Sand im Getriebe

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne “Einwurf aus der Rosenau Gazette” bei presse-augsburg.de. 

Nach einem 2:2 gegen den VfL Bochum geht es auch schon in die erste Länderspielpause der Saison. Nach 3 Spielen hat der FCA 2 Punkte auf dem Konto. Allerdings hat man auch die schwierige Partie gegen Bayern München hinter sich gebracht. Hatte man in der letzten Saison Glück und es gelang früh gegen Leverkusen der erste Saisonsieg, so blieb dies in diesem Jahr verwehrt und man muss weiter warten. Dabei ist das Gefühl momentan kein Gutes. Es gibt allerdings Faktoren die Hoffnung machen.

Statistiken

Florian Eisele von der Augsburger Allgemeinen hatte es auf X einmal ausgerechnet. Enno Maaßen hat nach 40 Spielen nur einen Punkteschnitt von 0,91 Punkten pro Spiel geschafft. Das ist die bisher schlechteste Bilanz aller Bundesliga-Trainer des FCA jemals, wenn es denn nun enden würde. Maaßen kam als Neuling in die Bundesliga und dieser Blick zurück ist im Hinblick auf die zukünftigen Erfolgsaussichten des Trainers wenig hilfreich. Den Negativ-Rekord in dieser Statistik hält Markus Weinzierl mit seiner ersten Hinrunde. Der FCA kennt also den Vorteil ganz genau, den man sich erarbeiten kann, wenn man am richtigen Trainer festhält.

Auch bzgl. der Kernstatistiken in einzelnen Spielen sollte man sich nicht allzu sehr verunsichern lassen. Gegen Bochum kam der FCA auf 59% Passquote, 37% Ballbesitz und 45% gewonnene Zweikämpfe. Gruselig. Enno Maaßen hatte uns intensiven Fußball versprochen. Gegen Bochum war es das nur selten. Gegen Gladbach und die Bayern sah es da schon viel besser aus. Jeweils über 80% Passquote, gegen Gladbach mit 55% gewonnenen Zweikämpfen und 56% Ballbesitz. Das sollten die Orientierungspunkte in der Analyse sein.

Defensive Stabilität

Das große Manko bleibt die Defensive. 9 Gegentore in 3 Spielen sind abstiegsverdächtig. Aber hier gilt vor allem: die defensive Besetzung, die wir bisher gesehen haben, werden wir – wenn alles nach Plan läuft – nicht mehr sehen. Patric Pfeiffer war 3 Partien gesperrt. Kevin Mbabu und Japhet Tanganga kamen gerade erst am letzten Tag der Transferperiode zur Mannschaft. Enno Maaßen hat gerade für seine rechte Abwehrseite erst jetzt Spieler zur Verfügung, die die Qualität für die erste Liga haben sollten.

Es ist in diesem Fall auch nicht dem Trainer anzukreiden, dass der Kader erst so spät vervollständigt wurde. Die Lücke auf der rechten defensiven Seite war nun schon seit einer Weile bekannt und die sportliche Führung vermochte sich schlicht nicht früher zu schließen. Sind wir froh, dass es jetzt am Ende der Transferperiode doch noch geklappt hat.

In den entscheidenden Momenten einen Schritt zu spät. (Photo by Jan Hetfleisch/Getty Images)

Mental

Über allem schwebt der Kopf. Das Team agiert immer wieder fahrig und lässt sich aus der Spur werfen. Sei es noch in der letzten Saison in Bochum oder Gladbach, wo man unter Druck nicht liefern konnte. Sei es im Pokal gegen Haching oder unkonzentriert in der Defensive und mit Slapstickpotential nun in allen Spielen. Enno Maaßen wollte seiner Mannschaft einen Killerinstinkt verordnen. Killerinstinkt war das gegen Bochum nun mal gar nicht. Der FCA hat nun in den ersten beiden Heimspielen schon wieder Führungen aus der Hand gegeben. Wer hat hier noch ein Déjà-Vu?

Killerinstinkt erfordert Mut. Dieser Mut ging dem Trainer vollends ab, als er gegen Bochum mit Mauertaktik agierte. Hohe Befreiungsschläge und tiefes Pressing: dafür hätten wir Enno Maaßen nicht verpflichten müssen, der uns ein Ballbesitzkonzept versprach, als er den Job antrat. Und Intensität. Mit der Herangehensweise im Duell gegen einen direkten Konkurrenten hat er diese Prinzipien mit Füßen getreten. Und damit dem Gegner mehr geholfen als dem eigenen Team. Mutlos setzt er sich somit der Kritik aus und zwar zurecht.

Kontinuität

Es ist überaus vorteilhaft, dass gerade jetzt die erste Länderspielpause im Gange ist. Es war nicht alles schlecht. Beljo und Demirovic harmonierten gegen Bochum schön. Beljo hat das Quäntchen Unberechenbarkeit, das es offensiv immer mal wieder braucht. 7 Tore in 9 Spielen ist positiv und müsste regelmäßig für mehr Punkte reichen. Das Team muss allerdings nach den letzten Neuzugängen endlich zusammenwachsen und zu sich finden.

Was es aber in jedem Fall braucht ist eine positive und mutige Herangehensweise der sportlichen Führung. Wir brauchen nach 3 Spielen nicht über den Trainer zu diskutieren. Ansonsten hätte die Saisonanalyse schon zu einem anderen Ergebnis kommen müssen. Nun heißt es, dass alle Beteiligten alles dafür tun, dass die Mannschaft in den kommenden Spielen ihr volles Potential ausschöpft und durch den Mut auf dem Platz auch die Fans mitnimmt. Die Zeit der Ausreden ist vorbei.

Autor: Andy

Wohnt und arbeitet in Frankfurt. Denkt dennoch seit vielen Jahren fast immer an den FCA.

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