Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.
Mit der Verpflichtung von Sandro Wagner als Cheftrainer hat sich der FC Augsburg in diesem Sommer was getraut. Die Person Sandro Wagner war in mehrerlei Hinsicht eine mutige Entscheidung. Einerseits verfügte Sandro Wagner zum Zeitpunkt seiner Verpflichtung über keine Cheftrainererfahrung im Profibereich. Andererseits polarisiert die Person Sandro Wagner mehr, als der ganze FCA zusammen. Das Experiment hätte man betiteln können mit: „Die graue Maus sucht die Aufregung: FCA verpflichtet Trainer-Toptalent Sandro Wagner“.
Ich selbst habe mich eingereiht in die Riege derer, die sowohl Potential als auch Gefahr der Verpflichtung gesehen haben. Jess Thorup hat den FCA stabilisiert, der sportliche Ansatz war allerdings mit „konservativ-defensiv“ noch positiv umschrieben. Zudem ging Thorups Team zweimal zum Saisonende die Luft aus. Am Ende wurde dies Thorup und nicht seinem Team angelastet. Sandro Wagner sollte hier Beihilfe schaffen. Killer-Instinkt, proaktivere Spielgestaltung und dazu noch die eigenen Jungen einbauen. Klang zu verlockend, als dass es der FCA nicht probieren wollte.
Das Experiment ist gescheitert
Nach 12 Spieltagen und einigen Klatschen – der letzten unter Wagner am Samstag in Hoffenheim – ist Wagners Weg in Augsburg auch schon wieder zu Ende. Wagner ist wahrscheinlich vor allem an Wagner gescheitert. Benni Weber wird in der Pressemitteilung zum Wagner-Abschied zitiert, dass das Ziel nun sei, die Mannschaft zu stabilisieren und zu punkten. Der FCA macht einen Zwischenschritt. Dieser resultiert aus dem notwendigen Pragmatismus, der sich ergibt, wenn eine Mannschaft sich regelmäßig präsentiert wie gegen die TSG aus Hoffenheim: defensiv offen wie ein Scheuentor.
In einer solchen Situation ist es notwendig, nicht zu sehr an den eigenen Prinzipien festzuhalten sondern Lösungen zu finden. Gemeinsam. Der Glaube an die gemeinsame Lösungsfindung scheint derweil beim FCA zwischen den Beteiligten nicht mehr vorhanden gewesen. Und so ist es eher weniger ein Rauswurf, als eine gemeinsame Beendigung der Zusammenarbeit geworden, die die Episode Sandro Wagner beim FC Augsburg beendet. Es passt irgendwie ins Bild, dass diese für den FCA recht verrückte Zeit, auf so pragmatische Art und Weise endet.
Was kann man mitnehmen?
Der FCA bleibt ein Verein, der Dinge aus Überzeugung tut und einem konkreten Plan folgt. Sandro Wagners Verpflichtung hielt man im Sommer für den nächsten Schritt, im Dezember ist man schlauer. Ob man die Verpflichtung als „Fehler“ bezeichnen muss, wird sich erst noch zeigen. Die Frage ist ja, was man aus dem Ganzen lernt. Warum hat es mit Sandro Wagner nicht geklappt? Nach was hätte Michel Ströll in den langen geführten Gesprächen vor der Verpflichtung fragen müssen, um diesen Ausgang zu verhindern?
Sandro Wagner hat dem FC Augsburg einen Schubs gegeben. Er hat Prozesse angestoßen. Er hatte leider keinen nachhaltigen sportlichen Erfolg. Auf der Pressekonferenz nach seiner Verpflichtung war ich es, der ihn gefragt hatte, ob er wüsste, dass Trainer meist nicht lange in Augsburg bleiben. Dies gilt am Ende des Tage noch mehr für Sandro Wagner, der sich noch weniger verbiegen lässt als seine Vorgänger. Und der FCA wird für seinen Mut weiterhin nicht belohnt, weil am Ende die Voraussetzungen weiterhin nicht passen. Vielleicht war es zu früh für Sandro Wagner beim FCA, vielleicht war der FCA zu früh für Sandro Wagner. Es ist müßig über Schuld zu diskutieren und den Schwarzen Peter zu platzieren. Ich mag an dieser Stelle Sandro Wagner für die Schübse für den FCA und seinen Einsatz und seine Arbeit danken. Ich mag ihm auch Erfolg wünschen für seine Zukunft als Trainer. Sandro Wagner ist eine Bereicherung für den Fußball. Danke, Sandro.
Veränderungen brauchen Zeit und es gilt jetzt den richtigen Trainer zu finden, der den FCA zwar in die richtige Richtung auf seinem Weg befördert, die Organisation und Mannschaft dabei aber nicht überfordert sondern Stück für Stück stärkt. Die Auswahl der richtigen Person wird erneut ein spannender Prozess.
Manu, mach es nochmal!
In der Zwischenzeit ist es an Manuel Baum für Hoffnung zu sorgen. Und Hoffnung darf man wohl haben. Manuel Baum hat in seiner ersten Amtszeit in einer ähnlichen Situation übernommen und direkt gegen Gladbach und Dortmund gepunktet. Auch damals war er nur als Interimslösung angedacht. Jetzt beim zweiten Lauf wird sich zeigen, was er in der Zwischenzeit gelernt hat. Gladbach konnte er damals ordentlich überraschen. Warum nicht auch Leverkusen jetzt am Wochenende? Später verhalf er vielen Jugendspielern zu ihrem Durchbruch. Am kommenden Wochenende hoffen viele auf den Nikolaus. Ich hoffe darauf, dass Manu Baum dieses Team direkt aus der Versenkung hebt, damit die Arena weihnachtlich grün leuchtet.
