Von (FC)B nach (FC)A


In unserer Serie #ImmernochOriginal1907 berichtet heute Franzi von ihren Erinnerungen an die Anfänge ihres Fußball-Fantums. Allgemeine Infos zur Serie und Aktion gibt es hier. Vorher hatten schon IrinaStefanStephan, Sebastian und Andy berichtet. Ihr habt auch eine Augsburger Fangeschichte zu erzählen? Dann meldet euch gerne bei uns und haltet die Serie am Leben (kontakt@rosenau-gazette.de).

Schon lange habe ich nicht mehr so intensiv über mich, den Fußball und den FC Augsburg nachgedacht. Warum auch? Über selbstverständliche Dinge denkt man in der Regel ja auch nicht nach. Beim Nachdenken bin ich jetzt aber auf eine ganze Reihe toller Erinnerungen gestoßen. Erinnerungen, die in meinem Gedächtnis vergraben waren, jetzt aber wieder total präsent sind. Und mich dazu ganz euphorisch werden lassen: Was habe ich mit und durch den FCA nicht schon alles erlebt! Dafür, dass ich meine Erlebnisse hier aufschreiben und mit euch teilen darf, will ich dem Team der Rosenau Gazette und vor allem Andy vielmals danken. Ein fettes Merci!

Dank Mama zum Fußball

Angefangen hat alles mit der EM 1996 in England. Damals war ich 10, Berti Vogts Bundestrainer und auf dem Platz standen Fußball-Schwergewichte wie Andi Köpke, Matthias Sammer oder Jürgen Klinsmann. Aus meiner heutigen Sicht war es damals vor allem meine Mama, die immer bestens über den Spielplan und den nächsten Gegner Bescheid wusste und in der ganzen Familie Vorfreude auf das nächste Match verbreitete. So fieberten (das Elfmeterschießen im Halbfinale gegen England!) und litten (das immer größer werdende Lazarett!) wir alle bis zum erlösenden Golden Goal vor dem Fernseher mit.

Zu meinem Geburtstag bekam ich dann auch ein Buch. England 96. Ich konnte nicht aufhören, es auch noch Wochen nach dem Turnier immer wieder durchzublättern und den Weg der Mannschaft bis zum Finalsieg immer wieder aufs Neue mitzuerleben bzw. durchzumachen. Ab da hatte mich der Fußball gepackt.

Der FC Bayern als Startrampe

Nun war die EM vorbei. Die Lust auf Fußball aber noch lange nicht. Darum machte meine Mama – wie vielleicht viele andere in den 1990er Jahren, als der Fußball plötzlich einen neuen Aufschwung erlebte – den Vorschlag, doch mal ins Stadion zu fahren. Aber nicht in das des FCA, sondern des FCB. Augsburg kannte ich damals hauptsächlich von den Besuchen meiner „Stetten-Oma“ in – ja genau, Haunstetten. Und den FCA von meinem Papa, einem gebürtigen Augsburger, der manchmal im Witz sagte, wir könnten doch auch mal dorthin fahren. Ob er das wirklich als Witz gemeint hatte und nicht doch eher Lust gehabt hätte, den Verein seiner Heimatstadt zu sehen? Ich weiß es nicht.

Was ich aber sicher sagen kann: Anstatt in die Rosenau fuhren wir ins Olympia-Stadion. Dort sahen wir u. a. am 10. Mai 1997 Bayern vs. Freiburg (0:0), ganz familienfreundlich von den Sitzrängen aus. Während die Partie damals völlig unbefriedigend für mich ausgegangen war (die ganze Rückfahrt nach Kaufbeuren saß ich niedergeschlagen auf der Rückbank), wurde sie durch Klinsis „Tonnentritt“ im Nachhinein berühmt. Um mich fürs Stadion vorzubereiten, strickte ich z. B. einen eigenen, ziemlich holprig geratenen FCB-Schal, legte eine Autogrammkarten-Sammlung an und überredete meine Mama zu einem Bravo Sport-Abo.

Meine Mama, ich und meine Schwester (von links) im Münchner Olympia-Stadion Mitte-Ende der 1990er. Entsprechend totschick sind unsere Klamotten. (Foto: privat)

Zur Bravo Sport habe ich noch eine kleine Anekdote: Irgendwann machte ich bei einem Gewinnspiel mit, bei dem man das Tabellentreppchen richtig tippen musste. Das war keine Kunst, denn Platz 1 und 2 konnten sich rein rechnerisch auch nach dem Spieltag nicht verändern. Darum hatten neben mir auch viele andere den richtigen Tipp abgegeben. Doch ich wurde letztendlich als Siegerin ausgelost – und gewann 3.333 DM. Was für ein Haufen Geld für eine 13-Jährige! Doch nicht nur das bekam ich, sondern auch noch Besuch von zwei Bravo Sport-Leuten, eine bebilderte Doppelseite und – nicht zu glauben – Liebesbriefe. Das ist vor allem deshalb so unglaublich, wenn man sich die Fotos von damals anschaut. Doch die erspare ich euch an dieser Stelle lieber *grins*.

Augschburger Mädel

2005 zog es mich aus dem Allgäu zum Studium nach Augsburg. Im darauffolgenden Jahr feierte ich dann endlich mein Debut in der Rosenau – nachdem der FCA den Aufstieg in die 2. Liga schon verfrüht klargemacht hatte. In dem Spiel, zu dem ich mich mit meinem Papa traf (auch für ihn war es das erste Mal in der Rosenau!), ging es also um nichts mehr. Entsprechend grau sind meine Erinnerungen daran.

Was sich dafür umso mehr in mein Gedächtnis einprägte: Wie jemand den Spielstand an der Anzeigetafel per Hand änderte, wie er sich nach getaner Arbeit wieder auf seinen weißen Plastikstuhl setzte. Wie ich später lernte, war das unser „Tafelmann“, der Wagner Josef (Gott hab’ ihn selig). Allein schon wegen ihm musste man den FCA mögen! Und genau das tat ich immer mehr.

Nach einer fünfjährigen „Pause“ zwischen 2001 und 2006, in der mir Musik und Band offenbar wichtiger waren als Fußball (vielleicht auch nur gezwungenermaßen, weil meine Bandkollegen einfach so gar nichts mit Fußball anfangen konnten und mich deswegen auch immer hänselten: „Franzi, du immer mit deinem Fußball!“), war meine frühere Begeisterung für den FCB gänzlich abgeflaut. Allerdings war meine frühere Fußballbegeisterung auch notwendig, damit ich sie überhaupt wiederentdecken konnte – diesmal und seitdem aber nur noch für den FCA.

Ab da ging es mit mir und dem FCA also richtig los. Und meine sechs tollen Jahre, die ich in Augsburg verbrachte, sind aufs Engste mit meinem Verein verbunden. Aber auch mit den Leuten, mit denen ich meine neue, wiederentdeckte Begeisterung teilen konnte. Da war z. B. meine Mitbewohnerin, mit der ich regelmäßig in der Kurve stand, als es auch für Nicht-Dauerkarten-Besitzer*innen immer noch Tickets für den Block gab. Oder die Crew um Korbi, die ich leider erst zum Ende meines Studiums kennenlernte, mit der ich aber umso mehr unvergessliche Momente verbinde. Allein unsere Treffen vor dem Spieltag im Unicum, im 1516 oder in der (ersten) Schwarzen Kiste, bevor es dann mit der 3er ins Stadion ging. Zucker! Oder unser Ausflug nach Kaiserslautern, wo wir am Abend das Nachtleben, am nächsten Tag den Betzenberg unsicher machten.

Im Fanzug nach Bremen („Abteiiiiiil!“) trafen wir auch den damaligen Augsburger OB und fragten ihn aus einer (Bier-)Laune heraus nach einem Foto. (Foto: privat)

Ein Highlight war für mich auch die Fahrt mit dem Fanzug nach Bremen zum DFB-Pokal-Halbfinale gegen Werder. Für unschlagbare – wie konnte es anders sein – 19,07 Euro. Allein die Fahrt war so ereignisreich, da hätte es eigentlich gar kein Spiel mehr gebraucht. Mit unserem Abteil hatten wir es grandios getroffen. Unseren Schlachtruf („Abteiiiiiiiiil!“) brüllten wir uns auch noch nach der Fahrt zu. Die ganze Hin- und Rückfahrt amüsierten wir uns prächtig. Im Zug gab es sogar einen Partywagen, in den es uns regelmäßig verschlug. Dort sichteten wir auch den damaligen Augsburger OB Kurt Gribl. Ohne das eine oder andere Bierchen wären wir wahrscheinlich gar nicht auf die (Schnaps-)Idee gekommen, mit ihm ein Foto zu machen. Schließlich war auch er nur einer von vielen hundert Fans, die im Zug nach Bremen reisten, um den FCA siegen zu sehen. Ein frommer Wunsch, wir verloren 0:2, aber das war völlig wurscht. Pokal-Halbfinaleeee!

In meine Zeit als Augschburger Mädel (das sang ich manchmal, wenn die „Augschburger Jungs“ erklangen und ich mir dachte: „Hey, ich bin kein Junge.“) fiel auch der Aufstieg in die erste Liga. Auch wenn es von Seiten „älterer“ Fans oft heißt, der Aufstieg in die zweite Liga sei viel bedeutender gewesen, so war er für mich ein weiterer Moment, an den ich mich gar nicht oft genug zurückerinnern kann.

An jenem 8. Mai 2011 fanden wir uns früh in der Arena ein. Schon seit Tagen mit der leisen Vorahnung, dass heute Großes passieren könnte. Und das tat es. Unvergessen ist der Moment, als Stephan Hain in der 85. Minute den Ball zum 2:1-Siegtreffer ins Tor einschob. Ich kriege jetzt noch feuchte Augen, wenn ich daran denke. Nicht umsonst wurde Hains Treffer auch zum FCA-Tor des Jahrzehnts gewählt. Was nach Abpfiff passierte – unbeschreiblich. Da war es nur ein klitzekleiner Aspekt, dass sich die Aufstiegsparty dann in die Innenstadt auf den Rathausplatz verlagerte. Und wir nochmal zusammen mit der Mannschaft, die an den Fenstern des Sparkassen-Gebäudes erschien, feiern konnten!

In Berlin konnten wir unsere Aufstiegshelden nochmal so richtig feiern. (Foto: privat)

Das Auswärtsspiel gegen die Hertha in Berlin war dann nur noch die Kür, das Sahnehäubchen – und eine einzige, verlängerte Aufstiegsparty.

Von (FC)B nach (FC)A

Nach der Saison 2010/11 war also nicht nur FCA in der ersten Liga gelandet, sondern auch ich studienbedingt in der oberbayerischen Kleinstadt Eichstätt. Seitdem wurde es immer schwieriger für mich, regelmäßig ins Stadion zu kommen. Die Zugverbindung ist von hier aus – eigentlich egal wohin – ziemlich sscchh- wierig. Dass ich seltener im Stadion bin, heißt aber nicht, dass meine Bindung zu Schwaben, Augsburg oder dem FCA abgerissen ist. Im Gegenteil.

Zwar habe ich nach fast zehn Jahren die manchmal grantigen Eichstätter*innen ziemlich liebgewonnen und inzwischen auch gelernt, den kuriosen Dialektmix zu verstehen, den manche sprechen. Zustande kommt der durch die Grenzlage Eichstätts in (Ober-)Bayern nahe (Mittel-)Franken und Bayerisch-Schwaben. Einen höheren Stellenwert haben hier trotzdem die beiden ersten Regionen: Wenn man in eine größere Stadt will, fährt man nach Ingolstadt, München oder Nürnberg. Fußballerisch ist man entweder 60er, leidet mit dem FCN oder supportet den VfB Eichstätt in der Regionalliga. Augsburg? FCA? Fährt kaum wer hin, findet kaum wer gut.

Aber genau wie Irina schon schrieb: Zwar bin ich geografisch jetzt weiter weg von Augsburg, bin seltener da. In meiner Identifikation habe ich mich ihm aber noch nie so nah gefühlt. Das macht der (Dauer-)Aufenthalt in der „Ferne“, „im Exil“. Hier bin ich „die Schwäbin“, die sich spätestens beim Sprechen (mit ihrem rrrrollenden R) als solche enttarnt. Hier bin ich eine der wenigen, die sich den FCA ausgesucht hat (oder umgekehrt, wie Stefan meint). Aber genau deshalb bin ich nach wie vor stolz darauf (oder vielleicht noch nie so stolz gewesen), zu sagen: „Ja der FCA eben! Was sonst?“  

Wenn ich mir meinen Text jetzt nochmal so ansehe, fällt mir auf, dass er ziemlich viel Persönliches enthält. Aber genau das zeigt mir, dass der FCA seit vielen Jahren ein fester Teil von mir ist. Ob ich will oder nicht. Selbst als ich beim Weggang von Daniel Baier kurz überlegt habe, alles „hinzuschmeißen“. Ging nicht. Und auch meine frühere Bayern-Liebe, die hier ebenfalls einen Platz bekommen hat, kann ich nicht leugnen (obwohl ich das manchmal gern täte). Denn erst sie hat mir meinen Weg zum FCA geebnet.

Die Serie A ist besser als die Serie B, A-Ware ist besser als B-Ware und ein A in der Schule ist besser als ein B. Wer will da bestreiten, dass es nicht auch von (FC)B nach (FC)A steil aufwärts für mich gegangen ist? Nur der FCA.

4. Advent: Der Geruch von Bratwurst und Bier

In unserer Serie #ImmernochOriginal1907 berichtet heute Sebastian von seinen Erinnerungen an sein erstes Augsburger Stadionerlebnis. Allgemeine Infos zur Serie und Aktion gibt es hier. Vorher hatten schon Irina, Stefan, Stephan und Andy berichtet. Ihr habt auch eine Augsburger Fangeschichte zu erzählen? Dann meldet euch gerne bei uns und haltet die Serie am leben (kontakt@rosenau-gazette.de).

Keine Gänge oder langen Aufstiege. Sondern das weite Rund, das sich vor einem völlig unerwartet öffnet, wenn man das Stadion von der Stadt aus betrat. Der erste Spielbesuch in der Rosenau bleibt unvergessen. Und auch viele Monate und Jahre danach war es immer wieder dieser besondere Blick von der auf Kriegsschutt errichteten Gegengerade, von wo aus sich das Stadion in den Hang einfügte. Spielerisch war es zwar grauer Zweitligaalltag – es müsste die Heimniederlage gegen Duisburg im Aufstiegsjahr gewesen sein –, doch insgesamt überraschte der FCA in dieser Saison als Aufsteiger und beendete das Jahr als Tabellensiebter. Und auf dem Platz? Dreßler, Mölzl, Benschneider – mit einem Mal große Namen für den Fußballlaien. Bis hierin hatte ich kaum etwas mit Fußball zu tun. Eine zwei Spielzeiten und drei Tore andauernde Karriere als Reservist in der Jugendmannschaft eines Dorfvereins. Und eine erfolgreiche Saison bei FIFA 98. Als es dann kurz nach der Jahrtausendwende nach Augsburg ging, war der FCA noch für Jahre kein Thema. Erst das Drama des am letzten Spieltag verpassten Aufstiegs und schließlich die Euphorie, nachdem es ein Jahr später doch gelungen war – langsam sprach sich das Phänomen auch bis nach Haunstetten durch. Und schließlich im April 2007 das erste Spiel.

Ausverkauft in der Regionalliga, als hochklassiger Fußball in Augsburg noch weit abseits der Realität war (Foto: Imago)

Was es genau war, das einen schon bald Woche für Woche ins Stadion zog, lässt sich kaum klar beschreiben. Es war nicht nur das besondere Flair des alten Stadions, Bühne für kollektiven Jubel (manchmal) und kollektive Enttäuschung (öfters). Dazu eine Mannschaft, der schon zu Zweitligazeiten das Image des ewigen Underdogs anhaftete, den keiner so Recht einschätzen konnte. Etwas spießig, etwas bieder, irgendwo zwischen Bayern und Schwaben. Eine Stadt, die seit ewigen Zeiten trotzig darauf verweist, schon Metropole gewesen zu sein, als München noch ein trauriger Flecken an der Isar war. Auch diese trotzige Geschichte gehört zum FCA, bis heute. Mittlerweile ist Augsburg in der Bundesliga angekommen, als Verein aber auch als Marke. Die Kommerzialisierung lässt sich deutlich ablesen, das Image des sympathischen Familienvereins und ewigen Underdogs wird als Markenelement vor sich her getragen. Das war zu erwarten nach 10 Jahren Bundesliga. Ohne diese Entwicklung wäre man sicher schon längst nicht mehr hier. Das nimmt etwas Charme, aber nicht die Sympathien. Es sind sicherlich auch die großen Momente, die die Geschichte prägen – Halbfinale im DFB Pokal, Aufstieg oder der Europapokal. Aber es sind die kleinen Momente, die hängen bleiben. Neben Walter Seinsch im Auswärtsblock die Niederlage in Fürth verfolgen – die Tore von Uwe Möhrle und Imre Szabic reichten nicht. Der sichtlich mitgenommene Ordner, der einem mindestens ebenso sichtlich mitgenommenen Fan im Block lange nach Abpfiff einen Fetzen Aufstiegsrasen in die Hand drückt. Das verpasste Siegtor von Daniel Baier, als man in der Allianz Arena das Klo suchte. Es war ein langer Weg von Roland Benschneider und Sören Dreßler zu Jeff Gouweleeuw und Felix Uduokhai, die gestern zuhause gegen die Eintracht verloren haben. Das Gefühl nach der Niederlage, ja bei jedem Gegentor, war ähnlich. Auch zu Hause in leeren Stadien zu Corona-Zeiten. Eine irrationale Leidenschaft, die in der Rosenau ihren Anfang genommen hat.

Der Abschied von der Rosenau macht immer noch wehmütig. (Foto: imago/MIS)

Das Rosenau Stadion behielt ungebrochen seine Faszination und die historische Stätte war lange die Konstante in vielen Spielzeiten in der grätschenden 2. Liga. Es waren große Spiele dabei. Eines der größten vielleicht das Unentschieden 2009 gegen Wehen Wiesbaden, das letzte Spiel in der Rosenau mit einem unfassbaren Last-Minute Treffer durch Andrew Sinkala, der den Klassenerhalt bedeutete. Danach ging es an die B17, wo ein modernes Stadion wartete, bereit für die Bühne der Bundesliga, irgendwann dereinst. Man kann beide Stätten nicht gegeneinander aufwiegen. Die Rosenau war ein Stadion, auf das man stolz war – mit all seinen Rissen, Macken und diesen charmanten Holzbuden entlang der Kurve. Das Lechfeldstadion braucht der moderne Fußball, und der moderne Fußball das Stadion. Aber nahezu jedes mal, wenn es von der neuen Haltestelle durch die Unterführung geht, dieser Moment kurz bevor sich zur Linken die leuchtenden LEDs ankündigen, denkt man nochmal kurz an den Spaziergang vom Polizeipräsidium, entlang der kleinen Straßen durch das unscheinbare Wohnviertel bis sich das Stadion wieder vor einem öffnet. Und einen Gedanken später ist man auf dem Weg zum nächsten Spiel in der Bundesliga.

3. Advent: Ein Leben lang, nur der FCA

Zum dritten Advent hat sich Stefan bereit erklärt unsere Reihe #ImmernochOriginal1907 fortzusetzen, in der Fans erzählen, wie sie zum FCA gekommen sind und warum es sie immer noch in die Kurve verschlägt. Viel Spaß beim Lesen!

Ich soll einen Text darüber schreiben, warum ich FCA-Fan bin? Also nicht soll, aber Andy fragte mich, ob ich will. Nein, natürlich will ich nicht. Das ist ja auch eine recht unsinnige Frage: Warum bin ich Fan des FC Augsburg? 

Für mich ist diese Frage gleichzusetzen mit: Warum gibt es Luft? Warum bin ich ein Mensch? Warum sollten Frauen und Männer gleichgestellt sein?

Isso. 

Das ist die einfache Antwort. Seinen Lieblingsverein kann man sich nicht aussuchen, da bin ich fest überzeugt von. Vielleicht kann das Jason von Juterczenka von den Wochenendrebellen, aber die meisten von uns können es nicht. Und bevor nun Fragen aufkommen: Ich habe es wirklich versucht. Mehrmals. 

Denn es ist so: Ich bin in Augsburg aufgewachsen und dort zwar vornehmlich mit dem örtlichen Eishockey-Verein sozialisiert worden, hatte jedoch auch stets Interesse für Fußball im Allgemeinen und seit ich etwa fünfzehn Jahre alt war für den FCA im Speziellen. Damals spielten wir noch im Rosenaustadion, diesem wunderschönen weitläufigen Rund, über das mir meine Großeltern schon tolle Geschichten erzählten. Mein Opa schaufelte Schutt, der heute unter den Tribünen liegt und meine Oma spielte dort mal Rasenhandball, gewann mit ihrem Verein und fuhr dann mit ihrem Team in einem offenen LKW zurück nach Mindelheim. Ob die Geschichten stimmen? Keine Ahnung. Aber sie waren faszinierend und so hatte das Stadion damals schon eine gewisse Anziehungskraft auf mich. Und naja, da spielte eben auch so ein Verein mittelmäßig guten Fußball. 

Nach dem Abitur ging es dann weg aus der Fuggerstadt. Zunächst nach Barcelona, wo kein Eishockey gespielt wurde. Aber Fußball. Richtig guter sogar. Damals, 2005 und 2006 wahrscheinlich der beste, den ich seitdem gesehen habe. Mit dem FC Barcelona warm zu werden, war also nicht schwer. Zumal die Stadt die Liebe zum Verein auch ganz anders auslebt als ich das aus Augsburg gewohnt war. Und wenn ich an die Stimmung im Camp Nou denke, die ich leider nur ein Mal live erleben konnte, bekomme ich immer noch Gänsehaut. Zur gleichen Zeit geschah jedoch auch in Augsburg etwas, das das Interesse der einheimischen Bevölkerung an diesem Fußballverein aus der Rosenau weckte: Der Aufstieg in die 2. Bundesliga. 

Ich war nicht dabei, als der Verein den Schritt in den Profi-Fussball machte – was beim zweiten Aufstieg fünf Jahre später glücklicherweise anders sein sollte. Dazu kommen wir jedoch noch. Dennoch merkte ich, wie der Aufstieg mein Interesse am heimischen Fussballverein steigerte. In jener Zeit verschlug es mich zum Studium ins Rheinland, ins Umland von Köln. Durch die Dauerbeschallung der ortsansässigen Medien und Kommilitonen beschäftigte ich mich also gezwungenermaßen zum ersten Mal auch mit dem 1. FC Köln. Die Identifikation mit dem Verein und seine glorreiche Vergangenheit, vielleicht aber auch der Hype um einen gewissen Lukas Podolski ließen mein Interesse wachsen. Zu einer Liebe wurde es nie und mittlerweile ist eine gewisse Häme für den Effzeh gewachsen, obwohl oder vielleicht auch weil ich nun schon seit über zehn Jahre fest direkt in der Domstadt lebe. 

Ehrenrunde in der Allianz Arena. Die noch anwesenden Fans dürften Augsburger gewesen sein. (Foto: privat)

Dass mir die Geschicke dieses kleinen Fussballvereins aus Augsburg wohl doch mehr am Herzen liegen, als ich dachte, wurde mir auch genau in dieser Zeit nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga bewusst: Am 16. März 2007 fuhr ich mit meinen Eltern knapp 65 Kilometer nach Westen in die zwei Jahre zuvor eröffnete Allianz Arena. Wir hatten über einen Bekannten Karten für den VIP-Bereich bekommen und hielten uns vor dem Spielbeginn dort auf, denn es war meiner Erinnerung nach recht frostig an diesem Tag. Als wir dann auf unsere Plätze gingen und die Mannschaften das Spielfeld betraten, wurde es erwartungsgemäß laut in diesem spektakulären Stadion. Doch nicht für die Münchner Mannschaft, die an diesem Tag auch nicht der FC Bayern war und die wir zu sehen nach München gefahren sind, jubelten die meisten der Fans im Rund. Gefühlt die Hälfte des Stadions war besetzt von Augsburgern, die ihren FCA vor dem Duell gegen den TSV 1860 München anfeuerten. Mein kleiner FCA. In der Allianz Arena. Ich hatte – ungelogen – Tränen in den Augen. Dass Leonhard Hass, Axel Lawarée und Patrick Mölzl den Löwen dann auch noch eine saftige Derby-Niederlage bescherten war die Kirsche auf der Torte dieses emotionalen Tages.

Dann ging es für insgesamt drei Jahre in den Süden Englands, nach Brighton. Also für mich. Für den FCA ging es stetig bergauf und nach Rainer Hörgl, Ralf Loose und Holger Fach übernahm mit Jos Luhukay ein Trainer die Geschicke am Lech, den ich aufgrund seiner Verdienste wohl auf ewig einen Platz in meinem Herzen einräumen werde. Bevor Luhukays Mannschaft jedoch das erste Mal um den Aufstieg in die Bundesliga kämpfen sollte, stand noch ein ganz anderes Highlight an: Das Pokal-Halbfinale beim SV Werder Bremen. Wie es zu diesem Spiel kommen konnte, daran wird man sich nicht nur in Augsburg, sondern sicherlich auch in Köln noch heute erinnern. Denn nach der frühen Augsburger Führung, schaffte es der Effzeh das Spiel nur mit acht Spielern zu beenden. Unter anderem bekam Lukas Podolski in diesem denkwürdigen Viertelfinale des DFB-Pokals der Saison 2009/10 seinen ersten Platzverweis als Profi-Fussballer.

Bremen also. Von London-Luton gab es eine Direktverbindung in die Hansestadt und ich buchte das Ticket schon als die Auslosungskugeln noch warm waren. Etwas erstaunt war ich dann jedoch schon, dass ich nicht der einzige FCA-Fan an Bord der kleinen Propellermaschine (!) war, die noch vor Sonnenaufgang den Ärmelkanal in Richtung Norddeutschland überqueren sollte. Den Tag verbrachte ich mit einer Freundin, ebenfalls Augsburgerin, die mir die Stadt zeigte. Sie studierte in Bremen und kannte daher ein paar nette Ecken, Kneipen und Straßen. Dass das Spiel dann recht verdient verloren ging, empfand ich damals als nicht weiter tragisch. Der Ausflug, das Erlebnis und das Träumen von einem Finale in Berlin waren genug emotionale Befriedigung um meine Bindung zum Verein zu bestärken. Ebenso fühlte sich der Nicht-Aufstieg nach der verlorenen Relegation in dieser Saison auch nicht so tragisch an. Die Reife fehlte meines Empfindens in der Mannschaft, die Grundlagen hingegen waren vielversprechend, sodass die Hoffnung auf ein baldiges Erstliga-Dasein durchaus berechtigt war. 

Roy Keane als Sunderland Manager bei einem Testspiel in Dublin gegen Bohemians FC (Foto: privat)

In der Aufstiegssaison besuchte ich wohl so wenige Spiele des FCA wie kaum zuvor in einer Spielzeit und auch nie wieder danach. Die Spiele sah ich jedoch nahezu alle. Irgendwie. Denn Streaming im Jahr 2011 bedeutete nicht DAZN, sondern irgendein verpixeltes Video auf einer russischen Website, die man besser nicht besucht, wenn einem die eigene IT-Sicherheit am Herzen liegt. War mir aber egal, denn mir lag der FCA mittlerweile so sehr am Herzen, dass ich lieber ein torloses Remis gegen Duisburg in meinem Souterrain-Studentenzimmer schaute als Manchester United gegen Chelsea im bumsvollen Pub nebenan. Als sich abzeichnete, dass es auf einen Heim-Showdown gegen den FSV Frankfurt hinauslaufen wird, setzte ich mich in meinen roten Renault Clio und fuhr los. Zwei Tage später – da ich kein Fährticket gebucht hatte, kam es zu einem kleinen Aufenthalt in Dover – kam ich am Sonntag, den 8. Mai 2011, in Augsburg an. Ungeduscht, übermüdet und fünf Stunden vor Anpfiff. Was dann folgte, haben wir wohl alle hunderte Male gesehen. 15:13 Uhr, 85. Minute, Ecke Thurk, Tor Hain, völlige Ekstase. Für mich war dieser Moment einer von vieren, die sich in meine Seele eingebrannt haben und mich derart stark emotionalisieren, dass mir das Wasser in den Augen steht. Zwei hier noch nicht beschriebene sollten noch folgen.

Der FC Augsburg zog also in die Bundesliga ein und ich in meine erste Wohnung nach dem Studium in einem sehr traditionellen Kölner Stadtteil. Diese Nähe zu den Auswärtsspielen in der Bundesliga war es auch, die meine ersten Jahre in Köln so sehr prägten, dass ich mir keine Gedanken mehr darüber machen musste, welchen lokalen Verein ich denn nun versuchen möchte toll zu finden. Als Ersatzdroge sozusagen. Gut funktioniert hatte dies ja bisher ohnehin nicht. Nicht mit dem 1. FC Köln, nicht mit Brighton & Hove Albion, und auch nicht mit den Shamrock Rovers, deren Spiele ich während eines halbjährigen Praktikums in Irland ab und an besuchte. Und so kamen in den folgenden Jahren einige Highlights dazu, was mein Faible für eindrucksvolle Stadien anbetrifft. Schalke, Dortmund, Hamburg – ich habe mitgenommen was beruflich und privat verträglich war. Eine besondere Liebe entwickelte ich vor allem für die erste Runde des DFB-Pokals. Oberhausen, Wilhelmshaven, Ravensburg, Elversberg. Kleine Stadien und Fans, die sich freuen, den großen Bundesligisten zu empfangen. Also den FCA. Und ich konnte mich noch gut daran erinnern, dass das mal genau andersherum war und man in der Rosenau ehrfürchtig auf die Großen da oben schaute. 

Dass man als kleiner FC Augsburg mal wieder ehrfürchtig und voller Vorfreude auf die ganz Großen schielte, kam dann mit dem tollen Ergebnis der Saison 2014/15 einher. Die Freude auf das Abenteuer UEFA Cup steigerte sich bei mir ins nahezu unermessliche, als ich gerade mit meiner Frau in London auf Städtereise war. Sie schaute sich die Kronjuwelen an, ich die Auslosung der Gruppenphase auf Handy. Und dann wurden die Namen gezogen: Alkmaar. Geil, knapp drei Stunden mit dem Auto. Bilbao. Mega, Direktflug ab Köln. Belgrad. Fantastisch, in Serbien war ich noch nicht. Auch bis heute noch nicht. Denn im Gegensatz zu Bilbao und Alkmaar, konnte ich die Nacht von Belgrad nicht im Stadion miterleben. Der Grund war jedoch ein erfreulicher: Die Geburt meiner Tochter war für just den Tag des Spiels ausgerechnet. Das war mir dann doch zu riskant und hätte sich wohl auch nicht positiv auf meine Ehe ausgewirkt. Dennoch war dieses letzte Vorrundenspiel in Belgrad das dritte hoch emotionale Erlebnis in meinem FCA-Leben. 

Ich saß nun also auf dem heimischen Sofa, meine Frau ging nicht nur aufgrund ihrer Hamburger Herkunft, sondern wohl auch aufgrund der Aussichtslosigkeit der Situation nach dem 1:0 von Partisan ins Bett. Hong, Verhaegh und nicht zuletzt Raul Bobadilla sorgten infolgedessen für das, was heute so ziemlich jeder in Augsburg als die Nacht von Belgrad kennt. Und ich sorgte dafür, dass so ziemlich jeder meiner Nachbarn seit diesem Abend wusste, wie sehr ich Raul Bobadilla liebe und dass ich gerne meine Kinder nach ihm benennen möchte. Letzteres verhinderte glücklicherweise meine Frau dann doch noch. 

The Kop (Foto: privat)

Nicht verhindern konnte sie, dass ich mir selbst das wohl beste Geschenk zu meinem 30. Geburtstag machte, dass ich mir vorstellen hätte können: Ihn in Liverpool feiern. Nach einem Spiel meines FC Augsburg bei Jürgen Klopps legendären Liverpool FC. Was für eine Geschichte! 

Von den vier emotionalen FCA-Momenten war dieses Spiel in Liverpool dann auch sicherlich ein Höhepunkt, der für die Ewigkeit bleibt. Jedoch berühren mich die drei anderen Momente mindestens gleichwürdig. Sie alle haben dazu beigetragen, dass ich auch heute noch dabei bin. Jeden Spieltag. Vor dem TV oder im Stadion. Bei Sieg und bei Niederlage. 

Wirklich aussuchen konnte ich es mir nicht. Denn selbst jetzt, als ich diesen Text nun also doch geschrieben habe, gibt es keine andere Antwort auf die Frage gibt, warum ich denn Fan dieses Vereins bin, als: Es ist halt so. 

Und vielleicht macht genau das bei all der Komplexität, die wir in unseren Leben sonst vorfinden, auch genau der Reiz am Fan-Dasein. Bedingungslos für etwas eifern, für das es keine rationale Erklärung geben muss.

Zeit für Optimismus

Dieser Beitrag ist einer von zwei Teilen einer getrennten Betrachtung der sportlichen Aussichten des FC Augsburg zu diesem Zeitpunkt der Saison. Nach zwölf Punkten in den ersten neun Spielen konnte der FCA in der Vergangenheit sowohl einmal europäisch spielen, war aber auch schon bis auf Platz 15 abgerutscht. Was wird es diesmal? Heute geht der Blick Richtung obere Tabellenhälfte.

Zugegeben, die letzten Auftritte des FC Augsburg bescherten vielen Fans Sorgenfalten. Nach dem furiosen Sieben-Punkte-Start kam nicht mehr sonderlich viel von den Schwaben. Es ist daher nachvollziehbar, dass sich der Klub mit Kritik konfrontiert sieht. Es gibt allerdings nach wie vor gute Argumente dafür, dass der FCA in dieser Saison eine ordentliche Rolle spielen kann.

1. Die Laufleistung

Der FC Augsburg gehört zum Bundesligatrio, das die meisten Kilometer abspult. Ein Saisonwert von 1205 gelaufenen Kilometern bedeutet mit Bayer Leverkusen Rang zwei, Bielefeld bringt gut einen Kilometer mehr auf die Kette. Man kann hier argumentieren, dass sich diese hohen Werte auch dadurch ergeben, dass der FCA dem Gegner häufig hinterherläuft. In puncto Ballbesitz rangieren die Fuggerstädter auf einem Abstiegsplatz. Doch das würde der Herrlich-Elf nicht gerecht werden. Denn auch bei den Sprints (ligaweit 6.) sowie den intensiven Läufen (4.) steht der FCA auf einem Europapokalplatz.

Trotz seiner 32 Jahre ist Daniel Caligiuri der Spieler im Kader des FCA, der die beste Laufleistung vorzuweisen hat. Ligaweit rangiert der Neuzugang in dieser Kategorie auf Rang zehn. (Foto via imago)

2. Die Mentalität

Sechs der zwölf Saisontore erzielte Augsburg ab der 80. Minute – und sicherte sich so stets wichtige Punkte. Die je zwei Tore gegen Union Berlin und Mainz bedeuteten einen Sieg, die späten Ausgleichstreffer in Gladbach und gegen Freiburg zumindest ein Remis. Nach Rückstand steckt 1907 in dieser Saison nicht auf und bemüht sich, etwas Zählbares mitzunehmen. Auch wenn dies in Leverkusen oder Hoffenheim nicht geklappt hat, scheint der Glaube im Team vorhanden zu sein. Dass die Mannschaft nach Rückschlägen nicht einbricht, ist zudem ein positiver Schritt in die richtige Richtung. Bisher blieb Rot-Grün-Weiß von krachenden Pleiten verschont. Vergangene Saison setzte es gleich viermal fünf Gegentore (2x Dortmund, Gladbach, Frankfurt).

Eines von vielen späten Toren des FC Augsburg in dieser Saison. André Hahn trifft zum wichtigen 2:1 gegen Mainz 05. (Foto via imago)

3. Die Defensive

Mit 15 Gegentoren aus zwölf Spielen hat der FCA weniger Treffer kassiert als der FC Bayern. Überhaupt gibt es nur fünf Klubs, die defensiv besser stehen als Augsburg. Zum selben Zeitpunkt in der vergangenen Saison mussten die Schwaben schon 24 Gegentreffer hinnehmen – bei gleich vielen erzielten Toren. Dass Heiko Herrlich großen Wert auf die Defensive legt, zahlt sich bisher aus. Ligaweit fangen nur Mainz und Bielefeld mehr Bälle pro Spiel ab als der FC Augsburg. Das Stellungsspiel der Sechserreihe mit den beiden Mittelfeldspielern scheint also zu funktionieren. Außerdem hat kein Spieler mehr erfolgreiche Klärungsaktionen vorzuweisen als Felix Uduokhai. Es empfiehlt sich hier, das Abwehrverhalten des FCA vom Hoffenheim-Spiel loszueisen. Die besorgniserregende Defensivarbeit gegen die TSG war insbesondere auf die Umstellungen in der Viererkette zurückzuführen. Im Nachhinein betrachtet war es ein Fehler, Marek Suchy neben Jeffrey Gouweleeuw zu stellen, da so das bewährte Duo gesprengt wurde.

4. Die Neuzugänge

Respekt, Herr Reuter! Auch wenn weniger als ein Drittel der Saison gespielt ist, lässt sich konstatieren, dass der Manager im Sommer ein glückliches Händchen hatte. Rafal Gikiewicz scheint das Torwart-Dilemma gelöst zu haben. Seit dem Abgang von Marwin Hitz wurde die Konstanz auf dieser so wichtigen Position schmerzlich vermisst. Der 32-Jährige ist ein sicherer Rückhalt, wehrt ligaweit die meisten Schüsse ab. Auch seine Paradenquote kann sich mit 71,7 Prozent mehr als sehen lassen. Nur Frederik Rönnow (72,4) und Koen Casteels (72,3) übertrumpfen den Polen in dieser Statistik.

Sicherer Rückhalt im Augsburger Kasten: Rafal Gikiewicz spielt bisher eine tolle Saison. (Foto via imago)

Königstransfer ist mit Daniel Caligiuri dennoch ein anderer. Der frühere Schalker hat schon jetzt vier Tore erzielt, lässt mit seinen gefährlichen Standards Philipp Max oder Jonathan Schmid vergessen und gewinnt ligaweit die drittmeisten Zweikämpfe. Der Deutsch-Italiener ist ein echtes Mentalitätsmonster, das dem FCA sportlich wie menschlich enorm weiterhilft.

Auch Strobl und Gumny werden performen

Während Gikiewicz und Caligiuri schon jetzt unangefochtene Stammspieler sind, muss sich Tobias Strobl erst noch beweisen. Seit dem 5. Spieltag stand der defensive Mittelfeldspieler zwar in der Startelf, doch sein Platz im Kader scheint nicht in Stein gemeißelt. Nichtsdestotrotz überzeugt der Neuzugang aus Gladbach bisher. Strobl mag in der Außenwahrnehmung etwas unter dem Radar fliegen, sein Spiel ist ruhig, bedacht und wenig spektakulär. Der gebürtige Münchner überzeugt jedoch mit einem Fußballverständnis, an das in Augsburg bisher nicht viele Spieler auf seiner Position heran kamen. Bleibt Strobl länger verletzungsfrei, wird sich auch dieser Transfer auszahlen.

Überzeugt in dieser Saison weniger mit Offensivdrang oder Geschwindigkeit, dafür aber mit viel Übersicht und einer enormen Fußballintelligenz. Neuzugang Tobias Strobl muss sich zwar noch finden, kann sich aber ebenso als Königstransfer herausstellen. (Foto via imago)

Neben diesem Trio, das ablösefrei an den Lech gewechselt war, zog der FCA im Sommer die Kaufoption für Felix Uduokhai. Die kolportierten sieben Millionen Euro wirkten in Corona-Zeiten stattlich, doch auch diese Entscheidung war die richtige. Uduokhai überzeugt in der aktuellen Spielzeit und könnte zusammen mit Jeffrey Gouweleeuw eine Ära in der Innenverteidigung der Schwaben prägen.

Robert Gumny hat bisher leider gezeigt, dass er noch Zeit braucht. Den 22-Jährigen schon jetzt abzuschreiben, wäre jedoch verfrüht. Wenn der polnische Nationalspieler an Selbstvertrauen gewinnt und sein Zweikampfverhalten intelligenter gestaltet, kann allerdings auch er eine gute Rolle im Kader spielen. Auch vor Framberger. Die Anlagen dazu hat er. Obendrein kann nach seiner langen Verletzung auch Carlos Gruezo als Neuzugang tituliert werden. Der dynamische Ecuadorianer zeigt in dieser Saison, warum ihn Reuter geholt hat.

Spielen bisher eine ordentliche Saison: Felix Uduokhai in der Innenverteidigung und Carlos Gruezo auf der Sechs. (Foto via imago)

5. Heiko Herrlich

Herrlich übernahm den Cheftrainerposten am Lech zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Nur wenige Tage nach seiner Vorstellung als Nachfolger von Martin Schmidt wurde der Spielbetrieb coronabedingt eingestellt. Im Kleingruppentraining war es dann schwierig, an Spiel und Taktik zu feilen, also konzentrierte sich der 49-Jährige auf die Basics – und sicherte auf diese Weise den Klassenerhalt. Wenn auch mit einem schlechteren Punkteschnitt als sein Vorgänger.

Zugegeben, wirkliche Verbesserungen nach dem Corona-Neustart waren nicht zu erkennen. Mittlerweile sieht dies jedoch anders aus. Herrlich schaffte es, in der Vorbereitung die wirklich unterirdischen Ballbesitz- und Passwerte zumindest etwas zu verbessern: Statt 36 Prozent Ballbesitz kommt der FCA jetzt auf 41, statt 295 Pässe pro Partie spielt Augsburg nun 382 und nach zuvor gruseligen 2,1 Sequenzen mit mindestens 10 Pässen pro Spiel sind es momentan akzeptable 7,4.

6. Der Niederlechner-Effekt

Florian Niederlechner hat exakt null Bundesligatore in dieser Saison. Vom Niederlechner-Effekt zu sprechen, mag daher seltsam klingen. Doch genau zu diesem wird es kommen. Der Angreifer wird seine Torflaute demnächst beenden. Und wenn der Torknoten erstmal geplatzt ist – Niederlechner selbst sprach vom Ketchup-Effekt -, dann werden noch viele Treffer hinzukommen. Dass der 30-Jährige schon jetzt als „One-Season-Wonder“ abgestempelt wird, ist vollkommen überzogen. Niederlechner arbeitet enorm viel fürs Team und übernimmt momentan gewissermaßen die Rolle eines Olivier Giroud, der die WM 2018 ohne Torschuss, aber mit dem Titel beendet hat. Ein physisch starker Angreifer, der sich in den Dienst der Mannschaft stellt und die Defensive unterstützt. Das mag nicht in den klassischen Kompetenzbereich eines Stürmers fallen, ist im Augsburger Spiel mit zuweilen fehlendem Zehner jedoch unabdingbar. Gerade gegen stärkere Gegner. In den kommenden Spielen werden sich Niederlechner wieder mehr Chancen bieten – und dann wird der gebürtige Oberbayer gewiss auch wieder treffen.

Gegen Hoffenheim wie so oft in dieser Saison glücklos. Florian Niederlechner wartet noch auf seinen ersten Ligatreffer. Wann beendet der Stürmer seine Torkrise?

7 . Die nächsten Spiele

Nach dem grandiosen Start bekam der FCA einige Dämpfer verpasst. Nun gilt es, sich aus dem negativen Abwärtstrend – der zweifelsohne erkennbar ist – zu befreien. In der Hinrunde spielt Augsburg quasi nur noch gegen Teams auf Augenhöhe: Schalke, Bielefeld, Frankfurt, Köln, Stuttgart, Bremen und Bayern. Mit Ausnahme der letzten Partie kann der FCA gegen jede Mannschaft gewinnen. Und was mit dieser Mannschaft möglich ist, wenn sie in einen Flow kommt, hat die vergangene Hinrunde gezeigt.

Im Jahresendspurt 2019 holte das damals noch von Martin Schmidt trainierte Team beeindruckende 16 von 18 Punkten. Die Gegner damals hießen Paderborn, Hertha, Köln, Mainz, Hoffenheim und Düsseldorf. Das soll nicht heißen, dass der FCA wieder 16 Punkte holt. Es sollten allerdings genug werden, um die Hinrunde in entspannten Tabellengefilden zu beenden.

Eins steht auch fest. Die Abwärtsspirale beendet man am leichtesten mit Ergebnissen. Es braucht Taten statt Worte. (Foto via imago)

Keine Sau 2.0?

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der FCA in dieser Saison durchaus eine gute Rolle spielen kann. Die Mannschaft ist – gerade mit den Neuzugängen – eigentlich zu stark für den Abstiegskampf. Damit Europa eine ernsthafte Option wird, muss sich die Herrlich-Elf in vielen Bereichen jedoch noch gewaltig steigern. Bis jetzt ist das nämlich nichts anderes als Wunschdenken. Ballbesitz, Zweikampfquote, herausgespielte Chancen. In all diesen Kategorien belegt der FCA einen Abstiegsplatz. Das ist, so klar muss man es formulieren, nicht erstligatauglich. Es gibt aber eben auch positive Dinge, die für eine entspannte Saison der Schwaben sprechen. Insofern sollten manche FCA-Fans etwas positiver durch die aktuelle Situation gehen. Denn es ist bei weitem nicht alles schlecht.

P.S.: Man kann sich auch über den DFB-Pokal für Europa qualifizieren 😉

Vor dem Absturz

Dieser Beitrag ist einer von zwei Teilen einer getrennten Betrachtung der sportlichen Aussichten des FC Augsburg zu diesem Zeitpunkt der Saison. Nach 12 Punkten in den ersten 9 Spielen konnte der FCA in der Vergangenheit sowohl einmal europäisch spielen, ist aber auch schon während eines der Bundesligajahre bis auf Platz 15 abgerutscht. Was wird es diesmal? Geht es nach oben oder nach unten? Heute geht der Blick Richtung Abstiegskampf.

Am Sonntag geht es zu Hause in Augsburg gegen den FC Schalke 04. Schalke hat schon lange kein Spiel mehr gewinnen können. Manuel Baum ist dort mittlerweile Trainer. Er kennt sich mit schwierigen Phasen aus. Auch wenn die Situation bei Schalke wahrscheinlich schwieriger ist, als alle Situationen bei uns es je waren. Wir sollten uns bis dahin von unserer Partie gegen Hoffenheim erholt haben, auch wenn wir einen Tag weniger Ruhephase als die Schalker abbekommen haben. Da wir uns mit Montagsspielen immer noch auseinandersetzen müssen, braucht niemand damit rechnen, dass Maßnahmen oder Entwicklungen je wieder schnell zurückgedreht werden. Aber das nur am Rande.

Als Augsburg-Fan hat man nun die berechtige Hoffnung, gegen Schalke weitere 3 Punkte einfahren zu können. Vielleicht kann man damit Manuel Baums Zeit auf Schalke auch schon wieder beenden. Und ihn aus dieser Situation erlösen. Oder wir kassieren erneut eine Heimniederlage, bauen die Schalker auf und rutschen selbst weiter ab. Gerade in dieser Phase wäre ein Erfolgserlebnis wichtig. Wenn es gegen Schalke wieder nicht klappt, dann wird es in den nächsten Wochen nicht einfacher. Und ich befürchte ein schleichendes Abrutschen. Das hätte seine Gründe.

Die Tendenz der letzten Wochen ist nicht überzeugend

Der November war sieglos. Gegen Hertha holte man sich zu Hause eine blutige Nase, spielte schlecht. Gegen Gladbach und Freiburg konnte man glücklich punkten. Gegen Gladbach sorgte Daniel Caligiuri für den späten Ausgleich. Gegen Freiburg half ein abgefälschter Vargas-Schuss. Der November hätte aber auch gut und gerne komplett in die Hose gehen können. 2 Punkte aus 3 Spielen ist aber auch so nicht umwerfend. Wenn man sich dann noch daran erinnert, dass das Spiel gegen Mainz – trotz Sieg – kein überzeugendes war, dann bilden sich langsam Sorgenfalten. Insgesamt ist der starke Saisonstart schon länger verblasst. Die Niederlage nun gegen Hoffenheim war hier nur das Tüpfelchen auf dem i einer andauernden, schlechteren Phase. Und diese Ergebniskrise lässt sich auch nicht mehr wegdiskutieren.

Die Leistungsträger schwächeln

Mit Daniel Caligiuri und Rafal Gikiewicz hat Stefan Reuter zwar zwei wichtige Spieler für das Gerüst der Mannschaft gefunden. Der Rest des Gerüsts wackelt allerdings ordentlich. Jeffrey Gouweleeuw ist nicht der erwartete Fels in der Brandung in der Innenverteidigung.Felix Uduokhai ist der stabilere der beiden Innnverteidiger und Gouweleeuws Fehler führten in der jüngsten Vergangenheit zu Gegentoren. Auch gegen Hoffenheim sah er bei einem der Gegentore wieder schlecht aus.

Es wird Zeit, konstant mit Leistung voran zu gehen für Jeffrey Gouweleeuw. (Photo by THILO SCHMUELGEN/POOL/AFP via Getty Images)

Und vorne ist die Torgefahr etwas verloren gegangen. Alfred Finnbogason ist mal wieder regelmäßig verletzt. Leider konnten sowohl Florian Niederlechner als auch Michael Gregoritsch nicht mit Toren in die Bresche springen. Torgefahr aus dem Zentrum ist selten geworden. Auch weil Marco Richter mit dem Kopf zu lange beim Abschied war. Es nervt.

Die Taktik geht nicht auf

Zwar ist der FCA in der Defensive stabiler geworden. Nach vorne geht dafür so gut wie gar nichts mehr. Es lässt sich nur darüber spekulieren, woran das liegt. Mir scheint, dass die Mannschaft mit ihrem Pressing niemanden mehr überraschen kann. Ballgewinne nahe am gegnerischen Tor sind eine Seltenheit. Wenn wir phasenweise dann sehr tief stehen, ist der Weg bis zum gegnerischen Tor weit. Und das Angriffsspiel eben nicht mehr ausgelegt auf Konterfußball. Mit dem Ball fehlten uns dann leider die Möglichkeiten, sobald die Gegner sich sortiert hatten. Wir kommen dann kaum im Ballbesitz mit Geschwindigkeit in ein vertikales Spiel. Unansehnlich und frustrierend. Da lässt sich dann nur hoffen, dass Heiko Herrlichs Ideen noch nicht erschöpft sind.

Der Saisonstart hatte Hoffnung auf mehr gemacht. Es wird dennoch Zeit, direkt den Ernst der Lage zu erkennen. Falsche Hoffnungen sind fehl am Platze. Es wird auch in diesem Jahr wieder gegen den Abstieg gehen. Lange, wenn nicht sogar bis zum Ende der Saison. Für den Abstiegskampf braucht es keine verträumten Statements sondern jeden Spieltag die richtige Mentalität auf dem Platz. Mit „breiter Brust“ wollten wir gegen Hoffenheim spielen. Hat zu Beginn der zweiten Halbzeit nur keiner mehr daran gedacht.

Im Spiel gegen Schalke sollte das Team direkt ein Zeichen setzen. Die Schalker haben momentan sowieso keinen Spaß. Den letzten Rest sollten wir ihnen direkt mit einer entsprechend zweikampforientierten Spielweise und unserer defensiven Stabilität nehmen. Auch wenn wir der Favorit sind, so muss doch Schalke endlich ein Erfolgserlebnis einfahren. Wir müssen gegen halten und Geduld halten. Fehler minimieren und nicht zu viel wollen. Getreu dem Motto: Auf geht’s Augsburg, kämpfen und siegen!

Der Weg zurück


Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Es ist Anfang Dezember und ich sitze an meiner letzten Kolumne für dieses Jahr. 2020 ist doch irgendwie wieder schnell vergangen. Viel ist passiert. Es wird das Jahr bleiben, dass uns durch Corona in Erinnerung bleiben wird. Viele haben es als ein Horror-Jahr verbucht. Persönlich ist es für mich trotzdem ein positives Jahr. Ich bin erneut Papa geworden. Die Familie ist gesund geblieben. Wirtschaftlich hat es uns nicht getroffen. Glück gehabt. Zumindest bis jetzt.

Was natürlich trotzdem fehlte, waren die Stadionbesuche bei Spielen des FCA. Der spielte zwar, musste allerdings den Klassenerhalt vor leeren Rängen feiern. Manche mögen sagen: schlimm war es nicht, bei dem Fußball, den die Mannschaft zeigte. Ballbesitzfußball ist immer noch nicht unser Ding, auch wenn unser Trainer mittlerweile Heiko Herrlich heißt. Über dessen Missgeschicke ist so langsam Gras gewachsen. Was auch daran liegt, dass Stefan Reuter im Sommer mit Daniel Caligiuri und Rafal Gikiewicz ordentliche Treffer gelandet hat und wir bisher solide gepunktet haben. Daniel Caligiuri ist in diesen Tagen auch Papa geworden. Herzlichen Glückwunsch der jungen Familie und eine schöne erste Zeit zusammen. Genießt es. Zumindest solange bis die ersten Zähne kommen.

Wenn der Last Minute Ausgleich gegen Mönchengladbach nicht dein bester Moment der letzten Wochen war, weil Du Papa geworden bist, dann heißt Du Daniel Caligiuri. (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Die Schlaflosigkeit in der ersten Phase mit Babys schlägt nichts, wenn es um Zermürbung geht. Der Umgang des FCA mit seinen verdienten Spielern kam allerdings in 2020 nahe an diese Erfahrung heran. Daniel Baier hat, nachdem er seinen Vertrag im Februar erneut verlängerte, diesen im Sommer dann aufgelöst. Und seine Karriere beendet. Andreas Luthe wurde zu Union Berlin befördert, nachdem sich Michael Ströll auf einem Fanclubtreffen über den Keeper und andere Spieler ausgelassen hatte. Intern ist dann eben nicht intern geblieben. Die Presse hat die Sau dann gerne durchs Dorf getrieben. Es war die einzige Phase in diesem Jahr, während der der FCA nicht gerade professionell wirkte.

Schade, dass dieser Schatten das Gesamtbild trübt. Denn gerade Michael Ströll war es, der in der Krise vieles richtig machte. Dem FCA war viel daran gelegen, keine Beschäftigen in Kurzarbeit zu schicken und die Krise aus eigener Kraft zu bewältigen. Ein um die andere Aktion wurde gefahren, entweder vom Verein oder der organisierten Fanszene, dem UBT e.V. Bei vielen Aktionen haben Verein und Fans vorbildhaft zusammengearbeitet. In diesem Zusammenhang war auch vereinsseitig immer wieder von Demut die Rede. Und der Dankbarkeit, in diesen Zeiten überhaupt Fußball spielen zu können. Als gegen Dortmund dann doch mal Zuschauer zugelassen waren, wurden alle Karten zum Einheitspreis vergeben. Vorbildlich.

Mit Michael Ströll hatte der FCA im Jahr 2020 einen fähigen Steuermann, der das Schiff auf Kurs gehalten hat. (Foto: Bernd Feil/MIS/Pool via Imago)

Aber was ist der Fußball in diesen Zeiten überhaupt wert? Was nützt der ganze Zirkus, wenn man nicht zusammen mit der eigenen Crew ins Stadion kann? Nicht im 11er die Auswärtsspiele verfolgen kann? Was bringt es schon, wenn man selbst seinem Hobby nicht nachgehen kann und nur die Profis kicken dürfen? Es wird schwer für manchen, sich nach den Restriktionen wieder aufzuraffen und die Playstation in die Ecke zu legen. Die Kinder zu Hause zu lassen und ins Stadion zu gehen. Es werden nicht alle den Weg zurück ins Stadion finden. Und wenn, dann kann man gespannt sein, unter welchen Bedingungen. Werden alle Maßnahmen ausnahmslos zurückgedreht, wenn es z.B. um das alkoholfreie Bier, die personalisierten Tickets oder auch um die Stehplätze geht?

Wer in diesen Tagen Fußball im Fernsehen schaut, so einen dies den überhaupt interessiert, dem geht die Stimmung im Stadion ordentlich ab. Fußball lebt durch das Publikum und verwelkt sonst wie eine Blume, die kein Licht mehr bekommt. Es wird Zeit, dass die Proficlubs die Bedeutung der Fans anerkennen und mehr Mitsprache gewähren. Es wird auch Zeit, dass die Kommerzialisierung in die Breite nicht mehr der Hauptfokus ist, sondern diejenigen, die bei Wind und Wetter jeden Weg auf sich nehmen. Der FCA ist an dieser Stelle immer noch bei weitem keiner der Clubs, die zur Verschärfung der Situation beitragen. Er kann sich den Mechanismen des Geschäfts aber auch nicht entziehen. Gebetsmühlenartige Wiederholungen von Fanseite nutzen nicht und habe bisher zu keinerlei Verbesserung geführt. Eine Initiative wie „Unser Fußball“ verpufft. In riesigen Gremien wird ergebnislos die nächsten Jahre diskutiert. Die Fans, die noch gestern für bedürftige Familien gesammelt haben, schon bald wieder kriminalisiert.

Der Weg zurück wird weit. Ich freue mich auf den Weg zurück ins Stadion in 2021. Auf die gemeinsamen Lieder und die vielen Wiedersehen. Die Auswirkungen der Corona-Krise werden die Clubs noch länger beschäftigen. Die treuen der Fans werden weiter den Weg finden. Zu groß ist die Rolle, die der Fußball in unserem Leben spielt. Unser Fußball! Und bis dahin träume ich weiter, dass uns die Krise den Fußball wieder etwas mehr zurückbringt. Auch wenn der Weg weit bleibt.

2. Advent: Unser Spiel der Hunderttausend

Es ist mir heute eine Ehre, dass Stephan Urban – derzeitiger Host des FC Augsburg Podcasts „Auf die Zirbelnuss“ – seine persönliche Geschichte erzählt, warum er Immer noch Original 1907 ist. Wer seine eigene Geschichte auch teilen und uns damit allen eine Freude machen will, der schreibt gerne eine Email an kontakt@rosenau-gazette.de. Viel Spaß beim Lesen und einen schönen zweiten Advent.

Was ist Original 1907? Für mich ist das der Verein aus den Erzählungen von meinem Vater, wie er Helmut Haller im Rosenaustadion gesehen hat, und wie beim Spiel der Hunderttausend die Leute ins Olympiastadion geströmt sind. Die Flutlichtmasten des Rosenaustadions konnte ich damals noch von meinem Kinderzimmer aus sehen, und auch ein bisschen Träumen dort vielleicht mal Bundesligafußball zu sehen.

In dem immer noch besten Fußballmanager „Anstoss 3“ konnte ich diesen Traum sogar noch ein befeuern, und ein bisschen Walther Seinsch spielen und den FCA in die Bundesliga führen. Natürlich dann noch ein paar Schritte weiter als jetzt, mit Meister-, Pokal- und sogar Champions League Titeln, ebenso wie auch einige Weltmeister aus der eigenen Jugend. Wer damals Anstoss 3 mit User-Files gefüttert hat, konnte den Abstieg vor dem Aufstieg direkt mitverfolgen, in der Originalversion aus dem Jahre 2000 mit leicht veränderten Namen war die Mannschaft, die den FCA repräsentierte noch in der damals viergleisigen Regionalliga. Mit den ersten User-Files, die echte Teams und Spieler einführten, schrumpfte die Regionalliga auf zwei Ligen zusammen und der FCA war auf einmal nicht mehr spielbar.

Vom Dortmund-Fan bis an diesen magischen Ort. Oh, süßer FCA.

Da ich in den Jahren 1996 und 1997 mich begann für Fußball zu interessieren, begann ich meine Fußballfankarriere als BVB-Fan. Mein erstes Spiel im Rosenaustadion war daher auch ein Ligapokalspiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern. Und ich hätte wahrscheinlich den FCA komplett aus dem Blick verloren, wenn nicht in der Bayernliga das damals großartige Radio Fantasy nicht große Werbung für den FCA gemacht hätte. Zwar reichte es da noch nicht zum Stadionbesuch, aber ich verfolgte zumindest die Spiele im Radio, der Zeitung und kurze Zeit später stieg der FCA wieder zurück in die Regionalliga auf, mit im Gepäck die einzige Auszeichnung bis heute: Rekordmeister der Bayernliga.

Danach warf ich auch hin und wieder einen Blick auf den großartigen Liveticker. Bis es eines Tages hieß: „Großer Tag, der FC Augsburg kann gegen den SSV Jahn Regensburg den Aufstieg in die 2. Bundesliga klar machen und das auch noch gleich um die Ecke im Rosenaustadion.“ Und für mich war klar, das musste ich sehen. Also überredete ich meinen Vater und meinen damals besten Kumpel (Bayernfan, dessen Vater sogar ein Sechzger) Karten zu besorgen. Und ein paar Tage später war ich auf einmal bei meinem ersten FCA-Spiel. Das Spiel lief so, wie ich den FCA die nächsten Jahre auch kennen lernen würde: Nicht ganz einfach. Der FCA brauchte lange um in Führung zu gehe. Kurz davor hatte sogar ein Spieler von Regensburg Gelb-Rot gesehen. Es schien als würde alles für den FCA laufen, bis Mark Römer ebenfalls Gelb-Rot sah und der FCA das Zittern bekam. Postwendend kassierte das Team von Trainer Hörgl noch zwei Tore und ich saß ziemlich bedröppelt auf der Gegengeraden im ausverkauften Rosenaustadion.

Den Spruch den viele damals schon vor dem Spiel auf den Lippen hatten: „Typisch Augschburg!“. Denn das können einige vielleicht nicht glauben, aber der Aufstieg des FC Augsburg durch die Ligen bis in die Europa League hat die Stadt und seine Augsbürger verändert. Bis dahin war die Erwartungshaltung, dass man als Augschburger nichts geschenkt bekommt. Eher, dass die Stadt alles noch schlimmer macht. Baustelle, wo man gerade fahren will: „Typisch Augschburg!“, Nervige Ampelschaltung: „Typisch Augschburg!“, vergebener Aufstieg: „Typisch Augschburg!“

Die folgende Saison gönnte ich mir noch keine Dauerkarte, aber einige Einzelspiele. Und siehe da: der FCA stieg auf. In der zweiten Liga angekommen entbrannte dann endgültig meine Liebe für den FCA. Sofort eine Dauerkarte gegönnt und nie wieder abgegeben. Es folgte eine fulminante Premierensaison, die kurzzeitig sogar so aus sah, als würde der FCA direkt in die Bundesliga marschieren. Obwohl es, vielleicht sogar zum Glück, nicht gereicht hatte, hatte die Saison zwei große Highlights, die den überregionalen Medien ein wenig entgingen: Die beiden Spiele gegen den TSV aus München. Für mich natürlich auch die Verbindung zum FCA meines Vaters. Und die Spiele hielten was er versprach: „Da ging’s immer hoch her.“ Und wie! Also in der Liste der großartigsten Spiele sind die beiden auf jeden Fall dabei. Das Hinspiel in der gesteckt vollen Rosenau ging 3:0 aus, die Löwenanhänger rissen beinahe den Zaun zum Spielfeld nieder. Die Polizei lief auf der Tartanbahn auf. Das war mein erstes Spiel, wo die Luft wirklich geknistert hatte.

So sieht jemand aus, der noch Stadien mit Tartanbahn kennt.

Und dann kam in der Rückrunde das Spiel in der Allianz Arena. Die Tickets dafür konnte man Monate vorher schon online bestellen ohne Begrenzung für Augsburger. Der chronisch klamme TSV war bestimmt froh über jeden Euro. Was dann passierte, ist absolut einmalig und wird es in dieser Form nie wieder geben: die symbolische Wiederholung des Spiels der Hunderttausend. Gefühlt halb Augsburg machte sich über die A8 oder per Zug auf in die Landeshauptstadt. Mit im rappelvollen Sonderzug schon Polizisten in voller Montur, natürlich noch mit einem Abstecher über das Verhaspelmoor. Wir, ich mit zwei Kumpels im Gepäck, kamen kurz vor Anpfiff erst ins Stadion, am Platz schon eine Fahne. Der Gästeblock und die zwei Ränge darüber waren als Augsburg-Blöcke gedacht und hatten daher jeweils Fahnen in Rot, Grün und Weiß. Aber von Augsburg-Blöcken zu sprechen untertreibt maßlos. Mehr als das halbe Stadion war in Schwabenhand. Durchs ganze Stadion drangen „AUGSBURG! AUGSBURG!“-Wechselgesänge. Die Stimmung war großartig und die Mannschaft tat ihr übriges. Mit dem 3:0 setze der FCA nicht nur ein sportliches Ausrufezeichen. Nein, für mich war das kein schnödes Ergebnis wie jedes andere. Das war für mich wirklich der Moment, wo mir klar wurde, mit diesem Verein ist ganz Großes möglich. Und ein anderer Gedanke den bestimmt viele unterbewusst hatten: „Wir sind wieder wer.“

Das war wirklich der Anfang vom Ende des Spruchs: „Typisch Augschburg!“ Auch wenn das vielleicht noch nicht bei allen Augsburgern angekommen war. Die nächsten Jahre, die auch teilweise grauenhaften Fußball beinhalteten, zeigten es. Und man schafft das, was der Mannschaft um Helmut Haller verwehrt blieb. Man stieg in die Bundesliga auf. Nicht nur das. Man spielte dann sogar nach zwei hart umkämpften Klassenerhalten großartigen Fußball. Schlug sogar zweimal den großen FC Bayern. Und wurde mit der Europa League belohnt, und das sogar an der altehrwürdigen Anfield Road.

Nach dem Spiel in Liverpool hab ich gesagt: „Das ist der Höhepunkt und geiler wird es nicht mehr“. Ich bin trotzdem noch regelmäßig ins Stadion, habe viele Auswärtsfahrten und Abenteuer erlebt. Und zwischenzeitlich wurde der Fußball wieder grauenhaft. Und ich hab mir in den Jahren unter Manuel Baum ernste Sorgen gemacht und überlegt kürzer zu treten. Und jetzt spielen wir zum zehnten Mal in der Bundesliga und es ist Corona und ich bin seit langem nicht mehr im Stadion gewesen. Und genau jetzt merke ich gerade, wie sehr mir das wirklich fehlt. Denn ich liebe zum einen den FCA, aber zum anderen auch die Leute mit denen ich im Stadion bin. Ein paar ehemalige Arbeitskollegen, aber auch einige Leute die ich sonst nie kennen gelernt hätte. Mir kommen jetzt schon die Tränen beim Gedanken, an das Spiel, wenn auf einmal wieder alle da sind. Meinen Vater werde ich übrigens nicht im Stadion treffen. Nicht weil es im irgendwie schlecht geht, oder so. Nein, weil er es schon lange nicht mehr aushält, da er sich zu oft aufregen muss. Schon seit der zweiten Liga: „Typisch Augschburg!“

1. Advent: Augschburgerin im Exil

29.11.2020. Heute ist der erste Advent. Nachdem Andy uns schon grandios dargelegt hat, warum er einst sein Herz an den FCA verloren hat, darf ich – Irina – heute die „Adventsreihe“ der Rosenau-Gazette fortsetzen. Die nächsten drei Sonntage werden dann weitere Fans über ihre Passion für den FCA berichten. Natürlich ganz stilecht im Ugly Christmas Sweater und mit Glühwein in der Hand. Was gibt’s schließlich schöneres als den FCA in Verbindung mit Plätzchen, Kinderpunsch, warmen Gedanken an den Augsburger Christkindlsmarkt und das Schwelgen in Erinnerungen? Stay tuned!

Im Herzen eine Augschburgerin!

Nun, ich sitze jedenfalls grade hier inmitten des ersten Advents und sinnier‘ über meine Leidenschaft für den FC Augsburg. Viele Bilder ziehen vor meinem inneren Auge vorbei. Inmitten dieser unsteten und hochdynamischen Zeit, Corona hat sich längst als Unwort des Jahres 2020 etabliert, gibt es doch nichts erwärmenderes, als sich die schönen Aspekte des Lebens vor Augen zu führen. Und meine Erinnerungen an den FCA zähle ich hier dazu.

Zum FC Augsburg hab ich eine ganz innige Verbindung und doch ist sie gewissermaßen distanziert. Schließlich lebe ich seit 2014 fast 600 Kilometer entfernt – von der schönsten Stadt der Welt. Meiner Geburtsstadt Augsburg. Hier, in meiner ostwestfälisch-lippischen Wahlheimat, weiß keiner so wirklich was über den FCA. Natürlich kommt unweigerlich und oft die Aussage, dass Augsburg doch irgendwo bei München liegt. Wenn die Leute hier überhaupt wissen, wo Augsburg geografisch einzuordnen ist. Ich darf hier jedenfalls viel Aufklärungsarbeit leisten, so viel steht fest.

Es ist doch schon erstaunlich, dass sich Heimweh und „Patriotismus“ erst mit einer gewissen Distanz oder Zeit der Abwesenheit einschleichen. Vor meinem Umzug war ich einfach auf dem Pass geboren in Augsburg. Heute bin ich stolz, Augschburgerin zu sein. Und bin ganz stolz erfüllt, wenn ich im TV was über meine City höre. Das ist meine Stadt. Und dort ist mein Fußball-Club, der sich langsam, aber sicher, vor vielen Jahren mein Herz erschlichen hat.

Ich selbst spiele, seit ich fünf Jahre alt bin, Fußball. Zufällig, weil ich als Kind aus der örtlichen Ballettgruppe geflogen bin und wegen – nennen wir es leichten Bewegungsdrangs – zum Fußball geschickt wurde. Der Fußballplatz liegt auch ganz zufällig direkt neben dem Grundstück meiner Eltern. Ein Katzensprung quasi. Als Mädchen in den 90ern Fußball zu spielen, das war noch was ganz besonderes. Da war man wirklich froh, dass es in der Nähe eine Mädchenmannschaft gab. Einen Luxus, den ich damals direkt vor meiner eigenen Haustür hatte. Und als eine der wenigen Fußballerinnen damals war man schon ein kleines Einhorn, selten und bewundert zwar, aber auch belächelt. Frauen und Fußball? Für mich seit jeher eine geniale Kombination. Für viele andere (teilweise heute noch) schwer erträglich.

Dieser örtliche Fußballverein hat mich jedenfalls, die viele Jahre aus der Ferne dem FC Bayern rund um Lothar Matthäus die Daumen gedrückt hat, gewissermaßen zum FCA geführt. Eines Tages, ein kalter Tag im Frühling 2005, bin ich mit meinen Fußballmädels ins alt-ehrwürdige Rosenaustadion zu einem Regionalliga-Spiel gefahren. Vor diesem Besuch war ich einige wenige Male im Olympiastadion in München gewesen. Die Rosenau – jeder der diese Spielstätte einmal live miterlebt hatte, war direkt in ihrem Bann gefangen. So hat es auch mich mit damals 13 Jahren gepackt – der kleine FCA, dieses charismatische Stadion, das unzählige Geschichten zu erzählen hatte. Und dazu Spieler, die man zwar lokal kannte, aber national niemand. Ich hab’s sofort geliebt. Ein Quasi-Antagonist zum schillernden FC Bayern. Und dem glamourösen Olympiastadion.

Als der FCA dann erst im zweiten Anlauf den Aufstieg geschafft hat, hatte ich mich schon als Stadiongängerin etabliert. Samstag und Sonntag waren bei mir immer für den FCA und die eigenen Fußballspiele reserviert. Dazwischen gab’s nicht mehr viel, bisschen Schule, ein wenig Familie. Und ich hab quasi nur fürs Wochenende gelebt! Trotzdem hab ich erfolgreich mein Abitur bestanden, in dem Jahr, in dem der FCA in die erste Fußballbundesliga aufgestiegen ist. Und es in die großen Stadien der Republik ging, wie beispielsweise nach Dortmund in den Signal Iduna Park. Leider habe ich da oft Probleme mit der Postleitzahl und sitze nicht immer im Gästeblock. 🙁

Früher ging man entweder ins Stadion oder man hat erst Tage später was über den Ausgang der Partie erfahren. Fußball unterhalb der Bundesliga im TV? Fehlanzeige. Für ein Mädel meines Alters und aus dem Augsburger Landkreis kommend ein schwieriges Unterfangen. Ab und an konnte ich meine Eltern zwar nötigen, mich nach Augsburg zu fahren, doch das waren eher die Ausnahmen und nicht die Regel. Erst als ich 16 war, der FCA ist zwei Jahre vorher in die zweite Fußballbundesliga aufgestiegen, bin ich dann häufiger ins Stadion. Und meine erste Dauerkarte gabs dann quasi mit der Volljährigkeit in meinem Abi-Jahr. Fünf Jahre lang war ich quasi jedes Spiel im M-Block. Bei Wind und Wetter, Kälte und Schnee. Das waren mir die liebsten Spiele! Flutlicht, Montagabend, zweite Liga – geiler Scheiß. Das waren die Momente, über die ich heute am liebsten nachdenke. Wenn’s Stadionbier wärmer ist als die Umgebungstemperatur, dann war Fußball angesagt.

Zu diesem Zeitpunkt, es war der 8.5.2011, stand ich im M-Block, als Michael Thurk zur Eckfahne sprintete. Den Eckball in den Fünfmeterraum zirkelte und Stephan Hain den Ball ins Tor spitzelte. Dann brachen alle Dämme. Rettig und Luhukay sprinteten in die Spielertraube, die das vermeintliche Siegtor feierte. Der M-Block außer Rand und Band, Bier schoss in die Höhe, die Fans hüpften und kreischten unnachgiebig. Und ich mittendrin. Wollte es auf Facebook posten, diesen Moment festhalten. 1. Bundesliga in Augsburg – das ist ein denkwürdiger Tag! Aber wie immer in der damaligen Impuls-Arena- kein Empfang. Was soll’s.

Nach Abpfiff des Schiedsrichters wurde es dann hektisch, der Fanpulk drang aufs Spielfeld und breitete sich dort aus. Mittendrin, wieder ich. Die Kleine aus dem Landkreis, total verirrt auf dem grünen Rasen. Die dann in völliger Euphorie Jos Luhukay auf die Schultern sprang, ihn herzte und sich tausendmal bedankte – für diesen Moment. Für die Sensation. Bei der Rückfahrt mit der Tram zum Hauptbahnhof hab ich gelacht wie noch nie und abwechselnd geweint, wie beim ersten Herzschmerz. Das ist halt der FCA. Das ist diese sagenhafte Passion, man weint mit, man lacht. Es kann einem nicht egal sein, was dieser Club macht. Man hängt irgendwie mit drin.

Was ich mit diesem Club, mit diesem Verein und der Familie der Fans so alles erleben durfte – das ist unbeschreiblich. Die ersten zwei Saisons in der Bundesliga, dieses immer ganz knappe „Nicht-Absteigen“. Ein erster Vorgeschmack des Herzinfarkts. Permanent im Krisenmodus zu sein und doch entspannt zu bleiben, das beschrieb damals wie auch heute den FCA. Als wir dann 2014/2015 die Europa League klar machten, war das quasi die Meisterschaft für mich. Der FCA in Europa, da kennt uns #keinesau. Noch schlimmer, als wenn ich hier in Ostwestfalen vom FCA spreche, ich schwör’s.

Jedenfalls hatte ich meine schönste Auswärtsfahrt nach Alkmaar, Holland, im Jahr 2015. Es war der 3. Spieltag der laufenden Europa-League-Saison. Nach verfrühtem Feierabend am Donnerstag, dem 22.10.2015, wurde der örtliche Supermarkt geplündert, meine zwei besten Freunde und eine Arbeitskollegin mit dem Auto abgeholt und die Segel gen Holland gehisst. Von mir, die damals dann schon in Ostwestfalen lebte, ist man schnell in Holland. 3 Stunden, 4 Bier und 2 Staus später sind wir jedenfalls in Alkmaar angekommen. Traum von Amsterdam wurde während des Fußmarsches spontan zu Traum von Alkmaar umgedichtet. Geilstes Feeling, international.

Der FCA hat genialer Weise noch mit 1:0 gewonnen und meine Truppe und ich – wir waren in einer örtlichen Kneipe. Ich habe meinen FCA Schal gegen den Alkmaar Schal des holländischen Kneipen-Wirts getauscht. Heute hängt der FCA Schal in der Fußballkneipe in Alkmaar neben einem AC Mailand und einem FC Barcelona Schal. Das ist Fußball, das ist Europapokal. Das war ein magischer Abend. Und er war noch lange nicht zu Ende, denn es ging am selbigen Abend noch weiter nach Amsterdam, den Sieg feiern. Ich hab’s gefühlt damals, ich fühle es jetzt. Leidenschaft, Nostalgie und ganz viel Sehnsucht. Ob ich nochmal was derartiges erleben darf mit unserem FCA? Ich hab auf jeden Fall den Urenkeln bald mal viel zu erzählen. Und darauf bin ich stolz. Das ist Original 1907!

Heute bin ich älter, weiser und kritischer mit dem FCA. Ihr lest es öfter hier in der Rosenau Gazette. Ich bejubel‘ nicht mehr jede Aktion und laufe nicht blind hinterher. Hinterfrage auf der einen Seite und lobe auf der anderen. Der Verein ist nicht mehr der kleine Underdog irgendwo aus dem Süden der Nation. Sondern ein gestandener Bundesligaverein. 10 Jahre in Folge, das ist kein Scherz – es ist Realität. Es macht mich stolz, damit aufgewachsen zu sein. Ein Teil davon zu sein und so viel miterlebt zu haben. Gute wie auch schlechte Zeiten. Ich freue mich, wenn ich irgendwann meinen Kindern kitschige FCA Strampler anziehen darf. Und mein Kind dafür rügen werde, wenn es kein FCA Fan werden sollte – nicht, dass diese Option überhaupt bestünde 🙂

Warum ausgerechnet ich ein Augschburger Original bin? Ich bin mit Augsburg heute verbundener als früher, als ich vor Ort war. Ich verfolge aufmerksam die Entwicklung der Stadt, des Landkreises und meines Herzensclubs. Freue mich immer noch wie ein Kind auf die Bundesligaspiele meines FCA, das zehnte Jahr in Folge mittlerweile. Das ist so geil, weil es so „unerwartet“ ist. Und immer noch unfassbar. Diese Dankbarkeit erfüllt mich von Zeit zu Zeit, auch das macht mich zum Original, denn jeder der es mit dem FCA schon länger hält, ist absolut dankbar für die Möglichkeit, Jahr für Jahr Bundesliga zu spielen. Beim FC Bayern anstatt bei Wehen-Wiesbaden. Es ist auch mal ganz schön zu wissen, dass viele Vereine gerne mit uns tauschen würden. Und wir in uns – ungeachtet von Corona – sportlich in einer ganz tollen Lage befinden.

Mittlerweile haben wir Fans aus aller Herren Länder. Und ich weiß, ich hab die Augsburg DNA, weil ich viele abwechslungsreiche Zeiten mitgemacht habe und doch dem FCA treu geblieben bin. Ich geh immer noch am liebsten mit Freunden ins Stadion, trink ein gutes Stadionbier und freue mich über jeden Punkt in der Bundesliga. Ich verteidige diesen Club – auch wenn’s manchmal sinnlos ist und mir die Argumente ausgehen. Bin tieftraurig nach Niederlagen. Kann mir ehrlich nicht helfen, das Wochenende ist dann immer versaut. In Diskussionen gebe ich mein Herzblut für den FCA.

Tobi Werner ist immer noch der größte für mich – das Trikot mit der Nummer 13 hängt im Schrank und ich habe diese ultimative Sehnsucht, gerade in kontaktlosen Zeiten wie Corona, nach Menschen im Stadion und nach glorreichen Auswärtsfahrten. Das sind die wirklich magischen Momente. Das sind die Momente, die jetzt euer Herz erfüllen, wenn Corona mal wieder auf die Stimmung drückt. Und die ihr euch im Geiste unter den Weihnachtsbaum legt. Neben Gesundheit für eure Liebsten.

Bleibt gesund, Leute. Folgt den Regeln. Genießt den Advent. Bleibt Originale und lasst euch die Liebe für den FCA nicht nehmen. Nicht durch schlechte Zeiten. Auch nicht durch schlechte Publicity. Und schon gar nicht von Karl-Heinz Rummenigge. Keep calm und support FCA. Ich tu’s.

Ist der Lack ab?

Immer wieder erfreue ich mich über Entwicklungen rund um den FCA. Es entscheiden sich gestandene Bundesligaspieler wie Strobl und Caligiuri sich unserem Verein anzuschließen. Und spielen dann – zusammen mit dem Rest des Teams – während des ersten Saison-Viertels so gut, dass die Abstände nach unten komfortabel sind. Der FCA steht wirtschaftlich auf soliden Füßen und es geht zumeist ruhig zu. Die Fans, die sich im Verein Ulrich-Biesinger-Tribüne e.V. (UBT) organisiert haben, tuen weiter gutes. Unter anderem haben sie einen Fitnessraum für Ex-Häftlinge mit Sportgeräten ausgestattet. Der FCA ist kein Verein in einem Dauerkrisenmodus (wer würde hier gerade nicht an Schalke 04 denken). Alles toll, oder nicht?

Ich will mal mit einer Meldung zum Engagement der UBT starten. Vorweg: ich halte das Engagement der UBT für vorbildlich und inspirierend. Die UBT zeigt, dass es beim Fußball um mehr geht als nur das Sportliche. Sie zeigt auch, wie Fußballfans in der allergrößten Mehrheit sind: eben keine Krawallmacher und Rowdies. Und nun kommt der FCA ins Spiel, der das Engagement der UBT für die eigene Außendarstellung auf der Webseite nutzt. Bevor dann in der Meldung ein Vertreter der UBT zu Wort kommt, ist es FCA-Geschäftsführer Michael Ströll, der feststellt: „Wir wollen da möglichst im Hintergrund bleiben, aber wir unterstützen die Fans bei diesen Aktionen gerne“. Deswegen musste Ströll wohl auch mit aufs Foto und nimmt dort – im Vordergrund – am meisten Raum ein. Na klar.

Michael Ströll stellt die nächste Marketing-Kampagne vor und es wird weiter das Image poliert. (Foto: kolbert-press/Christian Kolbert)

Diese Aktion und wie sie für die Darstellung nach außen genutzt wird, passt momentan ganz gut in die allgemeine Gemengelage des Vereins. Wir sind im zehnten Jahr in der Bundesliga und der besondere Charme des FC Augsburg ist verflogen. Das „Anfield auf dem Lechfeld“ ist eine Erinnerung. In diesen Zeiten darf niemand ins Stadion und auch vorher waren die Gänsehautmomente weniger geworden. Wenn es um Vereine geht, die öffentlichkeitswirksam an Konzepten arbeiten, um ihre Fans wieder ins Stadion zu bekommen, dann ist vom FCA nichts zu hören. Da mag man vom Vorschlag der Unioner halten, was man will, aber die Absicht dahinter ist sehr deutlich. Fußball ohne Fans ist nicht dasselbe und Union versucht das Problem – zugegeben auf peinliche Art und Weise – zu lösen. Beim FCA herrscht derweil Stille.

Stille ist ein gutes Stichwort. Insgesamt ist die Kommunikation des Vereins mit der Öffentlichkeit weniger geworden. Spieler und Verantwortliche geben gefühlt weniger Interviews. Nachrichten werden zuerst durch den Verein und seine Social Media Kanäle verbreitet, bevor Pressemitteilungen versandt werden. Dazu gibt es Exklusivinterviews und gute Laune Videos auf Youtube. Kritische Fragen sind bei diesen Interviews nicht zu erwarten. Der FCA ist auf diesem Weg kein Einzelfall. Er ist allerdings auch keine positive Ausnahme. Und diese liebenswürdige Authentizität früherer Jahre ist verloren gegangen.

Zdenko Miletic in 2006 als er in der zweiten Bundesliga für den FCA noch aktiv auf dem Rasen war. (Photo by Volker Dziemballa/Bongarts/Getty Images)

Und so geht in diesen Tagen die Suche weiter, nach dem, was unseren Club besonders macht. Der Umgang mit dem eigenen Personal ist es mit Sicherheit nicht. Da gibt es die Personalrochaden auf der Torhüterposition als auch den Umgang mit den langjährigen Führungsspielern. Nun kann von uns niemand die Kompetenzen von Zdenko Miletic beurteilen, da wir das Torwarttraining beim FCA nicht mitbekommen. Über viele, viele Jahre wurde Miles Arbeit allerdings zumindest öffentlich nie in Frage gestellt und auch Stefan Reuter hat bei allen Trainerwechseln immer an ihm festgehalten. Dieser Abschied im Stillen widerspricht nun zum letzten Saisonende dem Gedanken der FCA-Familie, der öffentlich immer gern so hoch gehalten wurde. Wenn Mile nicht Teil dieser Familie ist, wer ist es dann?

Insgesamt bedrückt mich diese Entwicklung. Der FCA stach für mich über viele Jahre heraus aus der grauen Masse des Bundesliga-Kommerzes. Wir waren David im Kampf gegen viele Goliaths. Das sind wir nicht mehr. Die Rolle des Davids haben Armina Bielefeld, der SC Paderborn oder Union Berlin übernommen. Neben der sportlichen Rolle ist allerdings auch neben dem Platz etwas verloren gegangen. Das ist vielleicht auch gar nicht so neu.

Rasen und Beton drum herum. Das Besondere geht mittlerweile ab. (Foto: Marcel Engelbrecht/firo Sportphoto/POOL)

Mehr und mehr scheint diese Entwicklung allerdings vielen bewusst zu werden. Die Kommentare von anderen Fans in den sozialen Medien zeigen doch eine große Ernüchterung. So wird längst nicht mehr nur über Sportliches gemotzt, wenn gegen Gladbach kein Offensivfeuerwerk gezündet wird. Der Lack ist nämlich nicht ab. Das war er in Augsburg lange Jahre. So liebten wir unseren FCA. In der Zwischenzeit wurde das Gefährt grundsätzlich neu lackiert. Es ist nicht mehr alles nur rot-grün-weiß. Auch neongelb als Trikotfarbe und farbangepasste Logos auf den Logos haben sich eingeschlichen. Es verkauft sich besser. Und es wird andauernd poliert. Man schaut, dass man ja nirgends aneckt. Ecken und Kanten und die ein oder andere Macke machen diesen Verein aber doch erst zu dem, was er ist. Machten ihn zumindest zu dem, was er einmal war. Wenn man heute zusammen mit anderen Vereinen von Kalle Rummenigge abgewatscht wird, dann liegt das nicht an den krassen Forderungen, sondern am Irrwitz des Bayern-Verantwortlichen.

Und so kann auch das gute erste Saison-Viertel nicht über die Probleme hinwegtäuschen. Im Gespräch mit der Rosenau Gazette bestätigte Mario Riedel von der Ulrich Biesinger Tribüne e.V., dass viele Fans den Verein gerade in der jetzigen Phase kritisch beurteilen. „Es steht zu sehr das Wirtschaftliche im Vordergrund.“ stellt Riedel fest. „Dazu fehlen im Verein die Mitsprachemöglichkeiten für die Fans.“ Gerade in der jetzigen Phase könnte der Verein Impulse abseits des Platzes setzen. Alleine, wer würde denn noch Kampagnen fahren, wenn keine Fans ins Stadion gelockt werden müssen. Der, der „Ugly Christmas Sweater“ oder Fanartikel in der rot-grün-weißen Woche verkaufen will. Es ist einfach nur schade. Denn es gibt so vieles, was den FCA immer noch toll und besonders macht. Und das sollten wir alle zusammen ausbauen. Ebend „Immer noch Original 1907„.

Immer noch Original 1907

Am letzten Samstag habe ich an dieser Stelle die T-Shirt Aktion 2020 gestartet. Auf dem Shirt steht „Immer noch Original 1907“. „Original 1907“ ist vielen Fans in Augsburg ein Begriff. Jede, die in Augsburg mal im Stadion war, hat das Banner zumindest schon mal unterbewusst wahrgenommen. „Original 1907“ steht auf einem großen Banner, hinter dem sich die gesamte Ulrich Biesinger Tribüne versammelt. Schon so lange, dass „damals“ als man angefangen hat, sich hinter diesem Banner zu versammeln, die Tribüne noch nicht nach Ulrich Biesinger benannt war und der M-Block sich noch im Rosenaustadion befand.

Ungefähr so lang, wie dieses Banner schon am Zaun hängt, ist meine Reise mit dem FCA mittlerweile. Nach sporadischen Besuchen vor dem Sommer 2006 und dem Aufstieg in die zweite Bundesliga, habe ich meinen Spaß am Besuch von Fußballspielen während der WM wiedergefunden. Ich hatte das Vergnügen in München am WM-Spielort zu arbeiten. Die Atmosphäre aufzusaugen. Die verbindende Energie von Fußball zu erkennen. Es war nicht nur ein Slogan. Es war „die Welt zu Gast bei Freunden“. Mit reichlich Bock auf Fußball, war die Dauerkarte im M-Block der logische nächste Schritt. Quasi ein erster Schritt.

Seit vielen Jahren ist „Original 1907“ immer dabei. Zumindest in meinem Leben. (Foto: Imago)

Und so viele weitere erste Schritte sollten für den FCA und für mich folgen. Wenn ich jetzt aus der Erinnerung wüsste, welches das erste Auswärtsspiel war. München wäre logisch. Es könnte aber auch Fürth oder Mainz gewesen sein. Auswärts war immer Abenteuer. In Fürth haben sich Augsburger mit Augsburgern geprügelt. In Mainz habe ich beim ersten Mal nicht mitbekommen, wie nach dem Spiel eine Fahne abhanden kam. Bei den nächsten Malen war dann immer klar, dass es in Mainz „besonders“ war. Marc Prettenthaler hatte dort mal einen guten Tag. Und es war gut, so lange es noch am Bruchweg war. Nicht alles ist besser geworden.

2011 endete dann das Abenteuer 2. Liga und die Sensation Bundesliga begann. Nach einem ersten Jahr, in dem alleine der Klassenerhalt eine Sensation war, haben Stefan Reuter und Markus Weinzierl erst angefangen Träume zu ermöglichen und dann erfüllt. Aber erst nachdem Sascha Mölders mit seinen Toren mit vielen möglichen Körperteilen und ein gehaltener Elfmeter von Manninger das dritte Jahr überhaupt erst ermöglicht hatten. Das war insgesamt die Phase, in der sich viele Neue hinter dem Banner „Original 1907“ einfanden. Die Jahre in denen es sehr einfach war, Fan des FC Augsburg zu sein. Jeder Teil des Spektakels sein wollte. Kaum jemand nach Wolfsburg fuhr, aber alle nach Liverpool wollten. Augsburg wer war in Deutschland. Und Europa. Mehr als #keineSau.

Nach den Höhepunkten kam nun in den letzten Jahren die Ernüchterung. Vom Augsburger Anfield hat man auch vor Corona schon nicht mehr gelesen. Der Zuschauerschnitt ging insgesamt nach unten. Das Team spielte nicht mehr so inspiriert. Trainer kamen und gingen. Wir haben in diesem Bereich immer noch nicht die Frequenz anderer Bundesligaclubs erreicht, aber wir holen auf. Und der FCA an sich ist schlicht die Graue Maus der Bundesliga geworden. Bevor Rummenigge nun den FCA nicht eingeladen hatte, kann ich mich nicht erinnern, wann der Verein das letzte Mal an irgendeiner Stelle angeeckt wäre.

Gerade in diesen Zeiten, in denen Fans ihre Teams nicht im Stadion unterstützen können. Zeiten, in denen man sich manchmal fragt, welche Bedeutung den Fans von Verantwortlichen im Fußballbetrieb zugestanden wird. In diesen Zeiten ist der Slogan auf den T-Shirts ein Zeichen. Es ist das „I’ll be back“ des treuen Fußballfans, der zurückkommt, wenn er wieder darf. Den man auch in diesen Zeiten nicht los wird. Nicht den Jubel. Und auch nicht die Kritik. Ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, dass dieser Verein klare Kante gegen rechts setzt. In keinster Weise diskriminierend handelt. Minderheiten unterstützt und nicht ausgrenzt. Bunt ist. Laut ist. Spaß macht. Auf und neben dem Platz.

Insgesamt ist aber auch klar, dass auf Grund der Historie jeder „Original 1907“ anders für sich interpretiert. Meine Identität als Fan besteht aus vielen, vielen Puzzleteilen, die ich hier nur anreißen kann. Ich stelle mir manchmal die Frage: Ab welchem Punkt würde ich mich nicht mehr hinter diesem Banner sehen? Es waren immer die Kontakte mit anderen FCA Fans, die dem ganzen eine besondere Bedeutung gegeben haben. Gemeinsame Besuche von Spielen mit der Familie, das erste Mal mit der Tochter, die Auswärtsfahrten, Telefonate und Podcastaufnahmen. Dabei habe ich versucht seit einiger Zeit etwas zurück zu geben, erst für Simon, dann für den bunten Kreis und das Grandhotel Cosmopolis. Jetzt für Queerbeet e.V.

Taten statt Worte – dieser Beitrag ist ein Versuch in diese Richtung (Foto: Imago)

Indem wir jetzt genau dieses „Original 1907“ auf die Shirts gepackt haben, wollen wir es ehren und weiter hervorheben. Es in seiner Wirkung verstärken. Ich hoffe, dass versteht niemand falsch. Wenn dem so ist, dann tut es mir leid. Falls die Aktion euch taugt, kauft euch im Shop ein Shirt, ansonsten könnt ihr hoffentlich einfach damit leben. Vielleicht ist dieser Blog schlicht der komische Onkel der FCA Familie. Gerade wenn man sich unser Team anschaut, dann haben hier Fans eine Heimat gefunden, die einen weiten Weg nach Augsburg haben. Mit ihren Fantum auf diese Weise umgehen.

Wir grenzen dabei niemanden aus. Indem wir gerade nicht eine Definition vorgeben, sondern jede für sich bestimmen kann, was sie mit „Immer noch Original 1907“ verbindet. Jede hat so eine Möglichkeit eine eigene Auslegung zu finden. Ich habe in der Zwischenzeit andere FCA Fans gebeten, aufzuschreiben, was sie damit verbinden, Fan des FC Augsburg zu sein. Sich als „Immer noch Original 1907“ zu sehen. Ein paar Geschichten werden so in den nächsten Wochen hoffentlich folgen. Wer an dieser Stelle gerne ihre eigene Geschichte teilen will, die schreibt doch gerne eine Email an kontakt@rosenau-gazette.de. Hoffentlich finden sich in Zukunft viele von uns hinter diesem Banner. Und treten für die Werte ein, die wir alle damit verbinden. Tun gemeinsam als Fußballfans manchmal etwas gutes. Ich habe es mit dieser Aktion zumindest mal wieder versucht.

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