch in der neunten Bundesligasaison konnte der Klassenerhalt gesichert werden. Das ist bei weitem nicht selbstverständlich und immer noch als Erfolg zu werten. Am Ende einer turbulenten Saison samt Torwart- und Trainerwechsel stehen aber auch weniger erfreuliche Aspekte wie die schlechteste Rückrunde in der Bundesligageschichte. Das musste auch Stefan Reuter einsehen: „Es gilt, sich Gedanken zu machen, was wir verbessern können, um im nächsten Jahr mehr gute Spiele abzuliefern. Wir hatten Phasen, die uns zu denken geben“, bilanzierte der Manager jüngst im Kicker. Auch wir lassen die Saison nun einmal Revue passieren und blicken auf die Gewinner und Verlierer im Kader.
FC Augsburg: Die Gewinner der Saison
Florian Niederlechner: Eine Saison zum niederknien! Der Neuzugang vom SC Freiburg hat dermaßen eingeschlagen, dass er gar als EM-Kandidat gehandelt wurde. Nun wissen wir alle, dass Jogi Löw den FCA offenbar nicht verfolgt (Stichwort Max) und es somit wohl ohnehin nie zu einer Nominierung gekommen wäre. Doch verdient hätte sie Niederlechner allemal. 13 Saisontore bedeuten FCA-Bundesligarekord (zusammen mit Michael Gregoritsch), zusätzliche neun Vorlagen den Augsburger Höchstwert in puncto Scorerwerten. Darüber hinaus ist der gebürtige Oberbayer ein sehr sympatischer Kerl und sich nicht zu schade, auch einmal die Grätsche auszupacken. Niederlechner und der FCA, eine absolute Liebesbeziehung. Gerne auch für immer.
Ein echter Transfer-Coup. Florian Niederlechner ist der FCA-Spieler der Saison. (Photo by Robert Hradil/Bongarts/Getty Images)
Philipp Max: Vor wenigen Wochen bestritt Philipp Max sein 150. Pflichtspiel für Rot-Grün-Weiß. Dass der 26-Jährige derart oft für den FCA auflaufen wird, hätten nach seiner bärenstarken Saison 2017/18 wohl nur wenige erwartet. Auch in dieser Spielzeit war er unumstrittener Stammspieler und offensiv nicht nur per Standards gefährlich. Acht Tore und sechs Vorlagen bedeuten Rang zwei in der internen Scorer-Tabelle. Außerdem sammelte Max die meisten Ballaktionen pro Spiel und trat vermehrt auch als Leader auf. Selbst ein Turban scheint ihm neuerdings nicht am Einsatzwillen zu hindern. Daher bleibt zu hoffen, dass Max weiterhin am Lech bleibt, auch wenn ihm wohl niemand einen Wechsel zu einem Top-Verein verdenken würde.
Ruben Vargas: Ruben wer? Das dachten sich wohl einige FCA-Fans, als ihn Reuter im Sommer aus dem Hut zauberte und vom FC Luzern verpflichtete. Kenner der Schweizer Liga prophezeiten schon damals, der Junge hätte Talent. Nach einer Saison in der 1. Bundesliga kann man getrost festhalten, dass sich dieser Transfer gelohnt hat. Der Schweizer Nationalspieler stand in 33 Spielen auf dem Platz. Eine Partie verpasste Vargas aufgrund einer Gelbsperre. In seinen Einsätzen überzeugte der erst 21-Jährige mit viel Tempo und einer gesunden Prise Schlitzohrigkeit. Auch seine sechs Tore können sich sehen lassen. Alles in allem hat der Flügelspieler definitiv Lust auf mehr gemacht.
FC Augsburg: Vom Gewinner zum Verlierer?
Andreas Luthe: Eigentlich hätte man auch Luthe in die Liste der Gewinner packen können. Der etatmäßige Ersatzkeeper wurde im Laufe der Saison zur Nummer Eins befördert. In den letzten Spielen der Saison entwickelte er sich zu einem starken Rückhalt, was auch die Statistik zeigt. Während der FC Augsburg mit Luthe 12 Tore in 10 Spielen kassierte, musste man mit Koubek in 24 Partien 51 Gegentreffer schlucken. Dass Luthe hier dennoch als möglicher Verlierer aufgeführt wird, liegt an der Verpflichtung Rafal Gikiewiczs. Auch wenn der Kampf um die Nummer Eins damit freilich noch nicht entschieden ist, steht eines doch fest: Beim FCA scheint man Luthe den Stammplatz nicht wirklich zuzutrauen. Das zeigte schon die leihweise Verstärkung von Gregor Kobel im Winter 2019.
Ein Garant für den Klassenerhalt. Andreas Luthe hielt dem FCA zuletzt, wie hier in Mainz, den Rücken frei. Wie sieht seine Situation in Zukunft aus? (Photo by Pool/Kai Pfaffenbach/Pool via Getty Images)
FC Augsburg: Die Verlierer der Saison
Tomas Koubek: Bleiben wir gleich beim leidigen Thema Torwart. Koubek ist der viertteuerste Bundesligakeeper der Historie – hinter Manuel Neuer, Bernd Leno und Yann Sommer. Von den Leistungen dieses Trios ist der Neuzugang aus Rennes aber so weit entfernt, wie der FCA von der Deutschen Meisterschaft. Viel zu oft kosteten die kapitalen Aussetzer des etwas behäbig wirkenden 1,98-Meter-Hünen dem FCA wichtige Punkte. Es tut fast schon weh, den Tschechen derart auseinander zu nehmen, denn er wirkt eigentlich sehr sympatisch, aber leider war das schlicht keine bundesligareife Saison. Folglich verlor er auch den Platz zwischen den Pfosten und durfte im letzten Spiel gegen Leipzig nur ran, weil Luthe verletzt war. Der 27-Jährige ist der klare Verlierer der Saison und das Experiment Koubek somit wohl nach nur einem Jahr gescheitert.
Stephan Lichtsteiner: Ach was waren die Erwartungen groß, als der siebenfache italienische Meister und frühere Schweizer Fußballer des Jahres nach Augsburg wechselte. Ein Hauch von Champions League. Nachdem Lichtsteiner nun seit dem 30. Juni nicht mehr in Schwaben unter Vertrag steht, ist von diesem jedoch wenig bis gar nichts mehr zu spüren. Der Rechtsverteidiger offenbarte nicht wegzudiskutierende Geschwindigkeitsprobleme und wusste sich oft nur mit einem taktischen Foul zu helfen. Der gute Mann ist dann eben doch schon 36 Jahre alt. Zudem war der Kapitän der Nati in seinen 20 Einsätzen mehr mit Meckern als Verteidigen beschäftigt. Alles in allem bleibt es ein enttäuschendes Gastspiel in Augsburg, mit dem Lichtsteiner nur wenige Argumente für eine Vertragsverlängerung lieferte. Nichtsdestotrotz sagen wir Danke, Stephan. Für einen Hauch von Champions League. Alles Gute für die Zukunft.
Daniel Baier: Wenn Baier fit ist, dann spielt er auch. Was lange als ungeschriebenes Gesetzt galt, wird mittlerweile immer öfter gebrochen. Der Kapitän musste nach dem Trainerwechsel von Schmidt zu Herrlich bereits dreimal 90 Minuten auf der Bank schmoren. Herrlichs Begründungen, den 36-Jährigen nicht überbelasten zu wollen, wirkten nach dem Neustart samt englischer Woche plausibel. Warum er den Rekordspieler des FC Augsburg aber in den letzten beiden Duellen nicht aufstellte, bleibt sein Geheimnis. Im Abstiegskracher in Düsseldorf wären Baiers Führungsqualitäten zumindest gefragt gewesen. Zur neuen Saison geht die lebende Legende ins letzte Vertragsjahr. Dabei bekommt der Mittelfeldspieler Konkurrenz von Neuzugang Tobias Strobl und dem in der Rückrunde stark aufspielenden Carlos Gruezo. Wie dann die Rolle des Kapitäns aussehen wird, ist zum jetzigen Stand mehr als fraglich.
Mit 355 Einsätzen Rekordspieler des FCA – und nun nicht mehr gefragt? Daniel Baier fand sich gegen Ende der Saison in ungewohnter Rolle wieder. (Photo by TOBIAS HASE/POOL/AFP via Getty Images)
Man hätte noch weitere Spieler in die Liste aufnehmen können. Einen guten Job machten auch der eben angesprochene Gruezo sowie der beste Zweikämpfer der FCA-Saison, Felix Uduokhai, auf den sich die Fans dank gezogener Kaufoption auch in Zukunft freuen dürfen. Weniger glücklich agierten hingegen André Hahn und in Teilen auch Tin Jedvaj, der wohl wieder nach Leverkusen zurückkehren wird. Ohenhin wird momentan bereits eifrig am Kader für die neue Saison gebastelt – auf der Torhüterposition hat der FCA dabei jedoch vielmehr ein neues Problem geschaffen, statt das alte zu lösen.
Die Kaderzusammenstellung birgt also bereits jetzt Brisanz. Es bleibt spannend, wie Reuter & Co. einerseits den Torhüterüberschuss und andererseits das Thema Daniel Baier managen. Es wäre mehr als schade, wenn der FCA-Kapitän auch nach der neuen Saison als Verlierer gelistet werden müsste.
Ach, wie wäre ich froh, wenn ich diesen Artikel nicht schreiben müsste. Dieses Thema nervt mich wirklich an. In der Zeit seiner Erstklassigkeit hatte der FC Augsburg bisher genau eine Phase, in der auf der Position des Torhüters Konstanz bestand. Nachdem Marwin Hitz sich den Stammplatz im Tor in der Saison 2013/14 sicherte, war er er bis zu seinem Abschied nach Dortmund in 2018 zumeist ein Top-Rückhalt. Internationale Klasse brachte der zurückhaltende Schweizer oft auf den Platz und gab der Mannschaft mit seinem Spiel von hinten heraus die nötige Sicherheit. Seit dem Sommer 2018 ist nun etwas der Wurm drin. Es ist zumindest in einem gewissen Rahmen ein hausgemachtes Problem.
Die Entscheidung um die Nachfolge von Hitz
Der erste entscheidende Moment in dieser Saga ereignete sich, als zur Saison 2018/19 die Frage anstand, wer Marwin Hitz als Nummer 1 im Tor des FCA ablösen sollte. Hitz fiel im Saisonendspurt aus und Andreas Luthe, der zwei Jahre zuvor gekommen war um die Rolle des erfahrenen Backups von Alex Manninger zu übernehmen, sprang ein und hielt sehr gut. In der Saisonvorbereitung lieferte er sich unter Trainer Manuel Baum ein Kopf-an-Kopf Rennen mit Fabian Giefer.
Hier in Mainz hätte Fabian Giefer Punkte festhalten können. Ich durfte live im Stadion beobachten, wie er sie durch die Finger gleiten ließ. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images)
Baum entschied sich mit Giefer für den falschen Mann, denn Giefer patzte einige Male und Baum wechselte den Keeper im Laufe der Vorrunde. Luthe durfte ins Tor und sich beweisen und machte seine Sache solide. Damit hätte man das Thema nun zumindest für diese Saison abschließen können.
Der Kobel-Irrweg
Wo der FCA sonst eigentlich eher dafür steht Ruhe zu bewahren, läuft bei den Torhütern alles anders. Im Winter 2019 holte man entsprechend Gregor Kobel per Leihe aus Hoffenheim. Für ein halbes Jahr. Ohne Kaufoption. Kobel hatte sehr gute, aber auch desaströse Momente. Sein Potential war klar erkennbar, seine Schwächen allerdings auch. Er durfte nichtsdestotrotz in der Rückrunde konstant spielen.
Gregor Kobel in Aktion. Und dann auch schon wieder weg. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images)
Im Nachgang zur Saison war der FCA bemüht, Kobel langfristig zu verpflichten. Kobel entschied sich allerdings für eine Verlängerung seines Vertrags in Hoffenheim und eine Leihe in die zweite Liga zum VfB Stuttgart. Spätestens in diesem Moment wurde klar, dass sich der FCA verzockt hatte. Die Leihe von Gregor Kobel und die Geduld mit dem Spieler war ohne Option auf eine dauerhafte, langfristige Verpflichtung schlicht ein Fehler. Aber zumindest kein besonders teurer.
Die teure Fehlverpflichtung von Tomas Koubek
Teuer wurde es dann erst im vergangenen Sommer. Kobel hatte sich gegen den FCA entschieden und die Torhüter-Optionen waren begrenzt. Die ganze Welt hatte mitbekommen, dass sich der FCA auf dieser Position verstärken wollte und rief entsprechende Preise auf. Der FCA nahm schlussendlich Tomas Koubek unter Vertrag. Die Ablösesumme bewegte sich wohl im Bereich um 7,5 Millionen EUR. Happig.
Ich war auswärts in Gladbach dabei als Tomas Koubek eine Slapstick-Einlage hinlegte. Überzeugend ist anders. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)
Koubek hatte in Rennes in der abgelaufenen Saison keine Bäume ausgerissen, war allerdings im Jahr davor bärenstark gewesen. Der FCA spekulierte darauf, dass er in Augsburg zu seiner früheren Form zurückfinden wurde. Und wurde enttäuscht. Koubek konnte die hohen Erwartungen in ihn nicht erfüllen und schon Martin Schmidt sah sich gezwungen im Tor erneut zu wechseln. Erneut war die Zeit von Andreas Luthe gekommen.
Luthe, mehr als nur ein Musterprofi und sicherer Rückhalt
Andi Luthe ist in all den Jahren mit den Situationen immer professionell umgegangen. Er ist mehr als nur ein Musterprofi. In Augsburg hat er sein ehrenamtliches Engagement mit insafehands e.V. weitergeführt und immer wieder mit klugen Aussagen zu komplexen Themen geglänzt.
In der Corona-Phase der Saison war Andi Luthe ein verlässlicher Rückhalt fürs Team. Ob er das weiter sein darf? (Photo by MARTIN MEISSNER/POOL/AFP via Getty Images)
Nachdem Martin Schmidt im Tor wechselte und Heiko Herrlich auf der Trainerbank übernahm, spielte Luthe die Saison nun als Nummer 1 zu Ende. Auf dem Platz hat er Top-Leistungen abgerufen und uns im Abstiegskampf den ein oder anderen Punkt gerettet. Man sollte glauben, dass er sich nach all den Jahren die Chance verdient hätte, in die neue Saison als Nummer 1 zu gehen. Ob er diese Chance auch bekommt? Wir werden es sehen.
Der Unruheherd Rafal Gikiewicz
Für die Saison 2020/21 standen bisher mit Andreas Luthe, Tomas Koubek, Fabian Giefer und Benjamin Leneis vier Torhüter unter Vertrag. Mehr als drei braucht es eigentlich nicht. Nun hat noch vor dem letzten Bundesligaspiel gegen Leipzig Rafal Gikiewicz seinen Wechsel nach Augsburg in den sozialen Medien bestätigt. Gestern kam die offizielle Bestätigung vom FCA. Torhüter Nummer 5. Gikiewicz kommt zwar ablösefrei, aber der FC Augsburg bezahlt anscheinend deutlich mehr Gehalt als Union Berlin.
Nicht nur auf dem Platz laut. Seiner Verpflichtung ging eine kleine Welle auf den sozialen Medien voraus, während die Saison noch lief. Kein guter Einstand für Rafal Gikiewicz. (Photo by Matthias Kern/Bongarts/Getty Images)
Denn eigentlich wollte Gikiewicz in Berlin bleiben. Er sieht sich selbst als den „König von Köpenick“. Zwei Jahre hat er bei Union gespielt und schon tätigt er solche Aussagen. Der Post in den sozialen Medien kurz vor Saisonende und auch die Auseinandersetzung mit Union jetzt kurz danach zeugen nicht von allergrößter Professionalität. Zudem ist er mit 32 Jahren nun auch nicht die langfristige Lösung auf der Position. Für Unruhe sorgte der Wechsel allemal, bevor Gikiewicz überhaupt in Augsburg angekommen ist.
In Ruhe auf die neue Saison vorbereiten?
Ablösefrei einen 32jährigen Keeper mit der Klasse für die erste Liga dazuholen. Klingt erstmal nach einer prima Idee. Ist es aber vielleicht doch nicht, wenn man etwas tiefer blickt. Auf der Torhüterposition muss sich noch etwas tun. Fünf Keeper sind deutlich zu viele und mindestens einer der Spieler, der über einen gültigen Vertrag in Augsburg verfügt, muss den Verein wohl oder übel verlassen. Soweit so gut. Wer will die übrigen Keeper allerdings übernehmen? Gerade für Koubek und Giefer werden die Interessenten jetzt nicht Schlange stehen.
Die große Frage ist zudem, wer in der nächsten Saison im Kasten steht. Luthe hätte sich aus meiner Sicht eine faire Chance verdient, die Nummer 1 zu bleiben. Gikiewicz müsste erstmal auf die Bank. Wenn das mal nicht zu mehr Unruhe führen würde. Im Zweifel wird sich Luthe erneut mit der Reservistenrolle begnügen müssen. Wie wertvoll wäre es, wenn er dennoch in Augsburg bliebe? Sehr! Die Mannschaft ist auf Führungsspieler mit seiner Persönlichkeit angewiesen. Wenn wir in der Sommerpause nun Gikiewicz gegen Luthe tauschen, dann ist das zumindest für mich nicht nachvollziehbar. Aber was weiß ich schon.
25 Spiele und damit rund 3/4 der Saison sind gespielt. Der FCA steht auf Platz 14 der Tabelle und der Abstand zum Relegationsplatz beträgt noch 5 Punkte. Während ein Club wie der Effzeh Köln unter Markus Gisdol ein Formhoch erwischt, mittlerweile 5 Punkte Vorsprung vor dem FCA und noch ein Spiel offen hat, ist unsere Lieblingsbeschäftigung das Verlieren geworden. Man könnte sagen, in der Rückrunde haben wir alle Arten des Verlierens durch.
Das Positive
Nach dem Licht am Ende des Tunnels muss man mittlerweile mit Nachdruck suchen. Die gute Phase zum Ende der Hinrunde verhallt so langsam komplett. Gerade mal gegen Werder Bremen – mittlerweile wahrscheinlich das schwächste Team der Liga – konnten wir durch eine bessere zweite Halbzeit gewinnen. Gegen Freiburg hat es mit Glück zu Hause für einen Punkt gereicht, weil Freiburg vor dem Tor schlicht zu harmlos war. Dazu können wir uns Niederlagen schön reden. Gegen die Bayern – die laut Thomas Müllers Aussage nach dem Spiel ausgelaugt und müde waren – sah die Partie defensiv zumeist stabil aus. Dazu konnten wir nach vorne Nadelstiche setzen. Auch gegen Gladbach sah es schon nicht mehr ganz so gruselig aus, wie noch zuvor oder in der Hinrunde. Ach, und Andreas Luthe hatte auch keinen Aussetzer im Tor gegen die Bayern. Das Ergebnis der letzten 3 Partien waren dennoch 0 Punkte. Da bleibt jetzt in dieser Situation nur das kurzfristige Hoffen auf den Trainereffekt und dann auf die positiven Anpassungen unter Heiko Herrlich.
Die Sorgen
Dafür bleiben einige der Kritikpunkte offen, die ich schon vor der Saison adressiert hatte. Führungsspieler sind zwar erkennbar. Daniel Baier hat immer noch eine wichtige Funktion für die Mannschaft, genau wie Jeffrey Gouweleeuw, Rani Khedira, Philipp Max und Florian Niederlechner. Die Mannschaft hat eine offensichtliche Gruppe an Führungsspielern, aber auch das führt nicht dazu, dass konstant Leistung abgeliefert wird. Mit 52 Gegentoren tummeln wir uns zurecht schon wieder Richtung Tabellenkeller und können mit den schlechtesten Teams der Liga mithalten. Ja, die defensive Stabilität geht uns zumeist ab. Dazu scheinen die spielerischen Möglichkeiten dieses Teams limitiert. Wo man am Anfang der Saison noch gedacht hat, dass das Team sich einfach einspielen muss, ist mittlerweile ersichtlich, dass der Plan nicht beinhaltet, den Ball zu halten. Das tuen wir dann auch sehr wenig.
Die Aussichten
Wolfsburg ist ein solides Bundesligateam – im Gegensatz zu uns – mit ungefähr 10 Punkten und 20 Gegentoren weniger auf dem Konto. Im Heimspiel gegen die Wölfe und auswärts eine Woche später auf Schalke geht es schon um viel. Wenn wir gegen diese beiden Mittelklasseteams nicht punkten, könnten wir noch weiter nach unten abrutschen. Und in der Länderspielpause dann doch mit dem Rücken zur Wand stehen. Das verschafft zwar dem neuen Trainer Zeit, aber auch nicht viel. Und der Druck, ein Erfolgserlebnis zu liefern, wird immens steigen.
Ohne die entsprechenden Ergebnisse sind die Aussichten mau. Aufstehen und weitermachen ist angesagt. Nützt ja nichts. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)
Auch wenn wir jetzt vorher in einem der Spiele punkten sollten, so können wir uns darauf leider nicht ausruhen. Am Ende wird es auf den Endspurt ankommen. Gegen Paderborn, Hertha und Mainz geht es nicht um einen Schönheitspreis. Wir konnten die Top Teams nicht ärgern. In letzter Zeit konnten wir niemanden ärgern. Gegen die direkte Konkurrenz müssen wir gewinnen. Egal wie.
Das Ziel
Aus dieser Saison kann kein größerer Erfolg als der Klassenerhalt mehr entstehen. Ich will das gar nicht unterschätzen. Florian Kohfeldt als äußerst talentierter Trainer säuft gerade mit dem SV Werder Bremen ab. Auch für Martin Schmidt war bei uns jetzt Schluss. Für uns kann es auch nächstes Jahr in der ersten Liga weitergehen. Wir haben immer noch alle Möglichkeiten uns selbst zu retten und unseren Beitrag zur Langeweile der Liga zu leisten.
Mit Andreas Luthe sollte vorerst Ruhe im Tor einkehren. Er kann der Mannschaft in dieser schwierigen Phase Sicherheit geben. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)
Dabei ausblenden müssen wir für den Rest der Saison trotz Trainerwechsel, dass dieser Kader das Potential für mehr gehabt hätte. Ja, hinten rechts und im Tor haben wir Bedarf für Verbesserung. Ansonsten ist der Kader dicke mit Talent bestückt und wir haben keine Verletzungssorgen. Den Klassenerhalt vorausgesetzt, kann Heiko Herrlich im Sommer ganz in Ruhe schauen, wie er das Potential in der nächsten Saison ausgeschöpft bekommt.
Was ist zu tun?
Sportlich haben wir aus dem Bayern-Spiel erkannt, dass wir defensiv stabil stehen können. Dafür brauchen wir mit Andreas Luthe einen Torhüter, der dem Team Sicherheit gibt. Darauf basierend können wir versuchen Umschaltmomente zu schaffen, um Tore zu schießen. Und eine paar erste, überraschende Herrlich-Ideen (herrliche Ideen) umsetzen. Hübsch wird es nicht, aber das sollte uns nicht kümmern. Im Gegensatz zum Bayern-Spiel müssen wir dann auch mal wieder ein paar der Chancen nutzen und besser abschließen.
Zurück in die Spur müssen wir. Die Spieler haben genügend offensive Qualität, um auch wieder für Furore zu sorgen. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)
So ein ehemaliger Weltklasse-Knipser hat da vielleicht das richtige Händchen. Da wird dann aber auch nicht immer Manuel Neuer im Tor des Gegners stehen. Mit Kampf und Zusammenhalt, unter Verwendung einfacher sportlicher Abläufe, die wir perfektionieren, können wir die Situation zu einem zufriedenstellenden Ende bringen.
Ich glaube immer noch, dass es werden wird – das mit dem Klassenerhalt. Da mache ich mir weiterhin kaum Sorgen. Ich verstehe aber mittlerweile, warum sich die Mainzer damals so viele Gedanken zur sportlichen Entwicklung unter Martin Schmidt gemacht haben. Wir haben jetzt schon die Reißleine gezogen. Kampf und Zusammenhalt bis zur Sommerpause wird nun umso nötiger werden, damit Heiko Herrlich seine Ideen langfristig umsetzen kann. Die Identität der Mannschaft muss Gier und Siegeswillen ausstrahlen. Wir bleiben der FCA, noch mehr nun mit Heiko Herrlich.
Die Jugend von heute ist unser aller Zukunft. Dies ist im Arbeitsleben so, dort drängen die Generationen Y und Z nach vorne. Man sagt ihnen nach, vom Stereotyp her ganz anders zu sein als die Generationen zuvor. Sie wollen beispielsweise die Welt verbessern. Sind unter anderen Rahmenbedingungen aufgewachsen als die Vorgänger-Jahrgänge. Und werden vom demographischen Wandel stark profitieren, da der Fachkräftemangel dann spür- und sichtbar sein wird.
Auch im Fußball setzt man heutzutage verstärkt auf die Jugend und den Nachwuchs. Um dieses Ideal zu fördern und auszubilden, beherbergen Bundesligaclubs in Deutschland zumeist ein Nachwuchsleistungszentrum. Hier trainieren Kinder sowie Jugendliche schon in jungen Jahren unter höchst professionellen Bedingungen und wollen bestenfalls den Weg bis zum Profivertrag einschlagen. Das erklärte Ziel? Die Bundesliga! Manch einer hat es beim FCA schon geschafft, und wir haben es gefeiert! Und nochmal gefeiert. Wer wird der nächste sein?
„Augschburger Jungs„
Der FC Augsburg – als unser aller Herzensverein – unterhält seit 2007 ein eigenes Nachwuchsleistungszentrum. Das an der Donauwörther Straße liegende Areal wurde früher auch von der Profimannschaft genutzt, bevor diese ihre Trainingsplätze an die WWK-Arena in den Augsburger Süden verlegt hat. Heute spielen die eigene A-und B-Jugend in der höchsten Spielklasse Deutschlands, der Bundesliga Süd/Südwest. Auch die jüngsten Kicker messen sich regelmäßig in eigens gegründeten Nachwuchsligen mit den Spitzenfußballern der deutschen Elite. Die deutschen Proficlubs investieren also ganz stark in den Juniorenbereich – sind diese doch unsere Zukunft!
Die Augsburger U19 wurde in den 90er Jahren einmal deutscher A-Jugend-Meister (92/93) sowie gar viermal Pokalsieger – quasi in Serie (90/91, 91/92, 93/94, 94/95) – und ist somit seither die erfolgreichste Augsburger Fußballmannschaft. Der Libero des damaligen Pokalsiegers aus Augsburg hieß übrigens Thomas Tuchel. Na, wem kommt dieser Name heute im Jahre 2020 bekannt vor?
The next generation
Oft stellt man sich die Frage, welchen Stellenwert die Jugendarbeit bei Bundesligisten einnimmt. Ich denke, einen sehr großen. Denn: Wie man bei kleinen Clubs – á la Freiburg und Mainz – sieht, kann die Nachwuchsarbeit finanziell und personell sehr lukrativ sein und die harte Arbeit fruchten. Beste Beispiele aus den letzten Jahren sind Christian Günter vom SC Freiburg, Arne Maier von Hertha BSC. Oder Florian Neuhaus von Borussia Mönchengladbach.
Sicherlich kann man da noch weitere berühmt-berüchtigte Namen in den Ring schmeißen wie Kai Havertz, die Eggestein-Brüder, Alex Nübel oder Luca Waldschmidt. Aber heutzutage sind diese in jungen Jahren bereits zu Bundesliga-Leistungsträger gereiften Spieler eher Randerscheinungen, wenn man den zahlreichen medialen Artikeln Glauben schenken darf. Die Nachwuchsspieler schaffen es scheinbar immer weniger, sich in der ersten Liga als Stammkraft oder wenigstens als Teilzeitkraft zu etablieren.
Dort im Unterbau der Proficlubs reifen Talente zu Nachwuchsfußballern und bestenfalls zum Profi heran, um den arrivierten Kräften den Platz streitig zu machen und den eigenen Traum vom Profivertrag zu leben. Dass der FCA eine recht erfolgreiche Jugend hat, lässt sich recht schnell anhand der FCA-Homepage feststellen. Die U15 ist bayerischer Hallenmeister, ein begehrter Titel – egal, in welcher Altersklasse. Die U14 gewinnt das Hallenmasters-Turnier in Simbach, im Finale schlagen sie den Favoriten FC Bayern mit 2:0.[1] Viele Augsburger Talente werden zudem regelmäßig zu den Nachwuchsnationalmannschaften ihres Landes eingeladen. Ob zur deutschen U17 (wie Davide Dell’Erba) oder beispielsweise zur kroatische U16, die gleich zwei Augsburger Nachwuchskicker beruft .[2]
Auf den Spuren von Richter und Co.
Bei all diesen glorreichen Titeln und den scheinbar sehr erfolgreichen Junioren muss dennoch betrachtet werden, welche Spieler aus den eigenen Reihen es zuletzt in den Profikader geschafft haben. Und welche Nachwuchskicker den Sprung in die erste Liga zukünftig schaffen könnten. An Vorbildern mangelt es wahrlich nicht, wobei nicht alle der nachfolgend aufgezählten einen Stammplatz beim FCA innehaben: Marco Richter, Raphael Framberger und Simon Asta. So richtig durchgestartet ist zuletzt der erstgenannte Marco Richter, der aus der FCA Offensive nicht mehr wegzudenken ist sowie höchst erfolgreich Andre Hahn aus der ersten Elf verdrängt hat.
Erik Thommy hat sich zum gestandenen Bundesligaspieler entwickelt und am Wochenende für Fortuna Düsseldorf getroffen. Der FCA schaut zu. (Photo by Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images)
Manche Jugendspieler wechselten auch zu anderen Vereinen, um sich dort durchzusetzen und ihr Glück fernab der Heimat zu suchen. Wie beispielsweise Erik Thommy (nun Fortuna Düsseldorf), Efkan Bekiroglu (1860 München) oder Ioannis Gelios (Holstein Kiel). Zuletzt wurden Kevin Danso und Romario Rösch an ausländische Clubs verliehen. (an FC Southampton und Roda Kerkrade).
Doch genug nun des Blickes in die Vergangenheit. Wir wollen einmal im Nachfolgenden pro Position schauen, ob sich aktuell ein vielversprechendes Talent in den eigenen Augschburger Reihen befindet.
Und beginnen nun mit dem…
Torwart
Benjamin Leneis (20) ist hier der heißeste Kandidat, sollte er geduldig ausharren. Er trainiert sowohl bei den Profis als auch bei der zweiten Mannschaft. Man traut ihm einiges zu, so dass er derzeit Torwart Nummer 4 bei der Profi-Mannschaft ist.
Hinter ihm existiert in Nachwuchsmann Daniel Witetschek (19) ein ernsthafter Konkurrent. Er steht zum Großteil im Tor der U23 mit der Bilanz 2019/20: 14 Spiele, 17 Gegentore bei 5 zu Null Spielen.[3]
Der Augsburger Kasten ist seit dem Abgang von Marwin Hitz zum BVB im Jahr 2018 nicht mehr adäquat besetzt worden. Mit Giefer, Luthe und Koubek ist derzeit keiner (außer vielleicht Martin Schmidt, aus welchen Gründen auch immer?!) wirklich zufrieden. Vor allem Giefer und Koubek haben in ihrer Zeit als FCA Torhüter mehrfach gepatzt.
Luthe traut hingegen einfach kaum einer den Posten als klare #1 zu, obwohl er sich besser im Kasten angestellt hat und immer ein verlässlicher Keeper für den FCA war. Doch hier ergibt sich gegebenenfalls die Chance der Nachwuchskeeper, sich mittel- bis langfristig als Keeper Nummer 2 oder 3 im FCA-Profikader zu positionieren.
Abwehr
Neben den bereits bei den Profis eingesetzten Simon Asta (FCA U19) und Jozo Stanic (U23) drängt sich hier insbesondere Juniorennationalspieler Adrien Koudelka auf, seines Zeichens Innenverteidiger. Für die deutsche U17 konnte der heute 17jährige 13 Einsätze verzeichnen. Hierbei einige vielversprechende Auftritte im DFB-Dress. Er ist ein ganz heißer Tipp für das nächste Profidebüt, wenn er sich weiter so prächtig bei den Junioren entwickelt. Er ist immerhin erst 17 Jahre alt und durfte auch bereits bei den Profis in der letzten Sommervorbereitung mittrainieren!
Simon Asta ist in dieser Saison leider vom Pech getroffen. Obwohl die Stammkräfte auf der Rechtsverteidiger-Position patzen, kann er durch einen Kreuzbandriss leider nicht eingreifen. (Photo by Charles McQuillan/Getty Images for DFB)
Simon Asta, jüngster Debütant in der Bundesligageschichte des FCA und erster eingesetzter Spieler des Jahrgangs 2001 in der Bundesliga, wird perspektivisch die rechte Verteidigerposition freigehalten. Das hat man seitens der FCA Verantwortlichen mehrfach betont. Leider hat sich der pfeilschnelle 17jährige Anfang Januar 2020 schwer am Knie verletzt – Kreuzbandriss. Mal schauen, wie der Jungspund diesen Rückschlag wegsteckt und wie sein Weg weitergeht im FCA-Trikot. Jozo Stanic wirkt regelmäßig bei Testspielen der Profis mit und fliegt seit Jahren mit ins Trainingslager, aber für mehr als ein Kurzdebüt in der Bundesliga hat es bisher (noch) nicht gereicht. In den Testspielen hat er sich für sein Alter sehr ruhig und abgeklärt gezeigt.
Zwei weitere Verteidiger, die bereits mehrfach in Testspielen der Profimannschaft mitgewirkt, aber bisher noch kein Debüt vor Augen haben sind Lasse Jürgensen und Christopher Lannert aus der U23. Mit 22 und 21 Jahren wären sie heutzutage auch eher als „Spätstarter“ zu bezeichnen, sie sind beide Stammkräfte der U23 des FCA. Der Durchbruch wird ihnen wohl eher nicht mehr zugetraut.
Kilian Jakob, der 2018 gegen die TSG Hoffenheim gefühlt eines der unglücklichsten Profidebüts des letzten Jahrzehnts im Augsburger Trikot erlebte, wurde seither nie wieder für den Profikader nominiert. Er spielt eine sehr gute Saison in der Reserve in der Regionalliga, aber ob es für den mittlerweile 22jährigen für mehr reicht, ist mehr als fraglich.
Mittelfeld
Im defensiven Mittelfeld der FCA Reserve überzeugen die beiden Eigengewächse Stefano Russo (19) und Felix Schwarzholz (20) Spieltag für Spieltag. Beide aus der FCA Jugend kommend sind die beiden Stammspieler in der Regionalliga Bayern. Beide bringen es auf eine paar Testspieleinsätze bei den Profis, aber aktuell scheint ein fester Kaderplatz noch nicht in Sichtweite. Potenzial ist aber laut Einschätzung einiger Insider definitiv vorhanden.
Romario Rösch, eines der vielversprechendsten Augsburger Talente der letzten Jahre, wurde zuletzt an den niederländischen Zweitligisten Roda JC Kerkrade ausgeliehen. Und weiß dort zu überzeugen. Zumeist im offensiven Mittelfeld eingesetzt – einer Position, die beim FCA nicht gerade überbesetzt ist – absolvierte der 20jährige bisher in dieser Saison 23 Spiele. 2 Tore und 5 Assists stehen für ihn zu Buche. Stand heute läuft seine Leihe zum 30.06. diesen Jahres aus und sein Profivertrag beim FCA ein Jahr später. Kommt er zurück zum FCA, stehen seine Chancen aktuell nicht schlecht. Ich persönlich hoffe, dass er das Sommertrainingslager mit den Augsburger Profis verbringt und seine sehr guten Leistungen in der laufenden Runde dort bestätigt.
Sturm
Im Sturm drängen sich derzeit insbesondere zwei junge Spieler auf:
Seong-hoon Cheon, ein 19jährigen Koreaner und seit 2018 im Dienste des FCA. Bullig mit 1.90 Meter Gardemaß und kopfballstark, so beschreibt man ihn wohl am besten. Derzeit spielt er aber in der U23 keine große Rolle, muss sich vielleicht weiterhin in Deutschland akklimatisieren. In diesem Alter ist man noch nicht unbedingt konstant in seiner Leistung. Mal schauen, wohin sein Weg noch so führt. Auf unserem Zettel steht er allerdings weiterhin, vor allem weil er selbst schon mehrfach in Testspielen der Profis mitwirkte und dort auch für Furore sorgte.
Maurice Malone ist eine der großen Nachwuchshoffnungen beim FCA. Wann wird er sein Pflichtspieldebüt für die Profis feiern? (Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)
Zuletzt eines der größten Augsburger Talente in den letzten Jahren: Maurice Malone. Junge 19 Jahre alt, Stammkraft in der 2. Mannschaft des FCA, wandelt er derzeit auf den Spuren von Marco Richter. 17 Spiele, 10 Scorer in der Regionalliga Bayern. Der ehemalige deutsche Junioren-Nationalspieler hat es bei den Profis aktuell nur so schwer, weil die Konkurrenz so groß ist. Namentlich Niederlechner, Finnbogason und Cordova. Sonst hätte er meines Erachtens schon längst mehr Einsätze bei den Profis zu verzeichnen. Talent hat er, das deutete er bereits an als er schon mehrfach für die Profis in Testspielen einnetzte – zuletzt im Sommer 2019. Bemerkenswert die Torquote in seiner noch jungen Karriere: 117 Spiele seit der U17 – 78 Tore und 14 Assists. In Summe also 92 Torbeteiligungen in 117 Spielen. Ein super Wert! Maurice ist ein Vollblut-Stürmer, der aber auch Linksaußen und hängende Spitze spielen kann. Klingt ein wenig nach Marco Richter, nicht wahr? Habt ihn auf eurem Radar, Maurice wird kommen!
Fazit & Ausblick
Auch wenn heutzutage immer bessere Bedingungen für Jugendspieler herrschen, die Chancen, Tag für Tag im Profikader zu stehen sind aktuell nicht unbedingt hoch. Man muss immer das nötige Quäntchen Glück haben und zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Und auch auf spezielle Förderung durch einen wohlgesonnen Trainer hoffen. Klingt ein wenig wie der berufliche Alltag eines Arbeitnehmers, finde ich. Beim FC Augsburg mussten Marco Richter und Raphael Framberger lange auf ihr Debüt und ihren Durchbruch warten. Bei Simon Asta und Jozo Stanic ging es in jungen Jahren recht schnell mit dem Debüt – aber seither befinden sie sich im Wartemodus. Wartend auf den Durchbruch beim FCA, bald an einem Scheideweg in ihrem Leben angekommen: Beim Heimatverein und Jugendclub bleiben – hier die Chance suchen oder sich ausleihen oder gar verkaufen lassen?
Viele Proficlubs setzen diesertags lieber auf arrivierte Kräfte, anstatt der Jugend eine Chance zu geben. Das Verlässliche wird halt doch oft dem „Neuen“ vorgezogen, denn die Junioren sind nun mal zu Beginn ohne Erfahrung und Wissensschatz eine Art „Wundertüte“. Keiner wird als Bundesligaspieler geboren. Man kann verstehen, dass dieser Sicherheitsfaktor Spieltag für Spieltag von den Trainern berücksichtigt wird. Immerhin geht’s um viel Geld, um Auf- und Abstieg, um internationales Geschäft. Aber es geht auch um Perspektive und das positive Signal, die man den hart trainierenden Nachwuchsspielern geben kann – frei nach dem Motto: „Jugend von heute, Stammkraft von morgen“.
Ich bin mir sicher, dass noch in dieser Saison – wenn wir den Abstiegskampf frühzeitig hinter uns lassen können – weitere Jungprofis ihr Debüt geben werden. Deren Kreativität und Unbekümmertheit würden sicherlich frischen Wind in die Kabine und auf den Platz bringen. Ganz besonders freuen würde mich dies für Maurice Malone und Benjamin Leneis, die beide herausragen aus der Auflistung von FCA-Talenten. Also, Martin, auf was wartest du noch? Jetzt bist du dran! 🙂
Martin, das war also die versprochene Reaktion? Der Extra-Meter? Die neuen Reize? Klar, ein Unentschieden gegen Freiburg ist in der aktuellen Situation okay. Ich will auch nicht undankbar wirken, aber ein bisschen Enttäuschung ist dann doch da. Ich hatte irgendwie ein Blumenbouquet erwartet. Und Du bist mit Schnittblumen vom Discounter nach Hause gekommen.
Eine Zahl erzählt dieses Spiel. Zwischenzeitlich hatten die Freiburger bis zu 75 Prozent Ballbesitz. 75! In einem Auswärtsspiel. Während des Spiels war sich der Kommentator dann auch nicht mehr so ganz sicher, wie er das einordnen solle. Vielleicht sei die abwartende Haltung vom Trainer verordnet worden? Erst einmal Sicherheit rein bringen. Und immerhin waren die Freiburger so nett, das zu honorieren und spielten ihre spielerische Überlegenheit nicht bis zum Ende aus. Aber wieso sie das Spiel nicht gewonnen haben, wissen sie auch nicht so recht.
Gefühlt immer eine Fußspitze zu spät und andauernd hinterher gelaufen. (Photo by Alexandra Beier/Bongarts/Getty Images)
Auch deswegen könnte man mit dem Punkt zufrieden sein. Und das bist Du ja auch. Dir hat die „defensive Struktur“ gefallen, man habe solide verteidigt. Es fehlte nur noch „man war stets bemüht“ in der Aufzählung. Fakt ist, dass Freiburg einfach besser war. Perfekt auf den FCA eingestellt, dazu noch die wesentlich bessere Zweikampfquote und gefühlt jeden zweiten Ball gewonnen. Aber dazu gehört auch, dass Augsburg nichts eingefallen ist. Außer solide zu verteidigen. Es ist alleine Freiburgs fehlender Konsequenz zu verdanken, dass sie nicht binnen der ersten 45 Minuten haushoch führten. Spätestens in der zweiten Hälfte hätte man eine kleine Anpassung erwarten können. Nur eine kleine Stellschraube oder Umstellung. So sah das auch Julian Schieber im Halbzeitgespräch, angesprochen auf die bis hierin katastrophale Statistik: „Keine Sorge, das wird auch der Trainer gesehen haben.“
Manchmal hatte man das Gefühl, die Mannschaft wusste nicht genau, wo der Ball ist. (Photo by Alexandra Beier/Bongarts/Getty Images)
Aber die zweite Halbzeit hinterließ dann genauso viele Fragezeichen wie die erste. Die Mannschaft rieb sich an Freiburg und an sich selbst auf. Unnötige Fouls und noch unnötigere Diskussionen. Natürlich kann man immer auf die Klatsche in Frankfurt verweisen. Die fehlende Sicherheit. Aber liegt es nicht an Dir, diese herzustellen? Neue Impulse von außen zu setzen, auch einmal der Spieler und Zuschauer willen den Weg nach vorne zu suchen? Dafür muss man ja nicht das Tor aufmachen. Irgendwie ist es bei Augsburg immer ganz oder gar nichts. Es fehlt die Balance.
Natürlich steht auch dieses Mal wieder der Torwart in der Kritik. Und auch diese Diskussion müsste man führen. Aber Du hast vollkommen Recht, dass es nicht an Tomas Koubek lag, dass auch die Vorderleute mit in die Verantwortung gezogen werden müssen und auch andere Fehler machen. Doch das lenkt dann irgendwann den Blick auf den Trainer. Und dessen Verantwortung in diesem Puzzlespiel.
Und da schlägt es ein. Warum Freiburg aus der eigenen Feldüberlegenheit so wenig gemacht hat, wissen sie wohl selbst nicht. (Photo by Alexandra Beier/Bongarts/Getty Images)
Martin, ich war immer ein großer Fan von Dir. Aber derzeit habe ich große Sorge. Nach der Niederlage gegen Dortmund hast Du davon gesprochen, dass es in den Genen des FCA liegen würde, immer nach vorne zu spielen. Einer Deiner Lieblingsmetapher ist die der „Rennmaschinen“, die Du auf dem Platz sehen möchtest. Wir sind gerade ziemlich weit davon entfernt. Und die Frage stellt sich, was eigentlich hinter den ganzen Phrasen steckt. Auf der Bank sitzt viel Fußballfachkompetenz. Doch trotzdem hat man nicht zum ersten Mal das Gefühl, dass es auch da an Ideen fehlt. Dank des goldenen Winters sind es noch einige Punkte bis zum Relegationsplatz. Aber eingedenk der kommenden Spiele ist das Polster auch bitter nötig. Es bleibt die Hoffnung, dass der FCA manchmal auch gegen die Großen gut ausgesehen hat. Ich bin gespannt, ob Du schon an einem Plan tüftelst oder doch wieder Phrasen ausknobelst. So oder so. Bring das nächste Mal bitte Pralinen mit. Oder besser Bier.
Brügge gegen Augsburg, das klingt doch nach Europapokal. Dazu ein Hazard im Sturm, die ein oder andere Rudelbildung, zwei Lattentreffer und insgesamt sechs Tore bei einem leistungsgerechten Remis. Auf dem Papier hatte das Spiel einiges zu bieten. Es geht um das Testspiel des FCA das im Trainingslager auf Malta stattfand. Gegner war Cercle Brügge aus der ersten belgischen Liga und der FCA nutzte die Gelegenheit, um mit der nominell ersten Elf für die Bundesligarückrunde zu testen. „Brügge sehen und sterben“ heißt ein bekannter Film. Wir Augsburger würden dies gerne umwandeln in „Brügge sehen und Dortmund schlagen“. Ist Hoffnung auf Grund der Testspielleistung angebracht?
Eine kleine Spielkritik
Auf dem Platz sah das zunächst etwas weniger glamourös aus, als der geneigte Zuschauer auf Grund der Paarung erträumte. Bis der Brüsseler Kevin Hoggas auf dem Weg zum Führungstreffer graziös Tin Jedvaj und Jeff Gouweleeuw austänzelte, war wenig passiert. Augsburg war zumeist im Ballbesitz, gewann Zweikämpfe und zweite Bälle aber verstolperte dann im Regelfall den Ball vor dem gegnerischen Tor. Ein Lattenkracher von Marco Richter war noch das einzige Highlight bis schließlich Rani Khedira nach einer Vorlage von Neuzugang Eduard Löwen den Ausgleich erzielte. Mangelnden Einsatz konnte man keinem der Spieler vorwerfen. Stefan Lichtsteiner sah neben Tin Jedvaj in der ersten Hälfte die gelbe Karte, wohlgemerkt wegen Reklamierens. In einem Testspiel.
Stephan Lichtsteiner wie er leibt und lebt. Auch im Trainingslager. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)
Formsache
In der zweiten Hälfte hatte sich Brügge das lange genug angesehen und zeigte recht eindrucksvoll die Augsburger Schwachstellen auf. Anfänglich konnte der eingewechselte Fredrik Jensen noch einen Fehlpass von Brügges Keeper Hubert, gerade erst zur Halbzeit eingewechselt, zum Führungstreffer ausnutzen, doch in Folge spielte nur noch der belgische Erstligist. Die Gegentreffer waren die logische Folge, wobei das zwischenzeitliche 3-2 durch zwei sehenswerte Fehlpässe der Augsburger Verteidigung begünstigt wurde. Erneut war es Jensen, der nach einer der seltenen schönen Kombinationen der zweiten Hälfte den Ausgleich erzielte.
Das hatten wir doch schon mal
Die Aussagekraft von Testspielen ist bekanntlich begrenzt und so ordnete das auch Martin Schmidt ein. Indes, das Spiel gegen Brügge war auch eine Reminiszenz an die Vorrunde. Grundsätzlich sah das alles in der ersten Hälfte bis zum Strafraum recht passabel aus, die Zweikämpfe wurden gewonnen und die Pässe kamen an. Doch Tormöglichkeiten wurden selten heraus gespielt und noch seltener genutzt. In der zweiten Halbzeit legte Brügge dann den Finger in die spielerische Wunde. Die Belgier waren näher am Mann, provozierten Fehler und Fehlpässe. Der FCA wusste sich da lange Zeit nicht zu helfen. Einfache Spielzüge der Belgier führten zum Erfolg. Über die Außenbahn kam der Ball oft genug in den Rückraum und konnte recht schnörkellos in Richtung Tor gezimmert werden. So oder so ähnlich sah das auch in der Hinrunde in Gladbach aus. Es bleibt zu hoffen, dass dies ebenso der Testspielsituation geschuldet war, wie auch die Flüchtigkeitsfehler in der Verteidigung. Es wirft allerdings auch die Befürchtung auf, dass die defensive Stabilität nicht von Dauer sein könnte. Ein mulmiges Gefühl macht sich breit, wenn man an das Spiel in Dortmund zurückdenkt.
Gewinner
der Vorbereitung
Etwas deutlicher gestaltete da am Vortag die vermeintliche zweite Garde das Spiel gegen den Vierten der maltesischen Premier League, mit Toren von Sarenren Bazee, Julian Schieber und Eduard Löwen. Der Neuzugang kann ohne Zweifel als der Gewinner der kurzen Vorbereitung und beider Testspiel gesehen werden, mit einem eigenen Treffer und zwei Vorlagen. Er zeigte Präsenz und Engagement. Daneben knüpfte Jensen an die aufsteigende Form der Vorrunde an und auch Sarenren Bazee bestätigte die Eindrücke aus den bisherigen Testspielen.
Gibt es bald Fotos von Noah Joel Sarenren Bazee bei Pflichtspielen im Augsburger Trikot. Er könnte in der Rückrunde überraschen. (Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)
Es bleibt zu hoffen, dass dies auch in der Saison auf dem Platz eine Fortsetzung findet. Gerade hinter den Stammspielern stehen einige hoffnungsvolle Kandidaten für mehr Spielzeit bereit. Insgesamt ist die Form vieler deutlich höher als zu Beginn der Hinrunde. Das Team wird nun über die kurze Pause hinweg nicht alles verlernt haben. Und was sagen Testspiele am Ende schon aus? Man kann gespannt auf die Rückrunde sein. In jeder Hinsicht.
Die deutschen Bundesligisten befinden sich derzeit noch im Wintertrainingslager in wärmeren Gefilden und auf dem Transfermarkt geht es heiß her. Denn: In sechs Tagen startet die Bundesliga bereits in die Rückrunde. Ein jeder Fan schaut in diesen Tagen gebannt auf Aktivitäten des eigenen Vereins. In unserem Blickfeld liegt natürlich insbesondere der FCA, der vor dem Wochenende das letzte Testspiel vor dem Rückrundenauftakt auf Malta bestritten hat. Die Gerüchteküche brodelt aktuell und auch der FCA ist mittendrin statt nur dabei. Wurde die Gregerl-Leihe, sprich: der Transfer von Michael „Gregerl“ Gregoritsch nach Gelsenkirchen, bereits vor dem Jahreswechsel eingetütet, konnte zu Beginn der Woche ein weiterer Transfer abgeschlossen werden.
Der zweite Löwe beim FCA
Nachdem letztes Wochenende bereits medial durchsickerte, dass Mittelfeldspieler Eduard Löwen das Trainingslager des Erstligisten Hertha BSC in den USA verlassen hatte und zu einem deutschen Erstligisten wechseln würde, haben viele deutsche Fußballfans wohl gedacht: Der geht doch bestimmt zu Werder Bremen. Doch noch am Sonntag selbigen Wochenendes wurde dann recht schnell offiziell, dass Eduard „Edu“ Löwen für 1 ½ Jahre auf Leihbasis zum FCA wechseln wird. Neben der Leihe bis Sommer 2021 hat man sich – wie vom FCA bestätigt – auch eine Kaufoption sichern können. Die Augsburger haben einen zweiten Versuch gewagt. Es war in der zurückliegenden Sommerpause schon einmal darüber verhandelt worden, ob der Ex-Nürnberger Löwen für viel Geld an den Lech wechseln würde.
Beim Clubb gab es an Eduard Löwen kein Vorbeikommen. Die Hertha erkannte das und holte den talentierten Mittelfeldspieler nach dem Abstieg nach Berlin. (Photo credit CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)
Damals entschied dieser sich jedoch für die Berliner Hertha, die laut Medienberichten rund 7 Mio. Euro an den 1. FC Nürnberg als Transfersumme überwies. Nun hat der FCA also einen zweiten Löwen in seinen Reihen – neben Jeffrey Gouweleeuw – dem „goldenen Löwen“. Einer, der bereits in jungen Jahren Spielpraxis als „Teilzeit-Stammkraft“ in der 1. Bundesliga gesammelt hat (beim 1. FC Nürnberg in der Saison 2018/19) und eigentlich ein gelernter Abwehrspieler ist. Mit dem „Glubb“ ist er sowohl in die 1. Liga aufgestiegen als auch in die 2. Liga abgestiegen (in den Saisons 2017/18 und 18/19). Der 22jährige Deutsch-Russe hat insgesamt 7 Spiele für die deutsche U21 Nationalmannschaft absolviert und war dort Teamkollege von FCA-Eigengewächs Marco Richter sowie Zimmerkamerad von Wolfsburg-Leihgabe Felix Uduokhai, der nach Löwens Aussage auch ein guter Kumpel ist.
„Der Koffer“ – Wer ist nun dieser Löwen?
Im Sommer 2019 schloss er sich – wie bereits angedeutet der Hertha an – und bereute dies im Winter nun offensichtlich nach nur 7 Kurzeinsätzen in der Hinrunde schon wieder. Denn nun ist er in Augsburg gelandet und ist dort wohl der langersehnte Baier-Nachfolger. „Edu“ ist ein großgewachsener Achter, der laut Martin Schmidt zudem auch den Gregoritsch-Abgang langfristig kompensieren soll. Insbesondere bedeutet dies auch, dass nachträglich die sträflich vernachlässigte Position von Ja-Cheol Koo, der uns im Sommer 2019 nach vier Jahren für ein Engagement in Katar verlassen hat, durch Löwen nachbesetzt wird.
Die Mannschaft des FCA funktioniert im Moment gut. Löwen hat Zeit sich zu akklimatisieren, anzukommen und ins Mannschaftsgefüge einzufügen. (Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)
Viele Fans des FCA monierten in der letzten Sommerpause, dass wir keinen richtigen Achter mehr in den eigenen Reihen haben. Eine Rolle, wie sie Koo über mehrere Jahre hinweg perfekt ausgefüllt hat. Robust, kreativ, kopfballstark, am besten auch noch torgefährlich – all das muss ein zentraler Mittelfeldspieler heutzutage sein. Und all das scheint Löwen mitzubringen, wenn man den Worten von Clubberern über ihren ehemaligen Spieler Glauben schenken darf. Ante Covic nannte Löwen einst ganz ehrfürchtig einen „Koffer“. Gemeint war hiermit wohl die Robustheit und körperliche Physis des Spielers sowie dessen Polyvalenz, nur so zur kleinen Aufklärung am Rande.
Martin Schmidt’s Puzzlestück
Martin Schmidt bezeichnet seinen Winter-Neuzugang jedenfalls als Puzzlestück, das dem FCA noch gefehlt hat und sieht den 1.88 cm großen sowie 91 kg schweren Löwen als Verbindungsspieler zwischen Defensive und Offensive. Er kann sowohl die Spielmacherrolle bekleiden als auch auf der Doppelsechs spielen. Löwen sorgt in dem aktuellen FCA Kader nicht nur in der Breite für mehr Qualität, sondern lässt den FCA durch seine Vielseitigkeit variabler werden. Zudem sichert man sich ab, für den Fall der Fälle, dass sich aus dem kongenialen Doppelsechs-Duo Dani und Rani einer verletzt. (TOI, TOI, TOI!)
Daniel Baier und Rani Khedira sind nun seit Jahren die lautstarken Anführer im Augsburger Mittelfeld. Endlich gibt es wieder eine Alternative mehr. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)
So geschehen im Herbst 2019, als erst Daniel Baier mehrfach ausfiel und anschließend Rani Khedira eine Verletzung plagte. Dann bleiben nicht mehr viele Alternativen übrig: Jan Moravek ist leider öfter in der Hessingpark-Klinik zu Gast als auf dem Fußballplatz, der Sommerneuzugang Gruezo sowie der junge Götze sind nach langwierigeren Verletzungen noch in der Aufbauphase, Oxford fehlt schlichtweg die Erfahrung und wirkt bei seinen Einsätzen nicht gerade prädestiniert für die Sechser-Rolle. Eine Leihe wird hier kolportiert, um ihm in der Rückrunde Spielpraxis zu verschaffen. In der offensiven Mittelfeldzentrale vermisste man in der Hinrunde – neben dem vor der Winterpause so starken Fredrik Jensen – eine wirkliche Alternative. Am besten eine Alternative, die sowohl den Konkurrenzkampf im Mittelfeld anheizt und darüber hinaus so richtig Qualität mitbringt. Mit einem Auge muss man in Augsburg auch immer auf den Renteneintritt von Kapitän und Urgestein Daniel Baier schielen, für den wir bis dato noch keinen würdigen Nachfolger parat haben. Zudem ist Rani Khedria mittlerweile ein so starker 6er geworden, dass sicher im Sommer einige Bundesligisten anfragen dürften. Man sichert sich also durch den Löwen-Transfer schon frühzeitig ab in Augsburg.
„Gut gebrüllt, Löwen!“
Auf all diese Fragen könnte die Antwort Löwen lauten. Der körperlich robuste und auch offensiv präsente Löwe wirkt geradezu prädestinierend für die Rolle eines Achters – dies kann in der Rückrunde noch eminent wichtig für den FCA werden, wenn sehr offensiv ausgerichtete Mannschaften ihre Visitenkarte in Augsburg abgeben. Dann braucht es einen Spieler, der physisch dagegen halten kann. Einen Spieler, der zugleich defensiv stark ist, jedoch auch offensiv etwas mit dem Ball anzufangen weiß und ein kreatives Element in der Vorwärtsbewegung darstellt. Neben dem bereits auskonzipierten und mehrfach erprobten 4-4-2 System kann so zukünftig auch das 4-2-3-1 systemtaktisch wieder mehr in den Vordergrund rücken. Und macht den FCA somit nicht nur variabler, sondern für Gegner auch schwerer einzuschätzen. Das hat in der Hinrunde häufig gefehlt. Zu berechenbar war die taktische Marschroute von FCA-Trainer Martin Schmidt. Mit einem goldenen Löwen in der Verteidigung und einem „ganz normalen“ Löwen in der Mittelfeldzentrale kann dies in der Rückrunde jedoch anders werden. Noch besser. Hoffen wir an dieser Stelle, dass wir in der Rückrunde nach Spielende sagen dürfen: „Gut gebrüllt, Löwen!“.
Und
da ist sie wieder, die leidige Winterpause. Der Bundesligabetrieb
befindet sich im Tiefschlaf und so bleibt nicht viel mehr, als die
weihnachtlichen Mehrpfunde auf der Couch zu pflegen, während man den
Spielern im Trainingslager über die Schulter sieht oder eigentlich
belanglose Testspiele mit großem fachmännischen Kommentar
zerpflückt. Zum Glück haben die Verbände ein Einsehen und halten
gegen die Langeweile zumindest den Transfermarkt offen.
Auf
die Foren, fertig, los
In der digitalen Zeit erscheint nahezu kein Transfer mehr wirklich überraschend und ein jeder folgt den immer gleichen Mustern. Dem Internet sei Dank weiß der gut informierte Fußballkenner schon Wochen vor dem Manager, dass der neufundländische Nachwuchskicker in der Rückrunde im eigenen Stadion auflaufen wird. Eine Kunde, die rasch in den einschlägigen Foren Verbreitung findet, vom geneigten Fan mit großem Dank aufgenommen wird und eine Belagerung des vereinseigenen Twitteraccounts zur Folge hat – bis endlich die Vertragsunterschrift offiziell kommuniziert wird und die obligatorischen, salbungsvollen Worte von Spieler und Management („Schon lange beobachtet, absoluter Wunschspieler“, „Kann es nicht erwarten, vor den eigenen Fans, den besten der Liga!, aufzulaufen“) eine gewisse wohlige Wärme der Zufriedenheit entfalten. Bis dahin kennt man natürlich alle Statistiken und Fehltritte der vergangenen Jahre und hat sein Umfeld schon darüber informiert, dass man den auch schon lange auf dem Zettel hatte und im gemeinsamen Fußballmanagerspiel anzuschaffen gedenkt.
Augsburger
Wunschzettel
Und so steckt man in einer kleinen Zwickmühle. Während in früheren Zeiten die Winterpause für Transfers herbeigesehnt wurde, macht es das durchaus erfolgreiche Ende der Hinrunde einigermaßen schwierig, nun große Erwartungen zu formulieren. Natürlich schwingt immer die Hoffnung auf einen Überraschungscoup mit. Einen Mark Uth hätte ich beispielsweise gerne in Augsburg gesehen, auch in der Hoffnung, dass er hier wieder an die Form der Vorsaison anknüpfen kann. Aber bei nüchterner Betrachtung ist keine Veränderung nötig.
DEZEMBER 2019: Der FC Augsburg ist vor allem als Team stark und kaum zu bezwingen. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)
Die Mannschaft hat sich zuletzt wie erhofft eingespielt und ist in der Breite derart gut aufgestellt, dass nicht nur in allen Mannschaftsteilen das Niveau auch bei Ausfällen hoch gehalten werden kann, sondern zudem eine gewisse Flexibilität im Spielsystem möglich ist. Andererseits ist der Augsburger Kader sehr groß – vielleicht zu groß für die Ambitionen des einen oder anderen Spielers. Zudem sind mittlerweile Augsburger Spieler auf dem Transfermarkt mitunter gefragt.
Wer
könnte noch gehen?
Mit Michael Gregoritsch hat der erste Spieler (erwartungsgemäß) das Team auf Leihbasis in Richtung Gelsenkirchen verlassen und fühlt sich dort offensichtlich (erwartungsgemäß) wohl. Fabian Giefer ist es zu wünschen, dass er bei einem anderen Verein wieder dauerhaft spielt. Georg Teigl steht selten im Kader und noch seltener auf dem Platz – und dies obwohl er in der Vorbereitung im Sommer durchaus auf sich aufmerksam gemacht hat.
Mads Pedersen wäre einer aus dem Augsburger Kader, dem man mehr Spielzeit – vielleicht auch im Rahmen einer Leihe – gönnen würde, damit er sich entwickeln kann. (Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)
Auch Mads Pedersen ist einer der Spieler, der sich bislang nicht durchsetzen konnte und eher langfristige Perspektiven besitzen dürfte. Der ein oder andere könnte sicherlich noch den Verein, zumindest auf Leihbasis, verlassen. Philipp Max und Marco Richter sind wiederum Namen, die in jeder Transferperiode gehandelt wurden und auch weiter werden. Und es ist höchst anerkennenswert, dass beide Spieler bislang dem Verein erhalten geblieben sind.
Winterliche
Zugänge
Die Gerüchteküche ist in diesem Winter erstaunlich ruhig. Der Wolfsburger Elvis Rexhbecaj, der im Vorfeld mit dem FCA in Verbindung gebracht wurde, wechselte frühzeitig nach Köln. Mit Eduard Löwen wurde der andere hoch gehandelte Transfer überraschend zügig realisiert. Er nimmt die Planstelle von Michael Gregoritsch ein und ist doch ein ganz anderer Spielertyp, was auch von den Verantwortlichen so gewünscht war – eine defensivere Variante, die mehr taktische Flexibilität gestatten soll.
Bekommt Löwen in Augsburg die Spielzeit, die er sich wünscht, oder endet der Transfer in Unzufriedenheit? Es wird schwierig für ihn, in diesem starken Team einen Platz zu ergattern. (Photo by Matthias Kern/Bongarts/Getty Images)
Hier sei zumindest ein kleines Fragezeichen erlaubt. Es ist sicherlich nicht ganz von der Hand zu weisen, dass im Fall eines Ausfalls von Daniel Baier und/oder Rani Khedira ein gewisser Bedarf im Mittelfeld besteht, auch wenn Jan Moravek hier spielen kann und mit Carlos Gruezo im Sommer bereits eine Alternative geholt wurde. Gruezo wusste allerdings wie die gesamte Mannschaft zu Saisonbeginn nicht´zu überzeugen. Problematisch erscheint aber, dass Löwen Berlin mit dem Hinweis auf seine mangelnde Spielzeit verlassen hat. Es scheint daher fraglich, ob er sich nun in Augsburg mit einer Rolle als Ersatzspieler zufrieden geben wird. Auch da sich vor Baier und Khedira mit Niederlechner, Finnbogason und Jensen gute Lösungen gefunden haben. Aber hier sollte man nicht zu sehr unken. Positive Überraschungen sind immer möglich und Alternativen gerne gesehen. Und so kann man bislang mit der Wintertransferperiode trotz aller Langeweile aus Augsburger Sicht recht zufrieden sein.
Und ein Erfolg Löwens würde auch meinem Punktestand bei comunio gut tun. Wieder so ein Gedanke, der einem vor allem in der Winterpause kommt.
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