Am letzten Samstag habe ich an dieser Stelle die T-Shirt Aktion 2020 gestartet. Auf dem Shirt steht “Immer noch Original 1907”. “Original 1907” ist vielen Fans in Augsburg ein Begriff. Jede, die in Augsburg mal im Stadion war, hat das Banner zumindest schon mal unterbewusst wahrgenommen. “Original 1907” steht auf einem großen Banner, hinter dem sich die gesamte Ulrich Biesinger Tribüne versammelt. Schon so lange, dass “damals” als man angefangen hat, sich hinter diesem Banner zu versammeln, die Tribüne noch nicht nach Ulrich Biesinger benannt war und der M-Block sich noch im Rosenaustadion befand.
Ungefähr so lang, wie dieses Banner schon am Zaun hängt, ist meine Reise mit dem FCA mittlerweile. Nach sporadischen Besuchen vor dem Sommer 2006 und dem Aufstieg in die zweite Bundesliga, habe ich meinen Spaß am Besuch von Fußballspielen während der WM wiedergefunden. Ich hatte das Vergnügen in München am WM-Spielort zu arbeiten. Die Atmosphäre aufzusaugen. Die verbindende Energie von Fußball zu erkennen. Es war nicht nur ein Slogan. Es war “die Welt zu Gast bei Freunden”. Mit reichlich Bock auf Fußball, war die Dauerkarte im M-Block der logische nächste Schritt. Quasi ein erster Schritt.
Und so viele weitere erste Schritte sollten für den FCA und für mich folgen. Wenn ich jetzt aus der Erinnerung wüsste, welches das erste Auswärtsspiel war. München wäre logisch. Es könnte aber auch Fürth oder Mainz gewesen sein. Auswärts war immer Abenteuer. In Fürth haben sich Augsburger mit Augsburgern geprügelt. In Mainz habe ich beim ersten Mal nicht mitbekommen, wie nach dem Spiel eine Fahne abhanden kam. Bei den nächsten Malen war dann immer klar, dass es in Mainz “besonders” war. Marc Prettenthaler hatte dort mal einen guten Tag. Und es war gut, so lange es noch am Bruchweg war. Nicht alles ist besser geworden.
2011 endete dann das Abenteuer 2. Liga und die Sensation Bundesliga begann. Nach einem ersten Jahr, in dem alleine der Klassenerhalt eine Sensation war, haben Stefan Reuter und Markus Weinzierl erst angefangen Träume zu ermöglichen und dann erfüllt. Aber erst nachdem Sascha Mölders mit seinen Toren mit vielen möglichen Körperteilen und ein gehaltener Elfmeter von Manninger das dritte Jahr überhaupt erst ermöglicht hatten. Das war insgesamt die Phase, in der sich viele Neue hinter dem Banner “Original 1907” einfanden. Die Jahre in denen es sehr einfach war, Fan des FC Augsburg zu sein. Jeder Teil des Spektakels sein wollte. Kaum jemand nach Wolfsburg fuhr, aber alle nach Liverpool wollten. Augsburg wer war in Deutschland. Und Europa. Mehr als #keineSau.
Nach den Höhepunkten kam nun in den letzten Jahren die Ernüchterung. Vom Augsburger Anfield hat man auch vor Corona schon nicht mehr gelesen. Der Zuschauerschnitt ging insgesamt nach unten. Das Team spielte nicht mehr so inspiriert. Trainer kamen und gingen. Wir haben in diesem Bereich immer noch nicht die Frequenz anderer Bundesligaclubs erreicht, aber wir holen auf. Und der FCA an sich ist schlicht die Graue Maus der Bundesliga geworden. Bevor Rummenigge nun den FCA nicht eingeladen hatte, kann ich mich nicht erinnern, wann der Verein das letzte Mal an irgendeiner Stelle angeeckt wäre.
Gerade in diesen Zeiten, in denen Fans ihre Teams nicht im Stadion unterstützen können. Zeiten, in denen man sich manchmal fragt, welche Bedeutung den Fans von Verantwortlichen im Fußballbetrieb zugestanden wird. In diesen Zeiten ist der Slogan auf den T-Shirts ein Zeichen. Es ist das “I’ll be back” des treuen Fußballfans, der zurückkommt, wenn er wieder darf. Den man auch in diesen Zeiten nicht los wird. Nicht den Jubel. Und auch nicht die Kritik. Ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, dass dieser Verein klare Kante gegen rechts setzt. In keinster Weise diskriminierend handelt. Minderheiten unterstützt und nicht ausgrenzt. Bunt ist. Laut ist. Spaß macht. Auf und neben dem Platz.
Insgesamt ist aber auch klar, dass auf Grund der Historie jeder “Original 1907” anders für sich interpretiert. Meine Identität als Fan besteht aus vielen, vielen Puzzleteilen, die ich hier nur anreißen kann. Ich stelle mir manchmal die Frage: Ab welchem Punkt würde ich mich nicht mehr hinter diesem Banner sehen? Es waren immer die Kontakte mit anderen FCA Fans, die dem ganzen eine besondere Bedeutung gegeben haben. Gemeinsame Besuche von Spielen mit der Familie, das erste Mal mit der Tochter, die Auswärtsfahrten, Telefonate und Podcastaufnahmen. Dabei habe ich versucht seit einiger Zeit etwas zurück zu geben, erst für Simon, dann für den bunten Kreis und das Grandhotel Cosmopolis. Jetzt für Queerbeet e.V.
Indem wir jetzt genau dieses “Original 1907” auf die Shirts gepackt haben, wollen wir es ehren und weiter hervorheben. Es in seiner Wirkung verstärken. Ich hoffe, dass versteht niemand falsch. Wenn dem so ist, dann tut es mir leid. Falls die Aktion euch taugt, kauft euch im Shop ein Shirt, ansonsten könnt ihr hoffentlich einfach damit leben. Vielleicht ist dieser Blog schlicht der komische Onkel der FCA Familie. Gerade wenn man sich unser Team anschaut, dann haben hier Fans eine Heimat gefunden, die einen weiten Weg nach Augsburg haben. Mit ihren Fantum auf diese Weise umgehen.
Wir grenzen dabei niemanden aus. Indem wir gerade nicht eine Definition vorgeben, sondern jede für sich bestimmen kann, was sie mit “Immer noch Original 1907” verbindet. Jede hat so eine Möglichkeit eine eigene Auslegung zu finden. Ich habe in der Zwischenzeit andere FCA Fans gebeten, aufzuschreiben, was sie damit verbinden, Fan des FC Augsburg zu sein. Sich als “Immer noch Original 1907” zu sehen. Ein paar Geschichten werden so in den nächsten Wochen hoffentlich folgen. Wer an dieser Stelle gerne ihre eigene Geschichte teilen will, die schreibt doch gerne eine Email an kontakt@rosenau-gazette.de. Hoffentlich finden sich in Zukunft viele von uns hinter diesem Banner. Und treten für die Werte ein, die wir alle damit verbinden. Tun gemeinsam als Fußballfans manchmal etwas gutes. Ich habe es mit dieser Aktion zumindest mal wieder versucht.
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