Besser, Herr Reuter?

Nach nur einem Punkt aus den vergangen fünf Spielen wurde Trainer Martin Schmidt am 09.03.2020 entlassen. Sportdirektor Stefan Reuter sah das Ziel Klassenerhalt deutlich in Gefahr. Seitdem hat Heiko Herrlich das Ruder fest in der Hand, doch immer wieder werden Forderungen nach einer Entlassung laut. Gerade in den sozialen Netzwerken geht es nach jedem Spieltag ordentlich zur Sache. Ist der FCA unter Heiko Herrlich also tatsächlich besser geworden oder haben sich die Werte gar verschlechtert?

Bye Bye, Martin!

Es war die Knallermeldung schlechthin: „FCA trennt sich überraschend von Trainer Martin Schmidt” Nach der erwarteten 2:0 – Niederlage gegen den Rekordmeister FC Bayern München haben die Fans mit vielem gerechnet, aber sicher nicht damit. Denn immerhin hatte der FC Augsburg in diesem Spiel einen mutigen Kampf gegen den fast schon sicher geglaubten deutschen Meister auf dem Grün der Allianz Arena geführt. Leider sollte diese Leistung am Ende unbelohnt bleiben, obwohl man wesentlich besser spielte als in den Partien zuvor.

Und so kam es, dass am 09. März 2020 der Verein offiziell die Freistellung von Coach Martin Schmidt und seinem Co-Trainer Stefan Sartori bekannt gab. Nach nur einem Punkt aus den vergangenen fünf Spielen, war der FC Augsburg von Platz 10 auf Platz 14 in der Tabelle abgerutscht. Das bedeutete gerade mal einen 5-Punkte-Vorsprung auf den Relegationsplatz. Somit war es also eine logische Schlussfolgerung, dass die Verantwortlichen zum Handeln gezwungen wurden.

Unter Martin Schmidt bekamen wir schönen Offensivfußball zu sehen (Foto via Imago)

Dies erläuterte Geschäftsführer (Sport) Stefan Reuter auch in der Pressekonferenz am darauffolgenden Tag, als er sich noch einmal in aller Form bei Schmidt und Sartori bedankte.

… die natürlich enttäuscht waren, weil sie es gerne selbst gedreht hätten, aber auch gesagt haben, aufgrund der Statistiken, die deutlich gegen uns sprechen, die deutlich in die falsche Richtung zeigen, was Passquote, was Zweikampfquote usw. angeht, haben sie volles Verständnis gehabt.

Geschäftsführer Stefan Reuter auf der PK am 10.03.2020

In dieser Pressekonferenz wurde mit Heiko Herrlich auch gleich der neue Trainer vorgestellt, der den sprichwörtlichen Karren aus dem Dreck ziehen und das Spiel des Vereins verbessern sollte.

Allgemeine Informationen

Als Basis haben wir dabei die ersten 25 Spieltage der Saison 2019/20 und 2020/21 genommen, sodass beim direkten Vergleich jeder der beiden Trainer die gleiche Anzahl an Spielen vorweisen kann. Untersucht wurden dabei Daten wie Anzahl der Pässe, angekommene Pässe, aus welcher die Passquote entsteht, und natürlich auch solche Dinge wie die Menge der gesamten Schüsse, Torschüsse, Zweikampfquote usw.

Martin Schmidt trat sein Amt am 09.04.2019 an, nachdem man seinen Vorgänger Manuel Baum ebenfalls aufgrund absteigender Tendenz entlassen hatte. Davor saß der sympathische Schweizer unter anderem bei Vereinen wie dem FSV Mainz 05 und dem VFL Wolfsburg auf der Trainerbank. Sein bevorzugtes Spielsystem war dabei ein 4-4-2 mit einer Doppel 6. Er setzte dabei vor allem auf schnelles Umschaltspiel und die berüchtigten Nadelstiche nach vorne. Insgesamt gesehen war seine Spielausrichtung eher offensiv ausgelegt.

Der ehemaliger Stürmer Heiko Herrlich hingegen steht eigentlich auch für Offensivfußball, den er vor allem mit seinem Co-Trainer Nico Schneck bei Regensburg und Bayer 04 Leverkusen zelebrierte. Sein bevorzugtes System ist ein 4-2-3-1, das er auch bei uns in Augsburg an den Tag legt. Allerdings ist von Offensivpower derzeit recht wenig zu sehen.

Sieg oder Niederlage – Wer ist besser?

Werfen wir zunächst einmal einen Blick auf die offensichtlichen Dinge, bevor wir in die Tiefe gehen und uns mit Dingen wie Passspiel und Zweikämpfen beschäftigen.

In der Saison 2019/20 bestritt der FC Augsburg insgesamt 26 Spiele unter Coach Martin Schmidt. In diesen konnte er 7 Siege und 6 Unentschieden für sich verbuchen. Die Hinrunde beendete man recht ordentlich auf Platz 10 mit 23 Zählern und einem Torverhältnis von 28:31 Toren. Allerdings stehen auch 13 Niederlagen auf dem Zettel, unter anderem auch in der ersten Runde des DFB-Pokal. Hier schied man gegen den damaligen Regionalligisten SC Verl mit 2:1 aus.

Die Rückrunde startete mit einem furiosen Spiel gegen Borussia Dortmund. Das Hinspiel hatte man mit 5:1 verloren, also konnte es nur besser werden. Wurde es auch teilweise, denn immerhin schafften die Jungs es diesmal, 3 Tore in der heimischen WWK – Arena zu schießen. Der Auftakt deutete mit dem mutigen Auftreten der Mannschaft auf eine verbesserte Entwicklung hin, doch leider kam es anders. In 8 Spielen schaffte der FCA gerade einmal einen Sieg gegen Werder Bremen und ein Unentschieden gegen den Sportclub aus Freiburg. So stand man zum Zeitpunkt von Schmidts Entlassung auf Platz 14 der Tabelle – mit 27 Punkten und einem Torverhältnis von 36:52 Toren. Insgesamt bedeutet das für Martin Schmidt eine Punkteausbeute von 1,06 Punkten pro Spiel.

Macht es Heiko besser?

Sollte also nicht so schwer sein, diese Werte zu überbieten… Denkt man…

Unter Heiko Herrlich bestritten wir in der Saison 2020/21 bisher 28 Spiele – 26 in der Bundesliga und 2 weitere im DFB-Pokal. Hierbei musste das Team leider 14 Niederlage einstecken, konnte aber gleichzeitig 9 Partien für sich entscheiden. Nur fünf Mal teilte man sich die Punkte. Insgesamt kann man unter Herrlich also pro Spiel 1,11 Punkte für den FCA verbuchen, was eigentlich für ihn sprechen sollte.

Wirft man allerdings einen genaueren Blick, auf die Tabelle, so stellt man fest, dass man am Ende der Hinrunde nur einen 12. Platz mit 19 Punkten und einem Torverhältnis von 17:26 Toren vorweisen kann. Nach dem 25. Spieltag sah das ganze nicht besser aus: 13. Tabellenplatz, 29 Punkte und ein Torverhältnis von 27:38.

Fazit: Man hat zwar zwei Siege mehr einfahren können, doch leider auch einmal mehr verloren als unter Herrlichs Vorgänger. Bei den erzielten Punkten pro Spiel schenken sich die beiden auch nicht wirklich etwas. Eine Verbesserung ist also nicht zu sehen.

“Fußballgott Rafal Gikiewicz” – ohne ihn ständen wir wahrscheinlich wesentlich schlechter da(Foto: Peter Fastl/POOL via Imago)

Vorsicht, Ball kommt!

Bei unserer Analyse haben wir selbstverständlichen einen Blick auf das Augsburgersche Passspiel geworfen. Vor allem, da in den sozialen Netzwerken immer wieder Stimmen laut werden, dass sich eben dieses massiv verschlechtert habe. Doch stimmt das wirklich?

Martin Schmidt setzte vor allem auf ein schnelles Umschaltspiel. Tiki Taka – oder auch Kurzpasspiel – ist nicht unser Ding, sodass es nicht verwunderlich ist, dass unsere Passzahlen in einem eher niedrigen Bereich liegen.

In den ersten 25 Spielen der Saison 2019/20 spielten wir im Durchschnitt 308 Pässe pro Spiel. Davon kamen in etwa 214 beim eigenen Mann an, was somit einer Passquote von 68,46 % entspricht. Auffallend ist, dass Schmidt diesen Schnitt sowohl in der Hin- als auch in der Rückrunde halten konnte (68,30% / 68,80%). Lediglich in den letzten 5 Spielen sank der Wert auf 66,86 %, was natürlich auch eine Steigerung der Fehlpassquote auf 33,14 % bedeutet. Stefan Reuter sprach bei Heiko Herrlichs Vorstellung von einer massiven Verschlechterung dieser Werte. Zur Erklärung: Wir sprechen hier von ganzen 1,94 %! Also ganzen 2 Fehlpässen bei 100 Ballabgaben.

Krasser Fall – Verbesserung Fehlanzeige

Sieht man sich nun Heiko Herrlichs Werte an, so stellt man schnell fest, dass die Jungs während des Spiels deutlich mehr Pässe spielen, nämlich 379 pro Partie. Dies ist allerdings eine Folge der zahlreichen Rückpässe, die wir sehr häufig zu sehen bekommen. Diese Zahl sieht besser aus, aber der Spielfluss nach vorne leidet deutlich darunter und macht das Spiel nicht gerade ansehnlich.

Trotzdem sprechen wir hier von einer Steigerung um 71 Aktionen pro Spiel, was 24,26 % entspricht. Die Quoten selbst sind allerdings auch besser geworden. Durchschnittlich kommen 72,39 % der Pässe beim Teamkammeraden an, nur 27,61 % landen beim Gegner. In der Hinrunde schaffte das Team das sogar noch besser: 74,82% zu 25,18%.

Hat uns unser jetziger Coach tatsächlich besser gemacht? (Foto via Imago)

Doch wenn man jetzt sagt „Joah, das sieht doch eigentlich besser aus“, dann muss ich euch enttäuschen. Es gibt nämlich auch eine Kehrseite der Medaille und das sind die letzten 5 der betrachteten Spiele. Hier lag die Fehlpassquote bei nahezu 36 %. Diese Entwicklung gibt doch großen Anlass zur Sorge, denn wir sprechen von einer Verschlechterung der Passquote von satten 10 Prozent.

Da ist die Frage durchaus berechtigt, ob es nicht Zeit wäre zu handeln, denn Martin Schmitt hat man schon wegen 2 Prozent entlassen.

Fazit: Zwischenzeitlich hat sich die Mannschaft gesteigert, doch der Trend zeigt eindeutig in die falsche Richtung.

Meins!

Seien wir mal ehrlich: Der FC Augsburg war noch nie eine Mannschaft, die viel Wert auf Ballbesitz legt. Das ist auch nicht unbedingt zwingend nötig, denn es gibt genügend Beispiele, in denen wir auch gewonnen haben, obwohl der Ball oft beim Gegner war. Beispielsweise gegen Borussia Dortmund am 2. Spieltag dieser Saison, als wir gerade einmal 20 % Ballbesitz vorweisen konnten.

Unter Martin Schmidt pendelten sich die Jungs bei einem prozentualen Besitz von 36,40 % ein. Auffallend ist auch hier, dass sich die Werte von Hin- und Rückrunde nur minimal unterscheiden. Nämlich um genau 0,34 % – 36,29% in den ersten 17 Spielen, 36,63 % in den folgenden 8 Spielen. Wirft man jedoch einen Blick auf die letzten 5 Spiele unter dem schweizerischen Urgestein, so stellt man fest, dass hier eine deutliche Verschlechterung stattgefunden hat. Die Ballbesitzquote fiel hierbei nämlich auf 31,8%. Die Gegner in diesen Spielen waren im Übrigen Eintracht Frankfurt, der SC Freiburg, Bayer 04 Leverkusen, Borussia Mönchengladbach und der FC Bayern München.

Konnte Heiko Herrlich es schaffen, diese Werte zu überbieten? Auch wenn es bei der defensiven Spielweise nach außen hin nicht so scheint, aber das konnte er tatsächlich. In allen bisher stattfinden Partien hatte der FCA einen durchschnittlichen Spielanteil von 40,68 %. Auch hier fällt die Hinrunde mit genau 43% um einiges besser aus als die Rückrunde.

Leider sticht auch in diesem Punkt deutlich hervor, dass ein massiver Einbruch stattgefunden hat, wenn man sich die Partien gegen RB Leipzig, Bayer Leverkusen, Mainz 05, Hertha und die Fohlen ansieht. Gerade einmal 34,60% Ballbesitz stehen auf dem Papier. Das sind beinahe 10% weniger als der Hinrundenschnitt.

Fazit: Zwischenzeitlich konnte unser Coach sehr gute Daten aufweisen. Seinen Topwert erreichte er zum Beispiel in der Hinrunde gegen den Sportclub aus Freiburg, als man 59 % der Spielanteile für sich verbuchen konnte. Der massive Abfall jedoch, ist auch in diesem Bereich sehr bedenklich.

Dann macht es BUMM…

Wie der Motor zum Auto, so sind auch Tore und Torschüsse ein absolutes Muss. Hier wird zum ersten Mal richtig deutlich, dass wir uns – zumindest bei diesem Aspekt – unter Herrlich verschlechtert haben.

Ich habe es eigentlich immer geschafft, aus Teams oder aus Spielern Mannschaften zu machen, die nicht nur miteinander, sondern auch füreinander arbeiten. Und wir haben uns immer – egal, wo ich war – sehr viele Torchancen heraus gespielt.

Heiko Herrlich bei seiner Vorstellung am 10.03.2020

Das mag für Regensburg und Bayer 04 Leverkusen zutreffen, doch mit unserem geliebten FCA schafft Heiko Herrlich es leider nicht, sein normalerweise nach vorne ausgerichtetes System umzusetzen. Und das, obwohl wir mit 14 bzw. jetzt 13 Offensivkräften dafür eigentlich wie gemacht zu sein scheinen.

… ja und dann kracht’s!

Schafften es unsere Jungs unter Martin Schmidt im Durchschnitt noch vier Mal einen Schuss auf das gegnerische Tor abzusetzen, so liegt dieser Wert jetzt nur noch bei 2,76. Auch die Anzahl der Schüsse insgesamt ist von 11 auf 8 gefallen. Einzig und allein in den letzten 5 Partien schenken sich die beiden Coaches nichts. Dort stehen jeweils drei Torschüsse auf jeder Seite.

Auffallend ist jedoch, dass es unter dem sympathischen Schweizer kein einziges Spiel gab, in dem man nicht wenigstens einen einzigen Torschuss abgegeben hat. Unter Herrlich war dies nun aber schon zwei Mal der Fall – gegen Werder Bremen und Bayern München am 16. bzw. 17. Spieltag. Finnbogasons vergebener Elfmeter zählt dabei nicht als Torschuss.

Leider trafen unsere Jungs dieses Jahr viel zu selten (Foto: Bernd Feil/M.i.S./Pool via Imago)

Fazit: Natürlich klingt der Unterschied relativ gering, doch wenn man bedenkt, dass Heiko Herrlich selbst Stürmer gewesen ist und was er bei seinen bisherigen Stationen vollbracht hat, so ist es schon enttäuschend, dass er es mit unserem starken Kader nicht geschafft hat, mehr Chancen heraus zu spielen. Gerade weil er bei seiner Vorstellung noch groß angepriesen hat, dies mit uns erreichen zu wollen. All unsere Stürmer scheinen unter ihm nicht mehr zu treffen. Ist das eine Frage der Moral und des mangelnden Selbstvertrauen? Oder “verbietet” das die defensive Ausrichtung sogar? Eines steht fest: 27 Tore in bisher 26 Bundesligapartien sind eindeutig zu wenig und können nicht unser Anspruch sein.

Auf in den Kampf!

Als letztes haben wir uns die Zweikampfquote angesehen. Sie stellt den prozentualen Anteil der gewonnenen Zweikämpfe im Verhältnis zu den insgesamt geführten Spielerduellen dar.

Also ich denke, meine Mannschaften haben in den letzten Jahren gezeigt, dass wir Fußball spielen wollen, dass wir mit einer Leidenschaft – mit Biss – spielen. Das sind ja auch Dinge, für was Augsburg steht.

Heiko Herrlich bei seiner Vorstellung am 10.03.2020

Grund für Schmidts Entlassung war laut Stefan Reuter die fallende Tendenz sämtlicher Werte. Dazu zählte natürlich auch die Zweikampfquote, die an den Spieltagen 21 bis 25 wirklich nicht gut aussah. Durchschnittlich konnte der FCA nur 39,2 % der Duelle mit dem Gegner für sich entscheiden. Das sah zuvor schon besser aus, denn Schmidts Gesamtbilanz in diesem Punkt liegt bei 46,64%. Da es sich hierbei doch um eine Verschlechterung von etwa 7 % handelt, ist Reuters Entscheidung doch in einer gewissen Weise nachzuvollziehen.

Auch wenn man kein großer Fan von Heiko Herrlich ist, muss man ihm eines zugute halten: In Sachen Zweikampfstärke hat er es geschafft, die Werte zu verbessern und zu stabilisieren. Denn auch in Spielen, in denen Werte wie Passquote, Schüsse etc. deutlich abgefallen sind, blieb die Zweikampfquote konstant bei einem Wert von ca. 48 %. In der Hinrunde knackten wir mit 49,76% sogar beinahe die Hälfte aller gewonnenen Duelle.

Nur nicht nachlassen, Jungs! (Foto: Hahne/Eibner-Pressefotox EP_joha via Imago)

Sind wir nun wirklich besser, Herr Reuter?

Ziemlich genau ein Jahr ist Trainer Heiko Herrlich nun im Amt. Blickt man auf den gesamten Zeitraum, so lässt sich feststellen, dass es zwischendurch gar nicht so schlecht aussah. Auch wenn das Herrlichs Kritiker sicherlich nicht gerne hören werden. Doch die Zahlen sprechen gerade in der passstarken Phase für ihn. Beispielsweise lag unsere Passquote zwischen dem 6. und 10. Spieltag bei 80 %, was für unsere Verhältnisse ein sehr guter Wert ist.

Auch dass wir gegen einen Gegner wie Eintracht Frankfurt, die momentan auf Platz 4 der Tabelle stehen, mit sechs direkten Torschüssen unsere Saisonbestleistung verbuchen konnten, zeigt, dass Mut und Kampfgeist im Team vorhanden sein müssen. Denn auch wenn wir dieses Spiel leider verloren haben, so kann man den Jungs nicht vorwerfen, es nicht versucht zu haben.

Dies sollte eigentlich dafür sprechen, dass Reuter mit Herrlich den richtigen Trainer geholt hat. Könnte man denken… Die Zahlen geben unserem Sportdirektor zwar zwischenzeitlich recht, doch blickt man auf die Statistiken der Spieltage 21 bis 25, dann gibt es doch großen Anlass zur Sorge. Die Anzahl der Fehlpässe ist von durchschnittlich 100 pro Spiel auf 110 gestiegen. Das bedeutet eine Verschlechterung der Passquote um ganze 10 Prozent! Auch der eigene Ballbesitz ist von 40,68 % im Schnitt auf 34,6% zurück gegangen.

Ob Stefan Reuter auch auf seinen Freund Herrlich so kritische Blicke wirft?! (Foto via Imago)

Diese Entwicklung ist um einiges drastischer als zu Zeiten Schmidts. Man könnte unserem jetzigen Trainer zwar zugute halten, dass er mit Ausnahme des Dortmundspiels noch nie mit Fans im Rücken spielen durfte. Doch da er zwischendurch zeigen konnte, dass es auch ohne Anhänger passabel geht, lassen wir dieses Argument nicht gelten.

Fazit zum Schluss: Gab’s eine Verbesserung?

Die Spieler mögen sich in der Mitte der Saison recht gut angestellt haben. Und das überraschenderweise, obwohl das Team zu diesem Zeitpunkt von großen Verletzungssorgen geplagt war.

Doch zusammenfassend lässt sich feststellen, dass gerade der negative Trend der letzten Spiele sehr bedenklich ist. Auch wenn man gegen Mainz und Gladbach wichtige Siege einfahren konnte. Schön waren diese Spiele keines Falls und seien wir mal ehrlich: Hätten die Fohlen ihre Chancen genutzt, dann wären wir eiskalt aus unserem eigenen Stadion geschossen worden. Das Glück war bei diesem Spiel auf unserer Seite.

Im Fußball sollte man sich aber nicht auf Glück verlassen, sondern die Partien mit Mut und Kampfeswillen angehen, auch wenn das zu Corona-Zeiten nicht immer einfach ist. Aber da müssen alle Teams durch.

Konnten wir uns unter Trainer Heiko Herrlich also verbessern? In der Mitte der Saison sah es danach aus, aber eine positive Entwicklung ist derzeit keineswegs zu erkennen – im Gegenteil. Das primäre Ziel Klassenerhalt ist auch heute in Gefahr. 6 Punkte Vorsprung auf die Relegation, wenn noch 24 Punkte auszuspielen sind, kann man keineswegs als sicher bezeichnen. Und Martin Schmidt hat man genau aus diesem Grund entlassen…

Profi-Fußball, ich verabscheue dich

Die Pandemie Corona stellt uns als Fußballfans vor besondere Herausforderungen. Zumindest ich hatte mich damit abgefunden, dass Spiele unter Ausschluss von Fans trotzdem stattfinden und der Ligabetrieb weiterläuft. Immerhin hatte die Liga früh ein Hygienekonzept vorgelegt und schien recht strikt im Umgang mit Corona. Die letzten Wochen haben mir allerdings den Zahn gezogen. Ich kann mir diesen Scheiß nicht mehr antun. Zu viele Vorfälle sind rund um den kommerziellen Fußball passiert, die bei mir dazu geführt haben, dass ich dem Ganzen kaum mehr Freude mehr abgewinnen kann. Ich habe abgeschaltet. Und zuletzt auch beim FCA nicht mehr so oft eingeschaltet. Eine unvollständige Zusammenfassung:

Auf die Gesundheit der Spieler wird geschissen

Wo soll man anfangen? Juventus Turin hatte Álvaro Morata in der Champions League eingesetzt, obwohl er noch nicht wieder vollständig von einer Grippe genesen war. Das Resultat: Morata brach ohnmächtig nach dem Spiel zusammen. Ein unverantwortlicheres Handeln von Trainern und Ärztestab ist kaum vorstellbar. Und das ganz ohne Covid-19.

Von der Club WM in die Quarantäne. (Photo by Gaston Szermann/DeFodi Images via Getty Images)

Der Virus spielt aber doch auch im Alltag der Profifußballer eine prominente Rolle, so gerne das öffentlich ausgeblendet wird. Nachdem beim FC Augsburg der letzte Infektionsfall schon etwas länger her ist, ging es allerdings beim FC Bayern München ordentlich rund. Nachdem sich Leon Goretzka und Javi Martinez schon vor einer Weile infizierten, war bei der Club WM in Katar Thomas Müller an der Reihe. Kurz danach wurde Benjamin Pavard positiv getestet. Gerade mit den Virusmutationen, die sich mittlerweile im Umlauf befinden, werden weitere Ansteckungen noch realistischer. Anstatt ein Team in Gruppenquarantäne zu stecken, wird leichtfertig die Gesundheit inkl. langfristiger Folgen vieler weiterer Spieler und Beteiligter aufs Spiel gesetzt. Dies hat sich gerade auch wieder beim Länderspiel gegen Island gezeigt. Es gab einen positiven Test bei der Nationalmannschaft. Mehr als ein einzelner Kontakt ersten Grades war nicht ausfindig zu machen (und es versteht auch keiner warum das bei anderen Sportarten anders ist). Es ist fahrlässig.

Wenn da jemals Demut war

Und grundsätzlich war da von Seiten der Verantwortlichkeiten dann schon mal von Demut die Rede. Die Aussagen vieler Verantwortlichen hat dem Realitäts-Check nicht standgehalten. Klar, an der Speerspitze findet sich auch hier wieder der FC Bayern München. Es wäre ja auch mal positiv überraschend, wenn nicht jedes Klischee komplett erfüllt würde. Da wird eine Teilnahme an einer Club WM in Katar grundsätzlich und auch in diesen Zeiten schon nicht mehr hinterfragt. Anstatt dessen, wird dann von Hansi Flick die Bedeutung des eigenen Jobs überhöht. Mann, Du bist verdammt noch mal Fußballtrainer im Profibereich. Jede Krankenschwester trägt mehr Verantwortung als Du. Du kannst ja noch nicht mal dafür sorgen, dass sich nicht dein halbes Team mittlerweile an Corona angesteckt hat. Und ich hoffe, dass keiner dieser Spieler langfristig gesundheitliche Schäden davon trägt, für die Du dann mit verantwortlich bist.

Hansi Flick: von der Realität sichtlich entfernt (Photo by DANIEL ROLAND/POOL/AFP via Getty Images)

Aber auch die anderen Clubs lassen sich gerade im internationalen Zirkus einspannen. Da werden dann schon mal galant Heimspiele ins Ausland verlegt, damit sie überhaupt stattfinden können, so geschehen beim Leipziger Konstrukt und Borussia Mönchengladbach. Max Eberl hatte in der Zuschauer-Debatte noch Union Berlin zur Demut aufgerufen. Während der Einzelhandel weiter geschlossen bleibt, die Friseure nicht öffnen durften und wer weiß wie viele Gastronomen das Handtuch werfen mussten, wird dann halt Champions League in Budapest gespielt. The Show must go on. Wir sind an dem Punkt, wo ich bei all diesem weltfremden, abgehobenen Gedöns nur noch kotzen muss. Warum es dann in diesen Zeiten überhaupt Länderspiele braucht, sind die kritischeren Menschen müde geworden zu hinterfragen. Man kommt ja mit dem Hinterfragen auch nicht mehr hinterher.

Die fehlende Vorbildfunktion

Derweil stehen die Teams in der Öffentlichkeit und das Handeln von Spielern und Verantwortlichen hat automatisch Strahlkraft. Die Politik hat es bis jetzt schon nicht hinbekommen, Unternehmen in die Verantwortung zu nehmen, dass Jobs, die definitiv im Home Office ausgeführt werden können, auch wirklich von dort erledigt werden. Egal, ob das Büro dann leer aussieht oder der Chef auch wirklich darauf vertraut, dass zu Hause gearbeitet wird.

Die Party endete nicht auf dem Platz. Ein Bewusstsein für die allgemeine Lage war anscheinend nicht vorhanden. (Photo by LEON KUEGELER/POOL/AFP via Getty Images)

Da führt das Verhalten der Fußballer zwangsläufig dazu, dass ich mir zu Hause denke: “Wenn die sich nicht einschränken, warum sollte ich denn”. Viel größer könnte man den Graben zwischen dem Fan zu Hause und dem Geschehen rund um die Stadien der Republik nicht mehr ziehen. Oder man scheißt zusammen auf alle Regeln und feiert ohne Rücksicht auf irgendeine Regel zusammen einen Derby-Sieg. Wie viel Ignoranz gegenüber der Gesamtsituation kann man denn haben? Kritisch kann man anmerken, dass auch Feierfotos beim FCA hier nicht positiv herausstechen. Wie vieles in der Außensicht wirkt, ist den Beteiligten dabei oftmals wohl nicht mehr bewusst. Sonst gäbe es nicht auch zur letzten “Human Rights”-Aktion noch ein Filmchen.

Die prekären Arbeitsverhältnisse der Jugendtrainer

Dabei ist der Fußball schon lange eine Industrie, die die Hoffnungen und die Begeisterung der Beteiligten für die schönste Sache der Welt schamlos ausnutzt. Ronald Reng hat mit “Mroskos Talente” ein Buch geschrieben, in dem das vor allem für den Scoutingbereich transparent wird. Ähnliches hat nun WDR im Format Sport inside für die Jugendtrainer aufgedeckt. Die Jugendtrainer selbst in den Nachwuchsleistungszentren der Bundesliga sind dabei oft als Mini Jobber angestellt. Geltendes Arbeitsrecht wird teilweise nicht eingehalten. Leider ist auch der FCA hier keine Ausnahme. Während man den Mitgliedern ans Herz legt über eine Vereinsmitgliedschaft in die Jugend zu investieren, ist die Bezahlung der Jugendtrainer auch in Augsburg unterirdisch. Johannes Graf hat in der Augsburger Allgemeinen aufgezeigt, dass 120 Stunden Arbeit in manchen Fällen nur 600 Euro Gehalt gegenüberstanden. Das ist schlicht nicht okay.

Die Sippenhaft

Jetzt könnte man ja mit dem Fingerpointing anfangen. Es sind ja immer nur die anderen. Klar abgegrenzt wird sich aber auch nicht. Und so gibt es zwar immer noch die positiven Momente rund um den Fußball, wenn sich z.B. eine große Zahl von Fußballprofis angestoßen durch die 11 Freunde öffentlich gegen Homophobie positioniert oder Eintracht Profis an die Opfer in Hanau erinnern. Die große Ausnahme, durch die klar werden würde, dass das System nicht vollkommen zerbrochen ist, sehe ich in meiner momentanen Stimmung allerdings nicht. Denn wenn die Verbände oder großen Vereine voran gehen, dann läuft der Rest wie die Lemminge hinterher. Kurz – zu Beginn der Pandemie – hat der Fußball seine gesellschaftliche Sonderstellung verteidigen müssen. Fast ein Jahr später, hat er sie durch das Verhalten der allermeisten Verantwortlichen unter den Bus geworfen. Das Tüpfelchen auf dem i kommt in der kommenden Woche, wenn abseits der Öffentlichkeit die Champions League reformiert wird und die Unterschiede, zwischen groß und klein noch größer werden. Wenn Max-Jacob Ost auf Twitter nicht darauf hingewiesen hätte, wäre es auch mir nicht aufgefallen. Teilnehmen an der Abstimmung darf mit Rainer Koch für Deutschland ein alter Bekannter.

Ich habe den Fußball und seine Rolle lange verteidigt. Zu viel Gutes könnte er anstoßen. Zu sehr hat er auch mich in der Vergangenheit mit anderen Menschen zusammengebracht. Zu viele tolle Erlebnisse beschert. So, wie das im Moment läuft, verfolge ich momentan lieber esports. Dort wird die Gesundheit der Aktiven nicht fahrlässig aufs Spiel gesetzt und die Spieler sind Leute wie Du und ich, für die nicht jeden Tag eine neue Sonderregel gefunden werden muss. Am Ende wird es wohl grundsätzlich weniger Fußball. Denn mit den Menschen, die ich über den Fußball kennen gelernt habe, kann ich mich auch gut über Bücher unterhalten oder, wenn Corona es wieder erlaubt, ein Eis essen gehen. Und aus der Distanz, vielleicht im Radio, ein Spiel verfolgen. Der Weg zurück wird immer weiter.

Spieler wechsel dich.

Der FCA scheint derzeit seine Stammformation gefunden zu haben. Die erfahrenen Oldies, Tobias Strobl, André Hahn und Daniel Caligiuri, konnten zuletzt mehr oder weniger überzeugen und haben ihren Stammplatz demnach sicher. Einige Leistungsträger der letzten Saison hingegen, darunter Ruben Vargas und Marco Richter, haben hier aktuell das Nachsehen und finden sich verstärkt auf der Bank wieder. Manche würden dies als “Luxusproblem” titulieren, denn die Möglichkeit, mit Offensivspielern vom Kaliber Vargas oder Richter nachlegen zu können, ist abhängig vom Spielverlauf für Augsburger Verhältnisse wirklich “Luxus”. Diese Möglichkeiten der Wechsel nutzt Trainer Heiko Herrlich derzeit nicht aus, wenn man die zurückliegenden Spiele eingehender betrachtet. Obwohl es leuchtende Vorbilder hierfür gibt, wie Vargas gegen Gladbach.

Daher stellen sich die RoGaz Autorinnen Birgit und Irina gemeinsam die einleitende Frage: Wechselt Heiko Herrlich oft zu zögerlich und spät?

Heiko wechsel’ nicht

Genau aus diesem Grund haben wir sämtliche Saisonspiele im Hinblick auf die getätigten Wechsel genauer unter die Lupe genommen:

Als erstes sticht dabei die Tatsache ins Auge, dass Coach Heiko Herrlich in gerade einmal 11 Partien das volle Kontingent von 5 Wechseln pro Spiel genutzt hat. Dieser Regeländerung wurde am 08.05.2020 von der IFAB (International Football Association Board) zugestimmt, nachdem ein entsprechender Antrag von der FIFA vorgelegt wurde. Dieser Vorschlag erfolgte aufgrund der Corona-Krise, um den engen Zeitplan und die damit höhere Belastung für die Spieler:Innen ausgleichen zu können.

In rund 40 Prozent der Spiele schöpft Herrlich hierbei aus dem Vollen und nimmt dabei von 125 möglichen Wechseln nur 104 vor. Das mag der Tatsache geschuldet sein, dass unser FCA zwischendurch von Verletzungssorgen geplagt war . Gerade im offensiven Bereich fielen mit André Hahn, Freddy Jensen und auch Noah Sarenren Bazee zeitweise wichtige Offensivkräfte aus. Auch die beiden einzigen nominellen Linksverteidiger Pedersen und Iago waren teilweise sogar gleichzeitig abwesend. Doch auch jetzt zieht der Trainer nicht immer alle Register im Sinne eines Wechsels.

Perfekter Augenblick

Auch andere Dinge sind bei tiefergehender Analyse aufgefallen: Mit Ausnahme des ersten Spiels gegen Union Berlin fand in der starken Phase zu Beginn der Saison der erste Wechsel durchschnittlich um Minute 55 herum statt. So brachte der Trainer gegen den BVB (2. Spieltag) in der 58. Spielminute Freddy Jensen und vollzog auch den einen oder anderen Wechsel bereits in der Halbzeitpause. Beispielsweise am 5. Spieltag gegen Bayer Leverkusen, als er mit Ruben Vargas und Frederik Jensen zwei frische Offensivkräfte brachte. Oder auch an Spieltag 9 gegen Freiburg, als Marco Richter in der 46. Minute für Gumny ran durfte.

Sieht man sich allerdings die letzten fünf Partien in der Rückrunde an, so wird relativ deutlich, dass sich gerade der Zeitpunkt der ersten Wechsel um ganze 10 Minuten nach hinten geschoben hat. Der erste Spieler wird nun erst um die 65. Minute herum eingewechselt. Eine Ausnahme hier, als Heiko Herrlich am letzten Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach Ruben Vargas bereits in der Halbzeit auf den Platz schickte. Das Ergebnis dieses Wechsel-Coups: Der flinke und frische Flügelspieler mutierte (wieder einmal, möchte man sagen) zum Kopfballmonster und traf bereits 370 Sekunden nach Einwechselung zur 1:0-Führung für den FCA.

Ruben Vargas zeigt, was einen guten Joker ausmacht (Foto: Bernd Feil/M.i.S./Pool via Imago)

Defensiv trotz Offensivpower?

Eine weiterer interessanter Aspekt ist jedoch, dass – trotz der generellen defensiven Ausrichtung unseres Teams – der erste Wechsel in 21 von 25 Fällen eher offensiver Art war. Das hatte jedoch nicht unbedingt immer den (gewünschten) positiven Effekt, dass das Team engagierter nach vorne spielte und wichtige Tore erzielte. Insgesamt gingen 14 Schüsse nach der ersten Auswechslung in den gegnerischen Kasten. Davon wurden allerdings nur drei Stück von “Jokern” verwandelt:

  • Spieltag 1: André Hahn trifft zum 1:3 – Endstand gegen Union Berlin (89. Min.)
  • Spieltag 11: Marco Richter erzielt den späten Ausgleich gegen S04 (2:2) (93. Min.)
  • Spieltag 25: Ruben Vargas schießt das 1:0 gegen Borussia Mönchengladbach (3:1) (52. Min.)

Auffallend ist jedoch, dass gerade in den letzten Partien sehr späte Auswechslungen vorgenommen wurden, die noch einmal für Torgefahr sorgen sollten. Aber mal ganz ehrlich: Was bringt es, einen Richter, Vargas oder Sarenren Bazee nach der 90. Minute einzuwechseln? Außer Zeit von der Uhr zu nehmen, versteht sich. Natürlich sind auch schon sehr späte Tore erzielt worden. Bei uns diese Saison allerdings noch nicht sehr häufig. Und eigentlich sollten – zumindest in der Theorie – solche Joker deutlich früher gebracht werden, wenn man daraus noch einen Nutzen ziehen möchte.

Warum bringt Heiko die jungen Wilden oft nicht früher ins Spiel? (Foto: Bernd Feil/M.i.S./Pool via Imago)

Späte Wechsel gegen Hertha

Natürlich hängen Auswechslungen immer auch vom Spielverlauf und aktuellen Spielstand ab. Es gibt also durchaus Argumente, die für späte Wechsel sprechen. Beispielsweise, wenn die Mannschaft auf dem Feld miteinander harmoniert. Gleichzeitig kann man mit Wechseln einiges an Zeit schinden, was gerade bei knappen Spielständen häufig in der Bundesliga so praktiziert wird. Allerdings kann das auch gewaltig schief gehen, wie man am Beispiel des Spiels gegen den Big City Club – Hertha BSC Berlin – sehen kann.

Nach dem Spiel gegen Hertha wurde in den sozialen Netzwerken heftig darüber diskutiert, ob der Coach ggf. viel zu spät und auch taktisch eher falsch gewechselt hat. Erst in der 75. Minute durfte Richter für László Bénes auf den Platz. In der 85. Minute folgte Gregoritsch, bevor in der 93. Spielminute auch noch Vargas und Sarenren Bazee für kurze Zeit am Spielgeschehen teilnehmen durften. Keine zwei Minuten später pfiff der Schiedsrichter die Partie sodann ab. Auch dass man Mads Pedersen – trotz dunkelgelber Karte – nicht ausgewechselt hat, sah die Fangemeinde mehr als kritisch. Dazu äußerte sich Heiko Herrlich in der anschließenden Pressekonferenz.

„Wir hatten schon mit dem Gedanken gespielt, weil natürlich auch Unruhe im Spiel war, ihn auszuwechseln. Robert Gumny stand schon bereit. Ich hätte sicherlich in der nächsten Situation einen Wechsel gemacht, aber dann ist der schon Elfmeter passiert. Und das ist natürlich ärgerlich.”

Heiko Herrlich in der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Hertha BSC

Anschließend flog Pedersen zwar nicht mit gelb-rot vom Platz, aber verursachte einen absolut vermeidbaren Elfmeter für die Hertha, der das Spiel zugunsten der Hauptstädter entschied. Die Konsequenz: 0 Punkte für den FCA! Hat uns dieser “Nicht-Wechsel” vielleicht die (wichtigen) Punkte im Abstiegskampf gekostet? Man ist an dieser Stelle durchaus geneigt, die Frage mit “Ja” zu beantworten.

Wechselspiele in Freiburg

Kaum war die Aufstellung gegen die Breisgauer vergangenen Sonntag bekannt, sorgte diese auch schon für heftige Diskussionen in den sozialen Netzwerken. Viele Fans fanden die Ausrichtung zu defensiv, zu “unmutig” und hatten wohl heimlich gehofft, dass Heiko Herrlich – nach dem 3:1-Erfolg gegen Gladbach am vorherigen Spieltag – auf die Elf der zweiten Halbzeit setzen würde. Doch wichtige Offensivkräfte wie Ruben Vargas, Noah Sarenren Bazee und auch Flo Niederlechner mussten zuerst auf der Bank Platz nehmen.

Der FCA kam zu Beginn nur schwer ins Spiel, doch nach überstandener Anfangsviertelstunde hatten sich die Jungs etwas gefangen und konterten die Freiburger in deren Stadion aus. In der 39. Minute hatte László Bénes die beste Augsburger Chance und das 0:1 auf dem Fuß. Leider segelte der Ball knapp über das Tor von Keeper Florian Müller. Dieser ist übrigens laut offizieller Bundesligastatistik – nach Ortega (Arminia Bielefeld) und Gikiewicz – auf Platz 3 der Torhüter mit den meisten gehaltenen Schüssen.

Kommt der Ex-Freiburger bei Heiko Herrlich nicht mehr so gut an? Der Stürmer kommt derzeit nicht wirklich zum Zuge (Foto: Klaus Rainer Krieger/Pool via Imago)

High Hopes

Die Hoffnung war groß, dass unser Coach auch in dieser Partie in der Halbzeitpause wechseln würde. Doch leider enttäuschte uns Heiko Herrlich – Wechsel? Fehlanzeige. Erst in Spielminute 61 brachte er beim Spielstand von 1:0 mit Vargas und Gruezo zwei frische Kräfte. Das Spiel erhielt dadurch noch einmal einen Schub und der FCA schoss mehr als einmal auf den gegnerischen Kasten. Doch das Glück schien die Mannschaft in den vorherigen Spielen aufgebraucht zu haben, denn in der 79. Spielminute meldete VAR Bibiana Steinhaus einen zuvor auf Abseits entschiedenen Treffer des SC Freiburg. Schiedsrichter Dankert erkannte das Tor zum 2:0 an.

Herrlich reagierte umgehend und brachte im Anschluss Niederlechner für Rani Khedira und Pedersen für Gumny, doch dies brachte nichts mehr ein. Die Punkte blieben also in Freiburg und ein Blick auf die Tabelle zeigt, dass es nur noch 6 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz sind, den momentan der 1. FC Köln inne hat. Es wird also wieder einmal ziemlich eng im Abstiegskampf und es stellt sich nun automatisch die Frage, ob die frühere Einwechslung eines Mittelstürmers nicht doch angebracht gewesen wäre. Und vielleicht die einzige Chance auf zählbares gewesen wäre.

Freiburg hingegen wechselte früh offensiv und trotz Führung – Coach Streich brachte Stürmer Demirovic für Stürmer Til. In Minute 73 legte Freiburg mit dem Ex-Augsburger Schmid nach. Und dies zahlte sich augenscheinlich aus, Lienhart erzielte in der 78. Minute das 2:0, Vorlagengeber war der eingewechselte Demirovic. Nach dem Tor wechselte Streich direkt dreifach und vermehrt defensiv, um das Ergebnis zu halten. Das Resultat ist bekannt – Streichs Matchplan ging offensichtlich auf.

Schmid würden wir gerne wieder im Augsburger Dress sehen (via Imago)

Blick auf gegnerische Wechsel

Blicken wir im Nachfolgenden einmal auf die restlichen Gegner: Wie haben diese in den Partien gegen die Augsburger gewechselt? Gleich im ersten Saisonspiel gegen “Eisern Union” wird bei näherer Betrachtung auffällig, dass Union – neben einem frühen verletzungsbedingten Wechsel in Halbzeit eins – in der zweiten Hälfte relativ früh nachgelegt hat. Mit Teuchert kam sodann ein ambitionierter (Nachwuchs-)Stürmer für Mittelfeldmann Prömel in die Partie. Keine vier Minuten später fiel dann das 1:1 für Union. Wie reagierte darauf der FCA? Mit einem offensiven Doppelwechsel. Und wurde mit Gregerls Siegtreffer in Minute 82 belohnt.

Bei dem müden Remis an Spieltag drei gegen Wolfsburg wechselten die Wölfe eher defensiv trotz höherer Ambitionen. Der FCA hingegen etwas offensiver, hier war schon ersichtlich, dass der FCA das Spiel noch für sich entscheiden wollte. Insgesamt wechseltechnisch gesehen eine eher maue Partie – auf beiden Seiten nur jeweils zwei Wechsel. Es blieb beim (leistungsgerechten) 0:0. Am 6. Spieltag gegen Mainz 05 zeigte sich, dass frühe offensive Wechsel auch schnell Früchte tragen können: Die Mainzer wechselten Stürmer Onisiwo für Mateta in Spielminute 58 ein, ebenjener Onisiwo markierte in der 64. Minute sogleich das 1:1. Ein ebenfalls sehr wirkungsvoller Joker war am 7. Spieltag Piatek von Hertha BSC Berlin. Der Stürmer wurde nach der Halbzeit für Cordoba eingewechselt und brachte sich direkt mit einem Assist zum 2:0 ein. Das 3:0 – und sogleich Endstand der Partie – erzielte er in Minute 86. noch selbst.

Frische Kräfte braucht das Spiel

Offensive Wechsel können – wie bereits im vorherigen hervorgehoben – Mut und frische Kräfte bewirken. Am 8. Spieltag wurde der alte Freiburger Hase Nils Petersen in der 58. Minute eingewechselt beim Stand von 0:0. Keine sechs Spielminuten später dann die 1:0 Führung für die Freiburger durch Grifo. Andere Mannschaften hingegen verzichten auf frühe Wechsel und warten lange Zeit den Spielverlauf ab – am 11. Spieltag gegen den FC Schalke 04 musste – aufgrund einer Horrorverletzung von Mark Uth – früh gewechselt werden, jedoch blieb dies auf Schalker Seite auch lange der einzige Wechsel. Erst in Minute 82 legte S04 im Sturm nach. Die Partie endete 2:2. Auch Gladbach wartete am 25. Spieltag sehr lange auf seinen ersten Wechsel. Erst in der 78. Minute wechselte Gladbach offensiv, sehr zur Freude vom FCA, die die entstehenden Lücken im Defensivverbund der Gladbacher nutzen konnten und noch 3:1 gewannen.

Viele Spiele gaben wechseltechnisch nicht viel her oder die Wechsel zeigten kaum nennenswerte Einflüsse auf das Spielgeschehen. Beispielsweise in der Partie des FCA gegen Arminia oder gegen Köln am 14. Spieltag. Gegen Werder Bremen am 16. Spieltag warf unser FCA alles rein, was offensiv Rang und Namen hatte, Bremen wechselte hingegen defensiv – und ging als Sieger aus der Partie. Die Treffer für die Grün-Weißer fielen spät – in Minute 84 und 87. Wechseltechnisch gesehen lief es genau gegenteilig gegen den Angstgegner Leverkusen. Hier wechselte Leverkusen offensiv und oft, u.a. kamen Alario für Wirtz und Gray für Bender. Der FCA hingegen eher defensiv. Für Leverkusen zahlten sich die Offensivwechsel aus, der eingewechselte Stürmer Gray legte für Tapsoba vor und Leverkusen nahm noch einen Punkt aus Augsburg mit.

An “Gike” liegts nicht, dass wir im Abstiegskampf stecken (Foto: Peter Fastl/POOL via Imago)

Wechsel sind wichtig

Natürlich hängen Auswechslungen im Fußball immer mit dem aktuellen Geschehen auf dem Platz zusammen. Und sind auch abhängig vom Spielverlauf. Oftmals muss der Trainer auf einen Rückstand, eine Unterzahl, eine Verletzung oder auch auf eine Systemumstellung des Gegners reagieren. Mit Wechseln kann der Coach dem Spiel und dem Team nochmals entscheidende Impulse geben. Das Ziel sollte es natürlich sein, den Spielausgang möglichst positiv für den Verein zu gestalten, unter der Berücksichtigung der erlaubten Anzahl an Wechseln im Spiel (derzeit: fünf).

” Die Auswechslung von Spielern stellt neben der Halbzeitpause die einzige Möglichkeit für einen Fußballtrainer dar, während des Spiels Einfluss auf Strategie und Taktik seines Teams zu nehmen.”

Hannah Geyer (2008): Auswechselverhalten im Fußball – Eine theoretische und empirische Analyse, Vorwort

Dies ist keine triviale Aufgabe, doch mit langjähriger Erfahrung und umfangreichem Wissensschatz sollte ein Trainer dies dennoch meistern können. Im Grunde gilt dies auch für Heiko Herrlich und gerade die offensive Ausrichtung der ersten Wechsel gegen Freiburg spricht eigentlich für ihn. Diese ersten Wechsel finden verstärkt – wie bereits erwähnt – um die 65. Minute herum statt. Vergleicht man dies mit dem Saisondurchschnitt aller Bundesligisten, stellt man fest, dass der FCA rund 7 Minuten darüber liegt. Begutachtet man speziell die Spieltage 20 bis 26, so stellt man weiterhin fest, dass der FCA dabei nur auf Rang 14 liegt. Dies wiederum spricht eindeutig dafür, dass die ersten Wechsel eher zu spät als zu früh erfolgen. Der aktuelle Spielstand ist hierbei zumeist maßgeblich für die Wechsel.

Eine Überlegung ist, ob ein Niederlechner, Vargas, Sarenren Bazee etc. nicht mehr bewirken könnten, wenn sie mehr Spielminuten bekämen. Natürlich gibt es auch andere Gründe, die für Wechsel sprechen, zum Beispiel Verwarnungen (sprich: die drohende Gefahr einer gelb-roten Karte) oder als Schutz vor Verletzungen. Doch aufgrund der Tatsache, dass der FCA gegen Freiburg kurz nach Seitenwechsel zurücklag, hätte Herrlich ggf. früher (offensiv) wechseln und nicht wie geschehen erst rund zehn Minuten später auf den Rückstand reagieren sollen. Aufgrund früherer Studien lässt sich durchaus sagen, dass im Rückstand liegende Teams häufiger wechseln – was durchaus logisch erscheint.

Ein kurzes Fazit

“Eine zurückliegende Mannschaft versucht also durch eine offensivere Aufstellung, diesen Rückstand auszugleichen und
dann eventuell sogar in Führung zu gehen, während die führende Mannschaft eher versucht, mit einer defensiveren Aufstellung ihre Führung zu verteidigen.”

Hannah Geyer (2008): Auswechselverhalten im Fußball – Eine theoretische und empirische Analyse, S.9

Der Zeitpunkt sowie die Art der Auswechslung (offensiv vs. defensiv) sind also eminent wichtige Entscheidungen, die der Trainer fast impulsiv innerhalb des Spiels treffen muss. Frühe Wechsel bei einem Rückstand bieten die Chance, dass sich die Wirkung des Wechsels noch (zeitlich gesehen) entfalten kann. Im Umkehrschluss bedeutet dies also auch, dass späte Wechsel die Gefahr bergen, dass der Wechsel letztlich wirkungslos bleibt. So geschehen beispielsweise bei der späten Einwechslung von Flo Niederlechner gegen Freiburg. Armer Flo, wäre er doch sicherlich mega motiviert gewesen gegen den Ex-Club!

Zusammenfassend gilt zu sagen, dass sich viele Fans – nicht ganz unbegründet – frühere und offensivere Wechsel wünschen, gerade wenn man in Rückstand liegt. Dies bietet vermutlich auch mehr Chancen als Risiken. Gerade im Abstiegskampf und in Duellen gegen ähnlich starke Clubs sowie “Tabellennachbarn” darf man Spiele nicht einfach abschenken, sondern sollte mit aller Macht versuchen, dieses Spiel noch zu drehen. Frische Kräfte bieten hier den Vorteil, nochmals alles in die Waagschale werfen zu können und das Team auf dem Platz mitzureißen. So beispielsweise geschehen gegen Gladbach, als Ruben Vargas nach der Pause eingewechselt wurde. Und prompt den Mut des Trainers belohnte mit seinem Sahnetor.

Vielleicht zeigt das Freiburg-Spiel auch ganz gut, wie ausbleibende Wechsel oder eben auch zu späte Wechsel vom Effekt her gesehen verpuffen können. Spätestens in den kommenden Spielen gegen die direkten Tabellennachbarn aus Hoffenheim, Schalke und Bielefeld sollten die Wechsel effizienter gestaltet werden. Um die entscheidenden Spiele für den FCA positiv zu gestalten und schnell aus dem Abstiegssumpf zu gelangen. Also, Heiko: Wechsel’ früh und wechsel’ siegreich.

Von Grindavik in die Fuggerstadt

Grindavík ist eine Stadt in West-Island mit ca. 2.500 Einwohnern. In Island geht das nach Aussage von Alfreð Finnbogason schon als Großstadt durch. In der Woche vor dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach, in dem Alfreð immer noch auf Grund einer Wadenverletzung fehlte, unterhielt er sich mit mir über seine Heimat und einige der Dinge, die er in seiner langen Profikarriere gelernt hat. Einem, dem in Königsbrunn mit seinen 30.000 Einwohnern schon die Decke auf den Kopf fiel, begreiflich zu machen, wie es ist aus Island zu kommen und dort zu leben, ist dabei als Aufgabe an sich nicht zu unterschätzen. Wenn man allerdings wie ich, vieles in seinem Leben an der Qualität seiner zwischenmenschlichen Beziehung fest macht, dann ist Island sicher eine Reise wert, wenn alle Menschen dort so freundlich und offen sind wie Alfreð selbst.

Zusammen durch Island

Wenn wir in Island einen Tag zusammen verbringen würden, dann ginge es vom Flughafen zur Blue Lagoon. “Das sind ja nur 10 Minuten vom Flughafen. Von dort würden wir weiter fahren zur Hallgrímskirkja mitten in Reykjavik. Da hat man einen tollen Blick. Das ist auch ein Klassiker. Und von da aus dann auf die Hauptstraße in Island und erst einmal kurz zum Hafen. Wenn man dann noch Zeit hat, dann ginge es zum Geysir, wo das Wasser in einer Fontäne aus dem Boden aufsteigt. Das kann man an einem Tag schaffen und es wäre ein guter Tag.”

Mit dem Fahrrad ein zu umfangreiches Programm für Alfred und mich, wenn wir gemeinsam durch Island touren. Auch beim Wetter ist nicht zu viel Zuversicht angesagt. Aber Spaß hätten wir gemeinsam einigen. (Foto via Imago)

Alfreðs Familie besitzt ein Unternehmen, das im Fischfang und der Fischverarbeitung tätig ist. “Die meisten Menschen wohnen an der Küste. Die Fischindustrie ist wohl immer noch die Hauptindustrie in Island.” erläutert Alfreð in unserem Gespräch. Fisch isst er selbst immer noch am Liebsten. Wenn er die Wahl hat, dann vor allem isländischen Hummer. “Da muss man Glück haben, das man mal einen bekommt. Die Lieferkette von Fisch nach Süddeutschland ist eher länger. Guter Fisch ist teurer und schwerer zu bekommen”. So wie ich als Kind durch den Hühnerstahl meiner Urgroßeltern gestapft bin, ist Alfreð mit Fisch aufgewachsen.

Bolzplatz Held

Essen würden wir gemeinsam sicher hervorragend. “Im Urlaub esse ich fast täglich Fisch, weil er sehr sehr gut und frisch ist. So bin ich auch aufgewachsen.” Und übernachten würden in Grindavik” scherzt Alfreð selbst während des Interviews “um am nächsten Tag noch mehr Zeit zu haben.” Neben dem Salzfischmuseum könnten wir dann vielleicht auch bei Alfreðs Home Turf vorbei schauen. “Da müssten wir zu der Schule, auf die ich im Alter zwischen 11 und 16 Jahren gegangen bin. Ein Hartplatz. Kleine Tore. Dort habe ich die meiste Zeit verbracht. Und immer wenn ich zu Hause Langeweile hatte, bin ich 5 Minuten dort hin gegangen und habe dort alleine oder mit Freunden gespielt. Gute Zeiten! So einen Platz muss man haben, um die Basis zu lernen und zu spielen”.

Kulturell ist Island sowohl geprägt von europäischen als auch amerikanischen Einflüssen. Björk macht für Alfreð eher Musik für ältere Menschen. Das Wikinger Klischee ist daneben wahrscheinlich genau so ausgelutscht, wie jeder Verweis, den man als Deutscher aufs Oktoberfest im Ausland erleiden muss. Alfreð ist bekennender Oasis Fan. Seine Jugend verbrachte er weniger in der Natur als auf dem Bolzplatz. Fünf gegen fünf. Immer wieder und aus Spaß an der Sache. Die Natur hat er erst später zu schätzen gelernt, seit er Urlaub in Island macht. “Was ich am besten finde, sind die warmen Quellen. Dorthin muss man teilweise eine Stunde wandern. Aber dort bin ich gerne und es ist sehr entspannt.” Björk und das Wetter vermisst er immer noch nicht. Seine Träume sind andere: “Es ist immer noch meine große Hoffnung, dass Oasis wieder zusammen kommt und ein Konzert spielt, bei dem ich dabei sein kann.”

Die Grundlagen gelernt auf dem Bolzplatz seiner Schule. Die Muskeln entspannt in einer heißen Quelle. (Foto: Christian Kolbert via Imago)

Aus Rückschlägen gelernt

Aus Island wegzugehen war dabei nicht immer leicht. Erste Erfahrungen hat Alfreð in diesem Zusammenhang gemacht, als er noch während der Schulzeit für sieben Monate zu einer Gastfamilie nach Sardinien zog. “Die Sprache nicht zu können, ist anstrengend. Immer im Kopf übersetzen zu müssen. Es dauert immer eine gewisse Zeit bis man die Sprache lernt. Wenn ich isländisch spreche mit meiner Familie und meinen Freunden, dann muss ich gar nicht nachdenken. Wenn man eine fremde Sprache spricht, dann muss man immer nachdenken. Es kostet viel Energie. Und die ersten paar Monate in einem neuen Land, spürt man die Müdigkeit, weil man immer nachdenken muss. Das ist der größte Teil.” Daneben kennt man sich in Island, wie in einem kleinen Dorf, und es ist sehr sicher. Die Polizei trägt keine Pistolen. In Italien gab es in der Klasse genau einen Schüler mit dem er sich auf englisch verständigen konnte. “Ich konnte auch viel besser englisch als der italienische Englischlehrer. Das war ganz witzig.” Daneben war Sardinien eine wunderschöne Insel mit den schönsten Stränden in Europa. Alfreð hat dann eben viel Zeit investiert, um selbst italienisch zu lernen und den Anschluss zu finden. Sonst hätte ihn am Wochenende vielleicht niemand mit zum Strand genommen.

Auch der Durchbruch im Profifußball war kein einfacher. Auf seiner ersten Profistation in Lokeren war der Beginn famos, bevor es dann schnell schwierig wurde. “Ich dachte, dass ich sehr gut vorbereitet wäre. Aber es gibt wenig, was dich darauf vorbereitet, in einem anderen Land alleine zu sein ohne Freunde und Familie, wenn es fußballerisch nicht läuft. Ich war jung und ehrgeizig und wusste nicht, was richtig und falsch ist. Ich hätte mir mehr Unterstützung gewünscht, aber das war sehr lehrreich. Das war meine schwierigste Zeit als Profi. Ich kam und in den ersten 4-5 Spielen ging es richtig gut und zwei Monate später war ich nicht mehr im Kader. Es ging sehr schnell in beide Richtungen. Wenn es läuft muss man bodenständig bleiben und ruhig, weil es kann zum Beispiel mit Verletzungen und neuen Trainern so schnell in eine andere Richtung gehen.” Eine der wichtigsten persönlichen Lernerfahrungen von Alfreð, war es in den vielen Jahren mit Rückschlägen umzugehen zu lernen. In Schweden und auch in den Niederlanden konnte er dann wieder mit seiner Treffsicherheit glänzen.

Glück muss man sich erarbeiten

Nach mittlerweile über 10 Jahren, die er außerhalb von Island Fußball spielt, ist Alfreð die Rolle von Glück bewusst. Es wird ihm im Fußball zu schnell geurteilt, ob jemand gute oder schlechte Arbeit leistet. “Menschen gehen unterschiedlich damit um, wenn es nicht läuft. Ausschlagend ist doch, wie du mit diesen schlechten Phasen umgehst. Wie du da weiter arbeitest. Im Fußball wird oft auf das Ergebnis geschaut und es wird vergessen, was dahinter steckt. Wenn du erfolgreich bist, dann ist es egal wie. Wer Erfolg hat, hat Recht. Und das ist für mich nicht immer richtig. Es gibt für mich schon eine richtige Art die Dinge zu machen. Professionell und mit Respekt”. Derweil gilt aber auch: kein Erfolg ohne harte Arbeit. “Klar, wenn es läuft, dann läuft es. Aber ich glaube nicht zu viel an Glück. Glück muss man sich auch erarbeiten. Aber Kleinigkeiten entscheiden oft, ob man nach einem Spiel der Held oder der Depp ist. Nur mit der Hoffnung auf Glück wird man nicht erfolgreich.” Das er an sich arbeitet und immer lernen will, erkennt man auch daran, dass er ein abgeschlossenes Sportmanagement Studium hat. Und wir das Interview in fließendem Deutsch führen können.

Bescheiden bleiben und hart arbeiten. Dann kommt das Abschlussglück zurück. Alfred hat gelernt, mit schwierigen Situationen umzugehen. (Foto via Imago)

Seit mittlerweile über 5 Jahren ist Alfreð nun in Augsburg und hat ein Faible für unsere grünen Trikots. “Ich habe mich immer gut in grün gefühlt” gibt der Profi eine gewisse emotionale Verbundenheit zu. Das Grün unserer aktuellen Auswärtstrikots entspricht genau dem Grünton im Wappen von Breiðablik Kópavogur, der ersten fußballerischen Station Alfreðs im Erwachsenenbereich. Die weiteren Vereinsfarben von Breiðablik Kópavogur sind übrigens – welch Zufall – rot und weiß. Die beiden Bedeutungen des Spitznamens Blikar, den die Mannschaft von Breiðablik Kópavogur laut Wikipedia trägt, waren Alfreð dagegen nicht bekannt. Die eine ist “die Glorreichen”, die andere “die Enten”. Wer darin im Moment nicht die Mannschaft des FC Augsburg wiedererkennt, dem ist auch nicht mehr zu helfen.

Vorbild und Führungsspieler

Am Ende des Gesprächs habe ich nicht nur Island besser kennen gelernt. Ich glaube auch, einen soliden Eindruck von Alfreð Finnbogason selbst erhascht zu haben. Als Rekordtorschütze unseres verehrten Clubs in der Bundesliga (35 Tore bis dato) strahlt er ein natürliches Selbstbewusstsein in seine Fähigkeiten aus. Er weiß, wie er mit schweren Phasen umzugehen hat und dass er sich über harte Arbeit das Glück zurückerobern kann. Und bleibt dabei immer bescheiden.

Ihr erahnt es vielleicht: Alfred Finnbogason ist ein Typ, den ich auch persönlich gerne mag. Er ist halt einfach ein dufter Kerl. (Foto via Imago)

Die Zeit für das Interview ist verflogen. So viele Fragen verbleiben auf meinem Zettel. Was hat es mit dem isländischen “ð” auf sich? Über seine Zeit in Schweden, wo auch ich ein Jahr verbrachte, konnten wir gar nicht sprechen. Gibt es Ähnlichkeiten in der Kultur, die es ihm dort leichter gemacht haben, durchzustarten? Wo sollte man in San Sebastian essen gehen? In welchem Umfeld fühlt er sich grundsätzlich am wohlsten und was wird er irgendwann aus Augsburg mitnehmen? Aber wer wird von Abschied sprechen wollen. Ein Mensch wie Alfreð Finnbogason ist eine Bereicherung für jedes Team. Wenn wir von Gerüstspielern sprechen, dann ist er jemand, bei dem sich junge Profis viel abschauen können. Hoffentlich noch lange. Ich werde in Zukunft noch genauer hinschauen, gerade wenn wir wieder mal in grün antreten.

Fußballgedanken

Es gibt verschiedene Möglichkeiten ein Fußballspiel in seinem Fortlauf zu verfolgen. Dies zeigte sich auch am vergangenen Freitag. Ob nun im Verlaufe des Spiels eine Entwicklung stattgefunden hat, oder, bedingt durch die Effizienz in der Chancenverwertung, nur das Endergebnis im Vordergrund stand – es war der vierte Heimsieg der Saison.

Nach den Siegen von Bielefeld und Mainz beträgt der Abstand zum Relegations- und ersten Abstiegsplatz acht Punkte. Es sind noch zu viele Spieltage, auch mit Vergleichen der beteiligten Mannschaften untereinander, für genauere Prognosen zum zweiten Abstiegs- und Relegationsplatz. Auch wenn alles über sechs Punkten voraussichtlich ausreichen sollte, liegt der FCA gut damit, weiter von Spiel zu Spiel zu sehen.

Und mit einer Leistungssteigerung – in der Hinrunde wurden gegen die noch ausstehenden Kontrahenten acht Punkte erreicht – ist nicht nur eine höhere Punktzahl als in der letzten Spielzeit, sondern auch ein Vorrücken in der Tabelle, möglich.

Insgesamt wieder eine solide Runde des Sportclubs, der immer noch Chancen hat, dann im ersten Jahr im neuen Stadion international zu spielen. Dazu noch die mittlerweile im Breisgau fast obligatorischen Vertragsverlängerungen mit Christian Streich und Mannschaftskapitän Christian Günter.

Im Januar 2012 übernahm Christian Streich die Nachfolge von Marcus Sorg. Das erste Ligaspiel als Cheftrainer war gegen den FCA, und die Bilanz gegen die Freiburger, bezogen auf diesen Zeitraum, sieht aus Augsburger Sicht auch freundlicher aus. Die letzten drei Aufeinandertreffen endeten jeweils 1 : 1.

Welches Thema wird noch in der medialen Fußballblase gehandelt. Die Rahmenkriterien bei der Suche nach einem Leiter der Nationalmannschaft sind für mindestens 16 Bundesligatrainer nicht von Bedeutung. Wenig überraschend, das dies im Vorfeld des Aufeinandertreffens der beiden in der Tabelle vorne liegenden Teams auf die Agenda kommt.

Die Pan-EM soll nun doch mit Zuschauern ausgetragen werden, oder andersrum, dort wo keine Zuschauer zugelassen werden, wird nicht gespielt.

Dazu gibt es immer wieder neue Informationen zur geplanten Winterweltmeisterschaft 2022 in Katar. Von der Vergabe, über die Terminierung, bis zum Aufbau der Stadien und Infrastruktur – zu viele unterschiedliche Fragen, die über das Maß alles bisher dagewesenen hinausreichen. Nicht nur erstes Handeln und Aktivitäten, auch die Initiative Boycott Qatar regt zum weiteren Nachdenken an.

Die wohl anstehende UEFA Europa Conference League, in Verbindung mit der Europa League, toppt in ihrem Aufbau noch die Transparenz der Nations League. Insbesondere in einer Zeit ohne Stadionerlebnis drängen sich weitere Gedanken auf.

Seit über einem Jahr nicht live dabei, jede Woche, die immer gleichen Fragen. Und warum es so schwer ist, die Tabelle nicht einfach wie früher die Turf-Ergebnis-Listen in der Zeitung betrachten zu können. Ein weiter gewandeltes Bewusstsein über die Rolle des Profi-Sports, und doch klappt es nicht mit dem Absprung.

Einerseits kein Interesse dieses System in jeglicher Form zu unterstützen, und doch auch eine nicht zu verleugnende Verbundenheit. Eigene Kompromisse suchend und findend, jede Woche der Blick auf den eigenen Verein.

Wofür steht dieser in den aktuellen Gegebenheiten und wie wird es irgendwann sein. Auch wenn sich die Wahrnehmungen immer wieder auch gleichen, scheint eine tiefere Bindung nicht zu trennen.

Und dann die Bilder von Spielen, und die Freude über gelungene Aktionen, einzelne Spieler und jeden Erfolg – immer wieder entstehende Formen einer eigenen Virtualität.

Diesen Sonntagabend in Freiburg, vielleicht eine Überraschung, im Ergebnis, wie auch in der Entstehung. Oder, war es auch nur eine Frage der Zeit, weitere Möglichkeiten des Ablaufs. Aber eben doch mehr als nur Interesse und eine Verbundenheit, die bleibt. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

More Risk, more Fun

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Gibt es etwas besseres, als ins Wochenende zu starten und der FCA hat schon gewonnen? Wohl kaum. Lange sah es in der Begegnung gegen Borussia Mönchengladbach nicht danach aus als könnten wir irgendetwas mitnehmen. Die Partie gegen Hertha BSC ging in der Vorwoche schon sang- und klanglos verloren. Genau wie schon in der Vorrunde. Und auch wenn es diesmal vom Ergebnis nicht ähnlich deutlich war, so könnte man auf kaum frustrierende Art und Weise verlieren. Als Fan des FC Augsburg wird man mit Blick auf die spielerische Entwicklung gerade auf eine arge Geduldsprobe gestellt. Aber gerade gegen Gladbach hat man gut gesehen, wie es sich auszahlen kann, mal etwas mehr Risiko einzugehen (solange der Gegner seine Chancen nicht nutzt).

No Risk, no Fun. (Foto: Andreas Gora via Imago)

Bei aller Bescheidenheit

Das Engelchen auf der einen Schulter will mich beruhigen. Es flüstert: “die Punkteausbeute ist doch ok” oder “aus den letzten 4 Partien haben wir 7 Punkte geholt und nur eine Partie verloren” oder “wirtschaftlich können wir noch immer keine Bäume ausreißen” oder “als Fan darf man nicht immer sportliche Höchstleistungen erwarten”. Das Teufelchen auf der anderen Schulter übernimmt trotzdem das Kommando. Ja, wir stehen nicht am Abgrund, aber der Abstand zu den Abstiegsrängen ist trügerisch. Gegen Mainz haben wir uns glücklich zu einem 1:0 Sieg gewurschtelt. Insgesamt haben wir durch individuelle Fehler der Gegner sowieso gerade mehr Glück als Verstand. Stindl verschoss für Gladbach einen der vielen Elfmeter, die wir gerade verursachen. Das gleicht nicht die sportliche Mutlosigkeit aus, die wir insgesamt seit Wochen und Monaten fast immer ausstrahlen.

Keine Wechsel in der Aufstellung?

Vor einer Woche gegen Hertha hat es mir schon gereicht, als ich die Aufstellung gesehen habe. Keine Wechsel? Keinen einzigen? Gegen Hertha dachte Heiko Herrlich also, dass die gleiche 11 die besten Siegchancen hat wie gegen Mainz 05. Keine Anpassung auf Grund des taktischen Konzepts und der Spielweise des Gegners? Ich habe vor kurzem einen längeren Vortrag von Thomas Tuchel gesehen, in dem er erklärte, wie er als Trainer von Mainz 05 immer erschrak, weil er so viele Wechsel in seiner Startelf vornahm, obwohl die Mannschaft in der Vorwoche gewonnen hatte. “Never change a winning team” kann der FC Bayern abziehen. Wir müssen uns auf den Gegner einstellen und unsere Mannschaft anpassen. Oder einfach denken, dass wir erneut die 11 auf den Platz stellen, die den Bus am geschicktesten vor dem Tor parken kann. Gegen Gladbach musste Heiko Herrlich teilweise notgedrungen wechseln. Aber auch Marco Richter bekam mal wieder eine Chance von Anfang an. Geht doch möchte man im Nachhinein laut schreien.

Ein Wechsel in der Startaufstellung der sich auszahlte: Marco Richter bejubelt seinen Führungstreffer (Foto: Bernd Feil/M.i.S./Pool via Imago)

Der Game Plan: Der Bus parkt

Dazu haben wir genau einen “Game Plan”. Auch unter Heiko Herrlich wollen wir uns hinten rein stellen und dann im Ballbesitz über lange Bälle umschalten. Wer erkennt den Unterschied zur Zeit unter Martin Schmidt? Musste Schmidt gehen, weil sich unser Spiel nicht weiterentwickelt hat? Oh…

In der Partie gegen Hertha und auch in der ersten Hälfte gegen Gladbach konnte man zudem gut erkennen, wie das dazu führt, dass man von einem Gegner komplett eingeschnürt und erdrückt wird. Hertha hatte ein deutliches Chancenplus und hätte die Partie auch deutlicher gewinnen können. Gladbach hatte auch ein großes Chancenplus, konnte aber schlicht zu wenig aus den Gelegenheiten machen. Giki und dem Glück sei dank (Auf Twitter kam die Frage auf, ob Giki der Transfer der Saison wäre – in der gesamten Bundesliga. Was wären wir momentan ohne diesen Keeper?) Das Zuschauen hat erneut mal wieder zu großen Teilen keinen Spaß gemacht. Der Tickerer von OneFootball hatte es nach 18 Minuten gegen Gladbach so ausgedrückt: “Augsburg setzt überhaupt keinen Stich. Zu langsam, zu spät, zu zahm. Das kann nicht Sinn der Sache sein.”

Wo war Ruben Vargas in den letzten Partien? Nur Heiko Herrlich weiß es. (Foto: Bernd Feil/M.i.S./Pool via Imago)

Ein Jahr Herrlich und kein Mut

Und so lässt sich nach einem Jahr mit Heiko Herrlich als Trainer feststellen, dass dieser Trainer auf der Risiko-Skala den absoluten Gegenpol zu Julian Nagelsmann darstellt. In Situationen in denen Nagelsmann – der Trainer in der Bundesliga mit dem größten Hang zum Risiko – das Risiko wählt, entscheidet sich Heiko Herrlich dazu, lieber nochmal auf Nummer sicher zu gehen. Nagelsmann hatte selbst auf einem Trainerkongress erklärt, wie er seine Aufstellung wählt. Gegen Gegner, die er als gleichwertig und schlechter einschätzt, wählt er die offensivere Aufstellungsvariante. Heiko Herrlichs Ansicht dazu ließ sich gegen Mainz 05 und Hertha BSC gut beobachten. Vargas, Richter, Gregortisch und Bazee hätten sich den Weg schon fast sparen können. Gegen Gladbach war es nun keine offensive Offenbarung Niederlechner auf die Bank zu setzen und Richter spielen zu lassen. Zumindest sah es in der ersten Halbzeit schon wieder nach Debakel aus.

Das Glück ist mit den Mutigen

Gerade gegen Hertha, mit den besten Voraussetzungen nach dem frühen Tor, hätte der FCA sich mehr zutrauen müssen. Sich nicht nur passiv hingeben sollen. Und es war nun bei weitem nicht das erste Mal. Wo um Himmels Willen ist hier eine sportliche Entwicklung unter Heiko Herrlich zu erkennen? Und wie will er es langfristig in Augsburg schaffen, ohne jemals bewusst ein Risiko eingehen zu wollen? Gegen Gladbach kam in der zweiten Halbzeit vielleicht so etwas wie eine erste Antwort. Vargas für Bénes war ein Anfang und Vargas sorgte per Kopf auch für die Führung. In den nächsten Partien ist die Zeit gekommen, Änderungen direkt von Anfang an vorzunehmen und mehr Mut an den Tag zu legen. Oder sich weiter der Hilflosigkeit zu ergeben. Es darf sich dann aber keiner beschweren, es hätte keine Warnungen gegeben. Die Partie gegen Gladbach sollte zeigen, wie weit uns ein bisschen Mut diese Saison noch tragen kann. Wenn man keine Alpträume auf Grund der Gelegenheiten der Gladbacher bekommt.

Vom YouTube Video zum Fanprojekt

Birgit Kaiser ist seit sie denken kann FCA-Fan und war vor der Corona-Pandemie regelmäßig in der WWK-Arena – am liebsten mit ihrer Tochter. Aufgrund der langen Stadion-Abstinenz hat sich die 33jährige ein Herz gefasst und Motivationsbrief sowie -video für den FCA erstellt – dies entwickelte sich schnell zum Fanprojekt. Die Rosenau-Gazette wurde so auf die gebürtige Augsburgerin aufmerksam und hat diese über Facebook angesprochen. Heraus kam dieser Gast-Beitrag, den sie zusammen mit RoGaz-Autorin Irina zu ihrem “Herzensprojekt” verfasst hat. Doch lest nachfolgend selbst, was die Organisatorin dazu zu berichten hat:

Im Herzen vereint

Oft heißt es doch sprichwörtlich: „Die spontanen Dinge im Leben sind die besten.“ Das lässt sich auf vielerlei Aktionen im Alltag übertragen. Sei es trotz akuter Unlust etwas zu unternehmen und dann doch einen der schönsten Tage im Leben zu erleben. Oder man geht zufällig irgendwo hin und lernt die Liebe seines Lebens kennen, obwohl man gar nicht damit gerechnet hat.

Ähnlich erging es mir mit dem Fanprojekt, das ich vor kurzem ins Leben gerufen habe. Aber bevor ich damit beginne, möchte ich euch einen kurzen Einblick in mein Leben geben: Schon seit ich denken kann, bin ich absolut fußballbegeistert. Ich bin in einer Familie groß geworden, in der Fußball genauso zum Alltag gehört wie das Abendessen. Mein Vater hat selbst in der Altherrenmannschaft unseres Dorfes gespielt und am Wochenende stand immer Bundesliga auf dem Programm.

Gefühlt jedes Fußballspiel lief bei uns im TV und so war es kein Wunder, dass ich selbst gegen den Ball trat. Ich liebte es, meinem Vater beim Jubeln zuzusehen und sammelte mit ihm die schönsten Kindheitserinnerungen, als er mich mit ins Stadion nahm. Dazu muss ich sagen, dass mein Vater Bayernfan war, aber ich verwende in diesem Fall gerne den Spruch „In den Farben getrennt, im Herzen vereint.“ Wir alle teilen die gleiche Leidenschaft – den Fußball – und dabei ist es egal, für welchen Verein man ist. Was ich sagen möchte, ist, dass ich meinem Vater die Leidenschaft für diesen unglaublichen Sport verdanke, der zwar oft einiges an Nerven kostet, aber trotzdem kann man nicht ohne ihn leben.

Nie mehr ohne den FCA

Zum FCA kam ich, als dieser noch in der Regionalliga Süd gespielt hat, genauer gesagt in der Aufstiegssaison 2005/06. Natürlich habe ich den FCA schon länger verfolgt, aber noch niemals live vor Ort im Stadion. In diesem Jahr jedoch nahm mich ein guter Freund das erste Mal mit in die Rosenau. Und was soll ich sagen: Schon vom ersten Spiel an war ich begeistert. Die ansteckende Stimmung, die Welle purer Emotionen und der Kampfgeist, den die Jungs auf dem Platz zeigten, gingen auf mich über und mit jedem Spiel, das ich mir anschaute, schweißte sich mein Herz mehr und mehr an diesen Verein. Ich fieberte mit, als man beinahe abstieg, fluchte wie einst mein Vater, als man gegen Nürnberg in der Relegation verlor und freute mich umso mehr, als wir es im darauffolgenden Jahr schließlich ins Oberhaus schafften, wo wir uns nun seit sage und schreibe zehn Jahren halten. Das haben wohl die wenigsten erwartet. Aber es freut mich insgeheim, dass der FCA es den Experten zeigt, die in uns immer wieder den „Abstiegskandidaten Nummer 1“ sehen.

Birgit Kaiser und Tochter in FCA-Fanmontur in der WWK Arena. Hach, wie gerne wären wir bald wieder dort! (Foto: Birgit Kaiser)

Die zündende Idee

Aber nun genug von mir und zurück zum eigentlichen Thema –dem Fanprojekt, das vor dem Spiel gegen Mainz 05 stattgefunden hat. Die Idee dazu entstand kurz nach der 2:1 – Niederlage gegen RB Leipzig. Die Tabelle sah damals nicht wirklich rosig aus. Mit 22 Punkten lag der FCA auf Platz 13, auf den Relegationsplatz waren es gerade einmal vier magere Punkte. Ich gebe zu, dass auch ich ein wenig Magengrummeln hatte, da am nächsten Spieltag unser “Angstgegner” Leverkusen auf dem Plan stand. Und unsere Jungs am darauffolgenden Spieltag zum Tabellennachbarn nach Mainz mussten, die nach einem internen Umbruch im Winter einen aufsteigenden Trend verzeichnen konnten.

Auch die Spielweise unserer Mannschaft machte mir etwas Sorgen. Irgendwie sah man ihnen an, dass es ihnen an Selbstvertrauen mangelte. Zumindest erscheinte mir das so, gerade wenn man sich den verschossenen Elfmeter von Alfred Finnbogason gegen die Bayern ansieht. Bis dato hatte er noch nie einen Elfer (für uns) verschossen und normalerweise würde er den wahrscheinlich auch mit verbundenen Augen machen. Solche Situationen gab es zuhauf und ich weiß aus meiner Zeit als Spielerin, dass die Psyche manchmal ein Monster sein kann. Kein Wunder, dass mir schon öfter der Gedanke gekommen ist, irgendetwas für den Club zu machen. Man sieht den Jungs einfach an, dass ihnen die Fans fehlen.

Wie oft konnten wir im Stadion die Spieler mit unseren Anfeuerungsrufen nach vorne peitschen und so das eine oder andere Spiel drehen? Und haben wir nicht das einzige Spiel mit Fans im Rücken gewonnen, das es in der Saison 2020/21 gab? Natürlich sind die Spieler alle Profis, aber man darf die Wirkung von außen nie verkennen. Wir Fans haben mehr Einfluss als wir denken. Das sagte sowohl Trainer Heiko Herrlich als auch André Hahn in der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Hertha BSC. Ich glaube, wir Fans vermissen es alle unglaublich, unseren Verein anzufeuern und sie mit unseren Emotionen motivieren zu können.

Vom Youtube-Video zum Fanprojekt

Gefühle… Das sind schon so verrückte kleine Dinger, die uns in jedweder Art und Weise beeinflussen und zu Dingen antreiben können, die wir niemals für möglich gehalten hätten. So auch mich, als ich am Morgen des 18.02.2021 mit meinem Sohn am Küchentisch saß. Ich gab kurzerhand bei YouTube „FCA Lieder“ ins Suchfeld ein. In diesem Moment war mir einfach nach Musik zumute. Da gab es natürlich die bekannten Lieder wie unsere Hymne „Wir müssen siegen“ oder auch den Aufstiegssong aus 2011. Doch dann stieß ich auf ein Video, das mit dem Song „FCA – Du bist niemals allein“ unterlegt war. Dort sah man nicht nur Spielszenen vergangener Zeiten und Siege, die ich selbst live im Stadion miterlebt habe, am Ende waren zudem Fangesänge unserer Ulrich-Biesinger-Tribüne angehängt. Doch am meisten hat mich das folgende Lied beeindruckt und es ließ mein Gehirn sofort auf Hochtouren arbeiten, während sich eine gewaltige Gänsehaut ausbreitete:

FCA – für dich sind wir heut’ hier.

FCA – wir stehen alle hinter dir.

Und aus 10.000 Kehlen, singen wir euch dieses Lied.

Und dafür, Jungs, schenkt ihr uns einen Sieg.

Refrain des Liedes “FCA – Du bist niemals allein”

Ich kann nicht sagen, warum ich so emotional reagiert habe, aber plötzlich waren so viele Erinnerungen in meinem Kopf und wollten nicht mehr verschwinden. Ich musste daran denken, wie mir mein Arbeitskollege im M-Block schluchzend um den Hals gefallen ist, weil wir am 27.04.2013 3:0 gegen Stuttgart gewonnen haben. Oder daran, wie toll jedes einzelne Spiel war, das wir in der Europa League bestreiten durften. Erinnerung über Erinnerung prasselte auf mich ein und jede einzelne war schöner als die vorherige. Gleichzeitig überkam mich aber auch ein Gefühl der Trauer, eben weil es momentan nicht so gut läuft und wieder keimte der Gedanke in mir auf, dass man doch irgendetwas tun muss, um die Mannschaft zu pushen.

Da ich meine Gefühle mit irgendjemandem teilen wollte, postete ich das Video kurzerhand in der Facebook-Gruppe „Fc Augsburg“. Die Reaktionen darauf waren – bis auf wenige Ausnahmen – durchwegs positiv. Sogar die Schöpferin des erwähnten Videos meldete sich und ich bedankte mich bei ihr, dass sie mir so einen schönen Moment beschert hat. Doch was viel wichtiger ist: Unter diesem Post entstand die Idee, ein Fanprojekt ins Leben zu rufen. Ein FCA-Fan schrieb zum Beispiel „Dieses Video vllt mal der Mannschaft zukommen lassen.(…)“. Wir waren uns alle einig, dass man daraus eine Aktion für das Team machen könnte. Mir kam dann die Idee, die Fanbetreuung des FCA anzuschreiben, denn wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Gesagt, getan… Noch am selbigen Tag ging dann die Mail raus, wobei ich dazu sagen muss, dass ich ganz schön aufgeregt war.

#NURDERFCA

Schon kurzer Zeit später bekam ich eine Rückmeldung – das Interesse seitens des Vereins war vorhanden. Ich vereinbarte mit Markus Wiesmeier von der Fanbetreuung ein Telefonat. DANKE, lieber Markus, ohne dich hätten wir es niemals geschafft! Ich startete noch einen Post in Facebook und fragte bei den FCA-Fans nach Ideen und ob denn generell das Interesse besteht, bei der Aktion mitzumachen. Interesse war durchaus vorhanden und so tauschten wir einige Gedanken untereinander aus, was man alles machen könnte, ohne gegen die aktuellen Corona-Auflagen zu verstoßen. Am liebsten hätten wir das Stadion mit Plakaten tapeziert oder wären am kommenden Spieltag zur Arena gefahren, um dort Spalier für den Mannschaftsbus zu stehen. Selbstverständlich mit Abstand und Maske! Auch der Gedanke, das Lied „FCA – Du bist niemals allein“ über die Lautsprecher des Stadions abspielen zu lassen, war dabei.

Diese Ideen wurde allerdings leider von der Fanbetreuung zerstreut, wobei Markus’ Tipps bei unserem Telefonat wirklich Gold wert waren. Er erklärte mir, dass die Spieler weder Plakate noch Musik im und ums Stadion herum wahrnehmen würden, da sie sich schon vor dem Spiel im Tunnel befänden, sodass sie das ganze erst nach Abpfiff realisiert hätten. Und das wäre dann doch zu spät gewesen. Bei einem Fanauflauf an der Arena hätte wahrscheinlich der Verein Ärger bekommen, denn am Spieltag selbst dürfen sich laut Hygienekonzept der DFL auf dem Gelände nur Personen mit einer Sondergenehmigung aufhalten – wie zum Beispiel Angestellte und die Presse.

Schließlich konnten wir uns auf folgende Idee einigen: Er würde der Mannschaft einen Brief sowie ein Motivationsvideo übergeben, wenn ich es schaffte, das ganze binnen sechs Tage fertig zu stellen. Das Team sollte es noch vor dem wichtigen Spiel gegen Mainz zu sehen bekommen. Das war natürlich terminlich knapp. Über den Brief machte ich mir keine Gedanken, wohl aber über das Video, denn ich selbst habe noch nie mit einem Schnittprogramm gearbeitet. Doch eine Deadline ist für mich gleichzeitig immer ein Ansporn und lässt mich zu Hochtouren auflaufen. Und genau das tat ich auch. Schon nach dem vorherigen Post haben mir viele Menschen ihre Hilfe angeboten, die ersten Bilder sowie Kurzvideos geschickt. Über das Wochenende wurde das ganze immer mehr und ich konnte schon eine erste Auswahl für das Video treffen.

Ein Freund von mir hat einen YouTube-Kanal und erstellt Videos selbst. Der Haken an der Sache: Er lebt in Kiel. Sind ja nur rund 866 Kilometer. Aber wir leben schließlich in einem modernen Zeitalter, in der Kommunikation auch über weitere Distanzen möglich ist. Er war sofort bereit mir mit dem Video zu helfen, auch wenn wir in den Farben getrennt sind, ist es die gemeinsame Leidenschaft, die zählt.

Der zwölfte Mann

Am Sonntagabend dann die erste Überraschung: Tom Scharnagl, den viele von a.tv oder aus dem Podcast „Feuer und Flamme“ kennen, bot mir an, im Podcast zu berichten. Ich war natürlich begeistert, denn es war schon eine kleine Ehre für mich, in der Öffentlichkeit von der Idee zu sprechen. Doch das war noch nicht alles und ich gebe offen zu, dass das, was als nächstes kam, mich glatt aus den Schuhen gehauen hat.

Tom bot nämlich noch an, einen Bericht für a.tv mit mir zu machen, welcher später in den lokalen Nachrichten erscheinen sollte. Am Montagvormittag setzte ich mich sodann an den Brief, der der Mannschaft vorgelesen werden sollte. Innerhalb von einer halben Stunde hatte ich das ganze aufgesetzt und schickte es einem Freund, Peter Lisboa Arndt. Er ist nicht nur Musiker aus Leidenschaft sondern auch noch Schreibwissenschaftler und zusammen hatten wir folgendes zu Papier gebracht:

Brief von Birgit Kaiser an den FCA (Foto: Birgit Kaiser)

Gleichzeitig ging die Arbeit an dem Video weiter und ich danke meinem Freund Thilo, dass er sich mit mir viele Stunden um die Ohren geschlagen hat. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich auch schon das Design des Briefs sowie die Rohfassung des Videos fertig. Als Aufhänger hatte ich mich dabei für einen Filmausschnitt des legendären Ausgleichstor von Marwin Hitz gegen Leverkusen entschieden, weil diese Szene in Perfektion zeigt, dass man das Unmögliche möglich machen kann, wenn man nur ganz fest daran glaubt, niemals aufgibt und immer weiter kämpft. All das, was wir von unserem FCA gerne wieder vermehrt sehen würden und wozu wir sie mit dem Projekt motivieren wollten.

Überraschung gelungen!

Die größte Überraschung kam aber in Form eines Videos auf mich zu – während der Aufnahme für a.tv. Ich sollte einen Stick in den USB-Slot stecken und die Datei öffnen, während die Kamera auf mich gerichtet war. Und da passierte es: FCA-Spieler Tobi Strobl lächelte mir entgegen und bedankte sich für die Aktion. Worte reichen nicht aus, um meine Gefühle in diesem Moment zu beschreiben. Mein Herz begann zu rasen und die Tränen schossen mir in die Augen, weil ich mich so sehr darüber freute. Das mag vielleicht übertrieben sein, aber sind wir doch ehrlich: Jeder Fan fühlt sich geehrt, wenn er mit einem seiner „Helden“ in Kontakt treten darf.

Insgesamt sind etwa 150 Bilder und Kurzvideos bei mir eingegangen, doch ein absolutes Highlight ist der Beitrag eines Fanclubs aus Israel. Diese knapp einminütige Szene war so toll, dass es unbedingt mit verarbeitet werden musste. Bis um etwa halb zwei Uhr morgens arbeiteten wir zu zweit noch an dem Video, doch ich war mehr als glücklich, dass wir es tatsächlich geschafft hatten. Das muss ich noch dazu sagen: Das Projekt hat auch mir persönlich etwas gebracht, denn dadurch durfte ich ganz viele liebe Menschen kennen lernen!

Das Unmögliche möglich machen

An dieser Stelle möchte ich allen eine kurze Beschreibung des Videos liefern. Aufgrund von Bild- und Tonrechten, Gema usw. werde ich es nirgendwo veröffentlichen. Das Video dauert sechs Minuten und ist bei den Bildszenen mit dem Lied „FCA – Du bist niemals allein“ unterlegt.

Zu Beginn sieht man die legendäre Spielszene, in der Marwin Hitz den Ausgleich gegen Leverkusen geschossen hat. Hier haben wir den Text einblenden lassen, der natürlich in den Vereinsfarben gestaltet ist: „Auch das Unmögliche kann möglich werden, wenn man an sich glaubt.“ Dann beginnt das Lied und es erscheinen viele Bilder und Videos von Fans im Augsburg-Dress oder auch Szenen aus der Kurve. Dabei ließen wir auch immer wieder motivierende Sprüche einfliegen.

Nun ist der Beitrag aus Israel zu sehen, bevor schließlich ein Video von einem Fanmarsch erscheint. Dabei singen die Anhänger im Wechsel „Wir steh’n zu ihm wie jeder weiß. Wir sind immer für ihn da. Für uns zählt nur der FCA“, bevor das Bild „Augsburg hält zusammen“ den Schluss bildet.

Ich hoffe, ihr könnte euch einigermaßen vorstellen, wie das Video aufgebaut ist. Alles war fertig und bereit an Markus Wiesmeier von der Fanbetreuung verschickt zu werden. Ich war gerade dabei, die Email zu schreiben, als mein Telefon klingelte und Robert Götz sich meldete. Dieser wollte einen Bericht in der Augsburger Allgemeinen veröffentlichen. Mittlerweile war mir das ganze doch peinlich, denn ich habe das ganze wirklich gern in die Hand genommen und es war eine gemeinschaftliche Idee. Doch auch dieses Interview gab ich gerne, denn es machte deutlich, dass wir Fans immer hinter unserer Mannschaft stehen und für sie da sind!

Das Warten beginnt

Nach insgesamt 12 Stunden Schneiden konnte ich auf das magische Knöpfchen „Senden“ drücken und das Warten begann. Natürlich bekam ich von der Fanbetreuung neben einem Dankeschön auch Feedback und die Nachricht, dass sowohl Brief als auch Video an die Verantwortlichen weiter geleitet wurden.

Die Mannschaft würde vermutlich im Rahmen der Abschlussbesprechung vor dem Spiel den Inhalt des Briefes erfahren sowie das Video sehen. Spannend war natürlich auch, ob das ganze überhaupt Früchte tragen würde und ich fieberte ziemlich nervös dem Spiel am Sonntag gegen Mainz entgegen. Würden die Jungs es packen? Hat das ganze etwas gebracht? Fragen über Fragen, die mir durch den Kopf gingen.

Dann stand endlich der große Tag an: Sonntag, 28.02.2021, Anstoß: 15:30 Uhr. Pünktlich pfiff der Schiedsrichter die Partie an. Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt und ich litt in jeder Szene mit dem Team mit. Bei jedem Fehlpass schimpfte ich vom Allerfeinsten und schrieb mir mit Gleichgesinnten die Emotionen von der Seele, wenn man schon nicht gemeinsam im Stadion sein kann.

In der 25. Minute passierte es schließlich: Wie schon in der Woche zuvor, leistete sich der gegnerische Keeper einen Schnitzer. Niederlechner schnappte sich den Ball, legte quer auf den mitgelaufenen Hahn, der die Kugel nur noch ins leere Tor schieben musste. In diesem Moment ließ ich alles raus, was sich in mir aufgestaut hatte und brüllte meinen armen Fernseher an. Natürlich war das Ding noch nicht durch und es wurde auch noch eine ziemlich enge Kiste. Als Gikiewicz einen Schuss gerade noch so an den Pfosten lenken konnte, blieb mir fast das Herz stehen. Doch dieses Mal überstanden wir die vier Minuten Nachspielzeit ohne Gegentreffer und die drei Punkte gingen auf unser Konto.

Wir hatten es geschafft und einen ganz wichtigen Sieg eingefahren. Natürlich ist dieser nicht nur unserem Fanprojekt zuzuschreiben, aber einen klitzekleinen Einfluss wird es schon gehabt haben. Zumindest wussten die Spieler, dass die Fans trotz allem hinter ihnen stehen und sie bei jedem Spiel unterstützen, auch wenn derzeit nicht vor Ort. Und das ist das, was wir erreichen wollten.

Gleich nach dem Spiel meldete sich André Hahn mit einem Video an die Fans:

„Hey liebe Fans! Ganz wichtige drei Punkte heute. Wir sind froh, dass wir den Kampf in Mainz gewinnen konnten. Wir wissen, es war nicht schön, aber es war extrem wichtig. Vielen Dank für eure Unterstützung! Wir wissen, dass ihr hinter uns steht und wir werden weiter kämpfen. Also, bis dann. Euer André.“

André Hahn nach dem Spiel gegen Mainz

In diesem Moment wurde mir bewusst, dass die Mannschaft das Video und den Brief tatsächlich erhalten haben. Die Freude war riesig, denn in dem Ganzen steckte einiges an Arbeit. Und ja, ich gebe an dieser Stelle offen zu, dass ich den Verantwortlichen und auch unserem Trainer Heiko Herrlich in diesem einen Punkt wirklich dankbar bin, denn diese hätten die Aktion auch ablehnen können.

#AUGSBURGHÄLTZUSAMMEN

Nachdem ich wusste, dass das Team Brief und Video bekommen hatte, konnte ich den Brief auf Facebook posten, damit alle einen Teil des Projekts zu sehen bekamen. Die Reaktionen waren durchweg positiv. Ich möchte noch einmal betonen: Ohne die Hilfe und Unterstützung von außen wäre das nicht möglich gewesen. Diese Aktion hat gezeigt, dass wir GEMEINSAM etwas erreichen können, wenn wir an uns glauben. Getreu dem Motto: Augsburg hält zusammen!

Aber wenn man jetzt denkt „Spiel gelaufen, Bericht zu Ende“, dann muss ich euch leider enttäuschen, denn noch bin ich nicht ganz fertig. Ich möchte euch die Reaktionen des Vereins nicht verschweigen. Am Donnerstag nach dem Spiel erhielt ich noch einen Anruf von Fanbetreuer Markus, der mir im Namen der Spieler, des Teams und der Verantwortlichen für die gelungene Aktion dankte.

Doch auch das ist noch nicht das Ende, denn am 05.03.2021 bekam ich vom Leiter der Abteilung für Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, Dominik Schmitz, dann einen Dankesbrief weiter geleitet, der von Stefan Reuter, Michael Ströll sowie Jeffrey Gouweleeuw unterzeichnet war. Natürlich war die Freude riesengroß, da es für mich eine Ehre ist, direkt von meinem Lieblingsverein eine persönliche Nachricht zu erhalten.

Durch Höhen und Tiefen

Das Spiel gegen Hertha ging auch wirklich sehr gut los, denn früh traf Bénes zum 0:1. Doch anschließend ging der Mut leider verloren und man ließ sich zu sehr in die eigene Hälfte drücken. Das Ergebnis war natürlich nicht zufriedenstellend und die Enttäuschung war bei den Fans deutlich spürbar. 

Doch so ist das nun mal im Fußball: Mal gewinnt man zusammen, mal verliert man – auch das gemeinsam. Ich kann nur für mich selbst sprechen, dass ich nach der Niederlage mit den Spielern litt. Wir wissen doch alle, dass sie es fußballerisch drauf haben. Abstiegskampf ist niemals leicht und wenn dann auch noch die mentale Stärke, das Selbstvertrauen und das Quäntchen Glück fehlen, dann klappts auch auf dem Platz nicht. Doch wenn uns diese Fanaktion eines gezeigt hat, dann das Folgende:

Motivation und Zuspruch kann eine ganze Menge beeinflussen! Jeder einzelne von uns hat die Kraft, mit den eigenen Worten die Leistung des Teams zum Positiven zu verändern.

Die Jungs brauchen uns an ihrer Seite und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das nicht das letzte Projekt dieser Art gewesen ist. Mich würde es sehr freuen, wenn man es irgendwann noch einmal schaffen würde, sowas auf die Beine zu stellen, sollten wir noch länger nicht in unser Wohnzimmer dürfen. Und solange heißt es und gilt es: „Augsburg hält zusammen – ihr für uns und wir für euch!“

Eure Birgit

Entwicklungsschritte

Zum vierten Mal bei neun Auftritten ein Tor in den Schlussminuten bei der Hertha, das Einfluss auf die Punktewertung hatte. Das Olympiastadion bleibt auch weiterhin eines von zwei Bundesligastadien, in denen der FCA bisher noch nicht gewinnen konnte.

Die meisten Siege, 10, in der Bundesliga erreichte der FCA gegen Mainz. Danach wurde gegen Bremen und Stuttgart, neun- bzw. achtmal, am häufigsten gewonnen. Aufgrund der geringeren Anzahl an Vergleichen ist der Punkteschnitt pro Spiel gegen den VfB, mit 1,67 am höchsten.

Die Teams, gegen die der FCA nachfolgend in dieser Statistik die höchsten Werte erzielt hat sind in dieser Reihenfolge: Mainz, Frankfurt, Bremen, Köln, Wolfsburg und Mönchengladbach.

Gegen fünf dieser Mannschaften stehen in dieser Saison noch Vergleiche an, beginnend mit der Borussia.

Von den ersten acht Bundesligavergleichen hat der FCA bei vier Siegen nur ein Spiel gegen Mönchengladbach verloren, und sich fast auch zu einer Form von Angstgegner entwickelt, doch mittlerweile hat sich dies auch gewandelt. Der Auswärtssieg am letzten Spieltag im Mai 2015 und der Heimsieg im Dezember 2016 waren die letzten 3er gegen die Borussia.

Nach dem Ausscheiden im DFB-Pokal und dem anstehenden Rückspiel in Budapest gegen Manchester City, steht Mönchengladbach unter Druck den Anschluss an die internationalen Plätze nicht zu verlieren, und das Saisonziel zu verpassen. Hinzu kommt die Unruhe nach dem verkündeten Wechsel von Marco Rose nach dieser Saison.

Vielleicht also eine gute Gelegenheit für den FCA nicht den Aufbaugegner für einen schwächelnden Gegner zu geben, sondern mit einem couragierten Auftritt wieder an der Heimbilanz zu arbeiten, und, auch ohne Berücksichtigung der anderen Partien, sich mehr Richtung Mittelfeld der Tabelle zu bewegen.

Eine Ära scheint vorüber: Der „Bundes-Jogi“, der, und dies ist respektvoll zu verstehen, er wohl so nie war, tritt zurück. Eine neu hinzugekommene Generation Fußballverfolgende hat keinen anderen leitenden Übungsleiter bei der Mannschaft mitbekommen. Schon werden die Vergleiche mit einem anderen angekündigten Rücktritt sowie den Schaffensphasen in den jeweiligen Amtszeiten gezogen.

Für weniger an der Entwicklung von Auswahlmannschaften Interessierte liegt die Betrachtung der Entwicklung des eigenen Vereins näher. Wie ließe sich die des FCA in den Bundesligajahren, nach der Auferstehung in der Viertklassigkeit, und den im Anschluss folgenden Aufbaujahren in der Regionalliga und 2. Bundesliga, sehen.

Der Klassenerhalt in der ersten Saison mit Jos Luhukay, der Weg vom letzten Tabellenplatz bis zur Europa-League unter Markus Weinzierl, die kurze Phase mit Dirk Schuster, und nachfolgend die Zeiten mit Manuel Baum und Martin Schmitt – übergreifend verschieden lange Abschnitte vom Klassenerhalt bis zur Etablierung.

In dieser Zeit hat sich neben dem Spiel und dem Auftreten des FCA auch vielseitig eine eigene Form von Erwartung entwickelt. Nicht zwingend ergebnisbezogen, aber hinsichtlich des Auftretens. Neben entsprechendem Einsatz liegt der Focus hier auf Spielumsetzungen, die oft mit frühem Angreifen und auf schnellem Umschalten basierendem offensiverem Fußball verbunden werden.

Von Außerhalb des Stadion nicht einfach zu beurteilen an welcher Stelle der FCA aktuell in der Entwicklung steht. Auch wenn die Abstiegsgefahr noch nicht ganz gebannt ist, sollten mit dem aktuellen Kader noch Entwicklungsschritte in dieser Saison erkennbar sein.

Unabhängig der anstehenden Kontrahenten sind es noch zehn Spieltage, in denen der Klassenerhalt geschafft, und die Nachweise erbracht werden können, das der FCA auch in dieser Saison in der spielerischen und mannschaftlichen Entwicklung noch weitergekommen ist.

Als Grundlage für die nächste Spielzeit, hoffentlich mit der Möglichkeit für alle, diese wieder im Stadion verfolgen zu können, wäre dies auch ein weiteres Ziel.

Die nächste Möglichkeit damit zu beginnen ist im Heimspiel am Freitagabend gegen Mönchengladbach. Wenn diesmal auch nicht im Stadion, wäre dies, in Erinnerung an den letzten Vergleich und die zweite Hälfte in Augsburg, mit hoffentlich glücklicherem Ende, ein gelungener Start. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Reicht das für den Klassenerhalt?

Der FC Augsburg hat es wieder einmal verpasst, einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt zu gehen. Wie so oft in dieser Spielzeit folgte auf ein Erfolgserlebnis der direkte Rückschlag. Nach fünf der sieben Saisonsiege wurde verloren – so nun auch bei Hertha BSC. Der wichtige Dreier in Mainz konnte nicht vergoldet werden.

Dabei hätte die Partie eigentlich kaum besser beginnnen können. Nach schönem Spielzug über Tobias Strobl und André Hahn erzielte Winterleihgabe Laszlo Benes seinen Premierentreffer für Rot-Grün-Weiß (2.). Weil sich in der Folgezeit aber (mal wieder) vermehrt auf das Toreverhindern als -erzielen konzentriert wurde, kamen die Berliner zurück in die Partie.

Hängende Köpfe: Am Ende setzte es in Berlin für Rafal Gikiewicz & Co. die zwölfte Saisonniederlage. (Foto via imago)

Will der FCA Spiele gewinnen?

Die ersten 45 Minuten überstand der FCA dabei auch dank eines starken Keepers noch unbeschadet und hätte sogar beinahe das 0:2 erzielt (Florian Niederlechner stand bei seinem Pfostenkopfball aber ohnehin im Abseits, 39.). Im zweiten Durchgang erhöhten die Gastgeber dann etwas den Druck und der FCA fand sich vermehrt im eigenen Verteidigungsdrittel wieder. Eine Flanke, bei der die Zuordnung nicht stimmte, und ein vermeidbarer Elfmeter bedeuteten letztlich eine 2:1-Niederlage. Aufgrund der Spieldaten geht das Ergebnis in Ordnung – die Hertha investierte weitaus mehr als der FCA, hatte mehr Ballbesitz und auch die zwingenderen Abschlüsse. Dennoch zauberten die Berliner keineswegs Königsklassenfußball auf den holprigen Rasen des Olmypiastadions, weswegen der vor diesem Spieltag Tabellen-16. durchaus zu schlagen gewesen wäre. Und so bleibt leider nach wie vor die Frage nach dem Trainer: Will Heiko Herrlich überhaupt Spiele gewinnen oder vielmehr Niederlagen vermeiden? Denn eins steht fest: Ein funktionierendes Offensivkonzept, das nicht nur auf Konter fußt, suchte man auch in Berlin über weite Strecken der Partie vergeblich. Eine Führung kann nicht über 88 Minuten verteidigt werden. Es braucht Angriffsszenen und Entlastung – und zwar nicht erst wieder, wenn der Gegner getroffen hat (Niederlechner, 65./78.).

Genießt weiterhin das Vertrauen: Trainer Heiko Herrlich (l) kann sich auf die Rückendeckung Stefan Reuters verlassen. (Foto via imago)

26 Punkte nach 24 Spielen – reicht das?

Nach der Niederlage in Berlin steckt der FCA mit 26 Punkten weiter im Abstiegskampf fest. Tabellenplatz 13 und acht Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsrang wirken auf den ersten Blick entspannt, könnten allerdings auch trügerisch sein. Das zeigt der Blick in die Historie.

Seit Einführung der Drei-Punkte-Regel in der Saison 1995/96 sind 17 Mannschaften abgestiegen, die nach 24 Runden 26 Punkte oder mehr auf dem Konto hatten:

  • Eintracht Frankfurt (03/04): 26 Punkte nach 24 Spielen (13.) -> 32 am Saisonende (16.)
  • TSV 1860 München (03/04): 26 Punkte nach 24 Spielen (14.) – > 32 am Saisonende (17.)
  • Karlsruher SC (97/98): 26 Punkte nach 24 Spielen (14.) -> 38 am Saisonende (16.)
  • FC St. Pauli (96/97): 26 Punkte nach 24 Spielen (15.) -> 27 am Saisonende (18.)
  • Eintracht Frankfurt (95/96): 26 Punkte nach 24 Spielen (14.) -> 32 am Saisonende (17.)

  • VfL Bochum (09/10): 27 Punkte nach 24 Spielen (13.) -> 28 am Saisonende (17.)
  • FSV Mainz 05 (06/07): 27 Punkte nach 24 Spielen (14.)-> 34 am Saisonende (16.)
  • Alemannia Aachen (06/07): 27 Punkte nach 24 Spielen (13.) -> 34 am Saisonende (17.)
  • Arminia Bielefeld (02/03): 27 Punkte nach 24 Spielen (13.) -> 36 am Saisonende (16.)
  • SpVgg Unterhaching (00/01): 27 Punkte nach 24 Spielen (14.) -> 35 am Saisonende (16.)
  • Eintracht Frankfurt (00/01): 27 Punkte nach 24 Spielen (15.) -> 35 am Saisonende (17.)
  • FC Köln (97/98): 27 Punkte nach 24 Spielen (13.) – 36 am Saisonende (17.)

  • VfB Stuttgart (15/16): 28 Punkte nach 24 Spielen (12.) -> 33 am Saisonende (17.)
  • Fortuna Düsseldorf 12/13: 28 Punkte nach 24 Spielen (12.) -> 30 am Saisonende (17.)
  • Eintracht Frankfurt (10/11): -28 Punkte nach 24 Spielen (13.) > 34 am Saisonende (17.)
  • FC St. Pauli (10/11): 28 Punkte nach 24 Spielen (12.) -> 29 am Saisonende (18.)
Abstieg nach Talfahrt: Der VfB Stuttgart holte 2016 nach dem 24. Spieltag nur noch einen Sieg und verlor die letzten sechs Partien. Am Ende stand der Gang in die Zweitklassigkeit (Foto via imago).
  • SSV Ulm (99/00): 30 Punkte nach 24 Spielen (12.) -> 35 am Saisonende (16.)

Der VfL Wolfsburg hatte in der Saison 2016/17 ebenfalls 26 Punkte nach 24 Spielen vorzuweisen und rutschte am Ende mit 37 Zählern noch in die Relegation – wo sich die Wölfe gegen Eintrach Braunschweig durchsetzen konnten. Mainz, Frankfurt, Bielefeld und Unterhaching stiegen als 16. ab, weil es keine Relegationsspiele gab.

35 Punkte nach 34 Spieltagen?

Der FC Augsburg holte aus den verbleibenen zehn Partien in der Hinrunde neun Punkte (zwei Siege, drei Remis). Können die Schwaben diese Ausbeute wiederholen, stünden am Ende 35 Zähler auf der Habenseite. Nimmt man Herrlichs Punkteschnitt von 1,09 wären es 37. Da vermehrt Gegner auf Augenhöhe auf dem Programm stehen, sollte das gelingen. Aber würde sich der FCA dadurch das elfte Bundesligajahr überhaupt sichern? Voraussichtlich, denn es muss nicht per se die ominöse 40er-Marke sein. In der Saison 2008/09 rettete sich Borussia Mönchengladbach gar nur mit 31 Punkten. Gleichzeitig bedeuteten aber auch schon 38 Punkte den Weg ins Unterhaus. (Karslruhe 1997/98).

Mut macht derweil, dass der FCA die Klasse auch schon mit geringerer Ausbeute nach 24 Spielen halten konnte. Bereits viermal gelang den Fuggerstädtern dieses Kunststück.

  • 18/19: 21 Punkte nach 24 Spielen (15.) -> 32 zu Saisonende (15.)
  • 15/16: 25 Punkte nach 24 Spielen (13.) -> 38 zu Saisonende (12.)
  • 12/13: 21 Punkte nach 24 Spielen (16.) -> 33 zu Saisonende (15.)
  • 11/12: 22 Punkte nach 24 Spielen (16.) -> 38 zu Saisonende (14.)
Erstklassig: Der FC Augsburg bejubelt 2013 den Klassenerhalt. Nach 24 Spielen hatten die Schwaben 21 Punkte auf dem Konto (Foto via imago).

Der schwachen Konkurrenz sei Dank – Augsburg gelingt der Klassenerhalt

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass der FCA zweifelsohne nicht die beste Saison spielt und dafür in anderen Spielzeiten wohl bestraft worden wäre. Da aber mit Schalke ein Absteiger schon so gut wie fest steht und die anderen Kellerkinder ebenfalls nicht richtig in die Spur kommen, wird der FCA wohl den Klassenerhalt schaffen. Dafür, dass schon jetzt fürs elfte Bundesligajahr geplant werden kann, ist die Lage allerdings noch zu prekär. Der FC Augsburg ist in den nächsten Spielen gefordert, denn in der Vergangenheit gibt es ausreichend mahnende Beispiele, in denen Vereine trotz ordentlicher Punkteausbeute noch abgestiegen sind. In der Vorsaison hatte der FCA übrigens 27 Zähler nach 24 Punkten auf dem Konto. Am Ende wurden es 36 und Platz 15.

Weiteres

Eine ähnliche Konstellation wie in der Vorwoche – und auch auf dem ungewohnten Geläuf eben doch eine Entwicklung. Der FCA hat mit mannschaftlichem Willen überzeugt, und dies in einem zum Zeitpunkt wegweisendem Spiel. Mit diesem „Big Win“, einschließlich der Ergebnisse des Mitbewerb, beträgt der Abstand zum Relegationsplatz acht, und zu Platz 17 neun Punkte.

Nichts wird es vorerst mit den Plänen des Big-City-Clubs – mit Trainer Pál Dárdai soll zunächst der Klassenerhalt gesichert werden. Parallel laufen die perspektivischen Planungen – zu reizvoll scheint nicht nur dem Investor Standort und die Idee irgendwann wieder oben in der Liga mitspielen zu können.

Bis 2010 war die Hertha fast eine Dekade international und in der Saison 1999/ 2000 in der Champions League vertreten. Chelsea, FC Barcelona, AC Mailand und der FC Porto waren u.a. die Gruppengegner. Der letzte internationale Auftritt war das 1 : 1 im Gruppenspiel gegen Östersunds FK im Dezember 2017.

Nach dem DFB-Pokal-Aus in der ersten Runde, Platz 14 in der Hinrunde und der mit schlechtesten Rückrundenplatzierung gibt es momentan aber andere Aufgaben für die Hertha, deren letzter Heimsieg zu Beginn des Jahres gegen Schalke war.

In der ewigen Trainer-Rangliste der Hertha schließt Pál Dárdai mit 157 Spielen am Samstag auf Platz 2 zu Jürgen Röber auf – im Vergleichszeitraum seit 2012 waren in der Liga nur Dieter Hecking bei Wolfsburg und Christian Streich öfter bei einem Verein auf der Bank gesessen.

Zwischen dem 6. und 8. März 2020 wurde der 25. Spieltag der Bundesligasaison 2019/ 20 ausgetragen. Vor einem Jahr war dies der letzte Spieltag, an dem Zuschauer in allen Stadien waren. Der FCA verlor 0 : 2 in München, und stand mit 27 Punkten auf Platz 14. Am darauffolgenden Spieltag, der zwei Monate später durchgeführt wurde, saß erstmals Heiko Herrlich auf der FCA-Bank.

Das erste coronabedingte Geisterspiel war das Nachholspiel Mönchengladbach gegen Köln am 11. März. Von wenigen Ausnahmen, mit deutlich reduzierter Kapazität abgesehen, fanden seitdem keine Spiele mehr mit Zuschauern statt.

Ein Jahr später findet der 24. Spieltag der Bundesligasaison 2020/ 21 statt. Der FCA steht mit 26 Punkten auf Platz 13 der Tabelle, und der Trainer Heiko Herrlich konnte bisher, außer von 6.000 Anwesenden beim Heimspiel gegen Dortmund, auch noch nicht live im Stadion wahrgenommen werden.

Der Fußball hat in der Zwischenzeit seine eigene Entwicklung durchlaufen. Von anfänglich, manches hinterfragend, über die Entwicklung von Hygienekonzepten, wirtschaftlichen und grundsätzlichen Fragestellungen bis hin in seine eigene Blase.

Wie sich die breite Akzeptanz des Fußballs allgemein entwickelt hat, wird sich tatsächlich erst im Nachhinein zeigen, auch wenn die Sonderrolle bei allen Zwischenstationen immer wieder neue Zweifel hervorgerufen hat und ruft.

Vermutlich wird bis zum letzten Saisonspieltag am 22.05. auch weiterhin in leeren Stadien gespielt, und genauso wahrscheinlich ist die Befürchtung, dass bis dahin die Anzahl befremdlicher Eindrücke, bedingt durch Auftreten und Mitteilsamkeit von Spielern und Funktionären, weiter zunimmt – die Begrifflichkeit des Business as usual hat sich erweitert.

Nicht nur weil die Meisterschaft nicht vor Ostern entschieden sein wird, ist der Vergleich von München gegen Dortmund am Wochenende kein wirkliches Spitzenspiel – auch der Kampf um die europäischen Plätze und gegen den Abstieg versprechen noch sportliche Spannung.

Dazu trennt sich Bielefeld im Abstiegskampf perspektivisch vom Trainer, und Schalke, gefühlt von allen anderen noch dazu. Die einfachen Mechanismen des Abstiegskampfes scheinen in der laufenden TV-Saison nicht mehr auszureichen – es bedarf immer neuer Überraschungsmomente. Und es verbleiben noch zehn Spieltage für weiteres und vorausblickendes Personalkarussell.

Momentan im schmalen Mittelfeld der FCA, der bisher bei der Hertha noch nie gewinnen konnte, und, mit einer auf den letzten Auftritten aufbauenden Leistung, den Abstand nach hinten bewahren kann, bevor es in den nächsten drei Spielen wieder gegen besser platzierte Teams geht. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

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