Zurück in der Spur


Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Sonntagmorgen nach dem Spiel gegen Union Berlin. Wie viele von uns bin ich morgens mit einem fetten Grinsen aufgewacht. Ich habe mir vorgestellt, wie Enno Maaßen aufgewacht ist und auch erstmal kurz ein kleines Tänzchen vollführt hat. Bei anderen hat vielleicht der ein oder andere Kater-Kopfschmerz das morgendliche Hoch etwas getrübt. Wir alle wussten dennoch, warum wir am Samstagabend gefeiert haben. Doch es war nicht nur der Sieg gegen Union Berlin, der den Glauben an dieses Team bestärkt.

An 1:0 Siege zu Hause in der Arena wird man sich nie ganz gewöhnen. Es ist ein Gefühl, von dem man nicht genug bekommen kann, gerade wenn – wie in den letzten 10 Minuten gegen Union Berlin – das Stadion voll Gespanntheit fast überschwappt, jeder nur noch singt und klatscht um nicht umzukippen, und sich die ganze Spannung am Ende mit dem Schlusspfiff entlädt.

Mit dem Druck umgehen

Nicht oft genug war es der Fall, dass der FC Augsburg Führungen verteidigen konnte. Über 20 Punkte hat man auf dem Weg zum 31. Spieltag in dieser Bundesligasaison liegen lassen. Teilweise auf die bitterste und herzbrecherischste Art und Weise. Ich muss die Partien an dieser Stelle nicht benennen. Jeder erinnert sich an die traumatischen Situationen sowieso sofort. Umso schöner war es, dass das Team gezeigt hat, dass es mit der Situation umgehen kann.

Nun hatten sich in den letzten Wochen die Punktverluste gehäuft. Der FCA war vor der Partie gegen Union Berlin seit sieben Spielen sieglos, auch wenn er in manchen Partien gute Chancen gehabt hätte, zu gewinnen. Auf diesem Wege war man nun gegen Ende der Bundesligasaison wieder unten rein gerutscht. Die Abstände waren zu gering geworden, um als Fan noch ruhig schlafen zu können. Eine Spannung war entstanden, auf die niemand rund um den FCA in dieser Saison Bock hatte. Es ist schön zu sehen, dass der FCA als Spezialist im Abstiegskampf in diese Rolle zurück gefunden hat.

Katze Koubek und Mimi Pedersen feiern ausgelassen. Das Ergebnis gegen Union Berlin war wegweisend. (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Interne Problemlösung

Dies ist umso erstaunlicher, als dass Enno Maaßen als Trainer in seiner ersten Saison in der Bundesliga sich zum ersten Mal in dieser Situation wiederfindet. Dazu kommt, dass der Kader einem kräftigen Umbau unterworfen war und viele junge Spieler regelmäßig in der ersten Elf stehen. Arne Engels wirkt weiterhin so routiniert wie eh und je. Dion Beljo traf erneut. Die Jugend forscht nicht nur. Die Jugend regelt. Und dass unter schwierigen Bedingungen.

Dabei ist in den letzten Wochen sicher nicht alles glatt gelaufen. Es gab Themen, die man kritisieren konnte. Die Verantwortlichen haben alle Debatten intern gehalten. Präsident Max Krapf hat sich, im Gegensatz zu seinem Vorgänger in vielen der vergangenen Saisons, vornehm zurück gehalten, genau wie auch Stefan Reuter. Der FCA hat in dieser schwierigen Situation nach außen die Ruhe bewahrt und ist zusammengestanden.

Zurück auf dem Augsburger Weg

Diese besonnene Art der Arbeit war in den ersten Bundesligajahren immer das Augsburger Markenzeichen. Sowohl im ersten Bundesligajahr als auch in der ersten Phase unter Markus Weinzierl hat den Club ausgezeichnet, dass man sportlich nicht an der Ausrichtung gerüttelt hat. In den vergangenen Jahren hat man immer mal wieder kurz vor dem Saisonende ein Zeichen setzen wollen. Diesmal hat man noch nicht mal laut darüber nachgedacht.

Zwei Kern-Personalien sind hier zu beachten. Einerseits hat Enno Maaßen das Herz der Augsburger erobert. Er ist ein Trainer, mit dessen Art man sich identifiziert und dem man sportlich noch mehr zutraut, auch wenn er bisher nicht alles richtig macht (und wer macht das schon). Andererseits hat der Wechsel von Hofmann zu Krapf im Präsidentenamt zu Ruhe geführt. Er ist näher dran am Geschehen, bildet sich eine eigene Meinung und verteidigt den Club mit allem was er hat. Auf öffentliche Auftritte kann er im Zweifel dafür verzichten. Ein Zeichen der Stärke. In der derzeitigen Konstellation funktioniert das gut und gibt Sicherheit.

Man mag direkt mit Mads und Felix mitlaufen. Es ist lange her, dass ich so viel Hoffnung hatte, obwohl es sportlich immer noch eng ist. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Ergebnisse

Das alles ist im Fußball nicht viel wert, wenn die Ergebnisse ausbleiben. Als ich am Sonntagnachmittag mit meinen beiden Töchtern in der Eisdiele sitze, geht mir auf, mit was sich dieser Sieg am besten vergleichen lässt: mit der Geschmacksexplosion einer Amarena-Kirsche. Kurz bevor man auf die Kirsche beißt, weiß man nicht, ob sie auch dieses mal genauso geschmacksintensiv im Mund explodieren wird. Nach kleinen Zweifeln in den letzten Wochen den Glauben ins eigene Team und in den Club zurückzugewinnen, weil man von draußen ja nicht rein schauen kann, ist genau eine solche großartige Erfahrung.

Nach sieben sieglosen Spielen ist der FCA nicht etwa unter dem Druck im Abstiegskampf zusammengebrochen, sondern hat mit dem Sieg gegen Union klar gemacht, dass er Top-Teams in der Liga schlagen kann. Er hat in schwierigen Zeiten zusammengehalten und tut das weiterhin. Und bei dem Potential im sportlichen Bereich freut man sich auf mehr.

Das Mehr kommt hoffentlich direkt am nächsten Wochenende. Gegen Bochum gilt es den Sack zu zu machen. Der Klassenerhalt gegen Bochum wäre wie ein Spaghetti-Eis. Kennen wir. Bestellen wir jede Saison immer wieder. Einfach gut und in Ruhe zu genießen. Aber egal was nun kommt, ich glaube wir sind über den Berg. Weil auch wenn wir den Saisonausgang nicht komplett selbst beeinflussen können, so glaube ich doch, dass wir in Augsburg wieder auf unserem Weg angelangt sind. Zurück in der Spur nach einigen schwierigen Jahren. Wohin uns diese auch immer führen wird in nächster Zeit.

Nothing Else Matters

Es ist Samstag und der FCA hat gestern schon gegen Stuttgart gespielt. Mit einem 1:1 konnte der Club den Abstand auf den VfB Stuttgart 5 Spieltage vor Saisonende bei 5 Punkten halten. Dennoch können sich die Abstände recht schnell verdünnisieren. Und anstatt sich mit einem 3er aus dem Abstiegskampf weitestgehend rauszuhalten, ist der FCA jetzt erneut mittendrin statt nur dabei. Das Wochenende hätte mit Sicherheit einen entspannteren Start finden können. Dazu bleiben viele Fragen offen, die dazu führen, dass ich dem Spiel in Frankfurt etwas sorgenvoller entgegenblicke.

Wendepunkte während dem Spiel

Der VfB Stuttgart fand in der zweiten Halbzeit effektive Wege, um den Spielaufbau der Augsburger komplett zu unterbinden. Der FCA ließ eine Pressingresistenz vermissen und schlug phasenweise nur noch lange Bälle. Fußballerisch ein Armutszeugnis. Enno Maaßen analysierte das Problem nach dem Spiel sehr treffend. Man wollte ihn an sein Motto von der Spieltags-PK erinnern: “Nicht reden, machen”. Die passende Rückfrage wäre gewesen: “Herr Maaßen, warum ist es ihnen nicht gelungen, während des Spiels über Anweisungen an einzelne Spieler den Spielaufbau wieder anzukurbeln?”.

Enno Maaßens Analysen im Nachgang sind immer treffsicher. Jetzt muss er nur noch direkt im Spiel die richtigen Hebel finden. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Die Phase der Stuttgarter endete bizarrerweise mit ihrem Ausgleichstor. Danach konnte der FCA wieder mehr aufatmen. Die fehlende Möglichkeit, von der Seitenlinie auf die mangelhaften spielerischen Abläufe zu reagieren, erschreckt allerdings nachhaltig. Immer wieder ist es Gegnern nun schon gut gelungen sich über den Spielverlauf auf den FCA einzustellen. Immer wieder konnte der FCA nicht mehr wie nötig reagieren. Mittlerweile haben wir 23 Punkte nach Führung verspielt. Ob wir es in dieser Saison noch lernen, während Spielen angemessen auf Veränderungen zu reagieren?

Personal und Gesundheit

Während andere Teams aus ihrem vollen Kader schöpfen können, muss der FC Augsburg auf mehr und mehr Spieler verzichten. Vor dem Spiel gegen Stuttgart fehlte mit Berisha, Gikiewicz, Gouweleeuw, Jensen, Dorsch, Oxford und Yeboah eine halbe Bundesligastammelf. Laut Maaßens Aussage mussten dann alle 5 Wechsel gegen Stuttgart aus gesundheitlichen Gründen vorgenommen werden. Beljo hatte einen Schlag auf den Knöchel bekommen. Pedersen, Iago, Vargas und Demirovic waren laut des Trainers Aussage alle angeschlagen.

An diesem Samstag mag man einmal nachfragen, woran es denn liegt, dass der FCA hier so große Probleme hat? Warum sind bei uns vergleichsweise so viele Spieler verletzt? Warum geht Spielern wie Vargas und Demirovic die Luft aus, obwohl sie zuletzt nicht allzu viel gespielt haben? Es ist in jedem Fall überaus frustrierend, gerade weil auch Kapitän Jeff Gouweleeuw sich seine zehnte gelbe Karte zur Unzeit abgeholt hat. Meine Wette, dass es diese Phase mit ihm in der zweiten Halbzeit nicht so gegeben hätte, weil die Kommunikation auf dem Platz eine andere gewesen wäre (es ist nicht gesagt, dass wir dann gewonnen hätten, man erinnere sich nur an den von ihm verschuldeten Elfmeter vor ein paar Wochen). Der FCA muss allerdings zügigst sein Personalproblem in den Griff bekommen. Der Trainer will intensiv spielen lassen. Warum können es die Spieler nicht über die komplette Spieldauer umsetzen?

Zufriedenheit mit Spielen und Unentschieden

In der Bundesliga wird man nichts, wenn man sich mit Unentschieden zufrieden gibt. Auch das “gute Spiel” in Leipzig nützt uns ohne Punkte kurzfristig überhaupt nichts. Die Minimalziele erst Schalke und nun Stuttgart auf Abstand zu halten, haben vielleicht unterbewusst auch die falschen Anreize gesetzt. Auch gestern klang nach der Partie durch, dass man immerhin den Abstand halten konnte. Man könnte es auch anders ausdrücken: Man konnte gegen den Tabellen-16. nicht gewinnen. Nach zwei Niederlagen gegen Hertha in dieser Saison und der Hinrundenniederlage in Stuttgart ein weiteres enttäuschendes Resultat gegen einen direkten Konkurrenten. Scheiße ist das.

Es ist seltsam, dass sich weiterhin der Eindruck hält, dass die absolute Entschlossenheit und der absolute Wille den Spielern etwas abhanden gekommen ist. In der Hinrunde hatte man sich recht dreckig gegen Bremen in die Spur gezogen. Enno Maaßen hatte zuletzt auch festgestellt, dass das Matchglück in letzter Zeit nicht mehr so da war wie vorher. Aber wie sagt man so schön: manchmal muss man sein Glück auch erzwingen. Die Frage ist nun: Ist die Mannschaft hierzu in den nächsten Spielen bereit?

Auf den Support von den Rängen kann sich der FCA verlassen. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Zusammenhalten

Der Weg kann in den letzten fünf Spieltagen nun nur ein einziger sein. Man könnte ihn auch als den Augsburger Weg bezeichnen. Es gilt nun allesamt noch enger zusammen zu rücken. Zusammenzuhalten. Sich gegenseitig zu helfen. Sich aufzuhelfen. Den Rücken zu stärken. Sich in den Arsch zu treten. Und sich auf die wesentlichen Aufgaben zu konzentrieren (und zum Beispiel keine Mecker-Gelbe Karten mehr zu bekommen).

Absoluter Fokus auf jedes der kommenden Spiele ist angesagt. Wir brauchen eine Top Vorbereitung des Trainerteams auch auf Eventualitäten während des Spiels. Wir brauchen eine Toparbeit der Spieler zusammen mit den Trainern, Physios und dem medizinischen Personal. Wir brauchen 100% in jedem Training und bis 90+X in den Spielen. Wir brauchen volle Ränge und Top Support. Mit dem Vertrauen in den Augsburger Zusammenhalt und 100% Einsatz auf und neben dem Platz werden wir erneut die Klasse halten. Weniger wird – wie immer – nicht reichen. Und alle weiteren Themen sortieren wir nach dem Saisonende. Für die, die es bisher noch nicht verstanden haben: Jetzt zählt – mal wieder – nur der Klassenerhalt. Nothing Else Matters.

P.S.: 40 Jahre Metallica war schon 2021. So viele Jahre wünsche ich mir für den FCA in der Bundesliga auch mindestens.

Prioritäten

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

An sich befindet sich der FC Augsburg in einer luxeriösen Situation. Die Abstände in der Tabelle nach unten sind groß genug, so dass man nicht auf Grund von einzelnen Ergebnissen Sorgenfalten bekommen müsste (der einzelne Fan tut es vielleicht dennoch). Die Mannschaft ist keine, die sich auf Schönspielerei versteift. Fußball wird in dieser Saison wieder vermehrt mit gewissen Grundtugenden gearbeitet. Intensität wird von Enno Maaßen gefördert und gefordert und ich mag gerade deshalb die sportliche Entwicklung.

Unabhängigkeit von einzelnen Personen

Die gelungene Trainerentscheidung vor der Saison ist – über die Jahre hinweg gesehen – ein Einzelfall. Stefan Reuter und Co. lagen oft genug daneben in den Jahren zuvor. Schmidt, Herrlich und wieder Weinzierl. Kurze Engagements, die nicht von Erfolg gekrönt waren. Warum eigentlich? Hat man diesmal einfach Glück gehabt?

Enno Maaßen lässt Fans des FCA gerade optimistisch in die Zukunft blicken (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Und wenn es mit Enno weiterhin gut läuft, dann wird auch an ihm Interesse außerhalb von Augsburg aufkommen. Und so wie er sich den Sprung in die Bundesliga zugetraut hat, so wird er sich auch zutrauen international mit einem Club zu konkurrieren. Dem FCA sollte daran gelegen sein, ein Fundament zu setzen, um sich von einzelnen Personen unabhängiger aufzustellen.

Investitionen und Einschnitte

Nun ist der FCA weiterhin ein Bauherr, der beim Aufbau der Organisation haushalten muss. Kapitalerhöhungen durch die Investoren gab es schon lange keine mehr, weitere Anteile können nicht verkauft werden und die Strahlkraft des Vereins ist über Augsburg hinaus weiterhin begrenzt. Entsprechend gelten immer noch die Grundsätze, die Walther Seinsch dem Verein eingeimpft hat, als er damals als Präsident und Investor zum FCA gestoßen war. Der Club muss mehr einnehmen, als er ausgibt und jeden Euro zweimal umdrehen. Alles beim Alten.

Wenn man sich dann in einigen Bereichen verbessern will, wie zum Beispiel beim Frauenfußball, dann wird dies gleichzeitig an anderer Stelle Einschnitte bedeuten. Die Klarheit, dass positive Veränderungen an der einen Stelle, Verzicht an einer anderen bedeuten, ist wichtig. Der FCA wird und kann weiterhin nicht alles leisten können.

Steuermann Krapf

An dieser Stelle richtet sich der Blick dann bzgl. der grundsätzlichen Ausrichtung des Vereins auf Markus Krapf. Der Präsident des FC Augsburg war zuletzt im Allgäu unterwegs. Der FC Augsburg verfügt ihm Allgäu noch über große Potentiale, die momentan noch nicht ausgeschöpft werden. Der Fußball des Maaßenschen Teams zieht zwar mehr Zuschauer. Der Effekt könnte aber schnell wieder verpuffen.

Zum Amtsantritt hatte Krapf viele Punkte selbst in seinem Vorstellungsvideo thematisiert. Nun sind unter Krapf noch nicht die großen Entwicklungen zu erkennen. Dies mag auch daran liegen, dass Krapfs Art zu arbeiten und möglichst viele Personengruppe in Entscheidungen mit einzubeziehen, langwidrig ist. So gibt es Gruppen, die sich mit der Satzung des FCA beschäftigen, als auch mit dem Stadionerlebnis. Ergebnisse weiterhin offen. Umso wichtiger ist es, ermutigende Zwischenergebnisse auch öffentlich herauszustellen, um die Motivation gemeinsam weiter zu arbeiten hoch zu halten.

Der Jubel auf dem Platz lenkt von anderen Themen schon mal ab. (Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Nicht alles rund

Gerade diesbezüglich lief es allerdings zuletzt dann nicht allzu rund. Auch aus dem Allgäu wird berichtet, dass Krapf die Zeit vor Publikum auch genutzt hat – neben Anekdoten aus der Vergangenheit zu erzählen – um Spekulationen anzuheizen. So erwähnte er einen möglichen Weiterverkauf von Neu-Nationalspieler Mergim Berisha. Dazu lag es ihm auf der Seele, herauszustellen, dass Florian Niederlechner kein Spieler ist, der zum FCA gepasst hat. Man mag ihm aus der Distanz zurufen: Aber nachtreten passt zum FCA? Ob er sich bewusst ist, welche Signale er mit seinen Aussagen setzt?

Währenddessen hat sich in manch anderer Hinsicht nur wenig verändert. Es wird zwar mehr über die Frauen berichtet, die in der Bezirksliga Süd an der Tabellenspitze stehen. Man findet auf der Webseite des FCA – im Gegensatz zu früher – sogar die aktuellen Termine und Ergebnisse. Videos dazu werden allerdings weiterhin aus Fotos produziert, während das Videoteam anscheinend beim esports-Finale war, welches auch als Aufmacher der Zirbelnews-Folge vom 31.03. diente. Prioritäten halt.

Wohin denn jetzt?

Insgesamt ist das Bild nach außen damit leider nicht uneingeschränkt positiv, abseits der guten sportlichen Entwicklung. Einerseits ist klar, dass der Präsident eines Bundesligaclubs immer wieder zur aktuellen sportlichen Lage desselben befragt werden wird. Andererseits haben auch schon bei seinem Vorgänger erratische Aussagen hierzu mehr geschadet als geholfen.

Dazu stelle ich mir die Frage, ob der FCA selbst seine Prioritäten für sich geklärt hat. Vielleicht ist es an der Zeit, doch wieder über die Werte des Clubs zu reden? Denn Krapfs Hieb in Richtung Niederlechner, war dann – wohl unbewusst – auch einer in Richtung der Verantwortlichen im Club. Warum holt man Spieler, die laut Präsident nicht zum Verein passen? Über solche Fragen will doch hoffentlich momentan keiner öffentlich reden.

Souveränität nach außen, Entschiedenheit nach innen, ist, was ich mir hier von den Verantwortlichen wünsche. Die Saison erfolgreich zum Abschluss bringen. Mit Ruhe der Mannschaft den Rücken zu stärken und weiterhin am Fundament zu arbeiten. Heja FCA!

Verheddert im Marketingsprech

Manche Themen fallen mir im Alltag auf, wenn ich die Kommunikation des FC Augsburg wahrnehme. Und dann fehlt mir erstmal die Zeit, den Impuls zu verarbeiten. Wenn mich das Thema dann nicht los lässt, dann schreibe ich vielleicht bei Gelegenheit etwas dazu. Das Folgende hat mich nicht losgelassen:

Die Neuaufstellung im Bereich Marketing

Anfang Dezember hat sich der FCA im Bereich des Marketings neu aufgestellt. Erstmal geht es um Kontinuität. Mit SPORTFIVE wurde der Vermarktungsvertrag bis zum 30.06.2026 verlängert. Seit dem 01.01.2023 wird um Franz Hirtreiter ein entsprechendes Team aufgebaut, dass sich beim FCA selbst um das Partnermanagement kümmern soll. Dazu wurde bereits zum Saisonbeginn Danny Schmolke angestellt, der die Position des Leiters Marketing ausfüllt. In dieser Position soll er sich um strategische Markenführung und Markenmanagement kümmern.

Soweit so gut. Die Grundnachricht finde ich positiv. Der FCA verlängert zwar mit SPORTFIVE, aber mag nun selbst mehr in diesen Bereichen machen. Dann müsste auch mehr beim FCA selbst hängen bleiben, so finanzielle. Zumindest langfristig. Die Sponsorenbetreuung extern zu haben, führte zu einer großen Abhängigkeit von diesem externen Partner. Das hat man anscheinend erkannt und entsprechende Schritte eingeleitet.

Auch das Thema “Marke” ist nicht neu. Der FCA hatte mit einer externen Agentur schon vor einiger Zeit einige Workshops veranstaltet. Auch Fanvertreter wurden hier befragt und ihre Meinung zur “Marke FCA” eingeholt. Der Prozess wurde dann allerdings pausiert. Ein veröffentlichtes Ergebnis des Prozesses gibt es nicht. Dass sich ein Club wie der FCA um seine Marke kümmert und ihm bewusst ist, welche Prozesse hier ablaufen, halte ich für richtig. Wenn man Danny Schmolke dann auch auf seinen privaten Social Media Kanälen folgt, dann scheint er ein cooler Typ zu sein, der coole Aktionen macht. Das schreibe ich alles, ohne ihn persönlich zu kennen.

Was läuft denn hier schon wieder schief?

Denn nun kommt der Tiraden-Teil. Ein kleiner Rant. Die Kommunikation zum Thema ist mir bei LinkedIn unter die Finger gekommen. So sieht die Kommunikation dazu aus:

Screenshot der Mitteilung FC Augsburg bei LinkedIn.

Nehmen wir uns mal den ersten Teil zum Thema #Partnermanagement raus. Anscheinend ist das die neue Bezeichnung für “Sponsoring”. Wenn Unternehmen nur genügend Geld bezahlen, dann werden Sie Partner eines Vereins. Werden in die “Partnerfamilie” aufgenommen. Für die Partnerfamilie hatte der FCA im Sommer auch einen wundervollen Abend mit 250 geladenen Gästen vor dem Stadion veranstaltet (dazu gibt es einen eigenen LinkedIn-Post und der Verein nutzt die Bezeichnung Partnerfamilie selbst; es gibt Grenzen für meinen Sarkasmus). Die FCA-Familie ist dann eine, in die man sich einkaufen kann.

Und wie ist das Wording auf der anderen Seite? Schmolke verantwortet “den weiteren Ausbau der B2C-Angebote”. Keine Familie hier? Nein, der zahlende Fan wird beim FCA als “Consumer” bezeichnet. Ja, das ist übersetzt der “Kunde” oder “Konsument”. Was kann man dann als fan-zentriertes Markenmanagement bezeichnen? Vielleicht ist es Schmolkes Aufgabe, die Attention des einzelnen Consumers zu erhöhen, so dass die Cost per Akquisition (CPA) bei den geschätzten Unternehmen der Partnerfamilie sinken, mit der Folge, dass der FCA höhere Sponsoringeinnahmen generieren kann. Egal, wie er selbst sein Aufgabe sieht: Es klingt in der Kommunikation nach Fußballromantik pur (Achtung: schon wieder Sarkasmus).

In welche Richtung soll es denn nun gehen?

Was könnte man dem FCA zu Gute halten? Naja, er versucht alle Interessensgruppen glücklich zu machen. Und Profifußball ohne Sponsoren funktioniert nicht. Auf der anderen Seite hat man seit ein paar Monaten einen Präsidenten an Bord, der bei jeder Gelegenheit mit Hoodie auftritt und versucht Bodenständigkeit zu suggerieren.

Was bei mir ankommt? Der FC Augsburg hat für sich noch kein Verständnis, was er verkörpert. Erfolgreiches mittelständisches Unternehmen im Boom-Markt Bundesliga? Demokratischer Verein mit gesellschaftlicher Verantwortung und gelebter Bodenständigkeit? Wenn ich mir das Bild von Danny Schmolke so anschaue in seinem uniformen Anzug, wie er sich für mich als Kunden weitere Angebote ausdenkt, dann ist meine erste Reaktion: “keinen Bock”. Man stelle sich nur vor auf diesen Anzug kommt ein Tropfen Bier. Katastrophe. Gott, ich mag das nun auch wirklich nicht an den beiden festmachen, deren Gesichter hier nun symbolisch für den Trend stehen. Aber rund ums Stadion habe ich selbst keinen Anzug an und halte das auch für einen bodenständigen Club wie den FCA nicht für den richtigen Auftritt. Auch nicht für ein Foto bei LinkedIn.

Vielleicht ist es dann jetzt auch ein guter Zeitpunkt, sich über die Kommunikation und die Werte dahinter erneut Gedanken zu machen. Können wir aufhören Fans als Kunden zu bezeichnen? Immer? Oder ist der Druck zu verkaufen so groß? Glaubt ihr nicht auch, dass es viel sympathischer und authentischer rüberkommt, wenn wir uns nicht für allen und jedes in der Darstellung verdrehen? Simon Jentzsch kam damals mit seinem Golf vorgefahren und das hat “uns” besonders gemacht. Kann ich mich wirklich in die “Familie” einkaufen? Es ist nicht möglich es allen Recht zu machen. Ich wünsche mir für den FC Augsburg, dass er sich entscheidet, für wen er primär da sein will. Neben den Spielern sind auch die Sponsoren nicht mehr lange da, wenn es mal nicht mehr läuft. Aber die sog. Kunden vielleicht schon, wenn man sie sich nicht vorher vergrault hat.

Sind denn alle Arne?

In dieser Saison passieren doch einige überraschende Dinge. Siege gegen Leverkusen, Heimspielsiegesserien, Nationalmannschaftsnominierungen. Verrückt. Eine der verwunderlichsten Geschichten in dieser Saison ist wohl die Verpflichtung von Arne Engels im Winter, der direkt im Mittelfeld in die Stammelf rückte und seitdem aus dieser – auch auf Grund seiner überzeugenden Leistungen – nicht mehr wegzudenken war. Derweil ging die Entwicklung eines anderen Spielers seit der Winterpause etwas unter.

Aber gerade heute wird ein großer Fokus auf ihm liegen, nachdem offensiv Ermedin Demirovic gesperrt fehlen wird. Kelvin Yeboah hat sich zudem im Testspiel verletzt und auch mit einer Rückkehr von André Hahn wird es in der Rückrunde verletzungsbedingt nichts werden.

Überraschende Rückkehr in die Startelf

Nach der Winterpause hatte sich die Startelf nicht nur auf einer Position verändert. Rechts in der zweiten 2-er Reihe des 4-2-2-2 fand sich auf einmal ein Spieler wieder, denn man mit Sicherheit vor dieser Phase nicht als “Flügelspieler” bezeichnet hätte. Er war einer der Verlierer der Systemumstellung vor dem Bremen-Spiel in der Hinrunde. Und irgendwie war er etwas auf dem Abstellgleis gelandet. Nach der Winterpause fand man ihn dann auf einmal auf dem Platz wieder. Und seitdem hat er sich dort festgesetzt durch seine überzeugenden Leistungen. Die Rede ist natürlich von Arne Maier.

Huhu, da bin ich wieder. Arne Maier nervt seine Gegenspieler in vielen Zweikämpfen. Sehr erfreulich. (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Und während zumindest ich nach der Winterpause davon ausgegangen war, dass dies eine vorübergehende Maßnahme wäre, bis sich die Neuzugänge eingelebt hätten und die Position übernehmen würden, hat er sich dort nun festgebissen. Festgebissen auch deshalb, weil er in seinen Einsätzen seitdem Qualitäten zeigt, die so bisher nicht vornehmlich mit Arne Maier in Verbindung gebracht worden wären. Hier wäre zuvorderst seine Torgefahr zu nennen. Tore gegen Bremen und Schalke sprechen eine eindeutige Sprache.

Auffällige Leistungssteigerung

Schon vor dem Spiel gegen Schalke wurde Enno Maaßen zu ihm befragt und fand lobende Worte: “Arne ist ein polyvalenter Spieler, der viele Positionen spielen kann, weil er eine hohe Spielintelligenz besitzt. Er hat auch ein hohes Tempo, wie wir zuletzt gesehen haben. Er kann sehr viel laufen. Und ich finde, dass er jetzt in den Halbräumen auf dieser Position im System sehr gut performt. Er hat sehr viele richtig gute Spiele gezeigt und ist in einer sehr guten Verfassung. Ich finde, dass er den nächsten Step gemacht hat. Er wird torgefährlicher und schießt wichtige Tore. Das darf so weiter gehen. “

Andererseits sind die Wege von ganz vorne und hinten teilweise sehr lang. Kurz vor der Halbzeitpause gegen Schalke führte Maier einen Defensivzweikampf, in dem er seinen Gegenspieler über mindestens eine halbe Feldlänge verfolgte. Will sagen: Gerade auch in der Intensität und im Spiel gegen den Ball ist eine Steigerung sichtbar.

Wenn Arne Maier weiter so dran bleibt, dann stößt das auf meine Gegenliebe (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

In der Pressekonferenz nach dem Schalke-Spiel wurde Enno Maaßen explizit nach der Entwicklung von Arne Maier gefragt und hatte folgende Begründung für die Leistungssteigerung: “Es ist Training. Es ist die Position, die offensiver ist. Zwischen den Linien fühlt er sich sehr wohl. Es ist Arbeit im Videobereich, um Dinge aufzuzeigen, wie er torgefährlicher werden kann. Er hat – auch durch die Position – viel mehr Tiefe in seinem Spiel. Er ist auf einem sehr guten Weg.”

Entwicklungen, die Mut machen

Maier bringt an sich eine hohe fußballerische Begabung und auch einen reichhaltigen Erfahrungsschatz in der Bundesliga mit. Er hatte schon in der Vorsaison eine wichtige sportliche Rolle gespielt und wir hatten Lobeshymnen gesungen. Der Trainerwechsel und auch die Prinzipien, die Enno Maaßen von seinen Spielern fordert, kamen ihm anfänglich nicht zu Gute. Er hat die Situation aber formidabel gemeistert, den Weg zurück aufs Feld gefunden und kann der Mannschaft nun enorm helfen. In meiner Gunst ist Arne Maier dadurch weiter gestiegen.

Die Entwicklung zeigt daneben auch die Arbeitsweise von Maaßen auf und , wie er Spielern Lernpfade aufzeigt. Er lässt sich von Spielern durch ihre Leistungen im Training überzeugen und nimmt Wechsel vor, die auch von außen erstmal nicht nachvollziehbar erscheinen. Sein Mut wird dann manchmal auch belohnt. Und mutig soll er weiter sein. Dann werden wir mit Arne Maier, Enno und dem Rest der Truppe auch weiterhin oft Spaß haben. Wir sollten alle öfters ein wenig Arne sein.

Der FCA im Blickfeld

Etwas verwundert rieb man sich als FCA-Fan am Freitag schon die Augen. Mit Mergim Berisha wurde seit langer Zeit wieder ein Spieler des FC Augsburg in das Aufgebot der deutschen Fußballnationalmannschaft berufen. Berisha hat mit Sicherheit die Qualität. Er ist ein äußerst wichtiger Spieler für den FCA in dieser Bundesligasaison. 8 Tore und 4 Vorlagen sprechen bis dato eine sehr deutliche Sprache. Sie lassen einen auch über sein teilweise provokantes und unnötiges Gehabe auf dem Feld hinwegsehen.

Berufung eine Ausnahme für Augsburger Spieler

Aber auch tolle sportliche Leistungen haben nicht immer dazu geführt, dass der Nationaltrainer die entsprechenden Spieler auch berufen hätte. Schon so einige Augsburger Fußballer wurden um die Nationalmannschaft gebracht. 2014 hätte Daniel Baier mit dabei sein müssen in Brasilien. Bessere deutsche Sechser waren an sich Mangelware. Jogi Löw sah es anders. Als dann später Philipp Max Vorlage um Vorlage im Augsburger Trikot ablieferte, berief der Bundestrainer gerne Spieler die vielleicht gar keine Linksverteidiger waren, bevor er den Augsburger Spieler nominierte. Es war schlicht nicht verständlich.

Berisha ist nun der erste positive Fall, seit André Hahn zum Ende seiner ersten Zeit in Augsburg berufen wurde. Dieser überragte auch mit seinen Leistungen und durfte sich zeigen. Bei Berisha ist es nun ähnlich. Er war bis dato gut genug und hat es sich verdient. Der Bundestrainer sieht es ähnlich.

Genug Anlass zum Jubeln gab es immer wieder und auch der Bundestrainer hat sie gesehen und sie haben ihn überzeugt. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Maaßen hat den FCA wieder relevant gemacht

Enno Maaßen wurde zu diesem Thema vermehrt befragt, auch vor dem Schalke Spiel. Er hat hier sehr bescheiden geantwortet, als es darum ging, ob er die Nominierung auch als Auszeichnung für sich sieht. Eine Kernvoraussetzung für die Berisha-Nominierung ist allerdings, dass Maaßen den FCA wieder dahin gebracht hat, dass der Augsburger Fußball auch von außen wieder gerne verfolgt wird. Deswegen kommen meiner Ansicht nach wieder mehr Fans ins Stadion. Deswegen schaut der Bundestrainer genauer hin. Der FCA spielt besseren Fußball, Berisha kann seine Qualitäten zeigen.

Nebenbei ist es nicht selbstverständlich, dass Neuzugänge wie Berisha, Demirovic und Engels direkt diese Leistungen abliefern. 7 Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang. Zweimal gegen Leverkusen gewonnen. Der Trainer macht einen guten Job und der FCA ist erstmals wieder wer seit den ersten Weinzierl-Jahren.

Berishas weiterer Weg

Der Weg für Berisha führt nun erstmal nach Mainz und Köln. Gegen Peru und Belgien kann er vielleicht auch für die Nationalmannschaft zeigen, was er kann. Immerhin ohne große Reisestrapazen. Wenn er dann wieder zurückkommt, wird er hoffentlich gesund sein und mit dem FCA die Rückrunde erfolgreich zu Ende spielen. Derweil wird der FCA wohl in jedem Fall die entsprechende Kaufoption ziehen und Berisha fest verpflichten.

Mit der Berufung kommt auch gleich die Befürchtung, dass Berisha schnell zu gut wird für den FCA. Aber die Zukunft liegt in den Sternen. (Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)

Ob die Reise mit Berisha trotzdem viel weiter geht, als bis zum Sommer, liegt auch daran, wer dann anklopft und den Topspieler verpflichten will. Denn machen wir uns nichts vor: Wenn der FCA wieder interessanter wird, dann gilt dies auch für seine Spieler. Andere Clubs werden diesen Sommer an dem ein oder anderen ein etwas größeres Interesse haben. Und wenn ein Wahnsinnsangebot kommt, dann wird man Jungs weiterhin ziehen lassen müssen. Seit dem Winter ist man ja aber nicht mehr allzu dünn im Sturm aufgestellt und bange werden sollte uns deswegen nicht. Vor allem dann nicht, wenn Stefan Reuter und Co. weiter solche Talente an Land ziehen.

Aber erstmal: Nationalmannschaft

Jetzt stehen erstmal die Länderspiele an. Enno Maaßen kann mit dem Team konzentriert arbeiten, der ein oder andere Spieler fit werden und die FCA Fans vielleicht mal wieder seit langem bei der Nationalmannschaft reinschauen. Wer wird im Stadion sein, wenn Berisha dann eventuell für Deutschland spielt? Zimmerkollege Sascha Mölders machte sich als Fan auf nach Stuttgart als damals André Hahn dabei war. Kann Mergim mit Buddy Ermedin Demirovic oder einer größeren Fraktion von Augsburger Spielern rechnen? Es ist in jedem Fall ein Anlass sich in Augsburg zu freuen und den Moment zu genießen. Und ein bisschen aufregend ist es ja auch. Immerhin sind wir eigentlich gerne eine graue Maus, aber manchmal werden wir auch ganz gerne gesehen.

Attraktiver

Ob Fans sich zu ihrem Club ins Stadion begeben, ist von vielen Faktoren abhängig. Momentan kommen zu den Heimspielen des FC Augsburg im Schnitt 27.269 Menschen. Das letzte Heimspiel gegen Schalke 04 als auch das Heimspiel gegen Werder Bremen waren ausverkauft. In den Jahren vor der Coronakrise war der Zuschauerschnitt regelmäßig bei über 28.000 Zuschauern. Dennoch fühlen sich die Zuschauerzahlen momentan auch durch den Bruch der Corona-Zeit höher an. In den letzten Heimspielen dieser Saison kann der Durchschnitt vielleicht sogar noch höher steigen.

Das Heimspiel gegen Bremen schien trotzdem besonders. In all den Bundesligajahren war bisher genau ein Heimspiel gegen die Bremer ausverkauft: das im ersten Bundesligajahr. Seitdem war das Stadion zu dieser Partie nie mehr ganz voll. Dazu kommt, dass auch Auswärtskontingente für Augsburger Fans schneller vergriffen waren, als angenommen. Gegen Dortmund waren schon zwei Wochen vor der Partie keine Auswärtstickets mehr verfügbar. Auch gegen die Bayern ging es schneller als in den letzten Jahren. In Freiburg gab es zudem keine Gäste-Stehplätze mehr. Der FC Augsburg erfreut sich einer größeren Beliebtheit bei den eigenen Fans als man das in letzter Zeit gewohnt war. Aber warum?

Mögliche Gründe für den Aufschwung

Und hier kommt jetzt der Blick in den Kaffeesatz: Rund um den FC Augsburg hat sich nicht allzu viel geändert, und dennoch kommen Menschen gerne ins Stadion, um sich anzuschauen, wie das Team auf dem Rasen abliefert. Man könnte jetzt auf die Idee kommen, dass die Leute kommen, weil der Verein mit seinem aktuellen Präsidenten Markus Krapf wieder mehr Bodenständigkeit und Fannähe ausstrahlt. Daran glaube ich bei der großen Masse nicht.

Enno Maaßen hat die sportliche Attraktivität des FC Augsburg schon jetzt erhöht. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Neben dem Präsidentenposten gab es auf einer weiteren Position eine wichtige Änderung vor der aktuellen Situation: Enno Maaßen ist Trainer beim FC Augsburg geworden. Max-Jakob Ost hat im Podcast 11 Leben in dessen letzter Folge sehr schön hergeleitet, wann Menschen ins Stadion gehen. Er hat drei Einflussfaktoren identifiziert. Der erste ist Spannung, und die gab es zur Genüge in den letzten Jahren und sie ist weiterhin da. Der zweite ist Sicherheit bzgl. des Ergebnisses. Das ist der FC Bayern Fall. Menschen gehen dorthin um einen Sieg zu sehen und gehen davon aus, dass gefälligst gewonnen wird. Das ist bei uns (eigentlich, abseits von Heimspielsiegesserien) nicht der Fall. Der dritte ist sportliche Attraktivität.

Am Ende zählt auf dem Rasen

Nachdem sich bei den ersten nichts geändert hat, bleibt der letzte als Erklärung für den Zuschauerzufluss. Die Mannschaft spielt unter Enno Maaßen besseren Fußball und die Fans honorieren das, indem sie vermehrt ins Stadion kommen. Die Mannschaft spielt intensiver, mit einer klaren Identität. Auch nach einem 1:4 nach der Halbzeit gegen die Bayern steckt sie nicht auf. Schießt noch zwei Tore und hat bei einer 3:5 Niederlage eine achtbare Partie abgeliefert, auf die weiter aufgebaut werden kann.

Das Grundrezept scheint damit äußerst simpel zu sein. Spielt guten Fußball und schon kommen die Leute. Im Moment geht es auf. Ob bei jedem der letzten Trainer in Augsburg, der Fußball an sich so im Vordergrund stand, wie er das heute tut, mag ich anzweifeln. Der Trainer bleibt eine der wichtigsten Personalien in Augsburg und der Posten ist momentan gut besetzt. Zumindest führe ich persönlich den Zuschauerzufluss darauf zurück.

Mehr Support aus der Kurve

Es ist allerdings für mich auch etwas anderes wahrnehmbar. Die Qualität des organisierten Supports ist auch deutlich gestiegen, sowohl in Anzahl als auch in der Darbietung. Die Choreografie gegen den FSV Mainz 05 auswärts zum Geburtstag von Bert Brecht war mega, genau wie das Fahnenmeer in Freiburg. Und das sind nur ein paar der Highlights in dieser Saison gewesen. Auch zu Hause gab es Choreografien und die Stimmung in den Heimpartien ist grundsätzlich auf einem guten Wege, das Anfield auf dem Lechfeld wiederzubeleben. Erst gegen Schalke wieder gab die Kurve ein hübsches Bild ab, mit der Nordschwaben-Choreo. Alles in allem ist Umfang und Ausmaß des Supports zumindest für mich persönlich eine sehr positive Überraschung.

Heimspielchoreo im Pokal gegen die Bayern. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

War nun schon das allgemeine Zuschaueraufkommen für den ein oder anderen vielleicht überraschend, so könnte man sich über den Zulauf im Bereich des organisierten Supports vielleicht noch mehr wundern als über den allgemeinen Zuschauerzuspruch. Waren es doch Gruppen aus der organisierten Fanszene, die dem FCA in Zeiten der Corona-Pandemie komplett ferngeblieben sind. Eine gewisse Prinzipientreue hat sich für die Gruppen entsprechend nach einer gewissen Weile zumindest nicht sichtbar negativ ausgewirkt. Vielleicht hat es die Attraktivität der Gruppen in diesen unsicheren und komplexen Zeiten noch erhöht.

Träume und Visionen

Am Ende mag man sich fragen, wohin dies noch führen wird. Wenn man sich in der TOP 10 der Bundesliga festsetzen will, müssen die Fans ein essentieller Bestandteil des Plans sein und es müssen mehr werden. Es mag an dieser Stelle daran erinnert werden, dass das Stadion auf dem Lechfeld ausbaufähig ist und in der zweiten Ausbaustufe Platz für 49.000 Zuschauer bieten würde. Man mag auch daran erinnern, dass groß genug denken uns überhaupt hierin gebracht hat. Walther Seinsch wurde vor Urzeiten als größenwahnsinnig bezeichnet. Aber was ist so schlimm daran, wenn man sich eine Rückkehr des FCA nach Europa wünscht und irgendwann Spiele in einem größeren Stadion sehen will.

Der Weg dahin wird nur über attraktiven Fußball gehen. Zu lange hat man risikoavers langweiligen Fußball toleriert, um ja nicht sportlich in Gefahr zu kommen. Auf dem Rasen ist man nach den ersten Weinzierljahren belanglos geworden. Hier braucht es beim Denken einen Richtungswechsel. Lasst uns das Holland der Bundesliga sein. Total Football auf dem Lechfeld. Lasst uns eine eigene sportliche Identität finden. Gefährlich, intensiv und aus vollem Herzen. Am Ende ist es die Liebe zum Spiel, die uns immer wieder ins Stadion zurückführt.

P.S.: Das Stadionerlebnis an sich sollte auch dann ein möglichst positives sein, wenn es mal nicht so läuft. Der FC Augsburg zusammen mit der UBT startet just in diesem Moment eine “AG Stadionerlebnis”. Erster Termin ist am 05.04.2023 um 18:30 in der Fankneipe. Rege Beteiligung wäre toll und zur Anmeldung geht es hier.

Nicht wegverteidigt


Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Ja, der Blick auf die Tabelle macht Spaß nach dem Spiel gegen Bremen. 8 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz sind ein Wort. Schon wieder zu Hause gewonnen. Wer hätte gedacht, dass unser FCA nochmal zu einer Macht zu Hause wird. Der Anschluss nach oben wurde zudem gewahrt. Köln ist punktgleich und die Abstände nach oben grundsätzlich klein. Man könnte sich aus Augsburger Perspektive schon fast gemütlich zurücklehnen, gerade weil mit den Bayern in dieser Woche ein Gegner wartet, der nicht viele Erwartungen zulässt.

Abwehrprobleme

Bei der Fehleranalyse nun nach dem Spiel gegen Bremen gibt es dennoch einiges zu besprechen. Zu groß waren die Lücken im Spiel gegen den Ball, die man auch den Bremern wieder gewährte und auf Grund derer der SV Werder ein deutliches Chancenplus im Spiel gegen den FCA hatte. Einerseits passt der Einsatz auf Seiten der Augsburger, andererseits waren – wieder einmal – viele einfache Fehler dabei, die das Resultat etwas schmeichelhaft aussehen lassen. “Glücklich” ist der Begriff, den Enno Maaßen in der Pressekonferenz nach dem Spiel verwendete.

Ein großer Unterschied zwischen Bremen und vorhergegangenen Gegnern wie Hertha, Mainz oder Freiburg: die Chancenverwertung. Dazu hatten diesmal wir Augsburger das nötige Quäntchen Glück im Abschluss. Und selbst wenn man sich die großen Böcke wie beim Gegentor und auch den Fehlpass von Renato Veiga kurz wegdenkt, hatten die Bremer viele Räume in und um den 16er gefunden und kamen immer wieder gefährlich vors Augsburger Tor.

Wegverteidigen

Das Thema ist damit klar: es fehlt nun schon eine Weile an der defensiven Stabilität. Obwohl der Fokus klar auf diesem Thema liegen müsste nach den Niederlagen gegen Mainz und Hertha. Enno Maaßen meinte noch auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Bremen, dass man gegen Hertha die Situationen nicht sauber wegverteidigt bekommen hätte. Er kann nun feststellen: gegen Bremen auch nicht.

Hier mal konsequent zwischen Gegenspieler und Ball. Das war am Samstag leider nicht immer so. (Photo by Carsten Harz/Getty Images)

“Wir haben den Gegner eingeladen.” konstatiere Enno Maaßen nach dem Spiel auf der Pressekonferenz. Dort wurde zudem vom Cheftrainer angeführt, wie auch durch Personalausfälle das Mannschaftsgefüge sich immer wieder finden muss. Dies scheint in diesem Zusammenhang ein etwas hilfloser Erklärungsversuch, denn die Schwachstellen bleiben personalunabhängig. Gegen Mainz hatte Felix Uduokhai hilflos an den Gegentoren mitgewirkt. Robert Gumny ist in seiner Zweikampfführung ein steter Wackelkandidat. Als Fan fragt man sich schon, wo hier die Ursachen liegen.

Viel Arbeit im Training

Der erste Schritt wird sein, dass Enno Maaßen in seinem auf wiederkehrenden Routinen basierenden Training ein paar Änderungen vornehmen sollte. Der Fokus in der Trainingsarbeit muss anscheinend noch mehr auf defensive Stabilität gelegt werden. Ansonsten ist man gegen fast jedes Team in der Liga darauf angewiesen, dass der Gegner offensiv selbst nicht viel auf die Kette bringt. Es geht einfach nicht an, dass man sich in jeder Woche auf die mangelnde Chancenverwertung des Gegners verlassen muss. Und es wird weiterhin oft schief gehen.

Dazu fängt die Abwehrarbeit auch nicht erst in der letzten Reihe an. Gerade die Mittelfeldspieler davor, “klicken” noch nicht ganz so, wie man sich das wünschen würde. Da liegt auch im geschlossenen, mannschaftlichen Verhalten gegen Ball noch in einigen Situationen im Zusammenspiel zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen der Hund begraben.

Personalentscheidungen

Andererseits verstehe ich die ein oder andere Personalentscheidung nicht. Bei Niklas Dorsch mag man argumentieren, dass er genau diese Einsätze braucht, um auf Normalform zu kommen. Andererseits braucht es Dorsch als spielerisches Element seit der Entdeckung von Arne Engels nicht mehr in der gewohnten Form und – ich hätte selbst nicht gedacht, dass dies noch einmal der Fall sein könnte – Julian Baumgartlingers Routine war am Samstag erfrischend. Wieviel Zeit will man Dorschi hier geben?

Maxi Bauer als Fels in der Brandung. Man fragt sich ein bisschen, warum Enno Maaßen auf ihn bewusst verzichtet. (Photo by Carsten Harz/Getty Images)

In der Innenverteidigung bin ich etwas überfragt, was Maxi Bauer verbrochen hat, um sich hinter Renato Veiga einreihen zu müssen. Das Duo Gouweleeuw und Bauer war in der Hinrunde ein starkes. Dazu kommt, dass Bauer der geborene Wegverteidiger ist. Ein Upgrade auf der Rechtsverteidigerposition ist ja nun erst wieder im Sommer möglich. Aber gerade in der Innenverteidigung hat es eine offensichtliche Alternative, die ich – gerade gegen die Bayern – präferieren würde.

Der Kopf bleibt oben

Insgesamt bleibt allerdings das Positive. Enno Maaßen hatte es erwähnt, dass man es in dieser Saison schon auch in einigen Spielen verdient gehabt hätte, mehr mitzunehmen. Diesmal eben nicht. Der 3er lässt einen grinsen zu Wochenbeginn. In dieser Ausgangsposition kann man in Ruhe weiterarbeiten und hoffentlich den ein oder anderen Schritt nach vorne machen. Wenn wir in der Defensive Situationen besser geklärt bekommen, dann wird das mit dem Klassenerhalt in dieser Saison eine einfache Geschichte. Gerade auch mit der Ausgangsbasis nun. Egal, ob sie im Falle des letzten Sieges glücklich ist.

Eben doch graue Maus

Eigentlich versuche ich das zu vermeiden. Ich will mich nicht zu sehr darüber aufregen, was über den FC Augsburg irgendwo geschrieben steht. Die meisten Menschen in diesem Land beschäftigen sich nicht sehr intensiv mit Fußball, schon gar nicht mit dem FC Augsburg. Gerade wenn der Rest der Republik auf Augsburg schaut, dann erfolgt das oft oberflächlich oder in Randnotizen. Andererseits ist Fußball für einige immer noch die schönste Nebensache der Welt und für mich als Fan des FC Augsburg steht der FCA im Mittelpunkt. Und wenn in meiner Fußball-Bubble ein Leitmedium wie die 11Freunde einen Artikel wie “Nie mehr graue Maus?” veröffentlicht, dann mag ich mich damit näher auseinandersetzen. Gerade weil falsche Darstellungen dieses Artikel sich dann auch in der Berichterstattung rund um den FC Augsburg niederschlagen.

Fehldarstellungen um neues Geld

Aufhänger des Ganzen ist die Transferoffensive im Winter gewesen. Autor Felix Rösen nagelt seine Thesen schon nach 5 von 7 Neuzugängen an die Wand. Er erkennt einen “Kurs­wechsel durch Inves­to­ren­ein­stieg” und konstatiert: “2021 hat der Klub schließ­lich eine nicht uner­heb­liche Finanz­spritze bekommen.” Dies verbindet er mit dem Einstieg von US-Investor David Blitzer beim FC Augsburg. Hier gibt es mittlerweile eine richtigstellende Klammereinfügung im Artikel, dass der Einstieg von David Blitzer nicht mit neuem Kapital für den FC Augsburg einherging. Immerhin. Neues Geld hat der FCA definitiv keines bekommen.

Kann man denn von einem Kurswechsel mit Blick auf die Transfers sprechen? Das wäre aus meiner Sicht nicht angebracht. Hier gab es mit Rekord-Transfer Ricardo Pepi im letzten Winter einen Ausreißer. Viel Geld hatte man für Pepi gezahlt und wenn man dieses aus der Addition herausnimmt, ändert sich schlagartig die Gesamtdarstellung. Dieses Experiment hat nun nicht geklappt und Pepi wurde mittlerweile nach Groningen ausgeliehen. In diesem Winter ist die Anzahl der Neuzugänge vielzählig. Allerdings ließ man auch einige Spieler ziehen und erzielte im Saldo sogar einen Transferüberschuss. Zusammenfassend war viel los, aber es hat nicht viel gekostet. Kein einziger Transfer, der an einen Koubek, Hinteregger oder Uduokhai betragsmäßig heranreichen würde und einen Strategiewechsel begründen würde. Zumindest nicht in der Form, wie es der Autor hier tut.

Während Renato Veiga feiert, sieht man im Hintergrund Tomas Koubek. Auch in der Vergangenheit hat der FCA schon ordentlich Geld ausgegeben, aber nicht immer mit Erfolg. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Kurswechsel über die Transfers hinaus?

Nun war ja in der 11Freunde über einen Kurswechsel in der Gesamtheit zu lesen durch den Einstieg von US-Investor David Blitzer. Abseits des Transfers von Ricardo Pepi ist dieser wohl kaum begründbar. Wenn man einen Kurswechsel erkennen mag, dann doch eher in die gegensätzliche Richtung. Präsident Klaus Hofmann, der Blitzer an Bord geholt hatte, ist nicht mehr Präsident des Vereins. Hier hat nun Markus Krapf übernommen. Dadurch wurde die Distanz zwischen Verein und Fans verringert und die Kommunikation intensiviert. Die Investoren haben seit vielen Jahren zum ersten Mal keinen direkten Einfluss über eine Personenidentität in der Rolle des Vereinspräsidenten.

An dieser Stelle ist nun auch die Stellung von US-Investor David Blitzer zu relativieren. Er hat eine Minderheit der Anteile an der Investorengesellschaft des FC Augsburg übernommen, die seit nunmehr über 20 Jahren besteht. Diese Investorengesellschaft hat, wie das durch die 50+1 Regelung in Deutschland festgelegt ist, eine Minderheit der Stimmrechte in der KGaA des FC Augsburg. Letztverantwortliche entscheidende Personen beim FC Augsburg sind weiterhin die Vertreter des e.V. und operativ in diesem Fall der sogenannte Präsident. Die Zitate hierzu aus dem Artikel von 11Freunde zum autokratischen Führungsstil sind entsprechend überholt, weil es im Amt des Präsidenten eine Änderung gab. Aber zumindest passen sie zur – falschen – Geschichte.

Wilde Hoffnungen sind unbegründet

Nun transportiert der Artikel Hoffnungen, die so nicht mit der Realität zusammen zu bringen sind. Man könnte hier fast herauslesen, dass der FCA einem Leipziger Konstrukt nacheifern will und versucht oben anzugreifen. Dem ist nicht so. Die jungen Transfers, die ein entsprechendes Talent wohl zum FCA mitbringen, müssen alle noch zeigen, dass sie sich in Augsburg und in der Bundesliga durchsetzen können. Es sagt dann doch einiges über die Mannschaft des FC Augsburg aus, dass sich hier Chancen direkt ergeben haben. Die Qualität war an einigen Stellen verbesserungswürdig. Und wenn sie einschlagen, wird man sie auch wieder ziehen lassen müssen. Der Vergleich mit Mainz oder Freiburg ist hier passend.

Und auch Enno Maaßen hat positive Ansätze gezeigt. Mehr aber auch noch nicht. Seine Mannschaft ist weiter in der Entwicklungsphase und es braucht weiterhin Geduld. Hier wird sich zeigen, ob der FC Augsburg diese aufbringen wird, auch wenn es mal eine schwierige Phase gibt und mal schlechter läuft. Dann gilt es den Mechanismen der Industrie zu trotzen. In den letzten Jahren hatten Trainer dementgegen keine allzu lange Halbwertszeit in Augsburg.

Es wäre wahrlich ein Kurswechsel beim FCA, wenn man mal wieder Stabilität auf dem Trainerposten hätte. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Zurück zu sportlicher Stabilität

Unter Markus Krapf würde ich nun rund um den FCA sogar mitgehen, wenn von einem sanften Kurswechsel gesprochen würde. Dies betrifft allerdings weniger die Transferausgaben. Einerseits hoffe ich, dass die Trainer-Rochaden der Vergangenheit angehören und man sportlich zur Stabilität der ersten Bundesligajahre wieder zurückkehrt. Andererseits gehe ich davon aus, dass wieder etwas mehr Bodenständigkeit einkehrt. Es wird mehr miteinander geredet und zusammen an der Vision des FC Augsburg gearbeitet.

Dazu passt dann sogar, dass nun von Seiten des FCA öffentlich kommuniziert wurde, dass man sich in die TOP 10 in Deutschland entwickeln und dort festsetzen will. Weder oben noch unten mitspielen, die Großen ärgern und sich von den Aufsteigern absetzen. Die Früchte der vielen Jahre in der Bundesliga und des strukturellen Aufbaus ernten. So zwischen allen durchrutschen ohne sich Sorgen machen zu müssen. Ganz langweilig eigentlich. Eben doch wie eine graue Maus.

Nicht schon wieder

Auswärts, Samstag 15:30 Uhr, gegen die Hertha aus Berlin. Eine Hertha, die sich dieses Jahr meist schwertat und deutlich hinter dem FCA stand. Und natürlich, wenn man sich die Ergebnisse des FC Augsburg dieses Jahr anschaut, ging es in die Hose. Der FCA verlor 0:2. Recht sang- und klanglos. Ab Minute 55 ließ man sich das Spiel etwas aus der Hand nehmen. Schnee von oben, Gegentore für Giki. Dass Marco Richter das erste besorgte und ausgelassen jubelte, war da nur das schmerzvolle Tüpfelchen auf dem i für Fans der Fuggerstädter. Wie schon in der Hinrunde zeigt die Partie gegen Hertha Mängel der Mannschaft gnadenlos aus. Und man kommt sich vor wie bei “Und täglich grüßt das Murmeltier”.

Die ganze Vorstellung, nachdem Enno Maaßen auf der Pressekonferenz vor dem Spiel erklärte, man hätte “alles” umgestellt. Das Ziel war es neue Reize zu setzen, um sowohl samstags um 15:30 Uhr als auch auswärts wieder in die Spur zu kommen. Besprechungen wurden nicht durchgeführt, Abläufe geändert, und am Ende steht erneut eine ernüchternde Niederlage. Man reibt sich die Augen, wie es auch in dieser Form dazu kommen konnte.

Marco Richter mit dem ersten Stich ins Augsburger Herz. (Photo by Reinaldo Coddou H./Getty Images)

Die Bedeutung des Spiels

Was Enno Maaßen auf der Pressekonferenz vor dem Spiel auch herausstellte, war die Bedeutung des Spiels. Das Spiel wurde von ihm als wichtig bezeichnet, abseits davon, dass das nächste Spiel immer das Wichtigste ist. Das gegen Hertha war noch etwas wichtiger. Nach dem Spiel sagte Jeffrey Gouweleeuw aus: “Ich weiß nicht, ob jedem die Wichtigkeit des Spiels bewusst war.” Vielleicht doch, aber es fehlten die Mittel.

Spieler verlieren Spiele ja nun nicht absichtlich. Aber Spieler gehen mit Drucksituationen unterschiedlich um. Die einen spornt Druck zusätzlich an, andere brechen darunter zusammen oder machen Fehler, die sie sonst nicht machen würden. Nicht zuletzt deswegen arbeiten Teams mittlerweile regelmäßig mit Psychologen zusammen, die sie in diesem Bereich unterstützen. Was subjektiv am Samstag beobachtet werden konnte: Es wurde etwas ungemütlicher und fing an zu schneien, Hertha ging in Führung, der FCA konnte nicht dagegen halten. Das gilt es aufzuarbeiten.

Fehlende Torgefahr

Was dabei mittlerweile ins Gewicht fällt: Der FC Augsburg kann aus dem Spiel heraus nicht für genügend Torgefahr sorgen. Hertha, mit kurzfristigem Ausfall in der Innenverteidigung, zeigte, dass es sich bei Ihnen um eines der eher besser verteidigenden Teams in der Liga handelt. Da tut sich der FC Augsburg nun allgemein schon schwer, Torgefahr aus dem eigenen Spiel zu entwickeln. Gegen Hertha ging da nach vorne nicht viel zusammen.

Einerseits ist hier die Erwartungshaltung an Enno Maaßen vielleicht höher, als dies berechtigt ist. Allerdings bezeichnet er sich selbst auch als einen Trainer, der es bisher immer geschafft hat, seinen Teams ein System mit dem Ball zu vermitteln. Andererseits haben die Winterneuzugänge ihre erste Wirkung auch schon wieder verpufft. Beljo saß am Samstag auf der Bank, Mbuku ward noch nicht auf dem Feld gesehen und auch Kelvin Yeboah hatte einen gebrauchten Tag. Weder das System noch die Einzelleistungen sorgten für entscheidende offensive Momente. So wird das dann halt nichts.

Nicht gut genug war die Leistung, um sich gegen engagierte Herthaner durchzusetzen. (Photo by Reinaldo Coddou H./Getty Images)

Hinten zu löchrig

Und wenn dann nach vorne schon nicht viel geht und vielleicht auch ein bisschen Glück dazu gehört hätte, dann ist das halt hinten manchmal einfach zu löchrig. Richter schließt mit dem zweiten Ball ab. Beim zweiten Gegentor sieht es dann schon wieder arg aus wie gegen Mainz. Man ließ Berlin in der Situation halt einfach machen und verteidigte mehr den freien Raum als den Gegner.

Niklas Dorsch sieht man an, dass er noch nicht bei 100 % ist. Gefährlich waren gegen Hertha vor allem seine Ballverluste im Spielaufbau. Insgesamt leistete sich der FCA zu viele individuelle Fehler, als dass man sich über 90 Minuten beschweren könnte, das Spiel verloren zu haben.

Und jetzt?

Einerseits ist dies überhaupt kein Zeitpunkt, um den Kopf in den Sand zu stecken. Der FCA steht immer noch gut da zu diesem Zeitpunkt in der Saison und ist ein Gegner der ganz grundsätzlich unbequem zu bespielen ist. Nicht jeder Gegner kann sich genügend gut darauf einstellen. Andererseits reicht das halt nicht, um sich mal ins Mittelfeld abzusetzen und durchzuschnaufen. Misslich.

Ich wünsche mir für die nächsten Spiele wieder etwas mehr Unberechenbarkeit, gerade auch im Offensivspiel. Ich bin dafür, die Rotation und den Konkurrenzkampf nochmal anzuheizen. Gibt es rechts offensiv keine Option mit mehr Dynamik als Arne Maier? Ist Niklas Dorsch im defensiven Mittelfeld so weit, wieder von Anfang an zu spielen oder lassen wir vielleicht doch mal das junge Doppel Vieiga/Engels ran? Und haben wir nicht genügend Optionen für links vorne, so dass Ermedin Demirovic in die Spitze rücken könnte? Wenn sich zeigt, dass jemand nicht voll da ist, dann sollte es mittlerweile Alternativen geben. Es liegt nun an Enno Maaßen, die richtige Mischung zu finden. Noch sind wir anscheinend nicht so weit.

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