Es geht nicht mehr

Meine Fanbiografie hat einen Kipp-Punkt: die Fußball WM 2006 in Deutschland. Nachdem ich viele Jahre in meiner Kindheit und Jugend in Stadien gepilgert bin und viel Fußball geschaut hatte, war die Beziehung Anfang der 200er erkaltet. Der Fußball hatte mich nicht mehr mitgenommen. Zur WM 2006 hatte ich mich als Volunteer beworben, wurde in München genommen und habe somit alle 6 Spiele in München im Stadion miterleben können. Viele Geschichten stecken dahinter. Jede einzelne ist es weiterhin wert erzählt zu werden und ich trage sie nahe an meinem Herzen. Es war ein großes Fußballfest und hat gezeigt, welche Rolle der Sport in unserer Gesellschaft spielt. Es ist fraglich, ob ich ohne diese WM-Erfahrungen meinen Weg zum FCA in dieser intensiven Form gefunden hätte. Von der EM euphorisiert holten wir uns 2006 Dauerkarten und wie sagt man schön: der Rest ist Geschichte.

Umso mehr schmerzt es mich vor diesem Hintergrund, dass ich die WM in Katar nicht verfolgen kann. Es geht einfach nicht. Es ist mir nicht möglich. Ich kann nicht ausblenden, was im Vorlauf zu dieser WM passiert ist. Offizielle Statistiken, mit denen sich Amnesty International beschäftigt hat, zeigen, dass zwischen der WM-Vergabe 2010 und dem Jahr 2019 über 15.000 ausländische Arbeiter in Katar gestorben sind. Es werden seit 2019 noch einige hinzugekommen sein. Grafisch habe ich die untenstehende Darstellung der Washington Post entliehen. Das Bild, das sich ergibt ist eindeutig:

Und neben all den Menschenrechtsverletzungen, dem bizarr hohen Ressourceneinsatz, der Korruption und Bestechung, der Diskriminierung von Bevölkerungsgruppen und dem undemokratischen politischen System, ist es vor allem das oben stehende Bild das für mich persönlich den Ausschlag gibt. Ich kann mir diese WM nicht anschauen, sie nicht verfolgen, nicht darüber diskutieren und mich an ihr und dem Fußball nicht erfreuen, weil sie auf dem Leben all dieser Menschen ausgetragen wird und ich dass – für mich persönlich – nicht ausblenden kann. Fußball soll Menschen zusammenführen und nicht Leben zerstören. Die WM in Katar hat genau zum Gegenteil von dem geführt, was sich der Sport unter FIFA-Flagge die nächsten Wochen auf die Fahnen schreiben wird. “Die Fakten sind klar”, hat der Journalist Jens Weinreich heute in dem offenen Brief bzgl. der Rückgabe seiner Akkreditierung als Journalist vor Ort geschrieben. Und es zerbricht mir das Herz.

Einerseits, weil diese WM nie nach Katar hätte vergeben werden sollen. Sie ist dort gelandet, weil die Verbände korrupt sind. Dass die Entscheidung bei all den späteren Veröffentlichungen und Nachrichten zur Lage in Katar nicht revidiert wurde, ist der zweite Skandal. Und nun geht es mir wie Oliver Kalkofe und ich befinde mich in der Zwickmühle zwischen meinem sportlichen Interesse für eine Fußball WM alle 4 Jahre und meiner Ablehnung eines in einem diktatorischen Land nach dem Tode tausender Arbeiter stattfindenden Events entscheiden zu müssen. Und wenn ihr euch fragt, warum ihr keine WM-Vorschau für die Augsburger WM-Fahrer oder ähnliches hier finden werdet, dann sind die vorstehenden Fakten hierfür die Erklärung. Es geht einfach nicht.

Ein paar Worte möchte ich an dieser Stelle in Richtung meines Herzensvereins verlieren: Wie auf der Mitgliederversammlung diese Woche verkündet wurde, hat sich der FCA entschieden über die sportlichen Ergebnisse der eigenen Profis zu berichten. Im Gegensatz zu anderen Clubs, beinhaltet das nicht, dass der Club sich selbst kritisch mit der WM in Katar öffentlich auseinandersetzt oder solche Inhalte öffentlich teilt (im Gegensatz z.B. zum Effzeh aus Köln). Es soll der Fokus auf den Sport gelegt werden. Ich finde das nicht genug. Wegschauen ist keine Option. Gerade weil der FC Augsburg von den WM Einsätzen profitiert und für die Abstellungen seiner Profis Gebühren erhält (2018 waren es ca. 500.000 EUR) bzw. sich die Marktwerte der eigenen Spieler verbessern können. Die Kurve hat euch doch gezeigt, wie es geht (danke dafür in jedem Falle).

Neben den Clubs selbst, hängen noch viele weitere Branchen und Industrien am Rockzipfel der WM. Der WDR hat erst kürzlich die lukrative Beziehung zwischen Fußball und Bier unter die Lupe genommen. Und viele Kneipenwirte standen vor der Wahl, wie sie sich verhalten und, ob sie die Spiele zeigen. Und viele haben sich dafür entschieden, keine WM-Spiele zu zeigen. Man könnte sogar meinen, es ist eine Bewegung. Nun hat Augsburg mit Max Krapf einen Kneipenwirt als Präsidenten, der sich aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen sieht, WM-Spiele in seiner Kneipe dem 11er zu zeigen. Ich mag die wirtschaftlichen Beweggründe nicht hinterfragen. Immerhin haben wir mittlerweile keinen abgehobenen Millionario mehr als Präsidenten. Der Wunsch, dass sich der Präsident des FCA an der Spitze eines alternativen Fußball-Kultur-Programms in der Stadt wiederfindet, dass sich von jetzt bis Weihnachten erstreckt und ihm dazu regelmäßig eine volle Kneipe beschert, war dennoch groß. Dass selbst jemand wie Krapf in 12 Jahren seit WM-Vergabe keine andere Lösung als ein “weiter so” mit kleinen Einschränkungen gefunden hat, macht traurig.

In jedem Fall ist es so, dass sich bei dieser WM Menschen vom Fußball abwenden, bei denen ich das bisher nicht für möglich gehalten hätte. Der Sport verliert seine strukturelle Basis und diese wird eben nicht vor dem Fernseher geschaffen. Es wird Zeit dass sowohl Clubs als auch Verbände sich mit der schon seit Jahren deutlich geäußerten Kritik beschäftigen und Reformen anstoßen. Tiefgehende Reformen. Ob die FIFA dabei zu retten ist? Wir werden sehen. Wir tuen gut daran, bei uns in Augsburg gemeinsam daran zu arbeiten, dass der Sport zu dem führt, wofür wir ihn alle lieben: Menschen aller Art unter den Farben des eigenen Vereins in Freundschaft zusammenzubringen. Und nicht alles dem Geld unterzuordnen. Rot-grün-weiße Grüße!

Nicht besser

Viel hat sich beim FC Augsburg getan, seitdem Klaus Hofmann und Markus Weinzierl selbst ihre Abschiede im Sommer kommuniziert haben. Mit Enno Maaßen gibt es einen neuen, jungen, hungrigen Cheftrainer, der den FC Augsburg zwischenzeitlich zum bis dato besten Saisonstart der Bundesligajahre geführt hat. Das Schließen der Lücke an der Spitze des FC Augsburg 1907 e.V. hat etwas länger gedauert. Dem Verein steht mittlerweile Markus Krapf vor, der seit seiner Ernennung als Vorstandsvorsitzender versucht, Impulse zu setzen und Entwicklungen anzustoßen.

Und dennoch gibt es Bereiche, in denen noch Luft nach oben ist in der Entwicklung des FCA. Augen auf: Heute geht es darum, was immer noch nicht besser geworden ist, rund um den FC Augsburg.

Fanrechte

Nach den Pyroeinsätzen in der ersten Pokalrunde, gab es eine restriktive Ansage von Seiten des Vereins, dass Choreografien von offizieller Seite freizugeben wären. Es war nicht die erste solcher Ansagen in den letzten Jahren. Das miteinander aller Beteiligten rund um den Fußballplatz ist ein wackeliges Gerüst. Es scheint in der letzten Zeit weiterhin so, als ob gerade die Polizei kein Problem damit hat, die Lage eskalieren zu lassen. In Mainz wurde vor kurzem beim Spiel gegen Köln Pfefferspray eingesetzt. Beim Derby zwischen HSV und St. Pauli zeigen Videobilder, wie ein Polizist auf einen Fußballfan einprügelt.

Trotz vieler Kontrollen konnte die Pyro-Aktion der Augsburger Fans nicht verhindert werden. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Gerade beim Auswärtsfahren kann es einem die Laune schon mal verhageln. Schon recht früh in der Saison haben FCA Fans berichtet, wie sie in Bremen von Werder Fans attackiert wurden. Und auch beim Auswärtsspiel gegen Stuttgart verlief bei weitem nicht alles reibungslos. Eine geplante Choreografie der Augsburger Fanszene wurde verhindert. Die Kontrollen am Stadioneingang wurden mit absurder Langsamkeit durchgeführt, so dass einige der Anhänger trotz rechtzeitiger Anreise den Anpfiff und einen Teil der ersten Halbzeit verpassten. Von den Schlangen am Getränkestand gar nicht erst zu sprechen, derweil der Gästebereich nicht ausverkauft war. Die grundsätzliche Behandlung von Fußballfans lässt weiterhin zu wünschen übrig und es ist auch beim FCA Zeit, dass sich hier was tut.

Einstellung auf dem Platz

Wenn dann auf dem Rasen der Ball rollt, hat sich der FCA eine eklige Spielweise angeeignet, die ich befürworte und die Gegner schon mal an den Rand des Wahnsinns treiben kann. Diese Spielweise hat allerdings auch eine Rückseite der Medaille. Nicht jeder Zweikampf wird mit Sinn und Verstand geführt. Nicht jedes Einsteigen ist in dieser Form notwendig. Beispielhaft möchte ich das Spiel gegen RB Leipzig hervorheben. Klar, der Iago-Platzverweis ist die Spitze des Eisbergs. Die gelbe Karte von Mergim Berisha war allerdings auch nicht gerade schlau. Der Ellbogen war da einfach drüber in dem Kopfballduell und führte dann dazu, dass auf Grund dieser gelben Karte Florian Niederlechner auf dem Platz blieb, als es darum ging, dass nach dem Iago-Platzverweis defensiv gewechselt werden musste.

Insgesamt führt der FCA die Liga in der Kartenstatistik an. Und eben nicht, weil die Spielweise das erfordert. Sondern auch, weil man teilweise undiszipliniert in der Zweikampfführung und im Verhalten auf dem Platz ist. Weil man zu viel und zu deutlich mit dem Schiedsrichter diskutiert. Ganz klar ist an dieser Stelle auch, dass nicht alle Entscheidungen der Schiedsrichter korrekt waren. Es hätte dem Team und den Verantwortlichen trotzdem nicht geschadet, in der ein oder anderen Situation mehr einen kühlen Kopf zu bewahren. Und es braucht hier auch klare Ansagen von Trainerseite.

Auswechslungen und Einsätze der Jugendspieler

Und in mancher Situation wäre es gut vom Trainer gewesen, Spieler vor ihrem Schicksal zu bewahren. Hätte Enno Maaßen Elvis Rexhbecaj gegen Stuttgart, nachdem schon feststand das Carlos Gruezo gegen Frankfurt gelb-gesperrt fehlen würde, vor seiner gelben Karte vom Platz genommen, hätte das die Lage gegen die Frankfurter Eintracht verbessern können. Andererseits ist schlicht nachgewiesen, dass frühe und vermehrte Wechsel die Siegchancen erhöhen können. Gegen Stuttgart, bei offensichtlichem Kräfteverschleiß, Arne Maier nicht früher zu bringen, ist mir ein Rätsel. Maaßen wechselt grundsätzlich viel weniger als sein Vorgänger Weinzierl.

Nicht jede Veränderung ist in diesem Zusammenhang positiv. Bei der durch Ausfälle und Verletzungen geprägten Kadersituation hätten zwangsläufig mehr Spieler aus dem eigenen Nachwuchs auf Minuten kommen müssen. Hier wurde in der Hinrunde bisher nur Lukas Petkov öfter eingesetzt. Gerade einen Aaron Zehnter vermisste man in der Bundesliga auf dem Platz bisher. Und das gerade wo Enno Maaßen zum FC Augsburg kam, um diese Jungs zu entwickeln und ihre Perspektiven zu verbessern. Zumindest an den Einsatzzeiten ist das momentan (noch?) nicht zu erkennen.

Kader und Vertragsverlängerungen

Die wenigen Auswechselungen haben aber vielleicht in der Mehrzahl mit dem an manchen Stellen sehr dünn besetzten Kader zu tun. Wollte man vor der Saison noch einen Stürmer dazu nehmen und klappte das mit der Berisha-Leihe grundsätzlich, so gab man dann aber auch noch dem Drängen von Ricardo Pepi nach und ging im Sturm schon dünn besetzt in die Saison. Auch auf den offensiven Außen fehlte angesichts der Verletzungen von Noah Sarenren Bazee und Ruben Vargas zu Saisonbeginn schon immer die Tiefe. Auf die Verpflichtung eines Neuzugangs verzichtete man trotzdem. Nach dem Ausfall von André Hahn schmerzte das umso mehr. In der Innenverteidigung hatte man zwischenzeitlich schlicht gr0ßes Verletzungspech. Aber es ist eben auch so, dass die nicht gemachten Hausaufgaben aus dem Sommer gerade nach der Systemumstellung vor dem Spiel gegen Bremen deutlich zu Tage traten, wo jetzt deutlich mehr offensive Kräfte zum Einsatz kommen. Die Augen richten sich mit Spannung auf die Winterpause.

Rafal Gikiewicz’ Zukunft hängt an einer Vertragsoption. Warum nicht jetzt schon Nägel mit Köpfen machen? (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Hier könnte sich der FCA neben dem ein oder anderen Zugang auch schon mit den Weichen für die kommende Saison beschäftigen. André Hahns Vertrag läuft aus, und gehört verlängert, zumindest um 1 Jahr. Freddy Jensens Vertrag läuft aus und Jensen sollte bleiben. Dazu hat man für Rafal Gikiewicz eine Vertragsoption. Welche Gründe sollte es hier geben, diese nicht zu ziehen? Im Falle einer Neuverpflichtung könnte man so zumindest eine Ablöse erzielen. Die Zeiten, in denen wir gute Spieler ziehen lassen – wie zuletzt im Falle von Rani Khedira – und nichts im Gegenzug erhalten, sollten vorbei sein. Hier hätte auch längst etwas passieren können. Die TSG Hoffenheim hat seit der Sommerpause mit 3 Spielern Verträge verlängert. Auch andere Bundesligisten waren nicht untätig. Man fällt hier mal wieder etwas zurück.

Abseits der rosa Brille

Was am Ende verbleibt sind die unerfüllten Hoffnungen. Ja, die Saison verlief zeitweise super. Aber am Ende ist es so oft wie im Heimspiel gegen RB Leipzig: es hätte noch besser sein können. Die personellen Sorgen waren zeitweise groß und hemmten die Möglichkeiten. Dies ist dabei auch ein selbstgemachtes Problem durch die Kaderzusammenstellung und das Verhalten auf dem Platz. Und dennoch kam die Jugend nicht zum Zug und hat es rund ums Stadion nicht immer Spaß gemacht.

Als Fußballfan gibt man die Hoffnung ja nicht auf. Wer weiß es schon, vielleicht erleben wir die Rückrunde unseres Lebens. Dann muss sich an manchen Stellen aber definitiv noch etwas tun. Und die Veränderungen beim FCA haben ja die Managementpositionen nur bedingt betroffen. Die Augen richten sich so zumindest seit Abpfiff der Partie gegen den VfL Bochum auf Stefan Reuter. Was passiert in der ersten gut vorbereiteten Transferphase seit dem Abschied von Klaus Hofmann? Es bleibt spannend.

Der FCA und die Schiedsrichter

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Es wurde von Enno Maaßen klar angesprochen vor der Partie in Stuttgart und auch schon zu früheren Gelegenheiten: manchmal ist man nicht immer selbst seines Glückes Schmied. Und im Falle unserer Lieblingsfußballmannschaft kann man konstatieren, dass Pech mit Schiedsrichterentscheidungen ein mit prägendes Element ist. Aber auch wenn einen das Pech dann erwischt, sollte man sich davon nicht aus dem Konzept bringen lassen. Vielleicht fangen wir trotzdem mal damit an, auf einige kritische Entscheidungen zurück zu blicken. Anspruch auf Vollständigkeit erhebe ich in diesem Zusammenhang nicht.

Eckball gegen Mainz 05

3. Spieltag: Gerade hatte man auswärts gegen Leverkusen gewonnen, ging es schon zu Hause gegen Mainz 05 weiter. Es stand lange 1:1. Giki hielt einen Elfmeter gegen Burkhardt und am Ende bekam Mainz 05 die Oberhand. Das 1:2 fiel dann nicht regelkonform. Der kicker fasste wie folgt zusammen: “(…) allerdings hätte das 2:1, wenngleich es mit bloßen Augen schwer erkennbar war, nicht zählen dürfen, da der Ball bei der Ecke nicht geruht hatte.” Sascha Stegemann erhielt die Note 4,5. Der VAR darf in diesen Situationen nicht eingreifen. Was ein Pech (oder Sch*****).

Elfmeter gegen uns in Bremen

6. Spieltag: Gegen Hertha hatte man zu Hause verloren. Etwas lustlos. Dann ging es mit dem neuen Präsidenten nach Bremen. Und mit neuer taktischer Ordnung. Vorne stürmten vier. Hinten kämpfte man konzentriert. Demirovic nach Pass von Berisha markierte das 1:0 für unseren FCA. Soweit alles gut. Bis es in die Nachspielzeit ging. Bauer bekam den Ball im 16er an den Arm. Die Entscheidung mit den Worten der Sportschau: “Minutenlang wurde zwischen Spielern und Schiedsrichter Petersen diskutiert, der VAR prüfte und entschied sich für Handspiel.” Martin Petersen, Schiedsrichter an diesem Tag bekam die Note 5,5 vom Kicker. Guido Winkmann half durch sein Verschlimmbesserung aus dem Kölner VAR-Keller mit. Giki hielt das Ding und der FCA gewann trotzdem. Glück gehabt.

Martin Petersen und eine Fehlentscheidung (Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)

Zweikampfbewertung gegen RB Leipzig

11. Spieltag: Augsburg führt verdient 3:0 gegen Leipzig, als es zum Knackpunkt des Spiels kommt. Iago foult Schlager. Daraufhin springt Schlager auf und beide Spieler geraten aneinander. Iago sieht gelb für das Foul und gelb-rot für die nachfolgende Rempelei. Was einem weiterhin nicht in den Kopf mag: Schlager ist bei der Rempelei eindeutig mindestens genau so aggressiv wie Iago vorgegangen und geht komplett leer aus. Von einer konsistenten und fairen Bewertung der Situation mit dem nötigen Fingerspitzengefühl kann keine Rede sein. Schiedsrichter war an diesem Tag Robert Schröder. Der kicker urteilte: “Verbreitete aber Hektik und wirkte insgesamt nicht souverän.” Der FCA fiel im Nachgang auseinander und das Spiel endete 3:3.

Kein Elfmeter gegen Stuttgart

12. Spieltag: Der FCA geht früh gegen Stuttgart in Führung. Kassiert später in der ersten Halbzeit den Ausgleich und kommt nach derselben gut aus der Kabine. Der Druck verpufft, weil Augsburg in dieser Phase nicht in Führung gehen kann. Auch deshalb, weil Tobias Stieler nach Handspiel von Sousa keinen Elfmeter gab. Auch der VAR (in diesem Fall Tobias Welz) griff – im Gegensatz zum Spiel gegen Bremen – nicht ein. Ex-Top Schiedsrichter Manuel Gräfe erkannte auf Twitter eine klare Fehlentscheidung. Beide (!) Trainer geben auf der Pressekonferenz nach dem Spiel an, dass ein Elfmeter gerechtfertigt gewesen wäre. Eine weitere spielentscheidende Situation, die gegen den FC Augsburg entschieden wurde. Stuttgart machte später das 2:1 und der FCA verlor auswärts.

Tobias Stieler atmet durch, lag aber falsch. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Immer schlecht oder nur beim FCA?

Was sich nach einigen Entscheidungen am Wochenende nun nicht klar beantworten lässt: sind die Schiedsrichter – und es sind ja immer wieder Neue – immer öfter schlecht oder nur gegen den FCA. Der Spieltag, wie auch mancher vorher vermittelt hier das Bild eines grundsätzlichen Qualitätsproblems. Manuel Gräfe fasst auf Twitter wie folgt zusammen: “Die Jungs scheinen z.T. völlig von der Rolle bzw. orientierungslos. Bin gespannt, wann sie beim DFB ihrer Obhutspflicht den SR + dem Fußball ggü. nachkommen.” Mit den Jungs meint er seine ehemaligen Schiedsrichterkollegen.

Enno Maaßen hatte das Thema sogar vor der Partie gegen Stuttgart in der Pressekonferenz auf Rückfrage offen beantwortet: “Ich glaube auch, dass die Schiedsrichter, die zu uns fahren, sich vornehmen, uns schnell den Wind aus den Segeln zu nehmen und so kam es dann auch zu banalen gelben Karten. (…) Wir müssen wenn Entscheidungen getroffen werden, bei uns bleiben.” Gegen Stuttgart hatten die Schiedsrichter wie so oft gehandelt, wenn sie Spiele des FC Augsburg pfeifen: falsch in entscheidenden Situationen. Rexhbecajs gelbe Karte war dann nur die Spitze des Eisbergs. Wofür es die gab, war nicht nachvollziehbar.

Der FC Augsburg hat es dennoch und mal wieder nicht geschafft, sein sportliches Konzept trotz Schiedsrichtern weiter mit der nötigen Konsequenz umzusetzen. Der FCA wird die Schiedsrichterleistungen nicht positiv beeinflussen können. Die Zornesausbrüche auf und neben dem Platz machen es dabei nicht besser. Den eigenen Umgang mit den Situationen auf und neben dem Platz gilt es daher zu verbessern. Damit man sich öfter – trotz Schiedsrichter – für seine Leistungen belohnt wie schon in Bremen. Und damit ist das Thema dann bei allem Pech auch wieder erledigt.

Furchteinflößend

Wenn zuletzt vom FCA geredet wurde, dann war außerhalb von Augsburg schon mal zu hören, dass die Art und Weise des FC Augsburg Fußball zu spielen, Teil der Halloween Berichterstattung werden sollte. Und guten Morgen, da sind wir. Happy Halloween!

Max-Jacob Ost, Moderator des Fußballpodcasts Rasenfunk und von uns höchst geschätzter Fußballjournalist, stellte in diesem Zusammenhang auf Twitter fest: “Enttäuschend, dass Augsburg wieder Augsburg ist.” Die Aussage liegt auch darin begründet, dass der FC Augsburg nicht wie dies von Fußballästheten immer wieder gefordert wird, versucht Spiele über den Ballbesitz zu kontrollieren. Man hat es sogar aufgegeben, an vielen Stellen den Ball überhaupt zum eigenen Mann zu spielen. Und verursacht beim Gegner schon mal Schmerzen, wenn man ihn dann wieder haben will.

Dies wird deutlich von relevanten Statistiken belegt. Unter 60% Passquote sprechen hier in manchen Partien eine sehr deutliche Sprache. Dazu kommen recht viele gelbe Karten. Gegen Wolfsburg waren es, wenn man die Verwarnung für Stefan Reuter nicht mit einrechnet, fünf an der Zahl. Und nicht ohne Grund fehlten gegen Köln mit Gouweleeuw und Bauer zwei Innenverteidiger nach ihrer jeweils fünften gelben Karte. Und fehlen jetzt Gruezo und Rexhbecaj am nächsten Wochenende. Und fehlte Iago nach gelb-roter Karte gegen Stuttgart. Nur wenige Spiele nachdem Mergim Berisha auf Grund eines Platzverweises aussetzen musste. Und trotzdem hatte der FCA vor der Partie gegen den FC aus Köln in vier Partien nicht verloren und in Summe über vier Spiele 10 Punkte geholt. Sportlich geht das Konzept auf, auch wenn der FCA in den letzten Partien nicht mehr ganz so viele Punkte einfahren konnte. Gegen Leipzig und Stuttgart hätte man gut und gerne 4 Punkte aus 2 Partien holen können. Wenn wir bei Halloween bleiben wollen: Es ist kein Trick. Für den Gegner gibt es viel Saures.

Gegenpressing und Offensivpressing

4/10 Bällen gehen zum Gegner, und das ist auch so gewollt. Warum? Erstens: Um Tore zu schießen, muss man sich in der Nähe des gegnerischen Tors aufhalten. Der Ball auch. Wer den aber erstmal hat, ist nicht allzu bedeutend. Er soll nur in der Nähe des gegnerischen Tors bleiben. Dann kommt als Zweites ein von Enno Maaßen verbessertes Konzept: er hat der Mannschaft ein Gegenpressing-System vermittelt, das es dem FCA erlaubt nach Ballgewinn des Gegners den Ball schnell zurückzuerobern. Vereinfacht gesagt ist der Plan, dem Gegner den Ball in möglichst schwieriger Position zu überlassen, sollte man ihn offensiv nicht selbst halten können und dann möglichst geballt hinterherzujagen.

Wuchtig und einsatzstark in der ersten Reihe. Pressing-Garanten. (Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)

Aber auch dann, wenn der Gegner nach Ballgewinn länger eigenen Ballbesitz hat, bekommt er keine Verschnaufpausen. Maaßens Team ist dazu übergegangen, deutlich offensiver zu pressen und den Gegner früher unter Druck zu setzen. Hatte man dies in den Vorjahren auch unter Markus Weinzierl und Vorgängern schon mal gesehen, ist der entscheidende Unterschied nun, dass das Team in der Lage ist, dies nun fast konstant durchzuziehen (am Spielende gehen dann schon mal die Körner aus). Und der Gegner bekommt so im Spielaufbau kaum einfache Momente und muss auch für einfache Eröffnungen hart arbeiten. Stuttgart fand sich in manchen Phasen des Spiels im und rund um den eigenen 16er gefangen. Gruselig.

Konsequenz und Konzentration

Einerseits sind bei diesem Konzept die Offensivspieler gefordert. Sie sind es, die immer und immer wieder konsequent und konzentriert anlaufen und Druck machen müssen. Auch wenn es vielleicht nicht zum schnellen Erfolg führt. Mit dem Wissen, was es dem Gegner abverlangt, das Pressing wieder und immer wieder auszuspielen und sich zu befreien. Und lasst uns ehrlich sein: die Offensiven haben in der letzten Phase einen tollen Job gemacht und sich hier in der ersten Reihe richtig reingeworfen.

Das Konzept erfordert allerdings auch an anderen Stellen eine besondere Konsequenz. Einerseits ist die gesamte Mannschaft gefordert aufzurücken und die Räume eng zu machen, so dass hinter der ersten Pressinglinie keine großen Zwischenräume entstehen. Hier sind gerade die zentralen Mittelfeldspieler gefordert, die teilweise sehr große Räume abdecken und schnell schließen müssen und hier immer wieder mannbezogen verteidigen. Der Druck lastet dann allerdings auf der hintersten Reihe. Diese steht hoch und wenn der Gegner seine Angreifer mit vertikalen Bällen in die Räume schickt muss die letzte Reihe mit Schnelligkeit und Absolutheit verteidigen. Und im Zweifel eine gelbe Karte in Kauf nehmen. Bis jetzt ist es an dieser Stelle in der Viererkette immer bei gelb geblieben (Iagos gelb-rot hatte andere Ursachen) und die Mannschaft hat die Anzahlt der Gegentore pro Spiel seit Saisonbeginn zwischenzeitlich deutlich verringern können.

Konsequenter Einsatz (Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)

Antizipation

Der Fußball in der Bundesliga wird jede Woche rauf und runter analysiert. Die Trainer erkennen, was beim Gegner gut funktioniert und was eher nicht. Und vom FCA weiß momentan jeder, dass das Team unangenehmer zu spielen ist, als die meisten anderen Clubs in der Bundesliga. Es zermürbt Gegner sichtlich. Es ist eine Freude, wenn sie sich aufregen und die Art und Weise sie auf die Palme bringt. Es bringt mich zum Grinsen. Wenn der gegnerische Trainer motzt, dann weiß ich, dass wir sie am Wickel haben.

Es ist eine große Leistung von Enno Maaßen, dass er aus dem Kader eine Mannschaft geformt hat, die sich aufreibt und diese Einsatzbereitschaft auf dem Platz zeigt. Mittlerweile weiß die Mannschaft, dass sie gegnerische Teams mit dieser Spielweise durchrütteln kann. Und dieses Wissen und Selbstvertrauen wird in sich selbst zu etwas wertvollem. Nun muss es Enno Maaßen nur noch hinbekommen, dass das Team abgeklärter und aufgeräumter als der Gegner reagiert, wenn hitzige Situationen entstehen. Denn diese entstehen immer wieder. Wenn das Team und besonders einzelne Spieler dann cool bleiben können, wird es in den nächsten Spielen noch gruseliger für die Gegner. Auch wenn Halloween dann schon wieder vorbei ist. Ho, ho, ho.

Auf dem richtigen Weg


Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette bei presse-augsburg.de.

Es war nach dem Hertha-Heimspiel, als selbst die hartgesottenen und leidgeprüften Anhänger des FCA anfingen zu zweifeln. Was sollte das noch werden? Die Mannschaft hatte es erneut nicht geschafft, nach einem Rückstand in ein Spiel zurückzukommen. Hatte Enno Maaßen das Zeug zum Bundesligatrainer? Oder war der von Stefan Reuter zusammengestellte Kader einfach zu schlecht? Schlicht, es passte nicht. Und Fragen kamen auf.

Danach kam die positive Wende. Der FCA vermied es schlicht in Rückstand zu geraten. Giki war immer zur Stelle. Auch als es unmöglich schien. Und nach vorne konnte man sich endlich auch Chancen erarbeiten. Und zweimal den Führungstreffer erzielen. Und so gewann der FCA sowohl gegen den SV Werder als auch die Bayern und konnte sich im Mittelfeld der Tabelle platzieren, bevor es in die Länderspielpause ging, aus der – oh Wunder – alle Nationalspieler unverletzt zurückkamen. Im Spiel gegen Schalke ließ man sich nun auch von einem zwischenzeitlichen Ausgleich der Knappen und einer Unterzahl aus der Ruhe bringen. Es könnte sich das Gefühl einschleichen, dass es beim FCA in die richtige Richtung geht. Dieses Gefühl lässt sich unterfüttern:

Punkte, unersetzlich

Du kannst so gut oder schlecht spielen in dieser Liga, so lange du Punkte holst. Jede sportliche Entwicklung bringt nichts, wenn Spiele nicht gewonnen werden. Ruhe kommt deshalb rein, weil man 3er gegen Bremen und die Bayern geholt hatte. Nach dem glücklichen Sieg gegen Leverkusen war man hernach in der Tabelle abgerutscht und stand zwischenzeitlich schon unter den letzten drei. Sich aus dieser Lage dann erstmal wieder zu befreien und ein kleines Polster aufzubauen ist Gold wert. Und vielleicht später den Klassenerhalt.

Das ermöglichte es, in der Länderspielpause in Ruhe zu arbeiten und das Konzept zu verfeinern. Und sorgt zusätzlich dafür, dass die Mannschaft Selbstbewusstsein tanken konnte. Gerade wenn der Gegner dann mal Druck erzeugt, wie Schalke nach dem 0:1 atmet es sich dann viel lockerer durch die Hose. Die Jungs lassen sich dann momentan nicht aus der Ruhe bringen. Anstatt dessen fahren sie ganz cool einen Konter und stellen auf 2:0. Und selbst nach dem Ausgleich und der gelb-roten Karte für Mergim Berisha stellt der FCA dann mit vorher besprochenen spielerischen Ansätzen auf 3:2. Und sammelt weiter Punkte.

Mit einem Punktepolster im Rücken lässt sich erleichtert aufspielen und weitere Punkte holen (Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Tore und die Gefahr, diese zu erzielen

Punkte gibt es nicht ohne Tore. Die beste Abwehrleistung nützt nichts, wenn man als Mannschaft nicht in der Lage ist Tore zu erzielen. Auch hier gab es kurzfristig Besserung. 1,78 xG gegen Bremen und 2,21 xG gegen die Bayern waren jeweils neue Saisonbestwerte für den FC Augsburg. Man hätte entsprechend gegen beide Clubs auch mehr Tore erzielen können. Die Chancen dafür waren da.

Und das gibt Hoffnung. Hoffnung darauf, auch in der näheren Zukunft Torgefahr erzeugen zu können. Und dabei nicht auf Teufel komm raus auf Ballbesitz setzen zu müssen. Auch gegen Schalke war erneut der Plan, lange Bälle zu spielen und die zweiten Bälle zu erobern. Man überließ dann gerne auch Schalke mehr die Initiative. Und nützte im Konter die Lücken in deren Defensive eiskalt aus. Torgefahr, so wichtig, egal wie man sie erzeugt (wir blenden in der Euphorie der Situation aus, dass die Torgefahr gegen Schalke mit einem xG Wert von 1,48 wieder etwas gesunken ist. Drei Buden für ein Hallerluja).

Spieler mit positiver Entwicklung

Damit das funktioniert, müssen auch die Spieler persönlich ihre Leistung bringen. Und hier ist es am Trainerteam. Die Spieler sollen sich individuell verbessern und ihr maximales Leistungsvermögen ausschöpfen können. Einerseits hat Enno Maaßen Neuzugänge zur Verfügung gestellt bekommen, die schon ihre Qualität zeigen konnten. Berisha, Demirovic und Rexhbecaj sind aus der Mannschaft momentan nicht wegzudenken. Und Maxi Bauer wurde irrsinnig gut integriert und avancierte direkt zum absoluten Leistungsträger.

Aber auch bei anderen Spielern sieht man schon einen Formanstieg gegenüber der Vorsaison. Zuvorderst darf man hier Rafal Beton Gikiewicz nennen. Selbst bei all der Kommunikation im Vorfeld der Saison liefert der Pole absolute Weltklasse-Leistungen ab und hat sich gesteigert. Maaßen wird mit seiner Kommunikation einen Teil dazu beigetragen haben. Es gibt zudem weitere Überraschungen. Einerseits war hier rechts hinten zuletzt Robert Gumny zu nennen (und wir sehen über den einen groben Patzer gegen Schalke vor dem 2:2 einmal hinweg, da er gegen Schalke trotzdem statistisch der stärkste Mann in der Viererkette war und einen Assist zum Siegtor lieferte). Gegen die Bayern stand er defensiv sehr solide, hatte in der Viererkette die zweitmeisten Ballkontakte und die zweitbeste Passquote. Und auch im defensiven Mittelfeld konnte man sich verwundert die Augen reiben. Statistisch gesehen hat Carlos Gruezo gegen die Bayern eine bessere Partie abgeliefert als Elvis Rexhbecaj, wenn man Who Scored glauben mag. Für Arne Maier bleibt da momentan nur die Bank. Gerade diese Entwicklungen auch bei einzelnen Spielern machen mir Hoffnung, dass es nachhaltig voran geht.

Mit der Kurve im Rücken vorwärts. Es ist ein gutes Gefühl. (Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

El Presidente

Und wer hat den Schalter umgelegt? Die Unterschiede gerade in der Bundesliga sind manchmal minimal. Jeder positive Einfluss ist herzlich willkommen. Max Krapfs Serie der Siegesspiele als Präsident hält weiterhin an. Seitdem er vor dem Bremen-Spiel das Ruder übernahm und die Mannschaft adressierte, läuft es. Das mag nur purer Zufall sein, aber auch am Sonntag war er gegen Schalke wieder vor Ort. Der FC Augsburg wollte nie ein Maskottchen haben. Jetzt haben wir gerade Glücksbringer Krapf.

Der hat über seine pure Präsenz hinaus durch seine Amtseinführung und auch den darauf folgenden Mitgliederabend gezeigt, dass er anpacken und den FC Augsburg voran bringen will. Und zwar so, dass sich viele der Anhänger damit identifizieren können. Bei vielem wird sich noch zeigen, wie nachhaltig die Entwicklung ist (genau wie bei der sportlichen Entwicklung der Mannschaft). Zumindest Hoffnung auf bessere Zeiten hat sich bei mir wieder eingeschlichen. Ist es diesmal vielleicht nicht nur eine Aufwärtskurve in der typischen Augsburger Achterbahn? Für den Moment mag ich es gerne glauben.

Power durch Maaßen

Der Saisonstart unter Enno Maaßen hat erst einmal keine Jubelstürme hervorgerufen. Nach 5 Spielen standen 3 Punkte zu Buche und auf Grund der mageren Chancenanzahl war auch nicht viel mehr drin. Offensive Gefahr war oft nicht vorhanden. Und in Rückstand zu geraten war schon spielentscheidend, weil die Mannschaft nicht zurückfand. Danach nun 2 Siege. Zweimal 1:0. Zuerst in Bremen gegen den Aufsteiger. Danach daheim gegen die Bayern. Bedeutet zwischenzeitlich 9 Punkte und Mittelfeld.

Kurz durchschnaufen und dann weiter arbeiten in der Länderspielpause. Was kann man aus den zwei letzten Partien Positives mitnehmen?

Ein Team

Wer sich auf FCA TV die Interviews nach dem Bayernspiel anschaut, der erkennt schnell bei allen befragten Spielern ein Motto: Das Team steht im Mittelpunkt. Maxi Bauer, Elvis und Giki verweisen alle aufs Team. Enno Maaßen hatte gemeint, er habe in der Vorbereitung ein Teamgefühl etabliert. Ich würde sagen, es hat bis nach dem Hertha-Spiel gebraucht, dass dieses Gefühl zu etwas belastbaren geworden ist. Wie bei einer Kastanie ist die Schale aufgegangen und es hat sich eine Bundesligamannschaft gezeigt. Anstatt braun, glänzt sie rot-grün-weiß und macht uns alle Ehre.

Es war in der Presse die Rede von einem entscheidenden Meeting nach dem Hertha-Spiel. Sachliche Kritik auf den Punkt, die nicht alles hinterfragt sondern klar Positives wie Negatives benennt, vermute ich in diesem Meeting. Keine Panik. Aber auch klare Ansagen, mit welchen zusätzlichen Schritten man sich Erfolgserlebnisse sichern will. Zusammen. Einer für den anderen. Enno Maaßen hatte den nächsten Schritt auch schon vor der Saison benannt: jetzt musst du das Geschaffene zusammen halten. Das Teamgefühl weiter festigen. Es kommt mir jetzt schon stärker vor, als es lange war.

Eine auf 3 Punkte fokussierte Mentalität hat wieder Einzug erhalten. (Photo by Leonhard Simon/Getty Images)

Für 3 Punkte

Es gibt eines, dass ich bei Manuel Baum immer besonders positiv fand. Manuel Baum wollte jedes Spiel gewinnen. Auf Sieg spielen. Diese Herangehensweise hat aus meiner Sicht zwei Aspekte: 1. Fußball wird gespielt, um zu gewinnen. Das ist das grundsätzliche Ziel des Spiels. Es ist schon fast philosophisch. Aber auch wenn es kurz vor Schluss noch unentschieden steht, ändert sich nichts am Ziel. 2. Durch die 3-Punkte Regel werden Mut und Siege überproportional belohnt. Wer es schafft zu gewinnen, wird in dieser Liga die Klasse halten und Erfolg haben. Zwischenzeitliche Rückschläge muss man ausblenden können.

Ich freue mich sehr, dass die Fokussierung aufs Gewinnen – auch wenn man der Außenseiter ist – unter Enno Maaßen wieder zurück ist. Elvis hat im Interview nach dem Bayern-Spiel dann auch schon den Blick nach vorne gerichtet: Man fahre auf Schalke, um zu gewinnen. Aber hallo. Genau das! Wenn das bedeutet, dass wir wieder mit vier Offensiven anlaufen, immer gerne. Wenn wir Schalke auf andere Weise überraschen können, her damit. Einzige Devise: Angriff!

Anpassungsfähigkeit

Hier zeigt sich dann auch schon die nächste wichtige Eigenschaft, die ein Trainer in der Bundesliga braucht. Er muss Lösungen finden, auch wenn es dazu führt bestehende Systeme zu hinterfragen. Das Abrücken von der 4er-Kette hat Markus Weinzierl letzte Saison gerettet. Jetzt wo Uduokhai und Oxford ausfallen, war es gerade die Rückkehr zur Viererkette und das Spiel auf den zweiten Ball in der Offensive, das den FCA unter Enno Maaßen wieder zurück in die Spur gebracht hat.

Das wird nun nicht dazu führen, dass Enno Maaßen seine Prinzipien über den Haufen wirft. Es verschafft ihm allerdings Zeit, um in Ruhe an der sportlichen Weiterentwicklung der Mannschaft zu arbeiten. Ich gehe entsprechend davon aus, dass die Taktik offensiv nicht dauerhaft diese Fixierung auf die zweiten Bällen behalten wird. Ein funktionierendes Element, um das er herum bauen kann, hat er aber damit zumindest schon mal gefunden.

Mit breiter Brust nach vorne. Ob die Mannschaft jetzt auch Rückstände ab kann? (Photo by Leonhard Simon/Getty Images)

Selbstbewusstsein vs. Rückschläge

Funktionierende Elemente hin oder her und bei aller Euphorie vor der Länderspielpause: es werden auch wieder Rückschläge kommen. Und genau dann wird sich zeigen, was diese kleine positive Welle Wert sein wird. Kann die Mannschaft nach einem Rückstand zurück ins Spiel kommen mit dem jetzt gestärkten Selbstbewusstsein und Vertrauen auf ihre Stärken? Werden sich in den schwierigen Momenten Führungsspieler auf dem Platz zeigen, an denen sich die Mannschaft aufrichten kann?

An dieser Stelle bleibt es spannend und manche offene Frage lässt sich noch nicht beantworten. Das kann ja aber auch gar nicht anders sein, weil die Entwicklung der Mannschaft noch lange nicht am Ende ist. Die Arbeit geht weiter, das kurze Zwischenhoch steigert ist aber doch sehr förderlich fürs Gemüt.

Auch am Druck hat sich nichts geändert. Mit den Partien gegen Schalke, Wolfsburg in der derzeitigen Verfassung und Köln kommt jetzt eine Phase der Saison, die wegweisend sein wird. Mit einer gesunden Punkteausbeute könnte sich das Team in die Lage versetzten, nicht dauerhaft im Abstiegskampf zu stecken. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt nicht doch träume nach den letzten Jahren. Bisher war es mal wieder die typische FCA-Achterbahn, zumindest so lange, wie die Siegesserie nicht weiter ausgebaut wird. So weit hätte ich vor wenigen Wochen noch gar nicht zu träumen gewagt. Zumindest im Moment ist nicht auszuschließen, dass diese Saison nicht doch noch gut wird. Komisch, oder nicht?

Den Trend verpennt

Stell Dir vor es ist Fußballbundesliga und Augsburg ist nicht dabei. Das ist momentan in Deutschland schon so. Am Freitag vor einer Woche erfolgte der Startschuss für die Bundesliga der Frauen. Im Frankfurter Waldstadion spielte die Frankfurter Eintracht gegen Bayern München vor einer Rekord-Kulisse von über 23.000 Zuschauern. Der Frauen des FC Augsburg spielen niederklassig und haben sportlich mit der Bundesliga nichts zu tun.

Der Krapfsche Fokus auf die Frauen

Warum rückt dieses Thema nun hoffentlich auch beim FC Augsburg wieder vermehrt in den Fokus? Neu-Präsident Markus Krapf ist in seinem Vorstellungsvideo auch auf das Thema der Entwicklung der Frauenmannschaften eingegangen. Sinngemäß hat er die Rolle der Frauenmannschaften als stiefmütterlich vernachlässigt bezeichnet. Er wolle sich nun auch dafür einsetzen, dass es an dieser Stelle voran gehe.

Nun gibt es in Augsburg einige drängende Themen, die sowohl aus Sicht der Mitglieder als auch in der Öffentlichkeit deutlich mehr im Fokus stehen. Die Arbeit von Manager Stefan Reuter und der anderen Verantwortlichen für die sportliche Entwicklung im Verein wäre hier zuerst zu nennen. Auch die zukünftigen Anteilsstrukturen kommen einem in den Sinn. Ich habe mir zumindest vorgenommen zu verfolgen, ob Krapf zum Punkt des Frauenfußballs seinen ersten Worten auch Taten folgen lässt.

Schwerpunktsetzung

Dem Verein kann man schon in der Vergangenheit vorwerfen, dass er die Frauenabteilung opportunistisch für seine Zwecke missbraucht und danach hat rumdümpeln lassen. So wurde die Frauenabteilung ab 2006 auch deshalb geschaffen, um die Chancen einer Augsburger Bewerbung für WM-Spiele der Frauen-WM 2011 zu stärken. In 2008 bekam Augsburg 4 Spiele für die WM 2011 zugesprochen. Die Spiele brachten Augsburg überregionale Aufmerksamkeit und wirkten über die Stadt hinaus. Was für ein Erfolg.

Danach war – zumindest in der Außendarstellung – Frauenfußball nicht mehr wichtig für den FCA. Zu erkennen ist dies auch an der sportlichen Situation der Frauen, die weiterhin in den Niederungen der deutschen Amateurligen verharren und dort ohne groß beachtet zu werden ihre Knochen für den Verein hinhalten. Und während die esports-Abteilung eigene Kanäle in den sozialen Medien mit reichlich Inhalten pflegen und U23-Spiele der Männer vom FC Augsburg live getickert werden, hat die Frauenabteilung noch nicht einmal aktuelle Fotos auf der Webseite. Da geht doch mehr.

Mangelndes Interesse?

Gerade dem ein oder anderen Mann wird nun altbewährt über die Lippen rutschen, dass das Spiel der Frauen keinen interessiert. An dieser Stelle hat er dann die Entwicklung der letzten Jahre verpennt. Als das Finale der Frauen-EM in Wembley ausgetragen wurde, schalteten in der Spitze 21,8 Millionen Menschen in Deutschland ein. Nur zum Vergleich: ein DFB-Pokal Finale der Herren schauen – bei Rekordquote – gerade einmal 14,28 Millionen.

Zudem zieht Frauenfußball viele Zuschauer in die Stadien. In der Partie zwischen FC Barcelona und Real Madrid waren Ende März über 90.000 Zuschauer im Camp Nou. Auf dem Platz standen die Frauenteams beider Vereine. Über mangelndes Interesse gerade international lässt sich hier nicht klagen. Während die Zuschauer bei den Männern stagnieren oder zurück gehen, ist Frauenfußball ein Wachstumsfeld. Gerade für eine mittelständisches Wirtschaftsunternehmen wie den FC Augsburg sollte dies auch aus einer geschäftlichen Perspektive interessant sein.

Die richtigen Verantwortlichen?

Wer nun Markus Krapf Sätze zum Frauenfußball vernommen hat, mag sich gefragt haben, ob gerade er für dieses Thema die richtige Person zur richtigen Zeit ist. Krapf, dessen Äußerungen in Richtung weiblicher Journalistinnen in seinem “Feuer und Flamme”-Podcast als chauvinistisch und arrogant gewertet werden können, wird hier im ersten Schritt einem Rückstand hinterherlaufen. Frauen sprechen regelmäßig nicht wie Männer laut auf und suchen die öffentliche Profilierung. Hier wird es niedrigschwellige Angebot seinerseits brauchen, um auch die weiblichen Mitglieder im FC Augsburg einzubinden. Hier muss er Schritte tun. Und vielleicht nicht mit dem “Augsburger Jungs”-Schal um den Schultern.

Seine ersten Aktivitäten waren in diesem Zusammenhang direkt kontraproduktiv. So wurde Krapf zwar von Claudia Roth und Eva Weber gratuliert, der Vorstand des FC Augsburg 1907 e.V. bleibt derweil eine rein männliche Veranstaltung. Mit Raphael Brandmiller wurde neben Krapf ein vierter Mann in das Gremium berufen. Qualifizierte Frauen, um zumindest einen 25%-Anteil im Gremium und damit ein absolutes Novum zu schaffen, sind den Herren wohl nicht in den Sinn gekommen. Chance vertan! Aber es heißt ja nicht umsonst Buddy-Connection. Denn es ist ja Markus Krapf und nicht seine Frau Irene Präsidentin des FC Augsburg 1907 e.V. geworden. Ob Sie jemand gefragt hat? Einen fähigen externen Berater hätte Sie wohl zu Hause gehabt.

Bitte nicht weiter gegen den Trend

So bleibt mir in diesem Zusammenhang nur kurzfristig zu hoffen, dass zumindest Krapfs Kollegen vom “Feuer und Flamme”-Podcast über den Tellerrand schauen und versuchen werden, eine Frau an ihre Seite zu rekrutieren. Die könnte dem Markus dann auf diesem Wege regelmäßig daran erinnern, dass es beim FC Augsburg auch Frauen gibt, die Berücksichtigung finden wollen. Fähige Kandidatinnen gibt es eine ganze Reihe. Alle mit mehr Fußball-Sachverstand als der Vorgänger. Auch das ist keine Kunst.

Grundsätzlich wird sich zeigen, ob der FC Augsburg beim Thema Frauenfußball weiter gegen den Trend agieren will. Der FSV Mainz 05 ist nicht unlängst eine Kooperation mit Schott Mainz eingegangen. Auch andere Vereine haben schon lange investiert und geben sich redliche Mühe. Nur in Augsburg fühlt man sich hinter einem großen Berg gefangen. Es wird nicht leicht, dort wieder herauszukommen.

Eine Lachnummer


Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette bei presse-augsburg.de.

Der Transfersommer ist vorbei und die Saison mittlerweile in vollem Gange. Der FCA sticht sportlich nicht hervor. Mehr als glücklich hat die Mannschaft von Enno Maaßen gegen Leverkusen gewonnen. Ansonsten ist die Saison bisher von großen Enttäuschungen geprägt. Gerade offensiv findet das Team nicht den Weg vors gegnerische Tor und das in Kombination mit Unkonzentriertheiten gegen den Ball führt dann derzeit zu Platz 16. Man mag dem neuen Coach noch ein bisschen mehr Zeit geben, aber diese offensive Harmlosigkeit kann sich der FCA nicht lange leisten. Und die Hoffnung, dass es es auch dieses Jahr ein paar Clubs gibt, die mehr Bemühungen an den Tag legen, um nicht mehr in der Liga zu verbleiben, die tröstet mich momentan nicht. Man könnte sich entsprechend schon über die sportliche Situation ausgedehnt auslassen. Das soll heute aber nicht mein Thema sein. Denn ganz ehrlich: in der letzten Woche war der FCA erneut kurzzeitig aus anderen Gründen erneut die Lachnummer der Liga. Und Kritik ist angebracht.

Pepi im Mittelpunkt

Über den ganzen Sommer hinweg wurde vom FCA recht deutlich kommuniziert, das es eine Verstärkung im Sturmzentrum braucht. Man hatte zuvor Gregoritsch gegen Demirovic getauscht und den Vertrag von Alfred Finnbogason nicht verlängert. Enno Maaßen lässt zudem gerne zwei Stürmer ran und so sah es ganz vorne etwas eng aus im Kader. Kurz vor Transferschluss konnte man dann endlich Mergim Berisha als Neuzugang präsentieren. U21-Nationalspieler, international schon treffsicher, große Freude. Es hätte alles so schön sein können, wenn auch der Berisha Transfer nicht alle Probleme im Kader löst.

Auf der Gegenseite kam es allerdings kurzfristig zu einem Abgang, mit dem ich so nicht gerechnet hätte. Ricardo Pepi verließ den FCA nach Groningen per Leihe. Und die Personalie Ricardo Pepi ist seit dem Winter eine vieldiskutierte. Noch nie hat der FCA so viel für einen Spieler in puncto Ablösesumme ausgegeben. Noch nie hat sich der Club über die sozialen Medien selbst für einen Neuzugang so gefeiert. Und auf jeden Fall wurden genau diese Mitteilungen des FCA, in denen dargestellt wurde, wie großartig der Neuzugang Ricardo Pepi ist, in der letzten Woche wieder hervor geholt und der Club bundesweit ordentlich durch den Kakao gezogen. Höhepunkt war ein Wumms-Meme in dem das Trump-Zitat vom “worst trade deal” verarbeitet wurde. Genau die Zeiten in denen man sich per Social Media obendrein als besten bayrischen Club bezeichnet. Natürlich mit Humor. Alles ganz lustig.

Konsequenzen

Die Konsequenzen aus dem Pepi-Transfer im Winter sind nun seit einer Weile zu spüren. Die ca. 15 Millionen, die in Pepi investiert wurden, fehlen schlicht an anderen Stellen. Man hätte zum Beispiel Doan und Okugawa verpflichten und Gregortisch zum Höchst-Tarif verlängern können und das Maß an Torgefahr, was hierdurch möglich gewesen wäre, kann man sich als FCA Fan schlicht nicht vorstellen. Bei Okugawa wollten wir in diesem Sommer keine 5 Mio. nach Bielefeld überweisen, Doan kostete ca. 8,5 Mio. Es hätte alles so einfach sein können.

Bemüht, aber nicht erfolgreich. Für die irrsinnige Ablöse hätte der FCA mehrere andere Spieler verpflichten können. (Photo by Leonhard Simon/Getty Images)

Und wenn wir schon bei “was wäre wenn” bleiben wollen: Der Abgang von Sturm-Toptalent Dzenan Pejcinovic nach Wolfsburg wird ja gerne Markus Weinzierl in die Schuhe geschoben. Die Verpflichtung eines US-Talents im Winter für Unsummen, während der Top-Nachwuchs aus der eigenen Kaderschmiede auf seine Chance wartet, war an dieser Stelle vielleicht dann eine zusätzliche Dummheit, die eine erfolgreiche gemeinsame Zukunft verbaut hat. Der Pepi Zugang war – zum jetzigen Zeitpunkt betrachtet – nicht nur wirtschaftlich eine schlechte Entscheidung, sondern eben auch darüber hinaus.

Aufarbeitung

Fehler passieren. Sie gehören zum Geschäftsleben dazu. Die Frage ist, wie man ihre Auswirkungen begrenzt und sie für die Zukunft abstellt. Einerseits ist Pepi der zweite Großtransfer beim FC Augsburg, der komplett schief gegangen ist. Tomas Koubek sitzt noch nicht einmal mehr auf der Bank beim FCA und die Verpflichtung war man damals eingegangen, obwohl man mit Andreas Luthe einen soliden Bundesligaspieler im Kader hatte. Von der Sparsamkeit des Seinsch-FCAs ist manchmal nicht mehr so viel übrig. Dahin müssen wir wieder zurück. Bei Transfers jenseits einer gewissen Größenordnung muss absolut sicher gestellt sein, dass uns die Spieler auch weiterhelfen. 100%. Transfers jenseits der 10 Mio. Euro halte ich für den FCA weiterhin für nicht realistisch.

Zweiteres wirft die Personalie Pepi weitere Fragen auf. Pepi stand gegen Hoffenheim noch in der Startelf. Maaßen hatte sich öffentlich hinter ihn gestellt und ihm eine Entwicklung für die kommenden Monate prophezeit. Dennoch hat anscheinend Pepi nach 8 Monaten nicht das Gefühl gehabt, kurzfristig in Augsburg durchzustarten. War nicht in vollem Umfang angekommen. Und nachdem ich letzte Woche selbst in Hoffenheim war, darf sich hier auch der ein oder andere im Gästeblock selbst im Spiegel in die Augen schauen. Augsburg hält zusammen? Wie hier teilweise über einen 19jährigen im eigenen Trikot hergezogen wurde, war beschämend. So bleibt: Pepi ist nach Gregoritsch und Pejcinovic der nächste, der den FCA in diesem Sommer gerne verlassen hat.

Und beim nächsten Mal. Wer stellt sicher, dass wir nach Koubek und Pepi nicht das nächste Mal groß daneben liegen? (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Was bleibt?

Neuer Trainer, ein paar neue Spieler. Viel verändert hat sich sonst nicht diesen Sommer, in dem uns die neue Offenheit versprochen wurde. Der FCA ist weiterhin ein Club, in dem bis zum Ausscheiden von Klaus Hofmann die Entscheidungsträger gemeinsam alle wesentlichen Entscheidungen getroffen haben. So waren dann auch Stefan Reuter und Michael Ströll beide für den Pepi-Transfer. Und über Fehler spricht man ja nicht. Dies wird auch in diesem Fall nicht anders sein (Oh, wie gerne ich mich täuschen würde. Der Pejcinovic Abgang jetzt im Sommer wurde vom FCA übrigens nicht offiziell kommuniziert). Für die eigenen Entscheidungen gilt es Verantwortung zu übernehmen.

Es bleibt zu hoffen, dass sich aus Fanperspektive auch diese Saison drei Freiwillige finden, die noch mehr Lücken im Kader haben und sportlich damit weniger Erfolg und die wir somit hinter uns lassen können. Wenn durch die Verpflichtung von Enno Maaßen Euphorie aufgekommen sein sollte, dann hat diese nicht lange angehalten. Die Entwicklung beim FCA geht weiter vom sympathischen Kleinen der die Großen ärgert, über den Status der Grauen Maus bis zur zeitweisen Lachnummer der Liga. Ich hätte mir hier über den Sommer eine andere Kurve erhofft. Ich bin allerdings auch ein naiver Fußballfan. Man mag sich trösten: langweilig wird es uns nicht.

Formcheck: Wenn es hinten wackelt

Das mit der ersten Siegesserie diese Saison hat ja schon mal nicht geklappt. Gegen Mainz waren es am Ende eine (zu) schnell ausgeführte Ecke und ein nicht gegebener Elfmeter, die im Gedächtnis blieben. Der FCA stand am Samstagabend nicht nur mit leeren Händen sondern mit sorgenvollem Blick da. Felix Uduokhai wird der dem FCA verletzt eine Weile fehlen. Die Stimmung diese Woche ist sicher nicht so gut, wie nach dem Sieg gegen Leverkusen. Vielleicht ist das aber auch genau die richtige Arbeitsatmosphäre für diese Mannschaft? Lasst uns gemeinsam ein paar Details betrachten:

Was wir erkennen konnten

Rafal Gikiewicz wird uns diese Saison weiter Punkte sichern. Gegen Mainz hilft er uns im Spiel, nachdem er einen fragwürdigen Elfmeter hielt. Gikiewicz war schon gegen Bayer 04 Leverkusen die Lebensversicherung einer Mannschaft, die oftmals noch zu sorglos im Spiel gegen den Ball agiert und einige Offensivbemühungen der Gegner zu viel zulässt. Wenn Finn Dahmen nun diesen Sommer nicht zum FCA kommen sollte, dann tut uns das nicht weh. Es ist bei weitem nicht unsere größte Baustelle im Kader und es ist gut, wenn jetzt an dieser Stelle Ruhe einkehrt.

Der FCA sorgt grundsätzlich nicht für genügend eigene Torgefahr. In der Tabelle der erwarteten Tore (xGs) steht der FCA auf dem letzten Platz. Auch gegen Mainz hat man gerade in der zweiten Halbzeit (wie auch gegen Freiburg und Leverkusen mal wieder die schwächere Hälfte. Warum?) gesehen, dass man aus eigenem Können heraus nicht für viele gefährliche Impulse im Angriffsspiel sorgen konnte. Im Gegenteil: nur 3 Teams lassen momentan mehr zu als der FCA. Auch defensiv steht man nicht gut da. Viel hat sich im Vergleich zur Vorsaison statistisch noch nicht getan.

Auch die gesetzten Leistungsträger, allen voran in Persona von Jeffrey Gouweleeuw wackeln weiterhin. Das ist in der Defensivarbeit schlichtweg manchmal kopflos und wenig konsequent. Und vom Jugendkurs ist dann später im Spiel nicht viel mehr zu sehen. Da wird auf Daniel Caligiuri auf der rechten Seite als Impulsgeber gesetzt. Durch Ruben Vargas Rückkehr wurde Maurice Malone auf die Tribüne verbannt. Vom Jugendkurs des Enno Maaßen ist dann bist dato wenig zu sehen, ohne dass es die Alten bis dato richten (Hahn gegen Leverkusen ausgenommen, weil der Hahn es immer wieder richtet).

Elfmeter gehalten, aber die Punkte diesmal nicht. Bisher ist Rafal Gikiewicz für den FCA sehr wichtig. (Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Was wir auch gesehen haben

Die Verletzungssorgen werden immer größer. Uduokhai und Hahn gesellen sich zu den Langzeitverletzten um Oxford und Dorsch. Nachdem auch Freddy Winther in der Innenverteidigung ausfallen wird und Robert Gumny von einem Infekt geplagt wurde, herrscht schon sehr früh in der Saison Personalmangel. Es wird also auch darauf ankommen, dass aus Gouweleeuw wieder der Abwehr-Jeff wird und, dass der Rest nun zeigt, was in ihm steckt.

Enno Maaßen ging auf der Pressekonferenz nach dem Mainz-Spiel der souveräne Umgang mit dem unglücklichen Ausgang etwas verloren. In den Emotionen nach dem Spiel darf man die Kritik auch mal anbringen und es sollte nicht zu viel in sie hineininterpretiert werden. Derweil ist allerdings recht klar, dass die Mannschaft in den zweiten 45 Minuten zu wenig für einen eigenen Punktgewinn gemacht hat. Die Tabellenposition des FCA ist momentan noch eine glückliche und Maaßen weiß dies auch.

Bei aller Kritik war es dann auch gegen Mainz eng und der FCA hatte seine Möglichkeiten bei einem etwas glücklicheren Verlauf gegen Mainz zu punkten. Nach dem ersten Auseinanderfallen gegen Freiburg war es doch auch zu Hause zumindest eine Steigerung. Wenn der FCA genügend Spiele eng halten kann, dann wird er auch bald wieder punkten. Über die Ästhetik des Ganzen mag man dann gerade hinweg sehen.

Pech gehabt und ausgestochen worden. Aber eng war es dennoch. Eng ist es hoffentlich diese Woche wieder. (Photo by Leonhard Simon/Getty Images)

Was sich zeigen wird

Wir wird Enno Maaßen auf die defensiven Personalprobleme reagieren? Wird er jemand ungelerntes Innenverteidiger in einer Dreierkette spielen lassen? Oder wird er auf eine Viererkette umschwenken. Das wir nun über die grundsätzliche defensive Formation spekulieren, macht einem Sorge für geordnete Offensivbemühungen. Werden wir aus der neu aufgestellten Formation stabil stehen und geordnet nach vorne kommen? Viele Fragezeichen schon am vierten Spieltag.

Ob der FCA auswärts wieder befreit aufspielt, gegen stark eingeschätzte Hoffenheimer? Der Druck direkt nachzulegen ist weg. Auf Grund der Personalprobleme halten sich die Erwartungen für Samstag erneut in Grenzen. Wenn es der FCA erneut eng halten und Hoffenheim ärgern kann, dann ist schon viel gewonnen. Punkte wären die Kirsche auf der Sahne. Und vielleicht macht es das der Mannschaft auch einfacher.

Ob es Stefan Reuter gelingt, trotz der eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten, zeitnah für Verstärkungen für die Mannschaft zu sorgen? Ein Knipser vielleicht? Oder doch jemand, der offensiv für Torgefahr sorgen und den letzten Pass spielen kann? Oder vielleicht doch noch eine Verstärkung für die Innenverteidigung? Meine Prioritäten sind eindeutig: Sturm und jemand für rechts auf die Schiene bitte. Und Zeit ist ein Faktor an der Stelle, denn spätestens nächste Woche ist es dann auch vorbei mit Wechseln von Spielern anderer Vereine.

Ich wollte hier schon schreiben, dass es dem FCA nicht gelingen wird, uns am Samstag zu enttäuschen. Aber dem ist nicht so. Ich erwarte die “Augsburger” Tugenden zu sehen. Kampf, Einsatz und volle Laufbereitschaft. Bei der Laufdistanz liegen wir nach 3 Spieltagen im Mittelfeld. Bei der Anzahl der intensiven Läufe und Sprints geht es in Richtung internationales Geschäft, derweil wir bei den gewonnen Zweikämpfen auf einem Abstiegsplatz stehen. Hier gilt es insgesamt in der Entwicklung die nächsten Schritte zu machen und gerade Hoffenheim das Leben möglichst schwer und unbequem. Und dann lasst uns doch mal schauen, was gegen Hoffenheim so drin ist.

Formcheck: Hallo Achterbahn

Die ersten beiden Spieltage in der Bundesliga sind gespielt. Und die Achterbahn hat uns schon richtig in Beschlag genommen. Heute ist es weiterhin himmelhochjauchzend. In der Woche zuvor war es Trübsal pur. Der FCA macht, was der FCA macht. Was man an jedem einzelnen Spieltag erwarten kann, weiß man nicht. Der FCA ist jedes Wochenende wie der Griff zur Wundertüte, nur das manche schon direkt ein Loch haben. Es ist die Zeit gekommen, auf ein paar Kernaspekte zu schauen.

Was wir erkennen konnten

Der FCA ist in dieser Saison in der Lage gegen hochklassige Gegner (Freiburg nur eine Halbzeit lang) unangenehm dagegen zu halten. Aggressiv soll es sein und den Gegner entnerven. Dazu soll es dazu führen, dass niemand gerne nach Augsburg reist. Bei Mainz war das schon früher der Fall, aber auch bei den anderen Teams ist man erneut auf einem guten Weg dahin. Aggressiv und unangenehm haben wir zumindest über Strecken entdecken können. Gut so!

Was dann etwas mehr überrascht hat, waren die spielerischen Kombinationen, die man zwischenzeitlich im Spiel der Augsburger erkennen konnte. Beispielhaft kann man das 1:0 gegen Bayer 04 Leverkusen hier herausstellen. Nach Ballgewinn Gruezo ging der Pass auf Jensen, der auf Iago ablegt um dann nach Pass auf Demirovic den Ball von diesem auf den Fuß serviert zu bekommen, bevor er elegant zum Treffer einschiebt. Augen reiben und zurück spulen. War das wirklich der FCA? Wir wollen mehr davon.

Abpfiff nach 90+8 Minuten. 2:1 gegen Bayer 04 Leverkusen. Man würde denken, man hat als Fan des FCA mittlerweile alles gesehen. Ein Sieg gegen Leverkusen war noch nicht dabei. Und das ist es wieder: eines dieser magischen ersten Male, die es in den ersten Jahren in der Bundesliga so häufig gab. Diesmal war es endlich der erste Sieg gegen die selbsttitulierte Werkself. Wie überrascht uns unser Club als nächstes?

13. 08. 2022: Der FCA gewinnt zum ersten Mal gegen Leverkusen. Enno Maaßen gewinnt zum ersten Mal in der Bundesliga. Wer hätte damit gerechnet? (Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Was wir leider auch gesehen haben

Teilweise sah das in der Defensive dann doch löchrig aus. Leverkusen kam wie Freiburg einige Male zum Abschluss und ohne den Mann des Tages, Rafal Gikiewicz, holt der FCA in Leverkusen keinen einzigen Punkt. Die defensiven Unkonzentriertheiten gilt es weiterhin schleunigst zu beseitigen.

Und so ist mit ein Grund für den Sieg gegen Leverkusen eine große Portion Matchglück. Das hatte gegen Freiburg noch komplett gefehlt. Dafür war es jetzt gegen Leverkusen in rot-grün-weiß aufgelaufen. Am Ende gilt erneut: lieber einmal gewonnen und einmal verloren als zweimal unentschieden gespielt. Das Matchglück ist flüchtig und wir sollten uns nicht darauf verlassen, dass es uns hold bleibt.

Felix Götze durfte gegen Leverkusen auf der Bank Platz nehmen. Er war die einzige Alternative im defensiven Mittelfeld. Der FCA hat mittlerweile schon reagiert und mit Julian Baumgartlinger einen erfahrenen Recken verpflichtet, der das Loch kurzfristig stopfen soll, so er denn fit ist und bleibt. Auch rechts auf der Schiene mag keine der Alternativen einen vom Hocker zu reißen. Verstärkungen wären weiterhin sinnvoll.

Enno Maaßen gibt die Richtung an. Wohin geht es für den FCA in den nächsten Wochen? Man mag (noch) noch keine Prognose abgeben. (Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Was sich zeigen wird

Konstant ist beim FCA, dass es keine Konstanz gibt bei den sportlichen Leistungen. Wird sich das nun ändern und der FCA vielleicht schon gegen Mainz zu Hause nachlegen? Oder geht die Achterbahnfahrt munter weiter. Es ist der Mannschaft von Enno Maaßen nach wie vor alles zuzutrauen und der FCA-Fan nimmt weiterhin eine geteilte Rolle zwischen Eventfan und Katastrophentourist ein. Ob sich dies nun ändert?

Das kommt vor allem darauf an, wie die Mannschaft mit Rückschlägen in der Zukunft umgehen wird. Steckt man wie nach den zwei schnellen Gegentoren gegen Freiburg sofort wieder auf? Oder kann man sich dann doch einmal in eine Partie zurück kämpfen. Auf den Rängen wird man vorerst wohl gespannt den Atem anhalten und mit dem schlimmsten rechnen. Die Traumata sind in den letzten Jahren zu tief verankert worden.

Zuletzt hoffe ich, dass im Management des FCA durch das positive Ergebnis gegen Bayer 04 Leverkusen nicht auf die Idee kommt, der Kader bräuchte keine Arbeit mehr. Rechts auf der Schiene und im Sturm darf gerne noch verstärkt werden, und zwar hochkarätig. Naja, soweit es die Mittel halt zulassen. Schon klar. Aber die Investitionen von heute können sich im Verlaufe der Saison noch richtig auszahlen. Sonst ist es vielleicht schlicht nicht gut genug.

Aber momentan ist es für ein Gesamturteil auf jeden Fall zu früh. Ob die Vorfreude auf Samstag trügerisch ist? Wir werden sehen, was dieser Wunder-Club jetzt am Wochenende für uns bereit hält. Narrisch wird man ja schon ein bisschen.

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