Die Reise zum Abgrund

Dieser Beitrag wird freundlichst präsentiert vom August Gin, denn wenn der August dabei ist, dann ist auswärts wie ein Heimspiel.

Samstag, 26.01.2019, 8 Uhr morgens: Meine kleine Tochter weckt mich aus dem Schlaf, indem sie mir erklärt, dass sie mich noch etwas schlafen lässt. Ich bin gestern erst am Abend von einer Dienstreise aus Berlin wiedergekommen, war aber nicht so ausgelaugt, wie ich vermutet hätte. Die ganze Woche habe ich schon mit dem Gedanken gespielt nach Gladbach zu fahren. Besondere Zeiten erfordern besondere Taten. Zumindest bilde ich mir das aus Fan-Sicht ein. Genau jetzt kommt es darauf an, unsere Mannschaft weiter mit voller Kraft zu unterstützen und evtl. einen winzigen Teil dazu beizutragen, die Wende im Abstiegskampf einzuleiten. Augsburg hält zusammen und so.

11:05 Uhr: Ich sprinte Richtung Bushaltestelle. Nachdem die letze Partie Uno im Familienkreis etwas länger gedauert hat, weil wir unserer Tochter noch erklären mussten, nicht direkt aufzugeben, wenn es mal nicht läuft, habe ich gerade Angst meinen Bus zum Bahnhof zu verpassen. Ich habe keinen Bock ein Taxi zu nehmen und gebe Gas, nur um festzustellen, dass sich im Dezember der Busfahrplan um 2 Minuten zu meinen Gunsten geändert hat. Glück gehabt. Ich hoffe, dass ich nicht mein Glück für diesen Tag jetzt schon aufgebraucht habe. Bei Uno denke ich an die Twitter Geschichte der Woche:

11:55 Uhr: Ich steige in Frankfurt in den ICE Richtung Düsseldorf. Der Zug ist pünktlich und alles läuft nach Plan. Ich sinniere während der Zugfahrt, über die Heimstärke der Gladbacher und die Schwächephase unseres FCA. Ich versuche mich innerlich darauf vorzubereiten, dass wir erneut nicht gewinnen. Warum sollte sich daran etwas ändern? Ohne die Trainingsarbeit zu sehen, glaube ich daran, wenn die Mannschaft auf dem Platz die Leistung abruft. Als Fan kann ich aber nicht verhindern, dass ich stark darauf hoffe, heute Zeuge des dringend notwendigen Befreiungsschlags zu werden. Ich erinnere mich an meinen Besuch in Stuttgart im letztem Jahr und begrabe die Hoffnung schnell wieder. Nicht schon wieder enttäuscht werden. Ich befürchte, dass es sich nicht vermeiden lässt.

13:30 Uhr: Ich steige in Düsseldorf um. Ich bin der einzige Augsburger weit und breit zwischen vielen Gladbachern. Die Stimmung ist insgesamt positiv. Die Menschen scherzen und lachen. Es wird sich über Biersorten unterhalten und vom Europapokal geträumt. Ich muss auffallen, wie ich besorgt vor mich hin schaue.

14:15 Uhr: Ankunft am Stadion. Ich mache mich auf den Weg zum Gästeblock. Obwohl ich schon zweimal hier war, laufe ich erstmal dran vorbei. Ich merke erst, dass ich zu weit bin, als ich vor dem Mannschaftsbus stehe. Ich kehre um und betrete das Stadion.

14:45 Uhr: Ich bin im Gästeblock und der Trip hat sich schon gelohnt. Meine Eltern sehen mich und freuen sich sichtlich. Sie sind mit einem Fanfahrt-Bus aus Augsburg da und wussten nichts von meinen Plänen. Meine kleine Samstagsüberraschung ist gelungen. Wir sehen die Aufstellung und ich bin nicht überrascht, dass Gregoritsch mal eine Pause bekommt. Die Form war zuletzt nicht da und Jan Moravek soll wohl die Defensive absichern. Auch die Kombi Stafylidis/Max hatte Manuel Baum eine Woche zuvor auf der Pressekonferenz erwähnt, aber begraben müssen, nachdem Stafylidis ausgefallen war. Borussia Mönchengladbach äußert sich zudem vor dem Spiel ausführlich zu #Nazisraus und #niewieder und informiert über Bildungsfahrten, die der Verein zu diesem Thema veranstaltet. Wichtig!

15:32 Uhr: Das Spiel läuft gerade erst, aber ich ärgere mich schon über den ersten Gladbacher Angriff. Die Defensive ist unsortiert. Max rückt defensiv zu tief zurück und macht Räume auf. Auch Kevin Danso wirkt stellenweise deplatziert. Die Mannschaft scheint auf dem Platz nicht angekommen. Ich bin konsterniert.

16:17 Uhr: Es steht noch 0:0 und ich weiß nicht warum. Gladbach hatte haufenweise Chancen, konnte allerdings keine nutzen. Wir liefen quasi nur hinterher. Wenn sich Kontermöglichkeiten ergaben, gingen wir verschwenderisch mit ihnen um. Zudem hatte Gregor Kobel einen Elfmeter kurz vor der Halbzeit gehalten. Wenn schon ein Unentschieden zur Pause ein Wunder ist. Heute ist so ein Tag.

 

 

 
 
 
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Darf ich vorstellen: Der Abgrund. #BMGFCA

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16:50 Uhr: Die zweite Halbzeit beginnt überraschend. Wir bekommen Zugriff zum Spiel, kombinieren und das Spiel nimmt damit eine Wendung, die mich nach dieser ersten Halbzeit überrascht. Ich singe und klatsche euphorisch im Gästeblock und will die Gladbacher dafür bestrafen, dass sie aus ihren Chancen nichts gemacht haben. Die Mannschaft hat Hoffnung in mir geweckt. Hoffnung auf einen Auswärtssieg. Vor lauter Hoffnung habe ich ausgeblendet, was in diesen Situationen zuletzt immer passierte.

17:20 Uhr: Das Spiel ist vorbei. Die Endphase war wie gewohnt. Wir haben zuerst ein richtiges Kacktor kassiert, aufgemacht, uns aufgebäumt und gewehrt und dann noch ein zweites Tor kassiert. Verloren. Die Hoffnung ist zerplatzt wie ein Luftballon. Ich habe keinen Bock mehr. Unter mir tritt ein Augsburger Fan energisch gegen die Stahlabsperrung des Blocks. Ich fühle mit.

18:20 Uhr: Rheydt Bahnhof. Ich habe einen Shuttlebus zum Bahnhof genommen, nachdem ich im Nieselregen warten durfte. Um mich herum singen die Menschen und schmieden Pläne für die Europapokalsaison. Ich denke über Fahrten nach Sandhausen nach. Bis ich zu Hause bin werden noch ca. 3 Stunden vergehen und die anderen Augsburger haben noch einen deutlich längeren Weg vor sich. Der Masochismus dieses Trips hat mich voll getroffen.

20:20 Uhr: Letzte Etappe. Der Zug von Köln nach Frankfurt. Was ich heute vom Spiel mit nehme? Der Gästeblock war recht leer. In und um Gladbach nur nette Menschen getroffen, die mir freundlich begegnet sind. Zudem sehr freundliches Personal am Stadion. Eine sehr angenehme Auswärtsfahrt. Da dürften sich ruhig mehr Menschen hintrauen. Sportlich war die erste Halbzeit ernüchternd. Der taktische Plan, so tief zu stehen und spät drauf zu gehen, servierte den Gladbachern das Spiel auf dem Silbertablett. Grob fahrlässig. Das wir danach noch im Spiel waren, war glücklich. In der zweiten Halbzeit hat Manuel Baum die richtigen Anpassungen vorgenommen und auch sinnvoll gewechselt (Teigl für die Geschwindigkeit). Dann ist uns (mal wieder) das Matchglück abhanden gekommen. Insgesamt war das aber offensiv das ganze Spiel nicht genug. Sehr, sehr wenige Strafraumaktionen, weil zu wenig direkt und dynamisch gespielt wird. Das Spiel bringt uns nicht weiter und eine Entwicklung ist weiterhin nicht zu sehen. Der Ausflug war genau so ernüchternd, wie ich befürchtet hatte. Mir schwant nichts gutes.

Autor: Andy

Wohnt und arbeitet in Frankfurt. Denkt dennoch seit vielen Jahren fast immer an den FCA.

2 Gedanken zu „Die Reise zum Abgrund“

  1. Und erneut sprichst du vielen aus der Seele. Vorallem mit deiner Analyse zum Schluss. Dazu möchte ich nur Hinteregger frei zitieren. Die Abwärtsspirale dauert jetzt schon ein Jahr…ich kann über Baum nichts positives aber auch nichts negatives sagen…Zitat Ende

  2. Da sehe ich einiges schon ein bisschen anders!
    Ein Teigl ist leider, trotz Geschwindigkeit, nicht tauglich für die Bundesliga. Ihn einsetzen zu müssen ist ein Trauerspiel und weist auf Fehler von Reuter hin. Teigl kann trotz hoher Geschwindigkeit leider nix mit dem Ball anfangen.
    Zustimmen muss ich dir zu der tollen Atmosphäre in Gladbach. Nur nette Leute dort gertoffen, als ich das letzte mal dort war.

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