Abgegrätscht

1:0 hat der FCA am Freitag in Bielefeld gewonnen. Offensiv hielt sich das Feuerwerk erneut sehr in Grenzen. Dafür konnte Bielefeld noch weniger Akzente setzen als unsere Augsburger und so geht der Sieg in einer umkämpften Partie dann wohl in Ordnung. Zweimal nacheinander gepunktet. Eine Seltenheit. Aber auch taktisch mit funktionierenden Matchplänen. Als Augsburger reibt man sich verwundert die Augen. Hat die Mannschaft ihr Gleichgewicht gefunden?

3er vs 4er Kette

Die offensichtlichste Änderung war in diesen beiden Partien die von Markus Weinzierl verordnete Systemumstellung hin zur 3er Kette. In den Anfangsformationen der Spiele fanden sich so dann sowohl Oxford, Gouweleeuw als auch Uduokhai wieder. Gegen Bielefeld musste Uduokhai verletzt raus und für ihn kam Winther. Das System blieb. Und mit ihm die defensive Stabilität.

Daniel Caligiuri war sich für kein Tackling zu schade und ist auf der rechten Schiene momentan die Optimalbesetzung (Photo by Martin Rose/Getty Images)

Zwei Spiele lang keine einfachen Fehler in der Abwehr, die direkt zu Gegentoren führten. Basierend auf dieser defensiven Stabilität versetzt sich die Mannschaft in die Lage zu punkten. Auch deshalb, weil hierdurch die Schwächen auf den defensiven Außen kaschiert werden. Mit Daniel Caligiuri hat man einen guten rechten Schienenspieler und auch Iago oder Mads Pedersen fühlen sich offensiver deutlich wohler. Die Systemfrage scheint vorerst geklärt.

Pressing vs. zu große Offenheit

Markus Weinzierl hat immer wieder verkündet, dass dem System keine zu hohe Bedeutung zuzumessen ist. Aus meiner Sicht scheint auch den Pressingabläufen mehr Gewicht als dem System selbst zuzukommen. Gegen Bielefeld wurde genau hier in der Halbzeit nachjustiert und ab Halbzeit 2 etwas aggressiver gepresst. Das wichtigste dabei bleibt, dass die Pressingabläufe so gut funktionieren, dass sie nicht einfach überspielt werden können und in ihrem Rücken keine großen Lücken entstehen.

Gregerls wichtigste Rolle momentan: den Druck auf den Gegner immer hochhalten. Es gelingt sehr oft. (Photo by Martin Rose/Getty Images)

Hier scheint die Mannschaft Fortschritte zu machen. Gerade die Pressingabläufe sind ein Erfolgsgarant. Die Offensivspieler wissen, dass die Körner im Zweifel nicht für 90 Minuten reichen müssen und geben im Anlaufen des Gegners alles. Auch Bielefeld wurde in ungewollte länge Bälle gezwungen, konnte sich kaum hieraus befreien und gewann dann auch wenig zweite Bälle. Da macht es dann für den Gegner wenig Spaß. Und nicht nur, weil man verliert.

Zweikampfführung

Die schlechten und ungewollten Spieleröffnungen erlauben es der Mannschaft dann, gut in die Zweikämpfe zu kommen und Bälle zu erobern. Das Spiel des Gegners wird berechenbarer. Bälle werden antizipiert und abgefangen. Im Zweifel wird der Gegner auch mal gelegt. Gerade gegen Bielefeld hat der FCA keine Gefangenen gemacht. 5 gelbe Karten standen am Ende zu Buche. Beschweren durfte man sich diesmal über keine davon. Die Partie war für Bielefeld sichtlich unangenehm zu spielen. Der FCA hat es Ihnen so schwer gemacht, wie es sich für eine Augsburger Mannschaft gehört. Diese Bissigkeite und Aggressivität, die schon oft als einer der Augsburger Grundwerte bezeichnet wurde, ist zurück. Ich habe es geliebt.

Mads Pedersen beim Tackling. Ich liebe es. (Photo by Martin Rose/Getty Images)

Torgefährlichkeit

Alleine vom Spiel mit dem Ball in Richtung gegnerisches Tor war dann am Ende – mal wieder – nicht viel zu sehen. Der FCA ist weiterhin nicht in der Lage einen Gegner herzuspielen und eine Vielzahl von Chancen selbst zu kreieren. Selbst gegen Arminia Bielefeld. Das Team von Markus Weinzierl hat nun aber hierfür eine Lösung gefunden, die auch schon gegen Union Berlin funktioniert hat. Durch die Pressingabläufe und die aggressive Zweikampfführung, werden die Bälle höher – heißt näher zum gegnerischen Tor – erobert. Gegen Bielefeld war es Iagos Ballgewinn auf Höhe der Mittellinie der das Tor einleitete. Dadurch werden die Wege kürzer und man kann den Gegner überrumpeln. Bei der Qualität unserer Abschlussspieler, diesmal in Person von Daniel Caliguiri, der immer noch einen feinen Ball Richtung Tor auf Lager hat, kommen wir dann doch ab und zu zum Torerfolg. Und das reicht dann diesmal zum Sieg.

Geht es so weiter?

Und damit scheint der FCA nun eine Formel gefunden zu haben, die mit dem vorhandenen Spielermaterial, zu erfolgreichen Ergebnissen führen kann. Trotzdem stellt sich vor der Partie gegen Mainz 05 – so sie denn in Anbetracht der Mainzer Corona-Infektionen stattfindet – erneut die Systemfrage. Traut Markus Weinzierl Frederik Winther die Rolle des 3. Innenverteidigers zu? Gerade nun da die Mannschaft im Gleichgewicht angekommen scheint, wird durch die Personalsituation die Frage aufgeworfen, ob man in dieser Formation weiterhin antreten kann. Ich würde mir wünschen, dass wir bei diesem System bleiben. Sollen sich doch die direkten Gegner im Abstiegskampf überlegen müssen, wie sie dieses Bollwerk knacken. Sich die Zähne ausbeißen. Ihr frustriertes Gemeckere auf dem Platz ist Musik in meinen Ohren. Und die gesammelten Punkte geben die nötige Zuversicht für den Abstiegskampf. Den Kampf hat die Mannschaft sichtbar angenommen. Dafür bin ich heute dankbar.

Macht den Karren wieder flott

Markus Weinzierl stand für den FC Augsburg am Samstag gegen Freiburg, bei der (vielleicht vermeidbaren) 1:2 Heimniederlage nicht am Seitenrand. Corona hatte ihn erwischt und er ist weiterhin in Quarantäne. Es ist müßig zu diskutieren, ob es etwas geändert hatte. Was sicher ist: schon nach den Partien gegen Leverkusen und Gladbach war er in die Kritik geraten. An vielen Stellen wird sich gefragt, wo denn die sportliche Entwicklung geblieben ist. Der FC Augsburg ist weiterhin das Maß an fehlender Konstanz. In diesem Zusammenhang ist das Team unschlagbar. Natürlich fällt dies auch auf den Trainer zurück. Wer aber trägt hierfür neben ihm die Verantwortung?

Keiner übernimmt Verantwortung

Teaminterne Prozesse im Fußball sind eine komplizierte Angelegenheit. Versuche ich selber kurz vor Ende des Spiels den Lucky Punch zu landen oder spiele ich lieber nochmal ab? Oft ist beim Fußball die Teamleistung mehr als nur die Summe aller Einzelleistungen. Spieler müssen sich für das Wohl des Teams hinten an stellen. Das Team muss Vorrang haben. Dafür muss jeder Verantwortung für das Team übernehmen und das persönliche Vorankommen vielleicht auch hinten anstellen.

Der Trainer und sein Team sind in diesem Zusammenhang das regulierende Kollektiv. Sie müssen glaubhaft das langfristige Wohl des Teams im Auge haben und auch schwierige Entscheidungen z.B. bzgl. Startelfnominierungen treffen. Und das Team bestehend aus vielen Einzelspielern muss diesen Entscheidungen Folge leisten. Nun sieht das beim FCA schon seit längerem nicht nach einem eingespielten Team aus. Nach individuellen Fehlern fehlt das gegenseitige Aufbauen. Es fehlen die Antreiber. Es fehlt, das Spieler auch nach außen sichtbar Verantwortung übernehmen. Es wird noch nicht einmal benannt, wer im Mannschaftsrat ist. Selbst im Trainerteam wird die Verantwortung weggeschoben. Reiner Maurer sagte in der Pressekonferenz vor dem Spiel: “Ich fühle mich genau so verantwortlich, wie wenn der Markus dabei ist.” War er halt nur nicht. Kollektives Wegducken.

Die lahme Ente

Dieser Prozess endet allerdings nicht beim Trainerteam oder Markus Weinzierl. Unter der Woche gab es eine Medienrunde mit Stefan Reuter. Im Gegensatz zur Pressekonferenz nicht öffentlich. Dazu kommt, dass Stefan Reuter sich zur Zukunft von Markus Weinzierl nicht abschließend äußern will. Weggeduckt hat er sich zuletzt bei Tom Scharnagl bei a.tv. Wo ist das Problem mag sich der ein oder andere fragen? Das Problem ist Markus Weinzierls vertragliche Situation. Sein Vertrag läuft zum Saisonende hin aus und wurde bisher nicht verlängert.

Und am Ende war wieder der Trainer verantwortlich für die fehlende sportliche Entwicklung? (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

In den USA nennt man das eine “lame duck“, übersetzt eine lahme Ente. Damit ist gemeint, dass in diesem Fall der Trainer keine Durchsetzungskraft mehr hat, weil ihm die Rückendeckung fehlt. Die Spieler glauben vielleicht selbst nicht mehr an einen Verbleib des Trainers. Entsprechend folgen sie den Vorgaben und Weisungen vielleicht nicht mehr zu 100%. Bewusst oder unterbewusst spielt dann schon keine Rolle mehr. Es gibt eine Ausrede. Wegducken wurde hiermit legitimiert.

Handelt jetzt, zefix!

Das kann so nicht bleiben. Die Verantwortlichen beim FC Augsburg, Stefan Reuter und Klaus Hofmann in allervorderster Front, müssen sich schleunigst klar werden, was sie von den Leistungen von Markus Weinzierl halten. Ich kann mir kaum vorstellen, dass eine Vertragsverlängerung an Markus Weinzierl scheitern würde. Und wenn, dann wäre das auch ein klares Zeichen. Weinzierls Optionen in der Bundesliga werden auf Sicht äußerst begrenzt sein. Er lebt mittlerweile nur noch von seinen längst vergangenen Augsburger Lorbeeren.

Wenn man von der Arbeit von Markus Weinzierl überzeugt ist, dann ist es Zeit den Vertrag schleunigst zu verlängern und dies sofort zu kommunizieren. Wenn die Überzeugung fehlt, dann ist es jetzt Zeit “Servus” zu sagen. Laut und deutlich. Und mit Überzeugung und Stärke in das letzte Drittel der Saison einzubiegen. Wo liegt hier das Problem?

Die Alternativen

Für mich ist das Problem recht deutlich. Sollte man sich von Markus Weinzierl trennen, dann braucht es eine Alternative. Und um den passenden Trainerkandidaten bestimmen zu können, braucht es ein Anforderungsprofil und bestehende Kontakte. Nach Weinzierls erstem Abgang hatte man sich für Dirk Schuster entschieden, weil er aus wenig viel gemacht hatte in Darmstadt und dort auch die “Augsburger Tugenden” auf dem Platz sichtbar machte. Danach übergab man an Manuel Baum, um die eigene Jugend besser zu integrieren und sich sportlich zu entwickeln. Und seitdem ist keine klare Strategie bei den Trainerverpflichtungen mehr erkennbar. Martin Schmidt war spielerisch auf Umschaltspiel begrenzt und die Mannschaft zerfiel regelmäßig. Zu Heiko Herrlich habe ich damals schon viel geschrieben und lasse das an der Stelle lieber. Ich habe selten eine weniger überzeugende Führungspersönlichkeit erlebt. Reuter, Hofmann und Co. haben in den letzten Jahren eine Trainerfahrkarte nach der anderen geschossen. Alte Bekannte, die dem FC Augsburg jetzt vielleicht auf dieser Position helfen könnten, sind ihnen vielleicht ausgegangen. Deshalb war ja schon im letzten Jahr Markus Weinzierl der letzte Rettungsanker.

Spoiler Alert: Wahrscheinlich wird man Klaus Hofmann in den kommenden Wochen wieder mehr öffentlich wahrnehmen. Es ist der übliche Prozess. (Photo by Stefan Puchner – Pool/Getty Images)

Und was will die Führungsspitze in Augsburg denn von einem Trainer? Defensive Stabilität und Augsburger Tugenden? Ausgeprägtes Ballbesitzspiel mit in Ruhe vorgetragenen Angriffen und hoher Torquote? Alles getragen von mindestens 5 Eigengewächsen? Alles zusammen? Zwischen den Wünschen und Ansprüchen und der Realität scheint eine kleine Lücke zu klaffen. Die fehlende Fokussierung auf Kernaspekte führte in den letzten Jahren zur Beliebigkeit. Wir sind zur grauen Maus verkommen. Negativ in diesem Sinne: die Teams kommen gerne nach Augsburg, weil es nicht mehr ganz so ungemütlich ist, gegen uns zu spielen.

Was es jetzt braucht

Der FC Augsburg muss sich endlich klar werden, was er sportlich will. Eindruck in den USA schinden und eine Marke aufbauen, oder sportliche Lücken für den Klassenerhalt stopfen? Ach, die Transferphase ist schon vorbei. Wie schade. (Ich zügle den Sarkasmus gleich wieder). Trotzdem ist es noch nicht zu spät. Auch in dieser Phase der Saison hat der Club noch alles selbst in der Hand. Sobald er denn weiß, was er will. Klarheit diesbezüglich sollte schnellstens geschaffen werden.

Auf Basis dieser Analysen sind schon jetzt die Kernpositionen im Club zu besetzen. Angefangen beim Trainer und seinem Trainerteam. Und mit vollster Überzeugung und breiter Brust muss der FCA dann das letzte Drittel der Saison angehen. Alle in die Pflicht nehmen. Zusammenhalten. Dann habe ich zumindest viel Hoffnung, dass die Leistungen des Teams konstanter werden und wir die Klasse halten. Ab nächster Saison wird es dann vielleicht etwas besser.

(Alternativszenario – die realistische Variante)

Wir dümpeln weiter so vor uns hin. Gegen Dortmund wehren wir uns vor eigenem Publikum und verlieren knapp genau wie gegen Bielefeld auswärts. Ach, vielleicht holen wir sogar 1 oder 2 Punkte. Das Management und auch Klaus Hofmann werden in den nächsten Wochen – wie vor dem Abgang von Heiko Herrlich – medial präsenter werden. Es wird – erneut – die fehlende sportliche Entwicklung kritisiert werden. Klaus Hofmann wird fluchend ins Kameralicht rücken auf den Tribünen der Republik. Am Ende wird man Markus Weinzierl freistellen und versuchen dem Team einen neuen Impuls zu geben, um die Klasse zu halten. Die Konkurrenz ist dieses Jahr deutlich stärker und so reicht es vielleicht ausnahmsweise nicht oder wir müssen in die Relegation. Die Verantwortlichen werden sagen, dass ja klar war, dass es uns irgendwann erwischen hatte müssen. An diesem Punkt, sollten wir an diesen Zeitpunkt in der Saison zurückdenken. Noch ist es vermeidbar. Und die Verantwortung hört längst nicht beim Trainer auf.

What the Gregerl?!

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de. Zudem möchte ich gerne auf unsere laufende T-Shirt Aktion #Neigschaut hinweisen und für eure Teilnahme werben!

2:0 gegen Union Berlin zu Hause. Was wie ein hehrer Wunsch vor dem Wochenende klang, wurde am Samstag Wahrheit. Dem FC Augsburg gelang durch den souveränen und verdienten Heimsieg gegen ein in dieser Saison erneut beeindruckendes Berliner Team der erhoffte Befreiungsschlag. Und während Dietmar Hamann André Hahn zum Spieler des Spieltags ernannte, stach aus meiner Sicht ein anderer Spieler noch mehr hervor: Michael “Gregerl” Gregoritsch. Zeit für einen kurzen Blick darauf, wie es hierzu kommen konnte.

Explosion und Niedergang

Es ist schon paradox. Michael Gregoritsch wirkte für eine Saison lang wie der beste Offensivspieler in der Augsburger Mannschaft. Direkt nach seiner Ankunft im Sommer 2017 sah es so aus, als ob er eines der fehlenden Puzzleteile im Augsburger Spiel wäre. 13 Tore im ersten Jahr waren eine Hausnummer. Aber nach diesem ersten Honeymoon-Jahr ging es bergab, wenn auch zuerst schleichend. Neben den Leistungen litten später auch die Einsatzminuten und Gregerl zog es vor, dem Augsburger Chaos im Winter 2019/20 zu entfliehen und sich in Schalke ins dortige Chaos zu stürzen. Im Sommer 2020 kehrte er nach Augsburg zurück. Mit mäßigem Erfolg. Und auch in dieser Saison hielt sich die Euphorie lange in Grenzen. Und die Hoffnung auf Besserung hatte ich schon fast aufgegeben.

Zwar durfte Gregerl vor der Winterpause Einsatzzeiten sammeln und gerade mit dem späten Ausgleich gegen die Hertha seine Vollstreckerqualitäten unter Beweis stellen. Die Einsätze kamen allerdings zu einer Zeit, als Markus Weinzierl in der Sturmspitze keine Alternativen mehr hatte. Allesamt vielen die weiteren Kandidaten für einen Einsatz in der Mitte aus. Und selbst zu diesem Zeitpunkt musste sich Gregerl auch noch hinten anstellen und durfte z.B. gegen Fürth erst von der Bank ran. Mir persönlich kam es zudem so vor, als ob – nach der Verpflichtung von Andi Zeqiri im Sommer und Ricarcdo Pepi im Winter – und der Genesung von Niederlechner und Finnbogason seine Einsatzchancen im Winter auf dem Tiefpunkt angelangt wären. Selten habe ich eine Situation fälscher eingeschätzt.

Das “Comeback”

Umso größer war die Überraschung, als zum Auftakt der Rückrunde gegen Hoffenheim der Name Gregoritsch in der Startaufstellung auftauchte. Und dort in den folgenden Partien nun immer wieder zu finden war. 60, 68, 74 und nun gegen Union Berlin die kompletten 90 Minuten durfte Gregerl jeweils ran. Die 90 Minuten gegen Union waren seine ersten 90 Minuten seit dem vierten Spieltag der Vorsaison. Und Gregerl zahlte immer zurück. Durch ihn wurde es nicht nur gefährlich, er besitzt im Moment die in Augsburg heißeste Währung nach defensiver Stabilität: eine ordentliche Chancenverwertung. Auf kaum etwas ist ein Team wie der FCA mehr angewiesen, dem es in dieser Saison äußerst schwer fällt, eigene Chancen zu erspielen. 5 Tore in den letzten 9 Partien, teilweise nur mit Kurzeinsätzen, sind in diesem Zusammenhang nicht nur überragend sondern unverzichtbar.

Gregerl liefert ab und macht sich unverzichtbar. (Photo by Alexandra Beier/Getty Images)

Für Markus Weinzierl sind sie allerdings wohl nur die Spitze des Eisbergs. Das Spiel seiner Offensivkräfte ist sehr von deren Verhalten gegen den Ball geprägt. Hier fällt Gregerl in keinster Weise ab gegenüber Kollegen wie Niederlechner und Co. wenn im aggressiven Pressing die gegnerischen Abwehrspieler und Torhüter aus dem Konzept gebracht werden. Das erste Tor gegen Union wurde auf diese Weise erzwungen. Dazu kommt Gregerls Rolle im Spiel mit dem Ball. Hier ist er ein einflussreicher Faktor auf mindestens zwei Arten. Einerseits hat er die ehemalige Rolle Caiubys in Weinzierls System eingenommen. Bei langen Bällen leitet er diese per Kopf weiter. 6 Kopfballduelle gewann er gegen Union. Kein Spieler gewann bei den Augsburgern nur annähernd so viele. Wenn der Ball am Boden gespielt wird, kommt seine spielerische Klasse zum Tragen. 43 Ballkontakte bei zwei Torschussvorlagen waren es am Samstag. Kein Offensivspieler des FCA hatte hier mehr vorzuweisen. Nicht nur kann der FCA im Moment auf Gregoritschs Tore nicht verzichten, auch aus dem Offensivspiel des FCA ist er kaum mehr wegzudenken.

Harte Arbeit zahlt sich aus

Andere Beobachter des FCA sind über die jetzige Entwicklung wenig verwundert. Sie hätten sie vielleicht nur schon früher vermutet (und haben nicht wie ich jetzt im Winter die Hoffnung aufgegeben). Gregoritsch konnte im Sommer mit der Nationalmannschaft Selbstvertrauen tanken und mit seinem Siegtreffer gegen Nordmazedonien ein weiteres persönliches Highlight seiner Vita hinzufügen. Er sah selbst keinen Grund sich lange darauf auszuruhen. Beim FCA stieg er im Sommer früher wieder ins Training ein, als er hätte müssen. Wechselgerüchten erteilte er eine Absage, in dem er klar machte, dass er seine Chance in Augsburg suchen wolle.

Und nicht nur in der zurückliegenden Hinrunde sondern grundsätzlich seit seiner Rückkehr nach Augsburg gab es keinerlei nach außen getragene Unruhe mehr zu verzeichnen. Markus Weinzierl machte erst vor kurzem klar, dass er Gregerl klar kommuniziert hatte, welche Anforderungen seinerseits zu erfüllen sind und das Gregerl hart gearbeitet hat, um diese nun erfüllen zu können. Gregerl und der FCA ernten nun die Früchte dieser Arbeit.

Und jetzt?

Wichtig ist nun auch, dass seit Samstag seine Leistungen auch endlich deutlichst mit dem sportlichen Erfolg der Mannschaft verknüpft sind. Dies hilft auch Trainer Markus Weinzierl, der selbst vertraglich nur bis zum Sommer gebunden ist und spätestens nach dem Spiel gegen Leverkusen wieder ordentlich in der Kritik stand. Es zeigt, dass er es immer noch versteht, Spieler wie Gregoritsch in die Erfolgsspur zurückzuholen und darauf basierend ein funktionierendes Team auf den Platz zu schicken.

Gregerl kann noch lange in Augsburg herausragen. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Und so ist Gregoritschs Zukunft in Augsburg auch etwas mit der von Weinzierl verknüpft. Noch bis 2023 läuft sein Vertrag und im Sommer kann der FCA letztmalig eine Ablöse kassieren. Meine Hoffnung wäre, dass sowohl die Mannschaft im allgemeinen und Gregoritsch im speziellen in den nächsten Wochen die gute Leistung gegen Union Berlin bestätigen. Weinzierl genau wie Gregoritsch verlängert. Und im Falle von Gregoritsch in Augsburg erkannt wird, was man an diesem Menschen hat. Die Leidenschaft und Emotionalität, die Gregoritsch mitbringt, sollten wir ihm nicht vorwerfen sondern als positives Merkmal anerkennen. Es ist ihm eben nicht scheißegal. War es ihm wohl noch nie.

Und wenn sie nicht gestorben sind…

In Augsburg brauchen wir Spieler, die nicht schon an den Ruhestand oder direkt den nächsten Wechsel denken, sondern bereit sind sich langfristig in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Michael Gregoritsch hat für mich das Zeug dazu, in diesem Team über die nächsten Jahre ein Führungsspieler zu sein, der diese Truppe zusammenhält. Er ist im besten Alter dafür. André Hahn hat am Samstag Alfred Finnbogason als Top Scorer des FCA in der Bundesliga abgelöst. Gregerl hat hier das Potential beide in den kommenden Jahren zu überholen. Es könnte insgesamt eine der wundersamsten und schönsten Karrierewendungen werden, an die ich mich erinnern kann. Und sie würde so wundervoll nach Augsburg passen. Aber egal, was nach dem Spiel gegen Union Berlin auch noch passieren wird: über das Leistungsvermögen des Michael Gregoritsch sollte sich keiner mehr wundern.

Keine Ausreden mehr

1:5 aus Sicht des FC Augsburg hieß es nach der Partie in Leverkusen am Samstagnachmittag. Auch in der Hinrunde gab es schon eine deutliche Abreibung und der geneigte Fan fragte sich am Samstag vielleicht, ob es sich bei der Partie um ein Déjà-vu handelte. Zu frappierend waren die Parallelen im Spielverlauf. Zu ähnlich sind weiterhin die Probleme der Mannschaft. Immer noch fehlt es an der nötigen defensiven Stabilität, immer noch bricht die Mannschaft in der Endphase einer Partie komplett auseinander. Derweil wir mittlerweile eine halbe Saison weiter sind und keiner mehr Ausreden vorzubringen braucht.

Der Trainer

Markus Weinzierl hat in Augsburg die sportliche Verantwortung für das Auftreten der Mannschaft auf dem Platz. Jedes Ergebnis ist auch ein Spiegel seiner Arbeit. Am Samstag entschied er sich mit 4er Kette in die Partie zu gehen, stellte nach dem zweiten Gegentor allerdings schnell auf 5er Kette um. Es ist müßig sich zu fragen, ob die 4er Kette grundsätzlich eine beschissene Idee war, oder ob die Mannschaft schlicht nicht in der Lage war Weinzierls Vorgaben umzusetzen. Beides fällt direkt auf den Trainer und sein Team zurück. Die Mannschaft kann anscheinend ganz grundsätzlich manche Probleme auf dem Platz nicht lösen.

Zeit den Finger nicht mehr nur auf andere zu richten. Markus Weinzierl ist in der Pflicht die sportliche Wende beim FC Augsburg einzuleiten. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Dazu geht ihr dann auch der notwendige Zugriff aufs Spiel ab. Man würde die Jungs ja gerne bissig in den Zweikämpfen sehen. Im ersten Schritt müssten sie dann erstmal Zweikämpfe führen. Sportlich sind einige der letzten Partien dann doch ein Offenbarungseid. Gegen Leverkusen defensiv. Zum Hinrundenende gegen Fürth offensiv. Es passt grundsätzlich nicht viel und es stellt sich die Frage, wie lange man den Thesen der sportlichen Entwicklung glauben schenken mag. Augsburger Tugenden my ass.

Der Manager

Stefan Reuter hat sein Schicksal mit der Rückholaktion von Markus Weinzierl auch mit dem Trainer verknüpft. Ein erneuter Misserfolg in dieser Hinsicht wäre für ihn nach einer Kette unglücklicher Trainerentscheidungen kaum mehr zu rechtfertigen. Dazu kommt ein weiteres Argument: er hatte anscheinend auch die wirtschaftlichen Mittel, um kräftig in die Mannschaft zu investieren. Der Pepi Transfer ist der eindrückliche Beweis. Nun hat man sich im Winter bisher entschieden im Sturm und z.B. nicht auf den Außenverteidigerpositionen nachzulegen. Wer Robert Gumny rechts in der ein oder anderen Situation wieder irrlichtern sah, der mag hinterfragen, ob der Kader auf jeder Position bundesligatauglich ist.

Alle Reklamationen nützen nichts. Wohl alle sportlichen Entscheidungen in Augsburg sind auf ihn zurückzuführen. (Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Mit der langfristigen Formierung dieses Kaders ist gerade auch der Manager verantwortlich für die Situation in der wir uns gerade befinden. Es sei darauf hingewiesen, dass es im Kader des FCA momentan kaum verletzte Spieler gibt. Mit Iago ist gegen Leverkusen gerade mal ein Startplatzkandidat ausgefallen. Die Liste derer, die keine Berücksichtigung im Kader fanden ist mittlerweile recht lang. Hat sich der Manager an vielen Ecken geirrt oder wo klemmt das Puzzle? Es liegt an ihm Lösungen zu finden.

Die Spieler

Und am Ende sind wir alle darauf angewiesen, dass es die Spieler auf dem Platz richten. Diese punkten weiterhin durch die Bank mit Unkonzentriertheiten und kapitalen Fehlern. Selbst Giki spielte in einer Szene gegen Leverkusen dem Gegner den Ball direkt in den Fuß. Vom Rest der Abwehr möchte ich gar nichts erst anfangen. Die Leverkusener durften dazu mit Tempo auf die Augsburger Abwehr anlaufen, hatten dann viel Platz und Freiräume und es war doch sehr leicht, die Augsburger Abwehrbemühungen auszuhebeln. In mancher Situation kann man sich sicher sein, dass das Verhalten der Spieler nicht die Vorgabe des Trainers war. Warum bekommen sie ihre Leistungen nicht auf dem Rasen abgerufen? Wo hakt es? Es liegt an jedem einzelnen Spieler für sich selbst nach Lösungen zu suchen und sich zu bessern. Und einen positiven Einfluss auf die Mannschaft im Gesamten auszuüben.

Alles in allem keine schöne Situation gerade. Der letzte Sieg des FC Augsburg ist nun schon wieder eine Weile her und einige Unentschieden zwischen durch vernebeln vielleicht etwas den Blick. Mit Unentschieden kommt man nicht weit. Der FC Augsburg ist auch darauf angewiesen, dass er bald mal wieder ein paar Spiele gewinnt. Nach den letzten Partien möchte man sich fragen, wie das klappen soll. Defensiv löchrig, offensiv ohne große Ideen oder auch nur erkennbar einstudierte Abläufe (außer bei Standards) tut sich die Mannschaft schwer. Scheiß egal, wer Schuld ist: alle Beteiligten sind in der Verantwortung ihr möglichstes zu tun, um den Bock umzustoßen. Ich träume vom großen Knoten der platzt und wäre sehr froh, wenn das nicht bald ein Albtraum wird. Den Ernst der Lage sollten alle jetzt möglich schnell begreifen.

Gruselbericht aus Leverkusen

24-mal probiert, 24-mal ist nichts passiert. Die Horror-Serie geht weiter. Der FC Augsburg kann gegen Bayer Leverkusen einfach nicht gewinnen. In der Bundesliga gab es – das Katastrophen-5:1 am Samstag mit eingerechnet – bei sieben Unentschieden 17 Siege für die Werkself. Außerdem mussten sich die Schwaben zweimal im DFB-Pokal geschlagen geben.

Im Vergleich zum 1:1 gegen Frankfurt nahm FCA-Coach Markus Weinzierl zwei Wechsel vor. Uduokhai und Pedersen für Iago (angeschlagen) und Zeqiri (Bank). Die Folge: Eine Mannschaft, die taktisch so noch nicht zusammengespielt hat. Uduokhai mit Oxford im Zentrum, Kapitän Gouweleuuw dafür als Sechser vor der Viererkette. In Alkmaar hat der Niederländer diese Position öfter gespielt, beim FCA bislang äußerst selten. Maier rückte zudem auf die linke Außenbahn. In der Spitze begannen erneut Pepi und Gregoritsch.

Dominante Leverkusener verdient in Führung

Auch mit neuer Aufstellung gab es für den FCA alte Probleme. Wie so oft in dieser Saison setzte es für die Augsburger ein frühes Gegentor. Bei Bellarabis Führungstreffer in der 9. Minute waren die Abstände in der Viererkette deutlich zu groß. Die Folge: Das neunte Gegentor in der Anfangsviertelstunde.

Die Weinzierl-Elf kam auch in der Folge zu kaum gefährlichen Offensivaktionen. Maier scheiterte aus 14 Metern an Hradecky, das war’s. Leverkusen blieb die klar aktivere Mannschaft – und erspielte sich die sowohl quantitativ als auch qualitativ besseren Chancen. Eine der vielen Offensivaktionen im Leverkusener Dauerstress der ersten 25 Minuten (72 Prozent Ballbesitz) brachte schließlich das 2:0 durch Diaby.

Zu wenig Gegenwehr: Diaby vollstreckt zum 2:0 in der 24. Minute (INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Auch nach dem zweiten Gegentreffer rappelte sich der FCA kurz auf und kam durch Gregoritsch und Pedersen zu Abschlüssen. Die kurze Drangphase – wenn man sie denn so nennen möchte – verflachte allerdings zeitnah. Leverkusen behielt die Kontrolle, auch wenn die Abschlüsse weniger wurden. Das lag auch daran, dass Weinzierl reagierte und Gouweleuuw zurück in die Innenverteidigung zog. 5-3-2 mit Maier zentral statt 4-4-2. Das 2:0 zur Pause ging insgesamt völlig in Ordnung.

Augsburg fällt auseinander

Den zweiten Abschnitt begann der FCA mit Zeqiri und Günther für den blassen Vargas und den überforderten Pedersen. Der FCA kam engagiert aus der Pause: drei Abschlüsse in den ersten acht Minuten durch Günther, Pepi und Zeqiri. Die besseren Chancen hatte zunächst aber weiterhin die Werkself. Adli verzog knapp, Gikiewicz parierte nach zuvor eigenem Grusel-Fehlpass gut gegen Bellarabi.

Insgesamt schafft es der FCA aber, das Spiel ausgeglichen zu gestalten – und wurde nach etwas mehr als einer Stunde mit dem Anschlusstreffer belohnt. Nach Gregoritschs wuchtigem Freistoß aus 30 Metern konnte Hradecky nur nach vorne abprallen. Maier schob freistehend ein und brachte mit seinem ersten Bundesligator die Hoffnung auf Zählbares zurück. In der mit 750 Zuschauern “ausverkauften” BayArena kam zu diesem Zeitpunkt tatsächlich für einen kurzen Moment das Gefühl auf, der FCA könnte die Leverkusener noch ärgern. Dieses Gefühl sollte allerdings schnell umschlagen.

Der Tabellendritte erhöhte die Schlagzahl und stellte binnen vier Minuten auf 4:1. Dreierpack für Diaby und freilich die Entscheidung. Der FCA war bei beiden Gegentreffern wie so oft an diesem Nachmittag schlicht überfordert. In der Schlussphase erhöhte Alario per Hacken-Beinschuss dann sogar noch auf 5:1.

Wie ein Abstiegskandidat

Die Leverkusener Fans skandierten “Einer geht noch, einer geht noch rein”. Der Sprechgesang “Zweite Liga, Augsburg ist dabei” blieb zwar aus, wäre aber durchaus angebracht gewesen. Mit dieser Leistung muss man sich große Sorgen um die Augsburger Bundesligazugehörigkeit machen. Nach dem Bielefelder Sieg gegen Frankfurt ist Rot-Grün-Weiß Tabellen-16. Bezeichnend, dass das Beste aus FCA-Sicht an diesem Wochenende der Sieg der Freiburger gegen Kellerkonkurrent Stuttgart war. Liebe Grüße in den Breisgau, merci!

Markus Weinzierl sagte zuletzt, er sei vom Kader überzeugt. Aber: das Transferfenster ist noch bis 31. Januar geöffnet. Stefan Reuter wird zu telefonieren haben. Die nächsten Wochen werden ungemütlich. Und wir schließen hier mit den Worten von Arne Maier nach dem Spiel: “(…) Man kann Spiele verlieren, aber nicht so wie wir heute! (…)” Amen.

Die Noten zum Spiel

Gikiewicz 4 – Gumny 5 (74. Framberger), Oxford 4,5, Uduokhai 5, Pedersen 5 (46. Günther 4)- Vargas 5,5 (46. Zeqiri 5), Gouweleeuw 5, Dorsch 4, Maier 5 – Pepi 4,5 (57. Niederlechner 4), Gregoritsch 3,5 (74. Hahn)

Ricardo Pepi – sportlich

Ich konnte es auch nicht mehr hören. Das Thema Ricardo Pepi wurde in den letzten Tagen in den Medien einmal hoch- und runtergehandelt. Vom Finanzhaushalt über die Organisationsstruktur bis hin zum neuen „Investor“ des FC Augsburg (tatsächlich ist David Blitzer „nur“ Anteilseigner). Vom Spielerporträt Pepis über sein erstes Trainingstor bis hin zu überteuerten Trikots in den USA. Fast nichts in der Berichterstattung wurde ausgelassen. (Kurze Zwischenfrage: Fühlen sich Bayern-Anhänger*innen wegen der medialen Daueraufmerksamkeit für ihren Club eigentlich immer so? Falls ja: puh. Muss anstrengend sein.)

Am Sonntag erreichte mich dann eine Nachricht von Mats von Createfootball. Das ist eine Fußball-Consultancy, die im Bereich Datenscouting national wie international neben Fußballclubs auch mit Medienvertretern kooperiert. Mit ihr haben wir letztes Jahr schon eine kleine Datenreihe zum FCA herausgebracht. Diesmal hatte Mats einen kleinen Pepi-Datenreport für uns. Mein erster Reflex: Nicht noch ein Artikel, der auf den Pepi-Hypetrain aufspringt! Als ich aber gesehen habe, dass es darin vor allem um die sportlichen Qualitäten des inzwischen 19-jährigen US-Talents geht, habe ich mich umentschieden. Denn dazu wurde bisher noch nicht allzu viel berichtet. (Danke an dieser Stelle für den wieder mal interessanten Input!)

Gleichzeitig fiel mir dazu noch eine weitere der wenigen Veröffentlichungen der vergangenen Tage ein, die sich ebenfalls mehr für die sportliche Seite des Spiels Ricardo Pepis beim FCA interessiert. Und zwar von Justin Kraft für Spox, der vielen sonst bekannt ist als Bayern-Blogger. Er ist aber auch freier Autor und Journalist.

Ich will die beiden Einschätzungen nun miteinander vergleichen und sehen, was sie zur Spielweise des gebürtigen Texaners, aber auch des FC Augsburg zu sagen haben. Dabei zeigt sich: Es gibt einige Gemeinsamkeiten, aber auch kleinere Unterschiede, vor allem was Pepis Rolle in der Offensive des FCA betrifft. Welche Rolle er dort letztlich spielen könnte? Dazu habe ich am Ende eine klare Meinung. So, Vorspann is’ jetzt aber lang genug. Los geht’s!

Die Spielweise von Ricardo Pepi

Sowohl Createfootball als auch Kraft sehen in Augsburgs Neuzugang einen mitspielenden Stürmer („Mobile Striker“ nennt Createfootball diesen Spielertyp). Von den Anlagen her einem Erling Haaland nicht unähnlich arbeite sich Pepi mit kraftvollen und direkten Läufen ins Sturmzentrum vor, um sich dort regelmäßig äußerst gut zu positionieren und häufig angespielt zu werden, so Createfootball. Nicht von ungefähr komme daher auch sein Spitzname „El Tren“ (Der Zug). Pepis größte Stärke im Strafraum sei sein zielgenauer und zugleich kraftvoller Abschluss, vor allem mit dem rechten Fuß. Er kann aber auch gut mit links, erinnert uns Kraft.

Aus dessen Sicht nimmt Pepi aktiv an der Ballzirkulation teil, verlässt dafür häufig seine Position und ist für gegnerische Verteidiger durch seine klugen Laufwege und sein Verständnis für gefährliche Räume nur schwer greifbar. Mit seinen gegenläufigen Bewegungen könne er aber auch Räume für die restliche Offensive öffnen. Laut Createfootball wählt er als spielerisches Element gerne mal den Steckball als Passoption auf seine Mitspieler.

Auch bei Pepis Arbeit gegen den Ball sind sich beide Einschätzungen einig. Er pausiert selten (Kraft) und agiert stattdessen mit fast 25 Pressingaktionen pro 90 Minuten in dieser Kategorie sehr fleißig. Laut Createfootball ein extrem hoher Wert. In Ballbesitz sehen die Datenscouts beim Mittelstürmer dagegen noch Schwächen bei der Ballkontrolle und im Dribbling. Dabei wirke er teilweise (noch) etwas unbeholfen.

Da hilft alles Gestikulieren nix: Der FCA bleibt in dieser Saison im Angriff harmlos. (Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Die Spielweise des FC Augsburg

Ob Pepi seine Pressingqualitäten beim FCA allerdings auch zeigen und an oben genannten Wert herankommen kann, daran hat Createfootball Zweifel. Als Grund führt es den tiefstehenden Defensivstil der Augsburger an. Auch nach Kraft hat Trainer Markus Weinzierl bisher vor allem auf die Defensive als individuell am stärksten besetzten Mannschaftsteil gesetzt und mit ihr auf den Ansatz, nach Ballgewinn mit möglichst wenigen Kontakten in die Spitze zu spielen. So verlängern sich nicht nur die Wege bei Kontersituationen, was Pepi nicht gerade entgegenkomme. Seine Stärken liegen ja im Kombinationsspiel im letzten Drittel und nicht in langen Tempoläufen. Problematisch daran sei auch: Augsburg habe die Verbindung zwischen Defensive und Offensive zu selten herstellen können.

Genau auf dieses Problem, dass der bisherige Angriffsstil des FCA hemmend auf den Neuzugang wirken könnte, verweist auch Createfootball:

„Während Pepi in Dallas als alleinige Spitze vor allem vom zentralen Spielmacher Jesus Ferreira gefüttert wurde, vermeidet man in Augsburg Angriffe durchs Zentrum (zweitwenigste der Liga), agiert zudem wenig spielfreudig.“

Createfootball im Scoutingreport zu Ricardo Pepi vom 9.1.2022

Der FCA kann danach ligaweit nicht nur die zweitwenigsten Angriffe durchs Zentrum vorweisen, sondern hat auch generell Defizite im Abschluss. Das verdeutlicht Kraft zahlenmäßig: Nur Greuther Fürth kommt in der Bundesliga auf weniger Abschlüsse als der FC Augsburg (10,6 pro Spiel). Und auch bei den erwartbaren Toren anhand der Chancenqualität sind die Fuggerstädter Drittletzter (1,0 pro Spiel) in der Liga. Deshalb sei auch Vorsicht geboten bei der Diskussion, ob Pepi der nächste Haaland werden könnte.

Pepi als „Lückenfüller“?

Dass Ricardo Pepi neben seinem eigenen Torabschluss auch in der Lage ist, seine Mitspieler in Szene zu setzen, haben sowohl Createfootball (Steckbälle) als auch Justin Kraft (Raumöffnung) festgestellt. Allerdings gehen bei der Frage, welche Rolle Pepi gegenüber seinen Kollegen im Augsburger Sturm und Mittelfeld einnimmt, die Einschätzungen nun auseinander.

Nach den Datenscouts von Createfootball sind unsere beiden Stürmer Florian Niederlechner und Alfred Finnbogason dem 19-Jährigen ziemlich ähnlich. Beispielsweise in ihrer Abschlussfreude. Das heißt, von ihnen sind – genauso wenig wie aus dem zentralen Mittelfeld – vorerst wohl keine präzisen Zuspiele auf den US-amerikanischen Mitspieler zu erwarten und ein „Pepi-Fokus“ entfalle erst einmal.

Niklas Dorsch ist im Mittelfeld (zu) viel mit Verteidigen beschäftigt. (Photo by Martin Rose/Getty Images)

Ganz im Gegensatz dazu sieht Kraft Pepi als einen Stürmer, der weiträumiger agiere als alle anderen Angreifer im Kader. Und genau dieser weiträumigere Aktionsradius des Youngsters könnte seiner Meinung nach schon einige Probleme beim FCA lösen. So könne der Pepi-Mehrwert vor allem darin bestehen, dass er die Zwischenräume vor Niklas Dorsch besser auffüllt, der im Mittelfeld bisher allzu oft auf sich allein gestellt war. Dadurch, dass Pepi sich im letzten Drittel klug freiläuft und in den Freiräumen Bälle festmacht, könne er seinen Mitspielern Zeit verschaffen – um aufzurücken und Konter häufiger abzuschließen. Auch unabhängig vom Torekonto, an dem Stürmer sonst gemessen werden.

Aber wie Createfootball, für die die spielerischen Voraussetzungen beim FCA für Pepi nicht ideal sind, kommt auch Kraft letztlich zu dem Schluss: Pepi allein wird den Umschwung nicht bringen.

Suche nach Verstärkung in der Zentrale

Die Einschätzungen von Createfootball und Justin Kraft zur Spielweise von Pepi und dem FCA haben zusammenfassend einen gemeinsamen Kern. Die Verteidigungslinie des FCA steht tief. So tief, dass Ricardo Pepi seine Pressingfähigkeiten womöglich nicht entfalten kann oder unliebsame Tempoläufe antreten muss. Wenn überhaupt, laufen Augsburger Angriffe kaum durchs Zentrum. Auf diesem Weg wird Pepi für seinen Torabschluss – wie noch in Dallas – nicht mehr versorgt. Und auch von seinen Sturmkollegen sind keine präzisen Zuspiele zu erwarten. Aus FCA-Sicht klingt das erstmal ziemlich ernüchternd, auch wenn es uns Fans nicht sehr überrascht. Von Kraft kam dann noch der Lösungsvorschlag, man könne mit Pepi selbst die Lücke vor dem (defensiven) Mittelfeld um Dorsch schließen, damit er hier Bälle festmacht und mit nachrückenden Kollegen Konter ausspielt.

Aus meiner Sicht ist das aber keine tragfähige Lösung. Schließlich muss es das Ziel sein, dass unser neuer, nicht ganz preisgünstiger Vorzeigestürmer sein volles Potenzial entfalten kann und nicht behelfsweise auf einer Position eingesetzt wird, „nur“ weil der Verein dort offensichtlich Nachholbedarf hat. Gut ist aber, dass der FCA diesen Bedarf längst erkannt hat und schon fieberhaft am nötigen Support für Pepi arbeitet. Seine jüngsten Offerten auf dem Transfermarkt drehen sich nämlich fast alle um zentrale bis defensive Mittelfeldspieler, z.B. Jens Stage vom FC Kopenhagen oder Jens Cajuste, der nach Augsburger Interessensbekundungen inzwischen allerdings nach Reims gewechselt ist.

Doch wer auch immer es am Ende wird. Ich bin mir sicher, die Verantwortlichen werden es schaffen, einen fähigen Mann ins Augsburger Mittelfeld zu lotsen. Damit die Spielweise von Ricardo Pepi und dem FCA in Zukunft harmonieren und der Umschwung zum Gemeinschaftsprojekt werden kann. In diesem Sinne: Nur der FCA!

Lieber Favoritenschreck als Favorit?

Kurz nach Rückrundenauftakt darf ich heute hier den ersten Gastbeitrag des Jahres präsentieren, der von Christian Orth stammt. Seit einem 1:1 gegen Schweinfurt im Jahr 2002 ist Christian Orth FCA-Fan. Im Hauptberuf ist er Journalist beim Bayerischen Rundfunk (Twitter: @Chrismedial).

Weihnachten. Pepi-Hype. Rückrundenauftakt. Da fühlt sich das grauenvolle 0:0 in Fürth zum Abschluss der Hinrunde richtig weit weg an. Aber ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie Niklas Dorsch nach Abpfiff im rot-grünen „Heim“-Trikot völlig entnervt vom Platz der Playmobilwiese stapft. Und das völlig zurecht. Der FCA hatte es beim wohl sicheren Absteiger nicht nur verpasst, einen der einfachsten Dreier der Saison einzufahren. Nein, so uninspiriert wie die Mannschaft spielte, packe ich in der Regel meine Weihnachtsgeschenke ein.  

FCA: Lieber Favoritenschreck als Favoritenrolle?

Ob im „Feuer und Flamme“-Podcast oder unter meinen FCA-Kumpels – nachher waren sich auch schnell alle einig: Enttäuschend, aber keine Überraschung. Die Favoritenrolle liege dem FCA einfach nicht. Gegen die Mannschaften, die ganz unten stehen, spiele der FCA immer schlecht und hole einfach wenig Punkte. Aber wie oft habe dieselbe Mannschaft schon gegen die Top-Teams überrascht? Genau – Top gegen Top, Flop gegen Flop. Dieses Narrativ gibt es schon sehr lange. Und seit Jahren bin ich selbst Überträger dieses Gerüchts. Ich habe die passende Antwort stets parat, wenn ich mal wieder gefragt, wie es denn sein könne, dass mein Herzensclub SCHON WIEDER gegen Dortmund gepunktet und gegen den Tabellenletzten SCHON WIEDER verloren hat?

Irgendwie geisterte mir diese Frage und das dazugehörige Narrativ zwischen den Jahren im Kopf herum. Ist der FCA gegen die Top-Teams wirklich so gut? Und gegen Absteiger und solche, die sich darum bewerben, wirklich so schlecht? Sitzt die halbe Fan-Szene einem Mythos auf? Die Antwort ist: Ja. Das habe ich in einer kleinen Analyse zwischen den Jahren herausgefunden.

10 Jahre Bundesliga in einer Analyse

Ich habe mir die Abschluss-/Kreuztabellen der 10 Bundesliga-Saisons auf der Webseite des Kicker angesehen. Dann habe ich händisch folgende Daten gesammelt: die Gesamtpunktzahl, die Platzierung, die Top3-Teams jeder Saison, die letzten 3 Teams, die Ergebnisse in direkten Duellen. Aus den Ergebnissen gegen die Top3 und die Abstiegs-/Relegationsplätze (schon ein Wahnsinn, dass wir in diesen 10 Jahren am Ende nie abgestiegen sind!) habe ich verschiedene Mittelwerte errechnet: einen generellen Punkteschnitt über die 34 Spieltage hinweg und jeweils einen spezifischen Punkteschnitt gegen die Top3, die Last3 und gegen Aufsteiger (dazu später noch mehr).

Nun zu den Ergebnissen. Erstens: Der FCA hat in allen zehn Bundesligajahren gegen die letzten drei Mannschaften (1,82) deutlich mehr Punkte geholt als im Gesamtdurchschnitt (1,15). Der FCA war also gegen Platz 16, 17 und 18 immer deutlich erfolgreicher als im Durchschnitt aller Spiele.

Ergebnis 2: In fast jeder Saison hat der FCA gegen die letzten drei in der Tabelle mehr Punkte geholt als gegen die Top-Teams. Nur in einer Saison war es andersherum – und aus dieser legendären Saison stammt wohl auch der Mythos: 2014/2015. Der FCA schaffte es in die Europa League, weil die Mannschaft am letzten Spieltag auswärts beim Top-Team Gladbach mit 3:1 gewann. 12 Punkte sammelte der FCA in dieser Saison gegen Bayern, Wolfsburg & Gladbach, nur 9 gegen Paderborn, Freiburg & den HSV.

Die Annahme „Gegen Top-Teams performt der FCA besonders gut, gegen die schlechtesten Teams der Tabelle besonders schlecht“ ist statistisch also ziemlich falsch. Sieht man sich die einzelnen Runden genauer an, wird klar, wie falsch die Annahme ist. Es gibt Saisons, in denen der FCA gegen die Top-Teams regelrecht untergeht: 12/13 (0), 17/18 (1), 19/20 (1). In derselben Saison holte der Club gegen die Last3-Vereine jeweils 11 Punkte.

Besonders gut läuft es gegen die letzten drei der Tabelle, wenn der HSV (3 Mal Last3, 12 Punkte) oder Hannover (2 Mal Last3, 12 Punkte) am Ende unten stehen. In der Saison 13/14 gewann der FCA sogar fast alle Spiele gegen die letzten drei Teams. Das war mit 52 Punkten übrigens die erfolgreichste Saison, ein Jahr später reichten 49 für die Europa League. Zur Vollständigkeit: Lieblingsgegner bei den Top-Teams ist übrigens Dortmund (8 Mal unter den Top3, 10 Punkte).

Sind es die Partien gegen die Aufsteiger?

Ich habe diese Analyse zum Rückrundenstart in einer Kurzfassung zunächst bei Twitter gepostet. Andreas Schmid von der Rosenau-Gazette hatte einen spannenden Erklärungsansatz für den Mythos:

Erster Impuls: stimmt. Zweiter Impuls: ist der FCA gegen Aufsteiger wie Frankfurt, Hertha oder Stuttgart automatisch immer Favorit? Anyways, ich habe auch das noch überprüft. Dazu habe ich einen spezifischen Punkteschnitt gegen Aufsteiger errechnet und wieder mit dem generellen Punkteschnitt verglichen. Ergebnis: Es ist nicht eindeutig, es stimmt ein bisschen. Ganz besonders für die Jahre zwischen 2015 und 2018.

Fazit

All das sagt natürlich nichts über die Qualität des FCA-Spiels aus, sondern nur über die Punkteausbeute. Spielerisch ist der FCA gegen Bayern und Dortmund wirklich oft überraschend gut, gegen Abstiegskandidaten dagegen fast nie. Die Mannschaft hat einfach Probleme, das Spiel selbst zu machen – vor allem gegen Gegner, die es selbst ebenfalls nicht können oder wollen. Nur das sind im Normalfall die Teams, die unten drin sind. An einem Dezembertag vor leeren Rängen gegen Fürth also zum Beispiel. Spaß machen diese Partien weder mir noch Niklas Dorsch, statistisch holt der FCA aber viel mehr Punkte als vermutet.  

Hinten zwickt es immer noch

Weihnachten ist vorbei und im neuen Jahr sind wir auch alle angekommen. Pünktlich am 01.01. bis zum Ende des Monats hat das Transferfenster in Deutschland wieder geöffnet. Wie ist die Lage im Kader? Wie wird der FC Augsburg agieren? Abseits natürlich von Ricardo Pepi, der den FCA in die bundesweite Öffentlichkeit katapultiert hat. Viel wird nun auch davon abhängen, wie viel Zaster nun noch auf dem Festgeldkonto schlummert. Aber träumen wird man wohl trotzdem noch dürfen.

Der Kader

Es lässt sich wohl ausschließen, das im Tor etwas passiert (außer Tomas Koubek erhält ein Monsterangebot, um uns zu verlassen). Giki hat zwar keine Paradehinrunde gespielt, bleibt aber als Nummer 1 unumstritten. Koubek dahinter hat sich zum perfekten Ersatzmann entwickelt. Und hinter den beiden lauert das ein oder andere Talent auf seine Chance. Somit ergibt sich momentan kein Handlungsbedarf.

Anders sieht es dann schon in der Abwehr aus. Einerseits gab es in kaum einem Mannschaftsteil so viele Ausfälle und Verletzungen. Felix Uduokhai stand kaum auf dem Feld. Auch Jeff Gouweleeuw und Reece Oxford mussten immer wieder pausieren. Andererseits traten hier auch die meisten größeren Fehler auf. Gerade Robert Gumny wirkt manchmal fehl am Platze, auch weil er ungewohnte Rollen, entweder in der Innenverteidigung oder in einer 3er Kette, bekleiden musste. Nur links hinten waren Iago und Mads Pedersen stabile Ankerpunkte.

Robert Gumny ist eine Kernpersonalie. Sieht in Weinzierl eher hinten oder rechts? Entsprechend ergibt sich der Bedarf auf dem Transfermarkt. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Im Mittelfeld wurde nun zum Ende der Hinrunde das große Lob über Niklas Dorsch ausgeschüttet. Dorschi fehlte allerdings auch viel in der Hinrunde, ihn setzte eine Grippe länger außer Gefecht. Auch Arne Meier neben ihm musste des Öfteren passen. Mit Dorsch und Meier auf 6 und 8 scheint der FCA allerdings seine 1A Besetzung gefunden zu haben. Dahinter wird es allerdings dünn. Moravek ist wie immer oft verletzt. Strobl hat sich das Kreuzband gerissen. Und Carlos Gruezo findet seine Rolle und Form nicht.

Mit Blick auf die Offensive sind dem FCA immer wieder Stürmer ausgefallen. Niederlechner, Finnbogason und auch Zequiri kämpften mit der Gesundheit. Der Kader war trotzdem tief genug, um die Ausfälle immer wieder auffangen zu können. Am Ende hat sogar Gregerl wieder getroffen. Insgesamt ist es dem Team allerdings immer wieder schwer gefallen Tore zu erzielen.

Was der FCA tun sollte

Der FCA sollte einen Innenverteidiger verpflichten. Weinzierl scheint die 3er Kette fest im Repertoire behalten zu wollen. Gumny ist für mich rechts besser aufgehoben. Mit Kevin Vogt war man im Sommer schon recht weit. Wenn Weinzierl Gumny eher hinten zentral, z.B. in einer 3er Kette, sieht, dann braucht es eine Verstärkung rechts (z.B. Danny da Costa). Ich würde präferieren, Gumny wieder auf rechts einzusetzen und einen erfahrenen Innenverteidiger dazuzuholen. Wenn es jetzt im Winter mit Vogt klappen sollte, dann würde ich diesen Transfer befürworten.

Die offensive Harmlosigkeit ist das größte Problem des FCA in der Hinrunde gewesen, nachdem man die großen Zusammenbrüche wie u.a. in Mainz abgestellt hatte. Gegen Fürth konnte man zum Abschluss der Hinrunde gegen das schlechteste Team der Liga kein Tor erzielen. Dem FCA fehlt es offensiv an Unterschiedsspielern, die an einem solchen Tag das eine, entscheidende Tor erzielen können. Auch hier hatte man im Sommer grundsätzlich schon den richtigen Riecher. Ritsu Doan jetzt im Winter zu verpflichten, wäre weiterhin eine sehr gute Idee, auch deshalb weil bei Ricardo Pepi Geduld trotz des Hypes eine gute Idee wäre. Pepi muss sich in Deutschland akklimatisieren. Und mit Vorlagen gefüttert werden.

Ritsu Doan könnte offensiv den Unterschied machen. Eindhoven weiß das und hat entsprechende Preisvorstellungen. (Photo by Koji Watanabe/Getty Images)

Dem Club wäre zudem nahezulegen, direkt am Anfang der Transferperiode Gas zu geben. Es geht ja bekanntlich schon am 08. Januar weiter. Sollten Neuzugänge dem Club noch in dieser Saison helfen sollen, dann müssten sie gleich zu Anfang kommen. Auf der Abgangsseite könnte man auf die Idee kommen, den Kader bei Gelegenheit etwas auszudünnen. Hier würde ich zu Vorsicht raten. Omikron könnte Personalprobleme in der Rückrunde deutlich verschärfen und hier wäre vielleicht am falschen Ende gespart.

Umsetzung

In der Realität ist die Lage leider etwas komplexer. Auch andere Vereine werden Corona-bedingt zurückhaltend bei Transferabgängen sein. Dazu kommen die aufgerufen Ablösesummen und Gehaltswünsche. Deshalb wäre es sehr gut nachvollziehbar, wenn der FCA die oben dargestellten Wünsche nicht einfach umsetzen könnte. Der FCA hat für Pepi nun schon einen großen Batzen Kohle investiert. Wirtschaftlich besteht daher wahrscheinlich nicht mehr allzu viel Handlungsspielraum. Dies könnte es notwendig machen, Spieler abzugeben oder mit den Neuzugängen etwas zu warten, bis sich die Preise in notwendige, realisierbare Regionen bewegen.

Allerdings ist es gerade im Winter so, dass der FCA schon den ein oder anderen schlauen Schachzug gemacht hat. In dieser Phase weiß Stefan Reuter meist besonders genau, wie er vorzugehen hat. Ich bin daher zumindest vorsichtig optimistisch, dass der FCA in der Rückrunde nicht nur durch die anhaltende sportliche Entwicklung sondern auch durch den ein anderen Transfer noch stärker aufgestellt sein wird als in der Hinrunde. Nicht nur durch Ricardo Pepi. Wenn das mal nicht Hoffnung macht für 2022.

Jahresrückblick 2021 – zweite Jahreshälfte

Das Jahr 2021 war ein Jahr voller Emotionen. Wie Irina im ersten Teil unserer kleinen Rückblicksreihe schon so passend beschrieben hat, gab es neben den sportlichen Ereignissen auch noch ziemlich viel Trubel auf und neben dem Platz. Dies setzte sich auch in der zweiten Hälfte des Jahres fort. Freud und Leid gaben einander die Hand, denn neben unglaublichem Verletzungspech beschäftigte uns zusätzlich noch das leidige Thema Corona immer wieder. Aber auch wenn gerade der Start in diese ziemlich holprig war, gab es doch stellenweise großen Anlass zu jubeln. Lest hier nun, was sich in der Hinrunde alles zugetragen hat.

Vielversprechende Vorbereitung

Ich gebe hiermit offiziell zu, dass auch ich voller Hoffnung der Hinrunde 2021/22 entgegen blickte. Schlimmer als die teilweise desolaten Leistungen in der vorherigen Rückrunde konnte es ja wohl auch kaum werden. Ich erinnere hierbei nur ungern an das 0:3 gegen Köln bereits zur Halbzeit. Zudem hatte man mit Markus Weinzierl nun unseren Leistungstrainer zurück geholt und auch die Verpflichtung von Niklas Dorsch stimmte nicht nur mich sondern auch viele Fans sehr mutig.

Auch die Testspiele in der Sommerpause konnten sich durchaus sehen lassen. Mit Mut, Wille und Kampfgeist schaffte man im Testspiel gegen den HSV ein 2:2. Und das, obwohl man sich erst wenige Tage in der Vorbereitung befand, während die Hamburger bereits kurz davor waren, in die neue Saison zu starten. Das gleiche Ergebnis erzielte man auch gegen den aserbaidschanischen Erstligisten Qarabag FK. Mein persönliches Highlight der Vorbereitung war allerdings das Spiel gegen Paris Saint Germain. Natürlich lief hierbei gefühlt nur die B-Elf des französischen Topclub auf, dennoch zeigte unser Team einen wahren Fight auf dem Platz. Zwar verlor man die Partie leider durch ein spätes Eigentor durch Kapitän Jeffrey Gouweleeuw, doch mit solch einem kämpferischen Auftritt brauchte man sich in der Liga definitiv nicht verstecken. Zumindest dachte ich zum damaligen Zeitpunkt noch so.

Die Generalprobe vor Saisonauftakt gegen Cagliari Calcio am 31.07.2021 gewann der FCA sogar mit 3:1. In der ersten Halbzeit spielten die Jungs den Gegner beinahe schwindelig. Nach gerade einmal 40 Minuten stand es bereits 3:0 durch Tore von André Hahn, Freddy Jensen und Ruben Vargas. Kein Wunder, dass man in der 2. Hälfte das Gas raus nahm und stattdessen noch einigen Jungspielern Spielpraxis gewährte. Darunter Neuzugang Lasse Günther und die Eigengewächse Maurice Malone, Kilian Jakob und Aaron Zehnter. U23-Spieler Dominic Schmidt durfte bereits in der 22. Minute für den verletzten Jeff auflaufen, dessen Adduktorenverletzung der Wehrmutstropfen dieser wirklich spritzigen Partie war.

Freier Fall von Wolke 7

Zum Auftakt der Pflichtspielreise ging es an die wunderschöne Ostseeküste zum Greifswalder FC. Gerade zu Beginn der Partie hatten die Augsburger einige Probleme, denn der Fünftligist gab ordentlich Gas. Er konnte in der 2. Minute überraschend in Führung gehen und schaffte in der 69. Minute sogar den zwischenzeitlichen Ausgleich zum 2:2. Doch am Ende zog der FC Augsburg durch ein 2:4 in die zweite Runde des Pokals ein und gab nur zwei Tage später das überraschende Tauschgeschäft bekannt, mit dem wohl keiner gerechnet hatte.

Eigengewächs Marco Richter würde den Verein nach vielen Jahren verlassen, während U21-Europameister Arne Maier den Platz neben seinem Kompagnon Niklas Dorsch in der Augsburger Schaltzentrale einnehmen sollte. Mich persönlich freute das sehr, denn während der Europameisterschaft habe ich insgeheim mit diesen beiden Spielern geliebäugelt. Dass Stefan Reuter die dann tatsächlich verpflichtet, war schon eine ziemliche Überraschung.

Dann war es schließlich soweit… Am 14. August konnte ich endlich die magischen Worte beim morgendlichen Frühstück aussprechen: “Schatz… Bundesliga geht wieder los!” Ich freute mich auf die Partie gegen Hoffenheim und hatte nach den doch vielversprechenden Leistungen in der Vorbereitung ziemlich optimistisch ein 2:1 für unsere Fuggerstädter getippt.

Ich wurde noch NIE so unsanft von Wolke 7 herunter gerissen wie an jenem Tag, denn es setzte zum Auftakt der Hinrunde eine 0:4-Klatsche im eigenen Stadion. In der 37. Minute gingen unsere Jungs in Rückstand und versuchten zwischenzeitlich den Ausgleich zu erzielen. Versuchen ist gut gesagt, denn im ganzen Spiel brachte man gerade einmal 7 Torschüsse zustande. Und die letzte Viertelstunde verpennte man mal vollkommen, denn ab der 79. Minute machte es dreimal PENG und schon fand man sich auf dem letzten Tabellenplatz wieder.

Stellenweise zum Verzweifeln

Zurück auf dem Boden der Tatsachen, ging es am darauffolgenden Wochenende an den Main. Und da es gegen Frankfurt kein Spiel gibt, in dem Martin Hinteregger nicht im Fokus eines Geschehens steht, war es kein Wunder, dass auch hier etwas passierte. In der 17. Minute musste nämlich gleich mal Florian Niederlechner mit einer Gehirnerschütterung vom Platz. Das würfelte unsere Offensive natürlich durcheinander und nach vorne ging ab diesem Zeitpunkt gar nichts mehr. Der FCA verteidigte sich zu einem 0:0-Unentschieden. Defensiv war diese Partie wirklich eine Meisterleistung, aber sie zeigte auch, dass man dringend einen neuen Stürmer brauchte.

Der kam dann auch in Form von Andi Zeqiri, aber erst nachdem man sich erneut zuhause 1:4 von Hassgegner Leverkusen hat abschießen lassen. Ich glaube, das war für mich das frustrierendste Spiel der ganzen Hinrunde. Und da gab es einiges zur Auswahl. Doch mit anzusehen, wie man sich in der ersten Viertelstunde gleich zwei Buden selbst einschenkt – durch Iago und Flo Niederlechner – dann nach Anschluss dem Unentschieden hinterher rennt und wieder einmal die letzte Viertelstunde verschläft, war wirklich zum Schreien! Oder eher nicht, denn auf der UBT war es nach dem 1:4 wirklich totenstill.

Am 4. Spieltag ging es gegen Union in die alte Försterei. Durch viel Latten- und Pfostenglück und eine herausragende Leistung beider Keeper, endete auch dieses Spiel 0:0. Es war ein Unentschieden der besseren Sorte, denn es hätte auch gerne 3:3 ausgehen können. Neuzugang Andi Zeqiri durfte nach gerade einmal einer Trainingseinheit mit dem Team schon sein Debüt zeigen und legte eine ansprechende Leistung an den Tag.

Eine Woche später hieß es dann “ENDLICH JUBELN”. Gegen wenig einfallsreiche Gladbacher konnte man den ersten 3er der Saison einfahren. Die Erleichterung, die sich im Moment des Abpfiffs in mir breit machte, war gewaltig. Wieder hatte der FCA eine starke Defensivleistung gezeigt, doch ein perfekt ausgespielter Konter über Ruben Vargas reichte, um am Ende mit 1:0 als Sieger vom Platz zu gehen. Doch gleich am nächsten Spieltag setzte es erneut eine Watschn, die sich gewaschen hatte. 3:0 in Freiburg, mehr sag ich nicht.

Die erste Halbzeit war kompletter Angsthasenfußball.

Florian Niederlechner über das Spiel in Freiburg

Mit einem unguten Gefühl sah man daher der Partie gegen Borussia Dortmund entgegen. Zwar war Kapitän Jeffrey Gouweleeuw mittlerweile wieder genesen, doch der sorgte gleich mal kurz nach Anpfiff für einen Elfmeter für die Hausherren. Doch zur großen Überraschung glich Andi Zeqiri noch vor der Halbzeit per Abstauber aus. Der FCA lieferte den Dortmundern einen Kampf, der sich wirklich sehen lassen konnte, doch am Ende verlor man mehr als nur knapp mit 2:1, da leider der 2:2 Ausgleichstreffer von ebenfalls Zeqiri nicht gegeben wurde. Zurecht, wie ich aber hinzufügen möchte.

Im darauffolgenden Heimspiel verschenkten unsere Jungs aber zwei Punkte, die durchaus wichtig gewesen wären. Aber wenn man halt immer knapp im Abseits steht, dann darf man sich am Ende nicht wundern, wenn die Partie gegen einen direkten Konkurrenten halt nur 1:1 ausgeht. Trotzdem fuhr man voller Hoffnung zum nächsten Gegner auf Augenhöhe. Doch ich glaube, das 4:1 für Mainz 05 vergessen wir lieber wieder ganz schnell. Nur so viel dazu: Statt der letzten schienen wir zu jenem Zeitpunkt der Saison gerne die erste Viertelstunde eines Spiels zu verpennen.

Der Überflieger der Hinrunde “Air Ox” (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Kehrtwende Pokal

Am 27.10.2021 kam schließlich der Wendepunkt, würde ich sagen. Der FCA musste im Pokal beim Aufsteiger VfL Bochum ran. Wieder einmal war es eine erste Halbzeit zum Vergessen, doch plötzlich ging ein gewaltiger Ruck durch das Team und man glich in der zweiten Hälfte den 2:0 Rückstand aus. Zwar schied man am Ende leider im Elfmeterschießen aus, aber ab jenem Zeitpunkt bekam man doch einen anderen Auftritt des FC Augsburg zu sehen.

Hatte man bis zum 9. Spieltag der Hinrunde nur 6 Punkte in der geholt, sammelten unsere Fuggerstädter in den kommenden 8 Partien gleich mal doppelt so viele – 12 Stück. Den Startschuss lieferte hierbei das Schwabenderby. Obwohl man wieder einmal in den ersten 15 Minuten einen unnötigen Gegentreffer kassierte, schossen Oxford, Gouweleeuw, Niederlechner und Finnbogason den VfB Stuttgart mit 4:1 aus der heimischen WWK.

Nach einer 1:0-Niederlage bei den Wölfen, gastierte schließlich der Rekordmeister im Augsburger Schwabenländle. Alle rechneten mit einer haushohen Niederlage, doch das “Wunder der Hinrunde”, das an jenem Abend passierte, lässt sich auch heute noch kaum mit Worten beschreiben. Durch Tore von Mads Pedersen und André Hahn ging unser FCA mit 2:0 in Führung und zeigte nach Bayerns Anschlusstreffer eine hervorragende Defensivleistung. Drei hochverdiente Punkte blieben am Ende in der Fuggerstadt. Punkte, mit denen absolut niemand gerechnet hat!

Gegen die Alte Dame aus Berlin wurde es am 13. Spieltag richtig eng. Ausgerechnet Marco Richter hatte die Hertha in Führung gebracht, doch ein Spiel dauert nun mal 90 Minuten PLUS Nachspielzeit. Und da man einen Michael Gregoritsch niemals abschreiben sollte, freut es mich besonders, dass er in der 97. Minute noch den Ausgleich erzielte. Schade ist allerdings, dass man das in der folgenden Partie gegen Bochum nicht auch schaffte. Aber nach 3 Gegentoren in der ersten Halbzeit, dürfen wir wohl froh sein, dass das Spiel nur 2:3 ausgegangen ist.

Gegen Köln hatte ich kein so gutes Gefühl, denn immerhin waren die Geißböcke in der Hinrunde noch ungeschlagen in ihren Heimpartien. Aber der FCA zeigte eine TIERISCH gute Leistung und gewann am Ende verdient mit 0:2. Das Highlight der Partie dürfte dabei der Kracher von Dorschi aus ca. 30 Metern gewesen sein, mit dem er sein erstes Tor für Rot-Grün-Weiß erzielte.

Was für ein Strahl!!!

Einen ähnlich starken Auftritt legten unsere Jungs auch zuhause gegen die Bullen aus Leipzig hin und sammelte dabei einen hochverdienten Punkt. Die Partie gegen Greuther Fürth gab der Hochstimmung allerdings einen kleinen Dämpfer. Es wäre so viel drin gewesen. Man hätte mit einem Sieg 20 Punkte eintüten und einen Sprung nach oben in der Tabelle machen können. Aber alles Hätte, Wäre, Wenn hilft jetzt nichts, denn am Ende sah man ein 0:0 der schlechten Sorte.

Und damit war die Hinrunde auch schon wieder vorbei, wobei ich persönlich schon noch positiv gestimmt bin. Zwar hat man Stand jetzt nur 18 Punkte und ein Torverhältnis von -9, aber bisher hat unser FCA es immer geschafft die Klasse zu halten. Natürlich wird es wahrscheinlich wieder eng und spannend – ZU spannend – doch wir befinden uns erst bei Saisonmitte. Es sind noch 51 Punkte auszuspielen und ich bin mir sicher, dass man noch einige davon holen wird.

Verletzungs- und Krankheitssorgen

Bevor ich noch einen kleinen Blick auf die Daten werfe, sei hier noch erwähnt, dass es der FC Augsburg in der Hinrunde nicht einfach hatte. Gefühlt war in jeder Woche irgendein wichtiger Spieler verletzt oder krank. Vor allem unsere Innenverteidigung hat es dabei ziemlich schwer erwischt. Zuerst fiel Jeff aus, dann Felix Uduokhai. Auch unser neues Juwel Reece Oxford hatte zwischendurch mit einer Verletzung zu kämpfen, bevor auch noch das böse Coronavirus zuschlug. Zwischenzeitlich hatte man mit Frederik Winther nur einen nominellen Innenverteidiger im Kader, sodass Robert Gumny ins Zentrum rücken musste.

Die defensive Abteilung schien in der Hinrunde wahrlich vom Pech verfolgt zu sein, denn auch Jan Morávek und Carlos Gruezo hatten ordentlich zu kämpfen. Niklas Dorsch und Arne Maier kränkeln leider auch des Öfteren. Und dazu kommt auch noch der Kreuzbandriss von Tobias Strobl, der sein vorzeitiges Saisonaus besiegelte.

Auch in der Offensive hatte man es in dieser Hinrunde wahrlich nicht leicht. Alfred Finnbogason kommt in dieser Saison auf gerade einmal 5 Einsätze über 274 Spielminuten. Ähnlich erging es Florian Niederlechner, der sich zuerst einer Leistenoperation unterziehen und schließlich auch noch wegen einer Mittelfußverletzung pausieren musste. Dann erkrankte auch noch Ruben Vargas an Corona und Andi Zeqiri verletzte sich an der Hüfte.

Es bleibt daher nur zu hoffen, dass es in der Rückrunde in diesem Punkt besser läuft, denn man braucht nun einmal jeden einzelnen Spieler im Kader. Wenn diese Pechsträhne endlich reißt, dann bin ich sicher, dass auch endlich wieder mehr Ruhe in den Kader kommt.

Datenspielchen

Wer mich kennt, der weiß, dass ich Daten liebe. Ich schaue mir gerne die Fakten einer Partie an, da es sehr viel über den Verlauf einer Saison aussagen kann. Das habe ich auch in der Hinrunde gemacht und es gibt wirklich einige Punkte, die zeigen, dass der FCA noch einiges zu tun hat.

Fangen wir mit dem Offensichtlichen an: der Torausbeute. 17 Tore in 17 Spielen sind einfach zu wenig. Das bedeutet zusammen mit dem VfL Wolfsburg den viertschlechtesten Wert der Liga. Auch was die Torschüsse angeht, kann man noch zulegen, denn mehr Schüsse bedeutet mehr Tore in der Regel. Durchschnittlich 10 Mal schießen die Augsburger pro Partie auf den gegnerischen Kasten. Der Ligadurschnitt liegt bei 13 Schüssen. Bester Torschütze ist im Übrigen Florian Niederlechner mit bisher 3 Saisontoren.

Einzig und allein in den Punkten Laufleistung, Fehlpässen und Ecken ist der FC Augsburg besser als der Durschnitt. Besorgniserregend sind vor allem die Zweikampfquote, die bei gerade einmal 47 Prozent liegt und damit 3 Prozentpunkte schlechter als der Mittelwert ist. Noch schlechter sieht es in puncto Pässe und Passquote aus. Gerade einmal 70 Prozent der 321 abgespielten Bälle kommen beim eigenen Mann an. Das sind ganze 7 Prozent weniger als die Liganorm. Die mit Abstand besten Passwerte zeigten übrigens Niklas Dorsch und Reece Oxford mit 88,0 bzw. 86,1 Prozent.

Fazit

Wie schon das komplette Jahr 2021 war auch die Hinrunde ein ständiges Auf und Ab. Doch der Trend geht eindeutig ins Positive. Immerhin holte man in den letzten acht Spielen doppelt so viele Punkte wie in den ersten 9 Partien. Natürlich sollte man noch an einigen Punkten wie Passspiel und Zweikampfeffektivität arbeiten, aber so etwas muss in einem Verein ständig gemacht werden. Vielleicht sollte man auch über den einen oder anderen Transfer nachdenken, der die Lücken im Kader noch schließen würde. Spontan fällt mir da die rechte Seite ein, die doch stellenweise sehr wackelig war. Aber hierzu bekommt ihr in Kürze sicherlich etwas in der Rosenau Gazette zu lesen.

Einige Highlights hielt die Hinrunde aber trotzdem bereit. Beispielsweise die Partie gegen den FC Bayern, bei der wohl niemand damit gerechnet hat, dass ausgerechnet die Fuggerstädter gewinnen. Das zeigt aber auch, dass man den FCA niemals unterschätzen darf und alles möglich ist. Auch dass der in den letzten Jahren viel umstrittene Reece Oxford einen solchen Sprung gemacht hat, ist mehr als nur erfreulich. Aber am schönsten war für mich jene Aktion, die alles ausstrahlt, was unseren FC Augsburg ausmacht: Zusammenhalt, Teamgeist und eine große Familie zu sein:

Mein persönliches Highlight der Hinrunde!

Alles in allem kann man festhalten, dass die Rückrunde wieder einmal sehr spannend werden dürfte. Ein Wermutstropfen ist dabei das Fehlen der Fans, die wohl noch länger auf einen Gang ins Stadion werden verzichten müssen. Für unsere Jungs ist das sicher nicht leicht, denn wie sie immer wieder betonen, brauchen sie unsere Unterstützung, um ihre perfekte Leistung abrufen zu können. So gesehen gegen den FC Bayern, die einzige Partie, die vor ausverkauftem Haus stattfand und in der der FCA alles rein warf, was ging.

Ich persönlich habe die Hoffnung definitiv noch nicht aufgegeben, dass wir es auch in diesem Jahr schaffen werden, die Liga zu halten. Immerhin sind wir der FCA und wir haben es doch bisher immer geschafft, oder? Auch wenn es noch so eng und spannend wird, aber alles andere wäre doch auch langweilig. Drücken wir unseren Fuggerstädtern die Daumen, dass wir vom Pech verschont bleiben, sodass wir uns am Ende über unser 12. Jahr in der Bundesliga freuen dürfen. Vielleicht unter dem Motto: Zusammen mit dem 12. Mann im Rücken!

Jahresrückblick 2021 – erste Jahreshälfte

2021 war für den FCA kein besonders erfolgreiches Jahr. Bis zum letzten Spieltag gefühlt mit dem Abstieg konfrontiert, gelang es dem FCA dennoch, spät den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Aber man hat es schon wieder – zumindest nach meinem Geschmack – zu spannend gemacht am Ende. Zeit, dem turbulenten Sportjahr aus Augsburger Sicht Revue passieren lassen. Denn: Viele Dinge sind passiert in der Fuggerstadt, neue Gesichter kamen, einige Personen verließen den Club. Ein alter Bekannter gab sich am Lech die Ehre. Was ein Trubel! Teil eins lest ihr heute. Hierbei widmen wir uns der Rückrunde 20/21:

Hinrunden-Talfahrt

Unter anderem aufgrund der angespannten Corona-Lage wurden die Spieltage 14-17 erst nach der Winterpause ausgetragen. Mit einem 1:0 Sieg gegen Köln startete man direkt am 2.1.2021 ins neue Jahr, das goldene Tor erzielte Iago. Auf den knappen Sieg folgte ein herbe Niederlage, an die man sich in Augsburg sicher nicht gerne erinnern dürfte. Gegen den VfB Stuttgart setzte es eine deftige 1:4 – Niederlage. Ernüchterung schon so früh im Jahr machte sich breit. Den Ehrentreffer schoss damals übrigens Marco Richter.

Die Ernüchterung mündete dann schon fast in Resignation, als der FCA mit 2:0 gegen Werder Bremen verlor. Bemerkenswert hierbei, dass die beiden Bremer Tore erst in den letzten Spielminuten fielen (84. und 87. Minute). Unglücksrabe war in diesem Spiel definitiv Reece Oxford, er vergab vorne eine Großchance und lies hinten das 1:0 für Werder zu. Die Augsburger Mannen zeigten aber umgehend Charakter und verteidigten leidenschaftlich im Derby gegen den Rekordmeister. Nur durch ein Quäntchen Glück und Goalgetter Lewandowski gewann der FC Bayern fast schon schmeichelhaft mit 1:0. Highlight aus Augsburger Sicht war sicherlich der verschossene Elfmeter von Alfred Finnbogason.

Er war plötzlich nicht mehr “cold as ice”: Unser Isländer Alfred Finnbogason scheiterte zweimal vom Punkt. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Rückrundenauftakt

Am 23.01.2021 startete der FCA gegen Union sodann in die Rückrunde. Es gelang ein knapper 2:1 Sieg, beide Tore erzielte hierbei nach einer längeren Flaute Stürmer Florian Niederlechner. Die zwei Assists lieferte André Hahn. Ex-Union-Keeper Gikiewicz hielt den Sieg am Ende fest, indem er unter anderem einen Elfmeter parierte. Mit 19 Punkten zu Ende der Hinrunde stand man hierbei ein wenig besser da als diesertags und die Tordifferenz von -9 ist exakt gleich. Die Hinrunde beendete man damals allerdings als Tabellenzwölfter.

Das kurze Hochgefühl hielt allerdings nicht lange an, denn direkt am nächsten Spieltag schossen die Dortmunder den FCA mit 3:1 ab. Es sah lange gar nicht unbedingt danach aus, denn die Augsburger führten früh mit 1:0 durch Hahn. Das Spiel war vor allem in der ersten Halbzeit sehr unterhaltsam, Haaland verschoss einen Foulelfmeter und keine fünf Minuten später köpfte Delaney zum Ausgleich. Bitter: Das 3:1 für die Borussia war ein Eigentor von Felix Uduokhai. Trotz der Pleite stand der FCA “nur” auf Platz 13 der Bundesligatabelle.

Und dort blieb der FCA auch nach der 0:2 Niederlage gegen den VfL Wolfsburg. In diesem Spiel hatte der FCA keine Chance gegen gut aufgelegte Wölfe. Interessanter Fakt am Rande: Der FCA spielte erstmals in diesem Jahr mit einer Viererkette in der Abwehr. Die Talfahrt des FCA ging durch die 2:1 Niederlage gegen RB Leipzig leider weiter. Daniel Caligiuri erzielte per Elfmeter in der 77. Minute immerhin noch den Anschlusstreffer.

Auf und ab

Am 21.02.2021 gab der FCA ein sportliches Ausrufezeichen ab, indem er ein 1:1 beim Angstgegner Leverkusen erkämpfte. Der FCA führte früh mit 1:0 durch Niederlechner, kassierte aber auf bitterste Art und Weise in letzter Sekunde noch den Ausgleich durch Tapsoba. Am darauffolgenden Spieltag schlugen die Augsburger dann den direkten Konkurrenten aus Mainz mit 1:0 – wir erinnern uns wohl alle an den rabenschwarzen Tag von Zentner. Der Mainzer Keeper spielte Niederlechner den Ball quasi vor die Füße, dieser bediente wiederum André Hahn. Der Mittelfeldspieler erzielte dann das Tor des Tages. Bei dem Ergebnis blieb es – auch, weil Gikiewicz wieder einen Sahnetag erwischt hatte.

Auf den knappen Sieg folgte eine knappe Niederlage gegen den Tabellen-15. aus Berlin. Die Hertha gewann nach einer hochbrisanten Partie mit 2:1, nachdem der FCA wieder sehr früh in Führung ging. Laszlo Benes traf schon in der zweiten Spielminute zum 1:0. Besonders ärgerlich: Der Herthaner Siegtreffer fiel durch einen Foulelfmeter. Doch der Frust hielt nicht lange an, denn im Flutlichtspiel am Freitagabend gegen Gladbach setzte sich der FCA mit 3:1 durch. Kurios: Alle vier Tore fielen erst in Halbzeit zwei. Glück für den FCA, dass die Gladbacher in der ersten Halbzeit vom Elfmeterpunkt vergaben.

Nach diesem starken Auftritt fiel der FCA wieder in alte Muster zurück und ging mit 0:2 gegen Freiburg baden. Chancenlos waren die Augsburger zwar nicht, aber scheiterten hier ein ums andere Mal an Sportclub-Keeper Müller. Die Freiburger zeigten sich einfach kaltschnäuziger vor dem Tor. Aber diesen FCA sollte niemand abschreiben: Auf die Niederlage folgte – wieder mal – ein Sieg. Dieses Mal gegen die TSG Hoffenheim. Mit 2:1 schlug man den direkten Tabellennachbarn und überholte diesen. Vargas und Hahn erzielten die Treffer. Es war übrigens der 100. Bundesliga-Sieg des FCA. Die drei Punkte konnte man jedoch nicht vergolden, man verlor am darauffolgenden Spieltag peinlichst gegen Schalke mit 1:0 und kam gegen die Arminia nicht über ein 0:0 hinaus. Beides ärgerlicherweise direkte Tabellennachbarn!

Entlassung von Heiko Herrlich

Am 30. Spieltag mündete diese Tiefphase des FCA in einer 2:0 Niederlage gegen Frankfurt. Dieses Spiel erhitzte so einige Fan-Gemüter – denn erst sah Hinteregger nach einem rotwürdigen Foul an der Seitenlinie gegen Marco Richter nur gelb, dann traf ebenjener Ex-Augsburger auch noch zur Frankfurter Führung. Uncool! Und leider verschoss Alfred Finnbogason am Ende der Partie erneut einen Strafstoß.

Am 31. Spieltag wurde es nicht besser für den FCA. Gegen akut abstiegsgefährdete Kölner verlor man unglücklich 2:3. Jedoch lag der FCA in der ersten Halbzeit schon mit 0:3 hinten, man hatte die erste Halbzeit komplett verpennt. Durch Gumny und Vargas kam der FCA noch in der zweiten Hälfte mit 2:3 ran (beide Vorlagen kamen von Freddy Jensen), aber die Kölner Abwehrreihe hielt die Führung tapfer bis zum Spielende. Man konnte schon ahnen, dass dies die letzte Partie von Heiko Herrlich sein könnte. Und so kam es auch – der Übungsleiter konnte dem Abwärtstrend nicht entgegenwirken und musste zusammen mit seinem Co-Trainer Metaxas den Platz räumen.

Wusste sich und der Truppe am Ende nicht mehr zu helfen und nahm folgerichtig seinen Hut: Heiko Herrlich war nicht mehr länger Trainer des FCA. (Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Comeback-Time

Mit Markus Weinzierl wurde ein alter Bekannter in Augsburg als Nachfolger von Heiko Herrlich vorgestellt. Der 46jährige Übungsleiter war schon von 2012 bis 2016 in der Fuggerstadt beschäftigt und führte seinerzeit die Augsburger bis in die Europa League. Und ein hochrangiger Co-Trainer kam noch dazu an den Lech: Reiner Maurer, 61 Jahre alt, war zuvor bei Türkgücü München Trainer und wurde in Augsburg Nachfolger von Iraklis Metaxas.

Sportlich kam es – trotz großer Euphorie nach Weinzierl-Rückkehr – noch härter: Man verlor gegen Stuttgart mit 2:1. Die Augsburger zeigten definitiv eine ansprechende Leistung, aber konnten sich offensiv nicht belohnen. Weinzierl setzte bei seiner Rückkehr auf eine erfahrene und für ihn zum Teil altbekannte “Achse”: Khedira, Moravek und Niederlechner starteten für Strobl, Gruezo und Finnbogason. So kam es zum Showdown gegen Werder: Augsburg, Tabellenvierzehnter mit 33 Punkten (Tordifferenz -17) gegen Bremen, Tabellenfünfzehnter mit 31 Punkten (Tordifferenz ebenfalls -17). Brenzliger konnte es gar nicht sein! Und die Partie begann aus Augsburger Sicht denkbar schlecht. Ruben Vargas sah nach einer versuchten Tätlichkeit früh die rote Karte. So spielte man über 75 Minuten lang nur mit zehn Mannen und das im alles entscheidenden Spiel!

Es ging mit einem gerechten 0:0 in die Pause. Gerade aus den Kabinen gekommen, beging nun auch Bremens Groß eine “Dummheit” und foulte gelbvorbelastet Niederlechner. Folgerichtig spielte Bremen nun ebenfalls mit nur zehn Spielern. Ausgerechnet Rani Khedira erzielte aus sieben Metern das wichtige 1:0 für den FCA. Der Ball prallte noch vom Innenpfosten ab ins Tor! Bremen konterte wütend und Bittencourt setze in Minute 72 einen Schuss an den Augsburger Pfosten! Puh, durchatmen. Iago scheiterte noch an Werder-Schlussmann Pavlenka. Dann foulte Rashica Hahn im Sechzehner – Caligiuri verwandelte sicher. Mit 2:0 gewann der FCA die eminent wichtige Partie und dufte damit den Klassenerhalt feiern. Das war knapp!

Augsburgs verlorener Sohn war wieder zurück. Und führte den FCA direkt zum Klassenerhalt: Markus Weinzierl! (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Schlusspunkt in München

Das letzte Spiel der Saison durften die Augsburger auswärts in der Allianz Arena bestreiten. Zum Glück war der Klassenerhalt zu diesem Zeitpunkt schon gesichert. Schon in der neunten Minute gingen die Bayern in Führung, allerdings mithilfe eines Augsburgers. Gnabry erhöhte wenig später auf 2:0. Ausgerechnet der sonst sichere Caligiuri vergab den Augsburger Anschlusstreffer vom Punkt. Stattdessen machten die Bayern bis zur Halbzeit alles klar: Erst Kimmich, dann Coman schraubten das Ergebnis auf 4:0.

Der FCA wechselte, dadurch kam noch etwas Leben in die Partie und die Augsburger wurden wacher. Erst erzielte Hahn nach einer Benes-Vorbereitung per Kopf das 1:4, dann erzielte Niederlechner nach Hahn-Vorarbeit das 2:4. Die Bayern wären aber nicht die Bayern, wenn sie nicht noch was gegenzusetzen hätten. Den Schlusspunkt setzte Lewandowski in Minute 90 mit einem historischen Treffer. Damit brach der polnische Nationalspieler den Uralt-Rekord vom “Bomber der Nation” Gerd Müller: Er erzielte sage und schreibe 41 Saisontore!

Das gab es bis dato noch nie zuvor. Und bis zu diesem rekordträchtigen Treffer hatten sich die beiden Landsmänner Lewandowski und Gikiewicz auf Augsburger Seite quasi ein Privatduell geliefert! Was für ein Saisonfinale mit einem spannenden bayerischen Derby. Das Ergebnis war dann doch nur noch Nebensache.

Statistiken zur Rückrunde 20/21

Wieder eine Saison mit Höhen und Tiefen aus Augsburger Sicht, wieder eine Saison mit einem Last-Minute-Klassenerhalt. Und wieder musste man sich von einem Coach trennen. Das Fazit fällt daher ein wenig ernüchternd aus. Und die Hoffnungen, die man sich vor dem Saisonbeginn machte, wurden schon früh zerstört. Konstanz? In Augsburg ein Fremdwort. Eine Saison, geprägt von einigen Höhen und ganz viel Tiefen. Das Beste an dieser Saison war tatsächlich der Klassenerhalt.

André Hahn, gewissermaßen fast schon ein Oldie und sportlich abgeschrieben in der Fuggerstadt, war mit acht Treffern bester Torschütze. Ein weiterer Oldie stand diesem in fast nichts nach: Daniel Caligiuri erzielte sechs Saisontore, Ruben Vargas kam auf ebenfalls sechs Treffer. Stürmer Florian Niederlechner (fünf Tore) hatte viele Saisontiefs, genauso wie Marco Richter (drei Tore) und Unglücksrabe Alfred Finnbogason (0 Tore, zwei verschossene Elfer). Die beiden besten Torschützen waren auch die besten Scorer: Hahn legte fünf Treffer auf, Caligiuri ebenfalls. Die Ü30-Fraktion rockt(e)!

Den Rücken frei hielt den Augsburgern allzeit Rafal Gikiewicz: Dieser schaffte es auch in die Top-Ten-Torhüter der Bundesliga mit einer stolzen Paradenquote von 70,5% und sieben Zu-Null-Spielen. Mit einem Kicker-Notendurchschnitt von 2,85 war er nicht nur bester FCA-Spieler, sondern auch in der Top-10 der besten Bundesligaspieler der Saison aufgelistet. Was den FCA 2020/21 auszeichnete, war definitiv die starke Laufleistung des Teams. Mit 4027,67 gelaufenen Kilometern lag man in puncto Laufleistung ganz weit vorne. Die drei laufstärksten Spieler waren Daniel Caligiuri, Jeffrey Gouweleeuw und Felix Uduokhai. In puncto Sprints lag der FCA im Bundesligavergleich auf Platz fünf mit über 4000 absolvierten Sprints!

Was der FCA gar nicht konnte? Definitiv Elfmeter schießen. Nur zwei von fünf Elfmetern konnte der FCA verwandeln. Krass dabei: Daniel Caligiuri verwandelte 2 von 3 möglichen, die restlichen vergab Alfred Finnbogason. Auch holte sich der FCA ziemlich schnell und ziemlich viele Karten: Mit 65 gelben, 3 gelb-roten und einer roten Karte zählt man zu den drei größten “Sünder-Teams” der Liga. Alleine Kapitän Gouweleeuw sah neun mal den gelben Karton.

André Hahn, Rafal Gikiewicz, Felix Uduokhai und Jeffrey Gouweleeuw waren die drei besten Spieler im FCA-Trikot. Auch Reece Oxford steigerte sich im Laufe der Saison. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Fazit zur Rückrunde

Der FCA lies die ganze Saison über Konstanz vermissen. Viele Statistiken sprechen eher gegen den FCA, wie zum Beispiel die Zweikampfquote. Man gewann im Ligaranking am viertwenigsten Zweikämpfe. Man hatte die zweitwenigsten Ballbesitzphasen. Die viertwenigsten Tore. Die drittwenigsten Torschüsse. Und die drittschlechteste Passquote aller Bundesligisten. Das alles ist schon sehr ernüchternd und deutet auf eine wirklich suboptimale Saison hin. Klingt fast ein wenig nach Abstieg oder Relegation – aber glücklicherweise gab es Teams wie Schalke und Werder, die noch schlechter performten.

Ein großartiger Rafal Gikiewicz war der Erfolgsgarant für den Klassenerhalt. Ein fast schon über-performende André Hahn, der nach seiner überstandenen Corona-Erkrankung noch viele Tore erzielte, hielt den FCA in einigen Spielen am Leben. Felix Uduokhai und Robert Gumny waren die Shootingstars der Saison. Ruben Vargas und Marco Richter fielen leicht ab im Vergleich zur Vorsaison. Sportlich keine großen Faktoren waren Alfred Finnbogason (0 Tore, 1 Assist) und Michael Gregoritsch (1 Tor, 2 Assists). Rani Khedira trat in die großen Fußstapfen von Daniel Baier, um nach dem Klassenerhalt den Verein zu verlassen. Das wog und wiegt schwer.

Man möchte sagen, der FCA hatte nach dieser Saison und insbesondere nach dieser Rückrunde viel Arbeit vor der Brust. Den schmerzlichen Abgang von Khedira aufzufangen, einen Innenverteidiger-Backup für den scheidenden Marek Suchy zu finden, die Lücke von Laszlo Benes zu füllen (mit einem deutlichen Upgrade!) und natürlich die Trainerposition zu stärken. Spielerisch konnte Markus Weinzierl der biederen Ex-Herrlich-Elf noch kein Leben einhauchen, jedoch muss man sagen, in drei Spielen – in denen es sportlich um alles ging – war dies schlicht und ergreifend auch (noch) nicht möglich. In der Kritik stand daher auch Sportdirektor Stefan Reuter, dem es auch in der Saison nicht gelang, den Umbruch zu vollziehen und die Mannschaft in sicheres Fahrwasser zu geleiten.

War in Augsburg nicht mehr unumstritten: Sportdirektor Stefan Reuter durchlebte unruhige Zeiten! (Photo by Pool/Kai Pfaffenbach/Pool via Getty Images)

Ausblick aus die neue Saison

Direkt zu Beginn des Trainingsauftakts im Sommer kam es zum Eklat: Kevin Danso wollte weg, war mit seiner Backup-Rolle in der Fuggerstadt nicht zufrieden. Ein Schock für die Augsburger, war das Eigengewächs doch eine wertvolle Kaderergänzung! Es wurde – als Investition für die Zukunft- der aus der FCA-Nachwuchsakademie stammende Lasse Günther vom FC Bayern aus deren U19 verpflichtet. Als absoluter Top-Transfer des Sommers wurde die Verpflichtung von Niklas Dorsch – er kam von KAA Gent für sieben Mio. Euro – gehandelt. Der Hoffenheimer Daniel Klein komplettierte das Torwart-Trio rund um Gikiewicz und Koubek. Der Herthaner Arne Maier und Marco Richter tauschten die Leibchen.

Mit Götze, Malone, Stanic, Petkov und Leneis wurden einige Perspektivspieler an Zweit- und Drittligaclubs verliehen. Julian Schieber gab zu Saisonende sein Karriereende bekannt. Es wurde ein warmer Sommer und auf dem Transfermarkt ging es heiß her. Der Saisonauftakt stand an, zuvor einige hochkarätige Testspiele und dann ging es schon in die erste Runde des DFB-Pokals in das weit entfernte Greifswald. Es war mal wieder ein kleiner Umbruch, mittendrin in der Sommerzeit fand noch Olympia statt – mit Uduokhai und Richter nahmen hier auch zwei Augsburger teil. Niklas Dorsch sagte seine Teilnahme wegen seinem Wechsel ab. Bei Olympia war aber für die dezimierte deutsche Auswahl schon nach der Vorrunde Schluss.

Dies war nun der erste Teil des Jahresrückblicks, in dem die erste Jahreshälfte begutachtet wurden. Lest morgen, was Birgit von der Hinrunde 21/22 zu berichten weiß. Stay tuned!

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