Der Knoten muss platzen

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Der FC Augsburg und seine Stürmer: das passt im Moment nicht. Die Positionsgruppe der Stürmer ist in Augsburg nun auch nicht mehr allzu üppig besetzt. Seit dem Sommer gehen in vorderster Reihe nur noch Philip Tietz und Samuel Essende auf Torejagd. So sie denn gelassen werden. Tietz kommt nach 9 Partien auf 169 Spielminuten in der Bundesliga, Essende auf 159.

Das Ergebnis ist in jedem Fall ernüchternd. 29 Spieler in der Bundesliga haben momentan mehr Tore (mind. 3) geschossen, als die beiden Augsburger Stürmer zusammen, die in der Bundesliga bisher jeweils einen Treffer verbuchen konnten. Nachdem der FC Augsburg seit vier Spielen keinen Treffer aus dem Spieler heraus mehr geschossen hat, sollten wir uns hierüber einmal Gedanken machen.

Sandro Wagner und die Stürmer

Bei der Verpflichtung von Sandro Wagner hätte ich genau diese Entwicklung überhaupt nicht erwartet. Mein banaler (und anscheinend zu einfacher) Gedanke war, dass Sandro Wagner gerade den Stürmern einen Boost geben könnte. Denn beide hatten in der Vergangenheit ihre Qualität bewiesen. Philip Tietz hatte neben Ermedin Demirovic teilweise wie dessen kongenialer Zwilling gewirkt. Und Samuel Essende hatte in seinem ersten Jahr in Augsburg einige Highlight-Spiele.

Meine Hoffnung war hier ganz klar. Sandro Wagner würde es hoffentlich schaffen, Tietz wieder an die Leistungen seiner ersten Saison zurückzuführen und bei Essende für Konstanz sorgen. 20 Stürmertore in einer Bundesligasaison? Für die beiden ein Klacks. Wagners Vorteil aus meiner Sicht: er kennt die Position wie keine andere, durch die vielen Jahre in denen er sie selbst bekleidet hat. Der Wagner-Input war gerade in der ersten Phase intensiv. Tietz wurde lobend mit den Worten zitiert: „Der erste Trainer, bei dem mir in den ersten Wochen der Kopf raucht“. Gebracht hat es bisher leider nichts.

Die Zocker

Das scheint vor allem daran zu liegen, dass Wagner auf andere Elemente in seinem Offensivspiel setzt als auf den klassischen Mittelstürmer. Bei ihm stehen eher „die Zocker“ im Mittelgrund. Zuletzt waren dies gegen Dortmund Mert Kömür, Alexis Claude-Maurice und Fabian Rieder von Anfang an. Auch Elias Saad hat diese Saison schon viele Einsatzminuten gesehen. Die Hoffnung dahinter? Diese Spieler würden mit ihrer spielerischen Qualität offensiv Torgefahr auslösen. Bisher hat sich dies noch nicht vollends erfüllt, obwohl sowohl Kömür als auch Rieder schon je 2 Tore erzielen konnten.

Insgesamt ist die Torgefahr durch den FC Augsburg weiterhin zu gering. Gerade hochkarätige Abschlusschancen gibt es noch zu wenig. Der FC Augsburg steht bei den xGs, den erwarteten Toren, auf einem Abstiegsplatz. Alleine die Zocker richten es bisher also nicht.

Torgefahr ist notwendig

Ich mag jetzt einmal ketzerisch sein: die fehlende defensive Stabilität ist nicht das größte Problem des FC Augsburg nach 9 Spieltagen. Am meisten bereitet mir Sorgen, dass der FCA für zu wenig Torgefahr aus dem Spiel heraus sorgt. Das Ziel muss es ja sein, Spiele zu gewinnen. Und dafür braucht es nun mal Tore. Tore, die der FCA zuletzt nicht geschossen hat (obwohl er defensiv teilweise überaus fehlerhaft agierte).

Eine Lösung könnte hier aus meiner Sicht sein, wieder vermehrt auf einen klassischen Stürmer zu setzen. Zur Wahrheit gehört auch, dass die Abläufe rund um den gegnerischen Strafraum noch nicht gut genug sind. Hier entsteht zu selten Torgefahr. Ein Stürmer könnte hier durch eine körperlich präsentere Besetzung des gegnerischen 16ers auch für mehr Räume für „die Zocker“ sorgen. Dafür müsste Sandro Wagner einem von seinen beiden Stürmern Vertrauen zukommen lassen und sie zurück zur Form führen. Oder die Zockerbande auf andere Weise entfesselt bekommen. Egal wie, der FCA muss die offensive Durststrecke beenden.

Kade an die Macht

Es gibt wieder etwas auf die Ohren. Der FCA hat 1:1 in Köln gespielt und das war spannender, als das Ergebnis erstmal klingt. Nach dem Sieg gegen Wolfsburg hat der FCA nun auch gegen Köln einen Punkt geholt und ist mittlerweile zwei Spiele in Serie ungeschlagen. Noch nicht wirklich eindrucksvoll, aber der Trend zeigt in die richtige Richtung. Entsprechend gibt es in der Folge eine entspannte Frage der Woche. Hat jemand Antworten für mich?

Weiterhin auf der Suche

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de. 

Augsburg ist fußballerisch momentan eine faszinierende Stadt. Wenn man sich über den FCA unterhält, dann geht es nur um Trainer Sandro Wagner. Und dieser Trainer-Fokussierung bin ich nicht gewöhnt. In all den Jahren, in denen ich den FCA verfolge, hat noch nie ein Trainer so polarisiert wie Sandro Wagner (aber auch nur weil Jens Lehmann nur ein Co-Trainer war). Entweder man findet Sandro Wagner nicht so toll (setzt das entsprechende Wort gerne selbst ein), oder man ist Wagner Fan. Es ist Länderspielpause. Vielleicht blenden wir Wagner mal ein bisschen aus und machen drei Schritte zurück. Wo steht der FCA?

Der FCA ist ein Verein in Entwicklung. Gerade im sportlichen Bereich hat man über die Jahre immer wieder versucht, durch strukturelle und persönliche Wechsel Veränderungen herbei zu führen und positive Entwicklungen anzustoßen, nachdem der Verein über Jahre nicht nur still stand sondern immer weiter abrutschte.

Der Wendepunkt

Den Beginn dieser Suche nach Verbesserungen packe ich in den Mai 2022. Markus Weinzierl hatte dem Verein mitgeteilt, dass er seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern würde. Klaus Hofmann hatte kurz zuvor sein Amt als Präsident niedergelegt. Der Club ging auf eine längere Suche nach einem neuen Trainer und anstatt einen alten Bekannten von irgendwem zu verpflichten, holte man Enno Maaßen um attraktiveren Fußball spielen zu lassen und die eigene Jugend zu stärken.

Auf diesen Wendepunkt folgten viele weitere Entwicklungen. Max Krapf wurde Präsident. Stefan Reuter ging, Marinko Jurendic kam und wurde nun in diesem Sommer von Benni Weber abgelöst. Auf dem Trainerposten folgte Jess Thorup auf Enno Maaßen, der nun durch Sandro Wagner abgelöst wurde. Die einzige personelle Konstante ist Michael Ströll, Alleingeschäftsführer und starker Mann. Konstant ist zudem die Idee, nach einer sportlichen Weiterentwicklung zu streben.

Das sportliche Problem

Sportlich haben alle Trainer seitdem die gleiche Problemstellung zu bewältigen. Sie sollen attraktiveren, offensiveren Fußball spielen lassen. Auf der einen Seite führt ein erhöhter Fokus auf die Offensive dazu, dass in der Defensive mehr Risiken eingegangen werden müssen. Enno Maaßen hat 1:1 gegen den Ball verteidigen lassen. Seine Verteidiger haben genügend der Duelle verloren und der FCA zu viele Tore kassiert. Maaßen hat nie das Gleichgewicht zwischen Offensive und Defensive gefunden.

Auch Jess Thorup kam mit dem „Offensive Mindset“ in die Stadt. Direkt gegen Heidenheim wurde ein Tor-Feuerwerk gezündet. Letzte Saison zu Hause gegen Mainz kassierte er ordentlich und fing dann an den Bus vor dem Tor zu parken. Auf einmal war der Wille zu offensiv-orientiertem Fußball weg. Am Ende der Saison dann auch die Verantwortlichen, Thorup und Jurendic, selbst. Der FCA wusste welchen Weg er gehen wollte und war wieder auf der Suche nach einer funktionierenden Konstellation, die den Verein in die richtige Richtung befördert. Auch Sandro Wagner muss weiterhin das Rätsel des Gleichgewichts lösen.

Die Mannschaft

Man kann allerdings konstatieren, dass der FCA zumindest im Bezug auf das eigene Team Schritte nach vorne gemacht hat. Die Situation für Sandro Wagner ist deutlich leichter als damals Enno Maaßens Ausgangslage. Die Mannschaft verfügt mittlerweile wieder über Leistungsträger. Bei den Namen Dahmen und Matsima glänzen Augen. Zudem hat sich etwas grundsätzliches gewandelt. Noch vor wenigen Jahren haben Spieler schnell davon geredet, den nächsten Schritt bei einem anderen Club machen zu wollen. In diesem Sommer war dies von keinem zu hören. Und alle Leistungsträger sind geblieben.

Den sportlich Verantwortlichen ist es zusätzlich auf zwei Arten gelungen das Team zu verstärken. Einerseits wurden clevere Transfers getätigt. Ich bin gespannt, ob die Verpflichtung von Fabian Rieder am Ende alle anderen Transfers dieses Sommers überragen wird. Ich finde allerdings auch die Verpflichtung von Han-Noah Massengo sehr gelungen, genau wie auch den Zugang von Elias Saad. Der Trainer hat Wahlmöglichkeiten. Daneben, und hierfür kann man sich in Augsburg in dieser Länderspielpause doppelt auf die eigenen Schultern klopfen, konnte man sowohl mit Mert Kömür als auch mit Noahkai Banks, und damit mit den Top Talenten aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum. verlängern. Beide haben sich sportlich weiterentwickelt. Kömür ist zu einem Unterschiedsspieler gereift. Wenn nun nach den Spielen gegen Mainz und Heidenheim über den Kader hergezogen wurde: ich bin hier nicht dabei. Das ist in der Spitze und in der Breite das beste Augsburger Team in der Bundesliga.

Das Ziel im Blick

Was an der Stelle beruhigen sollte, außer dem guten Team? Der FCA hat seit einigen Jahren sein Ziel fest im Blick. Aktiver Fußball ist weiterhin die Devise, und das kann grundsätzlich nur attraktiver sein, als die volle defensive Orientierung. Es wäre ein Wunder gewesen, wenn Sandro Wagner die Lösung für das Problem nach 6 Wochen in der Bundesliga parat gehabt hätte. Ob er das Puzzle irgendwann löst? Wir werden sehen.

Muss man derweil seine Herangehensweise mögen? Nein, das muss man nicht. Bei aller Polarisierung sollte die Mannschaft und Wagner eine faire Chance und genügend Zeit bekommen, um sich zu versuchen. Auf der anderen Seite darf die Suche nach der sportlichen Lösung nicht jeden Spieltag im Mittelpunkt stehen. Manchmal muss es reichen mit Energie und der nötigen Intensität, pragmatische Lösungen zu finden. Gerne schon gegen Köln. Denn auch wenn man ein großes Ziel vor Augen hat, so müssen doch regelmäßig Erfolgserlebnisse her, um das Punktekonto zu füllen und die Moral nicht schwinden zu lassen.

3 Tore im Sturm

Andy von der Rosenau Gazette bespricht im Podcast zusammen mit seiner Tochter Louise die Partie des FC Augsburg zu Hause gegen den VfL Wolfsburg, die der FCA mit 3:1 für sich entscheiden konnte. Während die Jugendspieler des FCA überragten musste Sandro Wagner – mal wieder – von der Seitenlinie aus zuschauen. Hört gerne rein.

Mit großer Macht kommt große Verantwortung

Man will ja nach dem Spiel des FC Augsburg gegen Mainz 05 gar nicht allzu viel über das Spiel selbst nachdenken. Wie schlecht der FCA einfach war. Wie schlecht Top-Spieler wie Matsima oder Massengo in manchen Situationen aussahen. Aber woran lag das nun? 1:4 verloren, und dass nachdem man beim Stande von 0:2 in Überzahl kam. Insgesamt eine recht peinliche Nummer, wie leicht es Mainz viel, uns im eigenen Stadion herzuspielen.

Mit der Leistung gegen Mainz gerät vor allem Trainer Sandro Wagner noch mehr in den Fokus. Die Anzahl der Fragen, die er auf der Pressekonferenz nach dem Spiel beantworten musste, war deutlich höher als nach den vorherigen Spielen. Und das zu Recht. Auch in der Pressekonferenz vor dem Heidenheim-Spiel gab es massenhaft Fragen.

Der Plan funktioniert nicht

Wagner hatte schon gegen St. Pauli sein taktisches Instrumentarium überreizt. Man war in der ersten Hälfte auf eine tiefe Blockverteidigung gewechselt, anstatt aktiv das zweite Tor zu suchen. Aus seiner Sicht hatte man wenig zugelassen, allerdings kam St. Pauli auf diesem Wege zum Elfmeter und somit dann zum Ausgleich.

Wagner hatte nun nach dem Mainz-Spiel selbst angesprochen, dass er die Komplexität reduzieren müsse. Es war auch zu offensichtlich. Mittlerweile funktionieren die einfachen Automatismen auch bei sehr guten Fußballspielern nicht mehr. Top Verteidiger spielen einfache Fehlpässe. Konterverteidigung funktioniert nicht mehr. Und das bei einem Team, bei dem Wagners Vorgänger sehr solide Verteidigungsmechanismen etabliert hatte.

Dazu kommt dann auch noch, dass man auch in der Offensive nicht gefährlich war. Schlotterbecks Lattentreffer kam nach einer Ecke. Aus dem Spiel ergab sich für den FCA nicht viel. Auch nicht in Überzahl. Defensive Stabilität dekonstruiert, offensiv eher harmlos. Oh Shit!

Um den heißen Brei herum

Und Wagners Kommunikation ist dann weiterhin verbesserungswürdig. In der Pressekonferenz betonte er, dass er sich nach solchen Spielen immer vor seine Mannschaft stellen würde. Auf der anderen Seite fehlt im dabei die notwendige Konsequenz. Johannes Graf von der Augsburger Allgemeinen enttarnte dies mit einer sehr pointierten Nachfrage, indem er Wagner fragte, ob denn nun sein Plan oder die Umsetzung seiner Spieler zu der Niederlage geführt hätten. Anstatt nun in der Kommunikation den einfachen Weg zu gehen und die Antwort klar damit zu beginnen, den eigenen Plan zu opfern, antwortet er ausweichend. Einerseits gab er vor, seine Mannschaft schützen zu wollen, andererseits betont er die Rolle der Mannschaft auch bei der gemeinschaftlichen Erarbeitung des Plans. Man könnte herauslesen, dass die Mannschaft immer auch mitverantwortlich ist. Eine klare Übernahme der Verantwortung erfolgt damit nicht.

Ähnlich agierte er auch schon nach dem St. Pauli Spiel. Hier wurde seinerseits mehrmals die Möglichkeit Mert Kömürs betont, auf 2:0 stellen zu können, wenn er sich cleverer angestellt hätte. Wagners Entscheidung in die tiefe Blockverteidigung zu wechseln, war vielleicht noch mehr zu hinterfragen als Kömürs sekundenschnelle Reaktion auf dem Platz. Eine klare Kommunikation hinsichtlich dieser Entscheidung hat – im Gegensatz zum öffentlichen Feedback an der fehlenden Chancenverwertung Kömürs – nicht stattgefunden. Schade für einen Trainer, der sich angeblich vor sein Team stellen will.

Lernkurve möglich?

Die Frage, die sich nun für diese Woche stellt: lernt Wagner aus seinen Fehlern? Er ist der Cheftrainer eines Bundesligisten, dessen Mannschaft am Wochenende sportlich zerlegt wurde. Wenn das Spiel gegen Mainz kein Weckruf war, dann weiß ich auch nicht mehr.

Für Wagner ergeben sich wichtige „Learnings“. Einerseits muss er sportlich mit seinem Team zu den Basics zurück. Gegen Heidenheim geht es nun überhaupt nicht darum, zu glänzen. Es geht darum, ein Bundesligaspiel zu gewinnen. Und wenn die Basics nicht sitzen, dann wird das in dieser Liga nichts.

Auf der anderen Seite stößt Wagners Kommunikation rund um die ersten schlechten Ergebnisse nicht gerade positiv auf. Immerhin hat er in der Pressekonferenz nach dem Mainz-Spiel überhaupt ein Statement abgegeben. Auf der anderen Seite sind seine Aussagen zu lang und er verheddert sich in der eigenen Kommunikation. Das kann einem leid tun. Sandro Wagner täte aber auch gut daran, wenn er erkennen würde, dass die kommunikativen Anforderungen an ihn als Bundesligatrainer andere sind als in seinen vorherigen Positionen. Wenn er sportlich Zeit braucht, um seine Themen umzusetzen, dann könnte er sich diese durch bessere Kommunikation verschaffen und sollte sich bei diesem Thema helfen lassen. Es ist mal wieder so: Der FCA kann gerade jede Hilfe brauchen, die er bekommen kann.

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