Wer rastet, der rostet? Von Rast kann keine Rede sein!

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

So ruhig war es während einer Sommerpause in Augsburg schon lange nicht mehr. Vor zwei Jahren kam Dirk Schuster nach Augsburg und mit ihm ein negativer Bruch nach der Zeit unter Markus Weinzierl. Diese Episode war schnell wieder beendet. Im letzten Sommer musste man sich fragen, ob Manuel Baum das Zeug zum Bundesligatrainer hat, der eine Mannschaft formen und langfristig in dieser Liga arbeiten kann. Das hat er mittlerweile bewiesen. Daneben wurden einige gestandene Spieler letzten Sommer abgegeben, als u.a. Paul Verhaegh und Raul Bobadilla den Verein verlassen haben. Auch bei Marwin Hitz hatte man letztes Jahr schon andauernd gerätselt, ob er geht oder bleibt. Ruhe in der Sommerpause hatten wir jetzt schon eine Weile nicht mehr. 

In diesem Sommer ist alles anders. Der FCA hat letzte Saison sportlich überraschend gut gespielt und souverän den Klassenerhalt eingefahren. Bei einigen Leistungsträgern hatte zumindest ich gedacht, dass es sehr schwierig werden würde, diese zu halten. Marwin Hitz musste man ablösefrei ziehen lassen, wusste dies aber noch vor Saisonende. Sowohl Philipp Max, Jeffrey Gouweleeuw, Michael Gregoritsch als auch Alfred Finnbogason trainieren immer noch in Augsburg auf die neue Saison hin. Daneben rückt zumindest der Transferschluss in England in immer greifbarere Nähe und Stefan Reuter hat in einem Interview geäußert, dass er sich im Moment nicht mit offenen Anfragen beschäftigen würde. Es kommt das Gefühl auf, dass wir mit diesem Kader (abgesehen von einigen Abgängen von Ergänzungsspielern wie Usami zuletzt) in die neue Saison gehen. Nach einem umtriebigen Start in die Transfeperiode ist danach nicht mehr viel passiert. Es ist sehr ruhig und konzentriert in Augsburg gearbeitet worden. Ich beginne Ruhe und Untätigkeit durcheinander zu bringen. 

Momentan fällt es schwer im Kader eine Weiterentwicklung gegenüber der letzten Saison zu sehen. Einzig bei André Hahn erwarte ich, dass er uns sportlich direkt verbessert. Nach einem verkorksten Jahr in Hamburg muss allerdings auch André Hahn sich wieder beweisen. Julian Schieber, Fredrik Jensen und Felix Götze sehe ich eher als Verstärkungen für die Tiefe des Kaders. Wie groß ihr sportlicher Beitrag sein wird, ist deutlich weniger absehbar. Sie werden ihre Zeit brauchen, um sich an die Liga zu gewöhnen (Götze und Jensen) und müssen fit bleiben (Schieber!). Nach dem Abgang von Marwin Hitz und einer fehlenden Verstärkung auf der Position des Rechtsverteidigers stellt sich mir daher die Frage, ob die Mannschaft, die beim Pokalspiel gegen Steinbach auf dem Platz stehen wird, besser ist, als die Elf, mit der wir in die letzte Saison gestartet sind. Ich zweifle.

Etwas Unruhe erfasst mich auch, wenn ich sehe, wie sich die Konkurrenz teilweise verstärkt hat. Mainz 05 hat sich von Diallo, Serdar und Muto getrennt und im Gegenzug über 20 Mio. EUR für Kunde, Mateta und Niakhaté ausgegeben. Keiner der drei ist älter als 22. Mit Caricol, einem 21jährigen spanischen U21-Nationalspieler, soll für 10 Mio. EUR das nächste Talent nach Mainz gelotst werden. Große Investitionen in die sportliche Zukunft der Mannschaft. Investitionen, die wir in Augsburg bisher in diesem Sommer nicht gesehen haben. Dies liegt auch daran, dass wir keine großen Transfererlöse erzielt haben, die wir reinvestieren könnten. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir keine geeigneten Kandidaten identifiziert haben, von denen die sportliche Führung überzeugt wäre. Wie dem auch sei, einer wie Michael Gregoritsch ist in diesem Jahr bisher nicht verpflichtet worden. Bräuchten wir nicht noch einen rechten Schlegel zum linken Schlegel dazu? 

Naja, der Gregerl ist ja auch immer noch da, genau wie die anderen Granaten. Wahrscheinlich haben wir uns als Fans mittlerweile einfach an eine gewisse Drehgeschwindigkeit des Karussells gewöhnt, so dass wir selbst verwundert sind, wenn sich mal nicht so viel bewegt. Zumindest mir geht es im Moment so. Und wenn ich länger darüber nachdenke, dann freue ich mich. Meine Hoffnung liegt darin begründet, dass Manuel Baum die Spieler stetig weiterentwickelt und auch die Leistungsträger von heute noch einen Sprung machen können in der kommenden Saison. Wenn alle fit sind, dann ist das wohl immer noch mit die beste FCA-Mannschaft, die wir je hatten. Zudem waren wir letzte Saison nur dann schwächer, wenn Leistungsträger ausgefallen sind und nicht adäquat ersetzt werden konnten. Die Investitionen in die Kadertiefe könnten sehr lohnend sein und uns einige zusätzliche Punkte bescheren. Dazu kennt sich dieses Team gut, ist eingespielt und kann von Anfang an in den Wettbewerben durchstarten. Wie viel Energie geht jedes Jahr verloren, bis sich alle kennen, das System erlernt haben und wissen, wie sie in welchen Situationen zu reagieren haben? Diese Eingewöhnung ist bei uns in diesem Jahr nicht nötig. Es ist nie alles perfekt, aber insgesamt sind wir wohl gut vorbereitet auf das, was kommt. Lassen wir uns nicht kirre machen, bis es endlich wieder losgeht. Zeit wird es, dass es endlich wieder losgeht. Es ist ja kaum auszuhalten. 

Autor: Andy

Wohnt und arbeitet in Frankfurt. Denkt dennoch seit vielen Jahren fast immer an den FCA.

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