FCA-Profis auf Reisen: Die Sorge spielt mit

Das nächste Pflichtspiel des FC Augsburg findet erst am Samstag in einer Woche statt. Dann gastiert Rot-Grün-Weiß bei Borussia Mönchengladbach. Dazwischen steht ein Test gegen den Karlsruher SC (12.11.) und einmal mehr einige Länderspiele auf dem Programm, auf die niemand so recht Lust zu haben scheint. Angesichts des aktuellen Pandemiegeschehens sowie des oft überschaubaren sportlichen Werts bleibt die Frage nach dem Sinn. Mehrere FCA-Profis sind in den kommenden Tagen mit ihren Nationalmannschaften im Einsatz. Zwei Spieler dürfen sich dabei auf ihr Debüt freuen. Ein Überblick.

Haller, Biesinger, Hahn – Uduokhai?

Felix Uduokhai ist am Freitag das erste Mal für die deutsche A-Nationalmannschaft nominiert worden. Der 23-Jährige hat sich die Berufung redlich verdient. In Fußball-Deutschland gibt es zwar etliche Stimmen, die lieber einen Mats Hummels oder Jerome Boateng statt Uduokhai oder auch Niklas Stark und Robin Koch in der Innenverteidigung gesehen hätten, doch der Zug für die beiden Weltmeister scheint abgefahren. Bundestrainer Jogi Löw will auf andere, jüngere Spieler setzen.

Also bekommt der beste Zweikämpfer der abgelaufenen FCA-Saison, der auch in dieser Spielzeit überzeugt, die Chance auf seine ersten Minuten im DFB-Dress und die Schwaben womöglich ihren vierten Nationalspieler. Nach Helmut Haller, Ulrich Biesinger und André Hahn. Uduokhais Chancen auf Einsatzminuten sind wohl am größten, wenn es im Testspiel gegen Tschechien (11.11.) geht. Darüber hinaus spielt Deutschland in der Nationas League gegen die Ukraine (14.11.) und Spanien (17.11.). Ebenfalls mit dabei ist auch Philipp Max. Endlich. Der Zeitpunkt der Nominierung untermauert klar und deutlich, dass sich Löw eigentlich nicht für Spieler des FC Augsburg interessiert. Umso schöner, dass es nun für Uduokhai geklappt hat.

Vergangene Saison noch gemeinsam für den FCA auf dem Platz – und bald auch in der Nationalmannschaft. Felix Uduokhai und Philipp Max hoffen auf ihr Debüt. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Am Mittwoch könnte es unter Umständen auch zu einem internen FCA-Duell kommen. Denn Tomas Koubek ist für die tschechische Auswahl nachnominiert worden. Realistische Einsatzchancen hat der Keeper jedoch nicht. Der zehnfache Nationalspieler ist im Team der Tschechen nur Torwart Nummer vier. Gegen Deutschland wird wohl Bremens Jiri Pavlenka oder Sevillas Tomas Vaclik zwischen den Pfosten stehen. Selbiges gilt für die Nations-League-Duelle gegen Israel (15.11) und die Slowakei (18.11).

Gumny vor A-Nationalmannschaftsdebüt

Wie Uduokhai träumt unterdessen auch Robert Gumny von seinem ersten Einsatz im Trikot der A-Nationalmannschaft. Der polnische Rechtsverteidiger könnte im Testspiel gegen die Ukraine (11.11.) zum Einsatz kommen. Zudem steht der Neuzugang aus Posen im polnischen Junioren-Aufgebot für das U21-EM-Quali-Spiel gegen Lettland (17.11).

Gegen Hertha BSC feierte Robert Gumny sein Startelfdebüt für Rot-Grün-Weiß. Jetzt will er auch in der polnischen Nationalelf Einsatzminuten sammeln. (Photo by Stefan Puchner – Pool/Getty Images)

Ruben Vargas ist mit der Schweizer Auswahl im Einsatz. Der quirlige Flügelspieler startet mit einem Freundschaftsspiel in Belgien (11.11) in die Länderspielpause und bestreitet zwei Partien in der Nations League gegen Spanien (14.11.) und die Ukraine (17.11).

Ebenso drei Mal im Einsatz sein könnte Michael Gregoritsch. Der Österreicher reist zu einem Freundschaftsspiel nach Luxemburg (11.11) und ist bei den zwei Partien in der Nations League gegen Nordirland (15.11) und Norwegen (18. 11.) mit dabei.

Die vergangene Länderspielpause verlief für Michael Gregoritsch mehr als positiv. Gegen Griechenland und Nordirland gelangen dem Offensivmann ein Tor und eine Vorlage. (Photo by Charles McQuillan/Getty Images)

Áfram Ísland – Mach es, Alfred!

Während die bisher genannten Spiele von sportlich überschaubarem Wert sind, wird es für Alfred Finnbogason und Island richtig ernst. Der Inselstaat kämpft um eines der letzten verbliebenen Tickets für die Europameisterschaft 2021. Nach dem 2:1-Sieg im Playoff-Halbfinale gegen Rumänien wartet im Finale Ungarn. Setzt sich Island durch, ist die erneute Qualifikation für die EM in trockenen Tüchern. Dann träfen Finnbogason & Co. in Gruppe F auf Deutschland, Portugal und Frankreich. Zudem stehen zwei Partien in der Nations League in Dänemark (15.11.) und England (18.11.) auf dem Spielplan. Damit es etwas mit der dritten Teilnahme an einem großen Turnier in Serie wird, bereiten sich die Isländer übrigens in Augsburg vor.

Ab in den Süden – Gruezo in der WM-Quali im Einsatz

Während die bisher genannten Spiele alle in Europa stattfinden, steht Carlos Gruezo vor kräftezehrenden Reisen nach Südamerika. Der ecuadorianische Nationalspieler ist in zwei WM-Qualifikationsspielen im Einsatz. Zunächst ist “La Tri” im hoch gelegenen La Paz gegen Bolivien gefordert (12.11.). Mehr als 10.000 Kilometer von Augsburg entfernt. Dann steht noch ein Heimspiel gegen Kolumbien auf dem Programm (17.11.).

Übrigens sind auch zwei Leihspieler des FC Augsburg mit ihren Juniorenmannschaften unterwegs. Für den bei Fortuna Düsseldorf geparkten Kevin Danso geht es in der U21-EM-Quali mit Österreich gegen die Türkei (13.11.) und Andorra (17.11). Neuzugang Frederik Winther, der direkt nach seiner Verpflichtung im Sommer an seinen Verein Lynby BK zurückverliehen wurde, ist erstmals für die dänische U21-Auswahl nominiert worden und könnte im EM-Qualispiel in Rumänien zum Einsatz kommen (17.11.). Fredrik Jensen wurde wegen einer Sprunggelenksverletzung übrigens nicht für die finnische Auswahl nominiert.

Auch um seine Chancen auf die anstehende EM zu wahren, ließ sich Kevin Danso im Sommer nach Düsseldorf verleihen. Dort läuft es sportlich gesehen suboptimal: Maue Punktausbeute und persönliche Patzer. In der österreichischen A-Nationalmannschaft hat der Innenverteidiger momentan keine Chance, darf aber zumindest bei den Junioren ran. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Länderspielreisen während Corona: Sinnvoll?

Nun sind die aufgelisteten Spiele mit Ausnahme Islands und Ecuadors sportlich gesehen ziemlich irrelevant. In Zeiten der Corona-Pandemie bedeuten sie obendrein auch noch ein Risiko für den Verein. Dabei geht es nicht nur um die hohe Belastung sowie Verletzungen, wie jüngst von Finnbogason, sondern auch um die Gesundheit. Während sie bei ihren Nationalmannschaften weilten, wurden im Oktober etwa BVB-Profi Manuel Akanji (Schweiz), die beiden Hoffenheimer Andrej Kramaric (Kroatien) und Kasim Adams (Ghana) sowie Herthas Mattéo Guendouzi (Frankreich U21) positiv auf Covid-19 getestet. Das Unverständnis ist bei einigen Vereinen daher groß, wenn ihre Spieler in Risikogebiete reisen.

Die Abstellungspflicht der Bundesligisten ist von der FIFA aktuell ausgesetzt. Geht es in ein Risikogebiet, haben die Vereine das letzte Wort. Werder Bremen entschied sich daher dazu, ihre Nationalspieler bis auf Jiri Pavlenka und Jean-Manuel Mbom nicht freizugeben. Eine Verordnung der Bremer Gesundheitsbehörde schreibt vor, dass sich Spieler, die aus internationalen Corona-Risikogebieten in die Hansestadt zurückkehren, in eine fünftägige häusliche Quarantäne zu begeben haben. Für Werder würde das bedeuten, dass die entsprechenden Akteure unter Umständen in der Bundesliga fehlen. Ähnlich agiert Arminia Bielefeld, wo vier Profis nicht für die Länderspiele freigestellt werden. Venezuelas FCA-Leihgabe Sergio Cordova wurden die Spiele gegen Brasilien und Chile beispielsweise verweigert. Wie sieht die Situation in Augsburg aus?

Wäre eigentlich in der WM-Qualifikation im Einsatz gewesen, bleibt stattdessen aber in Bielefeld: Sergio Cordova, seit 2017 in Augsburg und aktuell nach Ostwestfalen verliehen. (Photo by Thomas F. Starke/Getty Images)

FCA-Profis in Risikogebieten aktiv: Quarantänepflicht entfällt

Bolivien, Dänemark, Ecuador, England, Luxemburg, Österreich, Schweiz, Tschechien, Ungarn – all diese Länder werden vom Robert-Koch-Institut als Risikogebiet eingestuft. Vonseiten des Augsburger Gesundheitsamtes heißt es eigentlich: “Wer sich in einem Risikogebiet aufgehalten hat, muss sich in häusliche Quarantäne begeben und das für den Wohnort zuständige Gesundheitsamt kontaktieren.” Die Dauer der Quarantäne kann nach der neuesten Verordnung des Bundes bis zu zehn Tage betragen. Ein Corona-Test darf frühestens am fünften Tag nach der Einreise durchgeführt werden, sodass die Quarantäne verkürzt wird. Strenge Regeln, die das Gastspiel des FC Augsburg in Mönchengladbach entscheidend gefährden können? Oder ist der FCA von dieser Regel ausgenommen?

Auf Anfrage der Rosenau Gazette verweist ein Sprecher des Augsburger Umweltreferats auf eine Sonderregelung, nachzulesen in der etwas sperrig formulierten “Verordnung über Quarantänemaßnahmen für Einreisende zur Bekämpfung des Coronavirus” des Freistaats Bayern. Dort heißt es in §2 Absatz 3 Satz 2 Nummer 5 zu etwaigen Ausnahmen: Personen, “die zur Vorbereitung, Teilnahme, Durchführung und Nachbereitung internationaler Sportveranstaltungen durch das jeweilige Organisationskomitee akkreditiert werden oder von einem Bundessportfachverband (wie beispielsweise dem DFB, d. Red.) zur Teilnahme an Trainings- und Lehrgangsmaßnahmen eingeladen sind”, sind von der Quarantäneverordnung ausgenommen.

Das Spiel des FCA in Gladbach ist also nicht gefährdet. Weil bei Länderspielen aber irgendwie immer Bedenken einer Verletzung und mittlerweile auch einer Corona-Infektion mitschwingen, darf man nur hoffen, dass alle Profis unversehrt in die Fuggerstadt zurückkehren. Wenn sie das mit einem Erfolgserlebnis wie dem ersten A-Länderspiel oder der geglückten EM-Quali tun, umso besser.

Autor: Andi

Gebürtiger Rosenheimer, der sich früh vom FC Bayern abwandte und sein Herz an den FC Augsburg verlor - und dies zu keiner Sekunde bereut.

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