Eben doch graue Maus

Eigentlich versuche ich das zu vermeiden. Ich will mich nicht zu sehr darüber aufregen, was über den FC Augsburg irgendwo geschrieben steht. Die meisten Menschen in diesem Land beschäftigen sich nicht sehr intensiv mit Fußball, schon gar nicht mit dem FC Augsburg. Gerade wenn der Rest der Republik auf Augsburg schaut, dann erfolgt das oft oberflächlich oder in Randnotizen. Andererseits ist Fußball für einige immer noch die schönste Nebensache der Welt und für mich als Fan des FC Augsburg steht der FCA im Mittelpunkt. Und wenn in meiner Fußball-Bubble ein Leitmedium wie die 11Freunde einen Artikel wie „Nie mehr graue Maus?“ veröffentlicht, dann mag ich mich damit näher auseinandersetzen. Gerade weil falsche Darstellungen dieses Artikel sich dann auch in der Berichterstattung rund um den FC Augsburg niederschlagen.

Fehldarstellungen um neues Geld

Aufhänger des Ganzen ist die Transferoffensive im Winter gewesen. Autor Felix Rösen nagelt seine Thesen schon nach 5 von 7 Neuzugängen an die Wand. Er erkennt einen „Kurs­wechsel durch Inves­to­ren­ein­stieg“ und konstatiert: „2021 hat der Klub schließ­lich eine nicht uner­heb­liche Finanz­spritze bekommen.“ Dies verbindet er mit dem Einstieg von US-Investor David Blitzer beim FC Augsburg. Hier gibt es mittlerweile eine richtigstellende Klammereinfügung im Artikel, dass der Einstieg von David Blitzer nicht mit neuem Kapital für den FC Augsburg einherging. Immerhin. Neues Geld hat der FCA definitiv keines bekommen.

Kann man denn von einem Kurswechsel mit Blick auf die Transfers sprechen? Das wäre aus meiner Sicht nicht angebracht. Hier gab es mit Rekord-Transfer Ricardo Pepi im letzten Winter einen Ausreißer. Viel Geld hatte man für Pepi gezahlt und wenn man dieses aus der Addition herausnimmt, ändert sich schlagartig die Gesamtdarstellung. Dieses Experiment hat nun nicht geklappt und Pepi wurde mittlerweile nach Groningen ausgeliehen. In diesem Winter ist die Anzahl der Neuzugänge vielzählig. Allerdings ließ man auch einige Spieler ziehen und erzielte im Saldo sogar einen Transferüberschuss. Zusammenfassend war viel los, aber es hat nicht viel gekostet. Kein einziger Transfer, der an einen Koubek, Hinteregger oder Uduokhai betragsmäßig heranreichen würde und einen Strategiewechsel begründen würde. Zumindest nicht in der Form, wie es der Autor hier tut.

Während Renato Veiga feiert, sieht man im Hintergrund Tomas Koubek. Auch in der Vergangenheit hat der FCA schon ordentlich Geld ausgegeben, aber nicht immer mit Erfolg. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Kurswechsel über die Transfers hinaus?

Nun war ja in der 11Freunde über einen Kurswechsel in der Gesamtheit zu lesen durch den Einstieg von US-Investor David Blitzer. Abseits des Transfers von Ricardo Pepi ist dieser wohl kaum begründbar. Wenn man einen Kurswechsel erkennen mag, dann doch eher in die gegensätzliche Richtung. Präsident Klaus Hofmann, der Blitzer an Bord geholt hatte, ist nicht mehr Präsident des Vereins. Hier hat nun Markus Krapf übernommen. Dadurch wurde die Distanz zwischen Verein und Fans verringert und die Kommunikation intensiviert. Die Investoren haben seit vielen Jahren zum ersten Mal keinen direkten Einfluss über eine Personenidentität in der Rolle des Vereinspräsidenten.

An dieser Stelle ist nun auch die Stellung von US-Investor David Blitzer zu relativieren. Er hat eine Minderheit der Anteile an der Investorengesellschaft des FC Augsburg übernommen, die seit nunmehr über 20 Jahren besteht. Diese Investorengesellschaft hat, wie das durch die 50+1 Regelung in Deutschland festgelegt ist, eine Minderheit der Stimmrechte in der KGaA des FC Augsburg. Letztverantwortliche entscheidende Personen beim FC Augsburg sind weiterhin die Vertreter des e.V. und operativ in diesem Fall der sogenannte Präsident. Die Zitate hierzu aus dem Artikel von 11Freunde zum autokratischen Führungsstil sind entsprechend überholt, weil es im Amt des Präsidenten eine Änderung gab. Aber zumindest passen sie zur – falschen – Geschichte.

Wilde Hoffnungen sind unbegründet

Nun transportiert der Artikel Hoffnungen, die so nicht mit der Realität zusammen zu bringen sind. Man könnte hier fast herauslesen, dass der FCA einem Leipziger Konstrukt nacheifern will und versucht oben anzugreifen. Dem ist nicht so. Die jungen Transfers, die ein entsprechendes Talent wohl zum FCA mitbringen, müssen alle noch zeigen, dass sie sich in Augsburg und in der Bundesliga durchsetzen können. Es sagt dann doch einiges über die Mannschaft des FC Augsburg aus, dass sich hier Chancen direkt ergeben haben. Die Qualität war an einigen Stellen verbesserungswürdig. Und wenn sie einschlagen, wird man sie auch wieder ziehen lassen müssen. Der Vergleich mit Mainz oder Freiburg ist hier passend.

Und auch Enno Maaßen hat positive Ansätze gezeigt. Mehr aber auch noch nicht. Seine Mannschaft ist weiter in der Entwicklungsphase und es braucht weiterhin Geduld. Hier wird sich zeigen, ob der FC Augsburg diese aufbringen wird, auch wenn es mal eine schwierige Phase gibt und mal schlechter läuft. Dann gilt es den Mechanismen der Industrie zu trotzen. In den letzten Jahren hatten Trainer dementgegen keine allzu lange Halbwertszeit in Augsburg.

Es wäre wahrlich ein Kurswechsel beim FCA, wenn man mal wieder Stabilität auf dem Trainerposten hätte. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Zurück zu sportlicher Stabilität

Unter Markus Krapf würde ich nun rund um den FCA sogar mitgehen, wenn von einem sanften Kurswechsel gesprochen würde. Dies betrifft allerdings weniger die Transferausgaben. Einerseits hoffe ich, dass die Trainer-Rochaden der Vergangenheit angehören und man sportlich zur Stabilität der ersten Bundesligajahre wieder zurückkehrt. Andererseits gehe ich davon aus, dass wieder etwas mehr Bodenständigkeit einkehrt. Es wird mehr miteinander geredet und zusammen an der Vision des FC Augsburg gearbeitet.

Dazu passt dann sogar, dass nun von Seiten des FCA öffentlich kommuniziert wurde, dass man sich in die TOP 10 in Deutschland entwickeln und dort festsetzen will. Weder oben noch unten mitspielen, die Großen ärgern und sich von den Aufsteigern absetzen. Die Früchte der vielen Jahre in der Bundesliga und des strukturellen Aufbaus ernten. So zwischen allen durchrutschen ohne sich Sorgen machen zu müssen. Ganz langweilig eigentlich. Eben doch wie eine graue Maus.

Servus David

„Servus“ is a very useful word in Augsburg. It can either mean „hello“ or „goodbye“. And as we do not know if you – David Blitzer – have ever been to Augsburg or speak a bit of German this is my first advice for you: Coming or leaving, „servus“ is mostly the right choice. So let’s start with a „Servus“ to you now that we know that you are joining us in cheering on our beloved FC Augsburg.

Now some basic information about football in Germany (that you call soccer). You might be a nice guy overall, nevertheless we are quite sceptic concerning investors in our football clubs. The majority of our clubs is still owned by the associations and their members. FC Augsburg is an anomaly in that field as over 99 percent of the shares were sold over twenty years ago in order to avoid bankrupcy. In the meantime, nobody undertook serious efforts to get those shares back to the association owning the remaining 0.6 percent.

May our Captain explain the German rules to you? (Foto via Imago)

Still, according the statues of the German Football League, FC Augsburg is controlled by the members of the association owning the remaining 0.6 percent of shares. And in Augsburg we mostly believe that this is the right thing. I am not aware of how transparent this was to you when you signed the relevant contracts. We see it as an advantage to be a group of many striving for the same goals and values and are happy to have you on board.

And of course, we want our club to flourish.We are aware that in the Bundesliga, success is highly dependant on the economic circumstances of each club. The money that bought your shares with does not better the situation of FC Augsburg a bit until you decide to increase the capital of the club and make it possbile to invest even further in the infrastructure and the team. This year would be a great year to make a push for some short-term improvements. Due to the Covid situation some clubs will struggle in the Bundesliga. A recent study showed that about 1/3 of the clubs could be facing economic turmoil. Talent will be available cheaper during this summer transfer period and you would get more value for each of your precious bucks.

Not a lot of fun right now on the pitch. Wann join these guys watching? (Foto via Imago)

But be aware, even if you recognized that we are not playing the best football in the moment (and you might even have regretted putting your money in this club), we wouldn’t want your money and know-how at all costs. Our colours and their order (red-green-white) and the tradition and values of this club are not for sale. We would never change the name of our club or what it represents. You can join us in supporting our cause or leave us be.

And even when you meet some „Grantler“ in the city of Augsburg, be assured that we can party like champions when we reach the European cup competition (even if this seems like a bit of a stretch right now). In case of a Bundesliga championship, which hopefully is closer now with you on board, we would also very much enjoy the festive headline „Flitzer Blitzer“. Klaus Hofmann will for sure explain what you gotta do when the time comes. Nobody would want to argue his competencies regarding over the top fan behaviour.

David, now is the time to stand together. Bring it! (Foto via Imago)

Well, David, we learnt that a big part of shares in the company owning our football club was sold to you. This club, FC Augsburg, is an important part of our lives. We have been at the brink of relegation quite a few times (better google the concept sooner rather than later). I tried not to lose my humour about the sale of the club and be open minded on who is joining us in our mission.

Klaus Hofmann introduced you as a partner. It is hard to form a partnership without knowing each other. I myself and many others would really appreciate if you would take the time to introduce yourself somehow and answer a few questions. You could always join the fans supporting the team before the important match against Bremen and paint a few banners with them. The guys would love to teach you a few songs as well. And perhaps you might enjoy not only being an investor but would like to become a friend. At least some of us believe in the best of football, bringing together people with the most diverse backgrounds and having a great time together. Call us romantic, when we would follow this club whereever it takes us (and hopefully not the second division). You coming?

Investorenclub FC Augsburg 1907

Unter der Woche platzte die Bombe. Unkontrolliert. Und was die Augsburger Allgemeine als auch der kicker unterschlagen haben: es war die Legio Augusta, denen aufgefallen war, dass sich im Handelsregister bei der Hofmann Investoren GmbH, etwas geändert hatte.

Die Hofmann Investoren GmbH ist die Gesellschaft mit der Klaus Hofmann und andere Investoren (wie es sogar der Name schon sagt) die Anteile an der FC Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA von Walther Seinsch übernommen hatten. Die Hofmann Investoren GmbH gehören mehr als 99% der Aktien am Profibereich des FC Augsburg bis hinunter zur U17. Schon im Februar 2020 wurde laut Handelsregister eine Kapitalerhöhung bei der Hofmann Investoren GmbH vorgenommen. Diese diente wohl in der Vorbereitung dazu, nun den Anteilsverkauf vornehmen zu können, zu der schließlich durch Eintragung im Handelsregister im Februar 2021 evident wurde.

Schon vor einiger Zeit konnte sich Klaus Hofmann über einen ganz besonderen Deal für seine Investorengesellschaft freuen. Den Mitgliedern des Vereins, von denen er gewählt wurde, hatte er nichts mitzuteilen. (Foto: Christian Kolbert/kolbert-press/Pool via Imago)

Die Bolt Football Holdings (Germany), L.P. (im Nachfolgenden: „Bolt“) übernahm 45% der Anteile an der Hofmann Investoren GmbH. Hinter Bolt steckt David Blitzer, ein schwerreicher US Amerikaner, der schon in mehrere Sportunternehmen investierte. Detlef Dinsel und Marcus Höfl verkauften ihre Anteile im Rahmen der Transaktion im Gesamten, Thilo Sautter und Michael Reuss gaben einen Teil ihrer Anteile ab. Klaus Hofmann selbst behielt seine Anteile wie gehabt.

Spekulationsgewinne

Und während es Klaus Hofmann im Interview mit der Augsburger Allgemeinen als üblich bezeichnete, dass Anteile nach 6 Jahren weiter verkauft werden, stellt sich doch die Frage, zu welchen Konditionen dies geschah. Zudem müssen die beiden ausscheidenden Anteilseigner schon früher ihren Willen zum Verkauf geäußert haben. Es ist davon auszugehen, dass die Transaktion monatelang vorbereitet wurde. Eine Kernfrage in diesem Zusammenhang ist aus meiner Sicht: Wie viel haben Dinsel und Höfl damals für die Anteile bezahlt und wie viel haben sie nun im Rahmen des Verkaufs für ihre Anteile bekommen? Wie sieht es bei den anderen Anteilseignern aus? Gerade weil es zu den Leistungen der Investoren – inwiefern hier Know-How und Vitamin B zum Tragen kamen ist fraglich ohne die nötige Transparenz – keine Informationen gibt. Als Fan und Mitglied dieses Vereins finde ich es doch eine sehr interessante Frage, ob sich einzelne Personen an der Entwicklung des FCA bereichert haben. Und Vorsicht: in der Presse ist teilweise von einem Preis i.H.v. 5,5 Mio. EUR die Rede, die Blitzer bezahlt haben soll. Dabei handelt es sich schlicht um den Nennwert der Anteile. Wie viel Blitzer bezahlt hat ist bisher nicht öffentlich geworden. Es wird allerdings ein vielfaches des Nennwerts gewesen sein.

Wortklauberei

Klaus Hofmann hat sich im Interview mit der Augsburger Allgemeinen dagegen verwehrt, dass David Blitzer als „Investor“ bezeichnet wird. Schauen wir uns doch mal kurz an, was David Blitzer getan hat: Er hat mit Geld Anteile an der Hofmann Investoren GmbH gekauft. Klaus Hofmann hat ihn als Minderheitsgesellschafter bezeichnet. David Blitzer hält nun mehr Anteile als jeder andere Investor an der Hofmann Investoren GmbH. Er hält mehr Anteile als Klaus Hofmann selbst. Es ist Wortklauberei, wenn Klaus Hofmann sich bei einem Anteilseigner an der Hofmann Investoren GmH am Begriff Investor stört. Diesen schlicht als „Minderheitsgesellschafter“ zu bezeichnen, trifft den Sachverhalt noch weniger in der Wortwahl. Neuerdings wird von Seiten des FC Augsburg auch der Begriff „Partner“ verwendet. Ein Investor bleibt ein Investor, egal wie man es drehen und wenden mag.

Identifikation

Welche Verbindung hat David Blitzer zum FC Augsburg? War er schon mal da und hat sich ein Spiel angeschaut als dies noch möglich war? Verfolgt er die Bundesliga? Genau so intensiv wie die belgische Liga oder Crystal Palace, wo er auch investiert ist? Welche Beweggründe wird der Investor verfolgen, wenn es um Entscheidungen betreffend den FCA geht? Eventuell wird er – auf Grund seines großartigen Vermögens und seiner Liebe zum Sport generell – nicht zum schnellen Gewinn optieren. Er wird allerdings in keinem Fall die Identifikation mitbringen, die wir Fans und Mitglieder haben. Für uns ist der FCA die Nummer 1. Bei David Blitzer ist die Liste lang. Die Identifikation auf der Investorenebene abseits von Klaus Hofmann selbst scheint grundsätzlich ein Problem zu sein. Anscheinend kam es zu dem Investorenwechsel erst dadurch, dass sich die genannten zwei Mitinvestoren von ihren Anteilen trennen wollten.

Finanzielle Stabilität

Know-How soll der neue Investor mitbringen. Im ersten Artikel der Augsburger Allgemeinen ist von Finanzstärke die Rede, die der Investor mitbringt. Derweil finanziell beim FCA nichts ankommt. Laut Hofmann gab es seit 2014 keine Kapitalerhöhung bei der FC Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA mehr und es ist trotz Corona und den ersten Verlusten seit Jahren auch nichts geplant. Das ist auch nicht weiter verwunderlich. So verkauft ja nicht der FC Augsburg 1907 e.V. Anteile. Der hat ja schon kaum welche mehr. Von Anteilsverkäufen profitieren wie oben beschrieben wenn dann nur noch die verkaufenden Investoren. Wer nun zusätzlich einmal in die Meldungen zum Höfl-Engagement zurückblickt, der entdeckt auch dort schon all die Thesen zu Netzwerk, Marketing, etc. Wie viel ist davon beim FCA angekommen? Gerade jetzt wo der Investorenwechsel in einem Atemzug mit den ausgebliebenen Einnahmen in der laufenden Saison gemeinsam kommuniziert wurde, wird hier durch den gewählten Narrativ ein etwas schiefes Bild geschaffen. Mehr finanzielle Mittel beim FCA wären schön, sind allerdings nicht in Sicht. Und inwiefern David Blitzer wirklich sein Netzwerk und seine Kontakte einbringen wird, werden wir hoffentlich alle noch sehen oder eben auch nicht.

Sonnenkönig Klaus Hofmann

Dietmar Hopp, Martin Kind, Klaus Hofmann. Selbst wenn Hofmann nach dem Einstieg von David Blitzer nicht mehr das größte Anteilspaket am FC Augsburg hält, so hat er doch im Exklusivinterview mit der Augsburger Allgemeinen direkt klar gemacht, dass weiterhin alle Entscheidungen schlussendlich von ihm getroffen werden. Er verbleibt einziger Geschäftsführer der Hofmann Investoren GmbH. Die Entscheidungsstrukturen beim FC Augsburg verbleiben wie bisher. Hofmann regiert über allen. Diesmal indem er indirekt Anteile am FC Augsburg an einen amerikanischen Investor verkauft, der bisher keine erkennbare Beziehung zum FC Augsburg hatte. Den schlicht er seit 20 Jahren kennt. Nichts neues beim FC Augsburg, kann man an dieser Stelle feststellen. Der Verein ist seit dem ursprünglichen Verkauf der Anteile an Walther Seinsch monarchisch geprägt und folgt vielen Mustern, die das Fußballgeschäft mittlerweile aufweist.

Timing

Und jetzt kommen wir zu einem Punkt, der dies nun alles noch etwas unangenehmer macht. Klar, die Bezeichnung „Sonnenkönig“ ist wertend. Gemeint ist ein Alleinherrscher, der andere nicht in seine Entscheidungen mit einbezieht. Mit anderen sind vor allem die Mitglieder des FC Augsburg 1907 e.V. gemeint, die Klaus Hofmann vertritt. Diese haben wie alle anderen durch die Meldung der Legio Augusta vom Anteilsverkauf bei der Hofmann Investoren GmbH erfahren. Und genau an dieser Stelle sieht man, wie diese beide Rollen des Klaus Hofmann (des Investors und des Präsidenten) nicht zusammenpassen.

Hofmann, Ströll und Co. Die Entscheidungsstrukturen beim FCA bleiben wie gehabt. Mehr Transparenz und eine klare institutionelle Verankerung von 50+1 auch über den Aufsichtsrat der KGaA fehlt weiterhin. (Foto: Christian Kolbert/kolbert-press/Pool via Imago)

Hofmann mag das Präsidentenamt ehrenamtlich ausfüllen, in seiner Rolle als Investor ist er vermögensverwaltend tätig. Anstatt schon frühzeitig die Mitglieder zu informieren und transparent mit dem Vorgang umzugehen, hat er seine Mit-Investoren geschützt und den Vorgang abgeschlossen. Erst nach Veröffentlichung durch die Legio Augusta nahm auch die Presse den Ball auf und es erfolgte eine ausführliche Erklärung in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen. Eine offizielle Information der Mitglieder des FC Augsburg 1907 e.V. steht weiterhin aus. Ob, wie nun kommuniziert wurde, eine Information nach der englischen Woche erfolgt wäre, hätte sich der FCA mitten im Abstiegskampf befunden, kann jeder für sich selbst beurteilen. Wann der FC Augsburg eine Lösung findet, um eine Jahreshauptversammlung auch virtuell zu veranstalten, steht in den Sternen. Die Mitglieder einzubinden hatte schlicht nicht die höchste Priorität. Michael Ströll hat im Interview bei Sky gestern eingestanden, dass man die Kommunikationsstrategie nicht zu Ende gedacht hatte. Jetzt gilt es für die Zukunft strukturell die Einbindung der Mitglieder sicherzustellen.

Zusammenfassung

Der FCA war und ist ein Investorenclub. Nun gab es einen Wechsel in der Investorenschaft, der für die aussscheidenden Investoren eventuell einen netten Spekulationsgewinn eingebracht hat. Wie der Ausstieg der Alt-Investoren zeigt, war von deren Seite keine allzu hohe Identifikation mit dem FC Augsburg vorhanden. Viel schlimmer kommt es nun mit dem Neu-Investor David Blitzer wohl auch nicht. Kurzfristige Vorteile für den FCA sind nicht zu erwarten und entsprechend hat die Transaktion momentan keine Auswirkungen. Es wird sich im Zeitablauf zeigen, wenn uns Klaus Hofmann mit David Blitzer angeschleppt hat.

Robert Götz hat seinen Kommentar betitelt mit: Neuer US-Investor: Die FCA-Fans müssen vertrauen – anderes bleibt ihnen nicht. Dem möchte ich widersprechen. Aufsichtsratsstrukturen bei einem Verein sind ja nicht nur zum Spaß vorhanden. Insofern würde ich als Mitglied des Vereins gerne wissen, wann Vereinspräsident Klaus Hofmann den Aufsichtsrat der FC Augsburg 1907 e.V. über den Investorenwechsel informiert hat. Zudem gilt es aus Mitgliedersicht zu prüfen, wie der Verein auf den Investorenwechsel reagiert hat. Ich könnte mir vorstellen als Mitglied, die Protokolle der Aufsichtsratssitzungen des FC Augsburg 1907 e.V. vor der nächsten Jahreshauptversammlung anzufordern.

Darüber hinaus gilt es aus Mitgliedersicht darauf zu drängen, dass die Mehrheit der Plätze im Aufsichtsrat der FC Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA durch Vereinsvertreter besetzt wird. Zudem sollte darauf gedrungen werden, dass die FC Augsburg 1907 GmbH & Co.KGaA alle Anstrengungen unternimmt, Anteile an den FC Augsburg 1907 e.V. langfristig zurückzuführen. Wer hier nun schon etwas länger mit liest, der erkennt kaum etwas neues. Dies sind Forderungen, die ich schon seit längerem vertrete. Vielleicht hat der Anteilsverkauf nun doch dem ein oder anderen zusätzlich die Augen geöffnet, wie schnell auch die weiteren Anteile am FC Augsburg verkauft werden könnten, ohne dass es jemand mitbekommen würde. Es ist höchste Zeit strukturell anzupassen, um sich nicht erneut verwundert die Augen reiben zu müssen in der Zukunft. Fußballclubs sollten keine Spekulationsobjekte sein! Es ist so ähnlich wie im Abstiegskampf in früheren Jahren: Es ist Zeit aufzuwachen, bevor es zu spät ist.

Hilfe für Markus Gisdol: So wird man wie der FCA!

La Decima. 10 Jahre Bundesliga am Stück. Ein Erfolg, der auch bei der Konkurrenz Eindruck gemacht hat. Mehr als zumindest ich vermutet hätte. Effzeh-Trainer Markus Gisdol hat den FC Augsburg zu einem Vorbild für die Kölner ausgerufen. Man wolle so werden wie der FCA. Das kann ich verstehen. Alles in allem sind wir halt doch ganz geil. Nachdem uns Markus Gisdol nur aus der Ferne kennt, wollt ich ihm auf diesem Wege ein paar mehr oder weniger ernst gemeinte Tipps geben, wie seine Kölner so werden können, wie wir.

Dream BIG

Markus Gisdol hat Zurückhaltung gefordert. Bescheidenheit und Bodenständigkeit. Das ist nicht der Augsburger Weg. Träumen ist erlaubt. Walther Seinsch träumte von Augsburg im Europapokal, lange bevor wir das Ziel erreichten. Klaus Hofmann träumte von Spielern aus der eigenen Jugend in der ersten Elf. Wir träumten von der Meisterschaft. Träumen ist Essenz des Fantums und muss erlaubt sein. Nicht nur das. Träumen sollte eine Pflicht sein.

Rückschläge sind einkalkuliert

Und auch wenn wir träumen, sind wir nicht naiv. Rückschläge sind einkalkuliert. Wir haben schon oft damit gerechnet, dass wir absteigen. Es würde kurzfristig unser Herz brechen, wäre jedoch keine langfristige Katastrophe. Unsere Liebe kennt – wie auch die der Kölner Fans – keine Liga. Zumindest in den Fällen, in denen es zählt. Das wir unsere eigene Stärke nicht als gegeben annehmen, ist wahrscheinlich die Grundlage der größten Augsburger Qualität: dem Granteln. Sympathisches Motzen bedingt durch Verlustangst. In Köln müsste gegrantelt werden anstatt geklüngelt. Tiefgreifende Änderungen, die eine gezielte Umerziehung und einen Generationenwechsel voraussetzen würde. Aussichtslos? Wahrscheinlich. Keiner grantelt so gut, wie wir Augsburger.

Ein Investor muss her

Warum es sportlich nichts wird in Köln ist zudem glasklar. Ein Investor müsste in Köln mal für Ruhe sorgen. Als Sofortmaßnahme schlage ich daher einen Verkauf von 99% der Anteile an Klaus Hofmann & Co. vor. Das lassen die Statuten der DFL nicht zu? Was die Leipziger gemacht haben, ja doch auch nicht. Da wird sich schon ein Weg finden.

Ohne einen Investor wie Klaus Hofmann geht halt nichts mehr in der Bundesliga. Das müssen auch die Kölner einsehen. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Wenn wir den Bayern erlauben, dass ihre zweite Mannschaft in die zweite Liga aufsteigen darf, dann haben wir in München sicher einen Verbündeten. Klar, Klaus Hofmann müsste dann auch Präsident des Effzeh werden, aber das sollte ja kein Problem sein. Erfolg in der Bundesliga ist nun mal in den letzten Jahren Investorenclubs vorbehalten. Da muss man durch.

Befreit den Geißbock

Neben den eher nebensächlichen Änderungen struktureller Art, bedarf es weiterer wichtiger Einschnitte um den Effzeh in die Augsburger Erfolgsspur zu hieven. Der Fokus muss auf dem Platz liegen und nicht daneben. In Augsburg ist fest verankert, dass kein Maskottchen vom Geschehen auf dem Rasen ablenken darf.

Gebt’s doch zu. Der Geißbock lenkt euch vom Lesen ab. Es sollte hier ja auch nicht um Tiere gehen, sondern um Fußball. (Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Um die Kölner nicht andauernd mit ihrem Verlust zu konfrontieren, sollten die Hennese dieser Welt sofort in den Augsburger Zoo überführt werden. Klimabedingt fühlen sie sich dort sowieso viel wohler als in Köln. Wetten, dass über dieses Thema mehr diskutiert würde, als über einen Anteilsverkauf?

Bereit sein, das Notwendige zu tun

Wer wie wir Augsburger sein will, der sollte zudem bereit sein, in den wichtigen Momenten das Notwendige zu tun. Und damit meine ich nicht den Zahnpastakauf von Heiko Herrlich. In Augsburg bedeutet das auch, mal einen Elfmeterpunkt zu zerstören, um sich einen Vorteil zu sichern. Durch eindeutige Gesten einem gegnerischen Trainer zu zeigen, was man von ihm hält. Man kann dem FCA zumindest keine fehlende Identifikation mit seinem Ausrüster Nike vorwerfen, dessen Motto ja lautet: „Just do it“.

Butter bei die Fische

Insgesamt hat der Effzeh noch einen weiten Weg vor sich, um so zu werden, wie der FCA. Aber ist das denn überhaupt erstrebenswert? Der Effzeh ist einer der traditionsreichsten und tollsten Clubs dieses Landes mit vielen tollen Fans. Klar, es läuft nicht alles rund beim Effzeh. Aber bei welchem Club tut es das schon? Der Effzeh sollte immer der Effzeh bleiben. Sich und seinen Werten treu verbunden.

Markus Gisdol denkt schon an die Zukunft und freut sich auf sein Engagement beim FC Augsburg. (Photo by RONALD WITTEK/POOL/AFP via Getty Images)

Es ehrt uns trotzdem, dass Markus Gisdol uns als Vorbild sieht. 10 Jahre Bundesliga am Stück sind etwas Besonderes. Vielleicht steckt aber auch mehr dahinter. Gisdol war noch bei keinem seiner Clubs langfristig sportlich erfolgreich. Eine Gisdol Entlassung in Köln in der nächsten Saison ist daher nicht unwahrscheinlich. Der FCA hält meist länger an Trainern fest, aber wie lange ist das bei Heiko Herrlich möglich? Im Zweifel war die Aussage ein gezielter Versuch von Markus Gisdol, sich beim FCA für eine zukünftiges Engagement zu bewerben. Nachdem wir nichts gegen Trainer mit nur kurzfristigen sportlichen Erfolgsaussichten haben (immerhin!), die auch mal komische Dinge sagen, könnte das sogar klappen. So oder so wird man sich wiedersehen. Hoffentlich bald wieder im Stadion, wenn eine erneute Partie FCA – Effzeh für uns alle eine große Freude darstellt. Dieses Aufeinandertreffen hat ja mittlerweile schon fast Tradition.

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