Drei Präsente für El Presidente

Während zu Wochenbeginn der neue Präsident des FC Augsburg e.V. medial verkündet wurde (wir berichteten), bereiteten sich die Profis des Clubs auf die wichtige Auswärtspartie gegen Bundesligaaufsteiger Werder Bremen vor. Neu-Präsident Markus Krapf gab sogleich die Marschroute vor: “Man muss wieder zusammenrücken” – ergo: es geht nur gemeinsam! Schön zu sehen daher, dass rund 500 FCA-Fans die über 700 Kilometer und sieben Autofahrtstunden gen Norden in Kauf nahmen. Und dies an einem Freitagabend um 20:30 Uhr – absolut fanunfreundliche Anstoßzeit auswärts im weit entfernten Weserstadion.

Vor dem Spiel

Außer den Langzeitverletzten (Strobl, Uduokhai, Oxford, Dorsch) waren alle Mann an Bord und traten die Reise nach Bremen an. Leicht angeschlagen war vor der Partie lediglich Arne Maier, der immerhin auf der Bank Platz nahm. Auch Freddy Jensen und Iago kehrten pünktlich vor dem Spiel zurück und stellten daher ernsthafte Optionen für die Startaufstellung dar.

Geburtstagskind Jensen blieb zu Beginn jedoch erstmal auf der Bank, stattdessen starteten Gruezo und Rexbecaj im zentralen Mittelfeld. Vorne in der Sturmzentrale begannen – recht ungewohnt – gleich drei Angreifer mit Niederlechner, Berisha und Demirovic. André Hahn ersetzte Daniel Caligiuri auf dem rechten Flügel. Enno Maaßen verwarf gedanklich vor der Partie also sein obligatorisches 3-5-2 und besann sich vielmehr auf ein 4-4-2 mit starkem Offensivdrang.


“Es wird auch aufgrund der Wetterbedingungen ein sehr intensives Spiel.”

FCA-Trainer Maaßen am DAZN-Mikro vor dem Spiel

Werder-Coach Ole Werner nahm eine Veränderung im defensiven Mittelfeld vor: “Königstransfer” Jens Stage, an dem vor nicht allzu langer Zeit auch der FCA konkretes Interesse hatte, startete für Niklas Schmidt. Dies begründete der Bremen-Trainer vor der Partie wie folgt:

„Augsburg wird vermehrt auf lange Bälle setzen. Da wird es zu vielen Duellen in der Luft und um zweite Bälle kommen.”

Bremen-Coach Ole Werner via Deichstube

Erste Halbzeit

Es regnete Freitagabend ziemlich stark im Bremer Umland – dementsprechend nass und rutschig war auch das Geläuf. Trotz dessen kamen 41.000 Fans ins Weserstadion. Die Augsburger Mannen zeigten sich direkt von Beginn an engagiert und hatten in Minute zwei die erste Chance des Spiels. Berisha suchte mit der flachen Hereingabe Sturmpartner Niederlechner, doch Werder-Goalie Pavlenka konnte den Ball parieren. Auch die nächsten Chancen in den ersten zehn Minuten verzeichneten die Augsburger, doch entweder stand ein Mitspieler im Abseits (Hahn, Niederlechner) oder ein Bremer konnte noch klären. In der achten Minute ergab sich so die beste Chance bis dato für den FCA: Flo Niederlechner, einmal nicht im Abseits, legte sich die Kugel am Hintermann der Bremer vorbei, verstolperte diese jedoch ins Toraus.

Werders erste richtige Chance ereignete sich in Minute zehn, Ducksch und danach Stage per Kopf, doch Gikiewicz im Augsburger Kasten hatte keine Mühe, diese beiden Abschlüsse zu parieren. Gefühlt war dies aber ein Hallo-Wach-Effekt für die Bremer, die sodann mutiger nach vorne spielten und die Abschlüsse suchten. So in Minute 14, als Stage auf Ducksch spielte, der direkt abziehen konnte, aber in Gikiewicz seinen Meister fand. Wenn der FCA gefährlich wurde, dann waren entweder Berisha oder Demirovic entscheidend beteiligt. In der 26. Minute brachte Augsburgs letzter Neuzugang eine zielgenaue Ecke an den ersten Pfosten, der aufgerückte Innenverteidiger Bauer kam an die Kugel, aber Füllkrug konnte (mit der Schulter) schlimmeres verhindern.

Gruezo gegen den Bremer Jung – es ging schon ordentlich zur Sache! (Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)

Bremen musste sodann in Minute 30 erstmals wechseln: Der angeschlagene Pavlenka musste mit bandagiertem Oberschenkel vom Platz, Zetterer kam mit 27 Jahren zu seinem Bundesligadebüt. Dieser Wechsel schadete den Bremern nicht, ganz im Gegenteil: In der 31. Minute erzielten die Grün-Weißen das vermeintliche 1:0 – jedoch wurde das Tor aufgrund einer Abseitsstellung per Videobeweis zurückgenommen. Der Bremer Jung befand sich einen Schritt im Abseits und blockte bei der Torerzielung durch Füllkrug zwei Augsburger entscheidend. Danach schienen beide Mannschaften ein wenig den Fuß vom Gaspedal nehmen zu wollen und es ging nicht mehr ganz so viel nach vorne. Einzig Florian Niederlechner köpfte kurz vor der Halbzeit eine Bogenlampe auf die Bremer Torlatte. Nach vier Minuten Nachspielzeit ging es für alle 22 Mannen verdientermaßen in die Kabinen zum Pausentee.

Eine Führung der Augsburger wäre – aufgrund der vielen Chancen – nicht unverdient gewesen, jedoch muss man die eklatante Chancenverwertung hier bemängeln und sich freuen, dass die Bremer das vermeintliche Führungstor nicht anerkannt bekommen hatten. Das wäre wohl ein deftiger Nackenschlag für offensiv deutlich bemühtere Augsburger gewesen. Eine von Zweikämpfen geprägte Partie war es bis dato allemal. Der verletzte Bremer Leonardo Bittencourt urteilte in der Halbzeitpause im DAZN-Interview: “Augsburg hatte schon die eine oder andere Aktion mehr im Strafraum, deswegen ist das 0:0 gerade noch gerecht.”

Zweite Halbzeit

Beide Mannschaften kamen unverändert aus den Kabinen und der FCA gab direkt Vollgas. Erst schloss Berisha – etwas übereilt – nach Ballgewinn ab, setzte den Ball aber deutlich über das Bremer Gehäuse, dann zog Niederlechner aus rund 18 Metern ab, Zetterer hatte damit aber keine Mühe. Wieder Niederlechner und Berisha, die jeweils etwas zu übereilt Schüsse aus der zweiten Reihe abgaben und nicht ihr Ziel fanden. Auch Bremen versuchte, die Offensivmannen im Sturmzentrum einzubinden, dies gelang jedoch nur selten, aber wenn, dann gefährlich. Erst konnte Weiser in Minute 59 einen Abschluss wagen, jedoch hatte Gikiewicz den Ball sicher. Dann kam Ducksch am zweiten Pfosten zum Kopfball, es war wieder Gikiewicz, der den Ball über die Latte lenkte.

Der bis dato beste Angriff der noch jungen Halbzeit führte zur Augsburger Führung: Gruezo auf Berisha, der mustergültig nach innen in den Strafraum gab, dort war Demirovic mitgelaufen und musste nur noch einschieben. Augsburg führte – und Bremen wechselte. Unter anderem kam Burke – der Bremer Superjoker – für Schmid. Jensen ersetzte beim FCA Torschütze Demirovic. In Minute 76 eine Großchance für den FCA. Berisha lupfte nach Fehlpass von Jung den Ball über Zetterer hinweg, aber der Ball ging nur an die Latte. Auch Bremen kam zu Chancen: Weiser auf Schmidt im Strafraum, doch Gikiewicz kam aus dem Kasten und parierte.

Die letzten knapp zehn Minuten der Partie waren dann kurios und rasant zugleich: Erst gab es einen umstrittenen Handelfmeter für Bremen. Bauer bekam ein Zuspiel von Ducksch aus kürzester Distanz an den Arm, die Szene wurde per Videobeweis aber nicht überprüft. Die Augsburger protestierten heftig, in Folge dessen sahen sowohl Gouweleeuw als auch Gruezo die gelbe Karte. Der in dieser Saison noch torlose Ducksch trat den Elfmeterschuss an – und Gikiewicz hielt. Nach einer angeblich provozierenden Armbewegung von Gikiewicz nach dem gehaltenen Elfmeter stürmten Bremer Fans in den Innenraum des Weserstadions, die Partie war sodann kurzfristig unterbrochen. Gikiewicz sah wegen der Geste in Richtung Fans die gelbe Karte. Caligiuri kam dann noch in der siebten Minute der Nachspielzeit für Berisha, keine Minute später dann der erleichternde Abpfiff einer intensiven Partie. Zum Elfmeter sagte Bauer nach dem Spiel: “Ganz ehrlich, was soll ich bei der Situation aus kürzester Distanz machen. Das ist für mich kein Elfmeter.” Wohl wahr!

Enno Maaßen war überaus aufgebracht ob des umstrittenen Foulelfmeters in letzter Sekunde… (Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)

Erkenntnisse

Enno Maaßen wich von seiner bevorzugten Formation ab – und gewann prompt. Es war aber nicht alles gold, was glänzt(e). Am Ende der Partie hatte der FCA auswärts mehr Torschüsse (15:12 aus Augsburger Sicht), aber eine katastrophale Passquote (53 (!!) Prozent) sowie eine schlechtere Zweikampfquote (47 Prozent) als die Bremer. Besonders in puncto Ballbesitz war zu merken, dass das nicht das Maaßensche System darstellte, nur 30 Prozent Ballbesitz gegen einen Gegner auf Augenhöhe sprachen Bände. Das ist in dieser Saison die niedrigste Quote in Sachen Ballbesitz. Zum Vergleich: Gegen die Hertha und auch gegen Hoffenheim hatte der FCA mehr Ballbesitzanteile zu verbuchen. Gegen Freiburg (bei der 0:4 Niederlage) hatte der FCA gar mehr Ballbesitz (53 Prozent) als der Gegner selbst

Intensiv geführt wurden die Zweikämpfe, hier war der FCA in der ersten Halbzeit etwas bissiger als in der zweiten. Zudem war die Laufintensität und das Tempo konstant hoch. André Hahn lief beispielsweise 12,14, Iago 11,35 und Rexbecaj 11,29 Kilometer. Die Innenverteidiger hatten zum Teil ihre liebe Not mit den beiden agilen Bremer Angreifern, die Zweikampfquote sprach hier Bände: Während Marvin Ducksch und Niclas Füllkrug jeweils 67 Prozent ihrer Zweikämpfe gewannen, kam Jeffrey Gouweleeuw beispielsweise nur auf 25 Prozent. Maximilian Bauer kam immerhin auf 58 Prozent Zweikampfquote.

Die Torgefährlichkeit bzw. die Qualität der Abschlüsse lassen sich zum Teil auch auf den sogenannten xG-Wert zurückführen (“expected goals”): “Das xGoals-Modell weist die Torerzielungs-Wahrscheinlichkeit für jeden Abschluss aus. Die Torwahrscheinlichkeit wird hierbei nach jedem Torschuss in Echtzeit berechnet, sodass Informationen über den Schwierigkeitsgrad des Schusses und die Wahrscheinlichkeit eines Treffers vorliegen.” Für Bremen stand dort Freitagabend nach Abpfiff 1,84 zu Buche, für den FCA 1,78. Der Elfmeter, der den Bremern zugestanden wurde, schlägt beispielsweise mit 0,77 zu Buche. Das heißt im Umkehrschluss, Bremen hätte statistisch gesehen zwei Tore machen können, hat jedoch keinen Treffer erzielt. Das ist dann nicht besonders effizient. Auch der FCA hätte gut und gerne ein Tor mehr erzielen können.

Der FCA stand fünfmal im Abseits (gefühlt vier von fünf Mal war dies Florian Niederlechner). Bremen hingegen nur einmal. Durch das häufige Abseitsstehen nimmt man sich selbst gute Torchancen! Natürlich sagt das auch was über die Qualität der Hintermannschaft der Bremer aus, denn da saß die Abseitsfalle halt besonders gut. Aber es sagt auch was über das Stellungsspiel des Angreifers aus. Ggf. muss Niederlechner so Geschwindigkeitsnachteile kompensieren. So oder so, das häufige “im Abseits stehen” wird einem schon bei den Junioren abtrainiert. Wenn ein Spieler im Speziellen da solche Probleme zu haben scheint, muss man da baldigst mal gegensteuern.

Deutliche Freude bei den Augsburger Jungs über die drei Punkte an der Weser! (Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)

Fazit & Ausblick

Ein Drittel der Hinrunde ist nun ausgespielt. Sechs Punkte hat der FCA nun auf der Haben-Seite. Dieser Sieg – wenn auch knapp und etwas dreckig – war wichtig für die Mannschaft und deren Selbstbewusstsein. War wichtig für die geschundene Fanseele. Und war natürlich wichtig für FCA-Funktionäre und den Coach selbst. Geforderte und in Augsburg gern gesehene Attribute wie Galligkeit, Giftigkeit, Leidenschaft und Kampfgeist hat man in großen Teilen wieder auf dem Platz sehen können. Zudem hat man vorne in der Offensive nun gefühlt so viele qualitativ hochwertige Torabschlüsse gehabt, wie in den ganzen anderen Partien zuvor zusammen. Ggf. ist diese Formation halt doch passender für den existierenden Kader, als das von Enno Maaßen bevorzugte System mit dem Ziel Ballbesitzfußball. Der Ansatz war wichtig und richtig, die Umsetzung zum Großteil auch.

Werder und Augsburg Fans werden wohl aber keine Freunde mehr: Gikiewicz wurde eigenen Aussagen zu Folge die ganze Partie über beleidigt, zum Teil war das auch in den Interviews danach noch zu hören. Nach dem gehaltenen Elfmeter zeigte Gikiewicz eine “Pssst”-Geste Richtung Bremen Fans, die diese sichtlich gegen ihn aufbrachte. Auch wenn “Giki” da sicherlich im und nach dem Spiel etwas über die Stränge geschlagen hat: Er hat den – unberechtigten – Elfmeter überragend halten können. So langsam entwickelt Rafa sich zum “Elferkiller”, denn das ist nun schon der zweite dieser Saison, den er bravourös hält.

Das Malträtieren des Elfmeterpunktes vor Ausführung durch Ducksch hätte er aber auch gut und gerne sein lassen können. Insgesamt hatten die Bremer Offiziellen dann ziemliche Wut auf die Augsburger Vertreter, so mochte Werder-Coach Werner Enno Maaßen gar nicht erst verabschieden und nach der Partie sagte Clemens Fritz, dass das Verhalten der Augsburger Bank in manchen Szenen alles andere als respektvoll war. Zuletzt blieb der FCA der obligatorischen Pressekonferenz nach dem Spiel fern, angeblich, um den Flieger gen Heimat noch zu erwischen. Ganz schön viel Trubel.

 “Auf die Emotionen im ganzen Stadion war der gehaltene Elfmeter eine perfekte Reaktion. Ich freue mich, dass ich jetzt zwei von zwei Elfern in dieser Saison gehalten haben, und wir nun sechs Punkte auf dem Konto haben. Aus dem Spiel können wir viel Selbstvertrauen tanken.”

Gikiewicz nach dem Spiel via Kicker

Bemühungen, offensiv wie defensiv hat man gegen Bremen eindeutig sehen können, der Aufwand wurde belohnt. Etwas Glück gehört immer dazu im Fußball. Generell sind wichtige Werte endlich mal wieder auf dem Platz zu sehen gewesen, das freut den Fan! Gegen den FC Bayern am kommenden Samstag wird sich nun zeigen, wie gut die Mannschaft wieder diese Werte wie mannschaftliche Geschlossenheit und Giftigkeit auf den Platz bekommt. Lehrmaterial haben die Augsburger von den Stuttgartern erhalten, die am sechsten Spieltag den Bayern ein 2:2 (in letzter Sekunde) abtrotzten.

Es wird wichtig sein, hier nicht offensiv ins Verderben zu rennen, aber auch nicht Beton anzurühren. Am wichtigsten wird wohl sein, sich nicht die Tordifferenz (die eh schon miserabel ist mit -6) weiter zu verderben. Ergo: Nicht zu viele Gegentore zu kassieren. Man hoffe nun, dass der Sieg der Mannschaft Aufwind gibt und sie sich gegen die schier übermächtigen Bayern so weit motivieren können, dass man zumindest nicht mit einer Vielzahl an Gegentreffern in die angrenzende Länderspielpause geht. Das wäre wohl wichtig für Club und Fans, Stichwort Zusammenhalt. Den neuen Präsidenten dürfte dies nun durchaus freuen: Zum Antritt gleich drei Punkte, ihm wichtige Attribute bei Fans und Mannschaft gesehen, drei Präsente für “El Presidente”.

Zuletzt wollen wir als Rosenau Gazette noch Danke sagen: Danke an E-Sportler Philipp, der nach fünf Jahren Zugehörigkeit zur eSport-Mannschaft des FCA seine Karriere beendet. Danke für alles Philipp und alles Gute!

Die Zeit rennt … und fehlt?!

Heute war wohl ein kleiner Premierentag im heimischen Augsburg. Während ich, Irina, das erste mal auf der Pressetribüne in der WWK-Arena saß, beorderte FCA-Coach Enno Maaßen direkt das erste mal Neuzugang Mergim Berisha in die erste Elf! Er sollte ein gefährliches Angriffsduo mit Ermedin Demirović bilden, der anstelle des zuletzt verliehenen Pepi stürmte . Zudem spielten Gumny, Gruezo und Caligiuri von Beginn an – sie ersetzten Iago, Framberger und Jensen. Iago und Jensen mussten beide verletzungsbedingt aussetzen.

Ein Wiedersehen gab es vorallem mit Ex-Augsburger und Eigengewächs Marco Richter, der unlängst nach überstandener Krebserkrankung wieder Bundesligaminuten sammeln durfte. Eine Schweigeminute wurde für die Opfer des Terroranschlags der olympischen Spiele von München im Jahr 1972 abgehalten. Ein emotionaler Moment, die ganze Pressetribüne stand und so auch der Rest des Stadions.

Erste Halbzeit – Durchaus gefällig

Und dann ging es auch schon los: Das 21. Duell zwischen der alten Dame und dem FCA begann hierbei durchaus druckvoll. Die Heimmannschaft gab vor tosender Kulisse direkt Vollgas und so auch die Gäste aus der Hauptstadt. Die erste Chance des Spiels durften die Herthaner durch Kanga für sich verzeichnen. Viele kleine Nickligkeiten prägten das Spiel, dies fand seinen Höhepunkt in der Szene des Spiels in Minute 23: Berisha auf Demirovic, der Uremovic umkurvte und von diesem gehalten wurde. Demirovic kam sodann zu Fall, dies alles rund 20 Meter vor dem Berliner Tor.

Vielerorts wurde diese Szene als Notbremse gesehen und folgerichtig wäre dies dann eine rote Karte für Hertha gewesen. Schiri Osmers gab aber nur gelb. Warum nur gelb? Man könnte hier nun argumentieren, dass der Herthaner Plattenhardt noch in Ballnähe stand, also hätte eingreifen können. Ob dies in Realgeschwindigkeit tatsächlich so funktioniert hätte, ist zumindest zu bezweifeln. Zudem wäre ein weiterer Augsburger in Schlagweite gewesen, der im Zweifel ebenso hätte abschließen können. So bleibt hier leider ein fader Beigeschmack. Den daraus resultierenden Freistoß schoss Berisha in die Mauer. Da war eindeutig mehr drin!

Colinas Erben argumentieren in ihrer Kolumne für ntv:

“Die Fernsehbilder sprechen insgesamt eher für eine Rote Karte als für eine Verwarnung, aber sie widerlegen die Entscheidung des Unparteiischen auf dem Feld nicht eindeutig. Das Foulspiel nur als Unterbindung eines aussichtsreichen Angriffs zu bewerten und nicht als Vereitelung einer offensichtlichen Torchance, war daher zumindest kein klarer und offensichtlicher Fehler, sondern eine Entscheidung im Ermessensbereich von Harm Osmers. Dass der Video-Assistent nicht intervenierte, war deshalb korrekt – zumal auch ein On-Field-Review die Zweifel nicht beseitigt hätte. Bei einer Roten Karte hätte der VAR aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls nicht eingegriffen. Bisweilen ist eben nicht nur eine Entscheidung möglich und vertretbar.”

Colinas Erben für ntv

Vor dem Halbzeitpfiff wurde es noch ein wenig munterer: Erst kam Berisha zum Abschluss, traf aber nur den linken Pfosten, dann brachte dieser in der nachfolgenden Szene eine Flanke in den Fünfer, die Kempf vor Demirovic klären konnte. In Minute 31 die erste Verwarnung für den FCA: Carlos Gruezo sah gelb für eine Grätsche. Aber auch die Hertha blieb nicht untätig: Ejuke schlenzte den Ball knapp am Pfosten der Augsburger vorbei. Enno Maaßen wechselte kurzerhand Gruezo, immerhin gelb vorbelastet aus, der wohl bei seiner nächsten Aktion mit gelb-rot vom Feld geschickt worden wäre. Für ihn kam Julian Baumgartlinger ins Spiel.

Ohne weitere nennenswerte Aktionen ging es in einem spielerisch limitierten, aber durchaus phasenweise hitzigen Spiel in die Halbzeitpause. Ein kurzes Zwischenfazit: Der FCA zeigte gute Ansätze, kam wenige Male gefährlich vor den gegnerischen Kasten. Hertha spielte offensiv etwas gefälliger, hatte jedoch viel Glück in der Bewertung der Zweikampfszene zwischen Uremovic und Demirovic. Ein Unentschieden war zu diesem Zeitpunkt ein äußerst gerechtes Resultat.

Carlos Gruezo hatte mal wieder seine liebe Not mit seinen Gegenspielern und musste wegen einer frühen Verwarnung ebenfalls früh raus. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Zweite Halbzeit – Planlos & harmlos

Arne Maier musste sodann in der Kabine bleiben, ist weiterhin wohl angeschlagen. Wir hoffen auf schnelle Genesung und nur eine kleine Blessur. Für ihn kam Ruben Vargas in die Partie. Mal wieder hatte zum Start die Hertha die ersten Chancen: Lukebakio wagte den Schuss aus der Distanz und prüfte damit Goalie Gikiewicz im Augsburger Kasten. Auch Tousart befand dies ein paar Minuten später als ein geeignetes Mittel und zog aus rund 18 Metern einfach mal ab, zielte nur knapp rechts daneben.

In Minute 57 dann der Nackenschlag für die Augsburger Elf: Außenverteidiger Plattenhardt durfte unbedrängt flanken und fand dort Lukebakio, der keine Mühe hatte, die Flanke per Kopf zu verwerten. 1:0 – Führung für die Hertha – und aufgrund der Drangphase der Berliner seit Beginn der zweiten Halbzeit war dies nicht mal unverdient. Hier hat insbesondere aber beim FCA die Zuordnung mal wieder nicht gepasst, Mads Pedersen war der Bewacher vom Torschützen und ist knapp zehn Zentimeter kleiner als ebenjener. Der Videobeweis besagte hier in der Szene übrigens, dass Lukebakio bei seinem Kopfball nicht im Abseits stand.

Wieder lief der FCA also einem Rückstand hinterher, vor 25789 Zuschauer*innen in der WWK Arena tat sich die Maaßen-Elf weiterhin sehr schwer, spielerische Mittel zu finden. Offensive Momente? Größtenteils Fehlanzeige. Rexhbecaj mit einem harmlosen Kopfball aus rund 15 Metern, Christensen konnte jedoch abwehren, ebenso wie Caligiuris Eckball. Im Gegenteil: Vielmehr setzte die Hertha alles drauf und dran, mit einem Tor zum 2:0 nachzulegen. In der 69. Minute wurde auf Seiten der Berliner Marco Richter unter Applaus eingewechselt, er kam für den agilen Ejuke.

Enno Maaßen versuchte noch, mit den beiden Oldies Hahn und Niederlechner (für Berisha und Demirovic) Erfahrung und Abgeklärtheit in die Partie zu bringen. Dies fruchtete aber nicht so wirklich, wie Enno Maaßen hinterher in der Pressekonferenz quasi zugeben musste. Die positionsgetreuen Wechsel bei Rückstand muteten allerdings ein wenig risikoarm an. Die spielerischen Impulse, die die beiden Eingewechselten einbrachten, waren tendenziell auch eher marginal. Ein Lichtblick: In Minute 82 verlies Elvis Rexhbecaj, wie immer unermüdlich rackernd, den Platz und Jungspund Lukas Petkov kam in die Partie. Immerhin ein Nachwuchsspieler, der aufgrund der Personalengpässe und Verletzungssorgen nahe an der ersten Mannschaft zu sein scheint!

Ein ganz großes Manko zeigte sich insbesondere in Halbzeit zwei: Immer wieder wurde deutlich, dass Pässe nicht ankamen oder zu ungenau waren. Dies erschwerte Offensivmomente immens und / oder diese verpufften komplett. Der FCA war anfällig für Fehler im Spielaufbau, diese nutzten die Herthaner für schnelle Gegenangriffe. So auch in der dritten der vier Minuten Nachspielzeit: Erst kam der FCA zu einer Torchance, konnte diese jedoch nicht verwerten, weil Christensen ein Eigentor seines Vordermanns Uremovic vereitelte. Dann strömten die Herthaner zum letzten Gegenangriff aus, allen voran Davie Selke, der auf den mitgelaufenen Marco Richter abgab. Dieser hatte dann kaum Mühe, Gikiewicz zu umspielen und zu verwandeln. 2:0 – Messe gelesen, danach direkt Abpfiff.

Marco Richter als Matchwinner – für das falsche Team möchte man sagen. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Gesamtfazit

Was bleibt war und ist der schlechteste Saisonstart des FCA in der Bundesliga seit 2012/13. War die erste Halbzeit hierbei noch gefällig, nahm dies in der zweiten Halbzeit kontinuierlich ab. In der ersten Halbzeit konnte Neuzugang Berisha sein Können im Ansatz unter Beweis stellen und kombinierte trotz nur kurzer Akklimatisierung ansehnlich mit Sturmpartner Demirovic, beide jeweils ohne einen eigenen Treffer beizusteuern. In Halbzeit zwei kam von beiden – wie von der gesamten Mannschaft – jedoch nur noch wenig. Berisha konnte man hier noch die Eingewöhnungsphase in Augsburg zu Gute halten. Demirovic bemängelte hinterher im Gespräch mit den Medien, dass der letzte Pass nicht ankam. Florian Niederlechner wurde noch deutlicher: Es läge nicht am Sturm, dass man offensiv so harmlos war. Auch ein Robert Lewandowski würde beim FCA derzeit keinen Treffer erzielen, da zum Beispiel zielgenaue Flanken fehlten, um sich Großchancen vor dem gegnerischen Tor zu erarbeiten.

Pech hatte man auch bei der Bewertung der Zweikampfszene in Minute 23. So auch bei den Auswechslungen von Gruezo, der sich eine frühe gelbe Karte einfing und Maier, der mal wieder angeschlagen zu sein scheint. Ohne Maier fehlte eindeutig das strukturierende Element im Mittelfeld, ohne ihn ging nach vorne gefühlt gar nix. In der Verteidigung musste erneut improvisiert werden, denn Iago stand kurzfristig nicht zur Verfügung. So begann Bauer als linker Innenverteidiger in der Dreierkette, vor ihm Mads Pedersen. Auf der anderen Seite begann Gumny als rechter Innenverteidiger, davor Daniel Caligiuri. Insbesondere Bauer gefiel und bestach mit seiner starken Zweikampfquote, aber auch seine Passquote konnte sich sehen lassen. Kapitän Gouweleeuw fiel hierbei ein wenig ab, verlor unter anderem den Zweikampf vor der Flanke auf Lukebakio, die zum 1:0 für die Hertha führte.

Beim 2:0 für Hertha zeigte sich das FCA-Dilemma dann in voller Pracht: Verpasste man es vorne in der Szene zuvor, den Ball im Hertha-Kasten unterzubringen, kassierte man quasi im Gegenzug das Tor zum Endstand durch Richter. Den entscheidenden Zweikampf verlor Baumgartlinger im Mittelfeld, dem hier einfach das Tempo fehlte, um mit Selke mitzusprinten. Allerdings für mich auch die Frage, ob diese Absicherung das Gelbe vom Ei ist, hierfür sollte doch ein etwas schnellerer Spieler ausgewählt werden?! Ebenso bezeichnend, wie offen die Augsburger standen, sodass drei Herthaner nur zwei Augsburgern gegenüberstanden, die auch noch läuferisch unterlegen waren. Wie uneigennützig Selke dann auf Richter ablegte, war dann einfach ein Beispiel an Teamgeist und gegenseitiger Gönnung. Wenns läuft, dann läufts halt einfach.

Beim FCA war aber nicht zu spüren, dass sie das Spiel noch rumreißen wollten und – noch viel schlimmer – es gab einfach keine Ansätze, die untermauern konnten, dass der FCA noch Möglichkeiten hatte, das Spiel zu seinen Gunsten zu gestalten. Bei einem xG Wert von 0,31 auch kein Wunder – und das gegen einen direkten Konkurrenten. Gegen ein Team, das vermutlich wie der FCA lange um den Abstieg spielen wird. Gegen ein Team auf Augenhöhe sind wir also derzeit immer noch nicht in der Lage, gegenzuhalten und zumindest hier noch unentschieden zu spielen. Fehlt hier ggf. auch ein wenig das Mindset der Mannschaft? Man spricht ja oft von Galligkeit, von Gierigkeit. Ich finde, davon sieht und spürt man nicht sonderlich viel derzeit. Florian Niederlechner resümierte, dass dieser schwache Start in die neue Saison auch das Selbstvertrauen der Mannschaft gesenkt hat. Das kann man zumindest als (berechtigtes) Argument werten.

Was fehlt derzeit noch?

Ein Blick auf die Statistik zeigte, dass die Gastmannschaft die Oberhand hatte. 15 Torschüsse zu 7 (pro Hertha), 80% Prozent Passquote, 52 % Ballbesitz. Der FCA hatte eine marginal bessere Zweikampfquote (51:49 %) und legte die etwas bessere Laufleistung an den Tag. In den entscheidenden Szenen war die Hertha heute jedoch bissiger, williger und griffiger. Sie scheinen in der Teamentwicklung einfach schon einen Schritt weiter zu sein als der FCA und konnten Selbstbewusstsein für die weiteren Spiele tanken.

Der FCA rutscht auf den Relegationsrang mit nur drei Punkten und steht vor schwierigen Spielen, auswärts in Bremen am kommenden Freitag sowie das Wochenende darauf gegen Bayern zuhause. Niederlechner schlug medial vor: “Es täte uns gut, wenn wir uns auf die Basics zurückbesinnen. Das Spiel auf die zweiten Bälle etwa.” Er nannte auch Beispiele der Ligakonkurrenz, wie Mainz oder Union etwa, die einen passenden Spielstil an den Tag legen und letzten Endes auch erfolgreich damit sind.

Weiterhin bin ich etwas ratlos bezüglich des In Game Coachings von Enno Maaßen. Es ist mir ein Rätsel, warum nicht nach der Führung von Hertha konsequent umgestellt und etwas mutiger gewechselt wurde. Womöglich ist die Antwort die, dass wir derzeit nichts adäquates auf der Bank sitzen haben. Als Krönung dieses unschönen Augsburger Nachmittags ergab sich als Zweitligarundenpaarung im DFB-Pokal die Ansetzung FC Augsburg gegen den FC Bayern. Schwieriger geht’s wohl kaum.

Mein finales Fazit: Es fehlt nach wie vor die Kreativität sowie ein offensiver Plan. Geht Maier aus der Partie, gibt es kaum mehr offensive Struktur. Dorsch fehlt derzeit einfach immens. Schade, dass die Transferphase nun zu Ende ist und ein Spieler ala Okugawa nicht den Weg an den Lech gefunden hat. Für mich sind die Stürmer bei uns die ärmsten Spieler, da sie kaum gefüttert werden mit passablen Vorlagen. Berisha hat sich beispielsweise in dieser Partie sehr viel selbst erlaufen und erarbeitet.

Eins bleibt Fakt: Enno Maaßen hat noch viel Arbeit vor sich und das braucht weiterhin Zeit. Zeit, die dem FCA teuer zu stehen kommen könnte im Abstiegskampf. Zeit, die der FCA ggf. gar nicht haben kann. Ob Enno die richtigen Spieler für sein System zur Verfügung stehen, ist nach wie vor die große Frage. Eine T-Frage ist aber auch weiterhin und zu so einem Saisonzeitpunkt nicht sinnvoll. Die Augsburger Fans äußerten jedenfalls ganz laut nach dem Spiel ihren Unmut mit Pfiffen und dies muss man auch nachvollziehen können.

Es wird sich zeigen, in welche Richtung diese Saison verläuft und wie arg man in Augsburg zusammenhält, schließlich hat man sich dies einst als Mantra auferlegt. Es wäre schön, wenn man diesen Zusammenhalt ganz bald auch wieder auf dem Feld sehen dürfte.

Puppngschwätz Vol. 42: #Angstgegnergschwätz

Wir zwo Mädels, das sind Birgit und Irina, haben uns über die Rosenau Gazette kennengelernt und pflegen seit jeher eine rege Diskussionkultur in und um Spieltagen zum sportlichen Geschehen des FCA. Irgendwann, so kurz vor Weihnachten des zurückliegenden Jahres 2021, kam dann die Idee auf, warum nicht dieses #Gschwätz vertonen? Die Puppn, das sind wir und der Begriff steht zudem für unsere altehrwürdige Augsburger Puppenkiste. Und Gschwätz? Das bedeutet dann doch einfach nur Klatsch und Tratsch im schwäbischen Sprachgebrauch. Zusammen ergibt es das Puppngschwätz, den FCA Podcast von original Augsburger Mädels – zum Reinhören für alle, die es mit dem geilsten Club der Welt halten oder einfach nur Lust auf einen Plausch unter Sportskameradinnen haben.

Puuuuh… Unsere Nerven haben es momentan nicht gerade leicht. Zuerst dieses Desaster in der zweiten Halbzeit gegen den SC Freiburg, die wir natürlich auch noch einmal thematisieren, und dann steht auch noch unser Angstgegner Bayer 04 Leverkusen vor der Tür. In unserem Vorbericht werfen wir einen genauen Blick auf unseren Gegner, von dem wir heute auch mit Vanessa eine Anhängerin herzlich begrüßen dürfen, die uns ihre Einschätzung zur morgigen Partie verrät. Auch unsere Tipps, auch bezüglich einer potentiellen Aufstellung dürfen wie immer nicht fehlen.

Doch auch über andere Themen gibt es viel zu berichten. Was sind denn das eigentlich für Auflagen, von denen unsere Ultras am vergangenem Wochenende berichtet haben? Gibt es irgendwelche heißen Gerüchte? Wie sieht es bei unserer U23 aus? Fragen über Fragen und wir haben für euch die Antworten.

Auch den Namen unseres NLZ haben wir im Gepäck. Immerhin wird dieses nächste Woche mit einem U15-Turnier eingeweiht, bei dem viele namenhafte Vereine in Augsburg zu Gast sind.

Wir haben euch neugierig gemacht? Dann hörte gerne rein. Ihr findet uns bei:

Puppngschwätz Vol. 41: #Startgschwätz

Wir zwo Mädels, das sind Birgit und Irina, haben uns über die Rosenau Gazette kennengelernt und pflegen seit jeher eine rege Diskussionkultur in und um Spieltagen zum sportlichen Geschehen des FCA. Irgendwann, so kurz vor Weihnachten des zurückliegenden Jahres 2021, kam dann die Idee auf, warum nicht dieses #Gschwätz vertonen? Die Puppn, das sind wir und der Begriff steht zudem für unsere altehrwürdige Augsburger Puppenkiste. Und Gschwätz? Das bedeutet dann doch einfach nur Klatsch und Tratsch im schwäbischen Sprachgebrauch. Zusammen ergibt es das Puppngschwätz, den FCA Podcast von original Augsburger Mädels – zum Reinhören für alle, die es mit dem geilsten Club der Welt halten oder einfach nur Lust auf einen Plausch unter Sportskameradinnen haben.

⚽️ Servus zusammen – die Puppn sind back und mit uns auch der FCA. Und wie lange haben wir darauf gewartet, die vier magischen Worte aussprechen zu dürfen?! Die Bundesliga geht eeeeendlich wieder los! 🤙 Was für ein herrliches Gefühl, dass die lange Zeit des Wartens endlich vorbei ist. Wir sind richtig heiß auf eine neue Bundesligasaison und der Start hat es für den FCA gleich richtig in sich.

Ein paar Highlights aus der Vorbereitung haben wir noch mit im Gepäck – unter anderem die DFB-Pokal Partie gegen BW Lohne letzten Sonntag und den Tag der Vielfalt gegen Stade Rennes zuvor. Doch das bringen wir ebenso wie ein paar kleine News aus der Gerüchteküche schnell hinter uns, bevor wir in den Vorbericht zur morgigen Partie gegen den SC Freiburg eintauchen.

Nicht nur wir haben unseren Gegner genau unter die Lupe genommen, sondern auch unser heutiger Gast Julian vom Freiburger Podcast namens “Spodcast”. Auch über die U23 und die Damen gibt es viel neues zu berichten. Seid ihr neugierig geworden? Dann sperrt die Lauscher auf und hört sehr gerne rein. Ihr findet die neue Folge auf folgenden Plattformen:

RoGaz Kaderanalyse 2022: Offensives Mittelfeld und Sturm

So langsam steigt die Spannung und die Vorfreude auf das erste Pflichtspiel der Saison. Am morgigen Sonntag geht es im niedersächsischen Lohne gegen Blau-Weiß Lohne – einem Vertreter der Regionalliga Nord. Doch bevor wir uns endgültig auf die Partie der ersten Runde des DFB Pokals einstimmen, soll noch die Kaderanalyse des Sommers 2022 abgeschlossen werden. Was noch fehlt? Eigentlich die Paradeposition eines jeden Bundesligisten. Denn wer sorgt für Spektakel und schießt die Tore? Genau, der Sturm. Wer kreiert gefährliche Momente und spielt Chancen heraus? Das offensive Mittelfeld. Warum eigentlich? Weil beim FCA hier (schon seit geraumer Zeit, möchte man fast sagen) der Schuh drückt. Mit diesen Worten steigen wir nun ein in die Detailbetrachtung:

Offensives Mittelfeld

Stammspieler

Das offensive Mittelfeld ist quasi seit Abgang von Ja-cheol Koo im Jahr 2019 verwaist. Seither wurde noch keine Idealbesetzung gefunden. Dieses geforderte Profil kann am ehesten Fredrik Jensen erfüllen. Seit Sommer 2018 spielt der Finne schon beim FCA, sein Vertrag läuft noch bis Sommer 2023. Der Offensivspieler wäre längst unumstrittener Stammspieler, wenn ihm nicht immer eine Blessur oder gar hartnäckigere Verletzung dazwischen käme. Daher verwundert es nicht allzu sehr, dass der 24jährige in seinen vier Jahren in Augsburg bis dato nur 41 Bundesligaspiele absolvieren konnte (1 Tor, 4 Assists). Für den holländischen Club Twente Enschede kam Jensen in 42 Spielen auf der “Zehn” zum Einsatz. Er erzielte hierbei neun Tore und gab fünf Vorlagen. Drücken wir Freddy die Daumen, dass seine Knochen heile bleiben und er in der kommenden Saison eine tragende Rolle in Augsburg spielen kann.

Eine potenzielle Stammkraft könnte hier auch Arne Maier sein, obwohl dieser nun wohl kurzfristig – nach der Verletzung von Dorsch – erst einmal auf der “Sechs” gefordert sein wird. Der 23jährige zentrale Mittelfeldspieler hat definitiv Offensivpotenzial, dies bewies er zuletzt im Testspiel gegen Stade Rennes. Dort konnte er den ein oder anderen tollen Steckpass spielen und seine Mitspieler in Szene setzen, so auch die Vorlage für Demirovic zum 1:1 aus Augsburger Sicht. In seiner noch kurzen Bundesligakarriere kam er zwar bisher nur dreimal im offensiven Mittelfeld zum Einsatz, seine Performance zuletzt auf der Position macht jedoch Lust auf mehr.

Ergänzungsspieler

Auf der zehner Position könnte ebenfalls Maurice Malone spielen. Das Augsburger Eigengewächs ist polyvalent veranlagt und kann daher ohne große Qualitätseinbußen sowohl im Zentrum als auch auf den Flügeln eingesetzt werden. Seine Qualitäten sind hier sicherlich der Antritt und die Schnelligkeit ebenso wie Torgefährlichkeit. Diese konnte er in der Saison 20/21 schon beim Drittligisten Wehen-Wiesbaden unter Beweis stellen (35 Einsätze, 12 Tore, 9 Vorlagen).

Ebenso flink und agil wie Maurice Malone ist Ruben Vargas – eigentlich gelernter Außenbahnspieler – unterwegs. Der derzeit verletzte Schweizer ist aber auch schon auf der offensiven Mittelfeld-Position getestet worden. Zum Beispiel beim 1:1 gegen Arminia Bielefeld in der Vorsaison – und wusste zu gefallen. Wenn der quirlige Linksaußen wieder fit zur Verfügung steht, wird er zu aller Erst natürlich auf den Flügeln benötigt – aber er scheint auch eine denkbare Alternative auf der “Zehn” zu sein.

Augsburger Abteilung Attacke: Vargas, Maier, Niederlechner und Bazee jubeln gegen den BVB! Wünschen wir uns auch für die Saison 22/23… (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Perspektivsspieler

Zwei Talente aus den U-Mannschaften sind hier noch als Perspektivspieler geführt, da sie in der kommenden Saison vermutlich eher keine tragende Rolle innehaben werden. Doch man sage niemals nie: Wenn sich weiterhin so viele Ausfälle ergeben, kann ein kurzfristiges Bundesligadebüt doch ganz schnell in greifbare Nähe rücken. Zum Beispiel Franjo Ivanovic könnte dies gelingen: Der 18jährige Kroate ist sowohl auf dem linken Flügel als auch im offensiven Mittelfeld beheimatet. Dies bewies er zuletzt in der U19 des FCA, zum Sommer 2022 ist er in die Augsburger U23 aufgerückt. In der vergangenen Saison spielte er zweimal auf der “Zehn”. Auch für die kroatische U19-Juniorennationalmannschaft durfte er auf dieser Position schon mehrfach starten.

Teamkollege Dion Berisha ist diese Position ebenfalls zuzutrauen. Der 19jährige spielt derzeit in der U23 des FCA und wird hauptsächlich auf beiden Flügeln eingesetzt. In der vergangenen Saison absolvierte er 14 Spiele für die höchsterfolgreiche U19, er steuerte acht eigene Treffer bei und legte weitere drei Tore auf. In der Saison 20/21 spielte er hauptsächlich im zentralen und offensiven Mittelfeld, in sechs Partien gelangen ihm sechs Scorerpunkte (fünf Treffer, eine Vorlage). Dion Berisha wird in der laufenden Regionalliga Bayern Saison sicherlich ein Leistungsträger der Augsburger U23 sein und wer weiß, vielleicht bekommt man ihn auch das ein oder andere mal bei den Profis zu sehen.

Mit Mert Kömür könnte ein richtiger Senkrechtstarter entdeckt worden sein. Der vor kurzem 17 Jahre alt gewordene U19-Spieler durfte zuletzt ins Trainingslager der Profis nachreisen. Der beidfüßige Offensivspieler ist hauptsächlich auf der Zehn zuhause. In der vergangenen Saison spielte Kömür, der auch deutscher U-Nationalspieler ist, 16 Partien für die U17 des FCA. Hierbei gelangen ihm fünf Tore und vier Vorlagen. Ein ziemlich interessanter Spieler und einer für die Zukunft. Kann man nur hoffen, dass man ihn nicht – wie einige andere hochveranlagte Nachwuchstalente – zu Konkurrenten ziehen lassen muss.

Mert Kömür (#10) im Dienste der deutschen U17-Nationalmannschaft (Photo by Martin Rose/Getty Images for DFB)

Sturm

Stammspieler

André Hahn ist eine echte Maschine – wird Jahr für Jahr älter und bleibt doch konstant (gut) in seinen Leistungen. Der einmalige Nationalspieler Deutschlands wird im August 32 Jahre alt und ist dennoch ein wichtiger Leistungsträger in Augsburg. Im Mannschaftsrat ist er auch diese Saison wieder präsent, ebenso wie auf dem Rasen. Dort beackert er wahlweise den rechten Flügel oder besetzt das Sturmzentrum. Letzte Saison stürmte Hahn 13 Mal für den FCA, hierbei erzielte er drei Tore und gab zwei Assists. Bei Hahno magelt es nie an Einsatzwille, Kampfgeist und Gier, ausschließlich die Geschwindigkeit nimmt langsam ab.

Florian Niederlechner ist wohl der typische Mittelstürmer im Augsburger Kader, der entweder zentral oder als hängende Spitze agieren kann. In 142 Bundesligapartien traf der 31jährige 33 mal und gab 19 Torvorlagen. In der vergangenen Saison wurde die Offensivkraft in 21 Partien als Stürmer eingesetzt und einmal als hängende Spitze. Dem gebürtigen Ebersberger gelangen hier zehn Scorerpunkte (5 Tore, 5 Assists). Nach den MLS-Gerüchten um Niederlechner war dem Stürmer anzumerken, dass er nicht mehr so befreit aufspielen konnte. Auch an seine glorreichste Augsburger (Anfangs-)Zeit konnte er auch nicht mehr anknüpfen.

Ermedin Demirovic war zuletzt Gegenstand des Tauschdeals zwischen Augsburg und dem SC Freiburg. Während der beste Augsburger Torschütze der Vorsaison, Michael “Gregerl” Gregoritsch nach Freiburg weiterzog, reiste “Demi” direkt nach Scheffau zu seinen neuen FCA-Teamkollegen. Der 24jährige ist hauptsächlich im Sturm zuhause, kann aber auch auf Rechtsaußen spielen. Während seine letzte Saison in Freiburg nicht so glücklich verlief (31 Partien, 2 Tore, 3 Vorlagen) konnte er in seiner Debütsaison aufmerksam auf sich machen. In 30 Spielen gelangen ihm fünf eigene Treffer und zehn weitere legte er Teamkameraden auf. In den Testspielen in der Saisonvorbereitung war zu merken, der Nationalspieler Bosniens muss sich noch in der Fuggerstadt akklimatisieren. Gegen Stade Rennes gelang ihm aber ein Treffer in Abstaubermanier, dort hat er sein Stürmer-Gen definitiv aufblitzen lassen.

Ergänzungsspieler

Kommen wir nun zur Kategorie Ergänzungsspieler: In dieser tummeln sich einige Spieler, die eher auf anderen Positionen beheimatet sind und dort schon näher vorgestellt wurden. Unter anderem Maurice Malone, der bei Wehen-Wiesbaden in der Saison 20/21 im Sturm mehrfach aufgestellt wurde. Als Mittelstürmer spielt er hierbei sechsmal (drei Assists: ein Tor, zwei Vorlagen) und als hängende Spitze insgesamt viermal (vier Tore, eine Vorlage). Auch bei Zweitligist Heidenheim spielte er dreimal im Sturm, ein Tor gelang ihm jedoch nicht.

Freddy Jensen ist im Zentrum zuhause und deshalb ist er auch für die Stürmerposition so interessant. Für die finnische Auswahl spielt er häufiger im Sturmzentrum, beispielsweise gelangen ihm in der Nations League im Jahr 2020 in drei Spielen als Mitteltürmer drei Tore und dies, obwohl er gegen Irland und Bulgarien nur 25 respektive 27 Minuten eingesetzt wurde. Neben Jensen scheint auch Noah-Sarenren Bazee eine interessante Sturmoption zu sein, wenn auch nicht die naheliegendste. Der derzeit verletzte Offensivallrounder kann auf beiden Flügeln und in der Spitze eingesetzt werden. Hier primär als hängende Spitze: In seiner Karriere spielte er zweimal als Mittelstürmer und 13 mal als hängende Spitze. Es gelangen ihm in 15 Partien neun Scorerpunkte (sechs Tore, drei Vorlagen). Bei Bazee sind sicher die interessantesten Aspekte seine enorme Schnelligkeit und der rasante Antritt.

Zwei mit Ambitionen und Startelfansprüchen: Hahn und Jensen!  (Photo by JOHN MACDOUGALL/AFP via Getty Images)

Zuletzt muss hier natürlich noch Rekordtransfer und US-Boy Ricardo Pepi genannt werden. Der Stürmer weilt seit Januar 2022 beim FCA, konnte sich bisher jedoch auf dem Platz kaum nennenswert in Szene setzen. Der 19jährige ist hauptsächlich im Sturm zuhause, kann aber auch auf den Außenbahnen eingesetzt werden. Als Mittelstürmer gelangen ihm in 52 Partien 23 Treffer und vier Torvorlagen. In der Bundesliga spielte er in der vergangenen Saison elfmal, er stand hierbei 475 Spielminuten auf dem Platz. Ich glaube, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass Pepi die Zukunft gehört. Erste gute Ansätze waren und sind zu sehen, man muss auch bedenken, dass der Youngster mit einem gewaltigen 13-Mio.-Euro-Rucksack auf dem Rücken herumläuft. Das geht nicht spurlos an einem vorbei.

PERSPEKTIVspieler

Alem Japaur ist hier sicher ein kleiner Geheimtipp. Er war Teamkollege von Simic und Pejcinovic, deren Namen (medial) in aller Munde waren, nicht zuletzt aufgrund deren Transfers zu Ligakonkurrenten des FCA. Einer der in Augsburg verblieb war besagter Alem Japaur: Der 18jährige muss sich bei seiner Torausbeute aber gar nicht verstecken, denn ihm gelangen in der vergangenen U19-Bundesligasaison in 18 Spielen neun Treffer und drei Vorlagen. Der ehemalige U17-Nationalspieler Bosniens ist hierbei überwiegend im Sturmzentrum zuhause. Ein definitiv und überaus interessanter Akteur, der in der kommenden Saison für die U19 auflaufen wird.

Fazit

Beim FCA herrscht derzeit in der Zentrale eigentlich auf den ersten Blick kein Personalmangel. Wenn dann ist es ein Mangel qualitativer Natur, denn quantitativ stehen – wie die vorhergehende Auflistung beweist – genügend Spieler zur Verfügung auf den betrachteten Positionen. (Wobei Bazee und Vargas aber noch verletzt fehlen bzw. noch Trainingsrückstand haben!) Was sich jedoch zeigt ist eine Stürmerflaute: Gegen Stade Rennes fiel nach drei Wochen und einigen Testspielen Abstand das erste Stürmertor durch Demirovic. In den Testspielen richteten es überwiegend die treffsicheren Verteidiger.

Im offensiven Mittelfeld hat Arne Maier seine Ambitionen untermauern können. Enno Maaßen war nach dem Spiel gegen Rennes auch voll des Lobes. Jedoch – und das wird die kurzfristige Lösung sein – muss Arne Maier wohl den Ausfall von Niklas Dorsch kompensieren, ohne dies 1:1 zu können. Zu unterschiedlich sind die beiden Akteure in ihren Veranlagungen. Maier wird dies naturgemäß etwas offensiver interpretieren als der verletzte Dorsch. Gruezo wird dem Jungspund zur Seite stehen, Freddy Jensen stünde als erste Option eine Position weiter vorne zur Verfügung, sofern verletzungsfrei. Interessant für mich die beiden Personalien Ivanovic und Kömür!

Im Sturm gibt es eine engere Auswahl und einige Perspektivspieler. Enno Maaßen kann sich derzeit – sofern nicht weitere Zu- oder Abgänge erfolgen – zwischen erfahrenen (Hahn, Niederlechner) oder jungen-wilden Spielern (Pepi, Demirovic) entscheiden. Perspektivspieler hier für mich Malone und Japaur. Wobei man sogar Pepi als Perspektivspieler bezeichnen könnte, denn er wird Zeit brauchen. Das werden auch Augsburger Funktionäre nicht müde zu betonen. Was auch betont wird – nicht zuletzt im Rahmen der Pressekonferenz vor dem DFB Pokal Erstrundenmatch gegen Lohne – ist die Suche nach Zugängen in der Offensive. Hier hofft der FCA wohl auf die zunehmende Dynamik des Transfermarkts.

Für mich hat die Kombination Hahn und Demirovic gegen Rennes ganz ordentlich ausgesehen. Florian Niederlechner als Joker – es gibt schlechteres. Insgesamt wird es weiterhin Zeit brauchen, das Maaßsche System zu verinnerlichen und ein gepflegtes Offensivspiel aufzuziehen. Daher müssen sich insbesondere die Spieler, die zuletzt andere Spielweisen gewöhnt waren wie Hahn und Co., definitiv umgewöhnen. Es wird spannend sein, zu sehen, wem die Umstellung gelingt und bei wem als erstes der Torknoten platzt. Und es wird interessant sein zu beobachten, ob der FCA die Einschätzung hier teilt und ob ggf. noch externe Neuzugänge mit qualitativer Eignung folgen. Ich würde sagen: ja!

Jugendwahn oder gar kein Plan?!

Die Sommerpause neigt sich dem Ende zu, der FCA hat das Trainingslager in Österreich beendet und bereits wieder die Rückreise in die Fuggerstadt angetreten. Dank der zahlreichen Testspiele – in Österreich und im Augsburger Umland – kann nun insbesondere in Sachen Nachwuchs eine (vorläufige) Einschätzung gegeben werden. Auch aufgrund der Tatsache, dass die U23 des FCA am vergangenen Samstag bereits in die neue Punktrunde gestartet ist und einige Talente aus der Jugend an Bord waren.

Schmerzhafte Abgänge

Nach dem ebenso überraschenden wie herausragenden Erfolg der Augsburger U19 in der letzten Saison verwunderte es sicherlich kaum einen Augsburg-Fan, dass einige Leistungsträger aus dieser Mannschaft ins Training der Profis eingeladen wurden. Während Linksverteidiger Aaron Zehnter (17, U19) und Mittelfeldspieler Henri Koudossou (22, U23) einen Profivertrag erhielten, suchten die beiden auffälligsten Jugendspieler – Simic und Pejcinovic – ihr Glück abseits des Lechs. Zudem verlies – und dies bereits als Erster – U19 Kapitän Dikeni Salifou den Verein, den defensiven Mittelfeldspieler zog es zum 1.7.2022 zu Werder Bremen.

Noa-Gabriel Simić (17, offensives Mittelfeld) zog es nach der vergangenen Saison zum Ligakonkurrenten Borussia Dortmund und Dženan Pejčinović (ebenfalls 17, Sturm) zum VfL Wolfsburg. Dies ist tatsächlich alles andere als verwunderlich, fielen beide Offensivtalente doch in der abgelaufenen Punktrunde in ihren Teams besonders auf: Während Offensiv-Stratege Simić in 18 Einsätzen für die U19 11 Tore erzielte und für die U17 in 7 Partien deren 6, traf Sturmtank Pejčinović in 21 Partien für die U17 des FCA 12 mal. Auch in der U17 des DFB wusste er zu glänzen, dort markierte er seit seinem Debüt am 06.08.2021 in 16 Einsätzen 17 Treffer. Was für eine Quote!

Erfolgreich bei den U-Nationalmannschaften des DFB, jedoch nicht (mehr) beim FCA: Dženan Pejčinović . Er verließ Augsburg zuletzt in Richtung Wolgsburg.(Photo by Ian MacNicol/Getty Images)

Beide Abgänge sind sicher schmerzlich für den FCA, bis auf eine Ausbildungsentschädigung – laut Transfermarkt erhielt der FCA für Pejčinović 1,25 Mio. € Ablöse – steht der FCA in dieser Sache mit leeren Händen da. Insbesondere bei Pejčinović stellt man sich hier nun schon die Frage: Wäre dieser nicht einem Pepi beispielsweise vorzuziehen? Möglicherweise hätte sich ebenjener 17jährige Stürmer schneller im Profikader akklimatisiert als der US–amerikanische Rekordtransfer. Wäre dieser Abgang dann vermeidbar gewesen? Vielleicht, aber – und hier zeigen viele Finger auf Ex-Trainer Markus Weinzierl – hat in der vergangenen Saison nicht unbedingt auf die Jugend gesetzt. Generell, das haben wir hier bei der RoGaz zuletzt im Rahmen der SpoDi-Serie analysiert, gab es nicht mehr ganz so viele Nachwuchsdebüts des FCA in der Bundesliga.

Mit Adrien Koudelka ist ein einstiger Hoffnungsträger nun vereinslos. Der 1,90 Meter große Innenverteidiger hatte bereits bei den Profis mehrfach mit trainiert, wusste zudem im Trikot der U17 Auswahl des DFB zu überzeugen (13 Einsätze). Nun wird der 20 Jahre alte Verteidiger bei Waldhof Mannheim gehandelt, beim Drittligisten absolviert er diesertags ein Probetraining. Ob er dort einen Vertrag erhält, ist derzeit noch offen.

Ein Abgang auf Zeit ist mit Tim Civeja ein einstiger Shootingstar im Augsburg Dress, ausgebremst von einigen Verletzungen. Nun, nachdem der 20jährige das Abitur erlangt und in der vergangenen Saison bei den Profis keine Rolle gespielt hat, wurde er für ein Jahr an Drittligist FC Ingolstadt verliehen. Der zentrale Mittelfeldspieler, der auch offensiv oder defensiv im Mittelfeld spielen kann, wird aber in Augsburg weiterhin sehr geschätzt und könnte künftig – bei passender sportlicher Entwicklung – eine tragende Rolle bei den Profis spielen.

Welche Nachwuchsspieler sind im Fokus?

Die beiden genannten Spieler stehen dem FCA nun nicht mehr zur Verfügung, dies heißt aber nicht, dass es nicht noch andere talentierte Kicker in den U-Mannschaften gibt.

Aaron Zehnter zog beispielsweise in der letzten Saison alle Blicke auf sich, indem er sagenhafte 18 Scorerpunkte in 19 Spielen sammelte. Bemerkenswert hierbei, dass er neben vier eigenen Treffern satte vierzehn Tore für seine Teamkollegen auflegte. Auch in der Regionalliga konnte der 17jährige bereits Einsatzminuten sammeln, drei Einsätze und 104 Spielminuten stehen hier zu Buche. Für die deutsche U18-Auswahl spielt der gebürtige Münchener seit seinem Debüt am 1.9.2021 ebenfalls überwiegend als Linksverteidiger.

Henri Koudossou schnürte in der vergangenen Runde die Fußballschuhe für die Augsburger U23. Dort wurde er überwiegend auf dem rechten Flügel eingesetzt (RA, RV, RM). Als Rechtsaußen gelangen ihm in 12 Partien zwei Tore und vier Assists, als Rechtsverteidiger in sechs Spielen drei Vorlagen. Im rechten Mittelfeld wusste er ebenfalls zu überzeugen, hier resultierten in drei Einsätzen zwei Treffer und ein Assist.

Maurice Malone und Lukas Petkov sind nun zwei Spieler, die die letzte Saison fernab der Heimat verbracht haben. Während der gebürtige Friedberger Lukas Petkov in Ostwestfalen heimisch wurde und bei Drittligist Verl als Rechtsaußen für Furore sorgte, akklimatisierte sich der Augsburger Offensivallrounder Malone beim Zweitligisten Heidenheim eher weniger. Petkov konnte 37 Partien von 38 möglichen bestreiten, erzielte elf Tore und gab fünf Torvorlagen. Er spielte überwiegend auf den Flügeln, 12 Partien als Rechtsaußen und 6 Partien als Linksaußen. Zudem bestritt er neun Spiele als zentraler Mittelfeldspieler.

Malone hingegen blühte in der Saison 2020/21 bei Wehen-Wiesbaden in der dritten Liga total auf (35 Spiele, 12 Tore, 9 Assists), bei den Heidenheimern in Liga zwei tat er sich hingegen schwer. Dort wurde der gebürtige Augsburger in 20 Spielen eingesetzt, in diesen erzielte er zwei Tore. Überwiegend wurde der Offensivakteur hierbei als Rechtaußen und als Mittelstürmer eingesetzt. Beim FCA hatte er 13 Einsatzminuten gegen den Greifswalder FC im DFB Pokal erhalten und konnte sich dort als Linksaußen präsentieren.

Weitere Spieler, die aktuell oder in der näheren Vergangenheit bei den Profis reinschnuppern durften, sind Davide Dell’Erba (18, zentrales Mittelfeld), Fabian Wessig (19, zentrales Mittelfeld), Franjo Ivanovic (18, Linksaußen), Fabio Gruber (19, Innenverteidiger), Dion Berisha (19, Rechtsaußen), Mahmut Kücüksahin (18, defensives Mittelfeld), Marcel Lubik (18, Tor), Kristijan Taseski (18, Innenverteidiger), Josué Mbila (22, Linksaußen) sowie Mert Kömür (17, offensives Mittelfeld) aus der U19 respektive U23 des FCA.

Die Bundesliga fest im Blick: Klappt es diese Saison für Maurice Malone – unter Neu-Coach Enno Maaßen?! (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Vorbereitung und Trainingslager

Der FCA hat zum Auftakt der Saisonvorbereitung drei Testspiele in der Region bestritten. Das erste Spiel gegen den Bayernligisten Schwaben Augsburg ging vor rund 5000 ZuschauerInnen in der Rosenau mit 5:0 gewonnen. Während Taseski, Ivanovic und Petkov in der Startelf standen, wurden Gruber, Kücüksahin, Mbila und Malone im weiteren Spielverlauf eingewechselt. Auch im zweiten Testspiel – dieses Mal gegen den Regionalligisten Eichstätt in Donauwörth – standen im Angriff Mbila und Malone in der Startformation. Kücüksahin, Ivanovic und Taseski saßen auf der Bank. Beim 1:1 gegen Zweitligist Sandhausen stand jedoch kein Nachwuchsspieler in der ersten Elf. Mbila, Malone, Kücüksahin und Zehnter wurden im Laufe der Partie eingewechselt.

Einige Jugendspieler durften sodann mit den Bundesligaprofis des FCA ins Trainingslager nach Scheffau (Österreich) fahren, darunter Zehnter, Malone, Petkov, Koudossou, Mbila, Kücüksahin, Lubik und Gruber. Petkov absolvierte vor Ort sein Rehatraining, denn er hatte sich gegen Schwaben Augsburg im Testspiel bereits in der 12. Spielminute verletzt und musste vom Platz. Bei der 0:1 Niederlage des FC Augsburg gegen den tschechischen Erstligisten Budweis durfte Offensivspieler Maurice Malone von Beginn an starten, Aaron Zehnter wurde in der 46. Minute für Iago eingewechselt. Zuletzt spielte der FCA am vergangenen Sonntag gegen den Ligakonkurrenten FC Schalke 04: In der ersten Elf fand sich kein Nachwuchsspieler, jedoch wurden Malone und Zehnter im Spielverlauf eingewechselt. Beim 1:1 gegen den Aufsteiger saßen zudem noch Mbila, Petkvo und Lubik einsatzlos auf der Ersatzbank. Gruber, Kücüksahin, Ivanovic, Koudossou und Taseski waren nicht weiter mit von der Partie, da sie fester Bestandteil der U23 des FCA in der Regionalliga Bayern sind. Die Mannschaft bestritt ihr erstes Ligaspiel nach der Sommerpause am vergangenen Samstag gegen Vilzing, das knapp mit 2:3 verloren ging.

Welche Spieler haben nun Chancen?

Insbesondere in der Offensive hat der FCA Probleme. Daher sind hier – auch aufgrund der Vita und des neuen Trainertypus an der Seitenlinie der Augsburger – die Chancen für Jugendspieler am höchsten einzuschätzen. Insbesondere Malone und Petkov wirken hier durch ihre Leihen zu Dritt- respektive Zweitligisten schon am reifsten. Trainer Maaßen schätzt Malone und wünscht sich einen Verbleib in der Fuggerstadt, denn an ihm waren zuletzt St. Pauli und Eintracht Braunschweig interessiert. “Ich bin froh, dass er bei uns ist, und ich bin froh, wenn er bleibt”, wird Maaßen vom kicker zitiert.

Mbila wurde von Enno Maaßen zuletzt in seinem Resümee zur Vorbereitung ausdrücklich gelobt und der Neu-Coach hat ihm eine hohe Einsatzbereitschaft im Training attestiert. Der 22jährige Flügelflitzer ist seit einigen Jahren bereits Leistungsträger der U23 des FCA und konnte hierbei in 56 Partien 8 Tore und 6 Vorlagen erzielen. Gut möglich, dass er zum erweiterten Profikader unter Maaßen gehören wird. Gerade beim aktuellen Verletzungsstand auf den offensiven Außenbahnen. Mbila verblieb als einziger U23 Spieler im Trainingslager, während Gruber, Kücüksahin und Koudossou abreisten.

Aaron Zehnter, zuletzt mit Profivertrag ausgestattet, war der einzige Feldspieler aus der U19 des FCA, der nicht nach dem Testspiel gegen Budweis aus dem Trainingslager abreiste, um beim Regionalligaauftakt der Reserve zu unterstützen. Dies kann man schon als kleinen Fingerzeig erachten, denn der wuselige Außenbahnspieler kann auch ein Profiteur der Verletzungslage der Augsburger auf den Flügeln sein. Dort könnte er sowohl als Backup für Iago fungieren (Mads Pedersen wurde zuletzt mehrfach auf der rechten Verteidigerposition getestet) sowie auch für die verletzten Vargas und Günther auf Linksaußen.

Möchte bald bei den FCA-Profis jubeln: Nachwuchsjuwel Aaron Zehnter. (Photo by Oliver Hardt/Getty Images for DFB)

Aaron Zehnter profitiert auch sicherlich von der Erfahrung bei den Profis, immerhin nahm er auch schon in der Vorsaison an der Vorbereitung der Bundesligamannschaft teil. Lange eingewöhnen musste er sich daher nicht: “Ich wurde sehr gut aufgenommen, alle helfen mir”, so Zehnter. Allerdings braucht er noch eine Weile, um auf das geforderte Niveau zukommen. Zuletzt quälte ihn eine Muskelverletzung, anschließend legte er den qualifizierten Hauptschulabschluss ab. “Man merkt ihm schon an, dass er noch Nachholbedarf hat. Er macht es aber sehr gut”, berichtet Maaßen. Sein linker Fuß ist hier besonders im Fokus, mit diesem schlägt er präzise Flanken und Pässe. Körperlich muss er – wie viele andere Jungspieler auch – noch zulegen, um sich in der Bundesliga zu behaupten. Zehnter ist jedenfalls einer, der Perspektive im Bundesligakader hat und zeigt sich gewillt, den noch steinigen Weg zu gehen: “Ich werde hart arbeiten, mich anbieten und hoffe, ein paar Spiele machen zu können.”

Einer, der vermutlich keine Chance mehr haben wird, ist Benjamin Leneis. Wie zuletzt in der Kaderanalyse bereits erwähnt, war der 23jährige nicht mit ins Trainingslager nach Scheffau gereist. Dafür standen Daniel Klein und Marcel Lubik in Österreich auf dem Trainingsplatz. Insbesondere Lubik (18) ist ein interessanter Spieler, auch er verblieb bis zum Ende im Trainingslager der Profis.

Eine kleine Überraschung war der nachgereiste Mert Kömür, offensiver Mittelfeldspieler der U17, der zuletzt in die U19 aufgestiegen war. Der aktuelle U17-Nationalspieler Deutschlands (3 Spiele, 2 Tore) kann auch im zentralen und defensiven Mittelfeld spielen. Er feierte am 17.07. seinen 17. Geburtstag im Trainingslager in Scheffau. In der U17-Bundesliga gelangen ihm in der zurückliegenden Saison in 16 Spielen 5 Tore und 4 Vorlagen. „Wir wollen ihn mal bei den Profis sehen“, so Christoph Janker über Kömür.

Fazit

Es gibt einige interessante Spieler in den U-Teams des FCA, das ist nicht erst seit gestern so. Die Durchlässigkeit war generell in den letzten Jahren – und hier war nicht nur der angeprangerte Ex-Coach Markus Weinzierl der “Schuldige” – ausbaufähig. Mit Enno Maaßen gibt es nun einen Förderer der Jugend am Lech, der sich die jungen Talente intensiver anschaut und diese auch ins Training der Profis integriert. Hier ist insbesondere der Austausch mit Neu-Coach Strobl der U23 wichtig, aber auch weiterhin mit Alexander Frankenberger, Erfolgstrainer der eigenen U19. Dass die U19 so Spaß macht und erfolgreich ist, hat sich auch außerhalb Augsburgs rumgesprochen und zeigt sich in den Verpflichtungen respektive Abgängen von drei U-Leistungsträgern. Die Hoffnung wäre hier, wenn sich schon direkte Konkurrenten beim FCA bedienen, künftig höhere Ablösen für Nachwuchstalente zu generieren. Dazu müssten diese aber bestenfalls schon in die Profimannschaft integriert sein.

Mit Aaron Zehnter, Maurice Malone, Lukas Petkov und Mbila scheinen es vier Nachwuchstalente in den erweiterten Kader der Profimannschaft geschafft zu haben. Wer dann tatsächlich von Maaßen berücksichtigt wird, kommt unter anderem auf die gezeigte Trainingsleistung, das gewählte System des Trainers und den aktuellen Verletztenstand an. Gerade auf den Flügeln ist die Personaldecke derzeit dünn, dies bietet Chancen für die Jugend. Um aus Rohdiamanten Bundesligaspieler zu formen, bedarf es allerdings mehr als nur eine Vorbereitung im Trainingslager der Profis. Es bedarf viel mehr langfristige, intensive Beobachtungen, viele Gespräche und Überzeugungsarbeit, Personalentwicklungskonzepte (ja, das gilt auch für Fußballer) und zu guter Letzt braucht es eins: Eine (gute) Perspektive. Denn jeder (junge) Kicker träumt insgeheim von Bundesligafußball, davon träumt auch weiterhin der FCA. Jugendwahn braucht daher einen (langfristigen) Plan.

Der Sportdirektor und die Jugend

Aus der Augsburger Kaderschmiede gingen bekannte Namen wie Bernd Schuster (später u.a. Europameister 1980 und Europapokal der Pokalsieger 1982), Helmut Haller (WM-Zweiter 1966, 3x Italienischer Meister), Ulrich Biesinger (Weltmeister 1954) sowie Roland Grahammer (Olympische Bronzemedaille 1988) hervor. Zudem gaben sich viele erfolgreiche Kicker, hier exemplarisch Karl-Heinz Riedle, Dieter Eckstein und Raimond Aumann genannt, in der Fuggerstadt die Ehre. Thomas Tuchel und Julian Nagelsmann, heute höchst erfolgreiche und international tätige Trainer, starteten beim “kleinen” FCA im Nachwuchs einst ihre Laufbahn.

Nachdem wir im Rahmen der aktuellen Sportdirektoren-Serie bereits Vita, Trainer, Transfers sowie Kommunikationsstil in der Amtszeit von Stefan Reuter unter die Lupe genommen haben, folgt nun abschließend eine Analyse der Entwicklung der Nachwuchsarbeit seit Amtsantritt Stefan Reuters im Jahre 2012. Natürlich soll hierbei auch die sportliche Vorgeschichte der Jugend beim FC Augsburg gewürdigt werden, denn eines steht fest: Sie ist – neben den beiden Augsburger Idolen Haller und Biesinger – Augsburgs Glanz und Gloria.

Erfolgreiche 90er Jahre

In den 90er Jahren sorgten die Augsburger Junioren deutschlandweit für Furore: 1992/93 krönten sich die A-Junioren des FCA erstmalig mit dem Meisterschaftstitel, 1990-1995 sicherten sich die jungen Kicker nur mit einmaliger Unterbrechung den Finalsieg des Jugend-Pokals. Im Finalspiel der Pokalrunde 1990/91 gewann der FCA gegen den 1. FC Köln mit 3:2. Für den FCA startete damals unter anderem ein gewisser Thomas Tuchel als Libero.

1991/92 verteidigten die Jungs ihren Titel aus dem Vorjahr, indem sie Eintracht Braunschweig mit 6:5 im Elfmeterschießen bezwangen. In der Pokalsaison 1993/94 besiegte die Augsburger Elf erneut den 1. FC Köln im Finale des DFB Pokals. Auch die darauffolgende Runde des A-Junioren-Pokals konnten die Augsburger Youngster gewinnen – mit einem 4:2 Sieg gegen den FC Berlin.

Thomas Tuchel, heute erfolgreicher Coach des FC Chelsea, kickte einst am Lech als Libero und Kapitän in der A-Jugend! (Photo by Clive Rose/Getty Images)

Ein bekannter Name in der Augsburger Startelf war Darius Kampa, später erst beim FCA als Torhüter im Herrenbereich tätig, dann u.a. beim 1. FC Nürnberg und Borussia Mönchengladbach. Aber auch Ilhan Mansiz dürfte einigen noch ein Begriff sein, einst Stürmer in der Augsburger Jugend und im Jahr 2002 sodann WM-Dritter mit der türkischen Auswahl. Mansiz schoss damals drei Tore, ebenso viele wie Ballack und Raúl.

1992/93 gewann die Augsburger U19 dann statt Pokal die deutsche Meisterschaft. Mit 3:1 schlugen die A-Junioren die Vertreter des 1. FC Kaiserslautern. “Die A-Jugend des FCA wird Deutscher Meister. Den 3:1-Sieg gegen den 1. FC Kaiserslautern verfolgen im Rosenaustadion über 12.000 Zuschauer. Rekord!”, schrieb der FCA auf seiner Website zu diesem historischen Meilenstein der Clubgeschichte. Funfact: Der FCA steht mit vier Pokalsiegen in der Klasse der A-Junioren auf einem geteilten zweiten Platz mit dem VfB Stuttgart, vor dem FCA steht nur noch der SC Freiburg mit sechs Pokal-Siegen. Der FCA weist eine sagenhafte Siegquote von 100% auf – das heißt, alle Finalteilnahmen mündeten schlussendlich auch im Pokalsieg – stark!

Verblieben damals in der Bayernliga die wenigen hochklassigen Talente nicht lange im Herrenteam des FCA, unter anderem verließen Mansiz und Tuchel zeitig den Club, sollte sich das in den 2000er nicht ändern: Die richtig guten Kicker gingen, die soliden Nachwuchsspieler blieben. In der Saison 91/92 unter Cheftrainer Armin Veh lag das Durchschnittsalter der ersten Herrenmannschaft in etwa bei 21 Jahren.

Es wurde sodann etwas ruhiger um die A-Junioren des FCA, nach den rasanten Anfängen der 90er Jahre folgten dann ein paar “glanzlosere” Runden. In der Saison 97/98 ging das Meisterschaftshalbfinale gegen den FC Bayern München verloren, im Pokal war 98/99 im Viertelfinale Schluss, 1999/2000 schon im Achtelfinale.

Vor Reuter – die 2000er

In der Saison 1999/2000 wurde die erste Mannschaft des FCA Achter der damaligen Regionalliga Süd, die 1994 die Bayernliga als dritthöchste deutsche Liga abgelöst hatte. Somit hatte man sich erfolgreich für die zweigleisige Regionalliga qualifiziert, jedoch – und hier nahmen die schwärzesten Stunden des Vereins seinen Lauf – verweigerte der DFB dem Club nach Verlust des Hauptsponsors die Lizenz für die folgende Regionalligasaison. Der DFB sah die finanziellen Kriterien damals nicht erfüllt und die Folge war der Abstieg der Augsburger in die Bayernliga.

Dies war natürlich nicht gerade lukrativ für den Nachwuchs. Viele Talente gingen dann eben gar nicht erst den Weg zum FCA, sondern zu einem geografischen Nachbarn – wie es auch oft bei den Fans damals der Fall war. Im Jahr 2000 – und viele ahnen es nun schon – erfolgte dann der Einstieg vom heutigen Ehrenpräsidenten und damaligen Präsidenten des FCA, Walther Seinsch. Der Einstieg von Seinsch bedeutete auch die Sanierung des Clubs in wirtschaftlicher Hinsicht.

Es folgte der zeitnahe Aufstieg der Augsburger – durch die gewonnene Meisterschaft der Bayernliga 2001/02 – in die Regionalliga Süd, gefolgt von einem knapp verpassten Aufstieg in die zweite Liga in der Saison 2004/05. Nach 22 Jahren Abstinenz im Profifussball kehrte der FC Augsburg 2006 eben dorthin zurück. Durch die Rückkehr in den Profifussball wurden auch die Strukturen im Nachwuchs professionalisiert. 2009 wurde zum Beispiel die damals noch als “Impuls Arena” titulierte Fußballarena in Augsburg eröffnet. 2011 sodann der erstmalige Aufstieg in die erste Fußballbundesliga.

Hier nachfolgend eine Auswahl an debütierten Spielern beim FC Augsburg zu Zeiten der zweiten Bundesliga und Regionalliga (bis 2011), die (zum Großteil) auch aus der Augsburger Jugend stamm(t)en:

  • Markus Thorandt (18 J., Juli 1999)
  • Robert Strauß (18 J., 05.06.04, 6:0 gegen 1. FC Eschborn)
  • Eugen Hecker (19 J., 28.05.05, 6:0 gegen FC Nöttingen)
  • Mario Schmidt (20 J., 27.05.06, 7:0 gegen 1. FC Eschborn, 1 Tor)
  • Anton Makarenko (19 J., 28.09.07, 1:1 gegen SC Paderborn)
  • Stephan Hain (19 J., 21.10.07, 3:0 gegen Erzgebirge Aue)
  • Moritz Nebel (18 J., 17.01.10, 3:0 gegen Energie Cottbus)
  • Daniel Framberger (19 J., 09.05.10, 1:1 gegen 1. FC Kaiserslautern)
  • Benjamin Woltmann (19 J., 09.05.10, 1:1 gegen 1. FC Kaiserslautern)
  • Marco Thiede (19 J., 25.10.2011, 0:1 gegen RB Leipzig)

Was aus diesen jungen Wilden von anno dazumal geworden ist? Der gebürtige Augsburger Markus Thorandt spielte von 2000-2006 insgesamt 121 mal für den FCA (13 Tore), wechselte dann zu 1860 München, von 2009-2015 spielte er 139 Mal für St. Pauli. Robert Strauß, geboren in Oettingen, ist heute 35 Jahre alt und hat zwischen 2003 und 2010 91 Spiele für den FCA absolviert (2 Tore), anschließend war er ein Jahr bei Erzgebirge Aue und ab 2012 (bis zum Karriereende 2020) beim 1. FC Heidenheim als Mittelfeldspieler tätig. Neben den beiden genannten ist Stephan Hain noch ein großer Teil der FCA-Geschichte, aktuell spielt der Augsburger Aufstiegsheld von 2011 bei der SpVgg Unterhaching und ist dort immer noch als Stürmer erfolgreich. In der vergangenen Saison erzielte er in der Regionalliga Bayern in 20 Einsätzen 14 Tore.

D. Framberger, Nebel und Wortmann – Debütanten erster Stunde in der zweiten Liga – waren und sind auch heute noch alle im Amateur-Fußball tätig: Woltmann (32) beim TSV Aindling in der Landesliga. Nebel (30) ist Kapitän des FC Uster in der fünften Schweizer Liga und Daniel Framberger (31), großer Bruder unseres Rechtsverteidigers Raphael, kickt derzeit als Spielertrainer beim VfL Ecknach in der Bezirksliga Schwaben Nord. Beim FCA im Profibereich konnten alle drei, genau so wie der bei den Profis damals mit trainierende, aber nie bei den Profis debütierende Thomas Rudolph (33), jedoch nicht Fuß fassen.

Ach, das waren noch Zeiten! Zwei Aufstiegshelden unter sich: Hain hier zusammen mit Jos Luhukay links im Bild, davor Lorenzo (nicht Edgar!) Davids, rechts Paul Verhaegh und Sascha “der Hintern von Augsburg” Mölders (CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Stefan Reuter Amtszeit – Teil I (2012-18)

Als Stefan Reuter in Augsburg sein Amt antrat, kickten die A-Junioren in der U19 Bayernliga, die zweite in der Landesliga Süd und die erste Mannschaft befand sich auf einem eklatanten Platz in unteren Tabellenregionen in der ersten Fußballbundesliga. Ja, wir erinnern uns äußerst ungerne daran. Im A-Jugend-Kader befanden sich zu dieser Zeit Spieler wie Erik Thommy, Tim Rieder und Maik Uhde. Im Jahr darauf ergänzten beispielsweise Arif Ekin, Raphael Framberger, Bastian Kurz und Merveille Biankadi die U19 Junioren.

Mit dem Aufstieg in die erste Bundesliga hat der FCA eine gute Basis geschaffen für eine erfolgreiche Nachwuchsarbeit. Ebenso ermöglichten die finanziellen Einnahmen die Professionalisierung der Infrastruktur, zum Beispiel wurde 2014 die Anlage an der Donauwörther Straße als Nachwuchsleistungszentrum eingeweiht. Der FCA schreibt zu diesem Meilenstein auf seiner Website: “Die Eröffnung des Funktionsgebäudes war der erste große Realisierungsschritt einer Vereinsphilosophie, in der der eigene Nachwuchs eine tragende Säule darstellt.(…) “

Vorher, so der FCA auf seiner Homepage, waren die Bedingungen in Augsburg nicht ideal. Roy Stapelfeld, kaufmännischer Leiter des NLZ, erklärte dies wie folgt: “Die Eröffnung des Funktionsgebäudes ist für uns bis heute von enormer Bedeutung. Es war ein klares Bekenntnis seitens der Vereinsführung, diesen Weg einzuschlagen und auf die Nachwuchsförderung zu setzen.” Zuvor sah dies eher mau aus, sagte Stapelfeld einst, denn die damalige Umgebung hinkte im landesweiten Vergleich hinterher und entsprach auch nicht den Standards eines Bundesligisten.

Mit dieser Professionalisierung war es dem FCA beispielsweise möglich, Talente von weiter weg eine adäquate Infrastruktur zu bieten und mit dem Image eines Bundesligisten zu punkten. Man muss hier auch immer die Nähe zu anderen (professionalisierten) Clubs in Bayern erwähnen: Der Nürnberger Club, Fürth, Ingolstadt, Bayern München, 1860, Unterhaching sowie Jahn Regensburg liegen allesamt im Einzugsgebiet und haben eine gute Jugendarbeit vorzuweisen. Um die besten Talente “streitet” man nicht nur lokal im Amateursport, sondern insbesondere auf Juniorenebene in den Nachwuchsleistungszentren. Die modernen Anlagen und beste Betreuung sind damals wie heute ein Pluspunkt bei Nachwuchsspielern, vor allem weil dies immer mehr Standard wird. Das weiß und wusste auch der FCA: “Es geht um Fußball. Dementsprechend war es notwendig, unseren Talenten mit neuen Fußballplätzen optimale Bedingungen anzubieten”, so Stapelfeld.

Der FCA vergrößerte anno dazumal sein (regionales) Einzugsgebiet, bat Fuhrdienste von und nachhause an, um die Talente nach Augsburg zu locken, aber gleichzeitig im alten Umfeld zu belassen: “Die Talente können so an ihren Heimatorten verbleiben, dort zur Schule gehen und bei uns spielen bzw. trainieren. Das war extrem wichtig, um uns auch im Bereich der Ablaufprozesse weiterzuentwickeln und die Qualität unserer Spieler und Mannschaften zu verbessern.” Alles mit dem (Fern-)Ziel, Nachwuchsspieler auszubilden und in den Profimannschaften zu integrieren.

Unter Reuter (und diversen Trainern, habt ihr bereits im Rahmen unserer Serie gelesen) durften (von 2012-2018) folgende Spieler mit Augsburger Grundausbildung ihr Bundesligadebüt feiern oder standen erstmals im Spieltagskader:

  • Matthias Strohmaier (18, 2012/13, 1x im Kader)
  • Ioannis Gelios (21, 2013/14, 1x im Kader)
  • Erik Thommy (18, Saison 2013/14, 3x im Kader, 1 Einsatz)
  • Maik Uhde (19, Saison 2013/14, 1x im Kader)
  • Raphael Framberger (18, 2014/15, 7x im Kader)
  • Marco Schuster (18, 2014/15, 4x im Kader)
  • Bastian Kurz (17, 2014/15, 1x im Kader)
  • Yannic Oettl (18, 2015/16, 1x im Kader)
  • Tim Rieder (21, 2015/16, 4x im Kader)
  • Kevin Danso (17, 2016/17; 14x im Kader, 7 Einsätze)
  • Julian Günther-Schmidt (21, 2016/17, 13x im Kader, 5 Einsätze)
  • Kilian Jakob (19, 17/18, 4x im Kader, 1x Einsatz)
  • Efkan Bekiroglu (21, 17/18, 2x im Kader)
  • Romario Rösch (18, 17/18, 1x im Kader)
  • Marco Richter (19, 17/18, 14x im Kader, 12 Einsätze, 1 Tor)
  • Maurice Malone (16, 17/18, 1x im Kader)

Die Ausbeute an debütierenden Spielern aus der eigenen Jugend ist in diesen knapp fünf Jahren zwar nicht gering, aber wenn man einen Blick darauf wirft, wer sich von den genannten in Augsburg nachhaltig etabliert hat, wird man doch eher ernüchtert sein. Dies ist nämlich nur Raphael Framberger, Marco Richter und mit Abstrichen Kevin Danso gelungen. Frami konnte sich bis dato nie komplett und langfristig auf der Rechtsverteidiger Position durchsetzen, ist zumeist Ergänzungsspieler.

Marco Richter hatte ein Hoch und viele Tiefs beim FCA und kickt mittlerweile bei Hertha BSC, brachte dem FCA aber wie Danso eine Ablöse ein. Kevin Danso hat sich beim FCA gut gemacht, ist in den österreichischen Landesauswahlen durchgestartet und wurde dann verliehen. Leider kam es zum internen Zerwürfnis, sonst wäre ihm sicherlich die Rolle zugetraut worden, die jetzt Reece Oxford einnimmt.

Weitere ehemalige Jugendspieler von anno dazumal haben sich in den Profiligen etablieren können: Tim Rieder kickt ab dem Sommer wieder beim TSV 1860 München in Liga drei, Marco Schuster derzeit beim SC Paderborn in der zweiten Liga. Erik Thommy verlässt nach einigen Jahren Vereinszugehörigkeit zum Sommer den VfB Stuttgart.

Stefan Reuter Amtszeit – Teil II (2019-22)

2018/19 wurde die A-Junioren-Bundesliga-Saison auf dem achten , 19/20 auf dem neunten Tabellenrang beendet. 2020/21 auf einem enttäuschenden 14. und 21/22, das haben wir alle noch bildlich im Kopf, auf dem ersten Tabellenplatz. Das bedeutete den Staffelsieg der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest. Leider schieden die Jungs in den Playoffs zur Meisterschaft im Halbfinale gegen Hertha BSC aus. Trotzdem war das eine ganz tolle Leistung! Interessanterweise war zu beobachten, dass die U19 hierbei relativ variabel vom System her war, aber doch sehr analog zu der bevorzugten Grundausrichtung der ersten Mannschaft aufgestellt war. Dies ist auch eines der Ziele im NLZ: Die Jugendmannschaften sollen ähnlichen, wenn nicht sogar gleichen Fußball wie die Herren spielen, um bestmöglich auf eine potenzielle Profilaufbahn im “A-Team” des Clubs vorbereitet zu sein.

Folgende Spieler standen zwischen 2018 und 2022 im Kader, hatten ihr Profidebüt oder unterschrieben zumindest ihren ersten Profivertrag:

  • Benjamin Leneis (19, 18/19, 10x im Kader)
  • Simon Asta (17, 18/19, 2x im Kader, 1 Einsatz, 90 Minuten)
  • Jozo Stanic (19, 18/19, 9x im Kader, 1 Einsatz, 2 Minuten)
  • Stefano Russo (18, 18/19, 1x im Kader)
  • Seong-hoon Cheon (17, 18/19, 2x im Kader)
  • Tim Civeja (18, 20/21, 12x im Kader, 3 Einsätze, 31 Minuten)
  • Lukas Petkov (19, 20/21, 3x im Kader, 1 Einsatz, 3 Minuten)
  • Dion Berisha (17, 20/21, 5x im Kader)
  • Daniel Klein (21, 21/22, 2x im Kader)
  • Dominic Schmidt (21, 21/22, 3x im Kader)
  • Dikeni Salifou (19, 21/22, 4x im Kader)
  • Lasse Günther (19, 21/22, 19x im Kader, 7 Einsätze, 193 Minuten)
  • Aaron Zehnter (17, 21/22, kein Einsatz, aber in 05/22 ersten Profivertrag unterschrieben)

Simon Asta ist hier aufgrund des geschichtsträchtigen Debüts zu erwähnen: Asta war nämlich der allererste Spieler des 2001-Jahrgangs und somit in Folge auch der erste im 21. Jahrhundert geborene Fußballspieler, der in der ersten Bundesliga zum Einsatz kam. Sein Debüt gab der damals 17jährige am 12.05.2018 bei der 2:0 Pleite gegen den SC Freiburg. Er wurde in der 79. Minute für Jan Moravek eingewechselt. Leider ist seine FCA Story nicht ganz so glorreich, da Asta im Oktober 2020 einen Zweijahresvertrag beim damaligen Zweitligist Greuther Fürth unterschrieb. Bei den Fürthern konnte sich Simon Asta gegen Ende der vergangenen Saison als Rechtsverteidiger etablieren.

Erkenntnisse

Bei allen weiteren aufgeführten Spielern, von denen mit Aaron Zehnter vor kurzem ohne Profieinsatz seinen ersten Profivertrag unterzeichnete, ist der Weg im Profifussball und insbesondere beim FCA heute nur schwer hervorzusehen. Von einigen Kickern, wie Lasse Günther und Tim Civeja, verspricht man sich sehr viel, die beiden sind auch sehr nah dran am Erstligakader. Bei Dikeni Salifou, letzte Saison noch Kapitän der Augsburger U19, hat man die Chance verpasst, er wechselt zur Sommerpause zum Ligakonkurrenten Werder Bremen. Petkov (21), Stanic (23), Malone (21) und Leineis (23) kehren nach Leihende erstmal wieder zum FCA zurück – man wird sehen, wie und ob die vier Berücksichtigung im Profikader finden werden. Während Pektovs Leihe zum SC Verl äußerst erfolgreich verlief (36 Spiele, 10 Tore, 5 Vorlagen, überwiegend als Rechtsaußen), saß Benjamin Leneis (meist und wenn überhaupt) nur auf der Bank. Malone und Stanic erlebten immerhin eine passable Saison mit vielen Einsätzen und Spielminuten.

Bei Dženan Pejčinović, Sturm-Juwel der U17 und U19 des FCA, droht hingegen ein Szenario wie bei Salifou. Laut Transfermarkt waren an dem 17jährigen sowohl ManUnited als auch Juventus Turin interessiert. Mit dem neuen Trainer Enrico Maaßen könnte der Mittelstürmer einen Förderer erhalten, der ihn im Profiteam auch mal ranlässt, daher wäre ein (ablösefreier) Abgang jetzt im Sommer äußerst schade. Weitere Talente wie Ivanovic und Berisha stehen schon in den Startlöchern, die erfolgreiche U19 Mannschaft der Augsburger hat aufhorchen lassen und einige Kicker werden auch abseits des Lechs für Begehrlichkeiten sorgen. Es bleibt abzuwarten, welche Spieler unter Neu-Trainer Maaßen die Chance für ein Debüt erhalten.

Ein Sprungbrett ist hier die zweite Mannschaft, die diese Saison relativ spät den Klassenerhalt in der Regionalliga Bayern feiern durfte. Auf Coach Josef Steinberger folgt nun (auch offiziell) Tobias Strobl (nein, nicht der Spieler-Namensvetter!). Es ist wichtig, dass die zweite Mannschaft mindestens in der Regionalliga spielt, um verletzten Profis nach Einstieg in das Training Spielpraxis bieten zu können (so bspw. passiert bei Freddy Jensen letzte Saison). Der Schritt von Regionalliga in die Bundesliga ist eh schon gewaltig genug und einigem ist dieser in Augsburg bisher gelungen, man denke hier an Spieler wie Werner, Hahn, Ibrahima Traore oder Richter. Aber viele schaffen es eben nicht und suchen den Weg fernab des Lechs.

Erfolgreiche A-Junioren des FCA – Feiertraube nach dem Spiel gegen die Hertha BSC Junioren! (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Fazit

Mit dem Aufstieg des FCA in die erste Bundesliga begann die Professionalisierung der Nachwuchsarbeit in Augsburg. Das ist also erstmal kein Verdienst, der ausschließlich Stefan Reuter anzurechnen ist. Die Strahlkraft, die die Bundesliga besitzt und besaß, ist immens und lockt Talente von vielenorts an den Lech. Daher ist auch die Zeit vor Stefan Reuter und zu Zeiten von ihm schwer vergleichbar, da dort die professionelle Struktur komplett fehlte.

Jedoch kann man unweigerlich festhalten, dass im Verlaufe der Amtszeit Reuters das NLZ deutlich ausgebaut wurde und weiter ausgebaut wird, wie man medial erfahren darf. Da Reuter, das haben wir im Laufe dieser Serie feststellen dürfen, jeden Stein innerhalb des Vereins umdreht und somit sicherlich auch jeden Profivertrag, der einem jungen Spieler angeboten wird, auf den eigenen Tisch bekommt, sind diese Personalien zum Teil auch auf ihn zurückzuführen. Insofern hat Stefan Reuter (und auch Klaus Hofmann übrigens) einen großen Anteil an dem Fortschritt des FCA im Nachwuchsbereich, wenn er auch anfänglich stark von der Etablierung des FCA im Profifußball profitiert hat. Neben vielen guten Entscheidungen sind der Abgang von Salifou, das Zerwürfnis mit Danso und auch der Wechsel von Simon Asta unglücklich gelaufen. Gerade ein Simon Asta hätte einen Weg einschlagen können wie Frami oder sich dem Konkurrenten Gumny, für rund zwei Mio. Euro Ablöse von extern geholt, stellen können.

Natürlich spielen auch Trainer, Mitspieler und Konkurrenz eine gewichtige Rolle. 2021 wurde laut Medienberichten der Zoll beim FCA vorstellig – wegen des Verdachts des auf Lohndumping im Nachwuchsbereich (ebenso wie beim FC Bayern übrigens): “Im ersten Jahr unter 200 Euro. Die Jahre darauf 250 Euro als Co-Trainer, und das bei einer Wochenarbeitszeit von mindestens 25 Stunden. Auch der Cheftrainerposten soll ihm angeboten worden sein, für 400 Euro”, wird ein Ex-Trainer zitiert. Gute Mitarbeitende verlangen eine gute Bezahlung – so ist das in jeder Branche. Warum sollte dies ausgerechnet im Profifußball, in denen es um Millionen und Milliardenbeiträge oft geht, anders sein? Gute Trainer sind auch der Grundstein für eine optimale Trainingsgestaltung im Nachwuchsbereich. Herr Reuter, übernehmen Sie!

Man mag nur hoffen, dass das nächste Juwel beim FCA bald durchstarten kann und man ein wenig den “Freiburg Way” einschlagen kann. Denn das ist durchaus auch eine Einnahmequelle für kleine Vereine wie den FCA. Spieler eigens ausbilden, eine Plattform in der Beletage des deutschen Fußballs bieten und dann gewinnbringend (zum richtigen Zeitpunkt) verkaufen. Gute Talente identifizieren, mit Profivertrag ausstatten und in den Profikader einbinden. Ganz so viele leuchtende Vorbilder hat der FCA nicht vorzuweisen, viele Talente suchten und fanden abseits des Lechs ihr sportliches Glück. Hier wünsche man sich ein wenig mehr Mut und Tatendrang, junge Spieler einfach mal die Chance und die Plattform Bundesliga zu bieten. Und dies nachhaltig. Eine starke Basis hat der FCA in der Amtszeit von Stefan Reuter geschaffen, es wurde strukturiert und professionalisiert. Der nächste Schritt folgt mit dem FCA Internat, das im Sommer diesen Jahres nach rund drei Jahren Bauzeit endlich eingeweiht werden soll. Der FCA zieht durch diesen Neubau und durch das Angebot eines Internats mit der renommierten Bundesliga Konkurrenz gleich.

Und irgendwann, ja irgendwann, erfüllt sich dann vielleicht der Wunsch von Ex-Präsident Klaus Hofmann: “Meine Vision ist, dass ich einmal im M-Block stehe und in der Startformation unserer Bundesligamannschaft stehen vier Spieler, die schon seit der D-Jugend bei uns sind.” Vielleicht sieht Klaus Hofmann das nicht mehr vom M-Block aus, aber diesem Wunsch waren wir bereits ganz dicht auf der Spur. Bleibt zu hoffen, dass es dem FCA in naher Zukunft gelingt. Mit den neu geschaffenen Bedingungen – die unweigerlich in der Amtszeit von Stefan Reuter – ihren weiteren Lauf nahmen, sollte dies gelingen. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Der Sportdirektor und seine Vita

Keine Person in Augsburg steht derzeit so arg im Scheinwerfer und auch in der Kritik wie Stefan Reuter. Wir nehmen die letzten Geschehnisse zum Anlass, um dem aktuellen “SpoDi” des FCA eine Serie zu widmen. Beginnen wir einmal mit der Vorgeschichte des Stefan Reuter, der nicht immer Sportfunktionär war, sondern einst erfolgreicher Spieler hierzulande.

Kindheit und Jugend

Stefan Reuter wurde am 16. Oktober 1966 als mittlerer Sohn dreier Kinder von Fritz und Elle Reuter im mittelfränkischen Dinkelsbühl geboren. Er hat zwei Geschwister, Jörg und Ursula. Dinkelsbühl ist seinerseits eine große Kreisstadt im Landkreis Ansbach, rund 100 Kilometer von Augsburg entfernt und beheimatet 11.882 Einwohner*innen (Stand: 31.12.2020). Bedeutend sicherlich die Lage: Die Stadt liegt direkt an der Romantischen Straße, die älteste Ferienstraße Deutschlands, die in Füssen im Ostallgäu endet.

Im Alter von fünf jungen Jahren begann er in der Nachbarschaft- beim TSV 1860 Dinkelsbühl – das Fußballspielen. Dort hat er alle Jahrgänge bis zu den B-Junioren durchlaufen, seine Neffen Jonas (31) und Lukas (27) spielen heute noch dort, beim Kreisligisten in der KL Nürnberg/Frankenhöhe 1. Wenn es die Zeit zulasse, so Reuter, besucht er selbst seine Heimat – dort leben neben seinen Neffen noch seine Eltern sowie sein Bruder Jörg. 11 Jahre spielte Reuter in Dinkelsbühl, dann rief den talentierten Kicker die große Welt des Fußballs. Entdeckt hatte Reuter 1982 Günter Gerlin, ehemaliger Trainer des 1. FC Nürnberg und der SpVgg Greuther Fürth.

So wechselte Stefan Reuter mit 15 Jahren zum damaligen Zweitligisten 1. FC Nürnberg. Wir schreiben das Jahr 1982. Bei den prominenten Franken, beim “Club”, reifte Reuter zum Juniorennationalspieler heran, durchlief die U17 (1 Spiel) und U18 (7 Spiele) Deutschlands. In seiner Jugend vertrat er die Deutsche U16-Auswahl im UEFA-Wettbewerb “U-16”, der im Sommer in Deutschland stattfand. Mit seinen Teamkollegen sicherte sich Reuter mit einem 2:0 im Finale gegen die Sowjetunion als Einwechselspieler die Europameisterschaft der U16-Junioren.

Auch für die U18 Deutschlands kam er zum Einsatz (8 Spiele), ebenso für die U21-Nationalmannschaft, dort debütierte er am 24. September 1985 in Eskilstuna und erzielte prompt zwei Tore gegen die schwedische Auswahl. Darüber hinaus trat er im Jahre 1987 mit der Bundeswehr-Nationalmannschaft bei der Militär-WM an und errang mit seinen Mitstreitern den zweiten Platz. In seiner Jugend war Stefan Reuter aber nicht nur ambitionierter Kicker, sondern auch erfolgreich in der Leichtathletik. Er konnte die Bezirksmeisterschaft im Weitsprung gewinnen und war darüber hinaus noch bayerischer Meister in der Disziplin Crosslauf.

Eine große Karriere im Nationaldresse und auf Clubebene – Stefan Reuters Anfänge nahmen im fränkischen Dinkelsbühl ihren Lauf (Photo by Simon Bruty/Allsport UK)

Profikarriere

Zehn Tage vor seinem 18. Geburtstag – es war der 06. Oktober 1984 – durfte Reuter für den Club in der zweiten Liga debütieren, gegen Kickers Offenbach am 9. Spieltag. Der “Glubb” gewann 3:2 auswärts in Hessen. Zu Saisonende stieg der junge Stefan als rechter Mittelfeldspieler mit seiner Mannschaft in die Bundesliga auf und verweilte dort bis zur Saison 1987/88. Für den 1. FC Nürnberg bestritt Reuter 125 Pflichtspiele, erzielte als Defensivspieler 13 Tore. Zudem lief er dreimal im DFB-Pokal auf und traf zweimal ins gegnerische Tor. Am 18. April 1987 durfte Reuter zum ersten Mal für die deutsche A-Nationalmannschaft spielen. Sein Debüt gab der damals 20jährige beim 0:0 gegen Italien in Köln. Er wurde in Minute 63 für Wolfgang Rolff eingewechselt. Für die deutsche Auswahl absolvierte Stefan Reuter insgesamt 69 Partien.

1988 wechselte Reuter dann zum FC Bayern München, für den er insgesamt 95 Ligaeinsätze (4 Tore) verzeichnete sowie 10 UEFA-Pokal (1 Tor)- und 12 Landesmeisterpokal-Spiele (3 Tore). Er gewann mit den Münchner Bayern drei Titel und wechselte dann 1991 nach Italien zu Juventus Turin. Dort verweilte er genau eine Saison, bevor er sich dem BVB anschloss. 1992 riss das Kreuzband. 2000 erlitt er einen Knorpelschaden im Knie. Dennoch konnte Reuter 502 Bundesligapartien bestreiten. In Dortmund beendete er 2004 seine Karriere. Mit dem BVB gewann der gebürtige Franke in zwölf Saisons acht Titel. 1997 gewann er mit den Dortmundern die Champions League, nach einem 3:1 über Juventus Turin, seinen Ex-Club. Torschütze zum 1:0 sowie 2:0 übrigens der ehemalige Augsburger Karl-Heinz “Kalle” Riedle, der im Finale in Minute 67 ausgewechselt wurde, für ihn kam Heiko Herrlich. Ebenfalls ein alter Augsburger Bekannter.

Stefan Reuter nahm sowohl an der WM 1990 als auch an der WM 1998 teil. 1990 errang er mit der deutschen Elf den Titel und erhielt in Folge das silberne Lorbeerblatt als Ehrung dieses Erfolgs. Weiterhin bestritt er die EM 1992 sowie 1996. Sein letztes Spiel für die deutsche Auswahl war das erste Vorrundenspiel der WM 1998 gegen die USA. Insgesamt wurde Stefan Reuter in seiner aktiven Laufbahn Weltmeister (1x, 1990), Europameister (1x, 1996), Champions League Sieger (1x, 96/97 mit dem BVB), Deutscher Meister (5x, 2mal mit dem FC Bayern und 3 mal mit dem BVB), Deutscher Zweitligameister (1x, 84/85 mit dem Club), U17-Europameister (1x, 1984), 1x Weltpokalsieger (1998, mit dem BVB) sowie deutscher Superpokalsieger (5x insgesamt). Zudem war Reuter zweimaliger UEFA-Cup-Finalist mit der Borussia aus Dortmund (2001/02, 1992/93). 502 Bundesligaspiele konnte Reuter in Summe bestreiten, 47 Einsätze im UEFA-Cup, 44 in der Champions League und 34 im DFB Pokal. Darüber hinaus absolvierte er 28 Partien in der Serie A und 8 im italienischen Pokal, der Coppa Italia.

Stefan Reuter im Duell mit Michael Owen (Liverpool) – Gruppenphase CL Gruppe B (2001) (Photo by Phil Cole /Allsport)

Funktionärslaufbahn – BVB & 1860

2004 beendete Stefan Reuter – seine zugegebenermaßen glanzvolle – aktive Karriere beim BVB, übrigens als letzter verbliebener Weltmeister von 1990. Schon im Jahr 2000, parallel zu seiner Profilaufbahn, absolvierte Reuter einen Kurzlehrgang für Nationalspieler und erhielt die Lizenz des Fußballlehrers. Nach seinem Karriereende im Jahr 2004 wird er Assistent beim BVB, gab diese Position schon 2005 aber wieder auf. 2006 wechselte Reuter als Manager zum damaligen Zweitligisten 1860 München. Zuvor erfolgte beim TSV 1860 der Rauswurf von Trainer Reiner Maurer sowie Manager Roland Kneißl, dem Vorgänger Reuters auf der Position des Managers.

“Wir sind uns einig mit Stefan Reuter. Und wir sind sehr zufrieden mit seiner Verpflichtung, denn uns waren ja gleich zwei Leute ausgefallen.”

Damaliger Löwen-Präsident Karl Auer zur Verpflichtung von Stefan Reuter im Jahr 2006

Stefan Reuter erhielt bei den Löwen einen Vertrag bis 31.12.2008. “1860 ist für mich eine Riesenherausforderung. Das Wichtigste ist zunächst, dass das Sportliche wieder im Vordergrund steht, und ich bin überzeugt, dass die anvisierten Ziele erreicht werden können”, so Reuter damals zu diesem Schritt. In einem Kicker-Interview im Jahr 2006 gab Stefan Reuter an, dass die Management-Position in einem Fußballclub sein selbst gesetztes Ziel war.

Was Stefan Reuter schon immer in seinem Machtbereich sah- als Manager sieht er sich offensichtlich mit absoluter Kompetenz ausgestattet: “Dass es von den Profis bis zu den Amateuren und Jugendteams, vom Physiotherapeuten bis zum Zeugwart keinen Vertrag geben wird, der nicht meine Unterschrift trägt. Und ich frage auch keinen, ob ich mich auf die Bank oder in Spielersitzungen setzen darf. Aber die Kompetenz für die Mannschaft liegt klar beim Trainer.”

1860 als Sprungbrett und die Doppelrolle

2008 wurde Reuter dann zum Geschäftsführer der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA bestellt. Er war damals zu dem Zeitpunkt alleiniger Geschäftsführer des TSV 1860. Zuvor wurde der ehemalige Geschäftsführer Stefan Ziffzer entlassen, weil dieser eine Brandrede gegen den Club-Präsidenten Albrecht von Linde gehalten hatte. “Der Fisch stinkt vom Kopf her, und bei uns ist der Kopf der Präsident (…) Dieser Präsident ist eine Schande.”, so Ziffzer auf der Pressekonferenz nach dem 1:1 gegen den VfL Osnabrück, das dem TSV den Klassenerhalt sicherte. Noch im VIP-Raum wurde Ziffzer dann von von Linde die fristlose Kündigung ausgesprochen.

Überhaupt, es waren damals chaotische Tage bei den Löwen. “Bis Ende des Jahres müssen die “Löwen” 1,5 Millionen Euro Eigenkapital aufbringen, um die Auflagen bzw. Bedingungen der Deutschen Fußball Liga (DFL) zu erfüllen”, berichtet der Kicker anno dazumal. Der Kicker berichtet zum damaligen Zeitpunkt von internen Machtkämpfen und finanziellen Schwierigkeiten. Reuter, selbst auch in der Kritik, sah sich Gerüchten ausgesetzt, er solle durch Miroslav Stevic ersetzt werden. Reuter lehnte damals einen Rücktritt ab.

2009 sah es sportlich nicht besser aus für den Club mit den großen Ambitionen und der großen sportlichen Historie. Platz elf bekleidete der TSV in der zweiten Liga, zu wenig für den Traditionsverein mit Erstligaträumen. Wirtschaftlich sah es ebenfalls fatal aus (die Rede war von drei Mio. Euro Schulden), daher stieg 2009 ein Investor namens Nicolai Schwarzer, Inhaber der Schwarzer Unternehmensgruppe, bei den Löwen ein. Zudem wurde der Job von Stefan Reuter, der zuletzt Geschäftsführer und Sportdirektor in einem war, auf mehrere Schultern verteilt. Neuer Sportdirektor wurde Ex-Löwenspieler Miroslav Stevic. „Mit Herrn Reuter sind wir im Gespräch über sein verändertes Aufgabenfeld. Wir würden ihn gern dafür gewinnen“, so Präsident Rainer Beeck. Die Augsburger Allgemeine vermeldete damals, Stefan Reuter solle Geschäftsführung und Sponsoren-Betreuung übernehmen.

Bereits zehn Minuten vor der einberufenen Pressekonferenz, um unter anderem den Investor vorzustellen, ließ Stefan Reuter vor den anwesenden Journalisten verlauten: “Das Angebot, das mir nicht einmal konkret vorliegt, kann ich nicht annehmen.” Die drei anwesenden Vorstände, darunter SPD-Fraktionschef Maget, sollen peinlich berührt gewesen sein – denn sie wussten von diesem Vorhaben Reuters noch gar nichts. Na, bei wem klingelt es gerade? Gewisse Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen. Der Tagesspiegel schrieb damals, “Die Verhandlungen mit dem Investor hatten seit Monaten hinter dem Rücken des Geschäftsführers stattgefunden.” Das Resultat: Reuter nahm das Angebot der Löwen nicht an und schied am 03.02.2009 aus dem Amt aus.

Reuter war einst Partner von Marcus Höfl, Ehemann von Ski-Olympia-Siegerin Maria Höfl-Riesch, den man in Augsburg auch kennen sollte, saß er doch bis 2021 beim FCA (besser gesagt, der GmbH & Co KGaA) im Aufsichtsrat. Mit Höfl war er bei einer Marketing-Agentur namens brandicons tätig, die Klienten wie Franziska van Almsick oder Johannes B. Kerner betreute.

Stefan Reuter am Scheideweg: Wohin verschlägt es den ehemaligen Löwen als nächstes? (Photo by RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images)

Sportdirektor beim FC Augsburg

Stefan Reuter ist seit 27.12.2012 beim FC Augsburg als Nachfolger von Jürgen Rollmann in Funktion des Geschäftsführers Sport tätig. In dieser Saison war der FCA, und zu diesem Zeitpunkt besonders, abstiegsgefährdet, stand man doch nach 17 Spieltagen mit 9 Punkten auf Platz 17 der Bundesligatabelle. Noch nie hatte bis dato ein Verein mit dieser Punktzahl noch die Klasse gehalten. Aber mit vereinter Kraft – und Trainer Markus Weinzierl – spielte der FCA die siebtbeste Rückrunde aller Clubs und hielt sensationell die Klasse. Ein weiteres Highlight war natürlich die Teilnahme an der Europa League in der Saison 2015/2016, die Saison zuvor verlief absolut fantastisch und der Verein beendete diese mit 49 Punkten auf Platz 5. Zwischenzeitlich stand man sogar auf einem Champions League Rang.

Doch nach diesem Highlight, der internationalen Rundreise des FCA unter dem Motto “In Europa kennt uns keine Sau”, entwickelte der Club sich dann schleichend in die falsche Richtung, anstatt bergauf ging es langsam aber sicher wieder bergab. Platz 12 mit 38 Punkten in der Saison 15/16, Platz 13 mit 38 Punkten in der Saison 16/17, Platz 12 in der Saison 17/18 mit 41 Punkten, Platz 15 in der Saison 18/19 mit 32 Punkten, erneut Platz 15 mit 36 Punkten in der Saison 19/20, Platz 13 mit 36 Punkten in der Saison 20/21 sowie zuletzt Platz 14 mit 38 Punkten. Mit Markus Weinzierl holte Reuter vergangenes Jahr – mehr oder weniger unfreiwillig – einen alten sowie erfolgreichen Bekannten an den Lech. Von seinem Spezl Heiko Herrlich hatte man sich in Augsburg mehr erwartet, als einen biederen Spielstil und eine brenzlige Saison mit knappem Klassenerhalt. Stellt sich nun die Frage, ob Stefan Reuter seine “Herzensangelegenheit”, den FCA, nach vorne bringen kann oder ob er ihn herunterwirtschaftet. Aktuell sitzt Stefan Reuter, verdienter FCA-Funktionär und großer Spieler der deutschen Bundesligahistorie, auf jeden Fall an einem sehr langen Hebel. Man weiß nur aktuell nicht ganz genau, ob er den Hebel umlegen kann und den FCA wieder in sicheres Fahrwasser bringt. Oder ob es (groteske) 1860-Züge annimmt. Zu wünschen wäre den Fans, dem Verein, der Region und Stefan Reuter selbst ersteres.

Aktuell mehr im Blickpunkt denn je: Stefan Reuter. (Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Privates

Stefan Reuter erwarb erfolgreich die Mittlere Reife in seiner Heimatstadt Dinkelsbühl, das Abitur hat er zwecks Karriere sein lassen. Sein Spitzname als Profi lautete Turbo, wegen seiner dynamischen Spielweise als Fußballspieler. Privat war Stefan Reuter 25 Jahre mit Birgit, der Mutter seiner drei Kinder, Jessica, Jennifer und Stefan junior, verheiratet. Seit 2015 ist er jedoch mit der Architektin Annette (55) liiert.

Sein Sohn Stefan junior ist heute 22 Jahre alt, beackert ebenfalls den rechten Flügel und steht derzeit beim Regionalligisten SV Heimstetten unter Vertrag. Um nicht mit seinem Vater verwechselt zu werden aufgrund desselben Vor- und Nachnamens, wird Stefan Reuter junior privat “Stevie” genannt. Sein Vertrag in Heimstetten läuft am 30.06.2022 aus – vielleicht wechselt der Reuter-Spross in die zweite Mannschaft des FCA. (reine Spekulation!) Verabschiedet wurde er zuletzt jedenfalls von Seiten des Clubs. Wir sind gespannt, wohin es ihn als nächstes zieht.

Reuter junior sagte 2021 im Interview mit fussball.de zu der Frage, warum er nicht zum FCA II gewechselt ist, übrigens folgendes: “Weil ich kein Angebot bekommen habe. (lacht) Aber Spaß beiseite. Wenn es sich ergeben sollte, würde ich das jetzt nicht kompromisslos ausschließen. Aber es wäre schon eine sehr komische Situation. Abgesehen davon war es genau die richtige Entscheidung, nach Heimstetten zu wechseln.” In 33 Spielen erzielte der rechte Mittelfeldspieler 3 Tore und gab eine Torvorlage, zudem sah er 9 gelbe Karten. Er entstammt der Jugendakademie der Münchner Löwen. Neben dem Fußball absolviert Stefan “Stevie” Reuter noch ein BWL-Studium in seiner Heimatstadt München.

Wie geht’s weiter?

Alles in allem ist Stefan Reuter die handelnde Person, die den FCA seinerzeit auf Kurs gebracht hat, nachdem der Club nach dem Aufstieg schon kurz darauf wieder ins Straucheln geriet. Ich glaube, dankbar sind wir alle, für diese tollen Momente zusammen, viele richtige Entscheidungen, eine unglaubliche Zeit, an deren Ende 11 Jahre Bundesliga stehen. Für Augsburg eine Menge und was ganz besonderes. Aus Sorge um den Verein beäugen aber – zurecht – viele Fans und Anhänger*innen die Machenschaften und Vorgänge rund um den FCA äußerst kritisch. Ich denke, das muss man sich – trotz aller Demut, Verehrung und toller Zeiten – gefallen lassen. Wir werden sehen, wohin dies führt.

Als nächstes lest ihr hier in der Rosenau Gazette, welche Trainer sich in der Amtszeit von Stefan Reuter die Ehre gaben. Zudem möchten wir im Rahmen dieser Serie noch auf die Transfers innerhalb seiner Amtszeit sowie auf seinen Kommunikationsstil eingehen. Also: Stay tuned!

RoGaz Awards 2022: Der MVP

Auch nach der kürzlich abgelaufenen Saison 2021/22 möchten wir, aller Hindernisse und Widrigkeiten zum Trotz, wieder die drei herausragenden Spieler des FCA küren. Die Vorauswahl trifft hierbei für euch – nicht immer einig, aber vielmehr demokratisch – die fünfköpfige Redaktion der Rosenau Gazette.

Nun seid ihr, liebe Leserinnen und Leser, gefragt: Wer war für euch der MVP (d.h. wichtigster Spieler) des FCA der Saison 2021/22? Votet am Ende des Artikels gerne für euren Favoriten.

Nachfolgend stellen wir euch die zur Wahl stehenden Fünfe nochmals detailliert vor, um eure Entscheidungsfindung fundiert zu stützen. Es sei sicherheitshalber aber nochmals an der Stelle gesagt: Jeder der fünf Nominierten hätte es rein sportlich gesehen absolut verdient, zum MVP der vergangenen Bundesligasaison gekürt zu werden. Aber nu’: Have fun and vote!

#1: André Hahn

Die Mädels der RoGaz haben sich längst als absolute Hahno-Groupies geoutet. Wie sich dieser Mann immer den Allerwertesten für den Club aufreißt ist aller Ehren wert. Gefühlt steht André Hahn doch jede Saison in mindestens einer Kategorie des RoGaz-Votings zur Wahl und das sagt meiner bescheidenen Meinung nach schon viel aus! Freudig haben wir zuletzt vernommen, dass sein Vertrag sich dank nach dem Spiel gegen den VfL Bochum und einer erreichten Anzahl an Spielen vorzeitig um ein Jahr (bis 30.06.23) verlängert hat.

Der gebürtige Otterndorfer ist mittlerweile 31 Jahre alt und geht kommende Saison schon in seine siebte beim FCA. In der abgelaufenen Runde erzielte der universell einsetzbare Offensivspieler in 32 Partien fünf Tore und drei Torvorlagen. Das entspricht einem Anteil an satten 21 Prozent aller Tore der Augsburger Mannschaft. Er zeigte sich hierbei stets polyvalent: Als Mittelstürmer wurde Hahn ganze 13 Mal aufgeboten und war an fünf Toren direkt beteiligt. Als Rechtsaußen spielte er 12 Partien und verzeichnete drei Torbeteiligungen. Weiterhin stellte Ex-Coach Weinzierl ihn dreimal im offensiven Mittelfeld und zweimal als Linksaußen auf. Er wurde 19 mal aus- und sieben mal eingewechselt. Die Nummer 28 des FCA schließt nicht nur gerne selber in aussichtsreicher Position ab (45 Torschüsse), sondern legt auch uneigennützig für Mitspieler auf (21 Torschussvorlagen).

André Hahn kämpft und rackert, steht wie kein anderer für die altehrwürdigen Tugenden des FCA. Dies unterstreichen auch seine fünf erhaltenen gelben Karten sowie 269,67 zurückgelegte Kilometer auf dem Platz. Er beging in der Saison 21/22 56 Fouls und wurde hierbei 18 mal selbst gefoult. Für mich schon jetzt einer der ganz großen Spieler in der Augsburger Geschichte und einer der Spieler, die einen Löwenanteil am Klassenerhalt des FCA in der letzten Saison haben. So heißt es auch in der kommenden Saison: Der Hahn muss laufen und ich freu mich schon jetzt drauf!

Einfach ein Augsburger Urgestein: Wir lieben dich auch, André! (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

#2: Arne Maier

Aktuell ist es für meinen Geschmack etwas zu ruhig um den Leihspieler des FCA, dessen Vertrag Stand jetzt am 30.06.2022 endet. Fällt der zentrale Mittelfeldspieler dem Augsburger Funktionärsgeplänkel zum Opfer, das zuletzt mediale Kreise gezogen hat? Es gibt diesertags einiges an öffentlicher Spekulation, aber (leider) noch immer nichts offiziell verkündetes. Möglicherweise liegt dies aber auch an der Hertha, die derzeit in der Relegation gegen den HSV um den Klassenverbleib spielt.

Maier selbst war Teil eines Tauschdeals zwischen der Hertha und dem FCA: Marco Richter, Augsburger Eigengewächs, suchte eine neue Herausforderung fernab des Lechs und wurde direkt mit Maier, Eigengewächs der Berliner Hertha, verrechnet. Während Maier erstmals nur geliehen ist, wechselte Marco Richter im vergangenen Sommer fest in die Hauptstadt. So viel vorab: Arne Maier ist für mich einer der Leistungsträger der abgelaufenen Saison, trotz mehrmaliger Ausfallzeiten kommt der 23jährige auf 29 Partien und acht Torbeteiligungen für den FCA. Interessanterweise hat der gebürtige Ludwigsfelder keine einzige gelbe Karte gesehen und dies bei einer Startelfquote von 62 Prozent. Mit sechs Torvorlagen ist er Augsburgs bester Assistgeber. Hut ab!

Der Leihspieler von Hertha BSC Berlin wurde in der vergangenen Saison überwiegend im defensiven Mittelfeld aufgestellt (22 Partien), weiterhin bestritt er Spiele im zentralen (vier) sowie offensiven Mittelfeld (eine) und eine Partie als linker Mittelfeldspieler. Als defensiver Mittelfeldspieler gelangen ihm sechs Torvorlagen, als linker Mittelfeldspieler gar sein erstes Bundesligator. Und das war sogar besonders ansehnlich! Eine Passquote über alle Spiele hinweg von 77 Prozent unterstreichen seine Passsicherheit, meist hievte er die durchschnittliche Passquote seines Teams nach oben. Wir gratulieren zu einer starken Saison mit einem Kicker-Notendurchschnitt von 3,79, den sechstbesten Durchschnitt aller FCA-Spieler. Bleibt zu hoffen, dass bald offiziell verkündet wird: Maier bleibt in Augsburg!

Kaum vom Ball zu trennen: Leihspieler Arne Maier. Wir wollen mehr von dir sehen, Arne! (Photo by Martin Rose/Getty Images)

#3: Michael Gregoritsch

Michael Gregoritsch war sportlich beim FCA schon ausgemustert worden, degradiert und im Kopf längst wo anders. Und dann kam alles doch ganz anders, der Österreicher hat eines der eindrucksvollsten Comebacks beim FCA gezeigt: Der 28jährige, dessen Vorgeschichte wir nun an dieser Stelle nicht wieder aufwärmen wollen, avancierte in der zurückliegenden Saison zum besten Torschützen des Clubs, erzielte neun lupenreine Treffer für die Augsburger und sah dreimal den gelben Karton. Von 34 möglichen Partien bestritt er 25, dies entspricht einer Startelfquote von 44 Prozent. Diese geringe Anzahl liegt sicherlich auch daran, dass “Gregerl” in der Hinrunde kaum zum Zuge kam (nur 10 Einsätze mit 323 Einsatzminuten und zwei Treffern).

Doch dann legte der gebürtige Grazer eine sportliche Metamorphose hin und war nach der Winterpause kaum wiederzuerkennen. Am 18. und 19. Spieltag erzielte er jeweils einen Treffer, gegen Eintracht Frankfurt war dies sogar der wichtige Ausgleich, der den Augsburgern einen Punkt sicherte. Beim 2:0-Sieg des FCA gegen Union Berlin erzielte Gregerl dann das vorentscheidende 1:0. Leider ereilte ihn vor dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg das Corona-Virus und somit fiel er gegen Wolfsburg und Mainz aus. Gegen den VfL Bochum steuerte er, wieder genesen, das 2:0 per Elfmeter bei. Es war deutlich zu merken, wie der Offensivspieler gereift ist: Er übernahm die Verantwortung und trat zum Punkt. Und verwandelte. Funfact am Rande: mit 2 Pfosten- bzw. Lattentreffern steht Gregerl in der Top 10 der Bundesliga, Spitzenreiter hier (wie in einigen Kategorien) Robert Lewandowski mit 7 Latten-/Pfostentreffern.

Aber das war noch nicht alles. Am 34. Spieltag wurde Gregerl dann in Minute 46 für Mads Pedersen eingewechselt und erzielte drei Minuten vor Spielende den umjubelten (und schmeichelhaften) Siegtreffer für die Augsburger. Was für eine Saison des Michael Gregoritsch, der sportlich eigentlich längst abgeschrieben war. Nun war die Leistung so gut, dass es sich zeigen wird, ob der aktuelle österreichische Nationalspieler bleiben oder weiterziehen wird. Wir wissen ja längst, dass er sich in Augsburg – trotz all dem Wirbel und Misserfolg – heimisch fühlt.

Mit 103 gewonnenen Kopfballduellen steht er auf Platz 14 aller Bundesligaspieler und mannschaftsintern steht nur noch Reece Oxford vor ihm. Gemäß des Kicker-Notendurchschnitts ist Gregerl notentechnisch übrigens zweitbester Spieler des FCA. Ganz starke Leistung!

Ganz cooler Kerl, unser Gregerl. Und was für ein Comeback er hingelegt hat, unfassbar. (Photo by Alexandra Beier/Getty Images)

#4: Niklas Dorsch

Stefan Reuter wird nachgesagt, zuletzt oft in trüben Gewässern gefischt zu haben. Doch nicht so bei Niklas “Dorschi” Dorsch. Dem FCA – und somit auch dem derzeit so kritisierten Sportdirektor – gelang da der dickste Fang des Sommers. Mit Arne Maier und Niklas Dorsch lockte der Club das defensive Mittelfeldduo der erfolgreichen U21-Europameister-Mannschaft in die Fuggerstadt. Eine Ansage an die Konkurrenz!

Für Niklas Dorsch war dies die erste Saison in der ersten Fußballbundesliga. Ausgebildet in der Akademie des deutschen Rekordmeisters zog es ihn 2018 zum Zweitligisten 1. FC Heidenheim. Nach zwei Spitzensaisons und einem Stammplatz im defensiven Mittelfeld wechselte der damals 22jährige zum belgischen Erstligaclub KAA Gent – eine ziemliche Überraschung, sollen doch zum damaligen Zeitpunkt auch Bundesligisten an dem gebürtigen Lichtenfelser dran gewesen sein. Eine Saison und eine gewonnene U21-Europameisterschaft später überraschte Dorschi erneut und unterschrieb beim FCA für fünf Jahre. Ein Coup, wie schon erläutert, der Augsburger Verantwortlichen.

Auch in Augsburg konnte Niklas Dorsch schnell Fuß fassen. In seiner Premierensaison absolvierte der mittlerweile 24jährige 30 Spiele und erzielte hierbei einen (sensationellen) Distanztreffer gegen den 1. FC Köln. (Der Treffer wird aktuell sogar in einem Amazon-Werbespot gezeigt!) Das entspricht einer Startelfquote von 79 Prozent! Durch einen grippalen Infekt wurde Dorschi lediglich im Oktober 28 Tage ausgebremst und verpasste dadurch drei Ligapartien. Der defensive Mittelfeldspieler sah im Laufe der Saison acht gelbe Karten und absolvierte all seine Partien auf der Sechs. Gegen Arminia Bielefeld in der Rückrunde fehlte Niklas Dorsch wegen einer Gelbsperre. 309 absolvierte Zweikämpfe sind Augsburger Bestwert und Platz 21 in der globalen Bundesligatabelle.

Mit 278,22 zurückgelegten Kilometern belegte er mannschaftsintern Platz vier der meistgelaufenen Spieler hinter Oxford, Iago sowie Gouweleeuw und noch vor André Hahn. Mit seiner Passquote von starken 83% toppt er sogar noch den Wert von Nebenmann Arne Maier! Zudem ist er mit 56% auch zweikampfstark, obwohl sowohl der Wert von Arne Maier (44%) als auch der von Dorsch noch ausbaufähig sind. 53 Fouls beging Dorschi, 49 Fouls an sich selbst musste er ertragen. Leider erlitt der Defensivspieler gegen Fürth einen Schlüsselbeinbruch und fällt erstmal nach überstandener OP für einige Zeit aus. Wir wünschen weiterhin gute Genesung!

Innerhalb einer Saison hat sich Niklas Dorsch zum Leistungsträger entwickelt, trotz einiger Patzer, hat er sich innerhalb der Mannschaft und in der Bundesliga weiterentwickelt und man darf gespannt sein, wohin sein Weg noch führt. Denn eins ist sicher: Das war nur der Anfang!

Fang des Jahres: Dir gebührt der Applaus für diese starke Debütsaison, Dorschi! (Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)

#5: Reece Oxford

Air-Ox, unseren Liebesbrief hattest du dir im letzten Dezember zu deinem 23. Geburtstag redlich verdient. Deine Leistungskurve, nach schwierigem Start und Stand in Augsburg, zeigt steil nach oben. Zu steil für einen Club wie den FCA? Gerüchten zufolge gibt es durchaus Interessenten aus England und auch im Dunstkreis der dortigen Nationalmannschaft soll Reece stehen. Das wäre doch mal eine angemessene Belohnung für seine Top-Leistungen in der vor kurzem abgelaufenen Saison. Aber fangen wir von vorne an:

Seit Sommer 2021 ist der Engländer nicht mehr aus der Augsburger Startformation wegzudenken, so sprach ich im “Liebesbrief” an Reece Oxford. Und dabei bleibe ich auch. Er erzielte im Hinspiel gegen die Arminia den Führungstreffer für den FCA und dieses Tor stellte auch seinen Premierentreffer in der Bundesliga dar. Gegen Bochum im DFB Pokal rettete er uns durch sein Tor in die Verlängerung. Und in all den Partien prägte er den Air Ox-Style: Wuchtig, dynamisch und mit Anlauf per Kopf in die Maschen. Absolut folgerichtig, dass sein Vertrag Anfang November 2021 um zwei Jahre verlängert wurde und nun bis 30.06.2025 datiert ist.

Schauen wir uns doch ein paar Zahlen an, die Reece’ Top-Leistungen der vergangenen Saison bestätigen: Zwei Tore, eine Torvorlage, 311,11 gelaufene Kilometer (Augsburger Spitzenwert) und 59% Zweikampfquote. Alles super Werte für einen 23jährigen in seiner zweiten Saison in der Bundesliga. Darüber hinaus konnte er – ganz im Air Ox Style- 121 Kopfballduelle gewinnen, damit belegt er Platz 11 in der Rangliste aller Bundesligaspieler. Er gewann 303 Zweikämpfe, hierbei sah er neun gelbe Karten. Sein Nebenmann Jeffrey Gouweleeuw steht ihm in nichts nach und erblickte ebenfalls ganze neun mal den gelben Karton. Damit belegen die beiden Platz 4 in der Bundesliga-Rangliste der gelben Karten. Und noch ein Superlativ: Mit einer Passquote von 87% ist Reece passsicherster Augsburger Spieler, knapp vor Niklas Dorsch.

Wenn dies mal keine Fakten sind, die belegen, dass Reece Oxford den Titel des MVP verdient hätte, dann weiß auch nicht. Und ganz wichtig ist mir zu sagen: Ich wäre höllisch froh, wenn der Innenverteidiger noch mindestens eine Saison am Lech verbringen würde! (Biiiitte, Reece!)

Der Herr der Lüfte mal ganz ungewohnt am Boden. Bleib in Augsburg, Reece, du bist unser heimlicher Abwehrchef! (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Abstimmung

So, wir haben unsere Schuldigkeit getan und übergeben nun an euch da draußen: Stimmt nachfolgend gerne ab, wer euer Spieler der Saison war. Der wichtigste, der beste, der MVP halt. Feuer frei und ran an die Maus. Eines ist Fakt, es ist unglaublich knifflig und auch wir sind sehr gespannt, für wen sich die Mehrheit entscheidet. Ein jeder der genannten Spieler hätte es sicherlich letzten Endes verdient. Aber so ist das mit Votings, man muss sich für einen entscheiden! Kleiner Ausblick noch zum Schluss: Nächsten Sonntag gibt’s dann – wie üblich – die Wahl des Spielers mit der größten Weiterentwicklung. Also, stay tuned.

Wer war der wichtigste Spieler der Saison 2021/22?

  • Reece Oxford (41%, 23 Votes)
  • Michael Gregoritsch (27%, 15 Votes)
  • Niklas Dorsch (18%, 10 Votes)
  • André Hahn (14%, 8 Votes)
  • Arne Maier (0%, 0 Votes)

Total Voters: 56

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Emotionschaos in Leipzig

Sonntagabend… Ca. 19:27 Uhr… Endlich Abpfiff in München! Der erneute Deutsche Meister FC Bayern München verhilft durch ein enges 2:2 gegen den VfB Stuttgart unserem geliebten FC Augsburg zum 11. Klassenerhalt in Folge. Das Ergebnis war natürlich nicht nur eine unermessliche Freude bei mir und meiner Familie auf dem heimischen Sofa, sondern auch eine gewaltige Erleichterung. Auf geht’s ins 12 Jahr Bundesliga! Ja, ich freute mich wie ein Schnitzel, wie man so schön sagt, und es hätte nicht viel gefehlt, um den Abend perfekt zu machen. Eigentlich wäre es nur ein ansprechender spielerischer Auftritt über 90 Minuten gewesen, doch dann kam die zweite Halbzeit gegen RB Leipzig und machte da einen fetten Strich durch die Rechnung…

Hoffnungsschimmer

Nachdem klar war, dass sich der FC Augsburg auch im nächsten Jahr mit der Crème de la Crème des deutschen Fußballs messen darf, ging ich eigentlich mit einem recht guten und entspannten Gefühl in die Partie gegen Leipzig. Immerhin hatte man nichts mehr zu verlieren und konnte befreit aufspielen. Und schlimmer als gegen Köln konnte es ja nicht werden. Dachte ich…

Im Vergleich zur 1:4-Niederlage gegen den FC in der Vorwoche, änderte Trainer Markus Weinzierl die Startaufstellung gegen Rasenballsport Leipzig gleich auf 4 Positionen. Für den verletzten Iago durfte Lasse Günther ran, der somit endlich zu seinem Startelfdebüt kam. Hierzu gratulieren wir natürlich ganz herzlich! Ruben Vargas knickte im Abschlusstraining um, sodass Mads Pedersen seine Position auf dem linken Flügel einnehmen musste. Auch Robert Gumny nahm vorerst auf der Bank Platz. Für ihn rückte Felix Uduokhai in die Verteidigungsformation. Auch Florian Niederlechner durfte sich über einen Einsatz freuen, denn André Hahn war aufgrund von Knieproblemen am Anfang der Woche nicht bei 100 Prozent.

Ein kleiner Lichtblick: Lasse Günther durfte sich über sein Startelf-Debüt freuen. Herzlichen Glückwunsch!(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Der Beginn der Begegnung in der Red Bull Arena zu Leipzig war ziemlich spritzig und ließ mich hoffen, dass man doch einen ansehnlichen Kampf unserer Jungs sehen würde. Ich war gedanklich noch beim Klassenerhalt, als Mads Pedersen Volley aus der Distanz abzog und gleich mal Leipzig-Keeper Gulasci prüfte. Nur eine Minute später tauchte Cali im Strafraum der Gegner auf. Sein Schuss landete leider am rechten Außennetz.

Die Leipziger ließen unsere Jungs erst einmal machen und hatten dem hohen Pressing und der defensiven Stabilität erst einmal nicht sonderlich viel entgegen zu setzen. Man stand relativ engmaschig und wenn doch mal ein Ball durchflutschte, dann war immer ein Augsburger Spieler zur Stelle. Alles in allem kann man in den ersten 35 Minuten schon von einer annehmbaren Leistung sprechen – gerade, was den defensiven Bereich angeht. Die Fuggerstädter ließen nicht sonderlich viel zu und so dauerte es bis zur 40. Minute, bis das Team von Coach Domenico Tedesco das erste Mal ihre Qualität aufblitzen lassen konnte. Und schon schepperte es.

Doch leider fiel eben jenes 1:0 für die RB Leipzig aus eigenen Fehlern heraus. Pedersen störte Mittelfeldmann Laimer und grätschte die Kugel in Richtung des eigenen Strafraums. Dort fälschte ausgerechnet unsere sichere Bank der vergangenen Saison – Felix Uduokhai – auf André Silva ab, der sich den Ball noch kurz zurecht legen konnte, ehe er aus 18 Metern lässig einnetzte.

Zum Vergessen

Eigentlich will ich über die zweiten 45 Minuten der Partie gegen RB Leipzig gar nicht schreiben, sondern sie für immer vergessen. Aber das bin ich sowohl euch als auch mir selbst schuldig. Bringen wir das Debakel daher lieber schnell hinter uns, sonst kommen mir wieder die Tränen.

Markus Weinzierl nahm in der Halbzeitpause eine Veränderung vor. Carlos Gruezo hatte Feierabend. Für ihn kam Arne Maier, den der FCA über die Saison hinaus gerne verpflichten möchte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch die Hoffnung, dass nun ein Ruck durch das Team geht und man versuchen würde, den Rückstand vielleicht aufzuholen. Pustekuchen!

Leipzig kam wesentlich wacher aus der Kabine als unsere Jungs und so klingelte es bereits in der 48. Minute erneut. Rechtsverteidiger Nordi Mukiele spielte von rechts Emil Forsberg an und lief durch. Dieser passte zurück zum Außenverteidiger, der in den Sechzehner zog und den Ball zum Elfmeterpunkt zurück legte. Dort stand Christopher Nkunku völlig frei und schon machte es BUMM. Weder Daniel Caligiuri noch Kapitän Jeffrey Gouweleeuw waren am Mann. Das war einfach wieder einmal fahrlässig verteidigt und für den Gegner viel zu einfach.

Das Kartenhaus fällt zusammen

Eigentlich konnte man hier schon von der Vorentscheidung sprechen, aber dass die Jungs dann so in sich zusammen fielen, tat wirklich weh mit anzusehen. Da war kein Aufbäumen, keine Gegenwehr, nichts. Man ging noch nicht mal mehr giftig in die Zweitkämpfe. Etwas, das uns eigentlich auszeichnet. Doch wie man an der Zweikampfquote sehr schön sehen kann, hatte man die immer wieder gepredigte Intensität in der Kabine vergessen. Immerhin konnte die Mannschaft nur 35 Prozent aller Zweikämpfe für sich entscheiden. In der zweiten Halbzeit habe ich nicht eine der Augsburger Tugenden gesehen und das schmerzt auch heute noch sehr.

Bis zum 3:0 für Leipzig, ließen die Hausherren uns erst einmal noch ein bisschen ackern, aber wirklich gefährlich wurde der FCA leider nicht. Tja und kaum versuchten die Jungs einmal Druck aufzubauen, da wurde genau das streng bestraft. RB Leipzig kombinierte sich stark von hinten raus, Uduokhai ließ Mukiele laufen, der wieder einmal Nkunku bediente. Der komplette Leipziger Sturm durfte hierbei vollkommen frei stehen. Dann kam auch noch Rafal Gikiewicz aus dem Kasten raus und rutschte weg. Kurz: Das Chaos in der Zuordnung und der Abstimmung war perfekt und es stand leider verdient 0:3 aus Augsburger Sicht.

Um dem Ganzen dann noch die Krone aufzusetzen, gab es in der 64. Minute auch noch einen berechtigten Elfmeter für Leipziger Bullen. Mads Pedersen traf nach einer Ecke Außenverteidiger Mukiele hinten im Sprunggelenk. Der VAR sah sich das Ganze noch einmal an und benachrichtige Schiri Bastian Dankert. Der gab daraufhin den Strafstoß, den Emil Forsberg zum 4:0 einnetzte.

Den Rest erspare ich uns, denn um ehrlich zu sein hatte man noch Glück, nicht noch mehr Tore zu kassieren. Die Mannschaft schien komplett auseinander zu fallen. Auch die Einwechselungen von Zeqiri und Gumny in der 80. Minute brachten leider nichts. Genauso wie es die von Hahn und Pepi zuvor schon nicht getan haben.

Emotionen

Nach Abpfiff fühlte ich mich müde, kraftlos und vor allem auch enttäuscht. Ich war nicht einmal wütend oder sauer auf das Team, dass sie sich in der zweiten Hälfte von Leipzig so auseinander nehmen haben lassen. Nein, ich war einfach unwahrscheinlich traurig, denn das war nicht der FC Augsburg, wie man ihn eigentlich kennt. Es war ein Stich mitten ins Augsburger Fanherz und ich wusste im ersten Moment gar nicht, ob ich mich jetzt über den Klassenerhalt freuen soll oder nicht. Das tue ich, nur so nebenbei bemerkt.

Mir gingen in jenem Moment so viele Dinge aus der Saison durch den Kopf. Immerhin war es nicht der erste Auftritt dieser Art. Der Saisonauftakt gegen Hoffenheim, die Heimklatschen gegen Leverkusen und Köln, die Spiele in Mainz und Freiburg… 16 Niederlagen stehen derzeit auf dem vereinsinternen Hausaufgabenzettel. In 11 davon kassierte man mindestens drei oder mehr Gegentore. Nur in Dortmund, in Wolfsburg, zuhause gegen Freiburg und Hertha sowie in München verlor man mit weniger Treffern.

Mir ist natürlich bewusst, dass RB Leipzig Champions League-Aspirant ist und ich habe bestimmt nicht erwartet, dass wir sie gegen die Wand spielen. Man kann ja auch verlieren, aber das WIE spielt hierbei für mich auch eine Rolle. Wenn man kämpft wie damals beim 3:4 in Dortmund, dann kann man auch hinterher hoch erhobenen Hauptes sagen, dass man sein Bestes gegeben hat. Das war in der Partie gegen die Leipziger aber leider nicht der Fall.

So wirklich kann man sich über den Klassenerhalt nicht freuen
(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Das sind so Kleinigkeiten, die mich gerade einfach nicht loslassen wollen. Ich liebe diesen Verein und werde immer zu ihm stehen, aber genau deswegen bin ich so enttäuscht. Vielleicht sind meine Erwartungen auch einfach zu hoch. Doch nach 11 Jahren in der ersten Liga, darf man doch auch mal hoffen, dass man am Ende im gesicherten Mittelfeld landet, oder nicht? Ich will gar nicht in die internationalen Wettbewerbe einziehen, aber so Platz 10 bis 12 wäre doch auch für die TV-Geld-Tabelle nicht verkehrt.

Auf Stimmenfang

Niklas Dorsch (DAZN): “Wenn du 4:0 verlierst, dann hast du sehr, sehr wenig richtig gemacht. Dann hast du dir kaum Chancen heraus gespielt. Wobei jetzt können wir über die ersten 10 Minuten reden, aber das ist mir scheißegal. Am Ende verlierst du 4:0 und bist sehr hilflos aufgetreten… Man muss dazu sagen, dass wir es am letzten Spieltag auch schon sehr schlecht gemacht haben. Deswegen gilt es jetzt nochmal, das letzte Heimspiel vor eigenen Fans so positiv wie möglich zu gestalten. Einfach die Saison mit einem Erfolgserlebnis zu beenden, dass man dann wenigstens sagen kann: Okay, das letzte Spiel war erfolgreich! Und dann gilt es sich auf die neue Saison vorzubereiten. Ich glaube schon, dass da das Eine oder Andere passieren muss, damit das besser wird nächstes Jahr.”

Mads Pedersen (FCA TV): “Natürlich ist es schwierig, weil ich mich in meiner Karriere niemals nach einer 4:0-Niederlage mit einem Smile vom Platz gegangen. Das Wichtigste war vor dem Spiel, mit dem Klassenerhalt. Das war unser Ziel in den letzten paar Monaten. Es war unser Ziel, dass wir in der Liga bleiben und die Klasse halten. Das haben wir geschafft und das ist wirklich schön. Wir freuen uns, dass wir in der nächsten Saison in der 1. Bundesliga spielen und wollen es nächstes Jahr auch besser machen. Aber das Spiel heute war scheiße!”

Florian Niederlechner (FCA TV): “Da lass ich dich auch gar nicht ausreden. Da lasse ich mir jetzt auch den Abend nicht vermiesen. Wir haben wieder unser Ziel erreicht. Viele haben ja wieder gesagt vor der Saison, wir werden absteigen. Jetzt sind wir wieder direkt in der Liga geblieben. Ich bin unheimlich stolz auf die Jungs, aber ja, das Spiel war heute nicht gut. Aber der Abstiegskampf ist nicht immer ganz einfach. Und wie kurz vor Anpfiff dann der Druck eingefallen ist, war das anscheinend nicht so gut für uns. Trotzdem überwiegt bei mir ganz klar die Freude, weil wir haben es wieder geschafft einen Spieltag vor Schluss.”

Markus Weinzierl (Pressekonferenz): “Über das Spiel will ich eigentlich gar nicht großartig reden, sondern Glückwunsch sagen an meine Mannschaft für den vorzeitigen Klassenerhalt. Dass wir das heute geschafft haben durch die Bayern. Vor dem Spiel war das schon klar. Das ist für uns eine Riesenerleichterung und keine Selbstverständlichkeit es am 33. Spieltag dann auch klar zu machen. Deswegen will ich gar nicht über das Spiel reden, sondern freue mich über das Gesamte und bin froh, dass wir in der Liga bleiben.”

Die richtige Einstellung?

Da weiß ich gleich gar nicht, wo ich anfangen soll. Wie oben schon geschrieben, freue ich mich über den Klassenerhalt. Sehr sogar! Wobei ich die Art Fan bin, der mit dem FCA auch in die zweite, dritte oder vierte Liga gehen würde.

Natürlich wird der Klassenerhalt in Augsburg immer die oberste Priorität haben. Allerdings wurde vor der Saison auch gesagt, dass man so früh als nur möglich sicher die Klasse halten möchte, um dann einen Platz im gesicherten Mittelfeld zu erreichen. Und nun sagt man erneut, dass es für den FCA nicht selbstverständlich ist, am letzten Spieltag überhaupt schon sicher zu sein? Dem muss ich leider widersprechen. In bisher 8 von 11 Spielzeiten hat der FCA mit Abschluss des 33. Spieltages bereits das rettende Ufer immer erreicht gehabt.

Die Ausnahmen:

SaisonPunkte und Platzierung vor 34.STVorsprung auf RelegationVorsprung auf direkten Abstieg
2012/1330 Punkte / Rang 16punktgleich mit 15.2 Punkte
2015/1638 Punkte / Rang 113 Punkte5 Punkte
2016/1737 Punkte / Rang 142 Punkte6 Punkte
Wann war man nicht save am 34. Spieltag?

In zwei von drei dieser Spielzeiten war im Übrigen Markus Weinzierl Trainer, wobei ich ihm das nicht ankreide. Gerade in seiner ersten Saison beim FCA war sehr viel Unruhe innerhalb des Vereins. In diesem Jahr gab es hier gleich drei verschiedene Sportdirektoren. 2015/16 hatte man die Dreifachbelastung mit der Europa League, ganz klar.

Welche Frage ich mir aber stelle, ist, ob es denn unbedingt so gut ist, wenn man sich immer nur das Minimalziel setzt und das dann auch noch als “Das große Ganze” lobt. Müsste man als einer von sieben Vereinen, die noch nie abgestiegen sind, nicht einmal ein kleines bisschen höher ansetzen? Ich spreche hierbei nicht von der Europa League etc. Aber es sollte doch eigentlich nicht sein, dass man Jahr für Jahr darauf spekuliert, dass drei andere Vereine schlechter sind. Man muss auf die eigene Leistung und nicht auf die Konkurrenz gucken. Das könnte sich sonst irgendwann rächen. Gerade wenn man einen Blick auf die Zweitligatabelle wirft.

Ich bin auf das Ganze fixiert, weil es keine Selbstverständlichkeit ist für uns, dass wir in der Liga bleiben.

Markus Weinzierl in der Pressekonferenz nach dem Spiel

Eine Selbstverständlichkeit ist es freiwillig nicht, denn Traditionsvereine wie Schalke, Kaiserslautern und Co würden sicher gerne mit uns tauschen. Doch warum sieht man es nach 11 Jahren immer noch als ein Wunder an, dass man Bundesliga spielt? Ich denke, man hat es sich in den letzten Jahren verdient, sich einen gestandenen Erstligisten zu nennen. Die Einstellung erinnert mich an das Sprichwort “Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss”. Man hat immer nur den Klassenerhalt vor Augen und setzt sich eben nicht mal das Ziel, auch einmal ein Jahr lang nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben.

Das große Ganze zählt…
(Photo by RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images)

Dieses Denken kann aber auch gleich mal in die andere Richtung ausschlagen und sich auch auf dem Platz widerspiegeln, wie man in der Partie gegen RB Leipzig gesehen hat. Kaum war man durch, hat man nicht mehr die Leistung gebracht, die sich viele Fans von der Mannschaft wünschen. Kampf, Wille, Biss, Leidenschaft – alles Dinge, die ich am FC Augsburg sehr schätze, aber wirklich in dieser Saison nicht nur einmal vermisst habe.

In den Stimmen rund um die Partie kam es so rüber, als würde man sagen: “Egal, Hauptsache, das Ziel ist erreicht, da kann man auch schlechte Leistungen zeigen”. Das finde ich persönlich nicht richtig, denn jeder Fan, der ins Stadion geht – egal ob zuhause oder auswärts – möchte sehen, wie die Mannschaft fightet und alles für den Verein gibt. Doch wie soll man das aus den Köpfen der Spieler bekommen, wenn es der Trainer und vielleicht auch die Verantwortlichen ebenso sehen?

Veränderungen?

Ich persönlich halte es eher mit Niklas Dorsch. Es sollte sich etwas ändern, denn mit einer solch schwankenden Leistung könnte es im nächsten Jahr sehr eng werden. Mit – Stand heute – Schalke 04, Werder Bremen und vielleicht dem HSV kommen Traditionsmannschaften zurück ins Oberhaus, die größere Einnahmen, eine größere Fanbasis, höhere Sponsoreneinnahmen usw. haben und nicht davor zurückscheuen, auch mal teurere Investitionen in den Kader zu tätigen.

Der FCA steht finanziell gesehen sehr gut da. Das ist etwas, das mir persönlich auch sehr wichtig ist. In den letzten 11 Jahren ist sehr viel sehr gut gewesen, gar keine Frage. Gerade in diesem Punkt will ich auch absolut nichts schlecht reden, aber dass die Konstanz im sportlichen Bereich seit einigen Jahren leider fehlt, dürfte ein jeder von uns gesehen haben. Genau das wünschen sich aber viele Anhänger*innen. An diesem ständigen Auf und Ab sollte dringend gearbeitet werden, damit es in der kommenden Saison besser läuft und die typischen Grantler*innen gar keine Chance haben das Meckern anzufangen.

Doch wo setzt man am Besten an? Baut man einen vollkommen neuen Kader auf? Sollte man Trainer oder Sportdirektor entlassen? Das können nur die Beteiligten selbst wissen, die auch wirklich intern dabei sind. Deswegen werde ich mich diesbezüglich mit meiner Meinung zurückhalten, da ich nicht sagen kann, was richtig oder falsch ist bzw. was der Mannschaft gut tut.

Fakt ist auf jeden Fall, dass Markus Weinzierl seinen Vertrag noch nicht verlängert und er sich auch nicht wirklich zum FCA bekannt hat. “Wir haben den Klassenerhalt, das ist für mich jetzt das Wichtigste und den Rest werden wir sehen”, antwortete er in der PK auf die Frage, wann er denn seinen Vertrag in Augsburg verlängert. Jobsicherheit klingt anders, was wiederum heißen könnte, dass in der Sommerpause auch noch auf weiteren tragenden Positionen Veränderungen anstehen könnten. Änderungen, die vielleicht manch einem weh tun, aber wenn es das Team pusht, gar nicht mal so verkehrt sein könnten.

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