Rückrundenstartend

In der zweiten Halbzeit ein erkennbares Zeichen – leider aber nicht das zugehörige Glück. In jedem Fall ein Schritt als Mannschaft, auf dem sich aufbauen lässt. Dazu die Statements der Spieler, die Hoffnung auf eine neue Dynamik entstehen lassen.

Mit 28 Punkten nach der Rückrunde können die Eisernen bereits für eine dritte Bundesligasaison planen. Vor der Saison, auch wegen des geringeren Marktwerts der Mannschaft, als Abstiegskandidat genannt, überzeugten die Köpenicker über die gesamte Vorrunde mit mannschaftlicher und taktischer Disziplin.

Nur gegen eine Team der ersten elf der Tabelle wurde verloren, die zweitwenigsten Niederlagen, die drittmeisten Tore geschossen und zugleich auch die drittwenigsten Tore erhalten – alle Statistiken bestätigen die Effizienz von Union im zweiten Bundesligajahr.

Auch wenn das Hinrundenspiel im Olympiastadion verloren ging, steht das Team von Urs Fischer genau elf Punkte vor dem selbst ernannten Big-City-Club, und darf von attraktiveren internationalen Gegnern wie bei der UEFA-Pokal-Teilnahme 2001 träumen.

Die allgemeinen Einschränkungen wurden verlängert, und es ist längst nicht absehbar, wann irgendwann eine Form der Normalität wieder eintreten wird. Umso fraglicher wie manche Profispieler, die ihren Beruf ausüben können, damit in verschieden Situationen umgehen. Auch dies trägt nicht zu einer Steigerung allgemeiner Akzeptanz bei.

Es ist auch so schon schwer, dem Geschehen aus der Ferne zu folgen. Der Fußball, einschließlich aller Beteiligter, sollte sich seiner Sondersituation bewusst werden. An jedem Spieltag, lassen sich ausreichend Situationen, Äußerlichkeiten wie auch beim Spiel, erkennen, die bestenfalls befremdend wirken.

Auch vor dem Hintergrund, das längst nicht klar ist, das alle, die vorher da, irgendwann wieder ins Stadion kommen, sollten sich alle, Verband wie Vereine, ihrer Privilegien bewusst sein.

Super League – ja oder nein. Wer auch immer welche Drohkulisse aufbaut, scheint langsam auch ziemlich egal. In jedem Fall wird ein Teil Verlierer sein, und ein klein wenig die Hoffnung für einen anderen Fußball bleiben.

Neues auch aus der Verbands-Soap in Form einer bezahlten Außendarstellung eines Mitarbeiters. Auch hier lässt mittlerweile der Grad der allgemeinen Verwunderung nach.

Ausgrenzung und Diskriminierung hat nirgendwo etwas zu suchen – in keiner Gesellschaft und an keinem Ort. Koordinierte Aktionen der Verbände und Vereine liefern auch einen Beitrag dazu, z. B. das Thema Rassismus immer wieder ins Bewusstsein zu bringen. Die eigentlichen Probleme liegen allerdings nicht auf dem Platz, sondern in einer allgemein nicht nur latent vorhandenen Existenz, und damit verbundenem Umgang. Jeder Beitrag, der sich mit diesen Phänomenen befasst, schafft Aufmerksamkeit, und zumindest immer auch einen kleinen weiteren Schritt einer Sensibilisierung.

Sich dessen Aufarbeitung in bestimmten Umgebungen anzunehmen, beinhaltet aber auch die Verantwortung einer konkreten Benennung und ernsthaften Auseinandersetzung. Dies betrifft wie alle anderen Lebensbereiche eben auch den Fußball – nicht nur auf dem Platz.

Zu Beginn der Saison wurde dem FCA, aufgrund des Startprogramms, ein schwieriger Beginn vorausgesagt. Mit kurzzeitiger Chance auf die Tabellenspitze stand der FCA mit drei Siegen nach sechs Spielen, vor Union, auf Platz 6.

Die in diesen Auftritten gezeigten Qualitäten, verbunden mit wieder gewonnenem Selbstbewusstsein, lassen auch zu Beginn der Rückrunde neue Chancen erkennen. Wenn dann auch noch das Spielglück in Form einer höheren Treffsicherheit hinzukommt, scheinen die Aussichten gut, den Abstand zu den hinteren Plätzen wieder anwachsen lassen zu können.

Was noch fehlt ist das konkrete, mannschaftliche Erfolgserlebnis. Aufbauend auf der Leistung vom Mittwoch, und mit der gleichen Einstellung, hat der FCA gegen Union alle Möglichkeiten wie zu Beginn der Hinrunde zu überzeugen. Was gegen den Tabellenführenden möglich ist, sollte auch gegen die nachfolgende Vereine machbar sein. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Vorrundeübergehend

Manche gefühlten Null-zu-Null-Spiele enden manchmal anders. Dies lässt sich auch nicht unbedingt mit anderen Partien, bei denen späte Tore fielen, vergleichen. 19 Punkte vor dem letzten Hinrundenspiel, und sieben bzw. 14 Punkte Abstand zum Relegations- bzw. Abstiegsplatz, sind auch im Soll.

Ein Blick auf den bisherigen Saisonverlauf: Der FCA ist mit zwei Siegen und einem Unentschieden gut in die Saison gestartet, und holte gegen die letzten vier der Tabelle zehn Punkte. Die spielerische Entwicklung und Ausrichtung mag, auch aus der Ferne, unterschiedlich bewertet werden, aber am Ende zählen die Ergebnisse.

Was sind die konkreten Erwartungshaltungen in dieser ungewöhnlichen Saison? Das erstes Ziel bleibt, möglichst schnell, die für den Klassenverbleib nötigen Zähler zu erreichen. Darauf aufbauend lässt sich dann weiteres beschreiben.

Die Entwicklung eines Spielsystems mit verschiedenen Variationen wächst mit gelungenen Auftritten. Aber auch schwächere Phasen können in der Analyse zur Verbesserung führen – wesentlich dabei ist, sich nicht zu schnell von vorhanden Überzeugungen zu verabschieden. Die Spieler und die Mannschaft haben die erforderliche Qualität.

Auch die Beurteilung einzelner Mannschaftsbereiche lässt sich etwas differenzierter sehen: Es gibt vier Teams, die weniger Tore geschossen bzw. mehr erhalten haben. Mit einer kleinen Ausnahme hat keiner, der in der Tabelle nachfolgenden Vereine mehr Siege, oder weniger Niederlagen als der FCA – bezogen auf die Verteilung ein zu bedenkender Aspekt.

In einer Saison ohne Winterpause, und Möglichkeit der Korrektur, wirken sich individuelle Formphasen wohl anders aus, und sollten sich, auch über schrittweise Gelungenes wieder ändern. Wesentlich ist dabei die Einstellung und Motivation – im Bonusspiel unter der Woche lassen sich diese gut zeigen.

Wie ist die aktuelle Punktezahl einzuschätzen? Zu Beginn der Bundesligazeit wurde der FCA als Mannschaft wahrgenommen, die in der Rückrunde, die für den Klassenerhalt erforderlichen Punkte einholte. Dies betrifft insbesondere die Saison 2012/ 13, als der FCA zum Ende der Hinrunde neun Punkte hatte, und mit 24 Punkten – die bis heute drittbeste Punktzahl einer Halbrunde – erreichte.

Mit zunehmender Etablierung in der Liga haben sich die Punktzahlen in den jeweiligen Hälften in den nächsten vier Jahren angeglichen. In der Spielzeit 2018/ 19 und in der letzten Saison waren diese, nach jeweils erfolgreicher Vorrunde, dann schwächer.

Auch wenn diese Werte, aufgrund möglicher Verteilungen nicht immer übertragbar sind, reichten in den letzten neun Jahren 38 Punkte um der Relegation bzw. dem Abstieg zu entgehen. Dies bedeutet, das dem FCA aktuell noch 19 Punkte zum ersten Saisonziel fehlen, ein Wert, der zum Vergleich, in der aktuellen Hinrunde bereits vor dem letzten Spieltag erreicht wurde, und auch in dieser Saison gelingen sollte.

Immer wenn es darauf ankommt hat der FCA geliefert. Zunächst geht es darum in allen Belangen als Mannschaft aufzutreten, und darüber hinaus das vorhandene Potential zu zeigen. Die nächsten Spielen gegen die sechs aktuell in der Tabelle führenden Mannschaften bieten sich hierzu an, und können, beginnend mit dem Spiel am Mittwoch, einen neuen Trend starten.

Auch wenn die Meisterschaft auf Jahre vergeben scheint, hat auch, wie die letzten Spiele zeigten, Bayern München schwächere Phasen. Es darf wieder an die Beendigung, der bisher längsten niederlagenfreien Serie der Münchener, durch das Tor von Sascha Mölders im April 2014 erinnert werden, auch wenn es zuerst für den FCA darum geht, alle vorhanden Möglichkeiten zu zeigen.

Dazu gehört eine für den Gegner unangenehme und konsequente Spielweise, das Funktionieren der einzelnen Mannschaftsteile, und eben die Verbindung dieser durch den Auftritt als Mannschaft. Mit der dann noch nötigen Effizienz scheint auch in diesem Vergleich, und auf dem Weg in die nahtlos folgende Rückrunde, vieles möglich. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

“Unsere Defensive hat kein Bundesliganiveau”

Es waren drastische Worte, die Rafal Gikiewicz nach dem 1:4 gegen den VfB Stuttgart wählte. “Wir machen zu viele Fehler hinten. Ich bin froh, dass ich nur vier Gegentore bekommen habe”, konstatierte der Keeper nach der sechsten Saisonniederlage, um dann noch einmal in aller Deutlichkeit hinterher zu schieben: “Unsere defensive Leistung hat kein Bundesliganiveau.”

Dabei ist die Abwehrarbeit eigentlich Augsburgs Prunkstück in dieser Saison. Vor dem 15. Spieltag kassierten nur fünf Teams weniger Gegentreffer als der FCA. Das liegt einerseits daran, dass Trainer Heiko Herrlich enormen Wert auf defensive Kompaktheit legt und andererseits an einem starken Torwart, der ligaweit die zweitmeisten Schüsse abwehrt.

Gegen Stuttgart wählte Herrlich eine etwas angriffslustigere Taktik. Der FCA stand etwas höher und attackierte früher. Was in der Offensive für aussichtsreiche Abschlussgelegenheiten sorgte, ging jedoch zu Lasten der Sicherung des eigenen Tores. Das 2:0 fiel aus einem langen Ball von VfB-Innenverteidiger Kempf, nachdem der FCA weit aufgerückt war. Das ging viel zu einfach und hatte mit Bundesliganiveau in der Tat wenig zu tun. Aus Augsburger Sicht darf gehofft werden, dass Gikiewicz’ öffentlicher Rüffel die Mannschaft wachrüttelt und somit gegen Bremen (Samstag, 15.30 Uhr) ein anderes Gesicht gezeigt wird. Dass Abwehrchef Jeffrey Gouweleeuw wieder mit dabei ist, sollte für zusätzliche Stabilität sorgen. Dass der FCA mit den Werderanern nicht gerade auf die gefährlichste Offensive der Liga trifft, ebenso.

Der FCA kassierte gegen Stuttgart das erste Mal in dieser Saison vier Gegentore. Was Rafal Gikiewicz vom Auftreten seiner Vordermannschaft hielt, machte der Pole unverblümt klar. (Foto via imago)

Über den Gegner

Bremen hat nahezu das gleiche Torverhältnis wie der FC Augsburg. Beide Teams schossen magere 17 Tore, der SVW kassiert einen Treffer mehr. Dennoch trennen Augsburg und Bremen vier Punkte voneinander, was sich auch durch die etwas bessere Chancenverwertung der Schwaben begründet.

Die Hanseaten hecheln den eigenen Erwartungen aber nicht nur in puncto Offensive hinterher. Von den letzten zwölf Bundesligaspielen hat die Mannschaft von Florian Kohfeldt nur eines gewonnen (1:0 gegen Mainz durch ein Tor von Juniorenspieler Eren Dinkci in der 90. Minute). So langsam verdichten sich die Anzeichen, dass die vergangene Saison, in der sich der Traditionsverein erst in der Relegation retten konnte, eben nicht nur ein Ausrutscher war. Auch wenn das manch eine(r) in Bremen, wo man vor eineinhalb Jahren noch von Europa sprach, nicht wahrhaben will.

Emotionaler Coach an der Seitenlinie: Florian Kohfeldt ist seit November 2017 im Amt. Seitdem qualifizierte sich Werder fast für die Europa League, stieg allerdings auch fast ab. Die Rückendeckung im Klub ist auch jetzt da. (Foto via imago)

“Wir haben sehr, sehr schlecht Fußball gespielt”

Die Realität sieht bekanntlich anders aus. Drei Saisonsiege, Tabellenplatz 13. Dementsprechend wählte Kohfeldt vor zwei Wochen auch deutliche Worte und war nach der 0:2-Niederlage gegen Union Berlin sichtlich bedient: “Wir haben in allen Belangen eine sehr schlechte Leistung abgeliefert. Wir haben sehr, sehr schlecht Fußball gespielt. Mit dieser Leistung kann man kein Bundesligaspiel gewinnen. So wie heute geht es nicht.” Im nächsten Spiel zeigten seine Schützlinge dann allerdings eine Reaktion und sicherten sich ein verdientes 1:1 in Leverkusen.

Auch wenn die sympatischen Bremer gerne an ihren Vereinslegenden festhalten, dürfte so langsam aber sicher über Frank Baumann diskutiert werden. Als Manager ist er maßgeblich für die Kaderzusammenstellung verantwortlich und hat – so ehrlich muss man auch trotz Corona sein – zuletzt keinen guten Job gemacht. Das wurde beispielsweise an unüberlegten Leihdeals samt Kaufpflicht oder dem Verkauf Davy Klaassens (Ajax Amsterdam) deutlich. Natürlich hat der klamme SVW die kolportierten elf Millionen Euro Ablöse gerne genommen. Ein positionsgetreuer Ersatz wurde allerdings nicht verpflichtet.

In Bremen ist man sich der Wichtigkeit des Augsburg-Spiels bewusst. Während der Trainingswoche setzte Kohfeldt auf Geschlossenheit und will die Partie gegen den FCA als Chance sehen. Die Hanseaten haben am Samstag die Gelegenheit, sich etwas vom Abstiegskampf loszueisen – und den FCA gleichzeitg näher an ihn heran zu bringen. (Foto via imago)

Die Fakten zu #SVWFCA

Flankenblock: Kein Team stellt sich mehr Flanken erfolgreich in den Weg als der FC Augsburg (36). Neun Blocks davon gehen auf das Konto von Iago – ligaweit Platz zwei.

Harmlos: Nur Bielefeld und Köln (beide 8,7) geben weniger Schüsse pro Spiel ab als Augsburg (9,5) und Bremen (10,2).

Kopfballschwach: Der FCA ist die Mannschaft der Liga, die es bisher am wenigsten per Kopf versucht hat. Gerade einmal 16 Kopfbälle in Richtung Tor kamen in den bisherigen 15 Spielen zustande. Bremen ist 15. (29), Bayern und Gladbach Erster (43).

Sprints: Der FC Augsburg weist ligaweit die drittmeisten Sprints auf (3672), nur Bayern (3755) und Wolfsburg (3728) haben mehr. Bremen belegt in dieser Statistik den letzten Platz (3038). Der Kontrast zum FCA ist bemerkenswert, zumal es bei den intensiven Läufen ähnlich aussieht: Die Schwaben sind Vierter, Werder Vorletzter.

Torflaute: 1000 Mal probiert, 1000 Mal ist nichts passiert? Florian Niederlechner wartet seit sage und schreibe 929 Minuten auf ein Tor in der Bundesliga – schon jetzt die längste Durststrecke des Stürmers. Nun steht der Oberbayer in Bremen vor dem Erreichen der unrühmlichen Vierstelligkeit.

Trainerbilanz: In sechs Aufeinandertreffen mit Heiko Herrlich konnte Florian Kohfeldt nur einmal gewinnen. 2016 im Pokal gegen die von Herrlich trainierten Regensburger.

Nach 13 Treffern in der Vorsaison steht bisher noch die Null. Wann platzt bei Florian Niederlechner endlich der Torknoten? (Foto via imago)

Die letzten Begegnungen

01.02.2020: FC Augsburg – Werder Bremen 2:1

01.09.2019: Werder Bremen – FC Augsburg 3:2

10.02.2019: Werder Bremen – FC Augsburg 4:0

22.09.2018: FC Augsburg – Werder Bremen 2:3

17.03.2018: FC Augsburg – Werder Bremen 1:3

Ruben Vargas trifft zum 2:1-Endstand im letzten Duell gegen Bremen. Die jüngste Bilanz spricht dennoch klar für Werder, insgesamt hat jedoch der FCA die Nase vorn. Von bis dato 18 Bundesligaspielen konnten die Schwaben bei zwei Remis neun Siege einfahren. (Foto via imago)

Was macht eigentlich Matthias Ostrzolek?

Im Januar 2012 wechselte Matthias Ostrzolek vom VfL Bochum in die Fuggerstadt. Bis 2014 machte der Linksverteidiger 74 Spiele für Rot-Grün-Weiß (kein Tor, elf Vorlagen). Nach zweieinhalb starken Jahren in Augsburg wechselte der Deutsch-Pole zum Hamburger SV, wo seine Leistungskurve fortan nach unten gehen sollte. Nach drei Jahren und 89 Spielen für die Rothosen zog es Ostrzolek zu Hannover 96, mit denen der frühere U21-Nationalspieler in die 2. Liga absteigen sollte.

Im Sommer wurde sein auslaufender Vertrag am Maschsee dann nicht verlängert und Ostrzolek stand ohne Verein da – bis jetzt. Anfang Januar gab der FC Admira Wacker Mödling die Verpflichtung des 30-Jährigen bekannt. Beim von Damir Buric (früher Greuther Fürth) trainierten österreichischen Erstligisten unterschrieb Ostrzolek einen Vertrag bis 2022.

Spielte in seiner Augsburger-Zeit wie hier beim 1:0-Sieg gegen den FC Bayern durchaus eine wichtige Rolle. Matthias Ostrzolek war beim FCA Stammspieler. (Foto via imago)

An dieser Stelle wollen wir noch an einen weiteren Ex-Augsburger erinnern, der unter der Woche für bundesweite Schlagzeilen gesorgt hat. Gratulation zum Einzug ins Pokal-Achtelfinale, Ioannis Gelios!

Die voraussichtliche Aufstellung

Marco Richter fehlt aufgrund seiner mehr als überflüssigen gelb-roten Karten gesperrt. Jeffrey Gouweleeuw kehrt nach seiner fünften gelben Karte wieder in die Startelf zurück. Eine Dreierkette mit Reece Oxford scheint nicht ausgeschlossen, doch gegen die offensiv harmlosen Bremer könnte Herrlich auch wieder zur Viererkette zurückkehren. Ob in dieser Iago den Linksverteidiger gibt, ist mehr als fraglich. Der Brasilianer konnte nach seiner verletzungsbedingten Auswechslung gegen Stuttgart noch nicht wieder trainieren, sodass vermutlich Mads Pedersen zu seinen zweiten Startelfeinsatz kommen wird. Sein Pendant auf der rechten Seite gibt wohl Robert Gumny, da Raphael Framberger (Muskelfaserriss) noch nicht wieder einsatzbereit ist. Vieles deutet zudem daraufhin, dass sich der Coach für ein kompaktes Zentrum mit Rani Khedira, Carlos Gruezo und Tobias Strobl entscheidet. André Hahn, Michael Gregoritsch und Alfred Finnbogason sind Alternativen für den Angriff.

Gikiewicz – Gumny, Gouweleeuw, Uduokhai, Pedersen – Khedira, Gruezo – Caligiuri, Strobl, Vargas – Niederlechner

Rückkehr in die Startelf: Jeffrey Gouwelleuw wird gegen Bremen wieder ins Abwehrzentrum rücken – und damit hoffentlich für mehr Stabilität sorgen. (Foto via imago)

Tipps:

Andy: 0:3 – Bremen spielt keinen guten Fußball. Wir hatten gegen den VfB und auch Frankfurt spielerische Ansätze gezeigt. Ich höre nicht auf optimistisch zu sein und glaube, dass wir diesmal zu Toren kommen und damit an einen deutlichen Auswärtssieg. Von Stuttgart lernen, heißt auswärts siegen lernen.

Irina: 2:1 – wir verlieren auch gegen Bremen, aber nicht so deutlich wie gegen dem VfB.

Andi: 1:1 – In einem höhepunktarmen Spiel gibt es am Ende keinen Sieger. Werder spielt damit zum siebten Mal in dieser Saison 1:1 und der FC Augsburg kann den Abstand zu einem direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt wahren. Es wäre Flo Niederlechner zu wünschen, dass er seine Torflaute endlich beendet.

Wahrnehmend

Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Wahrnehmung des Spiels, und auch wenn das gegnerische Team besser war, gab es doch sehenswerte Aktionen. Nach 15 Spieltagen mit 19 Punkten auf Platz 11, die Situation nach hinten scheint stabil.

Nach gutem Saisonstart ein Auf und ein Ab. Auch zur Hälfte der Saison scheint noch nicht ganz klar, wie sich alles in dieser Spielzeit noch entwickelt. Gelungene Defensivleistungen, einzelne Aktionen, Willenskraft und Tore in den entscheidenden Momenten – es gab bereits einiges Positives, und doch auch ein wenig das Gefühl, als gebe es mit dem vorhandenen Kader noch mehr Möglichkeiten.

Dabei entstehen auch im zehnten Bundesligajahr keine übertriebenen Erwartungshaltungen – zunächst geht es immer darum möglichst schnell genügend Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln.

Ein nächstes Ziel ist die Entwicklung der Mannschaft, die aufbauend auf allgemeinen Vorgaben, ein eigenes Spielsystem umsetzt, und in der Fortsetzung auch in der Lage ist, dieses bei veränderten Gegebenheiten umsetzen. Und irgendwo innerhalb dieses Prozesses tritt der FCA am kommenden Samstag in Bremen an.

15 Punkte nach 15 Spielen, das ist zumindest ein Punkt mehr, als Werder zum gleichen Zeitpunkt in der Vorsaison hatte. Zum Vergleich: Der FCA stand mit 20 Punkten nach 15 Spieltagen auf Platz 11.

Nach einer eher unglücklich verlaufenen Saison, in der Werder sich erst in der Relegation durchsetzte, waren die Voraussetzungen und Erwartungen für den Start in die neue Spielzeit auch ganz andere.

Die gewandelte Rolle von Werder in der Liga, auf dem dritten Platz der ewigen Tabellen, und mit den meisten Ligaspielen aller Vereine, zeigt auch, wie sich die Bundesliga verändert hat, und weiter verändert. Vorne, fünf bis sechs Teams, mit Platz für eine Überraschungsmannschaft, dahinter ein größeres Mittelfeld, aus dem sich zwei bis drei Teams hervorheben, dahinter Abstiegskampf. Das Gros der Liga, einschließlich Bremen, irgendwo dazwischen. In dieser ungewöhnlichen Saison, ohne Zuschauer und Atmosphäre, wird dies umso bewusster.

Nach zwischenzeitlich vier Niederlagen in Folge ist die Bundesligabilanz des FCA gegen Werder noch immer positiv. Das letzte Aufeinandertreffen am 01.02.2020 gewann der FCA durch Tore von Florian Niederlechner und Ruben Vargas vor 29.432 Zuschauern mit 2 : 1. Dies war der letzte Heimsieg mit Publikum vor der „Corona-Pause“.

Schalke ist nicht Tasmania, Mönchengladbach gewinnt nach Rückstand gegen München, und Leipzig verliert gegen Dortmund. Zumindest aus dieser Sichtweise läuft die Unterhaltungsmaschinerie weiter. Dazu scheitert Bayern München nach 20 Jahren wieder im Elfmeterschießen in der 2. Runde des DFB-Pokals – Pokalsieger 2001 wurde Schalke 04.

Dortmunds Geschäftsführer Watzke hat sich zwischenzeitlich auch wieder zu Wort gemeldet. Er fordert nicht nur mehr Geld für den BVB beim Verzicht an der Teilnahme an einer möglichen Super League, sondern auch noch die Rückendeckung anderer Mitbewerber aus der Bundesliga – irgendwie alles wie immer.

Vor dem Hintergrund der allgemeinen Entwicklung und verbundenen Einschränkungen scheint es schwierig Einschätzungen hinsichtlich anderer sportlicher Großveranstaltungen in diesem Jahr zu treffen. Am Beispiel der begonnen Handball-WM zeigt sich nicht nur wie schnell manche Planungen sich ändern können, sondern stellt sich erneut die Frage nach der Sinnhaftigkeit.

Die Saison ist bisher ein hin und her. Dem FCA sollte es am Samstag gelingen die Stärken in allen Bereichen, und als Mannschaft zu zeigen, zu überzeugen, und vor dem letzten Spieltag der Hinrunde bereits eine gute Punktezahl zu erreichen. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

„Herrlicher“ Fußball beim FCA?

Ja, ich weiß. Wortspiele mit Heiko Herrlichs Nachnamen gibt es schon zur Genüge. Trotzdem kommt heute noch ein weiteres dazu. Denn ich will hiermit einmal den Versuch starten, mir die Spielidee des Trainers ein bisschen genauer anzusehen. Und dabei auch fragen, ob sich inzwischen so etwas wie ein von Herrlich geprägter Spielstil beim FCA abgezeichnet hat. Eben ein „herrlicher Fußball“. Da ist die Überschrift doch durchaus gerechtfertigt, oder?

Spurensuche

Wenn man sich jetzt – wie ich – auf die Suche nach einer „Idee“ begibt, die der Trainer mit der Mannschaft verfolgt. Tja, wo fängt man da an und wo wird man fündig? Ich denke, da gibt es ganz grundsätzlich zwei Fundgruben, in die man sich begeben kann.

Zum einen kann man sich ansehen, was Herrlich darüber gesagt hat, was und wie er spielen lassen will. In seinen Aussagen, die die Medien in Interviews und Pressekonferenzen eingefangen haben, lassen sich sicherlich Spuren von seiner Ideenwelt finden.

Zum anderen müssen wir natürlich auch darauf schauen, was wir auf dem Platz gesehen haben: Wie sieht unser Kader aus? Mit welcher Formation sind wir aufgelaufen? Welche Spielsysteme hat Herrlich spielen lassen? Welche Mittel und Wege haben wir gegen den jeweiligen Gegner gefunden – oder auch nicht?

Schmidts Vermächtnis

Bevor ich zu unserem aktuellen Trainer komme, will ich ein Stück weit zurückgehen und bei seinem Vorgänger Martin Schmidt ansetzen. Charakteristisch für unsere damalige Spielweise unter Schmidt war sicherlich die relative hohe Verteidigung. Das heißt: Wir haben versucht, dem Gegner weit in seiner eigenen Hälfte den Ball abzunehmen und nach gelungener Balleroberung aufs Tor zuzugehen.

Leider hat das nicht allzu oft geklappt. Im Gegenteil: gerade gegen stärkere Gegner nicht, wie z. B. zu Hause gegen den BVB beim 3:5 in der letzten Saison. Da ist diese hohe Verteidigung in ein permanentes Attackieren und Anrennen“ umgekippt, sodass der FCA letztlich „kopflos ins Verderben gerannt ist“. Das schrieb der Kicker damals. Und zwar deshalb, weil wir es eben meistens nicht geschafft haben, den Gegner vom Ball zu trennen. Der konnte dann einfach hinter unsere hochstehenden Verteidiger passen und antrittsschnelle Stürmer wie Haaland oder Sancho auf (leider erfolgreiche) Torejagd gegen uns schicken.

Diese Spielweise, die man im Training auch als Angriffspressing bezeichnet, hat nicht nur für dauerhohe Torgefahr durch den Gegner gesorgt. Weil die Laufwege in unsere eigene Spielhälfte durch das hohe Verteidigen sehr lang waren, ist uns regelmäßig in der letzten halben Stunde auch die Puste ausgegangen. Der Kicker errechnete: Nach der besagten Partie gegen Dortmund hatten wir „schon 18 Punkte nach Führung verspielt, die meisten der Liga“. Zudem hatten wir zu diesem Zeitpunkt schon „17 Gegentore ab der 61. Minute“ bekommen, „der zweitschlechteste Wert hinter Mainz (18)“.

Schmidts Antwort darauf war: „eine Balance“ finden, an der gearbeitet werden müsse. Obwohl er grundsätzlich weiterhin an seinem „Ansatz aus Pressing und Umschaltspiel gegen Teams auf Augenhöhe“ festhielt. Die Chance, an einer neuen Balance zu arbeiten, hat er nicht mehr bekommen. Bekanntlich musste Schmidt keine zwei Monate nach dem BVB-Spiel gehen.

Was Herrlich über seine Idee gesagt hat

Als Herrlich im März 2020 beim FCA übernahm, sei er von Stefan Reuter erst einmal mit desolaten Spieldaten konfrontiert worden: mit der schlechtesten Quote der Liga bei Ballbesitz, (angekommenen) Pässen und gewonnenen Zweikämpfen und dazu dem zweitletzten bzw. drittletzten Rang bei zugelassenen bzw. erspielten Torchancen.

Die Torchancen, zu viele gegnerische und zu wenige eigene, erklärte der neue Trainer dann auch gleich zur Chefsache: „Egal, wo ich war, wir haben uns immer sehr viele Torchancen herausgespielt. Das sind Elemente, die ich hier reinbringen möchte“, wird Herrlich von der AZ zu seinem Amtsantritt beim FCA zitiert. Um dem Problem Ballbesitz beizukommen, wurde offenbar auch schon früh als Ziel ausgegeben: in ungefährlichen Zonen des Spielfelds längere Ballbesitzphasen schaffen.

Heiko Herrlich in Aktion(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Mehr eigene Torchancen und mehr eigener Ballbesitz waren also schon früh zwei Elemente von Herrlichs Idee für den Augsburger Fußball. Für André Niebler, Co-Trainer mit B-Lizenz für verschiedene Jugendmannschaften des FCA zwischen 2011 und 2017 und Autor einer erst kürzlich veröffentlichten, ziemlich interessanten Analyse zum Umschaltverhalten des FCA, spiegeln sich die Pläne von Heiko Herrlich für diese Saison aber vor allem in einem Zitat wieder:

Ich habe die Überzeugung, dass man sich in allen vier Spielphasen, gegen den Ball, mit dem Ball und in den Umschaltphasen, verbessern muss. Nur auf Standards oder auf Umschaltphasen zu hoffen, macht es auf Dauer schwer.

Heiko Herrlich über seine Spielidee

Demnach sind es für Heiko Herrlich alle vier Phasen im Spiel, auf die fortan der Fokus gelegt werden soll. Also nicht nur wie bisher die Ballbesitzphase des Gegners und die daran anschließenden Umschaltmomente nach Balleroberung. Sondern jetzt eben auch die eigenen Ballbesitz- und Umschaltphasen. Im Gegensatz zu Schmidts Fußball halte ich das für eine ganz neue Facette unter Herrlich.

Was wir auf dem Platz davon gesehen haben

Trotzdem liegt die große Stärke des FCA nach wie vor im Umschaltspiel bei gegnerischem Ballbesitz. Zu diesem Ergebnis kommt auch die neuerliche DFB-Analyse. Sie nimmt dazu jeweils zwei Szenen aus dem Spiel gegen die Hertha und Schalke mit aufschlussreichen Bildfolgen genauer unter die Lupe. (Ich fasse die Szenen nur kurz zusammen. Schaut sie euch für Genaueres gerne selbst an.)

Einmal, wie die Spieler das Umschalten vorbereiten: durch wenig Raum zwischen den Ketten und druckvolles Anlaufen des gegnerischen Spielers, der zu einem Rück- oder Querpass gezwungen wird. Und einmal, wie sie nach erfolgreicher Balleroberung umschalten: durch variables Spiel nach vorne (je nachdem, wo der Ball erobert wurde, durch die Mitte oder über außen) und schnelles Aufrücken.

In der Analyse heißt es außerdem, der FCA agiere in der Ballbesitzphase des Gegners inzwischen „in einem klassischen 4-4-2-Mittelfeldpressing“, verteidigt also nicht mehr ganz so hoch. Ein Nebeneffekt dieses verschobenen Mittelfeldpressings ist sicherlich, dass die Puste hintenraus wieder öfter gereicht hat. Nicht umsonst waren wir in der Schlussphase bisher überraschend stark und hatten, wie der FCA selbst schreibt, Bis(s) zum Schluss. Die acht eigenen Treffer in der Schlussviertelstunde nach dem 13. Spieltag sprechen laut der DFB-Analyse auch für „eine mental und athletisch topfitte Mannschaft“.

Topfit zum Siegtreffer. Gegen Bielefeld hat es schon geklappt. (Photo by Thomas F. Starke/Getty Images)

Doch die DFB-Analyse versteift sich aus meiner Sicht zu sehr auf die Stärken des FCA. Die Schwächen deutet sie nur an. Da heißt es: Neben dem (neuen) Mittelfeldpressing komme auch das (alte) Angriffspressing hin und wieder zum Einsatz, z. B. bei Rückstand, wenig verbleibender Spielzeit oder gleichwertigen Gegnern. Bielefeld zum Beispiel. Das sei aber bisher nicht ganz so vielversprechend gewesen. Angesichts unseres schwachen Auftritts in Bielefeld, bei dem Herrlich personalbedingt mit Dreierkette und Caligiuri auf der linken (!) Außenbahn hat spielen lassen, kann man das so unterschreiben.

Auch das Ziel, mehr eigenen Ballbesitz (und daraus eigens initiierte Tore) zu generieren, ist in der Praxis noch nicht ganz aufgegangen. Zwar seien genau dafür „neue Veteranen“ wie Caligiuri und Strobl geholt worden, die zusammen mit den „Altgedienten“ wie Gouweleeuw oder Khedira Erfahrung und Übersicht mitbringen sollten. (Warum dazu nicht auch unser „alter Veteran“ Dani Baier getaugt hätte, ist eine andere Frage…) Und auch der miserable Wert von einst hat sich verbessert. Doch gerade in eigenem Ballbesitz fehlen noch Kreativität und Ideen, wie man dem Gegner in der Vertikalen ein Schnippchen schlagen kann. Die neue, offensivere Richtung in Bewegung und Denke ist noch nicht ganz bei der Mannschaft angekommen.   

Was wir für die weiteren Spiele erwarten (dürfen)

Wenn ich die zusammengetragenen „Hinweise“ auf Heiko Herrlichs Spielidee jetzt Revue passieren lasse, kann ich vielleicht Folgendes festhalten. In den kommenden Spielen wird es (ihm) darum gehen:

  1. Die (alte) Stärke des FCA, das Umschalten und die Balleroberung, weiter ausbauen.
  2. Die (neue) Stärke des FCA, die mentale und athletische Fitness auch in der Schlussphase, aufrechterhalten.
  3. Den angestoßenen Prozess, das Spiel mit dem Ball, weiter vorantreiben. Um auch tiefer stehende Gegner zu überwinden, sich auch abseits von Umschaltphasen Chancen zu erarbeiten und so schließlich öfter zum Torerfolg zu kommen.

Vielleicht hat Heiko Herrlich auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den VfB Stuttgart am Sonntag gerade diesen dritten, noch ausbaufähigen Punkt gemeint, als er von seiner Mannschaft – in ungewohnt direkter Manier – forderte, sie müsse jetzt ihre Leistung steigern und „den nächsten Schritt gehen“.

Ob uns das gelingt, wird aus meiner Sicht auch davon abhängen, ob sich die Mannschaft mittelfristig überhaupt damit identifizieren kann, öfter in Ballbesitz zu sein und daraus eigene Aktionen zu kreieren. Ob sie sich in dieser neuen Rolle wohlfühlt, einmal nicht der Außenseiter in Dauer-Lauerstellung zu sein, sondern selbst den Takt vorzugeben. Und ob bei dieser Mission auch alle mitziehen. (So wie umgekehrt für erfolgreiches Umschalten auch bei allen der Wille vorhanden sein muss, das eigene Tor zu verteidigen.)

Gegen den VfB Stuttgart gingen nicht alle Pläne auf. (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Am Wochenende beim 1:4 gegen den VfB war dieser Wille zum Angriff leider nur streckenweise, nur in Ansätzen zu erkennen. Nach dem Gegentreffer in der 10. Minute und in den Minuten nach dem Seitenwechsel. Nach toller Vorlage von Vargas erzielte Richter dann auch prompt den Anschlusstreffer.

Und auch der Wille zum Verteidigen, unsere alte Dauerstärke, hatte sich stellenweise verflüchtigt. Wir attackierten nicht konsequent genug im Mittelfeld, ließen uns dort (mit zugegebenermaßen teils genialen Pässen wie von Kempf vor dem 0:2) überspielen und schienen uns gerade in „unserer“ Schlussphase fast aufgegeben zu haben. Darauf deutet jedenfalls hin, dass sich beim 1:4 niemand für den späteren Torschützen Didavi verantwortlich fühlte. Zum Beispiel versuchte Udoukhai nicht einmal mehr, den reingehenden Ball durch ein letztes Reinrutschen noch aus dem Tor zu fischen. Und nach dem Treffer ließen auffällig viele FCA-Spieler sprichwörtlich die Köpfe hängen. Immer eine vielsagende Geste, finde ich.

Von herrlichem Fußball – im herkömmlichen Sinne – kann beim FCA also noch keine Rede sein. Zu viele offene Baustellen gibt es. Trotzdem hat sich beim FCA unter Heiko Herrlich meiner Meinung nach inzwischen so etwas wie eine „herrliche“ Spielidee abgezeichnet. Wenn auch nur ganz leicht und vor allem langsam. Dass die Mannschaft sich diesen Stil, mehr eigene Spielkontrolle auszuüben und sich dabei zugleich auf alte Tugenden zu stützen, mit der Zeit aneignen kann, da bin ich optimistisch. Denn ich finde, er steht ihr.

Allerdings wird das nur klappen, wenn sie das auch wirklich will. Damit meine ich auch Herrlich selbst, der genauso wie sein Team in der Pflicht steht, diesen Willen, diesen geforderten Hunger ins Spiel hinein zu vermitteln. Oder was meint ihr?

Heja!

Mittendrin statt nur dabei


Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Schon vor dem Spiel gegen den VfB Stuttgart war klar, dass die Tabellensituation für den FCA weiterhin recht komfortabel ist. 19 Punkte hatte die Mannschaft schon vor dem Spiel gesammelt und die Hinrunde ist noch nicht vorbei. Das Soll ist mehr als erfüllt, auch wenn die Niederlage gegen die Stuttgarter schmerzt. Gerade deswegen sind noch längst nicht alle Anhänger in Augsburg zufrieden. In der Offensive, im Spiel mit dem Ball, kann die Mannschaft sich zu wenige Möglichkeiten erspielen. Die Torausbeute ist mau. Und gegen den VfB hat sah man zudem gegen eine gute Offensive auch defensiv nicht immer sattelfest aus. Und mit einer gewissen Ironie mag man feststellen: es ist dann doch noch ein weiter Weg, bis wir in die Champions League einziehen.

Dabei will ich die Kritik an der Spielweise der Mannschaft gar nicht entkräften. Selbst Heiko Herrlich war in der Spieltagspressekonferenz vor dem Spiel gegen den VfB Stuttgart so kritisch wie selten. Es ist auch den Verantwortlichen klar, dass diese Mannschaft noch besser spielen können sollte. Jetzt kommt es darauf an, dieses Potential abzurufen. Was Heiko Herrlich dabei sehen will und welchen Fußball er sich von der Mannschaft auf dem Platz wünscht, ist ein Thema für ein anderes mal. Aber Zufriedenheit rein auf Basis der erzielten Ergebnisse gibt es seinerseits nicht.

Auch Heiko Herrlich ist nicht mit allem zufrieden, was seine Mannschaft so abliefert, auch wenn die Punktausbeute prinzipiell stimmt (Foto via Imago)

Allerdings habe ich mich in den letzten Wochen dann doch etwas gewundert. Denn obwohl noch Verbesserungspotential vorhanden ist, klingt es an manchen Stellen fast schon so, als ob unter Heiko Herrlich keine Verbesserungen zu erkennen wären. Nun könnte ich hier über Gegenpressing-Momente anfangen zu philosophieren, die deutlich zu erkennen sind, aber darum geht es mir nicht. Gegen den VfB war man in der zweiten Halbzeit dran und hatte beim Stande von 1:2 Möglichkeiten wieder ins Spiel zu kommen. Sich aus der Situation des 0:2 wieder ins Geschehen reinzuarbeiten ist eine Leistung für sich, auch wenn sie dieses Mal nicht von Erfolg gekrönt war.

Als Heiko Herrlich den FC Augsburg letztes Jahr übernommen hat, waren aus meiner Sicht die sportlichen Fähigkeiten der Mannschaft nicht das Hauptproblem. Was mich am allermeisten ärgerte, waren die unfassbaren Zusammenbrüche des Teams. Zum Saisonende gegen Wolfsburg, auswärts in Gladbach, man könnte diese Reihe noch etwas fortsetzen. Spiele zum Schämen. Unserer Farben nicht würdig. So schlimm war keine der Niederlagen in diesem Jahr. Auch nicht erfreulich, aber bei weitem nicht so erniedrigend.

Und vielleicht betrachten wir uns dann mal das Mannschaftsgerüst und die mentale Stabilität des Teams in dieser Saison. Klar haben wir auch Spiele verloren. Gegen Hertha sah es gar nicht gut aus. Aber keine dieser Leistungen kommt auch nur annähernd in den Bereich der Negativ-Leistungen noch aus der Vorsaison, die Martin Schmidt nie abgestellt bekam trotz aller Wanderungen durch die Schweizer Berge. Ganz im Gegensatz: In den engen Spielen, wenn es in die Endphase geht, dann würde ich im Moment blind auf unser Team wetten.

Gerade am Ende konnten wir dieses Jahr noch oft jubeln. Viel wahres steckt bis dato in “Unverhofft kommt oft”. (Foto: Bernd Feil/M.i.S/Pool via Imago)

Anstatt, dass uns am Ende der Spiele die Puste ausgeht und wir die Punkte verschenken wie in der Vergangenheit, können wir noch einen Gang zulegen. Wer mag deutliche Siege nicht? Aber mehr und mehr Partien in der Bundesliga sind eng und werden durch wenige individuelle Fehler oder Einzelleistungen entschieden. Das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu haben, für diese Momente sorgen zu können, wenn es darauf ankommt ist viel wert. Und Heiko Herrlich gebührt mein vollster Respekt dafür, dies mit der Mannschaft zusammen erarbeitet zu haben.

Und so sitze ich als FCA Fan in der Schlussphase nun öfters vor dem Bildschirm und habe Dominic Torreto aus der Filmserie “The Fast & the Furious” vor mir, wie er am Ende des Rennens im ersten Teil überholt und sinngemäß sagt: “nicht zu früh beschleunigen”. Dabei hat er diese süffisante Lächeln auf den Lippen, weil er weiß, wie gut er ist. Diese Siege gegen Köln und Bielefeld sind aus dieser Hinsicht einfach großartig. Big Points.

Dieses Selbstbewusstsein, dass Dominic Torreto, gespielt von Vin Diesel, in den “The Fast and the Furious” Filmen verkörpert, steht unserem Team sehr gut (Photo by Elsa/Getty Images)

Und mit dieser Entwicklung im Hintergrund fällt es mir einfach, Heiko Herrlich nun erstmal zu vertrauen. Ich, der Herrlich auch sehr offen für sein Verhalten am Anfang seiner Zeit beim FCA kritisiert hat. Ich sehe, dass es voran geht. Er redet die momentanen Leistungen nicht schön und hat an Kernpunkten, die Mannschaft in die richtige Richtung gelenkt. Es ist das erste Mal seit längerem, dass ich wieder an die sportliche Entwicklung glaube. Und ich bin immer noch ein Verfechter davon, Trainer langfristig arbeiten zu lassen. Schnelle Wunderentwicklungen sind so gut wie nie zu erwarten. Wer weiß, ob wir dieses Team noch wiedererkennen, wenn wir wieder ins Stadion dürfen. Heiko Herrlich ist zumindest in meinen Augen mittendrin mit dieser Mannschaft weiter an seiner Vorstellung von Fußball zu erarbeiten. Auf die so bekannten Einbrüche, warten wir hoffentlich weiterhin vergeblich.

Endlich wieder Schwabenderby!

Der FC Augsburg hat bereits am zweiten Tag des neuen Jahres den ersten Sieg für sich verbuchen können. Nun steht am morgigen Sonntag das Schwabenderby gegen den VfB Stuttgart an. Der VfB ist als Aufsteiger erstaunlich schnell in der ersten Liga angekommen und daher ein ernstzunehmender Konkurrent für den FCA. Anpfiff der Partie ist am Sonntag, 10.01.2021, um 15:30 Uhr.

#Unser Gegner – VfB Stuttgart

Der VfB Stuttgart ist einer der bekanntesten Traditionsvereine und mit 71.500 Mitgliedern der zehntgrößte Sportverein in Deutschland. Der fünfmalige deutsche Meister kann auf eine glorreiche Vergangenheit zurückblicken, wenn man die letzten zehn Jahre ausklammert. 2007 noch sensationell deutscher Meister mit dem Augsburger Armin Veh als Trainer und im Endspiel des DFB-Pokals. Im Folgejahr Champions League Teilnahme mit direkten Duellen gegen Barcelona und Lyon. Danach folgte erst die medienwirksame Ausgliederung der Fußballabteilung aus dem Verein. Dann einige Trainer- und Funktionärswechsel. Heute pendelt der VfB Stuttgart zwischen den ersten beiden Profiligen und auch sonst herrscht viel Trubel im sonst so beschaulichen Bad Canstatt.

Der Fünftplatzierte der ewigen Tabelle spielt seit Anbeginn der Saison 20/21 wieder in der höchsten deutschen Spielklasse. Mit Erik Thommy und Gregor Kobel spielen auch zwei alte Bekannte am Neckar. Mit dem Ex-Hannoveraner Anton und den bisher unbekannten Wataru Endo und Tanguy Coulibaly hat der VfB erfolgreich auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Vereinsikone Mario Gomez hingegen beendete vergangenen Sommer seine glanzvolle Karriere. Aktuell stehen die Stuttgarter auf Platz 11 der Tabelle, einen Platz und Punkt hinter den Augsburgern. Das Duell am kommenden Sonntag wird daher nicht nur ein Duell der Schwaben, sondern auch ein Duell der direkten Tabellennachbarn sein.

Abwehrchef der Schwaben ist seit Sommer Waldemar Anton: Für vier Mio. Euro konnte der 24jährige aus Hannover losgeeist werden. Neben ihm in der Innenverteidigung spielt der 25jährige Marc Oliver Kempf, der seit 2018 im Verein ist. Mit einem Kicker-Notendurchschnitt von 3,32 ist Kempf notenbester Verteidiger des VfB und damit eine Nuance besser als der beste FCA-Verteidiger. Felix Uduokhai kommt auf einen Kicker Notendurchschnitt von 3,39. Torhüter Die Nummer eins, Gregor Kobel ist der drittbeste Torhüter nach Kicker-Noten (Ø  2,82) – und liegt damit nur knapp hinter Welttorhüter Manuel Neuer und dem Wolfsburger Keeper Koen Casteels.

Gregor Kobel damals noch im Trikot des FCA. Seine Leistungen in dieser Saison zeigen, warum Stefan Reuter ihn gerne längerfristig verpflichten wollte (Foto von CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Im Mittelfeld wussten beim VfB insbesondere Neuzugang Endo Wataru , Daniel Didavi, Orel Mangala und Tanguy Coulibaly zu überzeugen. Mit Silas Wamangituka hat der VfB Stuttgart 2019 offensichtlich eine richtigen Glücksgriff gelandet. Der 21jährige Stürmer erzielte in dieser Saison bereits 7 Tore in 14 Spielen und damit sechs Tore mehr als alle FCA-Stürmer zusammen. Gregerl (1), Florian Niederlechner (0) und Finnbogason (0) erzielten in dieser Saison in Summe ein ganzes Törchen. Silas Wamangituka war hinter Kingsley Coman übrigens der zweitschnellste Spieler der aktuellen Saison mit 35,42 km/h. Der VfB-Stürmer findet sich auch deshalb zurecht in der Kicker Elf der bisherigen Saison wieder.

Der FCA gilt als Trainerkiller aus Sicht der Stuttgarter. Beim letzten Aufeinandertreffen im Jahr 2019 gewann der FCA mit sage und schreibe 6:0 und begünstigte dadurch die Entlassung seines Ex-Trainers Markus Weinzierl. Auch ein weiterer Ex-Trainer kam in diesen Genuss. 2014 verlor der VfB gegen den FCA mit 0:1 und der gebürtige Augsburger Armin Veh nahm in Stuttgart seinen Hut. Dieses Mal steht aber (wohl) kein Trainerposten seitens des VfB zur Debatte. Während EX-FCAler Thommy noch Trainingsrückstand nach Ellenbogenbruch hat und gegen den FCA wohl noch nicht im Kader steht, kehrt Medienberichten zufolge Daniel Didavi nach Erkältung zurück und ist durchaus eine Option.

Der VfB Stuttgart ist ziemlich auswärtsstark, feierte seine vier Saisonsiege alle in der Fremde – nur die Bayern und Bayer 04 Leverkusen holten mehr Punkte in fremden Gefilden. Heiko Herrlich lobte indes in der PK vor dem Spiel den Spielstil der Stuttgarter: “Der VfB lebt von seinem Umschaltspiel. Sie spielen erfrischend und frech. Es macht Spaß, bei ihnen zuzuschauen. Meine Mannschaft muss zeigen, dass sie hungrig ist und den nächsten Schritt gehen will.”

Der VfB könnte daher laut Kicker mit folgender Elf antreten:

Kobel - Mavropanos, Anton, Kempf - W. Endo, Sosa - Wamangituka, Mangala - Castro, Didavi - Gonzalez

#Kommentar von VfB-Fan Lennart

Warum läuft es derzeit recht gut bei den Schwaben – sportlich gesehen? Und was steckt hinter dieser (medial sehr präsenten) Auseinandersetzung zwischen “Hitz” und Vogt? Nachdem unser Andy schon im Vorfeld dem Blog “Rund um den Brustring” für ein Interview zur Verfügung stand, schätzt nun VfB-Fan, Blogger und Podcaster Lennart Sauerwald (twitter: @l_sauerwald) die aktuelle Lage der Stuttgarter für uns ein:

“Dass viele Bundesliga-Mannschaften nicht so tief hinten drin stehen wie fast die gesamte zweite Liga kommt unserem schnellen Umschaltspiel mit Tempospielern wie Gonzalez und Wamangituka entgegen. Hinzu kommt, dass junge Spieler wie eben Wamangituka, Coulibaly, aber auch Sosa einen unglaublichen Sprung gemacht haben zu dieser Saison hin. Außerdem haben wir mit Wataru Endo und Orel Mangala zwei sehr starke Sechser. Endo hat ligaweit die meisten Zweikämpfe gewonnen und Mangala ist als Verbindungssspieler im Spielaufbau unglaublich wichtig.

Der vielleicht wichtigste Aspekt ist aber, dass die Mannschaft eine super Einstellung hat. Frühere VfB-Teams haben gerne mal versucht, eine knappe Führung oder gar einen Rückstand zu verwalten. Die aktuelle Truppe zerreißt sich wirklich bis zum Abpfiff deswegen haben wir beispielsweise gegen Union (2:2) oder Hoffenheim (3:3) in letzter Sekunde noch jeweils einen Punkt geholt und gegen Mainz (4:1) und Dortmund (5:1) noch Tore nachgelegt.

Nach der chaotischen Mitgliederversammlung im Sommer 2019 dachten wir ja, mit der Wahl von Claus Vogt sei endlich Ruhe eingekehrt, hinzu kam der sportliche Erfolg in der Hinrunde dieser Saison. Dass die Facebook-Seite “FokusVfB” vom Verein gesteuert wurde, um Mitglieder 2017 von der Ausgliederung zu überzeugen, wurde erstmals ja durch eine Folge der Podcast-Kollegen von VfB STR mit Andreas Schlittenhardt, dem mutmaßlichen Empfänger der Daten, im April 2020 bekannt. Nach den Enthüllungen des kicker war ich eigentlich auch noch entspannt, weil der Verein schnell reagierte und Aufklärung versprach.

Es stellt sich aber mittlerweile heraus, dass die vereinsinternen Konflikte, die im Sommer 2019 in der abgebrochenen Mitgliederversammlung kulminierten, nur verbuddelt, aber nicht gelöst wurden. Das wird daran deutlich, dass bereits vor dem Ende der Bewerbungsfrist am 18.12. Artikel in den Medien erschienen, die von interner Kritik an Vogts Amtsführung und Konflikten mit Thomas Hitzlsperger berichteten. Offensichtlich wurde beides im offenen Brief von Hitzlsperger am 30.12.

Meine Einschätzung: Ob die Vorwürfe gegen Claus Vogt stimmen, vermag ich von außen nicht zu beurteilen. Sie passen auf den ersten Blick nicht zu seinem öffentlichen Bild und seiner Vita als Gründer des FC PlayFair. Wichtig sind mir als Mitglied und Fan aber zwei Punkte:

Zum einen muss meiner Ansicht nach der Vereinsbeirat Claus Vogt als Kandidat für die Präsidentschaftswahlen im März aufstellen, denn es sollte die Entscheidung der Mitglieder sein, ob er sein Amt weiter ausführen darf und nicht die der anderen Vereinsgremien. Zum anderen kann, selbst wenn die Vorwürfe alle zutreffen, die Lösung nicht darin liegen, dass Thomas Hitzlsperger gleichzeitig Vorstandsvorsitzender der AG und Präsident des e.V. ist. Dadurch verlieren die Mitglieder das letzte bisschen Kontrolle über die Fußball-AG, denn als Vorstandsvorsitzender kann Hitzlsperger nicht gleichzeitig im Aufsichtsrat sitzen. Stand jetzt hält Hitzlsperger an seiner Bewerbung fest und hat dabei scheinbar starke Rückendeckung innerhalb des Vereins.

Meine Vermutung (!) deckt sich mit der von Claus Vogt, dass die Ermittlungen der Agentur Esecon für verschiedene Personen in der AG nichts Gutes bedeuten. Anders kann ich mir die Vehemenz des offenen Briefes von Hitzlsperger und seine Kandidatur, die aufgrund seiner Geschichte als Spieler und des von ihm verantworteten derzeitigen Erfolgs wahrscheinlich sehr aussichtsreich wäre, nicht erklären. Denn der Inhalt der vorgebrachten Kritik an Vogt rechtfertigt für mich nicht die Schärfe der Auseinandersetzung. Als Fan und Mitglied, der dachte, das Schlimmste sei 2019 überstanden gewesen, ist es auf jeden Fall sehr frustrierend, sich nicht aufs Sportliche konzentrieren zu können, sondern sich zu fragen, wer im Verein einen mit welcher Agenda versucht, hinters Licht zu führen.

Hitzelsperger und Vogt gemeinsam auf der Tribüne (Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

#Was macht unser FCA?

Der FC Augsburg ist derzeit nicht so medienwirksam unterwegs wie die Stuttgarter. Aktuell ist es doch sehr ruhig in den Augsburger Gefilden. Man hört dieser tags vom wieder genesenen André Hahn und wie hart ihn Corona tatsächlich getroffen hat:

“Ich hatte zum Glück einen milden Verlauf und fast keine Symptome, nur Geschmacks- und Geruchsverlust”, berichtet Hahn gegenüber dem Kicker. Weiterhin erläutert der Mittelfeldspieler wie es ihm jetzt – nach Rückkehr auf den Trainingsplatz – geht. “Mir geht es jetzt wieder super, ich bin in einer Topverfassung, aber natürlich merke ich das noch im Training, dass mir ein bisschen die Puste fehlt. Aber im Großen und Ganzen fühle ich mich körperlich wirklich sehr gut”, so Hahn auf der Homepage des FCA. Am vergangenen Montag stand der 30jährige dann wieder 90 Minuten im Testspiel gegen Regensburg auf dem Platz. “Es fühlt sich großartig an, wieder dabei zu sein”, sagt Hahn selbst zu seiner aktuellen Gemütslage. Weiß aber auch: “Bei 100 Prozent bin ich noch nicht.”

Besonders erwähnenswert ist, dass die beiden “Langzeitverletzten” Jan Moravek und Freddy Jensen wieder auf dem Platz stehen, aber noch individuell trainieren. Der FCA berichtete davon am Donnerstag auf Twitter:

Im Testspiel gegen Regensburg wurde deutlich: Der FCA hat ein paar junge Nachwuchsspieler in der Hinterhand, die kurz vor dem Bundesligadebüt stehen. Gerade Tim Civeja traut Heiko Herrlich einiges zu, eine Verletzung bremste den 19jährigen Mittelfeldspieler zuletzt aus. “Er war fast drei Monate raus, wir haben ihn Schritt für Schritt wieder aufgebaut”, so Herrlich. Die Spiele haben es bisher nicht zugelassen, dem Youngster zum Debüt zu verhelfen. Herrlich prognostiziert jedoch auch: “Er ist nah dran.”

Auch Dion Berisha (17) und Lukas Petkov (20) konnten gegen den Jahn überzeugen und standen die letzten Spieltage schon im Bundesligakader. Herrlich über die eingesetzten Nachwuchsspieler: “Sie haben es alle gut gemacht.” Die Jungspieler haben – gerade nach Rückkehr von Jensen, Moravek und Bazee – aber gewaltige Konkurrenz im Mittelfeld.

Weiterhin angeschlagen sind nach heutigem Stand Alfred Finnbogason, Raphael Framberger sowie Moravek und Jensen. In der PK am Freitag listete Herrlich noch zusätzlich die beiden Verteidiger Mads Pedersen und Felix Götze auf, die derzeit angeschlagen zu sein scheinen. Gegen Stuttgart wird auch Kapitän Jeffrey Gouweleeuw fehlen, der gegen Köln die 5. gelbe Karte gesehen hatte und somit gesperrt ist. Der Niederländer verpasste bis dato noch keine einzige Spielminute in dieser Saison. Fraglich bis dato, wie Heiko Herrlich diesen schwerwiegenden Ausfall kompensieren wird.

Gouweleeuw akrobatisch gegen die Eintracht. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Systemtechnisch bietet sich sowohl die Viererkette an, dann könnte Reece Oxford die Rolle neben Felix Uduokhai bekleiden. Bei einer Dreierkette – so vermutet der Kicker – wären auch Rani Khedira oder Marek Suchy eine Option. So spielte der FCA beispielsweise gegen Jahn Regensburg: In Halbzeit eins durfte Khedira den Part von Gouweleeuw in der Viererkette ausfüllen. In Halbzeit zwei dann als mittlerer Mann in der Dreierkette. Der erfahrene Suchy war in beiden Halbzeiten sein Nebenmann, erscheint aber aufgrund von Geschwindigkeitsdefiziten keine ernsthafte Option gegen die leichtfüßige Offensive des VfB zu sein.

Der Trainer der Stuttgarter, Pellegrino Matarazzo, sagt über die Augsburger übrigens: “Augsburg steht sehr kompakt und lauert auf Konter. Es wird wichtig sein, dass wir die Räume erkennen und die richtigen Entscheidungen treffen, um uns Chancen herausspielen zu können.”

Die Aufstellung könnte daher laut Kicker wie folgt aussehen:

Gikiewicz - Oxford. Khedira, Uduokhai - Caligiuri, Strobl, Gruezo, Iago - Richter, Vargas - Niederlechner

Fitness, Moral und Wille stimmten zuletzt in der Mannschaft. Gegen Suttgart wird es aber auch auf spielerische Elemente ankommen. Interessant wird sein, ob es dem FCA gelingt, wieder mehr Ballbesitzanteile als der Gegner zu erlangen. Gegen Köln lag dieser immerhin bei – aus Sicht der Augsburger – starken 55 Prozent. Gegen Stuttgart droht dem FCA allerdings ein “Negativrekord”: Seit zwölf Bundesligaspielen ist man gegen Aufsteiger zuhause sieglos (7 Remis, 5 Niederlagen). Nur ein Sieg gegen den VfB erspart dem FCA diesen Rekord, den man dem VfL Bochum sodann abnehmen würde.

Jetzt gilt’s!

Den direkten Tabellennachbarn auf Abstand zu halten – das ist das Ziel für das kommende Spiel. Mit aktuell 9 Punkten Abstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz sieht das tabellarisch aus Augsburger Perspektive recht gut aus. Dennoch darf sich sportlich jetzt nicht auf dem Punktekonto und dem kleinen Pölsterchen ausgeruht werden. Zu dynamisch sind die Entwicklungen und die Ergebnisse in der aktuellen Spielzeit. Gefühlt kann jeder jeden schlagen – außer Schalke, die schlagen (schon lange) keinen (mehr). Heiko Herrlich forderte auf der PK für das kommende Spiel von der Mannschaft, dass sie offensiv noch besser die Spielsituationen ausspielen. Ballverluste besser kompensieren und Standardsituationen konsequenter verteidigen soll.

Stuttgart ist nur einen Punkt hinter dem FCA zu finden, mit der wesentlich besseren Tordifferenz. Sogar einer positiven! Während der VfB ähnlich stabil in der Defensive steht (Gegentore: 19 FCA, 21 Stuttgart), schießt der VfB deutlich mehr Tore (VfB: 26, FCA: 16). Mit einem ähnlichen Willen ausgestattet und mit einer Portion Mannschaftsgeschlossenheit ist der VfB Stuttgart – ungeachtet der Machtspielchen auf Führungsebene – ein ernstzunehmender Gegner. Mit hohem spielerischen Potenzial und dem Ansinnen, langfristig der Bundesliga erhalten zu bleiben.

Der FCA wird gewarnt sein – auch, weil Stuttgart bereits den BVB mit sagenhaften 4 Toren Unterschied schlug. Das Endergebnis: 5:1 für die Schwaben. Und für Torfestivals der besonderen Art sorgte, wie beim furiosen 3:3 gegen die Überraschungsmannschaft Union Berlin. Heiko Herrlich bezeichnete nicht ohne Grund das Stuttgarter Spiel als frisch und frech.

Mit Augsburger Tugenden und 1907% Einsatz ist aber alles möglich. Möge der Bessere gewinnen und ich hoffe, der Bessere heißt: Nur der FCA!

Tipps der Redaktion

  • Andi: 2:1 für den FCA. Heiko Herrlich wirkte auf der Spieltags-PK sehr fokussiert und übte trotz Sieg in Köln überraschend viel Kritik an seinem Team. Der Coach forderte, den nächsten Schritt zu gehen. Das gelingt. Der FCA gewinnt nach einer engagierten Leistung und kann damit etwas entspannter in die schwierigen Spiele bis Februar gehen.
  • Franzi: 3:1 für den FCA. Beflügelt vom historischen 6:0 vor zwei Jahren und motiviert von der Trainerkritik à la „Dem zeigen wir, dass wir’s drauf haben“, läuft es heute in der Offensive rund und wir gewinnen das Ding – nur eben nicht ganz so hoch wie einst.
  • Andy: 2:1 Ich lasse mich nicht abhalten optimistisch zu sein. Wir werden uns Chancen herausspielen und nutzen. Dazu erneut kompakt stehen. Stuttgart kommt erst am Ende zum Anschlusstreffer.
  • Irina: 1:1. Stuttgart liegt uns, ist aber gerade offensiv – wie im Vorbericht schon angedeutet – sehr stark besetzt. Und dort einfach besser in Form (Stichwort: Abschlussstärke) als wir es in der Abteilung Attacke sind. Am Ende teilen wir uns die Punkte, der FCA bleibt weiterhin vor dem VfB in der Tabelle.

Fußballfolgend

Dann wenn es darauf ankommt, erfolgreich sein, und im entscheidenden Moment das Tor – der FCA kann Bundesliga! Dies kann auch im Fortgang dieser ungewöhnlichen Spielzeit noch von Vorteil sein. Die Beurteilung der Spielweise und des Einsatzes durch die Kontrahenten lässt sich als weitere Referenz anführen.

Am Sonntag nun gegen den VfB ein Spiel mit ganz anderen Voraussetzungen. Die Stuttgarter spielen bisher im ersten Jahr nach dem zweiten Abstieg der neueren Vereinsgeschichte eine gute Saison. Mit offensiven und schnellen Fußball überzeugt die aktuell jüngste Bundesligamannschaft.

Mit geändertem Konzept und neuer Struktur soll der VfB wieder zukunftsfähig gemacht werden. Demgegenüber steht ein interner Machtkampf zwischen Vorstandsvorsitzemden Hitzlesberger und Präsident Vogt, der den sportlichen Aufschwung etwas in den Schatten rückt.

Die Bundesligabilanz gegen den VfB ist, auch dank einer Zwischenserie von sieben Siegen, positiv. Im letzten Aufeinandertreffen am 30. Spieltag der Saison 2018/ 19 gelang dem FCA der bisher höchste Bundesligasieg. Nachdem es zwischenzeitlich ein Remis und zwei Niederlagen gab, konnte der VfB nicht mehr als Lieblingsgegner bezeichnet werden.

Nach der Heimniederlage am 28. Spieltag der Saison 2018/ 19 gegen Hoffenheim stand der FCA mit vier Punkten Vorsprung auf den VfB auf Platz 15. Während der VfB das nachfolgende Heimspiel gegen Leverkusen verlor, gewann der FCA im ersten Spiel unter Martin Schmidt, auch durch zwei Tore von Marco Richter, mit 3 : 1 in Frankfurt.

Die Ausgangslage vor dem Aufeinandertreffen war, dass Stuttgart gewinnen musste, und der FCA nicht verlieren sollte. Was allerdings dann geschah, war sehr ungewöhnlich. Der FCA führte gegen indisponierte Stuttgarter bereits zur Halbzeit 3 : 0, und wenn es auch im Laufe des Spieles noch Tormöglichkeiten für beide Teams gab, beschreibt das 6 : 0 den Unterschied an diesem Tag. Torschützen waren neben Max – Khedira, Hahn und zweimal Richter. Der endgültige Klassenerhalt gelang dem FCA in der Spielzeit dann zwei Spieltage später auf Schalke.

Sechs der sieben vorne stehenden Mannschaften treffen an diesem Wochenende aufeinander, und doch scheint sich der zu erwartete Trend in der Liga fortzusetzen. Die Bundesliga schreibt weiter an ihren Geschichten, und nicht nur durch Abendspiele zur Ausgangssperre wirken diese aktuell anders.

Eine Selbstverständlichkeit, dass sich die Bundesliga bei den anstehenden Impfungen anreiht. Auch noch nicht absehbar, wann ein Stadionbesuch wieder möglich ist, stellt sich nach über zehn Monaten die Überlegung, wie es wohl sein wird, wieder ein Spiel live zu sehen.

Nicht mehr die Übertragungen und Zusammenschnitte, Kommentare, Ticker und Einschätzungen anderer, sondern das Spiel wieder selbst im Stadion verfolgen zu können.

Die eigenen Emotionen erlebend, sich über gelungene Aktionen freuen, das Spielfeld mit allen Akteuren und Bewegungen in seiner Gesamtheit wahrnehmen, und eine persönliche Normalität wieder gewinnen.

Und bei aller Sehnsucht die Zweifel, ob dies absehbar so überhaupt möglich sein wird. Überzeugt das es momentane größere Probleme gibt, bleibt die Hoffnung und eine noch zu konservierende Vorfreude auf das nächste Mal.

Bis dahin auch die Erinnerung an gelungene Auftritte gegen Bremen, München, Union, Dortmund, Leipzig, Wolfsburg und (fast) alle anderen nachfolgenden Mannschaften. Und würde es dann nicht auch noch passen, den letzten fehlenden Dreier gegen eine Bundesligamannschaft in dieser Saison zu holen.

Wenn auch das Live-Erlebnis nicht zu ersetzen ist, gibt es verschiedene Möglichkeiten sich mit Fußball, nicht nur als dem Spiel, zu befassen. Dazu gehören neben Filmen, Online-Präsenzen oder Buchneuerscheinungen, auch verschiedene andere regelmäßige Publikationen, die weitere Blicke auf den Sport und das Phänomen erlauben. Umso bedauerlicher dass mit Der Tödliche Pass, eine davon ihre letzte Ausgabe angekündigt hat.

Am Wochenende nun, ohne Zuschauer, das Duell zweier Mittelfeldmannschaften, indem der FCA den Vorsprung nach hinten ausbauen und sich weiter in der Tabelle stabilisieren kann. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Blick auf’s Wesentliche

Das ging schneller als erwartet: Der erste Pflichtspielsieg im Jahr 2021 ist bereits am 2.1.21 eingefahren worden. Der Blick auf die Tabelle ist derzeit recht angenehm, der Abstand auf einen Abstiegsplatz komfortabel. Die WWK Arena leuchtet also direkt am Tag nach Neujahr grün, denn der FCA schlägt in einer zweikampfreichen Partie den direkten Konkurrenten 1. FC Köln mit 1:0. Man kann an dieser Stelle nun diskutieren, ob der Sieg verdient war und ob der FCA sich nun – nach mageren vier Tagen “Verschnaufpause” – in der Offensive spielerisch verbessert hat. Und ob gegebenenfalls auf dem Transfermarkt noch was passiert?

Rück-Blick

Die Hiobsbotschaften vor dem Spiel: Framberger und Finnbogason sind beide (mal wieder) verletzt. Dies zwang Trainer Heiko Herrlich schon vor Anpfiff zur (System-)Umstellung. Reece Oxford, vielgescholtener Innenverteidiger des FCA, ergänzte die nominelle Dreierkette rund um Gouweleeuw und Uduokhai. Marco Richter und Ruben Vargas sollten offensiv für Gefahr und kreative Momente sorgen. Vor ihnen startete der (noch) trefferlose Florian Niederlechner im Sturmzentrum. Strobl und Gruezo bildeten das Duo auf der Sechs, Rani Khedira fand sich dadurch auf der Bank wieder. Auf außen bildeten Daniel Caligiuri und Iago die Augsburger Flügelzange. Für den von Covid-19 wieder genesenen André Hahn reichte es noch nicht für die Startelf.

So viel zum Personellen. Das Spiel war spielerisch und im Nachgang betrachtet kein Genuss, da sehr chancenarm. Richtige Hochkaräter waren kaum dabei. Der FCA stand defensiv sicher, offensiv blitzte die ein oder andere ansehnliche Kombination auf. Hatte man in Halbzeit eins noch das Gefühl, dass Köln nur auf dem Papier mitspielte, kam der FC scheinbar hochmotiviert aus der Halbzeitpause. In den zweiten 45 Minuten hatten die Kölner ein paar erwähnenswerte Torabschlüsse, die allesamt der gut aufgelegte “Gike” entschärfte. Oder Florian Niederlechner aus der Gefahrenzone köpfte.

Florian Niederlechner war gut im Spiel gegen den Effzeh (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Heiko Herrlich wechselte sodann ein wenig offensiver: Man merkte auf der Augsburger Bank offensichtlich, dass hier noch drei Punkte möglich sind. Hahn kam für den blassen Vargas in die Partie. Und mit ihm fiel dann die Führung! Schöne Ballstafette über ebenjenen Hahn und dem (mal wieder) laufstarken Caligiuri, ein uneigennütziger Niederlechner legte quer im Strafraum zum mitgelaufenen Iago, der nur noch einschieben musste. 1:0 – so stand’s auch nach 93 Minuten.

Verdient? Aufgrund der statistischen Daten zum Spiel würde ich sagen: Ja. Vor allem Laufleistung, Passquote und Ballbesitz stimmten. Das ist durchaus selten beim FCA in dieser Saison. Die Passquote war hierbei die statistisch beste, der Ballbesitz (mit rund 55%) der zweitbeste Prozentsatz in der Saison 20/21.

  • Torschüsse (Köln:FCA): 12 : 11
  • Laufleistung (Köln:FCA): 110,8 km : 111,5 km
  • Pässe (Köln:FCA): 369 : 468
  • Passquote (Köln:FCA) 71% : 83%
  • Ballbesitz (Köln:FCA) 45% : 55%
  • Zweikampfquote (Köln:FCA) 53% : 47%
  • (alle Daten via kicker.de)

Die Zweikampfquote und auch die Anzahl der Fouls lagen eher in Händen des 1. FC Köln. Kampf ist halt seit jeher ein probates Mittel im Abstiegskampf, vor dem auch der FCA nicht zurückschreckt und schrecken sollte. Bemerkenswert aber, dass der FCA bereits sein 9. Tor in der Schlussviertelstunde erzielt – das sind mehr als die Hälfte der insgesamt 16 erzielten Tore des FCA in dieser Saison. Stefan Reuter sagt dazu: “So häufig, wie das in dieser Saison passiert, ist das sicher kein Zufall mehr.” Fitness, Wille und Moral der Augsburger Jungs stimmen also.

Erwähnenswert hier noch die zwei Abseitstore von Flo Niederlechner, die beide nicht zählten. Die Torflaute für den einsatzwilligen und arbeitsamen Stürmer geht also weiter. Mit Blick auf die Stats haben mich gerade zwei junge, defensiv ausgerichtete Spieler überrascht. Während Uduokhai die beste Zweikampfsquote aller FCA-Spieler hatte (71%), wies Oxford die zweitbeste Passquote (90%) auf (nach Strobl mit 93%). Kapitän Jeff Gouweleeuw enttäuscht hier im Hinblick auf die Zweikampfquote: Mit 29% ist er der schlechteste Zweikämpfer des FCA im Spiel gegen Köln und kassierte obendrein die fünfte gelbe Karte der laufenden Saison. Gegen Stuttgart darf er also auf der Tribüne Platz nehmen. Alle Daten stammen vom Kicker.

Weiterhin führten Wolf auf Kölner und Richter auf Augsburger Seite einen Privatzweikampf auf dem Feld – kleine Nickligkeiten zu Beginn, dann zwei härtere Einsteigen mit konsequenten Sanktionen zu Ende des Spiels. Richter sprach danach von Krieg auf dem Feld: “Auf dem Feld herrscht teilweise Krieg. Wir sind der FCA, wir wollen das Spiel gewinnen. Nach dem Spiel wird sich die Hand gegeben, und alles ist gut.”

Marco Richter wich keinem Zweikampf aus (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Von beiden Seiten wurde von Provokationen und Lamentieren auf dem Feld berichtet – mittlerweile schon und leider Usus in der Bundesliga. Markus Gisdol, Trainer der Kölner, drückte hierzu seine eigene Meinung ganz treffend aus: “Da gibt es nichts zu beschweren, da gilt es sich durchzusetzen. Das ist Profisport, da darf man nicht jammern, sondern muss klare Kante zeigen und dagegenhalten.”

Augen-Blick

Zuletzt baggerte der krisengebeutelte FC Schalke 04 an Marco Richter. Eine Leihe stand hier im Raum. Diesem Vorhaben wurde jedoch (medial) schnell ein Riegel vorgeschoben. So sagte Heiko Herrlich gegenüber der Augsburger Allgemeine zuletzt recht vehement: “Bei Marco Richter kommt ein Wechsel für uns nicht infrage. Das ist kein Thema.”

Scheinbar plant der FCA keine Wintertransfers zu tätigen – trotz zahlreicher und namhafter Ausfälle. Zuletzt erwischte es (mal wieder) das Eigengewächs Raphael Framberger, der einen Muskelfaserriss erlitten hat. Hier hofft Herrlich auf schnelle Rückkehr des Rechtsverteidigers: „Das ist schade, er war sehr gut drauf. Ich hoffe, dass er schnell zurückkommt.“ Auch Alfred Finnbogason fiel gegen Köln aus – bei ihm ist ebenfalls die Hoffnung auf eine schnelle Rückkehr vorhanden. “Finnbo” plagte sich diese Saison schon mehrmals mit Blessuren herum und konnte daher bisher nur zweimal in der Startelf stehen. Es fehlen weiterhin Freddy Jensen und Jan Moravek.

Ein treffsicherer Stürmer – das wünschen sich viele Augsburger Fans diesertags immens. Das haben wir zuletzt in einer Wunschliste für 2021 deutlich gemacht. Flo Niederlechner konnte zuletzt zweimal gegen Köln treffen, stand jedoch bei beiden Treffern und auch sonst sehr oft im Abseits. Einen Assist zum Siegtor steuerte der nimmermüde Arbeiter dennoch bei. Er nähert sich augenscheinlich dem Ende des Torfluchs an. Zu wünschen und zu hoffen wäre es allemal!

Bei Alfred Finnbogason hindessen muss man vielmehr hoffen, dass er eine Zeit lang unverletzt bleibt und nach seinen unzähligen Ausfällen wieder in Form kommt. Denn, wenn er in Form ist, ist er unaufhaltsam. Das haben wir hier in Augsburg noch in guter Erinnerung. Eine Neuverpflichtung eines Stürmers in Augsburg stand daher wohl noch nicht zur Debatte – trotz der Torflaute der Stürmer. Dies liegt vielleicht auch daran, dass auf dem Transfermarkt kaum (erschwingliche) Spieler des präferierten Kalibers verfügbar sind diesertags. Und dass mit Gregerl, Hahn und Richter drei weitere Spieler ggf. auf dieser Position aushelfen könnten. Gerade Hahn ist eigentlich in einer richtig guten Form, gestern im Testspiel gegen Regensburg steuerte er beispielsweise den Siegtreffer bei.

Trotzdessen: Ein Joshua Zirkzee, der seitens des FC Bayern verliehen werden soll, würde auch dem FCA gut zu Gesicht stehen. Aktuell ist laut Medienberichten Eintracht Frankfurt am 19jährigen Holländer dran . Jedoch scheint ein Knackpunkt zu sein, dass Bayern den Frankfurtern keine Kaufoption einräumen möchte. Hier käme der FCA ins Spiel – eine reine Träumerei meinerseits. Aber erinnert mich unweigerlich an die Leihen von Hojbjerg im Jahr 2014 und Leitner 2011. Im Winter auf dem Transfermarkt – und unter Corona-Bedingungen – zuzuschlagen, könnte trotz alledem teuer für den FCA werden.

Gleiches Spiel gilt auch für die Verpflichtung eines zentralen Mittelfeldspielers, der aber nicht zuhauf auf dem Transfermarkt zu finden ist. Zufrieden kann man bisher mit der Besetzung der kreativen Zentrale jedoch nicht sein. Zahlreiche Spieler wurden auf dieser Position ausprobiert, bei allen waren maximal guter Willen und Ansätze vorhanden. Auf den verletzungsanfälligen Freddy Jensen, der für die Position prädestiniert wäre, warten wir hier in Augsburg bislang vergeblich. Zu seinem Fitness- und Gesundheitszustand ist leider nichts bekannt. Auf Transfermarkt steht hierzu: Rückkehr unbekannt, fällt aus wegen Sprunggelenksproblemen. Irgendwie hat man den jungen und begabten Finnen in Augsburg daher ein wenig aus dem Blick verloren. Beim Testspiel am gestrigen Montag gegen Jahn Regensburg suchte man Frederik Jensen vergeblich, hingegen war Noah Sarenren Bazee nach überstandener Verletzung wieder auf dem Platz. Eine gute Nachricht.

Warten auf die Rückkehr. Wann kann Freddy Jensen wieder eingreifen? (Photo by RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images)

Auf unserer Bank tummeln sich Nachwuchsspieler wie Civeja, Cheon und Berisha. Ich vermag es nicht zu sagen, ob diese jungen Kicker nun direkt eine Hilfe wären. Erfrischend wären sie allemal. Gegen Regensburg durften Civeja, Petrov und Berisha von Beginn an spielen – Civeja sogar über die volle Distanz. Die Nachwuchsspieler Franjovic, Schuster, Koudelka und Cheon wurden darüber hinaus noch in den Schlussminuten eingewechselt. Insbesondere Civeja hat im defensiven Mittelfeld eine sehr gute Figur abgegeben. Auch der offensivere Berisha wusste durchaus zu überzeugen .

Ich erinnere mich nur zu gerne an unsere (junge und wilde) Flügelzange von anno dazumal – Traore und Ndjeng! Oder an den kometenhaften Aufstieg des Regionalligakickers André Hahn zum deutschen Nationalspieler – im Augsburger Dress. In solche Fußstapfen gilt es zu treten – so groß sie auch sein mögen. Aber der Weg geht nur über ein Bundesliga-Debüt. Das ist diesen oben genannten Jungspielern bisher noch verwehrt geblieben. Vielleicht sehen wir so ein Debüt ja bereits gegen den VfB Stuttgart?

Aus-Blick

Ein Neuzugang externer Art steht seit Sommer 2020 schon fest. “Winther is coming”, titelte der FCA damals auf Instagram und Twitter. Der seit gestern 20jährige Innenverteidiger Frederik Winther, aktueller U21-Nationalspieler Dänemarks, wurde vom FCA für rund 1,3 Mio. Euro verpflichtet und direkt wieder an seinen Stammverein Lyngby verliehen. Alles Gute nachträglich an dieser Stelle! Spätestens zum 01.07.2021 wird man ihn dann wohl am Lech sehen. Interessant: Seine “Zweitposition” ist linker Verteidiger.

Weiterhin enden am 30.06.21 die Leihen von Kevin Danso (Fortuna Düsseldorf), Sergio Cordova (Arminia Bielefeld), Maurice Malone (Wiesbaden) und Jozo Stanic (Zwickau). Man wird sehen müssen, wer hier in Augsburg den Ansprüchen der ersten Fußballbundesliga – sofern wir die Klasse halten (toi, toi, toi) – genügt. Da im Rahmen des jetzigen Wintertransferfensters offenbar, trotz einiger Ausfälle, niemand verpflichtet werden soll – wird der Blick spätestens im Frühjahr in Richtung Sommertransferfenster wandern.

Es enden im Juni 2021 einige Verträge – genauer gesagt die von Rani Khedira, Marek Suchy und Julian Schieber. Schieber ist in Augsburg bekanntlichermaßen gar kein Thema mehr, auch Suchy spielt sportlich nur eine Nebenrolle. Aber der Abgang von Rani Khedira, der eigentlich Baier-Nachfolger sein sollte, würde schon ein wenig (qualitativ) schmerzen.

Spätestens 2022 endet das Arbeitspapier weiterer (Stamm-)Spieler wie Niederlechner, Hahn, Gregerl und Gikiewicz. Und es wird sicherlich bei Spielern wie Vargas, Richter und Uduokhai im Sommer der ein oder andere Interessent anklopfen, wenn diese weiter so spielen sollten wie bisher. Gerade bei den beiden Neunationalspielern Vargas (Schweiz) und Uduokhai (Deutschland) ist dies zu befürchten. Auch Marco Richter wurde zuletzt und mehrfach mit einem Wechsel in Verbindung gebracht.

Felix Uduokhai durfte bei der Nationalmannschaft schon reinschnuppern. (Foto: Matthias Koch via Imago)

Wenn unser Lazarett sich weiter lichtet – und Spieler wie Jensen, Finnbogason und Bazee zurückkehren – haben wir im Kern einige gute Truppe und gerade offensiv wieder mehr Optionen. Nur für Ausfälle defensiver Natur- gerade von Leistungsträgern – sind wir in der Breite qualitativ nicht gut genug aufgestellt. Gegen den VfB fällt beispielsweise Kapitän Gouweleeuw aus. Vermutlich wird ihn Reece Oxford nach der sehr guten Leistung gegen Köln vertreten dürfen. Gegen Regensburg spielten Khedira und Suchy zusammen in der Innenverteidigung. Es wird sich daher zeigen, wie die “Plan Bs” performen. Spätestens im Sommer wird es wohl (erneut) einen kleinen Umbruch geben. Dies werden wir jedoch zu einer anderen Zeit an anderer Stelle tiefergreifend analysieren.

Der Blick auf die Tabelle gefällt momentan, die Spielweise aber weniger. Die sehr auf Zufall ausgerichtete Marschroute ist meist unattraktiv zum Anschauen – dennoch: ertragsreich. Trainer Heiko Herrlich sagte nach dem Köln-Spiel folgendes zur Spielweise: “Im Offensivspiel haben wir gesagt, dass wir geduldig sein müssen, dass wir Ballbesitz spielen müssen, bis die richtige Situation kommt.”

Daher bleibt es dabei, den Blick auf das Tabellenende nicht zu vernachlässigen und gemäß der gängigen Corona-Regel genügend “Abstand” zu den Kellerkindern zu halten. Es bleibt an dieser Stelle zu hoffen, dass man mit dem vorhandenen Personal durch die extrem lange und strapaziöse Saison ohne große Zwischenfälle kommt. Oder wie Stefan Reuter zuletzt sprach: “Wir sind am 14. Spieltag. Wir freuen uns über den aktuellen Punktestand, haben aber noch viel zu tun.”

In diesem Sinne: Gut Kick und nur der FCA!

Von Oberbayern nach Schwaben

In unserer Serie #ImmernochOriginal1907 erzählt heute Andi, wie er zum FCA gekommen ist. Allgemeine Infos zur Serie und Aktion gibt es hier. Vorher hatten schon IrinaStefanStephan, Sebastian, Franzi und Andy berichtet. Ihr habt auch eine Augsburger Fangeschichte zu erzählen? Dann meldet euch gerne bei uns und haltet die Serie am Leben (kontakt@rosenau-gazette.de). Viel Spaß beim Lesen und ein gutes und vor allem gesundes neues Jahr!

Seinen Verein kann man sich nicht aussuchen heißt es oft. Doch genau das habe ich getan. Ich habe großen Respekt für Menschen, die von Geburt an ein und demselben Klub ihre Treue schwören. Augsburg-Fan seit Tag eins. Das trifft auf mich jedoch nicht wirklich zu. Den FCA fand ich über Umwege.

Seit meiner Geburt Ende der Neunziger spielt der Fußball in meinem Leben eine omnipräsente Rolle. Schuld daran ist mein Vater. Ein fußballverrückter Kerl, der selbst im Kreißsaal die Bundesliga-Konferenz verfolgte und als Trainer der D-Junioren seines Heimatortes im Spiel um die bayerische Meisterschaft mal nur 2:0 gegen die Auswahl des FC Bayern verlor. Bis heute ist er als Coach aktiv und lebt den Fußball. Dabei ist er vielmehr Fan des Sports als von einer bestimmten Mannschaft. Er hat sehr große Sympathien für die brasilianische Nationalmannschaft – ist selbst in Spielen gegen Deutschland für die Selecao -, aber ansonsten keinen Verein, für den sein Herz schlägt. Über meinen Vater bin ich also zum Fußball gekommen, allerdings nicht zum FCA.

Gemeinsam im Sport1-Doppelpass: Mein Vater trägt einen Brasilien-, ich einen FCA-Pulli. (Foto: privat)

FC Augsburg? In meiner Heimat kein Thema

Ich bin im Süden Oberbayerns aufgewachsen. Dort gibt es fast ausschließlich Bayern-Fans, abgesehen von den wenigen verrückten Sechzgern. (In den letzten Jahren hat sich dieses Bild etwas verändert. Immer mehr FCA-Fans kommen mittlerweile aus meiner Region.) Mein erstes Trikot war von Bastian Schweinsteiger, das erste Spiel im Stadion in München. Bayern gegen Sporting Lissabon. Champions League. Mein Nachbar, glühender FCB-Fan mit Dauerkarte, hatte mich mitgenommen. Über die Jahre kamen noch ein paar Spiele und Fan-Accessoires hinzu und die Beziehung zum FC Bayern wurde größer. Ich war damals noch ein kleines Kind und es war sicherlich sehr angenehm, Anhänger eines Vereins zu sein, der jede Woche gewinnt.

Je mehr ich mich allerdings mit Fußball beschäftigte, desto kritischer wurde ich. Ich hinterfragte mein Fan-Sein und kam irgendwann zu dem Entschluss, dass es doch sehr langweilig ist, wenn es stets quasi nur um die Höhe des Sieges geht. Parallel zu diesem Prozess stiegen die Sympathien für den FC Augsburg, der damals noch in der 2. Liga spielte. Wohl auch weil der Verein – auch wenn das einige Schwaben nicht gerne lesen – aus Bayern kam. Ich verfolgte den FC Augsburg schließlich immer intensiver und war am Boden zerstört, als er in der Relegation am 1. FC Nürnberg scheiterte. Aber es sollte ja ein Jahr später klappen.

Wie mich eine Niederlage zum Fan machte

Als Rot-Grün-Weiß in die Bundesliga aufstieg, war ich 13 und bezeichnete mich immer noch als Bayern-Fan. Der kleine FCA nahm jedoch einen immer größeren Platz in meinem Herzen ein und zwei Jahre später durfte ich dann endlich das erste Mal ins Stadion. Freitagabend. Flutlicht. Schalke. Dieses Spiel hat mich endgültig gepackt. Mit welcher Leidenschaft sich Tobi Werner, Dani Baier & Co. in die Zweikämpfe warfen und dafür vom Publikum in der ausverkauften Arena gefeiert wurden, imponierte mir sehr. Das kannte ich vom FC Bayern nicht. Auch wenn der FCA nach einem Doppelpack von Klaas-Jan Huntelaar mit 1:2 verlor, ging ich mit einem Lächeln aus dem Stadion. Das will ich wieder erleben, dachte ich mir.

Jubel dreier FCA-Größen: Tobias Werner brachte Augsburg mit 1:0 in Führung, ehe Schalke die Partie noch drehte. (Foto via imago)

Vielfalt statt Einfalt – der FCA verbindet

Und so setzte ich mich immer häufiger in den Zug, um die zwei Stunden von meinem Heimatort in die Fuggerstadt zu fahren. Oft mit Freunden oder Familienangehörigen, manchmal aber auch alleine. Das machte mir nichts aus, denn einsam war ich bei Spielen des FCA nie. Ich war anfangs überrascht, wie schnell man mit anderen Fans ins Gespräch kommt, liebte es aber immer mehr, mit eigentlich fremden Menschen zu jubeln. Diese verbindende Funktion des Fußballs das erste Mal zu spüren, war beeindruckend. Aus Fremden wurden irgendwann Freunde. Ich lernte immer mehr Menschen kennen, mit denen ich später gemeinsam ins Stadion gehen sollte. Bis heute.

Wie der Fußball allgemein verbindet auch der FC Augsburg. “Und in das Stadion dieses Vereins dürfen keine Nazis rein. Denn hier drinnen gibt es nur Fußballfieber pur. So was Großes gibts nur bei unserm FCA.” Für mich ging es damals also vom Triple-Sieger zum Bundesliga-Underdog. Das mag für manche unverständlich klingen, war für mich jedoch eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Auch wenn ich nicht mit allen Dingen rund um den Verein einverstanden bin, kann ich mir ein Leben ohne den FCA nicht mehr vorstellen.

Und so kamen im Laufe der Jahre etliche schöne FCA-Spiele hinzu. Am Tag des Ticketverkaufs für die Heimspiele in der Euro-League schwänzte ich die Schule, um an Karten zu gelangen. Ich hatte Fieber. FCA-Fieber. Leider war ich damals noch zu jung für die Auswärtsfahrten nach Bilbao, Alkmaar, Belgrad und Liverpool. Das hätte ich sehr gerne live im Block erlebt. Ohnehin sind es vor allem die Spiele in fremden Stadien, die mich begeistern. Je älter ich wurde, desto öfter verfolgte ich den FCA auch außerhalb Schwabens.

Zu Gast im Borussia-Park: Meiner Meinung nach eines der schönsten und stimmungsvollsten Stadien der Bundesliga. (Foto: privat)

Viele meiner Auswärtsfahrten endeten dabei ernüchternd. Nicht selten ging der FCA als Verlierer vom Platz: Pokalaus in Magdeburg, Last-Minute-Niederlagen in Mainz oder Dortmund, 5:1-Klatsche in Gladbach, 6:0-Packung in München. Nur um ein paar Beispiele zu nennen. Nichtsdestotrotz setzte ich mich immer wieder in Bus und Bahn, um den FCA zu unterstützen. Die enorm engagierten Jungs und Mädels von Fanfahrt.de begleiteten mich dabei regelmäßig. Gemeinsam mit anderen Augsburg-Fans durch die Bundesrepublik zu reisen, war und ist für mich das größte. Selbst die Berlin-Fahrt an einem nasskalten Dezember-Dienstag konnten die unermüdlichen Ray Hartung und Jens Schwarz zu einem Erfolg machen. Vielen Dank, dafür. Die schönste Auswärtsfahrt war gewiss der Sonderzug nach Dortmund. Jau, wurde da gefeiert.

Trotz Last-Minute-K.o. durch Paco Alcacer ein unglaublich schöner Tag. Das 4:3 im Dortmunder Westfalenstadion. (Foto: privat)

Zurück ins Stadion – die Sehnsucht wächst

Generell fehlt mir das Stadionerlebnis sehr. Das 1:1 gegen Freiburg war mein letztes Spiel, das ich vor Ort gesehen habe. Es war am 15. Februar. Auch wenn es eine eher maue, ereignisarme Bundesligapartie war und Tomas Koubek mal wieder schlecht bei einem Gegentor aussah, habe ich sehr schöne Erinnerungen an diesen Tag. Ich stand zusammen mit meinem Mitbewohner, dessen und meinem Bruder im M-Block und sorgte so dafür, dass sie den FCA hautnah erleben konnten. Es hat ihnen sehr gefallen und sie wollen wieder kommen. Mit meinem Bruder war ich zuvor schon öfter im Stadion. Auch er war in Kinderjahren Bayern-Fan, fand durch mich aber zum FC Augsburg. Seit etwa fünf Jahren schlägt sein Herz für Rot-Grün-Weiß. Er wird im Januar 16 Jahre alt, zu Weihnachten schenkte ich ihm eine Mitgliedschaft beim FC Augsburg. Ich bin stolz darauf, ihn auf den richtigen Pfad gebracht zu haben. Gemeinsam mit ihm dem FCA zu unterstützen, bedeutet mir sehr viel.

Vor etwa einem Jahr waren wir im Stadio Renato Dall’Ara in Bologna. Natürlich in FCA-Montur, was am Ende dann auch im Stadionkurier zu lesen war. (Fotos: privat)

Immer noch Original 1907

Ich habe den rasanten Aufstieg des FC Augsburg vom ambitionierten Zweitligisten bis hin zum etablierten Bundesligisten erlebt. Für die weniger ruhmreiche Vergangenheit in profifußballfernen Zeiten bin ich mit meinen 22 Jahren zu jung. Leider. Es muss bombastisch gewesen sein, im ausverkauften Rosenaustadion zu stehen. Für FCA-Fans, die den Klub schon damals unterstützten, habe ich übrigens größten Respekt. Ihr seid das Fundament dieses Vereins.

In den vergangenen Jahren ist der FCA sehr gewachsen. Mitgliedszahlen, finanzielle Möglichkeiten, Ausbau von Stadion, Geschäftsstelle und NLZ. Augsburg ist in der höchsten deutschen Spielklasse angekommen. Dennoch bedeutet es mir jedes Jahr enorm viel, wenn der Klassenerhalt endlich perfekt gemacht werden kann. Denn Augsburger Bundesligafußball ist nach wie vor nicht selbstverständlich. Trotz der positiven Entwicklung des Vereins. Das sollte man nicht vergessen.

Natürlich habe auch ich nichts dagegen, wenn der FCA sportlich auf der Erfolgswelle surft und der Blick vielmehr nach Europa als in den Tabellenkeller geht. Aber letztlich – und das ist doch das wunderschöne – bleiben wir alle auch nach den heftigsten Niederlagen, Patzern und Fehlentscheidungen der Chefetage Fan. Fan eines Vereins, der eine enorm integrative Funktion hat. Wir alle sind #ImmernochOriginal1907 – und werden es für immer bleiben. Nur der FCA!

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