DFB-Pokal 1. Runde: Hallescher FC gegen FC Augsburg. Ein Pflichtspiel für den Fußballromantiker in mir. Als ich in Halle ankomme ist es erstmal unromantisch frisch für Mitte August. Pünktlich vor Spielbeginn reißt die Wolkendecke auf. Es ist in der Folge sommerlich warm und die Konditionen sind somit perfekt für diese Erstrundenpartie im Pokal. Was auch froh stimmt? Sandro Wagner versucht es gleich mal mit zwei Stürmern, in dem er Tietz und Mounié beide aufs Feld schickt. Sonnenschein und ein mutiger Angang. Ob ich mir da zu viel verspreche?
Halbzeit 1
Das Spiel lässt dann auch gleich wenig vermissen. Mounié, Giannoulis und Kömur mit Abschlüssen in den ersten 5 Minuten. Auch die Hallenser kombinieren sich bis vor den Augsburger Strafraum und kommen zum Abschluss. Giannoulis fällt nach Kontakt im Strafraum, das Spiel läuft weiter. Es ist ein munterer Beginn und gerade der FCA hätte gut und gerne in Führung gehen können. In der Folge übernimmt der FCA mutmaßlich das Kommando. Oder er lässt sich von den Hallensern einlullen. Ein gefährlicher Konter wird am Ende von Finn Dahmen entschärft. Auch die drei Ecken danach verbleiben nicht ganz ohne Gefahr für das Augsburger Tor. Sandro Wagner ist gerade in Spielunterbrechungen eifrig dabei, nachzujustieren und zu kommunizieren. 15 Minuten sind gespielt. Langweilig ist es bisher nicht, auch weil es im Stadion durchaus laut ist.
Die Folgeviertelstunde ist davon geprägt, dass der FCA Ruhe in die Partie bekommt. Halle hat immer weniger den Ball und der FCA zwingt die Hallenser immer wieder zu langen Bällen, die nun sicher abgefangen werden. Alleine, dem FCA geht auch in der Offensive die Gefährlichkeit ab. Wenn sich das Wagnersche Team in Situationen befördert, in denn es gefährlich werden könnte, so fehlt es am letzten Ball. Mögliche Versuche landen teilweise im Nirgendwo. Jetzt ist es der mühsame Kick, den so mancher erwartet hat, wobei die Intensität in den Zweikämpfen durchaus hoch ist.
Die Folgeviertelstunde ist von Nickligkeiten geprägt. Beiden Mannschaften fehlt die letzte Genauigkeit. Die Kicker des FCA lassen sich zudem von den Entscheidungen des Schiedsrichters frustrieren. Gelbe Karten für Mounié, Tietz und Jakic, bei nur einer Verwarnung auf Hallenser Seite zu diesem Zeitpunkt zeigen, dass sich die Hallenser souveräner behaupten können. Technische Fehler tuen ihr übriges. Der Klassenunterschied ist nicht offenkundig und es wird zum Geduldsspiel.
Halbzeit 2
Es erscheint erst einmal mühsam weiterzugehen für den FCA. Der Hallesche FC setzt Nadelstiche, die Wagner Boys zünden noch nicht so richtig. Das ist auch so, obwohl Sandro Wagner mit Fellhauer für Giannoulis direkt gegenlenkt, und den frustrierten und etwas glücklosen Griechen unter die Dusche befördert. Fellhauer anstatt Mads Pedersen sagt auch einiges über die aktuelle Hackordnung im Team. In der Folge hat der FCA dann einfach mal Glück. Erst steht Mounié evtl. knapp im Abseits, in der Folge ist der Ball bei Fellhauer evtl. im Toraus, Mounié netzt in jedem Fall zum 1:0 für den FCA ein. Kein VAR in der ersten DFB Pokal Runde, ist heute gut für die Augsburger. Der FCA ist der Erfüllung seiner Pflichtaufgabe einen Schritt näher gekommen. Die Hereinnahme von Fellhauer hat sich bezahlt gemacht. Nach gut 60 Minuten kommt Essende für Tietz. Ob Wagner seine Fortune behält?
In der Folge fällt das Spiel wieder zurück zu Nicklig- und Ungenauigkeiten. Die Teams neutralisieren und frustrieren sic h gegenseitig. Es ist kein schönes Spiel, dass es in diesem schönen Stadion in Halle anzusehen gibt. Das Ganze lebt an diesem Tag sehr von der Intensität und der lauten Kulisse. Die 14.000 machen mehr Lärm, als man in mancher Bundesligastadt regelmäßig hört. Saad kommt in der Folge für Kömür. Ein Tor Vorsprung ist nicht genug, um den Kampfgeist der Hallenser zu brechen. Gelingt das 15 Minuten vor Ende noch oder bleibt es bis zuletzt spannend?
Und ungelogen keine Minute nachdem ich das schreibe, ist der Deckel drauf. Saad bekommt den Ball nach einer Balleroberung 30 Meter vor dem Hallenser Tor. Er spielt den Ball Essende in den Lauf, der alleine vor dem Torhüter der Hallenser cool bleibt und zum 2:0 des FCA einschiebt. Damit sollte hier in Halle der Käse auch gegessen sein und der FCA nun souverän die Partie beenden.
Zesiger kommt für Schlotterbeck. Hier wird sich Wagner nun keine großen Impulse mehr erhoffen und verwaltet. So bringt der FCA das Spiel dann auch zu Ende.
Was bleibt?
Entscheidend war für den FCA an diesem Sonntagabend in Halle, die Intensität anzunehmen und nach einer unruhigen Anfangsphase die einfachen Fehler abzustellen. Damit stand man dann zumeist auch sicher. Halles größte Gelegenheit war direkt zu Beginn. Alleine nach vorne war das beim FCA nicht nicht besonders viel. Hier merkt man weiterhin die Abhängigkeit von Einzelspielern wie Alexis Claude-Maurice. Auch das System Wagner scheint noch Zeit zu brauchen. Zumindest, wenn man seine Chancen zu Beginn nicht nutzt.
Respekt gilt es dem HFC zu zollen, bei dem Team als auch Umfeld auf der Höhe waren. Die Kulisse war dem Anlass in jedem Fall angemessen und Halle eine Reise wert. Für den FCA wird sich im Bundesligasaisonstart gegen Freiburg zeigen, wie weit man wirklich ist. Die Vorfreude darauf ist aber in jedem Fall höher, als sie dies nach einem Ausscheiden der Fall wäre-
Für mich ist Fußball weiterhin ein Stadionsport. Ich bin – und das habe ich meinen Eltern zu verdanken – mit Fußball im Stadion groß geworden. In älteren Stadien kann man einmal das Stadion vor dem Spiel umkreisen. Etwas essen, abhängen und sich auf das Spiel freuen. Wenn ich an die positiven Dinge meiner Kindheit zurückdenke, dann nimmt das Stadion einen wichtigen Platz ein. Das Stadion ist mein Happy Place.
Wenn es nach mir ginge, und ich keine allzu langen Wege zu den Stadien hätte, dann wäre ich jede Woche beim FCA im Stadion. Derweil habe ich eine Familie, Kinder, einen Brot-Job und wohne mehrere hunderte von Kilometern von Augsburg entfernt. Der Stadionbesuch ist daher etwas, das gut geplant und, wenn es denn soweit ist, weiterhin umsetzbar sein muss.
Vorfreude auf die neue Saison
Mit Blick auf die neue Saison freue ich mich am meisten auf die Stadionbesuche. Direkt zu Beginn geht es nach Halle zum Pokalspiel und es kribbelt schon arg. Später im Herbst habe ich weitere Heim- und Auswärtsspiele eingeplant, die ich besuchen will.
Die Vorfreude steigt umso mehr, weil ich mir sportlich Verbesserungen verspreche. Der FCA konnte in den letzten 5 Partien der Saison mal wieder nicht gewinnen. Der Mannschaft ging zum Ende der Saison hin die Luft aus. Jetzt heißt es: Neues Spiel, neues Glück. Neu dabei am Seitenrand Sexy Beast Sandro Wagner und im sportlichen Bereich die Augsburger Avengers rund um Benni Weber.
Der letzte Sieg?
Alle Augsburger Fans müssen schon etwas zurückdenken bis zum letzten Augsburger Sieg, den sie im Stadion verfolgen konnten. Ein Auswärtsspiel kommt mir sofort in den Sinne, wenn man an den letzten Sieg des FCA in einem Pflichtspiel zurückdenkt. 12.04. 2025. Ich werde diesen Tag aus unterschiedlichen Gründen lange nicht vergessen. Wir hatten von langer Hand geplant, dass wir auf dem Weg in den Osterurlaub in Bochum halt machen würden. Der eine Teil der Reisegruppe würde sich das Spiel anschauen, der andere Teil im Stadtpark abhängen. Nach dem Spiel ginge es dann zu unserer Enddestination. Soweit so gut. Der Plan war gemacht, das Spiel und damit den letzten Thorup-Sieg habe ich dennoch verpasst.
Schon in der Woche vor der Abreise wurde klar, dass nicht alles glatt lief. Eines unserer Kinder erkrankte und blieb vom Kindergarten zeitweise zu Hause. Ich erkrankte selbst. Auch bei meiner Frau zeigten sich gegen Ende der Woche Zeichen eines viralen Effekts. Sie war schlapp und erkältet. Das kranke Kind sorgte zudem dafür, dass es mit unseren vor dem Urlaub geplanten Arbeiten – sowohl im Job als auch zu Hause – nicht wie geplant voranging. Am Freitag noch war der Stresspegel am oberen Rand des Erträglichen.
Bochum verblieb dennoch auf dem Reiseplan und war noch nicht gestrichen. Für den Samstag verordneten wir uns aber erstmal, dass wir gemeinsam durchschnaufen. Wir frühstückten in Ruhe, packten zu Ende und machten das Auto fertig. Wir würden zwangsweise nicht so früh loskommen, wie es notwendig wäre, um entspannt in Bochum aufzuschlagen. Dafür hatten wir den kollektiven Nervenzusammenbruch zumindest aufgeschoben. Wie die Zeit so verrann, wurde mir aber schon klar, dass das eine enge Kiste werden würde. Unmöglich war es allerdings bei Abfahrt noch nicht. Mein Nervenzusammenbruch folgte dennoch.
Über die Autobahn und direkt über die Grenze
Denn die Einschätzung, dass der Stadionbesuch noch realistisch gewesen wäre, war wahrscheinlich schon bei der Abfahrt fehlerhaft. Auf die deutschen Autobahnen, das Verkehrsaufkommen und die Fehleranfälligkeit aller Beteiligten war denn auch Verlass. Auf der A3 bei Limburg galt es einen Stau bedingt durch zwei Unfälle zu überstehen. Google Maps zeigte zusätzlich im weiteren Streckenverlauf weitere Staus an, und machte somit ein Erscheinen pünktlich zu Spielbeginn unmöglich. Wer hätte gedacht, dass sich bei Leverkusener Heimspielen ein Rückstau auf der A3 ergibt? Da passen doch gar nicht so viele Menschen ins Stadion.
Nachdem wir einen recht deutlichen Umweg für am Ende eventuell eine Halbzeit Fußball gemacht hätten, und die Reisegruppe weiterhin nicht vollends genesen war, brach ich an dieser Stelle das Vorhaben Stadionbesuch ab. Bitter. Ich musste an dieser Stelle schon kurz in einen Stock beißen, um nicht frustriert aufzuschreien. Anstatt um 15:30 Uhr im Stadion zu sein, würden wir zu diesem Zeitpunkt ungefähr die Grenze gen den Niederlanden überqueren.
Vom Spiel abgeschnitten
Und das realsierte ich dann auch erst zu diesem Zeitpunkt: Über die Grenze, außerhalb der rechtlichen Reichweite von Sky Go. Ich war nun nicht mal mehr in der Lage das Spiel zu streamen. Meine Informationen würden sich auf Infos aus dem Live Ticker beschränken. Der FCA ging in der Folge durch Essende in Führung. Immerhin, so dachte ich zu diesem Zeitpunkt, spielt die Mannschaft eine souveräne Partie gegen Bochum. Es wäre nett in Bochum gewesen, aber langweilig.
Wir machten Rast, der Netzempfang war schlecht und die Nachrichten wurden nicht besser. Bochum wurde wohl stärker nach der Halbzeit und kam zum Ausgleich. Meine nervliche Anspannung nahm deutlich zu und ich versuchte in der Folge auf der Weiterfahrt die Laune im Auto nicht vollständig zu vergiften (über den Erfolg des Unterfangens gibt meine Frau immer noch gerne Auskunft). Spätestens mit der roten Karte von Arne Maier fiel mir das immer schwerer. In diesen Momenten hasste ich den Fußball und war zeitweise froh, dass wir es nicht nach Bochum geschafft hatten (immerhin!).
Das Spielende
Mit Spielende kamen wir unserem Reiseziel immer näher. Ich konnte allerdings nicht mehr ganz so hektisch den Liveticker updaten, weil wir den Weg finden mussten und sich unsere Ankunftszeit nach vorne verschoben hatten. Wir mussten mal so langsam Bescheid geben, dass wir kamen und überprüfen, dass uns Einlass gewährt würde. Alles etwas stressig und unübersichtlich.
Zwischendurch blinkte beim FCA die 2 für das zweite Tor auf. Erstmal freue ich mich hierüber nicht mehr. Danke VAR für nichts. Zwischen Ankunft, Check-In und dem Ausladen von Kindern und Gepäck realisierte ich, dass der FCA die Partie in Bochum wahrlich gewonnen hatte. Dreckig und unverdient. Einerseits ballte ich eine Sieger-Faust. Andererseits überkommt mich noch heute bei dem Gedanken daran der Wehmut.
Das Stadionerlebnis schlägt alles
Ich liebe diese Momente im Stadion. Du bist noch im Spiel, aber es sieht nicht gut aus. Du hörst aber nicht auf zu spielen. In einer recht ausweglosen Situation findest Du spielerisch eine Lücke und spielst den Assist des Jahres (Philipp Tietz, du Fußballgott). Dein eigenes Nachwuchstalent bekommt den Ball perfekt serviert und schließt eiskalt ab und erzielt damit das Siegtor in der Fremde. Mert Kömür läuft anschließend in die Kurve und springt jubelnd vor der Kurve nach oben. Beim Anblick der Wiederholungen und Bilder zerreißt es mir das Herz. Ich hätte dabei sein können.
Manch eine(r) wird sich nun fragen, was daran so schlimm ist. Das unterscheidet Menschen, die diesen eruptiven Moment in einem Fanblock bzw. ganz grundsätzlich schon mal selbst erlebt haben, von denen, die diesen Moment nicht kennen. Die Emotion dieses Moments ist so stark und schön, dass man sie immer wieder erleben möchte. Der Moment in Bochum ist mir durchgerutscht. Ich hoffe, das nächste Erlebnis dieser Art lässt nicht zu lange auf sich warten. Ja, der Titel spricht für sich. Die Sehnsucht ist gewachsen. Wird schon gegen Halle ein Feiertag für uns und unseren FCA?
In der letzten Woche war der FC Augsburg ungewohnt busy. Englische Wochen kennt unser Verein nur aus vereinzelten Erzählungen. Im Europa Pokal hat man lange nicht mehr gespielt und auch im Pokal ging es lange nicht über die ersten beiden Runden hinaus.
Die Gefühlslage vor dieser Woche war nun nicht mit Euphorie übersät. Zu Hause war der FCA zwar in dieser Saison immer in der Lage mitzuspielen, auf der Ergebnisseite hatte man aber schon einige Punkte liegen gelassen. Auswärtsspiele hatten zudem in dieser Saison immer Katastrophenpotential und viele der zu vielen Gegentore hatte sich der FCA in der Fremde gefangen.
Als Fußballfan neigt man ja dazu, entweder an die Meisterschaft zu denken oder direkt den Abstieg zu prophezeien. Vor der letzten Woche tendierte die Stimmung eher zu Zweiterem. In der Nachschau kann man nun konstatieren, dass der FCA nicht nur Ergebnisse eingefahren hat sondern auch auf dem Platz wichtige Schritte nach vorne gemacht hat. Eine Zusammenfassung von aus meiner Sicht wesentlichen Punkten:
Eklig ist sexy
Die Partien zeigen vor allem auch: mit Intensität kann der FCA regelmäßig Ergebnisse einfahren. Michael Ströll hatte im Sommer ausgesagt, dass der FCA sexy werden wolle. Die Ansichten darüber, was als „sexy“ empfunden wird, gehen bekannterweise deutlich auseinander. In der wwk Arena wird es regelmäßig als sexy betrachtet, wenn der Gästeblock verstummt, weil der FCA auch über Zweikampfführung und Intensität im Spiel qualitativ besseren Gegnern die Nerven raubt. Das hat man gegen Dortmund wieder gezeigt. Gezieltes offensives Pressing und aufopferungsvolle Defensivarbeit waren die Grundlage auch für gezielte Ballbesitz- und Offensivphasen. Nur so geht es und ja, ich finde das sexy.
Nedi Labrovic musste in den letzten Spielen nicht mehr so oft hinter sich greifen. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)
Ergebnisse über die Zeit gebracht
Am Ende gegen Dortmund als auch gegen Schalke kam man dann doch etwas in Bedrängnis. In beiden Fällen konnte man – analog zum Heimspiel gegen Mönchengladbach – die Ergebnisse über die Zeit bringen. Die Mannschaft wurde nicht unruhig und hat zu Hause sich viel Selbstvertrauen und eine breite Brust erarbeitet und weiß, dass sie auch schwierige Phasen überstehen kann. Bei einer Mannschaft, bei der man in den vergangenen Wochen auch mal über mentale Themen nachgedacht hatte, zeigt sich, dass dies in manchen Aspekten aber nicht grundsätzlich ein Thema ist.
Auswärts stabiler
Zum Abschluss der Woche stand dann das Auswärtsspiel in Wolfsburg an. Nachdem in Freiburg die ersten 30 Minuten der Auswärtspartie recht stabil waren, hielt der FCA nun länger durch und stand grundsätzlich defensiv stabil. Man konnte sogar selbst einen Wolfsburger Fehler für sich nutzen und 1:0 in Führung gehen. Für 3 Punkte reichte es am Ende dann doch nicht, weil Wolfsburg eine der eigenen Chancen doch noch nutzen konnte. Die Auswärtsniederlagenserie ist dennoch gebrochen und der FCA hat zumindest in der Fremde mal wieder einen Punkt geholt. Darauf kann man in den kommenden Auswärtspartien aufbauen.
Am Ende der Woche steht das Weiterkommen im Pokal auf dem Zettel, inklusive der Zulosung eines Zweitligisten in der nächsten Runde. Der FCA könnte realistisch im Pokal überwintern und uns dadurch positive Aufregung in der Rückrunde verschaffen. Dazu kommen vier Punkte für die Bundesligatabelle, die zumindest kurzfristig dafür sorgen, dass der FCA sich wieder im Mittelfeld der Tabelle einsortiert und nicht weiter hinten reinrutscht. Insgesamt ist das natürlich alles eine Momentaufnahme. Gerade die Partie gegen Hoffenheim wird zeigen, wie nachhaltig die Entwicklung ist. Aber zumindest heute kann man festhalten, dass man eine positive Entwicklung erkennen kann.
Während ich diese einleitenden Zeilen schreibe, stehe ich noch völlig unter dem Bann des gerade beendeten EM-Finales der Frauen. Was für ein Fight, was für eine Trauer und was für ein Stolz, der nun bleibt. Was die deutschen Frauen hier das ganze Turnier geleistet haben, großartig, Chapeau, Hut ab – das war ganz groß!
Generell war an diesem unscheinbaren Sonntag Ende Juli – es war nicht mal richtig schönes Wetter allerorts – alles angerichtet für ein richtiges Fußballfest! Um 15:30 Uhr zum Vorspiel BW Lohne gegen FCA in der ersten Runde des DFB-Pokals und direkt im Anschluss gab’s den Klassiker: England – Deutschland im ausverkauften Wembley-Stadion zum EM-Endspiel. Famos! Zudem: Sideris Tasiadis als waschechter Augsburger mit der Goldmedaille bei der Heim-Kanu-WM 2022. Was für ein wilder Tag!
Doch lasst uns nun einmal betrachten – da wir uns nun mal FCA-Fanblog schimpfen – was der FC Augsburg an diesem rasanten Sonntag so geleistet hat. Eine Zusammenfassung der Ereignisse:
Glückwunsch, Sidi! (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)
Vor dem Spiel
Kurz vor dem Spiel wurde bekannt, dass Mads Pedersen wegen Knieproblemen kurzfristig passen musste. Weiterhin standen alle drei Neuzugänge – Demirovic, Bauer und Rexhbecaj – in der Startelf. Enno Maaßen hatte sich vor dem Spiel bereits in die Karten schauen lassen und das Geheimnis gelüftet, dass „Giki“ im Tor stehen wird. Als zweiter Torhüter nahm Daniel Klein auf der Bank Platz, dies drückt dann wohl auch aus, dass der 21jährige nun in der Rangordnung der neue zweite Keeper ist. Bis auf Pedersen, Strobl, Günther, Vargas, Oxford und Petkov standen Maaßen alle Spieler zur Verfügung. Enno Maaßen setzte gegen den Pokalneuling wieder auf sein favorisiertes 3-4-1-2, mit den zwei Spitzen Hahn und Demirovic sowie gleich dahinter Mittelfeldmotor Maier.
Der Kicker hatte zuletzt in der Kategorie „Wir wollten’s wissen“ an die Leserinnen und Leser die Frage gestellt: Welche Bundesligisten scheiden in der ersten Pokalrunde aus? Mit nur 5,2 Prozent wurde der FCA am viertwenigsten genannt. Nur Union (4,5%), RB Leipzig (3,5%) und Gladbach (2,5%) wurden noch weniger genannt. Schiedsrichter der Partie war übrigens der gebürtige Bremer Sven Waschitzki-Günther (35).
Lohne-Coach Rießelmann (39) über seinen Matchplan: „Wir wollen sehr mannorientiert spielen und sie im direkten Duell jagen. Dazu müssen wir natürlich auch selbst unsere Nadelstiche setzen. Aber wichtig ist, dass wir unsere Etappenziele erreichen. Erst mal geht es darum, in den ersten 20 Minuten die Null zu halten. Dann kann es für Augsburg schon ekliger werden. Danach arbeiten wir uns zum nächsten Ziel vor.“ Er schätze, bei 100 Partien gegen den FCA gewinne 99x der Bundesligist – es benötige daher den idealen Tag, um diese zu schlagen.
BW Lohne bei der DFB Pokal Auslosung – eine große Sache für den niedersächsischen Regionalligisten! (Photo by Christof Koepsel/Getty Images for DFB)
Erste Halbzeit
Es dürfte dem FCA eine Warnung gewesen sein, dass sich im Vorfeld der Partie bereits Leverkusen, Fürth und Köln aus der laufenden Pokalrunde verabschieden mussten. Umso ernster musste man den Regionalliga-Aufsteiger aus Niedersachsen – BW Lohne – nehmen. Lohnes Trainer Rießelmann: „Wir glauben an unsere Minimalchance.“ Und so spielten sie auch – zumindest bis zur 60. Minute. Lohne begannen mit einem 3-4-3, mit drei früh anlaufenden Offensivspielern an der Spitze. Der FCA sollte übrigens nicht versuchen, sich ins Elfmeterschießen zu retten, denn auf Seiten von Lohne steht mit Bollmann ein richtiger Elfmeterheld im Tor. Im Pokalfinale gegen den Heeslinger SC hielt er ganze drei Elfmeter. An diesem Sonntagnachmittag spielte er mit verletztem Finger.
Im Heinz-Dettmer-Stadion zu Lohne herrschte auch bei Nieselregen eine gute Atmosphäre: Sowohl die 420 mitgereisten FCA-Fans (bei 500 bereitgestellten Karten) sorgten für ordentlich Stimmung, als auch die zahlreich erschienen Heimfans. Insgesamt sahen die Partie 4.150 ZuschauerInnen vor Ort. Zu Beginn der Partie noch eine Trauerminute für den kürzlich verstorbenen Uwe Seeler und dann rollte der Ball auch schon. Die ersten kleinen Torannäherungen waren BW Lohne zuzuschreiben, die mutig nach vorne spielten.
Hier bemerkenswert auch die Unsicherheit von Augsburg Keeper Gikiewicz. Zweimal in der ersten Halbzeit eilte dieser aus dem Kasten, zweimal kam er nicht an den Ball. Er war tatsächlich eher ein Risikofaktor in der Defensive. In der 17. Minute dann die erste dicke Chance der Augsburger, doch Hahn köpfte den Ball knapp übers Gebälk. Auch in der 31. Spielminute war Hahn im Fokus, diesmal setzte er eine Verlängerung von Caligiuri an den Pfosten. Und dann war auch schon Halbzeit. Kurzes Zwischenfazit: Spielerisch war das echt noch äußerst mau gegen den gut aufgelegten Viertligisten. Für Lohne hatte sich das Spiel jetzt quasi schon rentiert… ohne Gegentor ging es also in die Halbzeitpause. Die Stimmung weiterhin gut in Lohne! Durchschnaufen, weitermachen.
Zweite Halbzeit
Auf beiden Seiten keine Wechsel und direkt ging es munter los – trotz einsetzendem Regen. Der aufgerückte Felix Uduokhai mit der Chance, jedoch konnte Keeper Bollmann entschärfen. Der zunehmende Augsburger Druck sollte sich bald auszahlen: In der 51. Minute wurde dem FCA ein Freistoß zugesprochen, Caligiuri und Maier waren die potenziellen Schützen. Man sah schon, der Arne machts. Und anstatt die Flanke zu wählen, brachte Maier den Ball aus rund 25 Metern auf den rechten Pfosten – und traf. Was für ein krummes Ding! Was für eine Schlitzohrigkeit vom Mittelfeldspieler. Schön hatte er die schlecht positionierte Mauer ausgeguckt und den ebenso ungünstig positionierten Lohne-Keeper Bollmann- zack, Tor. 1:0 – und der FCA war dran. Rexhbecaj hätte in der 53. Minute direkt erhöhen können, doch sein Kopfball ging knapp am linken Pfosten vorbei.
Das war dann auch seine letzte Aktion, denn Enno Maaßen wechselte zweimal. Jensen kam für Demirovic, Niederlechner für Rexhbecaj. Die Folge: Maier zog sich etwas zurück, Jensen übernahm für ihn im offensiven Mittelfeld. Niederlechner agierte dann als zweite Spitze neben Hahn. Nach den beiden Wechselunterbrechungen kam Lohne erstmals in Halbzeit zwei zu Chancen. Der eingewechselte Neziri brachte einen Ball in den Strafraum der Augsburger, Freund und Feind segelten jedoch vorbei. Im Anschluss probierte es ebenjener Neziri noch mit einem Distanzschuss, der aber leichte Beute für Augsburg-Goalie Gikiewicz war.
In der 69. Spielminute dann das 2:0: Kapitän Gouweleeuw mit der Spieleröffnung, der lange Ball wurde von Niederlechner per Hacke verlängert und Jensen verlud Keeper Bollmann – ganz easy sah das aus und schob ein. Es passierte sodann nicht mehr viel, in Minute 76 machte „Hahno“ Platz für Pepi, ein ebenfalls positionsgetreuer Wechsel. In der 81. Minute erzielte Niederlechner das 3:0 für den FCA und Pepi war maßgeblich beteiligt, in dem er den Ball nach vorne trug, Jensen in Szene setzte, der wiederum blitzschnell auf Niederlechner ablegte. Keine große Mühe für die Nummer 7 der Augsburger. Er musste nur noch ins Tor schieben.
Lohne hatte nun reichlich Mühe, versuchte nach vorne zu kommen, doch blieb meist im Mittelfeld an einem FCA-Spieler hängen. Malone und Zehnter bekamen noch drei Minuten Spielzeit von Coach Maaßen zugestanden. Erstgenannter stand mit seinem ersten Ballkontakt direkt im Mittelpunkt: In Minute 89 unterlief Verteidiger Düker ein Fauxpas, er köpfte direkt auf Malone und dieser ließ sich nicht zweimal bitten. Eiskalt schob er mit seinem rechten Fuß ein. Der Schiedsrichter pfiff sehr pünktlich ohne große Nachspielzeit ab. Der Stadionsprecher der Lohner spendete Applaus für die zweiten Sieger des heutigen Abends: „Männer, geile Leistung!“ Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Erkenntnisse
Am Ende konnte man sagen: Pflichtaufgabe erledigt. Jedoch ohne großen Glanz oder Glamour. In der ersten Halbzeit gewann Lohne mehr Zweikämpfe, Augsburg fiel vorne nicht viel ein gegen einen motivierten Viertligisten. Wenn vorne dennoch mal was ging, mangelte es an Präzision. „Ich denke, dass unsere Taktik aufgegangen ist. Wir haben einem Bundesligisten das Leben sehr schwer gemacht“, so Heimtrainer Rießelmann. Bis zur 51. Minute hielt der Regionalligist das 0:0, setzte selbst einige wenige Nadelstiche. Nach dem Gegentor wurden die Beine des Gegners jedoch immer schwerer, dies machte es den Augsburgern dann auch einfacher im weiteren Spielverlauf.
Was auffiel: Die Wechsel saßen. Jensen kam rein und – traf. Niederlechner und Malone ebenfalls. Jensen, Niederlechner und Pepi als Einwechselspieler glänzten zudem als Vorbereiter. Gerade Jensen gefiel in offensiver Rolle und ist s0 definitiv eine Option für die Startelf am ersten Spieltag gegen Freiburg. Ein Blick auf die Statistiken: 19 Torschüsse, 507 gespielte Pässe, 79% Ballbesitz und eine Zweikampfquote von 62 Prozent. Mit 80 gespielten Pässen und 89 Ballkontakten war Carlos Gruezo heimliche Passmaschine des FCA bei einer Passgenauigkeit von rund 86 Prozent. Ganz stark hier auch Neuzugang Maxi Bauer mit 87 Prozent an angekommenen Pässen und 78 gespielten Bällen. Felix Uduokhai überzeugte hingegen mit einer starken Zweikampfquote von 82 Prozent.
Die erste Halbzeit entwickelte der FCA nur über Standards Gefahr, ein altbekanntes Thema, dies hat sich auch in der Vorbereitung des Öfteren gezeigt. Als der FCA jedoch – und er war völlig dazu in der Lage – einen Gang höher schaltete, kam der Erfolg fast von selbst. Zumindest ging es den Augsburgern dann deutlich leichter von der Hand. Ein großer Faktor hier Taktgeber Maier, aber auch in seinem Schatten Abräumer Gruezo. Die Hereinnahme von Freddy Jensen war wie eine Prophezeiung, die sich bewahrheitet hat. Der Junge hat unglaublich viel Talent und zeigte sehr viel davon am Sonntagnachmittag in Lohne. Hoffen wir dringend, dass Freddy fit bleibt! Die Abwehr stand stabil, sehr überzeugend hier auch Youngster Bauer, der erstmal die Nase vorne hat im Duell um den dritten Platz in der Dreierkette (vor Winther).
Leitete mit seinem cleveren Freistoß zum 1:0 den Erstrundensieg ein: Arne Maier. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)
Fazit
Das große Manko, dass die Stürmer nicht treffen, hatten wir zuletzt moniert. Dies war hoffentlich der Knotenlöser, meinetwegen soll sich dies gegen Freiburg einfach so fortsetzen. Die Optionen auf der Bank zündeten, das macht Mut und tut gut. Jensen als die eine Waffe, Malone als die zweite. Ein Ballkontakt und der Ball ist drin – Abstaubergen vorhanden, würde ich sagen. Enno Maaßen lobte nach der Partie: „Maurice stand nach seiner Einwechslung genau richtig. Es freut mich, dass er mit seinem Tor eine gute Vorbereitung abrundet.“ Pepi glänzte als Vorlagengeber. Ausschließlich Demirovic blieb blass und den Erwartungen ein wenig hinterher. Rexhbecaj wird noch Zeit zur Eingewöhnung brauchen, da kam das Spiel gegen Lohne gerade recht, um langsam reinzukommen, um beim FCA anzukommen.
Generell kann man zusammenfassend wohl sagen: Ein gutes Pferd springt nicht höher als es muss. Dass der FCA ein gutes Pferd ist, muss er aber noch nachhaltig beweisen. Beim Viertligisten ist dem FCA dies wegen einer Leistungssteigerung in Halbzwei zwei geglückt. Blau-Weiß Lohne hat zwar nicht das Unmögliche möglich gemacht, aber sehr viel Sympathien gewonnen. Drücken wir nun unseren guten Gastgebern aus dem Norden die Daumen für ihre erste Regionalliga-Saison! Ich lasse die finalen Worte nun Lohne-Trainer Rießelmann:
„Ich bin aber unheimlich stolz, nicht nur, was die Mannschaft im Spiel geleistet hat, sondern auch, was wir als Verein hier auf die Beine gestellt haben. Das macht Lust auf mehr.“
Dieser Beitrag wird freundlichst präsentiert vom August Gin, denn wenn der August dabei ist, dann ist auswärts wie ein Heimspiel.
Der Weg nach Steinbach ist wahrlich beschwerlich, denn 460km einfache Fahrt müssen erst einmal überwunden werden, und die Terminierung auf Sonntagnachmittag 15:30 Uhr ist nicht gerade fanfreundlich. Es hätte dennoch schlimmer kommen können für den FC Augsburg und vor allem für mich. Von Frankfurt aus, wo ich immer noch wohne, sind es gerade einmal 110km einfach und das erste Pflichtspiel hat genügend Magnetwirkung, um mich diesen Ausflug unternehmen zu lassen. Neben dem Erreichen der zweiten Pokalrunde erhoffe ich mir fußballromantische Stimmung abseits der durch und durch kommerzialisierten Bundesliga. Ein wenig Rosenaustimmung, ohne die langen Schlangen am Bierstand. Dazu ein wohl nicht allzu sportlich attraktives Spiel mit dem besseren Ende für uns. Insgesamt einen positiven Start in die Spielzeit 2018/19 mit der Hoffnung im Pokal mal wieder zu überwintern.
Die Fahrt geht los am späten Vormittag mit der Straßenbahn und S-Bahn Richtung Frankfurter Hauptbahnhof, wo dann auch schon die Crew für diesen Tag wartet. Stephan und Felix haben den Weg aus Augsburg und München auf sich genommen, während der Basti sich aus Mannheim zu uns gesellt hat und Tobi genau wie ich in Frankfurt wohnt. Zu fünft geht es erst im Regionalexpress nach Wetzlar und von da aus – nach einem Umstieg, den die Deutsche Bahn kurzfristig in unseren Fahrplan eingebaut hat, wie eine Verletzung kurz vor Anpfiff – nach Haiger. Fünf Personen ist die perfekte Größe für unsere Reisegruppe, wenn dann doch mal einer biseln muss und können wir so beim Schafkopf einfach durchwechseln.
In Haiger angekommen, wundern wir uns etwas, dass gar so wenige mit uns aussteigen. Der Bahnhof ist heruntergekommen und verlassen. Nur einige abgebrannte Pyros deuten schon auf spätere Geschehnisse hin und zeugen davon, dass jemand mit ähnlichen Interessen vor uns dagewesen sein mag. Vom Bahnhof weg sind es ca. 30 Minuten zu Fuß und wir wundern uns, dass es eigentlich nur Berg auf gehen mag, bevor wir am Stadion feststellen, dass der TSV Steinbach auch an diesem Tag nur einen Eingang für all seine Heimfans geöffnet hat. Wir reihen uns artig ein, hatten wir uns doch vor lauter Vorfreude direkt im Steinbacher Vorverkauf mit Karten eingedeckt, weil wir gedacht hatten, dass wir Augsburger das Gästekontingent voll ausschöpfen würden und es Probleme geben könnte, an Gästetickets zu kommen. Es konnte ja keiner ahnen, dass der TSV Steinbach mehr als doppelt so viele Karten wie vorgeschrieben bereitstellen würde. Und die Angst keine Karte zu bekommen, ist seit der #keineSau-Saison bei uns allen noch präsent. Spätestens seit Liverpool sind wir vorsichtig geworden und geblieben.
Der TSV Steinbach spielt auf einem Sportplatz. Auf der Gegengerade stehen gerade mal ein paar wenige tribünenähnliche Bauten, die aus Paletten zusammen gezimmert wurden. Wir laufen einfach am Zaun entlang und die Stimmung ist überaus entspannt. Die Spielerbänke sind auf der Gegengerade angesiedelt und wir suchen uns einen Platz nicht weit entfernt von der Gästebank, von wo aus wir Manuel Baum hilfreiche Tipps bzgl. der Kommunikation mit dem Linienrichter geben können (er hatte leider keine Zeit sich hinterher dafür zu bedanken). Hinter uns geht es nach zwei Metern den Graben hinunter. Abgezäunt ist die ganze Anlage nicht konsequent. Wir hätten rücklings von einem wilden Tier angefallen werden können, während wir gebannt von der Pokalschlacht das Spiel beobachten. Das ist natürlich nicht passiert. Die größte Gefahr waren wir immer noch selbst für uns, indem wir unnötig Bier über andere Mitglieder der Reisegruppe verkleckert haben.
Das Spiel selbst ist schnell zusammengefasst. In der ersten Halbzeit hat der FCA defensiv quasi nichts zugelassen und hat vorne durch Marco Richter eine Nachlässigkeit der Steinbacher Abwehr ausgenutzt. Wie ich später in der Zusammenfassung sehen konnte, hatte Marco zum Zeitpunkt des Torabschlusses genau so viel Platz wie ich gleichzeitig am Bierstand. Instinktiv haben wir beide in diesem Augenblick das richtige getan. Man hat den Treffer am Bierstand überhaupt nicht mitbekommen und wir haben bei unserer Rückkehr gedacht, wir würden verarscht. Erstes Tor der Saison – eiskalt verpasst. In der zweiten Halbzeit ging es dann spannender zu. Der FCA kassierte nach einem krassen Stellungsfehler von Martin Hinteregger nach einem Standard den Ausgleich, Andreas Luthe musste in mehreren brenzligen Situationen retten und das Spiel hätte kippen können. Danach machte André Hahn das, was Manuel Baum ihm von der Seitenlinie aus vorher zugerufen hatte. „André, geh rein, Du bist zuständig dafür Tore zu machen“. André ging rein und köpfte eine Max-Flanke (wer sonst) zum 2:1 in die Maschen. Mangelnde Chancenverwertung konnte man an diesem Tag nur den Steinbachern vorwerfen. Der FCA erspielte sich einfach zu wenige. Am Ende brachte man das Ergebnis über die Zeit und darf sich auf die Auslosung der zweiten Runde am Sonntag freuen.
Abseits der sportlich schwer zu beurteilenden Leistung, die einige Fragen aufwirft und sicher nicht vollends überzeugen konnte, hätte zumindest unsere Gruppe kein Spiel besser auf die neue Saison einstimmen können. Auswärts auf einen Sportplatz, an dem noch die Essenz des Spiels im Vordergrund steht und der Unterschied zwischen Sieg und Niederlage sehr gering war, hat es uns alle fünf direkt wieder gepackt. Euphorisch träumten wir direkt von neuen Abenteuern und verabredeten uns lose für die zweite Pokalrunde oder andere Auswärtsspiele. Ich bin mir sicher: in Berlin wären wir allesamt dabei. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Derweil habe ich mit dem FCA mittlerweile schon so viele erste Male erlebt, dass ich gerne auch an die Möglichkeit eines solchen Ausflugs glauben möchte, zumindest immer wieder zu Saisonbeginn und diesmal erfreulicherweise auch noch nach der ersten Pokalrunde. Wie ich mich freuen würde, wenn diese Saison noch ein oder zwei solcher Abenteuer bereithalten würde.
Wenige Eindrücke in Bilderform gibt es auf meinem Instagram Account.
Nun ist es endlich soweit. Vorbei die Zeiten ergebnisloser Testspiele, vorbei all das Vorgeplänkel. Was auch immer in der Vorbereitung geschah, zählt nichts, denn Test- und Pflichtspiele, das lernten wir gestern, sind zwei unterschiedliche Paar Stiefel.
Die Ausgangslage
DFB-Pokal, erste Runde. Alle Uhren werden auf Null gestellt. Was vor 3 Jahren in Magdeburg geschah, ist vergessen – naja, nicht ganz, aber zumindest theoretisch. Denn von den Akteuren von damals, standen gestern nur Marwin Hitz und Daniel Baier im Aufgebot des FC Augsburg. Personell konnte man auf fast alles zurückgreifen, was man im Kader hat. Ji, Caiuby, Stafylidis, Bobadilla und Kacar – so der FC Augsburg per Twitter – ließ man angeschlagen in Augsburg zurück.
Die Aufstellung war dementsprechend ohne größere Überraschungen. Man spielte gegen eine offensiv ausgerichtete Mannschaft wie dem 1. FC Magdeburg mit dem bewährten 4-2-3-1. Vor Marwin Hitz, der im Pokal starten durfte, fanden sich Max, Gouweleeuw, Hinteregger und Framberger ein. Die Doppelsechs belegten Neu-Kapitän Baier und Neu-Zugang Khedira. Davor agierten Heller auf Links, Gregoritsch als fluider Zehner und Schmid auf Rechts. Im Sturm, wer sonst, Alfred Finnbogason.
Das Ergebnis
Nicht unverdient blieb auch der zweite Betriebsausflug nach Magdeburg erfolglos. 2:0 stand nach 90 Minuten auf der Anzeigetafel der MDCC-Arena, nachdem – wie schon vor 3 Jahren – Christian Beck das erste Tor markierte, und Tobias Schwede mit dem Empty Netter die Sache besiegelte.
Über die gesamte Spielzeit hinweg waren die Magdeburger agiler, bissiger und wurden am Ende zurecht für ihr forsches, offensives Auftreten belohnt. Von einem Klassenunterschied war nichts zu sehen und auch die Spieldaten, die einen ausgeglichenen Ballbesitz, jedoch fast ein Drittel mehr Torschüsse und deutlich mehr gewonnene Zweikämpfe auf Magdeburger Seite auswiesen, zeugen davon, dass der FCA nicht nur gefühlt diesem Spiel hinterherlief.
Worüber wird diskutiert?
Sicherlich hätte das Spiel eine andere Wendung genommen, wäre in der 71. Minute ein Strafstoß für Augsburg gepfiffen worden, nachdem ein Schuss von Sergio Cordova im Strafraum mit der Hand abgewehrt wurde. Die Handbewegung war unnatürlich, der Arm vergrößerte die Körperfläche und eine so schlechte Sicht hatte auch Schiedsrichter Guido Winkmann nicht. Dennoch: Sich hieran festzuklammern würde dem gesamten Spielverlauf nur bedingt gerecht werden, denn – Strafstoß hin oder her – die Magdeburger waren schlichtweg die bessere Mannschaft.
Mehr Diskussionsbedarf sollte vor allem die komplett verkorkste Spieleröffnung bieten. Natürlich stellte auch Manuel Baum seine Mannschaft auf forsch auftretende Magdeburger ein, die den Gegner früh anlaufen würden und deren Spiel auf Pressing ausgelegt ist. Aber was der FC Augsburg dann auf den Platz brachte, war das komplette Gegenteil von dem, was wir in der Vorbereitung sehen konnten: Die konzentrierten, strukturierten Spieleröffnungen, sei es über Daniel Baier aus dem Zentrum, über Philipp Max und Raphael Framberger über die Außen oder als Ultima Ratio über Marwin Hitz, konnte man in diesem DFB-Pokalspiel gegen Magdeburg an einer Hand abzählen.
Was war gut?
Um den Teufel an die Wand zu malen wäre es jedoch zu früh, denn auch wenn man nun auch 2018 im Mai keine Fahrt nach Berlin buchen kann, gab es im Spiel des FC Augsburg gegen den 1. FC Magdeburg auch ein paar wenige Lichtblicke.
Vor allem vorne und hinten stimmte es: Marwin Hitz, auch wenn er in zwei Situationen für ihn unübliche Wackler im Stellungsspiel vorwies, überzeugte wie man es von ihm gewohnt war. Es wird schwer werden für Fabian Giefer und Andreas Luthe an so einem Hitz vorbeizukommen und Ansprüche auf den Stammplatz im Tor des FC Augsburg anzumelden.
Auch Alfred Finnbogason wusste zu überzeugen, zwar nicht als Torschütze, aber er war einer der wenigen auf dem Platz, die durch kluge Pässe auf seine Mitspieler auffielen. Zudem arbeitete der Isländer nach hinten überragend mit und hatte mehr auffällige Aktionen am eigenen Strafraum als am gegnerischen. Ebenfalls positiv fiel Jonathan Schmid auf, der endlich nicht aus seinem Tempo Kapital schlagen konnte, sondern auch ordentliche Chancen erarbeitete und sich technisch stark durchsetzte.
Was war schlecht?
Und da wären wir auch schon beim großen Aber. Denn auch ein solide spielender und in der Rückwärtsbewegung mitdenkender Sturm wird auf die Dauer einer Bundesligasaison sein Geld kaum wert sein, wenn er vorne keine Buden schießt. Beim FC Augsburg mangelte es gestern nicht nur im Spielaufbau, auch – und da schließt man lückenlos an die vergangene Saison an – in der Chancenverwertung gibt es massig Luft nach oben. Die wenigen Möglichkeiten, die man sich über 90 Minuten erarbeitete, blieben ungenutzt.
Nicht ganz unschuldig an dem durchwachsenen Ergebnis sind auch die Neuzugänge – oder besser: deren Integration. Mit Raphael Framberger, Rani Khedira, Michael Gregoritsch und Marcel Heller standen gleich vier Spieler in der Startelf des FC Augsburg, die es in vergangenen nicht taten. Allen merkte man an, dass das Getriebe noch nicht so reibungslos schnurrt, wie es müsste, um einen Gegner wie den 1. FC Magdeburg vor heimischem Publikum zu schlagen – oder in der Bundesliga zu bestehen.
Was passiert als nächstes?
Schon in einer Woche, am kommenden Samstag, trifft man nun auf den anderen großen Verlierer der ersten DFB-Pokalrunde: Den Hamburger SV. Dass es auch dort nicht rund lief, zeigt zum einen das Spiel gegen Osnabrück, bei dem man sich in 70. Minuten gegen eine dezimierte Mannschaft hat vorführen lassen.
Doch nur weil die anderen auch schlecht waren, sollte einem kein unnötiges Selbstbewusstsein geben. Wir spielen auswärts, es ist der erste Spieltag. Beides Faktoren, die in der Vergangenheit nicht dazu führten, dass der FC Augsburg sich eine Spielhoheit erarbeiten konnte.
Und auf den Business Seats?
Neben dem üblichen Gegrantel über das frühe Ausscheiden im DFB-Pokal auf der einen Seite, gab es auch viel wohltuendes Relativieren auf der anderen. Undankbar ist es, gegen einen Drittligisten antreten zu müssen, die schon vier Pflichtspiele machen und aus den Fehlern lernen durften. Und außerdem wurde man doch auch nach der letzten Pokalpleite in Magdeburg am Ende der Saison Fünfter und spielte danach europäisch. Aha, okay. Das gute Omen nehmen wir gerne so mit in die Saison.
Doch nicht nur das schlechte Abschneiden der Mannschaft in Magdeburg sorgte am gestrigen Abend für Irritationen. Aus dem Off – oder vielmehr auf Instagram – meldete sich Kostas Stafylidis zu Wort und postete:
Topfit? Gesund? In der Info des Vereins (s. oben) hieß es noch, der Grieche sei angeschlagen zuhause gelassen worden. Wie es scheint, bahnt sich zwischen dem FC Augsburg und Stafylidis ein Rosenkrieg an. Wechselgerüchte, sogar dass der Linksverteidiger zum HSV gehen soll, gibt es zur Genüge, und dass der Verein Spieler, die in Transferverhandlungen stehen nicht auflaufen lässt, ist auch keine Neuigkeit. Aber die Info, Stafylidis sei angeschlagen, war unsinnig. Schließlich erwähnte man in der Meldung ja auch Usami, Teigl, JICB oder Leitner nicht, die ebenfalls nicht in Magdeburg dabei waren. Ebenso unsinnig erscheint einem auch der Post von Stafylidis, mit dem er nun leben muss. Wenn es eine Trennung gibt, ist das manchmal einfach so. Beide Seiten sollten sich aber nun darauf verständigen, welche Art der Trennung es werden wird.
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