Ausgeträumt

In diesen Tagen darf sich der FCA Fan grundsätzlich freuen. Mit Arne Maier konnte ein weiterer U21-Champ überzeugt werden, seine sportliche Zukunft zwischen Wertach und Lech zu suchen. Dorsch und Maier sind perspektivisch tolle Transfers. Es sieht so aus, als ob wir unseren Kader grundsätzlich vor der kommenden Bundesligasaison upgraden konnten. Auch wenn die Truppe sich am ersten Spieltag her spielen lassen, so ermutigt mich der Kader grundsätzlich zu Hoffnung.

Und dennoch schwingt etwas Wehmut mit. Nicht mit Kevin Danso, der sich schlicht unprofessionell verhalten hat und für den der Verein einen geeigneten Abnehmer gefunden hat. Bei Marco Richter blutet mir etwas das Herz. Marco ist für mich die liebste Art des Fußballers. Er ist unberechenbar und hat sich die Faxen nie austreiben lassen. Der Lausbub wird immer ein Lausbub bleiben. Und damit hat er erstmal einen Stein bei mir im Brett.

Richter liebt Situationen wie die dargestellte und war immer für ein Schmankerl zu haben (Foto via Imago)

Dazu konnte er immer wieder sein großes Potential andeuten. Seine Torgefahr. Das Genie. Über Jahre hinweg hatte ich ihnen immer wieder auf dem Zettel vor jeder neuen Saison für 20 Scorerpunkte und den ganz großen Durchbruch. Den Aufstieg zum A-Nationalspieler. Zum absoluten Leistungsträger beim FCA. Weil ich glaube, dass in diesem Kerl so viel mehr steckt, als wir in Augsburg von ihm gesehen haben. Mehr auch als diese 3 Tore und 3 Vorlagen, die es statistisch in der abgelaufenen Saison zu verzeichnen gab.

97 Bundesligaspiele sind es am Ende geworden mit 12 Toren und 12 Vorlagen und Marco hätte easy in Augsburg so weiter machen können. Aber klar, der Junge will mehr. Verständlicherweise. Wollten wir ja auch – mit ihm zusammen. Derweil Marco mit dem FCA auf einem Plateau angelangt war. Die Leistungen waren ok, aber nicht überragend. Zuletzt war da ja auch nicht immer ein Trainer, der ein funktionierendes Offensivkonzept besessen hätte. Und es ist an sich legitim, dass er sich selbst gefragt hat, ob da noch mehr geht. Und obwohl klar war, dass er in den letzten Jahren gerne eines der Angebote von anderen Vereinen angenommen hätte, um sich perspektivisch zu verändern, hat er nie versucht, den Verein öffentlich unter Druck zu setzen und sich prinzipiell öffentlich ordentlich verhalten. Derweil in Augsburg vielleicht auch der Rucksack des Eigengewächses und des “Heilsbringers aus der Jugend” nicht immer leicht war.

Und so geht es nun zur Hertha nach Berlin. Fredi Bobic wollte ihn lange nach Frankfurt holen und greift jetzt zu. Bobic, der im Offensivbereich bei der Eintracht immer ein sehr gutes Auge hatte. Und so wünsche ich Marco, dass der Knoten in Berlin platzt. Am Ende wird es Marco Richter aus Augsburg sein, der in die weite Welt ausgezogen ist, um diese zu erobern. Und wenn es ihm wirklich gelingen sollte, so werden wir immer sagen können, dass er das von uns mitbekommen hat.

Marco Richter beim Test gegen Cagliari Calcio auf der Tribüne. Es ist schon ein etwas trauriger Abschied. (Foto via Imago)

Der FCA wird durch den Transfer nicht vor unlösbare Probleme gestellt. Rechts außen wird André Hahn hoffentlich eine Bombensaison hinlegen. In der Mitte ruhen persönlich meine Hoffnungen auf einem Durchbruch von Freddy Jensen. Zudem bin ich gespannt, was wir von Cali und Gregerl dieses Jahr sehen werden. Alternativen gibt es somit genug. Mit Hahn auf rechts und Vargas auf links auch momentan sportlich eindeutig bessere. Und dennoch wird die Freude eine andere sein, wenn nun nicht mehr Richter seine Momente hat. Ich habe es schon früher zugegeben, ich bin ein Marco Richter Fanboy. Und so positiv der Blick auf die kommende Saison auch sein mag, so gerne hätte ich in Augsburg gesehen, wie Marco hier so richtig explodiert. Dieser Traum ist nun ausgeträumt.

Zu diesem Zeitpunkt bleibt mir wehmütig nichts anderes übrig, als Marco für seine Zeit in Augsburg zu danken. Für den Beweis, dass aus dem Nachwuchsleistungszentrum Spieler hochkommen können, die offensiv den Unterschied ausmachen können. Kleine Augsburger Genies, die Gegner in die Irre treiben und einfach eine irrsinnige Lust am Kicken haben. Risiken eingehen und dafür belohnt werden. Und hinter ihrer Schale einen sensiblen weichen Kern haben, den man in die Arme schließen mag. Es wird lange nicht mehr einen geben, mit dem so große Hoffnungen wie mit Dir einhergehen. Love you Marco, servus und bis bald.

Autor: Andy

Wohnt und arbeitet in Frankfurt. Denkt dennoch seit vielen Jahren fast immer an den FCA.

3 Gedanken zu „Ausgeträumt“

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