TGIS: Was stellt Heiko Herrlich diesmal an?

Wer erinnert sich nicht an die letzte Saison, als Martin Schmidt den Klassenerhalt unter Dach und Fach gebracht hatte? Es ging gegen Schalke. Sowohl für Schalke als auch für uns ging es um nichts mehr. Es gab die langweiligste Partie seit langem. Am Ende stand ein 0:0 Unentschieden. Wird es am Mittwoch gegen Hoffenheim genau so schlimm? Im Zweifel wird zumindest die Frage für Unterhaltung sorgen, was Heiko Herrlich an diesem Spieltag anstellt. Sein unprofessionelles Verhalten in den letzten Wochen prägt das Bild des FCA in der Öffentlichkeit mehr als die ansteigende Form.

Die Fakten über #FCATSG

Faktisch wird der FCA zum Zeitpunkt des Anpfiffs noch nicht gerettet sein. Düsseldorf spielt zeitgleich gegen Leipzig und vom Ausgang der Partie wird abhängen, ob es am Samstag gegen die Fortuna nochmal spannend wird. Dies ließe sich leicht vermeiden, indem wir einfach selbst am Mittwoch gegen Hoffenheim gewinnen. Weniger als ein Unentschieden kann ja kaum dabei herauskommen, wenn Andi Luthe den Kasten erneut sauber hält.

Mann der Stunde: der blendend aufgelegte Andreas Luthe. (Photo by Pool/Kai Pfaffenbach/Pool via Getty Images)

Auch für die TSG geht es noch um etwas. Es winkt weiterhin der Einzug ins internationale Geschäft. 3 Punkte Rückstand auf Wolfsburg auf Platz 6 sind weiterhin aufzuholen. Zum jetzigen Zeitpunkt der Saison ist ein hitziges und umkämpftes Mittelfeldduell zu erwarten.

Über den Gegner

Der Hopp-Club aus dem Kraichgau ist wohl der einzige Verein in der Bundesliga, der es absolut großartig findet, dass die Saison ohne Zuschauer zu Ende gespielt wird. Es kommt einem vor wie vor Ewigkeiten, dass Spiele auf Grund von Protesten gegen die Hoppsche-Investitionspolitik und das Selbstgebaren eines Milliardärs unterbrochen wurden. Gerade aus diesem Grund ist es umso bedauerlicher, dass die Partie ohne Zuschauer stattfindet. Denn auch die Augsburger Kurve hatte schon in der Vergangenheit immer wieder deutlich ihre Ablehnung gegenüber Dietmar Hopp kommuniziert. Ich hätte mich auf friedlichen und nicht-diskriminierenden Protest sehr gefreut.

Und schon ist Alfred Schreuder wieder weg. Wie Hoffenheim für die nächste Saison die Weichen stellt, wird spannend. (Photo by MARIUS BECKER/POOL/AFP via Getty Images)

Daneben hat die TSG erst vor kurzem Trainer Alfred Schreuder entlassen, nachdem man sich in sportlicher Hinsicht nicht auf ein gemeinsames Zukunftsbild einigen konnte. Schreuder war dabei vor allem dadurch aufgefallen, dass er Spieler regelmäßig positionsfremd einsetzte. Am Ende war es ihm nicht vergönnt dauerhaft die Nachfolge von Julian Nagelsmann anzutreten, der die TSG an dieser Stelle in den letzten Jahren sportlich arg verwöhnt hatte. Gegen Augsburg wird ein Trainerteam unter der Führung von Sportchef Rosen die Hoffenheimer am Spielfeldrand begleiten.

Was macht eigentlich Kostas Stafylidis?

Der Kapitän der griechischen Nationalmannschaft wechselte vor der Saison ablösefrei vom FCA ins Kraichgau. Dort kam er allerdings nie richtig an. Sieben Einsätze und nur vier von Beginn an sind dann doch wenig für einen Spieler von Stafylidis Kaliber. Entsprechend wird schon über eine Trennung zur neuen Saison spekuliert. Der FCA ist mit Iago und dem Rückkehrer Pedersen auch im Falle eines Abgangs von Philipp Max (gerüchteweise zum AC Mailand oder zu Borussia Mönchengladbach) auf dieser Seite gut aufgestellt.

Kostas Stafylidis ohne Perspektive in Hoffenheim? (Photo by Alexander Scheuber/Bongarts/Getty Images)

Diese Saison könnte die Saison sein, in der ehemalige Spieler vom FCA sportlich hart getroffen werden. Stafylidis kam erst gar nicht zum Einsatz. Erik Thommy darf zwar viel spielen und scort auch regelmäßig, könnte mit Fortuna Düsseldorf dennoch zum zweiten Mal nacheinander absteigen (nachdem er schon letzte Saison mit dem VfB Stuttgart nicht die Klasse halten konnte). Kevin Vogt blüht ein Abstieg mit dem SV Werder Bremen, nachdem er kein Vertrauensverhältnis zu Alfred Schreuder in Hoffenheim mehr hatte.

Tipps

Irina: 2 zu 2, es geht hoch her und der FCA spielt befreit auf. Herrlich hält sich an der Seitenlinie ausnahmsweise mal zurück.

Sebastian: 1-1. Nach dem vermeintlichen Siegtreffer in der 96. Minute legt sich Andi Luthe den Ball beim Versuch den Schiedsrichter zu umarmen noch selbst ins Tor.

Andy: Hoffenheim kann sich nicht mehr so recht motivieren. Unser FCA dahingegen wittert die Chance daheim selbst den Klassenerhalt zu besiegeln. Wir gewinnen 2:1.

Immer wieder Herrlich

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

1:0 in Mainz gewonnen. 7 Punkte Abstand auf den Relegationsplatz. 3 Spiele noch zu spielen. Der Klassenerhalt ist dem FC Augsburg auch in dieser Saison quasi nicht mehr zu nehmen. Es könnte die Zeit der ungetrübten Freude sein. Es könnte so herrlich sein. Wenn da nicht der Herrlich wäre.

Das Sportliche

Vielleicht einmal vorweg. Sportlich sieht das doch gar nicht so übel aus, was die Mannschaft auf den Rasen bringt. Gerade hinten haben wir zuletzt mehrmals zu null gespielt. Auch gegen Mainz kein Gegentor kassiert. Siege gegen Schalke und Mainz. Dazu ein paar Unentschieden. Die Mannschaft scheint sich Stück für Stück zu stabilisieren. Ich hebe gerne den Wert von kontinuierlicher sportlicher Arbeit hervor. Wenn Heiko Herrlich mit dem Trainerteam die Arbeit in den kommenden Wochen und dann in der Vorbereitung auf die neue Saison so fortsetzen kann, dann scheint die sportliche Zukunft unseres Teams positiv. Aber will man Heiko Herrlich wirklich an der Seitenlinie haben?

Die Geschichte

Bevor wir nun auf die Vorkommnisse in Augsburg zu sprechen kommen, die sich unser derzeitiger Cheftrainer in wenigen Wochen schon geleistet hat, werfen wir vielleicht einen Blick in die Vergangenheit. Ich will Heiko Herrlich nun wirklich nicht auf Basis eines einzelnen Ereignisses beurteilen. Die Vergangenheit kann uns aber vielleicht helfen, ein Muster zu erkennen.

Schauen wir uns als erstes daher die Trainer-Schwalbe von Heiko Herrlich an. Heiko Herrlich war zu diesem Zeitpunkt Trainer von Bayer 04 Leverkusen. Leverkusen spielte gegen Borussia Mönchengladbach. Der Ball geht ins Aus. Denis Zakaria von Gladbach will sich den Ball zum Einwurf holen. Herrlich lässt diesen durch seine Beine und hebt ab, als der Gladbacher Spieler an ihm vorbei will um den Ball zu holen.

Seine Erklärung im Nachhinein ist dann bizarr: Er habe das Gleichgewicht verloren. Es habe vielleicht etwas komisch ausgesehen. Man möchte laut “Bullshit” rufen. Später hat er sich natürlich in aller Form entschuldigen müssen.

Der Augsburger Bullshit

In Augsburg war Heiko Herrlich noch gar nicht an der Seitenlinie angekommen, als er sich schon den ersten Aussetzer leistete. Im Teamhotel in Bobingen hatte er Zahnpasta und Gesichtscreme vergessen und ging schnell zum Supermarkt um die Ecke. Kein großes Ding normalerweise. Derweil steckt die Welt in der größten Pandemie seit fast 100 Jahren und das Hygienekonzept der DFL war täglich in den Schlagzeilen. Herrlich durfte das Teamhotel – genau wie alle seine Spieler – nicht verlassen. Er als Führungsperson hätte es besser wissen müssen. Hat er nicht. Hat freimütig von der Aktion auf der Pressekonferenz erzählt. Sich danach öffentlich entschuldigt. Die Aktion allerdings auch relativiert mit dem Hinweis, alle Hygiene-Maßnahmen eingehalten zu haben. Einsicht sah damals schon anders aus.

Sieht so jemand aus, der schnell das Gleichgewicht verliert? (Photo by KAI PFAFFENBACH/POOL/AFP via Getty Images)

Aber Herrlich ist nicht unter zu kriegen. Gerade nach dem Remis gegen Köln holte er zum Tiefschlag gegen Videoschiedsrichter Winkmann aus und unterstellte diesem Parteilichkeit. Warum er hierfür ungestraft davon kam, ist wohl niemanden so recht klar. Ein Unding. Schon in diesem Zusammenhang wies Gianni Costa von der Rheinischen Post auf Herrlichs Fehltritt-Liste hin und forderte ihm zu einer Entschuldigung bei Winkmann auf. Die Möglichkeit sich für den verbalen Fehltritt selbst zu entschuldigen ließ Heiko Herrlich auf der Pressekonferenz vor dem Mainz-Spiel ungenutzt verstreichen.

Gegen Mainz legte Herrlich direkt nach. Bei Einwurf Mainz spielte er einen zweiten Ball aufs Feld (und kam auch dafür wieder ungeschoren davon). Im Interview bei Sky nach dem Spiel verwies er auf ein Versehen auf Grund seiner technischen Fähigkeiten. Heiko, willst Du uns verarschen? Heiko Herrlichs Highlights als Spieler zeigen recht gut, dass der Ball sein Freund ist. Die Erklärung klingt doch zu sehr nach “Gleichgewicht verloren”. Heribert Bruchhagen stellte die Erklärung bei Sky dann auch direkt in Frage.

Die Analyse

Was erkennen wir nun nach einigen Wochen, die Heiko Herrlich nun in Augsburg ist? Heiko Herrlich hat als Trainer Aktionen gebracht, die jede einzelne meinen Magen zum Grummeln bringen. Klar braucht ein Trainer ein sportliches Konzept, um eine Mannschaft zu führen. Daneben würde ich mir aber sehr ein Bewusstsein für die gesellschaftlichen Zusammenhänge über den Profisport hinaus wünschen. Ein Menschenbild, in dem anderen nicht sofort unprofessionelles Verhalten unterstellt wird. Ein Forttragen des Fairplay Gedankens. Und ein aufrichtiges Umgehen mit den eigenen Fehlern. All dies , sehe ich nicht, wenn ich Heiko Herrlich aus der Distanz beobachte.

Heiko Herrlich, wie er sich den Dingen nicht stellt. (Photo by Michael Dalder/Pool via Getty Images)

Mir ist es wichtig, dass dieser Text nicht als Charakterisierung von Heiko Herrlich als Person aufgefasst wird. Ich kenne Heiko Herrlich nicht persönlich. Mir geht es vor allem um ein Beurteilung von Heiko Herrlich in seiner öffentlichen Funktion als Trainer eines Fußballbundesligisten. Als Vorbild für unsere Kinder. Ich bin vor allem Fan dieses Vereins, der gerade in Zeiten von Corona auf seine Werte und das Zusammenhalten abgestellt hat. Ich finde es schade, dass wir gerade einen Trainer zu haben scheinen, der diese Werte nicht ausreichend repräsentiert. Wir in Augsburg wissen nicht, wie es ist abzusteigen. Zumindest sportlich. Die Entwicklung abseits des Platzes ist doch in den letzten Wochen mehr als bedauerlich. Nicht herrlich.

TGIF: Geisterschorle am Rhein

Mainz ist immer eine Auswärtsfahrt wert. Nicht zuletzt auch kulinarisch. Wenn die Ergebnisse nicht passten, war zumindest die Rieslingschorle im Stadion immer sehr empfehlenswert. Doch das muss dieses Jahr leider ausfallen, es gibt stillen Weißwein vor dem Fernsehschirm.

Fakten zum Spiel #M05FCA

Der FCA geistert weiter etwas unbeholfen durch die Liga. Die erste Hälfte gegen Köln war famos, die Augsburger waren präsent, machten Druck und erspielten sich reihenweise gute Torabschlüsse. Auch die Geschichte der Elfmeter, eine liebgewonnene Tradition beim Zusammentreffen beider Vereine, ist um ein neues Kapitel reicher. Der Schütze Flo Niederlechner ließ sich von einem einfachen Spruch aus der Fassung bringen und scheiterte an dem gut aufgelegten Timo Horn.

Flo Niederlechner: einer von uns. Aufstehen und weitermachen! (Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Er ist halt einer von uns, das kennt jeder Sonntagskicker. Auch eine gewisse Tradition hat es nun schon, dass der FCA sein Spiel nur noch 45 Minuten aufzuziehen vermag – und so gehörte die zweite Hälfte den Kölnern und ein 1-1 Unentschieden war das gerechte Ergebnis. Das mag für sich betrachtet auch vollkommen in Ordnung sein. Man macht sich aber doch Sorgen im Hinblick auf den nahenden Saisonabschluss. Denn dieser rückt ebenso schnell näher wie die Abstiegsplätze. Umso wichtiger wäre ein Sieg gegen Mainz, was einer kleinen Vorentscheidung um den Klassenerhalt gleich kommen könnte. Denn Düsseldorf spielt gegen Dortmund. Aber dafür sollte die sportliche Führung des FCA auch den Fokus auf das Sportliche legen. Dazu gleich mehr.

Der Gegner

Es läuft nicht so richtig gut, aber auch nicht ganz schlecht. Anfänglich kam Mainz stotternd aus der Pause mit Unentschieden gegen Köln und Union Berlin sowie Niederlagen gegen Leipzig und Hoffenheim. Am letzten Spieltag gewann man schließlich überzeugend das Derby gegen die Eintracht. Das gibt Rückenwind. Viel wichtiger aber sind die klaren und mehr als richtigen Zeichen gegen Rassismus, die Mainz in dieser Woche setzte. So unter anderem gegenüber einem Mitglied, das sich an der Hautfarbe der Spieler störte.

Presseschau

Während man andernorts die Öffentlichkeit nutzt, um wichtige Statements zu geben, wird in Augsburg über die Schiedsrichter geschimpft. Direkt im Nachgang des Spiels wütete angesichts eines nicht gegebenen Elfmeters Heiko Herrlich über die Ansetzung des Videoschiedsrichters Guido Winkmann und unterstellte ihm aufgrund seines Wohnorts sogar Parteilichkeit. Auch unser aller Lieblingsmanager Stefan Reuter meldete sich zu Wort und kritisierte wiederum den Leiter der Bundesligaschiedsrichter Lutz Fröhlich für seine Kritik an Herrlichs Worten.

Heiko Herrlich sucht den Fehler beim Schiedsrichter anstatt bei der eigenen Mannschaft. Gegen Köln hätte man doch alle Möglichkeiten gehabt, das Spiel selbst zu entscheiden. (Photo by MICHAEL DALDER/POOL/AFP via Getty Images)

Natürlich war der angemahnte Vorfall strafstoßwürdig und natürlich hätte sich der Schiedsrichter auf Intervention des VAR die Szene nochmals ansehen müssen. Aber danach gleich in den Boulevardmodus überzugehen anstatt sich einmal demütig zu fragen, warum es Woche für Woche nicht gelingt, ein Spiel einmal über 90 Minuten zu gestalten, ist schon kunstfertig. Chapeau. Herrlich diese Fettnäpfchen. Endlich weg von der glattgebügelten Bundesligawohlfühlrhetorik.

Was macht eigentlich die Kaderplanung

Es zeichnet Stefan Reuter ja durchaus aus, dass er neben verbalen Grätschen eifrig und erfolgreich am Kader der nächsten Saison zu basteln vermag. Felix Uduokhai wurde für eine mehr als beträchtliche Summe fest verpflichtet und aus Gladbach kommt wohl Tobias Strobl. Auch Kevin Rüegg vom FC Zürich ist als Rechtsverteidiger wohl immer noch ein Thema. Der Schwerpunkt liegt derzeit wohl (noch) auf der Defensive, was allerdings wohl zu Lasten der Augsburger Eigengewächse Raphael Framberger und Kevin Danso gehen dürfte. Southampton hat die Kaufoption nicht gezogen und Danso wird im Sommer in Augsburg zurückerwartet. Es gibt aber wohl schon Interessenten.

Tipps

Irina: So, ich bin mutig und lehne mich aus dem Fenster. Die Trotzreaktion des FCA im Abstiegskampf beschert uns 3 Punkte. Finnbo scort und wir gewinnen 3-1.

Andy: Mainz wird zerlegt und der FCA macht mit einem 5:1 den Klassenerhalt fix.

Sebastian: Mainz gewinnt mit moralischem Rückenwind verdient 3-1. Da Düsseldorf gegen Dortmund punktet dürfen wir uns auf ein Herzschlagfinale freuen, bei dem der FCA erst am letzten Spieltag aufgrund eines unberechtigten Elfmeters die Klasse hält. Schiedsrichter: Guido Winkmann, der das Spiel im Kölner Trikot pfeift.

TGIF: Schau Köln, wie Augsburg singt und lacht

Es ist schon fast etwas ungewohnt. Nachdem während der vergangenen englischen Woche 3 Spiele innerhalb von 6 Tagen anstanden, haben wir jetzt über eine Woche Pause bis es daheim gegen den Effzeh aus der Domstadt geht. Spiele gegen den Effzeh sind mir dabei ereignisreicher in Erinnerung als Spiele gegen andere Gegner. Schnell kommt Poldis Pokalauftritt in den Sinn, genau wie Marwin Hitz Stollen vor dem Elfmeter. Ob es am Wochenende wieder so aufregend wird? Ich kann gerne darauf verzichten, so lange die 3 Punkte in Augsburg bleiben.

Fakten zum Spiel #FCAKOE

4 Punkte aus den drei Spielen der englischen Woche. Es hätte schlimmer laufen können. Gegen Paderborn fühlt sich der Punkt allerdings nach zu wenig an und die erste Halbzeit gegen Hertha war schlicht schwach. Vier Punkte hat der FCA Vorsprung auf den Relegationsrang. Ich war froh, dass Werder Bremen im Nachholspiel gegen die Frankfurter Eintracht unter der Woche keine Punkte holen konnte. Der Blick geht eindeutig eher nach unten als nach oben. Hoffen wir, dass wir nicht noch weiter abrutschen und die Psychologie eine noch wichtigere Rolle spielen wird. Köln steht nominell nur einen Platz und 3 Punkte besser da in der Tabelle. Quasi ein Nachbarschaftsduell. Wäre die Arena voll, würde ich unseren FCA als Favoriten sehen. So ist das Ganze eher eine Wundertüte.

Der Gegner

Die Corona-Unterbrechung kam für die Kölner zu absoluten Unzeit. Vorher waren sie in erstaunlicher Form, nachdem Markus Gisdol als Trainer übernommen hatte. Aber warum war Markus Gisdol überhaupt verfügbar, wo man in den ersten Monaten in Köln an übermenschliche Fähigkeiten glauben wollte? Langfristigen Erfolg hatte Gisdol noch bei keiner seiner Stationen. Es bleibt für uns zu hoffen, dass der Gisdol-Effekt mittlerweile verpufft ist und der FCA mit den Kölnern einen schlagbaren Gegner im heimischen Stadion erwartet. So wird die Partie am Sonntag zum Trainerduell: der Wundertrainer kommt um gegen den Zahnpasta-Trainer anzutreten.

Und beim FCA?

Die Eindrücke irritieren zumindest mich etwas. Sportlich haben wir doch einige Probleme. Heiko Herrlich hat zwar ein Grundgerüst gefunden, die Abläufe auf dem Platz bieten aber weiter Entwicklungspotential. Beim Ballbesitz ist in den letzten beiden Partien ein Aufwärtstrend erkennbar. Gerade im letzten Drittel fehlt dann aber meistens die letzte Idee, wie man defensiv starke Teams knacken kann. Gut, dass die Kölner auf dem Papier nicht die defensiv stärkste Truppe der letzten Spiele waren. Dazu fehlten sportliche Leistungsträger wie Max, Gouweleeuw und Finnbogason verletzt oder gesperrt und müssen sukzessive wieder ins Team integriert werden. Spieler wie Freddy Jensen spielen gerade überhaupt keine Rolle. Eine klare Kommunikation zu Verletzungen oder Ausfällen bzw. Begründungen unterbleibt auch Wochen nach Wiederbeginn der Liga.

Felix Uduokhai wird auch in der neuen Saison für den FCA am Ball bleiben. (Photo by MATTHIAS HANGST/POOL/AFP via Getty Images)

Sportlich hat man also viel Arbeit vor sich. In der Liga muss man, um den Klassenerhalt kämpfen. Derweil hagelt es Transfergerüchte von allen Seiten. Neben den Torhütern Ulreich und Gikiewicz, wird Kevin Ruegg als neuer Rechtsverteidiger gehandelt. Dazu soll sich der FCA mit Tobias Strobl über einen ablösefreien Wechsel aus Gladbach einig sein und hat die Kaufoption bei Felix Uduokhai gezogen. Die Bestätigung von Seiten des FCA steht bzgl. aller Personalien aus, der Vfl Wolfsburg hat allerdings bzgl. Uduokhai bestätigt. Dennoch sind wir eigentlich kein Club, bei dem potentielle Transfers so offen durch die Medien hallen. Gerade, wenn es sportlich angespannt ist.

#BlackLivesMatter

Die Corona-Krise ist für mich diese Woche etwas in den Hintergrund gerückt. Genau wie der Fußball. Die Ermordung von George Floyd hat zu globalen Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt geführt. In der letzten Woche haben in der Bundesliga Weston McKennie, Jadon Sancho und Marcus Thuram durch Aktionen auf dem Platz Zeichen gesetzt. Der DFB hat daraufhin geprüft, ob diese Protestaktionen für die Spieler zu Sanktionen führen müssen, allerdings bzgl. der Aktionen auf eine Bestrafung verzichtet. Es ist doch absurd, dass Spieler im Rahmen von ligaweiten Aktionen wie “Zeigt Rassismus die rote Karte” eingebunden werden, bei Eigeninitiative in der gleichen Sache Prüfungen stattfinden.

Weston McKennie trug im Spiel gegen Werder Bremen ein Armband mit dem Schriftzug “Justice for George”, um auf Rassismus und Polizeigewalt aufmerksam zu machen. (Photo by Bernd Thissen/Pool via Getty Images)

Nun mag der ein oder andere auch denken, dass wir es ja mit einem amerikanischen Thema zu tun haben. Dem ist nicht so. Alltagsrassismus ist auch in Deutschland an der Tagesordnung. Wie viele von euch, bin auch ich noch nie Opfer von Rassismus geworden. Aber bei Carolin Kebekus haben Betroffene die Möglichkeit erhalten, ihre Sicht auf die Dinge zu schildern. Vielleicht nehmt ihr euch die Zeit und schaut euch das Video an:

Und so stellt sich gesellschaftlich die spannende Frage, ob wir uns auch – vielleicht durch Fußballer, die ihre Plattform nutzen – auf das Thema Rassismus in Deutschland und mögliche Lösungen fokussieren oder ob wir es einfach unter den Teppich kehren. Da sind doch die sportlichen Resultate wirklich eine absolute Nebensache.

Tipps

Irina: Zarter Hoffnungsschimmer: ein 2 zu 1 Erfolg für den FCA. Warum? Bauchgefühl und viiiiel Optimismus. Beim Blick auf die Tabelle sind die 3 Punkte gegen den direkten Abstiegskonkurrenten übrigens dringend notwendig! 2021 Bundesliga – Augsburg ist dabei.

Sebastian: Köln am Sonntagabend. Das riecht nach einem 2-2 unentschieden.

Andy: Wir schlagen den Effzeh verdient und abgebrüht mit 2:0.

TGIF: Brunos Alte Dame

Es geht Schlag auf Schlag in der Geisterliga. Nach den Spitzenspielen gegen Schalke und Paderborn darf der FCA in die Hauptstadt und den Rasen im Olympiastadion kaputt treten. Es wird so oder so keine leichte Aufgabe, denn die Hertha zeigt unter Bruno Labbadia ein ganz neues Gesicht. Aber der Reihe nach. Kurz und schmerzlos: die Spieltagsvorschau.

Fakten zum Spiel #BSCFCA

Der FCA ist nominell weiterhin unter Heiko Herrlich ungeschlagen, die einzige Niederlage verpasste der neue Coach zahnpastabedingt. Es fällt schwer, nach drei Spielen ein Zwischenfazit über die Augsburger Geisterspieltauglichkeit zu fällen. Man hatte das Gefühl, dass es nach dem Auswärtssieg auf Schalke steil nach oben gehen würde und die ersten Minuten im Spiel gegen Paderborn befeuerten das kleine Fünkchen Hoffnung auf große Fußballzeiten. Ballbesitz und Passsicherheit sind bislang ungekannte Begriffe für die Augsburger Anhängerschaft. Allerdings ließ sich auch der FCA vom eigenen Auftritt irritieren und rasch bröckelte die Fassade. Paderborn verteidigte gut und hatte sogar die besseren Chancen. Vollkommen zurecht wurde Andi Luthe zum Mann des Spiels erklärt. Das war insgesamt ein hartes Stück Arbeit an einem lauen Mittwochabend. Auch für die Zuschauer.

Andi Luthe war gegen Paderborn der beste Mann. Man fragt sich schon, warum er in dieser Form nicht schon die ganze Saison die Nummer 1 war. (Foto: INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Es ist unschwer zu erkennen, dass man noch weit von dem Fußball entfernt ist, den der neue Coach sehen und spielen lassen will. Sicherlich auch nicht verwunderlich angesichts der gegenwärtigen Umstände. Schon zu normalen Zeiten wäre es schwer, die Spielidee in der laufenden Saison derart umzukrempeln. Man wird sehen, welches Gesicht der FCA in Berlin zeigen wird. Es sind jedenfalls auch angesichts der Belastung durch die englische Woche einige Änderungen in der Startelf zu erwarten.

In der Abwehr sind wohl angesichts der beiden Spiele ohne Gegentor die wenigsten Veränderungen zu erwarten, allenfalls hätte Jeff Gouweleeuw wieder eine Chance bekommen können, wenn er sich nicht die fünfte gelbe Karte abgeholt hätte. Davor besteht wieder etwas mehr Auswahl. Flo Niederlechner und die beiden Außen Ruben Vargas und Marco Richter könnten sich eine Pause gönnen. Auf Berliner Seite kommt wohl in der Verteidigung verletzungsbedingt der Nachwuchs zum Zug. Man hat aber nicht den Eindruck, dass das ein Problem sein könnte angesichts der derzeitigen Form der Mannschaft.

Alles neu macht der Bruno

Gerade angesichts des üblichen Trubels in Berlin war es durchaus überraschend, dass Neucoach Bruno Labbadia die Hertha in die sportliche Spur bringen konnte. Die Geisterspielsaison läuft bislang außerordentlich gut für ihn und die Berliner. Den anfänglichen Auswärtssieg in Hoffenheim sollte man nicht überbewerten. Dem folgte aber ein deutlicher Derbysieg gegen Union und auch in Leizig nahm man einen Punkt mit. Die Ära Klinsmann wirkt wie aus einer anderen Zeit. Schon vergessen ist auch der kleine Skandal rund um das Kalou-Video. Es blüht in Brunos Berlin, was auch an alten Damen wie Vedad Ibisevic liegt, dem der Gehaltsverzicht offenbar gut tat und der wieder trifft und assistiert. Aber nicht nur seine Formkurve zeigt unter dem neuen Trainer nach oben.

Gefühlt ist Bruno Labbadia in der Bundesliga omnipräsent. Zuletzt trainierte er Wolfsburg (wir erinnern uns), Stuttgart und Hamburg. Aber es wirkt, als hätte man den Coach mit dem Charme eines Sparkassenvorstands schon auf jeder Trainerbank gesehen. Vielleicht tut man ihm unrecht, nur das ewige Scheitern zu sehen und doch lässt sich ein Schmunzeln nicht zurückhalten, wenn die Beteiligten beim Amtsantritt in Berlin von einem längerfristigen Engagement sprechen. Was allerdings auch an der sprunghaften Alten Dame liegt. Ein Erfolg mit dem immer etwas biederen Hauptstadtverein wäre Big Bruno zu wünschen.

Was macht eigentlich Julian Schieber?

Das große Warten auf den Höhenflug von Julian Schieber. Kommt er noch? (Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Wo ist der sympathische Schwabe? Will man den Statistiken Glauben schenken, war er letztmals vor der Winterpause im Kader. Eine kleine Veränderung tut der Offensive des FCA sicher gut, warum also nicht einmal wieder den alten Herthaner bringen? Heiko, ich weiß, dass Du als großer Freund der Gazette auch das hier lesen wirst. Bring den Schieber! Gerne zusammen mit Córdova. Oder Jensen anstelle von Löwen (dessen Tricks kennen die Herthaner aus dem Effeff). Und natürlich von Anbeginn an mit Sarenren Bazee außen. Dann klappt das auch mit den Punkten in Berlin. Damit rechnet der Bruno nie. Versprochen.

Tipps

Sebastian: Mit der ungewohnten Aufstellung lassen wir in Berlin Ball und Mann laufen, dominieren nach belieben und gewinnen vollkommen ungefährdet 4-1. Vier Tore Schieber.

Andy: Der Trend ist dein Freund. Oder aber eben nicht. Die Berliner strotzen vor Selbstbewusstsein und Form und werden leider damit auch uns 1:2 nach Hause schicken.

TGIS: Thank God, it’s Spieltag!

Corona hat (Fußball-)Deutschland weiterhin fest im Griff: Nahezu täglich werden neue Wasserstandsmeldungen zu Tage gefördert und die Infiziertenzahl nach oben korrigiert. Auch in der Bundesliga ist Corona und die Diskussion drumherum Dauerthema. Nicht nur Kalous Video Clou, auch der wenig vorbildliche Ausflug vom masken- und verständnislosen Heiko Herrlich spalten die Gemüter – wie die Coronakrise an sich selbst schon die Bundesrepublik in mehrere Lager teilt. Mittlerweile sind zwei Spieltage in der ersten Fußballbundesliga Deutschlands schon wieder mehr oder minder erfolgreich bestritten worden. Das Fazit fällt durchaus gemischt aus – spür- und greifbare Geisteratmosphäre in Deutschlands Stadien, tanzende Trainer mit Mundschutz und auf Distanz jubelnde Profis. Aber: Was sein muss, muss sein!

Heiko Herrlich – Held oder Hanswurst?

Die dritte Reifeprüfung mit Symbolwirkung für die gesamte Nation steht in einer englischen Woche an. Hart, härter, englische Woche – sagt der Volksmund ganz salopp. Unser FCA empfängt hierbei in der heimischen WWK-Arena vor Geisterpublikum den Tabellenletzten aus Paderborn. Ein regelrechter Abstiegskrimi! Ein jeder fragt sich wohl an dieser Stelle, ob das Geisterspiel erneut seinem Namen alle Ehre macht. Und ob der FCA am 28. Spieltag die sympathischen Paderborner schon in Richtung zweite Liga schicken kann.

Der FC Augsburg jedenfalls konnte den berühmt-berüchtigten Trainerwechsel-Effekt nicht wirklich auskosten, da direkt nach Einstellung von Herrlich die Saison aufgrund von Covid-19 unterbrochen wurde. Die Handschrift von Herrlich war in Spiel 1 “nach Corona” noch nicht zu lesen, hat er sich doch davor selbst aus dem Stadion geschossen mit seinem unerlaubten Quarantäneausbruch zwecks Besorgung von Hygieneartikeln. “Da ganze Bua a Depp”, sagt man ganz treffend und leicht neckisch in Bayern!

Heiko Herrlich zusammen mit Stefan Reuter zurück an der Seitenlinie auf Schalke. (Photo by Martin Meissner/Pool via Getty Images)

Gegen Schalke 04 also übernahm der Mundschutz am Oberarm tragende Trendsetter Herrlich an der Seitenlinie. Ganz Fußballdeutschland, ach was, die ganze Welt blickte gebannt nach Gelsenkirchen, um den Badboy Herrlich bei seiner Geisterspiel-Premiere zu verfolgen. Besonders wichtig: Ob die Feuchtigkeitscreme aus dem Bobinger Supermarkt nun etwas geholfen hat gegen den leicht fahlen Hautton vom Heiko? Influencer hassen diesen Trick. Und Heiko Herrlich, für seine subtile Supermarkt-Scharade.

Negative Presse ist besser als gar keine Presse, dachte sich Heiko Herrlich. Gute Presse bekommt er diesertags auf jeden Fall wegen dem ordentlichen Auftritt des FCA auf Schalke. Nicht alle Vereine im Ruhrgebiet sind so gute Gastgeber wie der S04. Bitte, dankeschön. 3 Tore, 3 mal distanziertes Jubeln. Schalke 03! Da kommt gleich richtig Partystimmung und Feierlaune auf! Apropos Party…

What’s on in Partyborn?

…unser nächster Gegner kommt aus dem legendären Partyborn. Oder Paderboring. Ihr könnt euch aussuchen, was eher zutrifft. An Tagen, an welchen der SCP spielt, sicherlich ersteres. Ansonsten regnet es, die Kirchenglocken läuten oder die Ampeln sind rot. Ziemlich abwechslungsreich geht es in der Stadt mit dem größten Computermuseum der Welt zu. FUNFACT am Rande 🙂

Die Spielanlage und das Auftreten der Mannschaft aus der Stadt an der Pader entspricht nicht dem mageren Punktekonto und auch nicht dem tristen Tabellenplatz! Der Club hat eine erstaunlich gute Mischung aus erfahrenen Hasen und jungen Wilden. Leider muss das Team in der Bundesliga diese Saison oft Lehrgeld zahlen, geht hierbei jedoch nie so richtig “unter” oder lässt sich abschießen. Der relativ unbekannte Tormann Zingerle, der Bayernjugend entstammend und gebürtiger Münchner, macht einen erstaunlich guten Job zwischen den Pfosten. An ihm liegt’s sicherlich nicht, dass der SCP hinten rumkrebst in der Bundesligatabelle.

Klaus Gjasula , Christopher Antwi-Adjej, Jans Laurent und Leopold Zingerle: Die Mischung stimmt prinzipiell in Paderborn und herspielen lässt man sich auch selten. Nur Lehrgeld hat man oft bezahlt. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Ansonsten steht in der Innenverteidigung mit Hünemeier ein – im wahrsten Sinne des Wortes – “Hüne” seinen Mann. Eine Position vor ihm spielt Raubein Gjasula, der diese Saison den Kartenrekord in der Bundesliga geknackt hat. Herzlichen Glückwunsch und Ehre, wem Ehre gebührt, an dieser Stelle! Den Wirbelwind Antwi-Adjei und den jungen Spielmacher Sabiri sollte man ebenfalls auf dem Zettel haben! Interessant ist auch die Tatsache, dass der SCP vier nominelle Mittelstürmer im Kader hat. Und alle vier haben in dieser Spielzeit schon (mehrfach) getroffen! Das entspricht insgesamt 16 der 31 Treffer der Paderborner.

1. Absteiger SCP?

Die Paderborner haben nur mickrige 18 Punkte derzeit auf dem Punktekonto. Der Rückstand auf den Relegationsplatz beträgt 6 Punkte, auf das rettende Ufer schon satte 9 Zähler. Sollte der FCA gegen Paderborn gewinnen und die Konkurrenz aus Düsseldorf sowie Bremen punkten, sieht es ganz düster aus für die Ostwestfalen. Ich, die ja in Ostwestfale lebt, würde nächste Saison und gerne ohne Corona in der kleinen Schmuckkiste Benteler-Arena wieder im Gästeblock mit dem FCA mitfiebern. Und das nur mit 30 Minuten Anreise! Schade, wenn’s das nicht mehr in der ersten Bundesliga gäbe… Der SCP kann meiner Meinung nach die ganze restliche Saison punkten, aber nur nicht gegen den FCA. Die Punkte brauchen wir selbst.

Der sehr authentische und sympathische Trainer des SC, Steffen Baumgart, könnte folgende Startelf am kommenden Mittwoch auf den Rasen der WWK Arena schicken:

Zingerle  - Collins, Hünemeier, Schonlau, Dräger - Gjasula - Holtmann, Antwi-Adjei, Vasiliadis, Pröger - Srbeny

Ein Blick auf den FCA

Der FCA hat sich nach der unnötigen Last-Minute-Pleite gegen Wolfsburg offensichtlich auf den Hosenboden gesetzt und gemeinsam nach Lösungen gesucht. Denn diese individuellen und kopflosen Fehler in den letzten Spielminuten ziehen sich schon wie ein roter Faden durch die Saison. Der Kopf ist dann gefühlt schon in der Kabine oder gar noch weiter weg.

Gegen Schalke sah das spielerisch – aber auch vom gesamten Auftreten ohne Ball – deutlich besser aus. Mehr gelaufen und mehr gefightet. Sehr ansehnliche Tore geschossen. So kennt man den FCA und will man ihn weiterhin sehen! Sehr aggressives und hohes Pressing, das hat den Schalkern nicht so geschmeckt und die Hinterleute zu Fehlern gezwungen. So zu sehen beim 2:0 durch Sarenren Bazee und beim 3:0 durch Sergio Cordova.

Heiko Herrlich hatte auch zwei gute Händchen, als er die beiden letztgenannten Torschützen einwechselte. Beide drängen natürlich in die Startelf, denn Vargas blieb gegen Schalke beispielsweise sehr blass. Auch Niederlechner läuft seiner Form deutlich hinterher, läuft zwar sehr viel – aber steht auch sehr gerne im Abseits. Die Chance nun für die willigen Ersatzleute, sich zu beweisen. Auch ein großes Lob an den souveränen Andi Luthe an dieser Stelle! Wie viel mentale Stärke im Kopf bewirken kann, merkt man diesertags sehr gut an dem sattelfesten Rückhalt Luthe.

Nach dem Spiel gegen Schalke scheint es nicht viel Änderungsbedarf im Augsburger Team zu geben. Ob Heiko Herrlich trotzdem überrascht? (Photo by Martin Meissner/Pool via Getty Images)

Ich persönlich hoffe ja noch, dass der junge Nachwuchsstürmer Maurice Malone bald mal sein Bundesliga-Debüt feiern darf. Unter Heiko Herrlich scheint dies möglich, auch wenn Maurice bisher noch nicht im Kader stand seit der Amtsübernahme im März. Es bleibt abzuwarten, ob Kapitän Daniel Baier wieder in die Startelf zurückkehrt. Die Schonmaßnahme für unseren Oldie scheint aber nur temporär begrenzt zu sein, deshalb tippe ich persönlich auf eine Rückkehr in die erste Elf, obwohl Carlos Gruezo eine großartige Leistung gegen Schalke gezeigt hat und mir diese Entscheidung sehr schwer macht. Heiko Herrlich steht vor der Qual der Wahl! Heimlich hoffe ich auch auf einen Wechsel auf Linksaußen, denn Ruben Vargas kommt noch nicht wieder richtig in Tritt und Noah Sarenren Bazee hat einen guten Job am Sonntag gemacht.

Für den FCA gehts am Mittwoch vor allem darum, das Punktekonto weiter aufzustocken. 30 Punkte klingen viel, trügen jedoch etwas. Die Mannschaften hinter uns punkten ebenfalls, haben teilweise noch ein Spiel weniger als der FCA. Ausruhen? Is’ nicht! Wir werden sehr viel den Ball haben und das Spiel machen müssen – ich bin gespannt, wie wir damit umgehen und was für einen Spielplan Heiko Herrlich hat.

Folgende Elf schickt Heiko Herrlich am Mittwoch sehr wahrscheinlich auf den Platz – getreu dem Motto: “Never change a winning team”

Luthe - Frambeger, Uduokhai, Jedvaj, Max - Baier, Khedira - Vargas, Löwen, Richter - Niederlechner

Was macht eigentlich – Daniel Brinkmann?

Der gebürtige Horn-Bad Meinberger Daniel Brinkmann hat eine Vergangenheit bei beiden Teams: In der Jugend und als Profi insgesamt vier Jahre beim SC Paderborn in seiner Heimat tätig, wechselte Brinkmann 2009 zum FCA an den Lech und stieg 2011 mit diesem in die erste Bundesliga auf. In drei Saisons bestritt der zentrale Mittelfeldspieler insgesamt 66 Spiele für den FCA und erzielte dabei 4 Tore. Nach drei Spielzeiten beim FCA wechselte Brinkmann zu Energie Cottbus. Heute spielt der 34jährige in der Oberliga Westfalen beim SC Wiederbrück im Kreis Gütersloh und ist dort gleichzeitig als Trainer tätig.

Eine kleine Anekdote am Rande: Als ich 2012 bei TuRa Elsen, einer Fußballmannschaft des Paderborner Stadtteils Elsen, ein Probetraining mitmachte, trug eine Spielerin das Trikot vom FCA mit dem Flock von Daniel Brinkmann. Als ich sie fragte, wieso sie denn als Paderbornerin offensichtlich FCA-Fan sei, entgegnete sie mir: “Allein wegen Daniel Brinkmann!”. Einer Legende in Ostwestfalen und ein verdienter Spieler der Bundesliga-Aufstiegsmannschaft des FCA von 2011 .

Tipps der Redaktion

  • Andy: 3:0 für den FCA! Der SC Paderborn wird von den Augsburgern abgefertigt und zurück in die 2. Liga geschickt. Der FCA beweist erneut seine spielerische Klasse.
  • Irina: Wir gewinnen, jedoch knapper und spannender als beabsichtigt mit 2:1. Zähe und leidenschaftliche Paderborner machen uns das Leben lange schwer. Ich könnte jedoch aus Sympathie mit den Ostwestfalen auch mit einem hochklassigen Remis gut leben, will ich doch nicht Schuld sein, dass mein FCA den SCP höchstpersönlich in die 2. Bundesliga schickt. Stefan Reuter jedenfalls muss sich im Doppelpass den Fragen von Thomas Helmer stellen – sicherlich hofft er im Vorfeld auf einen Sieg, dann plaudert es sich wesentlich angenehmer.
  • Sebastian: Nun geht es aufwärts. Paderboring profitiert nicht vom stimmungsmäßigen Heimvorteil und geht mit 5-0 in Augsburg unter.

Glück auf, auf Schalke ohne Daniel Baier

Es ist doch ungewohnt. Gerade auf das Spiel auf Schalke hatte ich mich besonders gefreut. Ich wollte zusammen mit einem Kumpel aus dem Pott dort ins Stadion und die Mannschaft unterstützen. So sucht man nun an einem Sonntagmittag nach den Amazon oder DAZN-Zugangsdaten und macht es sich daheim vor dem Fernseher bequem. Kurz vor dem Spiel dazu die Nachricht, dass Daniel Baier auf der Bank sitzt. Wer von uns beiden heute bequemer sitzt? Wir hätten wohl beide nicht vermutet, dass wir während des Spiels überhaupt sitzen.

Fakten zum Spiel #S04FCA

Schalke hat auf Dortmund ganz klar die Grenzen aufgezeigt bekommen. Wir haben gegen Wolfsburg unglücklich verloren. Unglücklich, weil ein solch spätes Gegentor natürlich nicht mehr hätte sein müssen. Und weil wir unsere gute Phase zu Beginn der zweiten Halbzeit nicht nachhaltig nutzen konnten und evtl. etwas Pech mit der Entscheidung des VAR hatten. Insgesamt stehen sich heute so zwei Teams gegenüber, die beide sportlich nicht ihre beste Phase durchlaufen in dieser Saison. Welcher Club kann evtl. die eigene Saisonwende einläuten? Können wir uns etwas aus dem Keller befreien oder rutschen wir vollends hinein? Oder kann Schalke Schritte Richtung internationales Geschäft machen? Eine spannende, wenn auch nicht hochklassige Partie, die uns mit diesem Hintergrund erwartet.

Der Gegner

Der große, verschuldete FC Schalke 04. Schalke war in der Phase der Bundesliga-Pause wohl am meisten damit beschäftigt, die eigenen Finanzen zu sortieren. Von 200 Mio. EUR Verbindlichkeiten ist da die Rede. Zudem konnte man immer wieder von einer drohenden Insolvenz lesen. Ruhe in der Arbeit sieht anders aus (aber immerhin war ihr Trainer nicht einkaufen). Schalke definiert das Mittelmaß in diesem Jahr. Der Club aus Gelsenkirchen hat in dieser Saison bisher weniger Tore geschossen als unser FCA. Das Ziel müsste sein, defensiv gegen die Schalker wenig zuzulassen und nach vorne mit gezielten Aktionen für Unruhe zu sorgen. (Man muss wohl nicht erwähnen, dass Schalke natürlich weniger Tore als wir kassiert hat).

Presseschau

David Bernreuther hat im Kicker einen bemerkenswerten Kommentar zu Heiko Herrlich geschrieben. Noch nie ist wohl ein Trainereffekt so schnell verpufft, wie bei uns diesmal. Aber ist Heiko Herrlich durch den Supermarkt-Vorfall schon eine “lahme Ente”? Oder stellen sich seine Spieler vor ihn und zeigen heute eine trotzige, gute Leistung auf Schalke? Ich fand es spannend zu Herrlichs Maßnahmen und Arbeit etwas mehr Details zu lesen.

Daniel Baier in Trainingsjacke während eines Spiels zu sehen ist äußerst ungewohnt. Auf Grund des Barts aber wohl zumindest aus ästhetischen Gründen gerechtfertigt. Gibt es einen geheimen Plan? (Photo by TOBIAS HASE/POOL/AFP via Getty Images)

Heiko Herrlich geht ein weiteres Risiko ein, indem er Daniel Baier auf die Bank setzt und Rani Khedira die Kapitänsbinde überträgt. Man kann ihm nicht vorwerfen, dass er nichts riskieren würde. Allerdings steht auch eine englische Woche an und vielleicht ist das Ganze auch nur ein Poker, damit Baier unter der Woche bei vollen Kräften ist. Der Jüngste ist der Gute ja nun nicht mehr und genau in dieser Zeit sollte unser großer Kader ein Vorteil sein.

Ich möchte allerdings auch nicht unerwähnt lassen, dass sich Spieler selbst schon auf Grund des Corona-Virus gegen eine Teilnahme am Spielbetrieb entschieden haben. Kante vom FC Chelsea und Deeney vom FC Watford haben für sich die Saison beendet. Das Milliardengeschäft Fußball bringt seine Mitarbeiter weiter in gesundheitliche Gefahr und es ist mir immer noch etwas mulmig dabei.

Was machen eigentlich die Hormone?

Ich lese gerade “Leaders eat last” von Simon Sinek und aus seinen Ausführungen wird recht klar, welchen Effekt auf die Chemie in den Körpern der Spieler die fehlenden Zuschauer haben. Das Hormon Sertonin wird ausgeschüttet, wenn man den Stolz verspürt, von anderen anerkannt und angefeuert zu werden z.B. wenn Spieler die Gesänge aus der Kurve hören oder ihren Namen gebrüllt bekommen. Die Spieler spielen nun also regelmäßig mit einem niedrigeren Serotonin-Level und es bedarf wohl gezielter Maßnahmen, um das in der Arbeit mit den Teams auszugleichen. Der Kick auf dem Feld muss anders erzeugt werden. Aber wie?

Tipps

Andy: 0-0. Ich erwarte ein ähnliches Spiel wie letztes Jahr. Beide Teams zu harmlos vor dem gegnerischen Tor. Dazu kommt das leere Stadion, die Arena. Nichts für Liebhaber der gepflegten Kombinationen.

TGIF: Geisterhaftes Wolfsburg

Endlich! Wieder! Bundesliga! Aller Unkenrufe zum Trotz, alle Bedenken einmal ausgeklammert, am Samstag wird in Augsburg wieder Fußball gespielt. Und die Gazette ist schon ganz aufgeregt. Man hat das Gekicke doch schon sehr vermisst. Wer sich schon mal einstimmen will oder vergessen hat, wie es um das Sportliche steht, dem sei unsere kontaktlose Spieltagsvorschau ans Herz gelegt.

Fakten zum Spiel #fcavfl

Das wichtigste vorweg: Heiko Herrlich ist seit zwei Monaten als FCA Trainer ungeschlagen. Das dürfte Vereinsrekord sein und Stefan Reuter wird sich jeden Abend vermutlich selbst für diesen Glücksgriff auf die Schulter klopfen. Am Samstag wird sich Wolfsburg daran versuchen, die Serie zu beenden. Zumindest Heiko Herrlich kann das Spiel gelassen angehen, denn er wird gar nicht auf der Bank sitzen. Dazu gleich mehr.

Heiko Herrlich hat seinen eigenen Weg gefunden, sein Debüt beim neuen Arbeitgeber in Zeiten von Corona zu boykottieren. Schaut ihr am Samstag zu? (SASCHA SCHUERMANN/AFP via Getty Images)

Vorweg ein kleiner Rückblick in den März, denn die nominell immer noch laufende Bundesligasaison ist verständlicherweise derzeit ganz weit weg. Man erinnert sich vage an einen guten Auftritt in München und den Rauswurf von Martin Schmidt, der durchaus für Kontroversen sorgte. Die Zahlen lassen einen aufhorchen. Stand jetzt sind es nur fünf Punkte zum Relegationsplatz und der FCA hat nur einen Punkt aus den vergangenen fünf Spielen geholt. Vielleicht wäre der ein oder andere Verantwortliche froh über einen Saisonabbruch gewesen. Sportlich wird es nicht leichter.

Mit dem neuen Trainer und angesichts der langen Unterbrechung ist vollkommen unklar, wie der FCA in dieses Spiel gehen wird. Große spielerische Änderungen sind nicht zu erwarten, auch wenn Heiko Herrlich unlängst eröffnete, dass er offensiver spielen lassen möchte und Wert auf spielerische Lösungen legt. Personell wird gemunkelt, dass Alfred Finnbogason auszufallen droht. Der Trainer hat eine Aufstellung im Kopf, diese aus taktischen Gründen aber noch nicht verraten. Hoffentlich wurden die Co-Trainer rechtzeitig eingeweiht.

Der Gegner

Der Werksverein aus der Autostadt spielt unter Oliver Glasner eine solide bis gute Saison. Das Hinspiel war eine Nullnummer und damit im Vergleich zum Debakel in der letzten Saison eine wahre Wohltat. Die letzten Bundesligaspiele des VFL waren auch mehr als in Ordnung. Unentschieden gegen Leipzig, Berlin und Düsseldorf und Siege gegen Mainz, Hoffenheim und Paderborn. Aber das sind Spiele aus einer anderen Zeit. Im Europapokal setzte es zuletzt eine Heimniederlage vor leeren Rängen gegen Donezk. Ist die Geisterspielerfahrung von Vorteil? So manch einer munkelt, dass in Wolfsburg kein großer Unterschied zur üblichen Stimmung erkennbar war.

Wout Weghorst fehlt gelbgesperrt und neben einigen anderen Ausfällen hat sich auch Yannick Gerhardt zuletzt im Training schwerer verletzt. Gute Besserung an dieser Stelle! Zur Vorbereitung studierte Oliver Glasner übrigens nach eigener Aussage Spiele von Leverkusen und Regensburg als dort Heiko Herrlich Trainer war. Es ist in jeder Hinsicht eine Wundertüte. Auch wir sind gespannt.

Die Presseschau

Die DFL hat am Donnerstag eine Reihe von Beschlüssen im Zusammenhang mit der Fortsetzung des Spielbetriebs gefasst und lässt nun unter anderem mehr Auswechslungen zu (bis zu fünf) und ermöglicht Spiele an einem Ausweichort, sollten diese an den ursprünglich vorgesehenen Spielstätten aufgrund von Auflagen der Behörden nicht durchführbar sein. Theoretisch kann die Saison außerdem bis in den Juli verlängert werden.

Ansonsten hat die Presse natürlich in den vergangenen Tagen das Für und Wider der Bundesligafortsetzung ausführlich debattiert. Empfehlenswert ist der Kommentar von Kathrin Gilbert in der ZEIT, die für den experimentellen Charakter des Neustarts wirbt. Holger Gertz zeichnet in einem bemerkenswerten Artikel in der Süddeutschen nach, wie Stillstand und Krise die absurden Missstände im Profifußball offen legen und fürchtet, dass Geisterspiele genau das nehmen, was den Zirkus bislang trotz aller berechtigten Kritik ausgezeichnet haben: Bilder und Geschichten. Aber vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wenn der Vorhang noch ein wenig länger geöffnet bleibt.

Die Denkpause im Sportbetrieb (heißt nicht so, weil man mit dem Denken aufhört, sondern weil man damit anfängt) hat zum Beispiel dazu geführt, dass ein Teil der Kundschaft darüber nachgedacht hat, was diese Begriffe eigentlich bedeuten, mit denen man immer befeuert wird. Milliarden-TV-Vertrag zum Beispiel. Live ist ja gerade nichts geboten, was einen davon abhält, mal nachzurechnen. Um es fußballerisch zu sagen, in der zupackenden Sprache des leider auch schon verstorbenen Managers Rudi Assauer: “Wenn der Schnee schmilzt, sieht man, wo die Kacke liegt.”

Holger Gertz, Brot und Geisterspiele, Süddeutsche Zeitung vom 10.5.2020

Übrigens können sich Sky Abonnenten Fan-Gesänge und Emotionen passend zum Spielgeschehen einspielen lassen. Na dann.

Was macht eigentlich Heiko Herrlich?

Aber zurück zu Augsburgs Rekordtrainer, der das mit dem Geschichten produzieren etwas missverstanden hat. Kurz zusammengefasst gingen dem Trainer in der Quarantäne in Bobingen die Hygieneprodukte aus und anstatt an der Rezeption nachzufragen suchte er selbst den örtlichen Supermarkt auf. Als wäre das noch nicht genug, berichtet er von diesem kleinen Abenteuer in aller langweiligen Ausführlichkeit in der virtuellen Spieltagspressekonferenz. Sensationell. Sicherlich kann man jetzt wieder anfügen, dass der Fußball vielleicht doch ganz bodenständig ist. Dass man die Zahnpasta beim Hotelaufenthalt vergisst, ist ein Naturgesetz. Der Heiko ist einfach einer von uns.

Heiko Herrlich ist halt einer von uns. Diese vielen neuen Regularien muss man halt erstmal im Kopf behalten. (ROBERT MICHAEL/AFP via Getty Images)

Aber es ist die Unbedachtheit, die einen fassungslos hinterlässt. Nicht nur, dass offenbar vollkommen bedenkenlos gegen das DFL Konzept verstoßen wird. Es wird auch noch mit viel Liebe zum Detail ausgeführt, als wäre es das Normalste überhaupt. Als hätte nicht die gesamte Liga mit finsteren Mienen und starrem Blick wochenlang gebetsmühlenartig zu Protokoll gegeben, dass sie um den Ernst der Lage wisse und auf welchem Prüfstand das gesamte Unternehmen Wiederanpiff steht. Heiko Herrlich gibt schon wie Salomon Kalou einen vielsagenden Einblick in Sein und Schein im Fußballzirkus.

Heiko Herrlich zieht übrigens die Konsequenzen aus seinem Fehlverhalten und wird die Mannschaft am Samstag nicht von der Bank aus betreuen. Wenn der Trainer in ähnlich eintöniger Emotionalität seine Kabinenansprachen hält, wie er in Pressekonferenzen von Ausflugsgeschichten erzählt, muss dies kein Nachteil sein.

Tipps

Irina: Tippe auf ein schnödes und zerfahrenes 1 zu 1. Ein typisches Geisterspiel ohne Highlights.

Andi:0-0. Eine Nullnummer für alle Beteiligten, diese Bundesligawiederaufnahme. Weg damit.

Sebastian: 4-3, am Ende macht Andi Luthe in der 97. Minute vom Punkt den Siegtreffer nachdem er zuvor zwei (unberechtigte) Elfmeter gehalten hat. Das Spiel ist ein auf und ab, von dem man sich noch jahrelang erzählen wird. Der Auftakt einer Siegesserie, an deren Ende der Einzug in den Europapokal steht.

Mach kaputt, was dich kaputt macht

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Seit 10 Jahren hatte die Bundesliga keinen anderen Meister mehr als den FC Bayern München oder Borussia Dortmund. Wer das Buch “The Number’s Game” gelesen hat, der weiß, dass der sportliche Erfolg zu über 80% von den Gehaltsausgaben eines Vereins abhängt. Es gibt hier eine nachgewiesene Abhängigkeit. Wer sich teure Spieler leisten kann, ist erfolgreicher, als der Club, der es nicht kann. Und wundern tun wir uns hierüber schon seit langem nicht mehr. Was man allerdings feststellen kann: früher war das nicht so. In den ersten sieben Jahren ihrer Existenz, gab es in der Bundesliga sieben unterschiedliche Meister. Da kann ein Verein wie der FC Augsburg oder SC Freiburg noch so gut arbeiten. Mehr als ein vereinzelter Euro League Lotteriegewinn bleibt unmöglich.

Der Fußball braucht keine Rettung

Wenn Herr Watzke, seines Zeichens Geschäftsführer von Borussia Dortmund, in diesen Tag sagt: “Es geht um die Rettung des Fußballs”, dann meint er damit vornehmlich die Vormachtstellung seines eigenen Clubs im aktuellen System. Denn als ich das letzte Mal nachgeschaut habe, da lag auf der Wiese vor unserem Haus immer noch ein Ball mit dem meine Tochter kicken konnte, wann auch immer sie wollte. Der Fußball an sich wird durch die derzeitige Situation nicht verschwinden. Zudem ist die derzeitige Situation nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Wenn ein Club wie Schalke 04 nach wenigen Wochen schon kurz vor der Insolvenz steht, dann liegt das wohl eher an den 200 Mio. EUR Verbindlichkeiten, die trotz abbezahltem Stadion dort schon auf den Büchern lasteten, als an der Krise selbst. Die Krise und der RB Leipzig haben gezeigt, dass die Lizenzierungsbedingungen der DFL eine Farce sind. Also werden gewisse Bedingungen, wie eine Liquiditätsprüfung nunmehr gleich ausgesetzt. Natürlich nur vorübergehend.

Hans-Joachim Watzke sieht die Vormachtstellung seines Clubs gefährdet und hat gefährliche Ideen. (Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Dabei bietet die Situation auch Chancen und diese werden aus ungewohnter Ecke adressiert. DFL-Geschäftsführer Seifert hat den Vorschlag einer Gehaltsobergrenze auf den Tisch gebracht. Eine Gehaltsobergrenze würde den sportlichen Wettbewerb in der Liga deutlich erhöhen und für ausgeglichenere Verhältnisse sorgen. Indem die Verteilung von Fernsehgeldern unabhängig der sportlichen Ergebnisse vorgenommen würde, ginge dies auch grundsätzlich nicht zu Lasten der Spieler. In diesen Situationen würden schlicht die Spieler bei den kleineren Vereinen zukünftig mehr verdienen können. Nachdem die Liga auch für Zuschauer wieder attraktiver würde, gäbe es wahrscheinlich grundsätzlich ein mehr an Einnahmen und damit auch ein Gehaltsplus für die Spieler im Gesamten. Das System funktioniert in den US-Ligen schon seit Ewigkeiten.

Machtstellungen sollen zementiert werden

Die großen Vereine wollen aber natürlich ein “weiter so” unter allen Umständen und sind hierfür auch bereit, die Prinzipien des deutschen Profifußballs komplett auszuhöhlen. Herbert Hainer, Präsident des FC Bayern München, hat sich nun erst kürzlich dafür ausgesprochen, die 50+1 Regel abzuschaffen. Hierdurch könnten sich viele Vereine retten, ohne dass das System im Gesamten und damit die Vormachtstellung des FC Bayern angegriffen würde. Dem Branchenprimus geht es derweil weiter hervorragend, wo er doch gerade jetzt eine Transferoffensive für den Sommer angekündigt hat.

Herbert Hainer, Präsident des FC Bayern München, äußert seine gefährlichen Gedanken, wie alles so bleiben kann, wie es ist. Aber wer will denn das? (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Die Corona-Krise scheint dabei für einige Verantwortliche der geeignete Vorwand zu sein, auf den sie lange gewartet haben. Sie hängen weiter ihrer Verblendung nach, in der sie sich schon in den letzten Jahren immer mehr von den Fans auf den Rängen entfremdet hatten. Diese Fans können momentan auf den Rängen nicht gegen Änderungen an den Umständen des Ligabetriebs demonstrieren, sondern engagieren sich vielerorts für die Gesellschaft. Es gibt nun eben doch einiges, was gerade wichtiger ist als Profifußball.

Zeit für Aufstand und Wandel

Derweil ist jetzt der Moment, wo wir mit besonderer Achtsamkeit darauf achten müssen, dass uns “der Fußball” von den Watzkes und Hainers dieser Welt nicht vollends zerstört wird. Die kleinen Vereine sollten eine Koalition bilden, genau wie dies schon vorher von den Fanszenen vorgemacht wurde. Denn jetzt genau ist der Moment gekommen, um für eine gerechtes und chancengleiches System im Profifußball einzustehen, in dem die Vereine weiter das Rückgrat bilden. Es ist Zeit, dass der Fußball wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkommt und der wirtschaftliche Wettlauf beendet wird. Damit wir in Augsburg nicht mehr nur von der Meisterschaft träumen sondern auch realistisch Meister werden können. Das Spiel ist kurz davor zu beginnen. Es ist der Moment die eigenen Farben und Visionen zu verteidigen. Es ist der Moment, wo es in Augsburg heißt: “Fäuste hoch”.

Geisterstunde

Ein schales Helles aus dem dünnen Plastikbecher, der unverwechselbare Geruch von Bier und billigem Deospray in der Nase und das lautstarke Nörgeln eines beständig Unzufriedenen nur wenige Reihen hinter einem. Es ist nicht ganz klar, ob die Umstehenden mit leerem Blick seinen Ausführungen folgen oder mit Sorge an den nächsten Arbeitstag und den drohenden Spott der Kollegen denken. Bierduschen und Sonnenbrand, Motzrentner und Bayernfan. Was klingt das plötzlich alles verheißungsvoll. Wie schön wäre es, jetzt im Block zu stehen.

Spielpause

Die Aussetzung des Spielbetriebs war natürlich alternativlos und erfolgte vielleicht fast schon zu spät angesichts der Rolle, die Großveranstaltungen bei der Verbreitung des Virus spielten. Wie geht es nun weiter? Die Frage wird seit Wochen eifrig diskutiert und ist dabei fast Sinnbild aller anderen Debatten rund um die derzeitigen gesellschaftlichen Einschränkungen, die viele Meinungen und wenige Graustufen kennen.

Aber: Es steht vollkommen außer Frage, dass es derzeit dringendere Fragen gibt, als die Problematik, wann die Bundesliga wieder angepfiffen wird. Jeden, der sich gesundheitliche Sorgen macht oder in Kurzarbeit Existenzängste hat, hinterlässt die Debatte rund um die Aussetzung der Bundesliga mit einem Kopfschütteln. Mindestens. Fußball ist nur eine Nebensache. Aber für viele auch die schönste Nebensache der Welt.

Geisterspiele

Von dem Gang ins Stadion sind wir aller Wahrscheinlichkeit nach weit entfernt. Alle Großveranstaltungen sind derzeit bis Ende August offiziell untersagt und auch die ersten Veranstaltungen im Herbst werden schon abgesagt. Und so ist Geisterspiel das Wort der Fußballstunde. Die Profiligen sollen (vielleicht) ab Anfang Mai in enger Taktung vor leeren Tribünen mit einem minimalen Personalaufwand der Liga zu einem würdigen Ende verhelfen. Wobei würdig in dem Fall heißt, das die Verpflichtungen aus den Fernsehverträgen eingehalten werden und so umgekehrt die dringend benötigten Fernsehgelder an die Vereine ausgezahlt werden. Dass der Stillstand der Bundesliga und so ziemlich aller anderen Profiligen weltweit den milliardenschweren Fußballzirkus in gravierende Nöte bringt, ist indes Thema einer anderen Debatte auf diesem Kanal.

Masterplan?

Die Geisterpläne der eigens eingesetzten „Task Force“ , die letzte Woche auch in Presse und Öffentlichkeit seziert worden sind, enthalten nichts wirklich überraschendes – man hatte auf ein Konzept gehofft, dass alle Probleme gesellschaftspolitisch und medizinisch überzeugend löst. Schlicht das Hoffen auf ein Fußballwunder. Was herauskam ist nicht viel mehr als der dringende Appell, sich konsequent die Hände zu waschen, eingekleidet in die schicken Folien einer Powerpointpräsentation und garniert mit allerlei grafischem Pepp aus dem Handbuch aktueller Marketingkurse. Einen großen Charme hat dabei übrigens die grafische Veranschaulichung der Personen im Stadion, eine (unbeabsichtigt) humorvolle Symbiose von Stadionplan und Tipp-kick.

Als die Liga am 16.03. diskutierte passierte das noch in Form eines Präsenzmeetings in Frankfurt. Wie sich die Zeiten geändert haben. (Photo by Thomas Lohnes/Getty Images)

Trotzdem wirkt der gesamte Plan seltsam steril. Da hat es selbst die österreichische Liga geschafft, ihrem Konzept mit einer farblichen Codierung von Zonen und Personal den Anstrich eines adäquaten Masterplans für Notzeiten zu geben. Inhaltlich gibt es aber natürlich kaum einen Unterschied.

Und so erfährt man viel über die Zahl der Personen, die ein Fußballspiel mitsamt Übertragung wohl mindestens benötigt (ca. 300) und dass die Bar im Mannschaftshotel gesperrt wird. Privat solle man Menschenansammlungen meiden und nach Möglichkeit Einwegtaschentücher verwenden. Nun denn. Sollte eine Person positiv getestet werden, erfolgt keine automatische Meldung an die Presse und die Vereine sollen für einen ausreichend großen Kader im Saisonfinale sorgen. Auch das begleitend veröffentlichte medizinische Konzept liefert keinen großen Erkenntnisgewinn. Für Menschenansammlungen vor dem Stadion ist die DFL nicht verantwortlich. Der Vorteil der Banalität des Konzepts ist dessen Universalität. Mit den Kriterien könnte man auch ein Museum wieder öffnen.

Fußball ist unser Leben?

Das Konzept der DFL Taskforce dient nicht dazu, die aufgeheizte Diskussion rund um das Thema Geisterspiele zu versachlichen. Man kommt nicht umhin, den Kritikern Recht zu geben, die die Sonderrolle des Fußballs in der gegenwärtigen Debatte monieren. Während das Land stillsteht und jeder Einzelne zur Wahrung von Abstand und Verzicht angehalten wird, möchte der Fußball lieber heute als morgen seinen Betrieb wieder aufnehmen. Und wer meint, dass die Fans den Fußball herbei sehnen, dem sei der bemerkenswerte Kommentar der Ultras ans Herz gelegt, die deutliche Kritik am Vorhaben der DFL geäußert haben.

Gespenstisch

Und doch könnte der Fußball ein Stück Normalität bieten, zumindest denjenigen, die gerne dem Fußball anhängen. Clubs und Konzerte, Museen und Demonstrationen werden derzeit in die digitale Welt verlegt. Warum also nicht auch die Bundesliga? Man mag sich Geisterspiele in Augsburg vorstellen. Wie Rolf Störmann eigens angefertigten Pappkameraden auf der Ulrich Biesinger Tribüne begrüßt und der Torjubel gleich mit der Tormelodie vom Band kommt. Was vor Wochen noch als undenkbare Alternative abgetan wurde, ist jetzt fast Sehnsuchtsort. Insgeheim hat mittlerweile auch die Stimmung eines schweigsamen Testspiels einen großen Reiz. Und eine gewisse Authentizität. Denn es wird auf das Spiel und das Sportliche reduziert. Ohne den großen Marketingrahmen, das Torwandschießen und die Gratisproben.

Choreo ohne Fans oder auch die Frage: Was bleibt ohne Fans im Stadion? (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Doch der Wunsch, am Samstagnachmittag wieder Fußball im heimischen Wohnzimmer zu sehen, birgt auch ein anderes Risiko. Was wäre, wenn eine Mannschaft nach mehren positiven Befunden aufgrund der Quarantäne in Gänze oder in Teilen ausfallen würde? Wenn dem FCA die erste Elf fehlen und eine Niederlagenserie zum Abstieg führen würde? Rechtfertigt es da der Verweis auf finanzielle Nöte und die Sehnsucht des Fans, die Spiele wieder anzupfeifen?

Vor dem Spiel ist nach dem Spiel

Das Konzept der DFL kann der Gesellschaft die Sonderrolle, die die Bundesliga spielen soll, immer noch nicht erklären. Und so wird man sich weiter die Frage stellen, ob und wann die Wiederaufnahme des Spielbetriebs gesellschaftlich, moralisch und sportlich sinnvoll ist. Ich würde mich prinzipiell freuen, wenn ein sinnvoller Weg gefunden werden könnte. Der Jubel auf dem Sofa wäre gewiss. Aber eben nicht um jeden Preis. König Fußball muss sich auch unterordnen. Es wird auch finanzielle Lösungen für alle Profivereine geben. Alles andere wäre in dem Millionenzirkus Bundesliga schwer denkbar und vermittelbar.

Denn Fußball ist nur Nebensache. Insbesondere in diesen Tagen. Und man kann der ganzen Situation doch durchaus etwas Positives abgewinnen. Heiko Herrlich ist seit fünf Wochen als FCA Trainer ungeschlagen.

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