Es ist in der letzten Zeit so viel und so schnell passiert, dass diese Länderspielpause auch mal gut tut. Nach neuem Trainer, neuer sportlichen Leitung, Pflichtspielauftakt und Topspiel bietet sich die Gelegenheit inne zu halten. Ich berichte in der aktuellen Podcastfolge, welche Transfers am Deadline Day noch vorgenommen wurden. Zusätzlich informiere ich auszugsweise über die Leistungen unserer Nationalspieler und blicke auf das Spiel gegen den FC St. Pauli voraus. Viel Spaß beim Reinhören!
Kategorie: Auf ein Helles
Etwas längere Gedanken zur Diskussion am Stammtisch oder vor dem Anpfiff. Warnung: zu lang für die Halbzeit.
Gewachsene Sehnsucht
Für mich ist Fußball weiterhin ein Stadionsport. Ich bin – und das habe ich meinen Eltern zu verdanken – mit Fußball im Stadion groß geworden. In älteren Stadien kann man einmal das Stadion vor dem Spiel umkreisen. Etwas essen, abhängen und sich auf das Spiel freuen. Wenn ich an die positiven Dinge meiner Kindheit zurückdenke, dann nimmt das Stadion einen wichtigen Platz ein. Das Stadion ist mein Happy Place.
Wenn es nach mir ginge, und ich keine allzu langen Wege zu den Stadien hätte, dann wäre ich jede Woche beim FCA im Stadion. Derweil habe ich eine Familie, Kinder, einen Brot-Job und wohne mehrere hunderte von Kilometern von Augsburg entfernt. Der Stadionbesuch ist daher etwas, das gut geplant und, wenn es denn soweit ist, weiterhin umsetzbar sein muss.
Vorfreude auf die neue Saison
Mit Blick auf die neue Saison freue ich mich am meisten auf die Stadionbesuche. Direkt zu Beginn geht es nach Halle zum Pokalspiel und es kribbelt schon arg. Später im Herbst habe ich weitere Heim- und Auswärtsspiele eingeplant, die ich besuchen will.
Die Vorfreude steigt umso mehr, weil ich mir sportlich Verbesserungen verspreche. Der FCA konnte in den letzten 5 Partien der Saison mal wieder nicht gewinnen. Der Mannschaft ging zum Ende der Saison hin die Luft aus. Jetzt heißt es: Neues Spiel, neues Glück. Neu dabei am Seitenrand Sexy Beast Sandro Wagner und im sportlichen Bereich die Augsburger Avengers rund um Benni Weber.
Der letzte Sieg?
Alle Augsburger Fans müssen schon etwas zurückdenken bis zum letzten Augsburger Sieg, den sie im Stadion verfolgen konnten. Ein Auswärtsspiel kommt mir sofort in den Sinne, wenn man an den letzten Sieg des FCA in einem Pflichtspiel zurückdenkt. 12.04. 2025. Ich werde diesen Tag aus unterschiedlichen Gründen lange nicht vergessen. Wir hatten von langer Hand geplant, dass wir auf dem Weg in den Osterurlaub in Bochum halt machen würden. Der eine Teil der Reisegruppe würde sich das Spiel anschauen, der andere Teil im Stadtpark abhängen. Nach dem Spiel ginge es dann zu unserer Enddestination. Soweit so gut. Der Plan war gemacht, das Spiel und damit den letzten Thorup-Sieg habe ich dennoch verpasst.
Schon in der Woche vor der Abreise wurde klar, dass nicht alles glatt lief. Eines unserer Kinder erkrankte und blieb vom Kindergarten zeitweise zu Hause. Ich erkrankte selbst. Auch bei meiner Frau zeigten sich gegen Ende der Woche Zeichen eines viralen Effekts. Sie war schlapp und erkältet. Das kranke Kind sorgte zudem dafür, dass es mit unseren vor dem Urlaub geplanten Arbeiten – sowohl im Job als auch zu Hause – nicht wie geplant voranging. Am Freitag noch war der Stresspegel am oberen Rand des Erträglichen.
Bochum verblieb dennoch auf dem Reiseplan und war noch nicht gestrichen. Für den Samstag verordneten wir uns aber erstmal, dass wir gemeinsam durchschnaufen. Wir frühstückten in Ruhe, packten zu Ende und machten das Auto fertig. Wir würden zwangsweise nicht so früh loskommen, wie es notwendig wäre, um entspannt in Bochum aufzuschlagen. Dafür hatten wir den kollektiven Nervenzusammenbruch zumindest aufgeschoben. Wie die Zeit so verrann, wurde mir aber schon klar, dass das eine enge Kiste werden würde. Unmöglich war es allerdings bei Abfahrt noch nicht. Mein Nervenzusammenbruch folgte dennoch.
Über die Autobahn und direkt über die Grenze
Denn die Einschätzung, dass der Stadionbesuch noch realistisch gewesen wäre, war wahrscheinlich schon bei der Abfahrt fehlerhaft. Auf die deutschen Autobahnen, das Verkehrsaufkommen und die Fehleranfälligkeit aller Beteiligten war denn auch Verlass. Auf der A3 bei Limburg galt es einen Stau bedingt durch zwei Unfälle zu überstehen. Google Maps zeigte zusätzlich im weiteren Streckenverlauf weitere Staus an, und machte somit ein Erscheinen pünktlich zu Spielbeginn unmöglich. Wer hätte gedacht, dass sich bei Leverkusener Heimspielen ein Rückstau auf der A3 ergibt? Da passen doch gar nicht so viele Menschen ins Stadion.
Nachdem wir einen recht deutlichen Umweg für am Ende eventuell eine Halbzeit Fußball gemacht hätten, und die Reisegruppe weiterhin nicht vollends genesen war, brach ich an dieser Stelle das Vorhaben Stadionbesuch ab. Bitter. Ich musste an dieser Stelle schon kurz in einen Stock beißen, um nicht frustriert aufzuschreien. Anstatt um 15:30 Uhr im Stadion zu sein, würden wir zu diesem Zeitpunkt ungefähr die Grenze gen den Niederlanden überqueren.
Vom Spiel abgeschnitten
Und das realsierte ich dann auch erst zu diesem Zeitpunkt: Über die Grenze, außerhalb der rechtlichen Reichweite von Sky Go. Ich war nun nicht mal mehr in der Lage das Spiel zu streamen. Meine Informationen würden sich auf Infos aus dem Live Ticker beschränken. Der FCA ging in der Folge durch Essende in Führung. Immerhin, so dachte ich zu diesem Zeitpunkt, spielt die Mannschaft eine souveräne Partie gegen Bochum. Es wäre nett in Bochum gewesen, aber langweilig.
Wir machten Rast, der Netzempfang war schlecht und die Nachrichten wurden nicht besser. Bochum wurde wohl stärker nach der Halbzeit und kam zum Ausgleich. Meine nervliche Anspannung nahm deutlich zu und ich versuchte in der Folge auf der Weiterfahrt die Laune im Auto nicht vollständig zu vergiften (über den Erfolg des Unterfangens gibt meine Frau immer noch gerne Auskunft). Spätestens mit der roten Karte von Arne Maier fiel mir das immer schwerer. In diesen Momenten hasste ich den Fußball und war zeitweise froh, dass wir es nicht nach Bochum geschafft hatten (immerhin!).
Das Spielende
Mit Spielende kamen wir unserem Reiseziel immer näher. Ich konnte allerdings nicht mehr ganz so hektisch den Liveticker updaten, weil wir den Weg finden mussten und sich unsere Ankunftszeit nach vorne verschoben hatten. Wir mussten mal so langsam Bescheid geben, dass wir kamen und überprüfen, dass uns Einlass gewährt würde. Alles etwas stressig und unübersichtlich.
Zwischendurch blinkte beim FCA die 2 für das zweite Tor auf. Erstmal freue ich mich hierüber nicht mehr. Danke VAR für nichts. Zwischen Ankunft, Check-In und dem Ausladen von Kindern und Gepäck realisierte ich, dass der FCA die Partie in Bochum wahrlich gewonnen hatte. Dreckig und unverdient. Einerseits ballte ich eine Sieger-Faust. Andererseits überkommt mich noch heute bei dem Gedanken daran der Wehmut.
Das Stadionerlebnis schlägt alles
Ich liebe diese Momente im Stadion. Du bist noch im Spiel, aber es sieht nicht gut aus. Du hörst aber nicht auf zu spielen. In einer recht ausweglosen Situation findest Du spielerisch eine Lücke und spielst den Assist des Jahres (Philipp Tietz, du Fußballgott). Dein eigenes Nachwuchstalent bekommt den Ball perfekt serviert und schließt eiskalt ab und erzielt damit das Siegtor in der Fremde. Mert Kömür läuft anschließend in die Kurve und springt jubelnd vor der Kurve nach oben. Beim Anblick der Wiederholungen und Bilder zerreißt es mir das Herz. Ich hätte dabei sein können.
Manch eine(r) wird sich nun fragen, was daran so schlimm ist. Das unterscheidet Menschen, die diesen eruptiven Moment in einem Fanblock bzw. ganz grundsätzlich schon mal selbst erlebt haben, von denen, die diesen Moment nicht kennen. Die Emotion dieses Moments ist so stark und schön, dass man sie immer wieder erleben möchte. Der Moment in Bochum ist mir durchgerutscht. Ich hoffe, das nächste Erlebnis dieser Art lässt nicht zu lange auf sich warten. Ja, der Titel spricht für sich. Die Sehnsucht ist gewachsen. Wird schon gegen Halle ein Feiertag für uns und unseren FCA?
Genug ist genug
Es ist das Augsburger Friedensfest und der FC Augsburg hat die Gelegenheit genutzt, diesen bedeutungsvollen Tag mit einer Aktion zu kombinieren. Oh, denke ich mir da gleich in diesen ja doch schwierigen weltpolitischen Zeiten: Welche Aktion könnte das wohl sein? Wer Hoffnung hatte, es gäbe eine direkte Beziehung zum Frieden, der hatte sich – wie ich – getäuscht. Der FCA gab sein Ausweichtrikot in den Online-Verkauf.
Das dritte Trikot eines Bundesligisten ist normalerweise an Bedeutungslosigkeit kaum zu überbieten. Nur in Augsburg – wo der Hype Train seit der Verpflichtung eines jungen Amerikaners, nicht mehr ganz so rabiat über die Neuzugänge walzen darf – ist das im zweiten Jahr der heiße Scheiß. Der FCA kann Social Media Marketing und arbeitet sich an diesem Thema einmal ab. Es geht erneut um ein Römertrikot. Diesmal also die Version 2.0, des so beliebten Hemds aus der Vorsaison. Schwarz anstatt dunkelrot und mit feschem Kragen.
Jetzt bin ich der Erste, der ein schönes Trikot zu schätzen weiß. Ich habe mich über neon-gelbe Ausweichtrikots von Nike beschwert. In vielen Jahren waren die Trikots nicht originell und schon gar nicht ästhetisch. Dies alles hat sich durch die Partnerschaft mit Mizuno deutlich verbessert. Man merkt zudem, dass sich der FCA in Eigenregie um das Merchandise kümmert – mit Herzblut. Gott, ich war erst letzte Woche selber im Fanshop und habe mir ein Teil aus der neuen Kollektion geholt.
Der Römertrikot-Wahn geht mir allerdings aus mehreren Gründen auf die Nerven. Und sorry, liebe 28.000, die ihr eines der Leibchen ergattert habt: ich bin keiner von euch. Ich mag sachlich formulieren, was ich an dem Hype kritisch sehe, ohne dass ihr euch den Spaß verderben lasst. Freut euch an eurem Römertrikot und lasst euch die Laune nicht von mir verderben.
Marketing als Selbstzweck?
Wenn der FCA vor dem Verkaufsstart des Trikots den Presseverteiler mit Fotos und Details füttert, dann frage ich mich: Was soll das? Gibt es ein öffentliches Interesse am Römertrikot 2.0? Ist das etwas, was eine Sportredaktion bearbeiten sollte? Aus meiner Sicht wird das erst dann interessant, wenn die Spieler von den andauernden Fotoshootings zu ermüdet sind, um sich noch auf ihre hauptsächliche Tätigkeit zu konzentrieren. Ich glaube, dass ist nicht der Fall.
Auf der anderen Seite werden solche Themen gerade von dem ein oder anderen Sport-Portal oder manch Plattform im Sommerloch gerne aufgegriffen. Eine Nachricht ist, was Klicks bringt. In diesem Sinne immer her mit den Römertrikot-Bildern und rein in die Foto-Strecke. Man muss des dem FCA ja auch mal gönnen. Etwas mehr Aufmerksamkeit hat sich der Club verdient und man muss außergewöhnliche Wege suchen, wenn man an den Platzhirschen vorbei will. Wir werden aber halt über eine Marketing-Initiative, die mit Sport erstmal nichts zu tun hat.
Die soziale Komponente?
Jetzt hat Fußball ja auch etwas mit Gemeinschaft und Zusammenhalt zu tun, zumindest in meinen Augen. Als der FCA in die zweite Liga aufgestiegen war, hatte man extra einen günstigen Trikotpartner (doyoufootball) ausgewählt, damit sich viele ein Trikot für damals ca. 40 Euro ohne Flock leisten konnten. Die Trikots sind in der Zwischenzeit deutlich teurer geworden, und der FCA hat sich dem Markttrend nicht widersetzt. Auch in Augsburg mögen Bundesligafußballer fürs Kicken bezahlt werden.
Das Römertrikot treibt das Ganze noch auf die Spitze. Einerseits wird das Trikot künstlich verknappt (es war zum Verkaufsstart in manchen Größen schon mittags ausverkauft) und man kann gar nicht in Ruhe überlegen, ob man es überhaupt will. So werden doch einige zu unüberlegten Käufen verführt. Auf der anderen Seite gibt es auch dieses Jahr wieder eine Sonderedition in der Box. Hier wird den Mitgliedern Exklusivität vorgegaukelt und ein Preis von 300 Euro aufgerufen. Ein Römertrikot reduziert am Saisonende im Sale? Gab es bisher noch nicht. Menschen, die den Euro etwas mehr umdrehen müssen, um über die Runden zu kommen, werden so ausgeschlossen. Eigentlich schade.
Identitätsstiftend?
Anders handhabt der FCA den Umgang mit Social Media Influencern, die zumeist Fans anderer Clubs sind. Diesen wurde eine Sammler-Box kostenlos zur Verfügung gestellt, um diese über ihre Kanäle vorzustellen und somit den Hype noch mehr anzuheizen. Da kommt dann zumindest bei mir schon die Frage auf, ob man das wirklich noch so will. Craig Bellamy, Trainer der walisischen Nationalmannschaft, hat seinen Spielern sinngemäß den Trikottausch nach Spielen verboten, weil die Spieler zu hart für ihr Trikot gearbeitet hätten, um es zu verschenken. Der FCA nimmt es damit nicht mehr so genau. Wenn es kein Trikot wäre, dann wäre ich hier auch entspannter. Aber ich muss ja auch nicht alles cool finden.
Was zählt ist am Ende auch in diesem Trikot auf dem Rasen. Hier hat sich der FCA in der letzten Saison im ersten Römertrikot nicht viele Gefallen getan. Ich erspare euch eine Aufzählung der Pleiten in diesem Trikot. Die Leistungen waren teilweise erbärmlich. Ein Trikot gewinnt für mich dadurch an Wert, dass die Mannschaft in ihm Erinnerungen schafft, die ich damit identifiziere. Dies mag persönlich gerne jeder anders handhaben, aber ich kaufe mir gerne ein Trikot während einer Saison und lasse mir dann einen Spieler flocken, der sich für mich besonders hervorgetan hat. Der Spieler weiß nichts von der Ehre, aber ich sehe es als solche. Und mich ärgert es, wenn die Trikots schon ausverkauft sind, wenn ich mich entschieden habe. Beim Römer-Trikot brauchte man letzte Saison gar nicht soweit denken. Die Mannschaft dürfte diese Saison im Neuen dann trotzdem gerne besser spielen. Nur gut aussehen bringt nämlich auch nichts.
Erstmal abkühlen
Gerade in diesen wärmeren Tagen sollten wir uns jetzt erstmal abkühlen, gerade wenn ihr in den letzten Tagen in einer elendig langen Schlange standet, um ein Trikot eures FCA zu kaufen.. Der Römertrikot-Hype wird an uns vorbeiziehen. Wie viele Römer-Trikots soll es denn noch geben? Auf der anderen Seite kann der FCA dann nach dem Hype den Fokus wieder mehr aufs restliche Merchandise-Sortiment legen. Ich war mit meinen zwei Töchtern zuletzt im Fanshop und meine kleine Tochter war von den Farben der Torwarttrikots sehr angetan. Günstige Alternativen dazu in Kindergrößen (gerne Shorts und T-Shirts) wären toll und vielleicht ein „Full Kit Bundle-Angebot“. Sinngemäß hat sie nämlich auch gemeint: „Ist doch schade, wenn das so teuer ist, dann kauft das doch keiner.“ Fürs Römertrikot gilt das ja schon mal safe nicht.
Und im nächsten Jahr darf es dann gerne wieder eine richtige Aktion zum Augsburger Friedensfest sein anstatt diesen wichtigen Augsburger Feiertag mit Trikot-Marketing zu überlagern. Und hoffentlich haben die Onlineshop-Mitarbeiter dann auch frei und können feiern. Bis dahin ist nun erstmal wieder gut mit Trikot-Hype und Vorbereitung. Am kommenden Wochenende zählt es endlich wieder auf dem Rasen. Wie schnell die Freude über das Römertrikot abkühlt, wenn sich die Mannschaft in Halle schwertut? Egal. Jetzt geht es endlich wieder los, denn es reicht mit Stimmungsaufbau vor der neuen Saison. Heja FCA!
Alles Hype, oder was?
Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.
Am Montag stellte sich Sandro Wagner offiziell in Augsburg als neuer Cheftrainer des FCA vor. Der Raum für Pressekonferenzen war selten bisher so voll gewesen in den 15 Bundesligajahren. Auch die überregionale Presse war zum ersten Stelldichein mit Wagner angereist. Wagner antwortete souverän und humorvoll auf die Fragen der Journalist*innen und zeigte sich überdies demütig und dankbar in Bezug auf seine neue Aufgabe in der Fuggerstadt.
Viel Journalistenandrang während der Sommerpause, in der sich Medienschaffende über Themen besonders freuen, ist jetzt noch nicht allzu ungewöhnlich. Aber Wagners Neuzugang ist trotzdem außergewöhnlich.
Nur der ganz normale Wahnsinn?
Ein bisschen mehr als der übliche Wirbel ist es aus meiner Sicht diesmal nämlich schon. Und damit meine ich nicht, dass mir auf Instagram mittlerweile regelmäßig die Wagner-Werbung einer Uhrenfirma angezeigt wird, in der er über Herkunft und Bodenständigkeit redet. Oder auch, dass Fanfahrt die Fahrt zum Pokalspiel als Halle als ausverkauft meldet.
Nehmen wir mal ein anderes Indiz heraus: Am Donnerstag nach der Verpflichtung veröffentlichte die Liga die termingenauen Ansetzungen der ersten Spieltage. Und es geschehen noch Wunder: der FCA spielt seit 10 Jahren wieder ein Topspiel am Samstagabend. Wurde der FCA hier bisher ignoriert, ändert sich dies nun direkt für eines der ersten Saisonspiele. Wenn Wagner den FCA zum ersten Mal gegen den FC Bayern ins Rennen schickt, wird dies an einem Samstagabend um 18:30 Uhr zu sehen sein. Wagner gegen den FCB. Eine zu gute Story, um nicht darauf aufzuspringen. Die DFL sieht es zumindest so.
Den Hype mit Humor nehmen
Die Frage nach der öffentlichen Aufmerksamkeit, sie wurde auch gestellt bei Wagners Einstand. Michael Ströll beantwortete dies klar: Wagner hat die sportlichen Kriterien des FCA vollumfänglich erfüllt. Wagner hat vor allem in dieser Hinsicht den FCA von sich überzeugt. Ströll hat aber auch Wagner vom FCA überzeugt, ohne dass der Sportdirektor für die kommende Saison schon festgestanden hätte. Eine beachtliche Leistung. Wagner ist mithin der prominenteste Neuzugang unter den Bundesligatrainern dieses Jahr. Der nächste Star am deutschen Trainerhimmel. Oder eine Bratwurst. Dazwischen gibt es nicht viel.
Als ich mich im Nachgang zur Pressekonferenz mit meiner Tochter über Wagner austauschte, kamen wir dann recht schnell auf genau diese Bratwurst. So gut Thorups Deutschkenntnisse waren, erkennt man recht schnell die Unterschiede zum Muttersprachler. Vor allem Humor lässt sich schwerlich übersetzen, und vielleicht wirkte der Däne manchmal auch so steif, weil die Sprache am Ende doch auch ein Hemmnis war. Wenn Sandro Wagner seine Kaderanalyse sinngemäß so zusammenfasst, dass er nicht zum FCA gekommen wäre, wenn es zu viele Bratwürste in der Mannschaft gegeben hätte, dann ist das direkt eingängig – und auch witzig. Meine Tochter fragt nach, ob er den Begriff „Bratwurst“ wirklich verwendet hat, um seine Spieler zu kategorisieren. Ich bejahe lachend und wir wissen in diesem Moment beide, dass wir zumindest wieder mehr zu lachen haben werden mit Sandro Wagner beim FCA.
Was in der Sache Mut macht
Alleine etwas mehr zu lachen ist ja schon gut, aber nicht ausreichend um sportliche Verbesserungen auszulösen. Wagner stimmt mich aber auch ansonsten hoffnungsfroh, weil er eine Mischung aus den vorherigen zwei Trainertypen des FCA sein könnte. Einerseits kommt er mit der jugendlichen Energie von Enno Maaßen und will „aktiven“ Fußball spielen lassen. Andererseits bringt er die souveräne Grundhaltung und das Selbstvertrauen seines eigenen Karriereverlaufs mit, die auch bei Thorup immer dazu geführt haben, dass er ruhig und souverän wirkte. Es ist nun eben nicht die große Revolution beim FCA. Der Club bleibt auf seiner Linie und justiert nach.
Der FCA scheint dabei aus dem ein oder anderen Thema gelernt zu haben. Er hat mit Wagner einen Trainer geholt, der auch die Rollen der erfahrenen Spieler anerkennt. Jeffrey Gouweleeuw wird dies wohlwollend vernommen haben, genau wie auch der ein oder andere Kollege aus der Mannschaft. Auf der anderen Seite ist es dem FCA mehr und mehr daran gelegen, die eigenen Jugendspieler zu stärken und zu integrieren. Kömür, Banks und Koudossou haben dies nicht nur gehört, sondern glauben anscheinend an ihren Weg beim FCA. Alle haben ihre Verträge unlängst langfristig verlängert. Und nicht zuletzt lässt Wagner erkennen, dass er auf das gesunde defensive Fundament von Thorup aufbauen will. Der Kader ist weiterhin am stärksten im Tor und in der Innenverteidigung aufgestellt. Wagner tut gut daran, diese Stärken für sich zu nutzen. Wenn dies gelingt, fängt der FCA nicht bei null an, sondern baut auf der sportlichen Entwicklung der Thorup-Jahre auf.
Knackpunkte
Ein Selbstläufer ist das Ganze aber mitnichten. Auch in der neuen Saison muss der FCA durch Leistung auf dem Platz überzeugen. Und damit dies gelingt, braucht es auch das nötige Glück. Einerseits kann die Mannschaft weiterhin offensiv Qualität vertragen. Zu groß war in der abgelaufenen Saison die Abhängigkeit von Alexis Claude-Maurice. Zu wenig konstant waren die Leistungen der Nebenleute. Der FCA will sein Team sehr gezielt für die kommende Saison verstärken. Ein offensiver Kracher würde Sandro Wagner sicher bei der Erreichung der Ziele helfen. Diese sind aber auf dem Transfermarkt nicht einfach zu finden. Ströll regelt vielleicht auch das.
Auf der anderen Seite ist Fußball ein Ergebnissport. Wagner braucht zu Saisonbeginn schnell seinen ersten Bundesligasieg, um nicht zu früh direkt unter Druck zu geraten. Am besten könnte Wagner zeigen, dass er keine Trainer-Bratwurst ist, wenn er das Topspiel gegen die Bayern gewinnt. Und ja, es ist ein bisschen Hype in Augsburg, der mir ein fettes Grinsen auf die Lippen legt. Natürlich spielen wir bald wieder europäisch. Sandro Wagner hat sicher nichts dagegen.
Was macht eigentlich – Aaron Zehnter?
Heute blicke ich nach Ostwestfalen, genauer gesagt nach Paderborn. Dort läuft aktuell (noch) ein ehemaliger FCA-Profi auf. In der abgelaufenen Zweitligasaison spielte sich der 20jährige Aaron Zehnter mit starken Leistungen in den Vordergrund und zählt nun zu den gefragtesten Namen auf dem Transfermarkt. Auch eine Rückkehr zu seinem Jugendclub nach Augsburg ist nicht gänzlich ausgeschlossen.
Sein Werdegang
Aaron begann seine Karriere beim SV Sonderhofen im unterfränkischen Landkreis Würzburg. Sein nächster Schritt führte ihn zu den Würzburger Kickers. Zu diesem Verein pflegt der FCA eine Fanfreundschaft.
Mit 14 Jahren wechselte der gebürtige Unterfranke von den Würzburger Kickers in die Jugend des Bundesligisten FC Augsburg. Dort wurde er in der Saison 2021/2022 mit der U19 Staffelmeister in der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest. Der Verteidiger absolvierte hierbei alle 20 Pflichtspiele, erzielte vier Tore und gab 14 Vorlagen.
Im Mai 2022 bot der FCA dem Nachwuchsspieler einen Profivertrag an, den Zehnter mit einer Laufzeit bis 2024 unterschrieb. Er gehörte fortan dem Profikader an. Am 31. Juli 2022 debütierte er in der ersten Runde des DFB-Pokals, sein erstes Bundesligaspiel absolvierte er am 03. Februar 2023 beim 1:0 Sieg der Augsburger gegen Bayer Leverkusen. Für die zweite Mannschaft des FCA, die in der Regionalliga Bayern antreten, bestritt Aaron Zehnter insgesamt 31 Spiele und erzielte vier Treffer. In Augsburg wurde er deutscher Junioren-Nationalspieler, zuerst in der U18 (sechs Spiele), dann in der U19 fünf Spiele) und aktuell in der U20. Dort kam er bislang zu drei Einsätzen.

Aufstieg zum Shootingstar
Im Januar 2024 wechselte er dann zum Zweitligisten SC Paderborn 07. In Augsburg hätte man gerne mit Zehnter verlängert, ihn langsam an den Profikader herangeführt, so der damalige Sportdirektor Jurendic.
Zehnter wollte jedoch mehr: „Der FCA hat mir eine Perspektive aufgezeigt, wie meine individuelle Förderung und weitere Entwicklung aussehen können. Es ehrt mich, dass der FCA mein Potenzial sieht, aber ich möchte mit dem Wechsel die Chance ergreifen, mich als festes Teammitglied eines Klubs in der 2. Bundesliga weiterzuentwickeln.“ Die Ablöse lag laut NW unter seinem Marktwert von damals geschätzt 300.000 Euro.
Der damalige Geschäftsführer des SCP, Benjamin Weber (mittlerweile Sportdirektor beim FCA), bezeichnete den Neuzugang damals als spielstarken Linksfuß. In seiner ersten Rückrunde in der zweiten Liga kam Zehnter direkt auf 15 Pflichtspieleinsätze, er lieferte hierbei ein Tor und fünf Assists. In der darauffolgenden Saison 2024/2025 konnte Aaron zeigen, dass er sich in der Liga akklimatisiert hat.
Der auf der linken Außenseite vielseitig einsetzbare Zehnter etablierte sich in der Stammelf der Paderborner im linken Mittelfeld, kam am Ende auf 32 Einsätze, drei Tore und zwölf Torvorlagen. Das entspricht 92% der möglichen Spielminuten mit einer 91% Startelf-Quote. An fast 30 Prozent der Tore der Paderborner war Aaron Zehnter mitbeteiligt. (Quelle: Transfermarkt)
Sein Spielerprofil
Aaron Zehnter ist ein Defensivakteur mit starkem Offensivgeist. In Paderborn bekleidete er in einem 3-4-3 System die linke Außenbahn. Mit zwölf Torvorlagen untermauerte er diesen offensiven Antrieb, er schlug in der vergangenen Saison 182 Flanken aus dem Spiel heraus, deutlich mehr als jeder andere Spieler aus der ersten oder zweiten Bundesliga. Zum Vergleich: In der Bundesliga steht FCA-Außenverteidiger Giannoulis auf dem dritten Rang mit 95 Flanken. Seine Passquote lag knapp unter 80 Prozent.
Auch in puncto Laufstatistiken lieferte Aaron ab: So liegt er bei der reinen Laufdistanz auf dem zehnten Platz aller Zweitligaspieler mit 353,5 gelaufenen Kilometern, auch bei den intensiven Läufen liegt er mit 2299 auf dem zehnten Rang. In der Kategorie Sprints landete er auf Platz 13 mit 737 zurückgelegten Sprints.
Obwohl Zehnters feines Füßchen unbestritten der linke ist, spielt er auch gut mit dem rechten. Beidfüßigkeit auf hohem Niveau ist gerade auf der Außenbahn ein unweigerlicher Trumpf. Er behält schon in jungen Jahren eine Ruhe am Ball, trifft gute Entscheidungen in wichtigen Spielsituationen und positioniert sich selbst gut. Seine Flanken und Eckbälle sind besonders präzise und bringen seine Mitspieler in aussichtsreiche Abschlusssituationen.
mvpclub sieht bei Zehnter eine hohe und breite Positionierung innerhalb des Spielsystems, was er sehr offensiv interpretiert. Dies kam dem SC Paderborn in der letzten Saison zugute. Defensiv sind seine Leistungen hingegen noch ausbaufähig, auch in puncto körperliche Robustheit kann Aaron noch zulegen.
Seine optimale Rolle findet er eher in ballbesitzorientierten Teams bzw. in einer Dreierkette. In Viererketten und Spielstilen mit defensiver Ausrichtung kann er seine Fähigkeiten eher weniger zur Geltung bringen.
Durchbruch in der Bundesliga?
Mit dem SCP spielte er lange um den Aufstieg in die Bundesliga mit, am Ende scheiterte der Club nur knapp. Aaron Zehnter hat aber als Shootingstar der Saison sicherlich den Anspruch, Bundesliga zu spielen und den nächsten Karriereschritt zu wagen.
Nach der abgelaufenen Saison wurde bekannt, dass der Paderborner Trainer Lukas Kwasniok zum 1. FC Köln wechselt. Nun werden Gerüchte laut, dass dieser einen Zögling mit in die Domstadt nehmen möchte. Nicht nur die Kölner möchten Aaron Zehnter verpflichten, auch Borussia Mönchengladbach, Heidenheim und aktuell insbesondere der VfL Wolfsburg sind sehr interessiert an einem Transfer. Auch Werder Bremen wurde lange ein Interesse nachgesagt.
Fast die halbe Bundesliga hat anscheinend näher bei Zehnter hingehört und hingesehen – nach den starken Leistungen in der zweiten Liga und dem gehörigen Entwicklungspotenzial kein Wunder. Aktuellen Medienberichten zufolge befindet sich der VfL Wolfsburg derzeit in der Pole Position im Wettbieten um Zehnter. Das dürfte vielen Fans aus Augsburg ein wenig das Herz brechen, denn viele hatten schon mit einem Wechsel zurück an den Lech geliebäugelt. Mittlerweile hat Aaron Zehnter laut Transfermarkt einen Marktwert von sechs Mio. Euro.
In Kürze wird mit dem Abgang von Linksverteidiger Aaron Zehnter gerechnet. Hier scheint der VfL Wolfsburg kurz vor einer Einigung mit dem SCP zu stehen.
— paderinside (@paderinside) June 26, 2025
(WB)
WB schreibt von konkreten Verhandlungen mit dem SCP, hört sich wirklich danach an, dass Zehnter bald geht 🫤
Comeback beim FCA?
Auch dem FCA würde Aaron Zehnter gut zu Gesicht stehen, die Verbindung des FCA zu seinem ehemaligen Kicker dürfte gegeben sein und mit EX-SCP-Geschäftsführer Weber träfe Aaron Zehnter auch einen Förderer wieder, der mittlerweile in Augsburg angeheuert hat. Liga-zwei brachte daher den FCA zuletzt medial ins Spiel. Starke Konkurrenz hätte Aaron Zehnter auf der linken Seite mit Giannoulis, jedoch ranken sich um den aktuellen griechischen Nationalspieler ebenfalls Wechselgerüchte.
Da die Sommerpause sich gen Ende neigt und der Trainingsauftakt der Erstligisten bevorsteht, ist mit einer baldigen Entscheidung in der Personalie Aaron Zehnter zu rechnen. Klar ist auch: Wer auch immer das Rennen macht, bekommt mit Aaron Zehnter ein Juwel, das es weit bringen kann, bei passender Förderung.
Sollte der Weg zum FCA führen, trotz der damaligen Unstimmigkeiten beim Abgang, was im Augsburger Umfeld dezent zu hören war, wären in Augsburg sicher alle happy darüber. Da Zehnter nicht mit ins Trainingslager der Paderborner reist, wie NW zuletzt berichtete, steht ein Wechsel wohl kurz bevor. Onefootball berichtete heute davon, dass der Medizincheck kurz bevorstehe. Offenbar bestätigt dies auch SCP Präsident Sagel, dass Zehnter nicht zum Trainingsauftakt der Paderborner erwartet wird, denn er befinde sich stattdessen bereits in Wolfsburg zum obligatorischen Medizincheck. Mit der kolportierten Ablösesumme von fünf Millionen Euro wäre Aaron Zehnter Paderborns Rekordtransfer.
Ich persönlich wünsche – wie auch immer sich Aaron sportlich entscheidet – bei seinem Sprung in die Beletage des deutschen Fußballs alles Gute!
🚨🐐 Aaron Zehnter has reached a full agreement with VfL Wolfsburg.
— Florian Plettenberg (@Plettigoal) June 29, 2025
Medical already booked. 1. FC Köln and other clubs were keen to sign him, but Wolfsburg now close to win the race.
Transfer fee for the 20 y/o left winger from Paderborn: up to €5m.@SkySportDE 🇩🇪 pic.twitter.com/okDMbG6VaP
Es wird weiter gepuzzelt
Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.
Es ist Mitte Juni und die Bundesligasaison ist seit einigen Wochen beendet. Bis zum ersten Pflichtspiel des FCA in der neuen Saison dauert es noch knapp zwei Monate. Dann eröffnet der FCA im Pokal die Saison beim Halleschen FC. Genügend Zeit, möchte man meinen, damit die Rot-Grün-Weißen mit der bestmöglichen Equipe die hohen Erwartungen ab dem Saisonstart erfüllen.
Vorteil verschenkt?
Auf der anderen Seite verwundert das Timing des FCA dann doch ein bisschen. Der FCA hatte nämlich mit Blick auf die kommende Saison einen großen Vorteil. Durch den frühzeitigen Klassenerhalt bestand schon sehr früh Planungssicherheit für die Bundesliga. Trainer und Manager eines Bundesligavereins können dann zusammen schon früher identifizieren, auf welchen Positionen ein Team verstärkt werden muss und entsprechende Transfers einleiten.
Habt ihr auch bei Trainer und Manager gezuckt? So denn Marinko Jurendic und Jess Thorup am Kader für die neue Saison schon gearbeitet haben, ist diese Arbeit nicht auf Zustimmung bei den Oberen des Vereins gestoßen. Nach der drittbesten Bundesligasaison der Geschichte hatte man sich nach Saisonende sowohl von Thorup als auch von Jurendic getrennt. Der Vorteil der frühzeitigen Planungssicherheit kann so unmöglich vollständig ausgeschöpft worden sein. Ja mei.
Der Managerposten im Fokus
Gerade was den Managerposten beim FCA angeht, ist die Sache besonders kritisch. Hier stellt sich einerseits die Frage, was man in Bezug auf Marinko Jurendic in den Wochen vor Saisonende noch herausfinden wollte. Im Gegensatz zum Trainer ist der Manager nicht ganz so intensiv in die tagtägliche sportliche Arbeit eingebunden. Wäre es möglich gewesen, sich früher von Jurendic zu trennen? Wahrscheinlich nicht, wenn man die mögliche Unruhe vor Saisonende bedenkt, gerade da für den FCA sportlich auch noch Türen nach oben offen standen.
Auf der anderen Seite wäre meine Erwartung gewesen, dass man – so man denn den Manager nicht sogar vorher verpflichtet – Trainer und Manager zusammen verpflichtet werden. So hat man sich nun eine Situation geschaffen, in der der neu-verpflichtete Manager, sich seinen Trainer nicht selbst mit aussuchen kann. Der FCA war wohl von Sandro Wagner überzeugt. Jetzt muss er für diesen Trainer nur noch den geeigneten Manager / Chef finden. Was man Jurendic und Thorup nicht vorwerfen kann? Das die Zusammenarbeit zwischen beiden nicht funktioniert hätte, zumindest nach außen.
Dazu kommt, dass der Trainer sich zwar auch schon auf die kommende Saison vorbereitet, sein Team zusammenstellt und Pläne macht, der Manager in der Kaderplanung gerade Hochsaison hätte. Hier wird nun beim FCA auch nicht kompletter Stillstand herrschen. Ströll, Janker und Co. werden die notwendigen Entscheidungen schon zusammen mit Sandro Wagner angehen. Optimal scheint es mir dennoch nicht zu sein.
Wie fügt sich das Puzzle?
Es wird in den nächsten Wochen spannend sein zu beobachten, wie die Entwicklung beim FCA weiter geht. Wer wird der neue sportliche Leiter beim FCA und wann kommt er? Wie stellt sich der FCA grundsätzlich im sportlichen Bereich auf und wer übernimmt dabei welche Aufgaben? Gerade die Schnittstelle zur Jugend ist hier spannend. Wie schnell wird man dann die ersten Kaderveränderungen (Verpflichtungen und Abgänge) sehen?
Es ist zwar Sommerpause, aber langweilig wird es rund um den FCA gerade gar nicht. Es sind nur noch wenige Wochen bis Sandro Wagner das Training mit seinem Team aufnimmt. Zeit für den FCA, die Puzzlesteine an die richtigen Stellen zu platzieren und für ein stimmiges Gesamtbild zu sorgen.
Im Hintergrund
Der FC Augsburg hat sich entschieden, trotz der nominell drittbesten Saison der Vereinsgeschichte, personelle Veränderungen in der sportlichen Führung vorzunehmen. Er hat damit auch für Stirnrunzeln gesorgt, gerade in Bezug auf die Personalie Marinko Jurendic. Für uns Augsburger ungewöhnlich: auch außerhalb von Augsburg werden die Entwicklungen wahrgenommen und z.B. Calcio Berlin fanden die Jurendic-Entlassung unverständlich.
Richtig ist: Jurendic kam vor zwei Jahren als Nachfolger von Stefan Reuter zum FC Augsburg und hatte seitdem die Verantwortung für den sportlichen Bereich des FCA inne und berichtete in dieser Funktion direkt an Alleingeschäftsführer Michael Ströll. Somit kann sich Jure zuschreiben, für zwei der besseren Saisons des FCA mitverantwortlich gewesen zu sein.
So sieht es zumindest in der Außendarstellung und ganz vereinfacht aus. Ich mag nun an dieser Stelle ein Beispiel herausnehmen. Dies soll zeigen, dass wir von außen kaum verstehen werden, wie groß Jures oder auch der Einfluss anderer Personen auf das große Ganze wirklich sein mag. Unter Jures Transfers fällt die Verpflichtung von Chrislain Matsima vom AS Monaco – der TOP-Transfer des letzten Sommers. Aber wie kam er wirklich zu Stande. und warum wurde er getätigt?
Kaderanalyse
Der Verpflichtung des Innenverteidigers ging eine grundsätzliche Kaderanalyse voraus. Hierbei sind beim FC Augsburg mindestens 4-5 Personen in der Vergangenheit beteiligt gewesen. Hierzu gehören außer dem Leiter Sport Marinko Jurendic, Geschäftsführer Michael Ströll, Trainer Jess Thorup außerdem recht sicher Christoph Janker und Heinz Moser, als Kernmitarbeiter rund um den Augsburger Kader.
Diese Gruppe hat entsprechend zusammen entschieden, wie viele Planstellen es grundsätzlich gibt. Wie viele Innenverteidiger es grundsätzlich braucht, hängt unter anderem vom Spielsystem des Trainers, den vorhandenen Innenverteidigern und deren Verfügbarkeit als auch von einer grundsätzlichen Kaderstrategie ab (z.B. lieber mehr, aber dafür evtl. unzufriedene Spieler). Bis hierin ist dann nichts grundsätzliches Geniales passiert. Man kam schlicht zu dem Ergebnis, dass noch ein Innenverteidiger nicht verkehrt wäre.
Woher kommen mögliche Kandidaten?
Mit dieser Entscheidung im Hintergrund wird nun die Maschine angeworfen. Grundsätzlich hat ein Bundesligist viele Quellen zur Verfügung, um mögliche Spieler für seinen Kader zu verpflichten. Einerseits hat jede beteiligte Person ein eigenes Netzwerk und kann aus diesem Netzwerk schöpfen. Vielleicht hat man mit einem Spieler in der Vergangenheit schon zusammengearbeitet und kennt sich.
Netzwerk ist dann auch ein Thema, wofür es mit der Scouting-Abteilung einen ganzen Bereich gibt, der dieses laufend erweitert und die Abhängigkeit von Einzelpersonen reduziert. Hier sei für den Fall Matsima bewusst vermerkt, dass der FCA im letzten Sommer einen neuen Chefscout verpflichtetete: Babacar Wane. Wane kennt sich vor allem in Frankreich sehr gut aus. Welche der aus Frankreich heraus verpflichteten Spieler er gescoutet hat, wissen wir nicht genau. Eine klare Häufung ist allerdings schon zu erkennen. Mittlerweile gibt es zusätzlich hochwertige Datenanalysen (Stichwort: Moneyball), die helfen, geeignete Fußballer zu identifizieren, die man vielleicht so nicht auf dem Schirm hatte. Neben diesen drei bisher genannten Quellen, versuchen die Spieler über ihre Berater aber auch selbst Entwicklungen zu beeinflussen und Berater versuchen Spieler direkt bei Vereinen zu platzieren.
Die Idee, Chrislain Matsima beim FC Augsburg zu platzieren, kann man nun nach einer Saison schlicht als genial betrachten. Aber woher kam sie? Wir wissen es schlicht nicht mit Sicherheit. Die Verpflichtung von Wane und sein Einfluss sprechen aber eher dafür, dass Jures Einfluss auf die Verpflichtung nicht allzu groß war.
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Und wer nun denkt, hier hört der Prozess schon auf, der hat sich geschnitten. Der FCA fand zwar an dieser Stelle Chrislain Matsima als geeignet. Aber gab es nur einen Kandidaten für den Innenverteidiger-Posten? Oder warum hat man sich am Ende für Matsima entschieden?
Einerseits war er für den FCA grundsätzlich wirtschaftlich darstellbar. Andererseits hat man bei Matsima ein Leihgeschäft mit Option abgeschlossen und so das wirtschaftliche Risiko für den Verein deutlich reduziert für den Fall eines Fehlschlags.
Hier traue ich mir nach vielen Jahren der Beobachtung zu, diese Entscheidung für eine Leihe mit Option Michael Ströll, dem alten Vertrags-Zocker, zuzuschreiben. Es gibt wohl kaum einen gewiefteren Manager in der Bundesliga, wenn es um Wirtschaftliches geht. War das am Ende ausschlaggebend?
Gesamtbild
Marinko Jurendic wird in den letzten Tagen vor allem bzgl. seiner Transfers und der Kaderzusammenstellung äußerst positiv bewertet. Dies greift mir zu kurz. Ich glaube sein Einfluss wird hier überschätzt. Warum kam zum Beispiel Matsima zum FCA? Weil er der beste Kandidat war, den Jure selbst identifiziert hatte? Hat er ihn überhaupt identifiziert? Oder hatte der FCA schlicht Glück bei einem Spieler den man unter Vertrag genommen hatte, weil man erstmal nur eine Leihe abschließen wollte?
Der FCA hat seit Jahren den sportlichen Bereich umgebaut und personell verändert. Marinko Jurendic und Heinz Moser waren hier nun einige der Personalien neben Wane und Janker. Und Jurendic hatte hier mit Sicherheit positiven Einfluss auf einige Entscheidungen. Auf der anderen Seite muss man Jurendic auch die grundsätzliche Richtungsentscheidung zuschreiben, im Winter die Offensive nicht mehr gestärkt zu haben. Mergim Berisha kam verletzt zum FCA, was Jurendic bekannt war. Ansonsten holte man niemanden mehr dazu.
Es scheint, Ströll und Krapf haben sich eine solide Meinung gebildet, wie der FCA für die Zukunft besser aufgestellt werden kann und geben sich nicht mit Klassenerhalt um Klassenerhalt zufrieden. Ohne mehr Einblicke in das Innenleben zu erhalten, ist man als Fan darauf angewiesen den Verantwortlichen zu vertrauen. Die Abläufe sind dabei zu komplex, um sich ein einfaches Urteil bilden zu können. Die Sorge, dass nun die gesamte Transfer-Kompetenz des FCA, mit Jurendic den Verein verlässt, ist aber wohl unbegründet. Die Frage ist ja weiterhin, wer als Jures Nachfolger hier nun für Verbesserungen sorgt.
Die Wette des FC Augsburg
Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.
Als Fußballfan lässt man sich schnell von den letzten Ergebnissen seines Teams einnehmen. Der FCA hat zum Saisonende erneut einige Spiele in Folge verloren. Das Team von Jess Thorup konnte an stärkere Phasen zuvor nicht mehr anknüpfen. Es ging ihm schlicht die Luft aus. Der kurzfristigen Logik des Fußball-Business folgend, könnte man annehmen, dass die Entlassungen von Jess Thorup und Marinko Jurendic diesem Saisonabschluss geschuldet sind.
Gerade bei Jess Thorup kommt dem Saisonabschluss vielleicht auch eine höhere Bedeutung zu, als man vermutet. Ja, die Saison war insgesamt sehr solide. Mancher in Augsburg würde sogar sagen, sie war sehr gut. Und hier liegt an sich liegt vielleicht das grundsätzliche Problem, gegen das die Vereinsführung anzuarbeiten hat.
Das Augsburger Selbstbild
Anspruch und Wirklichkeit gehen beim FCA seit einigen Jahren auseinander. Der FCA hat vor der Zeit von Jess Thorup regelmäßig gegen den Abstieg gespielt und Trainer um Trainer verschlissen. Der sportliche Bereich war abseits der Person Stefan Reuter nicht stabil und eine Fortentwicklung war nicht zu erkennen. Wirtschaftlich hatte dies Auswirkungen, denn durch die fehlende Entwicklung auch von Einzelspielern konnten nicht ausreichend Transfererlöse erzielt werden, um größere Sprünge zu machen.
Hier hat sich nach den Verkäufen von Ermedin Demirovic, Arne Engels und Co. etwas geändert. Zudem ist der FCA sehr gut durch die Corona-Krise gekommen und steht wirtschaftlich auf einem sehr soliden Fundament. Im Umfeld? Es wird sich weiterhin viel auf die Schultern geklopft bei jedem Klassenherhalt. Jess Thorup sagte noch kürzlich, der Klassenerhalt sei immer das erste Augsburger Ziel. Dies sehen nicht alle im Verein so. Sie schauen nach Mainz und Freiburg und hängen die Latte für den FCA mittlerweile höher. Manch Verantwortlicher des FCA hat Mut und den Anspruch, den FCA sportlich aggressiver weiterzuentwickeln.
Sicherheit gibt es sowieso nicht
Wenn man sich den Personalwechsel des FCA aus dieser Perspektive betrachtet, dann ist dieser ein Zeichen dafür, dass die Führung des FCA ihren Überzeugungen folgt. Von außen mag man sich fragen, ob man diese Überzeugen auch teilt. Aber Konsequenz kann man Krapf & Ströll in dieser Situation nicht absprechen.
Derweil muss man sich fragen, was der FCA mit Thorup und Jurendic aufgibt. Jurendic war verantwortlich für den Kader. Aber welchen Einfluss hatte er am Ende? Der FCA hat im Scouting Veränderungen vorgenommen, und einige der französischen Neuzugänge mögen auch hierauf zurückzuführen sein. Auf der anderen Seite hat man in Stuttgart Michael Ströll selbst die Ablöse von Ermedin Demirovic verhandeln sehen. Entscheidungsvorgänge im Verein sind von außen schwierig zu beurteilen.
Mit Thorup verliert der FCA einen sehr sympathischen, ruhigen und integrativen Charakter an der Seitenlinie. Ich mag Thorup persönlich und finde seinen Abschied schade. Auf der anderen Seite hätte ich mir so oft mehr Mut gewünscht. Mehr Minuten für die Jungen. Mehr offensive Kräfte. Was versuchen. Nicht nur reagieren. Und diesen Teil von Thorup, das Schwinden des Offensive Mindset, werde ich nicht vermissen.
Wie die nächste Saison mit beiden gelaufen wäre, weiß man auch nicht. Thorup stand zum Winter schon mal auf der Kippe. Wenn am Ende die Überzeugung fehlt, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel. Mit Enno Maaßen war man nochmal in die neue Saison gegangen. Man hätte es sich schenken sollen.
Am Anspruch messen
Nun kann ein Wechsel auf diesen Positionen auch nicht dazu führen, dass der FCA in der nächsten Saison unbedingt auf einem europäischen Platz landen muss. Die Augsburger Verantwortlichen, und das ist für die Branche und für Augsburg untypisch und riskant, haben den Druck auf sich selbst deutlich erhöht. Sie sind an ihren eigenen Ansprüchen zu messen.
Aber wie wären die? Die eigenen Jugendspieler sollten deutlich größere Rollen bekommen. Gute Neuigkeiten für Mert Kömür, Noki Banks und Co. Auf der anderen Seite muss der FCA im Sommer die offensive Qualität im Kader deutlich erhöhen und es muss der Anspruch sein, mehr Torgefahr erzeugen und Tore schießen zu können. Die Herausforderung wird – mal wieder – die Balance. Man wird in der Bundesliga nichts ohne defensive Stabilität. Man gewinnt keine Spiele ohne Tore. Der FCA ist hier weiter auf der Suche.
Nach Jahren der Selbstzufriedenheit halte ich die Entscheidung – abseits von persönlichem Wehmut – für verständlich. Ich habe andauernd Mut eingefordert. Ich will eine größere Rolle für die eigene Jugend. Es ist der richtige Weg. Hoffentlich dann auch mit den richtigen Personen. Aber ich gestehe: ein bisschen aufgeregt bin ich schon, was das nun wird! Der FCA geht mit der Entscheidung eine Wette ein. Geht sie am Ende auf?
Der FCA und die Schiedsrichter
Das mit dem FCA und den Schiedsrichtern ist eine besondere Beziehung. Nach dem Spiel gegen Kiel musste sich der DFB erneut entschuldigen, denn die Elfmeterentscheidung war offensichtlich falsch. Weder wurde sie vom Schiedsrichter richtig entschieden, noch griff der VAR ein. Der FCA geriet 0:1 in Rückstand und verlor schlussendlich das Spiel. Und leider war dies in dieser Saison kein Einzelfall.
Das Fass bei den Verantwortlichen war schon ein paar Wochen früher übergelaufen. Nach dem Spiel gegen den FC Bayern hatte Marinko Jurendic geäußert, den VAR in der jetzigen Version abschaffen zu wollen, weil er bei gelben Karten und damit dem Platzverweis von Cedric Zesiger nicht eingreifen durfte. Zesiger ging ein großes Risiko in diesem Zweikampf ein und hatte schlicht Pech. Der Schiedsrichter entschied falsch, der VAR konnte nichts machen. Aber hätte es denn überhaupt etwas gebracht, wenn er eingreifen hätte können? Gegen Kiel hat man in einer ähnlichen Konstellation gesehen, dass man eine klare Fehlentscheidung im Kölner Keller nicht immer erkennt.
Ich bin schon lange dafür, den VAR schlichtweg zu begraben. Die Argumente liegen seit langem auf dem Tisch. Und ehrlich gesagt nervt es etwas, dass sich der FCA erst nach dem Spiel gegen die Bayern positionierte. Der VAR macht den Fußball nicht besser und gehört längst weg. Der VAR steht sinnbildlich dafür, dass es im professionellen Fußball in Deutschland nicht möglich ist, zu echten Änderungen zu kommen, obwohl objektiv und faktisch die Lage eindeutig ist.
Besonders betroffen in 2024/25
Der FCA ist laut der wahren Tabelle der Club, der in dieser Saison am meisten unter falschen Schiedsrichterentscheidungen und dem VAR leidet. Es gab massiv Fehlentscheidungen, bei denen auch der VAR nicht half. Eine Auswahl – abseits der oben genannten – ohne Garantie auf Vollständigkeit:
- Im Heimspiel gegen Bremen hätte es Handelfmeter für die Augsburger geben müssen. Der VAR wies darauf hin, der Schiedsrichter gab ihn trotzdem nicht. Die erste Sauerei.
- Im Heimspiel gegen Mainz 05 sah Samuel Essende zu Recht rot. VAR und Schiedsrichter übersahen die vorausgegangene Aktion von Dominik Kohr und die zwingende rote Karte für den Mainzer gab es folglich nicht. Die zweite Sauerei.
- Jetzt in der Rückrunde kassierte der FCA gegen Hoffenheim einen Handelfmeter der keiner war. Im Nachhinein wurde sich entschuldigt. Die dritte Sauerei.
Alle Spiele sind nur deshalb aufgeführt, weil der FCA am Ende verlor oder unentschieden spielte und Punkte liegen ließ. In anderen Spielen gab es auch Fehlentscheidungen, war aber schlicht froh, dass es am Ausgang nichts änderte und so blieben die Szenen zumindest bei mir nicht haften.

Grundsätzlich eher schwache Schiedsrichterleistungen
Die Auflistung zeigt allerdings etwas Grundlegenderes: der FCA, als Club des Mittelfelds, wird eher selten von den Top Schiedsrichtern der Liga gepfiffen. Ich vertrete an dieser Stelle einmal die Annahme, dass der FCA durchschnittliche Schiedsrichterleistungen in der Bundesliga erlebt. Und wenn man sich die Quote der relevanten Fehlentscheidungen anschaut, dann ist diese hoch. Schlussfolgernd kann man an dieser Stelle dann auch feststellen, dass die Schiedsrichterleistungen im Durchschnitt schlecht sind, wenn bezüglich so vieler, spielentscheidender Szenen falsch entschieden wurde.
Deutschland war mal das Land der Top-Schiedsrichter. Zur FIFA Club WM fährt genau noch einer. Andere Länder entsenden mehrere Schiedsrichter, Deutschland nicht. Auch international wurde entsprechend erkannt, dass die Schiedsrichterzunft in Deutschland mittlerweile hinterher hinkt. Wenn Marinko Jurendic den Finger in die offensichtliche und relevantere Wunde gelegt hätte, wäre die Frage aufgekommen, warum die Schiedsrichter zusammen mit ihren Asssistenten so viele offensichtliche Fehler machen.
Weiterhin Verklärung
Offen ansprechen mögen die Clubs das Problem wohl nicht, auch aus Sorge vor der Behandlung auf dem Platz am folgenden Wochenende. Reformtätigkeit intern und „echte Änderungen“ sind derweil nicht erkennbar. Die Fehlentscheidungen sind seit längerem zu beobachten und auch in dieser Saison nicht weniger geworden. Mir geht es auch gar nicht darum, einzelne Schiedsrichter bloßzustellen.
Ich glaube, dass der VAR dem Fußball schadet, in dem er Spiele verzögert, und die Entscheidungsqualität, die tendenziell etwas erhöht ist, diesen Effekt nicht aufwiegt. Und mir geht es darum, dass wir den VAR nicht so dringend bräuchten, wenn die Schiedsrichter grundsätzlich besser wären. Und das sollten doch alle gemeinsam wollen: bessere Schiedsrichterleistungen. Dann ist aber auch mal die Zeit gekommen, die Verklärung zu beenden und die Verbesserung aktiv voranzutreiben. Vielleicht auch so, dass es in Augsburg ankommt.
Gemischte Vorzeichen
Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.
Der FC Augsburg hat gegen Bochum gewonnen und mittlerweile 42 Punkte gesammelt. Die Abstände sind weiterhin gering: vom 10. Augsburger Tabellenplatz bis Rang 5 sind es nur 4 Punkte Abstand. So eng wie in dieser Saison geht es in dieser Tabellenregion sonst kaum zu. Frankfurt ist zwar ein guter Gegner am Sonntag, aber schon in der Hinrunde lieferte der FCA eine ordentliche Vorstellung ab und konnte punkten. Für das Heimspiel am Sonntag sollte all das viel Hoffnung machen.
Wer genauer hinschaut, der erkennt allerdings auch Entwicklungen, die Anlass zur Sorge geben. Was beunruhigt mich gerade:
Sportlich ausbaufähig
Die sportliche Leistung gerade in der zweiten Halbzeit gegen Bochum muss Anlass zur Sorge geben. Der FCA gab ein Spiel in Führung aus der Hand und hätte sich am Ende nicht beschweren dürfen, wenn er das Spiel vollends verloren hätte. Ich liebe Heldenaktionen wie die von Tietz und Kömür über alles, aber wenn die Augsburger Europapokalhoffnungen darauf aufbauen, dann wird der Realitätscheck schneller kommen, als uns allen lieb ist.
Ambitioniert, aber ohne neues Ziel
Auch wenn er nun gegen Bochum offiziell erreicht wurde, war der Klassenerhalt schon in den letzten Wochen kein Thema mehr in Augsburg. Da konnte schlicht nichts mehr anbrennen. Ein neues Ziel gibt es aber – zumindest nach außen kommuniziert – nicht. Jess Thorup verweigerte sich erneut auf der Pressekonferenz, Europa offiziell als Ziel auszugeben. Ich stehe dazu: was sollte sonst das Ziel sein?
Wenn man Europa nun nicht erreicht, dann muss man sich den Vorwurf gefallen lassen, dass man nicht alles dafür getan hat. Wenn man das Ziel ausruft und scheitert, wird einem das unter die Nase gerieben werden. Ich bin für „Immerhin waren wir mutig und haben es versucht“. In den 07 Werten taucht auch Mut auf (auf Platz 5, aber wer glaubt schon an Zufälle).
Freddy Jensen und die Frage nach dem Warum
Freddy Jensen war diese Saison länger verletzt und ist nun wieder fester Bestandteil der Mannschaft. Allerdings läuft sein Vertrag im Sommer aus und wurde noch nicht verlängert. Nun hat wohl ein US-amerikanischer Club Interesse an einer Verpflichtung. Dort ist das Wechselfenster gerade geöffnet. Jensen flog wohl nun unter der Woche zu Gesprächen in die USA, ist aber wohl schon wieder zurück in Augsburg. Ob wir ihn nochmal im Trikot des FCA sehen werden?

Ich finde diese Geschichte zu diesem Zeitpunkt absolut unpassend. Jensen war in den letzten Spielen Teil der ersten Elf. Er ist Bestandteil einer Mannschaft, die von vielen Spielen zuletzt nur eines verloren hat und auf einem sehr guten Weg ist, sich weiter in der Tabelle vorzuarbeiten. Wenn es in den letzten 5 Spielen um alles geht, und das ist der Traum für Europa zu diesem Zeitpunkt für mich, dann lasse ich einen solchen Spieler gerade nicht in die USA fliegen bzw. denke überhaupt nur darüber nach, ihn abzugeben. Man fragt sich schon, wie Ernst der Verein die momentanen sportlichen Möglichkeiten nimmt.
Symbolisches im Rahmen der Kaderplanung
In eine ähnliche Richtung geht es dann, wenn man in diesen Tagen liest, dass Marinko Jurendic das Interesse des FC Augsburg an Morlaye Sylla bestätigt hat. Warum? Damit sich die momentan vorhandenen Offensivspieler Gedanken um ihre Zukunft machen, anstatt sich auf die aktuelle Situation zu konzentrieren?
Der FC Augsburg hat bisher Personalien grundsätzlich nicht vor ihrem Abschluss kommentiert. Warum wird hiermit nun gebrochen? Noch dazu in dieser Saisonphase? Es ist wohl allen klar, dass im Hintergrund schon am Kader für die neue Saison gearbeitet wird. Wenn man aber in dieser Situation etwas Positives beitragen wöllte, dann vielleicht die Verkündung der ein oder anderen Vertragsverlängerung, z.B. mit Finn Dahmen. Sich an den Spekulationen rund um Neuzugänge zu beteiligen sollte nicht zur Routine werden, gerade jetzt.
Wird diese Saison anders als letzte?
Was über allem hängt: Auch in der letzten Saison klappte in den letzten 5 Partien wenig bis nichts mehr. Man hat frühzeitig den Klassenerhalt gefeiert, man hat sich nicht getraut neue Ziele auszugeben, und man hat am Ende 5mal verloren. Am Ende hat man es dann auf die Kadertiefe und die Verletzungen geschoben, anstatt offen auch mit den eigenen Fehlern umzugehen.
Ja, der FCA ist weiterhin sehr gut unterwegs. Gerade die Rückrunde ist sehr eindrucksvoll und die Rückrundentabelle zeigt bisher, was die Mannschaft im Stande ist zu leisten. Aber umso näher das Saisonende kommt, umso nervöser werde ich. Kann das Team den sportlichen Höhenflug durchhalten? Ich wünsche es mir so sehr. Auf der anderen Seite, sehe ich vielleicht Gespenster. Es wird Zeit, dass die Mannschaft diese verjagt, mit einem starken Heimspiel gegen die Eintracht. Dann kann es diese Saison klappen (und ihr wisst was ich meine).