Kaderanalyse Mittelfeld und Sturm

Das Prunkstück der Augsburger war in der vergangenen Saison definitiv die Offensive. Auch unser defensives Mittelfeld war überdurchschnittlich gut für unsere Verhältnisse besetzt. Da sich auf dem Transfermarkt und in Sachen “Kaderlass” beim FCA einiges getan hat, möchte ich nachfolgend unser Mittelfeld und unseren prominenten Sturm einmal näher vorstellen.

Defensives Mittelfeld

Das defensive Mittelfeld hat sich im Vergleich zur vergangenen Saison nur punktuell verändert: Relativ früh wurde ein verkappter “Bai-Ersatz “- an den Lech gelotst: Tobias Strobl, gebürtiger Münchener, verstärkt den FCA im defensiven Mittelfeld, war aber länger verletzt und konnte nicht die volle Vorbereitung mitmachen.

Eine weitere entscheidende Personalie ist dann Ende Juni geklärt worden: Kapitän Daniel Baiers Vertrag wurde – zum Unmut vieler Fans – aufgelöst und hat im Augsburger Umfeld hohe Wellen geschlagen.

Jungspund Felix Götze, ebenfalls im defensiven Mittelfeld zuhause, war gemäß medialer Berichterstattung an Covid-19 erkrankt und hat somit die ganze Vorbereitung verpasst. Hier steht noch ein Abgang im Raum – Jahn Regensburg war wohl mal interessiert. Bei Jan Moravek muss man, wie immer, von Spiel zu Spiel schauen: Der verletzungsanfällige Mittelfeldstratege befindet sich immer Mal wieder in der Hessingpark Klinik zur medizinischen Behandlung. Wenn er denn auf dem Platz steht, ist er stets bemüht und auf ihn ist dann auch durchaus Verlass. Edu Löwen ist ein echter Allrounder und kann auch im defensiven Mittelfeld spielen, diese Rolle hat er bspw. beim Club häufiger gespielt.

An Carlos Gruezo mag man sich gewöhnen. (FOTO Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Carlos Gruezo hat seine erste Saison im Augsburger Dress hinter sich und hat einen konstant guten Eindruck gemacht, wenn er denn gespielt hat (11 Liga-Einsätze, 1 DFB-Pokal-Einsatz). Der robuste Ecuadorianer hat gute Chancen auf einen Stammplatz im defensiven Mittelfeld in der kommenden Saison. Sein Nebenmann lautet dann wohl erstmal Rani Khedira. Der Bruder von Weltmeister Sami hat sich über Jahre nun den Rang erlaufen und von dem weicht er freiwillig auch nicht ab. Sein Vertrag läuft jedoch nur noch bis 2021, spätestens dann könnte ein Nachfolger aus den eigenen Reihen Tim Civeja heißen. Der 18jährige Nachwuchsspieler durfte zuletzt in Testspielen im defensiven sowie offensiven Mittelfeld ran. Und hat seine Sache echt ordentlich gemacht! Hut ab!

Jeffrey “neuer Kapitän” Gouweleeuw kann auch im defensiven Mittelfeld aushelfen, dies hat er in seinen FCA-Zeiten schon das ein oder andere Mal erfolgreich gemacht. Reece Oxford – eigentlich hauptamtlich Innenverteidiger – kann dies auch spielen, aber in Augsburg war das noch nicht wirklich erfolgsversprechend.

RoGaz Prognose: Götze wird uns wohl noch verlassen. Gruezo und Khedira streiten sich mit Tobi Strobl um die beiden begehrten Startplätze im defensiven Mittelfeld. Jan Moravek ist, wenn er denn fit ist, wie all die Jahre zuvor schon ein solider sowie verlässlich Back Up – zu mehr reicht es wohl aber nicht (mehr). Edu Löwen und der goldene Löwe Jeff könnten diese Position des weiteren verlässlich bekleiden, wenn Not am Mann ist. Oxford ist auf all seinen Parade-Positionen wohl erstmal außen vor (…aber er ist ja noch jung!).

Kreative Schaltzentrale

Gregerl ist nach halbjähriger Leihe zurück am Lech – und zeigt sich in den letzten Testspielen sehr torhungrig. Wenn unsere maulende Mittelfelddiva die Launen in den Griff kriegt und seine Motivation konstant hoch hält, steht einer Startelfgarantie nichts im Wege und er kann die Augsburger, wie in seiner Paradesaison 2017/18 mit 13 Buden, zum Klassenerhalt schießen. Ein hartnäckiger Konkurrent für die Position im zentralen Mittelfeld wird der Winterneuzugang Edu Löwen sein. Noch konnte er sein volles Potenzial in Augsburg noch nicht zeigen. Big things to come also?

Noch nicht ganz in Augsburg angekommen ist Eduard Löwen. Klappt es diese Saison? (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Weiterhin steht mit Freddy Jensen ein ambitionierter Jungspund in den Reihen der Augsburger: Zuletzt hat der Offensivakteur seine Finnen binnen 25 Sekunden zum 1zu0-Sieg in der Nations League gegen Irland geschossen. Weitere Konkurrenz im zentralen/offensiven Mittefeld sind Marco Richter und Florian Niederlechner, die beide in einem System mit verkappter Doppelspitze zusammen mit einem Stürmer die Rolle bekleiden könnten.

RoGaz Prognose: Gregerl scheint heiß zu sein auf eine versöhnliche Saison im Augsburger Dress. Mit ihm sollte man rechnen. Aber auch Löwen und Jensen sind ambitioniert und schmeißen ihren Hut in den Ring. Je nach Form kann die Entscheidung in alle Richtungen ausgehen. Im letzten Testspiel gegen Ajax hat Flo Niederlechner diese Rolle – mehr als sogenannter Halbstürmer – bekleidet und interpretiert. Will der FCA offensiv spielen, sind Gregerl und Niederlechner eine gute Wahl, für eine defensive Ausrichtung eher Edu Löwen oder Freddy Jensen, die beide jedoch auch durchaus torgefährlich sind! Qual der Wahl für Heiko Herrlich. Eine echte Überraschung wäre Jungspund Civeja, der in der Vorbereitung einen guten Eindruck im defensiven und offensiven Mittelfeld hinterlassen hat.

Augsburger Flügelzange

Was früher Ndjeng und Traore waren, sind seit letzter Saison die beiden Youngster Marco Richter und Ruben Vargas. Während ersterer eine tolle U21-EM gespielt und dort phasenweise im Nationaldress brilliert hat, ist Ruben Vargas erstaunlich schnell die Akklimatisierung in der deutschen Bundesliga gelungen. Zudem durfte er letztes Jahr in der Hinrunde in der Schweizer Nati debütieren. Beide sind flink, dynamisch und trickreich. Das tut dem Augsburger Spiel ziemlich gut! Aufgrund des jungen Alters ist die Konstanz halt bei beiden noch nicht vorhanden. Man darf aber dennoch gespannt sein, wenn beide auch 20/21 dem FCA erhalten bleiben, was die beiden noch zu leisten vermögen!

Ruben Vargas hat mit Pedersen und Iago zwei gelernte Verteidiger als Konkurrenz. Wobei diese beiden wohl eher für links hinten eingeplant sind als Startelf sowie Backup-Spieler. Weiterhin können sowohl Marco Richter als auch Andre Hahn und Noah Sarenren Bazee links außen spielen. Freddy Jensen durfte zuletzt in Abwesenheit von Vargas (war bei der Schweizer Nationalmannschaft) auf links außen ran. Auch hier sind wir für Augsburger Verhältnisse gut aufgestellt und haben einige Alternativen.

Rechts außen scheint Marco Richter, trotz Formtief gegen Ende der Saison, gesetzt – doch zuletzt plagte das Augsburger Eigengewächs Blessuren und er konnte einen Teil der Vorbereitung nicht mit dem Team absolvieren. Jetzt tauchen gerade Gerüchte zu einem Kölner Interesse am Eigengewächs auf- verlässt uns der gebürtige Friedberger etwa noch vor Saisonstart?

Der Durchbruch ist geglückt und Ruben links gesetzt. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Erste Alternativen zum Augsburger Jung sind der zu Ende der letzten Saison so starke Noah Sarenren Bazee und Oldie Hahn. Auch Ruben Vargas und Daniel Caliguiri können rechts spielen. Gerade der erfahrene Neuzugang Caligiuri könnte der große Gewinner der Vorbereitung sein und die Abwesenheit von Richter erfolgreich für “Eigenwerbung” genutzt haben. Seine Erfahrung und auch defensive sowie offensive Qualitäten sind sein Trumpf. Georg Teigl, der auf der rechten Außenbahn zuhause ist, wird kein Backup mehr sein wie die letzten Jahre. Er verlässt den FCA und wechselt in seine Heimat zu Austria Wien. Das gab der FCA am vergangenen Montag bekannt.

RoGaz Prognose: Links kommt keiner an Ruben Vargas vorbei. Rechts gibt es ein enges Rennen zwischen Jungspund Marco Richter und den beiden Oldies Caligiuri und Hahn. Je nach taktischer Ausrichtung ist auch eine Job-Rotation denkbar bzw. möglich. Aufgrund Marcos Verletzung geht der Ex-Schalker Daniel Caligiuri wohl erstmal als Favorit auf Rechtsaußen in die Saison. Aber Noah Sarenren Bazee sollte man nicht abschreiben, denn dieser ist im fitten Zustand eine echte Waffe auf außen!

Abteilung Attacke!

So, jetzt kommen wir zum Prunkstück der Augsburger Formation, dem Sturm! Hier hat Heiko Herrlich zwei wirkliche Vollblut-Angreifer zur Auswahl, Flo Niederlechner und Alfred Finnbogason. Während ersterer seine Premierensaison im Augsburger Dress furios absolvierte, ist der oft verletzte und mittlerweile 31jährige Isländer schon eine richtige Institution in der Fuggerstadt und war vor Niederlechner im Sturm unumstritten. Finnbo merkt man jedoch deutlich an, dass es ihm nach einer Verletzung schwer fällt, wieder in den Spielrhythmus zu kommen. Gerade im Sturm braucht man als Spieler Fitness, Spielpraxis und die Bindung zum Spiel.

Nachwuchsstürmer Maurice Malone, den ich schon das ein oder andere Mal als Nachwuchshoffnung im Augsburger Sturm betitelt habe, wurde zuletzt an Drittligist Wehen-Wiesbaden verliehen, unser Edel-Joker Sergio Cordova an den Ligakonkurrenten Arminia Bielefeld. Marco Richter, Andre Hahn und Michael Gregoritsch können ebenfalls im Sturm spielen und sind sicherlich sinnvolle Alternativen, wenn die beiden erstgenannten auszufallen drohen!

Erstmal quält Herrlich jedoch bestimmt die Frage, welchen Akteur er im bevorzugten System mit einem Stürmer spielen lässt von Beginn an. Flo empfiehlt sich mit einer phänomenalen Torquote, Finnbogason als letztjähriger dritter Kapitän glänzt mit Augsburger Erfahrung im Abstiegskampf und einem guten Standing im Verein. Auch hier: Qual der Wahl. Bei einem System mit Doppelspitze ist die Frage jedoch überflüssig.

Keine Alternativen im Sturm (mehr) sind Julian Schieber, der sich Medienberichten zu Folge auf Empfehlung des FCA einen neuen Verein suchen darf – aber noch keinen gefunden hat bis dato. Und weiterhin Nachwuchsspieler Seong-hoon Cheon aus der U23 – Regionalliga – Mannschaft, der jedoch keine Rolle aktuell bei der 1. Mannschaft zu spielen scheint und eher für die “Zwote” eingeplant ist.

RoGaz Prognose: Flo Niederlechner – who else? Der Bomber vom Wertachstrand geht als Platzhirsch in die Saison. Finnbo ist aber ein adäquater Widersacher. Es wird spannend. Ich hätte persönlich gerne noch einen Backup – wie Malone oder Cordova behalten. Gerade Sergio Cordova hat immer sehr gute Leistungen gezeigt bei seinen Joker-Einsätzen und das ein oder andere wichtige Tor erzielt für den FCA. Seine Leihe – zu einem direkten Konkurrent – finde ich eher unglücklich. Wenn er jedoch dort richtig aufblüht und als Torschützenkönig der Bundesliga zurückkommt, der FCA und Arminia die Klasse halten und er beim FCA langfristig bleibt – ja, dann hab ich nix dagegen! Im Sturm haben wir derzeit nur Luxusprobleme. Wenn Niederlechner weiterscort und Finnbo einigermaßen wieder in Tritt kommt, dann haben wir einen Bomben-Sturm! Im wahrsten Sinne des Wortes.

Quo vadis, FCA?

Ja, der Kader wirkt verdünnt, ob der ganzen Personalabgänge. Und doch ist ein kleiner Umbruch ersichtlich. Max ist weg, Luthe ist ebenso weg und Daniel Baier wird schwer vermisst. Jetzt zeigt es sich, wie sich der FCA mit der neuen Mannschaft mit neuem Gesicht präsentiert. Eine neue Rangordnung muss sich noch bilden oder ist gerade auf dem Weg dorthin.

Und ob dieser Kader für die Bundesliga reicht? Eine 10. Saison mit dem FCA in der deutschen Fußballbundesliga. Ja, man muss mich ab und an noch kneifen, denn das ist gigantisch! Das Potenzial ist wie immer da, definitiv. Einiges an Erfahrung ist von Bord gegangen, mit dem Karriereende von Lichtsteiner und mit den Abgängen von Baier, Max und Luthe. Das schmerzt schon etwas, um ehrlich zu sein. Gerade im Abstiegskampf braucht man diese Erfahrung an der ein oder anderen Stelle.

Schon das kommende Wochenende zeigt sich gegen den Oberligisten Celle, wie gut der Kader vorbereitet ist. Obwohl Celle selbst an einem guten Tag kein Gradmesser sein sollte. Jedoch schreibt der DFB-Pokal – sicherlich auch zu Corona-Zeiten – seine eigenen Geschichten und hat bekanntlichermaßen seine eigenen Gesetze. Aus Augsburger Sicht kann man nur sagen: Hoffentlich nicht an diesem Samstag. Der erste potenzielle Stolperstein liegt jedoch nun vor den Augsburger Füßen und es wird sich zeigen, ob der Kader diesen locker-flockig überspringt oder ob er über den Stein stolpern wird und erstmals in der Saison taumelt. Danach liegt der Fokus voll auf der Bundesliga. Und ich hoffe, ich kann stolz sein auf dieses Team. Auf dieses neue Augsburger Team!

Bis dahin: Gut Kick, Jungs. Egal, wer da so auf dem Platz steht.

Autor: Irina

Augsburgerin im westfälischen Exil. Fußballverrückt im positiven Sinne.

2 Gedanken zu „Kaderanalyse Mittelfeld und Sturm“

  1. Ich sehe 2 Personalien etwas problematisch.

    Zum einen Khedira. Vertrag läuft kommenden Sommer aus, hat 2 eher schwache Saison hinter sich. Klar er glänzt nie, macht oftmals die Drecksarbeit, ist aber zu langsam und kann die Bälle nicht immer gut annehmen und verursacht immer wieder Fehlpässe, was man von ihm von vor 2 Jahren nicht gewohnt war. Zudem hat er sich gegen Ende der Saison 2 mal sehr kritisch beim kicker zu verschiedenen Themen geäußert. Plant Herrlich mit ihm langfristig, sollte einer VErlängerung nichts im Wege stehen. Dann wird er aber in den Kreis der Topverdiener aufsteigen und auch fix einen Platz im Mannschaftsrat haben wollen. Mittel- bis langfristig wird man aber auf den beiden 6er Positionen mit Strobl und Gruezo planen. Da Strobl aktuell noch verletzt ist, wartet man wohl noch ab wie man weitermacht. Wenn man sowieso nicht mehr mittelfristig mit ihm plant wird man sich auch über einen Verkauf Gedanken machen müssen. Khedira ist manchmal ein Heißsporn. Alleine das ständige lamentieren beim Schiedsrichter fällt eher negativ auf. Will man ihn dann auf die Bank setzen, als Backup neben Moravek und Civeja? Löwen kann diese Postion auch etwas offensiver interpretieren. Die Gespräche stocken scheinbar schon seit einiger Zeit. Ich denke, wenn man sich weitestgehend einig wäre auch über die Ausrichtung und den weiteren Weg, wäre wohl schon Vollzug gemeldet worden. Ich vermute eher, dass er als last Minute Transfer eventuell noch am Deadline Day für 3-4 Mio wechseln wird. Reuter wird sich eine Summe von 3-4 evtl noch 5 Mio nicht durch die Lappen gehen lassen.

    Die weitere Personalie ist Gregerl. Als ZOM/HS evtl noch als MS sicherlich ein Mann von Qualität. Allerdings hat er als Konkurrenz Richter, Löwen sowie Jensen bzw Niederlechner und Alfred. Ich hoffe, dass er etwas an seinem Charakter gearbeitet hat und als Bankspieler nicht wieder lustloses Auftreten zeigt. Denn Qualität hat er allemal, was er in der Vorbereitung und auch bei der Nationalmannschaft auch gezeigt hat. Ich denke spätestens kommendes Jahr muss man auch hier schauen wie man weitermacht, wenn Cordova nach einer hoffentlich soliden Saison von Bielefeld zurückkehrt. Frage ist auch was macht Richter. Aktuell kursieren lose Gerüchte um einen Wechsel nach Köln.

    Es werden auf jeden Fall noch spannende Tage bis das Transferfenster schließt.

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