Visionen

Es war nicht nur ein Schritt nach vorne, sondern auch der bisher konstanteste Auftritt in dieser Spielzeit. Die ersten Tore von Noahkai Banks und Mert Kömür, das dritte durch Robin Fellhauer, die Leistung von Chrislain Matsima, noch weiteres das sich hervorheben ließe, und doch war es auch die Mannschaftsleistung beim ersten Saisonheimsieg.

Auf Platz 10 steht der 1. FC Köln in der Ewigen Tabelle der Bundesliga, und zugleich sind nur zwei Mannschaften, Nürnberg und Bielefeld, häufiger abgestiegen. Aber zum sechsten Mal bei sieben Abstiegen gelang der direkte Wiederaufstieg. Einhergehend mit einer finanziellen Stabilisierung soll auch die sportliche Konsolidierung erfolgen und das Image einer Fahrstuhlmannschaft abgelegt werden.

Das Team von Lukas Kwasniok ist gut in die Saison gestartet. Sieben Punkte aus den ersten drei Spielen und aktuell Platz 6 mit zehn Punkten sind mehr als akzeptabel und europaweit nach dem FC Thun der zweithöchste Punkteschnitt aller Aufsteiger pro Spiel.

Der Vergleich aller Partien gegeneinander ist ausgeglichen, die Bilanz in der Bundesliga spricht nach 20 Vergleichen mit sieben Siegen bei acht Unentschieden für den FCA. Die letzten beiden Vergleiche in der Saison 2023/24 endeten jeweils 1:1, wobei dies in beiden Fällen bereits auch der Halbzeitstand war.

Fußball verbindet. Vermutlich gibt es viele Situationen und Phänomene, auf die das zutrifft oder sich übertragen lässt. Und doch sind es auch immer bestimmte, manchmal auch aus unterschiedlichen Gründen schwierigere Phasen, in denen der Spieltag oder der Aufenthalt in ums Stadion an Bedeutung gewinnt. Nicht unbedingt sportlich bedingte Konstellationen, oft ganz verschiedene, auch persönliche, Motive und das Gefühl Teil einer Gemeinschaft zu sein. Aufs und Abs, verbundene Emotionalität, Fußball ist immer auch mehr als das Spiel.

Je nach Sichtweise ließen sich verschiedene Aspekte näher betrachten. Fußball hat und ist Kultur, Fußball bietet Austausch und Miteinander, hat viele Bedeutungen und kann eine Plattform für Zusammenhalt schaffen. Möglichkeiten der Entfaltung und gemeinsame Identitätsbildung – Fußball verbindet.

Nicht alles in dieser Saison war bisher entweder gut oder schlecht. Weder waren die ersten Spiele perfekt, noch waren die nächsten drei komplett schlecht. Der Auftritt gegen Wolfsburg ging wieder in die richtige Richtung. Die Entwicklung der Mannschaft, die Integration von jungen Spielern sowie der Entwurf eines Spielsystems brauchen weiter Zeit, auch wenn Zwischenergebnisse sichtbar werden.

Was für ein Fußball am Ende dieses Prozesses stehen könnte wird sich zeigen, aber mit welchen Adjektiven ließe er sich übertragen beschreiben oder auch wünschen? Und könnte dabei nicht eine neue Ästhetik des Spiels und der Darstellung entstehen.

Abseits von Taktik, System und Professionalität, die Idee eines Fußballs, der sich auch an anderen Werten orientiert, manchmal unvollkommen wirken mag, aber sich doch immer einer eigenen Vision nähert. Der unabhängig auch erforderlicher Ergebnisse seine Attraktivität und neue Möglichkeiten dadurch gewinnt.

Fast zehn Jahre nach dem ersten Europacup-Sieg in Alkmaar mag dies auch eine Möglichkeit sein die Entwicklung des Vereins weiterzudenken.

Neues auch wieder von den Planungen der größten Sportveranstaltung der Welt: Ja, es geht zu langsam. Erst jetzt, ein Jahr vor der WM 2026 über die Vergrößerung des Teilnehmerfelds beim darauffolgenden Turnier auf 64 Mannschaften zu sprechen ist einerseits vollkommen konsequent, und andererseits fast schon zu spät. Und wenn der FIFA-Präsident verkündet, dass jede Idee eine gute sei, lässt dies auch nur eine wirkliche Schlussfolgerung zu: Ab jetzt ist immer und überall WM – und alle machen mit.

Am kommenden Samstag nun der Auftritt des FCA beim 1. FC Köln, der wie die anderen Ligaspiele auch in über 200 Ländern zu sehen sein wird.

Als Mannschaft geschlossen auftreten und einfach den nächsten Schritt machen. Ein Erfolgserlebnis nach der Länderspielpause zu erreichen würde auch Zeit für die weitere Entwicklung gewinnen. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Weiterhin auf der Suche

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de. 

Augsburg ist fußballerisch momentan eine faszinierende Stadt. Wenn man sich über den FCA unterhält, dann geht es nur um Trainer Sandro Wagner. Und dieser Trainer-Fokussierung bin ich nicht gewöhnt. In all den Jahren, in denen ich den FCA verfolge, hat noch nie ein Trainer so polarisiert wie Sandro Wagner (aber auch nur weil Jens Lehmann nur ein Co-Trainer war). Entweder man findet Sandro Wagner nicht so toll (setzt das entsprechende Wort gerne selbst ein), oder man ist Wagner Fan. Es ist Länderspielpause. Vielleicht blenden wir Wagner mal ein bisschen aus und machen drei Schritte zurück. Wo steht der FCA?

Der FCA ist ein Verein in Entwicklung. Gerade im sportlichen Bereich hat man über die Jahre immer wieder versucht, durch strukturelle und persönliche Wechsel Veränderungen herbei zu führen und positive Entwicklungen anzustoßen, nachdem der Verein über Jahre nicht nur still stand sondern immer weiter abrutschte.

Der Wendepunkt

Den Beginn dieser Suche nach Verbesserungen packe ich in den Mai 2022. Markus Weinzierl hatte dem Verein mitgeteilt, dass er seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern würde. Klaus Hofmann hatte kurz zuvor sein Amt als Präsident niedergelegt. Der Club ging auf eine längere Suche nach einem neuen Trainer und anstatt einen alten Bekannten von irgendwem zu verpflichten, holte man Enno Maaßen um attraktiveren Fußball spielen zu lassen und die eigene Jugend zu stärken.

Auf diesen Wendepunkt folgten viele weitere Entwicklungen. Max Krapf wurde Präsident. Stefan Reuter ging, Marinko Jurendic kam und wurde nun in diesem Sommer von Benni Weber abgelöst. Auf dem Trainerposten folgte Jess Thorup auf Enno Maaßen, der nun durch Sandro Wagner abgelöst wurde. Die einzige personelle Konstante ist Michael Ströll, Alleingeschäftsführer und starker Mann. Konstant ist zudem die Idee, nach einer sportlichen Weiterentwicklung zu streben.

Das sportliche Problem

Sportlich haben alle Trainer seitdem die gleiche Problemstellung zu bewältigen. Sie sollen attraktiveren, offensiveren Fußball spielen lassen. Auf der einen Seite führt ein erhöhter Fokus auf die Offensive dazu, dass in der Defensive mehr Risiken eingegangen werden müssen. Enno Maaßen hat 1:1 gegen den Ball verteidigen lassen. Seine Verteidiger haben genügend der Duelle verloren und der FCA zu viele Tore kassiert. Maaßen hat nie das Gleichgewicht zwischen Offensive und Defensive gefunden.

Auch Jess Thorup kam mit dem „Offensive Mindset“ in die Stadt. Direkt gegen Heidenheim wurde ein Tor-Feuerwerk gezündet. Letzte Saison zu Hause gegen Mainz kassierte er ordentlich und fing dann an den Bus vor dem Tor zu parken. Auf einmal war der Wille zu offensiv-orientiertem Fußball weg. Am Ende der Saison dann auch die Verantwortlichen, Thorup und Jurendic, selbst. Der FCA wusste welchen Weg er gehen wollte und war wieder auf der Suche nach einer funktionierenden Konstellation, die den Verein in die richtige Richtung befördert. Auch Sandro Wagner muss weiterhin das Rätsel des Gleichgewichts lösen.

Die Mannschaft

Man kann allerdings konstatieren, dass der FCA zumindest im Bezug auf das eigene Team Schritte nach vorne gemacht hat. Die Situation für Sandro Wagner ist deutlich leichter als damals Enno Maaßens Ausgangslage. Die Mannschaft verfügt mittlerweile wieder über Leistungsträger. Bei den Namen Dahmen und Matsima glänzen Augen. Zudem hat sich etwas grundsätzliches gewandelt. Noch vor wenigen Jahren haben Spieler schnell davon geredet, den nächsten Schritt bei einem anderen Club machen zu wollen. In diesem Sommer war dies von keinem zu hören. Und alle Leistungsträger sind geblieben.

Den sportlich Verantwortlichen ist es zusätzlich auf zwei Arten gelungen das Team zu verstärken. Einerseits wurden clevere Transfers getätigt. Ich bin gespannt, ob die Verpflichtung von Fabian Rieder am Ende alle anderen Transfers dieses Sommers überragen wird. Ich finde allerdings auch die Verpflichtung von Han-Noah Massengo sehr gelungen, genau wie auch den Zugang von Elias Saad. Der Trainer hat Wahlmöglichkeiten. Daneben, und hierfür kann man sich in Augsburg in dieser Länderspielpause doppelt auf die eigenen Schultern klopfen, konnte man sowohl mit Mert Kömür als auch mit Noahkai Banks, und damit mit den Top Talenten aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum. verlängern. Beide haben sich sportlich weiterentwickelt. Kömür ist zu einem Unterschiedsspieler gereift. Wenn nun nach den Spielen gegen Mainz und Heidenheim über den Kader hergezogen wurde: ich bin hier nicht dabei. Das ist in der Spitze und in der Breite das beste Augsburger Team in der Bundesliga.

Das Ziel im Blick

Was an der Stelle beruhigen sollte, außer dem guten Team? Der FCA hat seit einigen Jahren sein Ziel fest im Blick. Aktiver Fußball ist weiterhin die Devise, und das kann grundsätzlich nur attraktiver sein, als die volle defensive Orientierung. Es wäre ein Wunder gewesen, wenn Sandro Wagner die Lösung für das Problem nach 6 Wochen in der Bundesliga parat gehabt hätte. Ob er das Puzzle irgendwann löst? Wir werden sehen.

Muss man derweil seine Herangehensweise mögen? Nein, das muss man nicht. Bei aller Polarisierung sollte die Mannschaft und Wagner eine faire Chance und genügend Zeit bekommen, um sich zu versuchen. Auf der anderen Seite darf die Suche nach der sportlichen Lösung nicht jeden Spieltag im Mittelpunkt stehen. Manchmal muss es reichen mit Energie und der nötigen Intensität, pragmatische Lösungen zu finden. Gerne schon gegen Köln. Denn auch wenn man ein großes Ziel vor Augen hat, so müssen doch regelmäßig Erfolgserlebnisse her, um das Punktekonto zu füllen und die Moral nicht schwinden zu lassen.

3 Tore im Sturm

Andy von der Rosenau Gazette bespricht im Podcast zusammen mit seiner Tochter Louise die Partie des FC Augsburg zu Hause gegen den VfL Wolfsburg, die der FCA mit 3:1 für sich entscheiden konnte. Während die Jugendspieler des FCA überragten musste Sandro Wagner – mal wieder – von der Seitenlinie aus zuschauen. Hört gerne rein.

Erfolgschancen

Vermutlich findet sich bei allen Spielen eine passende Statistik, oder diese hätten, warum auch immer, theoretisch auch anders ausgehen können. Wenn dies aber die einzigen Ansatzpunkte sein könnten,  ist es manchmal einfach besser auf Weiteres zu verzichten. Und dass es im Stadion auch um wirklich wichtigeres als Fußball geben kann war leider eine weitere Erkenntnis am vergangenen Samstag, als ein Heidenheimer Fan verunglückte.

Fünf Punkte nach fünf Spieltagen, wenn auch die Gegner zwischenzeitlich Dortmund und Leipzig hießen, sind nicht der gewünschte Start des VfL Wolfsburg. Nach der unbefriedigten vergangenen Spielzeit, die punktgleich mit dem FCA auf Platz 11 abgeschlossen wurde, heißt das Ziel für die neue Saison wieder Einzug in einen Europapokal. Nach Jahren der Abwesenheit soll dies mit dem neuen Trainer Paul Simonis, der von den Go Ahead Eagles kam, gelingen.

Neu im Kader sind auch Vini Souza, von Scheffield United, Mohamed Amoura von Saint-Gilloise und Dennis Vavro vom FC Kobenhagen. Nach einem Jahr in Paderborn ist Aaron Zehnter nun beim VfL, und traf am 2. Spieltag zum ersten Mal.

In bisher 28 Vergleichen gab es je zehn Siege, wobei der FCA die etwas bessere Heimbilanz hat – von den letzten vier Heimspielen gegen Wolfsburg konnten drei gewonnen werden.

Der Blick auf die Liga: Der FCA nun auf Platz 16, Heidenheim hat aufgeschlossen, und noch ohne Sieg steht Mönchengladbach am Tabellenende. Nach Auswärtssiegen stehen Frankfurt, Stuttgart und Leverkusen direkt hinter dem Spitzentrio. Sechs Punkte Unterschied von Platz 4 bis zu Platz 17 zeigen aber auch, dass die Tabelle nach dem 5. Spieltag, wenn, dann nur erste Tendenzen erkennen lassen kann.

Im 15. Jahr in Folge spielt der FCA mittlerweile Bundesliga, und hat dabei ganz unterschiedliche Entwicklungen durchlaufen: Der Klassenerhalt in den ersten beiden Jahren, schleichende Etablierung und Europapokal, mittlerweile einer, von nur acht Vereinen, die seit 2011 dauerhaft erstklassig sind.

Wenn das Ziel, die nötigen Punkte für den Klassenerhalt möglichst schnell zu gewinnen, immer an erster Stelle der Saisonvorhaben stand, wurde zumindest immer auch auf weitere Entwicklungen gehofft und an allgemeineren Voraussetzungen gearbeitet.

Zu dieser Spielzeit das Thema offener und direkter anzugehen, stellt keinen Widerspruch dar – ohne Berücksichtigung von konkreten Personalien scheint es auf anderer Ebene eine Fortsetzung. Wie viel Zeit die Umsetzung einer anderen Ausrichtung benötigt, lässt sich je nach Blickwinkel unterschiedlich bewerten, vermutlich aber immer mehr als die ersten sechs Spieltage.

Ob bei der Initialisierung der Idee oder später manches auch anders hätte vermittelt werden können, ist das eine – das andere, im 15. Jahr Bundesliga wirklich etwas zu versuchen. Kontinuität auch in diesen Vorhaben beizubehalten ist in diesem Sinn auch eine Art Fortführung der eigenen Strategie – auch wenn für die sportliche Entwicklung immer Punkte erforderlich sind.

Was ist nicht alles mit der Rosenau verbunden? Helmut Haller, die Aufstiegsrunde 1973/74,  drei weitere Zweitligaaufstiege des FCA und viele andere denkwürdige Fußballspiele, teilweise unter Beteiligung der Nationalmannschaft. Dazu auch Feldhandball, Leichtathletikländerwettkämpfe, Rekordzeiten, Kundgebungen oder auch Konzerte unterschiedlichster Art. Seit letzter Woche auch American Football: Die Augsburg Centurions haben ihr Aufstiegsspiel zur GFL 2 dort bestritten.

Am Samstag nun im Stadion auf dem Lechfeld das erste von vier Heimspielen im Oktober und eine gute Gelegenheit vor der Länderspielpause als Team gemeinsam auch sportlich Erfolg zu feiern. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Mit großer Macht kommt große Verantwortung

Man will ja nach dem Spiel des FC Augsburg gegen Mainz 05 gar nicht allzu viel über das Spiel selbst nachdenken. Wie schlecht der FCA einfach war. Wie schlecht Top-Spieler wie Matsima oder Massengo in manchen Situationen aussahen. Aber woran lag das nun? 1:4 verloren, und dass nachdem man beim Stande von 0:2 in Überzahl kam. Insgesamt eine recht peinliche Nummer, wie leicht es Mainz viel, uns im eigenen Stadion herzuspielen.

Mit der Leistung gegen Mainz gerät vor allem Trainer Sandro Wagner noch mehr in den Fokus. Die Anzahl der Fragen, die er auf der Pressekonferenz nach dem Spiel beantworten musste, war deutlich höher als nach den vorherigen Spielen. Und das zu Recht. Auch in der Pressekonferenz vor dem Heidenheim-Spiel gab es massenhaft Fragen.

Der Plan funktioniert nicht

Wagner hatte schon gegen St. Pauli sein taktisches Instrumentarium überreizt. Man war in der ersten Hälfte auf eine tiefe Blockverteidigung gewechselt, anstatt aktiv das zweite Tor zu suchen. Aus seiner Sicht hatte man wenig zugelassen, allerdings kam St. Pauli auf diesem Wege zum Elfmeter und somit dann zum Ausgleich.

Wagner hatte nun nach dem Mainz-Spiel selbst angesprochen, dass er die Komplexität reduzieren müsse. Es war auch zu offensichtlich. Mittlerweile funktionieren die einfachen Automatismen auch bei sehr guten Fußballspielern nicht mehr. Top Verteidiger spielen einfache Fehlpässe. Konterverteidigung funktioniert nicht mehr. Und das bei einem Team, bei dem Wagners Vorgänger sehr solide Verteidigungsmechanismen etabliert hatte.

Dazu kommt dann auch noch, dass man auch in der Offensive nicht gefährlich war. Schlotterbecks Lattentreffer kam nach einer Ecke. Aus dem Spiel ergab sich für den FCA nicht viel. Auch nicht in Überzahl. Defensive Stabilität dekonstruiert, offensiv eher harmlos. Oh Shit!

Um den heißen Brei herum

Und Wagners Kommunikation ist dann weiterhin verbesserungswürdig. In der Pressekonferenz betonte er, dass er sich nach solchen Spielen immer vor seine Mannschaft stellen würde. Auf der anderen Seite fehlt im dabei die notwendige Konsequenz. Johannes Graf von der Augsburger Allgemeinen enttarnte dies mit einer sehr pointierten Nachfrage, indem er Wagner fragte, ob denn nun sein Plan oder die Umsetzung seiner Spieler zu der Niederlage geführt hätten. Anstatt nun in der Kommunikation den einfachen Weg zu gehen und die Antwort klar damit zu beginnen, den eigenen Plan zu opfern, antwortet er ausweichend. Einerseits gab er vor, seine Mannschaft schützen zu wollen, andererseits betont er die Rolle der Mannschaft auch bei der gemeinschaftlichen Erarbeitung des Plans. Man könnte herauslesen, dass die Mannschaft immer auch mitverantwortlich ist. Eine klare Übernahme der Verantwortung erfolgt damit nicht.

Ähnlich agierte er auch schon nach dem St. Pauli Spiel. Hier wurde seinerseits mehrmals die Möglichkeit Mert Kömürs betont, auf 2:0 stellen zu können, wenn er sich cleverer angestellt hätte. Wagners Entscheidung in die tiefe Blockverteidigung zu wechseln, war vielleicht noch mehr zu hinterfragen als Kömürs sekundenschnelle Reaktion auf dem Platz. Eine klare Kommunikation hinsichtlich dieser Entscheidung hat – im Gegensatz zum öffentlichen Feedback an der fehlenden Chancenverwertung Kömürs – nicht stattgefunden. Schade für einen Trainer, der sich angeblich vor sein Team stellen will.

Lernkurve möglich?

Die Frage, die sich nun für diese Woche stellt: lernt Wagner aus seinen Fehlern? Er ist der Cheftrainer eines Bundesligisten, dessen Mannschaft am Wochenende sportlich zerlegt wurde. Wenn das Spiel gegen Mainz kein Weckruf war, dann weiß ich auch nicht mehr.

Für Wagner ergeben sich wichtige „Learnings“. Einerseits muss er sportlich mit seinem Team zu den Basics zurück. Gegen Heidenheim geht es nun überhaupt nicht darum, zu glänzen. Es geht darum, ein Bundesligaspiel zu gewinnen. Und wenn die Basics nicht sitzen, dann wird das in dieser Liga nichts.

Auf der anderen Seite stößt Wagners Kommunikation rund um die ersten schlechten Ergebnisse nicht gerade positiv auf. Immerhin hat er in der Pressekonferenz nach dem Mainz-Spiel überhaupt ein Statement abgegeben. Auf der anderen Seite sind seine Aussagen zu lang und er verheddert sich in der eigenen Kommunikation. Das kann einem leid tun. Sandro Wagner täte aber auch gut daran, wenn er erkennen würde, dass die kommunikativen Anforderungen an ihn als Bundesligatrainer andere sind als in seinen vorherigen Positionen. Wenn er sportlich Zeit braucht, um seine Themen umzusetzen, dann könnte er sich diese durch bessere Kommunikation verschaffen und sollte sich bei diesem Thema helfen lassen. Es ist mal wieder so: Der FCA kann gerade jede Hilfe brauchen, die er bekommen kann.

Vorstellungen

Solche Spiele kann es immer wieder geben, und wenn auch nie passend, war es definitiv der falsche Zeitpunkt. Wohlmöglich gab es Gelegenheiten mehr Treffer zu erzielen, in jedem Falle aber auch zu vermeiden. Heimspiele gegen Mainz sollten einfach nie mehr vor dem 5. Spieltag terminiert werden: Die bisherige Bilanz sind vier Spiele, die alle verloren wurden.

Am nächsten Wochenende geht es nun nach Heidenheim, und nein, diese Konstellation gab es doch noch nicht so: In der Spielzeit 2023/24 ist der FCA im Pokal in der ersten Runde in Unterhaching ausgeschieden und hatte nach sieben Spieltagen fünf Punkte. Im Anschluss an die Heimniederlage gegen Darmstadt trennte sich der Verein von Enno Maaßen. Unter Jess Thorup geriet die Mannschaft in Heidenheim bis zur 18.Minute mit 0:2 in Rückstand, ehe der FCA das Spiel noch vor der Halbzeit drehte, und mit 5:2 gewann.

Es gab und gibt immer auch schlechtere Spiele oder Phasen. Wenn sich diese dann tatsächlich auch für die darauffolgende positive Entwicklung als entscheidend erweisen, lässt sich diesen auch etwas abgewinnen. Beispiele dafür gibt es auch einige in der Bundesligazeit des FCA. 

Vielleicht nicht immer die konkreten Erwartungen, aber eine Vorstellung wäre es, perspektivisch eine eigene Spielweise anzubieten, die system- und unabhängig vom Gegner durch bestimmte Merkmale charakterisiert werden kann. Auch wenn Ergebnisse immer zählen, wäre dies ein Spielstil, der diese erreicht, und in einem größeren Zusammenhang zu sehen wäre.

Nach der erfolgreichen Debutsaison mit Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb musste der 1. FC Heidenheim letzte Spielzeit in die Relegation, in der der Klassenerhalt erst in der Nachspielzeit in Elversberg geschafft wurde. Nach vier Spieltagen stehen die Heidenheimer trotz zuletzt gutem Spiel aktuell ohne Punkte auf dem letzten Tabellenplatz.

Den Verein verlassen hat u.a. Leo Scienza, der nach Southampton ging. Norman Theuerkauf hat seine Karriere beendet. Verstärkt  wurde die Mannschaft durch die Leihspieler Arijon Ibrahimovic von Bayern München und Diant Ramaj, für das Tor, der von Borussia Dortmund kam. Aus Karlsruhe ist nach Leihende Mikkel Kaufmann zurück. Leart Paçarada, der vom 1. FC Köln kam, hat sich im Spiel gegen Dortmund einen Kreuzbandriss zugezogen. Unkaputtbar seit 18 Jahren ist Frank Schmidt nun ununterbrochen als Cheftrainer des 1. FC Heidenheim tätig.

Wie zeigt sich die Liga sonst nach dem 4. Spieltag: München, wenig überraschend, mit sehr gutem Start, dahinter als erste Verfolger Dortmund und Leipzig. Leverkusen und Frankfurt, in der vergangenen Saison Zweiter und Dritter, eher durchwachsen – Köln und St. Pauli sind auch gut in die Saison gestartet. Dazu hat auch der HSV am 4. Spieltag sein erstes Bundesligaspiel seit 2018 gewonnen.

Wo sich der FCA einreihen wird scheint zunächst keine Frage der nächsten beiden Spiele, sondern auch abhängig von anderen Parametern. Wenn es gelingt das Potential einzelner Spieler zu integrieren, Schwachstellen als solche in den einzelnen Mannschaftsbereichen zu erkennen und dabei weiterhin die Balance auf und um das Spielfeld zu bewahren, ließe sich manches vorstellen.

Der FCA hat sich zu dieser Saison für einen eigenen Ansatz entschieden. Es sind bisher vier Spiele absolviert und alles hat noch etwas Zeit. In den Auftritten in Heidenheim und gegen Wolfsburg darf die Mannschaft dann aber wieder nächste Entwicklungsschritte erkennen lassen. Mit entsprechenden Ergebnissen ließe sich auch die zwischenzeitlich etwas gestoppte Euphorie gerne weiterführen. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

In den Seilen

Wie schlecht war das am Samstag? Der FCA hat zu Hause gegen Mainz 05 mit 1:4 verloren, v.a. weil man es den Mainzern viel zu leicht gemacht hat. Gegen Heidenheim am kommenden Wochenende steigt der Druck nun schon enorm. Ich habe im Podcast einmal Dampf abgelassen. Hört ruhig rein und schließt euch meiner Leidensgemeinschaft an.

Romanes eunt domus

Eine fantastische Szene in Monthy Pythons „Das Leben des Brian“ ist der Versuch Brians, das Graffiti „Römer, geht nach Hause!“ in Latein an die Hauswand eines römischen Palastes zu bringen. Das geht im ersten Anlauf bekanntlich schief und die anschließende Lehrstunde mit einem Centurio zur korrekten Grammatik entzückt immer ebenso Altphilologen wie Altcineasten. Doch es ist anzunehmen, dass in Augsburg eher ungeliebte Lateinstunden als Monthy Pythons humoristisches Standardwerk die maßgeblichen Berührungspunkte mit den Römern in Augsburg waren – zumindest bis in die jüngere Vergangenheit. Denn neuerdings gewinnt das Römerthema in der Stadtkultur eine ungeahnte Popularität, was nicht nur Stadtführer und Kulturpolitiker erfreut. Der FCA und sein umtriebiger Ausstatter Mitsuno haben mit dem Römertrikot bereits 2024 den Nerv der Stadt und Fans getroffen und bespielen das römische Thema in diesem Jahr noch gekonnter. Das Römertrikot 2025 war in der ersten Auflage schneller ausverkauft als man Cicero sagen konnte und dies erst der Anfang des neuen FCAxRömerhypes. Erklärbar ist das schnell. Das Design ist ansprechend und schwarz-gold mittlerweile auch recht präsent in der Bundesliga, wobei man auch sagen könnte, dass der FCA da einen aktuellen Trend bedient. Aber mit dem römischen Erbe hat der Verein ein funktionierendes Alleinstellungsmerkmal gefunden. Endlich möchte man sagen. So zeigte das Puppenkisten-Thema bislang noch keine Erfolge im steten Bemühen, das provinzielle Image abzulegen. Und so wird stattdessen die Provinz (Raetien) umarmt. Das trifft auf viele Sympathien in einer Stadt, die seit jeher einen ausgeprägten Minderwertigkeitskomplex gegenüber den anderen bayerischen Metropolen pflegt. Ein Komplex, der freilich auch durch die bayerische Politik nur allzu gerne bedient und gefördert wird. Und so wird die Möglichkeit, dem bayerischen Nachbarn die eigene Geschichte im schicken Bundesliga-Trikot unter die Nase zu reiben, gerne genutzt. In Augsburg wurde schon Profifußball gespielt, da war München noch eine recht einsame Furt.

Die Entdeckung des römischen Erbes erfreut nicht nur die Historiker. Denn die Beteiligung der Augsburger Stadtarchäologie bei der Präsentation des neuen Römertrikots rückt an ungewohnter Stelle die Arbeit der Archäologen und die Bedeutung römischer Überreste in den Fokus, was wiederum im Zeughaus bestaunt werden kann. Und vielleicht wird sich der Fan-Nachwuchs künftig nicht nur Fußballprofi auf den Berufswunschzettel schreiben sondern auch das nicht ganz so glamouröse Archäologiestudium ins Auge fassen. Und vielleicht, ganz vielleicht, nutzt der FCA seine neue bayerisch-römische Popularität und seine Einfluss in der endlosen Debatte um das lange überfällige neue Römermuseum. Immerhin setzt die Marketing Abteilung gerade alles auf die Römerkarte. Man könnte auf die Idee kommen, da etwas zurückzugeben und sei es nur ein Engagement im Sponsoring.

Dass der neue Trend in seiner ganzen Konsequenz auch zu weit führen kann, zeigt aber der neue Spielertunnel. Einige Vereine versuchen ja, die lokale Identität schon auf dem Weg zum Spielfeld in das Bewusstsein der Spieler und Zuschauer zu rücken. Sehenswert ist der Spielertunnel „auf Schalke“, eine Remineszens an die Grube und den Pott. Inmitten der etwas absurd plastikhaften Stollenszenerie vergisst man doch schnell den ebenso absurden Gehaltsunterschied, den die modernen Fußballkumpel vom echten Kumpel auf den Rängen trennt. In Augsburg wird dagegen auch das römische Erbe an die Wand gebracht, in feschen LED Leuchten und einem FCA Wappen als Mosaik, natürlich aus echtem italienischen Stein wie man stolz betont. Aber dass man doch die „antiken Amphitheater in Rom und Verona“ bewusst aufgreift und die ganze Inszenierung von „Kämpfen und Siegen“ in den verschlossenen Gittern mündet, die zum Einlauf geöffnet werden, ist dann doch mehr als unglücklich. Dass hier die Gladiatoren in die Arena geführt werden, das war schon im etwas gewöhnungsbedürftigen Spieltagsplakat zum Spiel gegen Bayern München zu erahnen. Vollendet schließlich zur besten Sendezeit im Topspiel der Bundesliga vor der halben Fußballrepublik. Da stört es die Inszenierung wohl kaum, dass die modernen Fußballstadien und der ganze Sport nicht im geringsten mit den antiken Spielen zu tun haben (sollten), auf die nun Bezug genommen wird.

War es noch einigermaßen ignorierbar, dass jedes zweite Stadion mittlerweile in Anlehnung an antike Nomenklatur als Arena tituliert wird, ist die Brücke, die nun geschlagen wird, denkbar unnötig. Die römischen Amphitheater waren keine Orte des friedlichen sportlichen Wetteifers, sondern blutige Stätten, in der wahlweise Tiere und Menschen in detailreich abgestimmten Choreografien aufeinander gehetzt wurden. Den Fußballer nun implizit als Gladiator zu stilisieren, der sich dem Kampf stellt, zeugt dann doch von schlechtem Geschmack und weniger Geschichtsbewusstsein, als gerne mit der Römerkampagne suggeriert wird. Rund um den Fußball, auf wie neben dem Platz, herrscht mehr als genug martialisches Auftreten. Das muss nicht noch künstlich gesteigert werden. Warum die Verantwortlichen es nicht einfach bei der Römertrikot-Kampagne belassen haben, ist nicht klar. Das hätte vollauf genügt, und vielleicht hätte man noch die ein oder andere Zirbelnuss darüber hinaus verkaufen können. Das Trikotdesign ist Geschmackssache. Die Römer-Arenen-Gladiatoren-Inszenierung ist ziemlich geschmacklos. Vielleicht dann doch wieder nächstes Jahr eine Rückkehr zur Puppenkiste?

Veränderungen

Auch wenn an manchen Tagen so einiges zusammenkommen kann, ist dies nie ein Grund den eingeschlagenen Weg nicht fortzusetzen. Vielleicht lässt sich ansatzweise bereits manches erkennen – aber drei Punkte nach drei Spieltagen sind auch nicht schwächer als der Durchschnittswert der letzten zehn Jahre zu diesem Zeitpunkt.

Mit einem Punkt und einem Tor ist der FSV in die Saison gestartet. 0:1-Heimniederlagen gegen Köln und Leipzig, dazwischen das Unentschieden in Wolfsburg – kein idealer Start für den Conference-League-Teilnehmer.

Am 28. Spieltag der Vorsaison standen die Mainzer noch auf einem Champions-League-Platz. Dazu die mit zweitbeste Defensive der Liga.

Den Verein Richtung Frankfurt verlassen hat Jonathan Burkardt, der mit 18 Saisontoren den  Vereinsrekord von André Schürrle und Shinji Okazaki übertroffen hat. Ansonsten ist das Team überwiegend zusammengeblieben.

Neu dazugekommen sind u.a. Benedict Hollerbach von Union Berlin sowie William Bøving und Konstantin Schopp von Sturm Graz. Nach zwei Jahren, in denen er an den KSC verliehen war, ist Paul Nebel auch wieder zurückgekehrt.

Aus sechs wird acht, und aus indirektem Freistoß Eckball: Ob diese Regeländerungen für das Torwart- und sonstige Spiel so viel bringt, wird sich zeigen. Dazu noch weitere Neuerungen wie der verpflichtende Handschlag für Kapitäne, Trainer und Schiedsrichter vor Spielbeginn, neues zum Schiedsrichterball und Einführung der Abseitstechnologie. Am auffälligsten aber die Stadiondurchsagen der Referees und die Verlängerung der Nachspielzeiten.

Daher ist nun auch das bisher späteste Bundesligator der Geschichte in einer 114. Spielminute, zum 3:3-Ausgleich der Kölner durch Ragnar Ache in Wolfsburg, wohlmöglich nur der Anfang einer neuen Entwicklung.

Im Gegensatz zum FC ist der HSV als Aufsteiger noch nicht ganz in der Liga angekommen. Am Tabellenende der Liga steht im Moment der 1.FC Heidenheim, dessen Saisonstart bisher auch etwas unglücklich war.

Aber, viel zu früh um aus der Tabelle bereits Schlüsse für den weiteren Saisonverlauf zu ziehen, ist es für den FCA wichtig in den nächsten Partien zu punkten und damit seinen Platz in der Liga zu finden. Ziele zu bestimmen ist das eine, die Entwicklung auf einem Weg der Umsetzung das andere. Wichtiger bleiben schrittweise Veränderungen in fast allen Bereichen, ergebnisunabhängig daran zu arbeiten und so mehr Konstanz in den verschiedenen Abläufen zu erhalten. Nach den nächsten Partien zuhause, in Heidenheim und Köln, wird sich zeigen wie weit die Mannschaft in diesen Prozessen dann ist.

Vieles, individuell auch unterschiedliches, dass das Heimspielerlebnis ausmacht – ein wichtiges Element ist dabei auch die Einlaufmusik.

Fast ritualhaft der Beginn und vorher im Stadion: Über die letzten Jahr hat sich eine Abfolge etabliert, bei der sich nicht nur immer mehr Personen mitgenommen gefühlt haben, sondern auch aktiv beteiligt. Ausgehend von der Kurve, übergreifend in immer mehr Blöcke, ist dieser gemeinsam von Verein und Fanszene ins Leben gerufene Ablauf auch ein wichtiger Teil des Stadionerlebnis geworden. Die Verbindung von Tradition, Identität und Zusammenhalt über Musik und eine wiederkehrende Choreographie im Stadion sind wesentliche Elemente in der Wahrnehmung des Fanseins.

Jeder Versuch die verbundenen Rituale etwa durch emotionslosen Chorgesang zu ersetzten, sollte hinterfragt werden. Weiterdenken, -entwicklung und Umsetzung geht am besten gemeinschaftlich und schafft weitere Verbundenheit und Vertrauen.

Auch an einem 4. Spieltag verlor der FCA trotz 14:1 Ecken in der letzten Saison gegen Mainz. Mit einem Erfolgserlebnis am Samstag ließe sich nicht nur die Bundesligabilanz gegen den FSV ausgleichen, sondern auch der Start gegenüber der letzten Spielzeit verbessern. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

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