Ausgeglichen

Viel wurde vor dem Spiel in Bochum geredet über die Wichtigkeit der Partie. „Big Points“ gab es in Bochum zu holen, mal wieder 3 an der Zahl für den Gewinner der Partie. Alles in allem war der Vergleich mit dem VfL damit auch nichts anderes als eine stinknormale Bundesligapartie, gerade wo beide Teams ordentlich Abstand zu den Abstiegsrängen haben und nicht direkt durch ein schlechtes Ergebnis in die Gefahrenzone rutschen.

Für den FCA war die Partie dann doch wegweisend, weil man aus den Partien gegen Leverkusen und Bayern nur bedingt schlau wird. Zu gut war der Gegner (Leverkusen), zu speziell die Umstände (Bayern). Gerade auswärts tat sich der FCA bisher in dieser Saison immer schwer, auch in den Partien, die er schlussendlich gewann. Das sollte auch gegen Bochum so bleiben. Die Tabelle lügt zu diesem Zeitpunkt der Saison nicht mehr, die Teams waren auf Augenhöhe und Kleinigkeiten drückten dem Spiel ihren Stempel auf. Am Ende trennte man sich in diesem schwierigen Auswärtsspiel 1:1 und der FCA reiste mit erhobenem Kopf zurück nach Augsburg. Ein paar Themen, über die sich das Trainerteam den Kopf zerbrechen darf, nimmt er aber mit nach Hause:

Der Standard

Es ist ja klar: Wenn Du im Winter einen Standard-Trainer verpflichtest und ab diesem Moment ständig Standard-Tore kassierst, dann wird über Standards gesprochen. Der FCA hat mal wieder nicht zu null gespielt, weil er ein Standard-Gegentor kassierte. Nach einer Ecke. Neuigkeit, oh Neuigkeit. Der Bochumer Stürmer war nach dem missglückten Abwehrversuch von Demirovic (jeder darf einmal) so blank, dass er im Augsburger Sechzehner unbedrängt den Seitfallzieher auspacken und die Pille versenken konnte. Schönes Tor auf Einladung des FCA.

Nun hat Jess Thorup eine Stammelf, das Gegentor fiel erneut in der ersten Hälfte und Automatismen sollten langsam an der ein oder anderen Stelle greifen. Hier nicht. Es machte die Sache dann auch nicht besser, dass der FCA hierdurch mal wieder einem Rückstand hinterherlaufen musste (wann eigentlich zuletzt nicht?). So wird es schwierig auswärts zu überzeugen. Und all das nur, weil ganz grundsätzliche Dinge nicht funktionieren. Meine Hoffnungen liegen auf Lars Knudsen, dem ich nach seinem Wechsel nach Augsburg noch etwas mehr Zeit gebe, um Ergebnisse zu liefern. Wer hätte gedacht, dass ein Standardtrainer der wichtigste Neuzugang des Winters sein könnte?

Harmlosigkeit

Der FC Augsburg der ersten Hälfte in Bochum war danach auch einer der Harmlosigkeit. Die Mannschaft fand keinen richtigen Zug zum Tor und war höchst ungefährlich. Im Quervergleich erinnerte die Partie damit sehr an das Aufeinandertreffen mit Borussia Mönchengladbach. Auch dort kassierte man in der ersten Hälfte ein Gegentor. Auch dort war man ansonsten in Halbzeit 1 ungefährlich.

Spitz auf Knopf. Das war eine ausgeglichene Partie gegen Bochum. (Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Beim FC Augsburg wirft das Fragen auf. Warum findet man in Halbzeit 1 nicht besser ins Spiel? Eventuell sollte Jess Thorup mehr rotieren und einen formstarken Spieler von der Bank bringen, der den ein oder anderen Impuls setzen kann. Nach der Partie gegen Bochum könnte ich mir vorstellen, dass Arne Maier bald mal eine Chance von Beginn an erhält, weil sein Pfostenschuss und der Abschluss, der zum Elfmeter führte, mit am meisten Gefahr in der Schlussphase nach sich zogen. Insgesamt hat Jess Thorup die Aufgabe, zu rechtfertigen, wie das Team so harmlos sein kann, wo er so viele qualitativ hochwertige Optionen im Kader hat. Wir werden sehen, wie er dieses Thema in den nächsten Partien angeht.

Momentum

Auch die zweite Hälfte hatte dann Ähnlichkeit mit dem Spiel in Gladbach. Thorup ist in der Lage über Anpassungen dafür zu sorgen, dass sein Team die Oberhand gewinnt. Am Ende des Tages verbuchte der FCA mehr Ballbesitz, einen höheren xG-Wert und mehr Schüsse als die Bochumer. Warum das erst ab Halbzeit 2 so richtig fruchtete bleibt ein Mysterium.

Thomas Letsch, dem Bochumer Trainer, ist dann im Verlauf der zweiten Halbzeit nichts besseres eingefallen als mit seinen Wechseln ein ums andere Mal die eigene Defensive zu stärken. Letsch gestand seinen Fehler nach dem Spiel ein, indem er sagte: „Ich habe es verbockt.“ Sich hinten einzumauern kostet in der Bundesliga regelmäßig Punkte und ist nun auch in Bochum angekommen. Ein Kompliment an Thorup, mit seinen Umstellungen Letsch an diesen Punkt gebracht zu haben. Nicht vorenthalten will ich an dieser Stelle, dass Letsch auch einfach Pech hatte. Seine Spieler nutzen zwei Konterchancen nicht aus und hätten die Partie entscheiden können.

Verdient

Am Ende des Tages ist das Unentschieden für alle Parteien das verdiente Ergebnis, genau wie auch der Elfmeter berechtigt und Demirovic überzeugend verwandelt hat. Jedes Team konnte der Partie eine Halbzeit lang seinen Stempel aufdrücken, Bochum ist ein stabiles Erstliga-Team, gegen das es vor allem auswärts schwer zu bestehen ist.

Für den FCA bleibt es mit diesem Ergebnis auch leicht die Ruhe zu bewahren. Das Team hat wieder einmal gezeigt, dass es über die volle Spielzeit nicht aufsteckt. Man sieht insgesamt klar die Handschrift des Trainers. Der hat eigentlich nur eine wichtige Aufgabe: In der ersten Halbzeit so zu starten wie meist dann erst in der zweiten. Und schon wird sich der Rest ergeben.

Von Gladbach nach Gladbach

Wer hier schon länger mitliest, die weiß, dass Auswärtsfahrten nach Gladbach meine persönliche Nemesis sind. Ja, der FCA hat schon in Gladbach gewonnen. Ich habe gelesen, das dies zuletzt – vor dem gestrigen Tag – in 2015 der Fall war und es würde mich nicht wundern, wenn es so lange her war. Ich war nicht bei jedem Auswärtsspiel in Gladbach, aber oft genug. Es lief meist scheiße. Ich habe Koubeks Slapstickgegentor in Gladbach genauso live gesehen, wie den verkackten Saisonabschluss in der letzten Saison.

Ich kann es trotzdem nicht lassen nach Gladbach zu fahren. Gestern war ich dort mit einem meiner besten Freunde und meine Anmoderation war sinngemäß: Genieß den Apfelpfannkuchen vorher, danach wird es meist schlechter. Die Apfelpfannkuchen sind wirklich gut. Gestern waren sie nicht das alleinige Highlight.

Auf Augenhöhe?

Rein aus sportlicher Sicht – und ohne näher darauf eingehen zu wollen, warum ich mich mit diesen Auswärtsspielen oftmals gequält habe – halte ich die Spiele gegen Gladbach grundsätzlich für spannend. Die Borussia (die im Gegensatz zur anderen Borussia aus Dortmund unter borussia.de zu finden ist) ist ein Club, der auch darauf angewiesen ist, dass gut gearbeitet wird und ansonsten in Nöte gerät. Damit gehört der Club nicht mehr in die Riege um den FCB, BVBV, RBL oder auch Leverkusen. Es steckt kein Großkonzern dahinter und Champions League passiert nur selten.

Für den FCA ist Gladbach, ein großer Traditionsverein mit irrem Einzugsgebiet aber ohne Investoren im Hintergrund, damit so etwas wie der Club, der aufzeigt, wie gut es maximal werden kann. Wenn es beim FCA in den nächsten Jahrzehnten überaus positiv verläuft, dann ist eine Entwicklung in Richtung des Gladbacher Status das Maximale der Gefühle.

Demirovic mit Feuer. (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Entwicklung

Als ich in der letzten Woche geschrieben hatte, warum ich das Spiel gegen Leverkusen für nicht so wichtig erachtet hatte, wollte ich die Bedeutung des Auswärtsspiels in Gladbach nicht überhöhen. Einerseits war es für mich persönlich wichtig. Nemesis, kalte Füße, persönliches Wohlbefinden, etc. Andererseits hatte ich beschlossen das Spiel als den ultimativen Gradmesser für die Entwicklung seit dem letzten Auswärtsspiel in Gladbach heranzuziehen. Wie gut ist das Team von Jess Thorup wirklich geworden? Unter Enno Maaßen hatte man hier noch richtig verkackt.

Und auch diesmal lief nicht alles positiv. Ja, der FCA fängt sich immer noch unglückliche Gegentore nach Standards. Ja, man war in der ersten Halbzeit zu harmlos. Touché. Auf der anderen Seite hat das Team sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen lassen. Gladbach hatte zwar Abschlusschancen, aber keine hochkarätigen und die Gladbacher Offensivbemühungen wirkten auch genau so: bemüht. Derweil der FCA die Offensive nicht opferte und mit schönen Kombinationen Tore erzielen konnte. Aus dem Spiel heraus. Dabei hat man sich auch durch den zwischenzeitlichen Rückstand nicht nachhaltig aus der Ruhe bringen lassen, sondern zurück zum eigenen Konzept gefunden. Beeindruckend war zu sehen, wie man weiter mit gut abgestimmten Offensivpressing die Gladbacher vor Probleme stellte und nicht nur mehr lief als die Gladbacher, sondern auch mehr erfolgreiche Dribblings und Ecken hatte. Der FCA war die bessere Mannschaft an diesem Tag. Es ist ganz klar eine Entwicklung zu erkennen.

Auswärts: auf dem Weg zu Konstanz?

Andererseits, neben der Entwicklung vom letzten Auswärtsspiel in Gladbach zu diesem nun, war es für den FCA wichtig, die sportlichen Möglichkeiten auch auswärts verwirklichen zu können. Wenn die Gegner zu Hause Bayern und Leipzig und nun auswärts Bochum und Mainz sind, wird sich in den nächsten Wochen der weitere Weg der FCA in den Auswärtsspielen zeigen. Die Darbietungen zuletzt mit den Niederlagen in Bremen und Stuttgart bereiteten mir da schon einige Sorgen.

Kevin Mbabu stach aus einer guten Augsburger Mannschaft hervor. (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Auch in Gladbach sah es wieder so aus, als ob sich der FCA durch ein Gegentor aus dem Tritt bringen lassen würde. Auch in Gladbach ist die Kulisse eindrucksvoll und einschüchternd. Aber Thorup fand wohl gerade in der Halbzeit die richtigen Worte und die Mannschaft konnte die Partie drehen. Gladbach kam in Umschaltsituationen, aber der FCA konnte diese begrenzen. Und auch offensiv gab es immer wieder gute Ansätze. Das hatte gestern nichts mit Mauern und Lucky Punch zu tun. Das war so gewollt und gut umgesetzt. Und das brauchen wir jetzt auswärts öfters.

Intensität, Gleichgewicht und Klasse

Wie kann man als FCA-Fan an diesem Montag nicht positiv gestimmt sein? Der Lieblingsclub konnte gegen Gladbach viel von dem zusammen zeigen, was man beim FCA gerade auswärts oftmals vermisst hat. Einerseits passte die Intensität des Teams. Philipp Tietz‘ Kopfball zum 1:1 mag ich hier hervorheben. Geiler Typ. Andererseits hat die Mannschaft des FCA das Gleichgewicht zwischen Offensive und Defensive mittlerweile gut gefunden. Mit verantwortlich war gestern hierfür Elvis Rexhbecaj, der sich sehr gut sehr lange nah an der gelb-roten Karte bewegte, aber die Kontrolle über sein eigenes Schicksal und das Spiel behielt. Und wenn ich Ermedin Demirovic in der ersten Reihe anpressen und das Pressing steuern sehe, spüre ich Liebe. Zu Intensität und Gleichgewicht kommt Klasse dazu. Alles drei verkörperte Kevin Mbabu gestern perfekt. Klasse ist dann eben auch, wenn Du in der 90+4. Minute deinen Gegenspieler anwirfst, um eine Ecke zu ziehen, nachdem Du den ganzen Tage deine Seite beackert und ein Tor vorbereitet hast. Deckel drauf auf eine perfekte Auswärtsfahrt.

Ich bin froh, dass mit dem Sieg in Gladbach in der Rückrunde gar nicht erst eine negative Dynamik aufkommt. Dies hätte durch die Konstellation mit dem anstehenden Heimspiel gegen die Bayern schnell der Fall sein können. Dieser Sieg war damit umso wichtiger für die Gesamtkonstellation und ist wie der Sieg in Heidenheim ein Stützpfeiler für einen hoffentlich weiterhin positiven Saisonverlauf. Die Hoffnung hatte ich ja schon vorher. Jetzt kann man in Ruhe versuchen, die Bayern zu ärgern. Hauptsächlich geht es aber darum, in Ruhe weiter zu arbeiten und diese Momente des Erfolgs auch mal zu genießen und das Selbstvertrauen darauf mitzunehmen. Zumindest werde ich das diese Woche erstmal tun. Geiler FCA!

Jess, he can!

Neu-Coach Jess Thorup bestritt am gestrigen Samstag das zweite Pflichtspiel an der Seitenlinie des FCA. Und erstmals ein Heimspiel in der schmucken Augsburger Arena, die gestern kurzzeitig zur Festung wurde. Das Spiel gegen den VfL Wolfsburg war auch ein Spiel gegen einen direkten Tabellennachbarn.

Aufstellung

Never change a winning team – das Motto verfolgte Jess Thorup offensichtlich. Er vertraute seiner „Gewinner-Elf“, die in der vergangenen Woche furios nach Rückstand in Heidenheim gewann. Kapitän Ermedin Demirovic absolvierte sein 100. Bundesligaspiel, Defensivakteur Felix Uduokhai sein 100. Spiel für den FCA.

Bei der Ansetzung des Schiedsrichter-Gespanns lief es vielen Augsburg-Fans eiskalt den Rücken herunter, denn an Augsburger Spiele mit Daniel Schlager als leitenden Schiedsrichter auf dem Platz erinnert man sich hierzulande gar nicht gerne. Guido Winkmann bekleidete indes die Position des VAR im Kölner Keller.

Erste Halbzeit

Nun, besagter Schlager pfiff um 15:30 Uhr die Partie an. Die Aufstellung im 4-2-3-1 mit Tietz als einzige Spitze kam jedoch in der ersten Viertelstunde nicht zu nennenswerten Offensivaktionen, sondern verteidigte diszipliniert und bemühte sich um einen ordentlichen Spielaufbau. Die Wolfsburger drückten ein wenig mehr, allerdings auch ohne größere Torannäherungen.

In der 17. Spielminute sodann eine schöne Kombination der Augsburger: Jeffrey Gouweleeuw war als Abwehrspieler mit nach vorne geeilt und flankte von der Eckfahne aus klug in den Strafraum, dort stand Mittelstürmer Tietz und bugsierte den Ball noch vor dem Wolfsburger Lacroix ins gegnerische Tor. Ein schöner Spielzug!

Die kalte Dusche folgte in Minute 35 und äußerst chaotisch kam diese Spielsituation zustande: Paredes als ballführender Spieler wurde von mehreren Akteuren des FCA bedrängt, Niklas Dorsch grätschte den Ball im eigenen Strafraum unglücklich zu Wolfsburg-Goalgetter Jonas Wind, der gekonnt abgeklärt abschloss. 1:1 – Ausgleich, unglücklich im Zustandekommen, aber zu dem Zeitpunkt nicht unverdient.

Kurz vor der Halbzeitpause musste der FCA nochmal kurz durchatmen, denn Wimmer knallte nach einem Wolfsburger Angriff den Ball an die Latte. Doch wer dachte, dass das nochmal gut ausging und der FCA das 1:1 mit zum Pausentee nehmen würde, sah sich getäuscht. Denn besagter Hauptschiedsrichter Schlager entschied nach einem handelsüblichen Zweikampf zwischen Svanberg und Dorsch auf Elfmeter für Wolfsburg. Diese Entscheidung war mehr als fragwürdig, denn Svanberg suchte zum einen proaktiv den Kontakt und fädelte zudem geschickt bei Dorsch ein. Schade, dass Schlager sich die Szene nicht selbst ansah. Majer trat nach kurzen Diskussionen für den VfL vom Punkt an und versenkte die Kugel im linken unteren Toreck.

Und auch das war noch nicht das Ende der ersten Hälfte: In der fünften Minute der Nachspielzeit traf Pedersen Wimmer bei einem Konter deutlich am Fuß, der Ball war schon weg zu dem Zeitpunkt. Einige Augsburger protestieren vehement gegen den Freistoßpfiff. Schlager zog sofort den gelben Karton. Die Vehemenz der Augsburger Forderungen kann ich nicht so ganz nachvollziehen, denn hier hätte Schlager – ebenfalls nach einem notwendigen Review – gut und gerne die rote Karte zeigen können, wenn nicht müssen. Jeffrey Gouweleeuw sah für seinen verbalen Protest ebenfalls die gelbe Karte. Mit einem 1:2 ging es dann aber wirklich – nach einer zum Ende hin wilden ersten Hälfte – in die Halbzeitpause.

Zweite Halbzeit

Ohne personelle Wechsel ging die Thorup-Elf in die zweite Hälfte der Partie gegen die Wölfe. Der Start war eher etwas zurückhaltend, großartige Strafraumszenen waren nicht zu verzeichnen. Wolfsburg wusste die Führung gut zu verteidigen. Thorup wechselte dann in Minute 63 Arne Engels für Dorsch ein – ein Tausch, der sich noch auszahlen sollte. Ebenso kamen Iago und Vargas für Michel und Pedersen ins Spiel.

Die frischen Kräfte läuteten direkt die Schlussoffensive ein. Erst setzte Demirovic einen Kopfball nach Vargas-Flanke über die Latte, dann traf Tietz in Minute 71 zum vermeintlichen Ausgleich. Doch der Treffer zählte wegen einer Abseitsstellung von Ruben Vargas nicht, der Pervan beim Torschuss ablenkte. Auch Beljo und Okugawa bekamen noch einige Spielminuten.

In der 79. Minute ereignete sich ein maximal kurioses Eigentor von Wolfsburg-Profi Bornauw. Arne Engels schlug eine Flanke in den Strafraum der Wölfe, Bornauw wollte klären und lenkte den Ball volley ins rechte Toreck. Ein schönes Tor, wenn auch etwas ungewollt und unglücklich für den Eigentorschützen, der sich sichtlich ärgerte. Der zu dem Zeitpunkt verdiente Ausgleich!

2:2 – und dann ging alles blitzschnell. Die Ereignisse überschlugen sich. Vargas trieb den Ball auf der linken Seite, gab diesen weiter zu Iago, der sofort mustergültig flankte. Arne Engels konnte Lacroix abschütteln und nickte zum 3:2 ein. Ein tolles, wichtiges, erstes Bundesligator von Arne Engels, der hiermit zum Matchwinner mutierte.

Felix Uduokhai bekam in der 84. Minute die erste gelbe Karte zu sehen für ein Foul an Gerhardt, drei Minuten später kam er im Zweikampf mit Wind zu spät und flog somit folgerichtig mit gelb-rot vom Platz. Ärgerlich! Nun galt es die angezeigten sechs Minuten Nachspielzeit mit einem Mann weniger zu überstehen. Und Wolfsburg gab natürlich in Überzahl nochmal gewaltig Gas!

In der ersten Minute der Nachspielzeit ging der Puls der Augsburger direkt nach oben: Ein Schuss von Arnold landete im Augsburger Tor, doch der Treffer zählte nicht, da Bornauw vorher im Zweikampf Iago foulte.

Lacroix setzte in der vierten Minute der Nachspielzeit einen Torschuss ab, der Ball ging nur äußerst knapp am Pfosten vorbei und landete am Außennetz. Puuuh – durchschnaufen, weiter verteidigen! Bei der letzten Aktion der Partie – einem Eckball für die Wolfsburger – eilte Wölfe-Keeper Pervan mit in den gegnerischen Strafraum. Totales Chaos – Baku köpfte den Ball vor den Kasten, Pervan und Gerhardt blockierten sich gegenseitig. Keiner kam so richtig zum Abschluss, Augsburg konnte klären. Nach dieser vergebenen Großchance pfiff Schlager direkt ab. What a match!

Ziel anvisiert und erreicht. Throup ist bisher in Augsburg überaus erfolgreich. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Was bleibt nun nach der Partie?

Der FCA hat nun erstmals seit über einem Jahr zwei Bundesligapartien in Folge gewinnen können. Nach dem Comeback bei Thorups Einstand gegen Heidenheim folgte erneut eine Augschburgerische Aufholjagd wie sie im Buche steht.

Wieder ist der FCA mit fast 121 Kilometern rund zwei Kilometer mehr gelaufen als der Gegner, wenn auch nicht in schwindelerregenden Sphären wie letzte Woche. Dafür zogen die Augsburger 233 Sprints an, die Wolfsburger einen weniger. Den Ballbesitz überließen die Augsburger hierbei eher den Gästen. Positiv hervorzuheben sind die Zweikämpfe (52% gewonnen) und insbesondere die Luftzweikämpfe (58% gewonnen).

Auszeichnen konnte sich auch Keeper Finn Dahmen, der vier Paraden zeigte, 67 Prozent der Bälle abwehren konnte und 100% der Flanken. Zudem kamen alle seine Abwürfe bei seinen Mitspielern an. Mads Pedersen war mit 33,71 km/h schnellster Spieler auf dem Platz. Elvis Rexhbecaj ist mit 11,8 Kilometern am meisten aller FCA-Spieler in 90 Spielminuten gelaufen.

Während Felix Uduokhai leider tendenziell im Formtief steckt, wird der zu Saisonbeginn noch angeschlagene Jeff Gouweleeuw immer wichtiger. Im Spiel gegen die Wölfe glänzte er mit der entscheidenden Torvorlage zum 1:0, zudem peitschte er nach dem Ausgleich das Augsburger Publikum an. Seine Mentalität könnte – ebenso wie die von Niklas Dorsch – im weiteren Saisonverlauf noch ganz wichtig werden.

Phillip Tietz befindet sich im Aufschwung, nach seinem Tor gegen Heidenheim folgte nun ein weiterer wichtiger Treffer gegen Wolfsburg. Entscheidend auch, wie er die Tore erzielt: in einer richtigen Abstauber Manier. Er wirft sich in die Flanken, wittert eine Chance und macht sie dadurch gefährlich. In etwa so unnachahmlich wie Thomas Müller. Er gewann 67% und damit rund 2/3 seiner Luftzweikämpfe. Kann sich sehen lassen.

Was man aus diesem Spiel mitnehmen kann? Viel positives wie der unbedingte Wille, das Spiel nach Rückstand noch zu drehen. Auch nach einem Nackenschlag wie dem unberechtigten Elfmeter kurz vor der Pause. Wie auch schon gesehen gegen Heidenheim: das Team zeigt umgehend eine Reaktion. Das ist neu und kam mutmaßlich mit Jess Thorups frischem Wind nach Augsburg. Zudem das Selbstbewusstsein, das neue Selbstverständnis, das die Mannen auf dem Platz zeigen. Die Körpersprache ist eine ganz andere. Was ebenfalls neu ist und eine positive Trendwende, ist die Kaltschnäuzigkeit im Torabschluss. Der xGoals-Wert des FCA lag bei 1,48 – dem gegenüber stehen drei Tore. Der xG-Wert der Wolfsburger lag hingegen bei 1,2.

In diesem Spiel hat sich zudem bemerkbar gemacht, dass viele Angriffe über die rechte Seite (43% der Angriffe, um genau zu sein) über den in der Ära Maaßen viel gescholtenen Robert Gumny kamen. Negatives, wenn man so möchte, sollte aber auch nicht außer Acht gelassen werden. Dumme Fouls, wie die von Felix Uduokhai oder ein rabiates Einsteigen wie von Mads Pedersen, sollten tunlichst vermieden werden. Wenn es blöd läuft, spielt man sonst gegen Wolfsburg mit nur neun Mann. Fraglich, ob dann solch eine Aufholjagd noch stattgefunden hätte. Auch die Gegentore müssen dringend aufgearbeitet werden, denn dieses Chaos im Strafraum war auch gegen Heidenheim schon (mehrfach) bestraft worden.

Wir können gespannt sein, was die Augsburger am kommenden Wochenende in Köln gegen einen angeknockten Gegner zeigen werden. Von mir aus könnte es gerne so weiter gehen wie bisher unter Jess Thorup, sprich: eine Fortsetzung der Siegesserie. Jess, we/he can.

Die Zeit rennt … und fehlt?!

Heute war wohl ein kleiner Premierentag im heimischen Augsburg. Während ich, Irina, das erste mal auf der Pressetribüne in der WWK-Arena saß, beorderte FCA-Coach Enno Maaßen direkt das erste mal Neuzugang Mergim Berisha in die erste Elf! Er sollte ein gefährliches Angriffsduo mit Ermedin Demirović bilden, der anstelle des zuletzt verliehenen Pepi stürmte . Zudem spielten Gumny, Gruezo und Caligiuri von Beginn an – sie ersetzten Iago, Framberger und Jensen. Iago und Jensen mussten beide verletzungsbedingt aussetzen.

Ein Wiedersehen gab es vorallem mit Ex-Augsburger und Eigengewächs Marco Richter, der unlängst nach überstandener Krebserkrankung wieder Bundesligaminuten sammeln durfte. Eine Schweigeminute wurde für die Opfer des Terroranschlags der olympischen Spiele von München im Jahr 1972 abgehalten. Ein emotionaler Moment, die ganze Pressetribüne stand und so auch der Rest des Stadions.

Erste Halbzeit – Durchaus gefällig

Und dann ging es auch schon los: Das 21. Duell zwischen der alten Dame und dem FCA begann hierbei durchaus druckvoll. Die Heimmannschaft gab vor tosender Kulisse direkt Vollgas und so auch die Gäste aus der Hauptstadt. Die erste Chance des Spiels durften die Herthaner durch Kanga für sich verzeichnen. Viele kleine Nickligkeiten prägten das Spiel, dies fand seinen Höhepunkt in der Szene des Spiels in Minute 23: Berisha auf Demirovic, der Uremovic umkurvte und von diesem gehalten wurde. Demirovic kam sodann zu Fall, dies alles rund 20 Meter vor dem Berliner Tor.

Vielerorts wurde diese Szene als Notbremse gesehen und folgerichtig wäre dies dann eine rote Karte für Hertha gewesen. Schiri Osmers gab aber nur gelb. Warum nur gelb? Man könnte hier nun argumentieren, dass der Herthaner Plattenhardt noch in Ballnähe stand, also hätte eingreifen können. Ob dies in Realgeschwindigkeit tatsächlich so funktioniert hätte, ist zumindest zu bezweifeln. Zudem wäre ein weiterer Augsburger in Schlagweite gewesen, der im Zweifel ebenso hätte abschließen können. So bleibt hier leider ein fader Beigeschmack. Den daraus resultierenden Freistoß schoss Berisha in die Mauer. Da war eindeutig mehr drin!

Colinas Erben argumentieren in ihrer Kolumne für ntv:

„Die Fernsehbilder sprechen insgesamt eher für eine Rote Karte als für eine Verwarnung, aber sie widerlegen die Entscheidung des Unparteiischen auf dem Feld nicht eindeutig. Das Foulspiel nur als Unterbindung eines aussichtsreichen Angriffs zu bewerten und nicht als Vereitelung einer offensichtlichen Torchance, war daher zumindest kein klarer und offensichtlicher Fehler, sondern eine Entscheidung im Ermessensbereich von Harm Osmers. Dass der Video-Assistent nicht intervenierte, war deshalb korrekt – zumal auch ein On-Field-Review die Zweifel nicht beseitigt hätte. Bei einer Roten Karte hätte der VAR aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls nicht eingegriffen. Bisweilen ist eben nicht nur eine Entscheidung möglich und vertretbar.“

Colinas Erben für ntv

Vor dem Halbzeitpfiff wurde es noch ein wenig munterer: Erst kam Berisha zum Abschluss, traf aber nur den linken Pfosten, dann brachte dieser in der nachfolgenden Szene eine Flanke in den Fünfer, die Kempf vor Demirovic klären konnte. In Minute 31 die erste Verwarnung für den FCA: Carlos Gruezo sah gelb für eine Grätsche. Aber auch die Hertha blieb nicht untätig: Ejuke schlenzte den Ball knapp am Pfosten der Augsburger vorbei. Enno Maaßen wechselte kurzerhand Gruezo, immerhin gelb vorbelastet aus, der wohl bei seiner nächsten Aktion mit gelb-rot vom Feld geschickt worden wäre. Für ihn kam Julian Baumgartlinger ins Spiel.

Ohne weitere nennenswerte Aktionen ging es in einem spielerisch limitierten, aber durchaus phasenweise hitzigen Spiel in die Halbzeitpause. Ein kurzes Zwischenfazit: Der FCA zeigte gute Ansätze, kam wenige Male gefährlich vor den gegnerischen Kasten. Hertha spielte offensiv etwas gefälliger, hatte jedoch viel Glück in der Bewertung der Zweikampfszene zwischen Uremovic und Demirovic. Ein Unentschieden war zu diesem Zeitpunkt ein äußerst gerechtes Resultat.

Carlos Gruezo hatte mal wieder seine liebe Not mit seinen Gegenspielern und musste wegen einer frühen Verwarnung ebenfalls früh raus. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Zweite Halbzeit – Planlos & harmlos

Arne Maier musste sodann in der Kabine bleiben, ist weiterhin wohl angeschlagen. Wir hoffen auf schnelle Genesung und nur eine kleine Blessur. Für ihn kam Ruben Vargas in die Partie. Mal wieder hatte zum Start die Hertha die ersten Chancen: Lukebakio wagte den Schuss aus der Distanz und prüfte damit Goalie Gikiewicz im Augsburger Kasten. Auch Tousart befand dies ein paar Minuten später als ein geeignetes Mittel und zog aus rund 18 Metern einfach mal ab, zielte nur knapp rechts daneben.

In Minute 57 dann der Nackenschlag für die Augsburger Elf: Außenverteidiger Plattenhardt durfte unbedrängt flanken und fand dort Lukebakio, der keine Mühe hatte, die Flanke per Kopf zu verwerten. 1:0 – Führung für die Hertha – und aufgrund der Drangphase der Berliner seit Beginn der zweiten Halbzeit war dies nicht mal unverdient. Hier hat insbesondere aber beim FCA die Zuordnung mal wieder nicht gepasst, Mads Pedersen war der Bewacher vom Torschützen und ist knapp zehn Zentimeter kleiner als ebenjener. Der Videobeweis besagte hier in der Szene übrigens, dass Lukebakio bei seinem Kopfball nicht im Abseits stand.

Wieder lief der FCA also einem Rückstand hinterher, vor 25789 Zuschauer*innen in der WWK Arena tat sich die Maaßen-Elf weiterhin sehr schwer, spielerische Mittel zu finden. Offensive Momente? Größtenteils Fehlanzeige. Rexhbecaj mit einem harmlosen Kopfball aus rund 15 Metern, Christensen konnte jedoch abwehren, ebenso wie Caligiuris Eckball. Im Gegenteil: Vielmehr setzte die Hertha alles drauf und dran, mit einem Tor zum 2:0 nachzulegen. In der 69. Minute wurde auf Seiten der Berliner Marco Richter unter Applaus eingewechselt, er kam für den agilen Ejuke.

Enno Maaßen versuchte noch, mit den beiden Oldies Hahn und Niederlechner (für Berisha und Demirovic) Erfahrung und Abgeklärtheit in die Partie zu bringen. Dies fruchtete aber nicht so wirklich, wie Enno Maaßen hinterher in der Pressekonferenz quasi zugeben musste. Die positionsgetreuen Wechsel bei Rückstand muteten allerdings ein wenig risikoarm an. Die spielerischen Impulse, die die beiden Eingewechselten einbrachten, waren tendenziell auch eher marginal. Ein Lichtblick: In Minute 82 verlies Elvis Rexhbecaj, wie immer unermüdlich rackernd, den Platz und Jungspund Lukas Petkov kam in die Partie. Immerhin ein Nachwuchsspieler, der aufgrund der Personalengpässe und Verletzungssorgen nahe an der ersten Mannschaft zu sein scheint!

Ein ganz großes Manko zeigte sich insbesondere in Halbzeit zwei: Immer wieder wurde deutlich, dass Pässe nicht ankamen oder zu ungenau waren. Dies erschwerte Offensivmomente immens und / oder diese verpufften komplett. Der FCA war anfällig für Fehler im Spielaufbau, diese nutzten die Herthaner für schnelle Gegenangriffe. So auch in der dritten der vier Minuten Nachspielzeit: Erst kam der FCA zu einer Torchance, konnte diese jedoch nicht verwerten, weil Christensen ein Eigentor seines Vordermanns Uremovic vereitelte. Dann strömten die Herthaner zum letzten Gegenangriff aus, allen voran Davie Selke, der auf den mitgelaufenen Marco Richter abgab. Dieser hatte dann kaum Mühe, Gikiewicz zu umspielen und zu verwandeln. 2:0 – Messe gelesen, danach direkt Abpfiff.

Marco Richter als Matchwinner – für das falsche Team möchte man sagen. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Gesamtfazit

Was bleibt war und ist der schlechteste Saisonstart des FCA in der Bundesliga seit 2012/13. War die erste Halbzeit hierbei noch gefällig, nahm dies in der zweiten Halbzeit kontinuierlich ab. In der ersten Halbzeit konnte Neuzugang Berisha sein Können im Ansatz unter Beweis stellen und kombinierte trotz nur kurzer Akklimatisierung ansehnlich mit Sturmpartner Demirovic, beide jeweils ohne einen eigenen Treffer beizusteuern. In Halbzeit zwei kam von beiden – wie von der gesamten Mannschaft – jedoch nur noch wenig. Berisha konnte man hier noch die Eingewöhnungsphase in Augsburg zu Gute halten. Demirovic bemängelte hinterher im Gespräch mit den Medien, dass der letzte Pass nicht ankam. Florian Niederlechner wurde noch deutlicher: Es läge nicht am Sturm, dass man offensiv so harmlos war. Auch ein Robert Lewandowski würde beim FCA derzeit keinen Treffer erzielen, da zum Beispiel zielgenaue Flanken fehlten, um sich Großchancen vor dem gegnerischen Tor zu erarbeiten.

Pech hatte man auch bei der Bewertung der Zweikampfszene in Minute 23. So auch bei den Auswechslungen von Gruezo, der sich eine frühe gelbe Karte einfing und Maier, der mal wieder angeschlagen zu sein scheint. Ohne Maier fehlte eindeutig das strukturierende Element im Mittelfeld, ohne ihn ging nach vorne gefühlt gar nix. In der Verteidigung musste erneut improvisiert werden, denn Iago stand kurzfristig nicht zur Verfügung. So begann Bauer als linker Innenverteidiger in der Dreierkette, vor ihm Mads Pedersen. Auf der anderen Seite begann Gumny als rechter Innenverteidiger, davor Daniel Caligiuri. Insbesondere Bauer gefiel und bestach mit seiner starken Zweikampfquote, aber auch seine Passquote konnte sich sehen lassen. Kapitän Gouweleeuw fiel hierbei ein wenig ab, verlor unter anderem den Zweikampf vor der Flanke auf Lukebakio, die zum 1:0 für die Hertha führte.

Beim 2:0 für Hertha zeigte sich das FCA-Dilemma dann in voller Pracht: Verpasste man es vorne in der Szene zuvor, den Ball im Hertha-Kasten unterzubringen, kassierte man quasi im Gegenzug das Tor zum Endstand durch Richter. Den entscheidenden Zweikampf verlor Baumgartlinger im Mittelfeld, dem hier einfach das Tempo fehlte, um mit Selke mitzusprinten. Allerdings für mich auch die Frage, ob diese Absicherung das Gelbe vom Ei ist, hierfür sollte doch ein etwas schnellerer Spieler ausgewählt werden?! Ebenso bezeichnend, wie offen die Augsburger standen, sodass drei Herthaner nur zwei Augsburgern gegenüberstanden, die auch noch läuferisch unterlegen waren. Wie uneigennützig Selke dann auf Richter ablegte, war dann einfach ein Beispiel an Teamgeist und gegenseitiger Gönnung. Wenns läuft, dann läufts halt einfach.

Beim FCA war aber nicht zu spüren, dass sie das Spiel noch rumreißen wollten und – noch viel schlimmer – es gab einfach keine Ansätze, die untermauern konnten, dass der FCA noch Möglichkeiten hatte, das Spiel zu seinen Gunsten zu gestalten. Bei einem xG Wert von 0,31 auch kein Wunder – und das gegen einen direkten Konkurrenten. Gegen ein Team, das vermutlich wie der FCA lange um den Abstieg spielen wird. Gegen ein Team auf Augenhöhe sind wir also derzeit immer noch nicht in der Lage, gegenzuhalten und zumindest hier noch unentschieden zu spielen. Fehlt hier ggf. auch ein wenig das Mindset der Mannschaft? Man spricht ja oft von Galligkeit, von Gierigkeit. Ich finde, davon sieht und spürt man nicht sonderlich viel derzeit. Florian Niederlechner resümierte, dass dieser schwache Start in die neue Saison auch das Selbstvertrauen der Mannschaft gesenkt hat. Das kann man zumindest als (berechtigtes) Argument werten.

Was fehlt derzeit noch?

Ein Blick auf die Statistik zeigte, dass die Gastmannschaft die Oberhand hatte. 15 Torschüsse zu 7 (pro Hertha), 80% Prozent Passquote, 52 % Ballbesitz. Der FCA hatte eine marginal bessere Zweikampfquote (51:49 %) und legte die etwas bessere Laufleistung an den Tag. In den entscheidenden Szenen war die Hertha heute jedoch bissiger, williger und griffiger. Sie scheinen in der Teamentwicklung einfach schon einen Schritt weiter zu sein als der FCA und konnten Selbstbewusstsein für die weiteren Spiele tanken.

Der FCA rutscht auf den Relegationsrang mit nur drei Punkten und steht vor schwierigen Spielen, auswärts in Bremen am kommenden Freitag sowie das Wochenende darauf gegen Bayern zuhause. Niederlechner schlug medial vor: „Es täte uns gut, wenn wir uns auf die Basics zurückbesinnen. Das Spiel auf die zweiten Bälle etwa.“ Er nannte auch Beispiele der Ligakonkurrenz, wie Mainz oder Union etwa, die einen passenden Spielstil an den Tag legen und letzten Endes auch erfolgreich damit sind.

Weiterhin bin ich etwas ratlos bezüglich des In Game Coachings von Enno Maaßen. Es ist mir ein Rätsel, warum nicht nach der Führung von Hertha konsequent umgestellt und etwas mutiger gewechselt wurde. Womöglich ist die Antwort die, dass wir derzeit nichts adäquates auf der Bank sitzen haben. Als Krönung dieses unschönen Augsburger Nachmittags ergab sich als Zweitligarundenpaarung im DFB-Pokal die Ansetzung FC Augsburg gegen den FC Bayern. Schwieriger geht’s wohl kaum.

Mein finales Fazit: Es fehlt nach wie vor die Kreativität sowie ein offensiver Plan. Geht Maier aus der Partie, gibt es kaum mehr offensive Struktur. Dorsch fehlt derzeit einfach immens. Schade, dass die Transferphase nun zu Ende ist und ein Spieler ala Okugawa nicht den Weg an den Lech gefunden hat. Für mich sind die Stürmer bei uns die ärmsten Spieler, da sie kaum gefüttert werden mit passablen Vorlagen. Berisha hat sich beispielsweise in dieser Partie sehr viel selbst erlaufen und erarbeitet.

Eins bleibt Fakt: Enno Maaßen hat noch viel Arbeit vor sich und das braucht weiterhin Zeit. Zeit, die dem FCA teuer zu stehen kommen könnte im Abstiegskampf. Zeit, die der FCA ggf. gar nicht haben kann. Ob Enno die richtigen Spieler für sein System zur Verfügung stehen, ist nach wie vor die große Frage. Eine T-Frage ist aber auch weiterhin und zu so einem Saisonzeitpunkt nicht sinnvoll. Die Augsburger Fans äußerten jedenfalls ganz laut nach dem Spiel ihren Unmut mit Pfiffen und dies muss man auch nachvollziehen können.

Es wird sich zeigen, in welche Richtung diese Saison verläuft und wie arg man in Augsburg zusammenhält, schließlich hat man sich dies einst als Mantra auferlegt. Es wäre schön, wenn man diesen Zusammenhalt ganz bald auch wieder auf dem Feld sehen dürfte.

Formcheck: Wenn es hinten wackelt

Das mit der ersten Siegesserie diese Saison hat ja schon mal nicht geklappt. Gegen Mainz waren es am Ende eine (zu) schnell ausgeführte Ecke und ein nicht gegebener Elfmeter, die im Gedächtnis blieben. Der FCA stand am Samstagabend nicht nur mit leeren Händen sondern mit sorgenvollem Blick da. Felix Uduokhai wird der dem FCA verletzt eine Weile fehlen. Die Stimmung diese Woche ist sicher nicht so gut, wie nach dem Sieg gegen Leverkusen. Vielleicht ist das aber auch genau die richtige Arbeitsatmosphäre für diese Mannschaft? Lasst uns gemeinsam ein paar Details betrachten:

Was wir erkennen konnten

Rafal Gikiewicz wird uns diese Saison weiter Punkte sichern. Gegen Mainz hilft er uns im Spiel, nachdem er einen fragwürdigen Elfmeter hielt. Gikiewicz war schon gegen Bayer 04 Leverkusen die Lebensversicherung einer Mannschaft, die oftmals noch zu sorglos im Spiel gegen den Ball agiert und einige Offensivbemühungen der Gegner zu viel zulässt. Wenn Finn Dahmen nun diesen Sommer nicht zum FCA kommen sollte, dann tut uns das nicht weh. Es ist bei weitem nicht unsere größte Baustelle im Kader und es ist gut, wenn jetzt an dieser Stelle Ruhe einkehrt.

Der FCA sorgt grundsätzlich nicht für genügend eigene Torgefahr. In der Tabelle der erwarteten Tore (xGs) steht der FCA auf dem letzten Platz. Auch gegen Mainz hat man gerade in der zweiten Halbzeit (wie auch gegen Freiburg und Leverkusen mal wieder die schwächere Hälfte. Warum?) gesehen, dass man aus eigenem Können heraus nicht für viele gefährliche Impulse im Angriffsspiel sorgen konnte. Im Gegenteil: nur 3 Teams lassen momentan mehr zu als der FCA. Auch defensiv steht man nicht gut da. Viel hat sich im Vergleich zur Vorsaison statistisch noch nicht getan.

Auch die gesetzten Leistungsträger, allen voran in Persona von Jeffrey Gouweleeuw wackeln weiterhin. Das ist in der Defensivarbeit schlichtweg manchmal kopflos und wenig konsequent. Und vom Jugendkurs ist dann später im Spiel nicht viel mehr zu sehen. Da wird auf Daniel Caligiuri auf der rechten Seite als Impulsgeber gesetzt. Durch Ruben Vargas Rückkehr wurde Maurice Malone auf die Tribüne verbannt. Vom Jugendkurs des Enno Maaßen ist dann bist dato wenig zu sehen, ohne dass es die Alten bis dato richten (Hahn gegen Leverkusen ausgenommen, weil der Hahn es immer wieder richtet).

Elfmeter gehalten, aber die Punkte diesmal nicht. Bisher ist Rafal Gikiewicz für den FCA sehr wichtig. (Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Was wir auch gesehen haben

Die Verletzungssorgen werden immer größer. Uduokhai und Hahn gesellen sich zu den Langzeitverletzten um Oxford und Dorsch. Nachdem auch Freddy Winther in der Innenverteidigung ausfallen wird und Robert Gumny von einem Infekt geplagt wurde, herrscht schon sehr früh in der Saison Personalmangel. Es wird also auch darauf ankommen, dass aus Gouweleeuw wieder der Abwehr-Jeff wird und, dass der Rest nun zeigt, was in ihm steckt.

Enno Maaßen ging auf der Pressekonferenz nach dem Mainz-Spiel der souveräne Umgang mit dem unglücklichen Ausgang etwas verloren. In den Emotionen nach dem Spiel darf man die Kritik auch mal anbringen und es sollte nicht zu viel in sie hineininterpretiert werden. Derweil ist allerdings recht klar, dass die Mannschaft in den zweiten 45 Minuten zu wenig für einen eigenen Punktgewinn gemacht hat. Die Tabellenposition des FCA ist momentan noch eine glückliche und Maaßen weiß dies auch.

Bei aller Kritik war es dann auch gegen Mainz eng und der FCA hatte seine Möglichkeiten bei einem etwas glücklicheren Verlauf gegen Mainz zu punkten. Nach dem ersten Auseinanderfallen gegen Freiburg war es doch auch zu Hause zumindest eine Steigerung. Wenn der FCA genügend Spiele eng halten kann, dann wird er auch bald wieder punkten. Über die Ästhetik des Ganzen mag man dann gerade hinweg sehen.

Pech gehabt und ausgestochen worden. Aber eng war es dennoch. Eng ist es hoffentlich diese Woche wieder. (Photo by Leonhard Simon/Getty Images)

Was sich zeigen wird

Wir wird Enno Maaßen auf die defensiven Personalprobleme reagieren? Wird er jemand ungelerntes Innenverteidiger in einer Dreierkette spielen lassen? Oder wird er auf eine Viererkette umschwenken. Das wir nun über die grundsätzliche defensive Formation spekulieren, macht einem Sorge für geordnete Offensivbemühungen. Werden wir aus der neu aufgestellten Formation stabil stehen und geordnet nach vorne kommen? Viele Fragezeichen schon am vierten Spieltag.

Ob der FCA auswärts wieder befreit aufspielt, gegen stark eingeschätzte Hoffenheimer? Der Druck direkt nachzulegen ist weg. Auf Grund der Personalprobleme halten sich die Erwartungen für Samstag erneut in Grenzen. Wenn es der FCA erneut eng halten und Hoffenheim ärgern kann, dann ist schon viel gewonnen. Punkte wären die Kirsche auf der Sahne. Und vielleicht macht es das der Mannschaft auch einfacher.

Ob es Stefan Reuter gelingt, trotz der eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten, zeitnah für Verstärkungen für die Mannschaft zu sorgen? Ein Knipser vielleicht? Oder doch jemand, der offensiv für Torgefahr sorgen und den letzten Pass spielen kann? Oder vielleicht doch noch eine Verstärkung für die Innenverteidigung? Meine Prioritäten sind eindeutig: Sturm und jemand für rechts auf die Schiene bitte. Und Zeit ist ein Faktor an der Stelle, denn spätestens nächste Woche ist es dann auch vorbei mit Wechseln von Spielern anderer Vereine.

Ich wollte hier schon schreiben, dass es dem FCA nicht gelingen wird, uns am Samstag zu enttäuschen. Aber dem ist nicht so. Ich erwarte die „Augsburger“ Tugenden zu sehen. Kampf, Einsatz und volle Laufbereitschaft. Bei der Laufdistanz liegen wir nach 3 Spieltagen im Mittelfeld. Bei der Anzahl der intensiven Läufe und Sprints geht es in Richtung internationales Geschäft, derweil wir bei den gewonnen Zweikämpfen auf einem Abstiegsplatz stehen. Hier gilt es insgesamt in der Entwicklung die nächsten Schritte zu machen und gerade Hoffenheim das Leben möglichst schwer und unbequem. Und dann lasst uns doch mal schauen, was gegen Hoffenheim so drin ist.

Formcheck: Hallo Achterbahn

Die ersten beiden Spieltage in der Bundesliga sind gespielt. Und die Achterbahn hat uns schon richtig in Beschlag genommen. Heute ist es weiterhin himmelhochjauchzend. In der Woche zuvor war es Trübsal pur. Der FCA macht, was der FCA macht. Was man an jedem einzelnen Spieltag erwarten kann, weiß man nicht. Der FCA ist jedes Wochenende wie der Griff zur Wundertüte, nur das manche schon direkt ein Loch haben. Es ist die Zeit gekommen, auf ein paar Kernaspekte zu schauen.

Was wir erkennen konnten

Der FCA ist in dieser Saison in der Lage gegen hochklassige Gegner (Freiburg nur eine Halbzeit lang) unangenehm dagegen zu halten. Aggressiv soll es sein und den Gegner entnerven. Dazu soll es dazu führen, dass niemand gerne nach Augsburg reist. Bei Mainz war das schon früher der Fall, aber auch bei den anderen Teams ist man erneut auf einem guten Weg dahin. Aggressiv und unangenehm haben wir zumindest über Strecken entdecken können. Gut so!

Was dann etwas mehr überrascht hat, waren die spielerischen Kombinationen, die man zwischenzeitlich im Spiel der Augsburger erkennen konnte. Beispielhaft kann man das 1:0 gegen Bayer 04 Leverkusen hier herausstellen. Nach Ballgewinn Gruezo ging der Pass auf Jensen, der auf Iago ablegt um dann nach Pass auf Demirovic den Ball von diesem auf den Fuß serviert zu bekommen, bevor er elegant zum Treffer einschiebt. Augen reiben und zurück spulen. War das wirklich der FCA? Wir wollen mehr davon.

Abpfiff nach 90+8 Minuten. 2:1 gegen Bayer 04 Leverkusen. Man würde denken, man hat als Fan des FCA mittlerweile alles gesehen. Ein Sieg gegen Leverkusen war noch nicht dabei. Und das ist es wieder: eines dieser magischen ersten Male, die es in den ersten Jahren in der Bundesliga so häufig gab. Diesmal war es endlich der erste Sieg gegen die selbsttitulierte Werkself. Wie überrascht uns unser Club als nächstes?

13. 08. 2022: Der FCA gewinnt zum ersten Mal gegen Leverkusen. Enno Maaßen gewinnt zum ersten Mal in der Bundesliga. Wer hätte damit gerechnet? (Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Was wir leider auch gesehen haben

Teilweise sah das in der Defensive dann doch löchrig aus. Leverkusen kam wie Freiburg einige Male zum Abschluss und ohne den Mann des Tages, Rafal Gikiewicz, holt der FCA in Leverkusen keinen einzigen Punkt. Die defensiven Unkonzentriertheiten gilt es weiterhin schleunigst zu beseitigen.

Und so ist mit ein Grund für den Sieg gegen Leverkusen eine große Portion Matchglück. Das hatte gegen Freiburg noch komplett gefehlt. Dafür war es jetzt gegen Leverkusen in rot-grün-weiß aufgelaufen. Am Ende gilt erneut: lieber einmal gewonnen und einmal verloren als zweimal unentschieden gespielt. Das Matchglück ist flüchtig und wir sollten uns nicht darauf verlassen, dass es uns hold bleibt.

Felix Götze durfte gegen Leverkusen auf der Bank Platz nehmen. Er war die einzige Alternative im defensiven Mittelfeld. Der FCA hat mittlerweile schon reagiert und mit Julian Baumgartlinger einen erfahrenen Recken verpflichtet, der das Loch kurzfristig stopfen soll, so er denn fit ist und bleibt. Auch rechts auf der Schiene mag keine der Alternativen einen vom Hocker zu reißen. Verstärkungen wären weiterhin sinnvoll.

Enno Maaßen gibt die Richtung an. Wohin geht es für den FCA in den nächsten Wochen? Man mag (noch) noch keine Prognose abgeben. (Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Was sich zeigen wird

Konstant ist beim FCA, dass es keine Konstanz gibt bei den sportlichen Leistungen. Wird sich das nun ändern und der FCA vielleicht schon gegen Mainz zu Hause nachlegen? Oder geht die Achterbahnfahrt munter weiter. Es ist der Mannschaft von Enno Maaßen nach wie vor alles zuzutrauen und der FCA-Fan nimmt weiterhin eine geteilte Rolle zwischen Eventfan und Katastrophentourist ein. Ob sich dies nun ändert?

Das kommt vor allem darauf an, wie die Mannschaft mit Rückschlägen in der Zukunft umgehen wird. Steckt man wie nach den zwei schnellen Gegentoren gegen Freiburg sofort wieder auf? Oder kann man sich dann doch einmal in eine Partie zurück kämpfen. Auf den Rängen wird man vorerst wohl gespannt den Atem anhalten und mit dem schlimmsten rechnen. Die Traumata sind in den letzten Jahren zu tief verankert worden.

Zuletzt hoffe ich, dass im Management des FCA durch das positive Ergebnis gegen Bayer 04 Leverkusen nicht auf die Idee kommt, der Kader bräuchte keine Arbeit mehr. Rechts auf der Schiene und im Sturm darf gerne noch verstärkt werden, und zwar hochkarätig. Naja, soweit es die Mittel halt zulassen. Schon klar. Aber die Investitionen von heute können sich im Verlaufe der Saison noch richtig auszahlen. Sonst ist es vielleicht schlicht nicht gut genug.

Aber momentan ist es für ein Gesamturteil auf jeden Fall zu früh. Ob die Vorfreude auf Samstag trügerisch ist? Wir werden sehen, was dieser Wunder-Club jetzt am Wochenende für uns bereit hält. Narrisch wird man ja schon ein bisschen.

Emotionschaos in Leipzig

Sonntagabend… Ca. 19:27 Uhr… Endlich Abpfiff in München! Der erneute Deutsche Meister FC Bayern München verhilft durch ein enges 2:2 gegen den VfB Stuttgart unserem geliebten FC Augsburg zum 11. Klassenerhalt in Folge. Das Ergebnis war natürlich nicht nur eine unermessliche Freude bei mir und meiner Familie auf dem heimischen Sofa, sondern auch eine gewaltige Erleichterung. Auf geht’s ins 12 Jahr Bundesliga! Ja, ich freute mich wie ein Schnitzel, wie man so schön sagt, und es hätte nicht viel gefehlt, um den Abend perfekt zu machen. Eigentlich wäre es nur ein ansprechender spielerischer Auftritt über 90 Minuten gewesen, doch dann kam die zweite Halbzeit gegen RB Leipzig und machte da einen fetten Strich durch die Rechnung…

Hoffnungsschimmer

Nachdem klar war, dass sich der FC Augsburg auch im nächsten Jahr mit der Crème de la Crème des deutschen Fußballs messen darf, ging ich eigentlich mit einem recht guten und entspannten Gefühl in die Partie gegen Leipzig. Immerhin hatte man nichts mehr zu verlieren und konnte befreit aufspielen. Und schlimmer als gegen Köln konnte es ja nicht werden. Dachte ich…

Im Vergleich zur 1:4-Niederlage gegen den FC in der Vorwoche, änderte Trainer Markus Weinzierl die Startaufstellung gegen Rasenballsport Leipzig gleich auf 4 Positionen. Für den verletzten Iago durfte Lasse Günther ran, der somit endlich zu seinem Startelfdebüt kam. Hierzu gratulieren wir natürlich ganz herzlich! Ruben Vargas knickte im Abschlusstraining um, sodass Mads Pedersen seine Position auf dem linken Flügel einnehmen musste. Auch Robert Gumny nahm vorerst auf der Bank Platz. Für ihn rückte Felix Uduokhai in die Verteidigungsformation. Auch Florian Niederlechner durfte sich über einen Einsatz freuen, denn André Hahn war aufgrund von Knieproblemen am Anfang der Woche nicht bei 100 Prozent.

Ein kleiner Lichtblick: Lasse Günther durfte sich über sein Startelf-Debüt freuen. Herzlichen Glückwunsch!(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Der Beginn der Begegnung in der Red Bull Arena zu Leipzig war ziemlich spritzig und ließ mich hoffen, dass man doch einen ansehnlichen Kampf unserer Jungs sehen würde. Ich war gedanklich noch beim Klassenerhalt, als Mads Pedersen Volley aus der Distanz abzog und gleich mal Leipzig-Keeper Gulasci prüfte. Nur eine Minute später tauchte Cali im Strafraum der Gegner auf. Sein Schuss landete leider am rechten Außennetz.

Die Leipziger ließen unsere Jungs erst einmal machen und hatten dem hohen Pressing und der defensiven Stabilität erst einmal nicht sonderlich viel entgegen zu setzen. Man stand relativ engmaschig und wenn doch mal ein Ball durchflutschte, dann war immer ein Augsburger Spieler zur Stelle. Alles in allem kann man in den ersten 35 Minuten schon von einer annehmbaren Leistung sprechen – gerade, was den defensiven Bereich angeht. Die Fuggerstädter ließen nicht sonderlich viel zu und so dauerte es bis zur 40. Minute, bis das Team von Coach Domenico Tedesco das erste Mal ihre Qualität aufblitzen lassen konnte. Und schon schepperte es.

Doch leider fiel eben jenes 1:0 für die RB Leipzig aus eigenen Fehlern heraus. Pedersen störte Mittelfeldmann Laimer und grätschte die Kugel in Richtung des eigenen Strafraums. Dort fälschte ausgerechnet unsere sichere Bank der vergangenen Saison – Felix Uduokhai – auf André Silva ab, der sich den Ball noch kurz zurecht legen konnte, ehe er aus 18 Metern lässig einnetzte.

Zum Vergessen

Eigentlich will ich über die zweiten 45 Minuten der Partie gegen RB Leipzig gar nicht schreiben, sondern sie für immer vergessen. Aber das bin ich sowohl euch als auch mir selbst schuldig. Bringen wir das Debakel daher lieber schnell hinter uns, sonst kommen mir wieder die Tränen.

Markus Weinzierl nahm in der Halbzeitpause eine Veränderung vor. Carlos Gruezo hatte Feierabend. Für ihn kam Arne Maier, den der FCA über die Saison hinaus gerne verpflichten möchte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch die Hoffnung, dass nun ein Ruck durch das Team geht und man versuchen würde, den Rückstand vielleicht aufzuholen. Pustekuchen!

Leipzig kam wesentlich wacher aus der Kabine als unsere Jungs und so klingelte es bereits in der 48. Minute erneut. Rechtsverteidiger Nordi Mukiele spielte von rechts Emil Forsberg an und lief durch. Dieser passte zurück zum Außenverteidiger, der in den Sechzehner zog und den Ball zum Elfmeterpunkt zurück legte. Dort stand Christopher Nkunku völlig frei und schon machte es BUMM. Weder Daniel Caligiuri noch Kapitän Jeffrey Gouweleeuw waren am Mann. Das war einfach wieder einmal fahrlässig verteidigt und für den Gegner viel zu einfach.

Das Kartenhaus fällt zusammen

Eigentlich konnte man hier schon von der Vorentscheidung sprechen, aber dass die Jungs dann so in sich zusammen fielen, tat wirklich weh mit anzusehen. Da war kein Aufbäumen, keine Gegenwehr, nichts. Man ging noch nicht mal mehr giftig in die Zweitkämpfe. Etwas, das uns eigentlich auszeichnet. Doch wie man an der Zweikampfquote sehr schön sehen kann, hatte man die immer wieder gepredigte Intensität in der Kabine vergessen. Immerhin konnte die Mannschaft nur 35 Prozent aller Zweikämpfe für sich entscheiden. In der zweiten Halbzeit habe ich nicht eine der Augsburger Tugenden gesehen und das schmerzt auch heute noch sehr.

Bis zum 3:0 für Leipzig, ließen die Hausherren uns erst einmal noch ein bisschen ackern, aber wirklich gefährlich wurde der FCA leider nicht. Tja und kaum versuchten die Jungs einmal Druck aufzubauen, da wurde genau das streng bestraft. RB Leipzig kombinierte sich stark von hinten raus, Uduokhai ließ Mukiele laufen, der wieder einmal Nkunku bediente. Der komplette Leipziger Sturm durfte hierbei vollkommen frei stehen. Dann kam auch noch Rafal Gikiewicz aus dem Kasten raus und rutschte weg. Kurz: Das Chaos in der Zuordnung und der Abstimmung war perfekt und es stand leider verdient 0:3 aus Augsburger Sicht.

Um dem Ganzen dann noch die Krone aufzusetzen, gab es in der 64. Minute auch noch einen berechtigten Elfmeter für Leipziger Bullen. Mads Pedersen traf nach einer Ecke Außenverteidiger Mukiele hinten im Sprunggelenk. Der VAR sah sich das Ganze noch einmal an und benachrichtige Schiri Bastian Dankert. Der gab daraufhin den Strafstoß, den Emil Forsberg zum 4:0 einnetzte.

Den Rest erspare ich uns, denn um ehrlich zu sein hatte man noch Glück, nicht noch mehr Tore zu kassieren. Die Mannschaft schien komplett auseinander zu fallen. Auch die Einwechselungen von Zeqiri und Gumny in der 80. Minute brachten leider nichts. Genauso wie es die von Hahn und Pepi zuvor schon nicht getan haben.

Emotionen

Nach Abpfiff fühlte ich mich müde, kraftlos und vor allem auch enttäuscht. Ich war nicht einmal wütend oder sauer auf das Team, dass sie sich in der zweiten Hälfte von Leipzig so auseinander nehmen haben lassen. Nein, ich war einfach unwahrscheinlich traurig, denn das war nicht der FC Augsburg, wie man ihn eigentlich kennt. Es war ein Stich mitten ins Augsburger Fanherz und ich wusste im ersten Moment gar nicht, ob ich mich jetzt über den Klassenerhalt freuen soll oder nicht. Das tue ich, nur so nebenbei bemerkt.

Mir gingen in jenem Moment so viele Dinge aus der Saison durch den Kopf. Immerhin war es nicht der erste Auftritt dieser Art. Der Saisonauftakt gegen Hoffenheim, die Heimklatschen gegen Leverkusen und Köln, die Spiele in Mainz und Freiburg… 16 Niederlagen stehen derzeit auf dem vereinsinternen Hausaufgabenzettel. In 11 davon kassierte man mindestens drei oder mehr Gegentore. Nur in Dortmund, in Wolfsburg, zuhause gegen Freiburg und Hertha sowie in München verlor man mit weniger Treffern.

Mir ist natürlich bewusst, dass RB Leipzig Champions League-Aspirant ist und ich habe bestimmt nicht erwartet, dass wir sie gegen die Wand spielen. Man kann ja auch verlieren, aber das WIE spielt hierbei für mich auch eine Rolle. Wenn man kämpft wie damals beim 3:4 in Dortmund, dann kann man auch hinterher hoch erhobenen Hauptes sagen, dass man sein Bestes gegeben hat. Das war in der Partie gegen die Leipziger aber leider nicht der Fall.

So wirklich kann man sich über den Klassenerhalt nicht freuen
(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Das sind so Kleinigkeiten, die mich gerade einfach nicht loslassen wollen. Ich liebe diesen Verein und werde immer zu ihm stehen, aber genau deswegen bin ich so enttäuscht. Vielleicht sind meine Erwartungen auch einfach zu hoch. Doch nach 11 Jahren in der ersten Liga, darf man doch auch mal hoffen, dass man am Ende im gesicherten Mittelfeld landet, oder nicht? Ich will gar nicht in die internationalen Wettbewerbe einziehen, aber so Platz 10 bis 12 wäre doch auch für die TV-Geld-Tabelle nicht verkehrt.

Auf Stimmenfang

Niklas Dorsch (DAZN): „Wenn du 4:0 verlierst, dann hast du sehr, sehr wenig richtig gemacht. Dann hast du dir kaum Chancen heraus gespielt. Wobei jetzt können wir über die ersten 10 Minuten reden, aber das ist mir scheißegal. Am Ende verlierst du 4:0 und bist sehr hilflos aufgetreten… Man muss dazu sagen, dass wir es am letzten Spieltag auch schon sehr schlecht gemacht haben. Deswegen gilt es jetzt nochmal, das letzte Heimspiel vor eigenen Fans so positiv wie möglich zu gestalten. Einfach die Saison mit einem Erfolgserlebnis zu beenden, dass man dann wenigstens sagen kann: Okay, das letzte Spiel war erfolgreich! Und dann gilt es sich auf die neue Saison vorzubereiten. Ich glaube schon, dass da das Eine oder Andere passieren muss, damit das besser wird nächstes Jahr.“

Mads Pedersen (FCA TV): „Natürlich ist es schwierig, weil ich mich in meiner Karriere niemals nach einer 4:0-Niederlage mit einem Smile vom Platz gegangen. Das Wichtigste war vor dem Spiel, mit dem Klassenerhalt. Das war unser Ziel in den letzten paar Monaten. Es war unser Ziel, dass wir in der Liga bleiben und die Klasse halten. Das haben wir geschafft und das ist wirklich schön. Wir freuen uns, dass wir in der nächsten Saison in der 1. Bundesliga spielen und wollen es nächstes Jahr auch besser machen. Aber das Spiel heute war scheiße!“

Florian Niederlechner (FCA TV): „Da lass ich dich auch gar nicht ausreden. Da lasse ich mir jetzt auch den Abend nicht vermiesen. Wir haben wieder unser Ziel erreicht. Viele haben ja wieder gesagt vor der Saison, wir werden absteigen. Jetzt sind wir wieder direkt in der Liga geblieben. Ich bin unheimlich stolz auf die Jungs, aber ja, das Spiel war heute nicht gut. Aber der Abstiegskampf ist nicht immer ganz einfach. Und wie kurz vor Anpfiff dann der Druck eingefallen ist, war das anscheinend nicht so gut für uns. Trotzdem überwiegt bei mir ganz klar die Freude, weil wir haben es wieder geschafft einen Spieltag vor Schluss.“

Markus Weinzierl (Pressekonferenz): „Über das Spiel will ich eigentlich gar nicht großartig reden, sondern Glückwunsch sagen an meine Mannschaft für den vorzeitigen Klassenerhalt. Dass wir das heute geschafft haben durch die Bayern. Vor dem Spiel war das schon klar. Das ist für uns eine Riesenerleichterung und keine Selbstverständlichkeit es am 33. Spieltag dann auch klar zu machen. Deswegen will ich gar nicht über das Spiel reden, sondern freue mich über das Gesamte und bin froh, dass wir in der Liga bleiben.“

Die richtige Einstellung?

Da weiß ich gleich gar nicht, wo ich anfangen soll. Wie oben schon geschrieben, freue ich mich über den Klassenerhalt. Sehr sogar! Wobei ich die Art Fan bin, der mit dem FCA auch in die zweite, dritte oder vierte Liga gehen würde.

Natürlich wird der Klassenerhalt in Augsburg immer die oberste Priorität haben. Allerdings wurde vor der Saison auch gesagt, dass man so früh als nur möglich sicher die Klasse halten möchte, um dann einen Platz im gesicherten Mittelfeld zu erreichen. Und nun sagt man erneut, dass es für den FCA nicht selbstverständlich ist, am letzten Spieltag überhaupt schon sicher zu sein? Dem muss ich leider widersprechen. In bisher 8 von 11 Spielzeiten hat der FCA mit Abschluss des 33. Spieltages bereits das rettende Ufer immer erreicht gehabt.

Die Ausnahmen:

SaisonPunkte und Platzierung vor 34.STVorsprung auf RelegationVorsprung auf direkten Abstieg
2012/1330 Punkte / Rang 16punktgleich mit 15.2 Punkte
2015/1638 Punkte / Rang 113 Punkte5 Punkte
2016/1737 Punkte / Rang 142 Punkte6 Punkte
Wann war man nicht save am 34. Spieltag?

In zwei von drei dieser Spielzeiten war im Übrigen Markus Weinzierl Trainer, wobei ich ihm das nicht ankreide. Gerade in seiner ersten Saison beim FCA war sehr viel Unruhe innerhalb des Vereins. In diesem Jahr gab es hier gleich drei verschiedene Sportdirektoren. 2015/16 hatte man die Dreifachbelastung mit der Europa League, ganz klar.

Welche Frage ich mir aber stelle, ist, ob es denn unbedingt so gut ist, wenn man sich immer nur das Minimalziel setzt und das dann auch noch als „Das große Ganze“ lobt. Müsste man als einer von sieben Vereinen, die noch nie abgestiegen sind, nicht einmal ein kleines bisschen höher ansetzen? Ich spreche hierbei nicht von der Europa League etc. Aber es sollte doch eigentlich nicht sein, dass man Jahr für Jahr darauf spekuliert, dass drei andere Vereine schlechter sind. Man muss auf die eigene Leistung und nicht auf die Konkurrenz gucken. Das könnte sich sonst irgendwann rächen. Gerade wenn man einen Blick auf die Zweitligatabelle wirft.

Ich bin auf das Ganze fixiert, weil es keine Selbstverständlichkeit ist für uns, dass wir in der Liga bleiben.

Markus Weinzierl in der Pressekonferenz nach dem Spiel

Eine Selbstverständlichkeit ist es freiwillig nicht, denn Traditionsvereine wie Schalke, Kaiserslautern und Co würden sicher gerne mit uns tauschen. Doch warum sieht man es nach 11 Jahren immer noch als ein Wunder an, dass man Bundesliga spielt? Ich denke, man hat es sich in den letzten Jahren verdient, sich einen gestandenen Erstligisten zu nennen. Die Einstellung erinnert mich an das Sprichwort „Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss“. Man hat immer nur den Klassenerhalt vor Augen und setzt sich eben nicht mal das Ziel, auch einmal ein Jahr lang nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben.

Das große Ganze zählt…
(Photo by RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images)

Dieses Denken kann aber auch gleich mal in die andere Richtung ausschlagen und sich auch auf dem Platz widerspiegeln, wie man in der Partie gegen RB Leipzig gesehen hat. Kaum war man durch, hat man nicht mehr die Leistung gebracht, die sich viele Fans von der Mannschaft wünschen. Kampf, Wille, Biss, Leidenschaft – alles Dinge, die ich am FC Augsburg sehr schätze, aber wirklich in dieser Saison nicht nur einmal vermisst habe.

In den Stimmen rund um die Partie kam es so rüber, als würde man sagen: „Egal, Hauptsache, das Ziel ist erreicht, da kann man auch schlechte Leistungen zeigen“. Das finde ich persönlich nicht richtig, denn jeder Fan, der ins Stadion geht – egal ob zuhause oder auswärts – möchte sehen, wie die Mannschaft fightet und alles für den Verein gibt. Doch wie soll man das aus den Köpfen der Spieler bekommen, wenn es der Trainer und vielleicht auch die Verantwortlichen ebenso sehen?

Veränderungen?

Ich persönlich halte es eher mit Niklas Dorsch. Es sollte sich etwas ändern, denn mit einer solch schwankenden Leistung könnte es im nächsten Jahr sehr eng werden. Mit – Stand heute – Schalke 04, Werder Bremen und vielleicht dem HSV kommen Traditionsmannschaften zurück ins Oberhaus, die größere Einnahmen, eine größere Fanbasis, höhere Sponsoreneinnahmen usw. haben und nicht davor zurückscheuen, auch mal teurere Investitionen in den Kader zu tätigen.

Der FCA steht finanziell gesehen sehr gut da. Das ist etwas, das mir persönlich auch sehr wichtig ist. In den letzten 11 Jahren ist sehr viel sehr gut gewesen, gar keine Frage. Gerade in diesem Punkt will ich auch absolut nichts schlecht reden, aber dass die Konstanz im sportlichen Bereich seit einigen Jahren leider fehlt, dürfte ein jeder von uns gesehen haben. Genau das wünschen sich aber viele Anhänger*innen. An diesem ständigen Auf und Ab sollte dringend gearbeitet werden, damit es in der kommenden Saison besser läuft und die typischen Grantler*innen gar keine Chance haben das Meckern anzufangen.

Doch wo setzt man am Besten an? Baut man einen vollkommen neuen Kader auf? Sollte man Trainer oder Sportdirektor entlassen? Das können nur die Beteiligten selbst wissen, die auch wirklich intern dabei sind. Deswegen werde ich mich diesbezüglich mit meiner Meinung zurückhalten, da ich nicht sagen kann, was richtig oder falsch ist bzw. was der Mannschaft gut tut.

Fakt ist auf jeden Fall, dass Markus Weinzierl seinen Vertrag noch nicht verlängert und er sich auch nicht wirklich zum FCA bekannt hat. „Wir haben den Klassenerhalt, das ist für mich jetzt das Wichtigste und den Rest werden wir sehen“, antwortete er in der PK auf die Frage, wann er denn seinen Vertrag in Augsburg verlängert. Jobsicherheit klingt anders, was wiederum heißen könnte, dass in der Sommerpause auch noch auf weiteren tragenden Positionen Veränderungen anstehen könnten. Änderungen, die vielleicht manch einem weh tun, aber wenn es das Team pusht, gar nicht mal so verkehrt sein könnten.

Da ist die Führung

Fußballerisch konnte das der FC Augsburg weder in Mainz noch in Bochum von sich behaupten. In dem Satz verbirgt sich aber noch etwas anderes. Das Thema Führung. Mannschaftsführung, Vereinsführung, Führung des Teams durch den Trainer. In diesen Punkten hat der FCA in der letzten Woche wertvolle Fortschritte gemacht, finde ich. Warum, versuche ich im Folgenden näher zu klären. Außerdem müssen wir uns natürlich auch mit dem kommenden Gegner, dem VfB Stuttgart, beschäftigen. Weil gegen ihn gilt es jetzt, den Anflug neu erlangter bzw. wiederentdeckter Führungskraft nicht gleich wieder entwischen zu lassen.

Tiefpunkt in Mainz

Über das Spiel des FCA am vergangenen Freitag in und gegen Mainz ist schon viel gesagt und geschrieben worden. In der Presse, in den sozialen Medien und auch wir von der Rosenau Gazette haben uns dazu geäußert. Andy verfasste z.B. einen Katastrophenbericht aus Mainz, Kicker und Augsburger Allgemeine schrieben von „Debakel“ und „Desaster“ und auch bei Facebook, Twitter und Co. regten sich die FCA-Fans – angesichts der blutleeren Spielweise der Mannschaft – völlig zu Recht auf. (Ob das so ausfällig und beleidigend hat passieren müssen, wie es teilweise eben passiert ist, sei einmal dahingestellt.)

Komplett am Boden – und später an der Decke – war unser Gikie, nachdem er in Mainz zum vierten Mal hinter sich greifen musste. (Foto: Matthias Hangst/Getty Images)

Natürlich hat sich auch der Club zu Wort gemeldet. Melden müssen. Weil auch er wusste, dass mit der neuerlichen klaren Niederlage gegen einen vermeintlich schlagbaren Gegner ein neuer Tiefpunkt erreicht war. (Von den ganzen Negativrekorden, die der FCA gerade einen nach dem anderen bricht, einmal ganz zu schweigen.) Gleich nach dem Spiel gab es die bis dahin explosivste Wutrede von Betonmischer Rafal Gikiewicz. Auch Trainer Markus Weinzierl fand die Mannschaftsleistung, eher nüchtern ausgedrückt, „nicht akzeptabel“. Nur die Führungsetage ließ mit einem Statement – eine gefühlte Ewigkeit! – auf sich warten. Wir alle wollten schließlich schnellstens wissen, ob es stimmt, dass die Luft für Sportdirektor Stefan Reuter wirklich dünner wird, was mit Weinzierl passiert oder wer womöglich schon in der Warteschlange steht.

Klartext in der Führungsetage

Am Dienstagabend war es dann soweit. In einem Interview ließ Vereinspräsident Klaus Hofmann verlauten, dass es keine Personaldiskussion gibt auf Führungsebene. Die sportlich Verantwortlichen, allen voran Reuter und Weinzierl, bleiben also (vorerst). Das wird diejenigen enttäuscht haben, die sich Armin Veh oder zumindest jemand anderen als neuen Sportdirektor gewünscht hatten. Hofmann machte aber auch klar, dass es nach Mainz mal (wieder) so richtig Krach gegeben hat:

„Wir haben in den vergangenen Tagen alles hinterfragt. Das fängt bei mir an. So eine Phase hilft auch, dass mal alle Dinge, die über einen längeren Zeitraum unausgesprochen waren, auf den Tisch kommen. Und zwar auf allen Ebenen und in alle Richtungen.“

Präsident Klaus Hofmann am 26.10.2021 in der Augsburger Allgemeinen

Hofmann ist jemand, an dem sich die Geister scheiden. Gerade in letzter Zeit rückte auch er immer wieder in den Fokus der Kritik. Zu impulsiv, zu despotisch und zugleich zu ahnungslos in Bezug auf Fußball sei er. Die von ihm beschriebene Aussprache, dass unter allen Beteiligten Klartext geredet wurde, und zwar über alles und jeden (ihn eingeschlossen!), halte ich aber für eine ausgesprochen gute und wichtige Sache. Schließlich macht es doch auch außerhalb des Fußballs eine gute Führung aus, wenn sie ihrem Personal die Möglichkeit gibt, auch unangenehme, schon länger schwelende Dinge anzusprechen, gemeinsam nach Lösungen zu suchen und sich dabei auch selbst nicht auszunehmen. Das hat Hofmann getan und somit – zumindest nach außen hin – Führungsqualität bewiesen.

Nach Mainz hat sich Klaus Hofmann mit seinem Personal ausgesprochen. Wie es gute Chefs tun. (Foto: Stefan Puchner – Pool/Getty Images)

Klar ist natürlich auch, dass Hofmanns Führungskräfte genauestens „unter Beobachtung“ stehen. Seine Kooperationsbereitschaft und sein Rückhalt sind nicht bedingungslos. Das wissen die Betroffenen nur zu gut. Schauen wir mal, wie lange die Schonfrist ist, die ihnen eingeräumt wurde. Sprechen wir in ein bis zwei Wochen nochmal…

Weckruf vor Bochum

Den ersten Test hatte das Personal des FCA dann am Mittwoch in der 2. DFB-Pokal-Runde in Bochum zu bestehen. Zum Spiel selber mag ich wieder gar nicht so viel sagen. (Das hat Irina schon vortrefflich gemacht.) Zu einzelnen Eindrücken vor und während der Partie aber schon.

Einen ersten Schlüsselmoment hat aus meiner bzw. unserer Sicht die Pressekonferenz mit Markus Weinzierl und dem wiedergenesenen Alfred Finnbogason am Vortag hergegeben. Von Beginn an betonte der Trainer, dass nicht nur, aber vor allem die Führungsspieler in der Pflicht stehen, auf und neben dem Platz Verantwortung zu übernehmen. Er reagierte damit auf die Kritik von Kapitän Jeff Gouweleeuw nach dem Mainz-Spiel, es werde im Team manchmal zu wenig untereinander geredet. „Dann soll er reden!“, entfuhr es Weinzierl sichtlich gereizt. Auf die Frage nach der Stimmung im Team (eigentlich an Finnbo gerichtet), war es ihm später wichtig, noch Folgendes loszuwerden:

„Die Stimmung in der Mannschaft ist gut. Und unser Verhältnis ist auch gut. Und ich hab auch vollstes Vertrauen in die Führungsspieler. Aber nochmal, in solchen Phasen, wenn’s nicht läuft, dann müssen die auch die Verantwortung in der Mannschaft übernehmen und die gute Stimmung und die Trainingsleistung dann auf dem Platz auch rüberbringen. Ich erwart dann einfach auch, wenn wir Dinge nicht 100%ig gut machen, dass die Führungsspieler dann das Ganze auch in die Hand nehmen und da auch meine Verantwortung, ja, ich ihnen übergebe.“  

Markus Weinzierl auf der PK am 26.10.2021 auf FCA TV

Wendepunkt in Bochum?

Klarer als Weinzierl hier kann man eine Erwartung, einen Auftrag kaum formulieren. Die Führungsspieler – das sind neben Kapitän Gouweleeuw auch Finnbogason sowie die restlichen Spieler des fünfköpfigen Mannschaftsrats, Flo Niederlechner, Daniel Caligiuri und Rafal Gikiewicz. Sie sollen den Auftrag also vor allen anderen entgegennehmen. Dass er sogleich beherzigt und in die Tat umgesetzt wurde, hat man am Mittwochabend im Ruhrstadion vor allem beim Elfmeterschießen gesehen.

Die Riege der Führungsspieler hat sich zunächst einmal vergrößert. Michael Gregoritsch, der in dieser Saison die meiste Zeit auf der Bank verbracht hat, schwor das Team auf den kommenden Showdown ein. Dann trat Jeff, der Kapitän, zum ersten Elfmeter an. Es folgte Finnbo, der dem Augsburger Spiel schon mit seiner Einwechslung neuen Aufwind verliehen hatte. Als Drittes voran ging Tobias Strobl, wohl derjenige, dem die wenigsten zugetraut hätten, dass er (so sicher) verwandelt. Den vierten legte sich dann Gregerl bereit, Mister Motivator. Dass Arne Maier, der 22-jährige, am Ende vergab, ist bitter. Dass er aber antrat, um – wie die anderen – Verantwortung fürs Team zu übernehmen, spricht wiederum für ihn. (Eine Überlegung wäre es aber durchaus wert gewesen, die Reihenfolge der Schützen zu ändern, sodass am Anfang UND am Ende einer der geforderten Führungsspieler gestanden hätte…)

Hoffen und Bangen als Team. Das haben die Spieler des FCA in Bochum beim Elfmeterschießen (wieder) erfahren. (Quelle: Twitter @FC Augsburg)

Vielleicht ist das nur meine Sicht, aber ich finde, das Bochumer Elfmeterschießen war die ideale Plattform für die Spieler im Allgemeinen, um näher zusammenzuwachsen, und für die Führungsspieler im Besonderen, um ihre Aufgabe neu und verstärkt wahrzunehmen. Und vielleicht hat genau das nun einen entscheidenden, nachhaltigen Effekt – (auch) auf Ebene der Spieler.

Stuttgart auf die Pelle rücken

Und wie empfangen wir nach diesem Pokalaus, das es trotz allem ja immer noch ist, am Sonntag den VfB Stuttgart in der Liga? Wie der FCA hat es der VfB am Mittwoch nicht ins Achtelfinale des DFB-Pokals geschafft. Allerdings war es bei den Schwaben weit weniger knapp als bei uns. Sie haben daheim doch recht klar mit 0:2 gegen den 1. FC Köln verloren. Allerdings hatte das Spiel bei ihnen keine Überlänge. Physisch könnte das ein leichter Vorteil für die Elf von Trainer Pellegrino Matarazzo sein.  

Aktuell stehen die Stuttgarter mit vier Punkten Vorsprung vor dem FCA auf Tabellenplatz 13 (FCA: Platz 16, 6 Punkte). In den letzten beiden Spielen gegen Union Berlin und Borussia Mönchengladbach hat der VfB nur zwei Punkte mitnehmen können.

Prinzipiell haben die Fuggerstädter in ihrer Bilanz leicht die Nase vorn. Von bisher 16 Bundesligapartien haben sie 8 gewinnen können, während der VfB – bei einem Unentschieden – nur 7 Begegnungen für sich entscheiden konnte. Uns Augsburgern ist natürlich noch wärmstens das 6:0 vom 30. Spieltag der Saison 2018/19 in Erinnerung. Das bedeutete für den FCA nicht nur den höchsten Bundesligasieg seiner Vereinsgeschichte. Damit besiegelte er auch das Ende von Markus Weinzierls 7-monatigem Engagement als Stuttgarter Trainer.

Unvergessen: Das 6:0 des FCA am 20.04.2019 gegen den VfB Stuttgart. (Foto: xemx via Imago)

Für ihn, als heutiger Augsburger Übungsleiter, habe diese Zeit keine Bedeutung mehr, sagte Weinzierl auf der Pressekonferenz am Freitag. Vielmehr stimme ihn die Leistung aus der zweiten Hälfte in Bochum sehr positiv, um genau daran anzuknüpfen. Das Team hat „die Handbremse rausgenommen, auch im Kopf“. Der FCA will versuchen, in der Tabelle näher an den VfB „ranzurücken“. Auch der Mann an Stuttgarts Seitenlinie traut den Augsburgern einiges zu:

„Wir erwarten einen Gegner, der mit viel Energie auftreten wird. Nach einem 0:2-Rückstand am Mittwochabend im DFB-Pokal hat sich der FC Augsburg zwischenzeitlich auf ein Remis zurückgekämpft.“

Stuttgarts Trainer Matarazzo am 29.10.2021 auf VFB.de

Das Personal

Sicher nicht mit dabei am Sonntag um 15:30 Uhr in der WWK Arena ist für den FCA erneut Felix Uduokhai. Wie Weinzierl auf der PK erklärte, sei zu seinen muskulären Problemen nun noch eine Sehnenbeteiligung gekommen. Höchstwahrscheinlich nicht zur Verfügung stehen werden nach Mittwoch auch die beiden Angeschlagenen Noah Sarenren Bazee (Außenbanddehnung im Knie) und Iago (Probleme an der Hand). Zumindest wieder im Kader stehen nach mehrwöchiger Verletzung bzw. Krankheit wohl Niklas Dorsch, Flo Niederlechner und Freddy Jensen. Wie genau deren Einsatzfähigkeit aussehen wird, ließ Markus Weinzierl aber noch offen. Mads Pedersen ist für Sonntag wohl wieder einsatzbereit. Dementsprechend könnte die Aufstellung folgendermaßen aussehen:

Gikiewicz – Gumny, Gouweleeuw, Oxford, Pedersen – Strobl, Maier – Hahn, Caligiuri, Vargas – Zeqiri 

Beim VfB Stuttgart ist aktuell die Offensive personell recht stark ausgedünnt. Z.B. fehlt Stürmer Sasa Kalajdzic verletzungsbedingt schon längere Zeit. Genauso wie Silas Katompa Mvumpa auf der rechten Außenbahn. Auch für Linksaußen Erik Thommy, beim FCA ausgebildet, fällt ein Wiedersehen mit seinem früheren Verein flach.  

Zum Abschluss

Mir ist mehr als bewusst, dass die aktuelle Lage beim FCA ernst ist. Sehr ernst. Und dass sein 350. Bundesligaspiel, das er gegen den VfB Stuttgart absolvieren darf, zum Schlüsselspiel werden könnte bzw. schon längst ist. Ich bin aber keine Freundin von Schwarzmalerei. Lieber will ich den Blick auch mal auf andere Dimensionen lenken, die vielleicht nicht gleich so ins Auge stechen wie die „harten“ (für uns natürlich wenig schmeichelhaften) Fakten wie Tore und Punkte. Das wollte ich mit der Perspektive auf die „Führung“ erreichen, bei der sich in der letzten Woche, so zumindest mein Eindruck, etwas zum Positiven verändert hat.

Denn oft ist es ja so, dass es erst das kleine Rädchen braucht, damit das große wieder läuft. Und vielleicht muss(te) so auch erst die Führungsfrage geklärt werden, damit es dann auch wieder zahlen- und faktenmäßig heißt: „Da ist die Füüühruuung!“ Am liebsten wäre mir das natürlich gleich am Sonntag.

Unbelohnt

Spontan packte mich vergangenes Wochenende die Lust, nach Bochum zu fahren und den FCA in der zweiten Runde des DFB-Pokals auswärts anzufeuern. Von meiner Wahlheimat aus sind es nur rund 1 1/2 Stunden Fahrt dorthin und im Vonovia Ruhrstadion war ich zuvor persönlich noch nicht.

Gesagt, getan: Tickets online bestellt. Vorab hatte ich wirklich ein gutes Gefühl. Man las von einer „Jetzt gilt’s“ Mentalität, die die Verantwortlichen von der Mannschaft forderten. Von Finnbogason, der zurückkehren und voran gehen wollte. Die PK vor der Partie war wirklich sehenswert, offen wie nie und voll auf den Punkt gebracht. Dafür nachträglich noch ein großes Lob an die beiden Akteure!

Meinen beiden Mitstreitern sagte ich während der kurzen Anfahrt über die A2: „Ich bin heute zufrieden, wenn wir alles geben, Herzblut und Einsatz zeigen. Dann kann ich ein Ausscheiden verschmerzen.“ Dabei bleibe ich bis heute. Für mich war es eine offene Partie bis zum Schluss und das ist auch das, was die Zuschauer*innen sehen wollen. Eine packende Schlussoffensive beider Teams, eine spannende Verlängerung und der Showdown, Elferkrimi! Was will das Fußballherz mehr?

Vor der Partie

Vor der Partie gab’s für Coach Markus Weinzierl einige personelle Fragezeichen. Uduokhai und Niederlechner weiterhin im Krankenstand, Pedersen, Jensen und Dorsch angeschlagen, auch Oxford war am Dienstag vor der Partie noch fraglich. Da fragte man sich heimlich schon, wer denn dann letzten Endes eigentlich auf dem Platz stehen würde? Glücklicherweise fanden sich noch genug fitte Mannen, die die Reise ins Ruhrgebiet antreten konnten.

Stefan Reuter durchlebt derzeit offensichtlich unruhige Zeiten. (Photo by Pool/Kai Pfaffenbach/Pool via Getty Images)

Ebenfalls las man vor der Partie von unruhigen Zeiten im sonst so beschaulichen Augsburg, das längst nicht mehr das Gallien der Bundesliga ist. Stefan Reuter, Sportdirektor des FCA, steht derzeit in der Kritik und sein Posten scheint nicht mehr ganz so sattelfest zu sein. So berichteten zumindest die hiesigen Medien.

Präsident Hofmann meldete sich zu Wort und gab zu, dass es in Augsburg hinter verschlossenen Türen wohl gekracht hat. Nun scheinen aber alle Beteiligten zu wissen, woran sie sind. Bekannte Namen, wie der des gebürtigen Augsburgers Armin Veh, geisterten tagelang durch die Gazetten – aber die vermeintlich heiße Spur war wohl (noch) nicht dabei!?

Anreise, Ansetzung, Ausfälle

Die Spieler wollten sich davon jedenfalls nicht beunruhigen lassen und bereiteten sich intensiv auf das Pokalspiel unter Flutlicht vor. Der Anpfiff an einem Mittwoch um 18:30 Uhr für die weit anreisenden Augsburger*innen höchst fanunfreundlich! Sechs Stunden Fahrt kann man hier – sowohl mit PKW als auch mit Zug – ruhig einplanen. Wenn man nicht gerade im Stau steht oder eine Panne hat – wie Fanvertreter*innen des FCA, die mit knapp halbstündiger Verspätung den Gästeblock des Ruhrstadions betraten.

Weinzierl schien sich nun auf die gute alte Viererkette besonnen zu haben und setzte auf einen defensiven Block rund um Kapitän Jeffrey Gouweleeuw und Reece Oxford. Der erfahrene Tobias Strobl erhielt den Vorzug vor Carlos Gruezo. Jan Moravek stand – aus unbekannten (?) Gründen – nicht im Kader. Zeqiri durfte starten, für Ex-Bochumer Gregoritsch und Cordova bedeutete dies einen Bankplatz. Hahn und Vargas bildeten die Flügelzange. Caligiuri und Maier verdichteten das Mittelfeldzentrum. Auf außen defensiv Iago und Gumny. So weit, so gut.

Markus Weinzierl: Auf der Suche nach dem geeigneten System… (Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

HZ1- Wieder eiskalt getroffen

Vor den zuletzt erfolgreichen Bochumern, die sich in der Bundesligatabelle mittlerweile vor dem FCA befinden, hatte der FCA jedenfalls Respekt. Die Spieler schienen das umsetzen zu wollen, was die Clubverantwortlichen und auch der Trainer von ihnen sehen wollten. Bock auf das Spiel, gepflegten Fußball und Einsatzwillen. Dies konnte man den Jungs nicht absprechen an diesem Tage!

Dennoch tat man sich schwer mit griffigen und giftigen Bochumern, die insbesondere über die Flügel mit schnellen Außen die Augsburger ein ums andere mal vor Probleme stellten. So fiel exemplarisch auch das 1:0 für die Heimmannschaft. Ex-FCA-Spieler Stafylidis brachte in der zwölften Minute -nach einem Eckball – das Leder an den langen Pfosten, dort stand Pantovic mutterseelenallein und musste den Ball nur noch einschieben. Iago hatte den Stürmer enteilen lassen. Ein paar Minuten zuvor hatte André Hahn das Führungstor auf dem Fuß, doch VfL-Keeper Esser konnte abwehren. Mieses Karma!

Der FCA lies sich jedoch durch den (erneuten) Rückstand nicht entmutigen – auch wenn so ein wenig Mainz-Vibes aufkamen. Richtig gefährlich wurden die Augsburger Mannen in der Offensive jedoch nicht und somit ging man folgerichtig mit dem knappen Rückstand in die Halbzeitpause. Trainer Weinziel reagierte nun personell und nahm den schwachen Caligiuri vom Feld. Für ihn kam Stürmer Finnbogason, der Leben in die ideenlosen Augsburger Angriffsbemühungen bringen sollte. Systemtechnisch bedeutete dies nun eine Doppelspitze mit Jungspund Andi Zeqiri.

Caligiuri machte gegen Bochum keine glückliche Figur und wurde folgerichtig zur Halbzeit ausgewechselt. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

HZ2 – Action, Tore, Drama

Der FCA fand sich offensiv gleich gut in die Partie ein und kam in Person vom frei stehenden Iago zum Abschluss – leider zielte dieser weit drüber. Dann kam es, wie es kommen musste. Bochum schlug ab und zündete den Turbo. Erneut Pantovic konnte per Schlenzer das 2:0 erzielen. Ein wirklich sehenswertes Tor. Aber: Keine zwei Spielminuten später köpfte Reece Oxford den Ball nach einem Freistoß von Arne Maier in die Maschen. Der schnelle Anschlusstreffer!

Doch wer nun einen Rückfall wie im Mainz-Spiel vermutete, sah sich getäuscht. Das 2:1 war kein „One Hit Wonder“, sondern diesmal wirklich Zeichen zur Aufholjagd. Wieder zwei Minuten später – in Minute 58 – schloss Zeqiri eine Ballstafette über Finnbogason und Gouweleeuw ab. Esser konnte den im Fallen geschossenen Ball nicht richtig greifen und Ruben Vargas versenkte eiskalt. 2:2 – die Partie nun offen wie nie.

Sowohl Bochum als auch Augsburg wechselten in Folge zweimal. Beim FCA wurden die beiden Flügelspieler Hahn und Vargas ausgewechselt, für sie nun Cordova und Bazee im Spiel. Das Spiel spielten beide Teams nun mit offenem Visier. Gregoritsch kam in der Schlussviertelstunde noch für Zeqiri. Chancen gab es dann noch hüben wie drüben, doch keine wurde so richtig gefährlich. Und so ging es verdientermaßen nach 90 Minuten plus Nachspielzeit in die Verlängerung. Puh, kurz durschnaufen. Was ein Spiel sich hier in den zweiten 45 Minuten entwickelt hat… Und der FCA zeigte unerwartete Comebackqualitäten.

Verlängerung – Vom Bibbern und Bangen

Beide Fanlager waren heiß. Die wenig mitgereisten Augsburger machten Lärm für eine ganze Gästekurve und die Bochumer Wall heizte sich auf. Riemann Rufe gingen ab der Verlängerung mehrfach durch die Heimkurve. Noah Sarenren Bazee verletzte sich mit der letzten Aktion der regulären Spielzeit und es kam für ihn Nachwuchstalent Lasse Günther in die Partie. Der Stadionsprecher der Bochumer kündigte fälschlicherweise Frederik Winther an und ich habe kurzzeitig echt gegrübelt, warum der FCA nun seine Defensive stärkt. Im Pokal gilt es nun schließlich nicht den einen Punkt zu sichern.

Die Mannschaft bildete einen Mittelkreis und ausgerechnet Gregerl machte mit seinen Worten ordentlich Dampf. Dampf, den der Österreicher mit in die Verlängerung nahm: Er hatte in Minute 96 die Führung auf den Schlappen. Nach schönem Doppelpass mit Günther kam die Nummer 11 des FCA aus spitzem Winkel zum Abschluss, verzog jedoch leider etwas. Bochum wechselte zweimal und Augsburg drückte. Je länger das Spiel dauerte, desto mehr Spielkontrolle übernahm der FCA.

Gregerl stürmte nach seine Einwechslung nach vorne und pushte seine Mitspieler. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Kurzes Durschnaufen, 15 Minuten überlebt und überstanden – schadlos und man war sogar am Drücker. Bochum war platt. Doch Totgesagte leben länger, gleich nach Wiederanpfiff verschusselten Polter und Pantovic in Kombination das vermeintliche 3:2 – großes Glück für den FCA an dieser Stelle. Das gab der Heimmannschaft sichtlich Selbstvertrauen und der VfL kam wieder besser in die Partie, ohne zwingend gefährlich zu werden.

Erneut hatte Gregerl die Möglichkeit, endgültig die Partie zugunsten des FCA zu drehen. Doch erneut konnte Esser klasse parieren. Der gut aufgelegte Schlussmann wurde dann in der 118. Spielminute gegen Elfmeterkiller Riemann ausgetauscht. Es wurde brennend heiß im Stadion, die Stimmung schwappte über. Riemann Rufe wurden immer lauter und hallten durch das Stadion. Die Sonne war schon längst untergegangen, die ersten Augsburger mussten zum Zug und der Himmel war tiefblau gefärbt.

Elfmeterschießen – Freud und Leid ist nah beinander

Und so kams letztendlich zum finalen Showdown. Elfmeterschießen. Neutrale Zuschauer*innen lieben es, die eingefleischten Fans hassen es umso mehr. Glück, vor allem das Glück entscheidet über den Ausgang dieser Praktik, um zu ermitteln, wer als Sieger aus der Partie hervorgeht. Manchmal wäre mir das Revival des Golden Goals lieber. Immerhin gibts in der zweiten Pokalrunde noch keinen VAR, der das Spielgeschehen von Außen beobachtet. Doch die VAR-Kritik spare ich mir an dieser Stelle und verweise auf die Aussagen von Klaus Hofmann, ohne zu erörtern, ob ich diese Ansichten teile. Jedenfalls gabs keine Situation während des Spiels, wo ich den VAR schmerzlich vermisst hätte.

Zurück zum Elferschießen: Natürlich musste der FCA unglücklicherweise auf das Tor vor der Fantribüne der Bochumer schießen. Auf Seiten der Bochumer und Augsburger traten sodann vier Schützen an, die alle verwandelten. Den Beginn für den FCA machte der Kapitän persönlich: Jeff schickte den bejubelten Keeper Riemann in die falsche Ecke und traf sicher. Bochum egalisierte souverän. Finnbogason traute sich als zweiter Augsburger an den Elfmeterpunkt und verlud Riemann ebenfalls. Bochum traf wieder zum Ausgleich.

Dann folgte der vielgescholtene Mittelfeldspieler Strobl, der eiskalt einschob. Am nachfolgenden Bochumer Elfer von Blum war Gikiewicz noch dran, aber konnte den Einschlag nicht verhindern. Gregerl und Polter egalisierten mit ihren Elfertreffern wiederum. Dann trat als fünfter Schütze der jüngste der Runde an: Neuzugang und Leihspieler Arne Maier. Die Bochumer heizten mit Pfiffen an, der Druck wuchs ins unermessliche. Und Maier, 22 Lenzen alt, lies sich davon beeindrucken. Sein Schuss ging drüber. Nun Matchball für Bochum, Ersatzkeeper Riemann trat – zur Verwunderung vieler an – und verwandelte. Die Bochumer jubelten und tobten, Riemann wurde zum Elfmeterheld. Augsburg war in Trauer – und Arne Maier untröstlich.

Arne Maier – der Unglücksrabe. Kopf hoch!  (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Was bleibt, sind Eindrücke

Es bleibt der Eindruck, dass der FCA ganz nah dran war am Achtelfinale. Die Bochumer Fans waren wohl nicht so heiß auf das Spiel, denn viele Plätze im Stadion blieben unbesetzt. Obwohl es ein Heimspiel war. Der Fanblock jedoch war brechend voll. Die wenigen mitgereisten Augsburger Fans, es waren vielleicht 100-150, feierten ihr Team auch nach dem Abpfiff des Elfmeterschießens. Während viele Bochumer schon das Stadion verlassen hatten.

Die Augsburger lagen auch in diesem Spiel durch relativ einfach vorgetragene Spielzüge und Unachtsamkeiten in der Hintermannschaft schnell hinten. Diese Rückstände können Warnschüsse sein und den Druck erhöhen, auf der einen Seite. Auf der anderen Seite kann es auch der Beginn eines Torspektakels sein, Querverweis an dieser Stelle auf die Partie Gladbach gegen Bayern. Der FCA ließ sich, im Gegensatz zur Partie gegen Mainz, nicht beeindrucken und steckte den Kopf diesmal nicht in den Sand. Ungeahnte Comeback-Qualitäten machten sich bemerkbar und wieder einmal Reece Oxford brachte per Kopfball den FCA zurück.

Während man gegen Mainz schnell wieder in alte Muster zurückfiel, blieb man dieses Mal sprichwörtlich am Ball und glich in Folge sogar aus. Ruben Vargas vollendete einen gut vorgetragenen Augsburger Angriff im Nachschuss. Natürlich war hüben wie drüben auch ein wenig Glück im Spiel. Beide Keeper konnten sich auszeichnen. Und beide Offensivmannschaften hatten noch mehr Tore auf dem Fuß.

Das Schweizer Duo machte ordentlich Betrieb in der Offensive. Ruben Vargas glich für den FCA sogar zwischenzeitlich aus… (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Conclusio

Zum Abschluss möchte ich final noch einige Aspekte anbringen, die ich mitnehme aus dem Spiel: Ich nehme vorallem mit, dass die Viererkette dem Team mehr Stabilität verliehen hat. Die Mannschaft wirkte kompakter und die Statistiken sprechen dafür. Der Ballbesitz als Auswärtsmannschaft lag bei rund 40 Prozent. Das ist in Ordnung. Die Zweikampfquote der Gesamtmannschaft lag bei 48%. Hier könnte man ggf. noch ein wenig feinjustieren.

Ich nehme weiterhin mit, dass unsere Außenverteidiger phasenweise mit ihren Gegenspielern überfordert waren (Iago: Kickernote 5,0 – Gumny 4,0). Vor allem beim 1:0 hat man gesehen, wie einfach die Augsburger Defensive auszuhebeln ist. Für Iago stand am Ende des Spiels eine Zweikampfquote von 17 (!) Prozent zu Buche. Gumnys Werte sind da deutlich besser, aber auch über seine Seite kamen einige gute Angriffe der Bochumer.

Ich nehme mit, dass die Passquote bei 71% lag und weiterhin ausbaufähig ist. Insbesondere aber unsere Zentrale rund um Strobl und Maier hatte eine gute Passquote. Unsere offensiven Bemühungen machten sich auch in der Torschussstatistik bemerkbar. Je 20 Torschüsse auf beiden Seiten, 10 Ecken für den FCA, 7 für Bochum.

Ich will hervorheben, wie gut die Mentalität auf dem Platz endlich mal wieder zu sehen und zu spüren war. Man kam nach einem 2:0 zurück, erzielte zwei sauber herausgespielte Tore und stand danach lange Zeit hinten sattelfest. Die Wechsel waren sinnig: Finnbo, Gregerl, Cordova, Bazee und Lasse Günther haben alle eine gute Leistung gezeigt. Finnbogason belebte die Offensive direkt nach seiner Einwechslung, die Tore fielen und er war an der Entstehung beider beteiligt. Gregerl hatte mehrfach das Siegtor auf dem Fuß und bewies sich in der kurzen Pause vor der Verlängerung als Motivator. Cordova, Bazee und Günther arbeiteten viel und fielen durch viel Zweikampffreude (Cordova) und durch Zug zum Tor sowie Spielwitz (Bazee, Günther) auf.

Und jetzt stelle man sich vor, Uduokhai, Niederlechner, Dorsch und Jensen säßen als Optionen auf der Bank oder würden sogar in die Startelf drängen. All die genannten sind potenzielle Stammspieler und fehlen dem FCA schon sehr.

Der FCA am Boden – nach aufopferungsvollem Kampf über 120 Minuten. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Kopf hoch, Arne

Ich nehme zuletzt noch mit, dass fünf Spieler vorangegangen sind, um einen Elfmeter bei hitziger Atmosphäre zu verwandeln. Nur bei Arne Maier, dem jüngsten Augsburger Schützen, haben die Nerven versagt. Das hilft ihm bestimmt dabei, weiter an sich zu arbeiten und wird sicher ein Lerneffekt für ihn sein. Allerdings ist es zum jetzigen Zeitpunkt erst einmal bedauerlich und traurig für ihn, dass er derjenige ist oder als der dargestellt wird, der das Weiterkommen versemmelt hat. Dem ist nicht so: Man gewinnt im Team, man verliert auch als solches. Hut ab vor deinem Mut und Kopf hoch, Arne!

Stolz bin ich nach der Partie auf die gezeigte Leistung, auf die Tugenden, die man im Ansatz wieder gesehen hat und auf zwei blitzsaubere Tore. Darauf kann man gegen Stuttgart aufbauen und das muss man auch. Denn nach wie vor stehen wir in der Liga immens unter Druck und unsere Verantwortlichen unter Beobachtung. Sollten sie die oben genannten Punkte mitnehmen und an der ein oder anderen Stelle noch weiter feilen, bin ich optimistischer in der Liga als vor dem Pokalspiel.

Und eine geile Partie zum Zuschauen live vor Ort war es allemal. Glückwunsch dem VfL zum Weiterkommen. Mein Vorschlag: Dafür kriegen wir dann demnächst die drei Punkte in der Liga. Bitte, dankeschön.

Katastrophenbericht aus Mainz

Den Saisonstart des FCA durchwachsen zu nennen, wäre vielleicht vor der Partie gegen Mainz 05 noch beschönigend gewesen. Jetzt danach ist es schlciht falsch. Ein komisches Gefühlswirrwarr hatte mich die Tage vor dieser Partie erfasst. Für mich persönlich sollte es die erste Paarung seit langem wieder im Stadion sein und es hatte sich über die Zeit vorher ein gewisses Gefühl der Entwöhnung eingestellt. Ich hatte einerseits privat einiges um die Ohren. Andererseits war das Beobachtete auf dem Rasen nicht dazu geeignet, Euphorie zu entfachen. Mainz zudem ist ein Bundesligastandort, der bei mir kein Event-Feeling aufkommen lässt. Andererseits ist der Stadionbesuch ein Teil meiner Identität und es wurde einfach mal wieder Zeit.

Dabei war die Ausgangslage trügerisch. Mainz wartete auf ein eigenes Erfolgserlebnis. Man könnte aus der Entfernung eine schwächere Phase attestieren. Dennoch hatte sich die Mannschaft der 05er seit der Winterpause der vergangenen Saison prächtig gefunden und in der Rückrunde eine wahre Erfolgsserie hingelegt (und den unmöglichen Klassenerhalt geschafft). Auswärts am Freitagabend: es gibt in der Bundesliga sowohl schwerere als auch einfachere Aufgaben. Nach unserem „durchwachsenen“ Saisonstart war eine gesunde Portion Pessimismus daher vollends angebracht. Und dies nicht nur wegen dem kalauer-geprägten Stadionsprecher der Mainzer, dessen Humor sehr unserem Offensivspiel gleicht (gewollt und nicht gekonnt. Hust.)

Sportlich befand sich der FC Augsburg vor der Partie gegen Mainz 05 in einer schwierigen Phase. Die Punkteausbeute zuletzt gegen Bielefeld war ungenügend. So kann keine Ruhe reinkommen. Nun bot sich gegen Mainz 05 die Chance auswärts zu punkten, bevor nach dem Pokalspiel unter der Woche, auch im Heimspiel gegen Stuttgart zählbares herausspringen sollte. Danach wird es gegen Wolfsburg und die Bayern erstmal wieder schwieriger mit realistischen Punkteerwartungen. Um erfolgreicher Fußball zu spielen, bedarf es einiger Verbesserungen. Gegen Mainz sollte es sie nicht geben.

Aktiv und gierig

In die Zweikämpfe kommen. Längere Ballbesitzphasen haben. Die Kontrolle über das Spiel übernehmen. Zumindest hatte sich das Markus Weinzierl so gedacht und in der Pressekonferenz vor dem Spiel kommuniziert.

Zweite Minute direkt ein kleiner Schreckmoment. Ball nach innen zuglassen. Vargas mit dem Ballgewinn nach Mainzer Fehlpass in der vierten Minute war ein Fünkchen Hoffnung bevor die Fassade bröckelte. Mainz mit drei Torabschlüssen in den ersten 7 Minuten. Oxford zu spät im Zweikampf in der 10 Minute am Mittelkreis und direkt mit gelb verwarnt. Ein schwacher unkonzentrierter Start in die Partie und mit Sicherheit erstmal nicht der erhoffte aktive Beginn. Für die Krönung sorgt Robert Gumny, der slapstickartig über den Ball schlug und so den Gegentreffer in Minute 11 erst ermöglicht. Fehler, die auf diesem Niveau nicht passieren dürfen und bestraft werden. Und natürlich ging es viel zu schnell.

Reaktion auf Rückschläge

Was mich sofort danach interessierte: Wie reagierte die Mannschaft? Schon mehrmals in dieser Saison fielen Gegentore in Serie. So auch diesmal. Minute 14 und es geht schon wieder zu leicht. Mainz kommt erneut zum Abschluss. Minute 15 und das 2:0 für Mainz 05 fällt. Vorausgegangen durften sich die Mainzer erneut durch die Augsburger Abwehr kombinieren. Jeff saß zwar zwischenzeitlich auf dem Hosenboden, konnte allerdings nicht klären. Direkt nach dem zweiten Gegentreffer stellte Weinzierl das System um, in dem er André Hahn instruiert und dieser die Kollegen informiert. Trotzdem: keine Besserung in Sicht.

Alles Umstellen hat nichts gebracht. (Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Die Staffelung mit Caliguiri, Vargas und Cordova offensiv passte in manchen Situationen überhaupt nicht. Und mehr braucht man zum Offensivspiel dann auch nicht zu sagen. Der FCA wirkt zeitweise wie ein Team, das einen neuen Coach bekommen hat und gerade in die Vorbereitung startet. Markus Weinzierl wird auf der Pressekonferenz nach dem Spiel davon sprechen, dass ein anderer Plan fürs Spiel kommuniziert war, als er von den Spielern umgesetzt wurde. Und so ging es munter weiter, zumindest von Mainzer Seite. Oxford lässt Flanken. Gumny lässt einköpfen. Augsburg lässt Mainz das 0:3 machen. Im Gegenzug legt sich Cordova den Ball zu weit vor. In der nächsten Szene lässt sich Gouweleeuw im Mittelfeld den Ball abnehmen. Cali mit dem Ballverlust in der 40. Auch vorher gab es weitere Gelegenheiten für Mainz. Meist reicht ein Pass und die Augsburger Abwehr ist ausgehebelt. Mainz könnte noch deutlicher führen. Die Augsburger Spieler haben sich in die vollständige Passivität verabschiedet und sehnen die Halbzeit herbei.

Über Verantwortung

Der geneigte Leser wird es wissen: meine Anreise ist nicht ganz so weit. Aber selbst ich beginne mich verarscht zu fühlen, bei dem was ich dort sehe. In der zweiten Hälfte kommt Strobl als Mann in der Mitte der 3er Kette für Gumny. Zeqiri darf für Cordova ran. Der Ball läuft auch mal etwas länger in den Augsburger Reihen. Es bleibt absolut harmlos. Gouweleeuw spielt weiter unbedrängt Bälle zur gegnerischen Ecke. Es wirkt, als ob Mainz den Fuß vom Gas genommen hätte. Wir können weiterhin nichts ausrichten. Als Mainz dann doch mal kurz auch aufhört gegen den Ball zu arbeiten, schießt Zeqiri den Ehrentreffer. Mainz stellt direkt den alten Abstand wieder her.

Frustriertes Hinterherschauen (Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Und auch heute zeigt sich wieder: am Ende müssen es die Spieler auf dem Platz richten. Die sportliche Verantwortung hat Markus Weinzierl inne. Und heute können wir ganz deutlich sagen: die Honeymoon Phase nach der Rückkehr ist zu Ende. Das ist der schlechteste Fußball, den diese Mannschaft seit langem gespielt hat. Ich zumindest bin bedient.

Wendepunkte

Lange Zeit zum Grübeln bleibt nicht. Am Mittwoch geht es im Pokal nach Bochum. Am folgenden Wochenende kommt der VfB Stuttgart nach Augsburg. Danach wird das Programm wie angesprochen deutlich schwerer. Vor diesen Begegnungen gegen Wolfsburg und die Bayern bráucht es ein Erfolgserlebnis und Bundesligapunkte, sonst ist die erste Krise der Saison da. Wobei man sich an diesem kalten Mainzer Abend fragen muss, ob dieser Begriff nicht jetzt schon angebracht wäre. Ab wie vielen Partien mit mindestens vier gegnerischen Treffern man hiervon sprechen sollte? Oder ist der Gradmesser die Anzahl der Partien ohne mehr als einen eigenen Treffer? Ach, ihr könnt euch eine beliebige statistische Kategorie aussuchen, das Team spielt schlicht schlechten Fußball. Markus Weinzierl pickte sich bei der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Mainz die Zweikampfquote in der ersten Halbzeit heraus. Und das im Oktober live und in der Kälte mit eigenen Augen zu sehen entlockt mir gerade nur noch lautes Loslachen, nachdem Mainz den Ball in der Endphase neben das leere Tor schießt anstatt hinein und die Mainzer Fans von Augsburg und zweiter Liga singen.

Sportlich und mental braucht es jetzt Ansatzpunkte. Es braucht einen Wendepunkt. Dringend. Und auch wenn mir heute der Glaube dafür fehlt, so ist doch morgen wieder ein neuer Tag. Ach, wie möchte ich dieses Spiel schnell vergessen (getippt, während die Mainzer Fans die Laola-Welle durchs Stadion schicken). Und im DFB-Pokal am Mittwoch weiter kommen. Da ist er wieder der naive Fanglaube. Hoffentlich wie der FCA, einfach nicht unterzukriegen.

Custom App
WhatsApp
WhatsApp
Custom App

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen