Abgegrätscht

1:0 hat der FCA am Freitag in Bielefeld gewonnen. Offensiv hielt sich das Feuerwerk erneut sehr in Grenzen. Dafür konnte Bielefeld noch weniger Akzente setzen als unsere Augsburger und so geht der Sieg in einer umkämpften Partie dann wohl in Ordnung. Zweimal nacheinander gepunktet. Eine Seltenheit. Aber auch taktisch mit funktionierenden Matchplänen. Als Augsburger reibt man sich verwundert die Augen. Hat die Mannschaft ihr Gleichgewicht gefunden?

3er vs 4er Kette

Die offensichtlichste Änderung war in diesen beiden Partien die von Markus Weinzierl verordnete Systemumstellung hin zur 3er Kette. In den Anfangsformationen der Spiele fanden sich so dann sowohl Oxford, Gouweleeuw als auch Uduokhai wieder. Gegen Bielefeld musste Uduokhai verletzt raus und für ihn kam Winther. Das System blieb. Und mit ihm die defensive Stabilität.

Daniel Caligiuri war sich für kein Tackling zu schade und ist auf der rechten Schiene momentan die Optimalbesetzung (Photo by Martin Rose/Getty Images)

Zwei Spiele lang keine einfachen Fehler in der Abwehr, die direkt zu Gegentoren führten. Basierend auf dieser defensiven Stabilität versetzt sich die Mannschaft in die Lage zu punkten. Auch deshalb, weil hierdurch die Schwächen auf den defensiven Außen kaschiert werden. Mit Daniel Caligiuri hat man einen guten rechten Schienenspieler und auch Iago oder Mads Pedersen fühlen sich offensiver deutlich wohler. Die Systemfrage scheint vorerst geklärt.

Pressing vs. zu große Offenheit

Markus Weinzierl hat immer wieder verkündet, dass dem System keine zu hohe Bedeutung zuzumessen ist. Aus meiner Sicht scheint auch den Pressingabläufen mehr Gewicht als dem System selbst zuzukommen. Gegen Bielefeld wurde genau hier in der Halbzeit nachjustiert und ab Halbzeit 2 etwas aggressiver gepresst. Das wichtigste dabei bleibt, dass die Pressingabläufe so gut funktionieren, dass sie nicht einfach überspielt werden können und in ihrem Rücken keine großen Lücken entstehen.

Gregerls wichtigste Rolle momentan: den Druck auf den Gegner immer hochhalten. Es gelingt sehr oft. (Photo by Martin Rose/Getty Images)

Hier scheint die Mannschaft Fortschritte zu machen. Gerade die Pressingabläufe sind ein Erfolgsgarant. Die Offensivspieler wissen, dass die Körner im Zweifel nicht für 90 Minuten reichen müssen und geben im Anlaufen des Gegners alles. Auch Bielefeld wurde in ungewollte länge Bälle gezwungen, konnte sich kaum hieraus befreien und gewann dann auch wenig zweite Bälle. Da macht es dann für den Gegner wenig Spaß. Und nicht nur, weil man verliert.

Zweikampfführung

Die schlechten und ungewollten Spieleröffnungen erlauben es der Mannschaft dann, gut in die Zweikämpfe zu kommen und Bälle zu erobern. Das Spiel des Gegners wird berechenbarer. Bälle werden antizipiert und abgefangen. Im Zweifel wird der Gegner auch mal gelegt. Gerade gegen Bielefeld hat der FCA keine Gefangenen gemacht. 5 gelbe Karten standen am Ende zu Buche. Beschweren durfte man sich diesmal über keine davon. Die Partie war für Bielefeld sichtlich unangenehm zu spielen. Der FCA hat es Ihnen so schwer gemacht, wie es sich für eine Augsburger Mannschaft gehört. Diese Bissigkeite und Aggressivität, die schon oft als einer der Augsburger Grundwerte bezeichnet wurde, ist zurück. Ich habe es geliebt.

Mads Pedersen beim Tackling. Ich liebe es. (Photo by Martin Rose/Getty Images)

Torgefährlichkeit

Alleine vom Spiel mit dem Ball in Richtung gegnerisches Tor war dann am Ende – mal wieder – nicht viel zu sehen. Der FCA ist weiterhin nicht in der Lage einen Gegner herzuspielen und eine Vielzahl von Chancen selbst zu kreieren. Selbst gegen Arminia Bielefeld. Das Team von Markus Weinzierl hat nun aber hierfür eine Lösung gefunden, die auch schon gegen Union Berlin funktioniert hat. Durch die Pressingabläufe und die aggressive Zweikampfführung, werden die Bälle höher – heißt näher zum gegnerischen Tor – erobert. Gegen Bielefeld war es Iagos Ballgewinn auf Höhe der Mittellinie der das Tor einleitete. Dadurch werden die Wege kürzer und man kann den Gegner überrumpeln. Bei der Qualität unserer Abschlussspieler, diesmal in Person von Daniel Caliguiri, der immer noch einen feinen Ball Richtung Tor auf Lager hat, kommen wir dann doch ab und zu zum Torerfolg. Und das reicht dann diesmal zum Sieg.

Geht es so weiter?

Und damit scheint der FCA nun eine Formel gefunden zu haben, die mit dem vorhandenen Spielermaterial, zu erfolgreichen Ergebnissen führen kann. Trotzdem stellt sich vor der Partie gegen Mainz 05 – so sie denn in Anbetracht der Mainzer Corona-Infektionen stattfindet – erneut die Systemfrage. Traut Markus Weinzierl Frederik Winther die Rolle des 3. Innenverteidigers zu? Gerade nun da die Mannschaft im Gleichgewicht angekommen scheint, wird durch die Personalsituation die Frage aufgeworfen, ob man in dieser Formation weiterhin antreten kann. Ich würde mir wünschen, dass wir bei diesem System bleiben. Sollen sich doch die direkten Gegner im Abstiegskampf überlegen müssen, wie sie dieses Bollwerk knacken. Sich die Zähne ausbeißen. Ihr frustriertes Gemeckere auf dem Platz ist Musik in meinen Ohren. Und die gesammelten Punkte geben die nötige Zuversicht für den Abstiegskampf. Den Kampf hat die Mannschaft sichtbar angenommen. Dafür bin ich heute dankbar.

Macht den Karren wieder flott

Markus Weinzierl stand für den FC Augsburg am Samstag gegen Freiburg, bei der (vielleicht vermeidbaren) 1:2 Heimniederlage nicht am Seitenrand. Corona hatte ihn erwischt und er ist weiterhin in Quarantäne. Es ist müßig zu diskutieren, ob es etwas geändert hatte. Was sicher ist: schon nach den Partien gegen Leverkusen und Gladbach war er in die Kritik geraten. An vielen Stellen wird sich gefragt, wo denn die sportliche Entwicklung geblieben ist. Der FC Augsburg ist weiterhin das Maß an fehlender Konstanz. In diesem Zusammenhang ist das Team unschlagbar. Natürlich fällt dies auch auf den Trainer zurück. Wer aber trägt hierfür neben ihm die Verantwortung?

Keiner übernimmt Verantwortung

Teaminterne Prozesse im Fußball sind eine komplizierte Angelegenheit. Versuche ich selber kurz vor Ende des Spiels den Lucky Punch zu landen oder spiele ich lieber nochmal ab? Oft ist beim Fußball die Teamleistung mehr als nur die Summe aller Einzelleistungen. Spieler müssen sich für das Wohl des Teams hinten an stellen. Das Team muss Vorrang haben. Dafür muss jeder Verantwortung für das Team übernehmen und das persönliche Vorankommen vielleicht auch hinten anstellen.

Der Trainer und sein Team sind in diesem Zusammenhang das regulierende Kollektiv. Sie müssen glaubhaft das langfristige Wohl des Teams im Auge haben und auch schwierige Entscheidungen z.B. bzgl. Startelfnominierungen treffen. Und das Team bestehend aus vielen Einzelspielern muss diesen Entscheidungen Folge leisten. Nun sieht das beim FCA schon seit längerem nicht nach einem eingespielten Team aus. Nach individuellen Fehlern fehlt das gegenseitige Aufbauen. Es fehlen die Antreiber. Es fehlt, das Spieler auch nach außen sichtbar Verantwortung übernehmen. Es wird noch nicht einmal benannt, wer im Mannschaftsrat ist. Selbst im Trainerteam wird die Verantwortung weggeschoben. Reiner Maurer sagte in der Pressekonferenz vor dem Spiel: “Ich fühle mich genau so verantwortlich, wie wenn der Markus dabei ist.” War er halt nur nicht. Kollektives Wegducken.

Die lahme Ente

Dieser Prozess endet allerdings nicht beim Trainerteam oder Markus Weinzierl. Unter der Woche gab es eine Medienrunde mit Stefan Reuter. Im Gegensatz zur Pressekonferenz nicht öffentlich. Dazu kommt, dass Stefan Reuter sich zur Zukunft von Markus Weinzierl nicht abschließend äußern will. Weggeduckt hat er sich zuletzt bei Tom Scharnagl bei a.tv. Wo ist das Problem mag sich der ein oder andere fragen? Das Problem ist Markus Weinzierls vertragliche Situation. Sein Vertrag läuft zum Saisonende hin aus und wurde bisher nicht verlängert.

Und am Ende war wieder der Trainer verantwortlich für die fehlende sportliche Entwicklung? (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

In den USA nennt man das eine “lame duck“, übersetzt eine lahme Ente. Damit ist gemeint, dass in diesem Fall der Trainer keine Durchsetzungskraft mehr hat, weil ihm die Rückendeckung fehlt. Die Spieler glauben vielleicht selbst nicht mehr an einen Verbleib des Trainers. Entsprechend folgen sie den Vorgaben und Weisungen vielleicht nicht mehr zu 100%. Bewusst oder unterbewusst spielt dann schon keine Rolle mehr. Es gibt eine Ausrede. Wegducken wurde hiermit legitimiert.

Handelt jetzt, zefix!

Das kann so nicht bleiben. Die Verantwortlichen beim FC Augsburg, Stefan Reuter und Klaus Hofmann in allervorderster Front, müssen sich schleunigst klar werden, was sie von den Leistungen von Markus Weinzierl halten. Ich kann mir kaum vorstellen, dass eine Vertragsverlängerung an Markus Weinzierl scheitern würde. Und wenn, dann wäre das auch ein klares Zeichen. Weinzierls Optionen in der Bundesliga werden auf Sicht äußerst begrenzt sein. Er lebt mittlerweile nur noch von seinen längst vergangenen Augsburger Lorbeeren.

Wenn man von der Arbeit von Markus Weinzierl überzeugt ist, dann ist es Zeit den Vertrag schleunigst zu verlängern und dies sofort zu kommunizieren. Wenn die Überzeugung fehlt, dann ist es jetzt Zeit “Servus” zu sagen. Laut und deutlich. Und mit Überzeugung und Stärke in das letzte Drittel der Saison einzubiegen. Wo liegt hier das Problem?

Die Alternativen

Für mich ist das Problem recht deutlich. Sollte man sich von Markus Weinzierl trennen, dann braucht es eine Alternative. Und um den passenden Trainerkandidaten bestimmen zu können, braucht es ein Anforderungsprofil und bestehende Kontakte. Nach Weinzierls erstem Abgang hatte man sich für Dirk Schuster entschieden, weil er aus wenig viel gemacht hatte in Darmstadt und dort auch die “Augsburger Tugenden” auf dem Platz sichtbar machte. Danach übergab man an Manuel Baum, um die eigene Jugend besser zu integrieren und sich sportlich zu entwickeln. Und seitdem ist keine klare Strategie bei den Trainerverpflichtungen mehr erkennbar. Martin Schmidt war spielerisch auf Umschaltspiel begrenzt und die Mannschaft zerfiel regelmäßig. Zu Heiko Herrlich habe ich damals schon viel geschrieben und lasse das an der Stelle lieber. Ich habe selten eine weniger überzeugende Führungspersönlichkeit erlebt. Reuter, Hofmann und Co. haben in den letzten Jahren eine Trainerfahrkarte nach der anderen geschossen. Alte Bekannte, die dem FC Augsburg jetzt vielleicht auf dieser Position helfen könnten, sind ihnen vielleicht ausgegangen. Deshalb war ja schon im letzten Jahr Markus Weinzierl der letzte Rettungsanker.

Spoiler Alert: Wahrscheinlich wird man Klaus Hofmann in den kommenden Wochen wieder mehr öffentlich wahrnehmen. Es ist der übliche Prozess. (Photo by Stefan Puchner – Pool/Getty Images)

Und was will die Führungsspitze in Augsburg denn von einem Trainer? Defensive Stabilität und Augsburger Tugenden? Ausgeprägtes Ballbesitzspiel mit in Ruhe vorgetragenen Angriffen und hoher Torquote? Alles getragen von mindestens 5 Eigengewächsen? Alles zusammen? Zwischen den Wünschen und Ansprüchen und der Realität scheint eine kleine Lücke zu klaffen. Die fehlende Fokussierung auf Kernaspekte führte in den letzten Jahren zur Beliebigkeit. Wir sind zur grauen Maus verkommen. Negativ in diesem Sinne: die Teams kommen gerne nach Augsburg, weil es nicht mehr ganz so ungemütlich ist, gegen uns zu spielen.

Was es jetzt braucht

Der FC Augsburg muss sich endlich klar werden, was er sportlich will. Eindruck in den USA schinden und eine Marke aufbauen, oder sportliche Lücken für den Klassenerhalt stopfen? Ach, die Transferphase ist schon vorbei. Wie schade. (Ich zügle den Sarkasmus gleich wieder). Trotzdem ist es noch nicht zu spät. Auch in dieser Phase der Saison hat der Club noch alles selbst in der Hand. Sobald er denn weiß, was er will. Klarheit diesbezüglich sollte schnellstens geschaffen werden.

Auf Basis dieser Analysen sind schon jetzt die Kernpositionen im Club zu besetzen. Angefangen beim Trainer und seinem Trainerteam. Und mit vollster Überzeugung und breiter Brust muss der FCA dann das letzte Drittel der Saison angehen. Alle in die Pflicht nehmen. Zusammenhalten. Dann habe ich zumindest viel Hoffnung, dass die Leistungen des Teams konstanter werden und wir die Klasse halten. Ab nächster Saison wird es dann vielleicht etwas besser.

(Alternativszenario – die realistische Variante)

Wir dümpeln weiter so vor uns hin. Gegen Dortmund wehren wir uns vor eigenem Publikum und verlieren knapp genau wie gegen Bielefeld auswärts. Ach, vielleicht holen wir sogar 1 oder 2 Punkte. Das Management und auch Klaus Hofmann werden in den nächsten Wochen – wie vor dem Abgang von Heiko Herrlich – medial präsenter werden. Es wird – erneut – die fehlende sportliche Entwicklung kritisiert werden. Klaus Hofmann wird fluchend ins Kameralicht rücken auf den Tribünen der Republik. Am Ende wird man Markus Weinzierl freistellen und versuchen dem Team einen neuen Impuls zu geben, um die Klasse zu halten. Die Konkurrenz ist dieses Jahr deutlich stärker und so reicht es vielleicht ausnahmsweise nicht oder wir müssen in die Relegation. Die Verantwortlichen werden sagen, dass ja klar war, dass es uns irgendwann erwischen hatte müssen. An diesem Punkt, sollten wir an diesen Zeitpunkt in der Saison zurückdenken. Noch ist es vermeidbar. Und die Verantwortung hört längst nicht beim Trainer auf.

Gibt es einen sportlichen Plan?

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Die Überschrift ist Programm beim FC Augsburg. Welche sportliche Identität hat unser Club im Moment und welche will er zukünftig haben? Die Verantwortlichen suggerieren, dass sie einen Plan haben. Stefan Reuter hat erst unlängst wieder auf die sportliche Philosophie verwiesen, als er am 28.12. die Verpflichtung von Manuel Baum als Cheftrainer des FCA verkündet hat:

Wir sind überzeugt, dass Manuel Baum der richtige Trainer ist, um die Philosophie des FC Augsburg im Sinne des Vereins umzusetzen und weiterzuentwickeln.

Der aufmerksame Beobachter fragt sich: Schon wieder? Klang das nicht bei Dirk Schuster genauso? Und um welche sportliche Philosophie geht es eigentlich?  Schuster selbst hatte bei seiner Vorstellung einige Hoffnungen geweckt. Auch damals ging es schon darum, die Mannschaft fortzuentwickeln. Schuster hatte angekündigt:

Aber wir wollen natürlich diese Mannschaft auch ein Stück voranbringen.

Der FCA kündigte in der Mitteilung zur Vorstellung von Dirk Schuster die folgende Marschroute an:

Das ist auch taktisch zu verstehen: Schuster will den FC Augsburg weiterhin als unangenehmen Gegner etablieren, der defensiv gegen den Ball arbeitet und es auch stärkeren Teams schwer macht. Andererseits möchte er kreative Impulse in der Offensive setzen.

Die Kehrtwende kam schnell. Die Verantwortlichen beim FCA waren wohl nach einem halben Jahr nicht mehr davon überzeugt, dass er der richtige Mann dafür ist, die ominöse Philosophie des Vereins umzusetzen:

Nach eingehender Analyse der aktuellen sportlichen Situation sind die Verantwortlichen des FC Augsburg zu der Erkenntnis gelangt, dass unterschiedliche Auffassungen über die weitere sportliche Ausrichtung und die Art und Weise, wie der FCA Fußball spielen will, herrschen.

Aber um welche Philosophie geht es eigentlich? Aus meiner Perspektive scheint es so, als ob die Hinrunde 2015/16, in der die Mannschaft von Markus Weinzierl v.a. in der Abwehr etliche Male wackelig stand, dazu geführt hat, dass ein Fokus auf die Defensive bei den Verantwortlichen wieder wichtiger geworden ist. Derweil war der FCA über 4 Jahre hinweg ein Trainerclub. Markus Weinzierl gestaltete die taktische Ausrichtung des Vereins, ohne dass der Verein ein festes Bild  bzw. eine sportliche Vision nach der Zeit mit Jos Luhukay gehabt hätte. Er hat die Mannschaft weg entwickelt von einer defensiven Mauermaschine hin zu einem spielstarken Gebilde, dass auch gegen talentiertere Teams taktische Ideen eindrucksvoll umsetzen konnte.

Nun scheint der FCA auf den Weggang von Markus Weinzierl schlecht vorbereitet gewesen zu sein. Im Hintergrund existierte wohl kein konkretes sportliches Konzept für die Profimannschaft, welche Art von Fußball in Augsburg gespielt werden soll, dem eine Liste mit geeigneten Trainern beilag. Zumindest hat der FCA in einem ersten Schritt keinen geeigneten Trainer gefunden, obwohl auch damals schon Manuel Baum direkt vor ihren Augen tätig war. So richtig beeindruckt waren sie wohl vor einem halben Jahr noch nicht. Aber wenn die sportliche Wunschvorstellung kreative Momente beinhaltet, dann hat Dirk Schuster auch in der Vergangenheit nicht gezeigt, dass er hierfür der richtige Trainer ist. Dirk Schusters Arbeit als Trainer sei in diesem Zusammenhang nicht angezweifelt. Zu eindrucksvoll waren seine letzten Jahre und auch die reinen Ergebnisse in Augsburg. Und geht es nicht eigentlich um die Ergebnisse?

Fragen über Fragen.  Zum Beispiel danach, ob es eine konkrete Vorstellung gibt, welche Art von Fußball beim FCA gespielt werden soll. Geht diese Vorstellung über drei Zeilen hinaus? Ich erwarte an dieser Stelle nicht, dass wir ein taktisch vorgeprägter Club wie der FC Barcelona werden, der in allen Jugendmannschaften und in der Profimannschaft genau ein Spielsystem praktiziert. Allerdings hat eine gewisse fußballerische Grundlinie enorme Vorteile. Wenn das System der Profimannschaft auch in den Jugendteams gespielt wird, so können Jugendspieler schneller Anschluss finden, wenn sie aufrücken. Zusätzlich ist der Kader grundsätzlich auch bei Trainerwechseln geeignet, die taktischen Anforderungen zum Großteil zu erfüllen und es braucht keinen großen Umbau. An der kolportierten Unzufriedenheit Schusters mit den Neuzugängen sieht man das Problem. Für mich als Fan auf der Tribüne definiert die sportliche Grundausrichtung zudem die Erwartungshaltung: Wenn grundsätzlich kreative offensive Elemente angekündigt werden, dann gibt es vielleicht mal eine Durststrecke, diese wird aber enden.

Und so ist das Scheitern von Dirk Schuster an den Anforderungen unseres Clubs wohl ein Zeichen, dass wir auf dem besten Wege zu einer sportlichen Identität sind. War die Verpflichtung von Dirk Schuster in diesem Zusammenhang ein Rückschritt, so wurde dieser nun korrigiert und hat vielleicht dazu beigetragen, dass die Verantwortlichen ein klareres Bild davon haben, was sie sportlich sehen wollen. Klar sollte sein, dass wir ein Club sind, der immer noch unterdurchschnittliche finanzielle Möglichkeiten hat. Entsprechend muss ein potentieller Trainer, konzeptionell und pädagogisch stark arbeiten. In einem zweiten Schritt stellt sich nun die Frage, wer dies am besten umsetzen kann. Manuel Baum scheint hierfür prinzipiell gut geeignet. Er wurde als Konzepttrainer beschrieben und scheint die Spieler zu erreichen. Der FCA braucht zudem keinen per se charismatischen Trainer, der die Öffentlichkeit sucht. Stefan Reuter im Rücken und ein relativ ruhiger Medienstandort sollten es auch einem eher introvertierten oder unerfahreren Trainer erlauben Erfolg zu haben.

Für uns auf der Tribüne hat die Entwicklung zwei Folgen: Zuerst werden wir nicht nur mehr Defensivfußball sehen. Wir können beruhigt aufatmen und uns auf kreative offensive Momente freuen. Mit der Entlassung von Dirk Schuster sind wir allerdings auch mutig geworden und haben den sicheren Pfad verlassen. Die Art, wie wir Fußball spielen, ist anscheinend wichtiger, als die reinen Ergebnisse. Dies könnte in der Zukunft auch dazu führen, dass wir mit unserem sportlichen Konzept absteigen, bevor wir uns zum Klassenerhalt mauern. Allerdings zeigt der Blick auf andere Clubs, dass die Strategie funktioniert. Hoffenheim und Mainz haben beide eine sportliche Identität entwickelt und spielen damit konstant in der Bundesliga. Der Blick geht bei beiden Clubs nach oben. Ein schneller Erfolg ist dennoch nicht zu erwarten. Konzepte und Trainer brauchen Zeit, um ihre Vorstellungen umzusetzen. Für die Zukunft stimmt mich die Entwicklung zumindest langfristig positiv. Ob Manuel Baum Erfolg haben wird, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Er hat keine Erfahrung in der Bundesliga und Stefan Reuters Trainertrefferquote ist verbesserungswürdig. Hoffen wir auf den Lucky Shot.

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