Gegen Union im Stadion: so sicher wie nie!

Mit Kindern ins Stadion? Vielleicht direkt gegen Union? Der FCA gibt sich immer mehr Mühe mit Kids Club, Teens Club und diversen Aktivitäten. Aber das ist doch viel zu gefährlich, oder nicht? Beim Fußball machen doch immer diese Problemfans – äh Probleme – und da muss man sich doch schon fragen, ob das für Kinder das richtige Umfeld ist. Und so für normal denkende Menschen auch, oder?

Über manche Themen kann ich mich aufregen, wie unser Maestro auf dem Platz. (Foto: Bongarts)

So oder so denkt vielleicht mancher, wenn er in der Augsburger Allgemeinen regelmäßig die Beiträge zur Sicherheit rund um Fußballspiele liest. Erst letztens war das Thema wieder aktuell unter der Überschrift “Zahl der Problemfans steigt – wie sicher ist der Besuch im Stadion?”. Ich musste mich wieder ärgern und tue es immer noch. Wieder, fragt ihr euch? Ja, wieder. Ich lese mittlerweile nicht mehr ganz so viele Beiträge in der AZ, weil sie online hinter der Paywall verschwinden (mittlerweile sind Spielernoten auch schon ein Plus-Artikel, nachdem zu Beginn der Einführung des Plus-Bereichs die Aussage getätigt wurde, dass nur zusätzliche Inhalte dort landen würden – aber das ist ein anderes Thema). Aber eine kurze Suche zeigt, dass ich mich auch schon in 2016 massiv geärgert habe (und bevor mir Einseitigkeit vorgeworfen wird: ich habe zwischenzeitlich auch schon die Berichterstattung in der AZ verteidigt und tausche mich mit son manchem Redakteur dort auch mal gerne aus). Nun, was ist diesmal der Auslöser? Vielleicht schauen wir noch mal detaillierter auf die Ursache des Ärgernisses:

Der Artikel

Die Überschrift sagt ja schon alles: Die Anzahl der Problemfans steigt und es ist in Frage zu stellen, wie sicher der Gang ins Stadion noch ist. Ist dem so? Wenn Florian Eisele behauptet, die Anzahl der Problemfans steigt, dann setzt er Problemfans mit Eintragungen der Polizei in die Datei “Gewalttäter Sport” gleich. Wie im Artikel angesprochen sind die Eintragungen in die Datei völlig intransparent. Der WDR hat dies in einem Beitrag schön herausgearbeitet. Die Eintragungen basieren vor allem auch auf Verdachtsmomenten und werden nicht entfernt, sollte sich der Verdacht nicht erhärten. Man könnte auf Basis der Daten auch schlicht feststellen: Die Polizei ist besser geworden im Sammeln von Daten. Wie viele der Personen wirklich Problemfans sind, ist vollkommen unklar. Was ist denn auch genau ein Problemfan, außer einem Begriff, den man mal gerne in eine Überschrift packen kann, damit ein Artikel mehr Klicks bekommt? Diese Frage wird leider nicht beantwortet durch die vielen Zitate für die als Hauptquelle – oh Überraschung – mal wieder Polizeioberrat Bernd Waitzmann (wie schon in vorhergegangenen Artikeln) dient.

Die Fakten in Relation

Ab dem fünften Absatz widmet sich der Artikel dann wirklich der Frage der Sicherheit. Bei 3,6 Millionen Besuchern gab es 88 Verletzte (Einsatzkräfte nicht mit eingerechnet) bei Fußballspielen in den ersten Ligen in Bayern. Relativiert werden diese Zahlen nicht. Die Hessenschau hat zuletzt festgestellt, dass es in Hessens Stadien sicher ist wie nie (verrückte Überschrift so ganz ohne Problemfans, aber was haben die auch mit der Sicherheit zu tun). Dabei hat die Hessenschau sogar festgestellt, dass ein Ausflug zum Mainzer Rosenmontagsumzug oder gar auf die Wiesn ein Abenteuer ist im Vergleich mit dem Besuch eines Fußballspiels. Mei, wenn es in Augsburg doch nur Zahlen zum Plärrer gäbe bei der AZ. An dieser Stelle möchte ich schlicht den letzten Abschnitt aus dem Hessenschau-Beitrag zitieren:

Auf der einen Seite stehen emotional aufgebrachte Zuschauer und rivalisierende Fangruppen mit wenigen Verletzten und großem Aufschrei. Auf der anderen Seite löst feierndes Partyvolk mit vielen Verletzten ein rundum zufriedenes Echo der Behörden aus. Klare Antwort: Das passt gar nicht – und das sollte man vielleicht auch häufiger betonen.

Quelle: Hessenschau.de

Ist das nicht arg einseitig?

Dass es so sicher ist in den Stadien, dafür hat die AZ natürlich genau einen Grund gefunden: laut Aussage der Polizei ist natürlich genau sie dafür verantwortlich. Eine Nennung oder gar eine Meinung aus einer Augsburger Organisation wie dem Fanprojekt, das hier als Drehpunkteinrichtung viel zur Ruhe beiträgt, findet sich – mal wieder – nicht. Auch die organisierte Fanszene kommt – gewollt oder ungewollt – nicht zu Wort.

Manchmal sind Fehlentscheidungen für einen selbst recht offensichtlich. (Foto: Bongarts)

Aber ist denn der Beitrag bei der AZ nun irreführend und einseitig? Und muss denn die Frage in der Überschrift wirklich sein? Bevor ich mich hier in aller Länge aufrege, habe ich Florian Eisele auf Twitter dazu befragt. Warum nicht mal beim Urheber anklopfen und das Thema direkt klären? Das versteht doch nun ein jeder, dass sich das einseitig liest, oder? Man könnte sagen, er hat geantwortet wie die meisten Fußballer nach einer herben Klatsche:

Warum es mich aufregt?

Ich halte es für legitim, wenn Menschen nicht ins Stadion gehen, weil es ihnen keinen Spaß macht oder der Fußball angeblich nicht gut genug ist. Wenn allerdings Menschen auch nur den Hauch des Eindrucks bekommen, es könnte im oder ums Stadion gefährlich zugehen, weil die AZ – mal wieder – viele Paragraphen Polizeiaussagen abtippt, genau eine andere Stimme kurz zu Wort kommen lässt, und dabei schon in der Überschrift die Sicherheit in Frage stellt, dann ärgert mich das. So sehr, dass ich vergesse in kurzen Sätzen zu schreiben. Ein Zitat dazu aus einem früheren Beitrag von mir:

Ich würde mich freuen, wenn wir uns alle zusammen mehr auf das verbindende Element des Fußballsports konzentrieren würden. Dazu gehört eine entsprechende Kommunikation von allen Seiten.

Quelle: Rosenau Gazette

Es ist so sicher wie nie gegen Union im Stadion. Es ist Fußball und Fans sind nicht automatisch Problemfans, weil sie in eine Datei eingetragen werden, ohne etwas davon mitzubekommen. Die Polizei muss ihre Jobs und Ausgaben auch irgendwie rechtfertigen und die AZ muss über Klicks Geld verdienen. Schreibt halt der nicht-kommerzielle Hobby-Blogger mal wieder, was er denkt. Schade, dass es das – zumindest aus meiner Sicht – immer mal wieder braucht. Und es braucht Fans, die Interessierte mit ins Stadion nehmen, Hemmschwellen abbauen und begeistert. Für die schönste Nebensache der Welt – die zudem auch noch überaus sicher ist.

Wie wir von Mainz 05 lernen können und umgekehrt

Dieser Beitrag wird freundlichst präsentiert vom August Gin, denn wenn der August dabei ist, dann ist auswärts ein Heimspiel.

Es mag daran liegen, dass Mainz direkt vor meiner Tür liegt. Oder es liegt an der wunderbaren Mara Pfeiffer (@wortpiratin auf Twitter), die mir immer wieder vermittelt, was in Mainz wichtiges passiert und was man wissen, sollte, wenn man wieder nach Mainz reist. Eh schon klar, dass ich auch dieses Jahr wieder nach Mainz zum Auswärtsspiel fahre. Ihr wisst, für mich ist es nach dem Spiel bei der Eintracht in Frankfurt die kürzeste Route. Und so will ich euch kurz vor dem Auswärtsspiel in Mainz einen Eindruck vermitteln, was passiert ist, seit der FCA das letzte Mal hier gespielt hat. Weiterhin ist Mainz 05 dem FCA in einigen Bereichen voraus, und ich würde mich freuen, wenn wir uns an der ein oder anderen Stelle etwas abschauen könnten.

Haltung

Kürzlich versammelte sich die AfD in Mainz während der FSV Mainz 05 auswärts in Nürnberg spielte. Der FSV Mainz 05 nutzte die Möglichkeit, um sich deutlich in Richtung der Partei zu positionieren, deren Führungskräfte in einer Reihe mit bekannten Neonazis in Chemnitz marschierten. Der FSV Mainz 05  nutzte die Möglichkeit – zum zweiten Mal, nachdem er sich schon solidarisch mit dem SV Babelsberg 03 gezeigt hatte – um sich deutlich gegen Fremdenhass und Nazis zu positionieren. Ein Fußballverein kann eine große Öffentlichkeit erreichen und das hat der FSV Mainz 05 mit der nachfolgenden Anzeige geschafft.

In Augsburg hat die AfD auch schon einen Parteitag abgehalten und viele Bürger haben sich gegen die Partei positioniert und friedlich demonstriert. Vom FC Augsburg war in diesem Zusammenhang nichts zu hören. Der FCA hatte sich in der letzten Saison auch nicht mit dem SV Babelsberg 03 solidarisiert. Dem FCA fehlt momentan die Haltung, die Mainz 05 in der Öffentlichkeit zeigt, und die unterschiedlichste Künstler und Kulturtreibende von den Toten Hosen bis zu Helene Fischer öffentlich demonstrierten (#wirsindmehr). In Zeiten, in denen die Grenzen zu nationalistischen und offen rassistischen Bewegungen immer mehr verschwimmen, ist es längst überfällig, dass sich der FCA noch deutlicher positioniert. Von Mainz 05 kann er dabei doch einiges lernen. Ich hoffe Michael Ströll schaut sich das ein oder andere ab und beschränkt sich dabei nicht nur auf die langfristigen Marketingverträge.

Eine Heimat für die Fans

Im letzten Jahr hatte der FSV Mainz 05 eine Fanabteilung im Verein gegründet, um die Belange der Fans organisatorisch in die Vereinsarbeit einzubetten. Nun am 11.08.2018 war es soweit und die Fans konnten zudem ihre neue Heimat einweihen: das Fanhaus in Mainz. Über die nächsten mind. 10 Jahre wird das Fanprojekt Mainz in diesem Haus beheimatet sein, indem sich auch eine Fankneipe und ein Jugendtreff befindet. Während man in Augsburg gerade das Funktionsgebäude für die Geschäftsstelle fertig gestellt und in diesem Zuge auch eine Fankneipe eröffnet hat, ist das Fanprojekt weiterhin in der Reese Kaserne angesiedelt. Über ein eigenes Haus und einen etwas zentraleren Anlaufpunkt würde man sich dort vielleicht auch freuen. Vor allem wäre es aber schön, wenn man den Fans grundsätzlich eine breitere Anlaufstelle bieten würde. Wie in vielen Bereichen macht Mainz 05 uns hier vor, wie man sich als Verein weiter professionalisiert und sein Selbstverständnis erweitert.

Auswärts über den eigenen Tellerrand schauen

Und während Mainz nun vielleicht nicht mehr die aufregendste Auswärtsfahrt des Jahres ist, da man sich gut kennt und das Stadion nun wahrlich keine Stimmungshochburg ist, so bieten diese Themen doch genügend Möglichkeiten über den eigenen Tellerrand zu schauen. In Mainz findet man auch im Umfeld des Spiels immer wieder nette Menschen, die einen freundlich begrüßen und mit denen man sich nett austauschen kann. Ich werde sowieso den Weg auf mich nehmen, da der Weg kurz und die Anreise mit der S-Bahn unbeschwerlich ist. Ich kann aber nur allen Augsburger Anhängern raten, nach Mainz zu reisen, um sich ein Bild davon zu machen, in welche Richtung sich der FCA in den nächsten Jahren noch entwickeln kann. Zumindest abseits des Platzes fällt es mir hier immer besonders leicht, am gelebten Beispiel Anregungen zu gewinnen.

Auf dem Platz haben sich die Rollen in letzter Zeit etwas verkehrt und der FCA hat mittlerweile öfters die Nase vorn. Das wird aus meiner Sicht auch heute so bleiben, denn ich glaube das Manuel Baum die Länderspielpause gut genutzt und mit seiner Mannschaft intensiv gearbeitet hat. Am Ende wäre es ja nur nett, wenn wir uns beim FSV Mainz 05 für die Anregungen abseits des Platzes mit fußballerischem Anschauungsunterricht revanchieren würden. Als Gast sollte man ja nicht ohne Geschenke anreisen. Dann kann vielleicht auch der FSV Mainz 05 noch etwas von uns lernen.

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