Nachholbedarf bei der Kaderplanung

Im Nachhinein ist man immer schlauer. Letzten Winter hatte der FC Augsburg recht viele Neuzugänge auf der Spielerseite. Cardona, Mbuku, Beljo und Colina kamen unter anderem um für Optionen offensiv zu sorgen. Im Sommer kehrte Freddy Winther von einer Leihe zurück, dazu stießen Patric Pfeiffer und später Japhet Tanganga zum FCA. Alle drei sollten in der Abwehr helfen. Und irgendwie war keiner der oben genannten in der Hinrunde der Saison 2023/24 ein sportlicher Faktor beim FCA.

Jeder Experte, der sich mit dem FCA in der letzten Zeit beschäftigt hat, hat schnell benannt, dass der FCA zu viele Spieler im Kader hat. Um Patric Pfeiffer und Dion Beljo kamen schon Transfergerüchte auf. Irvin Cardona wurde mittlerweile zum AS St. Etienne verliehen, genau wie Aaron Zehnter zum SC Paderborn wechselte. Um in Ruhe weiterarbeiten zu können, wird es für den FCA essentiell sein, weiteren Spielern eine Perspektive an anderer Stelle zu eröffnen. Aber warum ist denn der Kader so groß?

Umbruch: nicht geglückt

Der FCA hätte so manchem Spieler im Sommer keine Steine in den Weg gelegt. Felix Uduokhai wollte zuerst wechseln bevor er seinen Vertrag verlängerte. Jeffrey Gouweleeuw wurde kommuniziert, dass sein Vertrag im Sommer 2024 nicht verlängert wird und man hätte ihm wohl keine Steine in den Weg gelegt. Und auch bei Iago stehen die Zeichen schon seit einer ganzen Weile auf Abschied. In den Hinrunde waren alle drei wieder Konstanten im Kader.

Der FCA hatte angekündigt, mit manchen Transfers einem Umbruch vorgreifen zu wollen. Dieser Umbruch fand dann nicht im gewünschten Maße statt. Und die Spieler, deren Perspektive sich durch die Abgänge verbessern sollte, sitzen nur auf der Bank und Tribüne und kommen nicht zum Zug.

Es können immer nur 11 spielen und Jess Thorup hat die Qual der Wahl (Photo by THOMAS KIENZLE/AFP via Getty Images)

Opfer der sportlichen Ausrichtung

Bei den Innenverteidigern kommt noch ein anderer Punkt dazu. Der Kader sieht sowohl in der Innenverteidigung als auch auf der Position der Schienenspieler eher auf eine 5er Kette in der Abwehr ausgelegt. Dieses Thema war seit der Ankunft von Jess Thorup beerdigt und die 4er Kette scheint alternativlos. So kommt jedes Spiel ein Spieler auf dieser Position weniger zum Einsatz. Pfeiffer, Bauer, Tanganga und Winther sind zwangsläufig die Leidtragenden.

Ähnliche verhält es sich auch bei anderen Spielern. Arne Maier ist hier einer, für dessen Qualifikationen auf der 10 der FCA wenig Verwendung hat. Hieran hat auch Jess Thorup nichts geändert, der auf andere Spieler sein Vertrauen setzte.

Kein Perspektive für die Jugend

Wie schon oft erwähnt führt die derzeitige Situation auch für die eigenen Jugendspieler nicht zu befriedigenden Ergebnissen. Aaron Zehnter war links die Nummer 3 oder 4 und entschied sich nun seine Zukunft in Paderborn zu suchen. Mert Kömür hängt im Kader hinter vielen anderen Offensivoptionen fest. Und auch ansonsten ergibt sich bei dieser Kaderstruktur keine Lücke, damit einer aus der Jugend mal nach oben vorstoßen könnte. Der Kader ist schlicht zu dicht bestückt.

Der FCA ist damit auch wieder weit weg von seinem Idealbild, junge Spieler weiterzuentwickeln, egal ob sie aus der eigenen Jugend oder von anderen Vereinen kommen. Einziger Ausreißer: Arne Engels. Und dessen Einsatzzeiten gingen unter Jess Thorup auch zurück.

Marinko Jurendic muss nun Spielern realistisch kommunizieren, wie ihre Perspektive aussieht (Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)

Weg vom Mittelmaß

Der Weg bzgl. der Kaderplanung ist für die nächsten Perioden somit vorgezeichnet. Gerade jetzt und im Sommer wird sich zeigen, wie gut Marinko Jurendic und Jess Thorup zusammenarbeiten können. Welche sportliche Ausrichtung soll der FCA unter ihnen beiden haben? Welche Anforderungsprofile haben die beiden?

Der Weg muss dabei weg vom Mittelmaß. Es bringt doch für einen Club wie den FCA nichts, 4er und 5er Kette beide mittelmäßig spielen zu können. Es ist Zeit sich auf eine Systemausrichtung festzulegen. Es bringt auch nichts 32 Spieler zur Verfügung zu haben, die jeweils mehrere Positionen ganz okay beherrschen. Wenn jemand seine Position nur so ganz okay beherrscht, dann will ich auf dieser Position lieber ein Top-Talent sehen, dass sich entwickeln darf. Gerade die letzten Perioden zeigen, dass es nichts nützt einfach nur Spieler zu holen. Gerade die Transferphase vor einem Jahr mit der Verpflichtung vieler Spieler wirkt hier – auch wenn man bei Arne Engels Glück hatte – verfehlt.

Nicht ausruhen auf den ersten Erfolgen

Wenn Thorup und Jurendic für sich bestimmt haben, wie die sportliche Ausrichtung des Teams aussehen soll, dann wird es in einem ersten Schritt wichtig sein, Spielern, deren Perspektive beschränkt ist, dieses mitzuteilen. Im Optimalfall führt dies im Winter zu mindestens 6 Abgängen entweder dauerhaft oder als Leihe, wovon zwei durch die Abgänge von Cardona und Zehnter schon stattgefunden haben. Auf der anderen Seite sollte sich der FCA ehrlich damit beschäftigen, an welchen Stellen der Kader stärker besetzt sein könnte. Dort sollte der FCA aber dann keine Lückenfüller holen, sondern lieber 1-2 echte Verstärkungen, so wie Finn Dahmen im Sommer eine wahr. Ich schiele hier auf die Positionen der offensiven Außen. Auch Jess Thorup hat gerade erst öffentlich Qualität gefordert.

Die Veränderungen in der Kaderstruktur können nun in der Rückrunde den Unterschied ausmachen, ob der FCA solide mit Mittelfeld spielt oder nochmal zittern muss. Nachdem für Thorup und Jurendic die erste gemeinsame Phase ein Erfolg war, hoffe ich nun, dass sie mit größter Dringlichkeit auch bzgl. der Kaderausrichtung die notwendigen Schritte tun.

Autor: Andy

Wohnt und arbeitet in Frankfurt. Denkt dennoch seit vielen Jahren fast immer an den FCA.

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