Geile Typen

Philipp Tietz war in der Hinrunde des FC Augsburg eine absolut positive Überraschung. Nachdem er zwei Jahre in Darmstadt absoluter Leistungsträger war, konnte man sich schon die Frage stellen, wie viel Eingewöhnungszeit Tietz in der Bundesliga und beim FCA brauchen würde. Und obwohl Tietz – wie die gesamte Mannschaft – ein paar Spiele (und einen neuen Trainer) brauchte, um in der Saison 2023/24 vollständig anzukommen, war sein Effekt danach umso größer. So groß, dass sogar Julian Nagelsmann ein Auge auf Tietz geworfen hatte. Er ist halt auch ein geiler Typ, den man selbst live erlebt haben muss. Zumindest bei mir hat sich dieser Eindruck nach dem folgenden Interview gefestigt.  

Andy: War 2023 das Jahr des Philipp Tietz?

Philipp Tietz: Für mich persönlich lief vieles gut, aber das sind ja keine weltbewegenden Dinge, die ich da geleistet habe. Meine Familie ist gesund und uns geht es gut. Ich habe in der zweiten Liga mit Darmstadt regelmäßig getroffen und bin dort aufgestiegen. Der Wechsel nach Augsburg hat gut geklappt und ich konnte hier meinen Beitrag leisten, mir den Traum meines Bundesligadebüts erfüllen. Auch 2024 soll ein tolles Jahr werden.

Andy: Du bist im Sommer als Aufstiegsheld aus Darmstadt gekommen. Wie ist damals die Entscheidung auf Augsburg gefallen?

Philipp Tietz: Ich hatte in Darmstadt schon im Vorhinein meinen Wechselwunsch klar kommuniziert und die Verantwortlichen des FCA waren in den Gesprächen super. Da hat einfach vieles gepasst. Augsburg ist ein sympathischer, etablierter Erstligist und der Schritt hat sich für mich richtig angefühlt. Und bis jetzt haben sich meine Hoffnungen hier ja auch vollends erfüllt. Es ist sehr familiär und das weiß ich sehr zu schätzen.

Andy: Hast Du selbst erwartet, dass es für Dich so gut läuft oder warst Du eher überrascht?

Philipp Tietz: Ich weiß ja schon auch, was ich kann und kenne meine Qualitäten. Ich will in jedem Training und Spiel alles raushauen und habe hier das Vertrauen bekommen. Dafür bin ich sehr dankbar. Aber ich bin schon auch sehr gierig, und arbeite hart daran mich weiter zu verbessern. Ich glaube, der Verein hatte klare Vorstellungen, warum er mich geholt hat und wie ich helfen soll.

Andy: Du hast in einem anderen Interview gesagt, dass Du ein großer Fan von Olivier Giroud und der Spielweise von Athletico Madrid bist. Der FCA hat sich über die letzten Jahre schon auch immer wieder den Ruf erarbeitet, dass er schwer zu bespielen ist. Passt Du mit deiner Spielweise einfach gut zum FCA?

Philipp Tietz: Ich bin grundsätzlich ein Typ, der sich in jeden Zweikampf reinwirft und bestimmt niemand der rum heult. Schon ein bisschen Alte Schule vielleicht. Aber das ist halt das, was immer geht. Selbst wenn es in Spielen mal schlecht läuft, dann kann ich das immer abrufen und versuchen es dem Gegner möglichst schwer zu machen. Das sieht man bei sehr vielen Spielern in unseren Reihen und wir pushen uns da auch gegenseitig.

Philipp Tietz hat viel Freude bereitet und ich freue mich auf mehr davon.(Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Andy: Dies scheint jetzt auch wieder mannschaftlich geschlossener zu passieren mit Jess Thorup als Trainer. Ist es diese mannschaftliche Geschlossenheit das Hauptresultat des Trainerwechsels, nachdem es taktisch nicht zum großen Umbruch kam?

Philipp Tietz: Jess Thorup hat seit seiner Ankunft einfach einen tollen Job gemacht, in der Kommunikation mit der Mannschaft, auch um uns das Selbstvertrauen wieder zurück zu geben. Ich könnte hierzu noch viel sagen, aber er ist einfach ein geiler Typ. 

Andy: Gegen Heidenheim hattet ihr dann auch ein bisschen Glück, dass ihr den Rückstand noch drehen konntet. Ein Wendepunkt in der Saison bisher?

Philipp Tietz: Klar. Danach haben wir gegen Wolfsburg und in Köln nachgelegt und damit hat sich die Dynamik auch verändert und das Selbstvertrauen in unsere Möglichkeiten war wieder da. Mittlerweile greifen auf dem Platz Automatismen und die Dynamik im Training ist eine andere.

Andy: Jetzt geht der Fokus auf die Rückrunde. Wie ist dein Gefühl nach der Vorbereitung?

Philipp Tietz: Wir hatten wie alle Mannschaften eine sehr kurze Pause. Für mich war es erstmal gut, Urlaub in der Heimat bei unseren Familien zu machen und mich für eine kurze Zeit gar nicht mit Fußball zu beschäftigen. Als wir dann alle zurückgekommen sind, hatten wir direkt wieder Bock und haben im Training Vollgas gegeben. Psychologisch war es gut, im Test gegen Hoffenheim zu null zu spielen und ein Erfolgserlebnis zu sammeln und jetzt sind wir bereit wieder anzugreifen und Leverkusen zu zeigen, was wir können.

Andy: Hilft euch dabei die Ausgangssituation, dass Leverkusen die Favoritenrolle innehat?

Philipp Tietz: Wir wollen es ihnen auf jeden Fall möglichst schwermachen. Aber nicht nur das. Uns geht es schon auch darum zu zeigen, dass wir mehr als nur zerstören, sondern auch selber Fußball spielen können. Ich freue mich einfach, dass es wieder losgeht.

Andy: Wie wird 2024 noch besser als 2023?

Philipp Tietz: Am wichtigsten ist, dass meine Familie gesund bleibt und wir von Verletzungen möglichst verschont bleiben. Und wenn wir dann zufrieden auf das Jahr zurückschauen können, dann haben wir viel erreicht.

Andy: Und wenn Du mit einem Augenzwinkern vielleicht einen Blick in die etwas weitere Zukunft werfen willst: Du hast ja schon einige Stationen in deiner Vita angesammelt. Bist Du bereit endlich bei einem Verein anzukommen und dort zu einer Institution zu werden oder bleibst Du ein Wandervogel?

Philipp Tietz: Mann, wenn Chelsea anklopft und mich haben will, dann muss ich das machen. Aber mal Spaß beiseite. Ich bin jetzt erst seit einem halben Jahr hier und fühle mich in Augsburg mit meiner Familie sehr wohl. Man weiß nicht was das Leben noch bringt, aber ich kann mir gut vorstellen länger in Augsburg zu bleiben.

Autor: Andy

Wohnt und arbeitet in Frankfurt. Denkt dennoch seit vielen Jahren fast immer an den FCA.

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