Aus dem Tritt gekommen

Gegen Mainz letzten Samstag war kein schöner Tag für FCA Fans. Die Ausgangslage war klar vor dem Spiel gegen den Tabellen-17.: 3 Punkte sollten es sein. Am Ende lieferte die Mannschaft von Jess Thorup ein Spiel ab, das man gerne schnell wieder vergisst. Die 3 Punkte wird man hoffentlich am Ende der Saison nicht vermissen. Mit auf dem Platz war mal wieder Elvis Rexhbecaj, der nicht nur auf dem Rasen ein Dauerbrenner ist, seit er in Augsburg ankam. Auch neben dem Platz steht er in kritischen Phasen Rede und Antwort, wie jetzt mir in dieser Woche.

Andy: Jess hat auf der PK vor dem Mainz-Spiel gesagt, dass intern ambitionierte Ziele kommuniziert sind und jeder weiß, worauf es ankommt. Welche Ziele habt ihr als Team?

Elvis: Es ist viel möglich und alles eng beisammen. Wir sehen ja, wie schnell Teams nach oben oder nach unten rutschen können. Wenn Du zweimal gewinnst, dann bist Du gleich wieder oben dran. Wir haben uns vorgenommen, unsere Leistung konstant abzurufen und Punkte zu sammeln. In der Rückrunde haben wir sehr gute Spiele abgeliefert, aber wir haben teilweise nicht genug Punkte gesammelt. Und dann schauen wir wofür das reicht.

Andy: Nun hat das gegen Mainz nicht geklappt.

Elvis: Mainz war nach dem Auswärtsspiel in Bremen mal wieder so ein Tag, an dem zu viele Spieler nicht auf ihr Leistungsniveau gekommen sind und in dem wir das, was wir uns vorgenommen hatten, nicht umgesetzt bekommen haben. Mainz hat es einfach gehalten und uns in die Bredouille gebracht. 

Andy: Diese inkonstanten gibt es jetzt beim FCA schon länger. Wann hast Du das für dich gegen Mainz gemerkt, dass das an dem Tag nichts wird?

Elvis: Es ist ja nicht so, dass wir in das Spiel gegangen sind und schon gedacht hätten, es läuft nicht. Wir haben dann in der ersten Halbzeit immer wieder spielerisch versucht Lösungen zu finden, anstatt auch mal einen Ball hinter die Kette zu spielen. Und dann haben wir in der Anfangsphase immer wieder die gleichen Fehler gemacht und diese nicht abgestellt bekommen. In der zweiten Halbzeit ging es dann so weiter und am Ende haben wir verdient nichts mitgenommen. An solchen Tagen klappen die einfachen Dinge nicht und irgendwann verkrampfst Du dann. Du willst es dann zu sehr und es wird einfach nichts.

Andy: Im Nachgang wurde öffentlich, dass es in der Halbzeit laut zuging und Jess auch laut wurde. Wie hast Du das wahrgenommen?

Elvis: Das war jetzt für mich nicht das erste Mal, auch wenn es unter Jess das erste Mal war. Auch wir Spieler sind übrigens laut geworden, weil wir ja selbst nicht mit der Leistung in der ersten Halbzeit zufrieden waren. Von daher hat mich das nicht irritiert.

Andy: Warum ist es euch dann nicht gelungen, nach der Halbzeit den Schalter umzulegen, wie das z.B. gegen Gladbach der Fall war?

Elvis: Du kannst das Spiel gegen Mainz nicht mit dem Gladbach-Spiel vergleichen. Wir haben gegen Gladbach in der Anfangsphase gut gespielt und sind dann – auch durch die Unterbrechungen – etwas aus dem Tritt gekommen. Gegen Mainz haben wir schon am Anfang nicht in die Partie gefunden und auch nach der Halbzeit nicht. Da wurde dann in der zweiten Halbzeit unterbrochen, aber auch das hat uns nicht geholfen. Gegen Gladbach konnten wir uns schlicht nach der Halbzeit durch unsere Tore selbst für unsere gute Partie belohnen. Gegen Mainz haben wir die erste schlechte Partie seit dem Auswärtsspiel gegen Bremen abgeliefert.

Andy: Mainz war aber – bei allem Respekt – auch ein anderer Gegner als Gladbach? 

Elvis:  Der Tabellenplatz von Mainz bedeutet ja nicht, dass die nichts können. Die haben gegen Bremen ein Spiel auf ein Tor abgeliefert und fragen sich heute noch, wie sie das verloren haben. In der Bundesliga darfst Du keinen Gegner unterschätzen. Gegen Mainz kannst Du schon verlieren, aber die Art und Weise hat schlicht am Wochenende nicht gepasst.

Gegen Elvis in den Zweikampf zu gehen? Unangenehm. Nach dem Spiel zu plaudern? Sehr gerne. (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Andy: Wie war nun die Aufarbeitung nach dem Spiel?

Elvis: Wir haben uns am Sonntag unsere Fehler gemeinsam angeschaut und Jess hat auch am Mittwoch nochmal etwas dazu gesagt. Uns ist klar, dass die Art und Weise nicht akzeptabel war. Wir wissen aber prinzipiell was wir können, arbeiten im Training sehr intensiv und lassen uns durch diese Partie nicht verunsichern. Jetzt liegt der Fokus auf dem Heimspiel gegen Freiburg.

Andy: Wie schätzt Du Freiburg ein?

Elvis: Freiburg ist ein gestandenes Bundesligateam. Sie sind in einigen Bereichen sehr gut, müssen sich aber ihre Punkte dieses Jahr auch erarbeiten, weil sie sich schwerer mit dem Ball tun als vielleicht noch in der Vorsaison. Ich erwarte ein enges Spiel auf Augenhöhe, in dem sich die Mannschaften vielleicht auch über weite Strecken neutralisieren. Und dann müssen wir natürlich aufmerksam sein, weil Freiburg mit Grifo einen exzellenten Standardschützen hat und gerade solche Aktionen in diesem Spiel dann entscheidend sein können.

Andy: Taktisch hat sich seit dem Winter geändert, dass ihr nun mit einer Mittelfeldraute spielt, um das Zentrum zu stärken. Wo siehst Du hier die wesentlichen Unterschiede zu vorher?

Elvis: Wir haben damit nun eine offensivere Ausrichtung, da sich direkt 5 Spieler offensiv einbringen können. Einer von Jess Grundsätzen ist ja das „Offensive Mindset“ und das spiegelt sich hier wieder. Für mich persönlich ändert sich dort nicht allzu viel, nachdem ich vorher auch schon die eher offensiv ausgerichtete Rolle im 6er-Raum übernommen habe. Ich versuche mich weiter immer reinzuhängen und alles zu geben.

Andy: Wie siehst Du deine eigene Rolle im Team, nachdem Du in der Truppe ja mit die meisten Bundesligapartien auf dem Buckel hast und einer der Erfahrenen bist?

Elvis: Für mich war es bisher immer wichtig zu spielen und meine Zeit in der Bundesliga zu nutzen und ich habe in Wolfsburg, Köln und Bochum immer viel Spielzeit erhalten. Davon profitiere ich jetzt. Auf dem Platz bin ich ja eine andere Person als abseits des Platzes. Auf dem Platz seht ihr mich emotional und aufgedreht. Abseits des Platzes bin ich ein ruhiger und freundlicher Typ. Ich kann kritische sportliche Situationen durch meine Erfahrung einordnen und bin dankbar für meinen Job. Ich weiß es sehr zu schätzen, Bundesliga zu spielen und gebe jüngeren Spielern auch gerne eine Hilfestellung, wie sie mit Situationen umgehen können.

Andy: Und nach 1,5 Jahren bist Du mittlerweile in Augsburg heimisch geworden?

Elvis: Es ist in Augsburg sogar besser als erwartet. Klar, sportlich habe ich Vertrauen und Spielzeit erhalten und bin dafür dankbar. Abseits des Platzes hat man im Norden vielleicht schon das ein oder andere Vorurteil über die Bayern. Spaß beiseite. Die Stadt ist toll, ich wohne zentral und weiß die Lebensqualität sehr zu schätzen.

Andy: Ich mag mich für deine offene, zugängliche Art heute bedanken und wünsche viel Glück für Sonntag.

Elvis: Danke Dir.

Autor: Andy

Wohnt und arbeitet in Frankfurt. Denkt dennoch seit vielen Jahren fast immer an den FCA.

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