Viel Bewegung

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Der FC Augsburg stand bis vor kurzem bei vielen Augsburger Fußballfans kurzfristig nur an zweiter Stelle, zumindest so lange wie die Deutsche Nationalmannschaft an der EM teilnahm. Nach dem Ausscheiden der Nagelsmann-Truppe aus dem Turnier geht zumindest bei mir der Fokus klar Richtung Saisonvorbereitung des FCA.

Vier Wochen war Jess Thorup nach eigener Aussage im Urlaub. Derweil war der FCA ganz und gar nicht untätig. Ich habe vor kurzem einen Zwischenstand der Transferaktivitäten veröffentlicht. Seitdem ist schon wieder einiges passiert. Der FCA war zwar in der letzten Saison erfolgreich mit der 3. besten Bundesligasaison der Vereinsgeschichte und Platz 11. Dafür gibt es sehr viele Personalbewegungen in unterschiedlichen Bereichen und die ein oder andere organisatorische Neuerung. Kurz vor Start des Trainingslagers will ich einmal grob aufzeigen, was sich getan hat:

Transfers, Transfers, Transfers

Der FCA hat schon fett auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Neben den Leihrückkehrern gehören dem Team in der kommenden Saison fest an: Kristijan Jakic, Samuel Essende, Keven Schlotterbeck, Nediljko Labrovic, Yusuf Kabadayi und Steve Mounié. Ob sich in der kommenden Saison in der ersten Elf etwas tun wird? Mit Sicherheit. Auf welchen Positionen? Wir werden sehen.

Auf der Abgangsseite stehen mittlerweile Sven Michel, Iago und Tomas Koubek neben den bisher abgeschlossenen zwei Leihen von Lasse Günther und Marcel Lubik.

Insgesamt ist das schon sehr früh in der Transferperiode sehr viel Bewegung im Kader und gerade jetzt zum Trainingsstart eine große Truppe, die sich in der kommenden Woche auf den Weg in Trainingslager machen wird.

Das Trainingslager in Südafrika

Für die Trainer steht in Südafrika der Sport im Fokus. Für Manager Michael Ströll geht es aber auch darum, sich daran zu beteiligen, die Bundesliga im Ausland zu vermarkten. Im Podcast “Viererkette” der Augsburger Allgemeine hat er auch erklärt, dass der FCA für das Trainingslager in Südafrika keine Kosten zu tragen hat. Es geht also um mehr als nur um das Sportliche.

Für die Mannschaft und einzelne Spieler wird das Trainingslager auch zu Komplikationen führen. Sollte ein Spieler im Zeitraum des Trainingslagers den Club verlassen, so muss er dann aus Südafrika zu seiner neuen Tätigkeitsstätte reisen. Sollte ein Spieler dazu stoßen wollen, wird es komplexer als nur mit dem Auto nach Österreich zu fahren. Es ist wohl gerade deshalb verständlich, warum der FCA versucht hat, möglichst viele Transfers früh unter Dach und Fach zu bringen. Ganz vermeiden werden sich die logistischen Schwierigkeiten im Laufe des Trainingslagers aber trotzdem nicht lassen.

Mal schauen, wie lange es dauert, bis die Abläufe wieder sitzen. Vielleicht länger als uns lieb ist. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Trainerteam

Zumindest das Trainerteam für die nächste Saison sollte aber mittlerweile stehen. Und während Jess Thorup im Urlaub war, gab es auch hier viel Bewegung. Mit Jonas Scheuermann hat sich der langjährigste Co-Trainer des FCA für eine neue Herausforderung in der Premier League entschieden. Die vakante Position wird Lars Knudsen ausfüllen, den Thorup letztes Jahr als Standardtrainer dazu geholt hat. Wer nun – auf Grund des nicht gerade üppigen Erfolgs im Standardbereich – gehofft hätte, das er dieses Thema abgibt: dem ist nicht so. Um die Standards kümmert sich Knudsen weiterhin zusätzlich. Mit Scheuermann geht ein emotionaler Leader im Trainerteam und jemand, der über viele Jahre seinen Beitrag geleistet hat. Viel Glück Dir, Jones!

Dazu war ja schon länger klar, dass man mit Torwarttrainer Marco Kostmann nicht verlängert. Hier kommt Marco Langer dazu, der zwar schon bei einigen Bundesligisten gearbeitet hat, aber eben zuletzt auch nicht mehr. Er darf sich nun selbst ein Bild der Keeper machen, bei denen Finn Dahmen die einzige Konstante ist. Und gerade der wird bis Anfang August ausfallen. Die Gemengelage im Tor ist offener denn je.

Konkurrenzkampf und gewünschte Abgänge

Die Kämpfe um die Plätze in Südafrika und auch danach in der Vorbereitung könnten auch neben dem Tor hochspannend werden. Der Konkurrenzkampf auf allen Positionen ist eröffnet. Entweder weil man sich – wie im Tor – bewusst dazu entschieden hat. Oder, weil Leistungsträger den Club verlassen haben (Iago) oder noch verlassen werden (Uduokhai, Demirovic, Vargas).

Gerade bzgl. der Spieler, die den FCA noch verlassen wollen, könnte Unruhe aufkommen. Wie lange will Ermedin Demirovic warten, bis er Sicherheit über seinen neuen Arbeitgeber hat? Kommt Ruben Vargas nach der EM überhaupt zum FCA zurück? Und wie geht die Situation aus, wenn Felix Uduokhai seine Wünsche auf dem Transfermarkt erneut schwinden sieht und der FCA auf einmal sehr üppig auf der Position der Innenverteidiger aufgestellt ist? Fragen über Fragen, die Marinko Jurendic und Team möglichst zeitnah zu klären haben.

Funktioniert es gleich?

Dafür, dass er FCA eine vergleichsweise sehr gute Saison gespielt hat, geht es doch recht bunt zu. Nächste Woche macht sich der FCA mit einem neu-formierten Trainer- und Funktionsteam, auf zu einem neuen Trainingslager-Ort und nimmt viele neue Spieler mit. Kann man sich immer aussuchen, wie viel Wechsel in einem Sommer passieren? Nein. Ist das vielleicht sehr viel Bewegung? Ja.

Ich könnte mir vorstellen, dass die Dinge und Abläufe beim FCA in diesem Sommer mehr Zeit brauchen, als man sich von außen wünschen würde. Ich bin gespannt, wie schnell die Abläufe funktionieren und sich auf und neben dem Feld die Teams finden und der Zusammenhalt wächst. Für den Moment bin ich zwar optimistisch, aber auch verhalten. Mal schauen, welche Überraschungen der FCA in diesem Sommer noch für uns bereithält.

Wie soll es werden?

Hätte, wenn und aber. Im Nachhinein sind immer alle schlauer. Man mag sich fragen, welche Pläne der FC Augsburg sportlich für die kommende Saison hat. Heute spielen wir „Wünsch Dir was“ basierend auf folgendem Ausgangsszenario: Der FC Augsburg hat unter Jess Thorup eine respektable Saison gespielt. Thorup hat zuvorderst Erfolg gehabt, als er mit Viererkette und Raute hat spielen lassen. Im Schlussabschnitt der Saison hat er leidlich versucht eine Dreierkette auf den Rasen zu zaubern und es ist kläglich misslungen. Defensiv ging die Stabilität mal wieder verloren und offensiv war der FCA zu harmlos. Auf Grund der erfolgreichen Saison werden Ermedin Demirovic, Ruben Vargas und Felix Uduokhai voraussichtlich den Club verlassen. Ihr seid für den sportlichen Bereich der Augsburger verantwortlich und müsst euch entscheiden: Welche sportliche Ausrichtung (3er Kette / 4er Kette / etc.) strebt ihr in der kommenden Saison an und welche 3 Spieler verpflichtet ihr hierfür?

Ich habe mir die Mühe gemacht und neben meiner eigenen Meinung auch drei ausgewiesene Experten zu diesem Thema befragt, bevor es in der kommenden Woche für den FCA in die Saisonvorbereitung geht, und die Antworten nun einmal gebündelt zusammengestellt. Viel Spaß beim Lesen!

Jakob Kort (zirbelnews):

Basierend auf den Erkenntnissen der vergangenen Saison habe ich den Entschluss gefasst, den Kader nicht ausschließlich auf die hauptsächlich verwendete Raute anzupassen. Stattdessen hat aus meiner Sicht insbesondere der Saisonendspurt offenbart, dass man sich in puncto taktischer Grundausrichtung variabler aufstellen sollte. Ich plane deshalb mit einem 4-2-3-1 mit Hängender Spitze. Die drohende Demirović-Lücke hätte ich am liebsten mit Armindo Sieb geschlossen, der jedoch leider unmittelbar vor einem Wechsel zu Mainz 05 steht. Als Alternative fände ich Meschack Elia von Young Boys Bern spannend, wenngleich dieser wohl weitaus teurer wäre.

Noch offensichtlicher ist der Bedarf an neuen Außenverteidigern – die Betonung liegt hierbei auf dem Plural. Sowohl links als auch rechts hinten muss der FCA dringend nachlegen. Meine Wahl fällt in diesem Fall auf Killian Sardella vom RSC Anderlecht. Dort ist der 22-jährige, beidseitig einsetzbare Außenverteidiger absoluter Stammspieler und besitzt noch ein Jahr Restvertrag.

Ich schließe die Liste mit einem offensiven Flügelspieler ab. Um die große Auswahl dabei zumindest etwas einzuschränken, fokussiere ich mich hierbei auf Jan-Niklas Beste von Heidenheim. Der Vertrag des 25-jährigen Standardspezialisten läuft nächstes Jahr aus, finanziell dürfte der FCA reizvoller als der FCH sein. Ein Schnäppchen wäre Beste keineswegs, vom Spielertyp passt er jedoch perfekt ins System. Wie gut das Zusammenspiel mit großen Mittelstürmern wie Tietz, Essendé (oder Mounié) funktionieren könnte, ließ sich am Beispiel von Kleindienst eindrucksvoll erkennen.

Florian (Augsburger Allgemeine):

Die Frage, ob der FC Augsburg in Vierer- oder Dreierkette antreten soll, stellt sich meines Erachtens nicht so richtig. Viererkette isses – und das nicht nur, weil es dazu einen recht passablen FCA-Podcast gibt. Tatsächlich war Rot-Grün-Weiß in der jüngeren Vergangenheit aber immer dann am besten, wenn der jeweilige Trainer auf das Modell der zwei Innen- und zwei Außenverteidiger gesetzt hatte. Eine Dreier- beziehungsweise Fünferkette geriet dann recht schnell recht destruktiv, weil aus dem geschröpften Mittelfeld dann auch nicht mehr die großen Impulse kamen.

Diese Abwehrreihe muss aber mit Leben gefüllt werden – soll heißen: mit den richtigen Spielern. Der Transfer von Keven Schlotterbeck ist der Vorgriff auf den Abgang von Felix Uduokhai gewesen und könnte ein richtiger guter Griff gewesen sein. Kollegen, die den VfL Bochum begleiten, haben mir erzählt, dass die Enttäuschung über dessen Abgang beim alten Klub ganz schön groß war. Stichwort: emotional leader.

Bleibt der Wunsch nach zwei offensivstarken Außenverteidigern. Denn eine Konstante aus FCA-Sicht seit der Bundesligazugehörigkeit lautet: Hat Augsburg gute Außen, läuft es. Das war zu Zeiten von Verhaegh so – und das war bei Baba, Max oder zuletzt bei Mbabu nicht anders. Weil mit Iago der vielleicht am häufigsten unterschätzte Spieler der vergangenen Jahre weg ist, gibt es auf beiden Seiten hohen Handlungsbedarf. Wenn ich mir was wünschen könnte, würde ich für die linke Seite Tom Rothe holen. Der war in der vergangenen Saison bei Holstein Kiel der beste Außenverteidiger der zweiten Liga, ist erst 19 Jahre alt und gehört eigentlich Dortmund. Ist also kein klassischer Geheimtipp und nicht gerade billig. Gerne auch den zuletzt ausgeliehenen Mbabu halten – auch nicht kostengünstig, ich weiß.

Aber hey, Demirovic und Vargas spülen ja Geld in die Kassen. Stichwort Demi: Dessen Abgang wiegt schwer, sportlich wie menschlich. Gerne dafür einen Glatzel vom HSV, aber auch einen Spieler mit ähnlich ausgeprägtem Sozialverhalten noch bitte holen. Aus emotionaler Sicht wünsche ich mir seit Jahren eine Rückkehr des gebürtigen Augsburgers Gabriel Vidovic. Der steht bei den Bayern unter Vertrag, wird seit Jahren nur verliehen, ist im dortigen Starensemble ohne Chance und hat es in der vergangenen Saison in Zagreb gut gemacht. Deswegen: come home, Gabriel!

WOLFSBURG, GERMANY – MAY 14: Gabriel Vidovic of Bayern Munich in action during the Bundesliga match between VfL Wolfsburg and FC Bayern München at Volkswagen Arena on May 14, 2022 in Wolfsburg, Germany. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Tom Scharnagl (a.tv):

Stabilisierung. Das war nach dem Auf- und Ab unter Enno Maaßen das Gebot der Stunde. Jess Thorup hat genau das geliefert. Mit klaren Anweisungen hat er der Mannschaft Sicherheit gegeben, Laufwege führten (endlich) zu Ergebnissen. Und es scheint, als ginge es darum immer häufiger. Die meisten Mannschaften laufen viel, die Guten laufen noch dazu effizient und perfekt abgestimmt. Die technische Qualität im Kader lässt sich für mich im Moment nicht wirklich vorhersagen, zu unsicher ist der Verbleib prägender Spieler wie Engels, Vargas oder Demirovic. Ohnehin  wird aber auch in der kommenden Saison beim FCA vieles im athletischen Bereich entschieden. Zweikämpfe, Tempo, Laufbereitschaft – daran führt in Augsburg nichts vorbei.

Die taktische Grundordnung ist für mich da eigentlich eher weniger entscheidend, aber für eine 3-er Kette braucht es dominante Schienenspieler, die athletisch, technisch und taktisch hohes Bundesliga-Niveau haben. Das sehe ich derzeit nicht, deshalb wäre die 4-er Kette mein Favorit. Schlüsselpositionen bleiben für mich die Außenverteidiger und das Sturm-Zentrum. Vorne braucht es in dieser Liga Wucht und Cleverness, auf den (defensiven) Außen ist Tempo, Zweikampfhärte und Passqualität gefragt. Kreativität und Nervenstärke hingegen braucht es auf dem Transfermarkt. Es scheint ein größerer Umbruch im Kader zu werden. Jess Thorups Stabilisierungsqualitäten könnten erneut sehr gefordert sein.

Andy (Rosenau Gazette):

Warum sollte man etwas ändern, was gut funktioniert hat? Ich habe es schon am Ende der letzten Saison nicht verstanden, warum Jess Thorup die 4er Kette eingemottet hatte und ich verstehe es auch weiterhin nicht. Eine 3er Kette hat in Augsburg nicht mehr funktioniert seit Rainer Hörgl. Und manch eine(r) wird jetzt googeln müssen, wer das war. In der Innenverteidigung ist man da schon topp aufgestellt und für die Viererkette wird es nun wichtig werden, auf beiden Außenverteidigerpositionen nachzulegen und Spieler zu verpflichten, die eindeutig Bundesligaqualität haben.

Wenn man dann nach vorne schaut, dann sollte der FCA nicht zu verkopft an die Sache heran gehen. Im Mittelfeld bin ich dann gerne bereit, Variabilität zuzugestehen. Ich glaube allerdings prinzipiell, dass der FCA mit zwei Stürmern spielen will, wovon einer mit Tietz oder Essende Zielspieler wird und Räume als auch Ablagen für einen Demirovic-Nachfolger schaffen soll. Und hier gilt es zu klotzen und nicht zu kleckern. Der FCA muss jemand verpflichten, der schon in einer großen Liga und in einem ähnlichen Setup seine Treffsicherheit unter Beweis gestellt hat.

Am Ende sorgen dann die neuen Außenverteidiger mit für die defensive Stabilität und unser neuer Topscorer schießt uns nach Europa. Der FCA spielt dabei hauptsächlich in einem 4-1-3-2 System.

Unvollendet


Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Das Ende der Saison des FC Augsburg hinterlässt eine gewisse Leere. Es fällt schwer diese Saison, die im sportlichen Niemandsland der Tabelle endete, einzuordnen. Einerseits ist es sportlich die ordentlichste Saison seit dem Einzug in die Europa League, andererseits stehen im Schlussspurt 5 Niederlagen in 5 Spielen zu Buche. Für die Macher des FC Augsburg bleibt einiges zu tun. Auf der Saison kann man dennoch aufbauen und zwar in Bezug auf folgende Punkte:

Entscheidungsfindung

Der FCA hat Mut bewiesen, indem er als erster Club in der abgelaufenen Saison Enno Maaßen vor die Tür gesetzt hat. Nicht nur war dies die richtige Entscheidung, sondern auch die Profilerstellung und das Matching mit Jess Thorup ist sehr gut gelungen und hat dazu geführt, dass sportlich die Wende herbeigeführt wurde.

Die Entscheidung für Jess Thorup war dabei aus unterschiedlichen Gründen heraus sehr gut. Einerseits kann er mit seiner Seniorität und mit seiner ruhigen, zugänglichen Art besser auf die Mannschaft einwirken. Andererseits wurden auch sportlich die richtigen Schlüsse gezogen, indem wieder mehr auf Raumdeckung und Viererkette gesetzt wurde. Insgesamt sehr gelungen.

Was passiert, wenn Jess Thorup eine Sommervorbereitung mit seiner Mannschaft arbeiten kann? Potential ist noch vorhanden. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Die Augsburger Werte

Und trotzdem könnte man sich nun lange über den Saisonabschluss beschweren, mit dem ergebnisschwachen Ausklang. Auch das tut in Augsburg niemand offensiv. Ja, es war auch das ein oder andere Gurkenspiel dabei, z.B. gegen Bremen. Was aber am Ende auch mit in die Beurteilung einfließt, ist das „Wie“ der Niederlagen am Ende.

Stuttgart und Leverkusen waren schlicht zu große Brocken für den FCA. Dennoch hat man die Möglichkeiten der Mannschaft in den letzten Spielen gesehen und auch, wie sie die Augsburger Werte auf den Rasen gebracht hat. Es wurde dem Gegner kein Zentimeter freiwillig überlassen. Die Mannschaft hat sich eben nicht zum Saisonausklang abschießen lassen, wie das vor Jahren gegen Wolfsburg oder in der letzten Saison in Gladbach der Fall war. Auch hier ein Schritt nach vorne (obwohl aus den Niederlagen trotzdem die richtigen Schlüsse zu ziehen sind).

Der Nachwuchs

Lange habe ich mit dieser Saison auch deswegen gehadert, weil ich mir mehr Einbindung der eigenen Jugendspieler versprochen hatte. Enno Maaßen wurde auch deswegen geholt und auch Jess Thorup wurde ein entsprechendes Händchen unterstellt. Dennoch war in dieser Hinsicht lange nichts zu sehen.

Kömür macht die Bude: zwischendurch hätte man das diese Saison nicht mehr geglaubt. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Auch dies hat sich zum Ende der Saison gedreht. Mert Kömür hat nicht nur Minuten bekommen, sondern am letzten Spieltag auch den Vorzug vor Pep Biel und durfte erstmalig in der Startelf ran. Für den Youngster war der Saisonendspurt unendlich wertvoll und er konnte mit seinem Tor in Leverkusen zeigen, über welche Anlagen er verfügt. Dazu kommt das Debüt von Mahmut Kücüksahin, das an dieser Stelle die Kirsche auf der Sahne ist. Die Augsburger Investitionen in das Nachwuchsleistungszentrum verpuffen anscheinend nicht komplett.

Hoffnungen für die neue Saison

Und während der FCA weiterhin keine Transfers für die kommende Saison verkündet hat, gibt es somit dennoch viele Gründe, warum man als FCA-Fan schon jetzt viel Hoffnung auf einen weiteren Schritt nach vorne haben sollte. Zum ersten sind Thorup und Jurendic zum ersten Mal in einer Sommertransferperiode zusammen an Bord und können Impulse geben und zusammen mit Michael Ströll Entscheidungen treffen. Zum zweiten hat Jess Thorup dann auch mit seiner Mannschaft in der Vorbereitung die Möglichkeit an spieltaktischen Elementen zu arbeiten, die während der Saison nicht vollends zur Zufriedenheit einstudiert werden konnten. Zum dritten ist der Startpunkt besser als im Jahr davor. Da darf man sich doch wohl einmal fragen, wie hoch man die Latte für diesen FCA im kommenden Jahr realistisch legen darf?

Kurskorrekturen

Bittere Niederlagen hat der FCA zuletzt hinnehmen müssen. Gegen Frankfurt ist der FCA genauso in der zweiten Halbzeit eingebrochen wie nun gegen Werder Bremen zu Hause. Das große Ganze ist noch nicht so stabil, wie man sich das als Fan wünschen würde. Es gibt weiterhin die ein oder andere Baustelle im sportlichen Bereich beim FCA. Diese Baustellen treten gerade offen zu Tage. Und mittelfristig ist es mir lieber, diese einmal aufzuräumen, um sportlich besser werden, als sich von der Europapokal-Euphorie blenden zu lassen.

Es ist für Thorup / Jurendic / Ströll der erste gemeinsame Sommer und ich erwarte, dass sie anpacken, ausmisten und für Ordnung sorgen. Und sich auch selbst mal ordentlich die Meinung sagen. Jetzt schon, um für die letzten Spiele noch einmal alle restlichen Energien zu mobilisieren. Für den gemeinsamen positiven Abschluss, der das Fundament für die kommende Saison bilden sollte.

Sportliche Ausrichtung

Auf den Rängen wird ja regelmäßig mit den Augen gerollt, wenn Jess Thorup das System wechselt, gestern wieder geschehen zur zweiten Halbzeit. Ein Mathelehrer von mir hat früher gesagt: “Einmal ist keinmal, zweimal ist einmal zu viel”. Es ist nun in kürzester Zeit das dritte Mal, das die Systemumstellung nichts oder nur negatives hervorgebracht hat. Klar, für Patric Pfeiffers dummen Fehler, als er den Elfmeter verschuldet, kann Thorup nichts. Dass er Pfeiffer eingewechselt und von diesem Wechsel und der Umstellung positives erwartet hat: Thorups Schuld.

Achja, nicht nur wir verstehen es nicht. Mit Tobias Escher versteht es auch ein ausgewiesener Taktik-Experte nicht. Da fehlt mir dann auch die Übernahme von Verantwortung auf Thorups Seite. Mit Enno Maaßen ging es den Berg hinab, als die öffentliche Kritikfähigkeit nicht mehr vorhanden war. Es sind nicht immer nur die Spieler Schuld. Es ist die Aufgabe des Trainers ein Team auf unterschiedliche Spielsituationen vorzubereiten. Ich habe nun nicht erkannt, dass im System mit 3 Innenverteidigern a) defensiv die Stabilität größer wäre b) offensiv dann noch was geht. Thorup wollte nach eigener Aussage mehr defensive Stabilität. In der ersten Halbzeit hat man kein Tor kassiert, in der zweiten 3. Manchmal sagen Zahlen mehr als Worte. Was sich in jedem Fall hier immer wieder debattieren lässt: wie wollen wir sportlich agieren? Es schadet nicht, hier neben eine Grundformation Alternativen zu haben. Sie müssen aber auch funktionieren. Hier ist Jess Thorup in dieser wichtigen Phase der Saison für mich etwas vom Kurs abgekommen.

Jess Thorup und das Offensive Mindset: Wo ist es hin? (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Mutlos

Ein Augsburger Wert ist “Mut”. Auch deswegen will ich noch ein bisschen länger bei der taktischen Umstellung bleiben. Für mich ist diese erneut “mutlos”. Aus meiner Sicht hat sich nach der ersten Halbzeit nicht die Frage gestellt: wie werden wir defensiv stabiler? Mir hat sich die Frage gestellt: wie können wir Kontrolle über das Spiel gewinnen und Bremen angreifen? Ganz provokativ gefragt: Gab es keine sportliche Lösung, die zu mehr Offensive und Spielkontrolle geführt hätte, um so Bremen mehr aus dem Spiel zu nehmen und Gefahr zu sorgen?

Es ist ja an dieser Stelle einfach zu kritisieren, ohne konstruktive Vorschläge zu machen. Aus meiner Perspektive hätte eine Hereinnahme von Niklas Dorsch anstatt von Patric Pfeiffer mehr Sinn gemacht, so Dorsch die Luft für 45 Minuten nach seiner langen Ausfallzeit hatte. Ich hätte so dann auf ein 4-2-3-1 umgestellt, in dem Dorsch und Jakic auf einer Doppel-6 gespielt hätten. Vargas und Engels wären auf die Außen gerutscht. Ob ich Tietz oder Maier runtergenommen hätte? Wahrscheinlich Maier, um Tietz für die Ablage der langen Bälle zu behalten, die dann über Vargas und Engels etwas breitere Ausrichtung für Gefahr gesorgt hätten. Aber das war anscheinend nicht die Idee des Trainers.

Über die konkrete Idee können wir auch lange diskutieren, aber wann ist denn verdammt noch mal unser Mut abhanden kommen? Wo ist das verdammte “Offensive Mindset”? Offensiv war das gegen Bremen ideenlos, genau wie über große Teile der zweiten Halbzeit gegen Frankfurt. Und da sprechen wir über Partien gegen absolute Mittelklasse-Mannschaften. Im Falle von Umstellungen, sollte es immer darum gehen, die Lösung zu finden, wie man gewinnen kann und nicht darum, wie man nicht verliert. Diese Diskussion hatten wir auch unter anderen Trainern schon und es scheint mir hier wichtig, schnell zu reagieren, damit sich Fehler nicht wiederholen.

Leistung des Teams

Und etwas anderes als den Mut wiederzufinden bleibt dem FCA ja gar nicht übrig. Mit einer mutigen Idee und einem mutigen Ansatz muss das Team nächste Woche nach Dortmund fahren und darf sich dort dann auch nicht von der unheimlichen Kulisse des Westfalenstadions vom Kurs abbringen lassen.

Dabei gilt es die Mannschaft richtig einzustellen und die richtigen Spieler für das Unterfangen zu identifizieren. Wer gestern das Spiel gesehen hat, der weiß, dass nicht nur Patric Pfeiffer Fehler gemacht hat. Kevin Mbabu war bei zwei Gegentoren defensiv nicht anwesend. Felix Uduokhai hatte unkonzentrierte Fehlpässe und Ballverluste im Spielaufbau. Mads Pedersen einen Stoppfehler in den Schlussminuten an der Außenlinie. Und Ermedin Demirovic hat mehr mit dem Schiedsrichter diskutiert als Fußball gespielt. Fehler, die nicht passieren, wenn man als Team im Flow ist, und die auch nur beispielhaft und symptomatisch für die Probleme stehen.

Symbolbild: Wo soll es hingehen für Vargas, Demirovic und Co? Die Klarheit fehlt. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Der Impuls kann auch nur aus dem Umfeld des Teams kommen. Es gilt jetzt alle auf das gemeinsame Ziel zu fokussieren. Das Ziel? In jedem einzelnen der letzten Spiele alles zu geben und mutig zu zeigen, zu was man fähig ist. Die Großen zu ärgern. Für die, die den nächsten Schritt machen wollen, um sich ins Rampenlicht zu spielen. Für die Nationalspieler: um den Platz in den EM-Mannschaften zu sichern. Für alle: um eine bestmögliche Ausgangsbasis, für die kommende Saison zu haben und mit einem positiven Gefühl in den Sommer zu gehen. Um zu zeigen, was für eine Saison das ist. Für die nächste Saison gilt es dann wieder: es sollen die bleiben, die bleiben wollen und sportlich helfen. Und es gilt hierbei eine Achse an Spielern zu identifizieren, die langfristig beim FCA zu Stützpfeilern werden können. Thorup hat schon mal zu wenig rotiert. Er ist wieder an diesem Punkt angekommen. Zeit, Bewegung ins Team zu bringen und über Gespräche die einzelnen Spieler abzuholen und mit an Bord zu nehmen für die letzten 3 Partien. Und wer nicht mehr an Bord will: dann halt nicht.

Paul-Renz-Akademie

Wo sich dann im Sommer auch einiges tun muss: bei der Paul-Renz-Akademie. Selbst in einem Spiel gestern, in dem die Situation recht auswegslos war und dann doch Dion Beljo kommt (der zu Ego-Dribblings und Abschlüssen aus 20m ansetzt. Was hier schief läuft, ist ein separates Thema), schafft es kein Spieler aus der Akademie zu Einsatzminuten. Mert Kömür, der zwar sein Debüt in dieser Saison geben durfte, wurde nicht berücksichtigt, als es darum ging offensiv Chancen zu kreieren.

Insgesamt ist das doch enttäuschend, denn es scheint so, als ob sich unten niemand aufdrängt. Neben Kömür und Lubik braucht es Jugendspieler, die nach einer Chance ganz oben verlangen und auch die Perspektive haben, sich bei den Profis durchzusetzen. Das kommt zu wenig, obwohl der FCA ordentlich in die Akademie investiert hat. Hier müssen nun die Strukturen weiter verbessert und Prozesse als auch Personen hinterfragt werden. Auch hier ist schon jetzt die Zeit gekommen, um die Weichen richtig zu stellen.

Zerrissenes Gesamtbild

Insgesamt wird durch die zwei letzten Spiele klar, dass beim FCA im sportlichen Bereich immer noch viel zu tun ist. Die Erfolgsphasen der Saison täuschen über die Probleme hinweg. Die Mannschaft kann taktisch nicht variabel genug agieren und lässt sich durch Rückschläge mal wieder aus dem Konzept bringen. Und das ist nicht falsch zu verstehen: ich bin heilfroh über die aufregenden, erfolgreichen Phasen der Saison. Wir sind immer noch im Rennen um Europa dabei. Das Team kann sich immer noch belohnen. Es wird wohl das drittbeste Jahr der Bundesligageschichte für den FCA werden.

Allerdings wäre es doch eine Schande, wenn diese Saison allzu schlecht endet. Und hier muss sich im sportlichen Bereich dann gerade jeder an die eigene Nase packen! Wie wurde kommuniziert und was? Warum wirkt das Team so mutlos und zurückhaltend? Was ist der Grund für die individuellen Fehler und die Unsicherheiten? Und dann: nur Mut! Das ist weiterhin ein tolles Team. Wir haben schön früher in der Saison Lösungen gefunden. Wie können wir in den kommenden Spielen ein möglichst unangenehmer und gefährlicher Gegner werden? Es ist dann doch Zeit in dieser Saison festzuhalten: Augsburg hält zusammen, und dann ist hier noch nicht aller Tage Abend. Nur dann!

Der FCA macht wieder Spaß

Die beiden vergangenen Spieltage liefen ergebnistechnisch ernüchternd für den FC Augsburg: 1:1 zu Hause gegen Köln, 3:1-Niederlage bei der TSG Hoffenheim. In der Nachbetrachtung der beiden Spiele ist die Stimmung trotzdem positiv.

“Wir spielen echt attraktiv”

“Wir sind mittlerweile ein anderes Augsburg geworden”, sagte Philipp Tietz nach dem Hoffenheim-Spiel am DAZN-Mikro. “Mittlerweile spielen wir echt attraktiv und die ganze Mannschaft hat es verdient, dass man uns als ernsthaften Gegner sieht.” Wer behaupte, der FCA spiele einen “Grottenkick”, schaue keinen Fußball. Recht hat er. Der FCA macht wieder Spaß!

Vor allem die beiden zweiten Halbzeiten waren sehr schön anzuschauen. Gegen Köln spielte fast nur der FCA, belohnte sich aber nicht. Auch, weil – wie öffentlich kaum diskutiert – der Schiedsrichter kleinlich und vorschnell einen Uduokhai-Treffer aberkannte.

Bei der TSG zeigte der FCA in Hälfte zwei ein komplett anderes Gesicht zum überraschend schwachen Auftreten im ersten Durchgang. Auch hier wäre bei etwas mehr Glück (abermals stand einem Beljo-Tor ein Gegenspieler auf der Linie im Weg) mehr drin gewesen. Verdient wären in beiden Duellen wohl vier Punkte gewesen, am Ende wurde es nur einer.

Neunmal durfte der FC Augsburg in dieser Saison schon über drei Punkte jubeln. Nach (Photo by Leonhard Simon/Getty Images)

Herrlich-Zeiten sind vorbei

Die Stimmung rund um den Verein ist dennoch positiv. Das merkte ich nicht zuletzt am Sonntag auf der Rückreise von der trostlosen Bahnstation Sinsheim Museum/Arena gen Heimat. Die mitgereisten FCA-Fans waren freilich geknickt – erkannten aber auch, dass sich die Thorup-Elf im Laufe der Partie sowie während der gesamten Saison spielerisch gesteigert hatte.

Denkt man an die vergangenen Jahre zurück, ging der FCA gegen viele Gegner chancenlos unter. Unter Dirk Schuster, Heiko Herrlich oder Enrico Maaßen igelte man sich viel zu oft ein und beschränkte sich ausschließlich aufs Verteidigen, getreu dem Motto: Hauptsache nicht verlieren. Thorup will gewinnen. Auch, wenn man schon 0:2 hinten ist.

“Jess we Can” (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Diese Philosophie ist der Mannschaft mittlerweile auch auf dem Platz anzumerken. Man denke etwa an das Heimspiel gegen Freiburg. Als Felix Uduokhai das 1:1 erzielte, freute er sich kurz, nahm den Ball in die Hand und rannte zurück zum Anstoßkreis. Die Botschaft: Wir sind hier noch nicht fertig. Am Ende gewann der FCA mit 2:1.

In diesem Spiel wurde der offensive Mut der Augsburger belohnt. Gegen Köln und Hoffenheim hingegen nicht. Zufrieden kann man mit der Augsburger Leistung letztlich trotzdem sein. Fernab der reinen Punkteausbeute ist das ein großer Fortschritt für den Verein. Der FCA macht wieder Spaß!

Und jetzt: Drei Punkte gegen Union Berlin, Heja FCA!

Wird Leistung belohnt?

Wenn man die Mannschaftsaufstellung von Jess Thorup beobachtet, dann ist schnell ersichtlich, dass er regelmäßig immer wieder den gleichen Spielern vertraut. Im Spiel gegen Freiburg musste er zwar in der Innenverteidigung Maxi Bauer für Jeffrey Gouweleeuw auf Grund von Jeffs Gelbsperre einsetzen. Ansonsten war es ein gewohntes Bild. Freddy Jensen kam rechts in der Raute zum Zug, Elvis Rexhbecaj links und Ruben Vargas vorne. Ob wir genau diese Rautenbesetzung in Darmstadt wiedersehen? Manch Spieler lieferte Argumente dagegen:

Arne Engels

Offensiv ist Arne Engels besonders veranlagt. 3 Tore und 3 Vorlagen stehen bei 960 Einsatzminuten in dieser Saison zu Buche. Zweimal sorgte er mittlerweile für den spielentscheidenden Treffer. Am Sonntag markierte der belgische Jungspund mit einem humorlosen Abschluss den Siegtreffer der Augsburger. Entscheidend cool für einen 20jährigen. Mal wieder. Das ein oder andere gruppentaktische, defensive Detail ist noch verbesserungswürdig, aber am Ende kommt es wohl gegen Darmstadt auch darauf an, wie man das Bollwerk der Darmstädter knacken will.

Im Vergleich dazu hat Elvis Rexbehcaj bei ca. doppelt so vielen Einsatzminuten nur 2 Tore beigesteuert. Bei Freddy Jensen stehen bei 1074 Einsatzminuten auch 5 Torbeteiligungen auf dem Konto. Bei einer offensiven Ausrichtung hätten Jensen und Engels hier die Nase vorn.

Arne Maier

Mit Arne Maier drängt ein zweiter Spieler für das Spiel gegen Darmstadt in die Startelf. Auch er hat nach seiner Einwechslung gegen Freiburg für einige offensive Momente gesorgt und hätte selbst fast ein Tor geschossen. Schon gegen Bochum hatte er entscheidenden Anteil an der Aktion, die zum Ausgleich führte. Die Qualität seiner Abschlüsse und seiner Pässe und Spieleröffnungen ist in jedem Fall etwas, was ihn von den Konkurrenten abhebt. Gerade im Passspiel und unter Druck findet Maier sehr gute spielerische Lösungen.

Arne Maier auf dem Weg nach vorne. Am Samstag in Darmstadt auch von Anfang an? (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Bei Maier stellt sich die Frage, auf welcher Position er am besten eingesetzt werden sollte. Er könnte sowohl auf der 8 aber auch auf der 10 spielen, und stellt sowohl eine Alternative für die o.g. Spieler als auch Ruben Vargas dar. Bei Vargas bleibt der statistische Impact hinter den Erwartungen zurück. Erst ein Tor und eine Vorlage stehen auf dem Zettel. Arne Maier hätte sich aus meiner Sicht seine Chance verdient.

Wünsch Dir was

Auch Niklas Dorsch war am Sonntag am Ende wieder auf dem Platz und will mehr spielen. An Kristijan Jakic scheint es aber auf der zentralen Position vor der Abwehr kein Vorbeikommen zu geben. Ist Dorsch eine Alternative auf den 8er Positionen? Der Trainer muss sich etwas einfallen lassen und es ist wahrlich kein einfaches Puzzle.

Rein von außen wünsche ich mir für das Spiel gegen Darmstadt, dass Arne Maier seine Chance in der Startelf erhält. Gerade er ist für mich für das Darmstadt-Spiel ein Spieler, der durch seine spielerischen Möglichkeiten den Unterschied machen kann. Engels darf dann gerne wieder früh eingewechselt werden, wenn der Gegner schon unter der Abnutzung zu leiden hat. Engels ist als Joker eine echte Waffe. Die Besetzung im Mittelfeld bleibt über die nächsten Spiele spannend. Gelbsperren werden für zusätzliche Rotation sorgen und als Gegner würde mich das momentan eher beunruhigen. Ja, der FCA hat in diesen Bereichen sehr starke Spieler zur Verfügung. Und die wechselnden Konstellationen können für ein Überraschungselement sorgen.

Und Jess Thorup? Der muss dafür sorgen, dass alle sein Vertrauen spüren. Auch Spieler wie Pep Biel, der hier nun gar nicht aufgelistet wurde. Er muss aber auch dafür sorgen, dass die beste Mannschaft spielt. Solange er die Spiele gewinnt, schreiben wir über Luxusprobleme. Am Ende kommt es somit vor allem darauf an, sportlich Lösungen zu finden – zusammen. Und am Ende werden wir durch die Unwägbarkeiten des Fußballs auf die Beiträge vieler Spieler angewiesen sein. Gut, dass sie alle da sind.

Erster großer Thorup-Rückschritt

Vor den Spielen in Bochum und Mainz haben der Kollege Andy und ich zwei ähnliche Artikel veröffentlicht: Quo vadis, FCA? Was ist diese Saison drin? Europa oder Abstiegskampf?

Die Kernaussage: Geht es gut, darf man nach oben schauen. Wirds nichts, dann war’s das vorerst. Nun sollte man die Saison nicht an einzelnen Spielen festmachen, aber klar ist: Der FCA hat beide wegweisenden Duelle verpatzt. In Bochum rettete die Thorup-Elf der Videoassistent mit einem Elfmeter in der Nachspielzeit zum Remis, in Mainz verlor man verdient mit 0:1.

Diese beiden Spiele sind ein herber Dämpfer in dieser Saison und ein erster großer Rückschritt unter Thorup. Der neue Coach hatte im Klub eine Euphorie entfacht. Die Mannschaft spielte für Augsburger Verhältnisse attraktiv. Das Publikum honorierte das, was man etwa an der guten Zuschauerquote in dieser Saison sieht. Der FCA schien auf einem richtig guten Weg.

Gegen Leverkusen, Bayern und Leipzig machten die Augsburger ein tolles Spiel. Aus diesen drei Duellen hätte man mehr als nur einen Punkt verdient gehabt. Die beiden letzten Auswärtsspiele haben die Stimmung allerdings sehr getrübt.

Der FCA kann ein Spiel (noch) nicht spielerisch prägen

Klar ist nun: Auch Jess Thorup gelingt es nicht, gegen vermeintlich schwächere Gegner zu überzeugen. Muss der FC Augsburg das Spiel machen, versagt er. „Der FC Augsburg, der nur lange Bälle geschlagen hat, gehört der Vergangenheit an.“ Dieser Satz stammt von Philipp Tietz, im Nachgang an das Leipzig-Spiel. Letztlich wurde der FCA dann doch recht schnell von dieser vermeintlich überwundenen Vergangenheit eingeholt.

Gegen Mainz wirkten die Schwaben vollkommen ideenlos. Elvis Rexbehcaj hatte zwar einen schönen Abschluss aus der Distanz, aber nicht einen guten Pass in der Offensive. Sein Mittelfeldkompagnon Arne Engels – eigentlich einer der talentiertesten Spieler im Kader – tat es ihm gleich und hielt sich aus dem Augsburger Angriffsspiel ebenso raus. Er verbuchte am Ende die zweitmeisten langen Bälle im Spiel (8). Die Statistiker zählen einen langen Ball ab 30 Meter. Die meisten davon spielte einmal mehr Jeffrey Gouweleeuw. Er brachte von seinen zehn Versuchen aber auch nur zwei an den Mann. Und wo wir schon bei gruseligen Passquoten sind: Kevin Mbabu spielte fast jeden dritten Pass zum Gegner oder ins Aus.

Die Augsburger kamen in Mainz laut Kicker auf eine Passquote von 71 Prozent, schlechter war man unter Thorup nur zweimal: In Köln (70) und in Bochum, wo unterirdische 62 Prozent aller Pässe an den Mitspieler gelangten. Bedeutet: Der FCA ist nach wie vor kein Team, das einem Spiel seinen Stempel aufdrücken kann. Zu oft reagiert die Mannschaft, statt zu agieren. Zur Wahrheit gehört ja, dass dieses Konzept gegen viele Teams in der Liga funktioniert. Umso bitteres ist es, dass es dann genau gegen die schwächeren Konkurrenten nicht klappt.

Am Ende eines gruseligen Spiels gab es dann noch einen echten Aussetzer. (Photo by Neil Baynes/Getty Images)

Jetzt kommen die entscheidenden Spiele

Wie ist das Auftreten in Mainz nun einzuordnen? Rückschritte sind in einer Entwicklung normal und sogar nötig, um langfristig Erfolg zu haben. Aber wenn man vor der Saison laut über die Conference-League orakelt (Demirovic), muss man sich irgendwo auch daran messen lassen. Nicht falsch verstehen, niemand erwartet Tabellensphären à la Rang Sieben. Das wäre nach dem Fast-Abstieg der vergangenen Spielzeit vermessen. Wenn man allerdings sieht, wer aktuell so zwischen Rang sieben und zehn platziert ist, muss man sich als FC Augsburg vor niemandem verstecken. Die Mannschaft ist gut genug, um vor Bremen oder Heidenheim in der Tabelle zu stehen. Sie muss es nur regelmäßig zeigen. Auch und vor allem gegen vermeintlich schwächere Gegner.

Die Chance dazu hat der FCA in den kommenden Spielen. Freiburg, Darmstadt, Heidenheim, Wolfsburg, Köln. Noch immer ist die Chance da, aus der aktuellen Saison eine gute zu machen. Mit dem Abstiegskampf hat Rot-Grün-Weiß nach wie vor wenig zu tun. Sieben Punkte vor dem Relegationsplatz sind nicht ohne. Ausruhen sollte sich der FCA aber keineswegs. Denn dass die Lage vergleichsweise entspannt ist, liegt (mal wieder!) mehr am Unvermögen anderer als an der eigenen Leistung. Denn tatsächlich hat der FCA aktuell weniger Punkte als zum selben Zeitpunkt der Vorsaison …

Nachholbedarf bei der Kaderplanung

Im Nachhinein ist man immer schlauer. Letzten Winter hatte der FC Augsburg recht viele Neuzugänge auf der Spielerseite. Cardona, Mbuku, Beljo und Colina kamen unter anderem um für Optionen offensiv zu sorgen. Im Sommer kehrte Freddy Winther von einer Leihe zurück, dazu stießen Patric Pfeiffer und später Japhet Tanganga zum FCA. Alle drei sollten in der Abwehr helfen. Und irgendwie war keiner der oben genannten in der Hinrunde der Saison 2023/24 ein sportlicher Faktor beim FCA.

Jeder Experte, der sich mit dem FCA in der letzten Zeit beschäftigt hat, hat schnell benannt, dass der FCA zu viele Spieler im Kader hat. Um Patric Pfeiffer und Dion Beljo kamen schon Transfergerüchte auf. Irvin Cardona wurde mittlerweile zum AS St. Etienne verliehen, genau wie Aaron Zehnter zum SC Paderborn wechselte. Um in Ruhe weiterarbeiten zu können, wird es für den FCA essentiell sein, weiteren Spielern eine Perspektive an anderer Stelle zu eröffnen. Aber warum ist denn der Kader so groß?

Umbruch: nicht geglückt

Der FCA hätte so manchem Spieler im Sommer keine Steine in den Weg gelegt. Felix Uduokhai wollte zuerst wechseln bevor er seinen Vertrag verlängerte. Jeffrey Gouweleeuw wurde kommuniziert, dass sein Vertrag im Sommer 2024 nicht verlängert wird und man hätte ihm wohl keine Steine in den Weg gelegt. Und auch bei Iago stehen die Zeichen schon seit einer ganzen Weile auf Abschied. In den Hinrunde waren alle drei wieder Konstanten im Kader.

Der FCA hatte angekündigt, mit manchen Transfers einem Umbruch vorgreifen zu wollen. Dieser Umbruch fand dann nicht im gewünschten Maße statt. Und die Spieler, deren Perspektive sich durch die Abgänge verbessern sollte, sitzen nur auf der Bank und Tribüne und kommen nicht zum Zug.

Es können immer nur 11 spielen und Jess Thorup hat die Qual der Wahl (Photo by THOMAS KIENZLE/AFP via Getty Images)

Opfer der sportlichen Ausrichtung

Bei den Innenverteidigern kommt noch ein anderer Punkt dazu. Der Kader sieht sowohl in der Innenverteidigung als auch auf der Position der Schienenspieler eher auf eine 5er Kette in der Abwehr ausgelegt. Dieses Thema war seit der Ankunft von Jess Thorup beerdigt und die 4er Kette scheint alternativlos. So kommt jedes Spiel ein Spieler auf dieser Position weniger zum Einsatz. Pfeiffer, Bauer, Tanganga und Winther sind zwangsläufig die Leidtragenden.

Ähnliche verhält es sich auch bei anderen Spielern. Arne Maier ist hier einer, für dessen Qualifikationen auf der 10 der FCA wenig Verwendung hat. Hieran hat auch Jess Thorup nichts geändert, der auf andere Spieler sein Vertrauen setzte.

Kein Perspektive für die Jugend

Wie schon oft erwähnt führt die derzeitige Situation auch für die eigenen Jugendspieler nicht zu befriedigenden Ergebnissen. Aaron Zehnter war links die Nummer 3 oder 4 und entschied sich nun seine Zukunft in Paderborn zu suchen. Mert Kömür hängt im Kader hinter vielen anderen Offensivoptionen fest. Und auch ansonsten ergibt sich bei dieser Kaderstruktur keine Lücke, damit einer aus der Jugend mal nach oben vorstoßen könnte. Der Kader ist schlicht zu dicht bestückt.

Der FCA ist damit auch wieder weit weg von seinem Idealbild, junge Spieler weiterzuentwickeln, egal ob sie aus der eigenen Jugend oder von anderen Vereinen kommen. Einziger Ausreißer: Arne Engels. Und dessen Einsatzzeiten gingen unter Jess Thorup auch zurück.

Marinko Jurendic muss nun Spielern realistisch kommunizieren, wie ihre Perspektive aussieht (Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)

Weg vom Mittelmaß

Der Weg bzgl. der Kaderplanung ist für die nächsten Perioden somit vorgezeichnet. Gerade jetzt und im Sommer wird sich zeigen, wie gut Marinko Jurendic und Jess Thorup zusammenarbeiten können. Welche sportliche Ausrichtung soll der FCA unter ihnen beiden haben? Welche Anforderungsprofile haben die beiden?

Der Weg muss dabei weg vom Mittelmaß. Es bringt doch für einen Club wie den FCA nichts, 4er und 5er Kette beide mittelmäßig spielen zu können. Es ist Zeit sich auf eine Systemausrichtung festzulegen. Es bringt auch nichts 32 Spieler zur Verfügung zu haben, die jeweils mehrere Positionen ganz okay beherrschen. Wenn jemand seine Position nur so ganz okay beherrscht, dann will ich auf dieser Position lieber ein Top-Talent sehen, dass sich entwickeln darf. Gerade die letzten Perioden zeigen, dass es nichts nützt einfach nur Spieler zu holen. Gerade die Transferphase vor einem Jahr mit der Verpflichtung vieler Spieler wirkt hier – auch wenn man bei Arne Engels Glück hatte – verfehlt.

Nicht ausruhen auf den ersten Erfolgen

Wenn Thorup und Jurendic für sich bestimmt haben, wie die sportliche Ausrichtung des Teams aussehen soll, dann wird es in einem ersten Schritt wichtig sein, Spielern, deren Perspektive beschränkt ist, dieses mitzuteilen. Im Optimalfall führt dies im Winter zu mindestens 6 Abgängen entweder dauerhaft oder als Leihe, wovon zwei durch die Abgänge von Cardona und Zehnter schon stattgefunden haben. Auf der anderen Seite sollte sich der FCA ehrlich damit beschäftigen, an welchen Stellen der Kader stärker besetzt sein könnte. Dort sollte der FCA aber dann keine Lückenfüller holen, sondern lieber 1-2 echte Verstärkungen, so wie Finn Dahmen im Sommer eine wahr. Ich schiele hier auf die Positionen der offensiven Außen. Auch Jess Thorup hat gerade erst öffentlich Qualität gefordert.

Die Veränderungen in der Kaderstruktur können nun in der Rückrunde den Unterschied ausmachen, ob der FCA solide mit Mittelfeld spielt oder nochmal zittern muss. Nachdem für Thorup und Jurendic die erste gemeinsame Phase ein Erfolg war, hoffe ich nun, dass sie mit größter Dringlichkeit auch bzgl. der Kaderausrichtung die notwendigen Schritte tun.

Euphorisch, aber…

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

6 Spiele sind unter Jess Thorup mittlerweile gespielt. Dazu kommt eine Länderspielpause, die er Zeit hatte, um mit der Mannschaft zu arbeiten. Der bayrische Rundfunk hatte zuletzt Thorup und Jurendic als das neue Erfolgsduo beim FC Augsburg betitelt. Bei 3 Siegen und 3 Unentschieden sind das Worte, die zumindest treffend sind, wenn man nur die letzten Ergebnisse betrachtet. Für ein langfristiges Urteil ist es noch zu früh. Nach so kurzer Zeit ist es schwerlich möglich eine Aussage zu den langfristigen Aussichten von Jurendic und Thorup zu treffen, so sehr ich mir den Erfolg selbst wünsche. Und so sehr ich heute auf die Tabelle schaue und grinse.

Diese ersten Ergebnisse bringen vor allem: Ruhe. Was nun nach dieser ersten Phase auch auftaucht sind kleinere Widersprüche. Schwerpunkte, die anders gesetzt werden als vor 6 Spielen. Themen, die nun einen anderen Zungenschlag erhalten haben. Was an manchen Stellen erstmals sehr vielversprechend aussah, ist stellenweise etwas eingetrübt. Fußball ist ein Ergebnissport und ich freue mich über die Siege. Aber klar, wir wären nicht in Augsburg, wenn nicht der ein oder andere – in diesem Fall ich – den Blick direkt auf das mögliche Verbesserungspotential lenken würde.

Offensive Mindset oder Clean Sheet?

Das Erlebnis des Auswärtsspiels in Heidenheim hat sich bei mir eingebrannt. “Offensive Mindset” war das Stichwort. In der zweiten Halbzeit nachzulegen und nicht die eigene Offensive zu vernachlässigen, obwohl man in Führung liegt. Gegen Frankfurt hat man es erneut gut gemacht und überzeugt. Hat nachgelegt und Demi hätte den FCA sogar mit 3:0 in Führung bringen können.

Gerade vor dem Spiel gegen Union Berlin sah es da schon anders aus. In seinem Eingangsstatement auf der Pressekonferenz vor dem Union-Spiel hob Jess Thorup selbst ein paar Verbesserungen hervor, die ihm mit der Mannschaft gelungen waren. Er betonte u.a. wie die Gegentore pro Spiel gesunken waren, dass die Mannschaft mehr Zweikämpfe gewinnt und, dass nun einmal zu null gespielt werden müsste. Das “Clean Sheet”, das “zu Null”-Spiel, ist die goldene Gans, der der FCA hinterherjagt. Aber warum eigentlich? Die “zu Null”-Spielen werden kommen, wenn der FCA weiterhin mit “Offensive Mindset” attackiert.

Die verpatzte Bewährungsprobe

Im Spiel gegen Union kam es dann auch zum Schwur. Jess Thorup entschied sich, defensiv nachzurüsten als er 1:0 in Führung lag. Es ging nicht darum, die Offensive zu verstärken und das Spiel zu entscheiden. Thorup machte aus der 4er Kette eine 5er Kette. Der FCA konnte weiterhin keinen Zugriff aufs Spiel finden und Union kam kurz vor dem Ende zum Ausgleich.

Am Ende geht der Blick auf diesen späten Ausgleich. Auf seine Wechsel angesprochen, erklärte Thorup nach dem Spiel seine Entscheidung mit Blick auf die Unioner Offensivbemühungen. An sich mag ich bei der Beurteilung der Entscheidung auch nicht einfließen lassen, wie das Spiel am Ende ausging. Es ist für mich allerdings klar erkennbar, dass Thorup in dieser Situation konservativer agiert hat als noch vor ein paar Wochen und ich heiße das persönlich nicht gut. Da lobe ich mir die Spielentwicklung gegen Frankfurt. Da wünsche ich mir jetzt Konstanz in diesen Entscheidungen.

In der Systemfrage variabel?

Eine andere Frage die sich im gleichen Atemzug auftut: ist der Trainer systemflexibel, so wie er bei seiner Ankunft dargestellt wurde. Thorup hat einen Kader der deutlich auf 5er Kette ausgerichtet ist mit Mbabu und Iago oder Pedersen auf den Außen. Alleine die vielen Innenverteidiger im Kader sprechen schon für dieses System ohne im Übermaß geeignete Außenverteidiger für die 4er Kette zu haben.

Jess Thorup hat sein Team bisher zu positiven Ergebnissen getrieben. Reicht das langfristig? (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Gegen Union Berlin begann der FCA erneut mit 4er Kette. Warum? Man hätte den Gegner überraschen können nach der Länderspielpause. Derweil stellte man erst in der zweiten Halbzeit um und zeigte die eigenen Karten. Ein möglicher Überraschungseffekt ist nun verpufft. Was sich in diesem Zusammenhang zeigen wird: Ist Thorup in der Systemfrage wirklich variabel oder ist er nicht doch ein 4er-Ketten Trainer? Maaßen hat die 5er Kette jedenfalls nicht stabil aufgesetzt bekommen. Thorup schwenkte gegen die Eintracht zur 4er-Kette zurück. Bleiben wir nun dabei?

Jugend adé?

Freddy Jensen fehlte krankheitsbedingt gegen Union. Ansonsten bleibt der FCA weiterhin von schwereren Verletzungen verschont in dieser Saison. Und für die eigene Jugend ist dann kein Platz im Kader. An dieser Stelle mag man sich einmal fragen, ab wann man als Fan zumindest einzelne Minuten einzelner Spieler sehen will, um dem FCA wieder abnehmen zu können, dass er sich auf den eigenen Nachwuchs fokussiert.

Von einzelnen Minuten sind wir aber weit weg, wenn noch nicht einmal ein einziger Spieler aus dem eigenen Nachwuchs es bis in den Kader schafft. Was ist hier die Idee und wie lange soll es brauchen? Im 13. Bundesligajahr ist der FCA dann mal wieder ohne Talente aus dem eigenen Nachwuchs unterwegs. Komplett ohne. Das ist für das 13. Jahr schlichtweg zu wenig, gerade wenn man sich die Investitionen in die Infrastruktur vor Augen führt. Das ist ein Punkt an dem Jurendic und Thorup anpacken müssen. Lieber früher als später.

Identität gesucht

Es bleibt dann an dieser Stelle auch eine Wiederholung, dass man beim FCA momentan noch nicht genau weiß, wo die sportliche Reise hingeht. Die Verantwortlichen sind noch frisch beim Verein und brauchen Zeit. Auf der anderen Seite gilt es bei Fehlentwicklungen früh den Finger zu heben. Scheiß auf “zu Null”-Spiele. Geht auf den Sieg. Unsere Vereinswerte enthalten eben “Mut” und wenn der abhanden kommt, dann werde ich meckern.

Auf der anderen Seite bin ich mit Blick auf die eigene Jugend die Hinhalterei einfach leid. Zehnter und Kömür sollen eine faire Chance erhalten. Erst war Weinzierl Schuld, der angeblich keinen Bock hatte. Maaßen kam als Jugendförderer und auf einmal fehlte der Jugend die Qualität und Maaßen der Mut. Ich will wissen, woran wir an Thorup bei diesem Thema sind.

Insgesamt ist es Zeit für den FCA, nicht weiter sportliches Chamäleon zu spielen. Welche sportliche Ausrichtung priorisieren wir und warum? Wie leben wir dabei unsere Werte. Es wird Zeit, dass wir uns festlegen. Die Ergebnisse der letzten Phase sollten uns die Sicherheit geben, jetzt direkt Entscheidungen in dieser Hinsicht zu treffen. Aus der Sicherheit heraus und nicht erst, wenn es wieder brenzlig wird.

Zum Zuschauen verdammt

Breit ist der Kader des FC Augsburg. Dazu sind fast alle Spieler fit. Außer Reece Oxford fehlt im Moment niemand langfristig. Eine seltene Situation bei einem Bundesligisten. Wenn man dazu noch aus 4 Spielen 8 Punkte holt und nicht verliert, bewegt sich wenig im Kader. Dies hat nun vor der Länderspielpause bedeutet, dass einige Spieler überhaupt nicht mehr zum Einsatz gekommen sind und sich nicht mal mehr im Kader wiederfanden. Ein Blick auf die Spieler, die man am wenigsten in dieser Situation erwartet hätte:

Patric Pfeiffer

Felix Uduokhai wollte den FCA verlassen. Jeffrey Gouweleeuw wurde mitgeteilt, dass sein Vertrag nicht mehr verlängert würde. Anfang der Saison hat man sehnlichst darauf gewartet, dass Patric Pfeiffers Rot-Sperre aus Darmstadt endlich abgesessen wäre, so dass er schnellstmöglich dem FCA sportlich helfen könnte. Einige Wochen später spielen Uduokhai und Gouweleeuw wieder in der Innenverteidigung. Selbst während einer Sperre von Uduokhai kam Maxi Bauer zum Einsatz. Pfeiffer schafft es derweil noch nicht mal in den Kader. Ich bin vor der Saison fest davon ausgegangen, dass Pfeiffer ein fixer Bestandteil des Teams sein würde. Wie man sich doch irren kann.

An dieser Stelle sei angemerkt, dass auch Freddy Winther keine Einsatzchancen in Augsburg bekommt, durch die Fülle von Innenverteidigern.

Dion Beljo

Mergim Berisha ließ man im Sommer auch deshalb ziehen, weil man mit einem gewissen Selbstbewusstsein davon ausging, dass man auf den Abgang vorbereitet sei. Dion Beljo kam im Winter aus Kroatien zum FCA und lieferte in der Rückrunde schon einige Tore ab. Nur ist Beljo momentan nicht gefragt, denn ihm wurde von Sommer-Transfer Philip Tietz der Rang abgelaufen. Tietz ist auch körperlich präsent und stark im Festmachen von langen Bällen. Tietzi, der gerüchteweise bei Nagelsmann für die Nationalmannschaft zumindest in Betracht kam, ist in der Form seines Lebens und Beljo kommt schlicht nicht vorbei. Das Glück des einen ist das Pech des anderen. Ich glaube trotzdem, dass Beljos Zeit noch kommt.

Irvin Cardona und Nathanael Mbuku

Im Winter zusammen mit Dion Beljo gekommen, um für die Offensive mehr Optionen zu schaffen. Beide sind momentan keine Option. In Einzelgesprächen hat ihnen Jess Thorup erklärt, warum es momentan nicht reicht. Gerade die gute Form von Freddy Jensen und die offensive Variabilität von Sven Michel machen beiden einen Strich durch die Einsatzrechnung. Cardona kam in der abgelaufenen Saison in der Rückrunde zumindest zum Einsatz. Kann man bei Mbuku schon von einem Fehlgriff sprechen? Für beide keine zufriedenstellende Situation.

David Colina hängt im Kader hinter Iago und Mads Pedersen fest. Wie lange noch? (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

David Colina

Iago wollte wechseln und Mads Pedersen hat im Sommer seinen Vertrag verlängert. Nun gab es keinen Interessenten, mit dem Iago und der FCA über einen Wechsel überein gekommen wären. David Colina hat es nun erwischt, denn mit den beiden etablierten Kräften kann er nicht mithalten und so reicht es – solange die Kollegen gesund sind und Iago weiterhin beim FCA spielt – noch nicht einmal für den Kader. Talente zu kaufen, nur um sie dann doch nicht zu entwickeln, ist dann auch nicht der richtige Weg. Ob wir beim FCA noch herausfinden, welches Potential in Colina steckt? Ein Winter-Abgang von Iago könnte hier die Türe öffnen.

Arne Maier

Ja, Arne Maier ist momentan verletzt. Aber auch in seiner letzten Partie vor der Verletzung war er nicht im Kader. Ganz ehrlich: Wenn sollte man für ihn momentan nicht nominieren? Sven Michel? Es ist schwierig, weil Maier auch an Arne Engels, dem belgischen Wunderkind, nicht vorbeikommt. Engels liefert auch in begrenzter Einsatzzeit genug positive Momente und hat eines der Spiele unter Jess Thorup eigenhändig gedreht und verbreitet viel Hoffnung. Maier dahingegen hat mal wieder -auch systembedingt – seinen Platz eingebüßt. Kann er erneut überraschen und zurückkommen?

Systemfrage

Die große Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt: welche sportliche Ausrichtung präferiert Jess Thorup? Ändert sich etwas durch die Hinzunahme eines neues Co-Trainers? Bis jetzt hat sich an der taktischen Ausrichtung des Teams kaum etwas getan. Die Länderspielpause bietet sich natürlich dafür an, neue Systemvarianten einzustudieren, gerade weil beim FCA nicht übermäßig Spieler auf Länderspielreise sind.

Gerade für die verteidigende Zunft stellt sich die spannende Frage, ob Jess Thorup es in Betracht zieht, 3er Kette spielen zu lassen. Dies scheint in der Kaderplanung der Maaßensche Plan gewesen zu sein. Ansonsten wird es im Kader einen Abgang von klassischen Schienenspielern und Innenverteidigern geben müssen, für die man schlicht nicht mehr die geplante Verwendung hat (und Robert Gumny wird weiter als klassischer Rechtsverteidiger zum Einsatz kommen).

Auf die Systemfrage aufbauend wird sich auch zeigen, welche der oben genannten Spieler überhaupt eine Zukunft in Augsburg haben. Der Augsburger Kader ist zu groß und Marinko Jurendic hat mir im Gespräch gesagt, dass dieser weiter ausbalanciert werden soll. Man braucht nun kein Prophet sein, um anzunehmen, dass drei der oben genannten Spieler im Februar nicht mehr in Augsburg unter Vertrag stehen werden. Nur welche werden es sein?

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