„Verdammte rot-grün-weiße Wattewölkchen“

Die Nachricht, dass Markus Weinzierl als Cheftrainer zum FCA zurückkehrt, verbreitete sich am vergangenen Montagmittag wie ein Lauffeuer. Zwar hatte schon vorher vieles auf eine Rückkehr unseres „Ex“ hingedeutet und in einigen Medien war die Nachricht vom Trainerwechsel schon früher durchgesickert. Aber jetzt war es eben offiziell. Und damit ging die Nachricht auch viral: Die Kommentarspalten auf Facebook, Twitter, Instagram und Co. quollen nur so über. Ob zur Vertragsunterschrift des neuen-alten Coachs, zu seinem ersten Training mit der Mannschaft oder zur ersten Pressekonferenz zusammen mit Sportdirektor Stefan Reuter.

Irina und ich haben uns in dieser so einschneidenden Woche mal ein bisschen in den Social Media-Kanälen umgesehen und versucht einzufangen, wie die FCA-Fans und -Follower auf den Trainerwechsel reagiert haben und welche Hoffnungen (oder auch Bedenken) sie mit ihm verbinden.

Fans, Ex-Spieler und andere: Markus Weinzierl wird sich über den Großteil der Reaktionen im Rahmen seiner Rückkehr gefreut haben (Foto via Imago).

Einfach erleichtert

Wenn man sich so durch die Nachrichten und Kommentare rund um den Trainerwechsel scrollt, liest man in allen möglichen Variationen immer wieder ein Wort: „Endlich!“ Zur Tabelle unten lassen sich noch viele weitere Posts hinzufügen, die alle in die gleiche Richtung gehen. An ihnen sieht man, für welche Erleichterung es bei vielen Fans gesorgt hat, dass sich beim FCA nun – endlich (!) – etwas in Bewegung gesetzt hat. Denn allerspätestens nach der desaströsen ersten Hälfte im so wichtigen Spiel gegen den 1. FC Köln war klar: Wir mussten raus aus dem Schlamassel, ein „Weiter so“ konnte es nicht geben, ob auf dem Platz, auf der Bank oder in der Führungsetage. Der Wunsch nach Veränderung, der in den letzten Wochen immer größer geworden war, hat sich jetzt also erfüllt. Heiko Herrlich und Iraklis Metaxas mussten ihre Posten als Chef- bzw. Co-Trainer räumen.

Auf die Veränderung beim FCA in Form des Trainerwechsels reagierten viele Fans mit Erleichterung.

Neue FCA-Freude

Neu besetzt wurden die vakanten Posten auf der Augsburger Bank also mit dem in Bayern sehr bekannten Reiner Maurer als Co- und Markus Weinzierl als Chefcoach. Der wurde in den sozialen Medien von vielen Fans auch gleich mal ganz herzlich begrüßt. „Welcome back, Markus“, „Willkommen zurück“ liest man zuhauf. Auch die RoGaz-Redaktion hat den neuen alten Coach, für den es ebenfalls „wie nach Hause kommen“ gewesen sei, schon (begeistert) daheim willkommen geheißen. Für viele Fans ist es – wie für Weinzierl selbst wohl auch- eine Art Rückkehr in die Heimat. Und auch eine Erinnerung an vergangene, an glanzvollere Tage des FCA.

Begleitet werden die Willkommensgrüße der Fans oft von großer Freude. Die Social Media-User*innen posten Herzchen, schreiben, dass sie sich „freuen“, „happy“ oder „der glücklichste Mensch überhaupt“ seien. Bei Twitter-Userin @Kristaldo hat der Trainerwechsel sogar für „verdammte rot-grün-weiße Wattewölkchen“ gesorgt, auf denen sie seither schwebt. Und wenn wir ehrlich sind, fühlt sich das bei uns auch ein bisschen so an. Wieder ließe sich die Liste an Freuden- und Glücksbekundungen, -GIFs und -Stickern noch ein gehöriges Stück erweitern.

Markus Weinzierl wurde zumindest schon mal in den sozialen Netzwerken herzlich begrüßt. Die Freude über seine Rückkehr überwog dabei.

Feuer für Fans und Mannschaft

Jetzt könnte man natürlich einwenden: Freuen wir uns mal nicht zu früh und heben uns unseren Enthusiasmus lieber für später auf. Für den Moment, wenn Markus Weinzierl mit den Jungs in den letzten drei Partien so viele Punkte holen konnte, dass es für den Klassenerhalt endgültig gereicht hat. Seien wir mal lieber nicht zu optimistisch oder naiv. (Zu den eher skeptischen Stimmen kommen wir gleich noch.) Trotzdem zeigen all die freudigen Reaktionen: Der Trainer hat es innerhalb von wenigen Tagen, ja fast Stunden geschafft, unter den Fans neue „Hoffnung“ zu verbreiten, „Lust auf die nächsten Spiele“ zu wecken und das „Feuer“ neu zu entfachen.

Das war in den letzten Wochen und Monaten, wenn überhaupt, zu einem winzigen Glimmstängelchen zusammengeschrumpft. In den sozialen Netzwerken konnte man die Wut, die Resignation und die Lustlosigkeit (gerade nach den desolaten Vorstellungen gegen Schalke, Bielefeld und Köln) sichtlich merken. Viele machten ihrem Ärger mit Kommentaren in Facebook-Gruppen Luft. Wie schnell sich ein solches Stimmungsbild binnen weniger Tage wandeln kann!

„Weinzierl-is-coming-home – Effekt“

Großen Anteil an diesem „Weinzierl-is-coming-home“-Effekt hatte sicherlich die Pressekonferenz am Dienstagmittag. Hier äußerte sich Weinzierl nicht nur, wie „froh“ er selbst einfach nur sei, wieder in Augsburg zu sein. Er erzählte auch von seiner ersten Trainingseinheit mit der Mannschaft, die „mit viel Eifer und Energie“ trainiert habe. War da vielleicht auch schon ein kleines Fünkchen übergesprungen? Zugleich präsentierte er seine Idee für die verbleibenden drei Schlüsselspiele, dem Klassenerhalt und auch darüber hinaus. Sie klang wie eine Hommage an frühere, an erfolgreichere Tage: Der FCA müsse „die eigene Stärke und Identität wiederfinden, aggressiv und mutig sein, ein ekliger Gegner sein“.

Und genau dieses Vorhaben ist es, das uns wie auch viele andere Fans emotional gepackt hat. In den Social Media-Kanälen und auch außerhalb. Denn es ist verbunden mit der begründeten Hoffnung, dass der FCA sich wieder zu einem „aggressiven, laufstarken und leidenschaftlichen Gegner“ entwickelt, gegen den es sich nur unbequem, eben eklig spielen lässt. Dafür gab es von Twitter-User @Urbster dann auch prompt Glückwünsche „an den Rest der Bundesliga“, die sich auf den Augsburger Ekelfaktor schon mal freuen darf.

Nicht zu unterschätzen war an besagter PK unterdessen auch, dass Weinzierl und Reuter, wie wir finden, glaubhaft versichern konnten, ihren früheren Streit beigelegt zu haben. Der war bekanntlich um den Wechselwunsch Weinzierls im Jahr 2016 zum FC Schalke 04 entbrannt. Die beiden lachten miteinander, schäkerten herum und verbreiteten auch aus Sicht von @KEINESAU07 „so eine gute und motivierte Stimmung“, wie man sie beim FCA seit Monaten nicht mehr gehabt habe. Geschenkt, dass da der Witz von Stefan Reuter vielleicht ein bisschen fehl am Platz wirkte. Er hatte im Spaß erklärt, dass man sogar das Hotel-Personal instruiert habe, Rückkehrer Markus Weinzierl bestens zu umsorgen. Der kam echt flach, oder?

Wow, sehr viel „Weinzierl“-Love. Awesome!

„Promi-Fanbase“

Markus Weinzierl scheint auch eine gewisse „Promi-Fanbase“ zu haben, denn auf Instagram finden sich zur Meldung, dass Markus Weinzierl zurück am Lech ist, einige freudige Bekundungen von bekannten (Ausgburger) Persönlichkeiten, wie Ex-Spieler Nikola „Niko“ Djurdjic, Ivonne Mölders oder auch Yannic Bederke, unserem E-Sport-Champion – hierbei benötigt es (augenscheinlich) gar nicht viele Worte:

Promi-Fanbase für Markus Weinzierl

Aber nicht nur „Promi-Love“ schlägt Markus Weinzierl entgegen, sondern auch sehr viel „Crew-Love“ von Instagram-Usern. Der ein oder andere hofft sogar – mehr oder weniger heimlich – von der Europa-League. Hach, das waren noch Zeiten – oder besser: „Einfach herrlich!“ Und auch der neutrale Zuschauer, wie Instagram-User sebastian.gse, freut sich über das „Comeback des Jahres“ von Weinzierl in der Bundesliga.

Während ein User schreibt, Markus Weinzierl hätte Augsburg nie verlassen sollen, freuen sich andere offenkundiger und hoffen auf einen klaren Aufwärtstrend. Am besten schon am kommenden Freitag, wenn es gegen Markus Weinzierls „Ex“, den VfB Stuttgart, geht. Ausgerechnet dann kommt es zu einem Wiedersehen mit dem Club, bei dem Markus Weinzierl am 20.04.2019 rausflog, als der FCA den VfB furios mit 6:0 schlug. Zuletzt finden wir den Vorschlag eines Instagram-Users sehr gelungen, den 26.04.2021 künftig als „Markus Weinzierl“-Feiertag zu titulieren.

Sehr viel Zuspruch für Markus Weinzierl, die Augsburger Solidarität ist wieder stark zu spüren!

Heuchelei, Geldgier und Startschwierigkeiten

Wir hatten ja schon angekündigt, wir wollen auch Stimmen zu Wort kommen lassen, die Weinzierls Rückkehr eher skeptisch gegenüberstehen. Auch diese Stimmen haben ihre Daseins-Berechtigung, aller Euphorie zum Trotze. Allerdings muss man hier tatsächlich zugeben, dass man die zwischen all den freudigen und teilweise überschwänglichen Kommentaren fast schon mit der Lupe suchen muss.

Wir haben trotzdem ein paar gefunden. Während ein User diese Reaktivierung von Weinzierl heuchlerisch findet, werfen wiederum zwei andere Fans dem Trainer eine gewisse monetäre Grundausrichtung vor – wir erinnern uns alle an den ein wenig unrühmlichen Abgang zum FC Schalke 04. Hier sind einige Fans wohl noch nachtragend, was man aufgrund der Art und Weise des Wechsels damals auch niemandem übel nehmen kann. Aber vielleicht verzeiht auch der letzte „angesäuerte“ Fan Markus Weinzierl, wenn er uns den Klassenerhalt beschert?! Zu wünschen wäre es uns, wäre es ihm.

Um Skepsis und eher „missgünstigere“ Kommentare in den sozialen Netzwerken zu finden, mussten wir eine zeitlang suchen…

Um die Skepsis einmal aus sportlicher Richtung zu betrachten, liest sich ein Kommentar von Thilo Gaus ganz gut, denn er drückt aus, was sich statistisch auch tatsächlich belegen lässt. Denn: Markus Weinzierl ist wahrlich kein „Frühstarter“ gewesen mit seinen bisherigen Bundesligatruppen. Wir betrachten einmal die für uns derzeit interessanten drei Spieltage nach Amtsübernahme Weinzierls, wobei er hier in erster FCA-Tätigkeit am besten in die Amtszeit gestartet ist:

  • VfB Stuttgart (09.10.18 – 20.04.19: 3 Spiele – 3 Niederlagen, 0 Tore, 11 Gegentore
  • FC Schalke 04 (01.7.16 – 30.06.17): 3 Spiele – 3 Niederlagen, 0 Tore, 5 Gegentore
  • FCA (01.07.12 – 30.06.16): 3 Spiele – 2 Niederlagen, 1 Remis, 1 Tor, 5 Gegentore

(Quelle: Transfermarkt)

Da kann man ja nur hoffen, dass es in seiner zweiten FCA-Amtszeit, nun in Punkten ausgedrückt, besser läuft. Denn wir brauchen viele und wir brauchen sie schnell.

Zeitpunkt verpasst?

Berechtigterweise mokieren sich die Fans online auch über den ggf. etwas zu späten Wechselzeitpunkt. Herrlich out, Weinzierl in – das hätte man schon gut und gerne vor drei Wochen sagen können. Auch die FCA-DNA ist durch die unterschiedlichen Trainer und deren bevorzugten Spielstile etwas abhanden gekommen, das sagte nicht zuletzt Markus Weinzierl in der Antritts-PK. Auch die Fans sehen dies teilweise so, dass „die geplante Entwicklung nicht voran kommt“, wenn es „jedes Mal wieder einen komplett neuen Plan, wie die Mannschaft spielen soll“ gibt.

Diverse Kommentare zum Spielstil und zum Wechselzeitpunkt in den sozialen Netzwerken

Berechtigt auch durchaus, trotz aller Euphorie, erstmal auf die Bremse zu treten und nach Worten Taten folgen zu lassen. Der Klassenerhalt steht an erster Stelle und der Ernst der Lage sollte erkannt worden sein. Markus Weinzierl, übernehmen Sie!

„Aufgewärmtes Gulasch“

So, nachdem wir nun von ganz viel Liebe, Euphorie und auch etwas Skepsis gelesen haben, wollen wir, im Namen aller FCA-Fans, hoffen: „Der Markus bagt des scho“. Und die Mannschaft natürlich. Denn Christoph Brandwein schwört, dass aufgewärmtes Gulasch mit jedem Mal besser wird. Diesen schönen, bildlichen Vergleich mit dem Trainer wollen wir einfach mal so stehen lassen. Manchmal muss man die vorliegende Situation auch mit etwas Humor und Ironie nehmen, wie der User nstiehl, der (hoffentlich ironisch) fragt, warum man Herrlich eigentlich entlassen hat. Am überzeugenden, attraktiven Offensivfußball liegts sicher nicht.

Wir stimmen dem Insta-Nutzer cansin_17 zu, dass Heiko Herrlich – trotz aller (teilweise berechtigten) Kritik – ein wenig mehr Würdigung und einen Abschiedspost seitens des FCA verdient hätte. Der sucht sich auf den Social Media-Kanälen nämlich vergeblich. Der Bundesligastart des FCA in dieser Saison konnte sich sehen lassen, auch hat er uns letztes Jahr den Klassenerhalt beschert. Ein bisschen mehr (mediale) Anerkennung wäre doch angebracht, auch wenn das Ende etwas unrühmlich war.

Neverending Lovestory

Instagram-User nico_.1878 fasst es unserer Meinung nach sehr gut zusammen. Zu aller Erst steht das schwierige (!) Unterfangen Klassenerhalt im Mittelpunkt. Und erst dann (hoffentlich) eine weitere erfolgreiche „Augsburg-Weinzierl“-Story, wie in seiner ersten Amtszeit, mit Happy End und einer erneuten Europa League Teilnahme? Wir hätten alle sicher nix dagegen…

Reuter raus?

Abschließend stellt sich bei all den Betrachtungen des Trainers noch die provokante Frage, wie es denn mit dem Manager des Clubs weitergeht, der zuletzt nicht mehr so ein glückliches Händchen wie noch vor ein paar Jahren beweist. maxigerstmeier fragte auf Instagram provokant:

Aber dies ist nicht mehr Part diesen Artikels. Zur „Reuterschen Transferpolitik“ werden wir zu gegebener Zeit mehr von Birgit in der RoGaz lesen.

Bis dahin gilt: Nur der FCA! Und hoffentlich haben wir dann schon den Klassenerhalt sicher.

Über die Leere

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Ich gebe es zu: zu Anfang der Saison war ich selbst – mal wieder – naiv. Ich hätte nicht angenommen, dass die gesamte Saison quasi ohne Zuschauer stattfinden würde. Der FCA hat bisher gerade mal im Spiel gegen den BVB vor einigen eigenen Zuschauern gespielt. Seitdem blieb die wwk Arena auf den Rängen leer, wenn es wieder hieß: Anpfiff in der Bundesliga. So auch im Spiel gegen Köln

Nach dem Spiel gegen Hoffenheim bin ich in diesem Internet über eine These gestolpert, die mich zum erneuten Nachdenken gebracht hat. @Urbster hat auf Twitter festgehalten:

„Herrlich ist eigentlich nur noch Trainer, weil er vor leeren Rängen spielt. Die „Herrlich raus“-Rufe wären heute wieder laut gewesen.“

@Urbster auf Twitter

Irgendwie konnte ich mir zwar die „Herrlich raus“-Rufe vorstellen. Aber dennoch ist mir die Argumentationskette zu einfach.

Der Einfluss der Fans auf das Spiel

Die Argumentation von @Urbster setzt dabei nämlich voraus, dass die Partie mit Zuschauern im Stadion genau so verlaufen wäre, wie auch ohne. Und auch, dass die Situation des FC Augsburg jetzt ähnlich der wäre, die wir mit Zuschauern hätten. Und ich bin mir schlicht nicht sicher. Nehmen wir die Partie gegen Hoffenheim als Beispiel. Nehmen wir an, der Einfluss der Kulisse äußert sich erst im Spielverlauf. Wir kommen wie geschehen ins Spiel und gehen 2:0 in Führung. In der zweiten Halbzeit verliert die Mannschaft nun etwas den Faden. Es steht weiter 2:0 für uns und die Kurve wird nun einen Teufel tun und direkt anfangen zu murren. Aus der Augsburger Erfahrung könnte ich mir vorstellen, dass es nun gezielten positiven Support und Unterstützung gibt. Und wer weiß, vielleicht fängt sich die Mannschaft dadurch und es gibt überhaupt nichts zu meckern. Wir spielen die zweite Halbzeit etwas souveräner und Ruhe ist. Naja Ruhe nicht wirklich, eher fröhliche Feierei.

Leere auf den Rängen – welchen Unterschied macht es? (Foto: SvenSimon/POOL via Imago)

Nehmen wir vielleicht auch die Partie gegen Bayer 04 Leverkusen, als wir ganz spät den Ausgleich kassiert hatten. Man stelle sich vor, dass Stadion brodelte kurz vor Schluss und diese Stimmung setzte nur minimal mehr Energie im eigenen Team als beim Gegner frei. Vielleicht kassierte die Mannschaft das späte Gegentor überhaupt nicht mehr.

Eine Saison mit Zuschauern

Es scheint mir so weit entfernt. Und alles hätte, wenn und aber führt an dieser Stelle zu nichts. Mir fehlen auch die Daten, um meine These zu belegen. Aus dem Bauch heraus würde ich allerdings argumentieren, dass der Saisonverlauf von Zuschauern zumindest beeinflusst wäre. Ich kann mir schlecht vorstellen, dass Schalke 04 in einer vollen Arena auf Schalke so lange sieglos geblieben wäre. Die Kulisse kann dort schon beeindrucken und manch Gegner hätte sich beeindrucken lassen. Gerade bei engem Spielverlauf hätte das Publikum sicher grundsätzlich in der ein oder anderen Situation Einfluss nehmen können.

Zusätzliche Werbeflächen haben die Zuschauer ersetzt. Wann dürfen wir wieder ein Stadion füllen? (Foto: Eduard Martin/Jan Huebner/Pool via Imago)

Und diese Auswirkungen hätte es auch beim FCA wohl gegeben. Was nun Kritik am Trainer und eigenen Team angeht, kann ich wieder nur von mir ausgehen. Ich reagiere dann kritisch auf die Leistung auf dem Feld, wenn ich merke, dass der Einsatz nicht stimmt oder die Mannschaft sich aufgibt. Das war vor Herrlich schon schlimmer und zuletzt nicht mehr so oft der Fall. Dazu ist Kritik angebracht, wenn die Ergebnisse ausblieben. Aber auch das war bis zuletzt nicht der Fall. Es gab lange keinen dringlichen Grund nach dem Aus des Trainers zu rufen.

Wie wir die Spiele wahrnehmen

Neben all dem hat sich auch verändert, wie wir die Spiele wahrnehmen. Diese Anspannung der letzten Minuten bei eigener Führung ist im Stadion einzigartig. Das Abfallen der Anspannung mit dem Schlusspfiff und das Umarmen der umstehenden Personen: auch ohne Corona im eigenen Wohnzimmer eher selten. Derweil man anstatt zu singen, sich eher mit Details beschäftigt. Warum bekommt die Mannschaft den Ball schon wieder nicht sauber geklärt? Was soll denn der verdammte Fehlpass nun schon wieder?

Es wird danach auch nicht mehr mit der Mannschaft gefeiert und im Weg nach Hause in der Tram über das Spiel debattiert. Die soziale Normierung der eigenen Ansprüche findet nicht mehr statt wie vorher. Und so sind diese Ansprüche vielleicht grundsätzlich etwas höher als zuvor. Ausgeblendet ist dabei auch, dass die Spielerfahrung auch immer noch fürs Team eine andere ist. Komische Zeiten für alle, auch für das Team auf dem Rasen, dem die ritualisierten Anfeuerungen fehlen?

Die Bundesliga als Trostpflaster

Geimpft werden will ich. Das auf die Wissenschaft gehört würde, wäre notwendig. Aber zumindest wird Woche um Woche – komme was wolle – Bundesligafußball gespielt. Es wäre naiv zu vermuten, dass die Situation für die Mannschaften nicht psychisch belastend ist. Dass die Kulisse in den Stadien fehlt ist dabei nur ein Aspekt. Vielmehr ist der sportliche Wert dieser Saison doch nicht vollständig vergleichbar mit den Vorjahren.

Umso wichtiger ist es mir, dass wir den Klassenerhalt in dieser Situation nun sichern. Und bei allen Schwierigkeiten gibt es ein Mindestmaß an Leistung, dass man als Fan erwarten darf. Mit Sicherheit kann ich feststellen, dass ich während und nach der ersten Halbzeit gegen Köln gepfiffen und gebuht und vielleicht auch die Entlassung des Trainers gefordert hätte. Das Mindestmaß war kurzfristig unterschritten und die Kehrtwende folgt hoffentlich direkt.

Sollten wir jemals absteigen, dann will ich den Umstand im Stadion beweinen dürfen. Kaum etwas ist im Moment, wie es noch vor 14 Monaten war. Ich freue mich tierisch auf den Moment, auch unflätiges im Stadion wieder rauslassen zu dürfen. Mensch, selbst Heiko Herrlich würde wahrscheinlich auf die These, dass „Herrlich raus“ gerufen würde, nur müde lächeln.

Es rappelt im Netz und keiner springt von seinem Sitz im Stadion hoch. Es schmerzt. (Foto: Sascha Meiser/APF/Pool via Imago)

Denn in meiner Augsburger Selbstwahrnehmung habe ich das Ego zu behaupten, dass wir der Mannschaft in mancher Situation von der Tribüne aus schon einen Kick hätten geben können. Und die Lage eventuell eine andere wäre. Darum, dass Heiko Herrlich dieses Stadion nie voll erlebt hat als Trainer, beneide ich ihn in jedem Fall nicht. Wäre, wenn und aber. So lange wir dieses Jahr die Klasse halten, passt das zumindest für mich. Denn es schmerzt auch jede sensationelle Leistung sehr, die keiner von uns live zu sehen bekommt. Und so machen wir aus der Situation momentan einfach das bestmögliche nun eben mit Markus Weinzierl. Mit schwierigen Situationen kurz vor Saisonende haben wir gelernt umzugehen. Denn wir sind Augsburger und die anderen immer noch nicht.

FCA-Nachwuchs in Corona-Zeiten: „Es entsteht eine Lücke in der Entwicklung“

Die meisten Fußballplätze in Deutschland wirken momentan nahezu ausgestorben. Coronabedingt sind die Spielstätten vielerorts geschlossen. In Bayern etwa ist gemäß der Infektionsschutzverordnung lediglich kontaktarmer Sport im Freien gestattet, je nach Inzidenz greifen härtere Maßnahmen. Spiele finden seit Herbst nahezu gar nicht mehr statt. Laut DFB durften im Februar 2021 nur 0,07 Prozent aller 145.000 Mannschaften in Deutschland spielen. Anfang November haben sich die Präsidenten der Regional- und Landesverbände gemeinsam mit DFB-Präsident Fritz Keller dafür ausgesprochen, das „organisierte Sporttreiben für Kinder und Jugendliche unter freiem Himmel“ wieder zu ermöglichen. Seitdem ist in der Breite wenig passiert.

Der FC Augsburg gehört zu den wenigen Teams im Land, die geringer von den Einschränkungen betroffen sind. Vor Ort schätzt man dieses Privileg sehr, wie Roy Stapelfeld, Kaufmännischer Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, im Gespräch mit der Rosenau-Gazette erklärt. Seit 2015 leitet der gebürtige Thüringer die Nachwuchsabteilung des FCA und ist damit federführend für die rund 220 Spieler der elf Nachwuchsmannschaften von der U9 bis zur U23 verantwortlich.

Stapelfeld bemüht sich um Optimismus, erkennt aber auch die möglichen Probleme eines beispiellosen Jahres, in denen von geregeltem Wettbewerb keine Rede sein kann. In puncto Nachwuchsförderung spricht er von einer „Lücke in der Entwicklung“. Diese soll die „Vision, die uns daran erinnert, wofür wir das alles hier eigentlich machen“ jedoch nicht hemmen.

Roy Stapelfeld war vor seiner Arbeit in Augsburg Geschäftsführer beim FC Carl Zeiss Jena. Nun widmet sich der 45-Jährige voll und ganz dem FCA. (Foto via imago)

Herr Stapelfeld, wann standen Sie zuletzt bei einem Fußballtraining einer Augsburger Jugendmannschaft auf dem Sportplatz?  

Vor Ostern habe ich mir ein internes Testspiel zwischen der U23 und der U19 angeschaut. Das war ein gutes Gefühl, von der Nähe aus live ein Fußballspiel zu sehen, weil das sehr, sehr lange her war.

„Die Spieler sind traurig, weil die Wettkämpfe fehlen“

In welchem Umfang darf denn aktuell überhaupt trainiert werden?

Es ist ein bisschen kompliziert. Seit dem zweiten Lockdown im November dürfen wir ab der U17 trainieren. Das ist möglich durch eine Sondergenehmigung, da unsere Spieler als Auszubildende gelten. Wir sind extrem dankbar, in diesen Altersklassen einen relativ normalen Trainingsbetrieb – unter Beachtung aller Hygienevorschriften – zu haben.

Seit Oktober gab es keine Pflichtspiele mehr. Wie nehmen die Kinder und Jugendlichen im Verein diese Einschränkungen wahr?

Den Spielern geht es da sicherlich wie allen Menschen, die durch die Corona-Thematik beeinträchtigt sind. Sie sind traurig, weil die Wettkämpfe fehlen. Das ist das, was Fußball ausmacht und aktuell fehlt deshalb etwas. Auf der anderen Seite sind wir und die Spieler sehr dankbar und froh darüber, dass wir überhaupt trainieren dürfen. Das Wichtigste ist, die positive Grundstimmung nicht zu verlieren.

Wie ist es für die Kinder aus den unteren Jahrgängen. Sie dürfen quasi seit Monaten nicht trainieren?

Wir können seit Anfang März auch mit der U14, U15 und U16 trainieren. Diese Altersklassen werden nach einem Antrag, den die Kickers Würzburg gestellt hatten und dem stattgegeben wurde, als Landeskader gesehen, sodass keine weiteren Einschränkungen gelten. Das war ein schöner Zwischenschritt, weil diese Jungs vorher überhaupt nicht trainieren durften. Bis zur U9 ist aber nahezu gar kein Training möglich. Wir haben anfangs kontaktarmes Training angeboten, aber dann war auch dies nicht mehr möglich.

Wie stehen Sie mit diesen jungen Spielern im Austausch?

Wir haben versucht, so kreativ wie möglich zu sein und Dinge entwickelt, um mit den Mannschaften Kontakt zu halten. Es geht hierbei um zwei Themen: Einerseits um den sozialen Kontakt. Mannschaftssport lebt vom Miteinander. Das ist aktuell kaum möglich, wir versuchen aber die Bindung zum Verein aufrechtzuerhalten. Andererseits spielt auch die sportliche Aus- und Weiterbildung eine Rolle. Wir versuchen, das bestmöglich online darzustellen.

Wie konkret sehen diese digitalen Angebote aus?

Wir haben Online-Spieltage gegen andere Nachwuchsleistungszentren abgehalten und Hausaufgaben-Trainingsprogramme erstellt, in denen Technik, Kognition und Athletik in den Vordergrund gerückt wurden. Außerdem stehen alternative Sportarten wie Yoga, Basketball oder Volleyball sowie ein Kurs zur Zubereitung von gesunden Shakes für Sportler auf dem Programm. Zudem können Videoanalysen zur Vermittlung beitragen.

„Man muss der Politik vertrauen. Wir haben eine große Verantwortung“

Der BFV untersuchte im Dezember in einer Umfrage die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Vereine. Fast Zwei Drittel sorgen sich, in Zukunft weniger Mitglieder zu haben. Vier von fünf Vereinen befürchten einen Wegfall von Kindern und Jugendlichen für den Fußball. Das trifft den Amateursport gewiss härter, aber sehen Sie auch in Augsburg die Gefahr, Kinder zu verlieren?

Ehrlicherweise spüren wir diese Auswirkungen aktuell nicht beziehungsweise noch nicht. Wenn wir in absehbarer Zeit wieder zur Normalität zurückkehren können, ist die Problematik meiner Meinung nach auch noch aufzufangen. Die Leute haben ja grundsätzlich den Drang, Sport zu betreiben. Wenn sich das aber noch länger hinzieht, wird es logischerweise irgendwann auch Einbrüche in diesem Bereich geben. 

Die Gesellschaft für Aerosolforschung veröffentlichte vor Kurzem einen offenen Brief an die Bundesregierung. Darin heißt es: Die Gefahr, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, lauere insbesondere in geschlossenen Räumen, weniger an der frischen Luft. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse sind nicht erst seit Kurzem bekannt und DFB oder BFV argumentieren schon lange: Solange die Regeln außerhalb des Platzes eingehalten werden, spricht eigentlich wenig gegen die Wiederaufnahme des Spielbetriebs. Haben Sie daher noch Verständnis dafür, dass der Breitensport und auch Teile der Jugend des FC Augsburg weiter ausgesetzt bleiben?

Das ist eine schwierige Frage. Es ist absolut schwer einzuschätzen und man muss der Politik, die aktuell einen echt schweren Job hat, vertrauen. Da sind Experten am Werk, die Keinem etwas Böses wollen. Daher ist das der Weg, den wir gehen müssen, weil die Gesundheit das Wichtigste ist. Wir sind dabei in einer Position, in der wir mit Schutzbefohlenen arbeiten. Dadurch haben wir eine große Verantwortung und deshalb wollen wir auch komplett auf Nummer sicher gehen. Wir in Augsburg haben gut funktionierende Hygienekonzepte, allerdings auch kleinere Probleme wie eine nicht ganz so optimale Parkplatzsituation am Trainingsgelände oder einfach auch das intuitive Verhalten kleinerer Kinder. Wir hoffen, dass es irgendwann wieder zu Normalität kommt, aber es handelt sich um eine schwierige Thematik mit vielen Faktoren drumherum.

„Diese Frage stellt sich aktuell Jeder im Nachwuchsfußball“

Im Nachwuchsleistungszentrum des FC Augsburg gibt es Spieler, die schon bei den Profis mittrainieren durften, in Testspielen zum Einsatz kamen oder sogar im Bundesligakader standen. Tim Civeja (19) feierte sein Profidebüt. Aber auch Talente wie Jannik Schuster (22) David Deger (21), Seong-Hoon Cheon (20), Lukas Petkov (20), Adrien Koudelka (18), Dion Berisha (17), Franjo Ivanovic (17), Dikeni Salifou (17) oder Kristijan Taseki (17) gerieten ins Blickfeld. Wie folgenschwer für ihren weiteren Karriereweg ist dieses verlorene Jahr mit kaum Wettkampfpraxis?

Bei jedem Spieler, der jetzt über lange Zeit nicht trainieren oder spielen konnte, handelt es sich logischerweise um eine Lücke in der Entwicklung. Wir reden über Spieler, die alle hier sind, um sich zu entwickeln und da ist jede Altersklasse wichtig. Was dieses Corona-Jahr mit jedem Spieler macht, ist eine große Frage, die wir wahrscheinlich erst in der Zukunft beantworten können. Führt es zu einer gewissen Delle oder steckt man das einfach so weg und macht ohne negative Auswirkungen weiter, wo man vor Corona aufgehört hat? Diese Frage stellt sich aktuell Jeder im Nachwuchsfußball, man muss dabei allerdings auch etwas differenzieren.

Inwiefern?

Es gibt Spieler, für die dieses Jahr keine allzu großen Auswirkungen haben wird. Tim Civeja zum Beispiel, der sich aktuell bereits bei den Profis beweisen kann. Aber insbesondere für die Spieler, die noch nicht so im Fokus sind und noch einen Entwicklungsschritt weiter zurück sind, ist es ohne Wettkämpfe schwer, sich zu zeigen. Wir versuchen wegen der Durchlässigkeit, die Nachwuchsspieler bei den Profis mittrainieren zu lassen oder sie in Testspielen zum Einsatz zu bringen. Das ist wichtig für den Vergleich auf höherem Niveau.

Tim Civeja spielt seit 2015 in der Jugend des FC Augsburg. Der gebürtige Dachauer kommt mittlerweile auf drei Profieinsätze in der Bundesliga. (Foto via imago)

„Wir wollen uns an Hofmanns Mission messen lassen“

Diese Spieler sind in einem Alter, in dem die Schritte zum Profifußball kleiner werden. Erste Verträge werden ausgehandelt, der Traum vom Profifußball scheint greifbarer. Gleichzeitig bleibt aufgrund der geringen Durchlässigkeit ein gewisser Druck. Werde ich übernommen? Wie steht mein Coach überhaupt zu mir? Wie gehen Sie und die Trainer des FC Augsburg aktuell mit diesen Talenten um?

Das kann man nicht verallgemeinern und ist völlig individuell zu sehen. Man muss mit den Jungs sprechen und auch ihre Ziele und ihr Umfeld betrachten. Wo will jemand hin? Wie schätzt er sich selbst ein? Da gibt es Spieler, die sich fußballerisch auf hohem Niveau befinden und – ob bei uns oder woanders – ihren Weg gehen werden. Dann gibt es aber auch Spieler, die sich für die Sicherheit entscheiden und sich auf das Schulische wie Berufliche konzentrieren. Das ist etwas, was wir absolut befürworten und diese Jungs auf ihrem Weg auch unterstützen.    

Klaus Hofmann investierte in die Nachwuchsförderung des FC Augsburg und formulierte 2014 ehrgeizig: „Meine Vision ist es, dass ich einmal im M-Block stehe und in der Startformation unserer Bundesligamannschaft stehen vier Spieler, die schon seit der D-Jugend bei uns sind.“ Nun sagte er in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen bezogen auf die Nachwuchsförderung: „Wir hatten zwischenzeitlich einen guten Stand, auf den wir aber wieder kommen müssen“. Sehen Sie dieses Ziel als realistisch an?

FCA-Vorstandschef Klaus Hofmann sieht im Augsburger Nachwuchs eine wichtige Säule für die Zukunft – Roy Stapelfeld ebenso. (Foto via imago)

Ja, ich glaube es ist eine Frage der Zeit. Nachwuchsentwicklung ist etwas Mittel- und Langfristiges und da braucht man Zeit und Geduld. Vier Nachwuchsspieler in der Startelf sind eine ordentliche Zielsetzung – an der wir uns aber auch messen lassen wollen. Das ist eine Vision, die uns daran erinnert, wofür wir das alles hier eigentlich machen. Ich halte sie nicht für unrealistisch. Gewisse Schwankungen in einzelnen Jahrgängen sind normal, aber wir streben danach, in jedem Jahrgang Spieler zu haben, die wir nach oben bringen können.

Interview: Andreas Schmid

Auf die elfte Saison

Nachdem wir unseren neuen, alten Trainer Markus Weinzierl mittlerweile gebührend in Augsburg Willkommen geheißen haben, gilt es nun, den Blick auf die kommenden Prüfungen zu richten. Und die werden es in sich haben, so viel steht fest. Neu-Coach Weinzierl wird es hierbei direkt nach der „Länderspielpause“ mit seiner alten Flamme – dem VfB Stuttgart – zu tun kriegen. Danach wartet ein angeschlagenes Werder Bremen im direkten Abstiegsduell. Was muss also in den letzten drei Spielen passieren, dass wir eine elfte Saison Bundesliga in der Fuggerstadt erleben dürfen? Und woran fehlt’s derzeit? Lest selbst:

„Augsburg-DNA“

Markus Weinzierl hat eigenen Aussagen zufolge alle Meisterschaftsspiele der Mannschaft in dieser Saison gesehen und zeigte sich in seiner ersten Pressekonferenz nach Rückkehr ein wenig ernüchtert über den momentanen Spielstil des FCA:

„Ich bin als Auswärtsgegner hierher gekommen und hab‘ jedes Mal riesen Respekt gehabt vor der Art und Weise wie Augsburg in der Vergangenheit (…), aufgetreten ist. Und diese Art und Weise habe ich in den letzten Wochen vermisst.“

Markus Weinzierl im Rahmen der PK am 27.04.2021

Weiterhin sei die Identität des Clubs ein wenig verloren gegangen, sprich: all die Tugenden, die den FCA all die Jahre zuvor ausgezeichnet hatten, fehlen derzeit. Er hat damit ausgesprochen, was die Fans des Clubs seit Monaten still und heimlich denken. Die Mannschaft hat in den letzten Wochen zu viel reagiert, so Weinzierl. Eine Kritik, die für eingefleischte Fans nichts neues darstellt. Hier drückt Weinzierl vielmehr genau dies aus, was in den letzten Spielen gegen direkte Konkurrenten auffiel: Passivität und Reaktion, kaum Proaktivität und Aktion. Aggressivität und Mut sind den Augsburger Mannen völlig abhanden gekommen.

Die beiden Werte vertritt Weinzierl wie kein anderer (wie wir aus eigener Erfahrung bestens wissen) und möchte diese Tugenden dem Team wieder näherbringen. Die eigenen Stärken hervorzuheben und Schwächen damit auszumerzen, das ist nun nötig. Gewissermaßen war dies auch mal die „Augsburg-DNA“. Kratzen und beißen, den Gegner bis auf’s Klo verfolgen. 1907% Wille eben. Die Gegner sollen wieder ungern nach Augsburg reisen, weil sie genau wissen, was sie dort erwartet – jedenfalls keine geschenkten drei Punkte wie gegen Schalke! Wäre schön, das alles gegen Stuttgart wieder auf dem Platz sehen zu dürfen. Und genau das braucht es auch, wenn man mitten im Abstiegskampf steckt: Mentalität! Kampfgeist!

Markus Weinzierl antwortete auf die Frage, was er unter anderem beim FCA kurzfristig anders machen will:

„(…) wieder Spaß am Zweikampf zu entwickeln und eklig zu sein. Ein ekliger Gegner zu sein (…)“

Markus Weinzierl im Rahmen der PK am 27.04.2021

Motivation und Wille

Markus Weinzierl hat in der PK weiterhin geäußert, dass er der Mannschaft im ersten Gespräch direkt mitgeteilt habe, dass er alles dafür tun werde, um in der Liga zu bleiben. Diese Einstellung versprühte er auch sogleich auf dem Platz: Auf Instagram sah man einige Live-Eindrücke vom ersten Training unter dem Neu-Coach. Dort war seine Präsenz, seine Motivation und sein Antrieb deutlich zu spüren. Sowohl sein erstes Training als auch die erste Pressekonferenz waren eine Wohltat nach über 12 Monaten Heiko Herrlich. Weinzierl lebt seinen Spielern genau dies vor, was er von ihnen fordert. Die schon erwähnte Mentalität. Den Willen. Weinzierl sagte zuletzt aber auch, dass die Mannschaft einen gewillten Eindruck macht, eben „dass sie’s kapiert haben“, in welcher Situation man derzeit steckt. Auf dem Platz hat man dies – gerade im Katastrophenspiel gegen Köln in der ersten Halbzeit- kaum gemerkt.

Markus Weinzierl hat viel vor mit dem FCA und strotzt vor Energie – ob es für den Klassenerhalt reicht?(Fot0: kolbert-press/Christian Kolbert via Imago)

Stefan Reuter führte in besagter Pressekonferenz an, dass die Überzeugung, den Klassenerhalt aus eigener Kraft zu schaffen, in der Kabine zuletzt gefehlt hatte. Diese Überzeugung sollte durch die Reaktion des Clubs, sprich: durch den Trainerwechsel, wieder zurückerlangt werden. Impulse von außen waren also nötig, um die Mannschaft wachzurütteln. Aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken. Markus Weinzierl war hierbei die Wunschlösung für Reuter, Hofmann und Co. Warum? Weil Markus Weinzierl den FCA scheinbar nie ganz aus dem Blick verloren hat. Weil er in den Themen, die den FCA betreffen, tiefe Einblicke bzgl. der Mannschaftsstruktur und der Vereinsstruktur nach wie vor hat. Weiterhin passt die Energie, die Weinzierl versprüht, gut zum Vorhaben, die Klasse zu halten. Reuter attestiert seinem neuen Coach jedenfalls, keine Anlaufzeit zu benötigen und direkt voll im Bilde zu sein. Markus Weinzierl selbst verspürte einen „nach-Hause-kommen“-Effekt. Wenn das mal keine positiven Anzeichen sind?

Umschaltmomente

Wie schon erwähnt, fand Markus Weinzierl den zuletzt an den Tag gelegten Spielstil der Augsburger gar nicht so schön. Er zählte in der PK auch auf, was ihm genau gefehlt hat in der spielerischen Entwicklung:

„(…) Den Umschaltmoment (…) Das war immer die größte Stärke des FC Augsburg, geradlinig zu kontern, geradlinig in den Rücken des Gegners hereinzukommen.“

Markus Weinzierl im Rahmen der PK am 27.04.2021

Man weiß also genau, was Markus Weinzierl vorhat. Den Spielstil dem FCA wieder beizubringen, den er selbst jahrelang ebendort geprägt hat. „Überfallartiger“ Fußball, Konter fahren, aggressiv verteidigen. Genau dies möchte Weinzierl möglichst kurzfristig aus der Mannschaft herauskitzeln. Und dies braucht es auch, wenn man sich die Spiele und deren statistischen Werte zu Gemüte führt.

Die Laufleistung gegen Köln stimmte, die Passquote war ordentlich und das Eckenverhältnis war gut. Aus statistischer Sicht war’s das auch schon mit dem Positiven. Es benötigt aber zwingend mehr Torchancen, die aus dem Spiel heraus kreiert werden müssen. Denn ohne eigene Tore gewinnt man keine Spiele. Auch die Zweikampfquote war phasenweise unterirdisch, hier will Weinzierl mit einem gesunden Zweikampfverhalten – das es dringend benötigt im Abstiegskampf – Abhilfe schaffen. Denn bei der Zweikampfquote, beim Ballbesitzanteil, bei der Passquote und bei den Torabschlüssen pro Spiel liegen wir teilweise weit unter dem Bundesligadurchschnitt. (Quelle: kicker)

Markus Weinzierl will hierbei auch Spieler wie Niederlechner, die zuletzt eher unglücklich agierten oder gar sträflich vernachlässigt wurden, wieder aufbauen. „Seine Tore werden wir brauchen“, so Weinzierl in der Pressekonferenz am 27.04.21. Und bisher steht Florian Niederlechner in dieser Saison bei mageren drei Törchen. Insgesamt haben die drei nominellen FCA-Stürmer, Finnbogason, Gregoritsch und Niederlechner, zusammen ganze vier Bundesligatore in dieser Saison erzielt. Unser kommende Gegner aus Stuttgart hat – nur zur kleinen Orientierung – mit seinen drei Angreifern insgesamt 31 Saisontore erzielt.

Findet Flo unter Markus Weinzierl wieder in die (Erfolgs-)Spur? (Foto via Imago)

Etappen

Ein Spielstil kann nicht von heute auf morgen umgestellt werden, so Markus Weinzierl. Der damalige Spielstil der Europa-League-Truppe wurde über Jahre hinweg entwickelt. Dies kann ein mögliches Fernziel der Augsburger – für bspw. die kommende Saison – sein. Markus Weinzierl hat bekanntermaßen für ein Jahr unterschrieben, ist also weit mehr als nur ein „Feuerwehrmann“. Der neue Coach des FCA möchte das erste Etappenziel, den Klassenerhalt, mit kleinen Kniffen kurzfristig erreichen. Die langfristige spielerische Entwicklung ist dann Etappenziel zwei.

Die Mannschaft hat gemäß Weinzierl viel Potenzial, muss aber in einigen Bereichen noch aufholen, wie im Anlaufverhalten und bei Balleroberungen beispielsweise. Die offensiven Qualitäten sind vorhanden, betrachtet man die phasenweise überragenden Momente von André (FUSSBALLGOTT!) Hahn, Ruben Vargas und Daniel Caligiuri. Die drei genannten Spieler sind – nach Einschätzung von Markus Weinzierl – erstklassige Konterspieler. Dafür muss man aber auch gekonnt Bälle erobern und erfolgreich kontern – dies hat der neutrale Zuschauer unter Heiko Herrlich vermisst. In allen Belangen kann auch der neue Co-Trainer Reiner Maurer unterstützen, der sich im Abstiegskampf gut auskennt und Weinzierl beratend zur Seite steht.

Abläufe verinnerlichen, füreinander einstehen und kämpfen, individuelle Fehler vermeiden und leidenschaftlich kontern. Das können Stichworte für den Matchplan sein. Ob die Mannschaft es schlussendlich umsetzen kann? Das wird man frühestens am 7.5.2021 sehen. Mit einem neuen Coach an der Seitenlinie sollte der nötige frische Wind eingekehrt sein und auch dem letzten Spieler begreiflich sein, in welch ernster Lage sich der Verein derzeit befindet. Ohne Fans im Rücken ist der Klassenerhalt eine ungleich schwerere Aufgabe als ohnehin schon.

Ausblick

Der Blick auf die Tabelle ist und bleibt unangenehm. Verzerrt ist die Wahrnehmung zusätzlich, weil die Hertha noch drei Spiele im Rückstand ist – aus bekannten Gründen. So komfortabel die sportliche Lage des FCA noch vor vier Wochen war, so brennt jetzt vergleichsweise schon fast die Hütte in der Fuggerstadt. Vollkommen richtig und alternativlos die Reaktion des Vereins, die in der Entlassung von Übungsleiter Heiko Herrlich mündete.

Man kann festhalten – vor allem nach der sehr erfrischenden und schonungslos ehrlichen Pressekonferenz zur Reaktivierung Weinzierls – dass die Lage von allen Beteiligten realistisch eingeschätzt wird. Reuter beteuerte in der PK, man wisse um die aktuell brenzlige Lage. Mit Weinzierl hat man nun einen Trainer geholt, der schnell wieder in der Thematik drin ist, da er den Verein, die Strukturen und die handelnden Personen kennt. Einige Spieler – wie Finnbogason, Framberger, Hahn, Gouweleeuw und Moravek – kennt er ebenfalls noch persönlich.

Die gesamten Saisonspiele der Mannschaft hat er eigenen Aussagen zufolge in Gänze gesehen (der Arme!). Das sollte eine rasche Einarbeitung ermöglichen. Und die ist mehr als notwendig, denn die Ergebnisse werden kurzfristig – im Rahmen der nächsten drei Spiele oder in Tagen ausgedrückt: in den nächsten 22 Tagen – benötigt. Drei Wochen hat der sympathische Niederbayer nun Zeit, das Wunder vom Lech (erneut) zu vollbringen. Man einnere sich an die 9 mageren Pünktchen aus der Hinrunde 2012/2013. Und dem sensationellen Klassenerhalt auf dem rettenden 15. Tabellenplatz mit 33 Punkten. So viele wie wir jetzt gerade auf dem Konto haben.

Matchball eins liegt bereit – gegen Stuttgart zählen demnach nur drei Punkte. Und wenn man dann nach den Spielen gegen Stuttgart und Werder – optimistischerweise – die Klasse gehalten hat, kann man mit Markus Weinzierl – der Vergangenheit und Zukunft des Vereins in einer Person – ganz entspannt die nächste Spielzeit in der Beletage des deutschen Fußballs planen. Bis dahin gilt es, die Ruhe zu bewahren. Nicht so viel Chaos und Unruhe wie Schalke oder HSV zu verströmen, sondern besonnen zu agieren. Die Saison könnte dann einen tollen Abschluss finden im Derby gegen den Rekordmeister – den wir zur Krönung – überraschend mit 1:0 schlagen.

Auf ein elftes Jahr Bundesliga. Und dann hoffentlich wieder mit Fans in der Arena.

Trainer wechsel‘ dich

Trainerwechsel, Freistellungen und Vertragsauflösungen gehören zum alltäglichen Geschäft des Profifußballs wie der morgendliche Kaffee auf den Frühstückstisch. Die einen wechseln öfter, die anderen weniger. Wieder andere schmeißen einfach ohne Vorwarnung hin, obwohl der Vorstand das so überhaupt nicht akzeptieren möchte. Auch bei unserem FC Augsburg stand in dieser Woche ein erneuter Trainerwechsel an, denn nach dem Spiel gegen den 1. FC Köln sah Sportdirektor Stefan Reuter eine Reaktion als „zwingend notwendig“ an. Eben jener Reuter, der im Februar noch davon überzeugt war, die Saison zusammen mit Heiko Herrlich als Cheftrainer zu beenden. Solche Versprechungen hat man schon des Öfteren aus dem Mund des ehemaligen Dortmundspielers gehört. Und genau aus diesem Anlass, haben wir mal einen Blick auf die Trainer geworfen, die unter Reuters Führung beim FC Augsburg tätig waren. Welche Erfolge konnten sie denn bei uns verbuchen und warum ging man am Ende getrennte Wege?

Schwieriger Start

Markus Weinzierl ist der erste von fünf Trainern, die seit 2012 bei uns an der Seitenlinie standen und unter Reuters Führung den Verein verließen bzw. verlassen mussten. Das ergibt in 9 Spielzeiten eine durchschnittliche Amtszeit von 1,8 Saisons pro Coach unter unserem Geschäftsführer Sport. Klingt erst einmal nicht schlecht, doch wir werden später noch sehen, dass der Schein trügt.

Der gebürtige Straubinger kam im Juli 2012 von Jahn Regensburg in unser schönes Augsburg. Wie wir aber alle wissen, ist das jedoch nicht Reuters Verdienst, sondern der von Andreas Rettig. Es war quasi dessen letzte „Großtat“, denn Rettig verließ den Verein mit Ablauf des 30.06.2012.

Zu Beginn seiner Amtszeit sah es jedoch gewaltig nach Abstieg aus, denn am Ende der Hinrunde stand unser FCA mit lediglich 9 Punkten auf Platz 17 der Tabelle. Allerdings starteten wir eine fast schon furiose Aufholjagd und sicherten uns am letzten Spieltag gegen Greuther Fürth den Verbleib im Oberhaus.

Insgesamt blieb Markus Weinzierl 4 Jahre bei unserem FCA, wobei der größte Erfolg seiner Karriere wohl sein dürfte, dass er uns in seinem dritten Jahr bei uns in die Europa League führte. Dort sorgten wir natürlich für eine große Überraschung, als wir uns im „Wunder von Belgrad“ das Bestehen der Vorrunde sicherten. Und auch wenn wir im Sechszehntelfinale gegen den späteren Finalisten FC Liverpool ausschieden, so haben wir ihnen doch einen Kampf geliefert, der sich sehen lassen konnte.

Der größte Styler mit den meisten Punkten (Foto: nordphoto/Kokenge via Imago)

Natürlich haben wir auch einen Blick auf die einzelnen Spielzeiten geworfen, um die Trainer untereinander vergleichen und die Trennungen nachvollziehen zu können. Hier ist die Ausbeute, die Markus Weinzierl mit unseren Jungs vorweisen kann.

SaisonSpieleS – U – NPunkte pro SpielTabellensituation in der Bundesliga
2012/133710-9-181,05Platz 15, 33 P., TV: 33:51
2013/143717- 7-131,57Platz 8, 52 P., TV: 47:47
2014/153515-4-161,4Platz 5, 49 P., TV: 43:43
2015/164514-12-191,2Platz 12, 38 P., TV: 42:52

Time to say goodbye

Wie man später noch sehen kann, hat Markus Weinzierl von allen Trainern der letzten Jahre die besten Werte vorzuweisen. Doch leider lief die Trennung von ihm alles andere als harmonisch ab. Denn obwohl er seinen Kontrakt im April 2015 noch bis 2019 verlängert hatte, kam der gebürtige Straubinger kein Jahr später mit dem Wunsch, etwas anderes machen zu wollen, auf den Verein zu. Mit dem FC Augsburg habe er alles erreicht und man soll ja immer aufhören, wenn es am schönsten ist.

Wenngleich unser damaliger Kapitän Paul Verhaegh sich für den ehemaligen Cheftrainer aussprach, bekam dieser jedoch keine ordentliche Verabschiedung.

Wir hätten uns alle einen anderen Abschied gewünscht, denn wir hatten vier grandiose Jahre. Das Kapitel ist nun vorbei, wenn er mit Schalke nach Augsburg kommt, ist es nicht geplant, dass es Blumen oder eine große Verabschiedung gibt.

Sportvorstand Stefan Reuter über eine Verabschiedung von Markus Weinzierl (https://www.fotmob.com/news/1q0kgf3nn07561rdstknlusc9w/fca-kein-abschied-f%C3%BCr-markus-weinzierl)

Diese gab es leider auch nicht. Nach dem 1:1 war das Kapitel Weinzierl erledigt. Zumindest vorerst, denn am 26.04.2021 verpflichtete man Markus Weinzierl erneut, damit er unseren FCA zu alter Stärke zurückführt.

Vom Umschaltfußball zur Mauertaktik

Am 15.06.2016 wurde Dirk Schuster als Nachfolger von Markus Weinzierl vorgestellt. Der damals 48-Jährige war vom Ligakonkurrent SV Darmstadt 98 an den Lech gekommen und sah beim FC Augsburg eine sehr gute Perspektive, auch wenn es eine große Herausforderung für ihn war, das Erbe seines erfolgreichen Vorgängers anzutreten. Als primäres Ziel setzte er sich dabei natürlich den Klassenerhalt, aber auch eine sportliche Weiterentwicklung der Mannschaft.

Nur ein halbes Jahr im Amt – Dirk Schuster (Foto via Imago)

Das klappte allerdings nicht wirklich so wie geplant. In insgesamt 16 Spielen, die man unter Schuster bestritt, erreichte man nur folgendes:

SaisonSpieleS – U – NPunkte pro SpielTabellensituation in der Bundesliga
2016/17164-5-71,06Platz 13, 14 P., TV: 11:16

Wirklich ansehnlich war der Fußball unter dem ehemaligen Innenverteidiger nicht, denn die Jungs um Daniel Baier spielten plötzlich einen sehr defensiv ausgerichteten Fußball, was so gar nicht zu den Werten des FC Augsburg passte. Aggressivität, Mut, Kampfgeist gingen unter Schuster komplett verloren. „Mauern bis zum Umfallen“ lautete hierbei die Devise.

Ein Veilchen zum Abschied

So trennte man sich am 14.12.2016 von Trainer Dirk Schuster, nachdem man am 14. Spieltag 1:0 beim Hamburger SV verloren hatte.

Die letzten Wochen hat sich das angedeutet und es war eine Tendenz zu erkennen, die uns nicht gefallen hat. Und nach dem HSV-Spiel haben wir die Dinge nochmal intern besprochen und sind zu dem Schluss gekommen, jetzt auch kurzfristig zu handeln. Weil wir eben auch die Gefahr sehen, dass unsere Ziele in Gefahr geraten. Und das war der Grund, warum wir jetzt auch zwei Spieltage vor der Winterpause so eine Entscheidung treffen. Die entscheidenden Gründe sind einfach, dass man – wie ich es gesagt habe – dass man der festen Überzeugung ist, dass man gemeinsam die Zukunft nicht erfolgreich gestalten kann. Das Gefühl war einfach da, dass auch ein Stück weit die Überzeugung innerhalb der Mannschaft fehlt.

Stefan Reuter zur Trennung von Dirk Schuster am 15.12.2016 (https://www.welt.de/sport/video160317878/So-begruendet-Reuter-die-Entlassung-von-Dirk-Schuster.html)

Der offizielle Trennungsgrund waren laut Reuter also sportliche Gründe. Seltsam ist dabei allerdings, dass Dirk Schuster zuvor mit einem Veilchen beim Training aufgetaucht war. Angeblich kam er zwar von Hamburg mit einer Magen-Darm-Grippe zurück und stürzte nachts in seinem Badezimmer. Ob das jedoch so stimmt, bleibt fraglich, denn es gibt durchaus Gerüchte, dass etwas ganz anderes dahinter steckte.

Vereinsinterne Lösung

Daraufhin setzte man Manuel Baum, der zum damaligen Zeitpunkt Cheftrainer im Nachwuchsbereich war, als Interimslösung ein. Nachdem dieser in den zwei Spielen vor der Winterpause einen Sieg gegen Gladbach und ein Unentschieden in Dortmund einfahren konnte, beförderte man ihn kurzerhand zum Cheftrainer der Profis.

Daher wollen wir langfristig mit Manuel Baum zusammenarbeiten. Für das Amt des Cheftrainers benötigt er keine Eingewöhnungszeit, weil er bereits seit zweieinhalb Jahren für den FCA arbeitet und die FCA-Philosophie im Nachwuchs erfolgreich implementiert hat.

Stefan Reuter über die Einsetzung von Manuel Baum als Cheftrainer (https://www.bundesliga.com/de/bundesliga/news/manuel-baum-wird-cheftrainer-fc-augsburg-noblmd.jsp)

Auch wenn es nicht ganz so erfolgreich wie unter einem Weinzierl lief, war Manuel Baum doch immer mit Feuer und Leidenschaft an der Seitenlinie dabei und schrie lauthals seine Anweisungen quer über den Platz.

Leidenschaft, viele gute sportliche Ideen und das ein oder andere Fashion Highlight: Manuel Baum (Foto: Tim Rehbein/RHR-FOTO/Pool via Imago)

Bis 09.04.2021 und somit über zwei Jahre war Manuel Baum Trainer unseres FCA und seine Werte sind die zweitbesten nach Markus Weinzierl.

SaisonSpieleS – U – NPunkte pro SpielTabellensituation in der Bundesliga
2016/17206-6-81,2Platz 13, 38 P., TV: 35:51 (24:35)
2017/183510-11-141,17Platz 12, 41 P., TV: 43:46
2018/19329-7-161,06Platz 15, 25 P., TV: 37:54

Lehmann sollte es richten…

Den Anfang von Manuel Baums Ende könnte man wohl in den Januar 2019 datieren, als Innenverteidiger Martin Hinteregger seinen Trainer in einem öffentlichen Interview kritisierte, nachdem man 2:0 gegen Borussia Mönchengladbach verloren hatte. Das war das bis dato 10. Spiel in Folge, in dem man keinen Sieg einfahren konnte.

Der Verein reagierte daraufhin in zweierlei Form, indem man zuerst am 28.01.2019 Jens Lehmann als weiteren Co-Trainer einstellte und am 31.01.2019 wurde Hinteregger an Eintracht Frankfurt verlieh. Dadurch sollte der Mannschaft ein neuer Impuls – vor allem in der Defensive – verliehen werden.

Ich denke, dass es schon ein Riesenvorteil ist, ich sag jetzt, von Jens oder von mir, dass wir nahezu alle Situationen, die die Jungs auf dem Platz oder neben dem Platz erleben – wie sie mit einer Verletzung umgehen – dass wir das im Grunde in unserer Karriere selbst erlebt haben. Das erhöht dann natürlich ein Stück weit dann nochmal weit die Glaubwürdigkeit, wenn der Jens hin geht.

Stefan Reuter bei der Vorstellung von Jens Lehmann als neuen Co-Trainer (https://www.youtube.com/watch?v=bIDy1v1jK9s)

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber für meinen Geschmack hat alleine diese Aussage sehr stark an Baums Autorität gesägt. Große Veränderungen sah man nämlich auch mit Jens Lehmann als Co-Trainer nicht. Man schaffte zwar drei Siege in neun gemeinsamen Spielen, doch man kassierte auch ganze 21 Gegentore. Das macht somit einen Schnitt von 2,33 Toren pro Spiel.

Baum fällt

Somit blieb Sportdirektor Stefan Reuter gar nichts anderes übrig, als am 09.04.2019 die Reißleine zu ziehen, nachdem man am vorherigen Spieltag mit 0:4 von der TSG Hoffenheim aus dem eigenen Stadion geschossen wurde. Gefeuert wurden dabei nicht nur Trainer Manuel Baum und Co-Trainer Jens Lehmann, sondern auch der technische Direktor Stefan Schwarz.

Wir haben in den letzten Wochen und Monaten wirklich alles probiert, dass wir in der Konstellation mit Manuel Baum als Cheftrainer die Wende schaffen, die Weichen auf Erfolg stellen. Das ist uns leider nicht hinreichend gelungen. Und jetzt nach der klaren Niederlage gegen Hoffenheim und eben auch der Niederlage gegen Nürnberg hat uns die Überzeugung gefehlt, dass wir das nochmal dauerhaft hinkriegen. Die Leistungen waren einfach auch zu schwankend und das hat uns dazu bewogen, einen klaren Schnitt zu machen, um mit der Neuausrichtung in die nächsten Wochen zu gehen, den Saisonendspurt optimistisch anzugehen und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft des FC Augsburgs zu stellen.

Stefan Reuter über die Entlassung von Manuel Baum, Jens Lehmann und Stefan Schwarz (https://www.youtube.com/watch?v=ikGyFsqW5q4)

Bei jener Pressekonferenz, an der auch Präsident Klaus Hofmann teilnahm, fiel auch gleich der Name des neuen Trainer.

Schweizer Zeiten in Augsburg

Die Erwartungen an Martin Schmidt waren groß. Stefan Reuter erklärte die Einstellung Schmidts damit, dass er ein sehr erfahrener Bundesligatrainer sei, der die Werte, die wir bei uns in Augsburg schätzen, verkörpert und hoch hält. Diese beschrieb er als athletisch und leidenschaftlich.

Am 10.04.2019 trat unser schweizerischer Trainer also seinen Job beim FC Augsburg an. Unter ihm spielte man schönen Umschaltfußball wie einst unter Weinzierl und dass wir teilweise sehr hohe Niederlagen einstecken mussten, lag vor allem an dem Sommerzugang zwischen den Pfosten und der damit einhergehenden Unsicherheit in der Abwehr.

SaisonAnzahl SpieleS – U – NPunkte pro SpielTabellensituation in der Bundesliga
2018/1962-1-31,17Platz 15, 32 P., TV: 51:71 (14:17)
2019/20267-6-131,04Platz 14, 27 P., TV: 36:52

Trotz Kampf zum Adieu

Die Entlassung Schmidts am 09.03.2020 traf viele von uns doch überraschend. Zwar war man nicht gerade positiv in die Rückrunde gestartet und konnte in den letzten 5 Spielen lediglich einen Punkt einfahren, doch gerade der kämpferische Auftritt gegen Bayern München hatte sämtlichen Fans große Hoffnungen gemacht, dass man nun die Wende schaffen könnte.

Der beste Hoodie-Träger aller Trainer bisher. Sportlich ging es irgendwann nicht mehr voran. (Foto via Imago)

Doch am nächsten Tag die Meldung „Martin Schmidt freigestellt“. Nach nicht einmal einem Jahr wurde der Schweizer aus den gleichen Gründen entlassen wie einst Manuel Baum oder Dirk Schuster.

Die natürlich enttäuscht waren, weil sie es gerne selbst gedreht hätten, aber auch gesagt haben, aufgrund der Statistiken, die deutlich gegen uns sprechen, die deutlich in die falsche Richtung zeigen, was Passquote, was Zweikampfquote usw. angeht, haben sie volles Verständnis gehabt. Und wünschen dem FC Augsburg – uns allen – viel Erfolg, dass wir unser Ziel erreichen, die Klasse zu halten.

Stefan Reuter am 10.03.2020 über die Entlassung von Martin Schmidt (https://www.youtube.com/watch?v=oyGHVgPm5Vg)

Nicht wirklich HERRLICH

Neben Stefan Reuter saß bei jenem Mediengespräch sogleich der neue Trainer, Heiko Herrlich. Viel wurde von ihm erwartet, da er doch einst der Aufstiegsheld von Jahn Regensburg gewesen war. Auch führte er Bayer Leverkusen in die Europa League. Seine Vita versprach offensiv ausgerichteten Powerfußball, denn immerhin konnte er bei seinen vorherigen Stationen Unterhaching, Regensburg und Leverkusen einen Tordurchschnitt von 61,25 Toren pro Saison vorweisen.

Tja, aber bei uns sah das leider ganz anders aus und somit war die Kritik, die in den letzten Monaten von Tag zu Tag zunahm, durchaus berechtigt. Die Auftritte unserer Jungs wurden mit jedem Spiel passiver und unansehnlicher. Einige Werte von Heiko Herrlich haben wir in unserem Bericht „Besser, Herr Reuter“ bereits näher untersucht. Doch auch hier eine Aufstellung seiner Ausbeute mit dem FC Augsburg:

SaisonSpieleS – U – NPunkte pro SpielTabellensituation in der Bundesliga
2019/2092-3-41Platz 15, 36 Punkte TV: 45:63 (9:11)
2020/213310-6-171,07Platz 13, 33 Punkte TV: 31:47

Nach der desaströsen Vorstellung unserer Jungs in dem 6-Punkte- Spiel gegen den 1. FC Köln, hatte der Verein allerdings gar keine andere Wahl, als zu handeln, denn auch Heiko Herrlich selbst konnte sich diesen katastrophalen Auftritt seiner Mannschaft nicht erklären.

Wir haben eine unglaublich, unfassbar desaströse erste Halbzeit gespielt. Ich kann gar nicht glauben, dass man in so ein wichtiges Spiel so rein gehen kann.

Heiko Herrlich in der PK nach dem Spiel gegen Köln (https://www.youtube.com/watch?v=w5tI4u3G9Do)

Ein alter Bekannter

Selbst Stefan Reuter wandte sich von seinem Freund ab, obwohl er monatelang dessen Rücken gestärkt hatte. Er bat die Öffentlichkeit darum, dass man den Verantwortlichen das Wochenende über Zeit geben möge, die aktuelle Situationen zu analysieren und eine Lösung zu finden. Und das tat man auch, indem man am Montagnachmittag offiziell die Trennung von Heiko Herrlich und seinem Co-Trainer Iraklis Metaxas bekannt gab.

Die Pressekonferenz zur Vorstellung des neuen Trainers fand am Dienstagmittag um 13:00 Uhr statt. In dieser bedankte sich Sportdirektor Stefan Reuter noch einmal bei den beiden freigestellten Trainern, erklärte aber auch, dass diese Handlung mehr oder weniger unausweichlich gewesen war.

Weil wir natürlich in den letzten vier Spielen gegen direkte Konkurrenten – mit Ausnahme von Frankfurt, aber Schalke, Bielefeld und Köln – nur einen Punkt geholt haben. Und die Art und Weise wie die Mannschaft dann gespielt hat. Ich glaube, wir machen das hier nicht immer vom Ergebnis abhängig, sondern wir müssen spüren, dass die Überzeugung da ist. Und auch die Überzeugung innerhalb der Kabine da ist, dass wir das aus eigener Kraft schaffen. Das hat uns gefehlt und darum sind wir zu dem Entschluss gekommen, jetzt noch in dieser Saison auch zu reagieren.

Stefan Reuter über die Entlassung von Herrlich und Metaxas (https://www.youtube.com/watch?v=ng3LuigRCXA)

Wie auch schon Sportdirektor Stefan Reuter, möchte sich das Team von der Rosenau Gazette bei Heiko Herrlich und Iraklis Metaxas für deren Einsatz bedanken und wünscht ihnen auf diesem Weg alles Gute für ihre private und sportliche Zukunft.

Da wusste Heiko Herrlich wohl schon, was auf ihn zukommt… (Foto: Peter Schatz / Pool via Imago)

Unser Fazit zum Schluss

9 Jahre, 5 Trainer… Das klingt ganz in Ordnung, vor allem auch, wenn man sich die Trainerwechseln bei unseren derzeitigen Konkurrenten genauer ansieht. So hatte Schalke 04 im gleichen Zeitraum 12, der 1. FC Köln 9, Hertha BSC 7, Mainz 05 9, Werder Bremen 6 und Arminia Bielefeld ebenfalls 9 Trainer.

Was uns allerdings Sorgen bereitet, ist der mit 2 Jahren doch recht kurze Zeitraum, in dem wir drei Trainerwechsel hatten. Auch die kurzen Einsatzzeiten von Schuster, Schmidt und Herrlich sprechen nicht gerade dafür, dass man bei der Einstellung dieser Trainer den richtigen Durchblick gehabt hat. Natürlich war man von jedem einzelnen zu Beginn sehr überzeugt, aber diese Begeisterung war dann auch recht schnell abgenutzt. Gerade Dirk Schuster und Martin Schmidt waren nicht einmal ein Jahr im Amt.

Auffallend ist zudem auch, dass Stefan Reuter bei allen Wechseln – mit Ausnahme von Markus Weinzierl, da dieser von sich aus ging – immer die gleichen Argumente angab. „Wir waren nicht mehr überzeugt“, „Unser Ziel die Klasse zu halten war in Gefahr“, „In den letzten Wochen und Monaten sah man einen deutlich negativen Trend“, „Wir müssen die Wende schaffen“ usw. kommt bei jeder einzelnen Freistellung vor.

Man sollte bedenken, dass es ein Sportdirektor nicht leicht hat, denn er trägt eine gewaltige Verantwortungen bei den Entscheidungen, die er zum Wohle des Vereins treffen muss. Trotzdem sind auch Stefan Reuters Beschlüsse nicht immer nachzuvollziehen. An einem Trainer hält er fest, obwohl seit wirklich langer Zeit ein Negativtrend – auch für Außenstehende – deutlich zu erkennen war. Andere Cheftrainer entließ er recht schnell, obwohl die Zahlen und Werte lange nicht so schlimm aussahen.

Natürlich spielt hier auch der Druck von außen und vielleicht auch Sympathie eine Rolle. Dennoch kann man schon die Meinung vertreten, dass Reuters Leistungen ebenfalls schwankend sind, wie er Manuel Baum einst vorgeworfen hat. Und so ist es kein Wunder, dass die Kritik an unserem Geschäftsführer Sport selbst ebenfalls immer lauter wird. Auch, weil es von außen nicht möglich ist, in die Kabine zu blicken. Die Außenperspektive wird sich deswegen immer von der Innenperspektive unterscheiden.

Lasst uns wieder jubeln! (Foto via Imago)

Nun hat Stefan Reuter also unseren Erfolgstrainer zurück ins Boot geholt, diesen aber auf dessen eigenen Wunsch nur mit einem Vertrag bis 2022 ausgestattet. Ob aus Sicherheit oder um zuerst einmal zu sehen, wie es gemeinsam läuft, bleibt die Frage und abzuwarten. Für Markus Weinzierl wünschen wir uns jedoch, dass er an seinen Erfolg bei uns anknüpfen kann und dass man doch längerfristig mit ihm plant. Denn sonst stehen wir im nächsten Jahr wieder genau da, wo wir jetzt stehen und dass wäre dann Trainerwechsel Nummer 4 in drei Jahren. Zu viel für unseren Geschmack…

Willkommen daheim, Markus!

Das ganze Wochenende lang fieberten sämtliche Fans auf die Entscheidung des FC Augsburg hin, ob man Trainer Heiko Herrlich entlassen würde oder nicht. Denn nach der desaströsen Leistung in der ersten Halbzeit gegen den 1. FC Köln war eines klar: So kann es nicht weiter gehen. Der Abstand auf einen direkten Abstiegsplatz ist auf 4 magere Punkte zusammen geschrumpft. Die Spekulationen in den sozialen Netzwerken überschlugen sich. Und tatsächlich zog der Verein am Montagvormittag die Reißleine und entließ den gebürtigen Mannheimer sowie seinen Co-Trainer Iraklis Metaxas. Auch ein Nachfolger steht bereits fest. Es ist jener Mann, den so viele Anhänger des FCA gefordert haben: unser „Europaheld“ Markus Weinzierl. Mit ihm kommt Reiner Maurer als Co-Trainer an den Lech, der mit Türkgücü München den Aufstieg in die 3. Liga geschafft hat. Diese Entwicklungen haben wir uns daher zum Anlass genommen, mal einen kleinen Blick auf Markus Weinzierls Karriereverlauf zu werfen.

Karriere als Spieler

Seine aktive Zeit als Spieler begann der gebürtige Straubinger, der als Libero fungierte, in der Jugendabteilung seines Heimatvereins, dem TSV Straubing. 1989 wechselte er zum 1. FC Passau, der zu jener Zeit in der Oberliga Bayern spielte. Insgesamt kommt Markus Weinzierl dort auf 7 Tore in 47 Einsätzen. In der Saison 1994/95 legte er einen kleinen Zwischenstopp beim SV Lohhof ein, der seine Spiele in der Regionalliga Süd austrug. In 1928 Einsatzminuten schoss unser neuer alter Coach insgesamt 5 Tore.

Danach wurde der große FC Bayern auf ihn aufmerksam, wo er in 113 Spielen bei den Amateuren auflief. Bei der A-Mannschaft stand er in der Saison 1997/98 sieben Mal im Profikader. Gegen Mannschaften wie Leverkusen, Dortmund, Bremen, Kaiserslautern usw. saß unser Markus dort auf der Bank, doch für einen Einsatz unter Coach Giovanni Trapattoni reichte es leider nie.

Uns hätte er ja in einem rot-grün-weißen Trikot besser gefallen. 😉 (Foto via Imago)

Sein Profidebüt gab er somit erst 1999 in der 2. Bundesliga bei den Stuttgarter Kickers, wo er von 1999 bis 2001 unter Vertrag stand. 43 Spiele machte er für die Kickers in diesen beiden Jahren, erzielte ein Tor und legte eines auf. Seine nächste Station war die SpVgg Unterhaching. Dort blieb er allerdings nur ein halbes Jahr und kam dabei nicht über 6 Begegnungen hinaus.

Zum 01.01.2002 wechselte Weinzierl nach Regensburg, die damals in der Oberliga / Regionalliga Bayern spielten. Noch 33 Mal spielte er für den Jahn, bevor er sich in der Saison 2004/05 schwer verletzte und seine Karriere daraufhin beenden musste.

Vom Spieler zum Trainer

Am 01.07.2007 heuerte Markus Weinzierl als Co-Trainer unter dem damaligen Coach Günter Güttler beim SSV Jahn Regensburg an. Der Jahn stieg in jener Saison von der Regionalliga Süd in die 3. Liga auf. Genug für Coach Güttler, der zum Ligakonkurrent Wacker Burghausen wechselte. Es übernahm Thomas Kristl, den man aber nach dem 16. Spieltag entließ. So kam es, dass man Markus Weinzierl am 24.11.2008 sprichwörtlich ins kalte Wasser warf und ihm kurzerhand den Posten des Cheftrainers zuteilte. Und das ohne Fußballlehrer – Lizenz.

Von Anfang an hatte er es nicht gerade leicht, denn Regensburg stand finanziell am Abgrund. Geld für Transfers hatte man kaum. Und doch schaffte es Weinzierl, der die Mannschaft auf einem direkten Abstiegsplatz übernommen hatte, am letzten Spieltag den Klassenerhalt zu sichern. Das war für den Verein eine kleine Sensation, war man doch nur ganz knapp an der Insolvenz vorbei geschrammt.

Auch in der folgenden Saison konnte der Jahn mit sieben Punkten Vorsprung die Klasse zu halten. Zu Beginn der Spielzeit 2009/10 mischte man sogar im Aufstiegsrennen mit. Doch im Herbst brach man aufgrund der dünnen Kaderbesetzung ein.

In der Saison 2010/11 arbeitete der Straubinger neben seinem Job auch an seiner Trainerlizenz. Die Doppelbelastung war nicht einfach, denn er musste immer wieder zwischen Regensburg und Köln pendeln. Nicht viele Coaches halten dieser Belastung stand, denn drei Tage in der Woche vom Team getrennt zu sein, macht die Arbeit nicht unbedingt einfach. Dennoch schaffte man auch in diesem Jahr den Klassenerhalt – auf Platz 8 – und etablierte sich somit vollständig im Profigeschäft.

Vom Trainer zum Aufstiegshelden

2011/12 sprach eigentlich alles dafür, dass der Jahn absteigen würde, denn aufgrund mangelnder finanzieller Mittel und zahlreicher Abgänge, musste sich Markus Weinzierl seinen Kader aus Regionalligaspielern und Jungs aus der eigenen Jugend zusammen basteln.

Ich glaube, wir alle wissen, dass es diese Saison ganz ganz schwer wird.

Markus Weinzierl zu Beginn der Saison 2011/12
(https://www.liga3-online.de/markus-weinzierl-trainer-des-jahres/)

Es gab also kaum Hoffnung. Doch Weinzierl schaffte es, aus einem potentiellen Abstiegskandidaten eine Mannschaft zu formen. Er setzte seine Fähigkeiten als Teamplayer ein und kitzelte das bestmögliche aus seinen Spielern heraus. Er gab jedem Spieler das Gefühl gebraucht zu werden.

Und so kam es schließlich, dass Jahn Regensburg am Ende der Saison mit 61 Punkten auf Rang 3 und damit auf dem Relegationsplatz zur 2. Liga landete. Diese fand gegen den Karlsruher SC statt. Es wurde denkbar knapp, denn das Hinspiel in Regensburg ging 1:1 aus. Im Rückspiel führte Karlsruhe zwischenzeitlich mit 2:1, doch Weinzierl motivierte seine Jungs dazu alles zu geben. In der 66. Spielminute traf André Laurito zum 2:2 und der Jahn stieg in die 2. Bundesliga auf.

Als Aufstiegsheld direkt nach Augsburg (Foto: imago/Stockhoff)

Und da man immer aufhören soll, wenn es am schönsten ist, verlängerte Weinzierl seinen Vertrag damals nicht und schloss sich unserem FCA an.

Schwieriger Start in Augsburg

Wie wir alle wissen, stand Markus Weinzierl schon einmal bei uns unter Vertrag: Vom 01.07.2012 bis 30.06.2016. Er gilt als erfolgreichster Trainer der jüngeren FCA – Historie, da er uns in die Europa League geführt hat. Doch darauf komme ich noch zu sprechen.

In Augsburg hatte Weinzierl keinen guten Start. Nach der Hinrunde der Saison 2012/13 stand man mit gerade einmal 9 Punkten auf einem direktem Abstiegsplatz. Doch der FC Augsburg kündigte nicht dem jungen Trainer sondern Sportvorstand Jürgen Rollmann. Und das nach nicht einmal 10 Wochen im Amt. Trennungsgrund: Unüberbrückbare Differenzen. Für Rollmann kam Stefan Reuter und sofort verstärkte man noch einmal den Kader. Neben André Hahn holte man Dong-Won Ji, Michael Parkhurst und Somen Tchoyi.

Tja, und was soll man sagen: Unser FCA legte in der Rückrunde richtig los und sicherte sich im letzten Spiel der Saison gegen Greuther Fürth den direkten Klassenerhalt.

Die folgenden beiden Jahre kann man nur als die „Blütezeit des Markus Weinzierl“ beschreiben, denn es waren die wohl erfolgreichsten der Vereinsgeschichte. 2013/14 erreichte man beispielsweise das DFB-Pokal Achtelfinale, das man gegen Bayern München 0:2 verlor. Doch in der Bundesliga-Tabelle landete man überraschend auf Platz 8 mit 52 Punkten. Die darauf folgende Saison lief sogar noch besser, denn man konnte von 35 Partien 15 gewinnen. Wer erinnert sich noch daran, wie wir am letzten Spieltag 3:1 in Gladbach (Platz 3) gewannen, obwohl wir zur Pause 0:1 zurück lagen? Aber durch Tore von Höjbjerg und Matavz drehten wir die Partie binnen 5 Minuten, bevor Sascha Mölders in der 5. Minute der Nachspielzeit dem ganzen die Krone aufsetzte.

Der Jubel kennt keine Grenzen (Foto via Imago)

Am Ende diesen Jahres wurde Weinzierl von der Vereinigung der Vertragsfußballer (VdV) zum besten Trainer der Saison gewählt und setzte sich dabei gegen namenhafte Konkurrenz wie Pep Guardiola oder Jürgen Klopp durch.

Markus Weinzierl – Unser Europaheld

In der Folgesaison betrat der FC Augsburg also zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte europäischen Boden. Und dort stellten wir uns gar nicht mal so schlecht an, würde ich sagen. Viele Fußballexperten sahen uns schon weit abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz, doch unsere Jungs konnten alle überraschen.

Im „Wunder von Belgrad“ schlugen wir unseren direkten Konkurrenten FK Partizan Belgrad 3:1 und warfen sie kurzerhand aus dem Wettbewerb. Im Sechszehntelfinale sollte allerdings gegen den späteren Finalisten FC Liverpool Schluss sein. Jedoch gingen wir nicht gnadenlos unter, wie im Vorfeld prophezeit wurde, sondern lieferten Jürgen Klopp und seinen Jungs einen Kampf, der sich sehen lassen konnte. Es brauchte schon einen Handelfmeter, um uns den Garaus zu machen.

„Da schau mal, deine Jungs spielen uns an die Wand!“ – Markus Weinzierl und Jürgen Klopp in Anfield beim Sechszehntelfinale in der Europa League (Foto via Imago)

In der Liga lief es durch die Doppelbelastung zuerst leider nicht so gut. Am zehnten Spieltag lagen wir beispielsweise auf Platz 18, doch wir wären nicht der FCA, wenn wir uns nicht wieder heran gekämpft hätten. Am Ende schafften wir es mit 38 Punkten auf Platz 12, auch wenn der Vorsprung auf den Relegationsplatz mit zwei Punkten denkbar knapp war.

Aufhören, wenn es am schönsten ist

Die Trennung von Markus Weinziel lief leider alles andere als harmonisch ab, weswegen wir von Glück reden können, dass er heute wieder bei uns ist. Im April 2015 hatte der Oberpfälzer seinen Vertrag bei uns noch bis 2019 verlängert, doch nicht einmal ein Jahr später kam er mit dem Wunsch nach Veränderung auf die Verantwortlichen zu.

Wir haben alles erreicht, was wir zusammen erreichen konnten. Jetzt muss einer mit neuen Ideen und neuen Visionen übernehmen. Nun ist es an der Zeit für den nächsten Schritt.

Markus Weinzierl über den Wechsel nach Schalke (https://www.tz.de/sport/fussball/schalke-offenbar-kurz-vor-verpflichtung-von-weinzierl-zr-6428479.amp.html)

Es begann ein regelrechtes Tauziehen um Markus Weinzierl, der gerne zu Schalke 04 wechseln wollte. Er setzte sich am Ende durch und ließ über seinen Rechtsanwalt den zuvor geschlossenen Vertrag auflösen. Für eine Ablösesumme von ca. 3 bis 5 Millionen Euro (genaue Summe nicht bekannt) ließ man ihn schließlich ohne offizielle Verabschiedung ziehen.

Kein Glück auf Schalke!

Natürlich waren die Erwartungen an Weinzierl riesig, hatte er doch mit uns so viel erreicht. Doch in Gelsenkirchen hatte er es sehr schwer, eben weil die Schalker ihre Ziele sehr hoch steckten. Das Erreichen der internationalen Wettbewerbe war Pflicht!

Vom Regen in die Traufe (Foto via Imago)

Aber genau das schaffte Weinzierl leider nicht. Mit 11 Siegen, 10 Unentschieden und 13 Niederlagen stand man am Ende der Saison 2016/17 lediglich auf Platz 10 in der Tabelle. In der Europa League war man im Viertelfinale gegen Ajax Amsterdam ausgeschieden. Gleiches gilt für den DFB-Pokal. Dort verlor man gegen den FC Bayern München mit 0:3.

Kein Wunder also, dass der Verein nach Saisonende reagierte und Weinzierl durch Domenico Tedesco ersetzte. Immerhin hatte man das Saisonziel weit verfehlt. Das ganze ging sogar so weit, dass Weinzierl ein letztes Treffen mit seinem Sportvorstand verweigerte.

Stuttgarter Zeiten

Am 07.10.2018 gab der VfB Stuttgart die Trennung von Trainer Tayfun Korkut bekannt, der in insgesamt 8 Partien nur einen Sieg einfahren konnte. Die Stuttgarter lagen mit nur 5 Punkten auf dem letzten Platz in der Tabelle. Retten sollte den baden-württembergischen Club kein geringerer als unser Markus Weinzierl.

Doch auch dort lief es für ihn nicht wirklich rund. In 23 Spielen konnte er nur 4 Siege und 4 Unentschieden einfahren. 15 Partien verlor er mit dem VfB. Es war daher ein offenes Geheimnis, dass ausgerechnet das Spiel gegen Augsburg am 30. Spieltag der Saison 2018/19 das entscheidende für Weinzierl sein sollte. Sein Stuhl wackelte kräftig und viele Fans hatten bereits vor der Parte eine Entlassung gefordert. Immerhin lag man mit nur 21 Punkten auf dem Relegationsplatz.

Des einen Freud, des andren Leid… (Foto via Imago)

Und so waren es unsere Jungs, die Markus‘ Schicksal schließlich besiegelten. Wir hatten mit Martin Schmidt einen neuen Coach an der Seitenlinie stehen, der in seinem ersten Heimspiel natürlich einen guten Eindruck hinterlassen wollte. Und was für ein Eindruck das war! Der FC Augsburg fuhr den höchsten Sieg unserer Bundesligahistorie ein und schoss den VfB mit 6:0 aus der WWK-Arena.

Dieses für uns so tolle Erlebnis bedeutete für Markus Weinzierl allerdings leider das Ende, denn der Club gab noch am selben Tag seine Freistellung bekannt.

Zurück in der Heimat

Der VfB Stuttgart war Weinzierls vorerst letzte Trainerstation. Das bedeutet, dass er relativ genau zwei Jahre ohne Beschäftigung war. Allgemein war es sehr ruhig um unseren Erfolgstrainer. Im Mai 2020 hatte er einen Auftritt bei Blickpunkt Sport, wo er auch über Geisterspiele, unseren FC Augsburg und den damaligen Neutrainer Heiko Herrlich sprach. Doch ansonsten sah und hörte man recht wenig von ihm.

Bis Februar 2021… Schon da gab es Spekulationen, dass Weinzierl Trainer Heiko Herrlich beerben sollte. Diese verliefen sich jedoch im Sand, da Sportvorstand Stefan Reuter seinem Coach immer wieder den Rücken stärkte.

Doch gestern Vormittag schließlich die Hammermeldung: Markus Weinzierl kommt zurück zu unserem FC Augsburg. Das ganze Wochenende über hatte der Großteil der Fans bereits nicht nur eine Entlassung Heiko Herrlichs sondern auch eine Wiederverpflichtung des Straubingers gefordert.

Passt wie angegossen und steht ihm immer noch hervorragend (Foto via Imago)

Tatsächlich erfüllte Stefan Reuter ihnen genau diesen Wunsch und stattete Weinzierl mit einem Vertrag bis 2022 aus.

In der ausführlichen Analyse sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass wir einen Wechsel auf der Trainer-Position vornehmen müssen. Wir haben daraufhin mit Markus Weinzierl am Wochenende ausführliche und sehr gute Gespräche geführt. Hierbei sind wir zur Überzeugung gelangt, dass Markus der absolut richtige Trainer für die jetzige Situation ist und er enorm große Lust verspürt, wieder beim FC Augsburg zu arbeiten.

Stefan Reuter über die Einstellung von Markus Weinzierl (https://www.fcaugsburg.de/article/fca-trennt-sich-von-heiko-herrlich-markus-weinzierl-neuer-cheftrainer-13664)

Auch Markus Weinzierl gab ein Statement ab, wie sehr er sich freue, noch einmal die Chance bei uns zu bekommen.

Ich freue mich riesig wieder mit Stefan Reuter und der Mannschaft zusammenzuarbeiten und an die erfolgreichen gemeinsamen Jahre anknüpfen zu können. Ich habe dem Verein viel zu verdanken und möchte den FCA wieder in die Erfolgsspur führen. Es ist schön, dass ich die Möglichkeit bekomme, wieder für den FCA als Trainer zu arbeiten und bin überzeugt, dass wir unser Ziel, die Klasse zu halten, gemeinsam erreichen werden.

Markus Weinzierl über seine Rückkehr (https://www.fcaugsburg.de/article/fca-trennt-sich-von-heiko-herrlich-markus-weinzierl-neuer-cheftrainer-13664)

An seiner Seite

Nachdem der FC Augsburg Co-Trainer Iraklis Metaxas ebenfalls entlassen hat, gesellt sich ein neues Gesicht auf die Augsburger Trainerbank. Mit Reiner Maurer hat man einen wirklich sehr erfahrenen Mann an die Seite von Markus Weinzierl gestellt. Der 61 Jahre alte Fußballlehrer hat nämlich selbst einige Trainerstationen als Chef hinter sich. So arbeitete er bereits von 2004 bis 2006 sowie von 2010 bis 2012 beim TSV 1860 München.

Seinen größten Erfolg kann er mit Drittligist Türkgücü München verzeichnen, die er vom 01.07.2019 bis 31.05.2020 anführte. Mit ihm schafften die Münchener den Aufstieg von der Regionalliga in die nächsthöhere Klasse, auch wenn dieser aufgrund der Coronakrise abgesprochen wurde. Türkgücü befand sich zu jenem Zeitpunkt nämlich auf Platz eins der Tabelle, als die Saison unterbrochen wurde. In 26 Spielen schaffte Maurer hier einen Schnitt von 2,31 Punkten pro Partie.

Vorerst nur für 3 Spiele an Weinzierls Seite – Co-Trainer Reiner Maurer (Foto: kolbert-press/Christian Kolbert via Imago)

Weitere Stationen Maurers sind vor allem in Griechenland zu finden. So trainierte er unter anderem AS Rhodos, AO Kavala und OFI Kreta. Aber er schreckte auch nicht vor weiten Entfernungen zurück, denn er stand vom 09.11.2015 bis 18.11.2017 bei Angthong FC in Thailand unter Vertrag.

Reiner Maurer ist aber vorerst nur für die letzten drei Spiele als Weinzierls Co-Trainer vorgesehen. Wie es danach weiter geht, ist noch vollkommen offen. Da Maurer aber ursprünglich aus dem Allgäu kommt, kann er sich sehr gut vorstellen, beim FC Augsburg zu bleiben. Welche Funktion er nach Saisonende bekleiden könnte, klärt man laut Stefan Reuter im Sommer.

Erwartungen

Mit Markus Weinzierl, Reiner Maurer, Tobias Zellner und Jonas Scheuermann sehen wir unser Trainerteam sehr gut aufgestellt. Weinzierl war schon immer ein Typ, der aus Mannschaften eine Einheit auf dem Platz formen konnte. Mit Feuer und Leidenschaft agiert der Straubinger am Seitenrand und lebt jede Partie, als stünde er gerne selbst auf dem Platz.

Genau so einen Impuls ist bei unseren Jungs zwingend notwendig, denn das Zusammenspiel hat unter Heiko Herrlich von außen betrachtet doch sehr gelitten.

Ich habe alle Spiele gesehen. Einfach, weil mich der Verein interessiert, weil mich die Mannschaft interessiert in den letzten Monaten. Und mir ist so ein bisschen die Identität verloren gegangen von den Jungs. Wie ich sie kenne, wie sie spielen.

Markus Weinzierl bei der Vorstellungs-PK am 27.04.2021

Das mag der Unzufriedenheit einiger Spieler geschuldet sein, doch nun ist es sehr wichtig, dass Weinzierl genau an diesem Punkt ansetzt. Dass unsere Jungs es können, haben sie in der zweiten Halbzeit gegen Köln gezeigt. Nicht viel hat gefehlt und man hätte das 0:3 noch ausgleichen können.

Ich denke, ich spreche im Namen vieler Fans, dass wir nun hoffen dürfen, attraktiven, leidenschaftlichen und vor allem auch kämpferischen Fußball zu sehen. In den letzten Wochen und Monaten ließ das der FCA doch sehr vermissen.

Aber ich bin der Meinung, dass Markus Weinzierl es schaffen wird, die Jungs aufeinander einzuschwören, sodass wir die noch fehlenden Punkte, die uns die Klasse sichern, holen werden. Dazu muss aber eines passieren – und nein, ich will euch keine Angst machen, sondern nenne einfach nur die Fakten. Weinzierl muss nämlich seine eigene Serie brechen.

Weinzierl und der FCA… Eine Symbiose, die seinesgleichen sucht! (Fotomontage via Imago)

Bei seinen bisherigen Bundesligastationen schaffte unser neuer alter Coach es nämlich nie, in den ersten drei Partien einen Sieg einzufahren. Sowohl bei Schalke als auch bei Stuttgart verlor er alle drei Spiele, bei unserem FC Augsburg schaffte er immerhin ein Unentschieden. Da wünschen wir ihm doch, dass er es wie einst zu Regensburger Zeiten macht. Dort fuhr er nämlich ein Unentschieden und zwei Siege ein. Also mach es noch einmal wie beim Jahn, Markus!

Eine Vorstellung, die einem das Herz aufgehen lässt

Natürlich ist die Vorgabe ganz klar: Klasse halten und sich dann im Sommer ordentlich auf die kommende Saison vorbereiten. Das ganze ist laut Aussage unseres Coach natürlich auch ein langwieriger Prozess, denn eine Mannschaft zu entwickeln macht man nicht mal einfach so von heute auf morgen.

Wer die Pressekonferenz zur Vorstellung von Markus Weinzierl gesehen hat, der hat bereits gehört, wie der Plan unsers alten und neuen Trainers ungefähr aussieht. Ich kann nur für mich selbst sprechen, doch ich habe ihm jedes einzelne Wort abgenommen. So viel Leidenschaft und Begeisterung haben wir bei unserem FCA schon länger nicht mehr in einer derartigen Veranstaltung gesehen.

Eine Aussage ist mir dabei besonders im Gedächtnis geblieben, denn sie beschreibt mit jedem einzelnen Wort die Tugenden unseres Vereins. Viel zu lange haben wir diese nicht mehr sehen oder verspüren dürfen.

Da müssen wir wieder hin kommen. Die eigenen Stärken heraus zu kehren, die eigene Identität wieder zu finden, eben aggressiv, mutig zu sein, Spaß am Zweikampf zu entwickeln und eklig zu sein. Ein ekliger Gegner zu sein, wo man unangenehm dem Partner gegenübertritt – dem Gegenspieler. Und das habe ich vermisst und da will ich die Jungs von der Einstellung, von der Mentalität wieder hinbringen. Plus natürlich eine spielerische Entwicklung. Plus natürlich auch den Umschaltmoment, der mir auch ein bisschen gefehlt hat. Das war immer die größte Stärke des FC Augsburg.

Markus Weinzierl bei der Vorstellungs-PK am 27.04.2021

Herzlich willkommen, Markus und Reiner!

Wir, das komplette Team der Rosenau Gazette, heißen Markus Weinzierl und natürlich auch Reiner Maurer herzlich willkommen (zurück) in unserem schönen Schwabenländle.

Wir freuen uns sehr, dass ihr hier seid, und wünschen euch einen guten und vor allem auch erfolgreichen Start. Gerne hätten wir euch live im Stadion begrüßt und euch einen tollen Empfang bereitet. Wir Fans stehen hinter euch und der Mannschaft, auch wenn wir euch leider nur von zu Hause aus unterstützen können. Im Herzen stehen wir an eurer Seite.

Rot-Grün-Weiße Grüße

Alternativlos

Nach 412 Tagen im Amt wurde Heiko Herrlich nach der 2:3-Niederlage gegen den 1. FC Köln als Trainer des FC Augsburg entlassen. Die Trennung ist nicht nur nachvollziehbar, sondern gar alternativlos. Stefan Reuters Poker auf Besserung stellte sich als falsch heraus. Nun ist auch der Manager gefordert. Eine kommentierende Analyse.

Heiko Herrlich ist nicht mehr Trainer des FC Augsburg. In 42 Pflichtspielen unter seiner Regie gab es zwölf Siege, neun Unentschieden und 21 Niederlagen – zu wenig, um langfristig bei Rot-Grün-Weiß zu arbeiten. (Foto via imago)

Der FC Augsburg stand in dieser ja immer noch speziellen und schwierigen Corona-Saison nie schlechter als Tabellenplatz 13 da. Mit dem knüppelharten Abstiegskampf hatten die Schwaben bis dato nicht wirklich etwas zu tun. Weil das in der Vergangenheit nicht immer so war, scheint die Spielzeit 2020/21 auf den ersten Blick eine ordentliche zu sein. Doch der nackte Blick auf die Tabelle ist trügerisch.

Der FC Augsburg kommt auf insgesamt neun Saisonsiege in bisher 31 Spielen. Das ist okay, nach Ende der vergangenen zwei Spielzeiten waren es nicht mehr. Sieht man sich die Partien, in denen dreifach gepunktet wurde, allerdings genauer an, so muss man feststellen, dass der FCA nur wenige davon verdient für sich entschieden hat. Konkret: das 3:1 gegen Mainz sowie das famose 2:0 gegen Dortmund. Ansonsten gewannen die Augsburger entweder wegen der enormen Effizienz (z.B. 2:1 gegen Hoffenheim), eines überragenden Rafal Gikiewicz (z.B. 1:0 gegen Mainz), dem ungenutzten Chancenwucher des Gegners (z.B. 3:1 gegen Gladbach) oder oft auch allen drei Faktoren zusammen (z.B. 2:1 gegen Union Berlin). Zudem verpasste es der FCA in der Regel, nach einem Sieg nachzulegen. Nach sieben der neun Dreier wurde verloren.

Hängende Köpfe: Carlos Gruezo und Rafal Gikiewicz nach dem 2:3 gegen den 1. FC Köln. Die ersten 45 Minuten stehen für eine der schlechtesten Halbzeiten in der Augsburer Bundesligageschichte. (Foto via imago)

Keine Weiterentwicklung erkennbar

Klar, Fußball ist ein Ergebnissport – und Ergebnisse hat der FC Augsburg gerade in den direkten Abstiegsduellen gegen Bielefeld, Köln und Mainz (jeweils 1:0) geliefert. Nichtsdestotrotz geht es in der Analyse der Manschaftsleistung auch um andere Parameter. Auch wenn das bloße Herunterbrechen auf Statistiken einem Trainer nicht gerecht wird, haben sie eine gewisse Aussagekraft. Die Fuggerstädter kommen ligaweit auf die drittwenigsten Torschüsse, die zweitschlechteste Passquote und den zweitwenigsten Ballbesitz. Das sind – so ehrlich muss man am Lech sein – Werte eines Absteigers. Vor 13 Monaten wurde die Entlassung Martin Schmidts insbesondere mit dem schlechten Abschneiden in diesen Kategorien begründet. Stefan Reuter rechtfertigte die Trennung mit den „Statistiken, die deutlich gegen uns sprechen, die deutlich in die falsche Richtung zeigen“. Herrlich gelang es in diesen Bereichen nur bedingt, die Mannschaft zu verbesseren, wie unser Vergleich zwischen Schmidt und Herrlich zeigt.

Die Hauptaufgabe eines Trainers ist es, die Mannschaft weiterzuentwicklen. Vergleicht man die aktuelle Leistung mit der von vor einem Jahr, muss man allerdings feststellen, dass Heiko Herrlich diese Aufgabe nicht geglückt ist. Der gebürtige Mannheimer hat es geschafft, die Defensive zu stabilisieren. Das war auch bitter nötig. Im Offensivspiel hapert es jedoch nach wie vor gewaltig an kreativen Ideen. Ein Spielkonzept im letzten Angriffsdrittel fehlt ebenso wie ein offensiver Mittelfeldspieler im Kader. In diesem Zusammenhang ist auch Reuter zu kritisieren, da er es im Grunde genommen seit dem Abgang Ja-Cheol Koos verpasst hat, einen entsprechenden Spieler zu verpflichten. Das bedeutet jedoch nicht, dass Herrlich hier aus der Verantwortung zu ziehen ist.

Denn der Augsburger Kader ist grosso modo absolut bundesligatauglich. Man sollte ihn nur richtig für sich zu nutzen wissen, womit wir wieder bei der Herangehensweise des Trainers sind. Herrlich ging gefühlt in ein Spiel, um nicht zu verlieren, statt zu gewinnen. Das Augsburger Spiel war zu sehr auf Toreverhindern als -erzielen aus. Auch gegen individuell schwächer besetzte Teams. Dass diese destruktive Herangehensweise mit neun Saisonsiegen belohnt wurde, kaschiert die spielerische Leistung des FC Augsburg deutlich. Es liegt auf der Hand, dass Herrlichs risikovermeidende Spielweise keinen langfristigen Erfolg sichern konnte.

Präsident Klaus Hofmann traf nach dem 0:0 gegen Bielefeld den Nagel auf dem Kopf und sprach von „einer weiteren Episode unansehnlicher Leistungen in dieser Saison.“ Ein klarer Fingerzeig des Vorstandsvorsitzenden in Richtung Trainerteam. Hätte Hofmann Herrlich schützen wollen, hätte er wohl andere Worte gewählt. Er wirkte ohnehin zusehends unzufrieden mit der Leistung des FCA, was etwa an seinem Verhalten auf der Tribüne deutlich wurde. Gegen Köln schimpfte Hofmann lautstart und trat wütend mit dem Fuß gegen eine Sitzschale.

Reuters riskantes Spiel und das Prinzip Hoffnung

Alles in allem kommt die Trennung Heiko Herrlichs nicht überraschend. Der Trend aus den vergangenen Spielen sprach deutlich gegen den 49-Jährigen. Aus den Partien gegen die direkten Konkurrenten Schalke, Bielefeld und Köln konnte gerade einmal ein Punkt geholt werden. Alle Klubs rangieren in der Tabelle hinter dem FCA. Der FC Augsburg hatte in diesen Spielen die Möglichkeit, den Klassenerhalt perfekt zu machen. Nach einem Sieg gegen Bielefeld hätte man neun Punkte Vorsprung auf die Arminia gehabt, nach einem Dreier gegen Köln sich wohl endgültig aller Abstiegssorgen entledigt. Die Chance, das elfte Bundesligajahr in Serie perfekt zu machen, war also da.

Daher ist es auch nachvollziehbar, dass sich Reuter lange hinter seinen Coach gestellt hat. Man hatte das Gefühl, der FCA werde sich schon irgendwie in der Liga halten können – egal ob aufgrund der eigenen Leistungen oder einfach deshalb, da es schlicht drei Vereine gibt, die eine noch schlechtere Saison als die Schwaben spielen. Zudem darf man nicht vergessen, dass Reuter in der Vergangenheit zwar auf dem Transfermarkt, nicht aber in der Trainerfrage glücklich agiert hat. Mit phasenweiser Ausnahme von Manuel Baum war keiner der von Reuter installierten Trainer langfristig in Augsburg erfolgreich.

Daher muss sich auch der Weltmeister von 1990 kritischen Stimmen stellen. Hat er zu lange auf das Prinzip Hoffnung gesetzt? Im Nachhinein betrachtet war dieses Spiel riskant – und fußte mehr auf Ergebnisse als der tatsächlichen Leistung auf dem Platz. Aus einer Entlassung Heiko Herrlichs geht der Geschäftsführer Sport daher zwangsläufig ebenso als Verlierer hervor. Reuter hatte ihn ja an den Lech gelotst. Der nächste Coach an der Augsburger Seitenlinie hat nun zu funktionieren, ansonsten wackelt auch der Stuhl des in der Vergangenheit oft so klug agierenden Managers.

Lange stellte sich Reuter hinter seinen Coach. Nach der Niederlage gegen Köln verweigerte der Manager allerdings ein Treuebekenntnis, konstatierte eine „erschreckende erste Halbzeit“ und meinte: „Es ist klar, dass eine Reaktion nötig ist.“ (Foto via imago)

Herrlich hatte keine Argumente mehr

Der FC Augsburg befindet sich nun an einem Zeitpunkt, an dem der Klassenverbleibt massiv in Gefahr ist. Es bleiben noch drei Spiele in dieser Saison: in Stuttgart, gegen Bremen und beim FC Bayern. Der Vorsprung auf den Relegationsrang beträgt nach dem 31. Spieltag vier Punkte. Hertha BSC hat quarantänebedingt noch drei Partien in der Hinterhand, weswegen dieses Polster in der Realität geringer ist.

Die Trennung von Heiko Herrlich ist daher alternativlos. Angesichts der zuletzt desolaten Leistungen, die in der sportlichen Bankrotterklärung in der ersten Halbzeit gegen Köln gipfelten, gab es keinen Spielraum mehr, an der Zusammenarbeit festzuhalten. Argumente pro Herrlich? Ebenso wenig vorhanden wie die Augsburger Torgefahr in vielen Saisonspielen. Wie an dieser Stelle schon häufiger erwähnt: Wenige FCA-Fans stört es, Tabellen-13. zu sein, viele allerdings, wie Woche für Woche Fußball gespielt wird. Heiko Herrlich stand sinnbildlich für dieses Auftreten. Die Trennung war bitter nötig.

Aus FCA-Sicht darf gehofft werden, dass die nötigen Punkte mit einem neuen Impuls an der Seitenlinie eingetütet werden können. Wie mittlerweile bestätigt, wurde Ex-Trainer Markus Weinzierl mit dieser Mission beauftragt – eine populäre Entscheidung, die viele Fans begrüßen. Ob der gebürtige Straubinger der richtige Mann für den Neuanfang ist, bleibt jedoch abzuwarten. Weinzierl steht sinnbildlich für die erfolgreichste Zeit der Augsburger Vereinsgeschichte, scheiterte allerdings bei seinen Stationen auf Schalke und in Stuttgart. Ihm und dem gesamten FC Augsburg ist es zu wünschen, dass nun wieder bessere Zeiten kommen.

Damit dies gelingt, sind allen voran auch die Spieler gefordert. Bei einigen Profis hatte man zuletzt nicht das Gefühl, dass ihnen der Ernst der Lage bewusst ist, wie André Hahn nach der Niederlage gegen Köln unmissverständlich deutlich machte: „Ich dachte, wir hätten es alle verstanden. In der ersten Halbzeit haben wir gesehen, dass es nicht alle verstanden haben.“

Raus aus dem Schlamassel

DFB-Pokal-Pause und dann noch 3 Spiele in der Bundesliga, bevor die Saison 2020/21 zu Ende ist. Und am Ende könnte es dann doch davon abhängen, wie wir uns gegen Bayern München am letzten Spieltag anstellen, ob wir noch ein 11. Jahr in der Bundesliga dranhängen können. Wer dem FC Augsburg schon länger die Treue hält, hat leider auch Abende wie gestern schon früher erlebt. Fan-Traumata. Auswärts in Gladbach zum Beispiel, als Koubek ein Slapstick-Patzer unterlief, der zumindest mir nicht mehr aus dem Kopf geht. Und des auch viele Gegentore hagelte. Ähnlich hat sich gestern die erste Halbzeit gegen Köln angefühlt mit ihren drei Gegentoren. Desolat. Ernüchternd.

Ohne Worte (Foto: Eduard Martin/Jan Huebner/Pool via Imago)

Nun war es schon vorher so, dass die sportliche Entwicklung unter Heiko Herrlich Anlass zu Sorge geboten hat. Es war schlicht zu wenig, was die Mannschaft spielerisch in den meisten Spielen auf dem Platz als Kollektiv abliefern konnte. Weniger, als Punkte bisher auf dem Tableau stehen. Präsident Klaus Hofmann hatte schon die erste Halbzeit gegen Arminia Bielefeld als „grausam“ bezeichnet und geäußert: „Zumindest mal drei Pässe hintereinander zum eigenen Mann zu bringen, wäre schon mal ein Anfang.“ Auch Stefan Reuter hatte „zu viel Krampf“ und „spielerisch zu wenig“ gesehen. „Wir werden weiter daran arbeiten, wir werden alles versuchen, dass sich das verbessert“ hatte Heiko Herrlich noch vor der Partie gegen Eintracht Frankfurt angekündigt. Nun gegen Köln in der ersten Hälfte kam es zum Offenbarungseid.

Ein „weiter so“ kann es nicht geben

Nachdem viele Fans schon sehr lange Heiko Herrlich kritisieren, hatte er lange vom Management breite Unterstützung erhalten. Stefan Reuter äußerte noch Mitte Februar: „Ich bin überzeugt davon, dass wir nicht nur die Saison zusammen beenden, sondern dass Heiko Herrlich wegen seiner Qualitäten als Trainer und als Mensch sehr langfristig beim FC Augsburg tätig sein wird“. Die Kritik seitens Klaus Hofmann, Stefan Reuter und Michael Ströll war die erste öffentliche, leise Infragestellung von Heiko Herrlich gewesen. Die Mannschaft quittierte daraufhin in der ersten Halbzeit gegen Köln den Dienst und lieferte ihren Trainer aus. Anstatt mit einer Trotzreaktion das Thema Abstieg final zu den Akten zu legen, verweigerten manche Spieler schlicht die Arbeit.

Natürlich fällt das auch wieder auf den Trainer und sein Team zurück. Allerdings darf sich das Management schon die Frage gefallen lassen, ob die konzertierte Kritikäußerung das richtige Signal zur richtigen Zeit war oder die Situation kurzfristig verschlimmert hat. Am Ende sind es die Spieler, die auf dem Rasen Leistung bringen müssen und auf die sich jeder Trainer verlassen können muss. Wie man es auch wendet: Der Club ist in dieser Situation nun zum Handeln gezwungen. Man muss ganz klar Angst haben, dass die Mannschaft in der derzeitigen Konstellation keine weiteren Punkte mehr einfährt und es nach sehr guter Ausgangssituation noch schafft, abzusteigen.

Heiko Herrlich bei seinem letzten Einsatz für den FCA? (Foto: Peter Schatz / Pool via Imago)

Klassischer Reflex: Trainerwechsel

Die einfachste Lösung wäre es an dieser Stelle – mal wieder – den Trainer, in dieser Saison Heiko Herrlich, zu feuern und schon für die letzten drei Spiele einen neuen Verantwortlichen zu präsentieren. Dieser hätte nun auch knapp zwei Wochen zur Verfügung bevor er gegen den VfB Stuttgart antreten müsste. Da kommt die DFB-Pokal-Pause vielleicht gerade zum richtigen Zeitpunkt.

Wenn man diesen Weg nun einschlägt, dann stellt sich nun die Frage, welche Art von Trainer man für wie lange verpflichtet. Ich bin hier sehr deutlich für die Verpflichtung eines ausgewiesenen Feuerwehrmanns nur für die letzten 3 Spiele. Dies hätte zum einen den Vorteil, dass hier jemand ausgewählt werden könnte, der genau diese Situation kurz vor Saisonende ganz genau kennt und jetzt helfen kann. Zum anderen war vielleicht die ein oder andere Trainerverpflichtung in der Vergangenheit etwas vorschnell. Für die neue Saison würde ich gerne sehen, dass der Verein einen Kriterienkatalog erarbeitet und die Trainerkandidaten auf Herz und Nieren prüft. Bisher ist Stefan Reuter ein Manager, dem man im Bereich der Trainerauswahl schlicht nicht gut bewerten kann. Schuster, Schmidt, Herrlich. Einzig Manuel Baum war in gewisser Art ein Lichtblick.

Konsequenzen für die Mannschaft

Dennoch muss die erste Hälfte der Partie gegen Köln auch Konsequenzen für die Spieler und die Mannschaft haben. Auch hier darf es nicht einfach weitergehen, als ob nichts gewesen wäre. Als Profi hast Du einen Job, den Du erledigen musst. Die erste Hälfte war eine Schande für die Farben rot-grün-weiß. Aus meiner Sicht muss das Management über Konsequenzen für den ein oder anderen Spieler oder die gesamte Mannschaft nachdenken. Auch hier muss es zu einem deutlichen Zeichen kommen, damit den Spielern klar wird, welche Verantwortung sie auf dem Platz tragen.

Ich hatte Heiko Herrlich immer zu Gute gehalten, dass er diese krassen Abstürze, die es unter Martin Schmidt manchmal in der zweiten Hälfte gab, abgestellt hatte. Da war wieder einer. Und es ist aus meiner Sicht ganz klar, dass wir dies nun nicht wieder einreißen lassen. In dieser Situation schlicht nur den Trainer auszuwechseln und die Mannschaft gewissermaßen von der Angel zu lassen, ginge gar nicht.

Das war nix (Foto: Christian Kolbert/kolbert-press/Pool via Imago)

Die Außenseiter-Möglichkeit

Manchmal würde ich mir ja wünschen, dass der FC Augsburg mit den bestehenden Mechanismen in der Branche brechen würde. Wenn man nun Heiko Herrlich so schätzt, wie man es vor zwei Monaten noch deutlich kund getan hat, dann könnte man ihm jetzt auch erneut den Rücken stärken und rein über abgestimmte Disziplinarmaßnahmen im Mannschaftskreis versuchen, das Schiff wieder auf Kurs zu bekommen. Dann wäre aber auch klar, dass man mit Herrlich im Sommer weitermacht, komme was wolle. Und wer kann sich das im Moment noch vorstellen?

Insgesamt ist es damit so, dass wohl kurzfristig Heiko Herrlich ersetzt wird und man hofft, mit einem kleinen Schub den Klassenerhalt zu sichern. Das Schlamassel haben wir trotzdem. Die Mannschaft ist in einer Verfassung, in der sie mit den schlechtesten der Liga kaum über 90 Minuten mithalten kann. Der Kader braucht einen Schnitt im Sommer. Sowohl für Kader als auch für die Trainerauswahl ist in Hauptperson Stefan Reuter in der Verantwortung. Der steht nach dieser Entwicklung jetzt doch wieder mit dem Rücken zur Wand. Und offenkundig stellt man sich die Frage, wie es so weit kommen konnte. Warum man an Heiko Herrlich so lange festgehalten hat.

Die Hoffnung ruht auf dem Team

In dieser Phase der Saison und für die letzten vier Wochen kann es trotzdem nichts anderes geben, als gemeinsam zu schauen, dass wir diese Saison schadlos überstehen und den Scherbenhaufen im Sommer aufgeräumt bekommen. Zusammen und geschlossen. Gerade die Gruppe auf dem Platz trägt dabei die Verantwortung, sich ordentlich zu präsentieren und ihren Job zu machen. Alles hängt davon ab, was auf dem Rasen passiert. Wir können Euch diesmal leider nicht im Stadion helfen. In den nächsten Wochen wird sich zeigen, ob Ihr wirklich WIRKLICH verstanden habt, um was es hier geht. Jungs, bei aller Liebe, setzt euch an einen Tisch, schlagt euch auf dem Trainingsplatz die Köpfe ein oder was auch immer. Aber bei der Statue von Helmut Haller (und gerade vor der Ulrich-Biesinger-Tribüne will ich so einen Scheiß nicht nochmal sehen) lasst uns verdammt noch mal nicht hängen!

Herrlich, ein Sündenbock?!

Lediglich 29 Tore konnten unsere Jungs bisher in der laufenden Saison erzielen. Die Stimmen, die eine Entlassung Herrlichs fordern, werden in den sozialen Netzwerken immer lauter. Aufgrund der Frage, ob ein Cheftrainer immer die alleinige Schuld an dem Auftreten einer Mannschaft trägt, haben wir uns im ersten Teil unserer zweiteiligen Co-Trainer-Reihe die Aufgaben eines Trainers genauer angeschaut und dabei festgestellt, dass dieser einige davon abgibt. Außerdem haben wir gesehen, dass unser Coach mit Nico Schneck und Roman Týce schönen Offensivfußball auf den Platz zaubern konnte. Dieses Ziel hatte Heiko Herrlich sich auch für unseren FCA vorgenommen. Doch wie wir alle wissen, ist das momentan nicht der Fall. Deswegen möchten wir euch in dieser Episode den Mann an Heiko Herrlichs Seite vorstellen. Dabei betrachten wir gleichzeitig eine Station in Herrlichs Vita, bei der er nicht brillieren konnte. Diese zeigt nämlich, dass ein Trainer manchmal einfach nur ein Sündenbock für die Entscheidung anderer sein kann.

Kurze Episode in Bochum

Mit der Verpflichtung Heiko Herrlichs am 27.10.2009 ging der VfL Bochum damals ein großes Risiko ein, denn bis dato hatte Herrlich noch nie eine Profimannschaft trainiert. Mannschaften wie die U19 von Borussia Dortmund sowie die U17 und die U19 der DFB-Auswahl waren auf seinem Lebenslauf zu finden. Doch der Revierklub war zum Handeln gezwungen, denn dank der Vorgänger Marcel Koller und Frank Heinemann stand der VfL mit gerade einmal 8 Punkten nach 10 Spieltagen auf einem direkten Abstiegsplatz.

So nahm man zum 11. Spieltag den ehemaligen Stürmer unter Vertrag. Dieser brachte seinen Co-Trainer aus der U19-Nationalmannschaft zu dem gefährdeten Erstligisten mit: Iraklis Metaxas, auf den wir gleich noch genauer eingehen werden.

Nun wird es interessant, da man bei Herrlichs vorherigen Stationen sehen konnte, dass dieser in Zusammenarbeit mit Nico Schneck und Roman Týce geschafft hat, Mannschaften zu absoluten Torgaranten zu formen. Beim VfL Bochum lief das jedoch anders. Zwar stellte man auch hier das System auf ein 4-2-3-1 um, doch die Taktik war defensiv ausgerichtet. Wie auch jetzt bei uns in Augsburg.

Wirklich zufrieden dürfte Herrlich über seine Leistung in Bochum nicht sein… (Foto: imago/Norbert Schmidt)

In insgesamt 22 Spielen für die Bochumer konnte man nur 4 Siege einfahren. Wirft man hierbei einen Blick auf die Tore, so stellt man fest, dass die Mannschaft in der gesamten Zeit gerade einmal 22 Tore schießen konnte. Bekommen hat man 37. Das bedeutet eine Ausbeute von einem geschossenem Tor und 1,68 erhaltenen Toren pro Spiel.

Von wegen nicht emotional

Doch der offizielle Trennungsgrund ein halbes Jahr später war nicht die schlechte Tabellenplatzierung, sondern ein Ausraster Heiko Herrlichs, was wiederum zeigt, dass doch Feuer in ihm stecken muss.

So wie die Mannschaft am Montag trainiert hat, hatte ich allen Grund eine Wanne durch die Kabine zu treten. Aber nicht in Reichweite der Spieler.

https://www.sueddeutsche.de/sport/vfl-bochum-heiko-herrlich-der-klub-wurde-nervoes-1.937014-2

Nach einer schlechten Trainingseinheit trat dieser nämlich eine Plastikwanne durch die Kabine und beschimpfte die Spieler als „Osterhasen“. Allgemein habe ein sehr rauer Umgangston geherrscht und mehrere Spieler hatten sich bei der Führung über den Coach beschwert.

Der Mann an Herrlichs Seite

Wie auch schon beim VfL Bochum steht heute Iraklis Metaxas unserem Coach als Co-Trainer zur Seite. Seit 10.07.2020 ist der gebürtige Kölner, der am 10.07. dieses Jahr 54 Jahre alt wird, Teil des Trainerteams. Im Jahr 2001 erwarb er seine Fußballlehrer-Lizenz mit Prädikatsauszeichnung. Sprich, er gehörte zu den Besten seines Jahrgangs.

Trotz ausgiebiger Recherchen, haben wir nicht herausfinden können, wie Metaxas zum Fußball gekommen ist, oder ob er jemals selbst im Profibereich als Spieler aktiv gewesen war. Viel spricht nicht dafür, denn auf keiner der gängigen Seiten gibt es ein Spielerprofil mit dem Namen Iraklis Metaxas. Daraus lässt sich schließen, dass Metaxas ein so genannter „Theoretiker“ ist, was aber jetzt nichts schlechtes sein muss.

Auf Metaxas‘ Lebenslauf stehen bisher 11 Stationen:

  • 01.01.2001 – 26.10.2009: DFB Jugend → Koordinator Talentförderung
  • 01.07.2008 – 26.10.2009: Deutschland U19 → Co-Trainer unter Heiko Herrlich (15 Spiele) und Horst Hrubesch (5 Spiele)
  • 27.10.2009 – 30.06.2011: VfL Bochum → Co-Trainer unter Heiko Herrlich (22 Spiele), Dariusz Wosz (2 Spiele) und Friedhelm Funkel (37 Spiele)
  • 01.07.2011 – 30.06.2013: VfL Bochum II → Trainer
  • 01.07.2013 – 31.12.2013: SC Freiburg → Co-Trainer unter Christian Streich (26 Spiele)
  • 01.01.2014 – 22.03.2015: Leiter der Freiburger Fußballschule
  • 01.01.2014 – 22.03.2015: SC Freiburg II → Trainer
  • 12.11.2015 – 14.09.2016: Griechische Nationalmannschaft → Co-Trainer unter Michael Skibbe (8 Spiele)
  • 15.09.2016 – 23.02.2019: Leverkusen U19 → Trainer
  • 24.02.2019 – 30.06.2020: SV Darmstadt 98 → Co-Trainer unter Dimitrios Grammozis (47 Spiele)
  • Seit 10.07.2020: FC Augsburg → Co-Trainer unter Heiko Herrlich

Griechisches System und seine Folgen

Wie bereits erläutert, gibt der Trainer auch Aufgaben ab, da er diese alleine gar nicht schaffen würde. Und drei Mal dürft ihr raten, welchen Bereich unser Coach gerne einmal anderen überlässt. Richtig: die Taktik!

Die taktische Ausrichtung machte meistens mein Co-Trainer Iraklis Metaxas.

https://www.sueddeutsche.de/sport/vfl-bochum-heiko-herrlich-der-klub-wurde-nervoes-1.937014-2

So war es beim VfL Bochum, also ist davon auszugehen, dass Herrlich auch bei uns seinem Kompagnon diese Aufgabe zuteil werden lässt. Und dass Metaxas gerne defensiv auflaufen lässt, ist kein Geheimnis. Sieht man sich die Statistik an, welche Spieler am meisten unter Herrlichs Co eingesetzt wurden, so stellt man fest, dass diese überwiegend Defensivspieler sind. Auf Platz 1 steht dabei Christian Mengert (defensives Mittelfeld) mit 69 Einsätzen. Danach folgen mit Jannik Stevens und Julian Wolff ein linker Verteidiger und ein Innenverteidiger. Die erste Offensivkraft ist Sam Schreck, der im Jahr 2018 unter Herrlich im Kader von Bayer Leverkusen stand, mit 36 Einsätzen.

Vergleichsspielchen

Wie wir in unserem vorherigen Artikel bereits sehen konnte, zeigte Heiko Herrlich mit seinen vorherigen Mannschaften wunderschönen Offensivfußball. Torgefahr garantiert! Hier mal eine kleine Übersicht, damit ihr wisst, was ich meine.

TeamTorverhältnis gesamtTorverhältnis pro Spiel
SpVgg Unterhaching63 : 59 (in 38 Spielen)1,66 : 1,55
Regensburg 2015/1620 : 9 (in 13 Spielen)1,54 : 0,69
Regensburg 2016/1762 : 50 (in 38 Spielen)1,63 : 1,32
Leverkusen 2017/1858 : 44 (in 34 Spielen)1,71 : 1,29
Leverkusen 2018/1926 : 29 (in 17 Spielen)1,53 : 1,71
Leverkusen Europa League16 : 9 (in 6 Spielen)2,66 : 1,50

Nun haben wir natürlich auch verglichen, wie die Torausbeute mit bzw. unter Iraklis Metaxas ausgesehen hat. Mit dem VfL Bochum erreichte man in 22 Spielen ein Torverhältnis von 22:37. Das bedeutet, dass die Bochumer pro Spiel durchschnittlich lediglich ein Tor schießen konnten und 1,68 kassierten. Bei Bochum II, die Iraklis Metaxas selbst trainierte stehen folgende Werte auf dem Papier: Jahr 1 → 42:64 (1,17:1,78), Jahr 2: 47:42 (1,24:1,11)

Derzeit hat der FCA ein Torverhältnis von 29:42. Das heißt, man schießt pro Partie 1,07 Tore und kassiert 1,56. Sehr ähnliche Werte im Vergleich zu Bochumer Zeiten, wenn ihr mich fragt.

Welche taktischen Anweisungen hier wohl gegeben werden? „Bloß nicht nach vorne“?(Foto via Imago)

Unser Fazit

Ein Cheftrainer hat es nicht leicht. Er hat viele verschiedene Aufgaben, die er an die richtigen Leute delegieren muss. Daher ist das Team um ihn herum genauso wichtig und zur Verantwortung zu ziehen wie er selbst. Und trotzdem ist der Trainer derjenige, der den Kopf hin hält und im Zweifelsfall auch seine Koffer packen muss. Zuerst geht immer der Chef.

Wie man an den von uns gewählten Beispielen sehr gut sehen kann, ist es nicht nur Heiko Herrlich allein, der die Schuld an unserer momentanen Passivität und der unattraktiven Spielweise trägt. Bei seinen vorherigen Stationen hat er nämlich durchaus gezeigt, dass er für offensiven Fußball steht und es schafft, dass sich seine Mannschaften viele Chancen heraus arbeiten.

Dieses Ziel hatte er sich eigentlich auch für den FC Augsburg gesetzt.

Wir haben uns immer – egal, wo ich war – sehr viele Torchancen heraus gespielt. Das war in Regenburg so. Da hatten wir bei den beiden Aufstiegen die meisten Torchancen und die meisten Tore. Und auch in Leverkusen in meinem ersten Jahr hatten wir statistisch die zweitmeisten Großchancen gehabt. Und das sind auch Elemente, die ich hier rein bringen möchte.

Heiko Herrlich bei seiner Vorstellung am 10.03.2020

Gab es eine Alternative?

Wie unsere Auswertung zeigt, hat unser Coach in diesem Fall nicht gelogen, denn sowohl mit Unterhaching, Regensburg und Leverkusen konnte Herrlichs Team sehr viele Tor vorweisen. Allerdings hatte er bei Bayer und auch in Regensburg mit Nico Schneck einen Co-Trainer, der als ehemaliger zentraler Mittelfeldspieler offensiv ausgerichtet war. Auch Roman Týce wusste als ehemaliger Spielführer, worauf es ankommt.

Doch obwohl beide zum damaligen Zeitpunkt frei gewesen wären, entschied man sich dafür, Iraklis Metaxas ins Augsburger Boot zu holen. Eine Entscheidung, die wir angesichts der Episode in Bochum nicht wirklich nachvollziehen können. Zwar haben Herrlich und er auch schon die U19-Nationalmannschaft über einen Zeitraum von 16 Monaten zusammen trainiert, doch Metaxas hat für unseren Geschmack seinen Chef auch im Stich gelassen. Denn während Herrlich seine Koffer packen musste, blieb der Grieche damals in Bochum.

Für uns wäre Nico Schneck die bessere Wahl als Co-Trainer gewesen. Nicht nur aufgrund der Torausbeute bei den vorangegangen Stationen, sondern auch, weil das Team Schneck und Herrlich eine Zusammenarbeit von 2,5 Jahren vorweisen kann. Mit Iraklis Metaxas arbeitete Herrlich insgesamt nur ein Jahr und 10 Monate zusammen.

Man sieht deutlich, dass die Wahl des richtigen Co-Trainers sehr viel ausmachen kann, denn er hat mehr Einfluss, als man glauben möchte. Ein Co kann sehr wohl auch die Taktik für ein Spiel ausgeben und bei der Aufstellung mitsprechen, wenn der Cheftrainer ihm diese Aufgabe überträgt.

Schuldfrage?!

Daher müssen wir uns alle die Frage stellen, ob man Heiko Herrlich die alleinige Schuld für die derzeitige Situation zuweisen kann. Wir sagen, nein… Er trägt die Verantwortung und muss dafür gerade stehen, aber nicht alle Entscheidungen trifft er selbst. Bei der Personaleinstellung hat auch die sportliche Leitung ein Wörtchen mitzureden.

Heiko Herrlich hatte bei seinem Amtsantritt darauf verzichtet, einen neuen Co-Trainer dazu zu nehmen. Es war aber klar abgesprochen, dass wir nach der Saisonanalyse prüfen, wie wir das Trainerteam weiter sinnvoll ergänzen können. Wir freuen uns daher, dass wir mit Iraklis Metaxas und Kristián Barbuščák zwei absolute Fachmänner für unseren FCA gewinnen konnten, die uns in der individuellen Arbeit mit den Spielern nach vorne bringen werden.

https://www.media-sportservice.de/2020/07/13/fc-augsburg-ex-leverkusener-iraklis-metaxas-unterstuetzt-heiko-herrlich/

Habt ihr schon mal beobachtet, wie die Wechsel innerhalb einer Partie vonstatten gehen? Unser Coach nimmt immer Rücksprache mit seinem Assistenten. Und dieser steht für einen sehr defensivlastigen Fußball…

Stefan Reuter redet auch gerne mal ein Wörtchen mit (Foto via Imago)

Hat man Heiko Herrlich also am Ende vielleicht nur den falschen Mann an die Seite gestellt? Könnte durchaus sein, denn die Beweise, dass Herrlichs trainierte Mannschaften es auch anders können, sind nicht von der Hand zu weisen. Bleibt die Frage: Wer hat über diese Personalie entschieden? War es Herrlich selbst oder jemand anders?

Iraklis Metaxas wäre nicht der erste Co-Trainer, den man ungefragt in den Verein geholt hat, denn wir alle erinnern uns sicherlich noch an Jens Lehmann… Und hatte Manuel Baum damals ein Mitspracherecht?

Erklärungen zum Schluss

Wir wollen Heiko Herrlich hier nicht in Schutz nehmen, denn auch wir sind der Meinung, dass es so über die Dauer nicht weitergehen kann. Wir wollten mit diesem Bericht lediglich aufzeigen, dass nicht immer die Schuld beim Cheftrainer alleine liegt, der allerdings immer zur Verantwortung gezogen wird.

Natürlich kann man den Unmut vieler Fans durchaus nachvollziehen. Die Art und Weise, wie unsere Jungs momentan Fußball spielen, ist nur sehr schwer zu ertragen. Man wünscht sich den Mut, den Willen und den Kampfgeist zurück, den wir unter Herrlichs Vorgängern sehen durften. Aber man hat weder beim Trainer noch bei unserem ersten Co-Trainer das Gefühl, als würden sie das Team in die richtige Richtung bewegen. Zumindest hört man bei jedem Spiel die gegnerische Bank, unsere eigene aber nicht.

Doch noch ist ein Trainerwechsel nicht in Sicht. Das würde wahrscheinlich auch zum jetzigen Zeitpunkt zu viel Unruhe ins Team bringen. Aber eines dürfte feststehen: es wird ziemlich sicher ein sehr spannender Sommer. Und vielleicht finden wir ja mal wieder einen Augsburger Sonderweg, an dem wir zwar am Cheftrainer festhalten, dafür allerdings deutliche Veränderungen bei Co-Trainer und Trainerteam vornehmen.

Finalspiele

Über die gesamte Saison betrachtet waren es doch ganz verschiedene Auftritte, mit unterschiedlichen Ausgängen, die manchmal auch die gleichen Fragen hervorgerufen haben. Am vergangenen Dienstag war Fußball – bestehend aus Einsatz und Spiel.

Aufstellungsunabhängig bemühte sich die Mannschaft bis zuletzt das bestmögliche zu erreichen. Und auch ohne Punktgewinn kann dieses Spiel als Fortschritt und Befähigungsnachweis gesehen werden.

Für kurze Zeit tauchte in dieser Woche das real gewordene Gespenst einer Super League auf, und verschwand nach kurzer Zeit wieder. Den weiteren Schaden für den Sport ausklammernd, ließ sich erkennen, welche Bedeutung das Spiel und alles damit gewachsene für manche Entscheider, in deren Statistiken keine Spielwerte vorkommen, hat.

Der Reiz des Fußballs liegt auf dem Platz, und dies umso mehr in den letzten Spielen einer Ligasaison, in denen es um die wesentlichen Entscheidungen geht.

Noch sind es vier Spieltage, plus coronabedingt zwei weitere Spiele unter Beteiligung der Hertha. Um eine weitere Entzerrung zu vermeiden, und den Spielbetrieb an den letzten Spieltagen abzusichern, ordnet der DFB nun ein verpflichtendes Quarantäne-Trainingslager an.

Da ein Absteiger seit Mittwoch bereits fest steht, sind es vermutlich noch sechs Mannschaften, die um die Plätze 12 bis 15 spielen – der FCA hat dabei mit 33 Punkten die beste Ausgangsposition. Und doch wird es aufgrund verschiedener Quervergleiche und der ausstehenden Nachholspiele schnell unübersichtlich.

Hertha hat noch die Nachholspiele gegen Freiburg und Mainz, spielt gegen Schalke, Bielefeld und Köln. Köln spielt am letzten Spieltag gegen Schalke, und Bremen tritt am vorletzten Spieltag in Augsburg an. Das tabellarisch schwerste Restprogramm scheint Mainz mit München, Frankfurt, Dortmund und Wolfsburg zu haben. Der FCA spielt dazu noch in Stuttgart und am letzten Spieltag in München.

Bei Betrachtung der Punktestände sind nun noch verschiedene Szenarien möglich, es scheint aber sehr wahrscheinlich, dass 36 Punkte mindestens zu Platz 16 ausreichen – in der Tordifferenz liegen Bielefeld und Köln gegenüber den anderen Mannschaften aktuell etwas zurück.

Auch ohne weitere Rechnereien bedeutet dies, dass der FCA noch mindestens einen Sieg benötigt.

Sieben der letzten zehn Spielzeiten hat der FC in der Bundesliga verbracht, und in der Saison 2016/ 17 mit dem Erreichen der Europa League sein beste Platzierung in dieser Zeit erreicht. In der letzten Spielzeit lagen die Kölner als Aufsteiger nach 25 Spieltagen mit vier Punkten Rückstand zu den internationalen Plätzen auf Platz 10, um dann im Anschluss keines der neun folgenden Spiele zu gewinnen.

In dieser Spielzeit überzeugte der FC vor allem gegen Mannschaften aus der oberen Tabellenhälfte, und hat durch den Sieg gegen Leipzig unter der Woche neuen Auftrieb erhalten. Von den noch im Abstiegskampf befindlichen Teams mit Augsburg die wenigsten geschossenen Tore, haben die Kölner auch die meisten Gegentreffer erhalten.

Nach dem Wechsel mit Friedhelm Funkel als Trainer für das Saisonfinale, gibt es jetzt auch Gespräche mit Peter Stöger, der für die erfolgreichste Phase des Klubs in den letzten zehn Jahren steht, und ligaunabhängig ab der kommenden Saison wieder auf der Trainerbank sitzen soll.

In den entscheidenden Spielen in der Bundesliga erreichte der FCA bisher immer den Klassenerhalt. Und wenn es auch noch mehrere Möglichkeiten gibt, kommt dem Spiel gegen den Köln am Freitag eine größere Bedeutung zu.

Was auch immer in der Saison und in den letzten Spielen war, spielt keine Rolle mehr. Mit dem Auftreten und der Einstellung des letzten Spiels, und wieder etwas mehr Erfolg beim Torabschluss, als Mannschaft, kann zumindest in einem Punkt Sicherheit erreicht werden. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

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