Jess, he can!

Neu-Coach Jess Thorup bestritt am gestrigen Samstag das zweite Pflichtspiel an der Seitenlinie des FCA. Und erstmals ein Heimspiel in der schmucken Augsburger Arena, die gestern kurzzeitig zur Festung wurde. Das Spiel gegen den VfL Wolfsburg war auch ein Spiel gegen einen direkten Tabellennachbarn.

Aufstellung

Never change a winning team – das Motto verfolgte Jess Thorup offensichtlich. Er vertraute seiner “Gewinner-Elf”, die in der vergangenen Woche furios nach Rückstand in Heidenheim gewann. Kapitän Ermedin Demirovic absolvierte sein 100. Bundesligaspiel, Defensivakteur Felix Uduokhai sein 100. Spiel für den FCA.

Bei der Ansetzung des Schiedsrichter-Gespanns lief es vielen Augsburg-Fans eiskalt den Rücken herunter, denn an Augsburger Spiele mit Daniel Schlager als leitenden Schiedsrichter auf dem Platz erinnert man sich hierzulande gar nicht gerne. Guido Winkmann bekleidete indes die Position des VAR im Kölner Keller.

Erste Halbzeit

Nun, besagter Schlager pfiff um 15:30 Uhr die Partie an. Die Aufstellung im 4-2-3-1 mit Tietz als einzige Spitze kam jedoch in der ersten Viertelstunde nicht zu nennenswerten Offensivaktionen, sondern verteidigte diszipliniert und bemühte sich um einen ordentlichen Spielaufbau. Die Wolfsburger drückten ein wenig mehr, allerdings auch ohne größere Torannäherungen.

In der 17. Spielminute sodann eine schöne Kombination der Augsburger: Jeffrey Gouweleeuw war als Abwehrspieler mit nach vorne geeilt und flankte von der Eckfahne aus klug in den Strafraum, dort stand Mittelstürmer Tietz und bugsierte den Ball noch vor dem Wolfsburger Lacroix ins gegnerische Tor. Ein schöner Spielzug!

Die kalte Dusche folgte in Minute 35 und äußerst chaotisch kam diese Spielsituation zustande: Paredes als ballführender Spieler wurde von mehreren Akteuren des FCA bedrängt, Niklas Dorsch grätschte den Ball im eigenen Strafraum unglücklich zu Wolfsburg-Goalgetter Jonas Wind, der gekonnt abgeklärt abschloss. 1:1 – Ausgleich, unglücklich im Zustandekommen, aber zu dem Zeitpunkt nicht unverdient.

Kurz vor der Halbzeitpause musste der FCA nochmal kurz durchatmen, denn Wimmer knallte nach einem Wolfsburger Angriff den Ball an die Latte. Doch wer dachte, dass das nochmal gut ausging und der FCA das 1:1 mit zum Pausentee nehmen würde, sah sich getäuscht. Denn besagter Hauptschiedsrichter Schlager entschied nach einem handelsüblichen Zweikampf zwischen Svanberg und Dorsch auf Elfmeter für Wolfsburg. Diese Entscheidung war mehr als fragwürdig, denn Svanberg suchte zum einen proaktiv den Kontakt und fädelte zudem geschickt bei Dorsch ein. Schade, dass Schlager sich die Szene nicht selbst ansah. Majer trat nach kurzen Diskussionen für den VfL vom Punkt an und versenkte die Kugel im linken unteren Toreck.

Und auch das war noch nicht das Ende der ersten Hälfte: In der fünften Minute der Nachspielzeit traf Pedersen Wimmer bei einem Konter deutlich am Fuß, der Ball war schon weg zu dem Zeitpunkt. Einige Augsburger protestieren vehement gegen den Freistoßpfiff. Schlager zog sofort den gelben Karton. Die Vehemenz der Augsburger Forderungen kann ich nicht so ganz nachvollziehen, denn hier hätte Schlager – ebenfalls nach einem notwendigen Review – gut und gerne die rote Karte zeigen können, wenn nicht müssen. Jeffrey Gouweleeuw sah für seinen verbalen Protest ebenfalls die gelbe Karte. Mit einem 1:2 ging es dann aber wirklich – nach einer zum Ende hin wilden ersten Hälfte – in die Halbzeitpause.

Zweite Halbzeit

Ohne personelle Wechsel ging die Thorup-Elf in die zweite Hälfte der Partie gegen die Wölfe. Der Start war eher etwas zurückhaltend, großartige Strafraumszenen waren nicht zu verzeichnen. Wolfsburg wusste die Führung gut zu verteidigen. Thorup wechselte dann in Minute 63 Arne Engels für Dorsch ein – ein Tausch, der sich noch auszahlen sollte. Ebenso kamen Iago und Vargas für Michel und Pedersen ins Spiel.

Die frischen Kräfte läuteten direkt die Schlussoffensive ein. Erst setzte Demirovic einen Kopfball nach Vargas-Flanke über die Latte, dann traf Tietz in Minute 71 zum vermeintlichen Ausgleich. Doch der Treffer zählte wegen einer Abseitsstellung von Ruben Vargas nicht, der Pervan beim Torschuss ablenkte. Auch Beljo und Okugawa bekamen noch einige Spielminuten.

In der 79. Minute ereignete sich ein maximal kurioses Eigentor von Wolfsburg-Profi Bornauw. Arne Engels schlug eine Flanke in den Strafraum der Wölfe, Bornauw wollte klären und lenkte den Ball volley ins rechte Toreck. Ein schönes Tor, wenn auch etwas ungewollt und unglücklich für den Eigentorschützen, der sich sichtlich ärgerte. Der zu dem Zeitpunkt verdiente Ausgleich!

2:2 – und dann ging alles blitzschnell. Die Ereignisse überschlugen sich. Vargas trieb den Ball auf der linken Seite, gab diesen weiter zu Iago, der sofort mustergültig flankte. Arne Engels konnte Lacroix abschütteln und nickte zum 3:2 ein. Ein tolles, wichtiges, erstes Bundesligator von Arne Engels, der hiermit zum Matchwinner mutierte.

Felix Uduokhai bekam in der 84. Minute die erste gelbe Karte zu sehen für ein Foul an Gerhardt, drei Minuten später kam er im Zweikampf mit Wind zu spät und flog somit folgerichtig mit gelb-rot vom Platz. Ärgerlich! Nun galt es die angezeigten sechs Minuten Nachspielzeit mit einem Mann weniger zu überstehen. Und Wolfsburg gab natürlich in Überzahl nochmal gewaltig Gas!

In der ersten Minute der Nachspielzeit ging der Puls der Augsburger direkt nach oben: Ein Schuss von Arnold landete im Augsburger Tor, doch der Treffer zählte nicht, da Bornauw vorher im Zweikampf Iago foulte.

Lacroix setzte in der vierten Minute der Nachspielzeit einen Torschuss ab, der Ball ging nur äußerst knapp am Pfosten vorbei und landete am Außennetz. Puuuh – durchschnaufen, weiter verteidigen! Bei der letzten Aktion der Partie – einem Eckball für die Wolfsburger – eilte Wölfe-Keeper Pervan mit in den gegnerischen Strafraum. Totales Chaos – Baku köpfte den Ball vor den Kasten, Pervan und Gerhardt blockierten sich gegenseitig. Keiner kam so richtig zum Abschluss, Augsburg konnte klären. Nach dieser vergebenen Großchance pfiff Schlager direkt ab. What a match!

Ziel anvisiert und erreicht. Throup ist bisher in Augsburg überaus erfolgreich. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Was bleibt nun nach der Partie?

Der FCA hat nun erstmals seit über einem Jahr zwei Bundesligapartien in Folge gewinnen können. Nach dem Comeback bei Thorups Einstand gegen Heidenheim folgte erneut eine Augschburgerische Aufholjagd wie sie im Buche steht.

Wieder ist der FCA mit fast 121 Kilometern rund zwei Kilometer mehr gelaufen als der Gegner, wenn auch nicht in schwindelerregenden Sphären wie letzte Woche. Dafür zogen die Augsburger 233 Sprints an, die Wolfsburger einen weniger. Den Ballbesitz überließen die Augsburger hierbei eher den Gästen. Positiv hervorzuheben sind die Zweikämpfe (52% gewonnen) und insbesondere die Luftzweikämpfe (58% gewonnen).

Auszeichnen konnte sich auch Keeper Finn Dahmen, der vier Paraden zeigte, 67 Prozent der Bälle abwehren konnte und 100% der Flanken. Zudem kamen alle seine Abwürfe bei seinen Mitspielern an. Mads Pedersen war mit 33,71 km/h schnellster Spieler auf dem Platz. Elvis Rexhbecaj ist mit 11,8 Kilometern am meisten aller FCA-Spieler in 90 Spielminuten gelaufen.

Während Felix Uduokhai leider tendenziell im Formtief steckt, wird der zu Saisonbeginn noch angeschlagene Jeff Gouweleeuw immer wichtiger. Im Spiel gegen die Wölfe glänzte er mit der entscheidenden Torvorlage zum 1:0, zudem peitschte er nach dem Ausgleich das Augsburger Publikum an. Seine Mentalität könnte – ebenso wie die von Niklas Dorsch – im weiteren Saisonverlauf noch ganz wichtig werden.

Phillip Tietz befindet sich im Aufschwung, nach seinem Tor gegen Heidenheim folgte nun ein weiterer wichtiger Treffer gegen Wolfsburg. Entscheidend auch, wie er die Tore erzielt: in einer richtigen Abstauber Manier. Er wirft sich in die Flanken, wittert eine Chance und macht sie dadurch gefährlich. In etwa so unnachahmlich wie Thomas Müller. Er gewann 67% und damit rund 2/3 seiner Luftzweikämpfe. Kann sich sehen lassen.

Was man aus diesem Spiel mitnehmen kann? Viel positives wie der unbedingte Wille, das Spiel nach Rückstand noch zu drehen. Auch nach einem Nackenschlag wie dem unberechtigten Elfmeter kurz vor der Pause. Wie auch schon gesehen gegen Heidenheim: das Team zeigt umgehend eine Reaktion. Das ist neu und kam mutmaßlich mit Jess Thorups frischem Wind nach Augsburg. Zudem das Selbstbewusstsein, das neue Selbstverständnis, das die Mannen auf dem Platz zeigen. Die Körpersprache ist eine ganz andere. Was ebenfalls neu ist und eine positive Trendwende, ist die Kaltschnäuzigkeit im Torabschluss. Der xGoals-Wert des FCA lag bei 1,48 – dem gegenüber stehen drei Tore. Der xG-Wert der Wolfsburger lag hingegen bei 1,2.

In diesem Spiel hat sich zudem bemerkbar gemacht, dass viele Angriffe über die rechte Seite (43% der Angriffe, um genau zu sein) über den in der Ära Maaßen viel gescholtenen Robert Gumny kamen. Negatives, wenn man so möchte, sollte aber auch nicht außer Acht gelassen werden. Dumme Fouls, wie die von Felix Uduokhai oder ein rabiates Einsteigen wie von Mads Pedersen, sollten tunlichst vermieden werden. Wenn es blöd läuft, spielt man sonst gegen Wolfsburg mit nur neun Mann. Fraglich, ob dann solch eine Aufholjagd noch stattgefunden hätte. Auch die Gegentore müssen dringend aufgearbeitet werden, denn dieses Chaos im Strafraum war auch gegen Heidenheim schon (mehrfach) bestraft worden.

Wir können gespannt sein, was die Augsburger am kommenden Wochenende in Köln gegen einen angeknockten Gegner zeigen werden. Von mir aus könnte es gerne so weiter gehen wie bisher unter Jess Thorup, sprich: eine Fortsetzung der Siegesserie. Jess, we/he can.

Doomsdays beim FCA

Aus dem Englischen übersetzt heißt „Doomsday“ „jüngstes Gericht“. Die Idee vom Jüngsten Gericht stammt aus Religionen wie dem Christen- oder Judentum und ist eng mit der Vorstellung der Auferstehung verknüpft. Natürlich wollen wir in der Rosenau Gazette nicht über Religion schreiben, sondern über Fußball. Und auch das Bild, wie der FCA vor dem jüngsten Gericht steht und dort über seine Auferstehung (oder eben seine ewige Verdammnis) entschieden wird, ist erstmal ein bisschen übertrieben.

Nicht von der Hand zu weisen ist allerdings, dass die letzten fünf bzw. sechs Spieltage gegen die Top-Mannschaften der Bundesliga für den FCA Wochen der Wahrheit gewesen sein werden. An ihnen entscheidet sich – und das eben vielleicht ein bisschen finaler als sonst –, wo wir uns aktuell verorten können (und müssen), wohin die weitere Reise geht und wahrscheinlich auch mit welchem Personal. Auch wenn nach wie vor an Trainer Heiko Herrlich festgehalten wird. Fester als es vielleicht so manchem Fan – mich eingeschlossen – lieb ist, wie gerade am Freitag mitgeteilt wurde.

Die Vorausschau auf den letzten dieser „Spieltage of Doom“ (danke, Andy, für die Idee), an dem wir am Sonntag (22. Spieltag, 21.02., 13:30 Uhr) gegen Bayer 04 Leverkusen antreten, will ich dazu nutzen, um auch nochmal kurz auf die anderen Spiele dieser „schicksalhaften“ Serie (Leipzig, Wolfsburg, Dortmund, Union und Bayern) zurückzublicken. Und auch darauf, was mir bei den Spielen Kopfzerbrechen bereitet, aber auch Hoffnung gemacht hat.   

#FCAB04: Formschwach gegen endspurtschwach

Als Letztes geht’s jetzt also gegen Bayer. Am vergangenen Spieltag hatte die Elf von Peter Bosz gegen hartnäckige Mainzer durch einen Doppelschlag spät den 2:2-Ausgleich kassiert und damit Punkte im Kampf um die CL-Ränge liegengelassen. Einen Rückschlag musste Leverkusen auch im Achtelfinale des DFB-Pokals vor zwei Wochen hinnehmen. Zwar war die Werkself, die sich schon in der regulären Spielzeit gegen Rot-Weiß Essen zahlreiche Chancen erarbeitet hatte, zunächst in der 105. Minute mit 1:0 in Führung gegangen. Allerdings hielt der Viertligist wacker dagegen, schaffte bis zum Ende der Verlängerung tatsächlich noch das 2:1 und machte damit seinem Ruf als „Pokalschreck“, der zuvor schon Bielefeld und Düsseldorf aus dem Turnier gekickt hatte, alle Ehre.

Der Leverkusener Mannschaft wird mittlerweile auch eine Tendenz nachgesagt, „Probleme im Endspurt“ zu haben und „in den Schlussminuten Siege zu verspielen“. Ein noch aktuelleres Beispiel dafür: Leverkusens Auftritt in der Europa League gegen Young Boys Bern. Obwohl Bayer in einer schier unglaublichen Aufholjagd einen 0:3-Rückstand (!) tatsächlich noch in ein 3:3 verwandelte, fing es sich tatsächlich noch das 4:3. Und wann? Na klar, wieder einmal spät, in der 89. Minute.

Damals noch für andere Teams an der Seitenlinie: mittlerweile ist Peter Bosz seit einer Weile in Leverkusen während Heiko Herrlich in Augsburg aktiv ist. Beide kennen sich aus früheren Begegnungen gut. (Foto via imago)

Trotz dieser Endspurtschwäche hat es sich Bayer spätestens seit dem 5. Spieltag im oberen Tabellendrittel der Liga gemütlich gemacht. Zweimal führte es die Tabelle in dieser Saison sogar an. Zu Buche steht aktuell Platz 5 mit 36 Punkten, mit einem Drei-Punkte-Puffer nach oben und unten. Da stehen aktuell Wolfsburg bzw. Dortmund.

Beim FCA zeigt die Formkurve dagegen klar nach unten. Seit drei Spieltagen stehen wir jetzt mit 22 Punkten auf Rang 13. Allerdings ist der Abstand zum Relegationsplatz inzwischen auf vier Punkte zusammengeschrumpft, aus den letzten sieben Spielen sprangen nur magere drei Punkte heraus. Dass es der FCA am Sonntag mit einem harten Brocken zu tun bekommt, zeigt auch der Direktvergleich. Noch nie hat der FCA in der Bundesliga gegen Bayer gewinnen können, unentschieden gingen nur 6 der bisher 19 Spiele aus. Die letzten fünf Partien gingen sogar alle verloren:

26.10.2020: Bayer 04 Leverkusen – FC Augsburg 3:1 
23.02.2020: Bayer 04 Leverkusen – FC Augsburg 2:0 
28.09.2019: FC Augsburg – Bayer 04 Leverkusen 0:3
26.04.2019: FC Augsburg – Bayer 04 Leverkusen 1:4
08.12.2018: Bayer 04 Leverkusen – FC Augsburg 1:0

Im Dezember 2018 saß bei Leverkusen übrigens noch Heiko Herrlich auf der Trainerbank, während beim FCA noch Manuel Baum die Geschicke lenkte. Obwohl Herrlich mit Bayer am 22.12.2018 noch einen Sieg gegen die Hertha eingefahren hatte, entschied sich die Geschäftsführung nur einen Tag später für die Trennung. „Rudi Völler begründete die Entscheidung gegen Herrlich mit der ‚Stagnation in der Entwicklung des Teams […]‘“, was so manchem FCA-Fan bekannt vorkommen dürfte. Herrlich leitete in seinen knapp eineinhalb Jahren bei der Werkself 64 Spiele. Nach ihm übernahm Peter Bosz. Dem darf Herrlich am Sonntag in der Arena die Grußfaust entgegenstrecken.

Voraussichtliche Aufstellung

Der Kicker stellt die folgende Aufstellung in Aussicht:

Gikiewicz – Oxford, Gouweleeuw, Uduokhai – Strobl, Gruezo – Framberger, Pedersen – Caligiuri, Benes – Hahn

Giki zwischen den Pfosten ist natürlich gesetzt. Felix Udoukhai hat seine Grippe inzwischen auskuriert und könnte damit neben Abwehrjeff Jeffrey Gouweleeuw und Reece Oxford in die Dreierkette und Startelf zurückkehren. Marek Suchy, der letzte Woche gegen Leipzig eingesprungen ist, müsste sich dann mit der Bank begnügen. Erfreulich ist, dass Raphael Frammi Framberger nach längerer Verletzungspause auf die rechte Außerverteidigerposition rücken könnte. Seinen Gegenpart übernimmt wohl wieder Mads Pedersen. Auch bei den restlichen Positionen deutet vieles darauf hin, dass Herrlich sie wie gegen Leipzig besetzen wird: Carlos Gruezo und Tobias Strobl ins zentrale Mittelfeld, Lászlo Bénes und Daniel Caliguiri auf den offensiv(er)en Außen und André Hahn davor als zentraler Angreifer. Auch wenn Oxford, Pedersen und Cali aktuell angeschlagen sind, sollten sie bis Sonntag wieder fit sein.

Tipps der Redaktion

Andy: 0:3 – Wir finden offensiv wieder keinen Zugang zum Spiel und defensiv bleiben die individuellen Fehler. Der Trend ist nicht unser Freund.

Andi: 0:2 – der FCA igelt sich hinten ein und fängt sich nach offensiver Ideenlosigkeit irgendwann das 0:1. Wenn die Mannschaft dann gefordert ist, nach vorne zu spielen, sorgt Leverkusen für die Entscheidung.

Irina: 1:3 – gegen Leverkusen gab’s noch nie was zu holen!

Franzi: 1:1 – Aus mir spricht (mal wieder) die Optimistin. Offensiv lassen wir Leverkusen kaum zum Zug kommen. Für ein Gegentor reicht’s trotzdem. Aber auch wir setzen effektivere Impulse nach vorne und kommen zu unserem Treffer. Ein Punkt bleibt hier!

#RBLFCA: Angriffsstärke(r) erst zum Schluss

Schon beim Blick auf die Startformation gegen RB Leipzig (21. Spieltag, 12.02., 2:1) war klar: Bei Heiko Herrlich standen alle Zeichen auf Abwehr. Und zwar so sehr, dass er Flo Niederlechner auf die Bank setzte und mit Reece Oxford noch einen weiteren (Innen-)Verteidiger brachte. In der Tat ging die Augsburger Defensive in der ersten halben Stunde effektiv und mitunter auch recht hart ans Werk. Oxford, Gouweleeuw und Suchy waren bis dahin alle schon mit Gelb verwarnt worden. Die gelbe Karte gab’s in der 34. Minute dann auch für unseren starken Mann zwischen den Pfosten, Rafal Gikiewicz. Aber nicht wegen Foul am Gegenspieler, sondern wegen Meckerns über den Schiedsrichter, der auf Strafstoß gegen den FCA entschied, nachdem Oxford beim Klärungsversuch Leipzigs Mukiele wohl, aber nicht final auflösbar leicht berührt hatte. Nach wiederholtem Elfmeter stand es in der 38. Minute dann 1:0 für RB, das fünf Minuten später auf 2:0 erhöhte.

Giki sieht gelb für seine berechtigen Einwände. Jeder Fliegenschieß führt gerade zu Elfern gegen uns. (Photo by Clemens Bilan – Pool/Getty Images)

Zu diesem Zeitpunkt saß ich schon recht zerknirscht vor dem Fernseher. Sicher, gegen eine giftige, torgefährliche Mannschaft wie Leipzig darf man durchaus mit 0:2 hinten liegen. Zumal nach einem Elfer und einem mehr oder weniger individuellen Abwehrfehler. Sorgen machte mir aber vor allem die Art und Weise, wie wir in Ballbesitz agierten. Kaum ein Pass kam nach Balleroberung beim Mitspieler an, selbst Standards wie Freistöße oder Ecken, von denen der FCA immerhin vier (sogar eine mehr als RB!) hatte, wirkten verstörend unkoordiniert. Dabei heißt es doch immer, Standards würden oft geübt!?

In der Halbzeitpause machte dann noch folgender Tweet von Max Kirchi die Runde:

Von diesen genau 0.0 xGoals in der ersten Hälfte war ich vollends bedient. Und weil ich auch in der zweiten Halbzeit zunächst keine Besserung erkennen konnte, schaltete ich nach ’ner Stunde aus Frust vorzeitig ab (obwohl ich das nie mache!). Dass sich danach noch etwas für uns tat, konnte ich nicht ahnen. Im Nachhinein ärgerte ich mich ein bisschen über mein Abschalten. Aber ob ich jetzt zugeschaut hatte oder nicht – mich freute es jedenfalls, dass nach der Doppeleinwechslung von Marco Richter und Flo Niederlechner in der 79. Minute offenbar doch noch ein bisschen Offensiv-Schwung in die Partie gekommen war. Und der FCA durch einen Elfer, verwandelt durch Routinier Cali, noch zum Anschlusstreffer.

Dieses späte, offensiver ausgerichtete „Aufbäumen“, wie es Heiko Herrlich nannte, machte auch mir Mut. Trotzdem bin ich der Meinung, der Wechsel unserer Offensivleute hätte früher kommen müssen. Und am Montag hörte ich in der „Schlusskonferenz“ vom Rasenfunk Moderator Max dann auch noch das aussprechen, was ich am Freitag schon die ganze Zeit gedacht hatte:

Bei allem, was gut aussieht gegen den Ball – hin und wieder gut aussieht, also ja auch nicht in jedem Spiel – stellt sich ja trotzdem die Frage: Ja, aber was wolltet ihr denn machen? Für den Fall, dass ihr 0:1 hinten liegt? Und da muss ich sagen: Offensiv ist das immer noch so so so so dünn, was der FCA bringt, dass man sich da echt die Frage stellt: Wie wollt ihr Spiele gewinnen?

Max-Jacob Ost vom Rasenfunk in der „Schlusskonferenz“ (15.02.2021)

Ja, das ist wirklich die entscheidende Frage; wie wollen wir Spiele gewinnen… Mit der Dauer-Baustelle „Spiel mit dem Ball“ tun wir uns jedenfalls nach wie vor schwer. Und doch ist uns gerade in der Schlussviertelstunde vereinzelt auch was gelungen. Darauf müssen wir aufbauen! Dagegen finde ich Diskussionen, ob diese oder jene Situation nun auch ein oder doch kein Elfmeter war, wenig hilfreich, weil sie nur von den eigentlichen Problemen ablenken.

#FCAWOB und #BVBFCA: Ideenlos im Mittelfeld

Probleme gab es auch gegen Wolfsburg (20. Spieltag, 06.02., 0:2). Zwar sorgte die solide Defensivarbeit der neu formierten Viererkette des FCA in der ersten halben Stunde dafür, dass die selbstbewussten Wolfsburger kaum zu nennenswerten Chancen kamen. Doch in der 38. Minute wurde der FCA dann eiskalt ausgekontert, der Lupfer von Wolfsburgs Weghorst landete hinter Giki im Tor. In der zweiten Hälfte traf Rechtsverteidiger Ridle Baku gleich drei Mal ins Augsburger Tor – wobei Treffer Eins und Drei nach VAR-Überprüfung aberkannt wurden. Glück für den FCA, dass es am Ende „nur“ 0:2 stand. Denn mit seinen langen Bällen in die Spitze kam der FCA selbst fast nie durchs Wolfsburger Abwehrbollwerk. Daran ändern konnte auch Leihgabe Lászlo Bénes nichts, auch wenn der Zehner bei seinem ersten Einsatz gleich in der Startelf stand und „gute Ansätze“ zeigte.

Ratlosigkeit und Enttäuschung nach dem Spiel gegen Wolfsburg. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Ein guter offensiver Ansatz im Spiel gegen Dortmund (19. Spieltag, 30.01., 3:1) war das frühe 1:0 durch André Hahn nach gekonnt in den Strafraum gebrachtem Ball von Iago und Kopfballverlängerung von Niederlechner. Yesss! Endlich mal ein schön rausgespielter Angriff! Doch der BVB ließ sich vom Gegentor nicht beirren und presste, was das Zeug hielt. Der Kicker schrieb: „Die Zone um Augsburg Strafraum [glich] einem Belagerungszustand.“ Daraus folgte der Ausgleich noch in der ersten Halbzeit, in der zweiten setzte es dann das 2:1 und 3:1 – und das leider auch noch durch Eigentor von Uduokhai.

Jetzt ist ein 1:3 gegen ein Team wie Dortmund wieder nichts Verwerfliches (obwohl der BVB in den letzten drei Spielen selbst sieglos geblieben war…). Besonders alarmierend fand ich gegen den BVB und die Wölfe aber, wie ideenlos es im Mittelfeld zuging, wenn die Abwehrreihen der Gegner sich formiert hatten. Dann hieß es entweder blind vertikal passen (und damit meistens scheitern), quer oder gar nicht passen. Das lässt sich auch gut an den Passzahlen von Gruezo zeigen. Der passte gegen Dortmund lediglich 15-mal (!), gegen den VfL 21-mal. Dagegen passte ein ähnlich zentral aufgestellter Mann wie Dortmunds Delaney fast fünfmal so oft wie Gruezo, nämlich 72 Mal!       

#FCAFCU und #FCAFCB: Hoffnungsvolle Vorzeichen

Dass die Spiele gegen Dortmund und Wolfsburg so sang-, klang- und ideenlos verloren gingen, ließ mich ehrlich gesagt ziemlich ratlos zurück. Denn schließlich war gegen Union Berlin (18. Spieltag, 23.01., 2:1) nach einer schier nicht enden wollenden Torflaute ja endlich der Knoten bei Flo Niederlechner geplatzt! Und das nicht nur einmal, er netzte sogar doppelt ein (17./47. Minute). Nach dem ersten Tor, einem wuchtigen Schuss ins lange Eck, ließ er einen solchen Urschrei los, dass der wohl auch noch im angrenzenden Haunstettener Norden zu hören war. „So viel Energie, die sich da entlädt, muss doch auch den Rest der Mannschaft aufrütteln!“, dachte ich. Anders als später gegen Dortmund oder Wolfsburg galt das gegen Union offenbar auch noch. Wir konnten wichtige drei Punkte mitnehmen!    

Florian Niederlechner beim Torjubel. Hiervon wünschen wir uns mehr. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Auch im Spiel gegen Bayern (17. Spieltag, 20.01., 0:1), quasi der Auftakt der „Doomsdays“ für den FCA, lief es nicht so unheilvoll, wie ich nach der späten 0:2-Niederlage gegen Werder und dem ergebnismäßig klaren 1:4 gegen Stuttgart, das wir ab der 76. Minute (Gelb-Rot gegen Richter) in Unterzahl bestreiten mussten, eigentlich befürchtet hatte. Denn in der zweiten Hälfte ging „den Bayern […] die Dominanz ab, die Münchner hatten nach vorne kaum Ideen mehr“.  Hätte Finnbo den Elfmeter in der 76. Minute verwandelt und nicht unglücklich an den Pfosten gesetzt, hätten wir gegen die eigentlich dauerdominanten Bayern vielleicht sogar einen Punkt eingefahren! Und wer weiß, wie sich das auf die folgenden, im Rückblick ja leider ziemlich unbefriedigenden Partien (Ausnahme: Union) ausgewirkt hätte…

Wunschkonzert zum Schluss

Am Ende angelangt will ich jetzt noch ein kleines Wunschkonzert eröffnen und mir die besten Häppchen der FCA-Doomsdays rauspicken. (Bestimmt gibt’s auch am Jüngsten Tag Musik, Fanfaren oder Pauken oder sowas. So stell ich mir das zumindest vor.) Also: Machen wir’s am Sonntag gegen Leverkusen doch wie Mainz, RWE und YB Bern und schenken ihnen in der Schlussphase, in der sie öfter unkonzentriert zu sein scheinen, mindestens noch den Ausgleich ein. Denn wie wir in Leipzig gesehen haben, können wir auch offensiv. Starten sollten wir damit allerdings schon früher (und beherzter). Vielleicht hat ja schon die Rückkehr von Frammi als spielhungriger, tempostarker Rechtsverteidiger einen positiven Effekt. Und auch der Test am Montag gegen die Kickers aus Würzburg (3:1) hat einige offensive Hoffnungsschimmer aufblitzen lassen, unter anderem ein schön rausgespieltes Tor von Noah Sarenren Bazee. Der sitzt am Sonntag als mögliche Offensivverstärkung übrigens auch auf der Bank.

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