Abgesagt


Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Eigentlich hätte der FC Augsburg an diesem Wochenende gegen Mainz 05 spielen sollen. Nach dem Punkt zu Hause gegen Dortmund und dem Auswärtssieg gegen Bielefeld war die Truppe von Markus Weinzierl zuletzt gut in Form. Mainz steht allerdings wohl infolge positiver Corona-Befunde nicht die nach der DFL-Spielordnung notwendige Mindestanzahl an Spielern zur Verfügung. Über die Neuansetzung soll zeitnah entschieden werden.

Mainz, wie es singt und lacht?

Die Mainzer waren in Wochen vor dem jetzigen Corona-Massenausbruch eher lax mit der pandemischen Lage umgegangen. Allen voran Sportvorstand Christian Heidel warb schon Anfang Februar vor dem Spiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim beim Pay-TV-Sender Sky, vor dem erneuten Virus-Ausbruch im Mainzer Kader, offensiv dafür wieder Normalität einkehren zu lassen: “Wir sind jetzt an einem Punkt angekommen, wo wir versuchen, Normalität walten zu lassen. Das betrifft auch den Fußball. (…) Wir müssen es jetzt – so wie es in anderen europäischen Ländern auch der Fall ist – wieder laufen lassen”. Er fügte in diesem Zusammenhang vielsagend hinzu: “Deutschland ist ein bisschen bekannt dafür, dass wir sehr, sehr viel Panikmache walten lassen. Ich genieße eine Atmosphäre wie in Spanien, wie locker man dort damit umgeht. Am Dienstag ist dort die Pandemie beendet”. Ein finaler Satz in dem Interview war: “Es wird sich hier und da jemand anstecken, das werden wir nicht verhindern können. Aber wir müssen mit dieser Pandemie leben”.

Auf der anderen Seite steht der FC Augsburg, der mitten im Abstiegskampf steckt, und dem eine Verlegung des Spiels nun gar nicht in den Kram passt. Sportlich ist man gut drauf. Wirtschaftlich entstehen Kosten wohl in sechsstelliger Höhe. Das man in Augsburg nach den vorhergegangenen Aussagen des Mainzer Verantwortlichen Heidel zumindest mit der Stirn gerunzelt hat, als der Club die Auswärtspartie nach der Partie gegen Dortmund nun auch verlegen wollte, verwundert daher nicht.

Normalität wollen und einfordern und ein paar Wochen später Spielverlagerungen beantragen. Christian Heidel ist beim Thema Corona zwischenzeitlich falsch abgebogen. (Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Die Gesundheit der Spieler

Und als nun Heidel die Entscheidung der DFL im Sinne “der Gesundheit der Spieler” lobte, kommt mir als Mainzer Außenstehenden schon ein wenig die Zornesröte ins Gesicht geschossen. Als erstes wäre es wohl viel mehr im Sinne der Spieler gewesen, ein Hygienekonzept zu implementieren, dass eine solche Masseninfektion (zufällig genau nach Karneval) verhindert hätte. Markus Weinzierl hatte auf der Spieltags-Pressekonferenz noch darauf hingewiesen, dass es hierzu keine einheitlichen Standard der DFL gibt. Dies entlässt jedoch nicht jeden einzelnen Club aus der Verantwortung selbst ein Konzept zu implementieren, dass seine Arbeitnehmer bestmöglich schützt. In Mainz sehe ich es als sehr zweifelhaft an, dass dies dort der Fall war.

Dazu stellt sich schon die Frage der Willkür. Wo waren denn alle die Verfechter eines fairen Wettbewerbs und der Spieler-Gesundheit, als der FC Bayern mit Rumpftruppe gegen Gladbach verlor? Oder als Hertha BSC stark ersatzgeschwächt eine Reihe von Spielen absolvieren musste und nun arg in Abstiegsnöten steckt? Omnikron hält die Republik seit Monaten in Atem. Es wäre längst notwendig gewesen, wie in anderen Sportarten auch, mehr Spielverlegungen im Sinne der Spielergesundheit und für einen fairen Wettbewerb vorzunehmen. So bleibt die Entscheidung im Sinne von Mainz 05 nur ein Ausreißer in einer Kette von Vorgängen in denen sich bisher immer den wirtschaftlichen Notwendigkeiten gebeugt wurde.

Die richtige Entscheidung

Und nichtsdestotrotz, bei allem Unverständnis gegenüber den scheinheiligen Mainzer Aussagen und der sonstigen Handlungsweisen der DFL, bleibt es eine korrekte Entscheidung, die Partie gegen Mainz 05 zu verschieben. Der Gesundheit der Spieler gehört längst eine höhere Bedeutung zugeordnet (u.a. auch beim Thema Kopfverletzungen). Willkürlich erscheint das Ganze auch nur, weil das Handlungsmuster der DFL bisher ein Falsches war.

Markus Weinzierl hat auf der Spieltagspressekonferenz vor dem Mainz-Spiel betont, dass vor der Saison klar war, dass man sich auf eine Lotterie einlasse. Dies war im Fußball schon häufig so. Mit dem VAR wollte man dies ein wenig eliminieren. Sprechen wir lieber nicht darüber, wie hier der aktuelle Stand ist. Verletzungen und die Gesundheit der Spieler als auch weitere äußere Umstände konnten schon früher Saisons ruinieren oder entscheidenden Einfluss auf den Saisonverlauf nehmen. Was er mit seiner Aussage hoffentlich meinte: wir sind psychologisch darauf vorbereitet, dass unvorhergesehene Schwierigkeiten auftreten. Wenn Mainz 05 dann – wann auch immer – in Augsburg antritt, werden wir vorbereitet sein.

Eine souveräne Reaktion hätte anders ausgesehen, bei allem Ärger den man bzgl. der Mainzer Kommunikation verspüren kann. (Photo by Thomas Lohnes/Getty Images)

Fehlende Souveränität

Nach vielen Kappeleien mit den Mainzern in der Vergangenheit und einer Scheiß-Partie in der Hinrunde ist mal wieder Wiedergutmachung angesagt. Davor ist es allerdings unablässig, dass der FCA in seiner Außendarstellung souveräner auftritt. Nach all dem oben stehenden haben es die Verantwortlichen trotz allem geschafft, dass der FCA als Buhmann da steht. Das ist nun schon auch eine Leistung in der Geschichte. Mainz war nun am Ende der Ritter der Sympathie im Kampf für die Gesundheit seiner Spieler und den fairen Wettbewerb und die Augsburger gaben die knallharten Vertreter ihrer wirtschaftlichen Interessen und der negativen Seite des Fußballs.

Derweil ist dem Liebhaber des gepflegten Rasensports schon seit Jahrzehnten klar, dass es am Ende weniger darauf ankommt, wer Recht hat oder bekommt, sondern, was das Richtige ist. Und es ist schlichtweg richtig, dass die Liga sich darauf fokussieren sollte, einen fairen Wettbewerb mit gesunden Spielern sicherzustellen. Das dies nun auch mal dazu führt, dass der Einzelfall für den FCA nachteilig ist, touché. Es sollte uns in Augsburg alle dazu bewegen, zusammenzustehen, die freie Woche zur Regeneration zu nutzen, und in den anstehenden Spielen alle gemeinsam Gas zu geben. Und aus eigener Kraft die Klasse zu halten.

Ich liebe meine Freiheit

Freddy Jensen ist nun schon seit 3,5 Jahren in Augsburg, nachdem er vorher mehrere Jahre bei Twente Enschede in den Niederlanden gespielt hatte. Ursprünglich kommt er aus Finnland. Finnland ist ein faszinierendes Land und ich habe die Gelegenheit in der Länderspielpause genutzt, mit ihm über seine Heimat zu sprechen. Das nachfolgende Interview steht damit in einer Reihe mit den Beiträgen über Jan Moraveks, Alfred Finnbogasons und Michael Gregortischs Heimatorte. Viel Spaß beim Lesen!

Andy: Heute geht es ja wenig ums Sportliche. Wir sprechen gerne mit Spielern über ihre Heimat. Ich kann vorausschicken, ich war noch nie in Finnland. Also werde ich heute viel Neues lernen. Du kommst ja aus Porvoo. Vielleicht erzählst du einfach mal von Porvoo.

Freddy: Porvoo ist eine schöne kleine Stadt ungefähr eine halbe Stunde von Helsinki entfernt. Es hat ungefähr 50.000 Einwohner. Im Sommer ist es eine wirklich schöne Stadt. Es gibt viel Tourismus und einen Fluss (Anmerkung: den Porvoonjoki). Ich bin in Porvoo aufgewachsen. Es ist meine Heimat. Jeder kennt jeden und es ist eine ganz ruhige Stadt. Da man aber in der Nähe von Helsinki ist, wird das auch nicht langweilig.

Andy: Ich habe Fotos gesehen. Für dich ist das wahrscheinlich selbstverständlich, aber in Porvoo gibt es sehr viele rote Häuser. Was hat es mit diesen roten Häusern auf sich?

Freddy: Ich kenne die Geschichte der roten Häusern nicht genau, aber wir nennen sie fågelholk. Kennst du das Wort fågelholk (Anmerkung: Vogelhäuschen)? Das sagen wir immer. Das sind die Vogelhäuschen von Porvoo. Das sind diese alten Häuser von Porvoo und meine Oma hat in einem der roten Häuser früher gewohnt.

Andy: Das sieht wirklich sehr malerisch aus. Man kann sich das gut vorstellen, dass das im Sommer ein wirklich hübscher Anblick ist.

Freddy: Die schönste Stadt der Welt.

Andy: Und wir reden nicht über Augsburg. Was Porvoo ja auch besonders macht: in Porvoo sprechen ca. 30 Prozent der Menschen Schwedisch als Muttersprache., wie Du ja auch. Wie ist das in so einer Stadt, die zweisprachig funktioniert?

Freddy: Es gibt eine finnische Schule und eine schwedische Schule. Eigentlich ist das ganz normal im Süden von Finnland. Da hast du immer Leute, die Finnisch sprechen und welche, die Schwedisch sprechen. Deswegen habe ich auch viele Freunde, die kein Schwedisch sprechen, aber auch viele Freunde, die eigentlich nur Schwedisch sprechen. Für mich war das immer cool. Da konnte ich immer Finnisch reden mit jedem und auch Schwedisch. Auch in der Mannschaft in Porvoo waren sowohl Jungs die Finnisch und auch Schwedisch gesprochen haben. Für mich ist das ganz normal, dass Leute auch nur Finnisch reden. Mein Opa spricht nur Finnisch, also haben wir mit ihm nur Finnisch geredet. Mit meinen Eltern oder meinem Bruder ist es nur Schwedisch.

Andy: Man wächst mittlerweile mehrsprachiger. Dazu kommt Englisch, weil in Finnland w vieles im Fernsehen auch nicht übersetzt wird.

Freddy: Ja, das ist ein großes Problem in Deutschland. Ich habe auch Englisch gelernt, um „Friends“ zu gucken. Da habe ich Englisch gelernt, nur um die Serie anzuschauen. Aber ja, in Finnland macht man das nicht, dass man die Serien übersetzt. Aber hier in Deutschland macht ihr das. Warum macht ihr das? Das macht es schwieriger Englisch zu lernen.

Andy: Und die Qualität macht es nicht besser, das kann man auch dazu sagen.

Freddy: Dann hast du Johnny Depp mit „Oh Nein, was machst du?“

Jubel ist eine universelle Sprache. (Photo by JUSSI NUKARI/Lehtikuva/AFP via Getty Images)

Andy: Zurück zu Porvoo. Was hat man für Hobbies in Porvoo? Geht man Fischen?

Freddy: Also in der Jugendzeit habe ich Fußball, Floorball und Handball gespielt. Und mit meinen Freunden habe ich natürlich auch Eishockey gespielt. Eishockey ist sehr groß in Finnland. Grundsätzlich hast Du in Finnland natürlich überall die schönen Seen. Viele Leute fischen oder jagen. In Finnland kannst du immer etwas in der Natur machen.

Andy: Wenn man dich jetzt in der Natur aussetzen würde, glaubst du, du würdest aufgrund dessen, was du über die Natur gelernt hast in deinem Leben, zwei Tage überleben können?

Freddy: Easy! Ich würde da 20 Jahre überleben. Kein Problem! Es ist einfacher, als in der Stadt zu leben.

Andy: Das heißt, du bist gerne in der Natur und du suchst jetzt auch immer noch die Natur? Ist dir das eine Hilfe im Alltag, ab und zu mal in den Wald zu gehen?

Freddy: Ja, das interessiert mich sehr. Augsburg ist eine schöne Stadt. Man kann hier gut essen und Kaffee trinken. Aber ab und zu muss ich ein bisschen raus aus dem Stadtleben und dann gehe ich in den Wald laufen oder einfach irgendwohin mit meiner Freundin z.B. in die Berge. Das ist einfach schön für mich und ich finde meine innere Ruhe.

Andy: Wenn wir von innerer Ruhe sprechen: Alfred Finnbogason hat das vor Kurzem in einem Interview gesagt: nur weil er aus Island kommt, empfindet er trotzdem Kälte. Es ist nicht so, dass er es nicht kalt findet. Wie ist das bei Dir?

Freddy: An Weihnachten war ich in Finnland und da war es minus 22 Grad oder so. Ja, das ist schon kalt, aber für mich ist das auch normal. Ich bin mit der Kälte aufgewachsen. Da muss man nur die Mütze und die Handschuhe anziehen, dann geht das. Und dann haben wir natürlich die Saunas. Dann gehst du in die Sauna, dann ist alles gut.

Andy: Nun kommt ja im Winter zur Kälte auch noch die Dunkelheit. Wie sind hier deine Erfahrungen?

Freddy: Selbst für mich ist es ab und zu schwer in Finnland im Dezember und Januar. Da hast du vielleicht drei oder vier Stunden etwas Licht und dann ist es wieder komplett schwarz. Es ist schon krass. Ich habe auch ein kleines Haus in Lappland und da ist ein zwei Stunden ein kleines Licht. Viele Leute sagen, ich will nach Finnland für zwei Wochen. Dann sage ich immer „Nein, mach das nicht“. Selbst für mich ist es schwer, wenn ich in Lappland bin für zwei Wochen. Dann flippe ich aus. Aber für jemanden, der aus Mitteleuropa kommt, reichen drei bis fünf Tage.

Andy: Mit was bist du in deiner Kindheit als Frühstück aufgewachsen?

Freddy: Purro (Anmerkung: Haferbrei). Jeden Morgen in den ersten 20 Jahren meines Lebens war das immer morgens mein Frühstück: Haferbrei. Nur Haferbrei.

Andy: Süß oder nicht süß?

Freddy: Nicht süß. In Finnland gibt es nur etwas Süßes, wenn man zu einem Brunch geht. Beim Frühstück zuhause macht das niemand so. Niemals!

Andy: Was gibt es sonst in Finnland besonderes zu essen, was es hier nicht gibt?

Freddy: Elchfleisch. Und Rentierfleisch.

Andy: Schmeckt dir das? Findest du das lecker?

Freddy: Super. Ja, das ist wirklich gut. Sehr teuer, aber wirklich gut. Aber sonst… Finnland ist jetzt kulinarisch nicht so ausgefallen, das es vieles gibt, was es in Deutschland nicht gibt.

Andy: Das heißt, wenn du nach Hause kommst, was steht dann regelmäßig auf dem Tisch?

Freddy: Also wenn ich nach Hause gehe, dann gibt es immer das Essen von Mama Jensen. Wir essen sehr viel Fleisch in Finnland. Nicht so viel Pasta und Reis, sondern viel mit Fleisch und Gemüse. Wir sind ein sehr fittes Land. Deswegen viel Fleisch und Gemüse.

Andy: Jetzt hast du vorhin schon gesagt, dass Porvoo relativ nah bei Helsinki ist. Mal angenommen, ich würde sagen „Freddy, ich mache einen Wochenendtrip nach Helsinki jetzt am Wochenende.“ Dann würdest du sagen „Mach unbedingt diese drei Dinge.“

Freddy: Die Hauptstadt ist immer etwas Besonderes. Helsinki ist auch ein Stück Heimat für mich. Es ist eine große Stadt, aber mit dem Herz einer kleinen Stadt. Als erstes gehst Du nach Löyly. Da ist eine öffentliche Sauna. Da kannst du im Eiswasser schwimmen. Wenn du in der Sauna bist, dann siehst du das ganze Meer und den Strand von Helsinki. Sehr cool. Danach auf nach Stockmann. Das ist das Herz von Helsinki. Da läufst du nur durch die Stadt und findest automatisch etwas Cooles. Und zum Abschluss gehst du noch irgendwo in ein Pub. Und dann bestellst du ein Bier und zahlst 15 Euro für das Bier und denkst dir so „Was ist das teuer“, aber das gehört auch dazu.

Freddy Jensen in Augsburg auf der Lauer. Wohin wird sein Weg führen? (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Andy: Du bist ja relativ jung zum FC Twente in die Niederlande. Was war abseits des Fußballs kulturell die größte Umstellung für dich?

Freddy: Ich war 15 und in Finnland war Fußball eher ein Hobby für mich . Es machte Spaß Fußball zu spielen, aber du denkst nicht direkt „Das hier ist mein Job und ich werde jetzt ein professioneller Fußballspieler.“ Aber dann bei Twente hat man schon sehr schnell gemerkt, dass alle Spieler bei den Profis spielen wollen und dass es sehr schnell gehen kann im Profifußball. In einer Woche bist du Alles und in der nächsten bist du Nichts. Das war schon eine schwierige Zeit, das erste Jahr. Und das hat meine Einstellung verändert, was es bedeutet ein Fußballer zu sein. Aber es hat gut geklappt und ich bin mit 17 bei den Profis gelandet und habe viele Spiele gespielt. Das war eine schöne Zeit.

Andy: Holländer sind ja dafür bekannt sehr direkt zu kommunizieren. Skandinavier sind dagegen vergleichsweise zurückhaltend und diplomatisch. Hat dich das überrascht?

Freddy: Im Fußball ist das immer so. Da ist es immer sehr direkt. Man sagt, was man will und was einen stört. Für mich war das auch in meinem jungen Alter normal, dass Menschen, Trainer und Staff sehr direkt sind und sagen, was sie wollen und was ich machen sollte. Einfach ist das auch. Das macht deinen Kopf frei. Du weißt genau, was sie wollten und was du tun sollst. Das hilft auch. Aber ja, wenn ich finnische Leute mit den Holländern vergleiche, dann sind die Holländer schon ein bisschen direkter als die Skandinavier.

Andy: Was ich auch faszinierend fand, als ich mich ein bisschen eingelesen habe, ist, dass wohl die Finnen die glücklichsten Menschen auf der Erde sind. Und Du hast schon in deinem Einstandsinterview über dich selbst gesagt, dass Du ein entspannter Typ bist. Hilft Dir diese Einstellung?

Freddy: Ich weiß nicht, ob mir das hilft oder nicht, aber so bin ich. So bin ich auch immer schon gewesen. Ich werde an mir auch nichts verändern. Ich bin ein relaxter Typ. Ich werde meine Persönlichkeit für niemanden ändern. Das ist, wer ich bin.

Andy: Okay, Schlussrunde. Jetzt bist du über den FC Twente in Augsburg gelandet und mittlerweile seit 3,5 Jahren da. Was nimmst du von hier mit, wenn Du den Verein dann vielleicht doch einmal verlässt?

Freddy: Ich mag, dass die Leute wirklich das Leben in der Stadt genießen – sei es beim Mittagessen draußen auf der Terrasse oder auf der Straße. Das war schon immer mehr ein südeuropäisches Ding. In Finnland gehen viele Menschen aus, um sich bis zum Blackout zu betrinken. Das können die Deutschen auch, aber andererseits können sie auch einfach nur ausgehen und ein nettes Mittagessen genießen, ein Glas Wein trinken und um fünf Uhr nach Hause gehen. Und auch die Direktheit der Menschen ist hilfreich. Da gibt es nicht viele Obs und Abers und Wenns. Irgendwann werde ich die Stadt und den Club verlassen, aber ich werde sie sicher auch vermissen

Andy: Wie Du auch jetzt manches aus Finnland vermisst?

Freddy: Bald lebe ich seit 10 Jahren im Ausland, was verrückt ist. Es gibt Dinge, die ich nicht an Finnland geschätzt habe, weil ich sie für selbstverständlich erachtet habe. Am Ende liebe ich Finnland wirklich sehr. Und ich liebe die Tatsache, dass es nur 5,5 Mio. Einwohner sind und nicht 83 Mio. wie in Deutschland. Das sind die kleinen Dinge für mich. Ich war niemals ein Großstadtjunge. So bin ich nicht. Ich mag meinen Freiraum und ich mag die Freiheit. Wenn ich – wir haben ein Sommerhaus auf einer Insel – wenn ich da mit einem Traktor fahren will, dann fahre ich mit dem Traktor. Das sind Kleinigkeiten, die ich jetzt vermisse, und die ich wahrscheinlich für selbstverständlich genommen habe, als ich in Finnland war. Einfache Dinge, wie meine Familie zu sehen, denn ich sehe sie vielleicht nur zwei oder drei Mal im Jahr. Es gibt gute und schlechte Dinge, wenn man in einem anderen Land lebt. Aber die guten Erinnerungen und Erfahrungen nimmst du mit. Und die schlechten lassen dich stärker für dein Heimatland fühlen.

Andy: Das ist wahrscheinlich ein ziemlich guter Schluss für das Interview

Freddy (lachend): Ja, lass uns aufhören. Finnland ist das größte und glücklichste Land. Hoy!

Randnotizen:

  • Erin Mayer hat ihre Ergebnisse zur kulturellen Eigenart der Kommunikation in unterschiedlichen Ländern in ihrem Buch “The Culture Map” festgehalten. Das Holländer eine direkte Kommunikation pflegen, ist ein Ergebnis ihrer Arbeit. Genau wie die zurückhaltende Art der Kommunikation in Skandinavien.
  • Wenn Ihr denkt, Eisbaden klingt interessant, schaut euch mal Videos von Wim Hof an.
  • Wer glaubt, proteinreiche, fleischlastige Ernährung ist der einzige Weg zu einem langen Leben, der sollte ich auf Netflix schleunigst die Folge von “Um die Welt mit Zac Efron” in Sardinien anschauen.
  • Noch nicht genug Zeit heute hier verdödelt? Angry Birds stammt auch aus Finnland. Lies sich nicht galant im Interview unterbringen, aber könnte für die weitere Unterhaltung heute sorgen.

Bauer sucht Kasperl

Das Transferfenster war bereits seit zwei Tagen geschlossen, als der FCA noch einen Wechsel bekannt gab. Am 2.Februar präsentierte uns der Verein Innenverteidiger Maximilian Bauer als Neuzugang für die kommende Saison. Der heute 22jährige Innenverteidiger kommt im Sommer ablösefrei von der SpVgg Greuther Fürth zu uns in die wunderschöne Fuggerstadt, um den nächsten Schritt auf seiner persönlichen Karriereleiter zu machen. Doch wer ist eigentlich Maximilian Bauer? Woher kommt er und wie sieht seine bisherige Vita aus? Wir verraten es euch.

Vertragsunterzeichnung außerhalb des Transferfensters – Geht das überhaupt?

Jedem Fußballfan dürfte bekannt sein, dass die FIFA-Regularien genau vorschreiben, dass der Vereinswechsel eines Spielers nur innerhalb von zwei vom Verband vorgegebenen Transferperioden erfolgen darf. In Deutschland finden diese beiden Fenster in der Regel zwischen dem 01.07 und 31.08 sowie vom 01.01 bis 31.01 statt. Nur in diesem Zeitraum dürfen Spieler verpflichtet werden. Eine Ausnahme bilden hierbei vereinslose Kicker, die zwischen dem Sommer- und Wintertransferfenster jederzeit in einem Verein aufgenommen werden dürfen. Nach dem Deadline-Day am 31.01. entfällt aber auch diese Möglichkeit. Sprich, ein Club muss die Rückrunde so beenden, wie der Kader an jenem Tag gemeldet ist. Wichtig bei einem Wechsel ist außerdem, dass die Spieler bis um 18:00 Uhr am letzten Tag des jeweiligen Fensters an die DFL bzw. ab der 3. Liga an den DFB gemeldet werden müssen.

Im Fall von Maximilian Bauer wurde der Wechsel zwar schon jetzt verkündet, doch der Vertrag beginnt erst ab dem 01.07.2022 zu laufen. Die Möglichkeit, einen Transfer für die nächste Periode bereits vorab bekannt zu geben, hat ein Verein immer. So wurden beispielsweise die Transfers von Rafal Gikiewicz, Tobias Strobl und Daniel Caligiuri ebenfalls vor Beginn des Wechselfensters bekannt gegeben. Und wenn man mal beim großen Nachbarn aus München schaut, dann tüteten diese den Transfer von Dayot Upamecano auch bereits im Februar des vergangenen Jahres ein.

Ein Niederbayer in Mittelfranken

Nach diesem kleinen Exkurs in Sachen Transfers, wenden wir uns jetzt unserem neuen Innenverteidiger ab der kommenden Saison zu. Maximilian Bauer wurde am 09.02.2000 im niederbayerischen Vilshofen an der Donau geboren. An dieser Stelle nachträglich noch herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!

Seine ersten Eindrücke in Sachen Fußball sammelte Bauer bei der SpVgg Grün-Weiß Deggendorf. Bei diesem Verein, der erst im Jahr 2003 aus einer Fusion zwischen der SpVgg Deggendorf und dem SV Grün-Weiß Deggendorf entstanden ist, durchlief der Innenverteidiger sämtliche Jugendabteilungen bis hin zur C-Jugend. Für diese absolvierte er 17 Partien in der U15- Bayernliga, bevor der damalige Zweitligist Greuther Fürth auf ihn aufmerksam wurde. Auch hier spielte er in der C-Jugend, allerdings einige Ligen höher. Nämlich in der C-Junioren-Regionalliga Süd. Mit dieser nahm er auch am Matthias-Pape-Gedächtnisturnier teil

Der Pape Cup wird im Übrigen jährlich vom 1. FC Magdeburg ausgetragen und ist ein renommiertes Hallenturnier für C-Junioren. Hierbei nimmt nicht nur der Gastgeber und 4 weitere Teams aus der Umgebung, sondern auch noch regelmäßig 15 weitere Vereine aus teilweise ganz Europa teil. Auch der FC Augsburg ist ein gern gesehener Gast und konnte beim 20jährigen Jubiläum dieses Turniers den Pokal sogar mit nach Hause nehmen. Wirft man einen Blick auf die ausgezeichneten Spieler und Torschützenkönige, dann findet man hier einige Namen, die heutzutage aus dem Profifußball gar nicht mehr weg zu denken sind. Toni Kroos (2005), Marc-André ter Stegen (2007), Julian Draxler (2008) und Florian Wirtz (2018) nahmen alle an diesem Turnier teil.

In der Saison 2015/16 stieg Maximilian Bauer schließlich in die B-Jugend auf, für die er 14 Spiele in der Staffel Süd/Südwest der B-Junioren-Bundesliga absolvierte. Hierbei schoss er 3 Tore. Leider schafften es die Fürther trotzdem nicht, die Klasse zu halten und stiegen in die Bayernliga ab. Noch in der gleichen Saison wechselte der Innenverteidiger zu den A-Junioren, für die er bis 2018 in der A-Junioren-Bundesliga kickte. Unter dem damaligen Trainer Josef Steinberger zählte er zum Stammpersonal und konnte auch mit einigen Toren brillieren. Der Name des Trainers sagt euch was? Dann schaut mal, wer heute unsere „Zwote“ coacht. Im Januar 2019 nahm der FC Augsburg den gebürtigen Gottfriedinger unter Vertrag. Aber das nur so am Rande bemerkt.

Der Sprung in den Profifußball

Im Sommer 2018 schaffte Maximilian Bauer schließlich den Sprung in den Profifußball. Er wurde nicht nur für zweite Mannschaft, die in der Regionalliga Bayern spielt, sondern auch gleich für die Zweitliga-A-Mannschaft gemeldet. Sein Debüt im Herrenbereich gab er allerdings für die U23 der Fürther, als er beim 5:1-Erfolg der Franken über den FC Pipinsried über die vollen 90 Minuten auf dem Platz stehen durfte.

Nur wenige Wochen später durfte er auch gleich mal bei den „Großen“ ran. Am 10.08.2018 waren die Kleeblätter beim FC Ingolstadt zu Gast. Der damals 18jährige Bauer wurde in der 94. Minute für David Atanga eingewechselt und durfte somit wenigstens noch ein paar Augenblicke Profiluft schnuppern. Die Partie endete in einem 1:1-Unentschieden. 10 Tage später lief der Defensivmann auch in der Pokalpartie gegen Borussia Dortmund über 90 Minuten auf, ehe er bei einem Spielstand von 1:1 in der 90 Minute ausgewechselt wurde. So konnte er auch den Siegtreffer von Marco Reus in der 121. Minute nicht verhindern, der den Fürthern den Einzug in die 2. Runde kostete.

Sein erstes Tor schoss das Fürther Eigengewächs am 04.10.2020. In der Zweitligabegegnung gegen die Würzburger Kickers erzielte Bauer den wichtigen Ausgleichstreffer zum 2:2 in der 90. Minute. Der größte Erfolg des Niederbayern dürfte zweifelsohne der Aufstieg in die erste Bundesliga gewesen sein.

Auch auf internationaler Ebene konnte der Innenverteidiger erste Erfahrungen sammeln. Bereits 9 Partien für die DFB-Jugendmannschaften stehen in seinem persönlichen Lebenslauf. Einmal lief er für die U18, 4 Mal für die U19 und ebenfalls 4 Mal für die U21 auf. Für die U19 konnte er sogar einmal einnetzen.

Leistungsdaten im Profibereich

Seit 08.08.2018 gehört Maximilian Bauer offiziell dem Profikader der Spielvereinigung an. Für die Amateure lief der Innenverteidiger in insgesamt 16 Partien auf. 14 Mal in der Saison 2018/19 und zweimal in der Spielzeit 2020/21. Dabei erzielte er ein Tor, was aber für einen Verteidiger nicht unüblich ist.

Für die A-Mannschaft stand er dagegen schon in 66 Spielen auf dem Platz. In seiner Debütsaison durfte er sich insgesamt über 8 Einsätze freuen. Mehr waren es in der Folgesaison 2019/20 auch nicht. Aber seit 2020/21 gehört er zu Trainer Stefan Leitls absolutem Stammpersonal. Im Aufstiegsjahr der Fürther durfte er bei 29 Liga- und 3 Pokalspielen den Strafraum sauber halten. Mit zwei Toren trug er jetzt nicht unbedingt direkt zum Torregen der Kleeblätter bei, die am 34. Spieltag mit 69 Treffern die zweitmeisten Tore in der 2. Bundesliga geschossen hatten. Doch ein Abwehrspieler wird natürlich immer an anderen Werten wie z.B. der Zweikampfquote oder geblockten Bällen gemessen.

Im Sommer kommt dann noch das Rot zum Grün-Weiß dazu (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Im Oberhaus kommt Maximilian Bauer Stand jetzt auf 17 Einsätze über 1.779 Einsatzminuten. Seine Stärke lag vor allem bei Luftkämpfen, von denen er 60,3 Prozent gewinnen konnte. Ligaweit beschert im das einen soliden 49. Platz von allen betrachteten Spielern. Hierbei kommt ihm seine Körpergröße von 1,89 m zugute. Auch im Blocken von Bällen sowie in Zweikämpfen zeigt er durchaus sehenswerte Leistungen. Mit durchschnittlich 0,62 Blocks pro Partie landet er auf dem 60. Rang. Mit seiner Zweikampfquote in Höhe von 55,6 Prozent erreicht er Rang 65 und liegt dabei in etwa im Bereich von Robert Gumny, der derzeit eine Quote von 55,8 Prozent vorweisen kann.

Doch am Besten schneidet der Verteidiger eindeutig bei geklärten Bällen ab. Hier schafft er herausragende 5,06 Bälle pro Spiel und landet damit auf Platz 7 der ligaweiten Tabelle. Nur damit ihr es euch mal einigermaßen vorstellen könnt: Reece Oxford klärt in etwa gleich viele Bälle in einer Begegnung. Er ist derzeit auf Rang 3 mit einem Wert von 5,55. Wenn ich mir vorstelle, was Ox bei uns hinten alles wegbolzt, dann freue ich mich jetzt schon darauf, mit Bauer einen ähnlichen Spielertyp in Augsburg begrüßen zu dürfen.

Verletzungen und Krankheiten

Stand heute blieb der Innenverteidiger von größeren Verletzungen verschont. In seinem bisherigen Karriereverlauf verpasste er bisher nur 12 Spiele über 4 Spielzeiten hinweg. Das waren allerdings alles kleinere Wehwehchen. Eine Knöchel- und Sprunggelenksverletzung hier, einen Brummschädel und eine kleine Oberschenkelblessur da. Auch Corona hat er bereits hinter sich.

Die schlimmste Verletzung zog er sich 2020 am Knie zu. Hierbei fiel er für insgesamt 20 Tage aus. Vom 10.06.2020 bis 30.06.2020, um genau zu sein. In dieser Zeit konnte er 4 Mal nicht für die Fürther auflaufen.

An dieser Stelle möchte ich meine Hoffnung zum Ausdruck bringen, dass das Glück ihm auch weiterhin hold bleibt, sodass er ab Sommer bei uns seine Leistungen auf dem Platz zeigen kann.

Mein persönliches Fazit

Ich persönlich bin der Meinung, dass die Verpflichtung des Fürther Eigengewächses für beide Seiten eine sinnvolle Entscheidung darstellt. Bauer ist noch jung und steckt daher mitten in seiner fußballerischen Entwicklung und hat definitiv noch Luft nach oben. Seine bisherigen Leistungen stimmen mich recht positiv. Zudem kennt er die Liga und weiß daher, auf was er spielerisch besonders zu achten hat. Das finde ich bei einem Wechsel auch immer einen sehr wichtigen Punkt.

Der FC Augsburg ist dafür bekannt, dass er junge Spieler weiterentwickeln kann. Neben Philipp Max, Reece Oxford und Marco Richter, etablierte sich auch Abdul Rahman Baba bei uns zu einem gestandenen Profi. Dieser kam damals auch von der SpVgg Greuther Fürth in unsere schöne Fuggerstadt und wurde zu unserem teuersten Abgang. Überhaupt ist der fränkische Verein dafür bekannt, eine sehr gute Jugendarbeit zu haben. Spieler wie Nicolai Müller, Heiko Westermann, Torsten Oehrl und natürlich David Raum verbrachten alle Zeit in der Fürther Jugendabteilung.

Stimmen zum Wechsel

Der Innenverteidiger erhält einen 5-Jahres-Vertrag bis zum 30.06.2027 und wird im Sommer dem Grün-Weiß der Kleeblätter nun noch das Rot unserer Augsburger hinzu fügen.

„Wir haben seinen Werdegang vom Nachwuchsspieler zum Bundesligaprofi bei der SpVgg Greuther Fürth in den letzten Jahren intensiv verfolgt und sind überzeugt, dass er seine Entwicklung bei uns erfolgreich fortsetzen wird. Daher freuen wir uns, dass wir Maximilian Bauer mit unseren sportlichen Plänen überzeugt haben und er sich für einen Wechsel zum FCA entschieden hat.

Sportdirektor Stefan Reuter über den Transfer von Maximilian Bauer

Natürlich äußerte sich auch der Abwehrspieler selbst zu seinem Wechsel.

Ich bin der SpVgg Greuther Fürth, meinen Mitspielern, den Verantwortlichen und den Fans unheimlich dankbar für die tolle Zeit. Mit dem Wechsel möchte ich mich sportlich und persönlich weiter entwickeln. Der FCA bietet jungen Spielern hervorragende Möglichkeiten, sich sportlich zu etablieren. Daher freue ich mich auf die neue Herausforderung ab der kommenden Saison. „Bevor der Wechsel im Sommer erfolgt, können alle Fürther sicher sein, dass ich weiterhin alles für den Erfolg des Kleeblatts tun werde.

Maximilian Bauer über seinen Wechsel nach Augsburg

Im letzten Spiel für Greuther Fürth darf unser Neuer aber gleich mal an seiner neuen Wirkungsstätte auftreten, denn am 34. Spieltag ist Fürth in unserer heimischen WWK-Arena zu Gast. Eigentlich kann er dann auch gleich da bleiben und mit unseren Jungs den hoffentlich erreichten Klassenerhalt feiern.

Maximilian Bauer unterschreibt in Augsburg

Wir von der Rosenau Gazette freuen uns schon darauf, wenn der gebürtige Niederbayer im Sommer das Kleeblatt gegen die Zirbelnuss eintauscht. Bis dahin wünschen wir Maximilian Bauer alles Gute und viel Erfolg mit den Fürthern. Bleib gesund und zeige weiterhin deine starken Leistungen. Außer natürlich gegen den FCA am letzten Spieltag der Saison 2021/22!

Gibt’s was Neues, Herr Weinzierl?

Heute Mittag hatte ich die große Ehre, für die Rosenau Gazette an einer digitalen Medienrunde mit Trainer Markus Weinzierl teilnehmen zu dürfen. Dort stellte sich der Coach vielen interessanten Fragen von mehreren Journalisten. Gerade die aktuell doch eher schwierige Situation stand dabei besonders im Fokus. Doch auch über das morgen anstehende Spiel gegen seinen Ex-Klub Jahn Regensburg und die Lage auf dem Transfermarkt gab es ein wenig zu berichten. Und wer macht Weinzierl eigentlich gerade besonders Sorgen?

Das Debakel von Leverkusen

Natürlich war die Partie am Samstag gegen die Werkself ein unumgängliches Thema, dem sich Markus Weinzierl unweigerlich stellen musste. Auch mir brannte die Frage unter den Fingernägeln, wie sich der Trainer diesen Fehltritt erklärt. Immerhin sind 5 Gegentreffer eine gewaltige Hausnummer, auch wenn ich insgeheim froh bin, dass diese haushohe Niederlage jetzt passiert ist und nicht erst am Ende der Saison. Denn dank der stattfindenden Länderspielpause kann man jetzt gegebenenfalls Änderungen vornehmen oder die Mentalität der Spieler ein wenig aufbauen.

Mehrfach betonte Markus Weinzierl, dass er die Hauptfehlerquelle nicht im angewandten System 442 sieht. Im Gegenteil: Eigentlich ist die Ausrichtung Leverkusens prädestiniert für eine Viererkette. Doch durch zu viele individuelle Fehler, war er dazu gezwungen, die Taktik in ein 532 zu ändern. Aber auch dann lief es nicht besser, sondern man setzte die schlechte Verteidigungsarbeit konsequent weiter fort.

Und genau hier möchte Weinzierl auch ansetzen. Es gilt mehr Konsequenz ins eigene Spiel zu bringen und schlüssige Entscheidungen während einer Partie zu treffen. Noch ist die Lage im Tabellenkeller sehr eng, weswegen noch alles drin ist. Sowohl nach unten, als auch nach oben. Immerhin ist man nur 3 Punkte vom derzeitigen Tabellenzwölften Borussia Mönchengladbach entfern. Diese aber auch alle weiteren direkten Begegnungen in diesem Bereich des Tabellariums finden ja noch statt. Es ist also noch alles drin.

Ein weiteres Problem, das unser Coach sieht, liegt in der Mentalität. Ich denke, jeder von uns hat sich schon gefragt, ob die Leistung unserer Jungs vielleicht Kopfsache ist, denn dass sie auch anders können, haben sie in der Hinrunde ja nicht nur einmal bewiesen. Auch wenn viele Leute gerne sagen, dass in der Mannschaft sehr viel Potenzial steckt, so kann Markus Weinzierl dieses Wort schon bald nicht mehr hören. Immerhin kann ein Mentalitätsproblem die eigentlichen Fähigkeiten gerne einmal aushebeln. Das kennt jeder von uns aus seinem Alltag.

Grund zu lachen hatte Markus Weinzierl am Samstag wahrlich nicht…
(Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Fakt ist laut unserem Trainer: Es hilft nichts, jetzt wegen einer Partie alles in Frage zu stellen. Man muss es besser machen – sowohl auf jeder Position als auch im Detail.

Anstehende Transfers und erfahrene Akteure

In der Pressekonferenz vor der Partie gegen Bayern 04 Leverkusen deutete Innenverteidiger Felix Uduokhai an, dass man eventuell noch einmal auf dem Transfermarkt nachlegen und einen oder zwei erfahrene Akteure verpflichten solle. Natürlich hakten die Journalisten diesbezüglich noch einmal nach, ob sich auch Markus Weinzierl etwas in dieser Art vorstellen könne.

Hier erhielten wir allerdings eine etwas ausweichende Antwort. Der Kader gegen Bayer sei mit durchschnittlich 23 Jahren einer der Jüngsten überhaupt gewesen. Man stelle sich der Herausforderung, was aber noch nicht ganz gelingt. Weinzierl selbst sei aber sehr für die Förderung junger Spieler und gerade das Beispiel Reece Oxford zeige, dass die Mannschaft auch trotz ihres Alters dem Druck gewachsen ist. Zudem spiele ja nicht immer das gleiche Team und man kann auch selbst mit erfahrenen Leuten aufwarten. Aber das, was momentan eigentlich zähle, seien Punkte und der damit einhergehende Klassenerhalt.

Natürlich blieb die Frage nicht aus, ob man denn noch einmal nachlegen würde, solange das Transferfenster noch offen ist (bis Montag, 31.01.22). Dafür ist Markus Weinzierl aber eigentlich der falsche Ansprechpartner. Aber Stand jetzt geht unser Trainer davon aus, “dass nichts mehr passiert”.

Die Fans kehren zurück

Erst gestern gab der bayerische Staatskanzleiminister Dr. Florian Herrmann in Vertretung von Markus Söder bekannt, dass ab dem 27.01.22 bei überregionalen Großveranstaltungen wieder Fans zugelassen werden. Zu 25 % bei einer maximalen Obergrenze von 10.000 dürfen die Stadien in Bayern nun wieder ausgelastet werden.

Eine Tatsache, über die auch Markus Weinzierl sehr froh ist. So froh, dass an dieser Stelle sogar ein Dank an den bayerischen Ministerpräsidenten raus ging. Die Augsburger Fans sind nämlich ein entscheidender Faktor, die dem Team helfen und sie gleichzeitig pushen können. Vor allem dabei, dass die Spieler es somit endlich schaffen könnten, die fehlenden Prozent aus sich heraus zu holen, um eben in die “letzten 3 Prozent zu kommen”.

Baustelle Linksverteidigung?

Wie oben schon erwähnt, trägt der FC Augsburg morgen (27.01.22) ein Testspiel gegen Zweitligist Jahn Regensburg aus. Anpfiff der Partie, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit in der heimischen WWK Arena stattfindet, ist um 14:00 Uhr. Zu sehen ist das Spiel aber im FCA TV.

Die obligatorische Frage nach dem Personal durfte auch in dieser Medienrunde natürlich nicht fehlen. Angeschlagen ist neben dem am Samstag fehlenden Iago auch wieder Mads Pedersen. Laut Aussage unseres Coaches war er keineswegs fit, als er in der Halbzeit ausgewechselt worden ist. Ebenfalls fehlen wird Freddy Jensen, der nicht nur einen Pferdekuss, sondern auch noch muskuläre Probleme hat. Auch Ricardo Pepi und Carlos Gruezo werden morgen nicht dabei sein, denn beide befinden sich bei ihren Nationalmannschaften.

Bei Letzterem hakte man im Übrigen nach, weswegen er in der Rückrunde noch kein einziges Mal für den Kader nominiert wurde. Dies erklärte Weinzierl damit, dass er nur eine begrenzte Auswahl an Kaderplätzen zur Verfügung stehen habe. Insgesamt dürfen auf der Bank 9 Auswechselspieler Platz nehmen, wovon einer natürlich ein Ersatztorwart sein muss. Bei den Feldspielern bevorzugt es unser Trainer, drei Defensiv- und fünf Offensivkräfte als Ersatz zu haben. Er “muss Entscheidungen treffen”, wen er an einem Spieltag mitnimmt und wen nicht.

Das ist keinesfalls immer einfach. Bei ihm “stehen immer die besten Spieler auf dem Platz”. Das System hängt dabei sehr stark von der Qualität und natürlich auch der Ausrichtung des Gegners ab. Deswegen spielte gegen Leverkusen beispielsweise auch ein Jeffrey Gouweleeuw auf der 6. Aber das nur so am Rande bemerkt.

Augsburger Sorgenkinder

Am Ende der Konferenz wendete sich das Thema leider den beiden Sorgenkindern zu, die beide am Samstag wohl einen rabenschwarzen Tag erwischt hatten – Robert Gumny und Ruben Vargas.

Dass die Leistung des 23jährigen Polen “nix war”, konnte auch Markus Weinzierl nicht bestreiten. Schon des Öfteren hat der Rechtsverteidiger gepatzt, doch das liegt nicht nur an ihm. “Mehrere Fehler führen zu einem Tor”, so der Trainer, dem aber durchaus bewusst ist, dass diese individuellen Fehler unterbunden werden müssen. Ein Spieler kann ja einen Fehler machen, aber dann darf der darauffolgende nicht auch noch “einen zweiten oben drauf setzen”.

Auch Ruben Vargas scheint derzeit in einem Formtief zu stecken, weswegen Weinzierl ihn gegen Frankfurt und auch gegen Leverkusen auf die rechte Seite zog. Der Zweck dahinter war, dass Ruben mal aus seinem Muster raus kommt und Freiheiten bekommt, sodass er seine Geschwindigkeit ausnutzen und zeigen kann. Gegen die Eintracht sah das auch ganz gut aus. Gegen die Werkself dagegen… Das vergessen wir lieber mal ganz schnell.

Hoffentlich schafft er es bald wieder, sich aufzuraffen…
(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Markus Weinzierl bittet aber darum, dass man nicht vergessen sollte, dass der Schweizer noch ein junger Spieler ist und auch diese machen Fehler bzw. haben immer mal wieder Höhen und Tiefen. Zudem kommt, dass der ebenfalls 23Jährige aufgrund der Europameisterschaft keine ordentliche Vorbereitung gehabt habe. Ruben hat außerdem sehr große Erwartungen an sich selbst, die er natürlich nicht immer bestätigen kann. Und das demotiviert…

Wie geht man nun mit solchen Spielern um? Laut unserem Coach ganz unterschiedlich. Jeder Spieler hat seine eigene Art, wie er Kritik zu hören bekommen muss, um diese anzunehmen und umsetzten zu können. Der eine braucht es ruhig und Selbstvertrauen gebend, der andere will es lieber knallhart und schonungslos.

Fazit

Für mich persönlich war es das erste Mal, dass ich an so einer Veranstaltung teilgenommen habe. Es war wirklich sehr interessant und ich hoffe, dass ich bald wieder einmal die Ehre bekomme. Wirklich viel neues bekam man zwar nicht zu hören, denn das meiste konnte man sich auch so zusammen reimen, wenn man sich die Spiele genauer anschaut. Aber auch damit habe ich gerechnet, denn gerade in der Öffentlichkeit will und muss der Verein ja auch ein gutes Bild abgeben. Ich kann nur hoffen, dass man trotzdem die Fehler erkannt hat und an diesen in der Länderspielpause arbeitet.

Bis diese endet, dürfte uns aber sicherlich auch nicht langweilig werden. Immerhin steht noch einiges an. Das Testspiel gegen Regensburg und natürlich der bekannte Deadline Day. Wir dürfen gespannt sein, ob sich auf dem Transfermarkt wirklich nichts mehr tut, wie Markus Weinzierl gesagt hat, oder ob man uns wie in den Jahren zuvor ein bisschen an der Nase herum führt. Denn da hieß es ja auch immer: Es passiert nichts mehr! Und etwas Neues gab es dann doch immer zu berichten. In dieser Transferperiode hoffentlich auch nochmal…

Höher, schneller, weiter!?


Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Die Corona Pandemie hält das Land weiterhin auf Trab und auch der Fußball ist davon betroffen. Für den Beginn der Rückrunde wurde kurzfristig davon ausgegangen, dass alle Spiele komplett ohne Zuschauer ausgetragen werden. Presse Augsburg berichtete noch am 21.12.2021 unter der Überschrift: “FC Augsburg-Geschäftsführer Michael Ströll: Klub wird vielleicht nicht ohne staatliche Hilfen auskommen”. Man konnte fast glauben, der Verein nage nun am Hungertuch und müsste sich einschränken. Immerhin geht uns allen die Pandemie nach dieser langen Zeit auf die ein oder andere Weise an die Substanz.

Vielleicht rufen wir uns an dieser Stelle kurz ins Gedächtnis, was bisher schon geschah. Wie alle anderen Vereine wurde auch der FC Augsburg im Frühjahr 2020 überraschend von der Corona-Pandemie getroffen. Heiko Herrlich wurde engagiert und war dann erstmal Lockdown-Trainer bevor er zu Zahnpasta- Heiko wurde. Der FCA war schon damals, einer der Clubs, die unter anderem mit dieser Aktion negativ das Bild des Fußballs in der Öffentlichkeit besetzten. In der Zwischenzeit klangen dann auch mal zurückhaltende Töne durch. Michael Ströll sagte in der Augsburger Allgemeinen: „Jeder muss in den vergangenen Monaten festgestellt haben, dass höher, schneller, weiter nicht immer das richtige Mittel und vor allem in Krisenzeiten enorm gefährlich ist.“ Der Club organisierte Impfaktionen und half Bedürftigen.

Schon im letzten Frühjahr waren dennoch viele den Regeln überdrüssig geworden und hielten diese nur noch teilweise ein. Im Speziellen wurde der FC Augsburg wegen eines Jubelfotos von der DFL verwarnt. Und Corona war noch nicht vorbei, da tönte Klaus Hofmann schon: “Wir würden auch ein zweites Corona überstehen”. Die Spieler buchten fleißig ihre Weihnachtsurlaube (vornehmlich nach Dubai, wenn es denn überhaupt weg ging) und kamen nun teilweise mit unschlüssigen Tests oder infiziert zurück. Es darf wohl kritisch gefragt werden, ob diese Reisen in Zeiten der Pandemie und mit der Vorbildrolle, die hochbezahlten Profisportlern automatisch zufällt, unbedingt notwendig waren.

In diesen Zeiten hat sich der FC Augsburg nun entschieden, den 18jährigen Ricardo Pepi für ungefähr 15 Millionen Euro vom FC Dallas zu verpflichten. Die Details der Ablöse bleiben wie immer unter Verschluss, es war allerdings von einer Ratenzahlung zu lesen. Pepi, der ein hochtalentierter Stürmer und Unterschiedsspieler in der Offensive ist, ist vornehmlich eine Wette auf die Zukunft. Er muss sich nun im Winter in Deutschland und in der Bundesliga akklimatisieren. Er ist – vorerst – der teuerste Transfer der FCA-Geschichte und lässt den FCA in eine andere Dimension vorstoßen. Immerhin hatte man den VfL Wolfsburg ausgestochen. Auch Bayer 04 Leverkusen und der FC Bayern München sollen neben Clubs aus der Premier League interessiert gewesen sein. Insgesamt ein Kracher, den Hofmann, Reuter und Ströll da schon zu Anfang des Jahres präsentieren.

Mit der Verpflichtung von Ricardo Pepi stößt der FCA in eine andere Größenordnung vor (Photo by Emilee Chinn/Getty Images)

Wie soll man diesen Transfer nun interpretieren? Die Pepi-Verpflichtung ist absolut “höher, schneller, weiter”. Von außen wurde in den letzten Tagen vielfach hinterfragt, wie der FC Augsburg einen solchen Transfer überhaupt stemmen kann. Nach der Ströllschen wirtschaftlichen Tiefstapelei, ist die Verpflichtung in der Außendarstellung kaum zu verargumentieren. Naja, außer David Blitzer hat den Geldkoffer geöffnet. Aber zu welchen Konditionen und unter welchen Bedingungen? Insgesamt, kann man feststellen, dass der FCA in Zeiten der Omikron-Welle kein Zeichen der wirtschaftlichen Zurückhaltung gesetzt hat. Gerade das Gegenteil. Wenn man nun den Transfer als Zeichen des Optimismus auslegen sollte, dass Corona weiterhin keine allzu weitreichenden wirtschaftlichen Folgen für den Club bedeutet, dann ist die Frage legitim, warum Michael Ströll es im Dezember für notwendig hilft, öffentlich wirtschaftlich tiefzustapeln um Druck auf die Politik auszuüben. Die Außenwirkung war damals schon schwierig und wirkt heute vollkommen deplatziert.

Meine Interpretation der Lage ist, dass der FC Augsburg auf Grund des enormen Potentials des Spielers bereit war, seine eigenen wirtschaftlichen Möglichkeiten neu zu definieren. Die Position des Stürmers ist seit Jahren nur sehr schwer zu besetzen und erfordert immer hohen wirtschaftlichen Aufwand. Im Oktober hatte Klaus Hofmann erst dargestellt, wie positiv sich die Eigenkapitallage des Clubs seit 2014 entwickelt hatte. Dies geht zurück auf die extreme Sparsamkeit in der Fuggerstadt, die vor Corona über Jahre immer zu positiven Ergebnissen geführt hatte. Und so war man in der Vergangenheit schon nicht immer darauf angewiesen, jeden Spieler sofort weiterzuverkaufen (man denke an Philipp Max, der länger als vermutet blieb) und musste nicht immer positive Transferbilanzen vorweisen. Nun setzt man mit der Pepi-Verpflichtung das nächste Duftzeichen und die Konkurrenz wundert sich, wie das in Augsburg passieren konnte.

Die Ursache ist derweil recht eindeutig zu identifizieren: In jedem Fall ist der FCA immer noch voll dabei, im kapitalisierten Wettbewerb des Profifußballs. Wo man in der Öffentlichkeit zuletzt auch mal etwas kritische Töne anklingen ließ, verweigert man sich den Mechanismen des Marktes nachweislich nicht. Auch die Außenwirkung in der jetzigen Zeit wird anscheinend in Kauf genommen. Aber das kommt wohl davon, wenn sich der Verein nachhaltig weiter in der ersten Liga stabilisieren will. Und dann sehen wir doch die Entwicklung und auch den Pepi-Transfer als ein positives Zeichen, dass das dann zumindest gelingt.

2022 wird unser Jahr!?

2022 wird alles besser. Neues Jahr, neues Glück. 365 Tage, 365 neue Chancen. So oder so ähnlich klingen viele Motto-Sprüche, die man sich des guten Vorsatz Willens zu Herzen nimmt. Beziehen wir dies mal auf den FCA: 2022 wird alles besser, neue Rückrunde, neues Glück, 17 Spiele, 17 neue Chancen. Und damit 51 mögliche Punkte.

Von 51 möglichen Punkten in der Hinrunde haben wir magere 18 Pünktchen geholt. Dies bedeutet tabellarisch Platz 15 mit einer Tordifferenz von -9. Umgerechnet sind dies vier Siege, sechs Remis und sieben Niederlagen. Vier Siege, darunter ein überraschender und unkalkulierbarer wie der 2:1 Sieg gegen den FC Bayern und ein knappes 1:0 gegen Gladbach. Aber auch deftige Klatschen wie das 0:4 gegen Hoffenheim direkt zu Saisonauftakt. Oder das 0:3 aus Sicht des FCA gegen den SC Freiburg.

Was aus 2021 bleibt, haben Birgit und ich zuletzt schon in einem Zweiteiler erörtert. Heute stelle ich mir die Frage, was 2022 auf uns zukommt. Lest selbst fünf Punkte, die 2022 so (oder so ähnlich) passieren könnten:

#1: Defensive wird Trumpf sein!

Im Januar wird Felix Uduokhai zurückkehren und Markus Weinzierl die Qual der Wahl haben. Mit dem zuletzt brillanten Reece Oxford und Kapitän Jeffrey Gouweleeuw hatte sich zuletzt ein Duo eingespielt. Auch Frederik Winther konnte positive Argumente für sich selbst sammeln. Gegen Hoffenheim zum Rückrundenauftakt fehlt Reece Oxford jedoch gelb-gesperrt. Hier sind wir schon ganz aufgeregt, weil “Udo” nach (viel zu) langer Zeit möglicherweise in die Startformation zurückkehrt.

Es wird generell in der Rückrunde spannenden sein, zu sehen, auf wen Weinzierl setzt. Und was er mit dem Rest anfängt.

Diese beiden machten es zuletzt im Abwehrverbund ganz hervorragend: Reece Oxford und Jeffrey Gouweleeuw. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Unser defensives Mittelfeld mit Niklas “Dorschi” Dorsch und Arne Maier wird sich weiter einspielen. Um diese beiden Jungspunde wird uns die ganze Liga – mit Ausnahme der Bayern vielleicht – beneiden. Während Niklas Dorsch vertraglich noch langfristig an den FCA gebunden ist, wurde Maier nur geliehen. Sein Vertrag wird sich aber definitiv verlängern, davon gehen wir persönlich aus. Wenn jetzt noch auf der rechten Außenverteidiger-Position personell nachgelegt wird (Hallooo, Danny da Costa!?), dann sehen wir uns in diesem Mannschaftsteil sehr gut aufgestellt.

#2: Offensiv wird nachgelegt werden

Offensiv sieht’s hingegen ein wenig mau aus. Finnbogason und Niederlechner häufig verletzt, Gregoritsch wenig konstant, Cordova nicht nachweislich bundesligatauglich. Und ein Zeqiri alleine kann es dann auch nicht richten.

Unterstützung bekommt der Jungspund von Oldie André Hahn, der sich da vorne im Offensivbereich noch am meisten aufreibt. Caligiuri fehlte zuletzt die Spritzigkeit, wird zudem auch nicht jünger. Vargas ist in einem Formtief und Jensen, Bazee sowie Lasse Günther sind schlichtweg bis dato nur passable Ergänzungsspieler. Haben sie das Zeug zu mehr? Man weiß es nicht. Man sollte hier die ein oder andere Leihe in Betracht ziehen. Und einen Hochkaräter verpflichten, der die Flaute in der Offensive schleunigst beheben kann.

Im Sommer laufen dann einige Verträge aus, es wird sich also schon bald zeigen, mit wem der FCA in die nächste Saison geht. Ob Andi Zeqiri länger in der Fuggerstadt verweilen wird? Unwahrscheinlich, da er nur einen einjährigen Leihvertrag hat. Und sein englischer Stammclub ggf. einiges verlangen wird für den Neu-Nationalspieler der Schweiz.

Andi Zeqiri konnte nur zu Beginn der Saison überzeugen, dann tauchte er mehr und mehr ab. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

#3: Weinzierl wird verlängern

Der Kontrakt von Übungsleiter Markus Weinzierl läuft nur noch bis 30.06.2022. Sollte der FCA – und das hoffen wir doch alle – den Klassenerhalt frühzeitig sichern, steht einer Vertragsverlängerung des Augsburger “Urgesteins” nichts mehr im Wege. Der nun mittlerweile 47 Jahre alte gebürtige Straubinger konnte Heiko Herrlichs Trümmertruppe neues Leben einhauchen und hatte eine schon lang nicht mehr dagewesene Euphorie am Lech ausgelöst. Wir sagen: Bitte verlängern!

#4: Nachwuchsspieler wird debütieren

Mit Salifou und Pejcinovic sind zwei Jugendspieler aus dem FCA-Nachwuchsleistungszentrum nah dran am Profikader. Salifou gab zuletzt den Lückenfüller und stand sogar gegen Ende der Hinrunde mehrfach im Spieltagskader.

An Dzenan Pejcinovic, Kapitän der Augsburger U17, sollen Serie A Clubs dran sein. Diesen potenziellen Abgang würden wir gerne verhindern. Auch Salifou, Kapitän der U19, gilt als vielversprechendes Talent. Ich plädiere für ein baldiges Profidebüt und die ersten Profiverträge. Ich meine, was sollen die beiden noch kaputt machen, in einem Spiel wie gegen Fürth? Da wünsche ich mir doch mehr Mut und Jugendwahn wie bei den Freiburgern. Dort zahlt sich dieser Weg mehr und mehr aus.

#5: Fans werden wieder ins Stadion dürfen

So, nun kommen wir zum schmerzlichsten und sehnlichsten Punkt zugleich. Heute wünsche ich mir das und ich glaube, vielen anderen geht es auch so. Dass wir bald einen Haken hinter das leidige Thema Corona machen dürfen. Wir bald wieder ins Stadion und ohne große Bedenken die Stadionwurst verspeisen dürfen. Jubeln, dem Gegenüber ohne Scham in die Arme fallen und endlich wieder genießen dürfen. Das wäre schön.

Ich wünsche mir das wirklich ganz gewaltig für 2022, ob es nun schon in der Rückrunde möglich ist oder erst in der neuen Hinrunde. Hauptsache, wir müssen nicht noch ein weiteres Jahr auf den Stadiongang und unser zweites Wohnzimmer verzichten. Wichtig für mich jedoch, dass das alles erst möglich ist, wenn wir für die Gesundheit aller sorgen können. Das ist das oberste Gebot.

So einen Anblick wünschen wir uns baldigst wieder! (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Frohes neues Jahr und guten Rutsch!

Was uns bleibt, ist nun, euch einen guten Rutsch zu wünschen. Viel Gesundheit und viele gute Vorsätze fürs neue Jahr 2022. Bedanken möchten wir uns für eure Likes, eure Kommentare und die Unterstützung über das komplette Jahr 2021 hinweg.

Wir haben sehr viel Spaß und Freude daran, euch die neuesten Entwicklungen rund um den geilsten Club der Welt näherzubringen. Wir hoffen daher, dass dieser “Aufwärtstrend” auch im neuen Jahr anhält und der FCA zudem sportlich frühzeitig die Klasse hält. Das wäre doch was! Und eines hoffe ich ganz arg: 2022 wird unser aller Jahr!?

Hier kommt der Grinch

Weihnachten ist grundsätzlich das Fest der guten Laune. Und mit wie vielen positiven Wünschen wir in das neue Jahr gehen, haben wir euch über die letzten Wochen immer wieder gezeigt. Heute kommt zum Ende der Feiertage die Grinch-Fassung der Weihnachtswünsche. Vornehm könnte man sagen: nicht alles was glänzte, war Gold. Wenn wir den Vorhang einmal zur Seite ziehen, dann wird klar, dass wir dann doch bzgl. einiger Entwicklungen in der Hinrunde einen dicken Hals hatten. Ausrasten wollten. Vor Wut brodelten. Heute kommt es raus. Was haben erlaubt FCA? Seid ihr alle Flasche leer?

Torschützen

Am letzten Spieltag der Hinrunde konnten einem als FCA-Fan schon mal kurz die Bröckchen hochkommen. Nicht nur schaffte es der FCA selbst nicht gegen das grottigste Team der Hinrunde keinen einzigen Treffer zu erzielen. Nein, auf einem anderen Platz schoss gerade Marco Richter das unterdurchschnittliche Team der Hertha zum Sieg gegen den BVB. Richter hat somit nach der Hinrunde mit 5 Treffern genau so viele Tore erzielt, wie die zwei besten FCA Angreifer zusammen. Und der FCA scheinbar einen seiner besseren Offensivspieler abgegeben und keinen adäquaten Ersatz gefunden.

Marco Richter, wie er scort und lacht. Der FCA hat derweil die Lücke nicht adäquat schließen können. (Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Offensiv lässt diese Mannschaft bisher viele Träume unerfüllt. Das man weiterhin auf die formschwachen und verletzungsanfälligen Kräfte der Vorjahre baut und keine geeignete Verstärkung dazu holte, ist hoffentlich nur den wirtschaftlichen Möglichkeiten und nicht der sportlichen Analysefähigkeit geschuldet. Wir gehen davon aus, dass der Spielverlauf der Hertha auch unserem sonst ach so ruhigen und zurückhaltenden Präsidenten ein leises “Verdammich” entlockt hat und ich sehe Marco in Berlin leise in sich hineinschmunzeln (Du weißt, wir gönnen es Dir von Herzen).

Die Innenverteidigung

Zum Ende der Hinrunde ist es in der Innenverteidigung ganz eng geworden. So eng, dass mit Robert Gumny ein gelernter Rechtsverteidiger aushelfen musste, nachdem die Aushilfe aus dem defensiven Mittelfeld mit Tobias Strobl auch verletzt ausgefallen war. Gegen Bochum konnten weder Gouweleeuw, Oxford, Uduokhai oder Strobl auflaufen. Die Probleme hatten sich angekündigt. Jeffrey Gouweleeuw war schon in der Vorbereitung verletzt und es wurde spekuliert, wie lange er ausfallen würde. Uduokhai nahm im Sommer an den olympischen Spielen teil, die doch arg belastend waren. Mit Kevin Vogt hatte man sich intensiv beschäftigt und sich im Sommer trotz des Abgangs von Marek Suchy entschieden, nicht noch einen weiteren Innenverteidiger in die Hose zu holen.

Vogt kam im Sommer nicht und auch kein anderer Innenverteidiger. Das Risiko wurde anscheinend unterschätzt. (Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Im Nachhinein darf man sich nun einmal die Frage stellen: Warum zum Henker? Da hat man ganz schön mit dem Feuer gespielt und sich nun am Ende doch verbrannt. Man möchte rufen: War das wirklich nötig? Und was lernt ihr daraus? Immerhin ist das Wintertransferfenster offen und man kann nochmal nachlegen oder einfach auf mehr Glück hoffen. Als ob wir unser Glück nicht in den letzten Jahren etwas zu sehr strapaziert hätten.

Der eigene Nachwuchs

Derweil scheint der eigene Nachwuchs wie schon früher unter Weinzierl sportlich wieder keine Rolle zu spielen. Und man mag sich schon fragen, ob die Jungs aus der eigenen Jugend gerade offensiv nicht mal für eine Überraschung gut wären. Cordova, Bazée und Co. haben ihre Chancen des Öfteren erhalten, konnten aber nicht dauerhaft von sich überzeugen. Nun steht auch im Raum, dass uns Top-Talent Dzenan Pejcinovic zum AC Mailand verlassen könnte.

Dzenan Pejcinovic hier im Einsatz für die deutsche U17. Ob wir ihn jemals in der ersten Mannschaft zu sehen bekommen? (Photo by Vasile Mihai-Antonio/Getty Images)

Da reicht es dann auch nicht Salifou immer wieder auf die Bank zu setzen. Mensch Markus, schmeiß den Jungen doch mal für 15 Minuten gegen Fürth rein. Was soll der denn kaputt machen, so harmlos wie die Fürther waren? Die Talente im Nachwuchsleistungszentrum sind besser denn je und wir sind wieder in den Zeiten angekommen, wo es für die Jugendspieler trotz großer Verletzungsprobleme an manchen Stellen schlicht unmöglich ist auf den Platz zu kommen. Auch weil der Kader insgesamt nicht genügend ausgedünnt wurde und zu viele nicht bundesligareife und verletzungsanfällige Kräfte die Plätze blockieren. Zefix nochmal. Ob wir das jemals lernen, Jugendspieler nach oben zu ziehen, wie z.B. die Freiburger?

Weiterhin gilt: Who the Fuck is Blitzer?

Derweil seit letztem Jahr ja bekanntlich die meisten Anteile am FCA (durchgerechnet über die Beteiligungsgesellschaft) dem amerikanischen Investor gehören. Der Vorgang wurde im Hintergrund abgewickelt und Blitzer verbleibt im Hintergrund, obwohl in Augsburg weiterhin ein großes Interesse daran besteht, den Kerl kennenzulernen, dem Klaus Hofmann und die anderen Investoren den größten Teil der Anteile an der Beteiligungsgesellschaft verkauft haben (natürlich immer noch ohne die Mitglieder darüber proaktiv zu informieren).

David Blitzer hat schlicht mehr mit seinen anderen Investments zu tun, hier bei den Philadelphia 76ers (Photo by Tim Nwachukwu/Getty Images)

Das einzige Medium, das bisher ein Interview ergattern konnte ist: das Manager Magazin. Wie passend, oder? Noch nicht einmal für eines der berühmten Augsburger Allgemeine Interviews hat es gereicht, dass dann hinter der Paywall verschwindet. Der Blitzer macht ja anscheinend überhaupt keinen Scheiß mit. Das kann ja noch lustig werden.

Ausblick

Dafür wurde wie immer zum Jahresende ein auf Hochglanz poliertes Weihnachtsvideo produziert, in dem die FCA Familie in den Mittelpunkt rückte. Die Bundesliga geht im Januar vor leeren Kulissen weiter, damit ein Zeitplan eingehalten wird, ohne die Sklaventreiber-WM in Katar in Frage stellen zu müssen. Und der FCA deutet nun doch an, vielleicht auf Staatshilfen zurückgreifen zu müssen, obwohl man dies bisher immer vermieden hatte und im Notfall doch der US-Investor bereit stehen sollte. Ich kann persönlich nachvollziehen, dass sich immer mehr vom professionellen Fußball abwenden und diesen nicht mehr so intensiv verfolgen. Die magischen Momente im Stadion, in denen man sich in den Armen lag, obwohl das Gegenüber schon eine deutliche Fahne hatte und einem zuvor durch andauerndes Gemotze auch nicht positiv aufgefallen war, sind schlicht kaum vorhanden gewesen. Und so verschwindet zwar nach Weihnachten der Grinch, mit ihm aber nicht alle Probleme.

Advent, Advent – Das fünfte Türchen

Heute ist Heiligabend! Somit ist die Spitze der Besinnlichkeit und des allgemeinen Frohmuts erreicht. Zeit, die letzten Wünsche im Rahmen unserer Adventsserie loszuwerden. Meine Kolleginnen und Kollegen der Rosenau Gazette haben an den letzten vier Sonntagen schon so großartige und vielfältige Wünsche geäußert. Und mir dadurch einiges vorweggenommen. Aber heute bin ich, Irina, die letzte im Bunde – und möchte die süße Weihnachtszeit mit einem echten Herzenswunsch, der noch nicht genannt wurde, abschließen. Ich hoffe, ihr habt unsere kleine Serie genauso genossen, wie wir. Danke erneut für ein tolles Jahr aus sportlich-redaktioneller Sicht. “Mit den wunderbarsten Fans, die nicht ein jeder hat!”

#backtotheroots

Mit Markus Weinzierl ist nun in diesem Jahr wieder DER Augsburger Erfolgstrainer zurückgekehrt. Und für viele ist hiermit schon ein Wunsch in Erfüllung gegangen. Für mich ist Weinzierl ein Charakterkopf à la Christian Streich, eine echte “Type”, wie man so schön sagt. Er ist direkt, er hat einen eigenen Kopf und äußerst charmant isser – das muss frau schon zugeben. Nicht umsonst hat er von “Joyclub” den (sehr fragwürdigen, aber verdienten) Titel des “Sexiesten Trainers der Bundesliga” vor Saisonbeginn erhalten.

Nicht nur, weil er in Jeans einfach optisch gut aussieht, sondern vielmehr das sportliche Fazit gestaltet sich positiv: Markus Weinzierl hat der Truppe wieder Leben eingehaucht, eine Einheit auf dem Platz geformt und eine Mentalität zurückgebracht, die viele Augsburger*innen forderten, aber längst als verschollen galt. Diese Giftigkeit, Griffigkeit und Spritzigkeit hat uns unerwartete Punkte wie gegen Bayern und Leipzig beschert. Raus aus der herrlichen Lethargie – rein in die weinzierlsche Kampftaktik. Gefällt! Mit dieser Galligkeit und diesem unbändigen Kampfeswillen war der FCA einst der unbeliebteste Bundesligaclub – und zwar, wenn es um den unbequemsten Gegner der Liga galt, da lag der FCA in den Umfragen immer ganz weit vorne. Ein Titel ist ja bekanntlich besser als gar kein Titel. Gell, Markus?

Graue Maus, again

Wie gerne wäre ich diesertags einfach wieder die graue Maus von Augsburg, im sportlichen Niemandsland der Bundesligatabelle. Ohne größere Aufreger (ok, die Trommler lasse ich durchgehen, als positive “Aufreger”) und sportliche Talfahrten. Ohne größeres Aufsehen, wie Possen um Hinti, Kai-Uwe und Co. und viel mannschaftliche Geschlossenheit. Es ist noch gar nicht allzu lange her, da kämpfte eine Augsburger Mannschaft in der Europa League und das war auch das einzige, was man aus der Fuggerstadt zu berichten wusste.

Das heißt nicht, dass ich mir wünsche, dass der Blick gen erstes Tabellendrittel geht. Im Gegenteil. Ich wünsche mir sehnlichst, dass wir wieder Platz 11-13 fest ins Visier nehmen und massig Punkte hamstern, ohne großes Aufheben und Tamtam. Berichtenswert sollte ausschließlich die Leistung der Mannschaft sein. Oder die tollen FCA-Fans, die hoffentlich baldigst wieder in ihr zweites Wohnzimmer dürfen. So ein wenig kann man hier sicherlich in Richtung AEV schauen, ein Eishockey-Traditionsclub aus der Fuggerstadt, der sich jede Saison wacker schlägt und dies ohne größere Unruhe(n). Lieben wir!

Verstärkung gesucht

Die pandemische Lage sorgt auch dafür, dass der FCA nicht wahl- und ziellos Geld ausgeben kann – im Sinne von personellen Verstärkungen. Hier sollte der Club auch nicht in die Fußstapfen von Verpflichtungs- und Paniktransferweltmeister Schalke 04 treten. Sinnvoll wäre der ein oder andere Transfer in der Winterpause jedoch schon, wenn man mal ganz ehrlich ist. So drückt vor allem rechts hinten der Schuh. Bei Jungspund Robert Gumny wechseln sich auch in seiner zweiten Saison in der Fuggerstadt Genie und Wahnsinn ab. Wahnsinn gewann hierbei mehr und mehr die Oberhand. Zuletzt durfte (oder besser: musste) er sich auf der Innenverteidiger-Position zwecks Spielermangel beweisen. Nicht seine Paradeposition, um es mal gnädig auszudrücken.

Sein Backup und Eigengewächs “Frami” ist äußerst verletzungsanfällig und daher keine verlässliche Konstante im Augsburger Kader. Aushilfsweise kann auch Oldie Daniel Caligiuri diese Position bekleiden. Es bleibt wohl bei dem Aushilfsjob. Hand auf’s Herz: Befriedigend sind all die genannten Optionen nicht! So gut wir in der Innenverteidigung aufgestellt sind, wenn alle Mann fit und an Bord sind, so mangelhaft ist die Kaderqualität auf der Rechtsverteidiger-Position. Ein Da Costa, der in der Gerüchteküche schon hochgehandelt wird, stünde dem FCA sicher sportlich gesehen recht gut zu Gesicht. Mit seiner Erfahrung kann er der jungen Verteidigung sicher schnell weiterhelfen.

Problempositionen

Eine weitere Problemposition ist aktuell das defensive/zentrale Mittelfeld. Dort sind derzeit Niklas Dorsch und Arne Maier gesetzt. Letztgenannter kränkelte zuletzt mehrfach. Auch sein Nebenmann “Dorschi” war schon länger abwesend im Laufe der Hinrunde. Die Backups Moravek, Strobl und Gruezo sind allesamt entweder sehr verletzungsanfällig und/oder gerade im Krankenstand verweilend. In der Sommerpause fiel in Verbindung mit dem FCA oftmals der Name des Ex-Augsburgers Kevin Vogt, dessen Vertrag in Hoffenheim nur noch bis Sommer 2022 läuft. Der Innenverteidiger kann auch im defensiven Mittelfeld spielen, davon können wir in Augsburg aus eigener Erfahrung berichten. Back to the ex, Kevin? Ich finde, das hätte was.

Kommen wir zum offensiven Mittelfeld und Sturm: Hier merken wir den Spielermangel am meisten. Im Sturm sind Finnbogason und Niederlechner als Platzhirsche schon seit einiger Zeit mehr verletzt als auf dem Platz zugegen. Gregerl und Cordova hinken den sportlichen Erwartungen eher hinterher, wobei Gregerl immerhin eine leicht aufsteigende Form verzeichnet. Und Andi Zeqiri zeigte zu Beginn der Saison starke Ansätze, hat zuletzt aber deutlich nachgelassen. Ob man nun im Sturm nachlegt und eine “billige” Modeste-Kopie findet? Fraglich. Ob man sich vielleicht nochmals nach Doan, der in der Offensive polyvalent einsetzbar ist, erkundigt? Denkbar. Wünschenswert wäre jedenfalls mindestens eine starke Verstärkung für die Offensive. Jemand, der das Spiel machen kann und einer, der für ein paar Tore gut ist. Hach, das wäre schön.

Würdigung

Dies führt mich zu meinem vorletzten Punkt. Ich wünsche mir, dass Vereine wie der FCA “Fanblogs” wie die Rosenau Gazette ernster nehmen. Zumindest diejenigen, die nachhaltig und unter Wahrung gewisser Standards sowie Werte tätig sind. Die Reichweite dieser Kanäle ist nicht zu unterschätzen, die Aufruf- und Leserzahlen bestätigen das Woche für Woche. Dennoch ist die Pressearbeit der Vereine weiterhin mehr ausgelegt auf die klassischen Medien, die online oder Fußball eher nebenbei machen. Wir als Rosenau Gazette haben es beispielsweise schwer, akkreditiert zu werden, um aus der WWK-Arena oder aus anderen Stadien der Nation als Teil der Presse berichten zu dürfen und sind meist angewiesen auf die Kulanz der Vereine. In der Onlinewelt werden Formate geschaffen, die nicht in die klassischen Schubladen fallen. Aus unserer Sicht verkennt man den Stellenwert der Fanmedien, denn diese kommen von Fans und sind für Fans. Kritisch und unabhängig. Nicht getrieben davon, die größten Sensationen aufzudecken und die besten Klickzahlen (Stichwort Clickbait!) zu erreichen. Es wird Zeit, dass nachhaltige und qualitativ hochwertige Arbeit als solche anerkannt und den Fanblogs mehr Aufmerksamkeit (und damit Würdigung!) geschenkt wird.

Denn es geht, wie auf dem Platz nur miteinander und zwar im fairen Diskurs. Auch die Kritik, die adressiert wird an den Club, muss nicht im Sande verlaufen. Viel mehr freut man sich, wenn man Fans eine Stimme gibt, Schmerzpunkte aufgreift und sich auch manchmal den “Fan-Frust” von der Seele schreibt. So gehts mir zum Beispiel von Zeit zu Zeit. Und wir lieben den Austausch mit euch Leserinnen und Lesern, die die Rosenau Gazette zu dem machen, was sie heute ist: Ein wichtiges Medium, im digitalen Zeitalter, das die Fans erreicht. Und es ist immer noch der bis dato einzige FCA-Fanblog. Das soll was heißen. Zu Weihnachten wird ein wenig Lobhudelei und Selbstbeweihräucherung doch erlaubt sein, oder? 🙂

Nachwuchsdebüt

Mein großer Herzenswunsch, neben Dingen wie Zusammenhalt und der Rückkehr alter FCA-Tugenden, die jedoch meine Kolleg*innen schon genannt hatten, ist der Debüt eines oder mehrerer Nachwuchsspieler in der Rückrunde. Zuletzt war U19-Kapitän Salifou mehrfach im Kader gestanden, kam jedoch (noch) nicht zum Zug. Oder Nachwuchshoffnung und U17-Kapitän Dzenan Pejcinovic, der zuletzt mehrfach mit einem Wechsel in die Serie A in Verbindung gebracht wurde. Der erst 16jährige Stürmer erzielte in der laufenden B-Junioren-Bundesligasaison in 10 Spielen bereits 10 satte Tore.

Ich würde mir nicht nur das bloße Debüt wünschen, sondern die feste Etablierung eines Nachwuchsspielers in der ersten Elf. Wäre Tim Civeja nicht so verletzungsanfällig, hätte er sich vielleicht schon durchgesetzt im Kader der ersten Mannschaft. Gute Ansätze hatte er jedenfalls schon oft zeigen können. So eine neue Augsburger Identifikationsfigur, die nach dem Weggang von Marco Richter ein wenig fehlt, wäre für mich tatsächlich ein Herzenswunsch! Und eigentlich sollte es bei der Auswahl nicht schwer sein, einen jungen Burschen mal ins kalte Wasser zu schmeißen und ein paar Spielminuten in der Bundesliga zu gönnen, oder?

Frohe Weihnachten!

Für mich persönlich, die seit vielen Jahren im Exil in Ostwestfalen lebt, bedeutet Weihnachten immer “heimkommen” bzw. “ankommen”. Der Christmas-Klassiker von Chris Rea “Driving home for christmas” beschreibt dies eigentlich ziemlich gut und zählt daher auch zu meinen musikalischen Favoriten in der Weihnachtszeit. Die knapp 600 Kilometer Anfahrt habe ich schon erfolgreich hinter mich gebracht, um an den schönsten und besinnlichsten Tagen des Jahres bei meinen Liebsten zu sein! Das ist für mich auch der Spirit des Weihnachtsfestes.

Am 23. wird die Tanne geschmückt, Plätzchen en masse genascht und am Punsch genippt. Am 24.12. gehts dann eigentlich – wenn nicht gerade die pandemische Lage eskaliert – in die örtliche Christmette. Abends gibt’s dann jedes Jahr aufs neue die Bescherung und ein tolles Weihnachtsmenü von der besten Köchin der Welt, meiner Mutter! Die beiden Feiertage werden mit der Verwandtschaft in trauter Runde verbracht, wenn nicht Social Distancing betrieben werden muss. Aktuell behelfen wir uns aus bekannten Gründen digital.

…und dass mal ein paar Tage spiel- und fußballfrei ist, tut der Stimmung keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil. Das wünsche ich auch unseren Mannen und dem Team hinter dem Team. Ausspannen, besinnliche Festtagsstimmung und Zeit mit den Liebsten zu verbringen. Um Kraft zu tanken für die beschwerliche Rückrunde, die unweigerlich auf den FCA zukommt. Aufgrund der kurzen Winterpause ist der Trainingsauftakt schon auf den 28.12. datiert und die Zeit zur Regeneration ziemlich kurz. Dem FCA hätte sicher eine längere Winterpause gut getan, denn dann könnte sich das noch gut gefüllte Lazarett mehr und mehr leeren.

Zum Schluss möchte ich euch – stellvertretend für die ganze RoGaz-Crew – ein frohes Weihnachtsfest und besinnliche Feiertage wünschen. Lasst euch gescheit beschenken und bleibt gesund! Wir sehen uns in alter Frische nach den Feiertagen wieder auf dem Blog. Merry Christmas, Sportsfreund*innen!

Advent, Advent: das vierte Türchen

Die Zeit rast und das ist ja an sich ein gutes Zeichen. Wenn man gegen die Bayern gewinnt und die Kolleg*innen damit unter der Woche ärgern kann, dann vergeht die Zeit viel schneller als nach Niederlagen. Und so verhält es mit dem Leben an sich ja auch. Wie ich hier nun sitze und das Jahr 2021 kurz vor dem Ende steht, verspüre ich vor allem Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, dass es mir auch am Ende dieses Jahres gut geht und ich diese Zeilen recht unbeschwert schreiben kann. Und mir etwas rund um den FCA wünschen soll. Mein Beitrag steht dabei in einer Reihe mit denen von Birgit, Franzi und Andi. Irina schließt nächste Woche die Reihe ab. Aber hier kommen nun erstmal meine Wünsche:

Konstanz

Letztens hatten wir auf Arbeit diskutiert, ob Konstanz oder Veränderung der Wunsch für 2022 ist. Wenn ich das auf den FCA beziehe, dann will ich Veränderung und zwar hin zu mehr Konstanz. Die einzige Konstante in der Hinrunde waren die schwankenden fußballerischen Leistungen. In der Rückrunde und in 2022 möchte ich konstant die Leistungen sehen, die gegen Stuttgart, Köln oder die Bayern abgerufen wurden. Kein Mainz. Keine erste Hälfte gegen Bochum (weder Liga noch Pokal). Die Mannschaft kann es. Kann sie es auch konstant? Ich wünsche es mir. Unnötig zu erwähnen, dass wir auch dann nicht alle Spiele gewinnen werden. Mit dem Abstieg würden wir jedoch nichts zu tun haben.

Konstanz hängt dabei auch an der Gesundheit. Der FCA wurde nun gerade in den letzten Wochen nicht von Verletzungen und Erkrankungen verschont. Lasst uns alle wünschen, dass wir von weiteren Verletzungs- und Erkrankungswellen verschont bleiben, so dass wir mit einer eingespielten Mannschaft zur sportlichen Konstanz kommen.

Gar nicht so einfach, ein Foto von Felix Uduokhai im Trikot dieser Saison zu finden. Udo steht symbolisch für die personellen Ausfälle dieses Jahres. Lasst uns hoffen, dass 2022 besser wird. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

An dieser Stelle muss ich ergänzen, dass ich mir auch an einer anderen Stelle Konstanz wünsche. Liebe Mitstreiter*innen dieses Blogs, die ihr aus 2021 das beste ROGAZ-Jahr der Geschichte gemacht habt: Können wir das bitte einfach so fortführen? Ich weiß euer Engagement und eure Arbeit sehr zu schätzen und wünsche mir, wir machen so gemeinschaftlich, respektvoll und mit tollen Ideen in 2022 weiter. Deal?

Interessen der Stadion-Fans in den Mittelpunkt

Fußball ist vollends zum TV-Konsument*innen-Sport verkommen. Während in Augsburg gegen Bochum vor leeren Rängen gespielt werden musste, durften Köln eine Woche später immer noch Fans ins Stadion, allerdings auch nur sehr begrenzt. Scheiß pandemische Lage. Der Liga ist es 1,5 Jahre nach Start der Pandemie scheißegal, ob alle Spiele vor Zuschauern ausgetragen werden. Der Fan im Stadion ist “nice to have”. Während beim Eishockey Heimrechte getauscht oder in anderen Ligen Spiele verschoben werden, wird in der ersten Bundesliga mittlerweile der Spielplan vollkommen irrsinnig durchgezogen. Komme, was wolle. Der Fan im Stadion bleibt auf der Strecke. Ich wünsche mir für 2022, dass sich das ändert und dass die Liga zusammen mit den Vereinen hierfür Lösungen findet.

Dieser Punkt beinhaltet zusätzlich (und das ist ein unerfüllter Wunsch, den ich wie ein kleines Kind jedes Jahr wieder auf den Zettel schreibe), dass beim FCA selbst die Mitglieder, die Ihnen zustehenden Mitspracherechte (z.B. Plätze im Aufsichtsrat der KGaA) erhalten. Bei diesem Wunsch komme ich mir vor, wie der kleine Junge, der sich einen Traktor wünscht. Es wird ja doch nicht passieren. Vielleicht fangen wir dann mal damit an, dass nicht wieder hinter dem Rücken der Mitglieder Anteile an ausländische Investoren verkauft werden. Wertschätzung zeigt sich eben auch durch Transparenz und Offenheit. Davon wünsche ich mir mehr bei uns.

Identifikationsfiguren

Die erste Generation der Augsburger Identifikationsfiguren seit dem Aufstieg in die erste Liga ist mittlerweile komplett im Ruhestand angekommen. Daniel Baier war aus dieser Riege der letzte Recke, der die Fahne hoch hielt. Von diesen Identifikationsfiguren ist auch keiner mehr bei der U23 präsent.

Stellt euch vor ihr könntet diesen Kerl erneut in rot-grün-weiß jubeln sehen. Ich würde es feiern! (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Nachdem es für mich als Fan des FC Augsburg schon immer schwierig anzusehen war, wie Sascha Mölders in babyblau aufläuft, wünsche ich mir an dieser Stelle eine Rückholaktion. Mölders soll vor allem der U23 in der Regionalliga Bayern in den nächsten Jahren mit seiner Erfahrung weiterhelfen. In der allergrößten Not könnte er seinen Allerwertesten vielleicht auch in der Bundesliga erneut anschießen lassen. Mit Mölders bei der U23 würde mit Sicherheit auch der ein oder andere mehr sich die Zeit nehmen, den Jungs in der Rosenau den Rücken zu stärken. Mölders selbst könnte dann nach seiner aktiven Zeit direkt als Trainer im Jugendbereich beim FCA weiterarbeiten.

Der FCA hat in den vergangenen Jahren nicht immer eine gute Figur abgegeben, wenn es darum ging, gestandene Spieler im richtigen Rahmen zu verabschieden. Eine Rückholaktion wäre an dieser Stelle ein starkes Zeichen, dass die gestandenen Profis beim FCA eine Heimat haben, wenn Sie etwas beitragen können.

Soziales Engagement

Der FCA hat beim sozialen Engagement weitere Schritte nach vorne gemacht. Vor einigen Wochen wurde zum ersten Mal ein Bericht zu den entsprechenden Aktivitäten aufgelegt, zuletzt die geänderte Strategie vorgestellt. An dieser Stelle rufe ich laut: weiter so!

Der FCA wird auch in diesem Bereich kreative Lösungen finden müssen, um aus jedem Cent das meiste herauszuholen. Darin ist der Club ja prinzipiell ganz gut. Ich wünsche mir weitere kreative Aktionen, wie damals als man die Einnahmen aus dem Flock von Tobi Werner nach seinem Abschied spendete. Gregerls Flock-Einnahmen könnten an seine Stiftung gehen. Die Spieler könnten auf ihrer Spieltagskleidung ein Fleckchen Platz bekommen – um analog zur NFL-Aktion “My Cause My Cleats” – auf eine Aktion ihrer Wahl hinzuweisen.

Ich glaube, der FCA ist hier grundsätzlich schon auf einem guten Weg. Ich wünsche mir, dass man hier trotzdem ordentlich weiter Gas gibt und nicht nachlässt.

Ungenanntes

Und damit kommen wir dann auch schon zum Ende meiner Wunschliste. Wie ich hier nun sitze und hadere, erwähne ich an dieser Stelle, dass mir auch ein anderer Wunsch immer wieder durch den Kopf geschwirrt ist. Schon des Öfteren habe ich hervorgehoben, dass ich naiv und blauäugig bin, wenn es um die sportlichen Möglichkeiten dieses Teams geht. Die Leistungen gegen Bayern, Stuttgart und Köln fördern nun auch einen weiteren Traum. Einen, der unter Markus Weinzierl schon mal erfüllt wurde. Die Abstände im Mittelfeld der Tabelle sind so gering wie selten nicht. Ich will es nicht benennen, aber ihr wisst, um was es geht. Und wenn nicht zu dieser Jahreszeit, das Träumen erlaubt ist, dann weiß ich auch nicht mehr. Vielleicht ist es auch einfach ein Jahr zu früh, um diesen Traum konkret zu benennen. Was ich mich zu sagen traue: es wäre doch toll, wenn nach 11 Jahren in der Bundesliga vielleicht bald nicht mehr der Klassenerhalt das oberste Ziel mehr wäre. Oh, wie schön wäre es. Vielleicht habe ich auch einfach den Kugeln zu lange beim Glitzern zugeschaut. Ist es nicht schön, wie uns der Fußball weiterhin aus der Realität entführen kann?

“To Reece with love”

Wir, die drei „RoGaz“-Mädels, wie uns der Maxe Krapf vom FCA-Podcast „Feuer und Flamme“ einst so nett und bezeichnend getauft hat, haben heute ein besonderes Anliegen. Wir, das sind Birgit, Franzi und Irina. Und besagtes Anliegen reifte schon seit Längerem in uns. Konkret geht es hierbei um den – und ich denke das darf man ruhig so sagen – Augsburger Shootingstar der Hinrunde 21/22, der einst schon als Flop abgetan wurde. Heute feiert dieser junge Mann seinen erst 23. (!) Geburtstag. (Happy Birthday, lieber Reece!) Und er spielt mittlerweile schon wie ein alter Hase, der er in diesem Metier unweigerlich auch ist. Aber lasst uns mal der Reihe nach beginnen und lüften, um wen es eigentlich geht:

Wer ist Reece Oxford überhaupt?

Reece Joel Oxford wurde heute vor 23 Jahren im englischen Enfield geboren. Über seine Kindheit und Jugendjahre ist wenig bekannt, mit zwölf Jahren wechselte er in den Nachwuchs von West Ham United. Für diesen Club debütierte er im Jahre 2015 mit gerade erst 16 Jahren (und 198 Tagen). Seine Mannschaft gewann hierbei mit 2:0 gegen Arsenal. Seit 2013 durchläuft er zudem alle U-Auswahlen der englischen Nationalmannschaft.

2017 wurde er an den englischen Zweitligisten FC Reading ausgeliehen. Diese Liaison war aber nicht von Glück geprägt, denn Reece verletzte sich am Knöchel und konnte kaum spielen. Zur darauffolgenden Saison betrat Oxford die Bühne der Bundesliga. Er wurde zu Borussia Mönchengladbach verliehen, dort absolvierte er in der Hinserie vier Pflichtspieleinsätze. Gladbach hätte ihn gerne fest verpflichtet, doch sein Stammverein holte ihn per Klausel im Leihvertrag frühzeitig zurück. Er machte drei Spiele für West Ham, danach wurde er erneut zu den Gladbachern per Leihe transferiert. Dort konnte er aber nur unzufriedenstellende vier Mal auf dem Feld stehen, sodass eine weitere Tätigkeit am Niederrhein als keine Option erschien.

Für West Ham absolvierte er insgesamt 17 Profieinsätze, bevor zur Rückrunde der Saison 2018/19 der FC Augsburg anklopfte. Zuerst als Leihspieler angedacht, wurde Reece Oxford in der Sommerpause fest vom FCA verpflichtet und mit einem Vierjahresvertrag ausgestattet. Nicht jede*r in Augsburg war darüber zu diesem Zeitpunkt glücklich – dazu wird euch Franzi nun gleich mehr erzählen.

Warum Reece einst fast ein Flop wurde

Reece Oxford hatte man Ende Januar 2019 leihweise nach Augsburg geholt, um die Lücke zu kompensieren, die mit Hintereggers Verleihung nach Frankfurt entstanden war. Nach Jeff Gouweleeuw und Kevin Danso sollte Ox die Innenverteidigung stärken. Da Jeff zu der Zeit verletzt ausfiel, rückte der Neuankömmling rasch ins Team vor. Nicht mal eine Woche nach Vertragsunterschrift startete er von Beginn an. Bei Kiel (0:1), in Bremen (4:0), gegen die Bayern (2:3) und beim SC Freiburg (5:1). Doch gerade im Breisgau agierte Ox extrem unglücklich, als er seinem Gegenspieler in der Nachspielzeit von hinten auf die Hacke stieg. Dafür kassierte er die glattrote Karte sowie drei Spiele Sperre.

Spätestens dieses „Frustfoul“ in Freiburg rief die ersten Kritiker auf den Plan. Zudem wurde Oxford angelastet, die acht Spiele, die er in jener Saison absolvierte, seien die schlimmsten gewesen. Neben Bremen und Freiburg kam noch das 0:4 gegen Hoffenheim hinzu. Da wurde er – wenn auch taktisch bedingt – schon nach einer halben Stunde ausgewechselt. Bei der knappen 3:4-Heimniederlage gegen die Hertha am vorletzten Spieltag war Ox es, der in der Nachspielzeit ungeschickt einen Elfer zum Siegtreffer für die Gäste verschuldete. Und gar nicht reden brauchen wir vom fatalen 8:1 in Wolfsburg. Das stellte den „krönenden“ Abschluss jener durchwachsenen Saison dar, in der am Ende Manuel Baum durch Martin Schmidt ersetzt wurde.

Noch während Reece Leihspieler beim FCA war, kamen immer wieder (im Nachhinein unbestätigte) Meldungen auf, der Verteidiger stehe kurz vor einer festen Verpflichtung. Einmal war von 9,25 Mio. Euro die Rede, später von 3 Mio. Pfund. Der Grundtenor von Fanseite war dazu: Bevor man ihn fest verpflichtet, muss er erstmal beweisen, dass er das Geld wert ist. Zur Saison 2019/2020, am 2. August 2019, wurde dieser Schritt dann vollzogen (für 2 Mio. Euro wohlgemerkt). Das stieß bei vielen Fans auf Unverständnis. „Oh no“ war noch eine der nettesten Reaktionen auf den Ox-Wechsel. Allerdings gab es auch damals schon leise Stimmen, die Reece als tolles Talent sahen, das sich im Schatten der „Altgedienten“ entwickeln könne. Wie Recht sie behalten sollten!

„Oh no“ war noch eine der nettesten Reaktionen auf die feste Verpflichtung von Reece beim FCA im Sommer vor zwei Jahren. (Quelle: Twitter)

Da kurz darauf Tin Jedvaj von Leverkusen und Felix Uduokhai von Wolfsburg ausgeliehen wurden, war im Grunde klar, dass Ox in der Innenverteidigung (vorerst) keine Chance hatte. Stattdessen zogen ihn Schmidt und später auch Herrlich vor ins defensive Mittelfeld. Wenn er denn überhaupt im Kader stand. Denn u.a. verletzungsbedingt war er zwölf Mal gar nicht dabei. Von den restlichen 22 Spielen in 19/20 kam er lediglich zwölf Mal zum Einsatz. Und nur ein einziges Mal spielte er durch.

Trotz dieser mageren Einsatzzeiten blieb es Ox dann auch nicht erspart, z.B. gegen Schalke erneut zum Unglücksraben zu werden. Denn nach seiner Einwechslung im letzten Spieldrittel fiel nicht nur umgehend der 2:2-Ausgleich. In der 82. Minute leistete sich Ox auch einen üblen Fehlpass und lieferte dem Schalker Amine Harit eine Bilderbuch-Vorlage zum 2:3-Endstand.

Rotsperre, spät verschuldeter Elfmeter, grobe Fehler zugunsten des Gegners – all das kam für Reece Oxford in den ersten Monaten seiner Beschäftigung beim FCA zusammen. Klar, dass da gerade mit Blick auf das damalige Überangebot in der (Innen-)Verteidigung schnell Worte wie „Transfer-Flop“ oder „Fehlinvestition“ aufploppten. Vergessen durfte man dabei aber nie: Ox war damals gerade einmal 20 Jahre alt und wurde sofort, ohne große Eingewöhnungszeit, ins kalte Bundesligawasser geworfen! Zudem nahm er sich als sensibler Bursche seine Schnitzer immer am allermeisten zu Herzen, sodass ihm eine schnelle Besserung einfach nur zu wünschen war! Die trat für Ox zur Saison 2020/2021 zwar noch nicht gleich ein. Mit dem Support seiner Fans aber allmählich, wie Birgit euch jetzt berichtet.

Warum Reece Comeback-Qualitäten hat(te)

Ich glaube, Irina und Franzi gehen mit mir d’accord, wenn ich uns als absolute Ox-Fans oute. Und das nicht erst seit er in dieser Saison von Spiel zu Spiel immer besser wird, sondern schon davor, als er von vielen Fans noch als der Buhmann angesehen wurde. Doch bevor ich meine eigene Ansicht teile, möchte ich noch einen kleinen Blick auf die Saison 2020/21 werfen, in der der junge Innenverteidiger schon ein ums andere Mal zeigen konnte, was wirklich in ihm steckt. 

Die Hinrunde der vergangenen Spielzeit war für Ox eigentlich zum Vergessen. Gerade einmal 498 Einsatzminuten ließ Ex-Trainer Heiko Herrlich ihn ran. Verteilt auf neun Partien. Viel ist was anderes und das hat er sich sicherlich anders vorgestellt. Doch um den Jahreswechsel herum profitierte er von der Systemumstellung, die der Trainer zwischenzeitlich vornahm, sodass er zwischen Spieltag 14 und 19 zu fünf Startelfeinsätzen kam. 

Wirklich zufrieden konnte er mit seinem Einstieg nicht sein (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Aber als Herrlich erneut auf die altbewährte Viererkette setzte, flog der junge Engländer erneut aus der Stammformation und musste vorerst auf der Bank Platz nehmen. Trotzdem hat er sich nie aufgegeben und in den Spielen, in denen er eingewechselt wurde, immer Vollgas gegeben – auch wenn mir seine Kritiker da sicher widersprechen werden. Fakt ist jedoch, dass Ox in der Rückrunde seine Einsatzzeit beinahe verdoppeln konnte. Natürlich konnte er aufgrund Uduokhais Verletzung ein Stück weit seinen Nutzen daraus ziehen, dennoch spielte er die letzten fünf Spieltage durch und wusste zu überzeugen. 

Auch wenn man einen Blick auf seine Leistungsdaten wirft, können sich da einige Spieler eine Scheibe abschneiden. Vor allem wenn man bedenkt, dass Reece diese Leistungen in gerade einmal 1.355 Einsatzminuten erbrachte. Die Bundesliga-Kader umfassten in der letzten Saison etwas mehr 600 Spieler, die regelmäßig oder teilweise für die Mannschaften aufliefen. Nur ein einziges Mal landete der Innenverteidiger hierbei nicht unter den besten 75 Spielern und das war in der Kategorie “Begangene Fouls”. Das ist allerdings sehr gut, denn es zeigt, dass Ox trotz eines starken Zweikampfverhalten ein sehr fairer Spieler ist. Auch seine Pass- (82,1 %) und Zweikampfquote (58,9%) können sich sehen lassen. Unschlagbar ist Reece aber in puncto “Geklärte Bälle” und “Geblockte Bälle”. Hier erreichte er einmal Platz drei und einmal sogar den ersten Platz von allen betrachteten Spielern gemäß Ligainsider. 

Alles in allem kann man sagen, dass sich in der Rückrunde 20/21 bereits abzeichnete, was für ein großes Talent in dem Jungen steckt. Und genau aus diesem Grund konnte ich die vielen Kritiker*innen nicht verstehen, die sich in den sozialen Netzwerken beinahe überschlugen, kaum dass sie seinen Namen lasen. Mir ging es da komplett anders: Um ehrlich zu sein, tat Reece mir unglaublich leid, wenn er einen Fehler machte und die Wut einiger „Fans“ auf sich zog.

Aus diesem Grund hatte ich mir etwas besonderes ausgedacht: Zusammen mit dem Fanbeauftragten plante ich zwei Plakataktionen in der WWK-Arena – eine vor dem Spiel gegen Stuttgart und eine während der Partie gegen Werder Bremen. Dabei setzte ich Reece ein Zeichen. Vor allem, nachdem er nach der Begegnung in Stuttgart wieder einiges an Kritik einstecken musste. Zweimal geriet er in den Fokus, obwohl ich immer noch der Meinung bin, dass er nicht die alleinige Schuld an den Gegentreffern trug. Und so kreierte ich ihm sein ganz eigenes Plakat (das bekam kein anderer Spieler), um ihm zu zeigen, dass es auch noch Fans gibt, die hinter ihm stehen und an sein Können glauben. Denn ich war und bin immer noch davon überzeugt, dass in dem jungen Engländer mehr steckt.

Auf einem rund acht Meter langem Stück Tapete schrieb ich in großen Lettern “We believe in you, Reece” und übergab es an den Fanbeauftragten, der dafür sorgte, dass das gute Stück seinen Weg in unser Wohnzimmer fand. Ich weiß nicht, ob Ox es gesehen hat, aber er zeigte eine hervorragende Leistung in diesem so wichtigen Spiel. Und genau so eine Leistung zeigt er auch heute in nahezu jeder Partie, wenn er auf dem Platz steht und ich bin stolz darauf, sagen zu können, dass ich immer an ihn geglaubt habe. Warum genau dieser junge Mann der nächste Superstar im Profifussball wird, erklärt euch nachfolgend Irina.

Toll, dass du es ihnen gezeigt hast, Reece! Mach weiter so! We will always believe in you!!! (Photo by Markus Wiesmeier)

Warum Reece der nächste Superstar wird

Seit dem Sommer 2021 ist der junge Engländer nicht mehr aus der ersten Elf der Augsburger wegzudenken. Er absolvierte bis zu seiner – aus FCA-Sicht – schmerzvollen Verletzung elf Spiele und erzielte hierbei zwei Tore. Ja, man kann ihn durchaus als Stammspieler bezeichnen, mit rund 79 Prozent Startelfquote in der aktuellen Spielrunde! Auch wenn er wiederum von den Verletzungssorgen der Augsburger auf der Innenverteidiger-Position durchaus profitieren konnte – so eine rasante Entwicklung war nicht vorher zu sehen. Denn, wie wir wissen, einst galt er schon fast als Flop hier am Lech.

Sein erstes Bundesligator gelang ihm ausgerechnet im Spiel gegen Arminia Bielefeld – es war der Führungstreffer für den FCA, dem er somit einen Punkt gegen einen direkten Tabellennachbarn und „Mitabstiegskonkurrenten“ rettete. Fehlte er noch im Erstrundenspiel des DFB Pokals gegen Greifswald aufgrund einer Meniskusverletzung, startete er in der zweiten Runde gegen Bochum von Beginn an und sicherte uns mit seinem Tor den Anschluss an eine längst verloren geglaubte Partie. Mal wieder mit dem Kopf, wuchtig und platziert in die Maschen – das ist „Air Ox“-Style.

Uncool war, dass er jetzt ein paar Wochen – genauer gesagt seit dem 19.11.21 – verletzungsbedingt gefehlt hat. Großartig war seine Performance gegen den FC Bayern, das intensiv geführte Derby durfte der FCA mit 2:1 für sich entscheiden. Schmerzlich vermisst wurde er nicht nur wegen dem fehlenden sportlichen Ersatz, sondern weil er sich binnen kürzester Zeit unabkömmlich auf dieser wichtigen Position gemacht hat. Mit seinen bisher zwei erzielten Treffern liegt er zusammen mit Gregerl und Zeqiri auf dem zweiten Platz der FCA-internen Torschützenliste. Und das als Abwehrspieler!

Er ist in puncto Laufleistung in der bisherigen Saison am drittmeisten gelaufen, trotz „nur“ elf absolvierter Spiele (114,93 km). Nur Gumny und Caligiuri marschieren mehr, diese haben aber auch bisher alle 14 möglichen Spiele absolvieren können. Wie wir sehen, seine Stats sprechen für ihn und mittlerweile ist auch der letzte Kritiker und die letzte Kritikerin verstummt. Das Fehlen von Ox wiegt in dieser Saison sportlich mehr als die Corona-bedingte Abwesenheit von Kapitän Jeffrey Gouweleeuw. Und er konnte den Stammeshalter auf seiner Position, Felix Uduokhai, mehr als nur adäquat vertreten. Hand auf’s Herz: Wer hätte das noch vor einem Jahr gedacht?

Das führt irgendwann, ja irgendwann, wenn alle wieder zur Verfügung stehen, zu der Frage: Wo packen wir diese drei tollen Innenverteidiger hin? Sowohl Ox als auch Jeff könnte man auch ins defensive Mittelfeld stellen und ich bin mir sicher, auch das würde Reece gut hinbekommen. Aber, darf man hier zum Glück sagen, wir haben diese Qual der Wahl derzeit noch nicht.

Stefan Reuter sagte vor gar nicht allzu langer Zeit in einer Pressemitteilung Folgendes über den jungen Defensivspieler:

„Er ist nicht nur in der Defensive sehr wichtig für unser Spiel, sondern ist auch offensiv bei Standards enorm gefährlich. Wir waren schon bei seiner Verpflichtung 2019 absolut von seinem Potential überzeugt. Aufgrund dieser Überzeugung haben wir auch bereits nach Abschluss der letzten Saison die Gespräche über eine Vertragsverlängerung mit ihm begonnen und freuen uns sehr, dass Reece sich klar zum FCA bekannt hat.“

Stefan Reuter in der Pressemitteilung zur Vertragsverlängerung von Oxford am 04.11.2021

Und ich stimme ihm völlig zu. Der Weg? Ist längst nicht zu Ende. Schön, dass Stefan Reuter der Coup gelungen ist und man seinen Vertrag bis 2025 frühzeitig verlängern konnte. Reece sagte anlässlich der Vertragsverlängerung selbst: Er fühlt sich wohl in Augsburg und das freut uns, seine sportlich-begeisterten „Fangirls“, wirklich sehr. Denn nur so kann er diese Top-Leistungen auch Spieltag für Spieltag erbringen. Mit dem Wohlwollen der Fans und dem Zuspruch stärkt ihr ihm den Rücken und hebt ihn in die zweite Etage – und wozu er hier in der Lage ist, habt ihr ja gegen Bochum und Bielefeld gesehen. Air Ox – der Herr der Lüfte – und noch ganz lange in der Fuggerstadt, hoffen wir.


And now, here is a poem to Reece from us „Ox Girls“: 

Once he was a flop, 

Yes, that’s true 

Today he’s our top

Central defender, out of the blue!

Ox is in the air

That’s what you feel in Augsburg now 

The Englishman always stays fair 

When he plays we say: Wow!

He jumps higher than  the crowd

and head it in the net

And the fans shout loud:

Reece, you are the lad!

That’s what happened against Arminia

and against Bochum in the cup

Air Ox the next superstar 

and this was just the warm-up, yup

Reece-pect

How you play, how you act

You always stay humble

and your fighting spirit does never crumble

A new contract with salary increase would be nice

Maybe as a birthday present?

Reuter should give you an endless extension as a prize.

We all deserve a second chance 

And Reece took it. 

It was love at the second glance

You’ve clipped the wings of the critic! 

One thing is clear:

Ox is a superstar.

And he should hear:

Ox, we love you, dear.

“To Reece with love”
We love you too, Reece! (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

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