Nach der ebenso peinlichen wie unnötigen Niederlage gegen das abgeschlagene Tabellenschlusslicht Schalke war am vergangenen Samstag nun die Arminia aus Bielefeld in Augsburg zu Gast. Ein einmaliger Ausrutscher gegen S04 möchte man sagen und im gleichen Zuge hoffen, dass die Augsburger Kicker kapiert haben, dass gegen Arminia dringend eine Leistungssteigerung benötigt wird, um was zählbares zu holen. Nun, liebe Leserinnen und Leser, ich muss euch schon zu Beginn enttäuschen. Eine richtige Leistungssteigerung war auch gegen den Konkurrenten aus Ostwestfalen nicht ersichtlich. Mit dem torlosen Remis waren beide Mannschaften durchaus gut bedient, so ein kurzes Fazit vorab. Nach der Arminia stand dann am Dienstag Eintracht Frankfurt auf dem Spielplan und hier möchte man einfach nur sagen: Unglücklich, Unglücklicher, FCA. Und, by the way: Herzlich Willkommen zurück im Abstiegsk(r)ampf!
Rückblick Arminia
Aber eins nach dem anderen – blicken wir zu aller erst zurück auf die Partie gegen Bielefeld. Die Arminia galt im vergangenen Sommer als Abstiegskandidat Nummer eins. Viele sahen in dem ostwestfälischen Club eine Art Kanonenfutter und prognostizierten den direkten Wiederabstieg. Aber bis dato schlägt sich der DSC wacker und machte auch dem FCA im Hinspiel das Leben sehr schwer. Und im Gegensatz zum Hinspiel hatte die Arminia am Samstag keine Geschenke an den FCA zu verteilen…
“Wir können am Samstag einen Kampf erwarten, weil Augsburg – genau wie wir – einen robusten Fußball spielt, auf die Umschaltmomente geht und bei Standards Gefahr ausstrahlen kann. Da müssen wir uns gegenstemmen. Wir müssen sehr klar bleiben, was unsere Spielweise betrifft und versuchen, präzise zu spielen, damit wir dem Gegner keine guten Momente gönnen.”
Arminia Coach Kramer vor der Partie des DSC gegen den FCA
Nicht an Bord war der Augsburger Leihstürmer der Arminia, Sergio Cordova, aufgrund einer Covid-19-Erkrankung. Gute Besserung an dieser Stelle! In der Augsburger Startelf fand sich nach längerer Ausfallzeit Iago wieder und ersetzte Jungspund Gumny hinten links. So viel zur Aufstellung und rein in die Partie. Der FCA hatte in der ersten Halbzeit merklich Probleme gegen forsche Bielefelder, die auch zu einigen -wenn auch meist harmlosen – Abschlüssen kamen. Die Arminen liefen die Augsburger gut an, hielten körperlich dagegen und stellten viele Räume zu – dies lässt sich auch statistisch belegen:
Gerade Urgestein Klos und der flinke Doan sorgten für offensive Glanzmomente im Augsburger Strafraum – ohne jedoch zwingend gefährlich zu werden. In Minute 28 beispielsweise zeigte die Arminia eine sehr gefällige Ballstafette: Klos legte den Ball per Absatz auf den agilen Voglsammer ab, der frei vor dem Tor volley ab- und zum Augsburger Glück verzieht. Da war definitiv mehr drin – beste Chance des Spiels bis dato. Und nach 33 Minuten hat Bielefeld sage und schreibe 61 Prozent Ballbesitzanteile zu verzeichnen!
Der Kicker resümiert in seinem Liveticker nach einer halben Stunde:
“Nach einer halben Stunde kann man sagen: Die Bielefelder sind in der Offensive einen Tick zwingender, ohne sich jetzt eine Vielzahl an Chancen zu erspielen.”
Kicker im Liveticker zum Spiel
Auf Augsburger Seite hatte einzig Marco Richter in der 35. Minute einen guten Torabschluss – der leicht abgefälschte Schuss ging leider nur auf das Tornetz. Das war bezeichnenderweise die beste Augsburger Chance in der ersten Halbzeit. Schiedsrichter Markus Schmidt empfand die Partie scheinbar nicht grade als Schmankerl und pfiff die erste Hälfte sogar sechs Sekunden eher ab. Das kommt in der Bundesliga auch sehr selten vor.
Nach dem Seitenwechsel gab es bis zur 65. Minute kaum tornahe Szenen zu sehen, erst nach der Einwechselung von Finnbogason (für Marco Richter) kam etwas mehr Schwung in die Partie. Der Isländer brachte sichtlich mehr Offensivgeist in die Mannschaft und pushte seine Mitspieler nach vorne. In Minute 78 legte ebendieser Isländer Ruben Vargas sehenswert auf, dessen Abschluss Ortega jedoch spektakulär um den Torpfosten lenken konnte. Das war auch die einzig nennenswerte Situation in Halbzeit zwei und die beste Szene des gesamten Spiels. Aber insgesamt war dieses 0:0 nach Abpfiff mehr oder minder leistungsgerecht.
Der Kicker zieht zum Spielende folgendes Fazit (und hat damit ganz recht):
“Schluss in Augsburg, die Partie endet mit dem einzig logischen Ergebnis: 0:0. Nach dem Seitenwechsel war vor beiden Toren noch weniger geboten als vor der Pause. Aber eine dicke Chance hatte der FCA, die Ortega klasse parierte. In Summe geht dieses Remis absolut in Ordnung.”
Kicker im Liveticker zum Spiel
Rückblick Eintracht
Nach Bielefeld ist vor Frankfurt. Der FCA hatte im Rahmen der englischen Woche am Dienstag ein Auswärtsspiel in Frankfurt vor der Brust. Ein anderes Kaliber als Schalke und Bielefeld. Die Vorzeichen standen dabei denkbar schlecht für den FCA: Caligiuri und Khedira hatten sich gegen Arminia die fünfte gelbe Karte eingehandelt und waren gegen die Eintracht somit gesperrt. Heiko Herrlich reagierte in der englischen Woche mit einer totalen Rotation und sendete eine noch nie dagewesene Anfangsformation auf den Platz:
Etwas überraschend starteten die beiden Tschechen Marek Suchy und Jan Moravek. Gerade bei unserem dauerverletzten Routinier Moravek überraschend. Aber auch Suchy ist sonst nicht gerade die erste Wahl in der Innenverteidigung.
Der FCA stand – mit Blick auf die Startelf – tief und lies die Gäste in den ersten zehn Minuten des Öfteren zum Abschluss kommen, unter anderem pflückte Gike in Minute fünf einen Kopfball von Silva aus der Luft. Ein Art Wachmacher für den FCA, der anschließend aufdrehte und einige gute Offensivaktionen verzeichnen konnte. Unter anderem schloss der agile Richter aus spitzem Winkel ab und fand seinen Meister in Trapp, der weiterhin einen Distanzschuss von Benes sicher hielt.
Der Kicker urteilte nach 15 Spielminuten:
“In den ersten knapp 15 Minuten wird deutlich, wohin die Reise gehen dürfte: Augsburg steht dicht gestaffelt, macht die Räume eng und hofft auf Konter. Die Eintracht hat mehr vom Spiel, bleibt bislang aber in der engmaschigen Gäste-Deckung regelmäßig hängen.”
Kicker im Liveticker zum Spiel
In der 24. Spielminute dann die beste Szene des Spiels: Niederlechner prüfte Trapp aus fünf Metern, der jedoch parieren konnte und Kostic sodann Moraveks Nachschussversuch blockte. Nach 30 Minuten hatte Frankfurt knapp 66 Prozent Ballbesitz, offensiv jedoch nicht allzu viel anzubieten und Gike hatte bis dato einen geruhsamen Abend. Bis zur 31. Spielminute war es auch eine faire Partie. Dann kam Ex-Augsburger Hinteregger und foulte Marco Richter rüde von der Seite. Der Schiedsrichter zückte nur gelb – aus Augsburger Sicht deutlich zu wenig. Über rot hätte sich “Hinti” wohl auch nicht beschweren dürfen.
“Hinteregger kommt auf der Außenbahn gegen Richter zu spät, hat gar keine Chance auf den Ball und senst dann den Augsburger mit einem rüden Foul um – der Österreicher kam von der Seite, hatte den Fuß aber weit oben und Richter auf Kniehöhe getroffen.”
Kicker im Liveticker zum Spiel
Leider trat ebenjener Hinteregger in Halbzeit eins nochmals in Aktion und brachte mit einem satten Kopfball die Eintracht – bis dato schmeichelhaft – in Führung. Mit einem Rückstand ging der FCA in die Pause und Frankfurt wechselte clevererweise den angezählten Hinteregger aus. Nach dem Seitenwechsel holte sich leider Captain Udo die fünfte gelbe Karte ab und fehlt nun am Freitagabend gegen Köln. Schöner Mist!
Die Partie plätscherte nach Wiederanpfiff lange unspektakulär dahin, bis die Eintracht einen Konter bilderbuchmäßig abschließen konnte in Person von Silva. 2:0 – nicht unbedingt leistungsgerecht. Aber wenn man vorne nicht trifft und hinten wacklig steht, dann wunderts einen auch nicht weiter. Auch hier – in der Szene zum 2:0 – stimmte die defensive Zuordnung (mal wieder) nicht, wieder eine zielgenaue Flanke des Gegners und wieder ein Kopfballgegentor. Man möchte sagen, es liegt “nur” an der zusammengewürfelten Mannschaft. Aber stimmt das auch?
In Minute 65 dann der Dreifachwechsel: Strobl für Moravek, Jensen für Richter und Finnbogason für Niederlechner. Alles positionsgetreu, der Kicker titulierte dies in seinem Liveticker relativ treffend als typische Augsburger Risikoaversion. Doch zumindest etwas Vorwärtsdrang bewirkten die Wechsel, es sprang immerhin in Minute 71 ein Handelfmeter für den FCA raus. Dieser ist nicht ganz so strittig, wie die Kartenwahl bei Hinteregger, aber auch hier waren Diskussionen angebracht. Der VAR griff ein, schickte den Schiedsrichter an den Fernseher und dieser entschied schlussendlich auf Elfmeter.
Konzessionsentscheidung? Möglich. Jedoch verschoss Finnbogason den Elfmeter kläglich, sodass statt Augsburger Aufholjagd eher Frust schieben angesagt war. Der eingewechselte Vargas setzte gegen Spielende noch einen Konterabschluss an den Pfosten. Fortuna trug heute wahrlich kein FCA Trikot.
Auch der Kicker sieht vor allem die fehlende Zielgenauigkeit der Augsburger vor dem Tor als Genickbruch:
“Augsburg war nicht chancenlos, versagte vor dem Tor aber immer wieder – und gerät mit Blick auf den Abstiegskampf nun wohl noch mehr unter Druck. Frankfurt hat sich von der klaren Niederlage in Gladbach gut erholt gezeigt und den FC Augsburg in einem Geduldspiel 2:0 geschlagen. Die Eintracht tat sich lange mit galligen Gästen schwer, spielte ihre Klasse aber letzten Endes aber dennoch aus – und kam der Champions League damit wieder einen Schritt näher.”
Kicker im Liveticker zum Spiel
Vorschau Köln
Nun, wie der Kicker schon ganz treffend resümierte: Der FCA steht nun wieder gewaltig unter Druck. Stand man noch vor einigen Wochen recht komfortabel da in der Tabelle, ist es heute wieder etwas kuscheliger geworden im Abstiegskampf. Der FCA hatte es lange in der eigenen Hand.
Aber: 1 Punkt aus den beiden Spielen – gegen die Kontrahenten Arminia und die bereits abgestiegenen Schalker – ist deutlich zu wenig. Null Treffer in den vergangenen drei Spielen ist offensiv blamabel und bietet Grund zur Sorge. Die Kölner als kommender Gegner hingegen befinden sich im dezenten Aufwind, gewannen mit 2:1 zuletzt gegen Bayern-Jäger Leipzig und pirschen sich an die Nicht-Abstiegsplätze an. Ex-Nationalspieler und Abwehrspezialist Jonac Hector erzielte hierbei beide Treffer für die Kölner.
Der FCA hat auf den Tabellen-17. derzeit satte 7 Punkte Vorsprung – jedoch könnte der Vorsprung im “Sechs-Punkte-Spiel” am kommenden Freitag deutlich schmelzen. Auch Arminia, Bremen, Mainz, Hertha und Hoffenheim befinden sich in direkter Schlagdistanz, wobei Mainz ein Spiel und Hertha sogar zwei Spiele weniger gespielt haben aufgrund von Corona-Erkrankungen im Vereinsumfeld.
Gegen Köln muss Heiko Herrlich vorallem in der Innenverteidigung umstellen, Vize-Kapitän (?) Felix Uduokhai fehlt gelbgesperrt. Eine Möglichkeit des Ersatzes stellt Reece Oxford dar, eine weitere ist Marek Suchy. Aus dem Stand würde ich für ersteren plädieren. Eine Begründung könnten diese Werte hier beispielsweise sein, die gegen den Effzeh gefragt sein werden:
Heiko Herrlich sieht dies anscheinend ähnlich:
„Reece Oxford macht zurzeit sehr viel Freude”, lobte Herrlich den Engländer, der gegen die Eintracht schon für den am Kopf verletzten Jeffrey Gouweleeuw einsprang. ,,Er wird ihn [Uduokhai, Anm. d. Red.] sicherlich dann ersetzen müssen.”
OneFootball
Offensiv fehlt seit längerem die Durchschlagskraft und vor allem das Zielwasser, gefällige Kombinationen sind Mangelware und kreative Umschaltmomente sind oft von Zufall geprägt. Flo und Finnbo im Formtief, Richter und Vargas zu ungenau im Abschluss. Nur André Hahn ist diesertags einigermaßen treffsicher und die große (Offensiv-) Hoffnung in den letzten vier Partien.
Folgende Aufstellung könnte Heiko Herrlich also aufs Feld schicken:
Gikiewicz - Iago, Gouweleeuw, Oxford, Framberger - Strobl, Gruezo - Vargas, Benes, Richter - Hahn
Persönlich hoffe ich, dass Freddy Jensen und Noah Sarenren Bazee mal eine reelle Einsatzchance erhalten in Form von Spielminuten! Die Schnelligkeit und der Spielwitz der beiden Kreativspieler könnte uns gut zu Gesicht stehen. Ich lasse nun einfach Rafal Gikiewicz das Schlusswort für mich sprechen, dem stimme ich uneingeschränkt zu:
#NURDERFCA