Oh, wie ist das schön

Das Spiel am Samstag gegen den BVB war nicht nur aus tabellarischer Sicht etwas besonderes. Nach über 6 Monaten durften auch mal wieder Fans ins Stadion auf dem Lechfeld strömen und den FCA unterstützen. Die Öffnung des Spiels sorgte bei einigen für Sorgenfalten. Corona geistert weiter durch die Republik und wie sollte man das Stadionerlebnis sicher gestalten? Gazetten-Freund Tobi berichtet im folgenden Gastbeitrag aus erster Hand.

Als das Hygienekonzept der DFL vorgestellt wurde, habe ich mich zunächst gewehrt. Eine stark reduzierte Anzahl an Fans und keinerlei Stehplätze? Eine Stimmung wie bei einem Freundschaftsspiel gegen den SV Heimstetten an einem lauen Sommernachmittag. Nur, dass es Herbst ist. Und kalt. Außerdem werden die wenigen Sitzplatztickets eh vermutlich recht teuer sein. Und dann immer diese elende Maske aufsetzen. Dazu lass ich mir dann noch ein schales Riegele alkoholfrei schmecken. Kein schönes Leben hier!

Das Hadern

Kurz nachdem dann bekannt gegeben wurde, dass Tickets für das Heimspiel gegen Borussia Dortmund bald in den Vorverkauf gehen und alle DK Inhaber ein exklusives Vorkaufrecht haben würden, fing ich dann an zu grübeln. Alles was es brauchte, war ein überzeugender Sieg des FCA in Berlin zum Saisonauftakt und die Nachricht eines treuen Stadionbegleiters der letzten Jahre: „Morgen gibt’s Karten für das BVB Spiel! Soll ma gehen?“. 

Vielleicht wird das alles ja doch nicht so schlecht. Am Ende wird es vielleicht für lange Zeit das einzige Spiel bleiben, bei dem die Fans dabei sein können. Versuchen können wir‘s ja mal, und wenn dann am Ende alle Karten vergriffen sind soll‘s halt nicht sein.

Die Vorbereitungen sind ungewöhnlich momentan. Besser als kein Stadion dachten sie trotzdem viele. (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Ob es derzeit grundsätzlich verantwortungsvoll ist Sportveranstaltungen mit Zuschauern durchzuführen kann dabei durchaus kritisch diskutiert werden. Wenn ich mir die Beschränkungen in anderen Bereichen ansehe, stelle ich jedoch fest, dass vermehrt Veranstaltungen und Konzerte stattfinden (z.B. an der Augsburger Freilichtbühne). Nachdem nun auch der Besuch von Kneipen und Bars unter Auflagen als hinnehmbar eingestuft wird, sehe ich wenig Gründe, warum eine Freiluftveranstaltung mit einem geprüften Hygienekonzept vor leeren Rängen stattfinden sollte – ein ordentliches Konzept und stabile, niedrige Fallzahlen in der Region natürlich vorausgesetzt. Sorgen darum, dass das Ganze zu einem Superspreaderevent ausartet, hatte ich nach den ersten positiven Erfahrungen der anderen Bundesligisten am vorausgegangenen Wochenende ohnehin nicht.

Ticketvorverkauf

Am Dienstagvormittag, einige Stunden vor dem Start des Voverkaufs, informierte Geschäftsführer Michael Ströll uns dann geduldig via Livestream über die Einzelheiten der Kartenvergabe. Die Message: Der FCA hat alles dafür getan das Prozedere so fair und fanfreundlich wie möglich zu gestalten. First come, first serve; gleicher Preis für alle Plätze; Aufteilung der Fans in 2er und 4er Gruppen; Tickets für Freunde und Familien können direkt mitbestellt werden (Dauerkarte vorausgesetzt).

Alle mit Abstand auf ihren Plätzen. Anscheinend hat vieles sehr gut funktioniert am Samstag, auch auf den Tribünen. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Dass die Karten zu einem Einheitspreis von 15€ und somit nicht kostendeckend angeboten werden, ist überdies ein klares Signal, dass es dem FCA mit den Ticketverkäufen nicht darum geht Geld zu verdienen. Es soll vielmehr möglichst vielen Fans die Möglichkeit gegeben werden, den FCA lautstark zu unterstützen. Bravo FCA, ein tolles Zeichen auch an die vielen Dauerkartenbesitzer, die in der letzten Saison freiwillig auf die Rückzahlung der Dauerkarte verzichtet haben. Am Ende des Tages verwundert es dann auch nicht, dass die 6.000 Karten an den Fan gebracht wurden. Unter den Käufern: natürlich mein Mitstreiter und ich. 

Und da wuchs sie dann auch wieder – die Vorfreude. Die Vorfreude auf ein erstes Heimspiel einer Saison, das immer mit der Hoffnung beladen ist, man könne doch mal wieder oben angreifen, wenn – ja wenn doch nur dieses Jahr endlich mal wieder alles passt. Die anfänglichen Vorbehalte gegenüber dem Stadionbesuch sanken. Schlechte Stimmung im Stadion? Dann schrei ich halt noch lauter als sonst. Kälte? Dafür besitze ich genau diese eine lange Unterhose. Maske tragen? Geschenkt.

Augsburg hält Abstand

Dann endlich Samstag, Gameday! Wohl genährt machen wir uns auf den Weg zum Stadion. Was sofort auffällt: kaum ein Fan des FCA ist in der Innenstadt anzutreffen. Auch am Königsplatz ein ähnliches Bild. Lediglich vereinzelte FCA Trikots samt Bierdose kreuzen den Weg. Die Straßenbahn luftig bis leer, was insbesondere daran liegt, dass eine hohe Taktung der Bahnen zum Stadion gewährleistet wird (auch auf dem Rückweg). Unter diesen Bedingungen den gebotenen Abstand einzuhalten ist kein Problem. 

Auf dem Fußmarsch zum Stadion werden wir nochmals dran erinnert: Heute kommt es auch auf uns an, ob des Konzept aufgeht. Maske, Hygieneregeln und Menschenverstand: Augsburg hält Abstand.

Deutlicher kann man nicht darauf hinweisen, dass nicht alles wie immer ist. (Foto: privat)

Am Stadionvorplatz angekommen, werden alle Besucher von der Security aufgefordert Masken aufzusetzen. Weiterhin müssen die Besucher sich auf verschiedene Eingänge aufteilen, um möglichst kontaktfrei an Ihre Plätze zu gelangen. Es fällt auf, dass den Besuchern der Ernst der Lage bewusst zu sein scheint: Wenn wir es heute vermasseln gibt es demnächst vielleicht keine Spiele mehr vor Publikum.  Es wird aufmerksam Abstand gehalten und die Maske vorbildlich über die Nase gezogen. Auch am Platz verhalten sich die Besucher rücksichtsvoll und nehmen in 2er bzw. 4er Gruppen ihre vorgesehenen Plätze ein.

Die Vereinshymne erklingt – die Situation ist zunächst gewöhnungsbedürftig, aber die Atmosphäre ist besser, als ich sie erwartet habe. Ein sehnsuchtsvoller Blick auf die ausgestorbene Ulrich-Biesinger- Tribüne trübt das Bild ein wenig. 

Anstoß – Heja, Heja FCA! Die Fans versuchen alles um das Fehlen der anderen 24.000 (darunter auch die organisierte Fanszene) zu kompensieren. Jedem scheint bewusst zu sein, dass er heute besonders engagiert mitmachen muss um der Mannschaft zu helfen. Hin und wieder verstummen die Gesänge, umgehend ertönt es dann aber aus einem anderen Eck des Stadions. Siegtorschütze Felix Uduokhai wird später von einem „gefühlt ausverkauftem“ Stadion sprechen, das die Mannschaft nach vorne getragen hat. In erster Linie ist es aber auch der Mannschaft zu verdanken, dass die Atmosphäre sich im Verlaufe das Nachmittags stetig steigert. Ein derart leidenschaftliches Team des FCA haben wohl die meisten der 6.000 Anwesenden schon länger nicht mehr bewundern dürfen. „Hier regiert der FCA“. Wir spielen nicht auf Remis, wir wollen hier gewinnen. Da waren sich Mannschaft und Fans einig. 

95. Minute dann der Höhepunkt des Tages: Alle 6.000 Unterstützer erheben sich gemeinsam von Ihren Plätzen und lassen ein schallendes „Oh wie ist das schön“ über dem Lechfeld erklingen. Jedem Anwesenden ist bewusst, dass hier wahrlich nicht nur die Freude über einen unverhofften Punktgewinn besungen wird. „…sooo schöööön, so schön!“

Gänsehaut. Schlusspfiff. LaOla. Heimweg.

Am Ende ziehe ich ein positives Fazit: Ein gutes Hygienekonzept, verantwortungsvolle Besucher und eine tolle Stimmung. So wie es am Wochenende in Augsburg abgelaufen ist, darf es aus meiner Sicht gerne weitergehen. So lange bis wir alle zusammen wieder auf unseren Stammplätzen stehen/sitzen und uns wieder nur auf das Wichtigste konzentrieren dürfen. Danke an alle Beteiligten – wir sehen uns beim nächsten Heimspiel! Bis dahin halten wir noch etwas Abstand – und zwar von den Abstiegsrängen.

Autor: Andy

Wohnt und arbeitet in Frankfurt. Denkt dennoch seit vielen Jahren fast immer an den FCA.

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