Viele Personalentscheidungen rund um den geliebten Club werden entweder mit riesigen Hoffnungen und Erwartungen gesehen, oder es wird der Schrecken direkt hinter der nächsten Ecke vermutet. Das Umfeld des FC Augsburg war dabei schon immer ein ruhiges und in letzter Zeit sind kaum Gerüchte nach außen gelangt.
Die Planungen für die kommende Saison sind nun Corona-bedingt nicht gerade einfach. Hohe Millionenbeträge an Einnahmen gehen den Vereinen momentan verloren. Während der FCA laut AZ noch überlegte, ob er unter diesen Bedingungen Rani Khedira erneut ein Angebot zur Vertragsverlängerung vorlegen sollte, hat sich Rani Khedira laut kicker schon anderweitig orientiert. Laut Sky geht es zu Union Berlin. Wahrscheinlich auch Corona-bedingt ist ein Wechsel ins Ausland erstmal vom Tisch. Union Berlin wirbt diesmal dem FCA einen ablösefreien Spieler ab. Zuletzt war dies den Augsburgern im Sommer mit Rafal Gikiewicz gelungen.
Khedira hat beim FCA schon einiges mitgemacht. (Foto: Christian Kolbert/kolbert-press/Pool via Imago)
Wie aufgezeigt hat die Personalie Khedira eine Vorgeschichte. Gespräche über eine Verlängerung des im Sommer auslaufenden Vertrags gab es in der Vergangenheit zur Genüge. Nur zusammen einen gemeinsamen Nenner haben Verein und Spieler anscheinend nie gefunden. So durfte Khedira nun in diese Saison gehen, ohne dass sein Kontrakt über diese hinaus Gültigkeit besitzt. Er kann am Ende der Saison den Verein somit ablösefrei verlassen (und ein ordentliches Handgeld einstreichen).
Ein Fixpunkt im Kader
Khedira ist derweil seit dieser Saison der dienstälteste Spieler im defensiven Mittelfeld (zumindest wenn man Jan Moravek etwas offensiver sieht). Nach dem Abgang von Daniel Baier in der Sommerpause war meine Vermutung, dass er hier in dieser Saison die große Konstante sein würde. So sah es dann zu Saisonbeginn auch aus. Khedira und Carlos Gruezo bildeten regelmäßig das Duo vor der Abwehr. Zwischenzeitlich verdrängten dann Tobias Strobl und auch Tim Civeja Khedira etwas, bevor nun – bedingt auch durch Civejas Verletzung – Khedira seinen Stammplatz zuletzt wieder zurückeroberte.
Die etwas schwankenderen Einsatzzeiten Khediras in dieser Saison sollten dabei das sportliche Gesamtbild von ihm nicht trüben. Sein Wechsel vor fast vier Jahren von RB Leipzig zum FCA hat sich für beide Seiten voll ausgezahlt. Der FCA hatte ablösefrei einen Spieler gefunden, der die Mannschaft verstärkte und sich in diesen Jahren zu einem Fixpunkt im Kader entwickelte. Über 120 Pflichtspiele hat er in diesem Zeitraum für den FCA absolviert. Eine sehr stattliche Zahl.
Wohin geht Khediras Blick in der Zukunft? (Foto: nordphoto GmbH / Engler nph00076 via Imago)
Khedira selbst konnte seine Bundesligatauglichkeit vollends unter Beweis stellen und sich in der ersten Liga etablieren. Dazu war er in der Öffentlichkeit einer der ruhigeren Charaktere, der stets ein professionelles Bild abgab. Er wäre für einige Vereine eine solide Verstärkung in der Breite. Es würde mich zudem nicht wundern, wenn er am Ende bei einem neuen Verein mehr spielen dürfte als gedacht. Bei Union Berlin sollte er den Stamm der Mannschaft verstärken. In jeder Sicht hat er sich selbst in die Lage versetzt im Alter von 27 Jahren den besten Vertrag seiner Profikarriere zu unterzeichnen.
Entscheidungsgründe
Warum lässt man so einen nun zu einem anderen Verein ziehen? Es kann sein, dass man sich für einen Verbleib Khediras wirtschaftlich arg strecken hätte müssen. Khedira selbst liebäugelte selbst mit einem Wechsel ins Ausland und gerade in England liegen die wirtschaftlichen Möglichkeiten vieler Clubs immer noch über denen der Bundesliga und gerade des FCA. Wer weiß, welche Beträge noch im letzten Sommer gefordert hatte? Es stellt sich wie immer die Frage, wie teuer ein Verbleib Khediras geworden wäre.
Derweil es aus Club-Sicht wohl nicht nur ums Geld geht. Khediras weitere sportliche Entwicklung sorgt zumindest bei mir nicht für die allergrößten Hoffnungen. Es ist zumindest zweifelhaft, ob Khedira sportlich dauerhaft Leistungsträger bleiben würde und sich auf dem Platz noch deutlich verbessern könnte. Nicht gerade eine Situation, in der man euphorisch die Geldbörse zückt.
Welche Rolle hat Khedira für das Gerüst?
Nun wird das Sportliche ja auch beeinflusst durch das Zusammenspiel der einzelnen Spieler nicht nur auf dem Platz. Khedira scheint nun keiner der Spieler zu sein, die in dieser Gruppe einen negativen Einfluss ausüben oder die Gruppenprozesse stören würde. Um eine Verlängerung zu deutlich verbesserten Konditionen allerdings rechtfertigen zu können – und ohne den Einfluss einer Verbesserung der Konditionen im Mannschaftsgefüge zu unterschätzen – müsste er wohl einer der wichtigsten Gerüstspieler im Kader sein.
Rani Khedia bei einem TV Auftritt. Es ist immer schade, gute Typen gehen zu sehen (Foto via Imago)
Abschließend scheint es so, als ob der FC Augsburg sich bewusst dazu entschieden hätte, Khediras Wechsel in Kauf zu nehmen und ihn nicht aggressiv weiter an den Club binden zu wollen. Dies hängt auch damit zusammen, dass man mit Khedira wohl zu keiner gemeinsamen Sicht bzgl. der zukünftigen sportlichen Entwicklung (und evtl. seiner Bezahlung in diesem Zusammenhang) gekommen war. Khediras Entscheidung für Union ist nun auch eine gegen die Perspektive in Augsburg.
Khedira ist zwar ein guter, aber kein herausragender Kicker. Er gehört auch nicht zu den absoluten Führungsspielern im Kader. Khedira scheint ein netter und umgänglicher Mensch zu sein und ich wünsche ihm nur das Beste. Sein Wechsel ist trotzdem ok. Der FC Augsburg baut die Mannschaft nach dem kleinen Umbruch im letzten Sommer weiter um. Die Identifikation mit dem Augsburger Projekt wird bei den Personalentscheidungen wieder wichtiger. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf tut der Umbruch nicht mehr ganz so weh.
Am Ende war die Freude groß über den (Zitter-)Sieg am vergangenen Wochenende gegen die TSG aus Hoffenheim. Oder – wie unsere Birgit in ihrem Rückblick so schön schreibt – über die drei Eier, die uns der FCA ins Osternest gelegt hat. Wir wollen uns erneut mit dem Spiel #FCATSG befassen – diesmal aber mit datenbasierter Unterstützung. Die haben wir von Createfootball bekommen, mit denen schon Teil 1 unserer kleinen „Daten-Serie“ entstanden ist. Darin hat uns Firmengründer Mats zum Thema „Datenscouting“ Rede und Antwort gestanden.
In Teil 2 geht es aber nicht nur etwa um die brutale Effizienz, die unsere Jungs auch gegen die TSG an den Tag gelegt haben. Im Vorausblick aufs kommende Wochenende auf Schalke werden wir uns auch diesen Gegner datenbasiert vorknöpfen. Und dabei feststellen, dass wir ihn keinesfalls unterschätzen dürfen. Denn trotz aller Misere auf dem Platz und im Verein: Der FC Schalke 04 hat nach wie vor seine Stärken!
Mit Effizienz zum Sieg gegen die TSG
„Mit Mut, Wille, Kampfgeist und Selbstvertrauen spielten unsere Jungs bissig und vor allem auch sehr effizient.“ So hat Birgit vor allem die ersten 30 Minuten im Spiel gegen Hoffenheim am Samstag beschrieben. Dass sie da den Nagel auf den Kopf getroffen hat, werden nicht nur die meisten FCA-Fans so sehen. Das zeigen auch die Daten.
Die untermauern nämlich diese Augsburger Effizienz. Wie schon beim 3:1 gegen Borussia Mönchengladbach am 25. Spieltag waren auch beim 2:1 an diesem 27. Spieltag alle Schüsse, die aufs Tor kamen (nämlich genau zwei), gleichzeitig Tore. Wie wenig der FCA sonst vor dem Hoffenheimer Tor aktiv war, zeigen die lediglich fünf Ballkontakte, die er im gegnerischen Strafraum verzeichnen konnte. Nur im Heimspiel gegen die FC Bayern im Januar (0:1) waren es noch weniger (4).
Auch der Augsburger Ballbesitzanteil war wieder einmal sehr gering (34.7%). Laut Kicker waren es sogar nur 30%, auf der offiziellen DFL-Seite „noch“ 39%. Der FCA „verschwendete“ also keine Energie darauf, zu versuchen mit dem Ball in gefährliche Räume vorzudringen, sondern konzentrierte sich lieber auf die Nutzung seiner wenigen Chancen nach Umschaltspiel. Und das tat er eiskalt. Effizient eben.
Ruben und André freuen sich über ihre (endseffizienten) Treffer (Foto: Bernd Feil M i S Pool via Imago)
Konter als neue Spezialität?
Laut Createfootball fahren unsere Jungs im Schnitt 3.1 Konterangriffe pro Spiel. Bei der Niederlage im Breisgau (0:2) waren es überdurchschnittlich viele (9), gegen die Kraichgauer jetzt auch wieder 8. Auffällig war dabei erneut die extrem hohe Effizienz, mit der sich der FCA aus diesen Konterangriffen seine Torschüsse erspielt hat. Gegen Freiburg wurden aus 44.4% der Konter Torschüsse, gegen die TSG immerhin aus 37.5%. Und was zuletzt – zumindest gegen Gladbach und die TSG – aus unseren Torschüssen zu 100% wurde, wissen wir ja.
Kämpferisch und defensiv stark
Dass wir gegen die TSG großen Kampfgeist gezeigt haben, geben auch die Createfootball-Daten her. Ganze 261 Zweikämpfe haben wir letzten Samstag geführt. Nur beim Sieg bei Arminia Bielefeld Ende letzten Jahres (1:0) waren es noch mehr. Zum Vergleich: Im Saisondurchschnitt tragen wir sonst 205 Zweikämpfe aus. Gerade die Defensive um Jeff Gouweleeuw, Felix Udoukhai und Co. gewann starke 70.9% aller Zweikämpfe. Der Saisondurchschnitt liegt hier sonst bei 60.7%. Gerade unser Abwehr-Jeff tat sich zudem mit 8 wichtigen Clearances hervor, mit denen er die Mannschaft vor möglichen weiteren Hoffenheimer Toren bewahrte.
Statt effizient zurückhaltend?
Mit Effizienz, (neuer) Konterspezialität und Kampfstärke vor allem in der Defensive haben sich mit den Daten vor allem positive Aspekte im Augsburger Spiel gegen Hoffenheim gezeigt. Dass der FCA in letzter Zeit sehr effizient war, stellte z. B. auch die Sportschau oder der Kicker fest. Man könnte die Effizienz, die ja letztlich aus dem Verhältnis zwischen den Schüssen aufs Tor und den tatsächlich erzielten Toren entsteht, jetzt aber auch anders sehen, wenn man kritisch mit dem FCA sein möchte…
Gerade in der zweiten Hälfte gegen die TSG ist der FCA ja wieder „in das altbekannte Muster ‚Ergebnis verwalten‘“ verfallen, hat genau 0 Schüsse aufs Tor gebracht und die TSG damit zurück ins Spiel kommen lassen. Vor diesem Hintergrund erscheinen die wenigen Augsburger Torschüsse, kombiniert mit den wenigen Ballkontakten im gegnerischen Strafraum und wenig Ballbesitz, nicht mehr unbedingt „effizient“. Vielmehr sprechen sie jetzt für spielerische Zurückhaltung oder die (in letzter Zeit ebenso häufig thematisierte) Passivität, die das Herausarbeiten von Torchancen erschwert. Und diese Passivität, quasi die umgedreht gesehene Effizienz, könnte man dem FCA nun eben genauso gut negativ anlasten.
Das will ich aber gar nicht unbedingt; gegen die TSG haben wir einfach zwei Hälften gesehen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Und ich bin nach wie vor einfach nur dankbar, dass der FCA den Sieg über die Zeit retten konnte. Ich wollte hier nur kurz zeigen, dass man Daten manchmal eben auch anders lesen kann.
Unser (klärender) Abwehr-Jeff (Foto: Frank Hoermann SVEN SIMON POOL via Imago)
Wo Schalke besser als der FCA abschneidet
Jetzt aber weg vom vergangenen Samstag, hin zum kommenden Sonntag. Und damit zu #S04FCA, zu dem uns Createfootball zusätzlich eine Preview geschickt hat. (Vielen Dank nochmal dafür an dieser Stelle!) Und die beginnt mit ein paar Aspekten, in denen Schalke besser abschneidet als der FCA. Wenngleich sich die Königsblauen mit ihren gerade einmal 10 Punkten nach wie vor weit abgeschlagen auf Platz 18 der Tabelle wiederfinden und den Abstieg in Liga 2 wohl kaum mehr abwenden können.
Ballbesitz, -eroberungen, Luftduelle und „Progressive Runs“
Trotz dieser verheerenden sportlichen Lage hat Schalke im Vergleich zum FCA (41.2%) überdurchschnittlich viel Ballbesitz (46%). Rot-Grün-Weiß hat damit den geringsten Ballbesitzanteil der Liga. Den ligaweit niedrigsten Wert hat der FCA auch bei den Balleroberungen pro Spiel (51.4), wohingegen sich Schalke mit einem Wert von 72.3 sogar mit Teams wie Leverkusen, dem BVB, RB und Bayern messen kann (das aber natürlich unter Vorbehalt).
Auch in puncto Luftzweikämpfe hat der FCA das Nachsehen gegenüber den Schalkern. Die gewinnen 47% ihrer Luftzweikämpfe und sind darin 17-mal erfolgreich in einem Spiel, während die Augsburger nur 43.4% und 14 gewinnen – wieder der schlechteste Wert in der Liga. Ein bisschen besser schneidet der FCA hingegen bei sog. „Progressive Runs“ ab. So wird eine Spielphase genannt, in der ein Spieler kontinuierliche Ballkontrolle ausübt und damit versucht, die Mannschaft deutlich näher an das gegnerische Tor heranzuführen. Da ist er mit 10.3 solcher Runs pro Spiel „nur“ viertletzter der Liga, während Schalke auf 12 kommt.
Auch morgen wird es zu Luftduellen kommen. Wer wird diesmal die Oberhand gewinnen. (Foto: Bernd Feil/M.i.S/Pool via Imago)
Wo der FCA die Trümpfe im Ärmel hat
Für Schalke hört sich das alles gar nicht mal schlecht an. In den angesprochenen, statistischen Kategorien ist es eher der FCA, der hier schlechter wegkommt. Doch jetzt kommt natürlich das dicke fette Aber, das besser erklären kann, warum der FC Schalke 04 so tief unten drin hängt. Und wo ihn der FCA (hoffentlich auch mit Blick auf Sonntag!) übertrumpfen kann, zur vorzeitigen Sicherung der Klasse ja fast muss.
Hinten die Schießbude der Liga
Die härteste Währung sind im Fußball immer noch die Tore. Und da hat Schalke mit 71 gegen sich einfach viel zu viele bekommen. Alle anderen Teams kommen nicht einmal auf 50. Beim FCA stehen aktuell 41 Gegentore auf dem Konto. Das sind genauso viele wie bei unseren direkten, oberen Tabellennachbarn aus Freiburg, Gladbach und Stuttgart. Dieser „Gegentorflut“ bei Schalke entspricht, dass sie in einem Spiel 15.1 Schüsse aufs eigene Tor und damit die meisten der Bundesliga zugelassen haben. Mit einem Wert von 12.6 ist der FCA hier „nur“ drittschlechtester.
Schaut man auf die Daten, erscheint es nicht unwahrscheinlich, dass zu den vielen Gegentoren und Schüssen aufs Tor auf Schalke auch deren extrem schwaches Zweikampfverhalten geführt hat. Mit nur 57.1% gewonnenen Defensivzweikämpfen verzeichnen die Schalker ligaweit wieder den schlechtesten Wert. Der FCA kommt hier hingegen auf 61.8% – die zweitbeste Quote der Liga!
Ob wir diese verwunderten Blicke nach Gegentoren morgen auch genießen dürfen? (Foto via Imago)
Vorne Ladehemmungen
Auch in umgekehrter Richtung ging bei Schalke nur wenig. Nur 17-mal rappelte es im gegnerischen Netz, bei den Gegnern des FCA immerhin 29-mal. Createfootball macht bei Schalke zudem eine gehörige Flankenschwäche aus, die für Tabellenplatz 18 mitverantwortlich sein kann. Nur 2.3 und damit ligaweit die wenigsten Flanken kamen in einem Spiel bisher an, beim FCA waren’s immerhin 3.1. Allerdings sind, so Createfootball, im Schalker Offensivspiel auch (zunehmend) Bemühungen zu erkennen, schnelle Spieler wie Mittelfeld-Allrounder Amine Harit oder den linken Verteidiger Sead Kolašinac über die Außenbahn Tiefenläufe machen zu lassen und über diesen Weg zum Torerfolg zu kommen.
Lehren für Sonntag
Was lernen wir zusammenfassend aus den Daten von #FCATSG und #S04FCA für Sonntag? Dass wir auf eine starke Defensive bauen können und auch müssen, um (immer noch zu viele) Schüsse aufs Tor zu verhindern. Die könnten womöglich vermehrt über die Schalker Außen (Harit und Kolašinac sind beide voraussichtlich gesetzt) vors Tor befördert werden. Wobei die Daten eher gegen königsblauen Flankenerfolg sprechen.
Im Gegenzug haben die Daten die gnadenlose Augsburger Effizienz beim Torabschluss bestätigt, die wir vor allem gegen die TSG und Gladbach gesehen haben. Zusätzlich wäre aber auch eine Portion mehr Angriffslust und Risiko nach vorne schön, von mir aus auch gerne in Form von sich gerade offenbar häufenden Kontern. Als Vorbild könnte da doch hervorragend die Bilderbuch-Hälfte aus dem Spiel gegen Hoffenheim dienen!
Ruben Vargas, Matchwinner gegen die TSG mit je einem Tor und Assist, hat seine Magenprobleme inzwischen auskuriert. Jetzt macht aber eine Trainingsblessur seinen Einsatz gegen Schalke noch ungewiss. Dafür hat sich Frami, der wie Vargas zur zweiten Halbzeit ausgewechselt wurde (wegen Schwindel nach Zusammenprall), für Sonntag fit gemeldet. So ist die Fanaufstellung von letzter Woche fast wieder komplett und es kann heißen:
Vor allem in der ersten Halbzeit zeigte die Mannschaft was alles möglich ist. Die Tore von Vargas und Hahn zeigten auch in in ihrer jeweiligen Entstehung Entschlossenheit und Umsetzung – die Mannschaft wollte dieses Spiel gewinnen. Und ohne Berücksichtigung der zweiten Hälfte war es einer der besten Auftritte in dieser Spielzeit.
Nach dem 100. Sieg im 333. Bundesligaspiel liegt der FCA in der ewigen Tabelle der Bundesliga auch weiterhin auf Platz 28. Bei Betrachtung dieser Statistik für die Spielzeiten seit 2011/ 12 liegt der FCA auf Platz 11 – und es lohnt sich wieder einmal daran zu denken welche Teams nachfolgen.
Kurz vor dem zehnten Jahrestag des Aufstiegstors von Stephan Hain – der diese Woche beim Dreier-Podcast auch überzeugte – wieder die Erinnerung an die erste Spielzeit in der Bundesliga, und die Hoffnung das der damalige Traum der Erstklassigkeit nicht so schnell verschwinden würde.
Auf dem Weg in die elfte Spielzeit in Folge ein kurzer Rückblick in die erste Saison. Mit dem BVB wurde letztmals eine andere Mannschaft als Bayern München Meister, Schalke war Dritter, und mit Hannover, Hamburg und Kaiserslautern waren ehemalige Deutsche Meister vertreten, die mittlerweile seit Jahren in der Zweit- bzw. Drittklassigkeit spielen.
Der FCA hat sich in der Liga etabliert, und wird auch diese merkwürdige Spielzeit erfolgreich durch frühzeitigen Klassenerhalt überstehen. Eine weitere Entwicklung der Mannschaft gibt es dann hoffentlich im nächsten Jahr vor wieder gut besuchten Rängen zu sehen.
Welche Rolle nimmt der FCA mittlerweile im Oberhaus ein? In den ersten Jahren als Abstiegskandidat Nummer eins genannt, ist dies zwischenzeitlich fast nur noch obligatorisch der Fall. Auch die Bemerkungen zur Rückrundenstärke oder anderen sportlichen Besonderheiten sind mit der Zeit verschwommen. Augsburg ist und bleibt erstklassig.
Einmal achter, einmal fünfter mit direkter Europa-League-Qualifikation, ansonsten immer zwischen Platz 12 und 15. Der Fußball und die Liga haben sich in dieser Dekade weiter in eine Richtung entwickelt, in der es eigentlich keine grauen Mäuse mehr geben kann.
Fünf, sechs, vielleicht sieben Mannschaften, die sich in dieser Zeit die ersten Ränge teilten, dazu ein Überraschungsteam, und der Rest spielte im Niemandsland der Tabelle oder gegen den Abstieg. Die Etablierung in diesem Umfeld und System ist als eigener Wert zu sehen.
Mit den Ausnahmen von Wolfsburg und Hoffenheim hat nach dem erstmaligen Aufstieg bisher kein Verein seit 1980 zehn Jahre Erstklassigkeit an einem Stück geschafft – auch nicht Mainz und Freiburg.
Den ersten Vergleich gegen Schalke 04 gab es im Achtelfinale des DFB-Pokals im Dezember 2011. Ein Jahr später dann das erste Aufeinandertreffen in der Liga in Gelsenkirchen – in der Rückrunde das erste Remis. Es dauerte bis zum Dezember 2015, bis der erste Sieg gelang – in der vergangenen Spielzeit dann der Auswärtserfolg.
Trotz der, nach Leverkusen und München, drittschwächsten Bundesligabilanz des FCA gegen Schalke, hat das Aufeinandertreffen am Sonntag, im Zusammenhang mit der Entwicklung dieser Spielzeit, einen anderen Charakter.
Nach 30 Jahren steht Schalke 04, siebter in der ewigen Bundesligatabelle, einer der mitgliederstärksten Fußballvereine der Welt, vor dem dritten Abstieg aus der Bundesliga. Noch sieben Spiele in der Bundesliga, und viele Unklarheiten, auch hinsichtlich des Kaders, soll Dimitrios Grammozis auch in der zweite Liga bei Schalke auf der Bank sitzen.
In der letzten Aufstiegsmannschaft der Schalker 1990/ 91 standen u.a. Jens Lehmann, Yves Eigenrauch, Ingo Anderbrügge und Radmilo Mihajlović. Beim Blick auf die Mannschaften, die den sofortigen Wiederaufstieg mit Schalke in die Bundesliga 1982 und 1984 schafften tauchen mit Norbert Nigbur, Volker Abramczik, Walter Junghans, Olaf Thon und Klaus Täuber weitere Namen der etwas zurückliegenden Bundesligageschichte auf.
Noch sieben Spiele für den FCA, der neben dem Klassenerhalt auch noch die drittbeste Ligaplatzierung seiner Geschichte erreichen kann. Bei neun Punkten Vorsprung auf Relegation und Abstieg, anknüpfend an die erste Halbzeit des letzten Spieltags, gibt es noch weitere Ziele. Gutes Spiel!
Der FC Augsburg hat schon seit jeher einen relativ breiten Kader – zu Spitzenzeiten umfasste dieser sogar über 40 Spieler. In der zurückliegenden Sommerpause hat der FCA sodann die Chance genutzt, einige junge Spieler in die unteren Ligen zu verleihen, um ihnen Spielpraxis zu gewähren. Diese hätten sie in Augsburg wohl in der Form nicht erhalten. Zudem konnte der FCA somit den Kader etwas verschlanken. Die Kritik am breiten Teamgefüge ebbte dadurch auch etwas ab. Im Nachfolgenden nun der detaillierte Blick auf unsere Jungprofis „im Exil“ und wie sie sich fernab des Lechs so schlagen und ggf. ihre Leihe nutzen, um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen.
Verteidiger verliehen
Zu Beginn wandert der Blick in die Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens: Kevin Danso, ein Augsburger Eigengewächs, kickt derzeit in den Farben der Fortuna. In der zweiten Liga bestritt der österreichische U21-Nationalspieler bis dato 25 von 27 möglichen Saisonspielen – man kann ihn daher guten Gewissens als Stammspieler bezeichnen. Hierbei erzielte der 22jährige ein Tor und steuerte zwei Assists bei. Sein Kicker Notenschnitt liegt derzeit bei soliden 3,23. Die Leihe endet am 30.06.2021, sein Vertrag in Augsburg ist sogar noch bis 2024 datiert. Wird man den ambitionierten Innenverteidiger bald wieder im Augsburg Dress sehen? Viele Augsburger Fans wünschen sich dies zumindest sehnlichst.
Werden wir Kevin Danso nochmals im Augsburg Dress sehen? In Düsseldorf weiß er durchaus zu überzeugen…. (Foto: Fotostand / Wagner via Imago)
Von der Metropole Düsseldorf nun in das malerisch-beschauliche Lyngby in Dänemark: Hier schnürt derzeit Frederik Winther seine Fußballschuhe. Der 20jährige Innenverteidiger wurde vergangenen Herbst relativ spät in der Transferphase für rund 700.000 Euro verpflichtet. Und direkt wieder an seinen Heimatverein und Jugendclub Lyngby BK verliehen. Dort kam er zu Beginn auch regelmäßig zum Einsatz, bis ihm eine Covid-19-Erkrankung in die Quere kam. Anschließend spielte er nur noch sporadisch für den dänischen Fußballclub, von 22 möglichen Einsätzen absolvierte Winther nur 12. Laut TM.de sind dies 36% Startelf-Anteil sowie nur 39% der möglichen Spielminuten. Dabei gelang ihm keine Torbeteiligung. Am 01.07.2021 wird Frederik dann in Augsburg erwartet. Noch ist er eine große Unbekannte für die Augsburger. Sein Vertrag in der Fuggerstadt läuft bis 2025. Laut Transfermarkt ist seine Nebenposition die linke Außenverteidigung.
Im sächsischen Zwickau beweist sich gerade Jozo Stanic fernab der Heimat. Jozo ist hierbei ein echter Augsburger Jungspund aus dem eigenen Stall – der in Augsburg geborene Innenverteidiger spielt seit seinem 14. Lebensjahr beim FCA. Beim Drittligisten FSV Zwickau zählt der ehemalige kroatische U19-Nationalspieler zum Stammpersonal. Mit 97% Startelf Quote (bedingt durch eine Gelbsperre) und 96% der möglichen Spielminuten (bei zwei Auswechslungen) lässt sich dies auch faktisch untermauern (Quelle: TM.de). Gegen Kaiserslautern konnte er nun gerade mit seinem ersten Profi-Tor spät einen Punkt sichern. Stanic ist neben seiner Hauptposition in der Innenverteidigung auch auf beiden Aussenverteidiger-Positionen einsetzbar. Sein Kicker-Notendurchschnitt liegt derzeit bei 3,29.
Sonderfall Asta
Zu guter Letzt nun ein Blick Richtung Franken: Simon Asta, jüngster Augsburger Bundesliga-Debütant aller Zeiten, ist vergangenen Herbst nach Fürth gewechselt. Der Rechtsverteidiger kommt dort leider nicht wirklich zum Zuge. Zu stark ist die Konkurrenz auf dieser Position. Unter anderem ist auf dieser Position auch ein gewisser David Raum zu Hause, der jedoch zur kommenden Saison nach Hoffenheim wechseln wird. Der 22jährige Raum spielte zuletzt eine tragende Rolle innerhalb der Junioren-Nationalmannschaft bei der U21-EM.
Asta ist für den FCA trotz eines bis 2022 laufenden Vertrags beim Kleeblatt weiterhin interessant. Ob es hier ggf. eine Rückkauf-Option gibt seitens des FCA? Offiziell findet man hierzu nichts. Hingegen sollen die Fürther gem. der offiziellen Pressemeldung noch eine vereinsseitige Option auf eine einjährige Verlängerung besitzen.
Augsburgs jüngster Bundesligadebütant ist dem FCA abhanden gekommen – gibt es hier vielleicht noch eine Zukunft? Leider war dies keine Leihe, sondern ein fester Wechsel. (Foto: kolbert-press/Dammaschke-Gerstmeyr via Imago)
Nachwuchs für das Mittelfeld
Felix Götze ist seit letztem Herbst leihweise für den 1. FC Kaiserslautern im Einsatz. Bei den roten Teufeln kommt er derzeit aber kaum zum Zuge. Nur zwei von sieben Partien konnte der mittlerweile 23jährige Allrounder bestreiten. Somit kann er die Lauterer wohl kaum vom Abstieg bewahren, wonach es derzeit (leider) aussieht. Der kleinste Götze kann hierbei im defensiven Mittelfeld, in der Innenverteidigung und auf der rechten Außenverteidiger-Position spielen. Bis zum 30.06.21 läuft die Leihe, der Vertrag in Augsburg hingegen noch ein Jahr länger. Ob Götze sich der Konkurrenz beim FCA im kommenden Sommer stellen darf? Es bleibt abzuwarten.
Ein weiterer Nachwuchsakteur, der es seit jeher in der Augsburger Profimannschaft schwer hat, ist Kilian Jakob: Der aus der 1860-Jugend stammende Defensivspieler ist derzeit an den Drittligisten Türkgücü München ausgeliehen. Dort kommt er regelmäßig zum Einsatz, hierbei zeigt er sich sehr flexibel. Er bekleidete in seinen 7 Einsätzen ausschließlich die linke Seite, jedoch im Wechsel offensiv, wie defensiv (LV,LM, LA). Für die Augsburger Bundesligamannschaft hat der heute 23jährige im Jahre 2018 sogar eine Partie bestreiten dürfen. Die Leihe endet am 30.06.2021, der Vertrag in Augsburg läuft noch ein weiteres Jahr. Auch hier stellt sich die Frage, ob Jakob mehr als nur ein Stammspieler für die Reserve darstellt – ähnlich wie bei Götze.
Sturmhoffnung gesucht
Stürmer Sergio Córdova ist derzeit an Ligakonkurrent Arminia Bielefeld ausgeliehen. Hier kommt der 23jährige regelmäßiger zum Einsatz, als dies in Augsburg zuvor der Fall war. 23 von 27 Spielen konnte er bestreiten, hiervon stand er jedoch nur rund 50 Prozent der Spielminuten auf dem Platz. Die Zeit reichte ihm aus, um zwei Tore und eine Torvorlage zu erzielen. In Augsburg hält man eigentlich sehr viel vom robusten Angreifer – doch auch in Bielefeld konnte er bisher kaum überzeugen! Seine Ausleihe endet ebenfalls am 30.06.21 – ggf. macht eine weitere Leihe – dann in die zweite Liga – Sinn. Sein Vertrag beim FCA endet nämlich erst im Jahr 2025.
Ein Angreifer aus den eigenen Reihen, besser gesagt aus dem Augsburger Nachwuchs, weiß in der dritten Liga derzeit zu überzeugen. Maurice Malone, ehemaliger U19 Nationalspieler Deutschlands , schnürt seine Stiefel derzeit für den SV Wehen Wiesbaden. Der 20jährige gebürtige Augsburger kommt auf 27 Saisonspiele (von 30 möglichen) und erzielte hierbei 18 Scorerpunkte (11 Tore, 7 Assists). Damit schafft er es in die Top-10 der erfolgreichsten Torschützen der dritten Liga, die vom Ex-Augsburger Mölders angeführt wird. Er kommt beim SVWW bevorzugt auf dem linken Flügel zum Einsatz, dort kann er vorallem seine Tempovorteile sehr gut ausspielen. Malone hat aktueller Prognosen nach gute Chancen, eine (Neben-) Rolle in der kommenden Saison beim FCA zu spielen.
Von Maurice Malone verspricht sich die RoGaz Redaktion (zukünftig) eine Menge! (Foto via Imago)
Prognosen
Da sind wir auch schon direkt bei der abschließenden Prognose. Danso, Winther und Stanic sind drei Innenverteidiger, die nach derzeitigem Stand zum 1.7.21 ihren Dienst in Augsburg antreten. Wer und wieviele hiervon eine Chance in Augsburg erhalten werden, ist auch abhängig von den Plänen des ambitionierten Felix Uduokhai. Dieser strebt durchaus nach höherem, zum Beispiel erhofft er sich eine Teilnahme an der EM oder an Olympia diesen Sommer. Aktuell ranken sich einschlägige Gerüchte um den Ex-Wolfsburger, der BVB soll an ihm interessiert sein.
Ein Abgang dürfte sicher sein, der Vertrag von Marek Suchy endet am 30.06.21. Der tschechische Verteidiger ist mittlerweile 33 Jahre alt und spielt sportlich wenn überhaupt nur eine untergeordnete Rolle. Meist ist er Ergänzungsspieler. Hier könnte einer der drei genannten Youngster diese Rolle einnehmen. Zuzutrauen wäre es insbesondere Kevin Danso, da dieser bereits in Deutschland und der Liga (sportlich) angekommen ist. Auch Frederik Winther wäre durchaus denkbar, hier muss man jedoch abwarten, wie sich der 20jährige fernab der Heimat in Augsburg akklimatisiert.
Stanic ist positionsmäßig noch etwas polyvalenter als die anderen beiden, kann zum Beispiel auch auf den Außenverteidiger Positionen spielen. Ein Innenverteidiger Duo Danso – Udo wäre beispielsweise auch denkbar, wenn – bei einem sehr wahrscheinlichen Khedira Abgang – Jeffrey Gouweleeuw auf die 6er Position rücken würde. Diese Position hat er bereits bei AZ Alkmaar als Kapitän bekleidet.
Frederik Winther kommt derzeit bei seinem Heimatclub nicht zum Zuge. Aber vielleicht fasst das Talent in Augsburg schnell Fuß. (Foto: Gonzales Photo/ Rune Mathiesen via Imago)
Götze und Jakob hingegen werden vermutlich im Profikader keinen Fuß fassen können, Götze kriegt in der dritten Liga kaum Spielzeit. Jakob hatte schon vor seiner Leihe kaum Perspektiven in der Bundesligamannschaft. Sergio Cordova kommt leider bei Arminia kaum zum Zuge. Das hat man sich in Augsburg sicher anders erhofft. Eine erneute Leihe in die zweite Liga wäre möglicherweise eine Überlegung wert. Gute Ansätze sieht man sowohl in Bielefeld – auch zu Augsburger Zeiten hat man diese durchaus wahrnehmen können! Aber ob es für mehr als nur eine Ergänzungsrolle in Liga eins reicht? Dies ist zumindest fraglich.
Teil 2 – to be continued…
Eine zweite Option in der Augsburger Offensive ist der gebürtige Augsburger Maurice Malone. Dieser hat derzeit mehr Erfolgserlebnisse zu verbuchen als Sergio Cordova. Malone kann sowohl auf beiden Flügeln, als auch im Zentrum spielen. Ggf. ist auch hier noch eine weitere Leihe sinnvoll, zu einem ambitionierten Zweitligisten beispielsweise. Ein guter Backup wäre Malone auch für den FCA allemal – Caligiuri ist mittlerweile 33 Jahre alt, André Hahn wird bald 31. Eine Verjüngung stünde dem FCA hier durchaus gut zu Gesicht.
Um Marco Richter und Ruben Vargas tummeln sich sicherlich nach einer guten Saison die Interessenten, daher kommt es auch darauf an, ob und wer den Verein möglicherweise verlässt. Eine superflinke Flügelzange – bestehend aus Noah Sarenren Bazee und Maurice Malone, im Zentrum der kreative Vargas und im Sturm der abschlussstarke Richter – wäre doch eigentlich genial und zukunftsorientiert. Als Backup dann die erfahrenen Niederlechner, Hahn, Caligiuri – hach, man darf doch wohl noch träumen. Dies alles hängt auch davon ab, wen wir künftig an der Augsburger Seitenlinie sehen dürfen? Ist dies noch Heiko Herrlich oder gibt es eine Trainer Rochade?
Dass vermutlich nach dieser Saison personell wieder mindestens ein Mini-Umbruch ansteht, ist abzusehen. Dies werden wir in einem zweiten Teil näher betrachten. Und ggf. tauchen dann schon, je weiter die Saison fortschreitet, die ersten Gerüchte zu Zu- und Abgängen in der Sommerpause auf. Bis dahin gilt es erstmal, die Leihspieler weiterhin zu beobachten. Denn das vorherig dargelegte ist nur eine Momentaufnahme. Vielleicht schießt Cordova die Arminia ja doch noch zum Klassenerhalt? Die nächsten Wochen werden es zeigen. Stay tuned!
Hurra, endlich wieder Bundesliga! Zwei Wochen mussten eingefleischte Fußballfans in ganz Deutschland darauf warten, bis am Wochenende in neun Stadien endlich wieder der Ball rollte. Nicht nur das Spitzenduell RB Leipzig gegen den FC Bayern München stand an diesem Spieltag an, sondern auch unser Spiel gegen die TSG aus Hoffenheim. Anpfiff der Partie, die in unserer heimischen WWK-Arena stattfand, war am Samstag um 15:30 Uhr.
Unser Gegner – TSG 1899 Hoffenheim
Auch wenn viele die Sinsheimer als reinen Kommerzverein beschimpfen, so stimmt das jedoch nicht ganz, denn die TSG hat bereits eine lange Vereinshistorie vorzuweisen. Alles begann mit der Gründung am 01.07.1899. Somit ist der Verein aus Baden-Württemberg ganze 8 Jahre älter als unser FC Augsburg. Allerdings gibt es erst seit 1921 eine Fußballabteilung. Davor fand in Sinsheim überwiegend Turnsport statt.
Nach dem Einstieg von Dietmar Hopp 1989, schafften es die Kraichgauer binnen zehn Jahren von der Kreisliga A in die Oberliga. Also war es für die TSG Zeit, einen neuen Cheftrainer an Land zu ziehen. Das war kein geringerer als der heutige Übertrainer der Liga – Hansi Flick. Er führte die Hoffenheimer in die Regionalliga.
Sein Nachfolger ab Juli 2006 war Ralf Rangnick, der heute als potentieller Bundestrainer gehandelt wird. Er führte Hoffenheim nicht nur in die zweite sondern auch direkt weiter in die erste Bundesliga, wo sie sich seit der Saison 2008/09 erfolgreich halten können.
Hoffenheim in der Saison 2020/21
Derzeit erstreckt sich der Kader der TSG Hoffenheim über 32 Spieler. Davon sind 17 regelmäßig für ihre Nationalmannschaften im Einsatz. Trainer Sebastian Hoeneß holte man im August 2020 von der Zweitvertretung des FC Bayern München, mit welcher er die Meisterschaft der 3. Liga gewinnen konnte. Hoeneß‘ bevorzugtes Spielsystem ist eigentlich ein 4 – 2 – 3 – 1, wie es auch Heiko Herrlich bei unserem FCA gerne anwendet.
So wirklich überzeugen konnte Hoffenheim dieses Jahr allerdings noch nicht. Das mag aber auch der Doppelbelastung Liga und Europa League geschuldet sein. In den vorherigen 26 Spielen konnten die Hoffenheimer lediglich 8 Siege einfahren. 6 Mal teilte man sich mit dem Gegner die Punkte. 12 Niederlagen sorgten allerdings auch dafür, dass man die Kraichgauer vor der Partie mit 30 Punkten auf Platz 11 der Tabelle findet. Eine besonders bittere Klatsche erhielten die TSGler dabei von Tabellenschlusslicht Schalke 04, die gegen Hoffenheim ihren einzigen Saisonsieg einfahren konnten.
Ausgangssituation vor der Partie
Die bisherige Bilanz gegen TSG 1899 Hoffenheim sprach leider nicht gerade für uns. In bisher 31 Spielen konnten unsere Jungs 10 Siege und 6 Remis einfahren. 15 Spiele gingen an die Hoffenheimer. Sieht man sich das Torverhältnis an, so standen 52 Tore für die Kraichgauer und 40 Tore für unseren FC Augsburg auf dem Papier.
1:3 lautete das Ergebnis der vorherigen beiden Partien. Gerade das Spiel in der Hinrunde wird uns wohl nicht so gut in Erinnerung bleiben, denn die TSG lag zu der Zeit 3 Punkte hinter uns in der Tabelle und konnte mit dem Sieg gegen uns zu uns aufschließen, bzw. uns aufgrund des besseren Torverhältnisses sogar überholen.
Den letzten Sieg für unsere Jungs gab es am 13.12.2019. Die Partie wurde in Sinsheim ausgetragen und der FCA gewann mit 4:2 durch Tore von Philipp Max (2), Frederik Jensen und Iago. Der letzte Heimsieg unseres Teams lag schon über 6 Jahre zurück, denn dieser war am 01.02.2015.
Herrlichs Plan gegen Hoffenheim
Obwohl es ein Feiertag war, fand die Pressekonferenz vor dem Spiel am Freitagmittag wie geplant statt. Um Punkt 13:00 Uhr nahmen Coach Heiko Herrlich und Marco Richter auf dem Podium Platz. Wirklich viele Informationen konnte man aus diesem Pressegespräch allerdings nicht ziehen, denn neben der obligatorischen Frage nach dem Personal wurde sehr viel über die Länderspielpause und die Vorzüge des anwesenden Stürmers gesprochen.
Doch ein bisschen was konnte man unserem Trainer dann doch entlocken und ich selbst war doch überrascht, dass seine geliebte Tatik „Wir müssen versuchen hinten kompakt zu stehen“ überhaupt nicht erwähnt wurde. Stattdessen lautete die Vorgabe für die Partie am Samstag:
Jetzt ist erst mal das Spiel gegen Hoffenheim. Jetzt unabhängig von den Gegnern, die danach kommen, wollen wir jetzt am besten die drei Punkte hier halten und das Ziel muss sein, Hoffenheim hier zu überholen.
Heiko Herrlich in der PK am 02.04.2021
Das war doch schon mal eine Kampfansage an den Gegner, dessen Stärken und Schwächen man sehr gut zu kennen glaubte. Auch wenn die TSG mit zwei Niederlagen im Gepäck zu uns in die WWK-Arena kam, so sah Herrlich in ihnen eine Menge Potential, da sie bisher doch sehr viele Kontertore gemacht haben.
Überraschung am Karsamstag
Ich denke, ich spreche für viele Fans, wenn ich sage, dass unsere Startaufstellung doch eine kleine Sensation war. Viele – mich eingeschlossen – haben mit einer ähnlich defensiven Ausrichtung wie in den Spielen zuvor gerechnet. Auch ist man wohl davon ausgegangen, das die üblichen Verdächtigen, die gerne den Zorn so genannter „Fans“ auf sich ziehen, wieder von Beginn an ran durften.
Zurück in der Startelf und gleich ordentlich abgeliefert – Carlos Gruezo (Foto: Peter Fastl via Imago)
Doch das Gegenteil war der Fall. Im Vergleich zum Spiel gegen SC Freiburg nahm Heiko Herrlich zwei Änderungen in der Anfangsformation vor. Im defensiven Mittelfeld durfte Carlos Gruezo für Tobias Strobl ran. Für László Bénes rückte Ruben Vargas ins Team und das, obwohl er drei Partien für seine Nationalmannschaft in den Beinen hatte und erst am Donnerstag zur Mannschaft gestoßen war.
Dem gegenüber stand eine 3-4-1-2 – Formation der Hoffenheimer, die einige Verletzungssorgen zu kompensieren hatten. Zudem hatten sie mit 12 Nationalspielern einige nicht zu einhundert Prozent fitte Männer in ihrem Kader.
Pünktlich um 15:30 Uhr pfiff Schiedsrichter Guido Winkmann die Partie in unserem Wohnzimmer an. Gleich von Beginn an war den Kraichgauern ihre Unsicherheit anzumerken, während unser FCA um einiges besser in die Partie kam. Bereits in der fünften Spielminute konnten wir unsere erste Torchance verbuchen: Nach Fehlpass von Florian Grillitsch schaltete das Team perfekt um. Vargas verlagert das Spiel auf die rechte Seite zu Caligiuri, der ins Zentrum zog und den direkten Abschluss suchte. Nur ganz knapp ging der Ball am linken Pfosten vorbei. Das war doch schon mal ein sehr guter Auftakt.
Nur drei Minuten später verlor Hoffenheim erneut den Ball, den sich Khedira schnappte und weiter zu Cali passte. Dieser spielte den Hoffenheimer Grillitsch perfekt aus und legte ab auf Ruben Vargas, der die Kugel von der Strafraumgrenze aus direkt im langen Eck versenkte. Keine Chance für Baumann – 1:0 für unseren FC Augsburg!
In der Folge ließ man Hoffenheim ein wenig kommen. Doch den Gästen fiel nicht wirklich viel ein, musste man doch erneut einem frühen Rückstand hinterher laufen. Und so war es erneut der kleine Wirbelwind Vargas, den die Kraichgauer nicht unter Kontrolle brachten.
In der 23. Spielminute spielte Vargas einen Zuckerpass vom eigenen Strafraum aus auf André Hahn, der zwei Hoffenheimer Abwehrspieler eiskalt stehen ließ und frei auf Keeper Baumann zuhielt. Vollkommen abgebrüht und mit Nerven wie Drahtseilen versenkte er den Ball und machte damit Saisontor Nummer 7 perfekt.
Doch noch schienen unsere Jungs nicht genug zu haben, denn nur zwei Minuten später flankt Hahn auf Vargas, doch leider geht dessen Kopfball klar über den gegnerischen Kasten. Und auch Robert Gumny hatte das 3:0 auf dem Fuß, als er nach Ecke von Caligiuri nur knapp das TSG-Tor verfehlte.
Der Mann der ersten Halbzeit – ein Tor, eine Vorlage, TOP! (Foto: Sascha Meiser/APF/Pool via Imago)
In Hälfte 1 hatte uns Hoffenheim nicht wirklich viel entgegen zu setzen. Sie bemühten sich zwar, doch unsere Abwehr hatte hinten alles im Griff. Nur ein einziges Mal wurde es gefährlich. In der 39. Spielminute flankte Mittelfeldspieler Sebastian Rudy aus dem Halbfeld in den Augsburger Strafraum. Dort setzte sich Bebou im Kopfballduell durch, doch unsere Wand Rafal Gikiewicz war zur Stelle und verhinderte den Anschlusstreffer.
So ging es mit einer 2:0-Führung in die wohlverdiente Pause und ich muss sagen, dass das wohl die beste erste Hälfte war, die wir seit dem Hinrundenspiel gegen Mainz 05 sehen durften.
Zweite Halbzeit Flop…
Das Aufregendste an der zweiten Halbzeit dürften – aus Augsburger Sicht – wohl die Wechsel in der Halbzeitpause gewesen sein. Sebastian Hoeneß brachte mit Vogt (für Samassékou), Sessegnon (für John) und Gaćinović (für Rudy) gleich drei frische Kräfte.
Auf Augsburger Seite wurde zwei Mal gewechselt. Mads Pedersen kam für Raphael Framberger, der nach einem Zusammenstoß über Schwindel klagte. Pedersen übernahm daraufhin die linke Abwehrseite – Robert Gumny rutschte auf rechts. Auch Ruben Vargas bat in der Pause um Auswechslung, da er laut Sportdirektor Stefan Reuter vollkommen platt war. Für ihn kam Michael Gregortisch in die Partie.
Ich denke, der Einsatz hat sich gelohnt.
Heiko Herrlich über Ruben Vargas nach dem Spiel
Der erste Torschuss nach Wiederanpfiff ereignete sich in der 62. Spielminute auf Seiten der Kraichgauer, als Kadeřábek in die Arme von Gikiewicz köpfte. Nur zwei Minuten später rettete unser Schlussmann erneut, als er einen Schuss von Bebou mit der Hacke ans Außennetz lenkte.
Die komplette Partie wirkte nunmehr sehr zäh. Nach vorne ging für uns überhaupt nichts mehr. Null Torschüsse stehen auf unserer Auswertung von Hälfte 2. Der FCA machte hinten dicht und zitterte sich so zum Erfolg. Auch als man nach der Einwechslung von Reece Oxford auf einer Dreierkette umstellte, agierte man weiter sehr passiv.
Ab der 86. Minute wurde es jedoch leider noch einmal spannend, denn der TSG gelang durch ein Traumtor des zuvor eingewechselten Robert Skov der 2:1-Anschlusstreffer. Noch ganze acht Minuten mussten die FCA Fans bibbern. Aber schließlich – und Gott sei Dank – wanderten drei verdiente Punkte ins Augsburger Osternest und das vorgegebene Ziel, Hoffenheim in der Tabelle zu überholen, wurde erreicht.
Unhaltbar für Gikie – Robert Skov macht den Anschlusstreffer (Foto: Peter Fastl/POOL via Imago)
Noch eine kleine Information am Rande: Dies war der 100. Sieg der Augsburger Bundesligahistorie. Das gesamte Team der Rosenau Gazette gratuliert ganz herzlich!
Stimmen zum Spiel
Daniel Caligiuri: Die erste Halbzeit war richtig gut von uns. Wir sind mit viel Selbstvertrauen auf den Platz gegangen und es freut mich, dass wir mal früh 2:0 in Führung gehen konnten. Wir wussten, dass uns Hoffenheim Räume bieten wird. Diese haben wir sehr gut genutzt. Zum Schluss mussten wir leider noch zittern, weil wir das dritte Tor, das vor der Pause möglich war, nicht gemacht haben.
Marco Richter: Dieser Dreier ist sehr wichtig, nicht nur für die Tabelle, sondern auch für unser Selbstvertrauen. Wir freuen uns über die drei Punkte, die in meinen Augen auch verdient waren. Wir konnten so Hoffenheim überholen und den Abstand nach unten vergrößern. Daher sind wir zufrieden.
André Hahn: Es war ein enorm wichtiger Sieg, weil wir an Hoffenheim vorbei gezogen sind und endlich die negative Heimserie gegen Hoffenheim beendet haben. Der Trainer hatte in seiner Analyse darauf hingewiesen, dass Hoffenheim sehr hoch stehen wird und wir diese Räume nutzen wollen. Das haben wir bei den beiden Toren sehr gut gemacht.
Rafal Gikiewicz: Ich glaube, die erste Halbzeit war entscheidend. Aber in der zweiten Halbzeit spielen wir scheiße. In der Bundesliga kannst du nicht eine gute Halbzeit spielen und dann in der zweiten Halbzeit so passiv sein.
Stefan Reuter: In der zweiten Halbzeit haben wir es nicht mehr gut gemacht. Auf den Außenpositionen haben wir keinen Druck mitbekommen.
Heiko Herrlich: Ich habe eine sehr gute erste Hälfte von meiner Mannschaft gesehen. Wir sind gut ins Spiel gekommen, waren griffig in den Zweikämpfen und hatten gute Balleroberungen. So haben wir zwei sehr gute Tore erzielt. Wir haben das Spiel kontrolliert und hatten sogar die Möglichkeit, auf 3:0 zu erhöhen. In der Pause mussten wir zweimal wechseln. Ruben Vargas war platt. Am Morgen hatte er noch über Magen-Darm-Probleme geklagt. Raphael Framberger hatte einen Zusammenprall gehabt. In der zweiten Hälfte hatten wir zu viele einfache Ballverluste. Das werden wir aufarbeiten, aber auch die guten Szenen der ersten Hälfte hervorheben. Am Ende mussten wir noch zittern. Insgesamt geht der Sieg aber in Ordnung.
Die erste Hälfte gibt Anlass zu großer Freude (Foto: Christian Kolbert/kolbert-press/Pool via Imago)
Das sagen die Hoffenheimer
Florian Grillitsch: Das 0:1 fällt früh und dann laufen wir wieder einem Rückstand hinterher. Es ist unglücklich für uns, aber wir haben heute nicht die richtige Antwort gehabt, haben nicht gewusst, wie wir uns Chancen herausspielen können. Beim 0:2 hat die Restverteidigung einfach nicht gepasst, so bekommen wir wieder ein Gegentor. Danach hat sich Augsburg hinten rein gestellt und die Räume wurden eng.
Robert Skov: Wir waren gut vorbereitet auf die Augsburger Stärken, aber wir haben es auf dem Platz nicht hinbekommen in der ersten Hälfte. Das muss besser funktionieren. Wir sind natürlich extrem enttäuscht über die drei Niederlagen nacheinander.
Sebastian Hoeneß: Glückwunsch an Augsburg zum Sieg. Die Anfangsphase haben wir uns natürlich anders vorgestellt. Wir wussten, wenn wir hinten liegen, ist es schwer zurück zu kommen. Umso bitterer waren die beiden Gegentore. Damit hatten wir zu kämpfen, wir sind zu ruhig geworden. Danach kann ich der Mannschaft keinen Vorwurf mehr machen. Wir haben es ordentlich gespielt. Nach der Pause haben wir das Spiel in die gegnerische Hälfte verlagert, aber uns hat die Effizienz gefehlt.
„Gegen Augsburg kann man mal verlieren„ – Hoffenheim kassiert die 3. Niederlage in Folge (Foto: Peter Fastl/POOL via Imago)
Ein Blick auf die Spielstatistik
FC Augsburg:
Ballbesitz: 39 %
Schüsse: 7 – 2 davon direkt aufs Tor
Pässe: 282
Passquote: 78 % (in Halbzeit 1: 82 %)
Laufdistanz: 122,4 km
Abseits: 4
Begangene Fouls: 7
Ecken: 2
Gewonnene Zweikämpfe gesamt: 106
Am meisten gewonnene Zweikämpfe: Daniel Caligiuri (18)
Schnellster Spieler: Robert Gumny (32,06 km/h)
Gib Gummi, Gumny! (Foto: Sven Simon/POOL via Imago)
TSG Hoffenheim:
Ballbesitz: 61 %
Schüsse: 16 – 6 davon direkt aufs Tor
Pässe: 679
Passquote: 86 % (in Halbzeit 1: 86 %)
Laufdistanz: 122,2 km
Abseits: 2
Begangene Fouls: 10
Ecken: 10
Gewonnene Zweikämpfe gesamt: 100
Am meisten gewonnene Zweikämpfe: Georginio Rutter (15)
Gerade die ersten 30 Minuten waren sehr vielversprechend. Mit Mut, Wille, Kampfgeist und Selbstvertrauen spielten unsere Jungs bissig und vor allem auch sehr effizient. Doch danach verfiel man wieder in das altbekannte Muster „Ergebnis verwalten“ und machte den Gegner somit stark. Natürlich sind wir froh und glücklich, dass wir einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt machen konnten. Doch man stellt sich automatisch die Frage: Warum nicht öfter so wie in der ersten Halbzeit? Warum dieser Hang zur Passivität?
Am Sonntag (15:30 Uhr) geht es gegen das weit abgeschlagene Tabellenschlusslicht Schalke 04. Wir hoffen sehr, dass wir mehr von der Griffigkeit sehen, die uns gegen die TSG Hoffenheim in Hälfte 1 ein Lächeln auf die Lippen gezaubert hat. Auf geht’s, Jungs! Holt euch den 101. Sieg!!!
Zwei Wochen ohne Liga erscheinen in dieser Zeit deutlich länger. Die Auftritte der Auswahlmannschaften, die Meldungen zum Übungsleiterwechsel, die Zwei-Hälften-U21-EM, oder weitere Informationen zur Winter-Wüsten-WM sind dabei auch keine große Hilfe, sondern sorgen nur für weitere Fragen. Freiburg ist keine Reise wert und vergessen – Hoffenheim, das nächste Spiel.
In den letzten vier Jahren dreimal international, einmal davon in der Champions League vertreten, verlief die Saison nicht ideal für die Kraichgauer. Immer wieder musste auf Spieler verzichtet werden. Nach einem guten Saisonauftakt, einschließlich dem Heimsieg gegen München, zwischenzeitlichen sieben Spielen ohne Gewinn, stand die TSG nach der Hinrunde, punktgleich mit dem FCA, auf Platz 11.
Zuletzt zwei Niederlagen in Stuttgart und gegen Mainz, weiterhin Platz 11, und die gefühlte Mitte der Tabelle, ohne Bezug nach oben oder unten.
Weniger erfolgreich sieht die Bilanz des FCA gegen Hoffenheim in der Bundesliga aus: Von bisher 19 Vergleichen konnten bei vier Unentschieden erst vier Spiele gewonnen werden – das letzte in Augsburg im Februar 2015 mit Toren von Altintop, Werner und Bobadilla.
Bedeutsamer, wenn auch nicht gewonnen, das 0 : 0 am letzten Spieltag der Saison 2016/ 17, mit dem der Klassenverbleib gesichert wurde.
Dazu das 4 : 2 im Auswärtsspiel der letzten Saison, verbleiben nicht mehr so viele erstklassige Aufeinandertreffen in der Erinnerung an den, in anderen Zeiten, ehemaligen Lieblingsgegner aus der Regionalliga.
Vielleicht klappt es ja an einem Samstag vor Ostern. Von den ersten beiden Bundesligajahren abgesehen, hat der FCA an Ostern, in zwei Jahren wurde nicht gespielt, nie verloren. Dreimal 0 : 0, gegen die Hertha 2014, im Jahr darauf gegen Schalke, und 2018 in Leverkusen, und neben dem 2 : 1 gegen Köln 2017 das 6 : 0 gegen den VfB vor zwei Jahren.
In den nächsten Spielen, außer Frankfurt, Stuttgart, und am letzten Spieltag München, nur Mannschaften, die gegen den Abstieg spielen. Sieben Punkte erreichte der FCA in der Hinrunde in diesen Begegnungen. Schon die gleiche Anzahl würde wohl zum Klassenerhalt ausreichen.
Im Spiel Erster gegen Zweiter tritt München in Leipzig ohne Lewandowski an, und wird auch nach dem Spiel in jedem Fall die Tabelle weiter anführen. Dortmund spielt gegen Frankfurt um die Champions-League-Teilnahme, Köln sollte in Wolfsburg nicht verlieren, da parallel bei Mainz gegen Bielefeld mindestens eine Mannschaft punktet. In Berlin das Aufeinandertreffen von Union und Hertha, und Schalke könnte in der Rückrunde auch noch ein Spiel gewinnen.
Allesamt Meldungen, die zu einen Bundesligaspieltag bei vielleicht frühlingshaften Wetter passen könnten – und doch irgendwie aktuell weniger lebendig klingen. Symbolische 700 oder 999 Zuschauer im Stadion oder Modellversuche – Fußball lebt von und mit der Atmosphäre in vollen Stadien.
Die medial so inszenierte Blase verliert mit der Zeit an Interesse, und vielleicht auch einen weiteren Teil noch bestehender Identitäten.
Champios-Leaque-Reform und Super-Leaque-Szenarien, eine EM, bei der aktuell noch immer Zuschauer einzuplanen sind – alles Formen eines Wahnwitzes, der mit dem eigentlichen Spiel auf dem Rasen und einer noch erkennbaren Realität nichts mehr zu tun hat.
Und spätestens dann, wenn sich dieser Betrieb dann nicht zum ökonomischen Perpetuum mobile entwickelt hat, erhält die Utopie eines anderen Fußball wieder neuen Aufschwung.
Und jede Woche wieder neue Meldungen und die Überlegungen zur Leidensfähigkeit der Fußballbegeisterung. Was bleibt ist eine Form der Hoffnung, und die Verbundenheit zum eigenen Verein.
Einer Annahme der allgemeinen Erwartung folgend, kann der FCA am Samstag nur gewinnen. Nach knapp zwei Wochen Pause, und keiner Oster-Ruhezeit, eine neue Gelegenheit die vorhandenen Potenziale auch als Mannschaft zu zeigen, und einen neuen Schritt Richtung elftes Jahr Erstklassigkeit zu machen. Gutes Spiel!
Im Profifußball wird heute immer mehr mit Daten gearbeitet. Für uns Fans wird das am sichtbarsten, wenn uns zu Hause vor dem Fernseher zur Halbzeit z. B. die Pass-, Zweikampf- oder Ballbesitzquoten der spielenden Teams angezeigt werden oder wir uns nach dem Spiel online, z. B. beim Kicker, über die Statistiken informieren können. Daten kommen aber auch bei der Spiel(er)beobachtung, also beim Scouting, zum Einsatz.
Zu diesem Thema startet hiermit eine kleine „Daten-Serie“, die in Kooperation mit Createfootball entstanden ist. Lest nachfolgend den ersten Teil (1/3), in dem mir Mitgründer Mats verrät, wofür Datenscouting gut ist, warum er manchmal mehr weiß als viele Fußballfreaks und ob er schon mal für den FCA gearbeitet hat. Die beiden nächsten Teile widmen sich dann voll und ganz unserem FCA und wir werden erfahren, was die Daten in der Analyse zum Spiel gegen Hoffenheim hergeben (2/3). Außerdem interessiert uns natürlich brennend, wie es aus Datensicht um unser Spiel bestellt ist (Spoiler: nicht gut) und was womöglich auch personell passieren muss, damit es wieder besser wird (3/3).
Also schaut fleißig FCA gegen Hoffenheim am Wochenende (auch wenn das mit dem Profifußball ja gerade ein ganz heikles Thema ist), damit ihr eure Eindrücke mit der Datenanalyse abgleichen könnt, und seid gespannt auf die kommenden Folgen!
Createfootball hat sich dem Ansatz des Datenscoutings verschrieben und will damit u. a. Fußballvereine unterstützen, bei Team(s) und Spielern Stärken und Schwächen zu erkennen, und mögliche Lösungen anbieten, auch im Transferbereich. (Bild: Createfootball)
Mats, du bist Mitgründer von Createfootball, euer Geschäftsmodell besteht aus „Datenscouting“. Was kann man sich darunter vorstellen?
Erstmal danke für die Einladung! Wir beschäftigen uns bei Createfootball hauptsächlich mit den Themen Datenscouting und Kaderplanung im nationalen wie internationalen Fußball. Wir haben einen Podcast, einen Blog und sind auch bei Instagram, wo wir unsere Community mit Insights versorgen.*
Dabei steht bei uns immer die Objektivität im Fokus, um Teams, Spieler und Performances neutral und fundiert zu bewerten. Wir arbeiten bereits mit einigen Klubs, Berateragenturen und Medien zusammen.
Wie seid ihr auf die Idee für euer Unternehmen gekommen? Wie wird man Datenscout?
Uns hat es gereizt, Leistungen einfach besser und objektiver einschätzen zu können. Quirin [der zweite Firmengründer] und ich schauen unwahrscheinlich viele Spiele, gerade auch international. Und doch fällt es schwer, ein genaues Urteil über einen Spieler zu fällen, beispielsweise den Linksverteidiger vom spanischen Club SD Huesca.
Nach und nach haben wir gemerkt, wie groß die Marktlücke in der Fußballwelt ist, haben Konzepte erarbeitet, wie man das Scouting durch Daten deutlich effizienter gestalten kann und uns schließlich selbstständig gemacht.
Wenn man allerdings mit Daten arbeitet und diese interpretieren kann, ist dies kein Problem mehr. So findet man immer wieder Spieler wie eben jenen Javí Galan, der vollkommen unter dem Radar schwimmt – und in einem eher schwachen Team stark performt. Über 5.3 erfolgreiche Dribblings mit einer Erfolgsquote von 71% suchen ligaweit auf der linken Außenbahn seinesgleichen! Ich behaupte, dass nicht viele Fußballfreaks das wissen – deswegen spielen die Daten bei uns eine so gewichtige Rolle.
„Wir erheben die Daten nicht selbst, sondern interpretieren sie.“
Mats von Createfootball
Wie kann man sich einen ganz normalen Arbeitstag bei euch vorstellen?
Unser Arbeitsalltag ist extrem abwechslungsreich und macht deswegen unglaublich viel Spaß. Kein Tag ist wie der andere und wir werden stetig vor neue Herausforderungen gestellt, für die wir Lösungen suchen. Scoutingaufträge von Proficlubs, Telefonate mit Brancheninsidern, Podcastaufnahmen, Datenaufbereitungen für TV-Anstalten und frische Content-Erstellung für unsere Community… Ein Mix aus allem!
Ihr erhebt ja selber keine Daten, sondern bekommt sie von Wyscout und InStat, richtig? Gibt es da Unterschiede zwischen den Anbietern?
Richtig, wir erheben die Daten nicht selbst [wie es eben die Datenanbieter Wyscout oder InStat tun], sondern interpretieren sie. Mit uns bekommen Vereine kein Tool hingestellt, sondern datenbasierte Lösungsvorschläge, die professionell von uns erarbeitet wurden. Hinzu kommt, dass wir auf sämtliche Algorithmen verzichten und nur mit Rohdaten operieren, d.h. wir wissen ganz genau, worin Stärken und Schwächen eines Spielers begründet liegen und müssen nicht mutmaßen.
Zwischen den Anbietern bestehen große Unterschiede, da die Daten unterschiedlich erhoben werden. Gerade deshalb ist es für uns von Vorteil, auf beide zurückgreifen zu können, um sie gegenzuprüfen und die Stärken beider Tools gewinnbringend zu nutzen.
„Jeder Spieler weltweit lässt sich anhand von Daten grob skizzieren.“
Mats von Createfootball
Welche Vorteile bietet ein datenbasierter Ansatz bei der Analyse von Fußball? Seht ihr evtl. auch Nachteile?
Sehr viele! Wenn man Daten nicht fehlinterpretiert, lassen sich daraus viele Schlüsse ziehen, wie ein Team oder ein Spieler agiert. Jeder Spieler weltweit lässt sich anhand von Daten grob skizzieren. Das ist etwas, was auch Videoscouts gelingt, die allerdings mehrere Spiele begutachten müssen. Wir sehen den größten Vorteil darin, die Daten als ersten Filter zu setzen, um die Spieler zu finden, die grundsätzlich den Vorstellungen entsprechen, um dann im nächsten Schritt die Körpersprache und das Verhalten zu scouten. Dies sind schließlich Aspekte, über die die Daten keinerlei Auskunft geben.
Wer zählt zu eurer Kundschaft? Mit welchen Fragen kommt sie auf euch zu?
Zu unseren Kunden zählen mehrere Profivereine – insbesondere aus dem Ausland. Die Fragestellungen beziehen sich sowohl auf das Spielerscouting als auch auf eine komplette Analyse des derzeitigen Kaders. Bei den Medien geht es häufig um eine Preview, was man von beiden Teams erwarten kann, wo sie auffällige Stats aufweisen und wo offenbar Schwächen vorherrschen.
Habt ihr auch schon mal mit dem FCA zusammengearbeitet?
Bislang nicht, wir sehen aber gerade beim FCA einige Punkte, an denen man ansetzen könnte, zum einen in der Spielausrichtung und zum anderen im Scouting.
Was wünscht ihr euch für die Zukunft eures Unternehmens bzw. der Datenanalyse im Fußball?
Wir sind der Überzeugung, dass Fußball gestaltet werden sollte. Deswegen haben wir auch unseren Namen gewählt. Vereine sollten eine klare Vorstellung davon haben, welche Transferpolitik sie verfolgen, wie sie Fußball spielen wollen und wohin der Verein innerhalb der nächsten Jahre entwickelt werden soll. Und nach dieser Vorstellung sollten sie ihr Personal auswählen. Dabei unterstützen wir mit unserer Expertise.
Von daher wünschen wir uns ganz eindeutig, dass mehr Vereine den Nutzen der Datenanalyse erkennen und so die Wahrscheinlichkeit von guten Investments erhöhen. Darüber hinaus wollen wir insbesondere im deutschsprachigen Raum Fußballfans mit unserem Ansatz begeistern.
Danke, Mats, für deine Antworten. Einige unserer Leser*innen und FCA-Fans konntest du damit sicherlich schon begeistern.
Zum Schluss wollen wir zum Datenscouting, wie es uns Mats erklärt hat, also festhalten: Es handelt sich dabei um einen Ansatz, mit dem es möglich werden soll, anhand der Interpretation von statistischen Rohdaten
die Leistung eines Spielers oder Teams einzuschätzen, d. h. festzustellen, worin seine Stärken und Schwächen liegen und wie diese sich entwickelt haben,
Schlüsselspieler in einem Team auszumachen und ihre Werte zu vergleichen
und bestätigte Abgänge wie Neuzugänge einzuschätzen und sogar auf vielleicht (noch) weniger bekannte Spieler zu stoßen (wie eben Galan von Huesca), die dann für einen möglichen Transfer in Frage kommen könnten.
Schwächen aufdecken und sie abstellen? Das klingt wie Musik in den Ohren von uns FCA-Fans, die wir uns Woche für Woche doch nichts sehnlicher wünschen. Mal sehen, wie das Spiel am Samstag gegen Hoffenheim in der Datenanalyse beurteilt wird und welche Team- und Spielerstats besonders positiv oder negativ herausgestochen sind.
Ich als alte Daueroptimistin hoffe für den FCA natürlich auf möglichst positive Werte, ein möglichst positives Spiel und Ergebnis (obwohl ich natürlich weiß, dass das in der aktuellen Phase nicht sehr wahrscheinlich ist). Heja!
* Die 43. Folge des Podcasts, „Alle 18 Bundesligisten im Daten-Check“, kann ich übrigens sehr empfehlen. Ab Minute 51:00 wird der FCA besprochen. Und was soll ich sagen. Gut kommt er nicht weg…
Nach nur einem Punkt aus den vergangen fünf Spielen wurde Trainer Martin Schmidt am 09.03.2020 entlassen. Sportdirektor Stefan Reuter sah das Ziel Klassenerhalt deutlich in Gefahr. Seitdem hat Heiko Herrlich das Ruder fest in der Hand, doch immer wieder werden Forderungen nach einer Entlassung laut. Gerade in den sozialen Netzwerken geht es nach jedem Spieltag ordentlich zur Sache. Ist der FCA unter Heiko Herrlich also tatsächlich besser geworden oder haben sich die Werte gar verschlechtert?
Bye Bye, Martin!
Es war die Knallermeldung schlechthin: „FCA trennt sich überraschend von Trainer Martin Schmidt“ Nach der erwarteten 2:0 – Niederlage gegen den Rekordmeister FC Bayern München haben die Fans mit vielem gerechnet, aber sicher nicht damit. Denn immerhin hatte der FC Augsburg in diesem Spiel einen mutigen Kampf gegen den fast schon sicher geglaubten deutschen Meister auf dem Grün der Allianz Arena geführt. Leider sollte diese Leistung am Ende unbelohnt bleiben, obwohl man wesentlich besser spielte als in den Partien zuvor.
Und so kam es, dass am 09. März 2020 der Verein offiziell die Freistellung von Coach Martin Schmidt und seinem Co-Trainer Stefan Sartori bekannt gab. Nach nur einem Punkt aus den vergangenen fünf Spielen, war der FC Augsburg von Platz 10 auf Platz 14 in der Tabelle abgerutscht. Das bedeutete gerade mal einen 5-Punkte-Vorsprung auf den Relegationsplatz. Somit war es also eine logische Schlussfolgerung, dass die Verantwortlichen zum Handeln gezwungen wurden.
Unter Martin Schmidt bekamen wir schönen Offensivfußball zu sehen (Foto via Imago)
Dies erläuterte Geschäftsführer (Sport) Stefan Reuter auch in der Pressekonferenz am darauffolgenden Tag, als er sich noch einmal in aller Form bei Schmidt und Sartori bedankte.
… die natürlich enttäuscht waren, weil sie es gerne selbst gedreht hätten, aber auch gesagt haben, aufgrund der Statistiken, die deutlich gegen uns sprechen, die deutlich in die falsche Richtung zeigen, was Passquote, was Zweikampfquote usw. angeht, haben sie volles Verständnis gehabt.
Geschäftsführer Stefan Reuter auf der PK am 10.03.2020
In dieser Pressekonferenz wurde mit Heiko Herrlich auch gleich der neue Trainer vorgestellt, der den sprichwörtlichen Karren aus dem Dreck ziehen und das Spiel des Vereins verbessern sollte.
Allgemeine Informationen
Als Basis haben wir dabei die ersten 25 Spieltage der Saison 2019/20 und 2020/21 genommen, sodass beim direkten Vergleich jeder der beiden Trainer die gleiche Anzahl an Spielen vorweisen kann. Untersucht wurden dabei Daten wie Anzahl der Pässe, angekommene Pässe, aus welcher die Passquote entsteht, und natürlich auch solche Dinge wie die Menge der gesamten Schüsse, Torschüsse, Zweikampfquote usw.
Martin Schmidt trat sein Amt am 09.04.2019 an, nachdem man seinen Vorgänger Manuel Baum ebenfalls aufgrund absteigender Tendenz entlassen hatte. Davor saß der sympathische Schweizer unter anderem bei Vereinen wie dem FSV Mainz 05 und dem VFL Wolfsburg auf der Trainerbank. Sein bevorzugtes Spielsystem war dabei ein 4-4-2 mit einer Doppel 6. Er setzte dabei vor allem auf schnelles Umschaltspiel und die berüchtigten Nadelstiche nach vorne. Insgesamt gesehen war seine Spielausrichtung eher offensiv ausgelegt.
Der ehemaliger Stürmer Heiko Herrlich hingegen steht eigentlich auch für Offensivfußball, den er vor allem mit seinem Co-Trainer Nico Schneck bei Regensburg und Bayer 04 Leverkusen zelebrierte. Sein bevorzugtes System ist ein 4-2-3-1, das er auch bei uns in Augsburg an den Tag legt. Allerdings ist von Offensivpower derzeit recht wenig zu sehen.
Sieg oder Niederlage – Wer ist besser?
Werfen wir zunächst einmal einen Blick auf die offensichtlichen Dinge, bevor wir in die Tiefe gehen und uns mit Dingen wie Passspiel und Zweikämpfen beschäftigen.
In der Saison 2019/20 bestritt der FC Augsburg insgesamt 26 Spiele unter Coach Martin Schmidt. In diesen konnte er 7 Siege und 6 Unentschieden für sich verbuchen. Die Hinrunde beendete man recht ordentlich auf Platz 10 mit 23 Zählern und einem Torverhältnis von 28:31 Toren. Allerdings stehen auch 13 Niederlagen auf dem Zettel, unter anderem auch in der ersten Runde des DFB-Pokal. Hier schied man gegen den damaligen Regionalligisten SC Verl mit 2:1 aus.
Die Rückrunde startete mit einem furiosen Spiel gegen Borussia Dortmund. Das Hinspiel hatte man mit 5:1 verloren, also konnte es nur besser werden. Wurde es auch teilweise, denn immerhin schafften die Jungs es diesmal, 3 Tore in der heimischen WWK – Arena zu schießen. Der Auftakt deutete mit dem mutigen Auftreten der Mannschaft auf eine verbesserte Entwicklung hin, doch leider kam es anders. In 8 Spielen schaffte der FCA gerade einmal einen Sieg gegen Werder Bremen und ein Unentschieden gegen den Sportclub aus Freiburg. So stand man zum Zeitpunkt von Schmidts Entlassung auf Platz 14 der Tabelle – mit 27 Punkten und einem Torverhältnis von 36:52 Toren. Insgesamt bedeutet das für Martin Schmidt eine Punkteausbeute von 1,06 Punkten pro Spiel.
Macht es Heiko besser?
Sollte also nicht so schwer sein, diese Werte zu überbieten… Denkt man…
Unter Heiko Herrlich bestritten wir in der Saison 2020/21 bisher 28 Spiele – 26 in der Bundesliga und 2 weitere im DFB-Pokal. Hierbei musste das Team leider 14 Niederlage einstecken, konnte aber gleichzeitig 9 Partien für sich entscheiden. Nur fünf Mal teilte man sich die Punkte. Insgesamt kann man unter Herrlich also pro Spiel 1,11 Punkte für den FCA verbuchen, was eigentlich für ihn sprechen sollte.
Wirft man allerdings einen genaueren Blick, auf die Tabelle, so stellt man fest, dass man am Ende der Hinrunde nur einen 12. Platz mit 19 Punkten und einem Torverhältnis von 17:26 Toren vorweisen kann. Nach dem 25. Spieltag sah das ganze nicht besser aus: 13. Tabellenplatz, 29 Punkte und ein Torverhältnis von 27:38.
Fazit: Man hat zwar zwei Siege mehr einfahren können, doch leider auch einmal mehr verloren als unter Herrlichs Vorgänger. Bei den erzielten Punkten pro Spiel schenken sich die beiden auch nicht wirklich etwas. Eine Verbesserung ist also nicht zu sehen.
„Fußballgott Rafal Gikiewicz“ – ohne ihn ständen wir wahrscheinlich wesentlich schlechter da(Foto: Peter Fastl/POOL via Imago)
Vorsicht, Ball kommt!
Bei unserer Analyse haben wir selbstverständlichen einen Blick auf das Augsburgersche Passspiel geworfen. Vor allem, da in den sozialen Netzwerken immer wieder Stimmen laut werden, dass sich eben dieses massiv verschlechtert habe. Doch stimmt das wirklich?
Martin Schmidt setzte vor allem auf ein schnelles Umschaltspiel. Tiki Taka – oder auch Kurzpasspiel – ist nicht unser Ding, sodass es nicht verwunderlich ist, dass unsere Passzahlen in einem eher niedrigen Bereich liegen.
In den ersten 25 Spielen der Saison 2019/20 spielten wir im Durchschnitt 308 Pässe pro Spiel. Davon kamen in etwa 214 beim eigenen Mann an, was somit einer Passquote von 68,46 % entspricht. Auffallend ist, dass Schmidt diesen Schnitt sowohl in der Hin- als auch in der Rückrunde halten konnte (68,30% / 68,80%). Lediglich in den letzten 5 Spielen sank der Wert auf 66,86 %, was natürlich auch eine Steigerung der Fehlpassquote auf 33,14 % bedeutet. Stefan Reuter sprach bei Heiko Herrlichs Vorstellung von einer massiven Verschlechterung dieser Werte. Zur Erklärung: Wir sprechen hier von ganzen 1,94 %! Also ganzen 2 Fehlpässen bei 100 Ballabgaben.
Krasser Fall – Verbesserung Fehlanzeige
Sieht man sich nun Heiko Herrlichs Werte an, so stellt man schnell fest, dass die Jungs während des Spiels deutlich mehr Pässe spielen, nämlich 379 pro Partie. Dies ist allerdings eine Folge der zahlreichen Rückpässe, die wir sehr häufig zu sehen bekommen. Diese Zahl sieht besser aus, aber der Spielfluss nach vorne leidet deutlich darunter und macht das Spiel nicht gerade ansehnlich.
Trotzdem sprechen wir hier von einer Steigerung um 71 Aktionen pro Spiel, was 24,26 % entspricht. Die Quoten selbst sind allerdings auch besser geworden. Durchschnittlich kommen 72,39 % der Pässe beim Teamkammeraden an, nur 27,61 % landen beim Gegner. In der Hinrunde schaffte das Team das sogar noch besser: 74,82% zu 25,18%.
Hat uns unser jetziger Coach tatsächlich besser gemacht? (Foto via Imago)
Doch wenn man jetzt sagt „Joah, das sieht doch eigentlich besser aus“, dann muss ich euch enttäuschen. Es gibt nämlich auch eine Kehrseite der Medaille und das sind die letzten 5 der betrachteten Spiele. Hier lag die Fehlpassquote bei nahezu 36 %. Diese Entwicklung gibt doch großen Anlass zur Sorge, denn wir sprechen von einer Verschlechterung der Passquote von satten 10 Prozent.
Da ist die Frage durchaus berechtigt, ob es nicht Zeit wäre zu handeln, denn Martin Schmitt hat man schon wegen 2 Prozent entlassen.
Fazit: Zwischenzeitlich hat sich die Mannschaft gesteigert, doch der Trend zeigt eindeutig in die falsche Richtung.
Meins!
Seien wir mal ehrlich: Der FC Augsburg war noch nie eine Mannschaft, die viel Wert auf Ballbesitz legt. Das ist auch nicht unbedingt zwingend nötig, denn es gibt genügend Beispiele, in denen wir auch gewonnen haben, obwohl der Ball oft beim Gegner war. Beispielsweise gegen Borussia Dortmund am 2. Spieltag dieser Saison, als wir gerade einmal 20 % Ballbesitz vorweisen konnten.
Unter Martin Schmidt pendelten sich die Jungs bei einem prozentualen Besitz von 36,40 % ein. Auffallend ist auch hier, dass sich die Werte von Hin- und Rückrunde nur minimal unterscheiden. Nämlich um genau 0,34 % – 36,29% in den ersten 17 Spielen, 36,63 % in den folgenden 8 Spielen. Wirft man jedoch einen Blick auf die letzten 5 Spiele unter dem schweizerischen Urgestein, so stellt man fest, dass hier eine deutliche Verschlechterung stattgefunden hat. Die Ballbesitzquote fiel hierbei nämlich auf 31,8%. Die Gegner in diesen Spielen waren im Übrigen Eintracht Frankfurt, der SC Freiburg, Bayer 04 Leverkusen, Borussia Mönchengladbach und der FC Bayern München.
Konnte Heiko Herrlich es schaffen, diese Werte zu überbieten? Auch wenn es bei der defensiven Spielweise nach außen hin nicht so scheint, aber das konnte er tatsächlich. In allen bisher stattfinden Partien hatte der FCA einen durchschnittlichen Spielanteil von 40,68 %. Auch hier fällt die Hinrunde mit genau 43% um einiges besser aus als die Rückrunde.
Leider sticht auch in diesem Punkt deutlich hervor, dass ein massiver Einbruch stattgefunden hat, wenn man sich die Partien gegen RB Leipzig, Bayer Leverkusen, Mainz 05, Hertha und die Fohlen ansieht. Gerade einmal 34,60% Ballbesitz stehen auf dem Papier. Das sind beinahe 10% weniger als der Hinrundenschnitt.
Fazit: Zwischenzeitlich konnte unser Coach sehr gute Daten aufweisen. Seinen Topwert erreichte er zum Beispiel in der Hinrunde gegen den Sportclub aus Freiburg, als man 59 % der Spielanteile für sich verbuchen konnte. Der massive Abfall jedoch, ist auch in diesem Bereich sehr bedenklich.
Dann macht es BUMM…
Wie der Motor zum Auto, so sind auch Tore und Torschüsse ein absolutes Muss. Hier wird zum ersten Mal richtig deutlich, dass wir uns – zumindest bei diesem Aspekt – unter Herrlich verschlechtert haben.
Ich habe es eigentlich immer geschafft, aus Teams oder aus Spielern Mannschaften zu machen, die nicht nur miteinander, sondern auch füreinander arbeiten. Und wir haben uns immer – egal, wo ich war – sehr viele Torchancen heraus gespielt.
Heiko Herrlich bei seiner Vorstellung am 10.03.2020
Das mag für Regensburg und Bayer 04 Leverkusen zutreffen, doch mit unserem geliebten FCA schafft Heiko Herrlich es leider nicht, sein normalerweise nach vorne ausgerichtetes System umzusetzen. Und das, obwohl wir mit 14 bzw. jetzt 13 Offensivkräften dafür eigentlich wie gemacht zu sein scheinen.
… ja und dann kracht’s!
Schafften es unsere Jungs unter Martin Schmidt im Durchschnitt noch vier Mal einen Schuss auf das gegnerische Tor abzusetzen, so liegt dieser Wert jetzt nur noch bei 2,76. Auch die Anzahl der Schüsse insgesamt ist von 11 auf 8 gefallen. Einzig und allein in den letzten 5 Partien schenken sich die beiden Coaches nichts. Dort stehen jeweils drei Torschüsse auf jeder Seite.
Auffallend ist jedoch, dass es unter dem sympathischen Schweizer kein einziges Spiel gab, in dem man nicht wenigstens einen einzigen Torschuss abgegeben hat. Unter Herrlich war dies nun aber schon zwei Mal der Fall – gegen Werder Bremen und Bayern München am 16. bzw. 17. Spieltag. Finnbogasons vergebener Elfmeter zählt dabei nicht als Torschuss.
Leider trafen unsere Jungs dieses Jahr viel zu selten (Foto: Bernd Feil/M.i.S./Pool via Imago)
Fazit: Natürlich klingt der Unterschied relativ gering, doch wenn man bedenkt, dass Heiko Herrlich selbst Stürmer gewesen ist und was er bei seinen bisherigen Stationen vollbracht hat, so ist es schon enttäuschend, dass er es mit unserem starken Kader nicht geschafft hat, mehr Chancen heraus zu spielen. Gerade weil er bei seiner Vorstellung noch groß angepriesen hat, dies mit uns erreichen zu wollen. All unsere Stürmer scheinen unter ihm nicht mehr zu treffen. Ist das eine Frage der Moral und des mangelnden Selbstvertrauen? Oder „verbietet“ das die defensive Ausrichtung sogar? Eines steht fest: 27 Tore in bisher 26 Bundesligapartien sind eindeutig zu wenig und können nicht unser Anspruch sein.
Auf in den Kampf!
Als letztes haben wir uns die Zweikampfquote angesehen. Sie stellt den prozentualen Anteil der gewonnenen Zweikämpfe im Verhältnis zu den insgesamt geführten Spielerduellen dar.
Also ich denke, meine Mannschaften haben in den letzten Jahren gezeigt, dass wir Fußball spielen wollen, dass wir mit einer Leidenschaft – mit Biss – spielen. Das sind ja auch Dinge, für was Augsburg steht.
Heiko Herrlich bei seiner Vorstellung am 10.03.2020
Grund für Schmidts Entlassung war laut Stefan Reuter die fallende Tendenz sämtlicher Werte. Dazu zählte natürlich auch die Zweikampfquote, die an den Spieltagen 21 bis 25 wirklich nicht gut aussah. Durchschnittlich konnte der FCA nur 39,2 % der Duelle mit dem Gegner für sich entscheiden. Das sah zuvor schon besser aus, denn Schmidts Gesamtbilanz in diesem Punkt liegt bei 46,64%. Da es sich hierbei doch um eine Verschlechterung von etwa 7 % handelt, ist Reuters Entscheidung doch in einer gewissen Weise nachzuvollziehen.
Auch wenn man kein großer Fan von Heiko Herrlich ist, muss man ihm eines zugute halten: In Sachen Zweikampfstärke hat er es geschafft, die Werte zu verbessern und zu stabilisieren. Denn auch in Spielen, in denen Werte wie Passquote, Schüsse etc. deutlich abgefallen sind, blieb die Zweikampfquote konstant bei einem Wert von ca. 48 %. In der Hinrunde knackten wir mit 49,76% sogar beinahe die Hälfte aller gewonnenen Duelle.
Nur nicht nachlassen, Jungs! (Foto: Hahne/Eibner-Pressefotox EP_joha via Imago)
Sind wir nun wirklich besser, Herr Reuter?
Ziemlich genau ein Jahr ist Trainer Heiko Herrlich nun im Amt. Blickt man auf den gesamten Zeitraum, so lässt sich feststellen, dass es zwischendurch gar nicht so schlecht aussah. Auch wenn das Herrlichs Kritiker sicherlich nicht gerne hören werden. Doch die Zahlen sprechen gerade in der passstarken Phase für ihn. Beispielsweise lag unsere Passquote zwischen dem 6. und 10. Spieltag bei 80 %, was für unsere Verhältnisse ein sehr guter Wert ist.
Auch dass wir gegen einen Gegner wie Eintracht Frankfurt, die momentan auf Platz 4 der Tabelle stehen, mit sechs direkten Torschüssen unsere Saisonbestleistung verbuchen konnten, zeigt, dass Mut und Kampfgeist im Team vorhanden sein müssen. Denn auch wenn wir dieses Spiel leider verloren haben, so kann man den Jungs nicht vorwerfen, es nicht versucht zu haben.
Dies sollte eigentlich dafür sprechen, dass Reuter mit Herrlich den richtigen Trainer geholt hat. Könnte man denken… Die Zahlen geben unserem Sportdirektor zwar zwischenzeitlich recht, doch blickt man auf die Statistiken der Spieltage 21 bis 25, dann gibt es doch großen Anlass zur Sorge. Die Anzahl der Fehlpässe ist von durchschnittlich 100 pro Spiel auf 110 gestiegen. Das bedeutet eine Verschlechterung der Passquote um ganze 10 Prozent! Auch der eigene Ballbesitz ist von 40,68 % im Schnitt auf 34,6% zurück gegangen.
Ob Stefan Reuter auch auf seinen Freund Herrlich so kritische Blicke wirft?! (Foto via Imago)
Diese Entwicklung ist um einiges drastischer als zu Zeiten Schmidts. Man könnte unserem jetzigen Trainer zwar zugute halten, dass er mit Ausnahme des Dortmundspiels noch nie mit Fans im Rücken spielen durfte. Doch da er zwischendurch zeigen konnte, dass es auch ohne Anhänger passabel geht, lassen wir dieses Argument nicht gelten.
Fazit zum Schluss: Gab’s eine Verbesserung?
Die Spieler mögen sich in der Mitte der Saison recht gut angestellt haben. Und das überraschenderweise, obwohl das Team zu diesem Zeitpunkt von großen Verletzungssorgen geplagt war.
Doch zusammenfassend lässt sich feststellen, dass gerade der negative Trend der letzten Spiele sehr bedenklich ist. Auch wenn man gegen Mainz und Gladbach wichtige Siege einfahren konnte. Schön waren diese Spiele keines Falls und seien wir mal ehrlich: Hätten die Fohlen ihre Chancen genutzt, dann wären wir eiskalt aus unserem eigenen Stadion geschossen worden. Das Glück war bei diesem Spiel auf unserer Seite.
Im Fußball sollte man sich aber nicht auf Glück verlassen, sondern die Partien mit Mut und Kampfeswillen angehen, auch wenn das zu Corona-Zeiten nicht immer einfach ist. Aber da müssen alle Teams durch.
Konnten wir uns unter Trainer Heiko Herrlich also verbessern? In der Mitte der Saison sah es danach aus, aber eine positive Entwicklung ist derzeit keineswegs zu erkennen – im Gegenteil. Das primäre Ziel Klassenerhalt ist auch heute in Gefahr. 6 Punkte Vorsprung auf die Relegation, wenn noch 24 Punkte auszuspielen sind, kann man keineswegs als sicher bezeichnen. Und Martin Schmidt hat man genau aus diesem Grund entlassen…
Die Pandemie Corona stellt uns als Fußballfans vor besondere Herausforderungen. Zumindest ich hatte mich damit abgefunden, dass Spiele unter Ausschluss von Fans trotzdem stattfinden und der Ligabetrieb weiterläuft. Immerhin hatte die Liga früh ein Hygienekonzept vorgelegt und schien recht strikt im Umgang mit Corona. Die letzten Wochen haben mir allerdings den Zahn gezogen. Ich kann mir diesen Scheiß nicht mehr antun. Zu viele Vorfälle sind rund um den kommerziellen Fußball passiert, die bei mir dazu geführt haben, dass ich dem Ganzen kaum mehr Freude mehr abgewinnen kann. Ich habe abgeschaltet. Und zuletzt auch beim FCA nicht mehr so oft eingeschaltet. Eine unvollständige Zusammenfassung:
Auf die Gesundheit der Spieler wird geschissen
Wo soll man anfangen? Juventus Turin hatte Álvaro Morata in der Champions League eingesetzt, obwohl er noch nicht wieder vollständig von einer Grippe genesen war. Das Resultat: Morata brach ohnmächtig nach dem Spiel zusammen. Ein unverantwortlicheres Handeln von Trainern und Ärztestab ist kaum vorstellbar. Und das ganz ohne Covid-19.
Von der Club WM in die Quarantäne. (Photo by Gaston Szermann/DeFodi Images via Getty Images)
Der Virus spielt aber doch auch im Alltag der Profifußballer eine prominente Rolle, so gerne das öffentlich ausgeblendet wird. Nachdem beim FC Augsburg der letzte Infektionsfall schon etwas länger her ist, ging es allerdings beim FC Bayern München ordentlich rund. Nachdem sich Leon Goretzka und Javi Martinez schon vor einer Weile infizierten, war bei der Club WM in Katar Thomas Müller an der Reihe. Kurz danach wurde Benjamin Pavard positiv getestet. Gerade mit den Virusmutationen, die sich mittlerweile im Umlauf befinden, werden weitere Ansteckungen noch realistischer. Anstatt ein Team in Gruppenquarantäne zu stecken, wird leichtfertig die Gesundheit inkl. langfristiger Folgen vieler weiterer Spieler und Beteiligter aufs Spiel gesetzt. Dies hat sich gerade auch wieder beim Länderspiel gegen Island gezeigt. Es gab einen positiven Test bei der Nationalmannschaft. Mehr als ein einzelner Kontakt ersten Grades war nicht ausfindig zu machen (und es versteht auch keiner warum das bei anderen Sportarten anders ist). Es ist fahrlässig.
Wenn da jemals Demut war
Und grundsätzlich war da von Seiten der Verantwortlichkeiten dann schon mal von Demut die Rede. Die Aussagen vieler Verantwortlichen hat dem Realitäts-Check nicht standgehalten. Klar, an der Speerspitze findet sich auch hier wieder der FC Bayern München. Es wäre ja auch mal positiv überraschend, wenn nicht jedes Klischee komplett erfüllt würde. Da wird eine Teilnahme an einer Club WM in Katar grundsätzlich und auch in diesen Zeiten schon nicht mehr hinterfragt. Anstatt dessen, wird dann von Hansi Flick die Bedeutung des eigenen Jobs überhöht. Mann, Du bist verdammt noch mal Fußballtrainer im Profibereich. Jede Krankenschwester trägt mehr Verantwortung als Du. Du kannst ja noch nicht mal dafür sorgen, dass sich nicht dein halbes Team mittlerweile an Corona angesteckt hat. Und ich hoffe, dass keiner dieser Spieler langfristig gesundheitliche Schäden davon trägt, für die Du dann mit verantwortlich bist.
Hansi Flick: von der Realität sichtlich entfernt (Photo by DANIEL ROLAND/POOL/AFP via Getty Images)
Aber auch die anderen Clubs lassen sich gerade im internationalen Zirkus einspannen. Da werden dann schon mal galant Heimspiele ins Ausland verlegt, damit sie überhaupt stattfinden können, so geschehen beim Leipziger Konstrukt und Borussia Mönchengladbach. Max Eberl hatte in der Zuschauer-Debatte noch Union Berlin zur Demut aufgerufen. Während der Einzelhandel weiter geschlossen bleibt, die Friseure nicht öffnen durften und wer weiß wie viele Gastronomen das Handtuch werfen mussten, wird dann halt Champions League in Budapest gespielt. The Show must go on. Wir sind an dem Punkt, wo ich bei all diesem weltfremden, abgehobenen Gedöns nur noch kotzen muss. Warum es dann in diesen Zeiten überhaupt Länderspiele braucht, sind die kritischeren Menschen müde geworden zu hinterfragen. Man kommt ja mit dem Hinterfragen auch nicht mehr hinterher.
Die fehlende Vorbildfunktion
Derweil stehen die Teams in der Öffentlichkeit und das Handeln von Spielern und Verantwortlichen hat automatisch Strahlkraft. Die Politik hat es bis jetzt schon nicht hinbekommen, Unternehmen in die Verantwortung zu nehmen, dass Jobs, die definitiv im Home Office ausgeführt werden können, auch wirklich von dort erledigt werden. Egal, ob das Büro dann leer aussieht oder der Chef auch wirklich darauf vertraut, dass zu Hause gearbeitet wird.
Die Party endete nicht auf dem Platz. Ein Bewusstsein für die allgemeine Lage war anscheinend nicht vorhanden. (Photo by LEON KUEGELER/POOL/AFP via Getty Images)
Da führt das Verhalten der Fußballer zwangsläufig dazu, dass ich mir zu Hause denke: „Wenn die sich nicht einschränken, warum sollte ich denn“. Viel größer könnte man den Graben zwischen dem Fan zu Hause und dem Geschehen rund um die Stadien der Republik nicht mehr ziehen. Oder man scheißt zusammen auf alle Regeln und feiert ohne Rücksicht auf irgendeine Regel zusammen einen Derby-Sieg. Wie viel Ignoranz gegenüber der Gesamtsituation kann man denn haben? Kritisch kann man anmerken, dass auch Feierfotos beim FCA hier nicht positiv herausstechen. Wie vieles in der Außensicht wirkt, ist den Beteiligten dabei oftmals wohl nicht mehr bewusst. Sonst gäbe es nicht auch zur letzten „Human Rights“-Aktion noch ein Filmchen.
Die prekären Arbeitsverhältnisse der Jugendtrainer
Dabei ist der Fußball schon lange eine Industrie, die die Hoffnungen und die Begeisterung der Beteiligten für die schönste Sache der Welt schamlos ausnutzt. Ronald Reng hat mit „Mroskos Talente“ ein Buch geschrieben, in dem das vor allem für den Scoutingbereich transparent wird. Ähnliches hat nun WDR im Format Sport inside für die Jugendtrainer aufgedeckt. Die Jugendtrainer selbst in den Nachwuchsleistungszentren der Bundesliga sind dabei oft als Mini Jobber angestellt. Geltendes Arbeitsrecht wird teilweise nicht eingehalten. Leider ist auch der FCA hier keine Ausnahme. Während man den Mitgliedern ans Herz legt über eine Vereinsmitgliedschaft in die Jugend zu investieren, ist die Bezahlung der Jugendtrainer auch in Augsburg unterirdisch. Johannes Graf hat in der Augsburger Allgemeinen aufgezeigt, dass 120 Stunden Arbeit in manchen Fällen nur 600 Euro Gehalt gegenüberstanden. Das ist schlicht nicht okay.
Die Sippenhaft
Jetzt könnte man ja mit dem Fingerpointing anfangen. Es sind ja immer nur die anderen. Klar abgegrenzt wird sich aber auch nicht. Und so gibt es zwar immer noch die positiven Momente rund um den Fußball, wenn sich z.B. eine große Zahl von Fußballprofis angestoßen durch die 11 Freunde öffentlich gegen Homophobie positioniert oder Eintracht Profis an die Opfer in Hanau erinnern. Die große Ausnahme, durch die klar werden würde, dass das System nicht vollkommen zerbrochen ist, sehe ich in meiner momentanen Stimmung allerdings nicht. Denn wenn die Verbände oder großen Vereine voran gehen, dann läuft der Rest wie die Lemminge hinterher. Kurz – zu Beginn der Pandemie – hat der Fußball seine gesellschaftliche Sonderstellung verteidigen müssen. Fast ein Jahr später, hat er sie durch das Verhalten der allermeisten Verantwortlichen unter den Bus geworfen. Das Tüpfelchen auf dem i kommt in der kommenden Woche, wenn abseits der Öffentlichkeit die Champions League reformiert wird und die Unterschiede, zwischen groß und klein noch größer werden. Wenn Max-Jacob Ost auf Twitter nicht darauf hingewiesen hätte, wäre es auch mir nicht aufgefallen. Teilnehmen an der Abstimmung darf mit Rainer Koch für Deutschland ein alter Bekannter.
Ich habe den Fußball und seine Rolle lange verteidigt. Zu viel Gutes könnte er anstoßen. Zu sehr hat er auch mich in der Vergangenheit mit anderen Menschen zusammengebracht. Zu viele tolle Erlebnisse beschert. So, wie das im Moment läuft, verfolge ich momentan lieber esports. Dort wird die Gesundheit der Aktiven nicht fahrlässig aufs Spiel gesetzt und die Spieler sind Leute wie Du und ich, für die nicht jeden Tag eine neue Sonderregel gefunden werden muss. Am Ende wird es wohl grundsätzlich weniger Fußball. Denn mit den Menschen, die ich über den Fußball kennen gelernt habe, kann ich mich auch gut über Bücher unterhalten oder, wenn Corona es wieder erlaubt, ein Eis essen gehen. Und aus der Distanz, vielleicht im Radio, ein Spiel verfolgen. Der Weg zurück wird immer weiter.
Der FCA scheint derzeit seine Stammformation gefunden zu haben. Die erfahrenen Oldies, Tobias Strobl, André Hahn und Daniel Caligiuri, konnten zuletzt mehr oder weniger überzeugen und haben ihren Stammplatz demnach sicher. Einige Leistungsträger der letzten Saison hingegen, darunter Ruben Vargas und Marco Richter, haben hier aktuell das Nachsehen und finden sich verstärkt auf der Bank wieder. Manche würden dies als „Luxusproblem“ titulieren, denn die Möglichkeit, mit Offensivspielern vom Kaliber Vargas oder Richter nachlegen zu können, ist abhängig vom Spielverlauf für Augsburger Verhältnisse wirklich „Luxus“. Diese Möglichkeiten der Wechsel nutzt Trainer Heiko Herrlich derzeit nicht aus, wenn man die zurückliegenden Spiele eingehender betrachtet. Obwohl es leuchtende Vorbilder hierfür gibt, wie Vargas gegen Gladbach.
Daher stellen sich die RoGaz Autorinnen Birgit und Irina gemeinsam die einleitende Frage: Wechselt Heiko Herrlich oft zu zögerlich und spät?
Heiko wechsel‘ nicht
Genau aus diesem Grund haben wir sämtliche Saisonspiele im Hinblick auf die getätigten Wechsel genauer unter die Lupe genommen:
Als erstes sticht dabei die Tatsache ins Auge, dass Coach Heiko Herrlich in gerade einmal 11 Partien das volle Kontingent von 5 Wechseln pro Spiel genutzt hat. Dieser Regeländerung wurde am 08.05.2020 von der IFAB (International Football Association Board) zugestimmt, nachdem ein entsprechender Antrag von der FIFA vorgelegt wurde. Dieser Vorschlag erfolgte aufgrund der Corona-Krise, um den engen Zeitplan und die damit höhere Belastung für die Spieler:Innen ausgleichen zu können.
In rund 40 Prozent der Spiele schöpft Herrlich hierbei aus dem Vollen und nimmt dabei von 125 möglichen Wechseln nur 104 vor. Das mag der Tatsache geschuldet sein, dass unser FCA zwischendurch von Verletzungssorgen geplagt war . Gerade im offensiven Bereich fielen mit André Hahn, Freddy Jensen und auch Noah Sarenren Bazee zeitweise wichtige Offensivkräfte aus. Auch die beiden einzigen nominellen Linksverteidiger Pedersen und Iago waren teilweise sogar gleichzeitig abwesend. Doch auch jetzt zieht der Trainer nicht immer alle Register im Sinne eines Wechsels.
Perfekter Augenblick
Auch andere Dinge sind bei tiefergehender Analyse aufgefallen: Mit Ausnahme des ersten Spiels gegen Union Berlin fand in der starken Phase zu Beginn der Saison der erste Wechsel durchschnittlich um Minute 55 herum statt. So brachte der Trainer gegen den BVB (2. Spieltag) in der 58. Spielminute Freddy Jensen und vollzog auch den einen oder anderen Wechsel bereits in der Halbzeitpause. Beispielsweise am 5. Spieltag gegen Bayer Leverkusen, als er mit Ruben Vargas und Frederik Jensen zwei frische Offensivkräfte brachte. Oder auch an Spieltag 9 gegen Freiburg, als Marco Richter in der 46. Minute für Gumny ran durfte.
Sieht man sich allerdings die letzten fünf Partien in der Rückrunde an, so wird relativ deutlich, dass sich gerade der Zeitpunkt der ersten Wechsel um ganze 10 Minuten nach hinten geschoben hat. Der erste Spieler wird nun erst um die 65. Minute herum eingewechselt. Eine Ausnahme hier, als Heiko Herrlich am letzten Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach Ruben Vargas bereits in der Halbzeit auf den Platz schickte. Das Ergebnis dieses Wechsel-Coups: Der flinke und frische Flügelspieler mutierte (wieder einmal, möchte man sagen) zum Kopfballmonster und traf bereits 370 Sekunden nach Einwechselung zur 1:0-Führung für den FCA.
Ruben Vargas zeigt, was einen guten Joker ausmacht (Foto: Bernd Feil/M.i.S./Pool via Imago)
Defensiv trotz Offensivpower?
Eine weiterer interessanter Aspekt ist jedoch, dass – trotz der generellen defensiven Ausrichtung unseres Teams – der erste Wechsel in 21 von 25 Fällen eher offensiver Art war. Das hatte jedoch nicht unbedingt immer den (gewünschten) positiven Effekt, dass das Team engagierter nach vorne spielte und wichtige Tore erzielte. Insgesamt gingen 14 Schüsse nach der ersten Auswechslung in den gegnerischen Kasten. Davon wurden allerdings nur drei Stück von „Jokern“ verwandelt:
Spieltag 1: André Hahn trifft zum 1:3 – Endstand gegen Union Berlin (89. Min.)
Spieltag 11: Marco Richter erzielt den späten Ausgleich gegen S04 (2:2) (93. Min.)
Spieltag 25: Ruben Vargas schießt das 1:0 gegen Borussia Mönchengladbach (3:1) (52. Min.)
Auffallend ist jedoch, dass gerade in den letzten Partien sehr späte Auswechslungen vorgenommen wurden, die noch einmal für Torgefahr sorgen sollten. Aber mal ganz ehrlich: Was bringt es, einen Richter, Vargas oder Sarenren Bazee nach der 90. Minute einzuwechseln? Außer Zeit von der Uhr zu nehmen, versteht sich. Natürlich sind auch schon sehr späte Tore erzielt worden. Bei uns diese Saison allerdings noch nicht sehr häufig. Und eigentlich sollten – zumindest in der Theorie – solche Joker deutlich früher gebracht werden, wenn man daraus noch einen Nutzen ziehen möchte.
Warum bringt Heiko die jungen Wilden oft nicht früher ins Spiel? (Foto: Bernd Feil/M.i.S./Pool via Imago)
Späte Wechsel gegen Hertha
Natürlich hängen Auswechslungen immer auch vom Spielverlauf und aktuellen Spielstand ab. Es gibt also durchaus Argumente, die für späte Wechsel sprechen. Beispielsweise, wenn die Mannschaft auf dem Feld miteinander harmoniert. Gleichzeitig kann man mit Wechseln einiges an Zeit schinden, was gerade bei knappen Spielständen häufig in der Bundesliga so praktiziert wird. Allerdings kann das auch gewaltig schief gehen, wie man am Beispiel des Spiels gegen den Big City Club – Hertha BSC Berlin – sehen kann.
Nach dem Spiel gegen Hertha wurde in den sozialen Netzwerken heftig darüber diskutiert, ob der Coach ggf. viel zu spät und auch taktisch eher falsch gewechselt hat. Erst in der 75. Minute durfte Richter für László Bénes auf den Platz. In der 85. Minute folgte Gregoritsch, bevor in der 93. Spielminute auch noch Vargas und Sarenren Bazee für kurze Zeit am Spielgeschehen teilnehmen durften. Keine zwei Minuten später pfiff der Schiedsrichter die Partie sodann ab. Auch dass man Mads Pedersen – trotz dunkelgelber Karte – nicht ausgewechselt hat, sah die Fangemeinde mehr als kritisch. Dazu äußerte sich Heiko Herrlich in der anschließenden Pressekonferenz.
„Wir hatten schon mit dem Gedanken gespielt, weil natürlich auch Unruhe im Spiel war, ihn auszuwechseln. Robert Gumny stand schon bereit. Ich hätte sicherlich in der nächsten Situation einen Wechsel gemacht, aber dann ist der schon Elfmeter passiert. Und das ist natürlich ärgerlich.“
Heiko Herrlich in der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Hertha BSC
Anschließend flog Pedersen zwar nicht mit gelb-rot vom Platz, aber verursachte einen absolut vermeidbaren Elfmeter für die Hertha, der das Spiel zugunsten der Hauptstädter entschied. Die Konsequenz: 0 Punkte für den FCA! Hat uns dieser „Nicht-Wechsel“ vielleicht die (wichtigen) Punkte im Abstiegskampf gekostet? Man ist an dieser Stelle durchaus geneigt, die Frage mit „Ja“ zu beantworten.
Wechselspiele in Freiburg
Kaum war die Aufstellung gegen die Breisgauer vergangenen Sonntag bekannt, sorgte diese auch schon für heftige Diskussionen in den sozialen Netzwerken. Viele Fans fanden die Ausrichtung zu defensiv, zu „unmutig“ und hatten wohl heimlich gehofft, dass Heiko Herrlich – nach dem 3:1-Erfolg gegen Gladbach am vorherigen Spieltag – auf die Elf der zweiten Halbzeit setzen würde. Doch wichtige Offensivkräfte wie Ruben Vargas, Noah Sarenren Bazee und auch Flo Niederlechner mussten zuerst auf der Bank Platz nehmen.
Der FCA kam zu Beginn nur schwer ins Spiel, doch nach überstandener Anfangsviertelstunde hatten sich die Jungs etwas gefangen und konterten die Freiburger in deren Stadion aus. In der 39. Minute hatte László Bénes die beste Augsburger Chance und das 0:1 auf dem Fuß. Leider segelte der Ball knapp über das Tor von Keeper Florian Müller. Dieser ist übrigens laut offizieller Bundesligastatistik – nach Ortega (Arminia Bielefeld) und Gikiewicz – auf Platz 3 der Torhüter mit den meisten gehaltenen Schüssen.
Kommt der Ex-Freiburger bei Heiko Herrlich nicht mehr so gut an? Der Stürmer kommt derzeit nicht wirklich zum Zuge (Foto: Klaus Rainer Krieger/Pool via Imago)
High Hopes
Die Hoffnung war groß, dass unser Coach auch in dieser Partie in der Halbzeitpause wechseln würde. Doch leider enttäuschte uns Heiko Herrlich – Wechsel? Fehlanzeige. Erst in Spielminute 61 brachte er beim Spielstand von 1:0 mit Vargas und Gruezo zwei frische Kräfte. Das Spiel erhielt dadurch noch einmal einen Schub und der FCA schoss mehr als einmal auf den gegnerischen Kasten. Doch das Glück schien die Mannschaft in den vorherigen Spielen aufgebraucht zu haben, denn in der 79. Spielminute meldete VAR Bibiana Steinhaus einen zuvor auf Abseits entschiedenen Treffer des SC Freiburg. Schiedsrichter Dankert erkannte das Tor zum 2:0 an.
Herrlich reagierte umgehend und brachte im Anschluss Niederlechner für Rani Khedira und Pedersen für Gumny, doch dies brachte nichts mehr ein. Die Punkte blieben also in Freiburg und ein Blick auf die Tabelle zeigt, dass es nur noch 6 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz sind, den momentan der 1. FC Köln inne hat. Es wird also wieder einmal ziemlich eng im Abstiegskampf und es stellt sich nun automatisch die Frage, ob die frühere Einwechslung eines Mittelstürmers nicht doch angebracht gewesen wäre. Und vielleicht die einzige Chance auf zählbares gewesen wäre.
Freiburg hingegen wechselte früh offensiv und trotz Führung – Coach Streich brachte Stürmer Demirovic für Stürmer Til. In Minute 73 legte Freiburg mit dem Ex-Augsburger Schmid nach. Und dies zahlte sich augenscheinlich aus, Lienhart erzielte in der 78. Minute das 2:0, Vorlagengeber war der eingewechselte Demirovic. Nach dem Tor wechselte Streich direkt dreifach und vermehrt defensiv, um das Ergebnis zu halten. Das Resultat ist bekannt – Streichs Matchplan ging offensichtlich auf.
Schmid würden wir gerne wieder im Augsburger Dress sehen (via Imago)
Blick auf gegnerische Wechsel
Blicken wir im Nachfolgenden einmal auf die restlichen Gegner: Wie haben diese in den Partien gegen die Augsburger gewechselt? Gleich im ersten Saisonspiel gegen „Eisern Union“ wird bei näherer Betrachtung auffällig, dass Union – neben einem frühen verletzungsbedingten Wechsel in Halbzeit eins – in der zweiten Hälfte relativ früh nachgelegt hat. Mit Teuchert kam sodann ein ambitionierter (Nachwuchs-)Stürmer für Mittelfeldmann Prömel in die Partie. Keine vier Minuten später fiel dann das 1:1 für Union. Wie reagierte darauf der FCA? Mit einem offensiven Doppelwechsel. Und wurde mit Gregerls Siegtreffer in Minute 82 belohnt.
Bei dem müden Remis an Spieltag drei gegen Wolfsburg wechselten die Wölfe eher defensiv trotz höherer Ambitionen. Der FCA hingegen etwas offensiver, hier war schon ersichtlich, dass der FCA das Spiel noch für sich entscheiden wollte. Insgesamt wechseltechnisch gesehen eine eher maue Partie – auf beiden Seiten nur jeweils zwei Wechsel. Es blieb beim (leistungsgerechten) 0:0. Am 6. Spieltag gegen Mainz 05 zeigte sich, dass frühe offensive Wechsel auch schnell Früchte tragen können: Die Mainzer wechselten Stürmer Onisiwo für Mateta in Spielminute 58 ein, ebenjener Onisiwo markierte in der 64. Minute sogleich das 1:1. Ein ebenfalls sehr wirkungsvoller Joker war am 7. Spieltag Piatek von Hertha BSC Berlin. Der Stürmer wurde nach der Halbzeit für Cordoba eingewechselt und brachte sich direkt mit einem Assist zum 2:0 ein. Das 3:0 – und sogleich Endstand der Partie – erzielte er in Minute 86. noch selbst.
Frische Kräfte braucht das Spiel
Offensive Wechsel können – wie bereits im vorherigen hervorgehoben – Mut und frische Kräfte bewirken. Am 8. Spieltag wurde der alte Freiburger Hase Nils Petersen in der 58. Minute eingewechselt beim Stand von 0:0. Keine sechs Spielminuten später dann die 1:0 Führung für die Freiburger durch Grifo. Andere Mannschaften hingegen verzichten auf frühe Wechsel und warten lange Zeit den Spielverlauf ab – am 11. Spieltag gegen den FC Schalke 04 musste – aufgrund einer Horrorverletzung von Mark Uth – früh gewechselt werden, jedoch blieb dies auf Schalker Seite auch lange der einzige Wechsel. Erst in Minute 82 legte S04 im Sturm nach. Die Partie endete 2:2. Auch Gladbach wartete am 25. Spieltag sehr lange auf seinen ersten Wechsel. Erst in der 78. Minute wechselte Gladbach offensiv, sehr zur Freude vom FCA, die die entstehenden Lücken im Defensivverbund der Gladbacher nutzen konnten und noch 3:1 gewannen.
Viele Spiele gaben wechseltechnisch nicht viel her oder die Wechsel zeigten kaum nennenswerte Einflüsse auf das Spielgeschehen. Beispielsweise in der Partie des FCA gegen Arminia oder gegen Köln am 14. Spieltag. Gegen Werder Bremen am 16. Spieltag warf unser FCA alles rein, was offensiv Rang und Namen hatte, Bremen wechselte hingegen defensiv – und ging als Sieger aus der Partie. Die Treffer für die Grün-Weißer fielen spät – in Minute 84 und 87. Wechseltechnisch gesehen lief es genau gegenteilig gegen den Angstgegner Leverkusen. Hier wechselte Leverkusen offensiv und oft, u.a. kamen Alario für Wirtz und Gray für Bender. Der FCA hingegen eher defensiv. Für Leverkusen zahlten sich die Offensivwechsel aus, der eingewechselte Stürmer Gray legte für Tapsoba vor und Leverkusen nahm noch einen Punkt aus Augsburg mit.
An „Gike“ liegts nicht, dass wir im Abstiegskampf stecken (Foto: Peter Fastl/POOL via Imago)
Wechsel sind wichtig
Natürlich hängen Auswechslungen im Fußball immer mit dem aktuellen Geschehen auf dem Platz zusammen. Und sind auch abhängig vom Spielverlauf. Oftmals muss der Trainer auf einen Rückstand, eine Unterzahl, eine Verletzung oder auch auf eine Systemumstellung des Gegners reagieren. Mit Wechseln kann der Coach dem Spiel und dem Team nochmals entscheidende Impulse geben. Das Ziel sollte es natürlich sein, den Spielausgang möglichst positiv für den Verein zu gestalten, unter der Berücksichtigung der erlaubten Anzahl an Wechseln im Spiel (derzeit: fünf).
“ Die Auswechslung von Spielern stellt neben der Halbzeitpause die einzige Möglichkeit für einen Fußballtrainer dar, während des Spiels Einfluss auf Strategie und Taktik seines Teams zu nehmen.“
Hannah Geyer (2008): Auswechselverhalten im Fußball – Eine theoretische und empirische Analyse, Vorwort
Dies ist keine triviale Aufgabe, doch mit langjähriger Erfahrung und umfangreichem Wissensschatz sollte ein Trainer dies dennoch meistern können. Im Grunde gilt dies auch für Heiko Herrlich und gerade die offensive Ausrichtung der ersten Wechsel gegen Freiburg spricht eigentlich für ihn. Diese ersten Wechsel finden verstärkt – wie bereits erwähnt – um die 65. Minute herum statt. Vergleicht man dies mit dem Saisondurchschnitt aller Bundesligisten, stellt man fest, dass der FCA rund 7 Minuten darüber liegt. Begutachtet man speziell die Spieltage 20 bis 26, so stellt man weiterhin fest, dass der FCA dabei nur auf Rang 14 liegt. Dies wiederum spricht eindeutig dafür, dass die ersten Wechsel eher zu spät als zu früh erfolgen. Der aktuelle Spielstand ist hierbei zumeist maßgeblich für die Wechsel.
Eine Überlegung ist, ob ein Niederlechner, Vargas, Sarenren Bazee etc. nicht mehr bewirken könnten, wenn sie mehr Spielminuten bekämen. Natürlich gibt es auch andere Gründe, die für Wechsel sprechen, zum Beispiel Verwarnungen (sprich: die drohende Gefahr einer gelb-roten Karte) oder als Schutz vor Verletzungen. Doch aufgrund der Tatsache, dass der FCA gegen Freiburg kurz nach Seitenwechsel zurücklag, hätte Herrlich ggf. früher (offensiv) wechseln und nicht wie geschehen erst rund zehn Minuten später auf den Rückstand reagieren sollen. Aufgrund früherer Studien lässt sich durchaus sagen, dass im Rückstand liegende Teams häufiger wechseln – was durchaus logisch erscheint.
Ein kurzes Fazit
„Eine zurückliegende Mannschaft versucht also durch eine offensivere Aufstellung, diesen Rückstand auszugleichen und dann eventuell sogar in Führung zu gehen, während die führende Mannschaft eher versucht, mit einer defensiveren Aufstellung ihre Führung zu verteidigen.“
Hannah Geyer (2008): Auswechselverhalten im Fußball – Eine theoretische und empirische Analyse, S.9
Der Zeitpunkt sowie die Art der Auswechslung (offensiv vs. defensiv) sind also eminent wichtige Entscheidungen, die der Trainer fast impulsiv innerhalb des Spiels treffen muss. Frühe Wechsel bei einem Rückstand bieten die Chance, dass sich die Wirkung des Wechsels noch (zeitlich gesehen) entfalten kann. Im Umkehrschluss bedeutet dies also auch, dass späte Wechsel die Gefahr bergen, dass der Wechsel letztlich wirkungslos bleibt. So geschehen beispielsweise bei der späten Einwechslung von Flo Niederlechner gegen Freiburg. Armer Flo, wäre er doch sicherlich mega motiviert gewesen gegen den Ex-Club!
Zusammenfassend gilt zu sagen, dass sich viele Fans – nicht ganz unbegründet – frühere und offensivere Wechsel wünschen, gerade wenn man in Rückstand liegt. Dies bietet vermutlich auch mehr Chancen als Risiken. Gerade im Abstiegskampf und in Duellen gegen ähnlich starke Clubs sowie „Tabellennachbarn“ darf man Spiele nicht einfach abschenken, sondern sollte mit aller Macht versuchen, dieses Spiel noch zu drehen. Frische Kräfte bieten hier den Vorteil, nochmals alles in die Waagschale werfen zu können und das Team auf dem Platz mitzureißen. So beispielsweise geschehen gegen Gladbach, als Ruben Vargas nach der Pause eingewechselt wurde. Und prompt den Mut des Trainers belohnte mit seinem Sahnetor.
Vielleicht zeigt das Freiburg-Spiel auch ganz gut, wie ausbleibende Wechsel oder eben auch zu späte Wechsel vom Effekt her gesehen verpuffen können. Spätestens in den kommenden Spielen gegen die direkten Tabellennachbarn aus Hoffenheim, Schalke und Bielefeld sollten die Wechsel effizienter gestaltet werden. Um die entscheidenden Spiele für den FCA positiv zu gestalten und schnell aus dem Abstiegssumpf zu gelangen. Also, Heiko: Wechsel‘ früh und wechsel‘ siegreich.
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