Abschied eines Leistungsträgers

3,5 Jahre war Florian Niederlechner Spieler des FC Augsburg. Seine Verpflichtung erfolgte im Sommer 2019. Niederlechner wähnte sich im Herbst seiner Karriere. In Freiburg war er Ergänzungsspieler de Luxe. Nachdem er in der Saison 2016/17 noch alle 34 Partien für die Breisgauer gemacht hatte und dabei zweistellig traf, reichte es in der Saison 2018/19 nur noch für 24 Einsätze und eine deutlich reduzierte Minutenanzahl. In Augsburg winkten größere Einsatzchancen und nach Hause nach Ebersberg zur Familie war es auch näher. Der Wechsel war, gerade weil Johnny Schmid in die Gegenrichtung wollte, schnell eingetütet. Deckel drauf, Neuanfang für Niederlechner am Lech. Und seitdem hatte er für den FCA abgeliefert und war auch mit seiner direkten Art ab und an angeeckt.

Vom Goatlechner zum Ergänzungsspieler

Zu Beginn der Zusammenarbeit sah es nach einem perfekten Match aus. Niederlechner traf in der Saison 2019/20 13mal und legte zudem 8 Buden auf. Er zog die Mannschaft mit und war sofort Leistungsträger. Es hatte so ausgeschaut, als ob die Stadt nur auf ihn gewartet hätte, um erobert zu werden. Mit Spitznamen wurde nicht gespart. Der Goatlechner war geboren.

In der Saison 2020/21 unter Heiko Herrlich veränderte sich seine Rolle. Immer weiter nahmen die Einsatzzeiten ab. Am Ende der Saison versauerte Flo Niederlechner teilweise regelrecht auf der Bank. Die vergangene Saison blieb dann – genau wie der Beginn der Hinrunde unter Enno Maaßen – durchwachsen. Einerseits hatte Niederlechner das ein oder andere Wehwehchen. So musste er sich an der Leiste operieren lassen, hatte Corona als auch eine Prellung und eine Sprunggelenksverletzung. Andererseits war er auch unter Markus Weinzierl nicht mehr gesetzt. Nach seiner genialen Premierensaison kamen so in den beiden Folgejahren noch 10 Tore und 9 Vorlagen vor dieser Saison auf dem Konto dazu. Sehr ordentlich, aber eher doch die Zahlen eines sehr guten Ergänzungsspielers.

Tore und Vorlagen in Vielzahl lieferte Niederlechner in seiner Zeit beim FCA. Zeitweise war er ein absoluter Leistungsträger. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Neustart unter Maaßen

Im Alter von 32 Jahren und mit 3 Saisons in Augsburg auf der Habenseite ging Niederlechner in diese Saison. Der Vertrag in Augsburg lief zum 30.06.2023 aus. Mit Enno Maaßen hatte schon wieder ein neuer Trainer am Lech angefangen. In Augsburg war es nach Martin Schmidt, Heiko Herrlich und Markus Weinzierl nun der Vierte für Florian Niederlechner. Konstanz in der sportlichen Leitung war in den letzten Jahren rar.

Und erst sah es nicht so aus, als ob sich an seiner Rolle viel ändern sollte. Doch seit dem 6. Spieltag gegen Werder Bremen ist klar, wie gut Niederlechner in Maaßens System passt. Dies liegt vor allem am großen Defensivvermögen Niederlechners, der sich für keinen Weg zu schade ist. Torchancen ergaben sich dann über die Zeit hinweg auch. Zuerst war allerdings Ladehemmung angesagt, doch danach durfte Flo Niederlechner auch über 4 Tore und einen Assist jubeln. Der Leistungsträger war zurück.

Verständlicher Abschied

Auf der Basis der derzeitigen Situation hatte sich nun anscheinend Hertha BSC um Niederlechner bemüht und ihn ab der kommenden Saison für 2 Jahre verpflichtet. Die Tinte unter den Verträgen war trocken, die Hertha und Niederlechner hatten den Wechsel im Sommer offiziell bestätigt. Niederlechners Interesse daran, Nägel mit Köpfen zu machen, kann ich gut verstehen. Er wird im Oktober 33 Jahre alt. Eine Verletzung in der Rückrunde könnte seine sportliche Karriere deutlich verkürzen. Man schaue sich nur an, wo Alfred Finnbogason im Sommer gelandet ist. Mit diesem wollte der FCA nicht vor Saisonende sprechen, andere Angebote gab es augenscheinlich nicht. Finnbogason spielt nun für Lyngby BK. Von der Bundesliga ist da keine Rede mehr.

Wenn Hertha BSC Niederlechner nun 2 Jahre Vertrag angeboten hat und ihm die Sicherheit ab Sommer geben wollte, so ist es aus Niederlechners Perspektive vollkommen nachvollziehbar, das er nun nicht lange gezögert hat. Gerade weil der FC Augsburg sich wohl nicht in der Lage sah ihm auch ein Vertragsangebot zu machen.

Und während man die Entscheidung von Florian Niederlechner versteht, wirft das Verhalten des FC Augsburg Fragen auf. (Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Kaderpolitik des FC Augsburg

Der FC Augsburg entkommt dabei nicht seiner unglücklichen Außendarstellung. Erst in der letzten Saison sah man sich nicht vor dem Saisonende in der Lage mit den Spielern (und Trainer Markus Weinzierl) zu sprechen, deren Verträge ausliefen. Auch in dieser Saison schon hat Rafal Gikiewicz, der unumstrittener Leistungsträger in der Hinrunde war, für sich eingefordert früh Klarheit über seine Zukunft zu erhalten. Und ist abgeprallt. Bzgl. Niederlechner berichtete nun der kicker: „Nun wollte (…) der FCA wiederum vor April noch kein Angebot unterbreiten“.

Das sorgte dann auch umgehend für Unruhe. Ein Wechsel zu einem direkten Konkurrenten im Sommer, sorgt bei Niederlechner selbst natürlich für einen Interessenskonflikt. Der FCA war nun in einer Situation gelandet, die es zu lösen galt. Man verpflichtete zahlreichen Ersatz und Niederlechner durfte nun schon im Winter zur Hertha ziehen.

Und so verlässt uns nun ein Spieler den FCA, der bei weiterhin anhaltender sportlicher Form in dieser Saison erneut zweistellig hätte treffen können und der im Angriff in der Altersstruktur die erfahrenste Kraft war (nächster in der Reihe: Sergio Cordova mit 25 Jahren, der den Club wohl auch verlassen darf). Die Kaderpolitik des FC Augsburg muss man nicht immer verstehen.

Die heutige Vertragsverlängerung mit Freddy Jensen ist dahingegen ein Hoffnungsschimmer. Auch bei ihm wäre der Vertrag zum 30.06.2023 ausgelaufen. Die Verlängerung um 2 Jahre zu diesem frühen Zeitpunkt zeigt: der FC Augsburg ist schon auch bereit manchen Spielern Sicherheit zu geben und frühzeitig Fakten zu schaffen! Warum man das im Falle von Florian Niederlechner nicht machen wollte, wird wohl nie ganz geklärt werden. Florian Niederlechner will ich explizit für seinen Einsatz und seine Leistungen danken. Mir bleiben vor allem die erfolgreichen Pressingsituationen in Erinnerung, wie die Vorlage am 23. Spieltag der Saison 2020/21 gegen Mainz oder sein Treffer gegen (Trommelwirbel!) die Hertha vor ein paar Jahren. Mach es gut und viel Erfolg zusammen mit dem Marco (außer – selbstverständlich – in den Spielen gegen uns).

Wenn Bayerisch-Schwaben eine Auswahl hätte

Beliebte Webseiten und (Online-)Magazine bringen des Öfteren Formate wie „Stadtauswahlen“ oder „Regionalauswahlen“ heraus. Mittendrin sind dort Spieler, die aus der Region stammen oder eine längere Zeit (z.B. seit der Kindheit) dort verbracht haben. Da stellt sich mir doch direkt die Frage: Wie sähe die aktive Auswahl bayerisch Schwabens aus? Dies hat bis dato keine*r näher betrachtet. Unsere schöne Region steht wie so oft im Windschatten des „großen Nachbarn“ aus München. Aber ich finde, unsere Auswahl kann sich sehen lassen. Seht selbst:

Torwarttrio

Im Tor stünde dann vermutlich ein gebürtiger Augsburger: Ioannis Gelios. Der 30jährige Deutsch-Grieche steht heute bei Bandırmaspor in der Türkei unter Vertrag, zuvor unter anderem bei Hansa Rostock und Holstein Kiel. Als dritter Torhüter war Gelios beim FCA oftmals Teil des Bundesligakaders, gespielt hat er jedoch nur für die „Zwote“ (111 Einsätze). Gelios absolvierte für Holstein Kiel 63 Zweiligaspiele sowie für Hansa Rostock 37 Drittligapartien im Tor.

Als Ersatz steht mit dem gebürtigen Augsburger Kevin Malone (19), zuletzt bei den A-Junioren des 1. FC Nürnberg unter Vertrag, bereit. Kevin Malone, jüngerer Bruder von Maurice Malone, spielte zuvor in der Jugend des FC Augsburg. Aktuell ist er – seit Sommer 2022 bereits – ohne festen Verein.

Abgerundet wird die Zunft der Torhüter durch Raif Husic (26): Der gebürtige Zusmarshauser (Lkr. Augsburg) spielt seit 2019 in seiner Heimat beim TSV Zusmarshausen in der Bezirksliga. Husic galt einst als großes Torwart-Talent, wechselte nach zwei Jahren in der Augsburger Jugend zum FC Bayern. Dort spielte er sowohl in der U17 als auch in der U19. Zudem durfte er acht Einsätze für die Zwote des FCB in der Regionalliga bestreiten. In der Saison 2013/14 saß Husic an mehreren Spieltagen auf der Ersatzbank der Profis des FC Bayern, da Neuer und Starke zum damaligen Zeitpunkt verletzt waren. Für rund 100.000 € wechselte er sodann zum SV Werder Bremen, dort kam er jedoch nur in der Regionalliga Nord zum Einsatz, sodass er 2016 zum Drittligisten VfR Aalen wechselte. Seine letzte Station war der damalige Regionalligist Wacker Burghausen. Aufgrund nicht genügender Trainingsleistung wurde der Vertrag jedoch im selbigen Wechselfenster noch aufgelöst.

Ioannis Gelios wäre in der Augsburger Regionalelf die erste Wahl im Tor. (Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)

Abwehrverbund

Vor Gelios im Abwehrverbund spielt eine Viererkette, angeführt von Raphael Framberger (27, derzeit verliehen an den SV Sandhausen) auf dem rechten defensiven und Simon Asta (21, Greuther Fürth) auf dem linken Flügel. Asta hat sich mittlerweile beim Zweitligisten aus Fürth durchgesetzt und spielt dort überwiegend als rechter Verteidiger. Der ebenso wie Asta gebürtige Augsburger Raphael Framberger, dessen Bruder Daniel schon einst beim FCA kickte, wurde zuletzt für eine Halbrunde an den Zweitligisten SV Sandhausen verliehen.

Die Innenverteidigung bilden Jozo Stanic (23) und Marco Thiede (30). Stanic ist in Augsburg geboren und steht beim FCA unter Vertrag, derzeit aber an den kroatischen Club NK Varazdin verliehen. Marco Thiede spielt eigentlich als rechter Verteidiger beim Karlsruher SC in der zweiten Bundesliga. Der gebürtige Augsburger hat zwischen 2004 und 2011 beim FCA im Nachwuchs gekickt, entstammt aber ursprünglich der Jugend des SSV Dillingen. Zudem durchlief Thiede die U17 und U19-Auswahlen des FCA, stand darüber hinaus 37 Mal für den FCAII auf dem Platz und sogar einmal für die Profis im DFB Pokal. Am 25.10.2011 durfte Thiede stolze 84 Minuten als Rechtsaußen gegen RB Leipzig agieren.

Als Ergänzungsspieler steht der gebürtige Augsburger Arif Ekin (27) vom TSV Rain bereit, der in der Regionalliga Bayern als Linksverteidiger aufläuft. In der Innenverteidigung können Oliver Merkel (31) vom Regionalligisten Bischofswerdaer FV 08 und Maik Uhde (28) vom TSV Schwabmünchen als Ersatz fungieren. Uhde wurde in Schwabmünchen geboren und schnürte die Fußballstiefel zwischen 2007 und 2016 für den FC Augsburg. Merkel indes spielte nie für einen Augsburger Club, sondern stammt aus der Jugend von Dynamo Dresden.

Marco Thiede ist eine ernsthafte Option in der Abwehr dieser Elf. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Offensive Flügel

Im Mittelfeld bieten sich mehr Alternativen als in der Defensive. Auf Linksaußen fällt die Wahl auf den gebürtigen Münchner Lasse Günther (19), der jedoch schon länger in Augsburg wohnhaft ist und dort in der Jugend ausgebildet wurde. Aktuell ist Günther an den Zweitligisten Jahn Regensburg verliehen, wird aber zum Sommer 2023 wieder in der der Fuggerstadt erwartet. Sein Ersatz auf dem linken Flügel ist der Altöttinger Bastian Kurz (30), der beim Bayernligisten Schwaben Augsburg kickt. Zwischen 2013 und 2017 spielte Kurz beim FCA in der Jugend und in der zweiten Mannschaft.

Auf dem rechten Flügel findet sich der gebürtige Ulmer Erik Thommy (28) wieder. Fußballerisch aufgewachsen ist der Mittelspieler in Kleinbeuren (Landkreis Günzburg) beim hiesigen SV Kleinbeuren. 2010 wechselte Thommy in die Jugendabteilung des FCA und schaffte 2014 sogar den Sprung in den Profikader. Aktuell spielt er bei Sporting Kansas City in der amerikanischen MLS. Sein Backup ist Manuel Feil (28), geboren in Augsburg und derzeit beim SV Elversberg in der dritten Liga tätig. Beim FCA spielte er nie, dafür u.a. beim TSV Gersthofen in der Jugend. Der Günzburger Dennis Chessa (30) spielt derzeit als rechter Mittelfeldspieler beim SSV Ulm in der Regionalliga, bei einem Augsburger Club war er indes nie zugegen.

Manuel Feil ist doch wohl ein klasse Backup auf den Flügeln. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Defensives und offensives Mittelfeld

Im zentralen Mittelfeld führt kein Weg an Florian Neuhaus (25, Borussia Mönchngladbach) vorbei. Der gebürtige Landsberger ist aktueller deutscher Nationalspieler und entstammt der Jugend des VfL Kaufering. Eine Option zu Neuhaus, ggf. etwas defensiver ausgerichtet, spielt der aus dem schwäbischen Rögling (Lkr. Donau-Ries) stammende Marco Schuster (27). Schuster spielt derzeit in der zweiten Liga für den SC Paderborn. Zwischen 2010 und 2017 spielte er für den FCA, u.a in der zweiten Mannschaft.

Marco Schuster hat sich beim SC Paderborn einen Namen gemacht und ist daher eine hochwertige Alternative in dieser Auswahl.  (Photo by Martin Rose/Getty Images)

Ein möglicher Ersatz ist im defensiven Mittefeld der gebürtige Dachauer Tim Rieder. Rieder (29) ist derzeit beim TSV 1860 München unter Vertrag und spielte zwischen 2010 und 2020 beim FCA. Dort gehörte er auch zeitweise dem Profikader an. Eine weitere Alternative zu Neuhaus und Co. ist der gebürtige Augsburger Felix Schwarzholz (23), der überwiegend im defensiven Mittelfeld spielt und dies heute für den 1. FC Schweinfurt in der Regionalliga Bayern. Zudem steht der gebürtige Dachauer Tim Civeja (22) noch als Option zur Verfügung: Der derzeit an die Schanzer in die dritte Liga ausgeliehene Mittelfeldspieler kann diese Position sowohl defensiv als auch offensiv bekleiden. Sein Vertrag beim FCA läuft noch bis 30.06.2024 .

Im offensiven Mittelfeld spielt ein echter Weltmeister: Mario Götze, geboren 1992 in Memmingen im Allgäu. Derzeit kickt der 30 Jahre alte Mittelfeldspieler bei Eintracht Frankfurt. Mit dem gebürtigen Friedberger Lukas Petkov (22) schafft es ein aktueller Spieler des FCA-Profikaders in diese Auswahl. Der polyvalente Mittelfeldspieler kann sowohl zentral als auch auf den offensiven Flügeln spielen.

Eine weitere Option ist hier der gebürtige Neu-Ulmer Romario Rösch, der derzeit in der Heimat für den SSV Ulm aufläuft. Zwischen 2013 und 2019 spielte Rösch für diverse Mannschaften des FCA. Zuletzt sei als an dieser Stelle der gebürtige Augsburger Gabriel Vidovic (19) als vielversprechende Option genannt, der aus der Augsburger Jugend stammt und derzeit beim FC Bayern unter Vertrag steht. In dieser Saison wurde er leihweise zu Vitesse Arnheim transferiert.

Ein Weltmeister in der Augsburger Regionalelf: Mario Götze ist wohl der klangvollste Name der Auswahl. (Photo by Ina Fassbender / AFP) (Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Sturm

Im Sturm spielen zwei richtige Granaten: Der Marktoberdorfer (Lkr. Ostallgäu) Kevin Volland (30) und der gebürtige Friedberger Marco Richter (25). Während Volland seine Jugendjahre überwiegend beim TSV 1860 München verbrachte, erlernte Richter das Fußballspielen in der Akademie des deutschen Rekordmeisters. Aber noch zu Jugendzeiten wechselte er in seine schwäbische Heimat in den Nachwuchs des FCA. Dort konnte er sich durchsetzen und schaffte sogar den Sprung in den Profikader. Dort erspielte er sich auf dem offensiven Flügel einen Stammplatz, bevor er 2021 zu Hertha BSC Berlin wechselte.

Als Backup Stürmer fungiert Christoph Daferner (24) aus Pöttmes (Lkr. Aichach-Friedberg). Der Mittelstürmer stammt aus der Jugend des TSV Pöttmes und verweilte zwischen 2012 und 2014 beim FCA. Nach Stationen beim SC Freiburg, Erzgebirge Aue und Dynamo Dresden spielt er heute beim 1. FC Nürnberg in der zweiten Liga. In der Saison 2022/23 gelangen ihm in 17 Einsätzen drei Tore.

Neben Daferner könnte Jonas Greppmeier (23) vom TSV Rain in einer zweiten Elf auflaufen. Der gebürtige Friedberger spielte zwischen 2014 und 2019 für den FCA. Zu guter letzt sei an dieser Stelle der gebürtige Augsburger Maurice Malone (22) genannt. Er steht derzeit beim FCA unter Vertrag, ist aber an den österreichischen Erstligisten Wolfsberger AC ausgeliehen.

Daferner ist definitiv ein super Sturmbackup für die Regionalelf. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Trainer

Für die Auswahl(en) stehen der gebürtige Augsburger Armin Veh zur Verfügung, der derzeit ohne Anstellung im Fußballgeschäft ist. Der Name Veh wird immer eng mit dem FCA verknüpft sein. Veh spielte einst selbst aktiv beim FCA und übernahm anschließend zweimal die Rolle des Trainers bei den Augsburgern. Schon fast überheblich klingt, dass die B-Auswahl von Julian Nagelsmann, geboren in Landsberg am Lech, gecoacht wird. Im echten Leben ist dieser seit 2021 Trainer beim FC Bayern München. Seine ersten Gehversuche im Fußballgeschäft (genauer gesagt als Scout und Co-Trainer) tätigte Nagelsmann in den 2000er Jahren beim FCA. Dort war er auch selbst als Fußballspieler aktiv (1999-2002 sowie 2007-2008), musste jedoch verletzungsbedingt früh seine Karriere beenden. Oder soll doch lieber der derzeit beschäftigungslose Thomas Tuchel, gebürtiger Krumbacher (Lkr. Günzburg), die B-Elf coachen? Der heute 49jährige stand selbst einst als Libero für die Augsburger Jugend auf dem Platz und coachte den FCA zwischen 2005 und 2008 gleich selbst. Zeit hätte der Weltklasse-Coach jedenfalls nun reichlich.

Fazit an dieser Stelle: Die Qual der Wahl auf dem Trainerposten!

Thomas Tuchel, erhöre uns und coache diese fiktive Elf bitte 😉 (Photo by DENIS LOVROVIC / AFP) (Photo by DENIS LOVROVIC/AFP via Getty Images)

Eure Meinung?!

Aber was ist das bitte für eine coole Auswahl mit einer richtigen Trainerelite an der Spitze!? Schade, dass es vermutlich nie eine bayerisch-schwäbische Elf dieser Art geben wird. Das hätten wir doch gerne mal auf dem Platz gesehen. Und einen Thomas Tuchel am Seitenrand in bayerisch Schwaben. Nun seid aber ihr gefragt: Wie sieht eure aktive bayerisch-schwäbische Traumelf aus den obengenannten Spielern aus? Fällt euch sonst noch jemand ein, den wir nicht auf dem Schirm hatten? Wer schafft es in eure Aufstellung? Wer ist euer favorisierter Trainer? Schreibt es sehr gerne in die Kommentare.

Hinweis: Dies ist eine Auswahl aus aktiven Spielern, daher wurden Ehemalige wie Haller, Biesinger und Co. nicht berücksichtigt. Aber das schreit doch nach einem weiteren Artikel zu einer Legenden-Elf, oder? 🙂

Es wird ein Frohes Neues!


Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Zum neuen Jahr ist man ja schnell dabei mit den Vorsätzen. Wie könnte das neue Jahr besser werden als das Alte und warum ist das überhaupt notwendig? Auch der FC Augsburg startete gerade schon frisch im Trainingslager in Spanien in das Jahr 2023. Bevor ich den Blick Richtung 2023 richten mag, will ich 2022 einmal abschließen. Was bleibt vom FCA aus diesem Jahr hängen?

Pepi und andere Abgänge

Für den FCA ist das Jahr 2022 mit gemischten Gefühlen zu Ende gegangen. Einerseits begann das Jahr mit einem Coup. Der FCA verpflichtete Sensations- und Wahnsinnstransfer Ricardo Pepi, der dann bis in den August beim FCA nicht heimisch wurde und den FCA auch während seiner Leihe nach Groningen nachrichtlich begleitete. So waren im Herbst und gerade wieder Gerüchte zu lesen, dass er den FCA im Sommer sicher verlassen würde. Kurz vor Weihnachten tauchten dann weitere Spekulationen auf, dass der FCA zwar keinen engen Kontakt halten würde, aber dennoch bei weiter voranschreitender sportlicher Entwicklung einer Rückkehr und zweiten Chance im Sommer positiv gegenüber stehen würde. Ob diese Geschichte in 2023 endet? Diese Hoffnung kann man getrost vergessen. Ricardo Pepi ist die größte „Was wäre, wenn…“-Saga, selbst wenn er den FCA in 2023 dauerhaft verlassen sollte.

Dauerhaft verlassen hat im Sommer Markus Weinzierl den FCA. Als Präsident ausgestiegen war kurz vorher auch Klaus Hofmann. Beiden wird in der Stadt momentan nicht nachgeweint. Klaus Hofmann ist weiterhin Investor des FC Augsburg. Über seine weiteren Pläne in Hinblick auf den Verein ist nichts bekannt. Weinzierl ist nun beim Glubb aktiv und will dort wieder attraktiv werden für die erste Liga. Aber von Klaus Hofmann werden wir mit Sicherheit nochmal hören. Wenn es in 2023 noch nicht so weit ist, dann kann ich das gut verschmerzen.

Ricardo Pepi am Ball für den FCA.. Kommt es zu einer Wiedervereinigung in 2023? (Photo by Daniel Kopatsch/Getty Images)

Alles neu macht der August

Seit diesen Abschieden gibt sich der FCA runderneuert. Derweil die Verantwortlichen, die mit Klaus Hofmann eng abgestimmt gearbeitet haben, weiterhin die Geschehnisse des Clubs lenken. Fragwürdige Transfers (15 Mio. für einen US Youngster) als auch Vorgehensweisen („Wir sprechen nach der Saison“) haben sie mitgetragen. Für eine offenere Kommunikation wurde später geworben. Am ersten Heimspieltag hat man der organisierten Fanszene trotzdem erstmal mitgeteilt, dass Choreografien vom Club freizugeben sind.

Sportlich kam mit Enno Maaßen nach einer gefühlten Ewigkeit ein neuer Cheftrainer. Dieser konnte nach einigen Abgängen mit Maxi Bauer, Elvis Rexhbecaj, Ermedin Demirovic und Mergim Berisha Neuzugänge begrüßen, die in der Hinrunde gleich richtig einschlugen. Andere liebgewonnene Spieler wie Michael Gregoritsch, Alfred Finnbogason und Jan Moravek verließen den Verein dahingegen. Berechtigterweise kann von einem Umbruch gesprochen werden. Enno Maaßen gewann mit seinem Team gegen Leverkusen (zum ersten Mal in der Augsburger Bundesligageschichte) und gegen den FC Bayern (mal wieder). In einigen Spielen reichte es hinten raus nicht mehr ganz. Trotzdem steht man sportlich okay da.

Tightes Sneakergame und klare sportliche Vorstellungen: Mit Enno Maaßen landete der FCA einen Treffer auf der Trainerpositionen für den sportlichen Neuanfang. (Photo by Leonhard Simon/Getty Images)

Der Alt-Herren-Club beim sportlichen Aufschwung

Der sportliche Aufschwung fiel dabei zufällig zusammen mit der Neubesetzung des Präsidentenpostens durch Max Krapf. Der Augsburger Fußballwirt mit eigener Historie als Geschäftsführer beim FCA öffnete erst einmal die Kommunikationskanäle in alle Richtungen. In der Landschaft der immer weiter fortschreitenden Kommerzialisierung des Fußballs wird aber auch er sich an Ergebnissen messen lassen müssen. 2023 wird dabei ein Jahr, in dem sich zeigen wird, ob es unter ihm ein reines „weiter so“ mit Grinsegesicht oder ob es vielleicht doch die ein oder andere hoffnungsvolle strukturelle Änderung und Initiative gibt. Nachdem mit Raphael Brandmiller ein weiterer Mann in den Vorstand eingezogen ist, ist es für den FCA noch ein ganzes Stück, um aus der Alte-Herren-Klüngel-Ecke wieder raus zu kommen. Hoody hin oder her.

Was uns allen dabei in die Karten spielen dürfte? Sportlich sollte die Rückrunde und dann auch die neue Saison unter positiven Sternen stehen (ich weiß, ich lehne mich aus dem Fenster). Wie kein anderer Verein litt der FCA in der Hinrunde unter Verletzungspech. Dazu kamen Sperren auf Grund von disziplinarischen Unzulänglichkeiten und fragwürdigen Schiedsrichterentscheidungen. Insgesamt war Enno Maaßen so einiger Möglichkeiten beraubt und es hätten schon in der Hinrunde mehr Punkte werden können. In der Rückrunde ist nun die Zeit gekommen. Die Mannschaft wird die an sie gestellten Erwartungen erfüllen und uns alle auf eine positive sportliche Reise mitnehmen. Am Ende wird das nächste Jahr Bundesliga stehen. Zu dessen Beginn können wir alle den Blick endlich und berechtigt etwas höher richten. Ach, das alleine wäre schon schön. Frohes Neues!

Bye, bye Frammi

Mitte der laufenden Woche erschien die überraschende Meldung auf den sozialen Kanälen des FCA: Urgestein Raphael Framberger (27) verlässt für eine Rückserie seinen Heimatclub. Die genaue Destination war für mehr als 24 Stunden unklar, obwohl die Bild zwischenzeitlich berichtete, dass der Zielverein der SV Sandhausen sein soll. Der FCA bestätigte erst am Folgetag offiziell . Damit hatten wohl – trotz des aktuellen Reservisten-Daseins von Framberger – nur die wenigsten gerechnet.

Sein Weg in den Profifußball

Raphael „Frammi“ Framberger wurde am 06.09.1995 in Augsburg geboren und ist fußballerisch beim SV Cosmo Aystetten großgeworden. Im Alter von acht Jahren wechselte „Frammi“ in den Nachwuchs des FCA. Sein fünf Jahre älterer Bruder Daniel Framberger kickte von 1999 bis 2011 ebenfalls dort, gab am 09.05.2010 sogar sein Profidebüt in der zweiten Liga gegen den 1. FC Kaiserslautern. Über die Jugendmannschaften und die „Zwote“ des FCA empfahl sich Frammi nachhaltig für den Profikader. Für die Augsburger spielte Frami unter anderem in der U19-Bundesliga Süd/Südwest. Im Jahr 2016 zog er sich einen langwierigen Kreuzbandriss zu und verpasste somit die komplette Rückrunde.

Sein Profidebüt gab Framberger am 28.01.2017 im Auswärtsspiel gegen die Wölfe. Er spielte auf der Position des Rechtsverteidigers die vollen 90 Minuten. Der FCA gewann mit 2:1 und Framberger steuerte eine Torvorlage bei. Die darauffolgenden Spiele kam er sodann nicht mehr zum Einsatz, erst gegen RB Leipzig durfte Framberger 52 Minuten wieder als Rechtsverteidiger ran. Seine Verletzungsanfälligkeit zeigte sich schon früh: Eine Meniskusverletzung führte dazu, dass Framberger auch die Rückrunde 2017 verpasste. In der Saison 2017/2018 zog er sich eine Bänderverletzung zu, Anfang 2019 erneut einen Kreuzbandriss. Zwischen den Verletzungen stellte er jedoch immer eine ernsthafte Option im Profikader dar. Er wurde hierbei überwiegend auf dem rechten Flügel – defensiv wie offensiv – eingesetzt.

Anfang 2021 verpasste er den Start in die Rückrunde aufgrund eines Muskelfaserrisses, anschließend spielte er jedoch konstant vom 22. bis zum 29. Spieltag als Rechtsverteidiger in der Bundesliga. Insgesamt stand Frammi bisher 136 mal im Kader des FCA, davon 57 mal in der Startelf, 27 Einwechslungen stehen ebenso zu Buche wie 52 Kadernominierungen ohne Einsatz. Ein Spiel verpasste er gesperrt, 81 Begegnungen wegen Verletzungen, Krankheiten oder Blessuren. Frammi erlebte übrigens als damals 20jähriger die erste Europa League Saison der Geschichte des Clubs, im ersten Spiel gegen Athletic Bilbao befand er sich ohne Einsatz im Kader, im „Wunderspiel“ gegen Partizan Belgrad (1:3 für den FCA) befand sich Frammi ebenfalls an Bord.

Auf eine Rückrunde beim SVS

Nun geht es für den schnellen Außen zum Zweitligisten nach Sandhausen. Der SV Sandhausen ist ein Verein aus Baden-Württemberg, der derzeit auf dem letzten Tabellenplatz in der zweiten Fußballbundesliga steht. Der SV Sandhausen spielt seit 2012 durchgängig in der zweiten Liga, seine Spiele trägt der Verein im Hardtwaldstadion mit rund 15.500 Plätzen aus. Sandhausen hat 15.378 Einwohner*innen (Stand: 31.12.2021) und liegt im Rhein-Neckar-Kreis. Nach Augsburg sind es rund drei Stunden mit dem Zug oder auch mit Auto (ca. 270 Kilometer, je nach Streckenverlauf).

Beim SVS wird Raphael Framberger vermutlich den wohl doch langwierigeren Ausfall von Kapitän Dennis Diekmeier (32) auffangen. Einen Konkurrenzkampf wird es vorallem mit Bashkim Ajdini (30) geben. Der Verteidiger aus dem Kosovo kam in der Hinrunde zu 13 Einsätzen, hierbei gelangen ihm zwei Tore und er sah vier gelbe Karten. Der SV Sandhausen darf sich über einen motivierten, zweikampfstarken Mentalitätsspieler freuen, der über eine gute Grundgeschwindigkeit verfügt und charakterlich top eingestellt ist. Zudem kann er auf dem Feld viele Kilometer zurücklegen, wirkt manchmal wie eine „Laufmaschine“. Man berichtet zudem über ihn, dass er ein akribischer Arbeiter mit höchst professioneller Einstellung sei. So wirkt er auch nach außen, wenn man ihn (höchst selten) mal im FanTV oder in Interviews zu sehen bekommt.

„Mit Raphael haben wir einen zweikampfstarken Spieler mit Bundesliga-Erfahrung verpflichtet. Er ist ein Mentalitätsspieler, der uns helfen wird.“

SVS-Trainer Alois Schwartz über diesen Transfer

Beim FCA hat Frammi noch Vertrag bis 30.06.2024. Die Leihe soll ihm vor allem Spielpraxis und Einsatzminuten bringen. Dies fehlte ihm in Augsburg zuletzt, in der laufenden Saison kam er bisher nur in vier Pflichtspielen zum Einsatz (3x Liga, 1x DFB Pokal). In einem Spiel in der Regionalliga Bayern half Frammi zudem noch bei der zweiten Mannschaft aus.

Mit Chima Okoroji steht im aktuellen SVS-Kader auch ein alter Augsburger Bekannter: Der heute 25jährige stand zwischen 2015 und 2016 beim FCA unter Vertrag, kam hierbei bei der Zwoten in der Regionalliga zum Einsatz (39 Spiele), nachdem er zuvor mit der A-Jugend aus der Bundesliga abgestiegen war.

Meinung

Der sympathisch-bodenständige Defensivspieler steht unbestritten wie kein zweiter aktueller Kaderspieler für den FCA. Er spricht die hiesige Mundart, lebt seit jeher in der Region und das emotionale Video auf Instagram sprach Bände, wie sehr ihn dieser (temporäre) Abschied von seinem Heimatclub bedrückte. Er versprach, so oft wie möglich in Augsburg vorbeizuschauen und wenn möglich, sich in die Fankurve einschmuggeln zu lassen. Ich habe tatsächlich sehr geschmunzelt und doch auch das ein oder andere Tränchen verdrückt. Stefan Reuter bezeichnete ihn ebenfalls als Augsburger Identifikationsfigur, den man aber im Sommer am Lech zurück erwartet.

„Die Entscheidung, meinen FCA wenn auch nur vorübergehend zu verlassen, ist mir ganz und gar nicht leicht gefallen. Aber ich möchte jetzt einfach mal eine Phase erleben, in der ich regelmäßig auf dem Platz stehe und viel Spielpraxis erhalte.“

Raphael Framberger über seinen Wechsel

In den sozialen Netzwerken nahm ich diverse Nachrichten wahr, die ausdrückten, dass Framberger nicht gut genug für den FCA oder generell die Bundesliga sei. Ich finde, das kann man so nicht sagen. Aufgrund seiner Verletzungsanfälligkeit hat Frammi bisher noch keine Saison komplett verletzungsfrei durchspielen können, zudem steht er trotz seiner erst 27 Jahren schon seit bald acht Jahren im Profikader und dies konstant. Ich für meinen Teil drücke Raphael Framberger die Daumen, dass er verletzungsfrei bleibt und dem SV Sandhausen in der misslichen sportlichen Situation direkt helfen kann. Sandhausen steht mit 16 Punkten nur einen Punkt entfernt vom ersten Nicht-Abstiegsplatz, den derzeit der FC St. Pauli bekleidet.

Auch würde ich mich sehr freuen, Frammi in unserer Kurve begrüßen zu dürfen, so wie er es im Video ankündigte. Die Worte waren ehrlich und authentisch, wie unser Frammi es nun mal halt auch ist. Er ist kein Instagram-Poser oder Social-Media-Profi, hält sich auch in Videos angenehm zurück. Das ist selten in der heutigen Zeit. Dem Mann mit dem bodenständigen Lächeln und der heimischen Wortwahl wünschen wir persönlich nur das Beste in Sandhausen und hoffen, dass er im Sommer 2023 gestärkt zurückkehrt aus der Leihe und beim FCA wieder angreifen kann.

Mercedes Benz Junior Cup 2023

Die U19-Junioren des FC Augsburg nahmen am vergangenen Wochenende am Mercedes-Benz Junior Cup im Sindelfinger Glaspalast teil – und befanden sich dort in bester Gesellschaft. Unter anderem traten neben dem FCA die U19-Auswahlen von Manchester United, Rapid Wien, Galatasaray Istanbul und Benfica Lissabon an. Bei dem seit 1991 ausgetragenen Turnier gaben sich schon prominente Kicker wie Manuel Neuer, Leroy Sané und Joshue Kimmich einst die Ehre.

Die Mannschaft

Nachdem sich einige Mitspieler der U19 bei den Profis im Trainingslager in Spanien befanden, musste Coach Alexander Frankenberger ein wenig umdenken. Da in der Halle sowieso andere Systeme und Formationen gefordert waren, fielen die personelle Abwesenheit von Lubik, Zehnter, Kömür, Dell’Erba und Co. zwar auf, aber es standen trotzdem genug Spieler zur Verfügung für das geforderte Sechs-gegen-Sechs mit fliegendem Blockwechsel.

Im Tor stand in Abwesenheit von Marcel Lubik, der bei den Profis verweilen darf, der 18jährige Alen Kenjar: Der 1.88 Meter große Schlussmann stammt aus der Augsburger Jugend und war zwischenzeitlich an den SSV Ulm ausgeliehen. Vor ihm agierte in der Defensive Kapitän Nick Rasoulinia, ebenfalls 18 Jahre jung und auf dem Großfeld Innenverteidiger. Er stammt aus der Jugend des 1. FC Köln, beim FCA ist er seit 2021 unter Vertrag.

Der 18jährige Litauer Titas Buzas spielte ebenso offensiv wie Roemeo Ivelj (17), Max Bachner (17) und Alem Japaur (18). In der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest spielt Buzas im offensiven Mittelfeld, Ivelj ist Linksaußen, während Bachner und Japaur als Mittelstürmer fungieren. Titas Buzas kam im letzten Sommer erst von Dynamo Kiew an den Lech. Ivelj ist ehemaliger U17 Nationalspieler Kroatiens und stammt ebenso wie Japaur aus der Augsburger Jugend. Japaur war ebenfalls U17-Nationalspieler, aber für sein Heimatland Bosnien-Herzegowina. Bachner ist wie Buzas seit Sommer 2022 für den FCA am Ball, er entstammt dem Nachwuchs des VfB Stuttgart.

Der 2020 aus der Burghauser Jugend nach Augsburg gewechselte Dominik Soptirean (17) ist ebenso wie Namensvetter Dominik Lindermeir (17) defensiv ausgerichtet. Soptirean spielt auf dem Großfeld normalerweise als Innenverteidiger, Lindermeir ist Mittelfeldakteur und stammt aus dem eigenen Nachwuchs. Der aus Deggendorf stammende Niederbayer Simon Mühlbauer (17) ist defensiver Mittelfeldspieler und kam ebenso wie Simon Lichtensteiger (17) in der Halle zum Einsatz. Lichtensteiger durchlief die Jugendmannschaften des FC Memmingen, bevor er im Jahr 2019 zum FCA stieß.

Vor- und Zwischenrunde

Bei zweimal neun Minuten Spielzeit und zwei Minuten Halbzeitpause wurden die acht teilnehmenden Mannschaften in der Vorrunde auf zwei Gruppen verteilt. Während sich in Gruppe A der Lokalmatador VfB Stuttgart RB Leipzig, Galatasaray Istanbul und Manchester United stellen musste, bekam es der FCA mit Rapid Wien, dem 1. FC Köln und Benfica Lissabon zu tun.

Am vergangenen Samstagnachmittag standen die Augsburger Mannen erstmals dem Cup-Gewinner von 2020 gegenüber. Rapid Wien galt auch in diesem Turnier als Favorit auf die Trophäe. Gegen die Vertreter aus Österreich führte der FCA lange 2:0, bis sich Rapid seiner Stärke bewusst wurde und die Partie mit 4:2 drehte. Die Tore für den FCA erzielten Buzas und Japaur.

Die U19 des FCA: Präsentierten sich stark auf einem hochrangig besetzten Nachwuchsturnier in Sindelfingen. (Foto: FCA)

Die zweite Partie bestritten die Augsburger gegen Benfica Lissabon und gewannen souverän mit 2:0. Hier lauteten die Torschützen Japaur und Rasoulinia. Zum Abschluss der Vorrunde kam der FCA gegen Köln nicht über ein 2:2 hinaus, weswegen es nur für Rang drei reichte. Für die beiden Tore zeigten sich Buzas und Rasoulinia zuständig.

Als Dritter ging der FCA also in die Zwischenrunde und stand dort zuerst dem Gewinner der Gruppe A, Manchester United, gegenüber: Die Engländer gingen früh mit 1:0 in Führung, doch der FCA erzielte kurz vor der Halbzeit den Ausgleich. Drei Minuten nach Seitenwechsel dann die Führung des FCA, die dieser bis zum Abpfiff halten konnten. Torschützen hier Rasoulinia sowie Lindermeir. Zum Abschluss schlug der FCA den VfB Stuttgart mit 1:0 durch das goldene Tor von Romeo Ivelj. Durch die beiden Endresultate zog der FCA als Gruppenerster und als einzig verbliebener deutscher Vertreter ins Halbfinale ein.

Halbfinale und Endplatzierung

Der Gegner an diesem Nachmittag im ersten Halbfinale: Galatasaray Istanbul. Die aus der Türkei angereisten Mannen wussten eine riesige Fanbase hinter sich, die im Sindelfinger Glaspalast ordentlich Stimmung machte. In der zweiten Halbzeit legte der FCA in Person von Ivelj vor, jedoch gelang den Gegnern 20 Sekunden vor Abpfiff der Ausgleich. Leider zogen die Augsburger im Entscheidungsschießen den Kürzeren, trotz zwei gehaltener Bälle von Keeper Kenjar.

Im Spiel um Platz drei bezwang der FCA sodann erneut Manchester United. Mit dem 1:0 durch Titas Buzar beendeten die Augsburger Mannen das hochrangig besetzte Nachwuchsturnier mit einem starken dritten Platz. Trainer Alexander Frankenberger war mit dem ersten Auftritt bei diesem Turnierformat, das seit 1991 in der Form ausgetragen wird, sehr zufrieden: „Es war ein tolles Turnier, bei dem wir unsere Erwartungen sogar übertroffen haben. Nicht nur, was die Platzierung betrifft, sondern auch in der Art und Weise. Wir können stolz darauf sein, welche Vereine wir hinter uns gelassen haben. Ein bisschen Wehmut ist natürlich dabei, weil wir sogar kurz vor dem Finaleinzug standen. Das Fazit lautet deshalb: Super, fast perfekt!“

Gewonnen hat den Cup 2023 übrigens die Auswahl von Rapid Wien, die das Turnier ungeschlagen und mit der Maximalpunkzahl von 15 Punkten aus Vor- und Zwischenrunde abschlossen. Gratulation an den Gewinner und an unsere Jungs, das war ein grandioses Turnier und eine super Werbung für den Junioren-Fußball.

Nice to have you here, Arne!

Zwischen den Jahren stellt sich ja oft so eine kleine Winterruhe ein. Je nachdem, ob man frei hat und in welcher Branche man arbeitet. Der FC Augsburg hat seine Spieler über Weihnachten und Neujahr jedenfalls in den Urlaub geschickt. Zum zweiten Mal. Dagegen ist seine Führungsebene nicht untätig geblieben. Denn kurz vor dem Jahreswechsel erfuhren wir Fans recht unvermittelt: Mittelfeldmann Arne Engels soll an den Lech kommen!

Der Wechsel ist mittlerweile in trockenen Tüchern und der Neuling am Mittwoch gleich ins Trainingslager mitgefahren, um seine Mannschaftskameraden kennenzulernen. Auch wir von der Rosenau Gazette wollen zum Start einmal kräftig winken und sagen: Nice to have you here, Arne!

Fußballjugend in Belgien

Denn noch ist es dem 19-Jährigen lieber, wenn man Englisch mit ihm spricht. Er ist in Belgien geboren und aufgewachsen. Seine Muttersprache ist Niederländisch, eine von drei Amtssprachen in dem Nachbarland. Die Jugendjahre von der U10 bis zur U12 verbrachte Engels beim KAA Gent, ehe er mit 12 Jahren zur Jugend-Akademie des belgischen Erstligisten FC Brügge wechselte. Dort kam er zuletzt beim Club NXT zum Einsatz, bei der Brügger „Zwoten“ in der 2. belgischen Liga, sowie bei der U19, die in der UEFA Youth League u.a. zwei Mal Bayer Leverkusen besiegte. Auch wenn es letztendlich nicht für den Einzug in die Zwischenrunde reichte.   

Von Klein auf hat Engels also die „klassische“ moderne Fußballausbildung genossen. Und mit Augsburg stand nun der nächste große Karriereschritt an, der ihn zum ersten Mal länger aus seinem Heimatland hinausführt.  

Beim Club NXT, der U23 des FC Brügge, durfte sich Arne Engels auch über das ein oder andere eigene Tor freuen. (Photo by FILIP LANSZWEERT/BELGA MAG/AFP via Getty Images)

Fähigkeiten und Rolle beim FCA

Der Augsburger Neuzugang ist mit seinen 1,85 Metern ein groß gewachsener, athletischer Typ, der sich beim Spiel gegen den Ball gut behaupten und den Gegner unter Druck setzen kann. Zudem ist er flink und laufstark – das sind genau die Eigenschaften, die Engels an der Bundesliga schätzt und beim FCA vor allem auf der rechten Außenbahn einbringen kann. Genau auf der Position, die in Enno Maaßens 4-4-2-System bis zur langwierigen Knorpelverletzung von André Hahn vor allem von diesem ausgefüllt worden war.

Engels zeichnet sich aber auch durch Flexibilität aus, d.h. er kann und will seine offensiven Qualitäten auch im zentralen Mittelfeld einbringen – eine weitere, lange (zu) dünn besetzte Position beim FCA. 2020 sagt der damals 16-Jährige über sich:

Meine Spezialitäten auf dem Platz sind Weitschüsse, lange Bälle und immer 100% geben, auch im Training.

Passage aus einem Kurzvideo des Club NXT vom 11.08.2020 (aus dem Niederländischen ins Deutsche übersetzt)

Das Ergebnis dieser Bälle – als Standards oder aus dem Spiel heraus – sind dann nicht selten feine Torvorlagen, von denen er bei seinem Ex-Club in der Hinrunde bereits 6 lieferte. Auch zwei Tore steuerte er bei. Gerade diese Vorlagen (und natürlich auch die Treffer) könnten in der Rückrunde, die für den FCA erneut hart werden wird, Gold wert sein.

Allerdings ist nicht zu erwarten, dass sich der „hochveranlagte Mittelfeldspieler“, wie Stefan Reuter von ihm schwärmt, auf der Stelle zur Stammkraft im Mittelfeld aufschwingen wird. Vielmehr wolle der Verein ihm die nötige Zeit geben, um ihn an die Bundesliga heranzuführen. Denn im Vergleich zur 2. Belgischen Liga ist die erste deutsche Spielklasse tatsächlich ein viel härteres Pflaster. Insofern ist die Verpflichtung von Talent Engels in erster Linie als kostengünstiges Invest in die Zukunft zu sehen. Denn er soll nur 100.000,- Euro Ablöse gekostet haben, während sein Vertrag viereinhalb Jahre bis Juni 2027 läuft. Trotzdem könnte er als Backup z.B. für Demi auf links oder seinen Namensvetter Arne Maier im Zentrum regelmäßig auf ein paar Einsatzminuten kommen.

Erste Eindrücke

Seine ersten Einsatzminuten von Beginn an bekam der Lockenschopf gleich am Samstag im Testspiel gegen Union Berlin. (Wobei er rein äußerlich eine gewisse Ähnlichkeit mit seinem Mannschaftskollegen Julian Baumgartlinger hat.) Enno Maaßen ordnete ihn der zweiten Spielansetzung zu. Im zweiten Spiel wurden – anders als im ersten – vor allem Ersatz- und Nachwuchskräfte getestet. Das dürfte die künftige Rolle Engels‘ als Ergänzungsspieler in der ersten Mannschaft nochmals bekräftigen. Im Spiel agierte er auf seiner Paradeposition, der rechten Außenbahn. Seinen Gegenpart auf links bildete Lukas Petkov. Allerdings blieb der Neuzugang bis zur 77. Minute, als er durch U23-Stürmer Josué Mbila ausgeswechselt wurde, noch unauffällig. Was auch am glücklosen Spielverlauf insgesamt gelegen haben dürfte. Die Partie ging 1:4 verloren.

Dem vereinseigenen TV-Sender stand Arne Engels im Trainingslager dann auch schon im Interview Rede und Antwort. Wie er da im Lounge-Sessel lehnt, macht er einen leicht schüchternen, aber sehr gefassten und besonnenen Eindruck. Ähnlich beschreibt ihn auch der Trainer. Zwar räumt er ein, dass der Wechsel nach Augsburg „a quite hard step“ für ihn (gewesen) sei, da er dafür Freunde, Familie und auch seine Freundin in Belgien zurücklassen musste. Trotzdem wirkt er optimistisch, fokussiert und leistungsbereit. Nicht zuletzt, weil seine Freundin ihn so oft wie möglich in Schwaben besuchen kommen werden und weil ihm seine Mitspieler beim Eingewöhnen sehr helfen würden. Auch mit der Sprache. Dabei hebt er vor allem die englischsprachigen Spieler aus Skandinavien hervor, also die beiden Freddys und Mads Pedersen. Mit ihrer offenen Art können sie ihren neuen Mitspieler sicherlich schnell zum Auftauen bringen.

Wünsche

Wir wünschen dir, lieber Arne,

– dass du dich in Augsburg und im Team schnell einlebst und wohlfühlst,
– dass du dein Ziel erreichst, dich fußballerisch weiterzuentwickeln,
– dass du deine eigenen Erwartungen und die des Trainers erfüllen kannst,
– dass du möglichst viel Spielpraxis sammeln kannst und
– dass dir unser Lieblingsverein möglichst viele positive Erlebnisse, wie z.B. gleich am zweiten Tag im Trainingslager im Gewinnerteam zu sein, beschert.

Dann wird deine Zeit beim FC Augsburg bestimmt so, wie du im Interview gesagt hast: Es wird klappen, „it will be ok!“

„Für Familien und Kinder ist das ein Paradies“

So eine Fußballmannschaft ist ja schon ein bunter Haufen. Das bleibt er auch in Augsburg. Manche Spieler stechen aus solch einem bunten Haufen ein bisschen mehr heraus als andere. In Augsburg ist das definitiv Rafal Gikiewicz, der polnische Schlussmann des FCA. Ich lerne ja immer wieder gerne etwas zur Heimat unserer Fußballer und so habe ich mich mit Rafal kurzgeschlossen und er hat mir von Polen erzählt. Jetzt möchte ich gerne nach Polen. Wohin genau? Rafal hat es verraten…

Andy: Du kommst ursprünglich aus den Masuren. Ich würde gerne mit einem Text starten, den ich über die Masuren gelesen habe. „Die Legende besagt, dass Gott nachdem er die Erde erschaffen hatte, während er sich nach harter Arbeit ausruhte, ein tiefes Loch entdeckte. Um die Mulde zu füllen, trug er mit seinen Händen Steine und Gebirgsfelsen aus aller Welt und formte daraus die Hügel. Er holte Sand und Lehm aus dem Tiefland, aus dem er den Boden bildete. Mit seinen Händen brachte er Wasser aus den Meeren und Ozeanen und goss es in die Mulden, aus denen sich Seen bildeten. Er teilte die Wildnis in viele Wälder auf und aus den zahlreichen Sümpfen des Landes brachte er Lagerstätten von Eisenerz und Torf. So ist das heutige Masuren aus einem Loch entstanden.“

Rafał: Ich habe das noch nie gehört, aber ich glaube, es stimmt. Wirklich! Olsztyn ist meine Heimatstadt. Allenstein heißt sie auf Deutsch. Alleine in meiner Stadt gibt es 16 oder 17 Seen. Da gibt es in jeder Ecke viel Wasser. Und es ist sehr sauberes Wasser. Das kann man mit den Seen in Augsburg oder München gar nicht vergleichen. Das ist ein großes Privileg. In der Freizeit fährt man mit der Familie, mit einem Kumpel oder der Frau / Freundin an einen See und geht schwimmen und das gute Wetter genießen. Jeder See hat wirklich eine tolle Qualität.

Andy: Das heißt, durch die Seen fährt man am Wochenende gar nicht ans Meer?

Rafał: Genau. Bei uns ist es so: Wenn du am Wochenende ans Meer fahren willst, dann musst du von meiner Stadt aus 2 bis 2,5 Stunden fahren. Da sagen viele Leute: „Jetzt ist das Benzin teuer. Bleiben wir einfach in Olsztyn.“ Die Stadt hat viel Geld investiert – in den Plaża Miejska (Anm. der Red.: Jachthafen). Da gibt es viele Plätze mit Sand zum Volleyball spielen, viele Restaurants, frischen Fisch. Für Familien und Kinder ist das ein Paradies. Leider kann ich nur einmal im Jahr dort sein.

Andy: Olsztyn hat auch eine sehr ähnliche Größe wie Augsburg. Ich finde das eine sehr angenehme Größe der Stadt. Es ist nicht zu groß, man kann schnell überall hinkommen.

Rafał: Genau. Ich muss sagen, ich bin wirklich ein sehr großer Fan von Augsburg. Ich war zwei Jahre in Berlin und wenn du dort zum Beispiel einen Termin bei einem Arzt hast, dann fährst du eine Stunde und dreißig Minuten lang, weil viel Verkehr ist. Dann bist du eine halbe Stunde im Termin und fährst wieder 1,5 Stunden zurück. Da verlierst du vier Stunden, in denen du deine Familie nicht siehst. In Augsburg oder meiner Heimatstadt ist das anders. Jetzt zum Beispiel fahre ich von Neusäß zur WWK-Arena 10 Minuten. In Berlin Köpenick war das brutal 2 Jahre lang, obwohl ich nur 5 Kilometer zum Stadion hatte. So viele Autos habe ich in meinem ganzen Leben nicht gesehen. Und dann musst du Strafe zahlen, wenn Du zu spät kommst, und jede Minute kostet viel Geld. Manchmal war ich mit dem Auto unterwegs, aber alle standen Richtung Stadion. Dann bin ich einfach zurück nach Hause, habe die Vespa genommen und bin mit der Vespa zwischen den Autos durchgefahren.

Giki mit der besten Laune, wenn es läuft. Urlaub mit ihm wäre sicher ein großer Spaß! (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Andy: Das ist dann die Weisheit des Alters irgendwann, dass man nicht mehr die ganz großen Städte braucht.

Rafał: Ich glaube, das kann man auch gar nicht vergleichen. Ich habe zwei Kinder und eine Frau. Mir macht das Spaß, mittags die Kinder abzuholen und mit beiden zum Training zu fahren. Wenn du Papa bist und seit 15 Jahren eine Frau hast, dann hast du andere Prioritäten. Mein Tag ist ein bisschen anders organisiert als der der jüngeren Spieler. Natürlich macht es Spaß, manchmal nach München oder in eine andere große Stadt zu fahren. Aber wir fühlen uns in Augsburg seit fast 2,5 Jahren sehr wohl.

Andy: Die Kurve zurück einmal nach Olsztyn. Da hast du ja auch mit dem Fußballspielen angefangen. Wie würdest du deinen Homeground beschreiben, wo Du mit deinem Bruder zum Fußball gekommen bist?

Rafał: Ich muss sagen, das war eine schwierige Zeit, weil wir zwei Zwillingsbrüder sind und immer zusammen waren. Wir waren laut. Wir hatten viel Energie. Unser Papa hat bei unserem ersten Verein, Stomil Olsztyn, gearbeitet. Wir waren viel unterwegs und konnten nicht bei unserem Heimatverein spielen. Ich bin dann zu unterschiedlichen Vereinen gewechselt. Sokol Ostroda, Drweca Nowe Miasto Lubawskie, DKS Dobre Miasto. Die waren immer so 50 bis 60 Kilometer weit weg und wir mussten immer mit unseren Eltern nach der Schule fahren, trainieren, und wieder zurück, Hausaufgaben machen, schlafen und wieder zur Schule gehen. Es war eine anstrengende Zeit für uns, aber wir hatten einfach einen riesigen Traum. Kein Talent, aber wir hatten Bock, hart zu arbeiten. Und seit ich 11 oder 12 war, weiß ich, dass ich Fußball spielen will. Wir hatten immer eine Philosophie mit unserem Papa. Wir wollten jedes Jahr eine Liga höher wechseln und nicht zu große Schritte nach oben machen und dort dann keine Rolle spielen. Uns systematisch weiterentwickeln. Wir haben immer für ein Jahr einen Vertrag unterschrieben und mit 20 Jahren einfach einen riesigen Schritt in die beste polnische Liga gemacht – die heißt Ekstraklasa – zu Jagiellonia Bialystok. Und dann ging es schnell. Mit Slask Wroclaw sind wir Meister geworden, haben den Pokal gewonnen und den Supercup. Ich habe gegen Hannover Europa League-Quali und auch Champions League-Quali gespielt. Und dann kam es zum Bruch durch eine komplizierte Situation mit meinem Bruder und einem Mitspieler. Ich stand hinter meinem Bruder und durfte dann mit 15, 16 Jahre alten Spielern nur noch laufen und nicht mehr mit der ersten Mannschaft trainieren. Und dann habe ich eine Anfrage von Eintracht Braunschweig bekommen, ob ich zum Probetraining kommen kann. Ich hatte und ich habe nie in meinem Leben Angst. Also habe ich gesagt „Ja, ich kann kommen“. Ich konnte kein einziges deutsches Wort. Wirklich gar nichts! Null! Ich habe mit dem Torwarttrainer mit Händen und Füßen gesprochen und er hat mir gezeigt, was ich machen soll. Nach dem ersten Tag Probetraining hat er gesagt, dass er mich haben will. Und damit hat mir Alex Kunze – so heißt er – eine riesige Chance gegeben. Das ist meine 9. Saison in Deutschland und ich bin wirklich dankbar. Ich glaube, im Leben muss es einfach so sein. In Breslau lief es nicht so gut, dann kam Eintracht Braunschweig. Nach zwei Jahren wechselte ich dann von Braunschweig nach Freiburg und sie haben fast eine Millionen Euro bezahlt. All das auf Grund von harter Arbeit. Ich bin ohne großem Namen nach Deutschland gekommen. Ich musste wirklich hart arbeiten, ohne die Sprache zu können. Das erste Jahr war nicht einfach, aber ich war laut in der Kabine und ich hatte viel Spaß mit den Jungs, auch ohne die Sprache zu können. Ich bin mich einfach reingestürzt.

Andy: Das kann ich mir vorstellen. Lass uns noch mal nach Bialystok zurückspringen. Bialystok liegt ja noch östlicher als Olsztyn.

Rafał: Das liegt an der weißrussischen Grenze. Bis dahin sind es nur 50 bis 60 Kilometer.

Andy: Wie würdest du die Stadt beschreiben? Wie ist es dort? Gibt es Unterschiede zu Olsztyn?

Rafał: Ja, schon. Dort ist es nicht so farbig, es gibt kein Wasser und nicht so viel Natur. Aber ich habe dort meine Frau kennengelernt. Und ich bin immer noch mit ihr zusammen und wir haben zwei Kinder. Ich war drei Monate lang alleine in Bialystok nach meinem Wechsel dorthin und hatte eine Wohnung gemietet. Dann habe ich sie kennengelernt, bin zu ihr gezogen und bis heute mit ihr zusammen geblieben. Wir haben den Pokal gewonnen, hatten aber mit Jagiellonia Bialystok zehn Punkte abgezogen bekommen wegen Korruption. Aber trotzdem haben wir den Klassenerhalt geschafft. Ich glaube, wir waren auf dem 10. oder 11. Platz. Die Familie meiner Frau wohnt dort und wir sind deshalb regelmäßig da. Und egal, wann ich dort hinkomme und in die Stadt gehe, singen die Fans noch immer meinen Namen, weil wir den Pokal gewonnen haben. Das war das erste und letzte Mal bis heute. Das war wirklich eine geile Zeit. Nur zwei Jahre, aber wirklich sehr geil. Die Stadt ist auch schön, viel besser als 2010 oder 2012. Aber Olsztyn und Bialystok kann man eigentlich nicht vergleichen. Beide sind gut, aber Olsztyn ist fast besser.

Andy: Olsztyn klingt aus touristischer Sicht schöner…

Rafał: Ja und nach Bialystok kommen viele Leute aus Weißrussland oder Litauen. Sie kaufen dort Fernseher in den Supermärkten und nehmen sie mit nach Hause, weil die in Bialystok billiger sind als in Weißrussland.

Andy: Gut, dann weiß man, wann man in welche Stadt reisen muss. Nicht ganz zwischen beiden Städten – jetzt kommen wir zu einer polnischen Legende – liegt ein Ort, über den ich auch gelesen habe, als ich mich vorbereitet habe. Und zwar die Nikolaiken (Mikołajki).

Rafał: Die kenne ich zwar nicht, aber erzähl mir davon.

Andy: Der Stintkönig – sagt dir der was? Das ist wohl ein masurischer See, der von einem großen Fisch beherrscht wird. Dieser Fisch ist dort wohl gefesselt und muss den Anglern Glück bringen. Du kennst den Ort nicht?

Rafał: Nein. Vielleicht habe ich davon gehört, aber als ich jung war hatte ich keinen Spaß daran, mir Legenden anzuhören. Ich hatte nur Spaß daran mit meinem Bruder Fußball zu spielen. Ich kenne ein paar andere Legenden, weil es so viele Seen gibt und die Leute Fisch mögen. Es soll Glück bringen, wenn du die Haut eines Fisches in dein Portemonnaie legst. Oder unter den Tisch legst, wenn du mit deiner Familie zu Mittag isst. Oder auch an Weihnachten unter den Tisch legst. Aber das, was du mir jetzt erzählt hast, habe ich noch nie gehört. Aber die Legende gibt es sicher.

Andy: Ich finde es total spannend, mit Dir darüber zu sprechen. Man hat ja bei anderen Ländern – Schottland zum Beispiel – im Blick, dass es dort solche Legenden gibt. Loch Ness kennt ja jeder. Mir kommt es jetzt, wo ich ein bisschen darüber gelesen habe, so vor, als ob es in den Masuren sehr ähnlich ist. Es ist nur nicht so bekannt. Dafür ist es touristisch auch nicht so überlaufen. Ist das vielleicht ein Vorteil, weil man noch in Ruhe Urlaub machen und einfach eine gute Zeit haben kann ?

Rafał: Christian Streich zum Beispiel fährt in die Masuren. Als ich bei Freiburg war, hat er mir erzählt, wo er war und er war da fast jedes Jahr. Ich habe ihm gesagt, ich habe da ein fast 6.000 Quadratmeter großes Grundstück mit privater Seelinie. Die Linie ist 50 Meter entfernt und du hast freien Blick aufs Wasser. Es kommen viele Deutsche dorthin und mieten solche Häuser, weil man dort wirklich Ruhe hat. Dazu sehr gutes Essen. Du kannst dir ein Boot mieten und die Zeit genießen. Fast wie in Kroatien. Klar, man hat nicht so gutes Wetter wie in Kroatien, aber für mich ist es ein Privileg. Du hast fast ein halbes Jahr Urlaubsatmosphäre, weil Du in zwei, drei freien Stunden Zeit, kannst Du alles mögliche machen.

Andy: Kommen wir zum Essen. Du hast gemeint, es gibt sehr, sehr gutes Essen. Davon wirst du wahrscheinlich nicht mehr alles essen, weil Du kein Fleisch mehr isst. Was sollte man in den Masuren essen?

Rafał: Einfach Fisch. Ich esse kein Fleisch, genau, aber man kann – zwar nicht im Zentrum meiner Heimatstadt, aber fünf oder zehn Kilometer entfernt – regionale Produkte wie Eier, Fleisch, Fisch direkt von den Erzeugern kaufen. Und alles schmeckt anders als hier. Wenn du in Augsburg zwei Eier kaufst, dann kannst du die nicht mit denen aus Polen vergleichen. Oder Wurst! Die Leute hier finden deutsche Wurst so toll. Wenn ich polnische Wurst mitbringe, dann essen sie aber eine Woche lang nur polnische Wurst. Die deutsche Wurst ist wirklich Kreisliga. Die polnische Wurst ist 1. Bundesliga. Bei uns verdienen die Leute weniger Geld. Deswegen backen sie zum Beispiel selber Brot. Bei uns schmecken Brot oder Brötchen ein bisschen anders als hier von der Bäckerei und bleiben länger frisch.

Andy: Deine dritte große Station – du hast es ja schon gesagt – war in Polen Breslau. Breslau kann man als Großstadt bezeichnen, oder?

Rafał: Top 3: Warschau, Krakau und Breslau.

Andy: Wie würdest du das Leben dort beschreiben und deine Zeit? Wie war das für dich und würdest du es vielleicht auch mit deutschen Großstädten vergleichen?

Rafał: Zum Leben ist es wirklich eine sehr schöne Stadt. Warschau, Krakau und Breslau bieten zum Leben eine hohe Qualität, für die Leute gibt es Arbeit und für die Kinder gibt es viele internationale Schulen. Es gibt viele große Firmen, da kann man einen guten Job finden. Das ist schon gut. Aber ich war auch in den letzten drei, vier Jahren nur ein oder zwei Mal pro Jahr dort, einerseits durch Covid und andererseits, weil es von München aus keinen guten Flug nach Breslau gibt. Aber wir haben viele Freunde in Breslau, wie wir sie in Bialystok und Olsztyn nicht haben. In Bialystok und Olsztyn haben wir einfach nur Familie und in Breslau haben wir noch viele Kontakte mit Leuten, weil ich da wirklich eine erfolgreiche Zeit mit Slask Wroclaw hatte.

Andy: Man kann sich gar nicht vorstellen, dass ihr euch nach der Karriere entscheiden könntet, an einem einzigen Ort zu leben.

Rafał: Wir schauen, was unsere Kinder machen wollen und ich glaube, das ist das Wichtigste. Auch was meinen nächsten Schritt angeht. Piotr ist aktuell in der 6. Klasse. Und der Kleine geht in die 1. Klasse. Und wenn du zwei Kinder hast, dann kannst du nicht einfach nur deinen Willen durchsetzen.

Andy: Man merkt, wenn man sich mit dir unterhält, dass du eine sehr starke Beziehung zu deiner Heimat hast und familiär und freundschaftlich dort sehr verwurzelt bist und deine Heimat sehr, sehr gerne magst.

Rafał: Aber ich kann gerne in den nächsten 10 Jahren in Augsburg bleiben und ein paar Bälle für junge Torhüter im Nachwuchsleistungszentrum oder in der zweiten Mannschaft schießen. Oder noch besser in der ersten Mannschaft, das ist auch ein großer Traum. Das ist auch kein Problem. Aber weißt du, wenn du noch fit bist, dann denkst du nicht so viel daran.

Andy: Wie hast du durch deinen Umzug nach Deutschland festgestellt, dass du dich als Pole definierst? Wo sagst du „So wie ich bin, das ist typisch polnisch, das ist gut so, das ist nicht so, wie es in Deutschland ist“?

Rafał: Ich kann dir sagen, was in Deutschland ein Skandal ist. In Polen ist jede Wohnung möbliert. Bei uns geht das nicht unmöbliert. Du hast alles, zahlst einfach eine Summe und hast wirklich alles. Und in Deutschland hast du gar nichts, du zahlst Strom auf deinen Namen und musst dich um alles selber kümmern. In meiner ersten Wohnung in Braunschweig im ersten Jahr, da war nicht mal ein Klo in der Wohnung. Ich musste ein Klo kaufen. Ohne Witz, wirklich! Das habe ich in meinem Leben so noch nie gesehen. Du gehst rein und sagst „Topwohnung und Toplage“, aber es gibt keine Küche, eine Toilette gibt es nicht und die sagen „Ja, eine Küche kannst du dir bestellen“, musst aber 5 Wochen darauf warten. Aber ich will ab morgen da wohnen?! Oder WLAN und Internet: Da musst du wieder 6 Wochen darauf warten. Das gibt es nur in Deutschland. Das ist ein Skandal, wirklich.

In Deutschland musst Du selbst mit anpacken und Giki ist nicht begeistert. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Andy: Ich habe selber mal ein Jahr im Ausland gewohnt und man stellt da schnell fest, dass das hier irgendwie anders abläuft.

Rafał: Jedes Land hat eine andere Mentalität, das ist klar. Aber als ich 2014 meinen Vertrag in Braunschweig unterschrieben habe, hat meine Oma gesagt: „Oh, du gehst nach Deutschland?!“ Weißt du, die alte polnische Generation hat noch Adolf Hitler im Kopf. Sie konnten nicht glauben, dass ich nach Deutschland gehe und da mein Leben mit der Familie genießen kann. Sie zahlen mir auch noch deutsches Geld. Wie kann ich das so einfach akzeptieren und dort leben? Weil diese Generation hat einfach noch diese schlechte Zeit für die ganze Welt und das ganze Land im Kopf. Aber die junge Generation, die ist fast international. In jeder Stadt hast du eine Mischung, so wie in der Kabine. Ich sage, du musst im Kopf wirklich offen sein und eine andere Perspektive kennenlernen. So muss man das einfach machen, weil du kannst nicht danach leben, was 1897 zwischen Polen und Deutschland passiert ist.

Andy: Nein, das kann man nicht. Wenn du offen bist, stellt du fest, dass man im Sommer in Olsztyn lebensfreudige Polen erleben und eine sehr gute Zeit haben kann. Das habe ich zumindest gelernt. Wenn man sich darauf einstimmen will: Welche Musik hörst du, die dich mit deiner Heimat verbindet?

Rafał: Nein, polnische Musik nicht. Das höre nicht so oft. Ab und zu polnische Rap-Musik, sonst einfach international. Ich höre vor dem Spiel gerne Andrea Bocelli oder ein bisschen mehr Klassik.

Andy: Klassische Musik ist etwas, was dich vor dem Spiel runter bringt und beruhigt?

Rafał: Ja, ja. Auf dem Weg vom Hotel zum Stadion höre ich klassische Musik und will meine Ruhe haben. In der Kabine wärme ich mich schon ein bisschen auf und auf dem Platz gebe ich 100 Prozent Vollgas und Fokus. Die ruhige Musik gibt mir einfach ein bisschen mehr Power vor dem Spiel.

Andy: Wohin führt uns diese Power dieses Jahr in Augsburg?

Rafał: Wir wollen besser spielen als in den letzten zwei Jahren. Ich habe den Traum, in jedem Spiel volles Haus zu haben in der WWK-Arena. Du kannst ein Spiel verlieren, aber wenn wir attraktiven Fußball spielen, dann haben die Leute Spaß mit ihren Kindern im Stadion. Ich glaube, nur gemeinsam können wir in der Liga bleiben. Das wird eine schwierige Saison aus meiner Sicht, aber ich sehe uns schon auf einem sehr guten Weg mit der Mannschaft und mit dem neuen Cheftrainer Enrico Maaßen. Wir müssen einfach eine starke Mannschaft aufbauen – auf dem Platz und neben dem Platz. Wir wollen den Fans zuhause etwas bieten und aggressiv ab der ersten Minute sein. Egal, wer kommt, dürfen die keinen Bock haben, nach Augsburg zu fliegen, weil wir eine geile und aggressive Truppe sind. Dann kannst du jeden Gegner schlagen. Es ist wirklich ein Traum von mir: zwei oder drei Spiele in Folge zu gewinnen. Wenn du so eine gute Serie hast mit zwei, drei, vier Siegen oder fünf, sechs Spielen ohne Niederlage, die wir ja auch schon hatten, dann kommt das Selbstvertrauen und die jungen Spieler bekommen ein super Gefühl. Dann hast du noch mehr Spaß dabei, zusammen zu trainieren und bei den Spielen. In jeder Woche, egal, wo du spielst, ob in Leverkusen oder in Dortmund. Wir müssen einfach so auf den Platz gehen, dass wir nichts zu verlieren haben. Die anderen haben alles zu verlieren, weil alle sagen, dass Bochum, Augsburg und Schalke die Abstiegskandidaten Nummer 1 sind. Und das muss uns einfach Energie geben und wir müssen einfach allen zeigen, dass wir besser sind als sie glauben Und fertig! Und dann nach dem letzten Spieltag hoffe ich einfach, dass wir die Klasse gehalten haben und die anderen nach unten schauen müssen.

Andy: Das ist ein perfektes Schlusswort. Ich danke dir für deine Zeit.

Rafał: Ich gehe jetzt, weil wirklich gleich das Essen fertig ist. Ciao!

Andy: Danke dir, Rafał!

Wie die Saison ausgehen wird, steht natürlich noch in den Sternen. Bei aller Lautstärke und Redegewandheit ist Rafal Gikiewicz mit Sicherheit jemand, der hart arbeitet und immer vollen Einsatz für den FCA geben wird. Dazu kann ich mich mit ihm persönlich sehr identifizieren. Er ist ein Macher, der die Dinge selbst in die Hand nimmt und dessen Familie eine große Rolle in seinem Leben spielt. Dazu glaube ich, dass man eine Menge Spaß mit ihm haben kann. Gerne würde ich einen Tag in den Masuren mit ihm und seiner Familie an einem See verbringen. Ob ich mehr aushalten würde? Er gibt selbst zu ein lautes Energiebündel zu sein. Vielleicht müsste ich mich danach erstmal erholen von der Anstrengung. Aber auch für die Erholung sollte es dann in der Umgebung beste Möglichkeiten geben und der Tag wäre es mit Sicherheit wert gewesen. Giki ist dann doch jemand, den man schnell ins Herz schließt. Gerade weil er die Dinge frei heraus benennt und sich nicht nur kalkulierend diplomatisch verhält. Möge sein Mut und der Mut der Mannschaft in dieser Saison belohnt werden.

„Am 24.12. gibts klassisch Kraut und Würstl“

Heute – kurz vor dem Weihnachtsfest – haben wir (Irina und Birgit) noch ein besonderes Schmankerl für euch: Ein exklusives Interview mit Aufstiegsheld Stephan Hain (34). Stephan, mittlerweile wohnhaft in München, rehabilitiert sich gerade von einem im Februar 2022 erlittenen Kreuzbandriss. Der Mittelstürmer steht noch bis 30.06.2023 beim Regionalligisten SpVgg Unterhaching unter Vertrag. Beim FCA spielte der gebürtige Niederbayer von 2007 bis 2013. Mit seinem Tor zum 2:1 gegen den FSV Frankfurt in Minute 85 machte sich Hain am 8.5.2011 in Augsburg unsterblich.

RoGaz: Lieber Stephan, danke, dass du dir heute Zeit für uns beide nimmst, um uns ein paar Fragen zu deiner Zeit im schönen Augsburg zu beantworten.

Hain: Hallo zusammen und vielen Dank für die Einladung.

RoGaz: Sehr gerne – wie man in den hiesigen Medien gelesen hat, hast du dir im Februar 2022 das Kreuzband gerissen. Wie geht es dir heute? So wirklich gespielt hast du in der Saison ja noch nicht…

Hain: Nee, der Plan ist, dass ich im Januar wieder zu trainieren anfange und dann einsteige. Und dann mal schauen. Ich habe noch bis Sommer 2023 Vertrag und das wird man dann sehen, inwiefern es noch reicht oder nicht. Ich meine, wichtig ist es, dass es Spaß macht, aber eben zum einen, dass ich auch noch mithalten kann und es auch noch gut ist. Wenn ich merke, ich komme nicht mehr mit, dann war es das auch. Aber das wird man im Frühjahr sehen.

RoGaz: Das heißt aber auch, du möchtest jetzt auf keinen Fall deine Karriere beenden? Also du möchtest noch weiter machen oder ist das auch mal ein Thema gewesen?

Hain: Also kurzzeitig habe ich schon nachgedacht: „Nach einem Kreuzbandriss, okay, noch einmal so lange raus…“ Aber es lief einfach vorher gut, es hat Spaß gemacht und so wollte ich dann nicht aufhören. Ein, zwei Tage ist man dann vielleicht down, aber dann habe ich für mich beschlossen, dass ich mich zunächst einmal operieren lasse und dann auf jeden Fall eine gute Reha machen und es einfach noch einmal versuchen will. Ich glaube, ich würde es mir dann eher vorwerfen, es nicht probiert zu haben. Und so schaue ich halt, dass ich so fit wie möglich wieder zurückkomme. Dann wird man sehen, ob es über den Sommer hinaus noch geht oder nicht.

RoGaz: Darf man fragen, wo du auf Reha bist? Du hast schon, du hattest Spaß und es lief ganz gut, als Grund gesagt. Ist es das, was dich antreibt und motiviert, weiter zu machen und nicht die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen?

Hain: Ja. Die Reha mache ich bei Haching auf dem Gelände und ja, das sind auf jeden Fall die Kriterien. Wenn eins von beiden nicht mehr da ist, dann ist es wahrscheinlich so, dass man sagt: „Okay, es ist Zeit.“ Dann ist es vorbei. Man kann das (Anm.: Fußball spielen) leider nicht ein Leben lang machen und dann öffnen sich neue Türen. Ich werde es auf jeden Fall noch einmal versuchen, es auf den Platz zu schaffen.

Trotz Kreuzbandriss lässt Stephan sich keinesfalls entmutigen
(Photo by Alexandra Beier/Getty Images for DFB)

RoGaz: Dann drücken wir dir auf jeden Fall die Daumen.  Hast du irgendwie anderen Hobbys, wo du sagst, das mache ich aktuell statt Fußball?

Hain: Ja, schon. Gerade plane ich im Endeffekt die Karriere danach. Das ist eigentlich mehr oder weniger noch ein Hobby. Mir macht es auf jeden Fall Spaß, mich mit dem Thema Ernährung zu beschäftigen. Auch was das Kochen oder so angeht. Das mache ich sehr gerne. Und Lesen. Wir haben auch im Juli Nachwuchs bekommen, da ist man auch sehr eingespannt.

RoGaz: Herzlichen Glückwunsch an die junge Familie!

Hain: Vielen Dank!

RoGaz: Dann würde ich gerne noch wissen, was für ein Rezept oder Lieblingsessen du unseren Leser*innen denn empfehlen kannst?

Hain: Das ist tatsächlich schwer. Ich variiere nämlich immer sehr gerne. Aber zum Beispiel zum Frühstück gibt es schon einen Favorit. Und zwar ein klassisches Porridge. Als Topping gibt es ja so viele Möglichkeiten. Bei mir sind gefühlt immer Beeren dabei. Dann so ein bisschen Nussmus – also Erdnuss- oder Mandelmus. Meistens auch noch irgendeine Proteinquelle, da gibt es auch Proteinpulver, Skyr oder Quark oder so was in der Art dazu.

RoGaz: Klingt auf jeden Fall lecker. Jetzt steht ja Weihnachten direkt vor der Tür. Und wenn wir schon beim Essen sind: Was landet denn da bei dir und deiner Familie auf dem Tisch?

Hain: Bei uns daheim, als wir noch Kinder waren, gab es am 24.12. immer Kraut und Würstl. Und jetzt ist es so, dass wir dieses Jahr an Weihnachten bei meinen Schwiegereltern sind und da weiß ich noch gar nicht, was es gibt. Das wird spannend. Letztes Jahr waren wir auch dort und da haben wir – meine Freundin und ich – gekocht. Mal gucken, ob wir dieses Jahr nochmal ran dürfen oder gesagt wird: „Nee, kam nicht so gut an. Wir kümmern uns lieber drum.“ Deswegen weiß ich es noch gar nicht, ehrlicherweise. Aber daheim war es auf jeden Fall so – am 24. gab es klassisch Kraut und Würstl und dann eher an den Weihnachtsfeiertagen das eigentliche Weihnachtsessen.

RoGaz: Da wünschen wir doch schon heute einen guten Appetit! Also wer bei uns in Augsburg eine absolute Konstante ist, ist der Salva. Hast du denn auch noch irgendeine persönliche Anekdote mit ihm? Der ist auch wie man hört allseits beliebt und sehr, sehr lange schon im Dienste des FCA.

Hain: Ja, also die eine Anekdote kann ich euch jetzt nicht erzählen, aber wie du sagst, er ist ein sehr lustiger Typ, der sich auf jeden Fall auch sehr leicht ärgern lässt. Das muss man sagen und die Spieler wissen das natürlich. Zumindest damals wussten sie das immer. Deswegen hat man ihn dann schon oft damals zur Weißglut gebracht. Und dann hat es sich ein bisschen hoch geschaukelt, aber alles nie ernst gemeint. Aber er ist eine treue Seele, auf jeden Fall, und ein sehr, sehr angenehmer Typ.

RoGaz: Was nimmst du denn persönlich aus deiner Zeit in Augsburg mit? Wahrscheinlich hattest du jetzt nicht die Zeit, immer herum zu spazieren und die Stadt zu erkunden?

Hain:  Ich habe zuerst bei der FH gewohnt. Direkt bei der FH. Ich hab mich sehr, sehr wohl gefühlt, muss ich sagen. Man lernt es zu schätzen, wenn man dann in einer noch größeren Stadt wie München lebt. Das war schon eine Umstellung. Ich habe mich sehr wohl gefühlt in den sechs Jahren, in denen ich in Augsburg war und es ist nicht so, dass man sich da von Tür zu Tür hangeln muss, weil man so bekannt ist. Bei mir war es zumindest nicht so. Ich war ja auch noch sehr jung. Wahrscheinlich würde man heute mit der Erfahrung und dem Wissen, das man hat, die Zeit viel besser nutzen als damals. Auch was die Aktivitäten draußen angeht. Aber es war eine sehr schöne Zeit und ich habe mich sehr wohl gefühlt in den Jahren in Augsburg.

RoGaz: Warst du auch mal auf dem Plärrer oder im Curt-Frenzel-Stadion beim AEV? Da gibt’s ja doch einiges zur Unterhaltung!

Hain: Ja, genau, sowohl als auch. Auf dem Plärrer bin ich ein paar Mal gewesen und beim AEV auch. Das war damals auch so, dass wir dann ein paar Spieler vom AEV eingeladen haben und dann auch der AEV uns. Das war sehr cool eigentlich, es war auch mal interessant, eine andere Sportart zu sehen und deren Eindrücke zu erfahren. Das war für uns als Fußballer ein sehr cooles Erlebnis.

RoGaz: Vergleicht man sich als Stürmer manchmal auch mit anderen Stürmern? Oder ist das eigentlich gar kein Thema bei euch? Du spielst zum Beispiel mit Ex-FCA-Spieler Mathias Fetsch im Team. Der ist genauso alt wie du. Ist das ein ähnlicher Spielertyp oder was ganz anderes? Ergänzt man sich da?

Hain: Man ergänzt sich da eher. Er ist schon ein anderer Spielertyp, auch was die Statur angeht. Ich glaube, er ist 1,90m oder so. So unbewusst, glaube ich, misst man sich irgendwie immer mit anderen. Was auch nicht unbedingt Sinn macht, weil jeder seine eigenen Fähigkeiten und Qualitäten hat. Aber es gehört irgendwie dazu. Es ist ja doch irgendwie immer eine Konkurrenzsituation da, aber größtenteils ergänzt man sich dann. Es ist selten, dass es den gleichen Spielertyp öfter in einer Mannschaft gibt, würde ich mal sagen.

RoGaz: Hattest du als Kind einen Lieblingsverein oder ein Idol? Einen Lieblingsspieler?

Hain: Bayern München war tatsächlich mein Lieblingsverein. Das dürfte ich jetzt natürlich nicht sagen, weil ich bei 1860 gespielt habe. Aber auch das volle Programm: Bettwäsche und so weiter und so fort. Und mein Lieblingsspieler? Giovanni Elber war schon recht hoch im Kurs und dann hat es sich über die Jahre hinweg gewandelt als Kind. So gefühlt ist da jedes Jahr jemand neues, der aufkommt und Tore schießt. Bei mir waren es tatsächlich immer die Stürmer größtenteils, zu denen ich aufgeschaut habe. Wie Ronaldo, Rivaldo und wie sie alle heißen. Thierry Henry… Das waren die, die meine Kindheit geprägt haben.

RoGaz: Ein paar Fans haben es dir ja damals übel genommen, dass du ausgerechnet zu unserem größten Konkurrenten gewechselt bist. Wie kam es denn dazu und kannst du das den Fans verzeihen bzw. es bis zu einem gewissen Punkt verstehen, dass man das als Fan nicht so toll findet?

Hain: Ja doch, das kann man schon verstehen. Also ich muss sagen, in dem Moment habe ich – als der Wechsel dann feststand – gar nicht so darüber nachgedacht. Ich meine, Sechzig war in der zweiten Liga, Augsburg war erste Liga. Natürlich kann man es verstehen, aber ich habe das gar nicht so gesehen. In der Bundesliga hatte ich nicht so viele Einsatzzeiten und ich wollte einfach wieder Fußball spielen. Der Trainer von Sechzig (Anm.: Alexander Schmidt) hat sich sehr um mich bemüht. Ich meine, das ist noch in der Heimat. Das war auch ein Kriterium und es hat sich damals zu dem Zeitpunkt einfach gut angefühlt. Im Nachhinein war es sicher nicht die beste Entscheidung, aber das weiß man vorher nie.

RoGaz: Also, wer dich schon länger nicht mehr gesehen hat, der wird (deutet auf Bart) erst einmal schauen. Also, das ist mir jetzt so gegangen. Ich hab dich vorher gegoogelt und deine Vita. Du bist mit 24 vom FCA weggegangen und das ist jetzt zehn Jahre her. Da sieht man schon, wieviel Zeit mittlerweile vergangen ist.

Hain:  Ja, total. Es ist jetzt schon lange her tatsächlich, ne? Da war der Aufstieg 2011 und 2013 bin ich dann weg. Viele Spieler sind auch nicht mehr da – eigentlich gar keiner mehr, mit dem ich noch zusammen gespielt habe. Daran sieht man auch, wie schnelllebig der Fußball ist. Deswegen verläuft sich das auch so ein bisschen. Ich habe mich mit Tobi Werner mal, als wir mit Unterhaching gegen Jena gespielt haben – der war da Sportdirektor – kurz unterhalten. So läuft man sich dann manchmal über den Weg. Ich bin auch nicht der Typ, der so riesige Kontakte über WhatsApp oder so pflegt. Das verläuft sich dann immer wieder, aber man freut sich dann schon nochmal, wenn man den anderen dann sieht oder hört, was er macht und wie es ihm so ergeht!

RoGaz: Warst du schon mal als Zuschauer beim FCA? Und wenn ja, wann zuletzt?

Hain:  Ja, zwei Mal. Einmal in der Bundesliga, logischerweise in der Bundesliga. Aber das ist schon sieben Jahre her. Das müsste 2015 gewesen sein. Und dann beim Heimspiel gegen Liverpool in der Europa League.

RoGaz: Also wir beide hoffen ja, dass wir dich schon noch ein weiteres Mal in Augsburg zu sehen bekommen. Und zwar beim Abschiedsspiel von Daniel Baier im September 2023 voraussichtlich. Da stand erst letztens in der Augsburger Allgemeinen, dass Daniel sich dich sehr gut in seinem Team vorstellen könnte.

Hain: Ja, sehr cool, das freut mich natürlich.

RoGaz: Gerade Daniel Baier war und ist noch so eine extreme Galionsfigur beim FCA. Er war damals erst kurz ausgeliehen, ist dann wieder zurück zu den Wölfen. Dann ist er nach einem halben Jahr wiedergekommen und hat erst so richtig, glaube ich, Anklang am Verein gefunden und war dann einfach extrem lang unglaublich wichtig. Du hast auch noch ein bisschen mit ihm zusammen gespielt, oder?

Damals noch ohne Bart, aber die Nikolausmütze hätte ihm sicher auch gut gestanden
(Photo credit should read CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Hain: Genau, ja. Gerade in der zweiten Liga hat er gar nicht so einen einfachen Stand gehabt. Da hat er eher offensiv oder auf außen gespielt. Aber in der Bundesliga hat er dann richtig gut gespielt und ich glaube, über die Jahre hinweg, war er die prägende Figur beim FCA. Ein super Fußballer und auch ein sehr angenehmer Mensch. Es spricht für ihn, dass er über Jahre hinweg die Konstanz beim FCA war.

RoGaz: Du hast auf jeden Fall in Augsburg auch noch sehr viele Fans. Also auf jeden Fall schon mal zwei, uns, Birgit und Irina. Franzi auch und dann bestimmt noch den einen oder anderen. Vielen lieben Dank für das Interview und schönes Weihnachtswochenende.

Hain: Ich sage auch Danke! Und fröhliche Weihnachten an alle FCA-Fans!

FCA-Fan Rydzek im Interview: „Ich halte die Fahne schon lange hoch“

Johannes Rydzek gehört zu den erfolgreichsten Nordischen Kombinierern der Welt. Regelmäßig landet der Allgäuer im Weltcup auf dem Podest. Bei den Olympischen Winterspielen 2018 sicherte sich Rydzek Gold im Einzel sowie im Team. Hinzu kommen sechs Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften. Der Sportler des Jahres 2017 ist Fan des FC Augsburg.

Zwischen seinem 31. Geburtstag und dem Weltcup in Ramsau nimmt er sich Zeit für die Rosenau-Gazette. Er erzählt von seinem ersten Stadionbesuch, seinem Lieblingsspieler und zieht Parallelen zwischen Fußball und Nordischer Kombination.

Herr Rydzek, wie kamen Sie zum FC Augsburg?

Ich bin in Oberstdorf aufgewachsen und geboren. Da ist der Bezug zum FCA nicht so weit.

Der FC Augsburg scheint in dieser Region allmählich Fuß fassen zu können. Es gibt zum Beispiel die Fanclubs 1907 Oberallgäu sowie die FCA Freunde Unterallgäu. Wie nehmen Sie den FCA in und um Oberstdorf wahr?

Definitiv hat der FCA immer mehr Fans, auch im Allgäu. Ich halte die Fahne ja schon lange hoch (lacht). Aber ja, es ist definitiv so, dass der FCA auch gerade bei den Jüngeren immer mehr Fans gewinnt.

„Einfach krass, wie lange wir schon in der 1. Liga sind“

Gibt es besondere Erlebnisse mit dem FCA?

Selbstverständlich habe ich beim Aufstieg in die 1. Bundesliga 2011 mitgefiebert. Einfach krass, wie lange wir jetzt schon dort sind.

Wann waren Sie das erste Mal im Stadion?

Das muss 2013 gewesen sein. Meine damalige Freundin – heutige Frau – studierte in Augsburg und wohnte nicht weit weg vom Stadion. Es war ein 3:0 Sieg gegen den VfB Stuttgart.

Wer ist Ihr Lieblingsspieler?

André Hahn.

Rydzek debütierte 2008 im Weltcup und wurde im Gesamtweltcup zweimal Zweiter und einmal Dritter. (HELMUT FOHRINGER/AFP via Getty Images, Archivbild)

Rydzeks Saisonprognose: Der FCA auf Platz 10

Was ist anstrengender und anspruchsvoller? Fußball oder Nordische Kombination?

Das wäre jetzt ungerecht, wenn ich sagen würde, die Nordische Kombination. Ich kann selbstverständlich seriös nur meinen Bereich beurteilen. Unsere Trainingseinheiten sind schon sehr intensiv und oftmals habe ich acht bis zehn Einheiten die Woche, und ich spreche nicht nur von der Saisonvorbereitung.

Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen den Sportarten?

Der Ausdauerbereich ist sicherlich eine große Gemeinsamkeit. Ohne eine gute Basis in diesem Bereich kannst Du in beiden Sportarten nichts reißen.

Der FCA ist aktuell 14. Wo landet der Klub zum Saisonende? Ihre Prognose bitte.

Ich hoffe deutlich über den Abstiegs- und Relegationsplätzen. Optimistisch sage ich Platz 10.

Immer noch das Sommerloch


Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Im Sommer ist beim FCA ein etwas größerer Umbruch passiert. Und an vielen Stellen würde ich über das Wort „passiert“ etwas länger nachdenken. Aber sowohl der Abgang von Präsident Klaus Hofmann kurz vor dem letzten Spieltag als auch das Abschiedsinterview von Markus Weinzierl direkt nach dem letzten Spiel kamen über den FCA, wie ein Gewitter an einem Sommerabend. Und so stand man da wie ein begossener Pudel und musste sich erst einmal orientieren.

Und so dauerte es dann auch eine ganze Weile bis man mit Enno Maaßen einen neuen Trainer identifiziert und überzeugt hatte. Und dann basierend auf dessen Vorstellungen versuchte den Kader so umzugestalten, wie es für seine Spielweise vorteilhaft wäre. Alleine, es wurde eng. Die Zeit des Transferfensters verstrich, ohne dass der FCA in der Breite genügend Spieler überzeugen konnte. Und so war nun in der Hinrunde der Kader manchmal arg notdürftig bestückt, um auch über die gesamte Spielzeit Gegnern Paroli bieten zu können.

Abgänge

Dies liegt in erster Linie daran, dass man im Sommer eine zu große Anzahl an Spielern abgehen hat lassen. Hier ist es müßig, über jeden einzelnen Fall zu debattieren. Einerseits hat man die Verträge von Alfred Finnbogason und Jan Moravek nicht verlängert. Andererseits sah Michael Gregoritsch seine Zukunft nicht mehr in Augsburg, und da sein Vertrag ein Jahr später ausgelaufen wurde, war im Sommer eine letzte Möglichkeit gegeben, eine Ablöse für ihn zu erzielen.

Dazu kommen einige Spieler die man auf Leihbasis hat ziehen lassen. Ricardo Pepi, Maurice Malone, Tim Civeja und Lasse Günther, der im letzten Jahr sehr nahe dran am Bundesligakader war, sind hier zu nennen. Gerade im Sturm gab es eine Vielzahl von Abgängen.

Kompensation über Zugänge

Auch auf der Zugangsseite ist im Sommer etwas passiert. Arne Maier konnte man fest verpflichten (er kompensiert allerdings auch keinen der obigen Abgänge). Mit Rexbehcaj, Berisha, Demirovic und Bauer kamen vier entwicklungsfähige Spieler, im besten Alter, die beim FC Augsburg nochmal einen Sprung machen können. Bei allen sieht es nach der ersten Halbserie auch so aus, als ob ihnen das gelingen kann. Julian Baumgartlinger kam als erfahrener Ergänzungsspieler dazu.

Gerade offensiv sieht man allerdings, dass die Neuzugänge die aufgerissenen Löcher nicht stopfen können. Demirovic wurde 1:1 gegen Michael Gregoritsch getauscht. Berisha soll in diesem Szenario Finnbogason, Pepi und Co. ersetzen. Da darf dann aber auch nichts mehr schief gehen.

Maxi Bauer hat direkt seine Qualität gezeigt in der Hinrunde. Die Gegner waren teilweise auch nicht ohne. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Verletzungen und andere Ausfälle

Berisha verpasste dann schon mal ein Spiel in der Hinserie auf Grund seiner gelb-rot Sperre. Dazu kamen andere Sperren auf Grund nicht allzu großer Diszipliniertheit auf dem Platz und daraus resultierend vieler gelber Karten.

Was dann in diesem Szenario doppelt bitter ist, wenn Spieler langfristig verletzt ausfallen. Dies waren beim FCA dann doch einige. Bei Tobi Strobl und Noah Sarenren Bazee muss klar gewesen sein, dass sie in der Hinrunde keine Rolle spielen können. Auch Reece Oxfords Ausfall riss, genau wie die Verletzungsprobleme von Felix Uduokhai, große Lücken. Oxford startete genau wie Niklas Dorsch verletzt in die Saison. Und mit Fredrik Winther viel auch ein Ersatzspieler für 5 Spiele aus. Letzterer verletzte sich beim Comebackversuch erneut. Und in der Hinrunde kam dann André Hahn mit einem doppelten Knorpelschaden dazu. Von 25 Feldspielern im Kader starteten 4 langzeitverletzt in die Saison.

Und während man bei Oxford, Uduokhai und Winther optimistisch sein kann, dass die Probleme überwunden sind, ist bei Sarenren Bazee und Hahn vollkommen unklar, wann sie wieder zur Verfügung stehen können.

Spielweise

Und vielleicht führte auch dieser zwischenzeitliche Engpass in der Innenverteidigung dazu, dass Enno Maaßen auf 4er Kette umstellte. Dafür erhöhte sich der Bedarf an Offensivspielern. Demirovic rutschte, auch weil Ruben Vargas ausfiel und seine Form suchte, nach außen. Insgesamt waren ab dem Bremen-Spiel regelmäßig 4 Offensivspieler in der ersten Reihe auf dem Feld. Ein Bedarf den, der Kader auf die Dauer so nicht hergab.

Dazu kommt die intensive Spielweise, die Maaßen seiner Mannschaft verordnet. Neben gelben Karten kostet sie auch viel Kraft. Derweil Maaßen allerdings auf der Bank gar nicht mehr die Möglichkeiten vorfand, mehr zu wechseln und auch in der Schlussphase für mehr frischen Wind auf dem Platz zu sorgen.

Rennen, rennen, rennen. Rexhbecaj und Demirovic direkt immer mit dabei. Beide mit einem Top-Einstand beim FCA. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Notwendige Transferaktivitäten

Und so steht nun auch im Winter einiges an Arbeit für Stefan Reuter und sein Team. Im Sturm und auf den offensiven Außen braucht es Alternativen. Gerne geliehen, um die Lücken bis in den Sommer zu überbrücken. Rechts hinten könnte ich mir auch vorstellen, dass man qualitativ den Bedarf eines Zugangs erkannt hat, wenn Enno Robert Gumny eher in der 3er Kette sieht. Mit der Mannschaft ohne Verstärkungen in die Rückrunde zu gehen, wäre allerdings fahrlässig.

Dazu gilt es jetzt schon über Vertragsverlängerungen und perspektivische Maßnahmen das Fundament zu legen, damit man im Sommer nur noch gezielt zu suchen braucht. Während sich Rafal Gikiewicz Vertrag bei einer gewissen Anzahl an Spielen von selbst verlängert, laufen bei Tobi Strobl, Julian Baumgartlinger, Fredrik Jensen, Daniel Caligiuri, André Hahn und Florian Niederlechner im Sommer die Verträge aus.

Gerade bei Freddy Jensen würde ich stark befürworten, jetzt schon zu verlängern. Er ist mindestens ein perfekter Ergänzungsspieler und hat in seinem Alter noch Entwicklungspotential. Florian Niederlechner hat den Schalter in der Hinrunde irgendwann umgelegt. Gegen Union Berlin hat er den Punkt maßgeblich mit geholt. 5 Torbeteiligungen in 14 Spielen sind eine tolle Quote. Und nachdem das Loch im Sturm schon groß genug ist, würde ich ihn auch gerne mit einem leistungsbezogenen Vertrag noch länger in Augsburg sehen. Und zu André Hahn kennt die Welt die Sicht dieses Mediums. Der Hahn muss laufen. Auch in der nächsten Saison.

Licht und Schatten

Die Transferaktivitäten des FC Augsburg seit diesem Sommer sind dann auch entsprechend zweigeteilt zu bewerten. Einerseits haben die Neuzugänge die Erwartungen mehr als erfüllt. Rehxbecaj, Demirovic, Berisha und Bauer waren absolute Leistungsträger in der Hinrunde. Tore wären ohne sie deutlich weniger gefallen. Und Rehxbecaj durfte sogar einmal schon die Binde tragen.

Andererseits waren auf Grund der vielzähligen und auch hochkarätigen Abgänge Top-Neuzugänge notwendig. Was man sportlich an Michael Gregoritsch verloren hat, sieht man Woche um Woche in Freiburg. Und die Lücken im Kader konnte man schon vor der Saison nicht ganz schließen. Sowohl Malone als auch Pepi kurz vor Ende der Wechselperiode noch ziehen zu lassen, ist im Nachhinein eine zweifelhafte Entscheidung gewesen. Die Verletzung von Hahn und auch die wechselhaften Leistungen von Ruben Vargas verstärken auf den offensiven Außen und im Sturm die Notwendigkeit von Neuzugängen. Nicht nur, wenn es zu 100% passt.

In Abkehr zur letzten Saison gilt es daher jetzt in dieser Phase, zu akzeptablen Bedingungen Spieler zu verpflichten, die uns sofort weiterbringen. Dazu braucht es frühe Richtungsentscheidungen in Richtung Sommer, um die dann nicht schon wieder – wie jetzt im Sommer im Sturm – zum Handeln gezwungen zu sein.

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