Helden aus der eigenen Jugend

Über fünf Jahre ist es her. Am 08.05.2011 hat das letzte Mal ein Spieler aus der eigenen Jugend ein bedeutendes Tor für den FC Augsburg geschossen. Stephan Hain hat damals gegen den FSV Frankfurt den Aufstieg in die erste Bundesliga perfekt gemacht. Ein Moment für die Ewigkeit:

Seit gestern wird wieder über einen Augsburger Nachwuchsspieler gesprochen. Der Name Marco Richter macht die Runde. Noch während der Sommerpause der ersten beiden Ligen hat die U23 des FC Augsburg in der Regionalliga Bayern zu Hause den SV Seligenporten mit 12:0 geschlagen. Marco Richter hat dabei 7 Tore für die Mannschaft von Christian Wörns beigesteuert. Marco Richter ist schon vorher als hoffnungsvolles Talent aufgefallen und Robert Götz hat in der Augsburger Allgemeinen erst vor kurzem im Lokalsport über ihn geschrieben. Nach dem Feuerwerk gegen Seligenporten wird Marco Richter eventuell ein Spieler, über den man bald auch im allgemeinen Sportteil lesen kann. Ob Marco Richter beim FC Augsburg der Durchbruch gelingt, darf dabei allerdings auf Grund der Erfahrungen der letzten Jahre bezweifelt werden.

In dieser Saison liegt die geringe Chance auf Einsatzzeiten zuerst am aufgeblähten Kader der ersten Mannschaft. Hier wird es schon schwierig Jugendspieler ins Training zu integrieren, ohne die Gruppengrößen zu sprengen. Auf der rechten defensiven Außenbahn beispielsweise ist der FCA neben seinem internationalen Topmann Paul Verhaegh mit Daniel Opare und Georg Teigl dreifach besetzt. Chancen für Raphael Framberger, den Rechtsverteidiger der U23, der hoffentlich bald von einer schweren Knieverletzung zurückkehrt, werden sich so nur schwer ergeben. Auf den zentralen offensiven Positionen sieht es ähnlich aus. Deswegen kam es schlussendlich auch zur Gala von Marco Richter, denn zum gleichen Zeitpunkt war die erste Mannschaft auf dem Weg ins Trainingslager. Auf seiner Position als hängende Spitze tümmeln sich Koo, Altintop und Usami. Auch Ji hat hier in der Vergangenheit schon gespielt.

Der letzte hoffnungsvolle Jugendspieler des FC Augsburg hat in der letzten Saison seine Leihe nach Kaiserslautern abgebrochen und ist frühzeitig zum FCA zurückgekehrt. Erik Thommy wurde mittlerweile an Jahn Regensburg verliehen. Die Daumen sind weiterhin gedrückt. Aber insgesamt sind das doch zu wenig Namen, die zu Einsatzzeiten im Profibereich gekommen sind. Zumindest kommt es mir auf Grund der Investitionen in das Nachwuchsleistungszentrum und der U23 in der vierten Spielklasse so vor. Was könnte sich also tun?

  1. Der FC Augsburg könnte seinen Profikader in dieser Transferperiode oder spätestens im Winter weiter ausdünnen, um eigenen Jugendspielern vermehrte Möglichkeiten zu verschaffen, sich im Training zu zeigen.
  2. Jugendspieler könnten früher Profiverträge erhalten, um proaktiv an Teams in der zweiten und dritten Liga verliehen zu werden und dort Spielpraxis auf einem Niveau über der eigenen U23 zu sammeln und sich so weiterzuentwickeln.
  3. Der FC Augsburg könnte bei Kaderentscheidungen vermehrt etwas enger planen, um Jugendspielern auch im Spielbetrieb der Bundesliga eine Chance zu geben.

Zu einer positiven Entwicklung gehören allerdings immer zwei Parteien. So darf man sich ruhigen Gewissens fragen, was aus Stephan Hain geworden wäre, wenn er a) in Augsburg geblieben wäre oder b) anstatt 1860 dem Angebot von Mainz 05 und Thomas Tuchel nachgegeben hätte. Das er jetzt wieder gegen die zweite Mannschaft des FC Augsburg im Dress der SpVgg Unterhaching antreten wird, hängt sicher auch an seinen Entscheidungen in der Vergangenheit. Wenn Marco Richters Vertrag im kommenden Sommer ausläuft, wird auch ihm eine schwierige Entscheidung ins Haus stehen.

Es kommt immer wieder die Frage auf, ob wir überhaupt Jugendspieler haben, die das Zeug für die Bundesliga mitbringen und bei denen sich diese Fragen stellen. Wenn wir daran nicht glauben, dann können wir die U23 abmelden und uns das Geld sparen. Ansonsten werden wir erst feststellen, ob die Fische schwimmen können, wenn wir sie irgendwann ins Wasser werfen. Dabei haben die Leistungen in der U23 sicher eine Indizwirkung, werden aber nie eindeutig zeigen, ob ein Spieler sich im Profibereich nachhaltig durchsetzen kann.

Die Schnittstelle zwischen U23 und Profiteam ist hierfür entscheidend. Das die Ausbildung von Jugendspielern schwieriger ist, als die Arbeit mit Profis, die über Jahre professionelles Training gewohnt sind, ist keine Frage. Ich hoffe diese Herausforderung war Teil des Anforderungsprofils an Dirk Schuster. Ansonsten sollten wir uns erneut darauf einstellen, dass Einsatzzeiten für eigene Jugendspieler in der Bundesliga sehr rar gesät sein werden. Daran können dann auch sehr gute Leistungen in der Regionalliga nur wenig ändern.

Hinten in der Mitte ist es kompliziert Teil 2

Erst letzte Woche hatte ich mich detailliert mit der Situation in der Innenverteidung beschäftigt. In dieser Woche ist dann einiges passiert, was diese Position für diese Saison beeinflusst.

Am Dienstag hat der FCA verkündet, dass er Gojko Kacar ablösefrei für zwei Jahre verpflichtet. Kacars Vertrag beim HSV war nach der letzten Saison ausgelaufen. In der Pressemitteilung zur Verpflichtung hat der FCA betont, dass Kacar “auch in der Innenverteidigung eingesetzt werden kann”. Auf dieser Position hatte er sich in Hamburg wieder in den Kader gekämpft, nachdem er vorher schon aussortiert, in die zweite Mannschaft degradiert und verliehen wurde. Kacar passt gut in das Beuteschema des FCA. Immer wieder werden hochveranlagte und erfahrene Profis verpflichtet, die vielleicht noch ein paar gute Jahre im Tank und in Augsburg die Aussicht auf ein ruhigeres Arbeitsumfeld haben. Hoffen wir, dass er in Augsburg im Herbst seiner Karriere erneut aufblüht.

Denn auf Kacar könnte es schon bald in der Innenverteidigung ankommen. Am Mittwoch gab der FCA den Wechsel von Ragnar Klavan nach Liverpool bekannt. Klavan war in den letzten Jahren mit Paul Verhaegh zusammen der verlässlichste Abwehrspieler des FCA. Von Verhaegh hebt ihn zusätzlich ab, dass er nie länger verletzt gefehlt hat. Er hat dauerhaft seine internationale Klasse unter Beweis gestellt und war ein Stützpfeiler, an dem sich andere Spieler orientieren konnten. Bei Offensivpressing von gegnerischen Mannschaften, hat er zusätzliche Aufgaben im Spielaufbau übernommen. Nachdem Jürgen Klopp in Liverpool auch auf Innenverteidiger setzt, die neben solider Abwehrarbeit Stärken in der Spieleröffnung haben, könnte Klavan in Liverpool zu einigen Einsätzen kommen.

Wer beim FC Augsburg zukünftig den Stützpfeiler in der Innenverteidigung bilden wird, ist dabei weit offen. Marvin Friedrich fehlt es an Erfahrung und auch Jeffrey Gouweleeuw hat noch Entwicklungspotential. Christoph Janker traue ich die Rolle nicht zu und bei Jan-Ingwer Callsen-Bracker würde ich mich überhaupt freuen, wenn er nach seiner schweren Verletzung nochmal in der Bundesliga auflaufen kann. Ich will gar nicht sagen, dass es nicht funktioniert. Aber war den Dortmundern auch so mulmig, als auf einmal Hummels und Subotic übernommen haben? Beide waren damals gerade um die 20 Jahre alt. Das der FCA keine fertigen Spieler verpflichten kann, zeigt der Vestergaard Transfer, der für 14 Mio. EUR von Bremen nach Gladbach gegangen ist. In diesen Welten sind wir trotz fortwährender Transfererlöse nicht angekommen.

Trotzdem darf man sich ruhigen Gewissens fragen, ob ein Aushilfsinnenverteidiger wie Kacar oder die anderen Alternativen im Kader einen Mann mit internationaler Klasse wie Klavan dauerhaft ersetzen können. Zum jetzigen Zeitpunkt sieht mir das nach einem deutlichen sportlichen Verlust aus, der sich nicht in der relativ geringen Ablösesumme ablesen lässt. Ich bin mir allerdings nicht sicher, dass sich dieser Verlust durch einen Transfer – unter Berücksichtigung unserer wirtschaftlichen Möglichkeiten – überhaupt auffangen lässt. Eventuell müssen wir unseren jungen Spielern die Entwicklungschance geben und sollten diese nicht durch einen weiteren Transfer verbauen.

Wir in Augsburg behaupten immer wieder, dass wir ein geduldiges Publikum sind. In den letzten Jahren gab es selten Anlass dies über einen längeren Zeitraum nachzuweisen. Nun mit einem neuen Trainer, der sich eingewöhnen muss, und mit einigen Spielertransfers auch auf wichtigen Positionen, könnte die Stunde der Geduld  geschlagen haben. Nach Jahren mit einstelligen Tabellenplätzen und Europapokalteilnahmen hoffe ich, dass uns als Publikum diese Kerneigenschaft nicht abhanden gekommen ist. Langfristig haben wir seit langem zwei junge, hochveranlagte Innenverteidiger, die über mehrere Jahre ein sehr gutes Duo bilden können. Die Reaktion von den Rängen wird bei Fehlern ein Einflussfaktor sein. Haben wir die Geduld und das Vertrauen ihnen ihre Chance zu geben und diese evtl zu verlängern?

Es wird Zeit, dass es wieder losgeht!

Hinten in der Mitte ist es kompliziert

Es ist Sommer und dauert noch mehrere Wochen bevor die ersten Pflichtspiele anstehen. Nachdem der FCA das Training wieder aufgenommen hatte, damit sich der neue Trainer Dirk Schuster einen Überblick über den Kader verschaffen kann, wurden die Spieler auch schon wieder in den Urlaub geschickt, bevor die Mannschaft das Training wieder aufgenommen hat. Die Saison wird lang genug. Wer am Ende zum ersten Pflichtspiel auf dem Platz steht ist dabei in manchen Mannschaftsteilen noch völlig offen. Vor allem in der Innenverteidigung hat es sich vor kurzem noch  gewaltig geballt. Auf zwei Planstellen kamen sechs Bewerber, die sich um die Plätze stritten. Der FC Augsburg hat realistisch Bedarf für maximal 4 Innenverteidiger, wobei ich die vierte Position gerne perspektivisch besetzt sehen würde. Abgänge waren daher unvermeidlich. Nun ist Jeong-Ho Hong nach drei Jahren in Augsburg und mit einem Jahr Vertragsrestlaufzeit nach China gewechselt. Der FC Augsburg erhält eine stattliche Ablöse dafür, dass es Hong nie dauerhaft zum Stammspieler in der Bundesliga gebracht hat. So verbleiben nur noch 5 Spieler, die momentan mehr oder weniger bundesligatauglich sind, auf einer Position, auf der man vor kurzem noch von einem Luxusproblem sprechen konnte.  Lasst uns kurz auf die einzelnen Spieler schauen:

  • Jan-Ingwer Callsen-Bracker

Das Urgestein in der Gruppe. Im Verein seit Januar 2010. 6,5 Jahre in denen er mit dem FC Augsburg viele Höhen erlebt hat. Unvergesslich  sein Elfmeter in Mainz in der ersten Bundesligasaison, der uns den ersten Bundesligasieg beschert hat. Letztes Jahr der Pechvogel, nachdem ihn ein Belgrader Spieler im Sensationsspiel in Belgrad schwer verletzt hat. Mittlerweile 31 Jahre alt und noch mit Vertrag bis 2017. Kann noch nicht wieder am Training teilnehmen, nachdem der Heilungsprozess immer noch Zeit braucht. Fit zumindest ein sehr solider Back Up. Wird Zeit brauchen, bis er auch bzgl. seiner Fitness und Belastbarkeit wieder auf Bundesliganiveau spielen kann. Aber wann wird das wieder der Fall sein? Ein Wechsel scheidet auf Grund der gesundheitlichen Probleme aus.

  • Ragnar Klavan

Der Leistungsträger in der Gruppe. Der einzige Innenverteidiger im Verein, der nachhaltig seine internationale Klasse unter Beweis gestellt hat. Routiniert im Zweikampf und mit zusätzlichen Qualitäten im Spielaufbau. Da er auch schon 30 Jahre alt und mit Vertrag bis 2017 ausgestattet ist, wird gemunkelt, dass sich Klavan seinen Traum von der Premier League noch erfüllen will. Der FCA kann es sich wohl nicht erlauben, ihn nächstes Jahr ablösefrei gehen zu lassen. 140 Spiele in 4 Jahren haben aus ihm allerdings einen Stützpfeiler der Mannschaft gemacht, dessen Abgang eine sportliche Herausforderung darstellen würde. Ich würde ihn gerne mit einem Rentenvertrag in Augsburg sehen, sollte aber meinen Optimismus zügeln.

  • Christoph Janker

Janker kam vor 1,5 Jahren aus Berlin und war von Anfang an als Ersatzmann eingeplant. Mit seinen 31 Jahren wird aus ihm auch kein dauerhafter Stammspieler in der Bundesliga mehr werden. Sein Vertrag wurde im Winter verlängert, nachdem sich Callsen-Bracker schwer verletzt hatte. Die Vertragslaufzeiten von Hong und Klavan spielten dabei sicher auch eine Rolle. Wenn er spielen musste, dann nutzen schon einige Gegner Fehler im Stellungsspiel und seine fehlende Schnelligkeit aus. Für Janker wird es wohl keine Interessenten geben und ein Wechsel scheint unrealistisch. Mir würde es unwohl, wenn er der erste Backup auf der Position wäre.

  • Jeffrey Gouweleeuw

Der goldene Löwe wirkt bisher wie eine Topverpflichtung von Reuter im letzten Winter, die strategisch genau zur richtigen Zeit kam. Gouweleeuw hat gezeigt, dass er das Zeug zum Stammspieler in der Bundesliga hat. Zweikampfstark und körperlich äußerst robust, ist er defensiv verlässlich. Fraglich ist noch, wie sich seine Qualitäten in der Spieleröffnung weiterentwickeln lassen. Hier erwarte ich in der kommenden Saison die nächsten Schritte. Seine Zeit kommt jetzt!

  • Marvin Friedrich

Friedrich kam im Zuge des Weinzierlwechsels im Sommer von Schalke 04. Er ist sehr jung, hat aber bei Schalke schon erste Einsatzminuten in der Bundesliga und international erhalten. Er wird trotzdem noch Zeit brauchen, um sich spielerisch weiterzuentwickeln und körperlich robuster zu werden. In der ersten Saison würde ich von ihm noch nicht zu viel erwarten. Für die Zukunft kann er allerdings ein wichtiger Baustein werden.

Wie soll das enden? Ich weiß es nicht. Es wird sich wahrscheinlich noch etwas bewegen. Ich wünsche mir das Klavan verlängert. Er würde mit Jeffrey Gouweleeuw ein tolles Duo bilden. Wenn Klavan geht, bin ich gespannt, wer sich neben Gouweleeuw durchsetzen kann. Wie hoch wird der Druck auf Friedrich von Anfang an?  Kommt zusätzlich noch jemand, oder sieht Dirk Schuster jemanden wie Dominik Kohr als potentiellen Ersatz in der Innenverteidigung? Friedrich ist mir im Moment noch zu unerfahren, um ihn fest einzuplanen. Wir sollten ihn auch nicht verheizen. Dabei ist defensive Stabilität ein Leitsatz von Dirk Schuster. Die Innenverteidigung ist der Kern. Ich würde diese Position gerne früher als später mit hoher Qualität in die Saison starten sehen.

Was bleibt vom Theater zwischen Schalke und dem FCA?

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de. 

Als der Wechsel von Markus Weinzierl nach Schalke konkreter wurde, war ich schnell dabei zu fordern, dass der FC Augsburg Markus Weinzierl nicht unter Wert abgeben sollte und dieser sehr hoch wäre. Einen zweistelligen Millionenbetrag hatte Klaus Hofmann letztes Jahr selbst aufgerufen, bei mir wurde daraus der 10. Mio. EUR Mann. 10 Mio. EUR wurden es am Ende nicht, aber ganz ohne Gegenleistung hat der FC Augsburg seinen Erfolgstrainer und dessen Team nicht gehen lassen. Weinzierls eigener Wechsel war dabei wohl nur die erste von drei Transaktionen und die Zusammenhänge werden wohl erst durch ein bisschen Abstand deutlich. Nachdem beide Vereine über Wechselmodalitäten Stillschweigen vereinbart haben, betreibe ich etwas gehobene Kaffeesatzleserei. Genau das Richtige für die Sommerpause bis zum ersten Stadionbier der neuen Saison.

Am 17. Juni 2016 hat der FC Augsburg die Verpflichtung von Marvin Friedrich bekannt gegeben. Der 20jährige Innenverteidiger wechselt fest von Schalke 04 zum FC Augsburg und unterschrieb einen Vertrag über 3 Jahre mit Verlängerungsoption. Stefan Reuter hat Friedrich im Rahmen der Verpflichtung wie folgt beschrieben: “Marvin Friedrich ist ein großes Nachwuchstalent, das auch schon in der deutschen U19- bzw. U20-Nationalmannschaft am Ball war. Wir sind sicher, dass Marvin sich in unserer Mannschaft in den nächsten Jahren weiterentwickeln wird”. Friedrich kam bei Schalke in der letzten Saison sowohl in der Bundesliga als auch in der Europa League auf erste Einsatzminuten.

Ich rieb mir verwundert die Augen. Marvin Friedrich ist ein Spieler, den Vereine wie Schalke 04 normalerweise ausleihen, um ihm Spielpraxis zu verschaffen. Seine Einsätze für die Jugendnationalmannschaften und auch der Profivertrag bei Schalke 04 sind Indikatoren für sein großes Potential. Früher hätten wir einen Spieler dieses Kalibers ausgeliehen. Wir haben ihn aber fest verpflichtet. Nun ist Marvin Friedrich sicher noch nicht so weit wie Mats Hummels, als ihn Dortmund im Alter von 20 Jahren (erst nach einer Leihe) für 4,2 Millionen EUR fest verpflichtete. Wobei die Ablöse damals schon moderat bemessen war. Allerdings hat auch Neven Subotic in 2008 bei seinem Wechsel von Mainz 05 nach Dortmund im Alter von 19 Jahren schon 4,5 Millionen EUR gekostet. Ablösesummen sind seitdem erheblich gestiegen, was durch den Transfer für Jannik Vestergard für geschätzte 11 Mio. EUR von Bremen nach Mönchengladbach in diesem Sommer eindrucksvoll bestätigt wird. Ich glaube trotzdem nicht, dass der FC Augsburg mehrere Millionen für Marvin Friedrich überweisen muss. Dafür ist das Risiko, dass aus Marvin Friedrich ein Knowledge Musona der Innenverteidigung wird, zu groß und das Geld in Augsburg weiterhin nicht im Überfluss vorhanden. Zudem haben wir den Schalkern ja unseren Erfolgstrainer überlassen.

Rückblick: Am 02. Juni hat der FC Augsburg verkündet, dass Markus Weinzierl den FC Augsburg Richtung Schalke verlassen wird. In der Pressekonferenz in diesem Zusammenhang hat Stefan Reuter deutlich betont, dass die vertragliche Regelung mit Schalke 04 nur Markus Weinzierl selbst, allerdings nicht sein Trainerteam umfasst. Der FCA hat im Gegenzug direkt Dirk Schuster samt Trainerteam von Darmstadt 98 verpflichtet. Schalke 04 hat für Markus Weinzierl eine Ablöse bezahlt, die allerdings wohl nicht den ursprünglichen Forderungen des FC Augsburg entsprach. Es ist wohl auch davon auszugehen, dass die Vereine sich zu diesem Zeitpunkt auch schon über den Wechsel der Assistenztrainer von Markus Weinzierl und den Wechsel von Marvin Friedrich zumindest grundsätzlich einig waren. Am 15. Juni hat der FC Augsburg die Öffentlichkeit darüber informiert, dass die Verträge mit Weinzierls Assistenztrainern Wolfgang Beller und Tobias Zellner aufgelöst wurden. Knapp zwei Wochen nach Weinzierls eigenem Wechsel. Wobei davon auszugehen ist, dass Weinzierl seinen eigenen Wechsel mit dem Wechsel seiner Assistenten verknüpft hat. Trainer arbeiten heutzutage meist in festen Teams und Wechsel in den Teams sind im Erfolgsfall selten.

Warum den Wechsel erst jetzt finalisieren und verkünden? Der FC Augsburg musste sich mit Marvin Friedrich einigen und ihn von einem Wechsel überzeugen. Das kann Zeit in Anspruch genommen haben. Zudem hilft die dazwischenliegende Zeit wohl vor allem Schalke 04, um den Zusammenhang beider Transfers nicht allzu deutlich zu machen. Es scheint, als ob Markus Weinzierl der Wunschkandidat auf Schalke war. Für den FC Augsburg gab es keine Gründe, Weinzierl günstig aus seinem Vertrag zu lassen. Am Ende kann man in Augsburg mit dem Ergebnis wohl leben. Ein Trainer, der evtl. mit der sportlichen Ausrichtung in Augsburg nicht mehr ganz zufrieden war, hat den Verein nach 4 Jahren verlassen. Der Verein hat hierfür wohl eine Rekordablöse kassiert und einen hoch veranlagten Spieler fest verpflichten können. Weinzierls Erfolgsdruck auf Schalke wird nicht zusätzlich durch eine immense Ablösesumme erhöht. So oder so ähnlich, ist das Ganze besser gelaufen, als ich zuerst erwartet hätte. Jetzt muss nur noch aus Dirk Schuster unser neuer Erfolgstrainer werden und Marvin Friedrich spätestens in der übernächsten Saison relevante Spielminuten erhalten. Das Fundament ist durch die Verpflichtung wieder etwas breiter geworden.

#Idontgettired of Alex Esswein

Sommerpause. Die Zeit, in der viele Fans hoffen, dass ihre Mannschaft im nächsten Jahr besser spielt und abschneidet, weil man jetzt ein paar Kracher verpflichtet hat. Ich habe nichts gegen Verstärkungen, so lange wirtschaftlich nachhaltig gehandelt wird, aber mir ist wohl bewusst, dass jedem Zugang auch ein Abgang gegenüberstehen muss. Nach der Europa League Saison sollte es rein rechnerisch diesen Sommer beim FC Augsburg mehr Abgänge als Zugänge geben. Spieler, die in den letzten Jahren unsere Farben vertreten und in unserem Fall im Kollektiv die Erwartungen übererfüllt haben, werden Augsburg verlassen. Sascha Mölders war im Winter so ein trauriger Fall. Auch bei anderen Spielern kehrt bei Abschiedsgedanken bei mir etwas Melancholie ein, weil ich hohe Erwartungen hatte und immer wieder hoffe, dass diese in Augsburg von den Spielern erfüllt werden. Alex Esswein fällt in diese Kategorie.

Meine erste Erinnerung an Alex Esswein geht auf ein Bundesligaspiel im August 2011 zurück. Augsburg und Nürnberg spielten im Frankenstadion gegeneinander und Esswein markierte nach tollem Solo das spielentscheidende Tor für Nürnberg. Ich war mit meinem Schwiegervater – einem Club Fan – vor Ort und musste meinen Ärger im Zaun halten. Im März 2013 traf Esswein für den Club erneut gegen uns, bevor er im Januar 2014 von Nürnberg nach Augsburg wechselte. Damals freute ich mich, dass wir diesen talentierten Spieler verpflichten konnten, immer noch jung und mit einem Hang zur Torgefährlichkeit in entscheidenden Situationen. Endlich für und nicht gegen uns. Das Esswein in seiner Zeit in Nürnberg nur 7 Tore erzielte und gerade gegen uns zweimal erfolgreich war, ist mir damals nicht aufgefallen.

Nach nun 2,5 Jahren in Augsburg steht Alex Esswein erneut an einem Scheidepunkt in seiner Karriere. Sein Vertrag in Augsburg läuft noch bis 2017 und so kann der FCA nur noch in diesem Sommer eine Ablöse für ihn erzielen. Die Alternative wäre, dass Esswein seinen Vertrag in Augsburg verlängert. Die ersten Wechselgerüchte sind mittlerweile aufgetaucht. Esswein ist mit seiner Schnelligkeit und Torgefährlichkeit für viele Clubs immer noch interessant. Zudem ist er mit nun 26 Jahren immer noch relativ jung und sollte einige weitere Jahre auf hohem (?) Niveau spielen können.

Esswein hat während seiner Zeit in Augsburg Akzente setzen können. 70 Spiele sind zusammen gekommen. Dabei hat ihm allerdings lange die nötige Effektivität vor dem Tor gefehlt. 5 Tore sind zu wenig auf einer Position, auf der es Andre Hahn in Augsburg zum Nationalspieler gebracht hat. In Augsburg könnte der Trainerwechsel für Alex Esswein allerdings neue Möglichkeiten eröffnen. Dirk Schuster setzt sehr auf Konterangriffe, für die Esswein auf Grund seiner Schnelligkeit prädestiniert scheint. Allerdings erwartet Schuster auch konsequente Defensivarbeit. In diesem Bereich hat sich Esswein zwar schon unter Weinzierl phasenweise verbessert gezeigt, aber die Defensivarbeit ist bei ihm immer noch ein Manko. Essweins Fortschritte wurden dabei auch immer wieder durch Verletzungen behindert. Neben einem Kniescheibenbruch und einem Muskelbündelriss fiel er mehrmals durch muskuläre Probleme aus. In der Hinrunde hatte ich dann gehofft, dass der Knoten geplatzt ist. Er erzielte Tore gegen Hannover, die Bayern und den VfB Stuttgart. In einigen guten Partien war er teilweise der offensiv gefährlichste Spieler. Leider blieb es bei einer Phase.

Ich kann daher nachvollziehen, warum der Trennungsschmerz bei einem Abschied begrenzt wäre. Andererseits ist Esswein für mich ein Typ mit Ecken und Kanten. Kein glatter Musterprofi. Zusätzlich kann er in Spielen die Entscheidung bringen, auch von der Bank. Diese Eigenschaften lassen ihn trotz seiner Verletzungshistorie und unkonstanter Leistungen in den Fokus anderer Vereine rücken. Wenn man betrachtet, welche Entwicklungen Konstantin Rausch oder Sandro Wagner unter Dirk Schuster genommen haben, so würde ich gerne sehen, wie hoch wir die Latte für Alex Esswein beim FC Augsburg noch legen können. Eine Vertragsverlängerung um ein Jahr sollte kein allzu großes Risiko und für Esswein eine entsprechende Probezeit darstellen. Dann können wir seine Instagram Hashtags in der Realität überprüfen. Ansonsten wird er für einen anderen Verein treffen. Hoffentlich nicht wieder gegen uns, aber wir wissen ja alle wie das dann laufen wird.

Jetzt hat das Karussell in Augsburg ausgedreht

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de. 

Gefühlt die halbe Rückrunde und seit dem letzten Spieltag hat sich das Trainerkarussell  in Augsburg – mal etwas schneller, mal auch wieder langsamer – gedreht.  Jetzt ist es zum Stillstand gekommen. Der Wechsel von Markus Weinzierl zu Schalke 04 wurde genauso offiziell bestätigt wie der Wechsel von Dirk Schuster von Darmstadt 98 zu uns. Nach 4 Jahren wird somit Dirk Schuster Markus Weinzierl als Cheftrainer beim FC Augsburg ablösen. Was bedeutet das nun für den FC Augsburg?

Als erstes will ich Markus Weinzierl und seinem Team ausdrücklich für die Arbeit in den letzten 4 Jahren danken. Er hat seine Position in Augsburg angetreten, nachdem wir gerade ein einziges Jahr Bundesliga gespielt hatten, und vor allem durch seine Arbeit sind weitere 4 Jahre dazu gekommen. Wir spielen nächstes Jahr unsere sechste Saison in Folge in der Bundesliga. Das ist immer noch unglaublich und war vor Jahren für mich unvorstellbar. Markus Weinzierl und sein Team sind zu einem großen Teil für diesen sportlichen Höhenflug verantwortlich. Das Trainerteam hat uns unvergessliche Momente beschert, indem es nicht nur immer wieder die Klasse gehalten hat, sondern auch die Großen immer wieder ärgern wollte. 2 Siege gegen die Bayern (wie Baier Weiser den Ball abnimmt, passt und Mölders verwandelt bzw. Bobadilla mit einem Traumabschluss) und etliche gute Spiele und Resultate gegen die weiteren Vereine da oben zeigen auch den Anspruch dieses Trainers. “Nur” die Klasse zu halten, war ihm schon nach dem ersten Jahr nicht mehr genug und so ist die Qualifikation für die Europa League auch seiner Begeisterung für den sportlichen Wettkampf zuzuschreiben. Umso mehr muss diesen Trainer der Beginn dieser Saison genervt haben. Ich hätte mir gewünscht, dass er weiterhin und langfristig in Augsburg tätig sein will, aber dem ist wohl nicht so. Der FC Augsburg konnte am Ende nicht mit der Entwicklung des Markus Weinzierl Schritt halten. Aber unser Ziel ist weiterhin der langfristige Verbleib in der Bundesliga und ich bin sehr gespannt, wie lange Markus Weinzierl sich bei Schalke 04 halten kann. Am Ende hat Markus Weinzierl wohl auch mit seiner Ablöse einen erneuten Rekord gesetzt, auch wenn die Ablöse in jedem Fall zu gering ausgefallen ist. 4 Jahre sind für eine Trainerstation eine lange Zeit und ich hoffe wir denken nicht schon bald sehnsuchtsvoll an die Kontinuität auf dieser Position zurück.

Mit Dirk Schuster kommt nun einer, der selbst bei seinem letzten Verein mehrere Fußballwunder vollbracht hat. Auch bei ihm scheint der Verein nun aber seine Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben, wohingegen Dirk Schuster weiterhin ambitioniert nach oben strebt. Zu uns. Mit uns. Ein ungewohntes Gefühl, das auch mit dem Eindruck verbunden ist, dass Dirk Schuster schnell von uns überzeugt war. Wir sind wer geworden. Angekommen. Etabliert. Dabei hat er in Darmstadt aus sehr wenig sehr viel gemacht und ich bin gespannt, wie er nun zurecht kommt mit einer Mannschaft, die selbst schon über eine Struktur verfügt und mehr Potential besitzt als seine bisherigen Teams. Man konnte allerdings schon in Darmstadt erkennen, dass er sehr gut mit erfahrenen und ausrangierten Profis arbeiten kann, diese weiterentwickelt und einen Zugang findet. Das war über Jahre unser Erfolgsrezept in Augsburg und wird ihm sicher weiterhin einen Vorteil verschaffen. Es wird sich zeigen, ob wir auch in Augsburg den extremen Langballfußball zu sehen bekommen, der in Darmstadt an der Tagesordnung war. Insgesamt scheint mir der Augsburger Kader gut geeignet zu sein, um Dirk Schusters taktische Vorstellungen umzusetzen. Der Transfer eines schnellen Außenbahnspielers wie Georg Teigl passt gut in die konterorientierte Philosophie. Das Dirk Schuster aus den gleichen Gründen wir Markus Weinzierl gewechselt ist und auch er immer höher und weiter strebt, sollte uns zu diesem Zeitpunkt nicht abschrecken. Ich hoffe, wir müssen darüber in 2,5 Jahren nochmals nachdenken.

Nun ist es sehr einfach, Markus Weinzierl vorzuwerfen, dass er auf Grund des Geldes und der sportlichen Perspektive nach Schalke gewechselt ist. Dies wird sicher einen bedeutenden Anteil an der Entscheidung ausgemacht haben. Dazu kommt aber wohl, dass die sportlichen Vorstellungen zwischen Weinzierl auf der einen Seite und dem FC Augsburg auf der anderen Seite in der letzten Saison nicht mehr ganz zusammen gepasst haben. Weinzierl hat zu Beginn der Hinrunde offensiver spielen lassen und es sind postwendend die Ergebnisse ausgeblieben, wobei die Leistungen der Mannschaft nicht schlecht waren. Ich habe zu diesem Zeitpunkt oft von einer Ergebniskrise gesprochen. Allerdings hat man immer wieder Lücken in der Defensive offenbart, die zu Gegentoren führten. Im Laufe der Saison gab es eine Umkehr zu mehr defensiver Stabilität, die sich in positiven Ergebnissen niederschlug. Aus den Interviews von Markus Weinzierl z.B. mit der Zeit habe ich den Eindruck gewonnen, dass man sich intern nicht immer uneins war bzgl. der sportlichen Ausrichtung der Mannschaft. Mein Eindruck ist, dass Markus Weinzierl tendenziell einen offensiveren Fußball spielen wollte, der Verein aber nicht von diesem Konzept überzeugt war. Die Trainerwechsel lösen diese Spannung nun auf und beim FC Augsburg ist die sportliche Strategie mit Dirk Schuster nun wieder klar und eindeutig. Stefan Reuter hat den Trainerwechsel ausführlich erläutert. Während der Pressekonferenz führte er zwei wesentliche Gründe für Dirk Schuster an. Zum einen kann Dirk Schuster aus geringen wirtschaftlichen Möglichkeiten viel herausholen und zum anderen will der FC Augsburg zukünftig sehr kompakt stehen und schnell umschalten. Man könnte aus Reuters Antwort auf die folgende Frage die Überzeugung herauslesen, dass mit den wirtschaftlichen Möglichkeiten des FC Augsburg die angedachte Spielphilosophie von Markus Weinzierl oder generell ein etwas offensiverer Fußball nicht erfolgreich umsetzbar ist. Die Verpflichtung von Dirk Schuster ist damit als eine Rückkehr zu einem Konzept des Defensivfußballs zu sehen, welches offensiv auf Konterangriffe setzt.

Der Trainer ist dabei immer ein Vorbild und wenn Markus Weinzierl die Leidenschaft, die wir als Fans von den Spielern erwarten, nicht mehr authentisch vorleben kann, dann ist die Zeit für einen Wechsel wohl gekommen. Mir scheint, dass die Differenzen bzgl. der sportlichen Ausrichtung der Mannschaft am Ende zu groß wurden. Stefan Reuter ist dabei momentan in einer undankbaren Lage. Er ist in der Situation von Eltern, die übermütige Kinder wieder zur Vernunft bringen müssen. (Ich meine damit nicht die lokale Presse) Unsere wirtschaftlichen Möglichkeiten sind immer noch gering, unsere Jugendabteilung hinkt hinterher und wir investieren weiter in die Infrastruktur. Für den Verein kommt es nicht darauf an, überaus attraktiven Fußball zu spielen, sondern weiter immer wieder die Klasse zu halten. Die letzten Jahre zeigen aus meiner Sicht, dass dieser Weg richtig ist, sonst wären wir nie in Europa gelandet oder hätten die Bayern geschlagen (ja, zweimal).

Spielerisch sollten wir deshalb keine Wunderdinge erwarten, sondern uns wieder auf unsere Wurzeln besinnen. Beißen, kratzen und die Großen ärgern. Mir ist es lieber, es steht dabei jemand an der Seitenlinie der zu 100% Bock hat und mit dem FC Augsburg weit kommen will, als das jemand nur seine Pflicht erfüllt und die sportliche Philosophie nicht mit trägt. Markus Weinzierl ist dabei immer authentisch geblieben und es hat über eine lange Zeit vieles gepasst. Bis zum Ende hat er sehr professionell seinen Job erledigt. Bei Dirk Schuster hoffe ich das auch, habe aber Zweifel. Er polarisiert. Er ist ein Typ. Fünf seiner Spieler haben zufälligerweise eine Gelbsperre bei der Partie gegen die Bayern abgesessen. Darüber ob die Gelbsperren bewusst abgeholt wurden, kann nur spekuliert werden. Darmstadt wurde in der vergangenen Saison allerdings vorgeworfen zu tricksen. Ich kann mich damit anfreunden, nicht den attraktivsten Fußball zu sehen. Ich erwarte aber von einem Trainer, dass er in jedem Spiel die bestmögliche Mannschaft zur Verfügung hat und alles gibt, um alle 34 Spiele der Saison sportlich fair zu gewinnen. Die sportliche Führung geht wohl davon aus, dass Dirk Schuster mit seiner Mentalität zu uns passt. Tricksen und Mätzchen ärgern mich, auch und besonders beim eigenen Team. Bei Markus Weinzierl würde ich behaupten, dass er das sehr ähnlich gesehen hat. Dirk Schuster muss mich überzeugen.

Meine Erwartungen sind für die nächste Saison allerdings grundsätzlich gering. Ich kann mich gut an die erste Halbserie unter Markus Weinzierl erinnern. Wenn wir bald Dirk Schuster beurteilen, sollten wir alle diese Erinnerungen ausgegraben haben. Der Plan in Augsburg war immer langfristig. Die Reise geht weiter. Mit leichter Übelkeit nach zu langer Fahrt im Trainerkarussell sagen wir: Adieu Markus Weinzierl, Servus Dirk Schuster. Es gibt viel zu tun. Packen wir es an. Auf unsere Art. Die hat uns dahin gebracht, wo wir momentan sind.

#keineSau blickt zurück

Das Wochenende des Champions League Finals ist gleichbedeutend mit dem Ende der Saison für die Clubmannschaften in Europa. Ein guter Zeitpunkt um zurückzublicken. Über Langeweile dürfen wir uns in Augsburg dabei nicht beklagen. In 3 Wettbewerben waren wir vertreten. Länger als erwartet. Die positiven Erlebnisse überwiegen gegenüber den negativen. Mal wieder. Nachdem zwei Wochen seit dem letzten Spieltag vergangen sind, will ich versuchen einige Erkenntnisse aus der letzten Spielzeit zusammenzufassen:

  • Die Europa League war Fluch und Segen zugleich

Viel wurde vor der Saison spekuliert, ob und wie wir unter der Europa League zu leiden hätten. In der Hinrunde war davon nichts zu spüren. In der Bundesliga spielte die Mannschaft schlecht bevor die Europa League überhaupt begann. Danach hat sie – evtl. auch auf Grund der Europa League und der Rotation – ihren Rhythmus gefunden. Die beste Phase der Saison kam gleichzeitig zum Weiterkommen in Europa. In der Rückrunde machte sich dann der Rummel wegen den Partien gegen Liverpool bemerkbar. Zumindest schaffte es die Mannschaft auch zu Beginn der Rückrunde nur selten sportlich in der Bundesliga zu überzeugen. Spätestens der Klassenerhalt am vorletzten Spieltag zeigt, dass der FC Augsburg erneut die Erwartungen über die ganze Saison hinweg übertroffen hat.

  • Ich will #keineSau 2.0

Wie besonders kann etwas werden, wenn man auch in der Bundesliga in München oder Dortmund spielen kann? Sehr besonders. Ich persönlich habe es zwar nur nach Alkmaar und Liverpool geschafft, aber die Europapokalnächte während der abgelaufenen Saison werden einen besonderen Platz in meinen Erinnerungen einnehmen. Was das Ganze weiter hervorgehoben hat: Wir haben mitgespielt, sind nicht abgefallen und haben mal wieder dafür gesorgt, dass sich Menschen über uns wundern. Die Choreografien bei den Heimspielen, die Masse der Fans auswärts und die sportlichen Mannschaftsleistungen. Ich persönlich mag es immer wieder, Erwartungen zu übertreffen. Den nur man selbst setzt seine eigenen Grenzen. Wenn ich an die Zeit nach dem Spiel in Liverpool im Block zurückdenke, kommen mir immer noch die Tränen. Es kribbelt und am liebsten würde ich gleich nochmal durch Europa mit dem FCA. (Eine persönliche Konsequenz am Rande: die EM reizt mich dieses Jahr nicht besonders, denn besser als #keineSau wird es nicht).

  • Defensive Stabilität

In einigen Phasen der Saison waren die Darbietungen unserer Mannschaft nicht unansehnlich, führten allerdings nicht zu den gewünschten Ergebnissen. Bezeichnend war wohl das Spiel in der Rückrunde gegen Leverkusen, als man eine 3:0 Führung noch aus der Hand gab und am Ende nur mit einem Unentschieden da stand. Immer wieder habe ich in diesen Tagen gelesen, dass unter Markus Weinzierl in dieser Saison keine taktische Weiterentwicklung zu sehen war. Dem möchte ich widersprechen. Ein höherer Fokus auf eigenen Ballbesitz und Spielgestaltung hatten zur Folge, dass man anfälliger wurde für schnelles Umschalten und Konter. Die Raumbesetzung im Spiel gegen den Ball litt und es boten sich den Gegnern Freiräume, die man aus den Vorjahren nicht gewohnt war. Recht einfach war zu erkennen, dass man zu Beginn der Saison oft zu hoch stand. Der Schlüssel zum Erfolg war wieder zu defensiver Stabilität und einer verbesserten Kompaktheit zu finden. Weniger hübsch, weniger anfällig, erfolgreich. Als Lektion will ich nicht nach taktischer Weiterentwicklung rufen, so lange wir erfolgreich spielen. In Schönheit abzusteigen, wäre doch zu ärgerlich, wo die Bundesliga immer noch so viel Spaß macht.

  • Kaderqualität

Die taktischen Änderungen von Markus Weinzierl hatten vielleicht auch damit zu tun, dass er in der vergangenen Saison den bisher ausgeglichensten Kader des FC Augsburg in der Bundesligageschichte zur Verfügung hatte. Der Weggang von Baba vor der letzten Saison, der Qualität in der Spitze gekostet hat, wurde durch die Verpflichtungen von Philipp Max und Konstantinos Stafylidis gut aufgefangen. Ja-Cheol Koos Transfer zurück nach Augsburg hat zudem für eine Verstärkung im Mittelfeld gesorgt. Die Verpflichtung von Alfred Finnbogason und Jeffrey Gouweleeuw sorgte für weitere Qualität im Winter. Vielleicht hat Weinzierl die Fähigkeiten der Spieler überschätzt? Neue Talente für eine Mannschaft mit funktionierender Struktur waren äußert positiv in dieser Saison. Die Spieler werden zudem hoffentlich mit den taktischen Erfahrungen aus dieser Saison im nächsten Jahr noch besser werden. Was mich in diesem Jahr oft aufgebaut hat, ist die individuelle Qualität im Kader. Irgendwie habe ich daran geglaubt, dass sich die Qualität am Ende durchsetzen wird.

Mein momentaner Eindruck ist, dass durch Spieler wie Georg Teigl, der mit seiner Schnelligkeit eine weitere Option auf der rechten Seite sein wird, der Kader weiter verstärkt wird. Das Fundament steht und auch wenn Spieler wie Baier und Verhaegh die Zielgeraden ihrer Karrieren erreichen, so scheinen doch genügend weitere Spieler in Zukunft Verantwortung übernehmen zu können. 1-2 Verstärkungen in der Spitze und wir sollten positiv auf die neue Saison blicken. Wer dann an der Seitenlinie steht, wird früh genug feststehen und verkündet werden. Unser Trainer wird motiviert sein und Hofmann und Reuter werden kein Arschloch verpflichten. Ob ein Trainer bei einem Verein erfolgreich sein wird, hängt an vielen Faktoren. Das Thema lässt sich auch später noch in Ruhe betrachten. Es gibt keinen Grund in Hektik zu verfallen, da auf Grund der EM der Transfermarkt sowieso erst später richtig in Gang kommt. In der jetzigen Zeit des Jahres, darf man getrost zurück blicken, sich über das Erreichte freuen und für eine kurze Weile nicht sofort an das nächste Spiel denken. Das kommt noch früh genug. Auch wenn es nicht wieder in Liverpool ist. Noch nicht.

Was soll der Jugendwahn?

Die Bundesligasaison 2015/16 ist vorbei und der FC Augsburg hat trotz sehr erfolgreicher Europa League Beteiligung (#keineSau !!!) schon vor dem letzten Spieltag den Klassenerhalt gesichert. Während der Sommerpause werden momentan die Weichen für die neue Saison gestellt und die Mannschaft wird umgebaut. Neben diversen Vertragsverlängerungen wurden mit Georg Teigl und Andreas Luthe die ersten Spieler neu verpflichtet. Weitere Spieler werden kommen und  gehen. In Augsburg hält sich hartnäckig die Forderung, dass dies mit einer deutlichen Verjüngung des Kaders einhergehen muss. Aber warum? Ist unsere Mannschaft wirklich so alt? Wenn man sich auf transfermarkt.de das Durchschnittsalter unseres derzeitigen Kaders anzeigen lässt, dann liegt das Ergebnis bei 26,3 Jahren. Die Bandbreite liegt zwischen 24,9 und 27,6 Jahren. Der FC Augsburg liegt mit seiner Altersstruktur im oberen Quartil der Bundesligisten. Also ja, wir haben einen Kader, der älter ist als der von den meisten anderen Teams.

Die Frage, die sich hieran direkt anschließt: Ist es schlimm, dass unsere Mannschaft etwas älter ist? Ein Blick auf die transfermarkt.de Tabelle sortiert nach dem Durchschnittsalter zeigt, dass wir direkt zwischen Bayern München (27,1) und Borussia Dortmund (26,2) liegen. Die Absteiger diesen Jahres werden in dieser Hinsicht alle unter uns liegen. Hannover 96 hatte den durchschnittlich jüngsten Kader der Bundesligasaison mit 24,9 Jahren. Grundsätzlich ist sportlich also nichts schlimmes an unserem Durchschnittsalter zu erkennen.

Wenn ich jetzt auf die Leistungsträger unseres Teams schaue, dann kann ich so manche Sorge nachvollziehen. Der Boss, Daniel Baier, ist gerade 32 geworden. Mit Ragnar Klavan und Paul Verhaegh sind unsere Säulen in der Abwehr mit 30 bzw. 32 Jahren auch nicht mehr die jüngsten. Sie bilden seit Jahren Korsettstangen der Mannschaft und werden über kurz oder lang ersetzt werden müssen. Allerdings ist schon einiges passiert: Halil Altintop (33), der in den letzten Jahren eine prägende Figur war, ist in die Rolle eines Ergänzungsspielers zurückgedrängt worden. Tobi Werner (30) wurde vom etwas jüngeren Caiuby (27) auf die Bank verwiesen. Zudem hat sich mit Marwin Hitz ein Spieler zu internationaler Klasse entwickelt, der mit seinen 28 Jahren noch mehrere Jahre auf Topniveau spielen kann und einen Strategiewechsel auf der Torwartposition nach den alten Routiniers Simon Jentzsch und Alexander Manninger darstellt.

Und darum sollte es auch gehen: Topniveau. Spieler, die auch bei Vereinen mit internationalen Ambitionen bestehen könnten. Wir brauchen diese Spieler, weil sie in vielen Spielen den Unterschied ausmachen können, den entscheidenden Pass spielen, ein Tor erzielen oder einen Elfmeter halten. Spieler, die auf diesem Level schon in jungen Jahren spielen, sind für uns wirtschaftlich meist nicht darstellbar. Deshalb müssen wir entweder Spieler verpflichten, die zwar jung sind, aber noch nicht auf diesem Level spielen (z.B. Werner, Hitz zum Zeitpunkt ihrer Verpflichtung) oder schon etwas älter, bei ihrem Verein aber nicht wie gewünscht zum Zug kommen (damals z.B. Baier, Callsen-Bracker, Altintop). Und auch in dieser Hinsicht hat sich viel getan. Früher konnten wir junge Spieler mit Entwicklungsperspektive nur ausleihen (z.B. Kohr, Koo, Ji als sie ursprünglich zu uns kamen). Seit letztem Sommer und dem Baba-Transfer haben wir angefangen auch in der Mehrzahl junge Spieler fest zu verpflichten. So sind in der letzten Sommerpause und im Winter viele Spieler fest zum FCA gewechselt, denen man eine Entwicklungsperspektive attestieren kann:  J. Gouweleeuw (24), Max (22), Stafylidis (22), Opare (25), Kohr (22), Ji (24) und Ajeti (19). Und diese Spieler müssen wir nicht mehr abgeben, wenn die Leihe endet, sondern können selbst von ihrer Entwicklung profitieren. Ganz klar ist dabei, dass sich nicht alle Jungs wie gehofft entwickeln werden, aber viele zeigen doch sehr vielversprechende Ansätze und #HardKohr hat das Zeug Kult zu werden.

Wenn wir also im Sommer unseren Blick Richtung Transfermarkt richten, dann sollten wir nicht nur aufs Alter schauen. Die Mannschaft hat einen tollen Charakter und es spielen viele tolle Typen in Augsburg. Wir sollten zuallererst niemanden verpflichten, der für zu viel Unruhe sorgt oder nicht in die Mannschaft passt. Wenn wir an dieser Stelle ein gutes Gefühl haben, dann darf der entsprechende Neuzugang gerne etwas älter sein. Bei Alfred Finnbogason wird sich wohl auch niemand beschweren, dass er den Altersschnitt hebt.

Ich verdanke eines meiner persönlichen Highlights dieser Saison Piotr Trochowski. Sein Freistoß in Alkmaar wird mir noch sehr lange im Gedächtnis bleiben. Wir brauchen Spieler, die in solchen Spielen den Unterschied ausmachen. Das Fundament der Mannschaft steht und es kommt auf Verstärkungen in der Spitze an. Das Alter ist dann nebensächlich.

Nachtrag an den Bundestrainer: Alter ist wirklich nicht alles. Auch in diesem Sommer gehört Daniel Baier eigentlich in den Kader der Nationalmannschaft. Wie 2014. Da hattest Du mit Kramer einfach nur Glück.  

Wir bleiben drin: Jetzt geht es nur noch um den Trainer

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de. 

Das Spiel gegen Schalke ist vorbei und der FC Augsburg hat den Klassenerhalt gesichert. In Augsburg wird in der nächsten Saison im sechsten Jahr nacheinander Bundesliga gespielt. Unglaublich. Auch nach dem Ausfall von mehreren Spielern vor und während des Spiels hat die Mannschaft zusammengehalten und einen Punkt erkämpft. Klar, eine Niederlage hätte bei den Ergebnissen der Konkurrenz auch gereicht, aber die Mannschaft ist intakt und macht eine Menge Spaß. Dennoch gibt es weiterhin ein Thema, das sehr vieles beim FC Augsburg überlagert. Natürlich geht es um die Besetzung des Trainerpostens für die nächste Saison.

In dieser Woche wurde das Thema nicht vom FC Augsburg selbst oder aus Schalke befeuert, sondern durch die Verpflichtung von Markus Kauczinski in Ingolstadt. Der derzeitige Ingolstädter Trainer Ralph Hasenhüttl wird die Schanzer im Sommer ein Jahr vor Ablauf seines Vertrags zum Retortenclub nach Leipzig verlassen und dort Ralf Rangnick ablösen, der sich wieder vollständig auf die sportliche Führung des “Vereins” konzentrieren kann.

Was kann man aus diesem Vorgang für die Augsburger Trainersituation ableiten?

  1. Ganz offensichtlich: Markus Kauczinski wird nicht der Nachfolger von Markus Weinzierl. Der Name war sehr präsent in Augsburg und es gab eine starke Vermutung, dass dies so wäre und das bzgl. der Verkündung nur noch darauf gewartet würde, dass der Klassenerhalt endlich sicher ist. Wer auf Markus Weinzierl nachfolgen wird, wenn es denn wirklich zum Abschied kommt, ist für mich damit vollkommen offen.
  2. Es scheint so, als ob sich an der starken Vermutung, dass Markus Weinzierl den FC Augsburg verlassen wird, nichts geändert hat. Schalke 04 scheint immer noch der heißeste Kandidat auf seine Verpflichtung zu sein, aber auch Borussia Mönchengladbach taucht immer wieder in den Diskussionen auf. Die Rekordablöse für einen Trainer in der Bundesliga, die nun durch den Hasenhüttl-Transfer gesetzt wurde (wohl zwischen 1,5 und 2 Mio. EUR) wird fallen. Ich habe geschrieben, warum Markus Weinzierl ein Vermögen wert ist, aber auch, dass ich ihm zu einem Wechsel nicht raten würde.
  3. Ich gehe davon aus, dass der FC Augsburg Weinzierl erst dann gehen lässt, wenn ein Nachfolger gefunden ist. Alles andere wäre unvernünftig und unvernünftig ist nicht Reuter und Hofmann. Die Chance, dass Weinzierl jetzt bleibt sind damit evtl. minimal gestiegen, wenn man die Möglichkeit in Betracht zieht, dass die beiden einem Wechsel den Riegel vorschieben, wenn kein geeigneter Kandidat aufzufinden ist und Kauczinski jetzt vom Markt ist.
  4. Kauczinski war ein sympathischer Kandidat, der in Karlsruhe Tolles geleistet hat. Ob es mit ihm in Augsburg geklappt hätte weiß man nicht. Wenn er nach Ingolstadt will, dann war er nicht der Richtige.
  5. Der Zeitrahmen ist wichtig. Deswegen gehe ich davon aus, dass jetzt nach dem Klassenerhalt zügig gehandelt wird. Markus Weinzierl hat nach dem Spiel auf Schalke angekündigt, sich wahrscheinlich übermorgen mit seiner Zukunft zu befassen. Nach dem Saisonende werden auch andere Vereine auf Trainersuche gehen und ihre derzeitigen Trainer entlassen. Stuttgart, Bremen oder Wolfsburg würden dann auf so manchen Kandidaten evtl. attraktiver wirken und entsprechend ist es wichtig, frühzeitig Sicherheit zu schaffen.

Ich bin ein großer Fan davon, für Markus Weinzierl auf einem zweistelligen Millionenbetrag als Ablöse zu bestehen. Allerdings kann ich es nachvollziehen, wenn man dem Trainer nach dieser tollen Zeit keine Steine in den Weg legen will und eine niedrigere Ablöse akzeptiert. Der Fokus iliegt zu diesem Zeitpunkt wohl darauf, den richtigen Nachfolger für Markus Weinzierl zu finden. Mir bereitet dieser Punkt Kopfschmerzen. Markus Weinzierl ist der erfolgreichste Trainer der Vereinshistorie. Er ist zudem die bedeutendste Trainerpersönlichkeit seit Rainer Hörgl. Hörgl war damals nicht ersetzbar und die Phase mit Ralf Loose und Holger Fach schmerzhaft. Stefan Reuter und Klaus Hofmann haben in dieser Konstellation zusammen noch nicht einen Trainer verpflichtet. Das mag nichts heißen. Aber wenn ich mich einer Operation am offenen Herzen unterziehen müsste, dann wüsste ich gerne, dass der behandelnde Arzt die Operation schon 1000 mal durchgeführt hat und dabei immer erfolgreich war. Wenn Weinzierl geht, steht uns der größte Umbruch seit langem bevor. Es war klar, dass dieser Zeitpunkt kommen muss. Toi, toi, toi, das der neue Trainer an die Arbeit seines Vorgängers nahtlos anschließen kann.

Markus Weinzierl ist ein 10 Mio. EUR Mann

Viel wird diese Tage geschrieben über Markus Weinzierl. Die ganze Woche hatte ich gehofft, dass die Mannschaft das Thema ausblenden kann. Die Ergebnisse sprechen dahingehend in den letzten Wochen eine deutliche Sprache. Mit 9 Punkten aus den letzten 3 Spielen zeigt sich deutlich, dass die Mannschaft von den Diskussionen höchstens positiv beeinflusst wird. So wird der Klassenerhalt in einer schwierigen, aber so großartigen Saison mit dem Abenteuer Europa League, evtl. das letzte große Highlight von Weinzierls Zeit in Augsburg.

Denn es steht wohl fest, dass Markus Weinzierl zur nächsten Saison zu Schalke 04 wechseln wird. Warum der Wechsel nun noch während der laufenden Saison diese konkrete Form angenommen hat, bevor der Klassenerhalt feststeht, irritiert mich das zwar, aber solange die Ergebnisse nicht darunter leiden, ist es mir recht egal. Weinzierl ist wohl, seit Thomas Tuchel vom Markt ist, der in Deutschland umworbenste Trainer und die Aufmerksamkeit gehört zum Geschäft. So genial ich es finde in Augsburg evtl. eine sechste Saison Bundesliga am Stück zu sehen, so muss ich den öffentlichen Wirbel um manche Dinge wohl zumindest akzeptieren.

Das ist allerdings der Moment, an dem ich Klaus Hofmann an seine Worte aus dem letzten Sommer erinnern will. “Wenn ein Verein glaubt, dass er Stefan Reuter oder Markus Weinzierl für eine einstellige Millionen-Summe aus dem laufenden Vertrag bekommt: Definitiv niemals”, sagte Hofmann der “Sport Bild”. In der aktuellen Debatte hört und liest man nun unterschiedliche Zahlen, woraus ich schließe, dass die Verhandlungen in diesem Punkt noch nicht abgeschlossen sind. Der Kicker berichtet von 3-5 Millionen EUR. Aus dem Schalker Fanlager liest man viele Reaktionen, die bestürzt sind über diese Summe. Der Tenor: “Dann soll er doch in Augsburg bleiben.” Gerne!

Die Debatte über hohe Ablösesummen für Trainer ist längst überfällig, denn ich halte die in diesem Zusammenhang bezahlten Beträge für viel zu niedrig. Das liegt jetzt nicht am Einzelfall Markus Weinzierl, lässt sich an diesem allerdings veranschaulichen. Wenn Markus Weinzierl den FC Augsburg verlässt, dann stellt dies für den FC Augsburg eine erhebliche Herausforderung dar. Dies liegt daran, dass

  • der Verein selbst einen Nachfolger inkl. Trainerstab verpflichten muss, der evtl. Ablöse kostet bzw. zumindest mit Verträgen ausgestattet werden muss, die eine Laufzeit von 2-3 Jahren haben. Ob diese Trainer sportlich erfolgreich sein werden, ist mit erheblicher Unsicherheit verbunden. Keiner rechnet wohl damit, dass ein neuer Trainer genau so erfolgreich sein wird, wie Weinzierl selbst. Diese Unsicherheit sollte sich der Verein gefälligst vergüten lassen.
  • nach 4 Jahren mit Markus Weinzierl der Kader der Mannschaft speziell auf die Bedürfnisse und taktischen Anforderungen des Trainers angepasst ist. Auch wenn der neue Trainer ein ähnliches taktisches System spielen lässt, so wird doch seine persönliche Einschätzung zu manchen Spielern nicht der von Markus Weinzierl entsprechen. Änderungen im Kader sind daher unvermeidbar und mit entsprechenden zusätzlichen Kosten verbunden.
  •  aus der Debatte um #TeamMarktwert bekannt ist, ein erheblicher Teil der Fernsehgelder nach sportlichem Erfolg vergeben wird. Auch wenn ein neuer Trainer sehr gute Ergebnisse (in Augsburg immer noch z.B. Platz 14 oder 15) erreichen sollte, so ist das Potential eines Trainers mit einem solchen Kader einstellige Tabellenplätze zu errreichen, wohl außergewöhnlich und selten. Der FC Augsburg wird daher mittelfristig auf Grund des Trainerwechsels Mindereinnahmen bei den Fernsehgeldern spüren.
  • Weinzierl Spieler entwickelt hat, die dadurch erheblich an Marktwert gewonnen haben (z.B. Baba, Vogt, Ostrzolek, Hahn). Ob ein neuer Trainer Spieler vergleichbar weiterentwickeln und auf eine neue Stufe heben kann, bleibt wohl abzuwarten. Diese Eigenschaft ist bei Weinzierl unbestritten vorhanden und darf nicht ausgeblendet werden.

Markus Weinzierl hat für den FC Augsburg langfristig einen enormen Wert. Er ist verantwortlich für die sportlich erfolgreichste Phase unserers Vereins. Er hat diese Mannschaft entwickelt und geprägt. Er ist in dieser Konstellation mehr Wert als jeder einzelne Spieler im Kader. Mit Abstand. Ich halte an meiner Meinung fest, dass Markus Weinzierl, wenn er in Augsburg bleibt, eine Legende werden kann. Er hat in Augsburg Vertrag bis 2019. Warum um alles in der Welt sollte der FC Augsburg Markus Weinzierl für 5 Millionen EUR wechseln lassen? Weinzierl ist ein 10 Mio. EUR Mann. Mindestens.

P.S.: Ich sehe schon die ganzen Grantler um die Ecke kommen mit Sätzen wie “Reisende soll man nicht aufhalten” und mir den Kicker Kommentar unter die Nase halten, der konstatiert, dass der Verein Weinzierl wechseln lässt und sich damit eine zermürbende Kraftprobe erspart. Aber nicht um jeden Preis. Weinzierl ist Profi und kennt das Geschäft. Seine Vertragsverlängerung hat ihm eine Gehaltserhöhung und viel Sicherheit bis 2019 eingebracht, dafür hat der Verein nun die Karten in der Hand. Und so lange es Vereine gibt, die für einen Spieler wie Julian Draxler 36 Mio. EUR einnehmen, scheinen mir 10 Mio. EUR für einen Trainer wie Markus Weinzierl eine bescheidene Forderung. Was Markus Weinzierl aus einem jungen, talentierten Kader in Schalke machen kann, will ich mir gar nicht ausdenken. Er ist diesen Preis mehr als Wert.

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