TGIF: Bremer Stadtmusikanten vs. Augsburger Puppenkiste

Heute ist Freitag, der letzte Arbeitstag der Woche und spätestens in vier Stunden geht’s an die Stechuhr und ich hab‘ Feierabend.  Jawollja! Wie mir geht’s da wohl noch etlichen anderen Arbeitnehmern, die sich schon zu Arbeitsbeginn klammheimlich aufs Wochenende freuen. Hoch die Hände, Wochenende, FCA, ole ole. und #TGIF – all diese Slogans haben eins gemeinsam: Die Vorfreude auf zwei arbeitsfreie Tage nach einer intensiven Arbeitswoche. Und was gibt’s da schöneres als seinen Gelüsten zu frönen, den Hobbies nachzugehen und mit der eigenen Clique abzuhängen? (Richtig: Nix! 😂 ) Für mich bedeutet Wochenende ja immer Bundesliga-Zeit. Und natürlich FCA-Zeit. Auf das Spiel meiner Augschburger fieber‘ ich quasi die ganze harte Arbeitswoche hin. Umso schöner, wenn der FCA dann auch noch punktet und das Wochenende komplett super wird. Wenn da das Wörtchen wenn nicht wär… und der SV Werder Bremen.

Immer wieder samstags!

Also, immer wieder samstags spielt der FC Augsburg in der 1. Fußballbundesliga. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Anhänger aus Hannover, Kaiserslautern und von 1860 München sind an dieser Stelle nun vor Neid erblasst und würden sicherlich gerne mit uns tauschen. Daher hab ich nicht nur eine gewaltige Vorfreude auf das Wochenende und auf den FCA allgemein – sondern auf das 9. Jahr Bundesliga in der Augsburger Vereinsgeschichte.

Ein unfassbares Privileg, wenn man mal intensiver drüber nachdenkt. Ganz demütig werde ich, wenn ich einmal kurz Revue passieren lasse, was wir in 9 Jahren Glanz & Gloria erlebt haben. Fast-Abstieg, Fast-EL, Erstmalige EL-Teilnahme und so weiter. 2020 soll nun also das Jahr der Augsburger werden und wir wollen frühzeitig nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben. Ob das wohl so einfach wird? Nach den jüngsten Auftritten sind sich da nicht mehr alle so sicher in Datschiburg, wie noch am Ende der Hinrunde.

Facts, it’s all about facts

Der Gegner möchte uns das Leben morgen ab 15:30 Uhr jedenfalls so schwer wie möglich machen. Die launische Diva aus Bremen ist zu Gast im beschaulichen Bayerisch-Schwaben. Selbst arg mit akuten Abstiegssorgen gebeutelt, versucht man den Fisch aus der Weser – pardon – den Kopf aus der Schlinge zu ziehen und hat mit Kevin Vogt einen alten Augsburger Bekannten aus Hoffenheim loseisen können. Der Abwehrhüne soll die mit Verletzungspech geplagte Defensivreihe der Werderaner verstärken. Aktuell stehen die Grün-Weißen mit 17 Punkten aus 19 Spielen auf dem Relegationsplatz. Nicht zufriedenstellend für einen ambitionierten Traditionsclub wie dem SVW. 

Ruben Vargas: Durchbruch gegen Bremen
Als Ruben Vargas am 01.09.2019 in Bremen sein zweites Tor erzielte war spätestens klar, was wir im Sommer für ein großes Talent verpflichtet hatten (Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Martin Schmidt, der Augsburger Trainer, bezeichnet den Gemütszustand seiner Spieler inklusive seiner selbst als „wütend“.[1] Denn drei Niederlagen in Folge sind so gar nicht nach dem Geschmack des Schweizers. Und überhaupt, nachdem man die Hinrunde erstmal zu zwei Dritteln verpennt hat und sich dann akuter Sorgen nur durch ein fabulöses letztes Drittel entledigt hat – ist diese Niederlagenserie natürlich jetzt ärgerlich. Und genauso erwartbar wie unnötig. Die Winterpause kam den Augsburger Kickern jedenfalls nicht unbedingt zu Gute. Schmidt selbst weiß, dass die Partie gegen die Werderaner also kein Selbstläufer wird.[2] 

Am 01.02.2020 kommt es nun also zum 17. Aufeinandertreffen zwischen FCA und SVW in der Bundesliga. Hierbei ist die Bilanz ziemlich ausgeglichen bei 8 Augsburger-, 7 Werder-Siegen sowie 2 Unentschieden. Während unser FCA in den letzten 10 Spielen starke 5 Siege erkämpfen konnte, stehen für die Bremer sage und schreibe 6 Niederlagen zu Buche.  Das Hinspiel zwischen den beiden Clubs ging 3:2 für Bremen aus. Ärgernis der Partie war der Feldverweis für Rechtsverteidiger Stephan Lichtsteiner. Neuzugang Ruben Vargas zeigte erstmals seine offensiven Qualitäten und traf doppelt.

Funfact am Rande:  Ein torloses Remis gab es noch nie!

Unser Gegner: Der SV Werder Bremen– Lebenslang Grün-Weiß.

Mit Bremen kommt der Dritte der Ewigen Tabelle und viermalige Deutsche Meister nach Augsburg. Seit 39 Jahren spielen die Grün-Weißen in der 1. Bundesliga – Chapeau. In Sachen Ligazugehörigkeit und Konstanz sind sie definitiv Vorbild für den FCA. Viele unruhige Jahre liegen hinter dem erfolgreichsten Bremer Verein. Gut aufgestellt ist man mittlerweile in der Chefetage mit Ehrenspielführer Baumann und dem Münsteraner Klaus Filbry. Auch die ehemaligen Werder-Spieler Clemens Fritz und Marco Bode bekleiden wichtige Positionen im Verein. Ob Florian Kohlfeldt seine Tätigkeit genauso lang wie Rehhagel und Schaaf ausüben darf? Fraglich.  Denn Statistiken – wie kein einziges Zu-Null-Spiel in der Hinrunde und die Schießbude der Liga mit 41 Gegentoren –  werfen Fragen auf. 

Bremer Sorgen sind Augsburger Freud‘

Einziger Lichtblick: Während der FCA in der Rückrunde auf den ersten Punkt wartet, hat Bremen beim Rückrundenauftakt gegen Fortuna Düsseldorf direkt dreifach gepunktet.  Werder Bremen konnte im DFB-Pokal überwintern und trifft im DFB-Pokal-Achtelfinale am kommenden Dienstag auf Borussia Dortmund.  Vielleicht ist die Konzentration am Samstag in Augsburg dann nicht so groß? Wer weiß, wer weiß.

Offenbar fahren die Bremer ziemlich dezimiert nach Augsburg, denn mit Ex-FC Augsburg Spieler Langkamp, Selassie und Augustinsson fallen wichtige Stützen in der Defensive aus.  Mittelfeldspieler Bargfrede kann ebenfalls sicher nicht spielen.[3]  Marco Friedl muss hingegen vom Spielfeldrand zusehen –  dank 5. gelber Karte und der damit verbundenen Sperre. Kapitän Moisander kehrt nach abgesessener Gelb-Rot-Sperre wieder in die Anfangsformation zurück. Die Bremer haben mit Rashica einen der schnellsten Bundesligaspieler in ihren Reihen und in Jiri Pavlenka einen sehr sicheren Rückhalt.

Kevin Vogt: neu bei Bremen
Neue Farben, bekanntes Gesicht: nachdem er in Hoffenheim diese Saison weniger zum Einsatz kam, welchselte Kevin Vogt nun im Winter vorerst nach Bremen. (Photo by Stuart Franklin/Bongarts/Getty Images)

In der Defensive stehen mit Kevin Vogt und Ömer Toprak starke Innenverteidiger zur Verfügung. Mit Nuri Sahin, den Eggestein-Brothers, dem Ich-hab-die-Haare-schön Mittelfeldspieler Davy Klaassen sowie Bittencourt weist Bremen große Qualität im Mittelfeld auf.  Der ewige Claudio Pizarro treibt auch im Jahre 2020 noch sein Unwesen in den gegnerischen Abwehrreihen. Die Augsburger Abwehrspieler sollten sich warm anziehen.  Gut auch für den FC Augsburg, dass den SVW weiterhin Personalprobleme plagen. Die Bremer Führungsriege beschäftigt sich derzeit mit einem neuen Stürmer, aber konnte noch niemanden vermelden respektive verpflichten.[4]

Die voraussichtliche Aufstellung der Bremer sieht folgendermaßen aus:
Pavlenka - Toprak, Vogt, Moisander - Goller, Sahin, Bittencourt - M. Eggestein, Klaassen - Rashica – Sargent

Quo vadis, FCA?

Beim FCA sieht es danach aus, als hätte sich Andre Hahn nach seinem unglücklichen Auftritt gegen Union direkt wieder aus der ersten Elf rotiert. Eduard Löwen oder Freddy Jensen könnten in der Zentrale seinen Platz einnehmen. Ein interessanter Aspekt wird sein, ob Schmidt auf Jedvaj als Rechtsverteidiger setzt. Oder eher den routinierten Lichtsteiner bevorzugt. Jedvaj hatte ebenfalls einen rabenschwarzen Tag erlebt, der Kroate spielt der eigenen Aussage nach aber auch wesentlich lieber im Innenverteidiger-Verbund.  Gespannt bin ich persönlich auch, ob Finnbogason schon eine Option für die erste Elf ist und sich Martin Schmidt dem Experiment mit zwei Stürmern wieder annähert. Dies ist sicherlich abhängig vom Fitnesszustand des Isländers.

Lichtsteiner: Einsatz gegen Bremen?
Über Stephan Lichtsteiner wurde diese Woche viel berichtet: vor allem über seine Bedeutung abseits des Platzes. Darf er diese Woche wieder auf dem Feld helfen? (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Der noch angeschlagene Cordova und der für die Olympia-Quali abgestellte Iago fehlen ebenso wie Stürmer Julian Schieber. Letzterer laboriert an einer hartnäckigen Wadenverletzung. Zudem wurde heute bekannt, dass Mads Pedersen nach Zürich ausgeliehen wird für die Rückrunde. Martin Schmidt hat alles in allem trotzdem mal wieder die Qual der Wahl. Und derzeit wenig verletzte Spieler zu beklagen.

Gegen Union agierte die Truppe um Kapitän Daniel Baier offensiv kopflos und fahrig, defensiv ließ der FCA zu viele Chancen des Gegners zu. Oft ließ man sich abermals zu individuellen Fehlern hinreißen (Koubek, Jedvaj, Hahn). Diese Punkte müssen schleunigst verbessert und optimiert werden, sonst droht der nächste Punktverlust gegen einen direkten Konkurrenten.

Ich würde darauf tippen, dass die FCA Startformation gegen Bremen folgendermaßen aussieht:
Koubek - Jedvaj, Gouweleeuw, Uduokhai, Max - Khedira, Baier - M. Richter, Löwen, Vargas – Niederlechner

So sieht es übrigens auch der Kicker.[5]

Was macht eigentlich – Torsten Oehrl?

Der nahe Coburg geborene Torsten Oehrl, heute 34 Jahre alt, hat sowohl für den SV Werder Bremen (2008 -2010) als auch für den FC Augsburg (2010-2013) gespielt. Ich erinnere mich noch sehr gut an seinen Seitfallzieher im Jahr 2010 gegen den FSV Frankfurt – das Tor wurde damals zum Tor des Monats Dezember von den Zuschauern der Sportschau gewählt.[6]  Eine Tormaschine war er beim FCA wahrlich nicht (nur 7 Bundesligatore).

Thorsten Oehrl feiert eines seiner seltenen Bundesligatore gegen Hertha BSC Berlin am 25. Februar 2012 mit – natürlich – Daniel Baier. (Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Auch bei den Bremern hatte er zu kämpfen, denn dort hat er den Durchbruch nicht geschafft in der Bundesliga und kam zumeist nur in der 2. Mannschaft zum Zuge. Bis 2017 hat Torsten Oehrl noch aktiv Fußball gespielt, beim FC Bayern II in der Regionalliga. Seit 2018 ist er vornehmlich Trainer, zuletzt beim Bezirksligisten FC Oberhaid (Aus im Oktober 2018). [7] Der gelernte Industriekaufmann blickt jedoch stolz auf seine FCA-Zeit zurück und sagte einst im Interview: „Das war mit die coolste Zeit“.[8]

Tipps der Redaktion

·        Irina: Ich bin zwiegespalten. Mein euphorisches Ich sagt, dass wir das wuppen und mit 2:1 gewinnen, da wir frei und frisch aufspielen. Mein leicht pessimistisches FCA-Gemüt jedoch gewinnt derzeit häufiger die Oberhand und munkelt, dass es eher in Richtung eines glücklichen Remis geht.

·        Andy: Mein Tipp ist ein 3:1 für den FCA. Überzeugend zurück in die Erfolgsspur gegen schlechte Bremer.

·        Sebastian: Wildes 3:2, Hauptsache zurück in die Erfolgsspur


[1] https://fcaugsburg.de/wns/schmidt-dreier-in-dieser-direktbegegnung-waere-unglaublich-wichtig/

[2] Ebd.

[3] https://www.werder.de/aktuell/news/profis/20192020/personal-update-vor-augsburg-30012020

[4] https://www.ndr.de/sport/fussball/Bundesliga-Werder-Bremen-in-Augsburg-In-Ruhe-punkten,werder12392.html

[5] https://www.kicker.de/4588835/spielinfo/fc-augsburg-91/werder-bremen-4

[6] https://www.sportschau.de/sendung/tdm/archiv/chronik10er/dezember2010tdm100.html

[7] https://www.focus.de/regional/bayern/bamberg-torsten-oehrl-legt-traineramt-in-oberhaid-nieder_id_9732062.html

[8] https://www.infranken.de/regional/forchheim/sport/torsten-oehrl-ein-profi-im-spielkreis;art291,3219032

„Babylon Berlin“

Als der FCA am Samstag in Köpenick den Samstag gemütlich ausklingen ließ, boten die Verantwortlichen des anderen Berliner Bundesligavereins bei ihrem Auswärtsspiel in Wolfsburg derweil einmal mehr einen kuriosen Anblick. Ein breites schwäbisches Grinsen zierte das Gesicht des neuen Berliner Hoffnungsträgers und mit ihren überdimensionierten Camouflage Daunenjacken wirkte der Trainerstab wie eine ironische Anspielung auf das aktuell 11Freunde Cover in Bling-Bling Optik. Eine Szene wie aus der Großraumdisko. Nur leider ist die Hertha im Jahr 2020 weit entfernt von jeglicher Selbstironie.

Rhetorische Blutgrätschen

Die Ankündigung, dass sich ein Investor mit einem dreistelligen Millionenbetrag bei der Hertha einkaufen und den Hauptstadtclub zu einem Spitzenverein in Europa machen wolle, ist mittlerweile auch einige Tage alt. Dem Investorengeld folgte mittlerweile Jürgen Klinsmann als Trainer, der den glücklosen Ante Covic ablöste. Klinsmann wurde bereits vom Investor in den Aufsichtsrat geholt und auch die kurzfristige und kurzzeitige Lösung als Trainer war im Sinne des Mäzen. Jürgen und Lars, das passt.

Da war er auf einmal ein Berliner: Jürgen Klinsmann. (Photo by ODD ANDERSEN/AFP via Getty Images)

Seitdem wird in der Hauptstadt Schwäbisch-Denglisch großgeschrieben und in endloser Redundanz auf den ‚Big City Club‘ verwiesen. Alles Dank des ‚Commitments‚ von Lars. „Berlin und Deutschland haben einen ‚Mega Club‘ verdient„. Klingt irgendwie wie eine Strafe für etwas, was man gar nicht getan hat. Auch das neue Berliner Umfeld zeigt sich in diesen Tagen rhetorisch mindestens ebenso stilsicher und besticht durch völlig ironiefreie Beiträge wie dem Bogen, den Klinsmanns Performance Manager Arne Friedrich vom US Militär zum Fußballplatz spannt. Alles mega.

Ein Windhorst braucht die Stadt

Dem Commitment von Jürgen folgten auch die erwartbaren Reflexe. So ziemlich jeder einigermaßen bekannte Nationalspieler, der im In- und Ausland keine tragende Rolle mehr spielt, wurde schon mit Berlin in Verbindung gebracht. Der eigene Nachwuchs spielt dagegen keine Rolle mehr, auch jüngere Verstärkungen wie Eduard Löwen konnten nach nur wenigen Monaten wieder gehen. Die perspektivische Verpflichtung von Lucas Tousart einmal abgesehen, war der Königstransfer in der Winterpause dann aber nicht ein Mario Götze oder ein Julian Draxler. Sondern Santiago Ascacibar, der vom VFB Stuttgart kam.

Nicht von ungefähr benennt Klinsmann Hoffenheim und Leipzig als Vorbilder, denen noch als Feigenblatt Gladbach quasi im Nachsatz nachgeschoben wird. Ist das der Weg, den man sich kaufen möchte, um als Big City Club auf der europäischen Bühne zu tanzen? Immerhin ist es nicht frei von Risiko. Andere Vereine haben eindrucksvoll vorgemacht, wie man das Geld der Investoren in den norddeutschen und niederbayerischen Sand setzen kann.

Fußballerische Gentrifizierung

Wer durch Berlin streift, der erkennt den Charme einer Stadt nicht in Geld und Größenwahn. Die Hauptstadt besticht durch einen ganz eigenen Stil. Ein Stil, bei dem der Bänker im Nadelstreifen auf dem Heimweg im Bus sein billiges Feierabendbier trinkt. Es ist nicht das hippe Berlin sondern das etwas angesiffte, das große Sympathien weckt. Trotzdem ist Berlin leider auch die Bühne der Investoren, des Umbaus und Aushängeschild der Gentrifizierung.

Es wirkt, als wolle die Hertha zum Spiegelbild der Hauptstadt werden. In dem Investoren die Hauptrolle übernehmen, ganze Projekte übernehmen und für ihre Klientel mit großem Geld erneuern. Nur welche Klientel, welches Publikum ist das?

Und wenn Lars Windhorst (rechts) keinen Bock mehr hat, dann verschwindet er halt wieder. (Photo by ODD ANDERSEN/AFP via Getty Images)

Natürlich wäre es naiv anzunehmen, dass der Erfolg der großen Clubs ohne Geld möglich gewesen wäre und gerade zukünftig sein wird. Die Sponsoreneinnahmen der Bayern übersteigen das Geld des Investors vermutlich um ein Vielfaches. Und auch in Augsburg hat man in etwas begrenzterem Umfang Erfahrungen mit Investoren. Es geht auch nicht um Fragen von Tradition und Erfolg oder den Einfluss Einzelner trotz 50+1 Regel. Es geht vielmehr um das grundsätzliche Verständnis und das Leitbild, dass sich die Bundesliga geben will. Es hat nichts mit Fußballromantik zu tun, wenn man den Versuch kritisch beäugt, einen Koffer voller Geld über einem Verein auszuschütten, um sich Erfolg – oder besser: Popularität – zu erkaufen. Erfolg kann man sich vermutlich auf lange Sicht schon kaufen, Popularität eher nicht.

Andere Vereine zeigen in eindrucksvoller Weise, wie man zu einem Aushängeschild einer Stadt werden kann. Man denke an die Frankfurter. Oder die Berliner. An der Alten Försterei.

TGIF: Die Keule von Köpenick

Wer von den Auswärtsreisefreunden beim Ticketkauf vergessen wird, dem bleibt immerhin noch das Vergnügen, zuhause die Spieltagsvorbereitung zu schreiben. Endlich wieder Bundesliga. Es geht nach Berlin, zu den sympathischen Sportsfreunden von Eisern Union.

Den/die Augsburger Sportsfreund*in erwarten in Berlin viele sympathische Sportsfreunde von Eisern Union, die eine freundschaftliche Zusammenkunft erwarten lassen. (Photo by Adam Berry/Bongarts/Getty Images)

Fakten zum Spiel: #FCUFCA

Ein klassischer Mittelfeldkracher, der Zwölfte erwartet den Zehnten. Die Statistik klingt ebenso vielversprechend, vier der fünf bisherigen Duelle endeten unentschieden. Immerhin hat der FCA noch nie gegen Union Berlin verloren. Das sollte sich tunlichst nicht ändern. Ist nach dem fulminanten Spiel und der immer noch nicht verdauten Niederlage gegen Dortmund eine triste Nullnummer zu erwarten? Am vergangenen Samstag konzentrierte sich der Fußball-Boulevard auf den „Haaland“ Schock.

Augsburg und Abwehr fangen mit dem gleichen Buchstaben an. In den letzten dreißig Minuten gegen Dortmund war das das einzig verbindende Element. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Aber einen gewichtigen Anteil an dem Ergebnis hatte der FCA dann doch auch selbst. Die Verteidigung weiter in der Offensive zu suchen ist ordentlich schief gegangen. Aber hätte man schlicht nur gemauert, wäre der Unmut ebenso groß und der Sieg auch nicht garantiert gewesen. Meine Unkenrufe haben sich jedenfalls nicht bewahrheitet. Unter dem Strich gilt es, einem couragierten Auftritt zu applaudieren. Courage ist auch an der Alten Försterei gefragt.

Der Gegner

Jeder mag Union Berlin. Ritter Keule als sympathischer Gegenentwurf zur Alten Dame, was auch am Unioner Umfeld und in einer vielfältigen Fankultur begründet liegt. Zu Beginn der Saison begrüßte die Bundesliga Union Berlin als 56. Mitglied. Das erste Bundesligator durften die Fans – wenig überraschend – in Augsburg bestaunen. Der Kaderzuwachs beim Aufsteiger war erstaunlich, mit Gentner, Subotic oder Ujah wurden altbekannte Bundesligaveteranen verpflichtet. Seitdem verläuft die Saison durchaus zufriedenstellend, einschließlich eines 3-1 Heimsiegs gegen den BVB. Nur zuletzt erlebten die Eisernen ein kleines Formtief.

Die Feierlaune ist den Unionern seit dem Aufstieg nicht wieder vergangen. (Photo by Adam Berry/Bongarts/Getty Images)

Zur Winterpause konnte mit Yunus Malli nochmals renommierte Verstärkung gewonnen werden – eben jener Malli, der in Mainz unter Schmidt zu einem gefragten Bundesligaspieler reifte. Im ersten Spiel der Rückrunde lieferte Berlin in Leipzig ein gutes Spiel ab, musste sich aber am Ende nach anfänglicher Führung mit 3-1 geschlagen geben.

Die Presseschau

Was man kurz vor dem Feierabend noch in der Büroküche loswerden kann: Philipp Max hatte unter der Woche ein paar prominente Auftritte und zeigte sich unter anderem als Jungunternehmer, der Zeit in Eiseskälte verkauft. Dabei wurden natürlich auch die erwartbaren Fragen nach a) der Nationalmannschaft und b) der Dauer seines weiteren Augsburger Engagements gestellt. Und ebenso erwartbar beantwortet.

Weitere Personalien: Christoph Janker ist erfreulicherweise wieder zurück und der etwas unglückliche Reese Oxford könnte noch in die englische zweite Liga wechseln.

Der Traum der Woche

Mit dem Schiff zur Alten Försterei. Und ein niemals gefährdeter Auswärtssieg des FCA.

Was macht eigentlich Kees Kwakman?

Der Niederländer war leider nur kurzzeitig Sympathieträger im Augsburger Mittelfeld. Nach dem Aufstieg wechselte er zurück in die Niederlande und hatte zuletzt beim niederländischen Zweitligisten FC Volendam gespielt. Nach seinem verletzungsbedingten Karriereende arbeitet er mittlerweile als Analyst bei Fox Sports Niederlande.

Apropos Karrierenende: Sascha Mölders hat angekündigt, dass er nach der Saison seine Profikarriere beenden und als Spielertrainer in der Regionalliga anheuern wird. Man munkelt, es geht nach Pippinsried. Na dann, viel Erfolg!

Gazetten Tipps

  • Andy: Wir gewinnen 0:1 und finden unsere Stabiltät in der Defensive wieder.
  • Irina: 2 zu 1 für unseren FCA. ⚽ Bei den Toren tippe ich auf Niederlechner und Max. Wir spielen wie gegen Dortmund offensiv erfrischend, aber stehen diesmal auch 90 Minuten defensiv sattelfest. Union macht es zwischenzeitlich nochmal spannend.
  • Sebastian: 2-2. Fühlt sich aber wir ein Sieg an, denn den Ausgleich erzielt Augsburg in der 95. Minute.

Der FCA und das Trainerkarussell der Bundesliga: erstmal ausgestiegen

Der FC Augsburg ist sportlich in ein etwas ruhigeres Fahrwasser zurückgekehrt. Zum Ende der Hinrunde haben wir zwischenzeitlich 6 Spiele lang nicht verloren und dabei sogar fünf Siege eingefahren. In Köln lief das Spiel nicht optimal. André Hahn verschoss einen Elfmeter und holte sich einen unnötigen Platzverweis ab. Trotzdem nahmen wir wieder einen Punkt mit. Auch gegen Dortmund verloren wir nach komfortabler Führung noch. Insgesamt haben wir uns aber durch den sportlichen Aufschwung im Mittelfeld der Tabelle festgesetzt. Immer noch ist Durchatmen angesagt. Die Lage in Augsburg hat sich beruhigt. Mal wieder.

LEIPZIG, GERMANY – DECEMBER 21: Martin Schmidt schnauft durch. (Photo by Boris Streubel/Bongarts/Getty Images)

Schwierigkeiten in der ersten Hälfte der Hinrunde

Zwischenzeitlich wurde es etwas ungemütlich für Martin Schmidt. Der Kaderumbau im Sommer hatte sich bis in die Saison gezogen, Leistungsträger vielen verletzt aus und es hat gedauert, bis die Mannschaft in der Lage war, seine Anforderungen auf dem Platz umzusetzen. Mittlerweile – gegen etwas schwächere Gegner – konnte die Mannschaft zeigen, was sie kann. Aber auch gegen stärkere Gegner wie gegen Hoffenheim oder Leipzig hat das Team mitgespielt, immer gegen gehalten und war wettbewerbsfähig. Das hatte lange gefehlt. Bis zum Auswärtsspiel in Gladbach verfolgte mich immer die Angst, auswärts richtig zu kassieren. In Gladbach ja auch mit bestem Recht.

WOLFSBURG, GERMANY – OCTOBER 27: Martin Schmidt in Action (Photo by Cathrin Mueller/Bongarts/Getty Images)

Am Ende hat auch eine positive Transferpolitik im Sommer ihren Beitrag zum Umschwung geleistet. Einige der Sommertransfers stechen wirklich hervor. Ruben Vargas hat sein Potential mehrfach angedeutet. Florian Niederlechner ist ein absoluter Glücksgriff für den FCA und schon jetzt zum Bomber von bayrisch Schwaben aufgestiegen. Und in der Innenverteidigung konnten sowohl Felix Uduokhai als auch Tin Jedvaj ihre Qualitäten auf dem Platz zeigen. Wenn nun noch Carlos Gruezo wieder fit ist und helfen kann, dann war der Transfersommer gelungen. Die Kernleistung von Martin Schmidt war es allerdings in der Hinrunde, aus diesem Haufen von talentierten Einzelspielern eine Einheit zu formen, die zusammen hält und an einem Strang zieht. Ich hatte nicht mehr daran geglaubt, aber es ist Martin Schmidt bis dato wunderbar gelungen. Respekt dafür!

Das Problem der Trainerwahl

Bei der Trainerwahl hat der FCA mit Martin Schmidt somit nicht ganz daneben gelangt. Es scheint auch insgesamt eine der größten Herausforderungen zu sein, den richtigen Trainer für ein bestimmtes Team zu identifizieren. Es mutet etwas seltsam an, dass Clubs sehr viele Ressourcen in das Spieler-Scouting investieren, aber anscheinend kein funktionierendes Konzept haben, um einen neuen Trainer für ihre Mannschaft zu finden.

AUGSBURG, GERMANY – DECEMBER 07: Martin Schmidt klatscht mit Achim Beierlorzer, einem aktiven Trainer-Karussell Teilnehmer ab. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

9 Monate ist Martin Schmidt nun in Augsburg und damit belegt er bei den aktuellen Amtszeiten in der Bundesliga schon wieder einen Mittelfeldplatz. Viele Clubs haben in der Sommerpause oder auch schon in der laufenden Saison ihren Trainer erneut gewechselt. Andere Trainer – wie Lucien Favre in Dortmund – stehen immer wieder stark in der Kritik. Hertha BSC hat mit Jürgen Klinsmann nun erstmal eine Übergangslösung bis zum Saisonende gewählt, die gar nicht erst langfristig angelegt ist. Bei Hansi Flick in München weiß man auch nicht genau, ob das wirklich zu einer langfristigen Zusammenarbeit führt.

Der FCA setzt weiter auf Konstanz

Stefan Reuter hat beim FC Augsburg mittlerweile drei Trainer mit ausgewählt. Bei Markus Weinzierl zu Anfang hat er zumindest mit entschieden, ob dieser in Augsburg bleiben soll. Seine Einschätzungen an dieser Stelle lagen zumindest nie ganz daneben. Nur mit Dirk Schuster war man gar nicht zufrieden und entschied sich die Zusammenarbeit schnell wieder zu beenden. Aber Punkte hatte selbst Schuster damals gesammelt.

VERL, GERMANY – AUGUST 10: Martin Schmidt fragt sich manchmal auch, was das alles soll. Zusammen geht es trotzdem weiter. (Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Insgesamt gilt weiterhin: der FC Augsburg setzt weiter ganz bewusst auf Konstanz, auch wenn in der Liga mal wieder die Panik ausbricht. Wahrscheinlich ist das weiterhin das Zauberrezept, warum wir mittlerweile im neunten Jahr in der Bundesliga spielen. Als Trainer in der Liga hätte ich ein großes Interesse daran, irgendwann in Augsburg zu arbeiten. Die Rückendeckung der Vereinsführung ist formidabel. Die Jobsicherheit ist groß. So lange wir es schaffen, gute Trainer nach Augsburg zu locken, werden wir mittel- und langfristig Erfolg haben. Durch schwierige Phasen müssen allerdings auch wir durch – aber halt zusammen.

Wohin die Reise noch führt

Im Nachhinein wirkt es so, als ob Martin Schmidt in Wolfsburg schlicht nicht genug Zeit bekommen hätte. Derweil hatte er in Mainz eine sehr erfolgreiche Zeit, in der er die Mainzer sogar bis nach Europa geführt hatte und man sich am Ende einvernehmlich trennte. Dort kam am Ende die Frage auf, wie sich die Mannschaft sportlich weiterentwickeln könnte. Es wäre ein Luxus, wenn wir uns diese Frage in 1,5 Jahren auch stellen würden. So lange würde ich momentan hoffen, dass Martin Schmidt stabil in Augsburg weiter arbeiten sollte. Aber was wusste ich Anfang Oktober schon. Mal schauen, wann wir wieder aufs Karussell aufspringen.

TGIF: Zeit, wieder an Fußball zu denken

Servus in die Runde. Wir probieren hier mal wieder etwas neues. Regelmäßig vor den Spieltagen wollen wir an dieser Stelle alle wichtigen und unwichtigen Informationen zusammenfassen, so dass ihr liebe Leser, potentiell die Klugscheißer des Wochenendes sein könnt. Einmal auf dem Weg ins Stadion hier reingeschaut und schon ist die Vorbereitung abgeschlossen. Zumindest für euch. Versuchen wir es einfach mal.

Fakten über das Spiel: #FCABVB

Es spielt der Vierte beim Zehnten. Dortmund hat in dieser Saison die Erwartungen bisher nicht immer erfüllen können. Wir enttäuschten nur in der ersten Hälfte der Hinrunde, bevor wir zu einem fulminanten Lauf ansetzten. Nach dem Abschluss der Hinrunde ging es zuerst in den wohlverdienten Weihnachtsurlaub und danach ins Traininslager auf Malta. Dort haben wir zwei Testspiele absolviert. Im ersten konnten wir uns mit der zweiten Garde gegen den maltesischen Erstligisten Hibernians FC 4:0 durchsetzen. Edu Löwen trifft und wirbelt direkt beim Debüt im FCA Trikot. Im zweiten reichte es in nomineller Topbesetzung nur zu einem 3:3 gegen Cercle Brügge. Fredrik Jensen rettete nach Einwechslung das Unentschieden.

Mit dieser Form und nach dem Ende der Rückrunde hat sich Fredrik Jensen seinen Platz in dieser Offensivreihe verdient. Ob er ihn gegen Edu Löwen verteidigen kann? (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Am Auffälligsten waren allerdings die Fehlerketten in der Abwehr, die zu den Gegentoren führten. Die Kernfrage, die beantwortet werden muss: Konnten wir die Form in der Winterpause konservieren?

Der Gegner

Obwohl die Bayern geschwächelt haben, sieht es nicht nach einem Meisterschafts-Run der Dortmunder aus. Die Dortmunder haben sich auf einer Position verstärkt, auf der sie bisher sehr dünn besetzt waren: im Sturm. Erling Haaland kam von RB Salzburg und hat international viele Vorschusslorbeeren geerntet. Als Abgang steht Julian Weigl fest, der zu Benfica Lissabon wechselte. Aber auch jegliche Information zur Aufstellung oder Taktik der Borussia wird uns nicht verraten, welche Seite sie uns in Augsburg zeigen wird. Ob die Dortmunder in der Rückrunde eine Überraschungstüte bleiben werden? Die Testspiele des BVB haben in dieser Hinsicht nicht für Klarheit gesorgt, denn auch die Dortmunder lieferten durchwachsene Leistungen ab.

Die Presseschau

Daniel Baier gab dem Sport-Magazin Socrates ein ausführliches Interview. Wenn die Aussagen des Maestros mal keine interessante Lektüre ergeben nach der Nachricht zur Vertragsverlängerung um ein Jahr. Auf der Spielerseite kann man ansonsten noch Noah Sarenren Bazee im Blick behalten. Der kicker hat schön dargestellt, wie er durch die lange Genesungsphase und die Geduld in der Rückrunde zur Überraschung werden kann.

Zur Bescheidenheit des FCA sollte man erwähnen, dass der FCA eine Promo-Reise in die USA vereinbart hat. Der Haken? Man plant, nicht auf dem Relegationsplatz zu landen, denn die Reise findet zu den Terminen der Relegationsspiele statt. Wenn die Verantwortlichen in der Rückrunde den Ball flach halten wollen und daran erinnern, in der Tabelle nach unten zu schauen, kann diese kleine Terminüberschneidung wohl als Erwiderung dienen.

Was es diese Woche nicht in diese Kategorie geschafft hat:

  • Informationen zu den Urlaubsorten unserer Spieler
  • Aussagen eines ehemaligen Co-Trainers, der versucht nicht in Vergessenheit zu geraten

Der Traum der Woche

Der FC Augsburg ist dafür bekannt, dass man immer wieder neues mit diesem tollen Verein erlebt. Etwas, das man vorher entweder noch nie erlebt hat oder für vollkommen unwahrscheinlich hielt. Ein Sieg zum Rückrundenstart gegen die Borussia aus Dortmund würde immer noch in diese Kategorie fallen. Die Borussia aus Dortmund ist immer noch einer der Top Clubs in der Liga. Ein Sieg wäre immer noch eine gr0ße Überraschung. Ich wünsche es mir so sehr!

Wenn Erling Haaland bei seinem Debüt für den BVB in der Bundesliga den Ball flach halten könnte, wäre das förderlich. (Photo by Francesco Pecoraro/Getty Images)

Randnotiz: Ein gewisser Pierre-Emerick Aubameyang hat bei seinem Bundesligadebüt in Augsburg 3 Buden erzielt und uns quasi im Alleingang erledigt. Die Dortmunder wussten damals noch nicht einmal, wie sein Name korrekt ausgesprochen gehört. Vielleicht doch französisch? Erling Haalands Einstand fällt hoffentlich deutlich bescheidener aus.

Was macht eigentlich Iago?

Eigentlich wollen wir an dieser Stelle zukünftig auf ehemalige Spieler schauen. Heute schauen wir mal kurz auf Iago. Iago kann dem FCA leider momentan nicht helfen. Immerhin ist er nicht verletzt, sondern darf für sein Land Brasilien in der Olympiaqualifikation antreten.

Iago hatte zum Ende der Hinrunde einen guten Lauf, wird allerdings vorerst fehlen. Der Grund ist allerdings erfreulich. (Photo by Boris Streubel/Bongarts/Getty Images)

Das Turnier findet in Kolumbien statt und das letzte Spiel für Ihn ist dort am 31.01. gegen Paraguay. In Frankfurt gegen die Eintracht könnte er dann am 07.02. schon wieder für den FCA auflaufen. Wünschen wir ihm bis dahin viel Erfolg, so dass er mit gestärktem Selbstbewusstsein zurückkehrt.

Gazetten Tipps

  • Andy: 1-2 Dortmund ist zum Rückrundenauftakt zu stark und setzt sich über individuelle Einzelaktionen durch. Wir können den BVB allerdings über lange Strecken ärgern und Marco Richter trifft sehenswert zum Anschluss. Am Ende reicht es allerdings nicht ganz zu einem Punkt.
  • Sebastian:Klares 4-1, drei Tore Niederlechner, 1 Tor Löwen. Niemals gefährdeter Heimsieg beim Rückrundenauftakt, Augsburg spielt Dortmund an die Wand und meldet sich zurück im Meisterschaftsrennen mit einem deutlichen Sieg gegen einen Konkurrenten.

Egal ob Brügge oder Madrid…

Brügge gegen Augsburg, das klingt doch nach Europapokal. Dazu ein Hazard im Sturm, die ein oder andere Rudelbildung, zwei Lattentreffer und insgesamt sechs Tore bei einem leistungsgerechten Remis. Auf dem Papier hatte das Spiel einiges zu bieten. Es geht um das Testspiel des FCA das im Trainingslager auf Malta stattfand. Gegner war Cercle Brügge aus der ersten belgischen Liga und der FCA nutzte die Gelegenheit, um mit der nominell ersten Elf für die Bundesligarückrunde zu testen. „Brügge sehen und sterben“ heißt ein bekannter Film. Wir Augsburger würden dies gerne umwandeln in „Brügge sehen und Dortmund schlagen“. Ist Hoffnung auf Grund der Testspielleistung angebracht?

Eine kleine Spielkritik

Auf dem Platz sah das zunächst etwas weniger glamourös aus, als der geneigte Zuschauer auf Grund der Paarung erträumte. Bis der Brüsseler Kevin Hoggas auf dem Weg zum Führungstreffer graziös Tin Jedvaj und Jeff Gouweleeuw austänzelte, war wenig passiert. Augsburg war zumeist im Ballbesitz, gewann Zweikämpfe und zweite Bälle aber verstolperte dann im Regelfall den Ball vor dem gegnerischen Tor. Ein Lattenkracher von Marco Richter war noch das einzige Highlight bis schließlich Rani Khedira nach einer Vorlage von Neuzugang Eduard Löwen den Ausgleich erzielte. Mangelnden Einsatz konnte man keinem der Spieler vorwerfen. Stefan Lichtsteiner sah neben Tin Jedvaj in der ersten Hälfte die gelbe Karte, wohlgemerkt wegen Reklamierens. In einem Testspiel.

Stephan Lichtsteiner wie er leibt und lebt. Auch im Trainingslager. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Formsache

In der zweiten Hälfte hatte sich Brügge das lange genug angesehen und zeigte recht eindrucksvoll die Augsburger Schwachstellen auf. Anfänglich konnte der eingewechselte Fredrik Jensen noch einen Fehlpass von Brügges Keeper Hubert, gerade erst zur Halbzeit eingewechselt, zum Führungstreffer ausnutzen, doch in Folge spielte nur noch der belgische Erstligist. Die Gegentreffer waren die logische Folge, wobei das zwischenzeitliche 3-2 durch zwei sehenswerte Fehlpässe der Augsburger Verteidigung begünstigt wurde. Erneut war es Jensen, der nach einer der seltenen schönen Kombinationen der zweiten Hälfte den Ausgleich erzielte.

Das hatten wir doch schon mal

Die Aussagekraft von Testspielen ist bekanntlich begrenzt und so ordnete das auch Martin Schmidt ein. Indes, das Spiel gegen Brügge war auch eine Reminiszenz an die Vorrunde. Grundsätzlich sah das alles in der ersten Hälfte bis zum Strafraum recht passabel aus, die Zweikämpfe wurden gewonnen und die Pässe kamen an. Doch Tormöglichkeiten wurden selten heraus gespielt und noch seltener genutzt. In der zweiten Halbzeit legte Brügge dann den Finger in die spielerische Wunde. Die Belgier waren näher am Mann, provozierten Fehler und Fehlpässe. Der FCA wusste sich da lange Zeit nicht zu helfen. Einfache Spielzüge der Belgier führten zum Erfolg. Über die Außenbahn kam der Ball oft genug in den Rückraum und konnte recht schnörkellos in Richtung Tor gezimmert werden. So oder so ähnlich sah das auch in der Hinrunde in Gladbach aus. Es bleibt zu hoffen, dass dies ebenso der Testspielsituation geschuldet war, wie auch die Flüchtigkeitsfehler in der Verteidigung. Es wirft allerdings auch die Befürchtung auf, dass die defensive Stabilität nicht von Dauer sein könnte. Ein mulmiges Gefühl macht sich breit, wenn man an das Spiel in Dortmund zurückdenkt.

Gewinner der Vorbereitung

Etwas deutlicher gestaltete da am Vortag die vermeintliche zweite Garde das Spiel gegen den Vierten der maltesischen Premier League, mit Toren von Sarenren Bazee, Julian Schieber und Eduard Löwen. Der Neuzugang kann ohne Zweifel als der Gewinner der kurzen Vorbereitung und beider Testspiel gesehen werden, mit einem eigenen Treffer und zwei Vorlagen. Er zeigte Präsenz und Engagement. Daneben knüpfte Jensen an die aufsteigende Form der Vorrunde an und auch Sarenren Bazee bestätigte die Eindrücke aus den bisherigen Testspielen.

Gibt es bald Fotos von Noah Joel Sarenren Bazee bei Pflichtspielen im Augsburger Trikot. Er könnte in der Rückrunde überraschen. (Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Es bleibt zu hoffen, dass dies auch in der Saison auf dem Platz eine Fortsetzung findet. Gerade hinter den Stammspielern stehen einige hoffnungsvolle Kandidaten für mehr Spielzeit bereit. Insgesamt ist die Form vieler deutlich höher als zu Beginn der Hinrunde. Das Team wird nun über die kurze Pause hinweg nicht alles verlernt haben. Und was sagen Testspiele am Ende schon aus? Man kann gespannt auf die Rückrunde sein. In jeder Hinsicht.

Hurra, ein Löwen für den FCA!

Die deutschen Bundesligisten befinden sich derzeit noch im Wintertrainingslager in wärmeren Gefilden und auf dem Transfermarkt geht es heiß her. Denn: In sechs Tagen startet die Bundesliga bereits in die Rückrunde. Ein jeder Fan schaut in diesen Tagen gebannt auf Aktivitäten des eigenen Vereins. In unserem Blickfeld liegt natürlich insbesondere der FCA, der vor dem Wochenende das letzte Testspiel vor dem Rückrundenauftakt auf Malta bestritten hat. Die Gerüchteküche brodelt aktuell und auch der FCA ist mittendrin statt nur dabei. Wurde die Gregerl-Leihe, sprich: der Transfer von Michael „Gregerl“ Gregoritsch nach Gelsenkirchen, bereits vor dem Jahreswechsel eingetütet, konnte zu Beginn der Woche ein weiterer Transfer abgeschlossen werden.

Der zweite Löwe beim FCA

Nachdem letztes Wochenende bereits medial durchsickerte, dass Mittelfeldspieler Eduard Löwen das Trainingslager des Erstligisten Hertha BSC in den USA verlassen hatte und zu einem deutschen Erstligisten wechseln würde, haben viele deutsche Fußballfans wohl gedacht: Der geht doch bestimmt zu Werder Bremen. Doch noch am Sonntag selbigen Wochenendes wurde dann recht schnell offiziell, dass Eduard „Edu“ Löwen für 1 ½ Jahre auf Leihbasis zum FCA wechseln wird. Neben der Leihe bis Sommer 2021 hat man sich – wie vom FCA bestätigt – auch eine Kaufoption sichern können. Die Augsburger haben einen zweiten Versuch gewagt. Es war in der zurückliegenden Sommerpause schon einmal darüber verhandelt worden, ob der Ex-Nürnberger Löwen für viel Geld an den Lech wechseln würde.

Beim Clubb gab es an Eduard Löwen kein Vorbeikommen. Die Hertha erkannte das und holte den talentierten Mittelfeldspieler nach dem Abstieg nach Berlin. (Photo credit CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Damals entschied dieser sich jedoch für die Berliner Hertha, die laut Medienberichten rund 7 Mio. Euro an den 1. FC Nürnberg als Transfersumme überwies. Nun hat der FCA also einen zweiten Löwen in seinen Reihen – neben Jeffrey Gouweleeuw – dem „goldenen Löwen“.  Einer, der bereits in jungen Jahren Spielpraxis als „Teilzeit-Stammkraft“ in der 1. Bundesliga gesammelt hat (beim 1. FC Nürnberg in der Saison 2018/19) und eigentlich ein gelernter Abwehrspieler ist.  Mit dem „Glubb“ ist er sowohl in die 1. Liga aufgestiegen als auch in die 2. Liga abgestiegen (in den Saisons 2017/18 und 18/19). Der 22jährige Deutsch-Russe hat insgesamt 7 Spiele für die deutsche U21 Nationalmannschaft absolviert und war dort Teamkollege von FCA-Eigengewächs Marco Richter sowie Zimmerkamerad von Wolfsburg-Leihgabe Felix Uduokhai, der nach Löwens Aussage auch ein guter Kumpel ist.

„Der Koffer“ – Wer ist nun dieser Löwen?

Im Sommer 2019 schloss er sich – wie bereits angedeutet der Hertha an – und bereute dies im Winter nun offensichtlich nach nur 7 Kurzeinsätzen in der Hinrunde schon wieder. Denn nun ist er in Augsburg gelandet und ist dort wohl der langersehnte Baier-Nachfolger. „Edu“ ist ein großgewachsener Achter, der laut Martin Schmidt zudem auch den Gregoritsch-Abgang langfristig kompensieren soll. Insbesondere bedeutet dies auch, dass nachträglich die sträflich vernachlässigte Position von Ja-Cheol Koo, der uns im Sommer 2019 nach vier Jahren für ein Engagement in Katar verlassen hat, durch Löwen nachbesetzt wird.

Die Mannschaft des FCA funktioniert im Moment gut. Löwen hat Zeit sich zu akklimatisieren, anzukommen und ins Mannschaftsgefüge einzufügen. (Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Viele Fans des FCA monierten in der letzten Sommerpause, dass wir keinen richtigen Achter mehr in den eigenen Reihen haben. Eine Rolle, wie sie Koo über mehrere Jahre hinweg perfekt ausgefüllt hat. Robust, kreativ, kopfballstark, am besten auch noch torgefährlich – all das muss ein zentraler Mittelfeldspieler heutzutage sein. Und all das scheint Löwen mitzubringen, wenn man den Worten von Clubberern über ihren ehemaligen Spieler Glauben schenken darf.  Ante Covic nannte Löwen einst ganz ehrfürchtig einen „Koffer“.  Gemeint war hiermit wohl die Robustheit und körperliche Physis des Spielers sowie dessen Polyvalenz, nur so zur kleinen Aufklärung am Rande.

Martin Schmidt’s Puzzlestück

Martin Schmidt bezeichnet seinen Winter-Neuzugang jedenfalls als Puzzlestück, das dem FCA noch gefehlt hat und sieht den 1.88 cm großen sowie 91 kg schweren Löwen als Verbindungsspieler zwischen Defensive und Offensive. Er kann sowohl die Spielmacherrolle bekleiden als auch auf der Doppelsechs spielen. Löwen sorgt in dem aktuellen FCA Kader nicht nur in der Breite für mehr Qualität, sondern lässt den FCA durch seine Vielseitigkeit variabler werden. Zudem sichert man sich ab, für den Fall der Fälle, dass sich aus dem kongenialen Doppelsechs-Duo Dani und Rani einer verletzt. (TOI, TOI, TOI!) 

Daniel Baier und Rani Khedira sind nun seit Jahren die lautstarken Anführer im Augsburger Mittelfeld. Endlich gibt es wieder eine Alternative mehr. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

So geschehen im Herbst 2019, als erst Daniel Baier mehrfach ausfiel und anschließend Rani Khedira eine Verletzung plagte. Dann bleiben nicht mehr viele Alternativen übrig:  Jan Moravek ist leider öfter in der Hessingpark-Klinik zu Gast als auf dem Fußballplatz, der Sommerneuzugang Gruezo sowie der junge Götze sind nach langwierigeren Verletzungen noch in der Aufbauphase, Oxford fehlt schlichtweg die Erfahrung und wirkt bei seinen Einsätzen nicht gerade prädestiniert für die Sechser-Rolle.  Eine Leihe wird hier kolportiert, um ihm in der Rückrunde Spielpraxis zu verschaffen. In der offensiven Mittelfeldzentrale vermisste man in der Hinrunde – neben dem vor der Winterpause so starken Fredrik Jensen – eine wirkliche Alternative. Am besten eine Alternative, die sowohl den Konkurrenzkampf im Mittelfeld anheizt und darüber hinaus so richtig Qualität mitbringt. Mit einem Auge muss man in Augsburg auch immer auf den Renteneintritt von Kapitän und Urgestein Daniel Baier schielen, für den wir bis dato noch keinen würdigen Nachfolger parat haben. Zudem ist Rani Khedria mittlerweile ein so starker 6er geworden, dass sicher im Sommer einige Bundesligisten anfragen dürften. Man sichert sich also durch den Löwen-Transfer schon frühzeitig ab in Augsburg.

„Gut gebrüllt, Löwen!“

Auf all diese Fragen könnte die Antwort Löwen lauten.  Der körperlich robuste und auch offensiv präsente Löwe wirkt geradezu prädestinierend für die Rolle eines Achters – dies kann in der Rückrunde noch eminent wichtig für den FCA werden, wenn sehr offensiv ausgerichtete Mannschaften ihre Visitenkarte in Augsburg abgeben. Dann braucht es einen Spieler, der physisch dagegen halten kann.  Einen Spieler, der zugleich defensiv stark ist, jedoch auch offensiv etwas mit dem Ball anzufangen weiß und ein kreatives Element in der Vorwärtsbewegung darstellt. Neben dem bereits auskonzipierten und mehrfach erprobten 4-4-2 System kann so zukünftig auch das 4-2-3-1 systemtaktisch wieder mehr in den Vordergrund rücken. Und macht den FCA somit nicht nur variabler, sondern für Gegner auch schwerer einzuschätzen. Das hat in der Hinrunde häufig gefehlt. Zu berechenbar war die taktische Marschroute von FCA-Trainer Martin Schmidt. Mit einem goldenen Löwen in der Verteidigung und einem „ganz normalen“ Löwen in der Mittelfeldzentrale kann dies in der Rückrunde jedoch anders werden. Noch besser. Hoffen wir an dieser Stelle, dass wir in der Rückrunde nach Spielende sagen dürfen: „Gut gebrüllt, Löwen!“.

Oh du schöne Winterpause

Und da ist sie wieder, die leidige Winterpause. Der Bundesligabetrieb befindet sich im Tiefschlaf und so bleibt nicht viel mehr, als die weihnachtlichen Mehrpfunde auf der Couch zu pflegen, während man den Spielern im Trainingslager über die Schulter sieht oder eigentlich belanglose Testspiele mit großem fachmännischen Kommentar zerpflückt. Zum Glück haben die Verbände ein Einsehen und halten gegen die Langeweile zumindest den Transfermarkt offen.

Auf die Foren, fertig, los

In der digitalen Zeit erscheint nahezu kein Transfer mehr wirklich überraschend und ein jeder folgt den immer gleichen Mustern. Dem Internet sei Dank weiß der gut informierte Fußballkenner schon Wochen vor dem Manager, dass der neufundländische Nachwuchskicker in der Rückrunde im eigenen Stadion auflaufen wird. Eine Kunde, die rasch in den einschlägigen Foren Verbreitung findet, vom geneigten Fan mit großem Dank aufgenommen wird und eine Belagerung des vereinseigenen Twitteraccounts zur Folge hat – bis endlich die Vertragsunterschrift offiziell kommuniziert wird und die obligatorischen, salbungsvollen Worte von Spieler und Management („Schon lange beobachtet, absoluter Wunschspieler“, „Kann es nicht erwarten, vor den eigenen Fans, den besten der Liga!, aufzulaufen“) eine gewisse wohlige Wärme der Zufriedenheit entfalten. Bis dahin kennt man natürlich alle Statistiken und Fehltritte der vergangenen Jahre und hat sein Umfeld schon darüber informiert, dass man den auch schon lange auf dem Zettel hatte und im gemeinsamen Fußballmanagerspiel anzuschaffen gedenkt.

Augsburger Wunschzettel

Und so steckt man in einer kleinen Zwickmühle. Während in früheren Zeiten die Winterpause für Transfers herbeigesehnt wurde, macht es das durchaus erfolgreiche Ende der Hinrunde einigermaßen schwierig, nun große Erwartungen zu formulieren. Natürlich schwingt immer die Hoffnung auf einen Überraschungscoup mit. Einen Mark Uth hätte ich beispielsweise gerne in Augsburg gesehen, auch in der Hoffnung, dass er hier wieder an die Form der Vorsaison anknüpfen kann. Aber bei nüchterner Betrachtung ist keine Veränderung nötig.

DEZEMBER 2019: Der FC Augsburg ist vor allem als Team stark und kaum zu bezwingen. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Die Mannschaft hat sich zuletzt wie erhofft eingespielt und ist in der Breite derart gut aufgestellt, dass nicht nur in allen Mannschaftsteilen das Niveau auch bei Ausfällen hoch gehalten werden kann, sondern zudem eine gewisse Flexibilität im Spielsystem möglich ist. Andererseits ist der Augsburger Kader sehr groß – vielleicht zu groß für die Ambitionen des einen oder anderen Spielers. Zudem sind mittlerweile Augsburger Spieler auf dem Transfermarkt mitunter gefragt.

Wer könnte noch gehen?

Mit Michael Gregoritsch hat der erste Spieler (erwartungsgemäß) das Team auf Leihbasis in Richtung Gelsenkirchen verlassen und fühlt sich dort offensichtlich (erwartungsgemäß) wohl. Fabian Giefer ist es zu wünschen, dass er bei einem anderen Verein wieder dauerhaft spielt. Georg Teigl steht selten im Kader und noch seltener auf dem Platz – und dies obwohl er in der Vorbereitung im Sommer durchaus auf sich aufmerksam gemacht hat.

Mads Pedersen wäre einer aus dem Augsburger Kader, dem man mehr Spielzeit – vielleicht auch im Rahmen einer Leihe – gönnen würde, damit er sich entwickeln kann. (Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Auch Mads Pedersen ist einer der Spieler, der sich bislang nicht durchsetzen konnte und eher langfristige Perspektiven besitzen dürfte. Der ein oder andere könnte sicherlich noch den Verein, zumindest auf Leihbasis, verlassen. Philipp Max und Marco Richter sind wiederum Namen, die in jeder Transferperiode gehandelt wurden und auch weiter werden. Und es ist höchst anerkennenswert, dass beide Spieler bislang dem Verein erhalten geblieben sind.

Winterliche Zugänge

Die Gerüchteküche ist in diesem Winter erstaunlich ruhig. Der Wolfsburger Elvis Rexhbecaj, der im Vorfeld mit dem FCA in Verbindung gebracht wurde, wechselte frühzeitig nach Köln. Mit Eduard Löwen wurde der andere hoch gehandelte Transfer überraschend zügig realisiert. Er nimmt die Planstelle von Michael Gregoritsch ein und ist doch ein ganz anderer Spielertyp, was auch von den Verantwortlichen so gewünscht war – eine defensivere Variante, die mehr taktische Flexibilität gestatten soll.

Bekommt Löwen in Augsburg die Spielzeit, die er sich wünscht, oder endet der Transfer in Unzufriedenheit? Es wird schwierig für ihn, in diesem starken Team einen Platz zu ergattern. (Photo by Matthias Kern/Bongarts/Getty Images)

Hier sei zumindest ein kleines Fragezeichen erlaubt. Es ist sicherlich nicht ganz von der Hand zu weisen, dass im Fall eines Ausfalls von Daniel Baier und/oder Rani Khedira ein gewisser Bedarf im Mittelfeld besteht, auch wenn Jan Moravek hier spielen kann und mit Carlos Gruezo im Sommer bereits eine Alternative geholt wurde. Gruezo wusste allerdings wie die gesamte Mannschaft zu Saisonbeginn nicht´zu überzeugen. Problematisch erscheint aber, dass Löwen Berlin mit dem Hinweis auf seine mangelnde Spielzeit verlassen hat. Es scheint daher fraglich, ob er sich nun in Augsburg mit einer Rolle als Ersatzspieler zufrieden geben wird. Auch da sich vor Baier und Khedira mit Niederlechner, Finnbogason und Jensen gute Lösungen gefunden haben. Aber hier sollte man nicht zu sehr unken. Positive Überraschungen sind immer möglich und Alternativen gerne gesehen. Und so kann man bislang mit der Wintertransferperiode trotz aller Langeweile aus Augsburger Sicht recht zufrieden sein.

Und ein Erfolg Löwens würde auch meinem Punktestand bei comunio gut tun. Wieder so ein Gedanke, der einem vor allem in der Winterpause kommt.

Winterpause: die Zeit der Berater

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Der FC Augsburg ist kein Verein, der Transfergerüchte in der Öffentlichkeit kommentiert. Es ist den Augsburgern wohl bekannt, dass sich der Preis von Spielern erhöht, umso größer das Interesse an Ihnen ist. Der Preis für den Verein beinhaltet sowohl die Ablösesumme als auch das Gehalt, das für einen Spieler gezahlt wird. Einen Transfer gilt es dabei immer über die gesamte Vertragslaufzeit zu bewerten. Auch mit dem Risiko im Hinterkopf, dass sich Spieler nicht wie erwartet entwickeln, und man beim Wiederverkauf nicht den großen Reibach machen kann. Wenn der FCA Interesse an einem Spieler hat, dann dringt davon bis zu einer Verpflichtung möglichst nichts nach außen.

Das Interesse des Spielers ist da meist ein anderes. Er will meist im Verlauf seiner Karriere nicht nur einen gut-dotierten Vertrag abschließen, sondern mehrere. Dafür ist es wichtig, auch in etwas schlechteren Phasen seiner Karriere – wenn er zum Beispiel sportlich etwas auf dem Abstellgleis gelandet ist – im Gespräch zu bleiben und sich in Erinnerung zu rufen. Dafür greifen die meisten Profifußballer auf Spielerberater zurück, die ihnen die Arbeit abnehmen, damit sie sich auf ihre Leistungen auf dem Platz konzentrieren können. Diese geben bewusst auch Gerüchte an die Presse, um das Interesse zu befeuern und eine Konkurrenzsituation zwischen Vereinen zu schaffen, wo gar keine ist. In den meisten Fällen verdienen sie prozentual am Gehalt ihrer Kunden mit. Ihr Interesse – auch kurzfristig deren Einkommen zu erhöhen – ist daher groß.

Die Gemengelage in der Gerüchteküche

Lange Diskussionen können über diese Gemengelage geführt werden. Haben die Spielerberater zu sehr ein kurzfristiges Interesse an der wirtschaftlichen Situation ihrer Kunden? Wird das gerne von den Vereinen betont, um größere Transfererlöse zu erzielen, weil man den Spieler so eventuell billiger einkaufen könnte? Das Thema ist komplex. Von einem Spieler allerdings zu erwarten, seine Interessen nicht auch konkret wahrnehmen zu lassen, wäre naiv. Die Karriere kann mit einer Verletzung beendet sein.

Dennoch sollte man diese Interessensgegensätze im Hinterkopf haben, wenn man in diesen Tagen die vielen Transfergerüchte liest. Bisher war der FCA in der Winterpause kaum in Erscheinung getreten. Die Not ist allerdings auch nicht besonders groß, gerade nach der fulminanten zweiten Hinrundenhälfte. Michael Gregoritsch wurde an Schalke 04 ausgeliehen. Ansonsten ist unser Kader groß genug, als dass wir wohl eher noch weitere Spieler abgeben würden, als massig zu verpflichten. Trotzdem sind manche Spieler im Gespräch und es lohnt der Blick auf die Beraterseite:

Gerücht 1: Eduard Löwen

Löwen wechselte im Sommer zur Hertha nach Berlin, obwohl der FCA den Gerüchten zu Folge auch stark an einer Verpflichtung interessiert war. In Berlin kam er nicht wie gewünscht zum Zug und nun scheinen seine Berater von Soccer & More zu sondieren, wohin er wechseln könnte.

Ist der ehemalige FCA-Spieler Sören Dreßler das Bindeglied bei Eduard Löwen? Hier gegen Fürth stand er in 2007 selbst noch für den Verein als Kapitän auf dem Platz. (Photo by Sandra Behne/Bongarts/Getty Images)

Das hier auch beim FCA nach dem sommerlichen Interesse nachgefühlt hat, liegt auf der Hand, da bei Soccer & More mit Sören Dreßler ein prominenter Ehemaliger involviert ist und Soccer & More über andere Kunden wie Tim Rieder und Marco Thiede auch schon früher mit dem FCA zusammengearbeitet hat. Dass der FCA im Winter die kolportierten 5-8 Mio. EUR ausgibt, scheint dagegen eher unwahrscheinlich. Es scheint viel Wind um nichts.

Gerücht 2: Elvis Rexhbecaj

Das zentrale Mittelfeld ist anscheinend ein Bereich, bzgl. dessen man beim FCA Verbesserungsbedarf sieht. Rexhbecaj kam in Wolfsburg nicht wie gewünscht zum Zug und will Spielpraxis sammeln. Gibt es einen Markt und neben dem FC Köln überhaupt weitere Interessenten? Augsburg hat man schnell ins Spiel gebracht, da wir im Sommer schon Felix Uduokhai vom Vfl Wolfsburg für diese Saison ausgeliehen haben. Beide Spieler haben allerdings nicht den gleichen Berater. Rexhbecaj ist bei Soccertalk unter Vertrag. Die Agentur ist am ehesten bekannt für ihre Verbindung zu den Kovac-Brüdern und viele Spieler haben familiäre Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien. Die einzige Verbindung zum FCA derzeit besteht über U19 Talent Dorian Cevis. Dazu ist beim Augsburger Team momentan kein großer Bedarf an einer festen Verstärkung. Rexhbecaj müsste sich auch erst gegen die Konkurrenz durchsetzen und ob ihm das gelingen würde, wäre fraglich. Für Rexhbecaj wäre der Wechsel kurzfristig nicht mit Sicherheit mit den erhofften Spielzeiten verbunden. Auch dieser Wechsel scheint unwahrscheinlich.

FCA-Spieler die immer wieder im Gespräch sind: Philipp Max und Marco Richter

Philipp Max wurde in den letzten vier Jahren mit unzähligen Vereinen in Verbindung gebracht. Bei Marco Richter hat man im Sommer vom Interesse Borussia Mönchengladbachs gelesen. Beide sind – wie auch André Hahn – bei SportsTotal unter Vertrag. SportsTotal ist eine der renommiertesten Berateragenturen in Deutschland. Prominentester Spieler ist Toni Kroos. Auch Marco Reus wird hier vertreten. André Hahn ist ein gutes Beispiel, an dem man sieht, das der Berater nicht immer nur an guten Wechseln beteiligt ist. Als Hahn Gladbach verließ, schloss er sich dem HSV an. Der FCA hatte wohl zu diesem Zeitpunkt schon Interesse. Ob nun Spieler oder Berater oder beide miteinander dachten, der Schritt zum HSV wäre der richtige, so war dies wohl in jedem Fall eine Fehleinschätzung.

Wie gelangte André Hahn zu der Überzeugung, dass der Wechsel zum HSV zur damaligen Zeit seine beste Karrieremöglichkeit wäre? Wie viel trugen seine Berater zur Entscheidung bei? (Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Auch die größten Beratungsagenturen sind nicht davor gefeit, für ihre Spieler nicht immer den richtigen Schritt zu erkennen. Bei Max und Richter war das bisher immer viel Wind um nichts. Sowohl Max als auch Richter sollten – wenn überhaupt – nur zu einem Topclub wechseln (für Max habe ich das hier detailliert ausgeführt). Ihr Name fällt wohl wenn Redakteure von Sportmedien mit SportsTotal Vertretern die Liste der Kunden durchgehen und sich gegenseitig auf den neuesten Stand bringen. Der Berater sieht in den Gerüchten Wirbel, der den Wert der Kunden eher steigert als verringert. Ob hinter den Gerüchten immer so viel Substanz steckt, sei mal dahingestellt.

In der Ruhe liegt die Kraft

Ein guter Transfer für den FC Augsburg ist es dann, wenn darüber erst mit dem Abschluss des Transfers etwas in der Presse landet. Die beteiligten Spieler haben meist ein Interesse daran, durch etwas Wirbel ihren Marktwert nach oben zu treiben. Als Fan sehe ich das Verfahren sportlich. Natürlich steht zuerst der Verein. Wir wollen in Augsburg die bestmögliche Mannschaft auf dem Platz sehen. Ich kann allerdings auch jeden Spieler verstehen, der sich für seine Zukunft bestmöglich aufstellen will. Solange sich in der Öffentlichkeit ordentlich verhalten wird und alle gemeinsam auf dem Platz die Punkte einfahren, gehört das Geschäftliche schlicht zum Profifußball dazu. Zumindest in letzter Zeit hat sich der FCA in diesem Bereich nicht schlecht geschlagen, und wir hoffen nun einfach, das dies so bleibt.

Ein neues Jahr: der FCA wird weiter begleitet durch die Rosenau Gazette

Die Hinrunde der Saison 2019/20 ist schon wieder vorbei. Irgendwann habe ich vergessen, wann das hier mit diesem Blog genau angefangen hat. Aber ich erinnere mich noch genau, warum ich damit angefangen habe. Der FCA war in der Europa League angekommen und ich habe festgestellt, dass viele andere Clubs Blogger hatten, die das Vereinsgeschehen aktiv begleiten. Beim FCA hatte mir das immer gefehlt. Und dann habe ich mich entschieden, dass das so nicht geht und habe das selber in die Hand genommen. Mittlerweile ist es Winter 2019/20 und ich blogge hier immer noch. Auch in 2020 wird sich daran erstmal nichts ändern. Zwischenzeitlich hatte ich mal etwas Unterstützung und dann wieder nicht mehr. Gerade scheint es an dieser Stelle wieder erfreuliche Entwicklungen zu geben. Vielleicht habt ihr Sebastians Texte neben meinen hier auch schon gelesen. Die Formkurve hier im Blog ist genauso unberechenbar wie die Flanken von Philipp Max.

Dazu gibt es immer wieder positives Feedback, aber auch unfreundliche, arrogante Meinungen, die mich fragen, wie man so einen Scheiß nur verzapfen kann. Zwischenzeitlich bin ich auch mal als Nestbeschmutzer bezeichnet worden. Es ärgert mich kurzfristig, aber mich kann man ja schlecht wie Manuel Baum einfach austauschen.

Und weg war er! (Foto: Getty/Bongarts)

Derweil glaube ich, dass es weiterhin sachliche, kritische Stimmen braucht, die den FC Augsburg begleiten. Ich habe in 2019 von Charlan Nemeth „In Defense of Troublemakers“ gelesen und es ist wissenschaftlich bestätigt, dass authentischer Dissenz die Qualität von Entscheidungen verbessert. Also bleibe ich, zumindest vorerst. Und hoffe, dass ich rund um diesen Verein einen positiven Einfluss habe. Ich weiß allerdings nicht, wie lange ich dazu dauerhaft die Motivation habe. Zudem ist der Blog weiterhin nur ein Hobby und ich habe nicht vor an dieser Konstellation irgendetwas zu ändern. Entsprechend bleiben die Beiträge unregelmäßig und ich schreibe über Themen, die ich selbst für wichtig erachte. Die Inhalte sind in keinster Weise kommerziell beeinflusst.

Vielleicht findet ihr das ja so gut, dass ihr unterstützen wollt. Dafür gibt es natürlich einige Möglichkeiten. Lasst uns bei den offensichtlichen anfangen:

  1. Teilt die Inhalte und gebt Feedback: Wenn ihr einen Artikel gut fandet, verbreitet ihn und schenkt ihm Reichweite. Kommentiert hier im Blog oder auf den sozialen Plattformen. Bringt euch mit Themenideen ein und diskutiert.
  2. Beteiligt euch direkt und schreibt selbst für die Rosenau Gazette: MitstreiterInnen sind jederzeit herzlich willkommen. Es muss von der Schreibe und vom Typ her passen, aber über mehrere MitstreiterInnen würde ich mich wirklich freuen. Regelmäßige Spieltagsnachbetrachtung als auch das Eingehen auf diverse weitere Themen würde endlich möglich werden und die Gazette könnte langfristig organisatorisch etabliert werden. Meldet euch gerne bei Interesse. An dieser Stelle sei hervorgehoben, dass der FCA mehr weibliche Stimmen braucht, die ihn begleiten. Email an kontakt@rosenau-gazette.de reicht.
  3. Kauft im Shop und tut etwas für den guten Zweck: Ich habe immer mal wieder Aktionen für den guten Zweck gestartet und die Artikel sind immer noch über den Shop zu beziehen. Schlagt zu, und tut etwas für den wohltätigen Zweck.
  4. Sponsort einzelne Artikel oder Artikelserien: Ich hatte in der letzten Saison eine kleine Kooperation mit August Gin, die mir viel Freude bereitet hat. Es ist jederzeit möglich, Artikel oder Artikelserien zu unterstützen (ohne Einfluss auf die Inhalte). Der Blog bleibt nicht-kommerziell, entsprechend fließen alle finanziellen Mittel oder auch Naturalien wieder in Aktionen wie unter 3) beschrieben oder den Blog selbst. Mit dieser Seite mache ich und auch sonst niemand einen Gewinn. Email an kontakt@rosenau-gazette.de reicht und wir können die Möglichkeiten individuell klären.

Lasst uns alle aus der Rückrunde und dem Jahr 2020 im Gesamten das Beste machen und hoffen, dass wir den Klassenerhalt schaffen, um auch im zehnten Jahr in der ersten Bundesliga spielen zu können. Ich würde mich freuen, wenn die Rosenau Gazette auch dabei weiter (hauptsächlich) Freude bereitet. Wenn wir mal nicht einer Meinung sein sollten, dann würde es mich freuen, wenn ihr über die hier vorgetragene Meinung nachdenken und sachlich antworten würdet. Ich nehme mir dies auch vor. Ansonsten bin ich für alle Vorschläge offen, wie man das Erlebnis rund um die Gazette verbessern kann (z.B. braucht es ein Lesertreffen oder eine Geburtstagsparty? WhatsApp-Gruppen?). Hier kommt es allerdings auf euren Einsatz an.

P.S.: Um es euch jetzt schon etwas leichter zu machen, den Inhalten zu folgen, findet ihr die Gazetten-Inhalte seit dieser Saison in den OneFootball-Apps.

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