Erster großer Thorup-Rückschritt

Vor den Spielen in Bochum und Mainz haben der Kollege Andy und ich zwei ähnliche Artikel veröffentlicht: Quo vadis, FCA? Was ist diese Saison drin? Europa oder Abstiegskampf?

Die Kernaussage: Geht es gut, darf man nach oben schauen. Wirds nichts, dann war’s das vorerst. Nun sollte man die Saison nicht an einzelnen Spielen festmachen, aber klar ist: Der FCA hat beide wegweisenden Duelle verpatzt. In Bochum rettete die Thorup-Elf der Videoassistent mit einem Elfmeter in der Nachspielzeit zum Remis, in Mainz verlor man verdient mit 0:1.

Diese beiden Spiele sind ein herber Dämpfer in dieser Saison und ein erster großer Rückschritt unter Thorup. Der neue Coach hatte im Klub eine Euphorie entfacht. Die Mannschaft spielte für Augsburger Verhältnisse attraktiv. Das Publikum honorierte das, was man etwa an der guten Zuschauerquote in dieser Saison sieht. Der FCA schien auf einem richtig guten Weg.

Gegen Leverkusen, Bayern und Leipzig machten die Augsburger ein tolles Spiel. Aus diesen drei Duellen hätte man mehr als nur einen Punkt verdient gehabt. Die beiden letzten Auswärtsspiele haben die Stimmung allerdings sehr getrübt.

Der FCA kann ein Spiel (noch) nicht spielerisch prägen

Klar ist nun: Auch Jess Thorup gelingt es nicht, gegen vermeintlich schwächere Gegner zu überzeugen. Muss der FC Augsburg das Spiel machen, versagt er. „Der FC Augsburg, der nur lange Bälle geschlagen hat, gehört der Vergangenheit an.“ Dieser Satz stammt von Philipp Tietz, im Nachgang an das Leipzig-Spiel. Letztlich wurde der FCA dann doch recht schnell von dieser vermeintlich überwundenen Vergangenheit eingeholt.

Gegen Mainz wirkten die Schwaben vollkommen ideenlos. Elvis Rexbehcaj hatte zwar einen schönen Abschluss aus der Distanz, aber nicht einen guten Pass in der Offensive. Sein Mittelfeldkompagnon Arne Engels – eigentlich einer der talentiertesten Spieler im Kader – tat es ihm gleich und hielt sich aus dem Augsburger Angriffsspiel ebenso raus. Er verbuchte am Ende die zweitmeisten langen Bälle im Spiel (8). Die Statistiker zählen einen langen Ball ab 30 Meter. Die meisten davon spielte einmal mehr Jeffrey Gouweleeuw. Er brachte von seinen zehn Versuchen aber auch nur zwei an den Mann. Und wo wir schon bei gruseligen Passquoten sind: Kevin Mbabu spielte fast jeden dritten Pass zum Gegner oder ins Aus.

Die Augsburger kamen in Mainz laut Kicker auf eine Passquote von 71 Prozent, schlechter war man unter Thorup nur zweimal: In Köln (70) und in Bochum, wo unterirdische 62 Prozent aller Pässe an den Mitspieler gelangten. Bedeutet: Der FCA ist nach wie vor kein Team, das einem Spiel seinen Stempel aufdrücken kann. Zu oft reagiert die Mannschaft, statt zu agieren. Zur Wahrheit gehört ja, dass dieses Konzept gegen viele Teams in der Liga funktioniert. Umso bitteres ist es, dass es dann genau gegen die schwächeren Konkurrenten nicht klappt.

Am Ende eines gruseligen Spiels gab es dann noch einen echten Aussetzer. (Photo by Neil Baynes/Getty Images)

Jetzt kommen die entscheidenden Spiele

Wie ist das Auftreten in Mainz nun einzuordnen? Rückschritte sind in einer Entwicklung normal und sogar nötig, um langfristig Erfolg zu haben. Aber wenn man vor der Saison laut über die Conference-League orakelt (Demirovic), muss man sich irgendwo auch daran messen lassen. Nicht falsch verstehen, niemand erwartet Tabellensphären à la Rang Sieben. Das wäre nach dem Fast-Abstieg der vergangenen Spielzeit vermessen. Wenn man allerdings sieht, wer aktuell so zwischen Rang sieben und zehn platziert ist, muss man sich als FC Augsburg vor niemandem verstecken. Die Mannschaft ist gut genug, um vor Bremen oder Heidenheim in der Tabelle zu stehen. Sie muss es nur regelmäßig zeigen. Auch und vor allem gegen vermeintlich schwächere Gegner.

Die Chance dazu hat der FCA in den kommenden Spielen. Freiburg, Darmstadt, Heidenheim, Wolfsburg, Köln. Noch immer ist die Chance da, aus der aktuellen Saison eine gute zu machen. Mit dem Abstiegskampf hat Rot-Grün-Weiß nach wie vor wenig zu tun. Sieben Punkte vor dem Relegationsplatz sind nicht ohne. Ausruhen sollte sich der FCA aber keineswegs. Denn dass die Lage vergleichsweise entspannt ist, liegt (mal wieder!) mehr am Unvermögen anderer als an der eigenen Leistung. Denn tatsächlich hat der FCA aktuell weniger Punkte als zum selben Zeitpunkt der Vorsaison …

Autor: Andi

Gebürtiger Rosenheimer, der sich früh vom FC Bayern abwandte und sein Herz an den FC Augsburg verlor - und dies zu keiner Sekunde bereut.

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