Ausgeglichen

Viel wurde vor dem Spiel in Bochum geredet über die Wichtigkeit der Partie. “Big Points” gab es in Bochum zu holen, mal wieder 3 an der Zahl für den Gewinner der Partie. Alles in allem war der Vergleich mit dem VfL damit auch nichts anderes als eine stinknormale Bundesligapartie, gerade wo beide Teams ordentlich Abstand zu den Abstiegsrängen haben und nicht direkt durch ein schlechtes Ergebnis in die Gefahrenzone rutschen.

Für den FCA war die Partie dann doch wegweisend, weil man aus den Partien gegen Leverkusen und Bayern nur bedingt schlau wird. Zu gut war der Gegner (Leverkusen), zu speziell die Umstände (Bayern). Gerade auswärts tat sich der FCA bisher in dieser Saison immer schwer, auch in den Partien, die er schlussendlich gewann. Das sollte auch gegen Bochum so bleiben. Die Tabelle lügt zu diesem Zeitpunkt der Saison nicht mehr, die Teams waren auf Augenhöhe und Kleinigkeiten drückten dem Spiel ihren Stempel auf. Am Ende trennte man sich in diesem schwierigen Auswärtsspiel 1:1 und der FCA reiste mit erhobenem Kopf zurück nach Augsburg. Ein paar Themen, über die sich das Trainerteam den Kopf zerbrechen darf, nimmt er aber mit nach Hause:

Der Standard

Es ist ja klar: Wenn Du im Winter einen Standard-Trainer verpflichtest und ab diesem Moment ständig Standard-Tore kassierst, dann wird über Standards gesprochen. Der FCA hat mal wieder nicht zu null gespielt, weil er ein Standard-Gegentor kassierte. Nach einer Ecke. Neuigkeit, oh Neuigkeit. Der Bochumer Stürmer war nach dem missglückten Abwehrversuch von Demirovic (jeder darf einmal) so blank, dass er im Augsburger Sechzehner unbedrängt den Seitfallzieher auspacken und die Pille versenken konnte. Schönes Tor auf Einladung des FCA.

Nun hat Jess Thorup eine Stammelf, das Gegentor fiel erneut in der ersten Hälfte und Automatismen sollten langsam an der ein oder anderen Stelle greifen. Hier nicht. Es machte die Sache dann auch nicht besser, dass der FCA hierdurch mal wieder einem Rückstand hinterherlaufen musste (wann eigentlich zuletzt nicht?). So wird es schwierig auswärts zu überzeugen. Und all das nur, weil ganz grundsätzliche Dinge nicht funktionieren. Meine Hoffnungen liegen auf Lars Knudsen, dem ich nach seinem Wechsel nach Augsburg noch etwas mehr Zeit gebe, um Ergebnisse zu liefern. Wer hätte gedacht, dass ein Standardtrainer der wichtigste Neuzugang des Winters sein könnte?

Harmlosigkeit

Der FC Augsburg der ersten Hälfte in Bochum war danach auch einer der Harmlosigkeit. Die Mannschaft fand keinen richtigen Zug zum Tor und war höchst ungefährlich. Im Quervergleich erinnerte die Partie damit sehr an das Aufeinandertreffen mit Borussia Mönchengladbach. Auch dort kassierte man in der ersten Hälfte ein Gegentor. Auch dort war man ansonsten in Halbzeit 1 ungefährlich.

Spitz auf Knopf. Das war eine ausgeglichene Partie gegen Bochum. (Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Beim FC Augsburg wirft das Fragen auf. Warum findet man in Halbzeit 1 nicht besser ins Spiel? Eventuell sollte Jess Thorup mehr rotieren und einen formstarken Spieler von der Bank bringen, der den ein oder anderen Impuls setzen kann. Nach der Partie gegen Bochum könnte ich mir vorstellen, dass Arne Maier bald mal eine Chance von Beginn an erhält, weil sein Pfostenschuss und der Abschluss, der zum Elfmeter führte, mit am meisten Gefahr in der Schlussphase nach sich zogen. Insgesamt hat Jess Thorup die Aufgabe, zu rechtfertigen, wie das Team so harmlos sein kann, wo er so viele qualitativ hochwertige Optionen im Kader hat. Wir werden sehen, wie er dieses Thema in den nächsten Partien angeht.

Momentum

Auch die zweite Hälfte hatte dann Ähnlichkeit mit dem Spiel in Gladbach. Thorup ist in der Lage über Anpassungen dafür zu sorgen, dass sein Team die Oberhand gewinnt. Am Ende des Tages verbuchte der FCA mehr Ballbesitz, einen höheren xG-Wert und mehr Schüsse als die Bochumer. Warum das erst ab Halbzeit 2 so richtig fruchtete bleibt ein Mysterium.

Thomas Letsch, dem Bochumer Trainer, ist dann im Verlauf der zweiten Halbzeit nichts besseres eingefallen als mit seinen Wechseln ein ums andere Mal die eigene Defensive zu stärken. Letsch gestand seinen Fehler nach dem Spiel ein, indem er sagte: “Ich habe es verbockt.” Sich hinten einzumauern kostet in der Bundesliga regelmäßig Punkte und ist nun auch in Bochum angekommen. Ein Kompliment an Thorup, mit seinen Umstellungen Letsch an diesen Punkt gebracht zu haben. Nicht vorenthalten will ich an dieser Stelle, dass Letsch auch einfach Pech hatte. Seine Spieler nutzen zwei Konterchancen nicht aus und hätten die Partie entscheiden können.

Verdient

Am Ende des Tages ist das Unentschieden für alle Parteien das verdiente Ergebnis, genau wie auch der Elfmeter berechtigt und Demirovic überzeugend verwandelt hat. Jedes Team konnte der Partie eine Halbzeit lang seinen Stempel aufdrücken, Bochum ist ein stabiles Erstliga-Team, gegen das es vor allem auswärts schwer zu bestehen ist.

Für den FCA bleibt es mit diesem Ergebnis auch leicht die Ruhe zu bewahren. Das Team hat wieder einmal gezeigt, dass es über die volle Spielzeit nicht aufsteckt. Man sieht insgesamt klar die Handschrift des Trainers. Der hat eigentlich nur eine wichtige Aufgabe: In der ersten Halbzeit so zu starten wie meist dann erst in der zweiten. Und schon wird sich der Rest ergeben.

Zurück zu den Grundtugenden

Das Wochenende war für FCA Fans ernüchternd. Nachdem man zu Hause gegen Union Berlin eines der besseren Teams der Liga geschlagen hatte, ist man gegen Bochum erneut leer ausgegangen. Immerhin hat die Konkurrenz keine Überraschungen geliefert und ging in vielen Fällen leer aus oder mit nur einzelnen Punkten vom Platz.

Überraschend kam das Ergebnis gegen Bochum derweil nicht. Auch gegen Hertha BSC haben wir diese Saison zweimal verloren, gegen Stuttgart einen mageren Punkt geholt. Bei Hoffenheim haben wir wohl zwischendurch gedacht, dass es sich bei dem Team um einen höherwertigen Konkurrenten handelt. Anders ist der 3er gegen die Sinsheimer Truppe nicht zu erklären. Insgesamt ist die Ausbeute gegen Teams aus dem Keller besorgniserregend und auch dafür verantwortlich, dass wir zu diesem späten Zeitpunkt in der Saison immer noch mit dem Abstieg zu tun haben. Und im

Frühe Indikatoren

Dass sich auch gegen Bochum nichts ändern würde, hatte sich schon direkt nach dem Spiel gegen Union angedeutet. Direkt nach dem Spiel haben sowohl Stefan Reuter als auch Enno Maaßen betont, dass man nun gegen Bochum nachlegen müsste. Es wurde der Fokus direkt auf Bochum gelenkt und man darf sich fragen, ob dies bei irgendeinem anderen Team in dieser Form notwendig gewesen wäre. Bochum war der letzte direkte Konkurrent auf dem Spielplan in dieser Saison. Man konnte sich realistisch genau in dieser Partie selbst aus dem Abstiegskampf herausnehmen. Bochum war “die Partie” im Saisonendspurt, in der man nochmal hätte auftrumpfen können. Warum musste deren Bedeutung überbetont werden? Sie hätte absolut klar sein sollen.

Andererseits war das Team nicht so richtig im Abstiegskampf angekommen. Enno Maaßen betonte noch vor dem Spiel gegen Union, dass man sich vor allem auf sich selbst konzentriere und schlecht Stimmung nichts bringen würde. Es gibt allerdings wohl einen Anspruch den ein Team erfüllen sollte, der nichts mit der Stimmung in demselben zu tun hat. Und dies ist gegen die direkte Konkurrenz in dieser Saison selten geglückt. Wenn man auf der Suche nach Gründen in die Analyse einsteigt, dann kommt hier wohl auch die Frage auf, ob der an die Mannschaft formulierte Anspruch der richtige ist.

Gegen die Konkurrenten im Tabellenkeller ist es in dieser Saison oftmals zum Verzweifeln. (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Spätere Indikatoren

Später in der Woche habe ich mir dann zumindest die Augen gerieben. Im Kicker Transferticker tauchten gleich vier Meldungen betreffend den FCA auf. Bei Mergim Berisha wurde über einen direkten Weiterverkauf spekuliert, wenn man nun die Kaufoption zieht. Bei Arne Engels wurde suggeriert, der FCA würde ihn bei einem Mondangebot direkt nach 6 Monaten ziehen lassen. Auch bei Iago wurde ein Wechsel im Sommer nahegelegt. Und natürlich durften auch die Spekulationen über Ricardo Pepi und mögliche Ziele im Sommer weiter vorangetrieben werden.

Die Vielzahl der Meldungen suggeriert, dass nicht ein anderer Verein oder ein einzelner Berater mit dem kicker gesprochen hat. Es liegt dagegen nahe, dass ein Verantwortlicher des FCA ein Hintergrundgespräch mit dem kicker geführt hat. Der Zeitpunkt desselben und auch die Veröffentlichung der Meldungen suggeriert, dass – entgegen der öffentlichen Kommunikation – nicht jeder in der Organisation die Bedeutung der letzten Partien angenommen hat. Diese Störfeuer sind in der derzeitigen Phase schlicht unnötig.

Grundtugenden

In der Bundesliga geht es eng zu wie nie. Es gibt keinen Gegner, gegen den man im Vorbeigehen Punkte mitnehmen kann. Der FCA hat gegen die sportlich hochklassigen Gegner Wege gefunden, zu überraschen. Hier ist die Bühne groß und die Jungs wissen, dass sie alles und ein bisschen mehr abrufen müssen, um erfolgreich zu sein. Sobald die Gegner unterhalb des FCA in der Tabelle stehen, schleicht sich allerdings der Schlendrian ein. Auf einmal lässt man sich – wie gegen Bochum gesehen – direkt zu Beginn überraschen oder man schlampt im Spielaufbau. Immer und immer wieder stolpert man über individuelle Fehler in einzelnen Situationen. Dann kostet es umso mehr Mühe wieder in Partien zurückzufinden und gelingt auch oftmals nicht. Das Muster wiederholt sich.

In dieser Saison mache ich mir weiterhin keine großen Sorgen bzgl. des Abstiegs. Es ärgert mich als Fan dann aber doch, dass die Mannschaft ihr Potential in den Spielen gegen die direkte Konkurrenz oftmals nicht ausschöpfen kann. Es ärgert mich, dass wir es nicht schaffen, mit einem Fokus auf unsere Routinen und Ansätze eine solche Partie auch einfach mal deutlich zu gewinnen. Wir haben in dieser Saison nicht einmal mit mehr als einem Tor Abstand gewonnen. Wir lassen uns von Gegnern, die sportlich nicht unser Potential besitzen, auf deren Niveau ziehen und schlagen.

Nach dem Spiel gegen Bochum stellte Enno fest, dass der Bochumer Sieg dann auch verdient war, weil Bochum es am Ende unbedingt wollte. Man hätte auch feststellen können, dass es der Mannschaft nicht gelungen ist, zwar mit breiter Brust aber auch der notwendigen Demut die Situation anzunehmen und sich von Bochum nicht beirren zu lassen. Dabei muss uns allen bewusst sein, dass der zukünftige sportliche Erfolg des FCA vor allem davon abhängt, dass man für diese Partien wie in Bochum einen Schlüssel findet. Wenn wir es selbst regeln müssen, sind wir auch in dieser Saison nun weiterhin auf Überraschungen gegen große Clubs angewiesen. Hoffen wir, dass es nicht schief geht.

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