Gewaltbereit?

Der FC Augsburg spielte in der abgelaufenen Saison eine seiner besten Runden in der Bundesliga und auch der Sommer war nun nicht von Negativschlagzeilen geprägt. Einerseits konnte der FCA namenhafte Spieler für sich gewinnen. Marius Wolf, Keven Schlotterbeck und Co. greifen ab morgen für den FCA in der Bundesliga an. In so manchem Auswärtsspiel wird man das coolste Trikot der Liga – das Römertrikot – im Einsatz bewundern können. Und wem das noch nicht genügend „Feel Good“ Stimmung rund um den FCA ist, der hat noch nicht das Instagram Profil von Franz-Josef entdeckt, dem Golden Retriever von Geschäftsführer Michael Ströll. Franz-Josef war dabei als mit dem VfB Stuttgart um Ermedin Demirovic ging und er durfte Marius Wolf die Pfote reichen.

Wenn es in der Berichterstattung in der letzten Saison um die Fans des FC Augsburg ging, waren die Nachrichten nicht immer positiv. An der ein oder anderen Stelle war das ganz schön irritierend (ausgeklammert sei hier explizit das Pyro-Thema, zudem ich vor einiger Zeit schon etwas geschrieben hatte). Neben den Fans hatte aber, wenn man im Nachgang die Saison Revue passierten lässt, die Polizei einen Mega-Aussetzer zu verbuchen. Dazu kam eine veränderte Strategie im Umgang mit den Fans als auch wurde von Seiten der Faninteressenvertretung Rot-Grüne-Weiße Hilfe harsche Kritik am Vorgehen der Polizei geäußert. Bevor es gegen Werder Bremen im eigenen Stadion wieder losgeht, will ich mir dieses Spannungsfeld einmal näher anschauen und einen Ausblick auf die kommende Saison wagen.

    Kakophonie der Nachrichten

    Über was konnte man also in den Medien so alles lesen, wenn es um die Fans des FC Augsburg in der Saison 2023/24 ging:

    Einerseits mag ich an dieser Stelle eines direkt festhalten: Alle Vorfälle fanden nicht im Stadion statt. Die Stadien sind sicherer denn je.

    Derweil ist es so, dass die Fans immer wieder ins Presse-Schlaglicht rutschen, auch weil Pressemitteilungen der Polizei von manchen Medien ohne große weitere Recherchen in die Berichterstattung übernommen werden. Von den oben genannten Vorfällen, ist fraglich, ob im Falle des Aufeinandertreffens zwischen St. Pauli und FCA-Fans überhaupt etwas relevantes passiert ist. In Buchloe wurden die FCA Fans angegriffen. Die Rot-Grün-Weiße Hilfe hatte zu beiden Fällen öffentlich Stellung genommen. In manchen Fällen bedeutet dies: Viel Wind um wenig bis nichts, außer Klicks auf Medienportale.

    Nicht alles schönreden

    Dennoch bleiben Vorfälle, die man nicht ignorieren sollte. Zuvorderst wirft der Vorfall in Mainz Fragen auf. Hauptsächlich, weil er im Gegensatz zur Schlägerei in Linz, in direktem Zusammenhang mit einem Bundesligaspiel steht.

    Einige Augsburger Fans pflegen seit mittlerweile vielen Jahren ein Fehde mit manchen Mainzer Fans. Dies liegt wohl immer noch darin begründet, dass die Mainzer vor ca. 17 Jahren dem Augsburger Ultra-Fanclub „Rude Boys“ nach einem Zweitligaspieltag in Mainz die Zaunfahne entwendet hatten. Der Fanclub hatte sich im Nachgang aufgelöst und darauf folgend wurde der derzeit prägende Ultra-Fanclub „Legio Augusta“ gegründet. Seitdem prallen immer wieder Mainzer und Augsburger Fans aufeinander und der Konflikt köchelt weiter vor sich hin.

    In diesem Falle stellt sich das Geschehen für mich wie folgt dar: die Augsburger Ultras haben in Mainz in der Innenstadt „Präsenz gezeigt“. Ganz bewusst und mit der Absicht zu provozieren. Hierauf reagierten die Mainzer prompt. Im Zuge der folgenden Schlägerei flogen Flaschen und es wurden Gürtel als Waffen eingesetzt. Und ganz ehrlich: da hat der Spaß ein Loch. Mag man vielleicht bei klassischen Hooligan-Prügeleien auf der grünen Wiese die Meinung vertreten „sollen sie sich doch die Köpfe einschlagen, wenn sie es so wollen“. Dies kann hier nicht gelten. Der Unterschied: Hier können sehr leicht auch Unbeteiligte unter die Räder kommen. In Linz waren sich die Beteiligten der Schlägerei nicht zu schade, diese direkt am Donauufer vom Zaun zu brechen. Eine Person stürzte in den Fluss. Was ein Mist!

    Da bleibt dann an dieser Stelle auch nicht zu unterschlagen: die Randale im Zug zurück aus Darmstadt sind auch völlig inakzeptabel. Hier waren „die Ultras“ wohl nicht beteiligt. Wenn diese aber nun mit dem Bus in so manche Innenstadt fahren, um dort Verwüstung zu hinterlassen – bzw. das Entstehen einer solchen mindestens in Kauf zu nehmen – dann macht es das auch nicht besser.

    Die Augsburger Fans waren in den letzten Jahren immer wieder mit ihrem sozialen Engagement im Fokus und ich habe dieses regelmäßig positiv hervorgehoben. Leider relativiert sich hier das Bild im Rückblick auf die abgelaufene Saison ein bisschen und mit Bezug auf die erkennbare Gewaltbereitschaft an einigen Stellen, will ich ganz klar sagen: Wäret den Anfängen.

    Es werden immer mehr Fans, und damit werden automatisch mehr negative Vorfälle auftreten. (Photo by ALEXANDRA BEIER/AFP via Getty Images)

    Dein Freund und Helfer?

    Die ein oder andere staatliche Behörde muss man dann hierzu auch nicht lange bitten. Die Schlägerei in Mainz führte dazu, dass auch Augsburger Fans, bei einer sog. Hooligan-Razzia im Fokus landeten. Auch in Linz wurden Anzeigen erhoben, wie der Presseberichterstattung aus Österreich zu entnehmen war.

    Die Polizei ist aber mitnichten immer nur aufklärend und deeskalierend unterwegs. Gerade bundesweit ist zu erkennen, dass gefährliche Situationen in und um die Stadien meist einher gehen mit einer direkten Beteiligung der Polizei wie hier in Frankfurt. In Augsburg waren die größten Gefahrenquellen in dieser Saison der mittlerweile verurteilte Böllerwerfer aus Hoffenheim und ein Polizist, der seine Dienstwaffe unverantwortlich gebrauchte. Ich habe dies zum Anlass genommen, um mich zum Vorgehen der Polizei mit der Pressestelle der Polizei auszutauschen.

    Zum Schusswaffeneinsatz, der leicht Menschenleben hätte kosten können, heißt es von der Polizei lapidar: „Es handelt sich um einen Einzelfall der straf- und dienstrechtlich entsprechend aufgearbeitet wurde.“ Weiter gefragt hatte ich, ob die Herangehensweise in Bezug auf das Tragen und den Einsatz von Schusswaffen bei Fußballspielen überdacht würde. Die klare Antwort: „Nein.“. In England tragen Polizisten grundsätzlich keine Schusswaffen. In Deutschland mag man das noch nicht mal in und um das Stadion überdenken. Soviel Einsicht kennt man sonst nur von vereinzelten Fußballfans.

    Kommen wir dann vielleicht auch kurz zurück zur sog. Hooligan-Razzia. Einerseits mag man an diesem Begriff die reißerische Aufbereitung des Sachverhalts in der Presse konstatieren. Gemeint sind damit Wohnungsdurchsuchungen auch bei Augsburger Fans nach der Schlägerei in Mainz, bei denen nach Tatkleidung und Mobiltelefonen gesucht wurde. Das Vorgehen in diesem Zusammenhang rief harsche Kritik der Rot-Grün-Weißen Hilfe hervor. Die Pressestelle der Polizei ließ hierzu verlauten: „Nach aktuellem Stand ist kein rechtswidriges Verhalten der Beamten bekannt.“ Da könnte man ja fast vermuten, dass man den Vorfall untersucht hat, bzw. die Untersuchungen noch laufen. Mitte Mai antwortete mir die Polizei hierzu: „Es gibt diesbezüglich keine Untersuchungen seitens der Polizeipräsidiums Schwaben Nord.“ Hier kann man dann doch deutlich einen Unterschied in der Verfahrensweise erkennen: Wenn Du dich als Fans prügelst, kann es sein, dass eine Razzia bei Dir vorgenommen wird. Wenn Du als Polizist bei der Razzia etwas über die Stränge schlägst, dann wird ein Mäntelchen des Schweigens über die Sache gelegt. Derweil die Polizei – genau wie die Ultras – Eskalationen und Vorfälle auf einzelne Personen schiebt. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern Stand Juli weiterhin an.

    Ansonsten ist dem Austausch mit der Polizei meinerseits wenig zu entnehmen. Zu den Einsätzen rund um das Stadion werden „aus einsatztaktischen Gründen grundsätzlich keine Angaben zu Kräfteansätzen“ gemacht. Eine nennenswerte Veränderung ist hier aus Sicht der Polizei aber nicht zu beobachten, obwohl bestehende Sicherheitskonzepte nach Auskunft der Polizei regelmäßig angepasst werden. Das ist in der Beantwortung widersprüchlich. Das Ziel der Polizei ist dabei „die Gewährleistung der Sicherheit aller Besucher im Stadion“. Welche konkreten Gefährdungen vorliegen, vor denen die Polizei die Besucher z.B. hinter der Ulrich-Biesinger-Tribüne schützt, mag sie allerdings nicht mitteilen. Auch hier war von Fan-Seite ein vermehrtes Polizeiaufkommen und teilweise provokantes Verhalten konstatiert worden. Man mag provokant die Frage stellen, ob die Provokation mancher Ausschreitungen für die Polizei sogar insofern hilfreich ist, um die eigenen Einsätze zu rechtfertigen. So manche Fangruppierungen gehen dieser aber im Zweifel auch nicht aus dem Weg.

    Auftritt des Ordnungsamts

    Bei den Einsätzen rund um die Stadien hat es die Polizei allerdings nicht belassen. Die Vorfälle in Linz und Mainz sorgten auch dafür, dass die Polizei seit vielen Jahren mal wieder den Versuch anstrengte, Betretungsverbote beim Augsburger Ordnungsamt zu bewirken.

    Der letzte Versuch beim Ordnungsamt Betretungsverbote zu bewirken lag dabei schon viele Jahre zurück in 2018. Und so ist dieser Fakt dann auch etwas, dass für die These der Rot-Grün-Weißen Hilfe spricht, dass sich Vorgehensweisen der Polizei in den letzten Jahren grundsätzlich geändert haben.

    In der vergangenen Saison hat das Ordnungsamt eine zweistellige Fallanzahl mit der Polizei diskutiert und in drei Fällen Betretungsverbote bis zum Saisonende erlassen, gegen die die betroffenen Fans teilweise gerichtlich vorgingen. In der Presse war dann teilweise von den Urteilen in diesem Zusammenhang zu lesen, da ein unabhängiges Gericht ein Stadionverbot für ein Legio-Mitglied bestätigte. Vorgelegte polizeiliche Unterlagen würden laut dem Gericht seine Gewaltbereitschaft sowie eine generelle Gewaltbereitschaft der Ultraszene des FCA belegen. OK.

    Das Ordnungsamt ist hier aber grundsätzlich in der Zwickmühle. Einerseits ist es geboten mit der Polizei grundsätzlich konstruktiv zusammenzuarbeiten, andererseits sind die Betretungsverbote starke Grundrechtseingriffe, die zu Recht gerichtlich überprüft werden können und oftmals der gerichtlichen Überprüfung nicht Stand halten. Mit der Beschränkung der Betretungsverbote bis zum Saisonende und der Beschränkung auf 3 Fälle hat das Ordnungsamt – für die Zwischenrolle, die es hier einnimmt – Fingerspitzengefühl gezeigt und trotzdem ein Signal an manche Fangruppierung gesendet, dass die Vorgänge in Linz und Mainz Konsequenzen haben. Ich mag konstatieren, dass dieser Teil des Systems aus meiner Sicht zuletzt funktioniert hat, gerade auch weil man die Maßnahmen zeitlich direkt bis zum Saisonende beschränkt hat.

    Aufgeladene Stimmung

    Das Spannungsfeld zwischen Fans und Polizei birgt trotzdem auch in der kommenden Saison Potential für weniger euphorisierende Nachrichten. Dies liegt sowohl daran, dass durch den steigenden Zuschauer-Zuspruch beim FCA die absolute Chaotenanzahl steigen wird und Vorfälle, wie auf der Rückfahrt von Darmstadt nicht gänzlich zu verhindern sein werden. Es ist aber auch zu erkennen, dass die Augsburger Ultras nicht jeder Eskalation mit rivalisierenden Fanszenen aus dem Weg gehen und dabei auch Kollateralschäden in Kauf nehmen.

    Wer nun darauf hofft, dass die Polizei grundsätzlich mit Fingerspitzengefühl deeskalierend einwirkt, der sollte realistisch bleiben. Es ist regelmäßig im Zusammenspiel zwischen Fußballfans und Polizei zu erkennen, dass die Polizei eher zur Eskalation beiträgt.

    Hoffnung setze ich weiterhin auf die deeskalierende Fansozialarbeit. Und hinter verschlossenen Türen vielleicht auch auf einen Wandel sowohl bei Polizei als auch bei Ultras. Ein Schuss im Fußballstadion sollte sich genauso wenig wiederholen, wie die Flaschenwürfe in der Mainzer Innenstadt oder die darauf folgenden Razzien. Manchmal sind die Hoffnungen für eine neue Saison ganz einfacher Natur.

    P.S.: Ich mag in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass der Alkohol vor und während der Spiele mit Sicherheit seine Rolle zur Verschärfung so mancher Situation beiträgt. Die Rolle von Alkohol bei Fußballspielen ist aber ein Fass, das an dieser Stelle das Thema sprengen würde.

    Kaderanalyse Mittelfeld: Stabilität und Unsicherheit

    An dieser Stelle der Kaderanalysen kann man feststellen, dass Jess Thorup in der Vorbereitung wohl seine Grundformation gefunden hat. Mit Jeff Gouweleeuw in der Innenverteidigung als Anker wird er weiterhin regelmäßig mit einer Viererkette in der Abwehr antreten. Davor hat sich in der ersten erfolgreichen Phase in der letzten Saison eine Raute etabliert.

    Diese Raute kommt nicht ganz ohne Sorgen. Die Besetzung der 10er Position mit Ruben Vargas und dessen große Flexibilität haben etwas kaschiert, dass das gerade noch vorne schon recht steif und zentrumsorientiert daher kommen kann. Die Raute bringt das Problem mit sich, dass sie im Mittelfeld nicht mit der großen Breite glänzt. Dafür ist es essentiell, dass offensiv die Außenverteidiger mit nach vorne kommen, um diese Breite zu schaffen. Gegen den Ball wird es viel Aufwand für die vorderste Reihe und die 8er die Räume auf den Außen zu schließen und dabei die Zentrumsdominanz nicht zu verlieren.

    Wie jedes taktische System kommt die Raute mit Vor- und Nachteilen daher. In meinem Kader-Check für das Mittelfeld werde ich davon ausgehen, dass der FCA in dieser Positionsgruppe vier Positionen zu besetzen hat: eine 6er, zwei 8er und eine Zehner-Position. Außenbahnspieler braucht dieses System eben nicht und dies werde ich am Kader nicht kritisieren. Ob die Entscheidung für dieses System die richtige ist, wird die Saison zeigen, wobei das Team eben letzte Saison seine beste Phase damit hatte.

    Der 6er

    Und das lag in der letzten Saison dann auch am Zugang von Kristijan Jakic im Winter. Jakic ist die perfekte Einzel-6. Er ist in der Lage, das ganze Spielfeld in der breite abzudecken und hat auch die notwendige Zweikampfhärte, um zwischenzeitlich auch körperlich Zeichen zu setzen. Schön wäre es gewesen, wenn Jakic das Trainingslager in Südafrika visabedingt nicht verpasst hätte. Aber vielleicht hat seiner geschundenen Achillessehne die etwas längere Pause nicht geschadet.

    Nun glänzt Jakic bisher nicht mit großer Verfügbarkeit und fehlte direkt in seiner ersten Halbserie länger verletzungsbedingt. Damit passt er gut zu seinem derzeitigen Stellvertreter Niklas Dorsch. Niklas Dorsch hat in den letzten Jahren das Verletzungspech gepachtet und ist in der Hackordnung nun hinter Jakic, der auch die Vize-Kapitänsrolle von Dorsch übernommen hat, zurück gerutscht. Es kamen deshalb auch Wechselgerüchte auf, Einsatzmöglichkeiten sollte er aber dennoch genügend vorhanden sein.

    Dies gilt auch für Nachwuchs-Ass Tim Breithaupt, der in seiner ersten Saison Jakic schon das ein oder andere Mal vertreten durfte, wenn Dorsch auch fehlte. Das hat er für einen jungen Neuling in der Bundesliga sehr vielversprechend gemacht und es wird hier spannend zu sehen sein, wie Breithaupt in diesem Team zu seinen Chancen kommt.

    Die 8er

    Die vielen Einsatzmöglichkeiten liegen eben im System begründet, das auf den zwei 8er Positionen weitere zentrale Mittelfeldspieler voersieht, die Box-2-Box flexibel sind und unterschiedliche Aufgaben übernehmen können. Und das hat Dorsch dann zum Ende der abgelaufenen Saison hin auch gemacht. Ich glaube, dass dies prinzipiell auch eine Rolle ist, die ihm vielleicht sogar noch mehr liegt als die Sechser.Position. Warum? Dorsch hat einen risikofreudigen Spielstil und Jakic in seinem Rücken als Absicherung erlaubt ihm weiter Risiken einzugehen. Dazu kommt sein feiner Fuß und seine Stärke bei Abschlüssen aus der Distanz. Dorsch auf der 8 ist damit etwas, auf das ich mich freue.

    Ob er hier dann schon direkt erste Wahl ist, wird Jess Thorup entscheiden müssen. Er hat auf dieser Position wahrlich die Qual der Wahl und drei Spieler waren hier über die letzte Saison hinweg auf Augenhöhe. Hier wäre zuerst Elvis Rexhbecaj zu nennen, der schon viele Spiele in der Bundesliga vorzuweisen hat und der zentral extrem flexibel einsetzbar ist. Rexhbecaj hat seine Stärken im Spiel gegen den Ball und ist dort eine Wucht. Mit dem Ball wirken seine positiven Aktionen manchmal überraschend, aber er weiß es schon auch im 16er des Gegners aufzutauchen und torgefährlich zu werden.

    In der ersten Elf würde ich aber gegen Viktoria Berlin ein anderes Duo in der Startelf vermuten. Es gibt eine Paarung, die wahrscheinlich die größte Offensivkompetenz mitbringt. Der erste Teil dieser Paarung ist Arne Maier. Maier hat jüngst in diesem Sommer seinen Vertrag in Augsburg verlängert und glaubt entsprechend an seine Aussichten. Maier ist in diesem System auf der 8 sehr gut aufgehoben. Er kann aus der Tiefe kommen und hat mehr Feld vor sich. Und mittlerweile sollte er defensiv stark genug sein, um die nötige Konstanz reinzubringen.

    An der Seite von Maier könnte sich dann einer der Überraschungsspieler der letzten Saison wiederfinden. Dies ist Freddy Jensen, der diese Saison nun auch als Vize-Kapitän angeht. Jensen war in seinen Einsätzen unter Thorup im letzten Jahr – und bevor ihn eine Verletzung stoppte – super effektiv und wahrscheinlich von allen genannten Spielern mit am stärksten.

    In der Vorbereitung immer wieder auf der 10 getestet: Arne Engels (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

    Die 10

    Das war ja bis jetzt alles dicht besetzt und mit viel Auswahl für Trainer Jess Thorup versehen. Wo ist da der Haken? Der kommt jetzt. Jess Thorup hatte für die 10er Position in der letzten Saison die Top-Lösung gefunden, als er Ruben Vargas von außen nach innen zog. Ruben Vargas ist sogar noch da, will aber eigentlich weg und den nächsten Schritt machen. Der FCA müsste in diesen Sommer oder Winter verkaufen, um nach Transfererlöse zu erzielen, nachdem Vargas-Vertrag in 2025 ausläuft. Es geht also ein große Lücke auf.

    Aber Jess Thorup wäre ja nicht Jess Thorup, wenn er hier keine Idee hätte. In den letzten Tests hat er auf der 10er Position Arne Engels eingesetzt. Engels kommt wie Vargas historisch vom Flügel hat beim FCA aber schon auf der 8er-Position gespielt. Für die 8 fehlt im aber in manchen Situationen die klare defensive Linie. Offensiv ist er vielleicht besser aufgehoben. Ob er hier die nötige Qualität für die Bundesliga hat: wir werden sehen. Ob er beim FCA bleibt, wo gerade Gerüchte von einem Interesse Celtic Glasgows kursieren, dazu.

    Dahinter drängt Top-Talent Mert Kömür weiter nach vorne. Kömür durfte im Saisonendspurt in Leverkusen von Beginn an ran und konnte mit einem Tor glänzen. Es wäre natürlich ein Coup, wenn er sich den Startplatz sichert und den Durchbruch schafft. Mutig ist es allemal mit dieser Kaderbesetzung auf der Position in die Saison zu gehen, sollte Vargas wie vermutet den Verein verlassen. Aber Mut gehört halt auch mit dazu. Masaya Okugawa rechne ich indes keine Chancen aus und erwarte auch hier einen Abschied noch diesen Sommer, so sich ein Interessent findet.

    Fazit

    Einerseits ist das Mittelfeld damit der Mannschaftsteil, wo es bisher am Stabilsten zugeht. Andererseits birgt dieser Mannschaftsteil trotzdem einige Unsicherheiten. Funktioniert die Raute erneut und kann der FCA aus diesem System genügend defensive Stabilität schaffen und aber auch nach vorne unberechenbar genug bleiben?

    Und so sehr ich dann von den personellen Optionen auf der 6er und den 8er Optionen überzeugt bin, so sehr bin ich gespannt, wie die 10er Position besetzt wird und mit welchem Erfolg. Man mag, wie im Falle von Jeff Gouweleeuw in der letzten Saison auf ein Umdenken von Vargas und Jurendic hoffen, so dass Vargas vielleicht doch noch längerfristig verlängert. Und ansonsten richtet es hoffentlich Engels. Noch ist die Qualität da. Ich hoffe, sie findet den Weg auf den Platz.

    Hat sich viel verändert?

    Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne “Einwurf aus der Rosenau Gazette” bei presse-augsburg.de. 

    In knapp einer Woche startet der FCA in Berlin im Pokal in die neue Saison. Kommt da Vorfreude auf? Anscheinend schon. Fans besuchten zuhauf das Freundschaftsspiel gegen Leicester in Kempten, beim Familientag gibt es lange Schlangen für Autogramme. Die neuen Trikots erfahren prinzipiell positiven Zuspruch, das Römer-Trikot geht durch die Decke, und auch der Dauerkartenverkauf zeigt weniger verfügbare Tickets als noch im Vorjahr. Dazu kommt, dass der FCA mit einigen Sponsoren neu abschließen oder verlängern konnte. Es sind kaum Gründe vorhanden, Trübsal zu blasen. Wie viel Euphorie ist dennoch berechtigt?

    Tore, Tore, Tore

    Am Ende sind es Tore, die in allen Ligen für Punkte sorgen werden. Mit Ermedin Demirovic hat der FCA seinen besten Offensivspieler abgegeben. Ob Mounié und Essende adäquater Ersatz sind, wird sich erst noch zeigen. Wenig förderlich ist zu diesem Zeitpunkt auch die ungeklärte Zukunft von Ruben Vargas, der sich den nächsten Schritt und einen Abgang vom FCA gut vorstellen kann, wofür es aber noch ein adäquates Angebot bräuchte – und evtl. dann auch weiteren offensiven Ersatz.

    Was in diesem Zusammenhang im Vergleich zur Vorsaison auch flöten geht: die Chemie zwischen Tietz, Vargas und Demirovic. Die drei konnten einfach gut miteinander, hatten sich dazu entschlossen, miteinander die Gegner vor Probleme zu stellen. Auch diese Chemie zwischen den neuen Kollegen wird Zeit benötigen, bis sie wieder vorhanden ist. Sie wird allerdings notwendig sein, um für den FCA für genüg Tore zur sorgen.

    Negative Vibes

    Der FCA nimmt aus der alten Saison auch eine schlechte Serie mit. Zum Ende der Saison hat er fünfmal verloren. Teilweise hat er auch sehr schlecht gespielt, obwohl es gegen Leverkusen, die schon sicher Meister waren, am letzten Spieltag nicht die befürchtete Katastrophe gab. Dies führt nun nicht dazu, dass der FCA in das neue Jahr geht und auf die eigene Stärke vertrauen kann. Das Selbstbewusstsein ist sich mühevoll neu zu erarbeiten.

    Dazu kommt, dass der FCA momentan im Kader schon noch ein paar Spieler hat, die mit ihrer jetzigen Situation nicht zufrieden sind. Irvin Cardona darf sich seit kurzem leihweise für Espanyol Barcelona betätigen und so ist zumindest diese Personalie gelöst. Er war mit seinen Abwanderungsgedanken aber nicht alleine. Zudem suchen Felix Uduokhai und Ruben Vargas nach neuen Herausforderungen. Die Frage ist mal wieder, ob sie sie finden. Für den FCA wird es wichtig sein für die Abgänge den Weg zu ebnen, um einerseits Ruhe zu schaffen und Ressourcen für Zugänge zu generieren.

    Auf der Suche nach dem richtigen System

    Und während man dann die Testspiele verfolgt, fragt man sich, in welchem System Jess Thorup seine Elf antreten lassen will. Einerseits wirkt das nach vorne, aus den oben genannten Gründen, immer noch nicht abgestimmt. Aber auch hinten kommt zumindest für den ein oder anderen Fan immer noch zu viel Unruhe auf. Dies liegt an Jess Thorups Hartnäckigkeit immer wieder eine 3er Kette aufzubieten.

    Auf der Suche nach Lösungen: Ob es wieder so gut gelingt wie in manchen Phasen der letzten Saison? (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

    Warum diese 3er Kette nicht funktioniert? Es mag am Personal liegen. Jess ist auch in der personellen Besetzung wieder zu Jeffrey Gouweleeuw zurückgekehrt, der in seiner Karriere ein klassischer Innenverteidiger in einer 4er Kette war. Er wird als Kapitän nun noch mehr gesetzt sein, als sowieso vermutet. Auch Felix Uduokhai hat eine Präferenz zur 4er Kette geäußert. Patric Pfeiffer, eher geeignet für die zentrale 3er Ketten Position, kam bisher nicht überzeugend zum Zug und auch bei ihn wurde von Abwanderungsgedanken geschrieben. Es wird an Jess liegen, hieraus die richtigen Schlüsse zu ziehen und entweder zu zeigen, dass die 3er Kette funktioniert oder endlich komplett davon abzulassen.

    Die Wahrheit liegt auf dem Platz

    Und so kommt rund um den FC Augsburg momentan noch nicht die große Euphorie über die sportliche Entwicklung auf. Dies liegt dann nicht nur daran, dass weiterhin – wie zu diesem Zeitpunkt üblich – am Kader gebastelt wird. Nein, es stellt sich auch die Frage, ob sich der FCA überhaupt verstärkt hat mit Blick auf die kommende Saison und dem qualitativ großen Abgang von Ermedin Demirovic.

    Dazu kommt, dass Jess Thorup für sein Personal nach dem richtigen System sucht. Und spätestens an dieser Stelle, fragt man sich, ob sich vor dieser Saison so viel geändert hat im Vergleich zu davor, außer dass es mit dem ein oder anderen Neuzugang vergleichsweise früher geklappt hat (zum gleichen Zeitpunkt suchte man letztes Jahr noch einen Rechtsverteidiger). Enno Maaßen hat auch nach den richtigen Ansätzen gesucht (und sie leider nicht gefunden).

    Wer Spannung mag, kommt damit mal wieder voll auf seine Kosten. Sportlich wird der FCA zeigen müssen, dass es besser läuft als im letzten Jahr und nach 5 Spieltagen in der Bundesliga werden wir alle mehr wissen. Alleine, die Wahrscheinlichkeit, dass Jess Thorup nach diesen immer noch Trainer ist, ist in dieser Saison wohl höher.

    Den nächsten Schritt

    Es ist Anfang August und sportlich überlagen die Olympischen Spiele in Paris noch vieles. Die Bundesliga pausiert nach der Europameisterschaft noch. Mein Blick geht gerade bewusst nicht in Richtung der Profis. Jetzt in der Sommerpause habe ich mir vorgenommen auch mal über den Tellerrand zu schauen. Mir genauer anzuschauen, was auch im Jugendbereich beim FCA passiert. Und habe mich dafür mit Markus Feulner unterhalten.

    Feulner ist nun auch schon fast 10 Jahre beim FCA. 2015 kam er, um den Profis mit seiner Erfahrung unter die Arme zu greifen. Zwischen 2017 und 2019 unterstützte er auf dem Feld bei der U23, parallel übernahm er schon Traineraufgaben im Jugendbereich. Selbst gegen den Ball kickt er mittlerweile nicht mehr aktiv, dafür ist er aber nun auch schon eine Weile kein Co-Trainer mehr. Letztes Jahr hat er die U17 als Cheftrainer auf einen erfolgreichen 6. Platz geführt. Dieses Jahr ist er der neue Cheftrainer der U19 des FCA, der letzten Mannschaft bevor aus Jungs Männer werden. In dieser Position kann er seinen Teil beitragen, wenn es darum geht, wer es in den Profibereich schafft. Und gerade in diesem Bereich, konnte man in den vergangenen Jahren kaum Erfolge in Form von Durchbrüchen bei den eignen Profis beim FC Augsburg sehen.

    Das Ziel

    Aber um was geht es da im Jugendbereich eigentlich? Meisterschaften? „Natürlich wollen wir in der Jugend erfolgreichen Fußball spielen. Von Titeln will ich da gar nicht sprechen, weil es Vereine gibt, die deutlich mehr Geld im Jugendbereich investieren und Talente für Millionenbeträge verpflichten. Da müssen wir kleinere Brötchen backen.“ Mit der U19 Meister zu werden ist aber auch nicht das vornehmliche Ziel. Feulner geht es darum, dass möglichst viele seiner Jungs den Sprung in den Profibereich schaffen: „Die Ausbildung steht an erster Stelle.“ Angesprochen auf die fehlende Durchlässigkeit beim FCA stellt er klar, dass es ja nicht für jeden in die Bundesliga gehen kann. Und an Hand von Beispielen zeigt, er dass auch in den letzten Jahren der ein oder andere dabei war, der es gepackt hat.

    Feulners Problem, dass er ganz der Medienprofi mit vielen Jahren Profierfahrung nicht direkt benennen kann: die Profiabteilung hat nun in der Vergangenheit nicht gerade auf die Talente aus dem NLZ gewartet. Die Euphorie ist allerdings groß, sobald wir auf Heinz Moser zu sprechen kommen, den Marinko Jurendic aus Zürich im letzten Sommer mitgebracht hat. Heinz Moser bearbeitet seitdem diese Schnittstelle zwischen Jugend und Profis beim FCA federführend und ist für Feulner mittlerweile ein Kernelement: „Heinz Moser hat in diesem Bereich einen riesigen Erfahrungsschatz und ist für uns an dieser Stelle sehr wichtig. Das war ein sehr guter Schachzug vom Verein. Er ist zudem ein absoluter Fußballfachmann und tauscht sich mit uns regelmäßig aus. Da lernen wir alle noch viel“ Aus Feulners Mund klingt das ganz klar danach, dass der Club hier auf dem richtigen Weg ist, seine Ziele in Zukunft besser zu erreichen.

    Markus Feulner hat zu seiner Zeit von den ganz Großen gelernt. Hier sieht man ihn im Austausch mit Jürgen Klopp. (Photo by Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images)

    Erst geben, dann nehmen

    Für Feulner war der FCA aber auch vor Heinz Moser schon auf dem richtigen Weg und er kann dies an Beispielen schnell benennen. Einerseits freue ich mich, wenn Feulner mir kurz von Franjo Ivanovic erzählt, der den Sprung geschafft hat. Ich google später nach: er spielt seit letztem Sommer bei HNK Rijeka in Kroatien und hat dort in 41 Pflichtspielen 12 Tore und 2 Vorlagen auf seinem Habenkonto verbucht. Auch Einsätze für die kroatische U21 Nationalmannschaft standen auf dem Programm. Ivanovic ist zwar nicht beim FCA geblieben, aber hier für den Profifußball wohl zur Genüge ausgebildet geworden.

    Für Feulner ist ein wichtiger Zwischenschritt für die Spieler zwischen Jugend und Bundesligafußball, irgendwo im bezahlten Fußball ihre Chance zu suchen und sich zu beweisen: „Die Öffentlichkeit vergisst oft diesen einen Schritt, dass ein Spieler in der ersten Elf Verantwortung                tragen und daran wachsen muss. Es besteht immer der Wunsch, dass ein Spieler mit 19 rauskommt und direkt funktioniert. Florian Wirtz oder Jamal Musiala sind aber Ausnahmen. Es braucht Zeit und Verantwortung für die Entwicklung und deswegen ist es wichtig, dass Spieler vielleicht auch anderswo ihre Chance bekommen. Bei den geringen Unterschieden in der Bundesliga ergeben sich hier verständlicherweise nur wenig Einsatzchancen.“

    Im Gespräch mit Feulner kommt aber noch etwas anderes heraus: es braucht immer zwei Seiten, die für einen Spieler den richtigen Pfad identifizieren. Und manchmal ist das Talent eines Spielers unbestritten, die Vorstellungen bzgl. Entwicklungsgeschwindigkeit und Entlohnung passen aber nicht zusammen. Hier gehört Feulner eher zum konservativen Lager. Für ihn liegt viel an den Spielern. Sie müssen zeigen, dass sie das Vertrauen verdient haben. Er tendiert dazu, als Verein Spielern eher niedriger dotierte Verträge zu geben. Geld und Erwartungen von außen können gerade bei jungen Spielern dazu führen, dass der Fokus abhanden kommt. Auch Social Media kann hier störend wirken, weswegen alle Jugendspieler ab einem gewissen Alter beim FCA im Medienumgang geschult werden. Das Risiko, dass Jungs abheben, ist in jedem Fall real. Aber auch Druck spielt hier eine große Rolle. „Die Jungs machen sich selbst den größten Druck oder er wird von draußen reingebracht. Ich versuche ihnen den Druck zu nehmen. Sie haben angefangen Fußball zu spielen, weil es Spaß gemacht hat und das soll es auch weiterhin. Dafür muss man lernen auch mit Rückschlägen umzugehen.“

    Auf dem Platz

    Am Ende kommt es für die Spieler darauf an, auf dem Platz regelmäßig ihre Leistung zu bringen und zu zeigen, was in ihnen steckt. Für Feulner kommt es hierbei auch darauf an, sich selbst einschätzen zu können: „Die Jungs müssen ihre Stärken kennen. Keiner kann auf dem Platz alles machen, aber die Dinge, die sie dann machen, sollen sie mit einer möglichst hohen Qualität machen und dann werden wir ihre Fähigkeiten sehen.“ Als ich ihn direkt darauf anspreche, ob das der größte Schritt für die Jungst ist, Konstanz reinzubringen und verlässlich zu sein, bestätigt dies Feulner klar: „Es ist schon verlockend, den Fokus bei den ersten Erfolgen zu verlieren. Die Jungs müssen weiterhin viel investieren, um sich weiterzuentwickeln und auch an den Positionen zu bleiben, die sie sich hart erarbeitet haben. Es ist der Verzicht auf viele Dinge für die ganz große Bühne.“

    Wenn man nicht auf Partys kann, dann muss man anders auf sich aufmerksam machen. Im Bild: Markus Feulner, the Player. (Photo by Andreas Rentz/Bongarts/Getty Images)

    Was die Jungs auf dem Platz zeigen sollen, hängt von den sportlichen Vorgaben des jeweiligen Trainers ab. Einerseits hat der FCA eine grundsätzliche Linie, was in den Jugendmannschaften umgesetzt werden soll. Auf der anderen Seite bleiben für Trainer wie Feulner genügend Möglichkeiten, ihre eigenen Vorstellungen umzusetzen. Feulner sieht die Trainer am NLZ hier gut abgestimmt: „Wir sprechen hier sportlich im NLZ eine Sprache. Auf der anderen Seite ist es aber auch wichtig, dass die Jungs von jedem Trainer andere Dinge mitnehmen können, weil jeder Trainer etwas anders tickt. Unterschiedliche Trainer erwarten die Jungs im Profibereich ja auch.“ Bei Feulner mangelt es dabei nicht an eigenen Erfahrungen und konkretem Fußballfachverstand. Viel hat er gesehen und sich von überall her Einflüsse mitgenommen. Beim FCA hat er die Möglichkeit als Trainer authentisch zu agieren und sich selbst zu verwirklichen, vielleicht auch etwas mehr als in einem gewachsenen NLZ.

    Die Aufgabe für die neue Saison

    Feulners neues Team setzt sich dabei in der laufenden Saison zusammen aus Jungs, die noch aus der alten U19 stammen, und solchen, die er nun aus der U17 mitbringt. Die U19 war im letzten Jahr – im Gegensatz zu seinem Team – wenig erfolgreich. Nur vier Siege führten zu einem letzten Platz in der obersten Junioren-Spielklasse. Entscheidend ist für Feulner an dieser Stelle die Qualität. Ich habe Feulner darauf angesprungen, welche Aufgabe in diesem Bereich vor ihm liegt, diese U19 Spieler mitzunehmen. „Ich glaube, die Jungs haben für sich selbst den Anspruch, die letzte Saison nicht so stehen zu lassen. Die Jungs wollen noch härter arbeiten und Leistung zu bringen.“ erklärt er mir, als ich ihn darauf anspreche, ob er hier zusätzlich motivierend unterstützen müsste.

    Das erste Spiel der U19 Bundesliga hat Feulners U19 trotz zweier Tore von Mauro Hämmerle zum zwischenzeitlichen Ausgleich 2:3 gegen Ingolstadt verloren. Das sollte man aber zu diesem Zeitpunkt nicht überinterpretieren. Ich glaube an dieser Stelle, dass Feulners Weg als Trainer nicht bei der Augsburger U19 enden wird. Nach dem Gespräch mit Markus Feulner werde ich die Augsburger U19 in der jetzigen Saison aber erst einmal etwas genauer verfolgen.

    Frage der Woche: Was bleibt vom Trainingslager in Südafrika?

    Der FCA ist wieder zurück aus Südafrika und morgen steht schon das Testspiel gegen Leicester in Kempten an. Heute hat der FCA seinen eigenen Rückblick auf das Trainingslager in Südafrika veröffentlicht. Natürlich erscheint darin alles tipp-topp. Auch für uns ist jetzt der richtige Moment gekommen, um einmal auf die Zeit des FCA in Südafrika zurückzublicken. Was bleibt von dieser Reise, diesem Trainingslager und diesen Testspielen?

    Andy

    Dann eröffne ich in dieser Woche doch mal den Reigen. Was bleibt? Instragram-Fotos bleiben. Auch die Erlebnisse in Südafrika bleiben den Beteiligten. Aber ist das genug?

    Für mich steht das Trainingslager in Südafrika für verpasste Chancen. Michael Ströll hat in der Viererkette kundgetan, dass man sich der Auslandsvermarktung der DFL nicht komplett verweigern will. Man macht also mit beim Werbe-Prozedere der DFL, und reist nach Südafrika. Warum gerade Südafrika? Sind die Übertragungsrechte der DFL in Südafrika bzw. den afrikanischen Ländern so lukrativ? Warum hat es für den FCA nicht für eine Asien-Reise bzw. die USA gereicht? Vielleicht ist es auch so, dass der FCA hierfür nicht attraktiv genug ist. OK, aber dann lassen wir es doch gleich. Muss man jetzt unbedingt mitmachen und zu welchem Preis?

    Warum jetzt nörgeln am Reiseland? Jakic und Labrovic durften auf Grund von falsch ausgestellten Visa nicht einreisen. Und obwohl der FCA stets betont hat, dass die sportliche Entwicklung im Vordergrund steht, konnte der neue Keeper sich im Trainingslager somit nicht einspielen mit seinen Vorderleuten. Auch die Abwesenheit von Führungsspieler Jakic schmerzte. Zusätzlich lässt sich in Frage stellen, wie aussagekräftig das erste Testspiel nach all den Reisestrapazen war. Im zweiten war dann die Leistung trotz Akklimatisierung vor Ort nicht gut. Der Sport im Fokus? Sicherlich nicht mit den gewünschten Resultaten.

    Kommen wir zu einem weiteren Punkt, bzgl. dem der FCA seine Rolle vielleicht überschätzt. „Unser Besuch war für die Menschen vor Ort von großer Bedeutung.“ wird Michael Ströll von Vereinsseite zitiert. Der FCA kommt also nach Südafrika und lässt sich das bezahlen, macht für die DFL Werbung und ist davon überzeugt Gutes zu tun. Dabei agiert der FCA nicht langfristig oder nachhaltig und ohne das Vermarktungsinteresse der DFL hätte es die Reise wohl überhaupt nicht gegeben. Durch die Reise werden ein sechsstelliger Betrag in Südafrika an Geldmitteln ausgegeben, der nicht in Bildung oder Korruptionsbekämpfung fließt sondern in Fußballmarketing. Vielleicht hätte es Alternative Einsatzmöglichkeiten für die Geldmittel gegeben, die eine größere Bedeutung für die Menschen gehabt hätten als der Besuch des FCA. Aber nur ganz vielleicht.

    Entsprechend ist es jetzt einmalig so, dass ich die Entscheidung des FCA bedingt durch die Visathemen und die Reisestrapazen für sportlich falsch einschätze. Und Bedeutung? Bedeutung hat der FCA vor allem in der Region. Hierauf sollte auch weiter sein Fokus liegen. Wenn er sich andernorts engagieren will, dann bitte langfristig und mit klarem Plan für nachhaltige Partnerschaften.

    Nedilijko Labrovic verpasste das Trainingslager und die Vorbereitungsspiele in Südafrika wegen Visa-Problemen. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

    Franzi

    Ich komme bei unserer Frage der Woche diesmal zu einem zwiegespaltenen Ergebnis. Einerseits leuchtet es mir vollkommen ein, dass inmitten des Veränderungsprozesses, der beim FCA vor nunmehr einem Jahr in Gang gesetzt wurde, auch in puncto Saisonvorbereitung neue Wege beschritten werden wollen. Andererseits lässt mich die gezeigte sportliche Leistung in den beiden Testspielen daran zweifeln, dass das Training im Mannschaftsressort im südafrikanischen White River schon große Früchte getragen hat.

    Wirtschaftliche und persönliche Bereicherung

    Aus wirtschaftlicher Sicht hat sich das Trainingslager in Südafrika für den FC Augsburg schon jetzt gelohnt. Da der FCA ganz offiziell als Markenbotschafter für die Bundesliga unterwegs war, übernimmt die DFL alle Kosten, die ihm für die Reise in das Land an der Südspitze Afrikas entstanden sind. Wie die Viererkette berichtet, dürften das für den gesamten Tross ca. 500.000 Euro sein, wobei für unseren Verein am Ende sogar noch ein kleines Plus herausspringt.

    Wie schon an anderer Stelle geschrieben, stellen die zehn Tage Trainingslager auch eine Bereicherung in persönlicher Hinsicht dar. Ob Spieler, Staff oder mitgereiste Journalist*innen – sie alle berichteten von unvergesslichen Erfahrungen, die sie z.B. im Kruger Nationalpark, bei sozialen Projekten oder im Austausch mit den Menschen vor Ort gemacht haben. Vor allem über Social Media wurden diese Momente von Vereins- wie Spieleraccounts sehr eindrücklich präsentiert.

    Mediale Fehlleitung?

    Die Kehrseite dieser medialen Begleitung ist, dass man als Fan den (möglicherweise auch falschen) Eindruck gewinnen konnte, es komme mehr aufs „Drumherum“ als auf die sportliche Vorbereitung an. Auch wenn dem Vernehmen nach meist zwei Einheiten auf dem Programm standen und immer wieder betont wurde, dass „der Hauptfokus des Trainingslagers ganz klar auf dem Sportlichen“ liege, konnte man sich angesichts der vielen Bilder abseits des Trainingsplatzes dieses Eindrucks kaum erwehren. Fast als Bestätigung konnte man dann auch das zweite Testspiel gegen den TS Galaxy FC sehen, das nach schwacher Leistung vor allem in der ersten Spielhälfte folgerichtig 1:2 verloren ging.

    Insofern bleibt für den FCA nach der Rückkehr aus Südafrika – sportlich – noch eine Menge zu tun. Das ist die bittere Erkenntnis. Die erfreuliche ist, dass bis zum ersten Pflichtspiel noch etwas mehr als zwei Wochen Zeit bleiben, um nun auf dem heimischen Trainingsplatz mit der ganzen Mannschaft (inklusive Jakić und Labrović!) an den noch vorhandenen Schwächen zu arbeiten.

    Andi

    PR-technisch war das Trainingslager ein Erfolg. Der FC Augsburg hat seine Followerzahl laut Rogaz-Berechnungen auf Instagram von 220.000 Mitte Juli auf knapp 255.000 gesteigert, ein Plus von etwa 15 Prozent. Das ist für die Außenwirkung des Vereins ein Erfolg.

    Sportlich bleiben jedoch Fragezeichen. Die Spiele in Südafrika waren wenig überzeugend. Mei, Testspiele halt. Sollte man nicht überbewerten. Das stimmt. Trotzdem hat der FCA noch einiges an Arbeit vor sich. Der Kader ist bei Weitem noch nicht fertig zusammengestellt. Wechsellwillige Spieler sind noch da (Cardona, Uduokhai), die Problemstelle Rechtsverteidigung immer noch nicht besetzt und obendrein die Systemfrage scheinbar noch völlig offen.

    Hinzu kommt ein Problem, dass die Verantwortlichen seit Wochen vor sich herschieben: Wer wird Kapitän? Die Binde trug zuletzt der einst als Captain degradierte Jeffrey Gouweleeuw. Mal auch Felix Uduokhai oder Fredrik Jensen. Diese Frage muss spätestens Mitte August geklärt werden.

    Ebenso, wer überhaupt im Tor steht. Der Stammkeeper der letzten Saison, Finn Dahmen, ist noch nicht fit. Der Neuzugang, Nediljko Labrović, durfte wie Landsmann Jakic nicht nach Südafrika reisen.

    Der FCA hat also noch viel Arbeit vor sich. Schöne Bilder aus dem Kruger-Nationalpark sollten nicht darüber hinwegtäuschen..

    Realistische Ziele

    Es ist Sommerpause und der FCA ist gerade im Sommertrainingslager in Südafrika angekommen. Dort wird nun intensiv an der sportlichen Form für die kommende Saison gearbeitet und auch 2 Testspiele absolviert. Als Fan ist diese Zeit immer eine der Träumereien. Jetzt gerade ist alles möglich und der Optimismus ist unbegrenzt. Was aber sind realistische Ziele für den FCA in 2024/25? Wohin kann das in der kommenden Saison gehen? Darüber haben wir uns für diesen Beitrag den Kopf zerbrochen und beglücken euch nachfolgend mit unseren Gedanken.

    Andi

    Knapp einen Monat vor dem ersten Pflichtspiel des FC Augsburg ist eine Prognose schwierig. Stand Mitte Juli haben die Verantwortlichen aber in jedem Fall schon einmal den Grundstein für die weitere Kaderplanung gelegt. Die Transfers ergeben insgesamt Sinn, sind finanziell vernünftig und verstärken das Team, zumindest in der Breite. Insgesamt fehlt mir aber noch der eine (oder andere) “Top-Transfer”. Ich sehe etwa einen Keven Schlotterbeck qualitativ etwas schwächer als den abwanderungswilligen Felix Uduokhai und die
    Neuzugänge auf den Flügeln (inklusive der Leihrückkehrer) auch schwächer als Ruben Vargas, sollte auch er den Verein verlassen. Dass Kapitän Ermedin Demirovic erst einmal eine Lücke im Sturm reißt, steht außer Frage.

    Der FCA hat Spieler geholt, die Stammspielerpotential haben. Insgesamt hinterlassen sie bei mir – jetzt am Anfang der Vorbereitung – aber noch das ein oder andere Fragezeichen. Auch, wenn ich mir vor allem auf die neuen Stürmer freue. Sie dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der FCA die größte Baustelle im Kader noch nicht geschlossen hat: die Außenverteidigerpositionen. Hier erwarte ich mindestens zwei, wenn nicht drei Neuzugänge. Es steht außer Frage, dass die Außenverteidigerposition seit Jahren die Problemstelle in der
    Augsburger Elf ist, gerade rechts.

    Unabhängig der Kaderplanung steht der FCA vor einer weiteren wegweisenden
    Entscheidung: Wer führt die Mannschaft in der kommenden Saison als Kapitän aufs Feld? Philipp Tietz? Niklas Dorsch? Oder doch wieder Jeffrey Gouweleeuw? Diese Frage gilt es auch in dem Sinne zu klären, dass keine Unruhe aufkommt.
    Gelingt das und passen die Verantwortlichen den Kader noch entscheidend an, ist eine erneut sorgenfreie Saison absolut drin. Auch, weil mehrere Konkurrenten schlechter aufgestellt sind als der FCA. Und das übrigens auch beim Trainer. Jess Thorup geht in seine erste richtige Vorbereitung und scheint gewillt, an die positiven Ansätze aus der Vorsaison anknüpfen zu wollen. Ich bin zuversichtlich, dass der FCA mit ihm einen Coach gefunden hat, der über Jahre den Verein prägen – und den FCA dieses Jahr auf einen einstelligen
    Tabellenplatz führen kann.

    Franzi

    Prognosen sind ja immer so eine Sache. Mit ihrer Hilfe soll vorhergesagt werden, mit welcher Wahrscheinlichkeit etwas eintritt, und am Ende liegt man doch oft ganz schön daneben. Das ist dann das kleine, aber entscheidende Fitzelchen real life, das der Prognose einen Strich durch die Rechnung macht. Auch wenn beim FC Augsburg aktuell noch kräftig gewerkelt wird, zeichnen sich an den jüngsten Entwicklungen schon erste Konturen für die kommende Saison ab. Die stimmen mich extrem positiv, auch wenn ich vielleicht ein bisschen overhyped bin. Egal, auch das muss hier einkalkuliert sein 😊

    Kader

    Mit Demis Rekordwechsel zum VfB Stuttgart für kolportierte 21 Mio. € plus 5 Mio. Boni sprudeln die liquiden Mittel beim FCA nur so. Und hier sind die möglichen Abgänge von Ruben Vargas und Felix Uduokhai noch nicht einmal eingerechnet. Mit diesen für ihn schwindelerregenden Erlösen kann der Verein eine ganze Menge anstellen. Und das muss er auch. Zwar hat der FCA bisher schon fünf Neuverpflichtungen zu verzeichnen: Nediljko Labrovic (TW), Keven „Schlotti“ Schlotterbeck (IV), Yusuf Kabadayi (LA), Samuel Essende (MS) sowie Steve Mounié (MS) für insgesamt knapp 10 Mio. €. Allerdings besteht nach dem Abgang von Iago, dem Leihende von Mbabu und der andauernden Verletzung von Gumny gerade auf den Außenverteidiger-Positionen noch dringender Handlungsbedarf. Dieser lässt sich mit einem solchen Polster bis Ende August aber sicher noch in den Griff kriegen.

    Thorup und Jurendic gehen weiterhin voran. Erfahrungsgemäß werden nicht alle Pläne aufgehen, so gut sie auch sein mögen. (Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)

    Trainer- und Funktionsteam

    Dem Vernehmen nach hätte Chef-Coach Jess Thorup das Training am liebsten schon früher wiederaufgenommen als „erst“ zum Start am 8. Juli. Der Däne geht seinem Job beim FCA mit Haut und Haaren nach. Ich mag, wenn man ihm ansieht, wie stolz er auf sein Team ist, wenn Dinge gut funktioniert haben. Aber auch, wenn er gefrustet ist, wenn das nicht der Fall war. Expertise und professionelle Einstellung sind bei Thorup das letzte, worüber man sich als FCA-Fan Sorgen machen muss. Höchstens darum, dass er genau deswegen nächstes Jahr höhere Aufgaben anstreben könnte.

    Zu höheren Aufgaben fühlte sich auch Jonas Scheuermann berufen, der nach acht Jahren als Augsburger Co-Trainer Fabian Hürzeler nach Brighton folgte. Das schmerzt, weil „Jones“ von allen sehr geschätzt wurde und seine Position erst einmal nicht neu besetzt wird. Vielmehr wird u.a. Standardtrainer Lars Knudsen vorerst einen Teil der Aufgaben übernehmen, obwohl er selbst bisher noch nicht den durchschlagenden Effekt hatte. Dass nun u.a. ein zweiter Spielanalyst neben der „Zwoten“ auch die Profis im Blick hat, zeigt dagegen, dass der FCA die Verzahnung zwischen den Teams mittlerweile ernst nimmt und sich in kleinen Schritten wirklich in Richtung Ausbildungsverein bewegt, der er immer sein wollte.

    Leitung

    Ich will keinen Hehl daraus machen, dass ich Stefan Reuter nicht (mehr) zugetraut hätte, den für Verein, Mannschaft und Spieler so wichtigen Demi-Deal für alle Seiten zufriedenstellend über die Bühne zu bringen. Bei Ströll und Jurendic dagegen hatte ich überhaupt keine Bedenken, da auch schon die letzten Transfers offenbar sehr konstruktiv und professionell abgewickelt wurden. Daher ist die Vertragsverlängerung mit Geschäftsführer Ströll bis 2029 eine weitere wichtige Weichenstellung für die Zukunft. Auch für die noch benötigte Verstärkung in der kommenden Saison haben sich die beiden sicher schon etwas einfallen lassen. Ich habe da fast blindes Urvertrauen 😊

    Sonstiges

    Zugegeben: Der diesjährige Trikotsatz kommt für mich nicht an den aus 2023/24 ran. Er greift mit „Glanz der Renaissance“ aber ein wichtiges Stück Stadtgeschichte auf und hebt hervor, was unser Augsburg so einzigartig macht. Angefangen von der Präsidentschaft von Max Krapf ist der Bezug des FCA zur Stadt und Region endgültig zurück! Für die Reise ins Trainingslager, die mit Ziel Südafrika erstmals ins außereuropäische, weit entfernte Ausland führt, kann man das zwar nicht behaupten. Allerdings hält sie gerade für junge Spieler neue, spannende Erfahrungen bereit und die Vorfreude ist groß. Zudem wird mit den Spielen gegen TS Galaxy und die Young Africans SC der Turniermodus angeknipst, der gleich Auftrieb für den Saisonauftakt geben kann.

    Prognose

    Alles in allem: Auch wenn es vor allem im Kader zum jetzigen Zeitpunkt noch eine ganze Reihe an Unbekannten gibt, bin ich diese Saison schwer überzeugt vom Plan und von der Weitsicht der handelnden Akteure. Daher glaube ich, dass es schon in dieser Spielzeit mit dem mittelfristigen Ziel klappt und der FC Augsburg die Saison unter den ersten 10 der Tabelle beenden wird. Sagen wir: auf Platz 9. Denn diesmal geht uns zum Ende hin nicht die Luft aus!

    Andy

    Irgendwie ist es diesmal an mir, die mahnenden Worte zu finden und etwas Salz in die Suppe zu geben. Der FCA hat in dieser Vorbereitung einen weiten Weg vor sich. Warum? Der Kader ist trotz einiger Zugänge noch nicht verstärkt. Mit Iago, Kevin Mbabu und Ermedin Demirovic haben drei Leistungsträger den Club im Sommer bereits verlassen. Felix Uduokhai und Ruben Vargas könnten noch folgen. Von diesen fünf möglichen Abgängen wurde prinzipiell einer bisher kompensiert mit dem Zugang von Keven Schlotterbeck. Außenverteidiger bleiben Mangelware und Ermedin Demirovic wird 1:1 nicht zu ersetzen sein. Ein kniffliges Puzzle. Mit Zugängen wird auch teilweise erst nach Saisonstart zu rechnen sein, durch die lange Transferperiode. Der FCA muss eben immer noch schauen, was wirtschaftlich machbar ist und Qualität wird später günstiger.

    Auf der anderen Seite ist weiterhin Jess Thorup der Trainer. Ich hatte letztes Jahr gehofft, dass man im Sommer die richtigen Schlüsse gezogen hat und nach einem verkorksten Saisonende gut startet und wurde tief enttäuscht. Dieses Jahr bin ich vorsichtiger. Nach 5 Niederlagen zum Saisonabschluss hoffe ich erstmal, dass wir in Berlin eine Runde im Pokal weiter kommen. Für den Saisonstart gegen positiv gestimmte Aufsteiger und Mittelfeldteams hoffe ich auf erste Punkte, bevor der Spielplan schwerer wird. Für die Hinrunde wäre ich schon damit zufrieden, dass wir uns im unteren Mittelfeld – vor den Abstiegsplätzen – einreihen, bis sich irgendwann alle neuen Spieler vollends akklimatisiert haben und Routinen im Spielsystem greifen. Und vielleicht kann es dann in der Rückrunde nach vorne gehen.

    Aber prinzipiell ist bei mir erstmal Vorsicht an der Tagesordnung. Ich glaube unser FCA wird sich ganz schwer tun, Tore zu erzielen. Thorup bastelte zum Saisonende weiter am System und mit Demi geht eine große Lücke auf. Es ist einfach insgesamt zu viel Bewegung – zwangsweise – im Kader und Umfeld (auch im Trainerteam). Ich glaube, der FCA steht vor einer schweren Übergangssaison, in der wir den Klassenerhalt mehr herbeisehnen werden, als uns lieb ist. Wenn wir das geschafft haben, ziehen wir dann in aller Ruhe in der Saison 2025/26 in die Champions League ein.

    Viel Bewegung

    Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

    Der FC Augsburg stand bis vor kurzem bei vielen Augsburger Fußballfans kurzfristig nur an zweiter Stelle, zumindest so lange wie die Deutsche Nationalmannschaft an der EM teilnahm. Nach dem Ausscheiden der Nagelsmann-Truppe aus dem Turnier geht zumindest bei mir der Fokus klar Richtung Saisonvorbereitung des FCA.

    Vier Wochen war Jess Thorup nach eigener Aussage im Urlaub. Derweil war der FCA ganz und gar nicht untätig. Ich habe vor kurzem einen Zwischenstand der Transferaktivitäten veröffentlicht. Seitdem ist schon wieder einiges passiert. Der FCA war zwar in der letzten Saison erfolgreich mit der 3. besten Bundesligasaison der Vereinsgeschichte und Platz 11. Dafür gibt es sehr viele Personalbewegungen in unterschiedlichen Bereichen und die ein oder andere organisatorische Neuerung. Kurz vor Start des Trainingslagers will ich einmal grob aufzeigen, was sich getan hat:

    Transfers, Transfers, Transfers

    Der FCA hat schon fett auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Neben den Leihrückkehrern gehören dem Team in der kommenden Saison fest an: Kristijan Jakic, Samuel Essende, Keven Schlotterbeck, Nediljko Labrovic, Yusuf Kabadayi und Steve Mounié. Ob sich in der kommenden Saison in der ersten Elf etwas tun wird? Mit Sicherheit. Auf welchen Positionen? Wir werden sehen.

    Auf der Abgangsseite stehen mittlerweile Sven Michel, Iago und Tomas Koubek neben den bisher abgeschlossenen zwei Leihen von Lasse Günther und Marcel Lubik.

    Insgesamt ist das schon sehr früh in der Transferperiode sehr viel Bewegung im Kader und gerade jetzt zum Trainingsstart eine große Truppe, die sich in der kommenden Woche auf den Weg in Trainingslager machen wird.

    Das Trainingslager in Südafrika

    Für die Trainer steht in Südafrika der Sport im Fokus. Für Manager Michael Ströll geht es aber auch darum, sich daran zu beteiligen, die Bundesliga im Ausland zu vermarkten. Im Podcast „Viererkette“ der Augsburger Allgemeine hat er auch erklärt, dass der FCA für das Trainingslager in Südafrika keine Kosten zu tragen hat. Es geht also um mehr als nur um das Sportliche.

    Für die Mannschaft und einzelne Spieler wird das Trainingslager auch zu Komplikationen führen. Sollte ein Spieler im Zeitraum des Trainingslagers den Club verlassen, so muss er dann aus Südafrika zu seiner neuen Tätigkeitsstätte reisen. Sollte ein Spieler dazu stoßen wollen, wird es komplexer als nur mit dem Auto nach Österreich zu fahren. Es ist wohl gerade deshalb verständlich, warum der FCA versucht hat, möglichst viele Transfers früh unter Dach und Fach zu bringen. Ganz vermeiden werden sich die logistischen Schwierigkeiten im Laufe des Trainingslagers aber trotzdem nicht lassen.

    Mal schauen, wie lange es dauert, bis die Abläufe wieder sitzen. Vielleicht länger als uns lieb ist. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

    Trainerteam

    Zumindest das Trainerteam für die nächste Saison sollte aber mittlerweile stehen. Und während Jess Thorup im Urlaub war, gab es auch hier viel Bewegung. Mit Jonas Scheuermann hat sich der langjährigste Co-Trainer des FCA für eine neue Herausforderung in der Premier League entschieden. Die vakante Position wird Lars Knudsen ausfüllen, den Thorup letztes Jahr als Standardtrainer dazu geholt hat. Wer nun – auf Grund des nicht gerade üppigen Erfolgs im Standardbereich – gehofft hätte, das er dieses Thema abgibt: dem ist nicht so. Um die Standards kümmert sich Knudsen weiterhin zusätzlich. Mit Scheuermann geht ein emotionaler Leader im Trainerteam und jemand, der über viele Jahre seinen Beitrag geleistet hat. Viel Glück Dir, Jones!

    Dazu war ja schon länger klar, dass man mit Torwarttrainer Marco Kostmann nicht verlängert. Hier kommt Marco Langer dazu, der zwar schon bei einigen Bundesligisten gearbeitet hat, aber eben zuletzt auch nicht mehr. Er darf sich nun selbst ein Bild der Keeper machen, bei denen Finn Dahmen die einzige Konstante ist. Und gerade der wird bis Anfang August ausfallen. Die Gemengelage im Tor ist offener denn je.

    Konkurrenzkampf und gewünschte Abgänge

    Die Kämpfe um die Plätze in Südafrika und auch danach in der Vorbereitung könnten auch neben dem Tor hochspannend werden. Der Konkurrenzkampf auf allen Positionen ist eröffnet. Entweder weil man sich – wie im Tor – bewusst dazu entschieden hat. Oder, weil Leistungsträger den Club verlassen haben (Iago) oder noch verlassen werden (Uduokhai, Demirovic, Vargas).

    Gerade bzgl. der Spieler, die den FCA noch verlassen wollen, könnte Unruhe aufkommen. Wie lange will Ermedin Demirovic warten, bis er Sicherheit über seinen neuen Arbeitgeber hat? Kommt Ruben Vargas nach der EM überhaupt zum FCA zurück? Und wie geht die Situation aus, wenn Felix Uduokhai seine Wünsche auf dem Transfermarkt erneut schwinden sieht und der FCA auf einmal sehr üppig auf der Position der Innenverteidiger aufgestellt ist? Fragen über Fragen, die Marinko Jurendic und Team möglichst zeitnah zu klären haben.

    Funktioniert es gleich?

    Dafür, dass er FCA eine vergleichsweise sehr gute Saison gespielt hat, geht es doch recht bunt zu. Nächste Woche macht sich der FCA mit einem neu-formierten Trainer- und Funktionsteam, auf zu einem neuen Trainingslager-Ort und nimmt viele neue Spieler mit. Kann man sich immer aussuchen, wie viel Wechsel in einem Sommer passieren? Nein. Ist das vielleicht sehr viel Bewegung? Ja.

    Ich könnte mir vorstellen, dass die Dinge und Abläufe beim FCA in diesem Sommer mehr Zeit brauchen, als man sich von außen wünschen würde. Ich bin gespannt, wie schnell die Abläufe funktionieren und sich auf und neben dem Feld die Teams finden und der Zusammenhalt wächst. Für den Moment bin ich zwar optimistisch, aber auch verhalten. Mal schauen, welche Überraschungen der FCA in diesem Sommer noch für uns bereithält.

    RoGaz Awards 2024: die Sieger

    Über die letzten Wochen hinweg haben wir, wie schon in den letzten Sommern immer, einzelne Spieler zu ihren verdienten Ehren verholfen. Wir haben den MVP, den meistverbesserten Spieler und den Rookie der abgelaufenen Saison gewählt. Und heute gibt es die Ergebnisse:

    Der MVP: Ermedin Demirovic

    Man könnte sagen, das war klar. Demirovic hat die beste Saison eines Augsburger Offensivspielers in der Bundesliga gespielt. Noch nie hat ein Augsburger Spieler 15 Tore in einer Bundesliga-Saison geschossen. Und dazu viele Tore aufgelegt. Und eine wichtige Rolle als Kapitän für die Mannschaft übernommen. Herzlichen Glückwunsch Demi, Du hast Dir die Ehre des MVPs der abgelaufenen Saison redlich verdient.

    Das Problem kommt nun: damit hat er nun auch Begehrlichkeiten geweckt und würde sich selbst wohl nicht wehren, den nächsten Schritt zu machen. Wer soll diese Lücke schließen? Oh Demi, my Demi.

    Der meistverbesserte Spieler: Freddy Jensen

    Freddy Jensen als offensiver Leistungsträger. Das hätte ich nicht für möglich gehalten vor der letzten Saison. Freddy Jensen ist dies geglückt und er war zwischenzeitlich Stammspieler. Das Label des Ergänzungsspielers hat er abgestreift. Und sich damit zu Recht den Titel des meistverbesserten Spielers der Saison 2024/25 gesichert.

    Und sich dann leider verletzt. Das lässt nun bei Freddy Jensen die Frage offen: was kommt noch? Kann er in der nächsten Saison an die gute Phase anknüpfen und erneut richtig durchstarten?

    Der Rookie: Mert Kömür und Philipp Tietz

    Es ist ein einzigartiges und tolles Ergebnis, denn auf Mert Kömür und Philipp Tietz entfielen gleich viele Stimmen. Ich habe mich selbst auch schwer getan, mich zwischen den beiden Jungs zu entscheiden. Einerseits hat Mert uns im Saisonausklang verzaubert, spätestens mit dem Tor gegen Leverkusen. Ein echtes Eigengewächs. Wir sind das halt nicht gewohnt. Auf der anderen Seite werde ich nicht müde zu erwähnen, wie sehr ich Philipp Tietz mag. Und dessen Saison war für einen Spieler, der vorher noch nicht Bundesliga gespielt hat, einfach bombastisch. Viel Liebe für beide und dieses Unentschieden.

    Wie soll es werden?

    Hätte, wenn und aber. Im Nachhinein sind immer alle schlauer. Man mag sich fragen, welche Pläne der FC Augsburg sportlich für die kommende Saison hat. Heute spielen wir „Wünsch Dir was“ basierend auf folgendem Ausgangsszenario: Der FC Augsburg hat unter Jess Thorup eine respektable Saison gespielt. Thorup hat zuvorderst Erfolg gehabt, als er mit Viererkette und Raute hat spielen lassen. Im Schlussabschnitt der Saison hat er leidlich versucht eine Dreierkette auf den Rasen zu zaubern und es ist kläglich misslungen. Defensiv ging die Stabilität mal wieder verloren und offensiv war der FCA zu harmlos. Auf Grund der erfolgreichen Saison werden Ermedin Demirovic, Ruben Vargas und Felix Uduokhai voraussichtlich den Club verlassen. Ihr seid für den sportlichen Bereich der Augsburger verantwortlich und müsst euch entscheiden: Welche sportliche Ausrichtung (3er Kette / 4er Kette / etc.) strebt ihr in der kommenden Saison an und welche 3 Spieler verpflichtet ihr hierfür?

    Ich habe mir die Mühe gemacht und neben meiner eigenen Meinung auch drei ausgewiesene Experten zu diesem Thema befragt, bevor es in der kommenden Woche für den FCA in die Saisonvorbereitung geht, und die Antworten nun einmal gebündelt zusammengestellt. Viel Spaß beim Lesen!

    Jakob Kort (zirbelnews):

    Basierend auf den Erkenntnissen der vergangenen Saison habe ich den Entschluss gefasst, den Kader nicht ausschließlich auf die hauptsächlich verwendete Raute anzupassen. Stattdessen hat aus meiner Sicht insbesondere der Saisonendspurt offenbart, dass man sich in puncto taktischer Grundausrichtung variabler aufstellen sollte. Ich plane deshalb mit einem 4-2-3-1 mit Hängender Spitze. Die drohende Demirović-Lücke hätte ich am liebsten mit Armindo Sieb geschlossen, der jedoch leider unmittelbar vor einem Wechsel zu Mainz 05 steht. Als Alternative fände ich Meschack Elia von Young Boys Bern spannend, wenngleich dieser wohl weitaus teurer wäre.

    Noch offensichtlicher ist der Bedarf an neuen Außenverteidigern – die Betonung liegt hierbei auf dem Plural. Sowohl links als auch rechts hinten muss der FCA dringend nachlegen. Meine Wahl fällt in diesem Fall auf Killian Sardella vom RSC Anderlecht. Dort ist der 22-jährige, beidseitig einsetzbare Außenverteidiger absoluter Stammspieler und besitzt noch ein Jahr Restvertrag.

    Ich schließe die Liste mit einem offensiven Flügelspieler ab. Um die große Auswahl dabei zumindest etwas einzuschränken, fokussiere ich mich hierbei auf Jan-Niklas Beste von Heidenheim. Der Vertrag des 25-jährigen Standardspezialisten läuft nächstes Jahr aus, finanziell dürfte der FCA reizvoller als der FCH sein. Ein Schnäppchen wäre Beste keineswegs, vom Spielertyp passt er jedoch perfekt ins System. Wie gut das Zusammenspiel mit großen Mittelstürmern wie Tietz, Essendé (oder Mounié) funktionieren könnte, ließ sich am Beispiel von Kleindienst eindrucksvoll erkennen.

    Florian (Augsburger Allgemeine):

    Die Frage, ob der FC Augsburg in Vierer- oder Dreierkette antreten soll, stellt sich meines Erachtens nicht so richtig. Viererkette isses – und das nicht nur, weil es dazu einen recht passablen FCA-Podcast gibt. Tatsächlich war Rot-Grün-Weiß in der jüngeren Vergangenheit aber immer dann am besten, wenn der jeweilige Trainer auf das Modell der zwei Innen- und zwei Außenverteidiger gesetzt hatte. Eine Dreier- beziehungsweise Fünferkette geriet dann recht schnell recht destruktiv, weil aus dem geschröpften Mittelfeld dann auch nicht mehr die großen Impulse kamen.

    Diese Abwehrreihe muss aber mit Leben gefüllt werden – soll heißen: mit den richtigen Spielern. Der Transfer von Keven Schlotterbeck ist der Vorgriff auf den Abgang von Felix Uduokhai gewesen und könnte ein richtiger guter Griff gewesen sein. Kollegen, die den VfL Bochum begleiten, haben mir erzählt, dass die Enttäuschung über dessen Abgang beim alten Klub ganz schön groß war. Stichwort: emotional leader.

    Bleibt der Wunsch nach zwei offensivstarken Außenverteidigern. Denn eine Konstante aus FCA-Sicht seit der Bundesligazugehörigkeit lautet: Hat Augsburg gute Außen, läuft es. Das war zu Zeiten von Verhaegh so – und das war bei Baba, Max oder zuletzt bei Mbabu nicht anders. Weil mit Iago der vielleicht am häufigsten unterschätzte Spieler der vergangenen Jahre weg ist, gibt es auf beiden Seiten hohen Handlungsbedarf. Wenn ich mir was wünschen könnte, würde ich für die linke Seite Tom Rothe holen. Der war in der vergangenen Saison bei Holstein Kiel der beste Außenverteidiger der zweiten Liga, ist erst 19 Jahre alt und gehört eigentlich Dortmund. Ist also kein klassischer Geheimtipp und nicht gerade billig. Gerne auch den zuletzt ausgeliehenen Mbabu halten – auch nicht kostengünstig, ich weiß.

    Aber hey, Demirovic und Vargas spülen ja Geld in die Kassen. Stichwort Demi: Dessen Abgang wiegt schwer, sportlich wie menschlich. Gerne dafür einen Glatzel vom HSV, aber auch einen Spieler mit ähnlich ausgeprägtem Sozialverhalten noch bitte holen. Aus emotionaler Sicht wünsche ich mir seit Jahren eine Rückkehr des gebürtigen Augsburgers Gabriel Vidovic. Der steht bei den Bayern unter Vertrag, wird seit Jahren nur verliehen, ist im dortigen Starensemble ohne Chance und hat es in der vergangenen Saison in Zagreb gut gemacht. Deswegen: come home, Gabriel!

    WOLFSBURG, GERMANY – MAY 14: Gabriel Vidovic of Bayern Munich in action during the Bundesliga match between VfL Wolfsburg and FC Bayern München at Volkswagen Arena on May 14, 2022 in Wolfsburg, Germany. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

    Tom Scharnagl (a.tv):

    Stabilisierung. Das war nach dem Auf- und Ab unter Enno Maaßen das Gebot der Stunde. Jess Thorup hat genau das geliefert. Mit klaren Anweisungen hat er der Mannschaft Sicherheit gegeben, Laufwege führten (endlich) zu Ergebnissen. Und es scheint, als ginge es darum immer häufiger. Die meisten Mannschaften laufen viel, die Guten laufen noch dazu effizient und perfekt abgestimmt. Die technische Qualität im Kader lässt sich für mich im Moment nicht wirklich vorhersagen, zu unsicher ist der Verbleib prägender Spieler wie Engels, Vargas oder Demirovic. Ohnehin  wird aber auch in der kommenden Saison beim FCA vieles im athletischen Bereich entschieden. Zweikämpfe, Tempo, Laufbereitschaft – daran führt in Augsburg nichts vorbei.

    Die taktische Grundordnung ist für mich da eigentlich eher weniger entscheidend, aber für eine 3-er Kette braucht es dominante Schienenspieler, die athletisch, technisch und taktisch hohes Bundesliga-Niveau haben. Das sehe ich derzeit nicht, deshalb wäre die 4-er Kette mein Favorit. Schlüsselpositionen bleiben für mich die Außenverteidiger und das Sturm-Zentrum. Vorne braucht es in dieser Liga Wucht und Cleverness, auf den (defensiven) Außen ist Tempo, Zweikampfhärte und Passqualität gefragt. Kreativität und Nervenstärke hingegen braucht es auf dem Transfermarkt. Es scheint ein größerer Umbruch im Kader zu werden. Jess Thorups Stabilisierungsqualitäten könnten erneut sehr gefordert sein.

    Andy (Rosenau Gazette):

    Warum sollte man etwas ändern, was gut funktioniert hat? Ich habe es schon am Ende der letzten Saison nicht verstanden, warum Jess Thorup die 4er Kette eingemottet hatte und ich verstehe es auch weiterhin nicht. Eine 3er Kette hat in Augsburg nicht mehr funktioniert seit Rainer Hörgl. Und manch eine(r) wird jetzt googeln müssen, wer das war. In der Innenverteidigung ist man da schon topp aufgestellt und für die Viererkette wird es nun wichtig werden, auf beiden Außenverteidigerpositionen nachzulegen und Spieler zu verpflichten, die eindeutig Bundesligaqualität haben.

    Wenn man dann nach vorne schaut, dann sollte der FCA nicht zu verkopft an die Sache heran gehen. Im Mittelfeld bin ich dann gerne bereit, Variabilität zuzugestehen. Ich glaube allerdings prinzipiell, dass der FCA mit zwei Stürmern spielen will, wovon einer mit Tietz oder Essende Zielspieler wird und Räume als auch Ablagen für einen Demirovic-Nachfolger schaffen soll. Und hier gilt es zu klotzen und nicht zu kleckern. Der FCA muss jemand verpflichten, der schon in einer großen Liga und in einem ähnlichen Setup seine Treffsicherheit unter Beweis gestellt hat.

    Am Ende sorgen dann die neuen Außenverteidiger mit für die defensive Stabilität und unser neuer Topscorer schießt uns nach Europa. Der FCA spielt dabei hauptsächlich in einem 4-1-3-2 System.

    Mitten im Prozess

    Die EM läuft und parallel bastelt der FC Augsburg am Kader für die neue Saison. Bei bis zu 4 EM-Spielen am Tag, verliert man dabei den FCA gerne mal aus den Augen. Nachfolgend versuche ich euch deswegen einen Überblick zu geben, was hier in der nächsten Zeit zu erwarten ist.

    Bisherige Transfers

    Vorweg, auch wenn es nicht direkt Transfers sind: Die Verträge von Tomas Koubek und Iago wurden nicht verlängert. Beide Spieler verlassen den Club. Iago kehr zu EC Bahia nach Brasilien zurück. Tomas Koubeks Ziel ist noch nicht bekannt.

    Auf der Zugangsseite konnte der FCA bisher schon vier Spieler verpflichten. Bei Kristijan Jakic wurde – nach den Leistungen fast schon selbstverständlich – die Kaufoption gezogen. Dazu hat der FCA mit Nediljko Labrovic den zweiten Torhüter der kroatischen Nationalmannschaft verpflichtet. Für den Sturm kommt Samuel Essende von Vizela und für die Innenverteidigung Keven Schlotterbeck vom SC Freiburg (der in der letzten Saison nach Bochum ausgeliehen war).

    Dazu gibt es acht Spieler die von ihren Leihen zum FCA zurückkehren. Auf der anderen Seite kehren auch Kevin Mbabu und Pep Biel zu ihren Heimatvereinen zurück. Für die neue Saison hat der FCA Lasse Günther (zum KSC inkl. Kaufoption) und Marcel Lubik (zu GKS Tychy) bereits verliehen.

    Anstehende Abgänge

    Der Zugang von Keven Schlotterbeck bestätigt den Stand der Planungen beim FCA. In der Innenverteidigung hat Felix Uduokhai erneut signalisiert, dass er gerne den nächsten Schritt in seiner Karriere vollziehen würde. Der FCA ist in der Innenverteidigung mit dem Duo Gouweleeuw und Schlotterbeck und den bisherigen Ersatzspielern gut auf diese Situation vorbereitet. Interessierte Clubs sind bei Uduokhai noch keine bekannt, dessen Vertrag in 2025 ausläuft.

    Ähnliches gilt für die Offensive bei Ruben Vargas. Vargas ist bereit für eine neue Herausforderung und auch sein Vertrag läuft in 2025 aus. Bei Vargas wird es allerdings noch ein bisschen dauern, bis er sich mit seinen Optionen konkret auseinandersetzt. Vargas war gerade erst Spieler des Spiels, mit einem Tor und einer Vorlage, als die Schweiz Italien bei der Europameisterschaft 2:0 besiegte. Sowohl der FCA als auch Vargas warten gerne, wenn danach für beide Seiten die Aussichten rosiger sind, weil Vargas seinen Marktwert steigern konnte.

    Realistisch wohl als Uduokhai-Ersatz eingeplant: Keven Schlotterbeck (Photo by UWE KRAFT/AFP via Getty Images)

    Die Herausforderung EM hätte Ermedin Demirovic gerne mitgenommen in diesem Sommer, alleine mit Bosnien-Herzegowina reichte es leider nicht für die Qualifikation. Demirovic saß dafür nun schon 2mal bei der Schweiz im Publikum um seinen Bro Ruben Vargas anzufeuern. Und bei ihm gibt es auch einige Gerüchte zu einem Abgang. Neben portugiesischen und italienischen Clubs wurde zuletzt der VfB Stuttgart genannt. Demirovic‘ Abgang wird für den FCA gerade wirtschaftlich für den FCA enorm bedeutend sein. Der Club hat schon 14 Mio. EUR in Summe ausgegeben und muss refinanzieren.

    Da passt es dann ganz gut ins Bild, dass es einen weiteren Stürmer gibt, der dem FCA ein paar Millionen in die Kasse spielen könnte. Die Rede ist von Irvin Cardona der den AS St.-Etienne fast im Alleingang in die erste französische Liga geschossen hat. St.-Etienne würde ihn gerne behalten, der FCA veranschlagt in diesem Falle gerüchteweise ca. 5 Millionen EUR. Auch diese Personalie bleibt entsprechend spannend.

    In dieser Gemengelage fällt dann kaum mehr ins Gewicht, dass Sven Michel den FCA wohl in den nächsten Tagen in Richtung Paderborn verlassen wird. Michel ist ein guter Kerl, wäre aber mit Sicherheit nicht über eine Reservistenrolle hinausgekommen. Ich drücke ihm die Daumen für ein paar letzte gute Jahre als Aktiver in Paderborn. Und auch Dion Beljo ist wohl auf der Suche nach einem Club, bei dem er in der kommenden Saison regelmäßig spielen wird. Von einer möglichen Leihe ist hier die Rede.

    Anstehende Zugänge

    Geld in der Kasse braucht es nämlich unbedingt. Der FCA muss zwingend noch Spieler verpflichten, die Bundesliganiveau haben und direkt weiterhelfen. Lücken im Kader gibt es einerseits auf den beiden Außenverteidigerpositionen. Hier braucht es links und rechts jeweils einen hochkarätigen Zugang.

    Auch weiter vorne besteht zwingend Handlungsbedarf. Vargas und Demirovic haben in der abgelaufenen Saison über 30 Torbeteiligungen beigetragen. Hier wird es sowohl im Sturm als auch auf den Flügeln offensiv Verstärkungen brauchen. Gerade im Sturm muss geklotzt und nicht gekleckert werden.

    Achja, ein paar weniger bedeutende Personalien gibt es dabei auch noch. Aber über die Frage, wer Marcel Lubik als dritten Torhüter ersetzt, brauche ich wohl keinen eigenen Post zu verfassen. In diese Kategorie fällt auch die Verpflichtung von Yusuf Kabadayı als Perspektivspieler auf dem Flügel, die in der Presse schon als fix gilt.

    Ausblick

    Ich hätte schon fast vermutet, dass sich viele Transfers erst nach der EM ergeben. Auf der anderen Seite war klar, dass der FCA handeln muss und es gerade auch durch die schon realisierten oder anstehenden Abgänge bei einigen Spielern viel Handlungsbedarf gibt.

    Es freut mich, dass der FCA die ersten Pflöcke eingeschlagen und wichtige Qualität dazu gewonnen hat, die direkt von Beginn der Saisonvorbereitung an, an Bord sein wird. Es sollte aber niemanden verwundern, wenn in den nächsten Wochen noch viel passiert und wir uns vielleicht bald bei der Gesamtanzahl der Meldungen die Augen reiben werden. Bis jetzt sieht das alles nach einem gut ausgeführten Plan aus, obwohl die vielen Wechsel im Kader Jess Thorup und Co. fordern werden. Es gilt auch in der kommenden Saison aus allen Spielern ein schlagkräftiges Team zu formen.

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