Hoffnungslos

An sich ist es nie schön einen Spieler, vom eigenen Verein gehen zu sehen. Manche Spieler sind Leistungsträger und fehlen danach. Mit anderen hat man große Hoffnungen verbunden. Aaron Zehnter wechselte letzte Woche fest zum SC Paderborn. Zehnter war eines dieser großen Talente, mit dem ich als FCA-Fan große Hoffnungen verbunden hatte. Aber Zehnter am Ende nicht mehr mit dem FCA. Leider verständlich.

Der einzige aus den Reihen des Staffelmeisters

Die Jugend hat es beim FCA seit einigen Jahren sehr schwer, an sich seit Manuel Baum den Verein verlassen hat. Derweil es viele Trainer, wie Weinzierl in seiner ersten Periode und zuletzt auch Enno Maaßen, auf die Qualität der Nachwuchsspieler geschoben haben, konnten diese in manchen Jahren mit Top-Leistungen auf sich aufmerksam machen. In 2022 wurde die U19 des FCA Staffelmeister und zog bis ins Halbfinale der deutschen Meisterschaft ein. Ein Riesenerfolg.

Man sollte vermuten, dass unter diesen Spielern der ein oder andere ist, der das Zeug hat für die Bundesliga. Bei Zehnter hat man das Potential vereinsseitig erkannt. Und Zehnter war einer der beim FCA bleiben wollte, zumindest zuerst. Im Profiteam war er der einzige aus den Reihen des Staffelmeisterteams, der es bis nach oben geschafft hatte. Dazu war Zehnter regelmäßig deutscher U-Nationalspieler. Wenn man hier nicht von einem Hoffnungsträger reden kann, dann weiß ich nicht.

Debüts, die blenden

Man mag an dieser Stelle dann auch nicht verschweigen, dass es für Aaron Zehnter nicht katastrophal lief beim FCA. Er durfte sowohl im DFB-Pokal ran, als auch in der Endphase beim zweiten Sieg gegen Bayer 04 Leverkusen in der abgelaufenen Saison. Es mag den ein oder anderen geben, der vielleicht von Zehnter mehr Geduld fordert. Ich gehöre hier nicht dazu.

Aus meiner Sicht hätte Zehnter in den vergangenen 1,5 Jahren schon mehr Minuten und Einsätze bekommen müssen. Unvergessen ist seine Kadernominierung gegen RB Leipzig, wo Maaßen nicht den Mut hatte ihn zu bringen und spät den Ausgleich kassierte, weil die Alten zu viel zuließen. Auch in anderen Situationen hätte ein positiveres Umfeld zu mehr Chancen geführt. Das ist weiterhin nicht beim FCA vorhanden. Ich bleibe bei meiner Forderung, das regelmäßig ein Spieler aus dem eigenen Nachwuchs im Kader stehen sollte. Auch gegen den VfB Stuttgart kurz vor der Winterpause hätte hier ein Nachwuchsspieler noch problemlos wichtige Erfahrungen sammeln können. Der FCA vergibt hier regelmäßig Chancen, die eigenen Nachwuchsspieler an die Profimannschaft heranzuführen. So auch bei Zehnter geschehen.

In den U-Nationalmannschaften gefragt, beim FCA in Zukunft nicht mehr: Aaron Zehnter (Photo by Oliver Hardt/Getty Images)

In Kader und System verloren

Jetzt stelle man sich vor, Du bist Aaron Zehnter und Dir wurde gesagt, dass man dich an die Profis heranführt und ein halbes Jahr später holt der Verein mit David Colina einen sehr ähnlichen Spielertypen auf deiner Position. Colina als kroatischer U-Nationalspieler und mit ein bisschen mehr Erfahrung als Zehnter wurde diesem zusätzlich zu Iago und Mads Pedersen vor die Nase gesetzt. Anstatt langsam mehr und mehr Einsätze zu bekommen, durfte sich Zehnter in der Hackordnung erstmal wieder hinten einreihen. Nicht gerade vertrauensbildend.

Zum zweiten hatte Enno Maaßen ja noch vermehrt die Idee mit Schienenspielern zu agieren. Der Kader gibt ja ein paar davon her. Zehnter ist genau ein solcher, die in einem System mit 3er Kette am besten auf dem Flügel aufgehoben sind. Der SC Paderborn spielt zufällig mit 3er-Kette unter Lukas Kwasniok. Jess Thorup spielt nun – zumindest bisher – mit 4er Kette und der FCA fühlt sich dort historisch auch am wohlsten in der Bundesliga. Was sollte im aktuellen System mit Zehnter passieren? Optimal aufgehoben war er jedenfalls nicht.

Entwicklungsbedarf beim FCA

Der FC Augsburg war mit seiner im Umbruch befindlichen Struktur im sportlichen Bereich nicht die optimale Umgebung zur Entwicklung für Jugendspieler in den letzten Jahren. Aaron Zehnter kann man nun keine Vorwürfe machen, dass er sich dazu entschieden hat, eine andere Perspektive für seine Zukunft zu wählen.

Der Ball des Handelns liegt nun beim FCA. Nachdem sich vor einer Weile Top-Talent Dženan Pejčinović gegen eine Zukunft in Augsburg entschieden hatte, ist Zehnter nun der nächste hochveranlagte Junior, der das Heil in der Abwanderung aus Augsburg sucht. Es gilt eine Umgebung zu schaffen, in denen Top-Nachwuchsspieler bzgl. ihrer Entwicklung wieder auf ihren Heimatverein vertrauen können. Hierfür braucht es eine klare sportliche Ausrichtung, verlässliche Prozesse zur Integration der Jugendspieler bei den Profis und eine entsprechende Kaderplanung. Alles drei hatte der FCA bis zum Sommer nicht in von außen erkennbarer Form und für Zehnter ist es nun zu spät.

Neuer Versuch, neues Glück

Und so bleibt mir notgedrungen nichts anderes übrig, als auf diesem Wege Aaron Zehnter viel Glück und Erfolg für seinen weiteren Weg zu wünschen. Möge ihm beim SC Paderborn das Umfeld mehr den Weg ebnen und er die Chancen bekommen, die er sich verdient. Ich werde seinen Weg definitiv weiter verfolgen.

Derweil wird der Abgang von Zehnter beim FCA keinen langfristigen Beitrag zur Kaderverkleinerung beisteuern. Der FCA ist laut DFL-Statuten verpflichtet 4 Profis mit Hintergrund aus der eigenen Jugend unter Vertrag zu haben, jetzt sind es nur nur noch drei (Framberger, Lubik und Kömür). Zwangsläufig wird nun wieder ein Jugendspieler einen Profivertrag erhalten. Möge er die Chance erhalten, sich bei den Profis auch auf höchstem Niveau zeigen zu dürfen.

Lasse(t uns) Günther(n)

Am Freitagnachmittag hat der FC Augsburg mit Lasse Günther seinen ersten Neuzugang für die kommende Saison eingetütet. Der 18-jährige kommt aus der FC Bayern-Jugend ablösefrei an den Lech, wo er einen Vertrag bis 2025 mit Option auf einjährige Verlängerung unterschrieben hat. Auch andere Vereine, darunter Premier-League-Clubs wie Liverpool, Chelsea oder Everton, hatten den jungen Offensivspieler umworben. Der entschied sich aber letztlich für den FCA. Warum? Über die Gründe hat die Rosenau Gazette ein paar interessante Infos in Erfahrung gebracht. Und auch darüber, wo Günthers Platz im Team künftig sein könnte. Aber wollen wir den Ex-Bayer doch zuerst einmal vorstellen – oder eben: Lasse(t uns) Günther(n).

Kürzliches Drittliga-Debüt

Gleich nach seiner Vertragsunterschrift wurde der Neuzugang vom Verein zum Interview gebeten. Etwas schüchtern sitzt er da in seinem grünen „Wir der FCA“-Pulli, den er extra fürs Interview mit dem FCA TV übergezogen hat. Aber seine Antworten klingen schon ziemlich professionell. Angesprochen auf seine Ziele mit dem FCA, sagt er:

„[…] Ich hab‘ mir vorgenommen, dem Team bestmöglich zu helfen. Also mein Ziel ist ganz klar, der Mannschaft zu helfen. Wie ich’s auch persönlich schaffe. Also auf dem Platz und hoffentlich auch neben dem Platz. Und so auch meinen Beitrag dazu leisten kann, dass Augsburg weiterhin eine erfolgreiche Bundesligamannschaft bleibt.“

Lasse Günther im FCA TV-Interview vom 28.05.2021

In der Bundesliga hat Lasse Günther bisher noch kein Spiel absolviert. Dafür aber fünf Spiele für die 2. Mannschaft des FC Bayern. Sein Debüt in der 3. Liga gab er vor knapp zwei Monaten in Ingolstadt (31. Spieltag; 2:2). Daneben stand der junge Offensivmann letztes Jahr für den FC Bayern fünf Mal in der UEFA Youth League auf dem Platz, die Real Madrid gewinnen konnte. International absolvierte Günther außerdem schon 13 Länderspiele für die U16- bis U18-Nationalmannschaften des DFB. In zwei Freundschaftsspielen der U17 gegen England erzielte der pfeilschnelle Rechtsaußen sogar jeweils ein Tor.

Offensivmann Lasse Günther wird den FCA ab der kommenden Saison verstärken. Auf welcher Position genau, davon lassen wir uns mal überraschen. (Foto von Eibner Pressefoto via Imag0)

Unkonventioneller Außenbahn-Flitzer

Die rechte Außenbahn – das ist auch die Position, auf der Lasse Günther bisher am meisten von sich reden gemacht hat. Der Linksfuß kann aber auch die andere Seite bespielen, um dort eine seiner größten Stärken aufzufahren: Geschwindigkeit. Es wird berichtet, dass er einmal eine Höchstgeschwindigkeit von 35 km/h erzielt hat. Damit würde er sich in die Bundesliga-Spitzengruppe einreihen, in der auch viele seiner früheren „Teamkollegen“ aus der 1. Mannschaft zu finden sind. Alphonso Davies (35.97 km/h; 3. Platz), Kingsley Coman (35.68; 5.) oder Leroy Sané (35.28; 18.).

Bayernnachwuchs-Experten attestieren Günther außerdem eine manchmal unkonventionelle Spielweise, die es dem Gegner nicht leicht mache. „Dabei sucht der den Weg zur Grundlinie genauso wie auch mal den Zug ins Zentrum, um dort abzuspielen oder durchzustecken.“ Nicht umsonst wird Günthers Spielweise oft auch mit der von Arjen Robben in Verbindung gebracht, seinem großen Vorbild.

Junges Verletzungspech

Im Interview wird der FCA-Neuzugang auch auf seine aktuelle Verletzung angesprochen. Laut Transfermarkt ein Innenbandanriss im Knie, der eine Rückkehr Ende Juni in Aussicht stellt. Günther dazu:

„Es war nur eine kleine Knieverletzung, also nicht so schlimm. Ich werde zu Beginn der Saison wieder auf dem Trainingsplatz stehen können. Fang jetzt nächste Woche meine Reha an und wenn’s positiv verläuft, werd‘ ich rechtzeitig fit sein.“

Lasse Günther im FCA TV-Interview vom 28.05.2021

Gerade, dass er in den letzten zwei Jahren recht oft verletzt war, wird ihm aber auch als Schwäche angelastet. Es ist dabei nichts Ungewöhnliches, dass Nachwuchsspieler in Wachstumsphasen mal eine Zeit lang chronische Probleme haben. Ob das bleibt oder sich legt, lässt sich nicht seriös prognostizieren. Zudem tut sich Lasse Günther manchmal schwer bei der Ballannahme, auch wenn er den Gegner damit ab und an überrumpelt, und beim Torabschluss. Hier flattern vielleicht ab und an die Nerven auch noch, wie man im Spiel des FC Bayern II in Ingolstadt, als Günther in einer Szene zwei Mal hintereinander aus traumhafter Position das Tor verfehlte, sehen konnte.

Heimatnähe statt Fernweh

Wie kam es jetzt aber dazu, dass sich Lasse Günther dafür entschieden hat, unseren FCA zu verstärken, und nicht etwa die englischen Top-Clubs aus England? Wegen des Berufs des Vaters hatte Familie Günther u.a. schon in New York gewohnt, bevor sie dann nach Unterhaching umzog. Dort schloss sich Lasse zunächst für ein Jahr den Hachingern an, für ein weiteres Jahr unserem FC Augsburg, für dessen U13 er kickte. Günther verließ die FCA-Jugend, nachdem ein Angebot vom FC Bayern ins Haus geflattert war. Schon für den damaligen Wechsel vom Lech an die Isar sei für Familie Günther der kürzere Anfahrtsweg zum Trainingsplatz ausschlaggebend gewesen. Die Fahrt an die Säbener Straße dauert nur 10 Minuten.

Auch jetzt war wohl die Nähe zur (Hachinger) Heimat mitverantwortlich dafür, dass der FCA und die Fuggerstadt bei Lasse (wieder) punkten konnte. Zwar heißt es in Medienberichten, dass es wohl das langfristigere „Konzept“ und die „bessere Perspektive“ gewesen sei, weshalb das Talent dem FCA den Vorzug gegenüber seinen Konkurrenten gegeben hat. Dass die Nähe zur Heimat gerade in Lasses Alter zusätzlich ein Hauptargument war, ist in diesem Alter absolut nachvollziehbar und sollte die Entwicklung Lasses beschleunigen.

Einsatzmöglichkeiten bei den FCA-Profis

Auf der Rechtsaußen-Position, die Günther auch in seinen bisherigen Drittliga-Einsätzen vier Mal besetzt hatte, ist der FCA schon recht stark besetzt. Mit den Ü30ern André Hahn und Daniel Caligiuri sind dort erfahrene Kräfte gesetzt, denen das junge Talent aber seine Schnelligkeit voraushat und mit Tempoläufen schnelle Akzente in die Spitze setzen könnte. Ein ganz ähnliches Profil wie Günther haben dagegen unsere Youngsters Marco Richter und Noah Sarenren Bazee, wobei Richter eher zentral zu sehen ist. Zur ernstzunehmenden Konkurrenz könnte Günther allerdings für Bazee werden, der als Ergänzungsspieler ebenfalls wieselflink ist, aber auch immer wieder von Verletzungen ausgebremst wird.

Da Günther auch die linke Seite bespielen kann, wäre er dort auch als Backup für Ruben Vargas denkbar, der als hängende Spitze aber auch neben dem Neuzugang spielen könnte. (Auf diese rasante Kombi wäre ich ja mal sehr gespannt.) Günther sollte auf jeden Fall eine Spielweise zu Gute kommen, bei der er viel Platz hat, um sein Tempo auszuspielen. Und noch eine Einsatzmöglichkeit Günthers mag kann man an dieser Stelle einmal einwerfen: Linksverteidiger könnte auch noch eine Option werden, ähnlich wie bei Alphonso Davies.

Lasse(s) krachen!

Sportdirektor Stefan Reuter war in seinem Presse-Statement zur Vertragsunterschrift des 18-Jährigen überzeugt: „Wir trauen ihm den sofortigen Schritt in unsere Bundesliga-Mannschaft zu und wollen in der neuen Saison weiter an seiner Entwicklung arbeiten.“ Dass Lasse Günther das Potential hat sich beim FC Augsburg in der Bundesliga zu behaupten scheint dabei unstrittig. Nun kommt es für ihn vor allem darauf an, fit zu werden und zu bleiben und weiter an seinen Defiziten zu arbeiten. Dann lässt sich zusammen mit Lasse Günther auch etwas träumen. Denn bei allem sportlichen und gesundheitlichen: jeder, der Lasse kennengelernt hat, bescheinigt ihm ein “Top Junge” zu sein.

Auch wir von der Rosenau Gazette hoffen daher für dich, Lasse, das wir viele gemeinsame Erfahrungen in der Bundesliga zusammen sammeln! Lass dich in der Reha vollends wiederherstellen, hab‘ anschließend einen gelungenen Trainingsauftakt und möglichst lange Phasen ohne Verletzung. Wir freuen uns, dich in unserer schönen Stadt begrüßen zu dürfen und hoffentlich auch bald auf dem Platz!

Wie ja schon auf deinem Pulli stand: „Wir der FCA“, von dem du jetzt auch ein Teil bist.

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