Oh, wie ist das schön

Das Spiel am Samstag gegen den BVB war nicht nur aus tabellarischer Sicht etwas besonderes. Nach über 6 Monaten durften auch mal wieder Fans ins Stadion auf dem Lechfeld strömen und den FCA unterstützen. Die Öffnung des Spiels sorgte bei einigen für Sorgenfalten. Corona geistert weiter durch die Republik und wie sollte man das Stadionerlebnis sicher gestalten? Gazetten-Freund Tobi berichtet im folgenden Gastbeitrag aus erster Hand.

Als das Hygienekonzept der DFL vorgestellt wurde, habe ich mich zunächst gewehrt. Eine stark reduzierte Anzahl an Fans und keinerlei Stehplätze? Eine Stimmung wie bei einem Freundschaftsspiel gegen den SV Heimstetten an einem lauen Sommernachmittag. Nur, dass es Herbst ist. Und kalt. Außerdem werden die wenigen Sitzplatztickets eh vermutlich recht teuer sein. Und dann immer diese elende Maske aufsetzen. Dazu lass ich mir dann noch ein schales Riegele alkoholfrei schmecken. Kein schönes Leben hier!

Das Hadern

Kurz nachdem dann bekannt gegeben wurde, dass Tickets für das Heimspiel gegen Borussia Dortmund bald in den Vorverkauf gehen und alle DK Inhaber ein exklusives Vorkaufrecht haben würden, fing ich dann an zu grübeln. Alles was es brauchte, war ein überzeugender Sieg des FCA in Berlin zum Saisonauftakt und die Nachricht eines treuen Stadionbegleiters der letzten Jahre: „Morgen gibt’s Karten für das BVB Spiel! Soll ma gehen?“. 

Vielleicht wird das alles ja doch nicht so schlecht. Am Ende wird es vielleicht für lange Zeit das einzige Spiel bleiben, bei dem die Fans dabei sein können. Versuchen können wir‘s ja mal, und wenn dann am Ende alle Karten vergriffen sind soll‘s halt nicht sein.

Die Vorbereitungen sind ungewöhnlich momentan. Besser als kein Stadion dachten sie trotzdem viele. (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Ob es derzeit grundsätzlich verantwortungsvoll ist Sportveranstaltungen mit Zuschauern durchzuführen kann dabei durchaus kritisch diskutiert werden. Wenn ich mir die Beschränkungen in anderen Bereichen ansehe, stelle ich jedoch fest, dass vermehrt Veranstaltungen und Konzerte stattfinden (z.B. an der Augsburger Freilichtbühne). Nachdem nun auch der Besuch von Kneipen und Bars unter Auflagen als hinnehmbar eingestuft wird, sehe ich wenig Gründe, warum eine Freiluftveranstaltung mit einem geprüften Hygienekonzept vor leeren Rängen stattfinden sollte – ein ordentliches Konzept und stabile, niedrige Fallzahlen in der Region natürlich vorausgesetzt. Sorgen darum, dass das Ganze zu einem Superspreaderevent ausartet, hatte ich nach den ersten positiven Erfahrungen der anderen Bundesligisten am vorausgegangenen Wochenende ohnehin nicht.

Ticketvorverkauf

Am Dienstagvormittag, einige Stunden vor dem Start des Voverkaufs, informierte Geschäftsführer Michael Ströll uns dann geduldig via Livestream über die Einzelheiten der Kartenvergabe. Die Message: Der FCA hat alles dafür getan das Prozedere so fair und fanfreundlich wie möglich zu gestalten. First come, first serve; gleicher Preis für alle Plätze; Aufteilung der Fans in 2er und 4er Gruppen; Tickets für Freunde und Familien können direkt mitbestellt werden (Dauerkarte vorausgesetzt).

Alle mit Abstand auf ihren Plätzen. Anscheinend hat vieles sehr gut funktioniert am Samstag, auch auf den Tribünen. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Dass die Karten zu einem Einheitspreis von 15€ und somit nicht kostendeckend angeboten werden, ist überdies ein klares Signal, dass es dem FCA mit den Ticketverkäufen nicht darum geht Geld zu verdienen. Es soll vielmehr möglichst vielen Fans die Möglichkeit gegeben werden, den FCA lautstark zu unterstützen. Bravo FCA, ein tolles Zeichen auch an die vielen Dauerkartenbesitzer, die in der letzten Saison freiwillig auf die Rückzahlung der Dauerkarte verzichtet haben. Am Ende des Tages verwundert es dann auch nicht, dass die 6.000 Karten an den Fan gebracht wurden. Unter den Käufern: natürlich mein Mitstreiter und ich. 

Und da wuchs sie dann auch wieder – die Vorfreude. Die Vorfreude auf ein erstes Heimspiel einer Saison, das immer mit der Hoffnung beladen ist, man könne doch mal wieder oben angreifen, wenn – ja wenn doch nur dieses Jahr endlich mal wieder alles passt. Die anfänglichen Vorbehalte gegenüber dem Stadionbesuch sanken. Schlechte Stimmung im Stadion? Dann schrei ich halt noch lauter als sonst. Kälte? Dafür besitze ich genau diese eine lange Unterhose. Maske tragen? Geschenkt.

Augsburg hält Abstand

Dann endlich Samstag, Gameday! Wohl genährt machen wir uns auf den Weg zum Stadion. Was sofort auffällt: kaum ein Fan des FCA ist in der Innenstadt anzutreffen. Auch am Königsplatz ein ähnliches Bild. Lediglich vereinzelte FCA Trikots samt Bierdose kreuzen den Weg. Die Straßenbahn luftig bis leer, was insbesondere daran liegt, dass eine hohe Taktung der Bahnen zum Stadion gewährleistet wird (auch auf dem Rückweg). Unter diesen Bedingungen den gebotenen Abstand einzuhalten ist kein Problem. 

Auf dem Fußmarsch zum Stadion werden wir nochmals dran erinnert: Heute kommt es auch auf uns an, ob des Konzept aufgeht. Maske, Hygieneregeln und Menschenverstand: Augsburg hält Abstand.

Deutlicher kann man nicht darauf hinweisen, dass nicht alles wie immer ist. (Foto: privat)

Am Stadionvorplatz angekommen, werden alle Besucher von der Security aufgefordert Masken aufzusetzen. Weiterhin müssen die Besucher sich auf verschiedene Eingänge aufteilen, um möglichst kontaktfrei an Ihre Plätze zu gelangen. Es fällt auf, dass den Besuchern der Ernst der Lage bewusst zu sein scheint: Wenn wir es heute vermasseln gibt es demnächst vielleicht keine Spiele mehr vor Publikum.  Es wird aufmerksam Abstand gehalten und die Maske vorbildlich über die Nase gezogen. Auch am Platz verhalten sich die Besucher rücksichtsvoll und nehmen in 2er bzw. 4er Gruppen ihre vorgesehenen Plätze ein.

Die Vereinshymne erklingt – die Situation ist zunächst gewöhnungsbedürftig, aber die Atmosphäre ist besser, als ich sie erwartet habe. Ein sehnsuchtsvoller Blick auf die ausgestorbene Ulrich-Biesinger- Tribüne trübt das Bild ein wenig. 

Anstoß – Heja, Heja FCA! Die Fans versuchen alles um das Fehlen der anderen 24.000 (darunter auch die organisierte Fanszene) zu kompensieren. Jedem scheint bewusst zu sein, dass er heute besonders engagiert mitmachen muss um der Mannschaft zu helfen. Hin und wieder verstummen die Gesänge, umgehend ertönt es dann aber aus einem anderen Eck des Stadions. Siegtorschütze Felix Uduokhai wird später von einem „gefühlt ausverkauftem“ Stadion sprechen, das die Mannschaft nach vorne getragen hat. In erster Linie ist es aber auch der Mannschaft zu verdanken, dass die Atmosphäre sich im Verlaufe das Nachmittags stetig steigert. Ein derart leidenschaftliches Team des FCA haben wohl die meisten der 6.000 Anwesenden schon länger nicht mehr bewundern dürfen. „Hier regiert der FCA“. Wir spielen nicht auf Remis, wir wollen hier gewinnen. Da waren sich Mannschaft und Fans einig. 

95. Minute dann der Höhepunkt des Tages: Alle 6.000 Unterstützer erheben sich gemeinsam von Ihren Plätzen und lassen ein schallendes „Oh wie ist das schön“ über dem Lechfeld erklingen. Jedem Anwesenden ist bewusst, dass hier wahrlich nicht nur die Freude über einen unverhofften Punktgewinn besungen wird. „…sooo schöööön, so schön!“

Gänsehaut. Schlusspfiff. LaOla. Heimweg.

Am Ende ziehe ich ein positives Fazit: Ein gutes Hygienekonzept, verantwortungsvolle Besucher und eine tolle Stimmung. So wie es am Wochenende in Augsburg abgelaufen ist, darf es aus meiner Sicht gerne weitergehen. So lange bis wir alle zusammen wieder auf unseren Stammplätzen stehen/sitzen und uns wieder nur auf das Wichtigste konzentrieren dürfen. Danke an alle Beteiligten – wir sehen uns beim nächsten Heimspiel! Bis dahin halten wir noch etwas Abstand – und zwar von den Abstiegsrängen.

Legend of Legends

Es war der Sommer des Daniel Baier. Nicht in dem Sinne, wie wir es uns alle erträumt hätten. Nach der Vertragsauflösung vor einigen Wochen hat Daniel Baier nun auch das Ende seiner aktiven Profikarriere verkündet. Hierfür hat er erneut seinen eigenen Instagram-Kanal genutzt und dazu Sport1 ein großes Interview gegeben. Ende aus, es ist vorbei. Bei den FCA-Fans und bei mir überwiegt mehr die Freude über die Nachricht und weniger die Traurigkeit. Es wäre schwer gewesen, Daniel Baier in einem anderem Trikot zu sehen als dem unseren. Er wollte seine Karriere in rot-grün-weiß beenden. Und das hat er nun auch gemacht.

Daniel Baier zumindest in meiner Erinnerung. Im Augsburger Trikot und sich nie für ein Tackling zu schade gewesen. Hut ab vor der Legende. (Foto by Imago)

Mich freut dabei, wie sehr Daniel Baier im Reinen wirkt. Mit sich selbst und mit seiner Karriere. Ja, es ging nicht so zu Ende, wie er sich das zu Jahresbeginn vorgestellt hatte. 2020 macht wahrlich verrückte Sachen. „Natürlich kam es für mich überraschend, nach der Saison die Entscheidung überbracht zu bekommen, dass man nicht mehr mit mir plant.“ sagte er gegenüber Sport1. Dennoch sieht er sich nicht getrieben aus lauter Geltungssucht und Langeweile für mittelmäßige Drittligisten nochmal die Knochen hinzuhalten. Im Interview wird relativ klar, dass er alleinig über ein kurzes Auslandsengagement nachgedacht hatte.

Und genau so eine Chance hätte ich ihm auch gewünscht. Als erfahrener Back-Up zu einem großen Club. Henke Larsson ist im Alter von 32 Jahren von Celtic Glasgow zum FC Barcelona gewechselt und mit 34 Jahren zum Helden im Champions League Finale aufgestiegen. Die Realität ist derweil eine andere. Daniel Baier ist keine 32 sondern 36 Jahre alt. 17 Jahre Profikarriere sind eine massive Errungenschaft. Seine Leistungen in Augsburg werden für immer (FÜR IMMER) mit als erstes im Zusammenhang mit der sportlichen Geschichte des Vereins genannt werden. Im Detail sind wir hierauf schon oft eingegangen (z.B. hier und hier). Nach Spielern seines Kalibers benennen wir in Augsburg Tribünen oder bauen Ihnen Statuen. Biesinger, Haller, Baier.

Daniel Baier hat sich nach dieser Karriere jeden Applaus verdient. Einen Spieler wie ihn werden wir wohl kaum jemals mehr in Augsburg erleben dürfen. (Foto by Christian Kolbert via Imago)

Es ist bei der ganzen Entwicklung besonders schön, dass Daniel Baier dauerhaft Augsburg erhalten bleiben wird. Gerade mit seiner spitzbübischen Lockerheit ist er eine Bereicherung für diese Stadt, die manchmal doch arg grantelig daher kommt. Als wir nach Anekdoten zu Daniel Baier gefragt haben, sind wir einem Klassiker begegnet. Daniel Baier hat einem Mädel im FCA-Trikot mit „Daniel Baier ich will ein Tor von Dir“-Rückenflock im Kesselhaus gesagt, dass er ihr leichter ein Kind machen könne, als ein Tor. Im Rahmen seines Abschieds posteten viele Fans Fotos zusammen mit Daniel Baier. Auch aus anderen Geschichten geht hervor, dass er sich immer Zeit für den Kontakt mit Fans genommen hat. Ohne Starallüren. Auf Augenhöhe. Und immer mit einem Augenzwinkern.

Und auch wenn sich Daniel Baier zurückziehen will, um sich neu zu sortieren und etwas neues von der Picke auf zu lernen, so hoffen wir doch, dass er einen Weg findet, um den Fußballfans in Augsburg den Fußball etwas mehr zu erklären. Ihnen etwas mehr Spielverständnis zu vermitteln. Bessere Fans aus uns zu machen. Als Fan weiß man manchmal nicht, wie schwierig eine bestimmte Situation zu bewältigen ist. Vor Spielverständnis strotzt Daniel Baier dagegen nur so. Als Spieler, der wie kein anderer den Rhythmus und die Struktur eines Spiels lesen und steuern konnte. Das Format hierfür kann er sich wohl aussuchen (und natürlich wäre er auch mit einer wöchentlichen Beitragsserie auf diesem Blog herzlich willkommen. Ich würde dafür allerdings auch die Neue Szene einsammeln oder einen AZ+ Account anlegen, als auch diverse Podcasts downloaden). Aber beim Gedanken an Daniel Baier als den Tony Romo der Augsburger Fußballanalysten muss ich schmunzeln. Ich glaube er wäre eine große Bereicherung.

Der Ritt in den Sonnenuntergang. Es bleibt zu hoffen, dass Daniel Baier uns auf irgendeine Art und Weise den Fußball erklärt. Wir können alle nur lernen. (Foto via Imago)

Aber auch wenn Daniel Baier wirklich eine lange Pause einlegen und sich nur auf die Familie konzentrieren sollte, so ist es doch schön, dass die letzte Erinnerung an ihn als Spieler immer verbunden bleibt mit rot-grün-weiß. Er hatte seine beste Zeit und sein Karriereende beim FCA. Das kann von den großen Dreien, Biesinger Haller Baier, wahrlich nur Daniel Baier von sich behaupten. Legend of Legends.

Und es kam schlimmer

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Die Saison 2020/21 steht kurz vor der Tür und zuerst wollte ich diesen Beitrag betiteln mit „Wie der Fußball seine Unschuld verlor“. Dafür ist es allerdings zu spät. Unschuldig ist dieses Geschäft schon eine ganze Weile nicht mehr. Das ist auch in Augsburg unter den Anhängern des FCA die einhellige Meinung. Am 27.08. übergaben Vertreter des Vereins Ulrich Biesinger Tribüne eine Unterstützter-Liste an die Geschäftsführung des FCA. Mit der Übergabe wurde seitens der Fans und Mitglieder eine deutliche Aufforderung an die Geschäftsführung gesendet, Änderungen am Status Quo zu bewirken. 44 FCA-Fanclubs und Gruppen stehen hinter den Forderungen von „Unser Fußball“, wodurch deutlich unter Beweis gestellt wurde, dass sich ein Großteil der Fans des FC Augsburg einen neuen Fußball wünscht.

Über den fairen Wettbewerb

In der ersten Forderung von „Unser Fußball“ geht es um fairen Wettbewerb. Dort wird festgestellt: „Faire Rahmenbedingungen sind die Grundlage eines attraktiven Wettbewerbs.“ Nun hat gerade RB Leipzig wenige Tage nach Übergabe der Unterschriftenliste eine Ausnahmegenehmigung erhalten und darf am ersten Spieltag vor 8500 Heimfans spielen.

Die Tribünen in Leipzig bleiben nicht länger leer. Fürs Auftaktspiel gibt es eine Ausnahmegenehmigung für 8500 Fans. (Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Auch der erste Gegner des FCA in der neuen Bundesligasaison, Union Berlin, plant bereits wieder mit Zuschauern. Im letzten Test gegen Nürnberg sollen 5.000 Zuschauer die Eisernen im Stadion unterstützen. 5.000 Zuschauer wären dann auch in der Partie gegen den FC Augsburg am ersten Spieltag wahrscheinlich. Es steht wohl außer Frage, dass es den Wettbewerb eindeutig verzerrt, wenn in der aktuellen Situation manche Vereine Fans ins Stadion lassen dürfen und andere nicht. FCA-Geschäftsführer Michael Ströll hat diesen klaren Nachteil des FCA im bei den Kollegen der AZ angesprochen. Heimfans bedeuten Einnahmen und einen Vorteil in einem Heimspiel. Von fairen Rahmenbedingungen kann in diesem Zusammenhang keine Rede mehr sein.

Wie der Pokal eines seiner eigenen Gesetze verlor

Auch im DFB Pokal wird es dieses Jahr zu sehr ungewohnten Bildern kommen. Anstatt sich unter widrigsten Bedingungen auswärts im Pokal beweisen zu müssen, schwelgt so mancher Proficlub im Luxus. Die unterklassigen Vereine hatten in diesem Jahr die Möglichkeit auf ihr Heimrecht zu verzichten. Hiervon hat auch der Augsburger Gegner die MTV Eintracht Celle Gebrauch gemacht und tritt zum Auswärts-Geisterspiel auf dem Lechfeld an. Damit ist dem DFB-Pokal vieles von dem Charme abhanden gekommen, der diesen Wettbewerb ausmacht. Hat der Pokal damit noch seine eigenen Gesetze? Vielleicht. Aber mögen muss man den Rest nicht wirklich mehr.

Mit dem MSV Duisburg hatte ein unterklassiger Verein versucht, seine Partie vor Zuschauern auszutragen. Gegner im Lokalderby ist die Dortmunder Borussia. Die Genehmigung vor 8.000 Zuschauern zu spielen wurde den Meiderichern allerdings verweigert. Nur 300 Zuschauer sind insgesamt zugelassen worden. Zumindest so mancher Duisburger hatte sich somit schon auf ein Spiel vor Mini-Kulisse gefreut. Bis heraus kam, dass alle Tickets DFB-Sponsoren zustehen. Ein freier Verkauf war zwischenzeitlich in weite Ferne gerückt. Der Aufschrei in den sozialen Medien war groß und der DFB verzichtet zumindest teilweise auf sein Kartenkontingent. 200 Duisburger Fans kommen somit doch noch in den Genuss der Partie, sollten nun nicht alle 200 Tickets von den Sponsoren der Duisburger in Beschlag genommen werden. Fußball, du bist so kaputt.

Das Gesamtbild ist erschreckend

Als ob die wirtschaftlichen Gegebenheiten nicht schon ungleich genug wären, sind die Entwicklungen der letzten Tage und Wochen ein Schlag ins Gesicht für all die Fans, die sich in den letzten Jahren für Voraussetzungen hin zu mehr Chancengleichheit eingesetzt haben. Viele – mich eingeschlossen – hatten gehofft, dass die derzeitige Situation zu einem Einlenken an manchen Stellen führen könnte. Derweil bezeichnen Vereinsverantwortliche wie Stefan Reuter Lösungen wie Gehaltsobergrenzen als unrealistisch.

Noch am letzten Spieltag stellten die FCA Anhänger per Banner eine Frage: Ist Unser Fußball noch Euer Fußball. Stand heute ist die Antwort ein eindeutiges Nein. (Foto: Marcel Engelbrecht/firosportphoto)

Die Bundesliga hat es versäumt, Bedingungen zu schaffen, unter denen der Wettbewerb nicht durch lokale Regelungen verzerrt werden könnte. Auch für die unterklassigen Vereine im Pokal hat man keine Lösungen gefunden, die eine Austragung von Heimspielen attraktiv gemacht hätte. Für ein paar mehr Zuschauereinnahmen oder weniger Kosten hat man die Wettbewerbe weiter korrumpiert. Es ist erbärmlich.

Die Entfremdung geht weiter

Und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass immer mehr Fans dem Fußball vorerst den Rücken kehren. Das verwunderte Kopfschütteln hat geendet. Dieses bizarre Theater, dass der Profifußball in diesen Tagen bietet, interessiert manche(n) schlicht nicht mehr. Diese Entwicklung ist dabei auch nicht neu. Aber die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung nicht verlangsamt. Geschweige denn umgekehrt.

„Unser Fußball“ hat Recht mit all den Forderungen, die dort auf dem Papier stehen. Beachtung haben die Forderungen bei den Verantwortlichen über Worthülsen hinaus allerdings wohl nicht gefunden. Auch ich frage mich, wie lange ich mich für den Zirkus noch begeistern kann. Ich kann jede(n) verstehen, der in diesen Zeiten, dem Profifußball den Rücken kehrt. Ich hoffe, wir sehen uns irgendwann wieder in den Kurven dieses Landes. Wohl gestimmt mit einem Lied auf den Lippen. Es wird eine schwere Saison, wenn unser Team weiter ohne das gewohnte „Heja FCA“ in die Spiele ziehen muss. Und andere Teams den Support ihrer Anhänger von den Rängen vernehmen. Das Ende ist wahrlich ungewiss.

O Captain! My Captain!

Nachdem der FC Augsburg zu Anbeginn der Sommerpause sich von etablierten und erfahrenen Kräften wie Daniel Baier, Andreas Luthe, Stephan Lichtsteiner und zuletzt von Philipp Max trennte, stellt sich nun zum Ende der Vorbereitungsphase die elementare K-Frage. Wer wird Augsburgs neuer Captain und tritt damit in die (gewaltigen) Fußstapfen unser ehemaligen Nummer 10 – Daniel Baier? Wer sind die Stellvertreter und wer komplettiert den Mannschaftsrat – nach den Abgängen von Luthe und Max?

Who’s next?

In Augsburg spricht man diesertags gerne von einem vollzogenen Umbruch, den man zu Beginn der vergangenen Saison eingeläutet und nun vollendet hat. Bekannte Gesichter wechselten erstaunlich frühzeitig an den Lech. Unter anderem Tobi Strobl und Daniel Caligiuri – zwei etablierte Spieler in der deutschen Fußballbundesliga mit etlichen Profijahren auf dem Buckel. Beide Fußballer haben sicherlich die Klasse und den Erfahrungsschatz, um die Kapitänsrolle vollwertig auszufüllen. Caligiuri und Strobl wollen beide auch gemäß eigener medialer Aussage vorangehen auf dem Platz. Caligiuri zur Augsburger Allgemeine: „Ich will (…) jemand sein, der vorangeht, unabhängig von der Kapitänsbinde.“ Tobi Strobl durfte schon einmal reinschnuppern ins Kapitänsamt beim FCA. Beim Testspiel gegen Türkgücü München gab Strobl sein Debüt im Augsburger Dress und dies sogleich als Kapitän!

Jeffrey Gouweleeuw durfte schon bei einigen Gelegenheiten die Binde tragen. Was ihm als Kapitän i im Wege steht? Am ehesten wohl seine eigene Verletzungsanfälligkeit. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Anspruch aus den „eigenen Reihen“ dürften sicherlich Jeff Gouweleeuw, Alfred Finnbogason und Rani Khedira anmelden. Jeff und Alfred waren zuletzt auch die legitimen Stellvertreter von Daniel Baier, wenn dieser mal nicht auf dem Feld stand. Außenseiterchancen haben sicherlich Florian Niederlechner, als gesetzter und ambitionierter Mittelstürmer. Und der zuletzt wenig präsente André Hahn. Überraschend wäre es durchaus, wenn unsere vermeintliche Nummer 1 – Rafal Gikiewicz – neuer Kapitän werden würde. Auch Michael Gregoritsch oder Carlos Gruezo wären eine handfeste Überraschung. Die Jungspunde Felix Uduokhai, Ruben Vargas, Iago und Marco Richter ziehe ich hier einmal nicht weiter in Betracht – genauso wie übrigens unser Eigengewächs Frami.

Leader, wir brauchen Leader!

Doch was macht einen richtigen Kapitän in der Praxis aus? Es reicht eben heutzutage nicht mehr aus, der dienstälteste Spieler im Kader zu sein und sich mit Verein sowie Stadt vollkommen zu identifizieren. Diese Vorstellung lieben sicherlich wir Fans, zurecht! Aber dann wäre „Frami“ unser neuer Kapitän.

Jede(r) in Augsburg weiß: Raphael Framberger kann fliegen. Und die romantisch-veranlagte Fanseele könnte sich keinen besseren Kapitän wünschen, als das Augsburger Eigengewächs. (Photo by Tobias Hase/Pool via Getty Images)

Auch ist nicht der lauteste oder medial präsenteste Kicker der beste Capitano, denn dann würde Michael „Gregerl“ Gregoritisch ziemlich schnell ins Visier geraten. Viel mehr kommt es auf die Leadermentalität und Führungskompetenz an: Der neue Kapitän muss ein gewisses Standing in der eigenen Mannschaft haben und den Gegnern Respekt abnötigen. In Zeiten, in denen nichts läuft beim eigenen Team, muss der Kapitän auch mal unangenehm werden und ein Zeichen setzen. Man sagt auch: Auf dem Platz voran gehen! Und der Captain spielt gemäß einer populären Fußball-Weisheit immer! Der Kapitän hat also auch ein wenig Druck – und dem sollte er gewachsen sein. Ein zartes Pflänzchen, ein zart besaiteter Spieler würde hier vermutlich verzagen oder gar versagen. Ein Kapitän sollte durchaus vernünftig sein, präsentiert er sein Team doch nach außen und ist erster Ansprechpartner des Schiedsrichters. Fairplay ist also kein Fremdwort für den Capitano.

Wichtig ist bei der Auswahl sicherlich auch die Meinung von Coach Heiko Herrlich: Wer kann auf dem Spielfeld der „verlängerte Arm“ des Trainers sein? Wem vertraut Herrlich und sein Trainergespann an dieser Stelle am meisten? Wer wird den Ansprüchen und Werten des FCA als Verein gerecht? Fragen über Fragen und sicherlich auch die Qual der Wahl. Die Augsburger Allgemeine hatte zuletzt eine Umfrage gestartet unter den Fans – mit dem Ergebnis: Jeffrey Gouweleeuw wäre der neue Kapitän des FCA, seine Stellvertreter heißen sodann Florian Niederlechner und Rani Khedira. Nicht die schlechteste Wahl, die die Anhänger hier getroffen haben.

An Florian Niederlechner und seinen Toren konnte sich das Team in der letzten Saison des öfteren aufrichten. Ist er vielleicht der neue Kapitän? (Photo by Sascha Steinbach/Pool via Getty Images)

Wie ein Kapitän auf einem Schiff – ein Kapitän muss die Mannschaft steuern und den Laden zusammenhalten.

Gut Kick, Captain!

Zu guter Letzt kann man den Verantwortlichen des FCA nur ein glückliches Händchen bei der Auswahl wünschen. Und man möchte ja insgeheim auch nicht in deren Haut stecken, diese Wahl treffen zu müssen. Vielleicht erleben wir eine Überraschung? Vielleicht aber folgen die zuständigen „Wahlbeauftragten“ dem Voting der Augsburger Allgemeinen. Wer weiß!

Vielleicht sehen wir den neuen Captain auch schon gegen MTV Celle im DFB-Pokal-Auftakt. Dem neuen Mannschaftsführer wünscht man eine lange Amtszeit, Rückendeckung von den Fans und eine erfolgreiche Saison, durch die er sein Team sodann führt. Und als Fan hoffe ich, dass die Wahl auf jemanden trifft, der dieses Amt verdient und gut umsetzen kann. Und nicht einfach nur der kräftigste Ja-Sager im Kader ist und sich am besten verkaufen kann. Denn Kapitän sein bedeutet weit mehr als nur eine Binde am Arm zu tragen!

7 Fragen, 7 Sekunden – Review zu Season 1

Man nehme einen bekannten Fußballprofi und stelle ihm 7 Fragen für die er jeweils 7 Sekunden für die Beantwortung Zeit hat. Anschließend veröffentlicht man dies natürlich als Video auf Instagram und Facebook. Heraus kommen viele Lacher, gute Laune für den Betrachter und eine Imageaufwertung für den Verein. In Zeiten der Digitalisierung und der weltweiten Pandemie ein einfaches aber probates Mittel, die Fans online zu erreichen und kurzweilig zu unterhalten. The trend is your friend!

7 Fragen, 7 Sekunden… äh, what?

Mit dem Beginn der Rückrunde der Saison 2019/2020 hat der FCA auf seinen Social Media Kanälen die sogenannte „7 Fragen, 7 Sekunden“ Challenge ins Leben gerufen. 7 ausgewählte Fragen – darunter Fragen zum FCA, zur Stadt Augsburg, zur Bundesliga und natürlich mindestens eine Fangfrage. Aber auch trickreiche Aufgaben à la „Buchstabiere deinen Nachnamen“ sind dabei. Jetzt kommt’s auf, wer in der Grundschule gut aufgepasst hat! Die Spieler vor der Kamera haben dann jeweils ganze 7 Sekunden Zeit, zu antworten. Ziel ist es natürlich, möglichst viele Fragen richtig zu beantworten. Und das ist gar nicht so einfach.

Neu sind solche Aktionen auf Social Media Plattformen hierbei längst nicht mehr. Man erinnere sich an die sogenannte ALS Ice Bucket Challenge aus dem Jahr 2014 oder auch die letztjährige Toilettenpapier Challenge auf Insta und Facebook! Oft haben diese Challenges einen karitativen Charakter, zum Beispiel, um für ALS-erkrankte Spenden zu sammeln und über Erkrankungen generell zu berichten. Mittlerweile haben diese Aktivitäten vermehrt einen Entertainment-Faktor, sind „trendy“ und sollen primär kurzweilig für Unterhaltung sorgen. Wer Gefallen an solchen Social Media Videos findet, kann sich einmal auf der Plattform TikTok umsehen – dort gibt es dies zuhauf (Datenschutzprobleme inklusive).

Insgesamt erinnert die Aktion des FCA ein wenig an die „7 Second Challenge“ des FC Barcelona auf YouTube aus dem Jahr 2019. Also scheinbar nix neues im Fußballumfeld. Nur, wie haben es die bayerischen Schwaben umgesetzt?

Wir sind Augsburger – und DU nicht!

Der FCA macht ein wenig sein eigenes Ding draus. Man könnte fast sagen einen bayerisch-schwäbische „Remix“. Das medienwirksame Konzept ist hierbei denkbar einfach: Ein bekannter Profi, ein paar profane Fragen und einige Lacher bei den Fangfragen. Nachdem ich mir die Vol. 1 – also alle Videos, die in der Rückrunde der Saison 19/20 veröffentlicht wurden, in einem Rutsch zu Gemüte geführt habe – hab‘ ich ein Fazit für mich selbst gezogen, an dem ich euch nachfolgend teilhaben lassen möchte. Wenn ihr euch die Folgen auch anschauen wollt, dann nicht alle auf einmal – wie ich es gemacht habe. Dann hängt es einem etwas zum Hals raus, so viel schon einmal vorab.

Doch fangen wir mal ganz von vorne an… Daniel Baier, unser mittlerweile Ex-Kapitän, sorgte Anfang Januar für den gelungenen Auftakt: War er bei der Frage nach seinen drei Lieblingssongs („Anton aus Tirol, Hulapalu, Atemlos“) für die Dusche recht zielstrebig, konnte er seinen Vornamen nicht rückwärts buchstabieren. Auch mit dem Nachnamen hat’s nicht so recht geklappt. Ein Bestechungsversuch, um diesen Teil rauszuschneiden aus dem Video, schlug leider auch fehl. O-Ton Daniel Baier: „Mach nochmal, Alter!“ – und sorgte für einige Lacher.

Jedoch ungeschlagenes Highlight dieses ersten Videos war die Frage nach der Hymne des FCA: Daniel Baier sollte einen Teil der Vereinshymne des FCA vervollständigen und war sich selbst auf mehrmalige Nachfrage seeeehr, sehr sicher, dass dies „denn wir sind Augsburger … und DU nicht!“ heißt. Ich hoffe, ihr treuen FCA-Fans findet den Fehler selbst 🙂 Daniel Baier hätte das aber nach fast 12 Jahren im Verein aber eigentlich auch wissen können…

@Daniel Baier: Hier besser nochmal reinhören!

Wobei sich Baier hier in prominenter Gesellschaft befindet: Auch Andre Hahn konnte sich nicht an den richtigen Songtext erinnern – „…rot-grün-weiß sind die Farben unserer STADT…“ anstatt „unseres Traums“. Philipp Max und Raphael Framberger hingegen hatten es etwas einfacher mit dem Ausschnitt der Hymne und beantworteten ihre Fragen dementsprechend auch richtig. Bemerkenswert an dieser Stelle Tomas Koubek, der seinen Vornamen auf Englisch richtig rückwärts buchstabiert hat. Respekt! So viel Sicherheit wünscht man dem gutmütigen Tschechen auch auf dem Spielfeld… Wahrscheinlich hat sich diese Art der Fragestellung ganz schnell in der Kabine herumgesprochen und die Spieler sind mittlerweile gut vorbereitet.

Ganz schön tricky Fragen hier!

Wie schnell doch 7 Sekunden um sein können. Das musste der ein oder andere Profi auf die harte Tour lernen. Die Zeitbeschränkung machte hierbei dem ein oder anderen ziemlich zu schaffen. Bestes Beispiel waren hierbei Marek Suchy und Carlos Gruezo, die beide mit den auf Deutsch gestellten Fragen Probleme hatten und 7 Sekunden natürlich dann sportlich werden für Nicht-Muttersprachler.

Aber Fußballer wären natürlich nicht Fußballer, wenn man nicht über jede Kleinigkeit diskutieren würde: Daniel Baier diskutierte mit dem Moderator genauso wie Marco Richter und Rani Khedira über die Zeit und über die Antworten. Oder generell auch über die dummen Fragen. Hierüber hab ich am meisten geschmunzelt, denn in diesen Situationen ist nix gekünstelt oder gestellt gewesen.

Die Fangfragen hatten es teilweise in sich. Und die Furcht davor war den Spielern deutlich anzumerken. Die besten Antworten auf die Fangfragen waren für mich..

=> Wie viele Monate haben 28 Tage? – Alle! (Lichtsteiner: 1)

=> Wie viele Haare sind auf einer Vollglatze? – Keine (Vargas: 1000 Haare)

=> Was wiegt mehr – Ein kg Grashalme oder ein kg Federn? – Beides wiegt gleich viel (Hahn: Grashalme)

=> Die Mutter vom Mann im Mond hat 3 Kinder – La, Le und ….? – Mann im Mond (Uduokhai: Lu)

=> Zwei Fischer sagen zueinander Petri Heil – Zwei Jäger zueinander Weidmannsheil – was sagen zwei Päpste zueinander? – Es gibt keine zwei Päpste (Teigl: Papa Heil)

Hier mal meine Frage an euch: Wie viele hiervon hättet ihr richtig beantwortet? Schreibt es doch einmal in die Kommentare.

Das Alphabet hat 25 Buchstaben – oder etwa nicht?

Für Schenkelklopfer haben auch einige Augsburger Fußballprofis gesorgt. Beispielsweise Innenverteidiger Felix Uduokhai. Auf die Nachfrage, wer oder was ein Udo ist, antwortet Felix „Lindenberg“ (Anm.: Sänger Udo Lindenberg). Ein Udo ist jedoch eine nigerianische Vase – das weiß doch jedes Kind!

Marco Richter erwischte bei „7 Fragen, 7 Sekunden“ keinen Sahnetag. (Foto via Imago)

Während Marco Richter denkt, die chemische Formel für Wasser ist CO2, dachte Jan Moravek, dass das Alphabet 25 Buchstaben hat (kleiner Hinweis am Rande: es sind 26). Noah Sarenren Bazee soll eine Augschburger Spezialität nennen und antwortet sodann „Nudeln“ – damit hat er die Lacher ebenfalls auf seiner Seite. JA, sagamol, kennt der denn koin Datschi? Ebenfalls wenig informiert war Ruben Vargas, der offensichtlich denkt, dass im Wappen des AEV ein Bär abgebildet ist. Scheinbar interessiert sich der Schweizer nicht sonderlich für Eishockey.

Es geht aber auch anders: Unser Routinier Stephan Lichtsteiner, mittlerweile hat er sein Karriereende medial verkündet, kannte den Augsburger Schäfflerbach. Georg Teigl scheint ein Geographie-Ass zu sein und weiß, dass neben der Schweiz auch Tschechien sowohl an Deutschland als auch an Österreich grenzt.

Funfacts am Rande

Wir erfahren auch ziemlich viel über die Fußballer selbst. Die meisten Spieler können sich noch sehr gut an die Anfänge ihrer Karrieren erinnern – wie beispielsweise an das erste Tor in der Bundesliga oder an das Jahr ihres Bundesligadebüts.

Auch einige Funfacts erfährt man in den knapp dreiminütigen Videos: Zum Beispiel wissen wir Fans nun, dass die Lieblingsband unseres isländischen Stürmer Finnbogason Oasis ist und dass Felix Uduokhai am liebsten Game of Thrones schaut. Zudem hat Nachwuchsprofi Jozo Stanic gegen Raphael Framberger keine Chance auf der PS4. Georg Teigl ist oft privat als Fotograf unterwegs und spielt ebenso gut Klavier wie Fußball. Dies kann man auch auf seinem Insta-Account bestaunen. Richtig gut, Schorsch!

Georg Teigl glänzte abseits des Platzes (Foto via Imago)

Marco Richter war in der Regenbogengruppe im Kindergarten, daher kann er alle Farben des Regenbogens richtig beantworten. Chapeau, Marco! Tobias Werner, mittlerweile Sportdirektor bei Carl-Zeiss Jena, wurde mit mit dem Challenge-Video quasi verabschiedet und outet sich als großer Roger Federer Fan. Während Bazee „Candyshop“ unter der Dusche singt, hört Philipp Max „All of Me“ im Auto. Und Eduard Löwen würde „was von Justin Bieber“ singen, wenn er denn zum Einstand irgendwo etwas singen müsste.

Zeugwart Salva, ebenfalls ehemaliger FCA-Spieler, ist seit 1994 beim FCA im Dienst und plauderte munter aus dem Nähkästchen: Während er bereitwillig erzählt, dass Daniel Baier der sorgsamste und ordentlichste FCA Spieler ist, werden die Angaben zu dem gegenteiligen Extrem tonal zensiert. Schade! Ebendieser Salva ist übrigens auch fast vom Glauben abgefallen, als er hörte, dass Finnen mehr Kaffee trinken als Italiener. Beschwerden gehen dann bitte direkt an Freddy Jensen!

Wusstet ihr eigentlich, dass Tomas Koubek als erstes deutsches Wort „Scheiße“ gelernt hat? Zudem würde ich Marco Richter niemals als Touristenführer einstellen, denn er weiß nicht mal die Adresse der WWK-Arena. Er selbst sagt, er findet aber auch so hin. Na, da sind wir ja beruhigt, Marco.

Season 2 – incoming!

Die zweite Staffel ist schon in den Startlöchern. FCA Neuzugänge Strobl und Caligiuri wurden schon in die Mangel genommen. Doch diese möchten wir in einem separaten Beitrag begutachten.

Die erste Staffel hat mir ganz gut gefallen – natürlich sollte man niemals wie ich – alle Videos an einem Stück schauen. Das ist einfach ein richtiger „information overload“ – ich hoffe, ihr versteht was ich meine. Wenn man diese Videos jedoch direkt nach Veröffentlichung auf den Kanälen des FCA ansieht, wird man kurzweilig unterhalten und erfährt somit auch ein wenig neues über die sonst so souveränen und abgebrühten Profifußballer.

Die erste Staffel haben zwei Tschechen und ein Weltmeister-Bruder „gewonnen“, nämlich Koubek und Suchy sowie Khedira mit jeweils sechs richtigen Antworten. Gratulation! Ganz hinten zu finden waren die Jungspunde Marco Richter und Noah Sarenren Bazee mit mickrigen zwei korrekten Antworten. Bei jedem einzelnen Teilnehmenden hat man den Ehrgeiz eines Fußballprofis gespürt, denn keiner wollte klein bei geben oder falsch liegen. Man muss aber auch dazu sagen, dass der Schwierigkeitsgrad variiert hat. Natürlich haben die Nicht-Muttersprachler beispielsweise etwas einfachere Fragen bekommen. Auch hatten zwei, drei Spieler das Glück, keine Fangfrage abbekommen zu haben.

Florian Niederlechner holt sich Tipps bei den „7 Fragen, 7 Sekunden“ Gewinnern Marek Suchy, Tomas Koubek und Rani Khedira. Wer gewinnt Season 2 von Augsburgs härtester Quizshow? (Foto via Imago)

Diese Funfacts und Fangfragen fand ich echt super interessant und amüsant – der Rest, naja, ist seicht und leicht unterhaltend. Also ungefähr so toll wie Geisterspiele. Aber man kommt damit klar. Ich bin dankbar, dass der FCA uns mitnimmt als Fans. Vor allem in Zeiten der Pandemie und des „Zuhause bleibens“. Zumindest bei den Spaßvideos sind wir als FCA ganz weit vorne medial mit dabei. Und erfahren auch mal neues über unsere Profis, die wir sonst auf dem Rasen anfeuern und deren geschönte Insta-Bilder oft nicht die Realität zeigen.

Sympathisch fand ich eigentlich fast alle Auftritte – zum Beispiel den sich selbst nicht zu ernst nehmenden Schorsch Teigl, den bescheidenen Framberger, den leicht ausrastenden Daniel Baier (ich vermisse ihn jetzt schon!), den urig-schwäbelnde Salva und auch den dauer grinsenden Uduokhai – um mal ein paar wenige zu nennen, die mir im Gedächtnis geblieben sind. Schön auch zu sehen, dass diese Profis sich nicht alle total selbstsicher vor der Kamera bewegen, sondern auch teilweise richtig nervös und schüchtern sind -zu sehen beispielsweise bei Finnbo, Jan Moravek, Ruben Vargas oder Felix Götze.

Persönlich freue ich mich heute schon auf die zweite Staffel, um unsere vermeintlich neue Nummer Eins im Tor – Rafal Gikiewicz – besser kennen zu lernen oder auch die, die noch nicht dran waren – wie bspw. Gregerl, Freddy Jensen oder Iago – dabei zu beobachten, wie sie sich bei dieser Challenge so schlagen. Lustig ist dieses Format alle mal, die Fangfragen haben es in sich und viele Lacher lockern die Videos auf. Was ich weiterhin noch toll finde, ist, dass die Profis offensichtlich auch viel über den Verein und die Stadt wissen. Wenn jetzt Baier und Hahn noch die Hymne lernen, dann bin ich vollends zufrieden. (Wobei Baier das nun egal sein kann, leider… Ihr versteht.)

So viel nun von mir – es würde mich an dieser Stelle jetzt einmal interessieren: Wie findet ihr dieses Format? Kultig oder eher trashig? Seid ihr gespannt auf Season 2? Schreibt es doch gerne in die Kommentare.

Endlich geht es wieder los?!

Die Sommerpause ist zu Ende und die Vorbereitung läuft wieder. Auch in der Vorbereitung ist alles anders als sonst. Und ich meine nicht nur die kritischen Entwicklungen, die wir hier in vollem Umfang kritisiert haben (und weiter werden). Es gibt keine Trainingslager und auch mit den Testspielen stand der Plan nicht so frühzeitig fest wie sonst. Dennoch geht es wieder los. Der Laktat-Test ist geschafft, die ersten Testspiele sind gewonnen und auch ich fange als Fußball-Fan wieder an auf das Kribbeln zu warten. Kribbelt es schon? Noch nicht ganz. Kommt aber mit Sicherheit und die Saison könnte doch ganz gut werden. Warum?

Der Kader steht zu großen Teilen

Ja, Daniel Baier und Andreas Luthe haben neben Fabian Giefer u.a. jungen Talenten den Verein verlassen. Der Kader ist immer noch etwas zu groß, aber auf den entscheidenden Positionen sind wir gut besetzt. Mit Philipp Max, Florian Niederlechner und Marco Richter hat uns bisher keiner der Leistungsträger der Vorsaison verlassen. Alfred Finnbogason und Jeffrey Gouweleeuw sind gerade fit.

Philipp Max und Alfred Finnbogason zusammen auf dem Rasen und in Vollbesitz ihrer Kräfte. Da kommt Vorfreude auf die neue Saison auf. (Photo by Pool/Kai Pfaffenbach/Pool via Getty Images)

Mit Strobl, Caliguiri und Gikiewicz kamen sportliche Verstärkungen. Jetzt noch ein Rechtsverteidiger und ich bin glücklich. Die Mannschaft sollte jetzt aber schon viel Spaß machen.

Die jungen Talente könnten aufblühen

Im Kader tummeln sich immer noch einige junge Talente, denen in der kommenden Saison der absolute Durchbruch gelingen kann. Neben Marco Richter könnten dies Ruben Vargas oder Noah Sarenren Bazeee sein, die offensiv richtig durchstarten.

Ruben Vargas könnte in seiner zweiten Saison vollends abheben. Ob er sich im Vergleich zum Vorjahr noch steigern kann? (Photo by Pool/Kai Pfaffenbach/Pool via Getty Images)

Dazu haben wir Felix Uduokhai für die Innenverteidigung fest verpflichtet und ich bin gespannt, wie uns Iago überraschen kann, wenn er fit bleibt. Jedenfalls freue ich mich darauf, diese Jungs wieder auf dem Rasen zu sehen und mit ihnen und ihren Teamkollegen mitzufiebern.

Heiko Herrlich könnten für offensiveren Fußball sorgen

Mit Heiko Herrlich haben wir einerseits den befremdlichsten Trainer der letzten Jahre, andererseits lässt er theoretisch auch den offensivsten Fußball spielen. Nach Martin Schmidts Kick and Rush, Manuel Baums Harmlosigkeit und Dirk Schusters Mauerei war die Verpflichtung von Herrlich wohl am ehesten von dem Gedanken gelenkt, dass unser Spiel wieder etwas mehr Struktur im Ballbesitz bekommt. Herrlich hat nun die gesamte Sommervorbereitung Zeit der Mannschaft – die nach seinen Wünschen umgestaltet wurde – seine Spielweise nahe zu bringen. Wir können uns hoffentlich auf mehr offensive Durchschlagskraft freuen.

Bessere Möglichkeiten, die Spiele zu sehen

Der FC Augsburg hat eine Möglichkeit geschaffen, dass Fans Spiele sofort nach Abpfiff Re-Live sehen können. So eine Art FC Augsburg Game-Pass ohne Livemöglichkeit. Preislich kostet das Ganze 19,07 EUR für die Saison. Gerade in Zeiten, in denen die Stadionkapazitäten doch sehr begrenzt sein werden und sich nicht jeder ein Sky-Abo und ein DAZN-Abo leisten kann, kommt so nun doch jeder in den Genuss, wenn auch mit 2 Stunden Verzögerung. Wer kritisch ist, wird hier eine weitere Möglichkeit sehen, die der Verein geschaffen hat, um Einnahmen zu generieren. Ich sehe vor allem den sozialkompatiblen Zugang zu den Spielen des Herzensvereins.

Und am Ende…

hat sich vielleicht herausgestellt, dass wir durch einen unvermeidlichen Umbruch durch mussten. Wir haben diesen schlussendlich überstanden. Im Umbruch haben sich mit Florian Niederlechner und Philipp Max neue Leitwölfe gefunden, die – zusammen mit den erfahrenen Neuzugängen und unseren jungen Wilden – eine schlagkräftige Truppe bilden werden.

Als Fan sehnt man sich nach den Momenten des Jubels. Wird Florian Niederlechner erneut für diese sorgen? (Photo by Sascha Steinbach/Pool via Getty Images)

Heiko Herrlichs Aussagen werden außerhalb Augsburgs bald auch wieder niemanden mehr interessieren. Und wir werden über viele Kritikpunkte hinwegschauen, wenn wir schon im Winter die Klasse gehalten haben. Wie immer heißt es kurz vor Anpfiff: Heja FCA!

Offene Fragen

Es ist eine schwierige Phase im Moment, wenn man Fan des FC Augsburg ist. Zumindest geht es mir und den anderen Autoren hier bei der Rosenau Gazette so. Der Verein trifft Entscheidungen, die schwer nachvollziehbar sind, und gibt sich erst gar nicht die Mühe nach außen Transparenz zu schaffen. Und wir haben dies in vielerlei Form kritisiert. Weil es uns unter den Nägeln brannte. Derweil werden nun wir immer mehr für diese Kritik kritisiert. Schnell ist man der „Nestbeschmutzer“, der keine Ahnung hat. Der FCA ist die heilige Kuh, gegen die keine Widerrede erlaubt ist. Zwei Punkte sind mir an dieser Stelle wichtig, erneut zu betonen:

  1. Der FCA ist unsere Leidenschaft. Wir verdienen mit der Kritik kein Geld. Wir wollen wie alle anderen Fans, dass sich der FCA weiter entwickelt. Wir wollen die Bayern schlagen und nach Europa. Wir wollen Meister werden.
  2. Wenn ihr mit unserer Meinung nicht übereinstimmt, ist das vollkommen ok. Wir können damit gut leben und es zwingt euch keiner es zu lesen. Unsere Autorinnen aber auf Grund ihrer Herkunft o.ä. zu beschimpfen: wisst ihr selber. Wir machen es uns mit unserer Meinung zudem nicht leicht. Unser Artikel zu Stefan Reuter hatte über 12.000 Zeichen. Schaut mal, ob ihr irgendwo anders eine so detaillierte Auseinandersetzung mit den Geschehnissen findet.

Macht euch euer eigenes Bild

Das war jetzt eine etwas lange Präambel, denn leider geht es mit der Kritik heute auch schon weiter. Ich hatte noch letzte Woche einen Post vorbereitet, warum ich mich auf die neue Saison freue und wieso ich glaube, dass diese gut werden kann, aber der kann auch noch ein paar Tage warten. Heute möchte ich doch gerne ein paar Worte zu Stefans Reuter Interview in der Augsburger Allgemeinen loswerden und in diesem Zusammenhang zur Kommunikationsstrategie des FC Augsburg im Allgemeinen. Es kann sich dann jede(r) selbst ein Bild machen, was sie/er von manchen Dingen so hält.

Verschlossen und distanziert. Dazu nicht immer ehrlich. Der FCA auch in Person von Sefan Reuter gibt in der öffentlichen Kommunikation gerade kein gutes Bild ab. (Photo by Ronny Hartmann/Bongarts/Getty Images)

Vielleicht nehmen wir mal die Gerüchte um die Abschiede von Daniel Baier und Andreas Luthe als Beispiel. Das Gerücht, welches nun durch die sozialen Medien geistert seit ein paar Wochen ist ein einfaches: „Daniel Baier und Andreas Luthe mussten nicht nur aus sportlichen Gründen gehen, sondern auch weil sie im Zusammenhang mit dem Gehaltsverzicht der Spieler gegen einen Gehaltsverzicht waren und sich somit unsolidarisch gegenüber dem FC Augsburg verhalten haben“. Es gibt einige Varianten des Gerüchts, aber fassen wir es nun einfach mal so zusammen.

Über Gerüchte und den Umgang mit Medien

Wo kommt dieses Gerücht nun her und wie könnte man als Verein damit umgehen? Als erstes hatte Klaus Hofmann in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen vage Andeutungen gemacht, dass intern etwas vorgefallen wäre. Ross und Reiter wollte er nicht benennen. Danach blieb es erstmal eine Weile ruhig, bis bekannt wurde, dass der FCA Spieler aussortiert hat und ihnen einen Wechsel nahelegte. In diesem Zusammenhang tauchten dann auch die Namen Baier und Luthe auf genau wie Schieber und Teigl. Das Ganze mundete doch etwas komisch an, denn Trainer kommen und gehen ja auch beim FC Augsburg mittlerweile recht regelmäßig und Stefan Reuters Job ist die langfristige Kaderplanung. In dieser Funktion hatte er die Verträge mit Andreas Luthe und Georg Teigl im Sommer 2019 verlängert. Den Vertrag mit Daniel Baier im Frühjahr 2020. Andreas Luthe war unter Heiko Herrlich unumstrittener Stammspieler, der Top-Leistungen ablieferte. Rund um die Aussortierung der Spieler tauchte das o.g. Gerücht in den sozialen Medien erstmalig auf.

Unbeantwortete Fragen

Anstatt das Thema ungefiltert zu übernehmen, fragten wir beim FC Augsburg nach einem Kommentar an. Eine erste Email vertröstete uns auf die nächste Woche, eine zweite Email kam bisher nicht. Die Anfrage liegt nun mehr als zwei Wochen zurück. In der Zwischenzeit hat der FCA selbst ein Videointerview mit Stefan Reuter veröffentlicht und die AZ eben fast eine ganze Seite. Aber anscheinend will sich niemand konkret äußern. Nach der Ansicht und Lektüre beider Interviews bleiben doch einige Fragen offen.

  1. Wie kann es sein, dass diverse Medien so gut Bescheid wussten, welche Spieler bei uns aussortiert wurden? Der FCA verfolgte immer die Strategie: wir kommentieren Transfergerüchte nicht. Es ist kaum wahrscheinlich, dass die Info nicht von innerhalb des Vereins an diverse Pressequellen gegeben wurde.
  2. Bzgl. dem Unverständnis der Trennung von Baier und Luthe hat Reuter zugegeben, dass mit Unverständnis gerechnet wurde, weil die Abgänge aus der Distanz schwer zu beurteilen seien. Aber Stefan Reuter, bist Du für die Distanz nicht selbst verantwortlich, so wie der Verein kommuniziert hat?
  3. Denn: Wo kommt denn das Gerücht her? Wenn man den sozialen Medien glauben schenken darf, plaudern alte Bekannte beim Club. Ist das mittlerweile die viel gelobte FCA Familie? Wir haben uns verpflichtet, öffentlich keine dreckige Wäsche zu waschen, aber unsere Entscheidungen kommen scheiße an, deshalb streuen wir hintenrum Gerüchte?
  4. Als Spieler kannst Du ja jetzt nicht gewinnen, wenn Du dich öffentlich äußerst. Andreas Luthe will einen ruhigen Neubeginn bei Union Berlin und auch die anderen Spieler wollen (zwangsweise) neue Arbeitgeber finden. Nutzt der Club das für sich, um hintenrum die Beurteilung der Abgänge zu lenken?
  5. Wenn die Verantwortlichen auf die Gerüchte angesprochen werden, dann weichen sie aus („Die spielen in einer Bewertung immer mit rein“) oder antworten gar nicht. Warum antwortet ihr auf die Fragen dann überhaupt?

Was in diesem Zusammenhang dann natürlich nicht passiert, ist, dass man sich sachlich mit dem Gerücht auseinandersetzt. Denn die Fakten kommen ja nicht auf den Tisch. Aber nehmen wir mal kurz an, dass das Ganze so wahr wäre. Ich frage mich schon auch, warum es diesen Gehaltsverzicht gebraucht hat und ob das zerstörte Vertrauen notwendig war. Zur Einordnung: Der FCA hat acht Jahre in Folge Gewinne erwirtschaftet. Im letzten Jahr 9,613 Millionen EUR. Wir zahlen unseren Spielern ca. 40 Millionen EUR im Jahr an Gehältern insgesamt. Bei einem Gehaltsverzicht von 10% für 1/3 der Saison macht das ca. 1,2 Millionen EUR Einsparung.

Zeit für sachliche Auseinandersetzung

Klar sind im letzten Saisondrittel Einnahmen weggebrochen, aber der FCA befindet sich nicht in existentieller Not oder einer Schieflage, da alle Spiele ausgetragen wurden und Sky seine Raten bezahlt hat, die den Hauptteil der Einnahmen ausmachen. Zudem hat dieser Verein sich ein Polster erarbeitet. Quasi seit wir in der Bundesliga spielen erwirtschaften wir Gewinne. Wir zahlen immer noch mit die niedrigsten Spielergehälter in der Liga. In Relation zu den Gewinnen vorheriger Jahre sehen die weggefallenen Einnahmen handhabbar aus. Wenn nun ein Spieler in dieser Situation auf seinem Arbeitsvertrag bestehen sollte, da er unter erschwerten Corona-Bedingungen seine Gesundheit riskiert, dann kann ich das nachvollziehen. Wahrscheinlich hätte ich es genau so gemacht. Was ist daran unsolidarisch?

Solidarität oder was?

Die Frage nach der Solidarität sollte aber am besten nicht gestellt werden. Denn die Fans haben ja auch in Vielzahl auf die Rückzahlung ihrer Dauerkarten verzichtet, um dem Verein „zu helfen“. Dass Hilfe notwendig war, kann am Verhalten des Vereins nicht abgelesen werden. Wir haben genügend Geld für die teure Kaufoption von Felix Uduokhai und für teure Verdiener wie Daniel Caliguiri (wer hat denn der Presse hier schon wieder gesteckt, dass er der neue Topverdiener ist?). Dazu dürfen wir nun auch für das Fan TV noch bezahlen. Das gute Wirtschaften des Clubs hat auch Stefan Reuter im AZ-Interview als Begründung angebracht, warum die Verpflichtungen möglich waren. Und wo ist die Solidarität, wenn es darum geht, dass jemand wie Daniel Baier nach über einem Jahrzehnt intern kritisch nachfragt?

Wo bleibt der Aufschrei aus dem Hintergrund? (Photo by Sascha Steinbach/Pool via Getty Images)

Vielleicht ist die Schlussfolgerung ja eine ganz einfache: Die Bundesliga hat die Corona-Krise deutlich weniger getroffen, als andere Bereiche unseres Lebens. Am Ende konnten alle Spiele stattfinden und auch die nächste Saison steht gerade nicht in Frage. Ein Gehaltsverzicht und auch ein Verzicht auf die Rückerstattung der Dauerkarten wäre beim FCA nicht notwendig gewesen (bei anderen Vereinen, die schlecht gewirtschaftet haben, aber schon). Das Geld wäre bei anderen sozialen Projekten deutlich besser aufgehoben gewesen.

Die Vorfreude muss warten

Was ich in diesem Zusammenhang niemals geschrieben habe ist, dass ich Stefan Reuters sportliche Kompetenz anzweifle. Oder, dass uns Klaus Hofmanns wirtschaftliche Erfahrung nicht wirklich helfen würde. Die Situation war außergewöhnlich und alles richtig zu machen, schier unmöglich. Ich halte die Art der Kommunikation des Vereins dennoch für fragwürdig. Wenn das Abschieben von Spielern mit unbequemer Meinung Regel wird, ohne das die Gründe transparent gemacht werden, dann sehe ich hier ein Problem. Ein Problem, dass mir die Vorfreude auf die neue Saison etwas nimmt und euch diesen erneuten Beitrag eingebrockt hat. Glaubt mir gerne: die Vorfreude auf die neue Saison ist auch bei mir da. Aber wenn es unter den Fingern brennt, dann werden wir auch weiter hier unsere Gedanken darlegen.

11 mündige Spieler sollt ihr sein

Man darf sich durchaus die Frage stellen, warum einerseits die Spieler auf Gehälter verzichten sollen und andererseits Millionensummen in neue Spieler, Ablösezahlungen und Gehälter investiert werden. Unlängst wurden im Boulevard Stimmen laut, dass die Abgänge von Daniel Baier und Andreas Luthe damit zusammen hingen, dass sich diese kritisch zu den geforderten Gehaltskürzungen äußerten. Der FCA wollte sich hierzu nicht äußern. Doch die Frage bleibt: Wie mündig dürfen Spieler sein?

Daniel Baier sagte auch neben dem Platz manchmal die unbequeme Wahrheit. Beim FCA wollte man sie wohl nun nicht mehr hören. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Der medizinischen folgte die wirtschaftliche Krise. Kurzarbeit, Gehaltseinbußen und auch Jobverluste wurden zu allgegenwärtigen Begriffen und traurigen Aspekten der vergangenen Wochen und werden dies auch noch für unabsehbare Zeit sein. Auch den Profifußball traf dies mit voller Wucht, ohne Spielbetrieb seiner Wirtschaftsgrundlage beraubt. Dabei stand der millionenschwere Fußballzirkus unter besonderer Beobachtung und wurde zum vieldiskutierten Beispiel. Doch unabhängig davon, dass die Debatte auf allen Seiten oftmals mit mehr Emotionen anstelle von Argumenten geführt wurde, darf man doch skeptisch sein, ob Kurzarbeit auf Kosten der Sozialkasse, wie es in einigen Vereinen gerade der unteren Profiligen praktiziert wurde, angemessen gewesen sein mag. Hier war der Fußball ein besonderes Spiegelbild der Gesellschaft. Die Krise legte in manchen Bereichen auch eine jahrelange Misswirtschaft offen. Umso positiver ist es hervorzuheben, dass FCA Präsident Hoffmann Instrumenten wie der Kurzarbeit von vornherein ein Riegel vorschob. Ja mehr noch: der FCA machte einmal mehr eine gute soziale Figur und half mit der PR wirksamen Initiative „Augsburg hält zusammen 2020“.

Um dem Verein in der schwierigen Zeit entgegen zukommen, verzichteten schließlich auch die Spieler auf Teile ihres Gehalts. Doch die Investitionen, die dann getätigt wurden, geben mitunter Rätsel auf, gerade in Anbetracht der erwarteten Verluste. Eine millionenschwere Kaufoption und Neuzugänge, die mutmaßlich auch nicht zu den Geringverdienern zählen. Auch wenn diese Investitionen bis zu einem gewissen Grad sportlich Sinn machen mögen, überrascht es nicht wirklich, dass sich nicht nur den Fan wunderte sondern auch mancher Spieler nachfragte.

Stefan Reuters Entscheidungen bzgl. der Kaderzusammenstellung wurden laut eigenen Aussagen im AZ-Interview auch von nicht-sportlichen Faktoren beeinflusst. (Photo by MARTIN MEISSNER/POOL/AFP via Getty Images)

Dass nun der Präsident mögliche kritische Stimmen als unbotmäßige Kritik verstanden haben will, die ihm die Augen geöffnet habe, ist kein gutes Zeichen im Hinblick auf das derzeitige Binnenklima im Verein. Die Spieler sind auch Angestellte und Mitarbeiter, wie an anderer Stelle auch dürfen sie ein berechtigtes Interesse daran haben, was ihr Arbeitgeber mit den eingesparten Summen plant. Das muss keine basisdemokratische Mitsprache implizieren, aber es sollte doch eine Perspektive aufgezeigt werden, wohin das Schiff steuert. Das haben die Verantwortlichen vermutlich versäumt. Und nehmen nun womöglich die Spieler für die garstigen Widerworte in die Verantwortung. Ausgang ungewiss.

In einem höchst emotionalen Umfeld wie dem der Fußballvereine, millionenschwere Wirtschaftsunternehmen mit dem Image von wahlweise Familienunternehmen oder Malochervereinen, rückt natürlich das Agieren Einzelner sofort in den kritischen Fokus der Öffentlichkeit. Da ist der FCA kein Ausnahmefall, auch über Unions Sebastian Polter ergoss sich ein wüster Sturm der Entrüstung angesichts dessen kolportierter Weigerung, auf Gehalt zu verzichten. Doch auch hier gab es zwei Seiten. Der Profisport ist eine vollkommen überbezahlte Blase – was allerdings auch ein hausgemachtes Problem ist. Ein Problem von Investoren, Managern und Präsidenten, die diese Blase immer mehr befüllen. Dass die Spieler als mündige Angestellte zu Wort kommen möchten und Fragen stellen, wenn auch vielleicht für manchen Gutsherren unangenehme, sollte selbstverständlich sein.

Andi Luthe viel schon in der Vergangenheit als Mensch mit sinnvoller Meinung auf. Seine kritischen Nachfragen könnten nun beim FCA zum Abschied geführt haben. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Umso begrüßenswerter sind daher Initiativen wie das von Andi Luthe mitgetragene neue Spielerbündnis, das sich gerade erst hinsichtlich einiger völlig unangebrachter Äußerungen des Hannover 96 Patriarchen Martin Kind zu Wort meldete. Nicht nur die Fans sollten kritische Fragen stellen, auch die Spieler sollten dies tun. Es ist im Interesse aller Vereine und der mündigen Fußballkultur.

Was war die Panne der FCA-Saison 2019/20?

Letzter Teil unserer Abstimmungen: Nachdem sich Florian Niederlechner (wertvollster Spieler), Andreas Luthe (meistverbesserter Spieler) und Ruben Vargas (Newcomer der Saison) in den traditionellen Kategorien durchsetzen konnten, wollen wir nun ein neues Voting integrieren: Wir suchen nun die Panne der FCA-Saison. Nachfolgend kommen also fünf weniger glorreiche Momente aus der abgelaufenen Spielzeit. Klasse gehalten und sich mit etwas Humor erinnern.

Michael Gregoritsch („Hauptsache weg“)

November 2019: Unter Martin Schmidt spielte Michael Gregoritsch überhaupt keine Rolle, stand zeitweise nicht einmal im Kader. Während der Länderspielpause lederte er dann öffentlich gegen den FCA: „Für mich ist klar, dass ich im Winter unbedingt von Augsburg weg will, damit ich die Möglichkeit habe, regelmäßig zu spielen und mich fürs Nationalteam zu empfehlen“, sagte der Österreicher damals. Ob er dann fix wechseln dürfe oder verliehen werde, sei ihm egal. „Hauptsache weg“. Darüber hinaus kritisierte er, dass ihn Manager Stefan Reuter im Sommer nicht hatte wechseln lassen und meinte: „Bei aller Liebe, aber ich habe jetzt ein halbes Jahr praktisch nicht gespielt. Da kann man sich nicht hinstellen und wieder eine zweistellige Millionensumme verlangen.“ Der FCA suspendierte Gregoritsch und parkte ihn leihweise beim FC Schalke, nun ist der 26-Jährige wieder zurück. Nach seinem Frust-Interview schien er keine Zukunft mehr am Lech zu haben, doch vielleicht blüht der Offensivmann ja unter Heiko Herrlich wieder auf.

Quo vadis, Gregerl? In der Saison 2017/18 gelangen dem Österreicher 13 Tore und vier Vorlagen. Kann er daran noch einmal anknüpfen? (Photo by Christof STACHE / AFP)

André Hahn (vs. Köln)

Ein Tag zum Vergessen. Beim 1. FC Köln ergibt sich dem FCA im Dezember früh die Chance, in Front zu gehen. Nach Foul an Niederlechner zeigte Schiedsrichter Stieler in der 9. Minute auf den Punkt. Hahn übernahm Verantwortung, doch FC-Keeper Horn parierte den unplatzierten Rechtsschuss. Dann scheint dennoch alles nach Plan zu laufen. Erst sah Kölns Czichos in der 39. Minute die gelb-rote-Karte, dann netzte Niederlechner in der 43. zum 0:1. Eine Minute vor Halbzeitpfiff dezimierte sich dann aber auch der FCA. Hahn ging zu ungestüm in den Zweikampf und bekam ebenfalls Gelb-Rot, nachdem er zuvor bereits verwarnt wurde. Die wohl bitterste Halbzeit in der Karriere des Flügelspielers.

Heiko Herrlich (Zahnpasta)

Heiko Herrlichs Start als Cheftrainer des FC Ausgburg hätte ungewöhnlicher nicht sein können. Nur wenige Tage nach seinem Amtsantritt gab die DFL bekannt, die Bundesliga zu unterbrechen. Als nach mehr als zwei Monaten Corona-Pause endlich wieder gespielt werden durfte, fehlte Herrlich auf der Bank. Er hatte die strengen Hygieneauflagen der DFL missachtet und war zum Einkaufen gegangen, um sich Handcreme und eine Tube Zahnpasta zu besorgen. Blöd nur, dass er zu diesem Zeitpunkt eigentlich mit dem Team im Quarantäne-Hotel sein sollte. Doppelt blöd, dass er das alles auch noch selbst auf der Pressekonferenz vor dem Wolfsburg-Spiel aufdeckte und ganz unverblümt darüber sprach. Umso mehr dürfte sich der Coach gefreut haben, als der FCA in seinem „echten Debüt“ auf Schalke mit 3:0 gewann.

Brachte sich selbst in die Bredouille: FCA-Coach Heiko Herrlich sah seinen Fehler zwar ein, fehlte aber dennoch auf der Bank gegen Wolfsburg. Tobias Zellner sprang ein und die Schwaben verloren mit 1:2. (Photo by MICHAEL DALDER/POOL/AFP via Getty Images)

Tomas Koubek (vs. Gladbach)

Sonntagmorgen 5 Uhr. An einem düsteren Oktobertag machte ich mich auf den Weg nach Mönchengladbach. Weil der FCA gegen die Fohlen eigentlich immer ganz gut aussah, reiste ich durchaus optimistisch ins Rheinland. Nach 13 Minuten Spielzeit sah meine Gemütslage und die der mitgereisten Augsburg-Fans jedoch ganz anders aus. Gladbach führte bereits 3:0. Bis kurz vor Ende des ersten Durchgangs dümpelte das Spiel so vor sich hin, Rot-Grün-Weiß hatte sogar ein paar Abschlüsse. In der 39. Minute hatte dann jedoch Keeper Tomas Koubek seinen großen Auftritt. Erst verstolperte der Tscheche nach Uduokhai-Rückpass den Ball, nachfolgend versuchte er Gegenspieler Plea zu blocken, statt das Leder aufzunehmen. Eine mehr als unglückliche Situation an einem rabenschwarzen FCA-Tag, an dem die Schmidt-Elf mit 1:5 unter ging. Immerhin hatte Koubek damit seinen Platz in den einschlägigen Saisonrückblicken sicher.

Marco Richter (vs. Mainz)

Was der FC Augsburg in den ersten 15 Minuten gegen Mainz auf den Rasen zauberte, hatte was von Champions League. Überfallartig scheuchte Martin Schmidt seine Truppe nach vorne, nach sechs Minuten standen bereits zwei Pfostentreffer. Wie aus dem Nichts ging der FSV dann jedoch durch einen Sonntagsschuss Levin Öztunalis in Führung. Dass die Nullfünfer zu dem Zeitpunkt überhaupt noch nicht in Rückstand waren, lag neben dem Spielglück auch am „Fehlschuss der Saison“, wie die Bild nach der Partie titelte. Vargas eroberte das Leder kurz vorm linken Strafraumrand, eilte auf FSV-Schlussmann Zentner zu und legte dann quer auf den völlig blank stehenden Richter. Das leere Tor vor Augen setzte der Younsgter das Ding jedoch neben den Kasten. Am Ende können alle Beteiligten darüber lachen. Der FCA gewann mit 2:1 – auch dank Richters zwischenzeitlichem Ausgleichstreffer. Geht doch!

Hatte dann am Ende doch noch etwas zu lachen: Marco Richter (m.) mit Fredrik Jensen (l.) und Florian Niederlechner nach seinem Ausgleichstreffer gegen Mainz. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Abstimmung: Was war die Panne der FCA-Saison 2019/20?

Das war es nun mit den weniger glanzvollen FCA-Momenten der Saison. Ob es diese Kategorie auch nächstes Jahr geben wird, ist noch offen. Es hätte wohl niemand etwas dagegen, wenn wir sie nach einer erfolgreichen Saison 2020/21 nicht mehr brauchen. Doch nun seid erst einmal ihr wieder gefragt. Stimmt ab.

Was war die Panne der FCA-Saison 2019/20?

  • Tomas Koubek (42%, 39 Votes)
  • Heiko Herrlich (41%, 38 Votes)
  • Michael Gregoritsch (9%, 8 Votes)
  • Marco Richter (4%, 4 Votes)
  • André Hahn (3%, 3 Votes)

Total Voters: 92

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Fans in den Aufsichtsrat: jetzt!

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Es ist Sommer 2020 in Augsburg und der Aufsichtsrat der FC Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA wird weiter am Verein vorbei besetzt. Vorausgegangen war die Berufung von Jan-Ingwer Callsen-Bracker in den genau diesen Aufsichtsrat im Dezember. Meine Kritik hat auch nur bedingt mit der Person Callsen-Brackers zu tun, der sportlich lange ein Leistungsträger, ein Musterprofi und ein Vorbild war.

Aber in diesem Sommer ist es in Augsburg nicht mehr viel wert, wenn man Musterprofi, Leistungsträger oder gar Kapitän ist. Daniel Baier wurde gerade erst vom Hof gejagt. Anderen Spielern und darunter auch Andreas Luthe als Keeper, der den Klassenerhalt sicherte, wurde vom Verein wohl ein Abschied nahegelegt. Luthe entschied sich dann zu Union Berlin zu wechseln. Dafür gibt der FCA auch in Zeiten von Corona Geld aus. Mit Daniel Caliguiri kam ein neuer Topverdiener. Die Kaufoption von Felix Uduokhai war auch teuer. Zurückhaltung in Krisenzeiten ist in Augsburg nicht angesagt. Die Gründe für all diese Entwicklungen müssen die Verantwortlichem dem Aufsichtsrat der KGaA erklären. Fans findet man in diesem Gremium genau wie Frauen bisher keine.

Die Hintergründe

Die FC Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA (nachfolgend: „KGaA“) ist die Gesellschaft, in die der FC Augsburg 1907 e.V. (nachfolgend: „e.V.“) den Profibereich ausgegliedert hat. An der KGaA hält die Hofmann Investoren GmbH 99% der Anteile und der e.V. 1%. Die Stimmrechte liegen allerdings nur zu 49% bei der Hofmann Investoren GmbH und zu 51% beim e.V. Grund hierfür ist, dass die ominöse 50+1 Regel dafür sorgt, dass weiterhin die Mehrheit der Stimmrechte bei den Vereinsmitgliedern und nicht bei einem Investor liegen sollte. Entsprechend sollte eigentlich nach Maßgabe von 50+1 der Verein alle wesentlichen Entscheidungen bzgl. der KGaA treffen. In Augsburg ist das dennoch nicht so.

AUGSBURG, GERMANY – MAY 11: Jan-Ingwer Callsen-Bracker (links), Christoph Janker (2. v.l.) und Dong Won Ji (2 v.r.) werden von Klaus Hofmann (C) und Stefan Reuter verabschiedet. (Photo by Alexandra Beier/Bongarts/Getty Images)

Ich habe an dieser Stelle schon früher über die Problematik in Bezug auf die Rolle der Person Klauf Hofmann geschrieben. Auf Wikipedia kann man gut nachlesen, welche Einzelpersonen an der Hofmann Investoren GmbH beteiligt sind und Google hilft dabei, etwas über die Lebensläufe und Hintergründe der einzelnen Personen herauszufinden. Ich will an dieser Stelle keine Einzelpersonen an den Pranger stellen, sondern mir geht es um die Struktur dem Grunde nach. Fakt ist: Von den Einzelinvestoren an der Hofmann Investoren GmbH finden sich fast alle im Aufsichtsrat der KGaA wieder. Hofmann selbst vertritt den e.V. als Präsident und in Personalunion als größter Anteilseigner die Hofmann Investoren GmbH. Einen Posten in der Geschäftsführung des FCA hat er zudem inne.

Die Funktion des Aufsichtsrats

Laut Wikipedia ist es Aufgabe des Aufsichtsrats, die Geschäftsführung der KGaA zu überwachen (§ 111 AktG). Hierzu kann der Aufsichtsrat Geschäftsführungsmaßnahmen von seiner Zustimmung abhängig machen (§ 111 Abs. 4 Satz 2 AktG). Im Endeffekt ist der Aufsichtsrat der KGaA dazu da, die Geschäftsführung der KGaA zu kontrollieren und die Interessen des Vereins, der 51% der Stimmrechte hält, durchzusetzen.

AUGSBURG, GERMANY – SEPTEMBER 09: Klaus Hofmann, Präsident des e.V. vor dem Spiel gegen den 1. FC Köln (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Hierfür sind regelmäßige Sitzungen notwendig und es ist notwendig, dass der Aufsichtsrat über die wichtigsten Entscheidungen in der KGaA informiert wird bzw. diese freigibt. Um diese Funktion entsprechend der Statuten der Liga „50+1“-konform erfüllen zu können, müsste der Aufsichtsrat mit einem Anteil von 50+1 % mit Mitgliedern besetzt sein, die vom e.V. ausgewählt wurden und dessen Interessen vertreten. Dies ist in Augsburg nicht der Fall. Auch nach der Benennung von Jan-Ingwer Callsen-Bracker setzt sich der Aufsichtsrat mehrheitlich aus Mitgliedern zusammen, die in die Hofmann Investoren GmbH investiert haben und bzgl. Ihrer Interessen dort zugehörig sind. 50+1 wird dadurch auf Ebene des Aufsichtsrats der KGaA in Augsburg aktiv untergraben.

Unabhängig von der Person Callsen-Bracker

Callsen-Bracker ist ein Sympathieträger in Augsburg. Er hat sich immer für den Club auf und neben dem Rasen aufgeopfert und professionell verhalten. Ich war selbst in Mainz als er den Elfmeter zum ersten Bundesligasieg des FCA verwandelte. Callsen-Bracker sagte, dass er „auch (s)eine langjährige Erfahrung als Profi-Fußballer in das Gremium einbringen“ werde. Dies ist nicht verkehrt, bei all den Vertretern der Finanzindustrie im Gremium.

FRANKFURT AM MAIN, GERMANY – DECEMBER 10: Sven Voss (L) and Jan-Ingwer Callsen-Bracker beim DFB Leadership Festival 2019 (Photo by Alexander Scheuber/Getty Images for DFB)

Dazu bringt er doch eine weitere Perspektive ein, heuerte Callsen-Bracker doch erst unlängst bei der DFB Akademie im Bereich Neuro-Athletik an. Callsen-Bracker denkt mit und kann sicher inhaltliche Impulse geben, gerade auch was das Nachswuchsleistungszentrum angeht, das aber eben auch in den Beritt des e.V. und nicht der KGaA fällt. Nicht umsonst unterstützt jedes Vereinsmitglied mit ihren Beiträgen den Nachwuchs.

Was weiterhin fehlt

Und so wird genau an dieser Stelle klar, was allen Führungsgremien des FCA weiterhin fehlt: Frauen. Beruflich lehne ich mittlerweile Einladungen zu Veranstaltungen ab, wenn dort nur Männer als Referenten auftreten. Callsen-Bracker sorgt zwar für Verjüngung in den Gremien des FCA, aber es bleibt insgesamt ein Altherrenclub mit 100% Männeranteil. Dem e.V. fehlen zudem mittlerweile sechs Vertreter im Aufsichtsrat der KGaA, die die Vereinsinteressen der „50+1“-Regel vertreten. Auf die Lizenz wird das auch für die nächste Saison keine Auswirkungen haben. Aber das mit der Lizenzierung nimmt die DFL ja nicht so ernst. Klaus Hofmann prangert das bei anderen Vereinen gerne an. Und trickst selbst beim FCA.

Insgesamt haben die Vereinsmitglieder lange zugeschaut. Wie lange schauen sie noch zu? Spieler werden gegangen, weil sie mündig sind und ihre Interessen vertreten. Klaus Hofmann hatte noch öffentlich Konsequenzen angedroht. „Augsburg hält zusammen“ und so. Die Mannschaftsstruktur passt allerdings bedingt durch die Transfers und Trainerentscheidungen der Führungsriege schon eine Weile nicht. Wann erkennt nun noch der Letzte, dass wir mindestens zwei verlorene Jahre in der Bundesliga hinter uns haben und es Zeit für Veränderungen ist. Eine erste wäre, im Rahmen der nächsten Mitgliederversammlung die Besetzung des Aufsichtsrats der KGaA auf die Tagesordnung zu heben und die eigenen Rechte endlich wahrzunehmen. Zeit wird’s!

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