Ein Wort: Richtungsweisend

Der FC Augsburg hat bislang sieben Punkte auf dem Konto. Das ist mehr als so mancher Fan beim erstmaligen Blick auf das Auftaktprogramm erwartet hätte. Mich eingeschlossen. An der Alten Försterei ist es immer schwierig zu bestehen und vier Europapokal-Teilnehmer besiegt man als kleiner FCA auch nicht mal eben im Vorbeigehen. Nach zwei Niederlagen gegen Leipzig und Leverkusen wartet auf die Mannschaft von Trainer Heiko Herrlich mit dem FSV Mainz 05 nun ein Gegner auf Augenhöhe. Auf dem Papier sind die Schwaben Favorit. Was kein Vorteil sein muss.

Augsburg fühlt sich in der Rolle des Außenseiters deutlich wohler als in der des Spielgestalters. In der Vergangenheit hatte der FCA einige Probleme, wenn er mal das Spiel machen musste. Vor allem unter Martin Schmidt mangelte es in der Offensive an kreativen Ideen. Unter Herrlich sind in den Ballbesitzphasen schon einige Verbesserungen zu erkennen. Davon, den Gegner das eigene Spiel aufzudrücken, ist Rot-Grün-Weiß aber noch weit entfernt. Das gilt insbesondere gegen schwächere Teams. Der Auftakt in Berlin wurde dank enormer Effizienz und Rafal Gikiewicz gewonnen und nicht wegen der eigenen Dominanz. Was nicht bedeutet, dass der FCA gegen Union schlecht gespielt hat. Im Gegenteil. Es waren eben andere Attribute, die das Spiel entschieden haben.

Sei´s drum wird sich so manche(r) im Augsburger Lager (zurecht) denken. Am Ende geht es um Ergebnisse. Und das ist auch am Samstag (15.30) gegen Mainz das wichtigste. Gewinnt der FC Augsburg, kann man sich in der oberen Tabellenhälfte festsetzen. Setzt es die dritte Niederlage in Folge, geht der Blick erst einmal wieder nach unten. Auch wenn die Saison noch jung ist, das Duell gegen den FSV kann getrost als richtungsweisend angesehen werden.

Das letzte Spiel gegen Mainz war umkämpft. Wird es am Samstag ähnlich intensiv? (Foto: Kai Pfaffenbach/Pool via Getty Images)

Über den Gegner

Es kriselt gewaltig in Mainz. Nachdem die Nullfünfer bereits in der vergangenen Saison gegen den Abstieg spielten, deutet derzeit vieles daraufhin hin, dass dies auch in dieser Spielzeit der Fall sein wird. Ja, es sind erst fünf Partien gespielt und der FSV hatte mit Leipzig, Leverkusen und Gladbach gewiss auch kein leichtes Auftaktprogramm. Doch die sportliche Misere von 0 Punkten und einem Torverhältnis von 4:15 ist ohnehin nur die Spitze des Eisbergs.

In der Vergangenheit bewies Mainz eindrucksvoll, was es heißt, aus wenig Etat viel Ertrag zu machen. Seit dem erneuten Aufstieg im Jahr 2009 haben sich die Rheinhessen kontinuierlich in der Bundesliga gehalten und zwischenzeitlich sogar für die Europa League qualifiziert. Davon scheint der FSV derzeit so weit entfernt, wie Tomas Koubek von der Startelf. In einer Kicker-Umfrage zur Lage in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt waren 79 Prozent der rund 23.000 Teilnehmer der Meinung, Mainz steige diese Saison ab.

Auch wenn die Formkurve leicht nach oben zeigt, der FSV Mainz 05 steckt gewaltig im Schlammassel. Nach dem Duell in Augsburg kommt es zum Krisengipfel gegen Schalke.(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Nach einer überraschend defensiven Transferperiode krachte es beim Karnevalsverein im September so richtig. Aus Solidariät mit dem degradierten Stürmer Adam Szalai boykottierten die Profis das Training. Der angezählte Coach Achim Beierlorzer schien damit endgültig den Draht zur Mannschaft verloren zu haben. Nach einer 1:4-Niederlage am 2. Spieltag gegen Stuttgart musste der Trainer gehen. Interimsweise sprang Co-Trainer Jan-Moritz Lichte ein. Wie lange der 40-Jährige die Verantwortung noch inne hat, wird die sportliche Entwicklung zeigen. Gegen Leverkusen und Gladbach war phasenweise ein Spielkonzept zu erkennen und die Niederlagen waren beide zumindest vermeidbar. Doch am Ende geht es, wie so oft im Profigeschäft, um Ergebnisse.

Die Fakten zu #FCAM05

Harmlos: Kein Bundesligaklub gab in den ersten Spielen weniger Schüsse ab als der FC Augsburg (wie Schalke 37). Gegner Mainz macht in dieser Statistik ebenfalls keine gute Figur und rangiert einen Platz davor (44).

Starker Rückhalt: Mainz-Keeper Robin Zentner hat die meisten Torschüsse der Liga gehalten (23). Knapp dahinter folgt Rafal Gikiewicz (22).

Tor-Dürre beendet?: Florian Niederlechner hat in dieser Saison noch nicht getroffen. Vorweg, das ist absolut kein Drama. In der vergangenen Rückrunde war der Stürmer ebenso lange ohne Torerfolg geblieben, knipste dann aber ausgerechnet gegen Mainz.

Unfair: Jagt da jemand den Gelb-Rekord von Jürgen Gjasula? Nach fünf Spielen hat FSV-Kapitän Danny Latza bereits vier gelbe Karten gesammelt. Kein Spieler in der Liga hat mehr.

Zweikampfstark: Daniel Caligiuri hat mit 82 Zweikämpfen diese Saison die zweit-meisten Duelle für sich entschieden. Nur Herthas Matheus Cunha (85) hat mehr gewonnen.

Caligiuri ist schon jetzt Führungsspieler in Augsburg. Der Ex-Schalker stand in allen bisherigen Pflichtspielen in der Startelf. (Foto via imago)

Die letzten Begegnungen

14.06.2020: FSV Mainz 05 – FC Augsburg 0:1

07.12.2019: FC Augsburg – FSV Mainz 05 2:1

03.02.2019: FC Augsburg – FSV Mainz 05 3:0

30.10.2018: FC Augsburg – FSV Mainz 05 3:2 n. V. (Pokal)

15.09.2018: FSV Mainz 05 – FC Augsburg 2:1

Am 31. Spieltag der vergangenen Saison durfte der FC Augsburg jubeln. Nach dem 1:0-Sieg in Mainz war der Klassenerhalt zum Greifen nah. (Foto: Pool/Kai Pfaffenbach/Pool via Getty Images)

Presseschau

Michael Gregoritsch war in der vergangenen Hinrunde an den FC Schalke 04 ausgeliehen. Beim letzten Sieg der Knappen feierte der Östereicher sein Debüt und traf direkt. Das war im Januar. Mittlerweile ist Gregoritsch wieder zurück in Augsburg – und darüber offenbar sehr froh, wie am Mittwoch in der SportBild zu lesen war.

“Nach dem letzten Jahr war es gut, in ein Umfeld zu kommen, das ruhig ist, mir Sicherheit bietet,” meinte der 26-Jährige und erklärte, von der Entlassung Martin Schmidts gewissermaßen profitiert zu haben: “Man muss so ehrlich sein: Der Trainerwechsel zu Heiko Herrlich, von dem ich viel Vertrauen bekomme, war für meine Ausgangssituation sicher gut, weil ein neuer Coach unbefangen ist.” Herrlich baut voll und ganz auf den Offensivmann. Gregoritsch stand bisher in allen Pflichtspielen in der Anfangsformation.

Zahlte das Vertrauen mit dem wichtigen 2:1 in Berlin zurück: Michael Gregoritsch ist zurück beim FCA. (Foto: Maja Hitij/Getty Images)

Was macht eigentlich Nikola Djurdjic?

Von 2014 bis 2016 stand Nikola Djurdjic beim FC Augsburg unter Vertrag. Nach einem starken Jahr in Fürth (33 Spiele, zehn Tore, zwei Vorlagen) wechselte der Serbe in die Fuggerstadt. Beim FCA war der Stürmer nie wirklich Stammspieler, weswegen ihn die Verantwortlichen zwei Mal verliehen. Zu Fortuna Düsseldorf und nach Malmö. Wieder in Augsburg angekommen hatte es Djurdjic schwer, sich gegen Alfred Finnbogason & Co. zu behaupten. Also wechselte er in seine Heimatstadt zu Partizan Belgrad.

Ein Fehler? “Als das Angebot von Partizan Belgrad kam, konnte ich nicht widerstehen, denn es war immer mein Wunsch, einmal im schwarz-weißen Trikot aufzulaufen. Stefan Reuter wollte mich damals nicht ziehen lassen und im Nachhinein habe ich leider die falsche Entscheidung getroffen”, erklärte Djurdjic vor einem Jahr im FCA-Stadionkurier. Nach einem unglücklichen Jahr war für den Stürmer auch schon wieder Schluss. Über Dänemark landete Djurdjic dann in Stockholm beim Traditionsklub Hammarby IF, wo er endlich aufblühte. 47 Torbeteiligungen (27 Treffer, 20 Assists) in 54 Spielen belegen dies eindrucksvoll. Die starke Saison wäre beinahe sogar mit der Meisterschaft gekrönt worden, doch am letzten Spieltag sicherte sich Stadtrivale Djurgadens den Titel.

Nach zwei erfolgreichen Jahren in Schweden wechselte Djurdic Anfang des Jahres nach Asien. Mit 34 Jahren lässt der einfache serbische Nationalspieler seine Karriere bei Chengdu Better City ausklingen – in der zweiten Liga Chinas.

In 17 Spielen für Rot-Grün-Weiß gelangen Nikola Djurdjic ein Tor und zwei Vorlagen. Langfristig in Augsburg Fuß fassen konnte der Serbe nicht. (Foto via Imago)

Die voraussichtliche Aufstellung

Ruben Vargas war vergangene Saison unumstrittener Stammspieler, stand in 29 seiner 33 Bundesligaeinsätze in der Startelf. Zuletzt hatte der flinke Schweizer auf dem Flügel aber das Nachsehen. Der gesetzte Daniel Caligiuri und ein wiedererstarkter André Hahn bekamen von Herrlich das Vertrauen ausgesprochen. Zweiterer agierte dabei gewohnt fleißig, ließ mitunter aber die nötige Durchschlagskraft vermissen. Deshalb sehen wir Vargas gegen Mainz in der Startelf.

Darüber hinaus könnte auch Michael Gregoritsch eine Pause bekommen. Fredrik Jensen drängt in die Startelf. Marco Richter scheint indes im Kader zu fehlen. Der 22-Jährige spielte am Freitag überraschend für die U23. Das defensive Mittelfeld muss sich derweil steigern, um die Startelfansprüche weiter rechtfertigen zu können. Mit Tobias Strobl steht auch hier ein mit den Hufen scharrendender Ersatzmann bereit.

Ein Fragezeichen steht derweil noch hinter dem Einsatz von Florian Niederlechner. Wie Herrlich auf der Pressekonferenz vor dem Spiel erklärte, habe der Stürmer “Probleme im Bauchbereich” und sei deshalb vorsorglich zum Arzt geschickt worden. Falls Niederlechner ausfällt, stünde Fredrik Jensen bereit. Auch Alfred Finnbogason sei nach seiner Oberschenkelverletzung wieder eine Option für den Kader

Gikiewicz – Framberger, Gouweleeuw, Uduokhai, Iago – Gruezo, Khedira – Caligiuri, Gregoritsch, Vargas – Jensen

Startelf-Comeback? Nach seiner Vorlage in Leverkusen drängt sich Ruben Vargas auf (Foto via Imago).

Tipps

Andy: 4:2 – nach unglücklichem, frühen 0:2-Rückstand zeigt der FCA seine spielerische Klasse und gewinnt verdient. Das Ergebnis ist am Ende für die Mainzer noch schmeichelhaft.

Irina: 3:1 – der FCA zeigt bei einem Gegner auf Augenhöhe, was er drauf hat und gewinnt souverän.

Andi: 2:1 – der FCA tut sich als Favorit lange schwer und Mainz ist der erwartet unangenehme Gegner. Caligiuri schießt den FCA zum Sieg und entwickelt sich immer mehr zum Spieler im Kader, auf den man am wenigsten verzichten möchte.

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